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POPSCENE März 03/2020

Das total umsonste Popkulturmagazin.

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The Sisters of Mercy sind den meisten bekannt für<br />

Underground-Hits der 80er wie Temple Of Love<br />

oder This Corrosion. Die Band um Frontmann<br />

Andrew Eldritch hatte von einer hauptsächlich in<br />

Schubladen denkenden Musikpresse früh ein "düsteres"<br />

Image weg und galt vielen als "Kultband".<br />

Mit beidem hatten die Schwestern nie viel am<br />

Hut: Andrew bezeichnet die Band lieber als "industrial<br />

groove machine", irgendwo zwischen Pet<br />

Shop Boys und Motörhead, und die Texte strotzten<br />

oft nur so vor Witz, Sarkasmus und bissigen<br />

Kommentaren zum Zustand der Welt: Realität<br />

statt Eskapismus! Seit dem letzten Album sind 30<br />

Jahre vergangen; trotzdem touren die Jungs immer<br />

noch regelmäßig auf zum Teil ausverkauften<br />

Bühnen. Vor Ihrem ersten Besuch in Saarbrücken<br />

haben sich die Sisters letztes Jahr ordentlich renoviert.<br />

popscene hat Leadgitarrist Ben Christo<br />

getroffen, der seit 2006 an Bord ist.<br />

Ben, 2019 war ein aufregendes Jahr für die Band<br />

und ihre Fans. Ihr wart in vielerlei Hinsicht so aktiv<br />

wie schon lange nicht mehr, und es gab einige<br />

große Veränderungen: Ihr habt beispielsweise<br />

einen neuen Gitarristen. Was war denn da los?<br />

Oh ja, da hat sich viel getan (lacht): Wir hatten<br />

unsere Tour für den Herbst 2019 geplant, aber<br />

dann gab es Terminschwierigkeiten bei unserem<br />

langjährigen Rhythmusgitarristen Chris Catalyst,<br />

also musste ein neuer her. Das war gar nicht so<br />

einfach: Wir brauchten jemanden, der schon einige<br />

Erfahrung hat, natürlich gut Gitarre spielen kann,<br />

aber auch der Hintergrundgesang war ein wichtiges<br />

Kriterium. Außerdem sollte die Person zu uns<br />

passen. Also habe ich drei Leute vorgeschlagen, die<br />

ich bereits kannte und mit denen ich schon vorher<br />

zusammengearbeitet habe. Geworden ist es dann<br />

schließlich der Australier Dylan Smith, mit dem ich<br />

früher in einer Band namens “I Nation” gespielt<br />

habe. Dann haben wir angefangen, für die Tour<br />

zu proben, und über den Sommer spielten wir die<br />

ersten Shows auf Festivals in neuer Besetzung. Es<br />

wurde schnell klar, dass die Chemie noch besser<br />

stimmte als gedacht und dass Dylan einen ganz<br />

neuen Schwung und Begeisterung mitbrachte, was<br />

den Rest der Band völlig mitgerissen hat.<br />

Ist das mit der Grund dafür, dass Ihr nach Ewigkeiten<br />

mit “Show Me” und “Better Reptile” wieder<br />

ein paar neue Songs am Start habt?<br />

Es hat auf jeden Fall eine Rolle gespielt. Wir haben<br />

früher immer wieder mal was neues geschrieben<br />

und gespielt, aber momentan haben wir tatsächlich<br />

die produktivste Phase seit Jahren. Wir sitzen<br />

auf einem riesigen Haufen Material! (lacht) Es<br />

war gar nicht unbedingt geplant, sondern hat<br />

sich ganz natürlich ergeben, weil plötzlich alles<br />

gepasst hat. Dylan war vorher nicht nur ein Fan<br />

der Band, sondern maßgeblich von ihr beeinflusst.<br />

Als wir dann beschlossen hatten, was Neues auszuprobieren,<br />

waren wir uns schnell einig, wie die<br />

Sisters heute klingen sollten, ohne das Erbe der<br />

Band zu “verraten”. So begannen dann die Ideen<br />

zu sprudeln.<br />

Wie läuft das in der Praxis? Kannst Du Eure<br />

Arbeitsweise ein bisschen beschreiben?<br />

(lacht) Das lief irgendwann wie am Fließband,<br />

ohne dass wir das geplant hatten. Ganz unterschiedlich:<br />

Manchmal habe ich ein Riff im Kopf,<br />

und wir bauen den Song drum rum. Ein andermal<br />

sitzen alle zusammen, wir lassen Doktor Avalanche<br />

(ehemals nur Drumcomputer, mittlerweile<br />

auch für Bass und Synths zuständig) einen Beat<br />

in einer bestimmten Geschwindigkeit spielen und<br />

Andrew summt oder singt ein Riff drüber. Ich<br />

“übersetze” das dann auf die Gitarre und schmiede<br />

mit Dylan und Dave eine rohe Songstruktur<br />

mit allem Drum und Dran. Dann kommt Andrew<br />

wieder in’s Spiel und wir reden über Texte, wobei<br />

jeder seine Ideen einbringt. Auf diese Art haben<br />

wir teilweise sechs oder sieben neue Songideen<br />

an einem Tag auf den Weg gebracht. Jetzt haben<br />

wir fast zu viel neues Zeug. (lacht). Jeder von uns<br />

hat seine eigenen Talente, die er einbringen kann.<br />

Ich kann gut Ideen auf der Gitarre umsetzen,<br />

während Dylan und vor allem Dave sich um die<br />

“Produktion” kümmern. Was wir letzten endes mit<br />

dem Material machen, müssen wir mal sehen. Natürlich<br />

werden wir einiges live spielen.<br />

Interview: Thomas Mang | Bild: Thomas Vanderstappen<br />

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