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Special Moments - Die Verpflichtung des schwäbischen Sportinvaliden und der Aufstieg zur Nummer 1

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weitgehend von den Straßen vertrieben zu haben,

da rütteln hoch bezahlte Fußballer an den Grundfesten

des Geschäfts. Der Arbeitgeber bestimmt

über Entlassungen und Neueinstellungen, die Arbeitnehmer

dürfen sich ob der Entscheidungen freuen

oder ärgern. Eine Art Betriebsrat mit paritätischen

Mitbestimmungsrechten bei der Besetzung der leitenden

Angestellten eines Fußballklubs gibt es nicht,

ein Streikrecht der Arbeitnehmer bei der Besetzung

von Trainer- oder Managerposten schon gar nicht.

Uli Hoeneß hat mit dem Sturz der Führungsetage

nur indirekt zu tun, da er zur Zeit des Umbruchs

an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen ist. Dennoch,

Hoeneß handelt noch im Vorjahr einen Sponsorenvertrag

zwischen Bayern München und Traktorenhersteller

Magirus-Deutz aus seiner Heimatstadt

Ulm aus. Die Gelder, so die Bedingung, dürfen ausschließlich

für eine Sache verwendet werden: Den

Rückkauf seines Freundes und alten Weggefährten

Paul Breitner von Eintracht Braunschweig. Hoeneß

hat somit den „Revoluzzer“ zurück nach München

geholt und indirekt einen Umbruch angestoßen,

von dem er am Ende am meisten profitieren wird.

Breitner übernimmt das sportliche Kommando

unter Neu-Trainer Pal Csernai und Uli wird

unmittelbar nach seinem Karriereende als Profi,

wozu ihn sein kaputtes Knie zwingt, Manager.

Im ersten Stock angekommen, bleiben die Buddys

vor der Tür stehen, hinter der symbolisch die ungewisse

Zukunft wartet. „Wir müssen das Schild

austauschen“, stellt Paul Breitner fest. „Nach dir,

bitte! Ist ja schließlich deins.“ Uli Hoeneß öffnet erstmals

die Tür zu seinem neuen Büro. Ein Schreibtisch,

ein Sideboard, ein Telefon. Protzig ist anders.

Als sich Breitner verabschiedet, nimmt der

neue Manager des FC Bayern das erste Mal hinter

seinem Schreibtisch Platz und lächelt in die Kamera.

Ein Pressefotograf darf nicht fehlen in diesem

bedeutsamen Moment der Vereinsgeschichte,

PR-Profi Hoeneß weiß das. Auf dem Tisch liegen

noch ein paar Unterlagen seines Vorgängers. Finanzpläne

und Bilanzen. Uli stöbert interessiert

und entdeckt die Gewinnermittlung des Vorjahres.

„Zwölf Millionen Mark Umsatz? Nicht gerade viel“,

murmelt er sich zu und greift zum Telefonhörer.

Nach nur zwei Stunden verlässt er sein Büro an

der Säbener Straße und geht, Notizbuch unter dem

Arm, die Treppen hinab. Viel kann er heute nicht

ausrichten, an diesem Feiertag ist kaum einer im

Büro. Aber es kommen noch andere Tage. Viele

Tage, die Gelegenheit bieten, Geschichte zu schreiben.

Und er nutzt sie bis zum 15. November 2019,

als er als Präsident des FC Bayern München abtritt.

Den Umsatz steigert er: Von 6.0 Mio. Euro auf 750,4

Millionen Euro im Geschäftsjahr 2018/19. Allein

der Vorsteuergewinn wird bei seinem Abschied

mehr als 15-mal so hoch sein als der Jahresumsatz,

den er bei Amtsantritt vorfindet. Die Demission

von Wilhelm Neudecker und der Amtsantritt von

Uli Hoeneß beim FC Bayern München sind zwei

ganz spezielle Momente in der Geschichte des erfolgreichsten

deutschen Fußballklubs.

Uli Hoeneß als Junior 1970 beim FC Bayern. Foto: Imago

Images/Fred Joch

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