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Tragisch - Diese Personen hatten Pech
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dem berühmten Bomber anstoßen möchte. Das
wollen viele. So wächst die Sucht. Nach sechs Jahren
in den USA kehrt er 1985 in das Land zurück, das er
1974 zum Weltmeistertitel geschossen hat und zurück
in die Stadt seiner größten Erfolge, aber selbst
in München steht er vor dem persönlichen Nichts.
Im September 1991 werden Müllers Probleme
öffentlich. Weil er angetrunken als Kiebitz beim
Bayern-Training angetroffen wird, weil die Ehefrau
sich scheiden lassen will und weil auch noch
die Steuerfahnder ihre Pflicht tun und zwei Eigentumswohnungen
pfänden. Müller hat nicht das
Zeug zum autoritären Trainer, cleveren Manager
oder eloquenten TV-Experten, das wissen alle, die
den gelernten Weber kennen. „Du bist kein Mann
der großen Worte. Du hast die Tore geschossen,
ohne viel zu reden“, so charakterisiert ihn 2003
Franz Beckenbauer in seiner Laudatio, als Gerd
Müller zum wertvollsten Bundesliga-Spieler aller
Zeiten gekürt wird. Der Held einer Generation nur
noch eine Witzfigur – das können die Bayern nicht
mit ansehen. Und reichen ihm die Hand. Es ist bitter
nötig, er ist ganz unten. „Schlimmer hätte es gar
nicht kommen können. Du bist oben, schwebst im
Himmel. Und fällst und fällst. Plötzlich bist du in
der Hölle“, sagt er in einem Interview. „Ich habe sehr
gelitten, und ohne die Hilfe meiner Freunde hätte
ich es wohl nicht geschafft.“ Seine Freunde: allen
voran „der Uli, der Franz und der Kalle“, wie er die
Kameraden von einst nennt. Hoeneß, Beckenbauer,
Rummenigge – alle haben sie mit ihm gespielt
und gefeiert. Nun geben sie zurück. „Nur nichts
tun. Den ganzen Tag einfach nur rumsitzen und
nichts Sinnvolles machen – das war das Verderben“,
räsoniert er selbst über seine Flucht in den Alkohol.
Bei Prominentenspielen, erzürnt sich Uli Hoeneß,
hätten sie ihn abgefüllt und sich dann über ihn
lustig gemacht. Also überreden sie ihn, eine Entziehungskur
zu machen, auch psychiatrische Hilfe
nimmt er in Anspruch. Und seine Frau lässt die Scheidung
sein. Der am schlechtesten vergütete Vertrag,
den ihm der FC Bayern je gegeben hat, trägt
ein Übriges zur Rettung von Müller bei. Seit 1992
ist er wieder angestellt bei den „Roten“. Ich bin vollkommen
glücklich, und ich bin beschäftigt“, sagt er
1993, als er die A-Jugend trainieren darf. Er arbeitet
fortan auch als Sponsorenbetreuer, Talentsucher,
Stürmer- und Torwarttrainer, Co-Trainer bei
den Profis und zuletzt bei den Amateuren. Doch
dann schlägt die Alzheimer-Erkrankung zu. Der
letzte Abschnitt im Leben des Bombers der Nation.
Harmonie im Hause Müller am 20.09.1965. Gerd Müller mit
Ehefrau Uschi Müller. Foto: imago Images/Rolf Hayo
Die Mitflieger von Uli Hoeneß: Die richtigste und
wichtigste Entscheidung trifft Uli Hoeneß am
17. Februar 1982. Sie rettet sein Leben. Denn Uli
Hoeneß und sein Freund, der Verleger Helmut
Simmler, wollen sich an diesem Tag das Länderspiel
Deutschland gegen Portugal im Niedersachsenstadion
von Hannover ansehen. Die Privatmaschine
mit Hoeneß an Bord startet um 18.19 Uhr in
München. Kurz vor Nürnberg schläft Hoeneß ein, er
hat sich den Platz hinten rechts gewählt. Der einzige
Platz mit Überlebenschance. Um 19.45 Uhr meldet
der Pilot technische Probleme. Gegen 20.05 Uhr
verschwindet das Privatflugzeug vom Radarschirm
der Flugsicherung. Pilot, Co-Pilot und Hoeneß-Freund
Semmler sterben beim Absturz. Hoeneß wird
aus der Maschine geschleudert und ca. 90 Minuten
nach dem Absturz von einem Jäger gefunden. Beim
Versuch, ihn ins Krankenhaus zu fahren, springt der
Geländewagen nicht an. Der Jäger deckt Hoeneß mit
einer Decke zu und sucht Hilfe. Nach einiger Zeit
kommen ihm Rettungskräfte entgegen. Uli Hoeneß
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