Video im E-Paper BERNHARD LEONARDY MUSIKFESTSPIELE SAAR
Einen der wichtigsten Pfeiler in der saarländischen Musik- und Kunstlandschaft bilden seit 1989 die Musikfestspiele Saar. Sie wurden aus einer bürgerlichen Initiative heraus gegründet und bilden nun seit über 30 Jahren ein Zentrum für klassischen Musik in der Großregion. Vom 9. Mai bis 5. Juni werden wieder regionale, nationale, als auch internationale Künstler*innen bei den Musikfestspielen Saar <strong>2020</strong> zu hören und erleben sein. Wir durften vorab schon mal mit dem künstlerischen Leiter der Musikfestspiele Saar, Herrn Bernhard Leonardy sprechen, und erfahren, was uns in der diesjährigen Ausgabe alles erwarten wird. Sehr geehrter Herr Leonardy, Sie wurden vor 6,5 Jahren zum neuen künstlerischen Leiter der Musikfestspiele Saar ernannt. Was hat sich für Sie in den letzten Jahren verändert und was ist seit dieser Zeit gleich geblieben? Ich habe zwar vor 6,5 Jahren bereits einmal als Leiter der Musikfestspiele Saar angefangen, aber dann aber wieder aufgehört. So richtig dabei bin ich erst seit 2018 in einer Doppelfunktion als Künstlerischer Leiter und Kurator des Musikfestspiele Saar. Seit dem befindet sich das Festival in einer Umstrukturierung. Mit einem neuen Themenfeld wollten wir grenzüberschreitender werden und uns nicht nur auf klassische Musik fokussieren. Es sollte ein Crossover verschiedener Musikstile entstehen und unser Ziel war es auch ein anderes Publikum zu erreichen, als das, was wir ja eh schon vorher erreichen konnten. Wir stellten also damals ein neues Team aus 5 ambitionierten, jungen und motivierten Menschen zusammen, die alle spannende Ideen mitbrachten. Wir bekamen einen neuen Onlineauftritt, ein neues Logo, Social Media und fingen an uns mit dem Themenkomplex Natur zu beschäftigten. Es war uns ein sehr wichtiges Anliegen, neue Bezüge zu aktuellen wichtigen gesellschaftlichen Strömungen aufzugreifen, in unser Festival einzuarbeiten und mit Hilfe der Musik und der Kunst versuchen Lösungen zu finden und aufzuzeigen. Das diesjährige Motto der Musikfestspiele ist „unerhört“ und beschäftigt sich thematisch mit der Natur und unserer Umwelt. Wer glauben Sie wird musikalisch mehr vom wem beeinflusst: wir von unserer Umwelt oder unsere Umwelt uns? Zum einen ist uns ja bereits die menschliche Stimme von der Natur gegeben. Gott oder irgendeine andere geniale schöpferische Macht hat uns dieses Instrument geschenkt. Somit ist diese Naturtonreihe unserer Stimme eine natürliche Gabe. Wir stehen mit der Natur in einer Wechselwirkung, da unsere Stimme von ihr kommt, wir aber damit auch unsere Umwelt beeinflussen können. Wir sehen ebenfalls Veränderungen in großer Orchestermusik, die beispielsweise versuchen natürliche Klänge wie Gewitter und Feuer musikalisch in ihre Werke einzubauen und in Töne zu fassen. Wenn man diesen Gedanken noch weiter fasst, reagiert die Natur ebenfalls mit der Industrie, also der menschlichen Erschaffung. Beide leben ebenfalls in einem Wechselspiel, wenn die Natur von der Industrie vertrieben wird, diese sich aber langsam ihren Weg zurück kämpft. Ich glaube also, dass wir alle in einem Wechselspiel zueinander stehen und uns immer wieder gegenseitig beeinflussen, aber auch beeinflusst werden. Die Musikfestspiele Saar enden am Weltumwelttag mit einem „Concert Friday for Future – ein Sforzato für die Natur“. Wie stehen Sie zu dem Aufmarsch gegen den Klimawandel und glauben Sie, dass uns Musik bei diesem Kampf vereinen kann? Wir wollen mit unserem Festival keine Umweltpolitik betreiben, wir wollen eher helfen in einen Dialog zu treten und eine Lösung zu finden. Musik kann Brücken bauen und helfen zwischen den verschiedenen Generationen einen Dialog auszulösen. Wie haben beispielsweise die Menschen früher die Natur gesehen, und wie sehen wir sie heute? Die Kunst soll die Menschen zum nachdenken anregen und hoffentlich darin eine Lösung finden. Denn reine Zahlen und Diagramme bringen Menschen nichts, wir brauchen Demonstrationskultur. Und damit wird uns Musik vereinen. Interview: Antonia Weber | Bild: Musikfestspiele Saar 13 TITEL