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Leseprobe: Innere Sicherheit in Sachsen - Beiträge zu einer kontroversen Debatte

Ist innere Sicherheit heute ein Thema? Die Zunahme von Einbrüchen, Diebstählen und extremistischer Gewalt in ganz Deutschland führt seit einigen Jahren zur Verunsicherung der Bürger. Die Brandanschläge auf Bahnanlagen und politisch motivierte Gewalttaten in ganz Sachsen zeigen, dass die innere Sicherheit auch im Freistaat vor neuen Herausforderungen steht. Ist der Staat nur noch begrenzt in der Lage, die Bürger zu schützen? Dieses Buch setzt sich mit der Vielfalt der Fragen zur inneren Sicherheit mit Fokus auf den Freistaat Sachsen auseinander. 17 Autoren beleuchten das Phänomen und machen es für den Leser greifbar: Was ist innere Sicherheit überhaupt? Welche Aspekte umfasst sie? Neben Wissenschaftlern kommen Beteiligte zu Wort, die einen Bezug zum Thema „innere Sicherheit“ haben: Opfer von Kriminalität, Polizisten und Therapeuten. So werden Ursachen und Prävention von Kriminalität und die exekutive Umsetzung von innerer Sicherheit ins Blickfeld gerückt.

Ist innere Sicherheit heute ein Thema? Die Zunahme von Einbrüchen, Diebstählen und extremistischer Gewalt in ganz Deutschland führt seit einigen Jahren zur Verunsicherung der Bürger. Die Brandanschläge auf Bahnanlagen und politisch motivierte Gewalttaten in ganz Sachsen zeigen, dass die innere Sicherheit auch im Freistaat vor neuen Herausforderungen steht. Ist der Staat nur noch begrenzt in der Lage, die Bürger zu schützen? Dieses Buch setzt sich mit der Vielfalt der Fragen zur inneren Sicherheit mit Fokus auf den Freistaat Sachsen auseinander. 17 Autoren beleuchten das Phänomen und machen es für den Leser greifbar: Was ist innere Sicherheit überhaupt? Welche Aspekte umfasst sie? Neben Wissenschaftlern kommen Beteiligte zu Wort, die einen Bezug zum Thema „innere Sicherheit“ haben: Opfer von Kriminalität, Polizisten und Therapeuten. So werden Ursachen und Prävention von Kriminalität und die exekutive Umsetzung von innerer Sicherheit ins Blickfeld gerückt.

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Alexander Yendell · Gert Pickel · Karol<strong>in</strong> Dörner (Hg.)<br />

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<strong>Beiträge</strong> <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>kontroversen</strong><br />

<strong>Debatte</strong><br />

achsen<br />

EDITION LEIPZIG


<strong>Innere</strong><br />

<strong>Sicherheit</strong><br />

<strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>


Editorische Notiz<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die durchgehende<br />

Verwendung geschlechterspezifischer Formulierungen verzichtet;<br />

selbstverständlich s<strong>in</strong>d Personen aller Geschlechter e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

<strong>in</strong> der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische<br />

Daten s<strong>in</strong>d im Internet unter http://dnb.dnb.de abrufbar.<br />

ISBN 978-3-361-00726-0<br />

© 2017 Herausgeber und Edition Leipzig<br />

<strong>in</strong> der E. A. Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Leipzig<br />

www.edition-leipzig.de<br />

Die Verwertung der Texte und Bilder, auch aus<strong>zu</strong>gsweise, ist ohne<br />

Zustimmung der Rechte<strong>in</strong>haber urheberrechtswidrig und strafbar.<br />

Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Überset<strong>zu</strong>ngen, Mikroverfilmungen<br />

und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.<br />

Umschlaggestaltung<br />

Phillip Hailper<strong>in</strong>, Hofmeister Stauder. Büchermacher, Berl<strong>in</strong><br />

Projektmanagement und Lektorat<br />

Kirsten Witte-Hofmann<br />

Satz, Layout und Reproduktionen<br />

Phillip Hailper<strong>in</strong>, Hofmeister Stauder. Büchermacher, Berl<strong>in</strong><br />

Herstellung<br />

Sab<strong>in</strong>e Artner<br />

Druck und B<strong>in</strong>dung<br />

CPI Druck, Leck<br />

Pr<strong>in</strong>ted <strong>in</strong> Germany


<strong>Innere</strong><br />

<strong>Sicherheit</strong><br />

<strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong><br />

<strong>Beiträge</strong> <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>kontroversen</strong> <strong>Debatte</strong><br />

herausgegeben von<br />

Alexander Yendell, Gert Pickel<br />

und Karol<strong>in</strong> Dörner<br />

Edition Leipzig


Inhalt<br />

Gert Pickel/Alexander Yendell/Karol<strong>in</strong> Dörner<br />

8 Vorwort:<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

<strong>Innere</strong> <strong>Sicherheit</strong> – heute wieder e<strong>in</strong>e Thematik?<br />

1. <strong>Innere</strong> <strong>Sicherheit</strong>: Def<strong>in</strong>itionen und<br />

krim<strong>in</strong>ologische Erklärungsansätze<br />

André Jaworski<br />

16 Was ist <strong>in</strong>nere <strong>Sicherheit</strong>? Verschiedene Aspekte und<br />

Handlungsfelder<br />

Hans-Gerd Jaschke<br />

25 »Risikogesellschaft« – <strong>Innere</strong> <strong>Sicherheit</strong> im Wandel<br />

Susanne Kailitz<br />

34 Zwischen Imagepflege und hartem Durchgreifen<br />

<strong>Innere</strong> <strong>Sicherheit</strong> im politischen Diskurs <strong>Sachsen</strong>s<br />

Alexander Yendell/Oliver Decker<br />

38 Wie entsteht eigentlich Krim<strong>in</strong>alität?<br />

Ausgewählte Erklärungsansätze im Überblick<br />

5


Inhalt<br />

2. <strong>Innere</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zwischen Fakten<br />

und subjektiven Bedrohungsgefühlen<br />

Alexander Yendell/Gert Pickel<br />

45 Mehr krim<strong>in</strong>elle Jugendliche und Ausländer – oder nur mehr<br />

Angst davor?<br />

Zahlen und Fakten <strong>zu</strong> ausgewählten Krim<strong>in</strong>alitätsbereichen und<br />

Bürgere<strong>in</strong>schät<strong>zu</strong>ngen von Krim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Kurt Mühler<br />

53 Das <strong>Sicherheit</strong>sempf<strong>in</strong>den – e<strong>in</strong> eigenständiger sozialer<br />

Faktor<br />

Frank Asbrock/Immo Fritsche<br />

66 Reaktionen auf terroristische Bedrohung und das Bedürfnis<br />

nach <strong>Sicherheit</strong><br />

Karol<strong>in</strong> Dörner<br />

75 Was macht Angst mit uns?<br />

Interview mit Elke Hellweg, Fachärzt<strong>in</strong> für Psychiatrie, Psychosomatische<br />

Mediz<strong>in</strong> und Psychotherapie <strong>in</strong> Düsseldorf<br />

3. Opfer, Täter und Schutz<br />

Karol<strong>in</strong> Dörner<br />

80 Diebstahl, Gewalt, Wohnungse<strong>in</strong>bruch<br />

Drei Opfer erzählen<br />

Tom Thieme<br />

84 Institutionen der <strong>in</strong>neren <strong>Sicherheit</strong> <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Karol<strong>in</strong> Dörner<br />

92 <strong>Innere</strong> <strong>Sicherheit</strong>: Oberstes Gebot der Polizei<br />

Interview mit Andreas Loepki, Leiter des Direktionsbüros der<br />

Polizeidirektion Leipzig und Sachbearbeiter der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Thomas Schmidt-Lux<br />

97 Selbstgemachte <strong>Sicherheit</strong>? Bürgerwehren <strong>in</strong> Deutschland<br />

und <strong>Sachsen</strong><br />

6


Inhalt<br />

4. Extremistische Gewalt<br />

Tom Mannewitz<br />

106 Zwischen »Reichsbürgern« und l<strong>in</strong>ken »Krawallmachern«<br />

Politisch motivierte Krim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Uwe Backes/Anna-Maria Haase<br />

116 Von »Nazis«, »Zecken« und »Bullenschwe<strong>in</strong>en«<br />

Fe<strong>in</strong>dbildkonstruktionen und Konfrontationsgewalt als Herausforderungen<br />

für die <strong>in</strong>nere <strong>Sicherheit</strong><br />

Mathias Quent<br />

127 Dimensionen von <strong>in</strong>nerer <strong>Sicherheit</strong> und M<strong>in</strong>derheitenpolitik<br />

Karsten Lauber<br />

135 Krim<strong>in</strong>alprävention <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Karol<strong>in</strong> Dörner<br />

148 Was ist juristisch machbar – was nicht?<br />

Interview mit Hubertus Gersdorf, Professor für Staats- und<br />

Verwaltungsrecht an der Universität Leipzig<br />

Karol<strong>in</strong> Dörner<br />

150 Wie »therapiert« man Gewalttäter?<br />

Interview mit Andreas Sandvoß, Zentrum für Konfrontative<br />

Pädagogik<br />

5. Fazit und Ausblick<br />

Alexander Yendell/Gert Pickel/Karol<strong>in</strong> Dörner<br />

155 Fazit und Ausblick<br />

6. Anhang<br />

159 Die Autoren<br />

7


Frank Asbrock/Immo Fritsche<br />

Reaktionen auf terroristische<br />

Bedrohung und das Bedürfnis<br />

nach <strong>Sicherheit</strong><br />

66<br />

12. 2016, Anschlag auf Berl<strong>in</strong>er Weihnachtsmarkt,<br />

12 Tote. 22. 5. 2017, Anschlag bei ei-<br />

19.<br />

nem Konzert <strong>in</strong> Manchester, 22 Tote. 17. 8. 2017, Anschlag <strong>in</strong> Barcelona,<br />

14 Tote. Terrorismus gilt nicht nur <strong>in</strong> Europa, sondern weltweit als<br />

Bedrohung. Die genannten Anschläge s<strong>in</strong>d nur diejenigen der letzten<br />

12 Monate, die vielen <strong>in</strong> Deutschland aufgrund der Medienberichterstattung<br />

gut <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung s<strong>in</strong>d. 2017 gaben <strong>in</strong> der R+V-Studie »Die<br />

Ängste der Deutschen« 71 Prozent der Befragten an, vor Terrorismus<br />

große Angst <strong>zu</strong> haben, e<strong>in</strong> fast unveränderter Wert gegenüber 2016.1<br />

Es gibt verschiedene Wege, auf diese Bedrohungen <strong>zu</strong> reagieren.<br />

Auf <strong>in</strong>dividueller Ebene können sich Personen <strong>zu</strong>rückziehen und öffentliche<br />

Plätze meiden oder auf die Straße gehen und der Bedrohung<br />

geme<strong>in</strong>schaftlich trotzen.2 Auf kollektiver Ebene kommt es nach solchen<br />

Anschlägen häufig unmittelbar <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Debatte</strong> über verschärfte<br />

<strong>Sicherheit</strong>smaßnahmen und <strong>zu</strong>r Absage oder Unterbrechung von<br />

Großveranstaltungen aufgrund erhöhter Wachsamkeit für verme<strong>in</strong>tliche<br />

Warnsignale. Neben sche<strong>in</strong>bar zweckrational begründeten Anti-<br />

Terror-Maßnahmen kommt es aber auch <strong>zu</strong> subtilen Verschiebungen<br />

menschlichen Denkens und Handelns <strong>in</strong> Richtung erhöhter Geme<strong>in</strong>schaftsorientierung<br />

und Ethnozentrismus (z. B. Abwertung Fremder),<br />

wie experimentelle Studien zeigen.3<br />

Wir möchten <strong>in</strong> dem vorliegenden Kapitel das Phänomen der<br />

Wahrnehmung von Bedrohung, <strong>in</strong>sbesondere von Terrorismusbedrohung,<br />

deren Ursachen und Folgen näher beleuchten. Unter Bedrohung<br />

verstehen wir die Wahrnehmung oder das Gefühl e<strong>in</strong>er Person,<br />

dass etwas Aversives auf sie <strong>zu</strong>kommen könnte.4 Aus sozialpsychologischer<br />

Sicht ist diese Wahrnehmung e<strong>in</strong> Prozess, der allgeme<strong>in</strong>e<br />

Denk- und Handlungsweisen von Menschen betrifft und verändert<br />

und der durch bestimmte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und <strong>in</strong>dividuelle<br />

Unterschiede bee<strong>in</strong>flusst wird. Wir werden <strong>zu</strong>nächst allgeme<strong>in</strong>e<br />

Formen von Bedrohungswahrnehmung darstellen und dann <strong>zu</strong>r<br />

Wahrnehmung terroristischer Bedrohung im Speziellen übergehen.<br />

Anschließend diskutieren wir die Zusammenhänge von Bedrohungs-


Reaktionen auf terroristische Bedrohung und das Bedürfnis nach <strong>Sicherheit</strong><br />

wahrnehmung und den Forderungen nach Maßnahmen <strong>zu</strong>r Erhöhung<br />

der <strong>in</strong>neren <strong>Sicherheit</strong>.<br />

Was nehmen wir als bedrohlich wahr?<br />

Menschen können sich durch D<strong>in</strong>ge oder Ereignisse<br />

bedroht fühlen, die sie persönlich oder e<strong>in</strong>e für sie relevante Gruppe<br />

betreffen. Drohender Arbeitsplatzverlust oder die Angst um die<br />

körperliche Unversehrtheit s<strong>in</strong>d Beispiele für e<strong>in</strong>e persönliche Bedrohungswahrnehmung,<br />

während der antizipierte wirtschaftliche Abstieg<br />

der Mittelschicht oder die verme<strong>in</strong>tliche Islamisierung Deutschlands<br />

kollektive Bedrohungen der Eigengruppe darstellen.<br />

Nach der Intergroup Threat Theory lassen sich symbolische und<br />

realistische Bedrohungen unterscheiden.5 Symbolische Bedrohungen<br />

richten sich gegen die von der eigenen Gruppe geteilten Werte und<br />

Normen, wie z. B. Moralvorstellungen oder Ideologien. Realistische<br />

Bedrohungen richten sich gegen Wohlstand und Ressourcen der eigenen<br />

Gruppe, gegen deren Macht sowie die körperliche Unversehrtheit.<br />

Die Wahrnehmung realistischer und symbolischer Bedrohung führt<br />

<strong>zu</strong> Vorurteilen und Diskrim<strong>in</strong>ierung von Fremdgruppen, die mit dieser<br />

Bedrohung assoziiert werden.6<br />

Bedrohungswahrnehmungen entstehen letztlich dann, wenn psychische<br />

Grundbedürfnisse von Menschen verletzt werden. Zwei wesentliche<br />

Bedürfnisse s<strong>in</strong>d diejenigen nach e<strong>in</strong>em positiven Selbstwert<br />

und nach Kontrolle.7 Menschen streben danach, sich positiv <strong>zu</strong> sehen<br />

und dar<strong>zu</strong>stellen. Wenn dieser Selbstwert bedroht ist, z. B., weil wir<br />

wahrnehmen, dass es uns wirtschaftlich schlechter geht als anderen,<br />

versuchen wir, wieder e<strong>in</strong>en positiven Selbstwert <strong>zu</strong> erlangen. Dies<br />

können wir auf persönlicher, aber auch auf sozialer Ebene tun. Nach<br />

der Theorie der sozialen Identität können Personen ihren Selbstwert<br />

erhöhen, <strong>in</strong>dem sie, wenn möglich, die bedrohte Gruppe verlassen<br />

und sich e<strong>in</strong>er weniger bedrohten Gruppe anschließen oder sich e<strong>in</strong>e<br />

für ihren Selbstwert positivere Vergleichsgruppe suchen.8 Aber auch<br />

der Konflikt mit Fremdgruppen ist e<strong>in</strong>e Option, beispielsweise durch<br />

sozialen Protest oder auch e<strong>in</strong>e Bevor<strong>zu</strong>gung der Eigengruppe (Ingroup<br />

Bias) bis h<strong>in</strong> <strong>zu</strong> offenen Vorurteilen und Diskrim<strong>in</strong>ierung gegenüber<br />

Fremdgruppen.9<br />

Das Bedürfnis nach Kontrolle (d. h., subjektive Handlungsfähigkeit)<br />

ist e<strong>in</strong> weiteres wesentliches Motiv, das durch verschiedene Ereignisse<br />

bedroht werden kann. Nach der Theorie der gruppenbasierten<br />

Kontrolle kann die Wahrnehmung e<strong>in</strong>er persönlichen Bedrohung<br />

da<strong>zu</strong> führen, dass Individuen diese Kontrolle auf Gruppenebene wiederher<strong>zu</strong>stellen<br />

versuchen, <strong>in</strong>dem sie sich mit handlungsfähigen<br />

Gruppen identifizieren und als Gruppenmitglieder (statt Individuen)<br />

denken und handeln.10 Gruppenidentitäten können also da<strong>zu</strong> dienen,<br />

bedrohte persönliche Kontrolle wiederher<strong>zu</strong>stellen. Dieser allgemei-<br />

67


Frank Asbrock/Immo Fritsche<br />

ne Prozess f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> vielen Intergruppenkonflikten wieder, beispielsweise<br />

<strong>in</strong> der Diskrim<strong>in</strong>ierung von Ausländern, denen die Schuld<br />

für die eigene Deprivation gegeben wird, oder <strong>in</strong> Fußballgewalt, wenn<br />

persönliche Kontrollbedrohung durch kollektives Verhalten als (gewalttätiger)<br />

Fußballfan kompensiert wird.<br />

Gruppenbasierte Kontrolle kann auch erlangt werden, wenn man<br />

sich den Führungspersonen oder Normen der Gruppe unterwirft. Personen,<br />

die sehr stark <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er Orientierung an sozialen Normen und<br />

Konventionen, Unterwürfigkeit gegenüber legitimen Führungspersonen<br />

und Aggression gegenüber Abweichenden neigen, zeichnen<br />

sich durch erhöhte autoritäre E<strong>in</strong>stellungen aus. Autoritarismus ist<br />

e<strong>in</strong>e ideologische E<strong>in</strong>stellung, die von der Motivation, <strong>Sicherheit</strong> und<br />

Ordnung <strong>zu</strong> bewahren, getrieben ist.11 Die Forschung zeigt, dass Bedrohungswahrnehmungen<br />

autoritäre E<strong>in</strong>stellungen verstärken können,12<br />

diese aber auch die Sensibilität für die Wahrnehmung von Bedrohungen<br />

erhöhen.13 Autoritäre E<strong>in</strong>stellungen führen <strong>zu</strong> Vorurteilen<br />

und Diskrim<strong>in</strong>ierung gegenüber solchen Gruppen, die als bedrohlich<br />

wahrgenommen werden.14<br />

68<br />

Terroristische Bedrohung<br />

Terrorismus stellt sowohl e<strong>in</strong>e realistische als auch<br />

e<strong>in</strong>e symbolische Bedrohung dar15 und zielt dabei nicht nur darauf ab,<br />

Individuen e<strong>in</strong>en großen Schaden durch den terroristischen Akt <strong>zu</strong><strong>zu</strong>fügen,<br />

sondern richtet sich vor allem an Beobachter, die <strong>in</strong> Angst<br />

versetzt werden sollen. In Studien <strong>zu</strong> den Auswirkungen des 11. September<br />

2001 konnten Huddy und Kollegen zeigen, dass die Wahrnehmung<br />

terroristischer Bedrohung mit e<strong>in</strong>er stärkeren Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

militärischer Maßnahmen gegen Terrorismus e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>g, während<br />

<strong>in</strong>dividuelle Angst mit Rück<strong>zu</strong>gsverhalten und e<strong>in</strong>er Ablehnung militärischer<br />

Maßnahmen <strong>zu</strong>sammenh<strong>in</strong>g.16 In weiteren Studien wurde<br />

dieser allgeme<strong>in</strong>e Effekt relativiert: So sche<strong>in</strong>en vor allem solche<br />

Personen mit stärkerer Unterstüt<strong>zu</strong>ng militärischer Maßnahmen auf<br />

Terrorismusbedrohung <strong>zu</strong> reagieren, die die eigene Gruppe als <strong>in</strong> sich<br />

wenig geschlossen (d. h., die Mitglieder als wenig ähnlich) und daher<br />

geschwächt wahrnehmen.17<br />

Individuelle Unterschiede <strong>in</strong> autoritären E<strong>in</strong>stellungen spielen<br />

auch <strong>in</strong> der Wahrnehmung terroristischer Bedrohung e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle. Autoritarismus hat sich <strong>in</strong> vielen Studien als e<strong>in</strong> Verstärker<br />

des Effekts von Bedrohung auf Intergruppenverhalten herausgestellt.<br />

Gleichzeitig können terroristische Bedrohungsgefühle aber auch bewirken,<br />

dass eigentlich ger<strong>in</strong>g Autoritäre aggressive kollektive Reaktionen<br />

(z. B. den »War on Terror« <strong>in</strong> den USA) <strong>in</strong> ähnlich hohem Maße<br />

befürworten, wie Personen mit hoch autoritären E<strong>in</strong>stellungsmustern.18<br />

Dies entspricht dem Befund, dass wahrgenommene Bedrohung<br />

<strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em Anstieg autoritärer Reaktionen (z. B. Befürwortung von Fol-


Reaktionen auf terroristische Bedrohung und das Bedürfnis nach <strong>Sicherheit</strong><br />

ter als Verhörmaßnahme) führt.19 In e<strong>in</strong>er Studie an der Technischen<br />

Universität Chemnitz, die unmittelbar nach e<strong>in</strong>er Serie von terroristischen<br />

Attacken <strong>in</strong> Deutschland im Juli 2016 durchgeführt wurde, zeigte<br />

sich, dass die Wahrnehmung persönlicher Bedrohung durch Terrorismus<br />

nur bei Personen, die sich politisch l<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong>ordneten, <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Anstieg autoritärer Unterwürfigkeit und <strong>zu</strong> der Forderung von mehr<br />

<strong>Sicherheit</strong>smaßnahmen im öffentlichen Raum führte. Diese Befunde<br />

bedeuten allerd<strong>in</strong>gs nicht, dass Bedrohungswahrnehmung immer <strong>zu</strong><br />

e<strong>in</strong>er Verstärkung antiliberaler und konservativer Positionen führt.20<br />

Vielmehr zeigen Studien <strong>zu</strong>r gruppenbasierten Kontrolle, dass Kontrollbedrohung<br />

die Tendenz von Menschen erhöht, ihr Verhalten an<br />

den wahrgenommenen Regeln und Normen relevanter Eigengruppen<br />

aus<strong>zu</strong>richten. Entsprechend sollte Bedrohung eher <strong>zu</strong> gesellschaftlicher<br />

Polarisierung führen, L<strong>in</strong>ke also l<strong>in</strong>ker und Konservative konservativer<br />

werden. In e<strong>in</strong>er experimentellen Studie unmittelbar nach den<br />

Terroranschlägen von Paris im November 2015 waren Leipziger Studierende<br />

mit steigender selbstberichteter Terrorangst <strong>in</strong> Folge der Anschläge<br />

stärker bereit, sich gegen die LEGIDA-Bewegung e<strong>in</strong><strong>zu</strong>setzen,<br />

wenn sie gleichzeitig e<strong>in</strong>e hohe Norm <strong>in</strong> der Gruppe der Studierenden<br />

wahrnahmen, sich gegen LEGIDA <strong>zu</strong> richten.21<br />

Bedrohung sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong>sgesamt autoritäre Reaktionen <strong>zu</strong> stärken,<br />

also solche Reaktionen, die dem Erhalt von <strong>Sicherheit</strong> und Ordnung<br />

<strong>in</strong> der Eigengruppe dienen.22 Diese müssen nicht zwangsläufig rechtsautoritär<br />

se<strong>in</strong> und die Forderung nach mehr Überwachung und e<strong>in</strong>er<br />

stärkeren E<strong>in</strong>schränkung von Freiheiten be<strong>in</strong>halten, sondern orientieren<br />

sich an der Gruppennorm: In e<strong>in</strong>er experimentellen Studie<br />

an der TU Chemnitz sollten Versuchspersonen über e<strong>in</strong>e Bedrohung<br />

durch verstärkte Überwachung des öffentlichen Raums nachdenken.<br />

Dies führte bei niedrig-autoritären Personen <strong>zu</strong> verstärkten spezifischen<br />

autoritären Reaktionen, wie der Forderung nach Verboten<br />

dieser Überwachung.23<br />

Bedrohung und <strong>in</strong>nere <strong>Sicherheit</strong><br />

Die Wahrnehmung terroristischer Bedrohung kann<br />

mit der Forderung nach verstärkten <strong>Sicherheit</strong>smaßnahmen, militärischen<br />

Interventionen, sozialem Protest oder auch mit allgeme<strong>in</strong>eren<br />

kollektiven Reaktionen, wie erhöhter Normkonformität e<strong>in</strong>hergehen.<br />

Auf der Ebene des politischen Diskurses ist e<strong>in</strong>e der ersten Reaktionen<br />

nach e<strong>in</strong>em terroristischen Anschlag häufig der Ruf nach verstärkter<br />

Überwachung, mehr Polizei und den E<strong>in</strong>schränkungen von bürgerlichen<br />

Freiheiten, möglicherweise sogar nur für spezielle Gruppen.<br />

Bei diesen Reaktionen ist zwischen problemfokussierten und »palliativen«<br />

Reaktionen <strong>zu</strong> unterscheiden.24 Problemfokussierte Maßnahmen<br />

zielen darauf ab, die Ursache für die Bedrohung <strong>zu</strong> beseitigen,<br />

während palliative Maßnahmen zwar e<strong>in</strong> Kontroll- und Handlungs-<br />

69


Frank Asbrock/Immo Fritsche<br />

bedürfnis befriedigen, aber den Grund für die Bedrohung nicht beseitigen.<br />

Bei Forderungen nach Maßnahmen <strong>zu</strong>r Erhöhung der <strong>in</strong>neren<br />

<strong>Sicherheit</strong> vermischen sich häufig beide motivationalen Prozesse.<br />

E<strong>in</strong>erseits versprechen sich Menschen von solchen Maßnahmen, wie<br />

beispielsweise verstärkten Zugangskontrollen für Personen aus vermuteten<br />

Ursprungsländern des Terrorismus, dass diese tatsächlich<br />

die Terrorbedrohung senken. Gleichzeitig können sich <strong>in</strong> solche potenziell<br />

zweckrational begründbaren Forderungen auch die Auswirkungen<br />

palliativer Motivationen (z. B. Kontrolle) e<strong>in</strong>schleichen, welche<br />

<strong>in</strong> der Regel auf unbewussten Prozessen beruhen und sich daher<br />

bewussten Nachdenkens und zweckrationaler <strong>Debatte</strong> entziehen.25 So<br />

kann e<strong>in</strong>e Forderung nach E<strong>in</strong>schränkung der E<strong>in</strong>reise von Personen<br />

aus muslimisch geprägten Ländern (»Muslim ban«) auf e<strong>in</strong>er subtilen<br />

Ebene das Gefühl von (gruppenbasierter) Kontrolle erhöhen, alle<strong>in</strong><br />

dadurch, dass hier zwischen »uns« und »denen« unterschieden und<br />

das kollektive Wir als dom<strong>in</strong>ant und handlungsfähig erlebt wird. Dies<br />

kann <strong>zu</strong>r Forderung nach ungerechten und <strong>in</strong>effektiven politischen<br />

Entscheidungen führen.<br />

Die Forderung nach stärkeren <strong>Sicherheit</strong>smaßnahmen entspricht<br />

dem existenziellen und <strong>zu</strong>gleich unerfüllbaren menschlichen Verlangen<br />

nach absoluter <strong>Sicherheit</strong> und persönlicher Kontrolle.26 Dieses<br />

Verlangen steht häufig im Gegensatz <strong>zu</strong>m Ziel der <strong>in</strong>dividuellen<br />

Freiheit, welche e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage von Demokratien darstellt.27<br />

Wir haben oben bereits dargestellt, dass die Wahrnehmung terroristischer<br />

Bedrohung häufig <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>er Betonung des Kollektiven und dessen<br />

Verteidigung (autoritäre Reaktionen) führt. Psychologisch kann<br />

solch kollektives Handeln <strong>in</strong> Zeiten bedrohter persönlicher Handlungsfähigkeit<br />

und <strong>Sicherheit</strong> e<strong>in</strong>e palliative Funktion erfüllen. Politisch<br />

allerd<strong>in</strong>gs muss die Frage gestellt werden, wie mit dem Zurückdrängen<br />

<strong>in</strong>dividueller Freiheit und der illegitimen Abwertung des<br />

Fremden <strong>in</strong> Zeiten von Bedrohung um<strong>zu</strong>gehen ist. E<strong>in</strong>erseits mag<br />

Aufklärung über die Effekte palliativer Motivation helfen, dass Menschen<br />

ihre möglicherweise verzerrten Werturteile für diese E<strong>in</strong>flüsse<br />

korrigieren. Andererseits mag es se<strong>in</strong>, dass kollektive Reaktionen<br />

auf Bedrohung sich auf die Verteidigung demokratisch verfasster Geme<strong>in</strong>wesen<br />

ausdehnen (lassen). Dies sollte dann der Fall se<strong>in</strong>, wenn<br />

Menschen sich Geme<strong>in</strong>schaften oder Gesellschaften <strong>zu</strong>gehörig fühlen,<br />

die demokratische Normen wahrnehmbar <strong>zu</strong> ihrem Def<strong>in</strong>itionskriterium<br />

erklären. Entsprechend versammelten sich nach den ersten großen<br />

Terroranschlägen von Paris im Frühjahr 2015 Hunderttausende<br />

Franzosen h<strong>in</strong>ter Spruchbändern, auf denen e<strong>in</strong>e diskrim<strong>in</strong>ierungsfreie<br />

und tolerante Gesellschaft gefordert wurde.<br />

1 O. V., 2017.<br />

2 Siehe da<strong>zu</strong> auch das Interview mit der Psychiater<strong>in</strong><br />

Elke Hellweg <strong>in</strong> diesem Band, S. 75–78.<br />

3 Fritsche u. a., 2011; Fritsche/Fischer, 2009.<br />

4 Fritsche u. a., 2011.<br />

5 Stephan u. a., 2016.<br />

70


Reaktionen auf terroristische Bedrohung und das Bedürfnis nach <strong>Sicherheit</strong><br />

6 Stephan u. a., 2016.<br />

7 Fritsche/Jugert, 2017; Fritsche u. a., 2011.<br />

8 Tajfel/Turner, 1979.<br />

9 Mart<strong>in</strong>y/Rub<strong>in</strong>, 2016.<br />

10 Fritsche u. a., 2011; Fritsche u. a., 2013; Stollberg<br />

u. a., 2017.<br />

11 Duckitt, 2006.<br />

12 Doty u. a., 1991; Duckitt/Fisher, 2003.<br />

13 Cohrs/Asbrock, 2009; Kauff u. a., 2013.<br />

14 Asbrock u. a., 2010.<br />

15 Crowson, 2009.<br />

16 Huddy u. a., 2005.<br />

17 Bilali, 2015.<br />

18 Hether<strong>in</strong>gton/Suhay, 2011.<br />

19 Asbrock/Fritsche, 2013; Doty u. a., 1991;<br />

Duckitt/Fisher, 2003.<br />

20 Vgl. Jost u. a., 2003.<br />

21 Stollberg u. a., 2017.<br />

22 Vgl. Kessler/Cohrs, 2008.<br />

23 Jaschke, 2017.<br />

24 Fritsche/Jugert, 2017.<br />

25 Jonas u. a., 2014.<br />

26 Greenberg u. a., 1997.<br />

27 Vgl. Frevel, 2016.<br />

Literatur<br />

Asbrock/Fritsche, 2013<br />

Asbrock, Frank/Fritsche, Immo: Authoritarian Reactions to<br />

Terrorist Threat: Who is Be<strong>in</strong>g Threatened, the Me or the We?, <strong>in</strong>:<br />

International Journal of Psychology, 48/2013, H. 1, S. 35–49 (doi:10.<br />

1080/00207594.2012.695075)<br />

Asbrock u. a., 2010<br />

Asbrock, Frank/Sibley, Chris G./Duckitt, John: Right-W<strong>in</strong>g<br />

Authoritarianism and Social Dom<strong>in</strong>ance Orientation and the<br />

dimensions of generalized Prejudice: A Longitud<strong>in</strong>al Test., <strong>in</strong>:<br />

European Journal of Personality, 24/2010, S. 324–340<br />

Bilali, 2015<br />

Bilali, Rezarta: Do Terrorist Threat Alerts Increase Perception of<br />

Threat and Legitimization of In-group’s Wars? The Moderat<strong>in</strong>g<br />

Role of Perceived In-group Homogeneity, <strong>in</strong>: Journal of Applied<br />

Social Psychology, 45/2015, H. 5, S. 300–310 (doi:10.1111/jasp.12296)<br />

Cohrs/Asbrock, 2009<br />

Cohrs, J. Christopher/Asbrock, Frank: Right-W<strong>in</strong>g Authoritarianism,<br />

Social Dom<strong>in</strong>ance Orientation and Prejudice aga<strong>in</strong>st<br />

Threaten<strong>in</strong>g and Competitive Ethnic Groups, <strong>in</strong>: European Journal<br />

of Social Psychology, 39/2009, S. 270–289 (doi:10.1002/ejsp.545)<br />

Crowson, 2009<br />

Crowson, H. Michael: Predict<strong>in</strong>g Perceptions of Symbolic<br />

and Realistic Threat From Terrorists: The Role of Right-W<strong>in</strong>g<br />

Authoritarianism and Social Dom<strong>in</strong>ance Orientation. Individual<br />

Differences Research, 7/2009, H. 2, S. 113–118<br />

Doty u. a., 1991<br />

Doty, Richard M./Peterson, Bill E./W<strong>in</strong>ter, David G.: Threat and<br />

Authoritarianism <strong>in</strong> the United States, 1978–1987, <strong>in</strong>: Journal<br />

of Personality and Social Psychology, 61/1991, H. 4, S. 629–640<br />

(doi:10.1037/0022-3514.61.4.629)<br />

71


6.<br />

Anhang


Die Autoren<br />

Juniorprof. Dr. Frank Asbrock hat an der Universität<br />

Bielefeld Psychologie studiert und dort 2008<br />

im Graduiertenkolleg »Gruppenbezogene Menschenfe<strong>in</strong>dlichkeit«<br />

promoviert. Anschließend war<br />

er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität<br />

Marburg. Seit 2015 ist er Juniorprofessor für Sozialpsychologie<br />

an der Technischen Universität Chemnitz.<br />

Er forscht <strong>zu</strong> Intergruppenkonflikten, Kontakt<br />

und ideologischen E<strong>in</strong>stellungen.<br />

Prof. Dr. Uwe Backes ist stellvertretender Direktor<br />

am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung<br />

e. V. an der TU Dresden und außerplanmäßiger<br />

Professor am Institut für Politikwissenschaft<br />

ebendort. Se<strong>in</strong>e Arbeitsschwerpunkte s<strong>in</strong>d Demokratietheorie,<br />

Ideologiegeschichte, vergleichende<br />

Extremismus- und Autokratieforschung. Mit Alexander<br />

Gallus und Eckhard Jesse gibt er das Jahrbuch<br />

Extremismus & Demokratie (Nomos, Baden-<br />

Baden) heraus.<br />

PD Dr. Oliver Decker ist Sozialwissenschaftler an<br />

der Universität Leipzig. Se<strong>in</strong>e Arbeitsschwerpunkte<br />

s<strong>in</strong>d u. a. Autoritarismus, Antisemitismus und<br />

politische E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> Gesellschaften der Moderne.<br />

Seit 2002 ist er Projektleiter der Leipziger<br />

»Mitte«-Studien, seit 2013 Vorstandssprecher des<br />

Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und<br />

Demokratieforschung (KreDo).<br />

Karol<strong>in</strong> Dörner ist freiberufliche Journalist<strong>in</strong> und<br />

Autor<strong>in</strong> beim Mitteldeutschen Rundfunk. Für MDR<br />

Kultur und MDR Aktuell veröffentlicht sie regelmäßig<br />

Reportagen und <strong>Beiträge</strong> <strong>zu</strong> sozialpolitischen<br />

und wissenschaftlichen Themen. An der Universität<br />

Leipzig studierte sie Kulturwissenschaften mit dem<br />

Schwerpunkt Islamfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> Ostdeutschland.<br />

Prof. Dr. Immo Fritsche ist Professor für Sozialpsychologie<br />

am Institut für Psychologie der Universität<br />

Leipzig. In se<strong>in</strong>er quantitativ-experimentell<br />

ausgerichteten Forschung arbeitet er <strong>zu</strong> Gruppenprozessen<br />

und sozialer Identität, motivierter sozialer<br />

Kognition und der Psychologie der Umweltkrise.<br />

Anna-Maria Haase studiert im Masterstudiengang<br />

Politik und Verfassung an der TU Dresden und arbeitet<br />

als wissenschaftliche Hilfskraft am Hannah-Arendt-Institut<br />

am Projekt »Rechts motivierte<br />

(Hass-)Gewalt <strong>in</strong>s <strong>Sachsen</strong>«.<br />

Prof. Dr. Hans-Gerd Jaschke ist nach Stationen an<br />

der Universität Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und der Polizei-<br />

Führungsakademie/Deutsche Hochschule der Polizei<br />

Münster Professor für Politikwissenschaft am<br />

Fachbereich Polizei und <strong>Sicherheit</strong>smanagement an<br />

der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berl<strong>in</strong>.<br />

Arbeitsschwerpunkte: Leitung des Master-Studiengangs<br />

<strong>Sicherheit</strong>smanagement, wissenschaftliche<br />

Begleitung des Berl<strong>in</strong>er Landesprogramms Radikalisierungsprävention.<br />

Forschungsschwerpunkte: Politischer<br />

Extremismus, Entwicklung der <strong>Sicherheit</strong>sarchitektur<br />

<strong>in</strong> Deutschland und Europa.<br />

André Jaworski studierte Politikwissenschaften an<br />

der Universität Trier. 2016 erhielt er den Master <strong>in</strong><br />

Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

Münster. Im Zuge se<strong>in</strong>er Masterarbeit<br />

beschäftigte er sich mit Cyberterrorismus aus<br />

wirtschaftswissenschaftlicher Sicht und der Analyse<br />

von islamistischem Terrorismus aus Perspektive der<br />

ökonomischen Theorie. André Jaworski arbeitet seit<br />

2016 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU<br />

Berl<strong>in</strong>. Dort widmet er sich e<strong>in</strong>em BMBF-Verbundprojekt<br />

mit sozialpsychologischen und sicherheitsökonomischem<br />

Schwerpunkt.<br />

159


Die Autoren<br />

Dr. Susanne Kailitz ist freie Journalist<strong>in</strong> <strong>in</strong> Dresden.<br />

Für »Das Parlament«, den Focus und Die ZEIT<br />

schreibt sie <strong>zu</strong> <strong>in</strong>nen- und gesellschaftspolitischen<br />

Themen. Sie hat an der TU Chemnitz Politikwissenschaften,<br />

Germanistik und Interkulturelle Kommunikation<br />

studiert.<br />

Karsten Lauber ist angehender Krim<strong>in</strong>ologie und<br />

Polizeiwissenschaftler aus Leipzig. Zwischen 2000<br />

und 2012 beim Bayerischen Landeskrim<strong>in</strong>alamt und<br />

dem Polizeipräsidium München tätig, u. a. als Landesvertreter<br />

im Geme<strong>in</strong>samen Terrorismus-Abwehrzentrum<br />

Berl<strong>in</strong>.<br />

Jun.-Prof. Dr. Tom Mannewitz ist Politikwissenschaftler<br />

an der TU Chemnitz. Nach e<strong>in</strong>em Studium<br />

der Politik- und Kommunikationswissenschaft <strong>in</strong><br />

Dresden wurde er 2012 promoviert und 2014 habilitiert.<br />

Se<strong>in</strong>e Arbeitsschwerpunkte s<strong>in</strong>d die vergleichende<br />

Extremismus- und Demokratieforschung,<br />

politikwissenschaftliche Forschungsmethoden und<br />

politische Kultur.<br />

Prof. Dr. Kurt Mühler ist Professor für Soziologie<br />

am Institut für Soziologie der Universität Leipzig.<br />

Schwerpunkte se<strong>in</strong>er Forschungstätigkeit s<strong>in</strong>d die<br />

Wahrnehmung und kognitive Verarbeitung von Krim<strong>in</strong>alitätsphänomenen<br />

sowie die Wirkung von Geschlechternormen<br />

auf das Sozialverhalten. Er arbeitet<br />

seit 2010 an der Konzeption der Leipziger<br />

<strong>Sicherheit</strong>sbefragungen mit.<br />

Dr. Matthias Quent ist Soziologe und Leiter des Instituts<br />

für Demokratie und Zivilgesellschaft – Thür<strong>in</strong>ger<br />

Dokumentations- und Forschungsstelle gegen<br />

Menschenfe<strong>in</strong>dlichkeit mit Sitz <strong>in</strong> Jena. Se<strong>in</strong>e<br />

Forschungsschwerpunkte s<strong>in</strong>d öffentliche Soziologie,<br />

Rassismus, Rechtsextremismus, soziale Bewegungen<br />

und Protestforschung.<br />

PD Dr. Thomas Schmidt-Lux ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaften<br />

(Bereich Kultursoziologie) der Universität Leipzig.<br />

Se<strong>in</strong>e Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Analyse<br />

von Recht und Gewalt, außerdem der Kultur- und<br />

Religionssoziologie.<br />

Prof. Dr. Tom Thieme ist Professor für Gesellschaftspolitische<br />

Bildung an der Hochschule der<br />

Sächsischen Polizei (FH). Er promovierte 2007<br />

über extremistische Parteien <strong>in</strong> Osteuropa, 2013<br />

habilitierte er mit e<strong>in</strong>em Vergleich der ostmitteleuropäischen<br />

Systemwechsel 1989/90. Se<strong>in</strong>e Arbeitsschwerpunkte<br />

s<strong>in</strong>d Demokratie-, Diktatur-,<br />

Transformations- und Extremismusforschung.<br />

Dr. Alexander Yendell ist PostDoc <strong>in</strong> der Abteilung<br />

für Mediz<strong>in</strong>ische Psychologie und Mediz<strong>in</strong>ische Soziologie<br />

der Universität Leipzig und Mitglied des<br />

Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und<br />

Demokratieforschung an der Universität Leipzig.<br />

Se<strong>in</strong>e Forschungsschwerpunkte s<strong>in</strong>d Extremismus,<br />

Islamfe<strong>in</strong>dlichkeit, Religiosität und Sozialstruktur.<br />

Prof. Dr. Gert Pickel ist seit 2009 Professor für Religions-<br />

und Kirchensoziologie an der Theologischen<br />

Fakultät der Universität Leipzig. Se<strong>in</strong>e Arbeitsschwerpunkte<br />

s<strong>in</strong>d u. a. Politische Kulturforschung,<br />

Demokratieforschung und E<strong>in</strong>stellungen <strong>zu</strong>r religiösen<br />

Pluralisierung. Er ist Mitbegründer des Kompetenzzentrums<br />

für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung<br />

(KReDO) <strong>in</strong> Leipzig und des<br />

Netzwerkes für Integrations-, Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeits-<br />

und Rechtsextremismusforschung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

(IFRiS).<br />

160


Ist <strong>in</strong>nere <strong>Sicherheit</strong> heute e<strong>in</strong> Thema? Die Zunahme von<br />

E<strong>in</strong>brüchen, Diebstählen und extremistischer Gewalt <strong>in</strong> ganz<br />

Deutschland führt seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>zu</strong>r Verunsicherung der<br />

Bürger. Die Brandanschläge auf Bahnanlagen und politisch<br />

motivierte Gewalttaten <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zeigen, dass die <strong>in</strong>nere<br />

<strong>Sicherheit</strong> auch im Freistaat vor neuen Herausforderungen<br />

steht. Ist der Staat nur noch begrenzt <strong>in</strong> der Lage, die Bürger <strong>zu</strong><br />

schützen?<br />

Dieses Buch setzt sich mit der Vielfalt der Fragen <strong>zu</strong>r <strong>in</strong>neren<br />

<strong>Sicherheit</strong> mit Fokus auf den Freistaat <strong>Sachsen</strong> ause<strong>in</strong>ander.<br />

17 Autoren beleuchten das Phänomen und machen es für den<br />

Leser greifbar: Was ist <strong>in</strong>nere <strong>Sicherheit</strong> überhaupt? Welche<br />

Aspekte umfasst sie? Neben Wissenschaftlern kommen<br />

Beteiligte <strong>zu</strong> Wort, die e<strong>in</strong>en Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong>m Thema »<strong>in</strong>nere<br />

<strong>Sicherheit</strong>« haben: Opfer von Krim<strong>in</strong>alität, Polizisten und<br />

Therapeuten. So werden Ursachen und Prävention von<br />

Krim<strong>in</strong>alität und die exekutive Umset<strong>zu</strong>ng von <strong>in</strong>nerer<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>in</strong>s Blickfeld gerückt.<br />

ISBN 978-3-361-00726-0

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