S'Positive_Ausgabe_3_Maerz_2020
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<strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong><br />
Martin Schär<br />
«Wir vertreten<br />
die Werte<br />
der Schweiz!»<br />
Der Militärpilot aus<br />
Thunstet ten verrät im<br />
Inter view, weshalb man<br />
sich für die «Patrouille Suisse»<br />
nicht bewerben kann.<br />
Wie Proviande «Schweizer<br />
Fleisch» garantiert<br />
Wenn Schweiz drauf steht, ist auch Schweiz drin.<br />
Weshalb dies bei Schweizer Fleisch garantiert stimmt.<br />
Weshalb sagen wir<br />
Schlitzohr?<br />
Wir beantworten diese und<br />
weitere zünftige Fragen.
Editorial<br />
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Herausgeber<br />
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Telefon 062 929 24 25<br />
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Bei allen Nachteilen, die wir wegen Covid-<br />
19 auf uns nehmen müssen, kann die Entschleunigung<br />
einer der wenigen positiven<br />
Aspekte dieser schwierigen Zeit sein. Jetzt<br />
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Erscheinung<br />
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Gerade weil<br />
wir überleben<br />
wollen, machen<br />
wir jetzt eine<br />
Pause. Aber wir<br />
kommen zurück.<br />
Versprochen!<br />
s’Positive ist keine Werbezeitschrift. Sie<br />
war es nie und will es auch in Zukunft<br />
nicht sein. Doch wir finanzieren uns über<br />
Werbung. Derzeit werden wegen der vom<br />
Bundesrat beschlossenen Massnahmen<br />
kaum Inserate geschaltet. Deshalb müssen<br />
wir zurückstecken.<br />
Wir werden versuchen, für Sie so bald als<br />
möglich wieder eine <strong>Ausgabe</strong> zu erstellen.<br />
Aber bis dies soweit ist, kann es etwas dauern.<br />
Wie lange dies sein wird, wissen wir<br />
derzeit nicht. Dies hängt auch davon ab, ob<br />
wir Werber finden, die bereit sind, in dieser<br />
Zeit Werbung zu machen.<br />
s’Positive ist eine Herzensangelegenheit.<br />
Gerade weil wir überleben wollen, machen<br />
wir jetzt eine Pause. Aber wir kommen zurück.<br />
Versprochen!<br />
Viel Spass beim Lesen dieser reduzierten<br />
<strong>Ausgabe</strong>.<br />
Herzlich,<br />
Ihr Bruno Wüthrich<br />
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2 3
Inhalt<br />
TeNo TANTAL<br />
ungestüm wie die Natur<br />
Menschen<br />
Martin Schär 6<br />
6<br />
Im Interview mit s’Positive beschreibt der Militärpilot<br />
aus Thunstetten den Weg bis ins Cockpit einer<br />
F/A-18 der Schweizer Luftwaffe – und weshalb man<br />
sich für die «Patrouille Suisse» nicht bewerben kann.<br />
Trauringe aus TANTAL – die Kunst des Schmiedens<br />
Ringe aus Tantal haben Seltenheitswert. Nur wenige beherrschen das<br />
Schmieden des extrem harten und erst bei 3017 °C schmelzenden Materials.<br />
Ein weiterer Grund: Tantal ist das seltenste Metall unseres Sonnensystems.<br />
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16<br />
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...was Kamele in ihren 16<br />
Höckern speichern?<br />
Oder wie sich Bäume vor Frost schützen?<br />
Und warum in aller Welt sagen wir eigentlich<br />
Schlitzohr? Antworten auf diese Fragen<br />
gibts in unserer beliebten Rubrik.<br />
Fachwissen<br />
Wie Proviande<br />
«Schweizer Fleisch»<br />
garantiert 18<br />
s’Positive sprach mit Blaise Perrey<br />
von Proviande und Thomas Struckmeyer<br />
von IdentiGEN über die DNA-Identifikation<br />
zur Vertrauensgewinnung.<br />
18<br />
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4<br />
5
Menschen<br />
Martin Schär<br />
«Wir vertreten<br />
die Werte<br />
der Schweiz!»<br />
In<br />
Bleienbach<br />
aufgewachsen<br />
und seit 2017<br />
Mitglied der<br />
Patrouille Suisse:<br />
Martin «Jaydee»<br />
Schär<br />
s’Positive | <strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong><br />
Was muss das für ein Gefühl sein,<br />
mit bis zu 1000 km/h über die<br />
Schweiz fliegen zu können?<br />
Martin Schär aus Thunstetten<br />
weiss es. Er ist Militärpilot und<br />
Mitglied der Kunstflugstaffel<br />
«Patrouille Suisse», welche mit<br />
ihren Shows im In- und Ausland die<br />
Schweizer Luftwaffe repräsentiert.<br />
Im Interview mit s’Positive<br />
beschreibt er den Weg bis ins<br />
Cockpit einer F/A-18 der Schweizer<br />
Luftwaffe, und weshalb man sich<br />
für die «Patrouille Suisse» nicht<br />
bewerben kann.<br />
Bruno Wüthrich ( Tex t) | Marcel Bieri (Bilder Inter view)<br />
6<br />
7
«Wir vertreten die Werte der Schweiz!»<br />
Die Sicht aus dem Cockpit<br />
eines F/A18: Die Patrouille<br />
Suisse beim Überflug des<br />
Genfersees.<br />
Bild: Eidg. Depar tement für Ver teidigung ,<br />
Bevölkerungsschutz und Sport<br />
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die Piloten eines Düsen-Kampfflugzeuges im Einsatz ausgesetzt. Sie müssen dabei<br />
aufpassen, dass ihnen keine Fehler unterlaufen und sind darauf angewiesen, dass<br />
ihre Jets tiptop im Schuss sind. Denn anders als auf der Autobahn kann ein Kampfjet<br />
nicht einfach auf dem Pannenstreifen abgestellt werden.<br />
s’Positive: Sie haben einen vierjährigen<br />
Sohn. Wie stolz ist er auf seinen fliegenden<br />
Vater?<br />
Martin Schär: Das ist schwierig einzuschätzen.<br />
Er weiss was ich tue und welche<br />
Flieger ich fliege. Wenn er ein Flugzeug<br />
sieht, ruft er immer «Papi-Flüger», obwohl<br />
dies dann selten ich bin, der über unser<br />
Haus fliegt. Zu Beginn machte ihm der<br />
Lärm eher Angst. Inzwischen freut er sich<br />
und ist auch gerne mal an einer Flugshow<br />
dabei. Ob er stolz ist, weiss ich nicht. Dass<br />
ich jedoch mit solchen Fliegern herumfliege,<br />
beeindruckt ihn schon.<br />
Wird er bereits darauf angesprochen?<br />
Ich denke, dass ein Bewusstsein vorhanden<br />
ist dafür, dass ich Militärpilot bin.<br />
Marcel Bieri, der die Bilder zum Gespräch<br />
macht, trifft etwas später<br />
am Ort des Interviews ein. Martin<br />
Schär offeriert ihm einen Kaffee<br />
und fragt ihn scherzhaft, ob er<br />
diesen mit etwas Schnaps haben<br />
möchte. Klar, dass dies eine entsprechende<br />
Frage zur Folge hat.<br />
Dürfen Militärpiloten Alkohol trinken?<br />
Bei Dienstantritt ist alles andere als 0,0<br />
Promille nicht akzeptabel. Das heisst,<br />
acht Stunden vor dem Flug herrscht striktes<br />
Alkoholverbot. Nach Dienstschluss<br />
genehmigen wir uns als Team schon gelegentlich<br />
ein Bier. Für die Teambildung ist<br />
dieser gesellschaftliche Teil sehr wichtig.<br />
Allerdings gelten derzeit auch bei uns die<br />
vom Bundesrat verhängten Regeln wegen<br />
des Corona Virus. Das heisst, Flugbesprechungen<br />
etc. finden nicht mehr Face to<br />
Face statt, sondern über Skype.<br />
Wie viele Piloten fliegen heute Kampfjets?<br />
In der Schweiz sind wir aktuell ca. 80<br />
F/A-18-Piloten. Aufgeteilt in drei Staffeln<br />
Wegen des Corona<br />
Virus finden Flugbesprechungen<br />
nicht mehr «Face<br />
to Face» statt,<br />
sondern via Skype.<br />
zu ungefähr 15 bis 20 Leuten. Hinzu kommen<br />
noch die Stabspiloten, die eigentlich<br />
eine andere Stelle haben und nicht mehr<br />
Vollzeit F/A-18 fliegen.<br />
Sie sind auch Mitglied der Kunstflugstaffel<br />
«Patrouille Suisse». Wie kam das?<br />
Man wird von den Teammitgliedern gewählt.<br />
Grundvoraussetzung ist, dass es ein<br />
aktiver F/A-18 Pilot sein muss. Man kann<br />
sich nicht bewerben. Bei der Abstimmung<br />
muss Einstimmigkeit unter den bisherigen<br />
Teammitgliedern herrschen. Ist ein<br />
Mitglied dagegen, kommt der Anwärter<br />
nicht mehr in Frage. Da wird dann auch<br />
nicht diskutiert. Denn das Fliegen in der<br />
Kunstflugstaffel ist eine absolute Vertrauenssache.<br />
Wir fliegen in Abständen von<br />
drei bis fünf Metern bei Geschwindigkeiten<br />
von bis zu 1‘000 km/h. Wenn unter<br />
diesen Umständen das Vertrauen auch nur<br />
bei zwei Mitgliedern nicht stimmt, funktioniert<br />
das Team nicht mehr.<br />
Eine im Militär nicht gerade übliche<br />
Vorgehensweise.<br />
Da haben Sie recht. Das ist völlig aussergewöhnlich.<br />
Normalerweise wird jemand im<br />
Militär entsprechend seines Grades auch<br />
mal in eine neue Aufgabe hinein befohlen.<br />
Wie gross ist der Zeitaufwand bei der<br />
«Patrouille Suisse»?<br />
Ich bin zu 70 Prozent Militärpilot mit<br />
luftpolizeilichen Aufgaben und zu 30<br />
Prozent Mitglied der «Patrouille Suisse».<br />
Der zeitliche Aufwand für die Kunstfliegerei<br />
fällt vorwiegend über die Saison an,<br />
also in der Zeit zwischen April und Ende<br />
September.<br />
Ich stelle mir das krass vor, wenn sechs<br />
8<br />
9
Martin Schär<br />
«Wir vertreten die Werte der Schweiz!»<br />
Flieger mit so hohen Geschwindigkeiten<br />
derart nahe aufeinander fliegen.<br />
Fünf Meter Abstand sind bei einer<br />
Geschwindigkeit von 1‘000 km/h in<br />
weniger als zwei Hundertstelsekunden<br />
zurückgelegt.<br />
Das ist Gewohnheitssache. Doch zu Beginn<br />
ist es wirklich eindrücklich. Als Militärpilot<br />
lernt man, Formationsflüge zu fliegen.<br />
Aber dies tut man normalerweise jeweils<br />
mit zwei Fliegern, wobei der Leader voraus<br />
fliegt und der Wingman dahinter folgt.<br />
Doch mit sechs Flugzeugen ist dies nochmals<br />
etwas ganz anderes. Dies merkt man<br />
vor allem dann, wenn es Wechsel im Team<br />
gibt. Da müssen sich alle erst einmal wieder<br />
aneinander gewöhnen. Ziel ist es dann, in<br />
Abständen von drei Metern fliegen zu können.<br />
Doch dies ist dann jeweils auch vom<br />
Wetter und den Windverhältnissen abhängig.<br />
Weht ein starker Wind, will niemand<br />
derart kleine Abstände fliegen. Dies wird<br />
dann jeweils auch kommuniziert.<br />
Wer entscheidet dies?<br />
Das kann jeder im Team entscheiden.<br />
Normalerweise sind wir hierarchisch<br />
aufgestellt und der Leader entscheidet,<br />
was geht. Aber beim Abstand kann jedes<br />
Teammitglied einen Meter mehr fordern.<br />
Dies wird dann auch so gemacht. Auch<br />
hier wird nicht diskutiert. Wir wollen ja<br />
die Schweizer Werte hochhalten.<br />
Die da wären…<br />
Präzision, Swissness, Sicherheit. Ausserdem<br />
bringt es nichts, wenn die Formation<br />
zwar eng geflogen wird, sie aber nicht<br />
mehr symmetrisch ist. Das sieht für den<br />
Zuschauer nicht mehr gut aus. Etwas grössere<br />
Abstände fallen jedoch weniger auf.<br />
Fliegen alle sechs Flieger immer auf<br />
exakt der gleichen Höhe?<br />
Nein, und dies ist Fluch und Segen zugleich.<br />
Wir fliegen immer mit einer Stufung.<br />
Dies ist ebenfalls ein Sicherheitselement.<br />
Aber diese Stufung kann für den<br />
Zuschauer die Formation verziehen. Wir<br />
sagen dem Parallaxe. Letzte Saison flog ich<br />
jeweils hinten in der Mitte. Also offiziell<br />
immer schön hinter dem Leader, was allein<br />
schon aus aerodynamischen Gründen<br />
nicht geht. Weil ich aber unter ihm fliege,<br />
muss ich auch gegen aussen versetzt fliegen.<br />
Dies erfordert sehr viel Training.<br />
Wie trainieren Sie?<br />
Anfang April beginnen wir mit einem<br />
zweieinhalbwöchigen Trainingskurs, den<br />
wir auch dazu benützen, unser neues Programm<br />
einzustudieren. Wir hatten Wechsel<br />
im Team und müssen uns deshalb auch<br />
erst wieder finden. Jedes Training, das<br />
wir fliegen, wird vom Boden aus gefilmt.<br />
So erkennen wir auch, wenn, wie vorhin<br />
beschrieben, etwas beim Versatz nicht<br />
stimmt. Nach diesen zweieinhalb Wochen,<br />
in welchen wir bis zu drei Flüge pro<br />
Tag absolvieren, sollte das neu formierte<br />
Team in der Lage sein, seine ersten Shows<br />
zu fliegen. Allerdings sind wir nach dieser<br />
kurzen Zeit noch nicht auf unserem<br />
höchsten Niveau.<br />
Während der Vorstellung können Sie<br />
nicht korrigieren.<br />
Doch, dies ist möglich, wenn auch nur sehr<br />
Nach zweieinhalb<br />
Wochen mit bis<br />
zu drei Flügen pro<br />
Tag sollte das neuformierte<br />
Team<br />
in der Lage sein,<br />
seine ersten Shows<br />
zu fliegen.<br />
Noch schneller als die Abfahrer:<br />
Die Patrouille Suisse im Vorprogramm<br />
der Lauberhornrennen 2019.<br />
beschränkt. Manchmal greift der Kommandant<br />
über Funk ein, wenn er sieht,<br />
dass etwas nicht stimmt. Aber oft kommt<br />
er damit zu spät.<br />
Können Sie mit der ausländischen<br />
Konkurrenz mithalten?<br />
Immerhin werden wir immer wieder auch<br />
ins Ausland zu Shows eingeladen. Wir<br />
sind zwar professionelle Piloten, aber im<br />
Unterschied zu vielen ausländischen Staffeln<br />
arbeiten wir in der Kunstfliegerei nur<br />
halbprofessionell. Wir können also weniger<br />
trainieren und deshalb auch weniger<br />
Elemente einüben.<br />
Auch beim Eiskunstlauf spricht man<br />
von Elementen, die manchmal neu,<br />
aber ganz sicher immer wieder neu<br />
zusammengesetzt einstudiert werden<br />
müssen. Ist dies in der Kunstfliegerei<br />
ähnlich zu verstehen?<br />
Ja, wobei dann, wenn ein Team neu formiert<br />
wird, am Programm nicht viel geändert<br />
wird. Auf die neue Saison hin haben<br />
wir viele Wechsel. Es gibt einen neuen<br />
Leader und mit mir einen neuen Solisten.<br />
Auf meiner bisherigen Position kommt ein<br />
neues Teammitglied. Bei so vielen Wechseln<br />
wird es schwierig, zusätzlich etwas<br />
Bild: Karin Gubler<br />
Neues einzustudieren. Da bleiben wir lieber<br />
beim Bewährten.<br />
Manchmal scheinen ja die Flugzeuge<br />
mit ihren ungeheuren Tempi aufeinander<br />
loszufliegen und kreuzen sich dann<br />
haarscharf. Da stockt den Zuschauern<br />
jeweils der Atem.<br />
Das ist eine Frage der Perspektive. Es hat<br />
schon noch Platz zwischen den Flugzeugen.<br />
Je eingespielter ein Team ist, desto<br />
genauer wird geflogen. Dies auch beim<br />
Tunnel, bei dem fünf Flieger einen Tunnel<br />
bilden, durch den der Sechste hindurch<br />
fliegt. Auch hier: wir tasten uns heran. Als<br />
ich kürzlich als neuer Solist meinen ersten<br />
Tunnel flog, fragte ich meinen Vorgänger<br />
nach seiner Meinung. Er sagte mir, dass da<br />
schon noch viel Platz vorhanden gewesen<br />
sei, und dass dies sicher mit der Erfahrung<br />
noch besser werde.<br />
Wenn wir beim Sport schauen, nehmen<br />
wir z.B. Eishockey, dann erkennen wir,<br />
dass Mannschaften nicht immer gleich<br />
gut disponiert sind. Sie haben gute und<br />
schlechte Tage. Manchmal gewinnen<br />
sie, aber manchmal verlieren sie auch.<br />
Kann sich Ihr Team ebenfalls schlechte<br />
Tage leisten?<br />
Oft merken wir bereits in der ersten Kurve,<br />
ob wir als Team gut drauf sind oder nicht.<br />
Es kann auch am Wetter oder am Wind<br />
liegen, dass ein Versatz nicht stimmt, was<br />
gefährlich werden könnte, wenn derjenige,<br />
der über ihm fliegt, plötzlich an Höhe verliert.<br />
Wir kennen uns alle gut und spüren,<br />
wenn etwas nicht ganz stimmt.<br />
Ganz grobe Schnitzer dürfen Sie sich<br />
aber nicht leisten.<br />
So ist es. Aber nicht nur bei der Patrouille<br />
Suisse, sondern auch als F/A-18 – Pilot<br />
kann man sich dies nicht leisten. Dies gilt<br />
vor allem auch bei Situationen, in denen<br />
ein Pilot erschrickt. Zum Beispiel bei einem<br />
Vogelschlag. Da gilt es, die Disziplin<br />
zu wahren und ruhig zu bleiben.<br />
Was erlebt der Pilot bei einem Vogelschlag?<br />
Das hängt von der Grösse des Vogels ab.<br />
Ist es nur ein kleiner Vogel, merkt man es<br />
erst hinterher, wenn der Mechaniker auf<br />
eine Delle aufmerksam macht. Wenn es<br />
sich aber um einen Bussard handelt, hat<br />
dies einen rechten Schlag zur Folge, auch<br />
abhängig davon, wo er auf das Flugzeug<br />
geprallt ist. Ist das die Scheibe, erschrickt<br />
man heftig. Das Risiko eines Zusammenpralls<br />
mit einem Vogel besteht immer,<br />
denn die Vögel fliegen auf einer ähnlichen<br />
Höhe wie wir.<br />
Kann ein Vogelschlag auch gravierende<br />
Folgen haben?<br />
Das Risiko eines<br />
Zusammenpralls<br />
mit einem Vogel<br />
besteht immer,<br />
denn die Vögel<br />
fliegen auf einer<br />
ähnlichen Höhe<br />
wie wir.<br />
Das Flugzeug hält einen Vogelschlag in der<br />
Regel aus. Wenn es ein Triebwerk trifft,<br />
kann es sein, dass dieses abstellt. Aber<br />
dank zwei Triebwerken, können unsere<br />
Flugzeuge sicher zurückgeflogen werden.<br />
Trotzdem können solche Zusammenstösse<br />
zu einer ernsten Gefahr werden. Denn wir<br />
fliegen ja in der Formation. Da wäre eine<br />
falsche Reaktion infolge des Erschreckens<br />
fatal. Manchmal muss derjenige, den es<br />
getroffen hat, zurück geschickt oder sogar<br />
begleitet werden.<br />
Andere Flugzeuge kommen nicht in die<br />
Quere?<br />
Doch, dies kann trotz Flugsperrzone vorkommen.<br />
Und dies kann heikel werden.<br />
Denn wir sind ja zu sechst, haben jedoch<br />
nur zwei Augen, um den Luftraum zu<br />
überwachen. Diese Aufgabe wird durch<br />
den vorne fliegenden Leader wahrgenommen.<br />
Die andern Fünf fliegen die Formation<br />
und blicken nur auf das vordere Flugzeug.<br />
Wie muss man sich das Zurückbegleiten<br />
vorstellen. Kann einem Piloten in<br />
einem beschädigten Flugzeug überhaupt<br />
geholfen werden?<br />
Das ist je nach Defekt unterschiedlich. Es<br />
muss ja nicht immer ein Vogelschlag sein.<br />
Beispielsweise kann der Pilot im Begleitflugzeug<br />
das Navigieren und den Funk<br />
übernehmen, damit sein Kollege im beschädigten<br />
Flieger ihm nur nachfliegen<br />
und sich auf sein Flugzeug konzentrieren<br />
kann. Die Begleitung ist also eine Entlastung,<br />
damit derjenige mit dem Problem<br />
sich einzig darauf fokussieren kann.<br />
Kommt hinzu, dass derjenige mit dem<br />
Problem nicht alleine ist. Die Beiden sind<br />
ja in ständigem Kontakt. Der Begleiter<br />
agiert auch als Berater, zum Beispiel beim<br />
Abarbeiten der Checkliste.<br />
Wie viele Shows fliegen Sie im Jahr?<br />
In der Regel sind es gegen zehn in der<br />
Schweiz und vier im Ausland. Das hängt<br />
sowohl von den Anfragen als auch von<br />
den Kapazitäten ab. Während der Saison<br />
sind wir viel unterwegs und fliegen an den<br />
meisten Wochenenden eine Show. Wenn<br />
diese im Ausland stattfindet, fliegen wir<br />
10<br />
11
Martin Schär<br />
Bild: Eidg. Depar tement für Ver teidigung ,<br />
Bevölkerungsschutz und Sport<br />
am Donnerstag los und kehren am Montag<br />
zurück. Somit haben wir am Donnerstag<br />
den Überflug, am Freitag Training,<br />
Samstag und Sonntag die Show, und am<br />
Montag fliegen wir wieder zurück.<br />
Dann fliegen sie jeweils mit Schweizer<br />
Kampfjets über fremdes Staatsgebiet.<br />
Da braucht es sicher Bewilligungen.<br />
Wir fliegen jeweils auf Anfrage. Das gilt<br />
übrigens auch für die Schweiz. Durch die<br />
internationalen Beziehungen, welche die<br />
Schweiz mit irgendeinem andern Land<br />
hat, werden wir angefragt, um an einer<br />
Show zu fliegen und wir repräsentieren<br />
mit unserer Show dann dort die Schweiz.<br />
Zuerst entscheidet unser Kommandant<br />
darüber, was Sinn macht, und schliesslich<br />
landet die Anfrage auch noch auf dem<br />
Tisch des Chefs Luftwaffe oder sogar der<br />
Chefin VBS.<br />
Könnten Sie noch etwas präzisieren,<br />
wie sich dies mit den Anfragen im<br />
Inland verhält.<br />
Wer einen Anlass mit überregionalem<br />
Charakter organisiert, kann uns für eine<br />
Oben oder<br />
unten?<br />
Der kleinste<br />
Fehler kann<br />
für einen<br />
Piloten fatale<br />
Folgen haben.<br />
Show anfragen. Diese wird sogar gratis angeboten.<br />
Aber es muss eine Versicherung<br />
abgeschlossen werden.<br />
Also müsste es doch ein ziemlich wichtiger<br />
Geburtstag sein, wenn deswegen<br />
eine Flugshow bewilligt werden soll.<br />
So ist es. Für Geburtstage oder private Feste<br />
sind unsere Einsätze nicht gedacht.<br />
Gibt es auch Flugshows, bei denen<br />
es etwas zu gewinnen gibt? Also mit<br />
einem sportlichen, und weniger mit<br />
einem repräsentativen Hintergrund?<br />
Eher weniger. In der Regel wird nur zur<br />
Repräsentation geflogen. Doch es gibt Veranstaltungen,<br />
wo ein Expertenrat die beste<br />
Show prämiert.<br />
Weshalb braucht es überhaupt diese<br />
Repräsentation?<br />
Die Shows sollen vor allem zeigen, was<br />
die Luftwaffe kann, mit welcher Präzision<br />
wir fliegen können. Zwar fliegen wir<br />
mit Patrouille Suisse Figuren, die wir als<br />
Kampfpiloten nicht brauchen. Aber präzise<br />
fliegen müssen wir nicht nur bei den<br />
Shows, sondern immer. Für die Luftwaffe<br />
und die Armee ist es heutzutage schwierig,<br />
an die Menschen heranzukommen. Somit<br />
ist die Patrouille Suisse das Werbeelement,<br />
das an die Bevölkerung herankommt. Deswegen<br />
haben wir auch rotweisse, und nicht<br />
grün getarnte Flieger. Wenn wir uns hinterher<br />
noch mit den Menschen treffen, um<br />
Unterschriften zu geben und mit ihnen zu<br />
sprechen, können wir auch erzählen, dass<br />
wir auch die F/A-18 fliegen und ihnen unsere<br />
anderen Aufgaben beschreiben.<br />
Wie läuft die Nachwuchsausbildung?<br />
Pro Jahr werden acht bis zwölf neue Militärpiloten<br />
ausgebildet. Nicht alle werden<br />
Jet-Piloten, ungefähr die Hälfte werden<br />
für die Helikopter benötigt. Das tönt<br />
nicht nach viel, doch der Beruf ist so spezifisch,<br />
dass es eine grosse Auswahl an Interessierten<br />
braucht.<br />
Wie viele Anmeldungen benötigen Sie?<br />
Pro Jahr sind es etwa 400 Anmeldungen<br />
von Leuten, die diesen Beruf erlernen<br />
möchten. Eigentlich wären sogar noch<br />
mehr wünschenswert. Erfahrungsgemäss<br />
kommen wir mit diesen Anmeldungen gerade<br />
eben auf die angestrebte Mindestanzahl,<br />
ohne jegliche Reserve. Unsere Einsätze<br />
geben uns die Gelegenheit, junge Leute<br />
anzuwerben.<br />
Nicht alle werden<br />
Jet-Piloten, ungefähr<br />
die Hälfte<br />
werden für die Helikopter<br />
benötigt.<br />
Bei so vielen Anmeldungen nur so<br />
wenige, die es schaffen: Da wird eine<br />
gewisse Skepsis vorhanden sein.<br />
Ja, es kann abschreckend wirken. Viele<br />
denken, dass sie das sowieso nicht schaffen.<br />
Wir ermuntern sie dann, doch mal am<br />
Programm SPHAIR teilzunehmen. Das<br />
ist ein zweiwöchiger Flugkurs, an welchem<br />
teilnehmen kann, wer 17 oder mehr Jahre<br />
alt ist. Zu verlieren hat man da nichts.<br />
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
erkennen dann, ob dieser Beruf etwas für<br />
sie wäre, und andererseits erhalten sie eine<br />
erste Beurteilung darüber, ob sie es schaffen<br />
könnten. Bei SPHAIR geht es übrigens<br />
nicht nur um die militärische, sondern<br />
auch um die zivile Fliegerei.<br />
Genügt es, zu erkennen, ob dieser<br />
Beruf etwas wäre?<br />
Die Fliegerei ist eine Passion, und das muss<br />
s’Positive | <strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong><br />
Frühlingszeit – Spargelzeit<br />
Bald ist es wieder soweit und wir verwöhnen Sie mit<br />
Frühlingsgerichten, z.B. Spargeln (zu einem späteren Zeitpunkt<br />
wieder vom Birlihof aus Melchnau).<br />
In eigener Sache:<br />
Frühlingsferien von Ostermontag,<br />
13. April bis und mit Dienstag, 21. April <strong>2020</strong>. Wir freuen uns, Sie nach den<br />
Ferien ab Mittwoch, 22. April wieder bei uns begrüssen zu dürfen.<br />
Jörg Burgermeister und Team<br />
Restaurant KREUZ | Jörg Burgermeister<br />
Melchnaustrasse 21 | 4924 Obersteckholz | Tel. 062 915 68 26 | info@kreuz-steckholz.ch<br />
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Mobile: 079 557 42 29<br />
Seit 1936 übernehmen wir als Familienunternehmen aus dem<br />
Oberaargau Verantwortung. Wir beschäftigen als Unternehmen<br />
in der dritten Generation über 130 Mitarbeitende in den Bereichen<br />
Bauen und Kran- und Hebetechnik. Die Zusammenarbeit in<br />
unserem Betrieb ist partnerschaftlich und von Offenheit geprägt.<br />
Wir planen und realisieren für unsere vielfältigen Kundensegmente<br />
herausfordernde Bauprojekte.<br />
Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir per sofort oder nach<br />
Vereinbarung eine/n<br />
ZIMMERMANN/ZIMMERIN<br />
Mehr Infos unter: zaugg-rohrbach.ch/jobs<br />
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12<br />
13
Martin Schär<br />
Die Kunstflugstaffel «Patrouille Suisse»<br />
sie auch sein. Aber viele junge Leute wissen<br />
gar nicht, dass sie diese Passion in sich<br />
haben und kommen gar nicht auf die Idee,<br />
sich damit zu befassen. Uns geht es darum,<br />
diese Option aufzuzeigen. Die Ausbildung<br />
dauert viereinhalb Jahre und man<br />
muss unter anderem medizinische und<br />
psychologische Tests bestehen und wird<br />
auf Teamfähigkeit überprüft. Dies ist hart<br />
und anstrengend, aber es wartet einer der<br />
schönsten Berufe, die es gibt. Wir sehen<br />
jeden Tag die Sonne.<br />
Wie haben Sie Ihre Leidenschaft entdeckt?<br />
Das begann bereits früh, und weil ich<br />
nicht warten wollte, bis ich 17 bin, erlernte<br />
ich mit 15 das Segelfliegen in Bleienbach.<br />
Ich habe danach sozusagen das Hobby<br />
zum Beruf gemacht. Heute betreibe ich<br />
das Segelfliegen nicht mehr, denn ich habe<br />
Mit 15 Jahren<br />
erlernte ich das<br />
Segelfliegen in<br />
Bleienbach.<br />
Ich habe mein<br />
Hobby zum<br />
Beruf gemacht.<br />
ja jetzt eine Familie, und wenn das Hobby<br />
praktisch zum Beruf wird, erübrigt sich<br />
das Hobby. Aber davon, was ich bei der<br />
Segelfliegerei gelernt habe, profitiere ich<br />
auch heute als Kampfjet-Pilot.<br />
Die Schweiz würde gerne neue Kampfjets<br />
beschaffen. Wie immer ist es nicht<br />
ganz sicher, ob dies klappen wird. Erzählen<br />
Sie uns, weshalb es neue Flieger<br />
braucht. Was wird von den neuen Jets<br />
erwartet, was die alten nicht können?<br />
Es geht nicht darum, dass der neue Flieger<br />
viel mehr können muss als derjenige, den<br />
wir heute haben. Aber die F/A 18 kommen<br />
an ihr Lebensende. Sie sind ausgelegt auf<br />
5‘000 Flugstunden. Nun wird dies verlängert<br />
auf 6‘000 Flugstunden, um einen<br />
reibungslosen Übergang auf das Nachfolgemodell<br />
gewährleisten zu können. Aber<br />
endlos hinauszögern lässt sich der Betrieb<br />
dieser Maschinen nicht. Man darf nicht<br />
vergessen, welchen Belastungen diese<br />
Kampfflugzeuge ausgesetzt sind. Wir haben<br />
nur 30 Stück davon und jede wird bis<br />
zu vier Mal täglich geflogen. Bei den F5,<br />
die ja älter sind, ist es anders. Von ihnen<br />
wurden seinerzeit 110 Stück gekauft. Sie<br />
wurden demnach nicht so oft geflogen wie<br />
die F/A-18 und haben heute sogar weniger<br />
Flugstunden. Wenn wir mit der bisherigen<br />
Flotte weiter fliegen möchten, müssten wir<br />
ebenfalls sehr viel Geld in die Hand nehmen,<br />
denn bei der Sanierung müssten wir<br />
auch an die Struktur.<br />
Favorisieren Sie ein Modell?<br />
Nein, wichtig ist einfach, dass ein neues<br />
Flugzeug kommt. Ich bin überzeugt, dass<br />
das Evaluationsteam das für die Schweiz<br />
geeignete Flugzeug empfehlen wird.<br />
Wie würden Sie einem Armeeabschaffer<br />
erklären, weshalb es die Luftwaffe<br />
braucht?<br />
Ich würde ihn zuerst fragen, ob er vorausgesehen<br />
hat, dass die Welt vom Corona-Virus<br />
heimgesucht würde. Seine Antwort<br />
würde wahrscheinlich Nein sein. Genauso<br />
ist es bei der Luftwaffe. Wir wissen<br />
nicht, was in zehn, zwanzig oder fünfzig<br />
Jahren sein wird. Das Corona-Virus hat<br />
die Welt innert weniger Monate komplett<br />
verändert. Auch sicherheitspolitische Verschiebungen<br />
können die Welt verändern.<br />
Niemand gibt uns eine Unterschrift darauf,<br />
dass in zwanzig Jahren immer noch<br />
Frieden herrscht. Meines Erachtens brauchen<br />
wir deshalb eine Armee und diese<br />
wiederum funktioniert nicht ohne gute<br />
Luftwaffe. Aber unsere Kampfjets werden<br />
ja auch noch für luftpolizeiliche Einsätze<br />
gebraucht. Wir müssen unseren Luftraum<br />
kontrollieren können. Diese Aufgabe ist<br />
an die Luftwaffe delegiert. Niemand sonst<br />
kann dies übernehmen. Die Polizei verfügt<br />
über keine Kampfjets.<br />
Es gibt Leute, die sagen, die luftpolizeilichen<br />
Einsätze liessen sich auch mit<br />
leichteren und billigeren Flugzeugen<br />
wahrnehmen.<br />
Wir rüsten unsere Autobahnpolizei auch<br />
nicht mit Smarts aus. Gelegentlich hört<br />
man im Mittelland auch wieder einen<br />
Überschallknall. Dies ist jeweils einer<br />
unserer Jets auf einer Mission. Wenn ein<br />
Flugzeug vom Weg abkommt, zum Beispiel<br />
weil seine Navigation oder sein Funk<br />
ausgefallen ist, ist es manchmal nötig,<br />
dass wir innerhalb von wenigen Minuten<br />
auf 13‘000 Meter Höhe sind. Dies ist mit<br />
leichten Flugzeugen schlicht nicht möglich.<br />
Solche «Hot Missions» kommen ungefähr<br />
einmal im Monat vor. Luftpolizeiliche<br />
Einsätze werden täglich geflogen. Die<br />
Politik und letztendlich das Volk geben<br />
vor, was die Armee und was die Luftwaffe<br />
können muss. So, wie es aktuell definiert<br />
ist, brauchen wir entsprechende Flieger,<br />
um unseren Auftrag erfüllen zu können.<br />
Es wäre wohl auch nicht einfach so<br />
ohne weiteres möglich, wieder eine<br />
Luftwaffe aus dem Boden zu stampfen,<br />
wenn wir sie mal abgeschafft hätten.<br />
So ist es. Wenn das Knowhow mal weg ist,<br />
ist es weg. Wenn es keine Jets mehr hat,<br />
werden auch die Piloten bald fehlen.<br />
Wann sollen die neuen Flugzeuge einsatzbereit<br />
sein?<br />
Das Projekt heisst Air 2030. Bis im Jahr<br />
2030 sollten die neuen Flieger da sein.<br />
Ab 2025 sollten die ersten eintreffen. Bei<br />
Flugzeugen kann man nicht in einen Laden<br />
gehen und ein paar mitnehmen. Die<br />
Beschaffung ist ein längeres Prozedere, bei<br />
dem auch das Volk etwas zu sagen hat. Das<br />
heisst aber auch, dass wir die F/A-18 noch<br />
bis 2030 weiter betreiben werden. Aber einen<br />
Einsatz darüber hinaus erachte ich als<br />
unrealistisch.<br />
Zur Person<br />
Martin Schär (33) ist in Bleienbach<br />
aufgewachsen. Seit 2012<br />
ist er brevetierter Militärpilot,<br />
zuvor absolvierte er eine<br />
Lehre als Polymechaniker mit<br />
anschliessender BMS2 bei der<br />
Firma Daetwyler, welche direkt<br />
beim Flugplatz domiziliert ist.<br />
Seit 2017 ist er Mitglied der<br />
«Patrouille Suisse» und flog dabei<br />
ein Jahr an der Position 3, danach<br />
zwei Jahre an der Position 4 und<br />
flieg t ab nächstem Jahr an der<br />
Position 6 als erster Solist. Sein<br />
Nickname unter den Piloten ist<br />
Jaydee (abgeleitet von der Traktorenmarke<br />
John Deere). Martin<br />
Schär ist verheiratet und Vater<br />
eines vierjährigen Sohnes.<br />
s’Positive | <strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong><br />
Rot-weiss lackiert und donnernder Stolz der Schweiz:<br />
Die Kunstflugstaffel «Patrouille Suisse»<br />
Die Aufgabe des 1964 gegründeten<br />
Teams ist es, die Leistungsfähigkeit,<br />
die Präzision und die Einsatzbereitschaft<br />
der Schweizer Luftwaffe im<br />
In- und Ausland zu demonstrieren.<br />
Die Piloten der «Patrouille Suisse»<br />
sind Militärpiloten des Berufsfliegerkorps,<br />
die Kommentatoren arbeiten<br />
unter anderem als Flugverkehrsleiter<br />
bei Skyguide (Flugsicherung<br />
Schweiz), welche diese Zusatzaufgabe<br />
nur während der jeweils laufenden<br />
Saison ausüben.<br />
Die Idee, ein Vorführteam mit<br />
Berufspiloten aufzustellen, stammt<br />
aus dem Jahre 1959. Damals erhielt<br />
das Überwachungsgeschwader<br />
(UeG) den Auftrag , eine aus vier<br />
Maschinen bestehende Doppelpatrouille<br />
für Demonstrationszwecke zu<br />
trainieren. Die Formationen wurden<br />
damals mit Flugzeugen des Typs<br />
Hawker Hunter Mk.58 geflogen.<br />
Im Hinblick auf die Landesausstellung<br />
Expo64 in Lausanne und die<br />
Feiern des 50-jährigen Bestehens<br />
der Luftwaffe wurde das Formationsflug<br />
training mit der Hunter-Doppelpatrouille<br />
intensiviert. Im ganzen<br />
Land fanden Jubiläumsvorstellungen<br />
statt, die hunderttausende von<br />
Zuschauern begeisterten.<br />
Die Idee einer<br />
«Patrouille Suisse»<br />
stammt aus dem<br />
Jahr 1959.<br />
Über das Schloss Spiez<br />
und den Thunersee hinweg:<br />
Die «Patrouille Suisse»<br />
in 6er-Formation.<br />
Im damaligen Eidgenössischen<br />
Militärdepartement (EMD) war man<br />
von der Publikumswirksamkeit des<br />
Formationsfluges überzeug t und beschloss<br />
deshalb, die Patrouille Suisse<br />
zum of fiziellen nationalen Kunstflug<br />
team zu ernennen. Die Patrouille<br />
Suisse wurde am 22. August 1964<br />
gegründet.<br />
Der Flugzeug typ Hunter wurde<br />
1994 bei der Schweizer Luftwaffe<br />
ausgemustert; die Hunter wurden<br />
bei der Patrouille Suisse durch die<br />
in der Schweiz als Raumschützer<br />
eingesetzten F-5E Tiger II abgelöst.<br />
Diese Maschinen waren nun vollständig<br />
rot-weiss lackiert. Seit 1996<br />
flieg t die Patrouille Suisse ihre Vorführungen<br />
im In- und Ausland mit<br />
einem in der Maschine integrierten<br />
Raucherzeuger.<br />
14<br />
15
Wussten Sie schon?<br />
2<br />
Wussten Sie schon?<br />
1<br />
Kehren wir<br />
das Laub weg,<br />
nehmen wir dem<br />
Baum den Schutz<br />
vor der Kälte!<br />
Grosse<br />
Reservoire<br />
Was speichern Kamele in ihren Höckern?<br />
Kamele können in bloss 15 Minuten<br />
bis zu 200 Liter Wasser trinken. Das ist<br />
Rekord in der Tierwelt.<br />
Diese enorme Menge speichern die Tiere<br />
in ihrem komplexen Verdauungssystem<br />
und in ihren Blutkörperchen, die sich bis<br />
auf das 200-fache ihrer Grösse ausdehnen<br />
können. In ihren Nasengängen recyceln<br />
sie die Feuchtigkeit der austretenden<br />
Atemluft und führen rund 70 Prozent<br />
davon wieder in ihren Körper zurück. Kamele<br />
sind also wahre Experten im Wassersparen.<br />
Bilder: shut terstock.com<br />
Damit ist klar, dass die Höcker nicht zum<br />
Speichern von Wasser da sind. Dromedare<br />
und Trampeltiere, beide gehören in die<br />
Familie der Kamele, haben ihre Höcker<br />
zum Speichern von Fett und sind deshalb<br />
ein Energie- und kein Wasserreservoir.<br />
Auch auf längeren Marschrouten durch<br />
die Wüste können die Tiere davon zehren.<br />
Dank ihrer eingelagerten Fettreserven<br />
können Kamele wochenlang unterwegs<br />
sein, ohne Nahrung aufzunehmen. Dabei<br />
befindet sich ihr Körperfett ausschliesslich<br />
in den Höckern und nicht auf den Rippen.<br />
Deshalb wirkt es nicht als Isolierschicht,<br />
die den Körper unnötig warm hält.<br />
Hart im Nehmen<br />
Wie schützen sich Bäume vor Frost?<br />
Wenn im Herbst die Blätter fallen, beginnen<br />
die Bäume mit ihrem Winterschlaf.<br />
Dies geschieht nicht, weil die<br />
Blätter alt sind. Viel mehr ist es ein<br />
Schutzmechanismus vor der Kälte.<br />
Ohne Laub braucht der Baum weniger<br />
Wasser aus dem womöglich gefrorenen<br />
Boden. Zudem bieten die gefallenen Blätter<br />
eine wärmende Schutzschicht über dem<br />
Wurzelteller. Kehren wir das Laub weg,<br />
nehmen wir dem Baum diesen Schutz!<br />
Um im Frühjahr wieder austreiben zu können,<br />
brauchen Laubbäume ihren Pflanzensaft<br />
aus dem Stamm. Das ist eine wässrige<br />
Lösung, die lebende Zellen enthält. Ist es<br />
sehr kalt, verwandelt der Baum die Stärke<br />
in den Zellen in eine Zucker- und Alkoholmischung,<br />
die nicht gefrieren kann, weil<br />
die Zellen sonst platzen würden. Dieser<br />
Prozess beginnt bei minus drei Grad Celsius.<br />
Sobald es wieder wärmer wird, wird<br />
aus der Zuckerlösung wieder Stärke. Ein<br />
zusätzlicher Schutz ist die Rinde, die den<br />
Baum wie einen Mantel umhüllt. Je älter<br />
der Baum ist, desto dicker ist seine Rinde<br />
und desto wärmer hat er es. Junge Triebe<br />
sind also eher vom Frost bedroht.<br />
Etwas anders verhält es sich bei Nadelbäumen,<br />
die mit Ausnahme der Lärche ihre<br />
Nadeln im Herbst nicht abwerfen. Die<br />
Poren der Nadeln liegen unter einer schützenden<br />
Wachsschicht. Zudem sind die Nadeln<br />
durch ihre kleine Oberfläche besser<br />
vor der Kälte geschützt.<br />
Zünftig<br />
teuflisch<br />
Weshalb sagen wir<br />
Schlitzohr?<br />
Wer gern flunkert, andere übers Ohr<br />
haut und deshalb als verschlagen gilt,<br />
wird manchmal «Schlitzohr» genannt.<br />
Woher dieser Ausdruck kommt, weiss<br />
man nicht genau. Doch es wird vermutet,<br />
dass diese Bezeichnung auf die Zünfte<br />
im Mittelalter zurückzuführen ist.<br />
Wer damals Handwerker werden wollte,<br />
musste auf die Walz gehen, also durch<br />
das Land ziehen, um sich möglichst viel<br />
Wissen anzueignen. Die jungen Buschen<br />
trugen damals eine «zünftige», oder mit<br />
anderen Worten eine ihrem Handwerk<br />
entsprechende Kluft. Ein ins Ohr geschlagener<br />
Ring wies sie als Mitglied ihrer<br />
Zunft aus, galt aber auch als Geldreserve<br />
für den Notfall. Für den Fall, dass dem<br />
Gesellen unterwegs etwas zustossen sollte,<br />
sollte mit dem Ring seine Beerdigung bezahlt<br />
werden können.<br />
3<br />
Verstiess der junge Bursche allerdings gegen<br />
die Regeln seiner Zunft oder wurde<br />
er bei etwas Unredlichem ertappt, wurde<br />
er aus seiner Handwerkergemeinschaft<br />
verstossen. Als Zeichen dafür wurde ihm<br />
der Ring aus dem Ohr gerissen. Dabei entstand<br />
jeweils der Schlitz im Ohr, der ihn<br />
für den Rest seines Lebens kennzeichnete.<br />
Für ein «Schlitzohr» war es nahezu<br />
unmöglich, anderswo Aufnahme in eine<br />
Zunft zu finden.<br />
Auch eine andere Deutung steht im Raum.<br />
Der Teufel wurde früher manchmal als<br />
gehörnte Gestalt mit geschlitzten Ohren<br />
dargestellt. Ein Schlitzohr könnte demnach<br />
auch jemand gewesen sein, der verdächtigt<br />
wurde, mit dem Satan im Bund<br />
zu stehen, und dem man deshalb besser<br />
nicht trauen sollte.<br />
16 17
DNA-Identifikation zur Vertrauensgewinnung<br />
Wie Proviande<br />
«Schweizer<br />
Fleisch»<br />
garantiert<br />
Voll Schweiz:<br />
Saftige Lammhaxen<br />
gefüllt<br />
mit Hackfleisch<br />
Wenn Schweizer Fleisch drauf steht, ist dann<br />
auch Schweizer Fleisch drin? DNA-Tests beweisen<br />
dies bereits heute. Aber weshalb sollte uns dies<br />
interessieren? Weshalb ist das so wichtig?<br />
s’Positive sprach darüber mit Blaise Perrey von<br />
Proviande und Thomas Struckmeyer von IdentiGEN.<br />
Bruno Wüthrich (Inter view) | Marcel Bieri (Bilder Inter view)<br />
s’Positive | <strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong> Bild: © Proviande<br />
18 19
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Sind sich einig:<br />
Blaise Perrey von Proviande<br />
(rechts) und Thomas Struckmeyer<br />
von IdentiGEN.<br />
Proviande, die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, wirbt<br />
mit dem Slogan «Schweizer Fleisch - der feine Unterschied». Doch was ist<br />
dran am Schweizer Fleisch? Wo liegen seine Besonderheiten? Und wer sagt<br />
uns, dass Schweizer Rindfleisch drin ist, wo Schweizer Fleisch drauf steht.<br />
Von den kleinen Details bei Schreinerarbeiten bis hin zu Gesamtlösungen bei An-, Um- oder Neubauten.<br />
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und Konsumenten genau dies.<br />
Und zwar eindeutig per DNA-Herkunfts-Check.<br />
Weshalb dies so wichtig<br />
ist, und weshalb das Thema Fleisch so<br />
leidenschaftlich diskutiert wird, und<br />
welche Halb- oder Unwahrheiten durch<br />
Raum und Zeit geistern, möchten wir in<br />
diesem Artikel erfahren. Höchste Zeit<br />
also, mal kritisch nachzufragen.<br />
s’Positive: Sie müssen das Fleisch auch<br />
gegenüber dem wachsenden Trend hin<br />
zum Veganismus verteidigen.<br />
Blaise Perrey: Der Veganismus ist eine<br />
Art und Weise zu leben, für die sich jeder<br />
Mensch selbst entscheiden kann. Aber es<br />
ist sehr wichtig zu wissen, worüber man redet,<br />
wenn man über die Gründe für diese<br />
Lebensweise diskutiert. Vor allem die jungen<br />
Leute machen sich heutzutage mehr<br />
Gedanken darüber, was sie essen und was<br />
man besser machen könnte. Und es gibt ja<br />
tatsächlich vieles zu verbessern. Die Fakten,<br />
über die wir sprechen, können wir<br />
belegen und die sprechen für eine ausgewogene<br />
Ernährung, welche auch tierische<br />
Eiweisse enthält, insbesondere für Kinder.<br />
Ein viel grösseres Problem ist heute die Essensverschwendung.<br />
Da hilft das Bewusstsein,<br />
welchen Wert das Essen hat, das da<br />
vor einem auf dem Teller liegt.<br />
Sie werben mit «Schweizer Fleisch».<br />
Doch Hand aufs Herz: Weshalb sollen<br />
Konsumentinnen Fleisch aus der<br />
Schweiz kaufen?<br />
Vor allem die<br />
jungen Leute<br />
machen sich<br />
heutzutage mehr<br />
Gedanken darüber,<br />
was sie essen.<br />
Blaise Perrey: Dafür gibt es viele wichtige<br />
Gründe: Wir haben im Vergleich zu allen<br />
anderen Ländern strengere Vorschriften.<br />
Diese Vorschriften betreffen alle Bereiche<br />
und somit sowohl die Produzenten, als<br />
auch die Schlachter, die Verarbeiter und<br />
die Händler.<br />
Welche Vorschriften sprechen Sie an?<br />
Blaise Perrey: Bei den Produzenten sind<br />
dies Vorschriften bezüglich des Tierwohls.<br />
Zum Beispiel, wie die Tiere gehalten werden<br />
und wie sie sich im Freien aufhalten.<br />
Der Platz, der den Tieren zur Verfügung<br />
steht, ist im Vergleich zu anderen Ländern<br />
grosszügig bemessen. Alles in unserem<br />
Land ist auf Familienbetriebe ausgerichtet.<br />
Alles ist überschaubar. Nirgendwo werden<br />
tausende von Tieren auf engstem Raum<br />
gehalten, wie dies in anderen Ländern zum<br />
Teil üblich ist. In der Schweiz kennen wir<br />
Höchstbestände. Ein Produzent darf nicht<br />
mehr als eine bestimmte Anzahl Tiere halten.<br />
Doch das ist längst nicht alles, wo wir<br />
anderen Ländern mehrere Schritte voraus<br />
sind.<br />
Bitte erzählen Sie.<br />
Blaise Perrey: Seit weit mehr als 20 Jahren<br />
werden bei uns keine antimikrobiellen<br />
Wachstumsförderer mehr verfüttert. Wir<br />
verzichten auch auf Hormone, was vor allem<br />
in Ländern jenseits des Ozeans nicht<br />
s’Positive | <strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong><br />
20<br />
21
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überall der Fall ist. Und die Nährstoffe,<br />
die wir mit Kraftfutter dem Raufutter<br />
zusätzlich beigeben, müssen ausgewiesen<br />
werden.<br />
Bitte erklären Sie uns, was unter<br />
Raufutter zu verstehen ist.<br />
Blaise Perrey: Raufutter ist Futter, das auf<br />
Gras basiert (z.B. Weidegras oder Heu).<br />
Unsere Rinder fressen dieses Gras und<br />
produzieren daraus Milch und Fleisch. In<br />
Hügel- oder Berggebieten könnten wir diese<br />
Flächen gar nicht anders nutzen, denn<br />
dort kann nicht viel anderes angepflanzt<br />
werden. Unsere Rinder machen aus diesem<br />
Gras, das für den Menschen sonst nutzlos<br />
wäre, absolute Spitzenprodukte in Form<br />
von Milch und Fleisch.<br />
Ich möchte Ihnen dazu noch einen Hinweis<br />
geben. Immer wieder wird gesagt, die<br />
CO 2 -Bilanz der Fleischwirtschaft sei negativ.<br />
Wir alle wissen, wie wichtig Bäume für<br />
unser Klima sind. Aber wir vergessen, dass<br />
Wiesen und Weiden ebenfalls viel CO 2<br />
binden können und damit gut sind für das<br />
Klima. Indem wir also unsere Hügel und<br />
die Alpen bewirtschaften und über die<br />
Rindviehhaltung das Weideland pflegen,<br />
tun wir auch etwas fürs Klima.<br />
Weshalb wird in der Schweiz kaum<br />
Kraftfutter verfüttert. Was ist schlecht<br />
daran?<br />
Blaise Perrey: Kraftfutter ist nicht per<br />
se schlecht, denn es dient einerseits der<br />
ausgeglichenen Ernährung der Tiere und<br />
es können damit auch höhere Leistungen<br />
erzielt werden. Damit wird die Effizienz<br />
in der Milch- und Fleischproduktion verbessert,<br />
was auch die Klimabilanz positiv<br />
beeinflusst.<br />
Wo liegen denn die Vorteile des<br />
hiesigen Systems?<br />
Wir vergessen,<br />
dass Wiesen und<br />
Weiden ebenfalls<br />
viel CO 2 binden<br />
können und<br />
damit gut sind<br />
für das Klima.<br />
Blaise Perrey: Es ist eigentlich ganz einfach.<br />
Ein Beispiel: Ein Spitzensportler<br />
ernährt sich anders als die meisten Menschen.<br />
Bei den Nutztieren ist es ähnlich.<br />
Sie benötigen für ihre Leistung Nährstoffe<br />
in ausreichendem Mass. Die Frage ist, wie<br />
kommen die erforderlichen Nährstoffe in<br />
das Tier. Der grosse Vorteil der Wiederkäuer<br />
ist, dass diese Tiere Pflanzen verwerten<br />
können, welche die meisten anderen<br />
Tiere und auch der Mensch nicht verdauen<br />
können. Zum Beispiel Gras. Weil Gras<br />
in der Schweiz zur Genüge vorhanden ist,<br />
verfüttern wir eben vorwiegend dieses<br />
Gras. Nötig sind aber auch andere Nährstoffe,<br />
die wir beispielsweise in Form von<br />
Kraftfutter hinzufügen müssen, damit<br />
die Tiere wachsen und gesund bleiben.<br />
Kraftfutter und Mineralstoffe brauchen<br />
auch unsere Tiere. Die Frage ist jedoch, in<br />
welcher Quantität. Im Gegensatz zu anderen<br />
Ländern ist es bei uns aber deutlich<br />
weniger. Die USA beispielsweise füttern<br />
kraftfutterorientiert und verwenden unter<br />
anderem Weizen und Mais, welche beide<br />
oft in Monokulturen angebaut werden.<br />
An die Tiere werden also sehr hohe<br />
Ansprüche gestellt.<br />
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s’Positive | <strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong><br />
Bild: © Proviande<br />
Damit sich uns eine<br />
solch herrliche Auswahl<br />
bietet, sind lange<br />
Vorarbeiten nötig.<br />
22<br />
23
Blaise Perrey und Thomas Struckmeyer<br />
DNA-Identifikation zur Vertrauensgewinnung<br />
Qualitative Aspekte<br />
prüfend: Blaise Perrey<br />
von Proviande.<br />
Blaise Perrey: Wir haben nicht mehr die<br />
gleichen Tiere wie unsere Grosseltern.<br />
Da hat eine Entwicklung stattgefunden.<br />
Die Tiere werden anders gezüchtet, anders<br />
gehalten und liefern mehr Milch und<br />
Fleisch. Deshalb brauchen sie heute andere<br />
Nährstoffe als vor 100 Jahren. Wenn wir<br />
sie nicht richtig ernähren, können sie auch<br />
nicht das leisten, was wir von ihnen erwarten.<br />
Das ist ähnlich wie bei einem Sportler.<br />
Thomas Struckmeyer: Per Definition ist<br />
die Fleischwirtschaft in der Schweiz ein<br />
sehr nachhaltiges System, um tierische<br />
Proteine herzustellen. Es funktioniert<br />
mit kleinen, familiären Betrieben, mit<br />
beschränkten Tierzahlen pro Hof, und<br />
dadurch, dass damit eine gewisse Landschaftspflege<br />
vorhanden ist. Für den bewussten<br />
Entscheid für den Verzehr von<br />
Fleisch ist es wichtig zu wissen, wie nachhaltig<br />
Fleisch in der Schweiz produziert<br />
wird. Hier haben wir nicht nur ein nachhaltiges,<br />
sondern auch ein sehr transparentes<br />
System. Mit der Marke «Schweizer<br />
Fleisch» haben wir etwas geschaffen, das<br />
für das Ganze steht. Alles in der Schweiz<br />
ist integriert und hängt miteinander zusammen.<br />
Sie bieten mit der Firma<br />
IdentiGEN die technologische<br />
Plattform für die<br />
DNA-Überprüfung von<br />
Schweizer Fleisch. Was<br />
haben die Konsumentinnen<br />
davon?<br />
Thomas Struckmeyer: Es<br />
bringt den Konsumenten<br />
die Sicherheit, dass wenn auf<br />
der Verpackung Schweizer<br />
Fleisch steht, auch tatsächlich<br />
Schweizer Fleisch drin<br />
ist. Das können wir mit dem<br />
DNA-Herkunfts-Check garantieren.<br />
Das Vertrauen des<br />
Konsumenten steigt dadurch<br />
enorm. Die Rückverfolgbarkeitslösung<br />
auf DNA-Basis<br />
ist eindeutig. Man kann<br />
nicht betrügen.<br />
Können Sie damit auch die<br />
Qualität überprüfen?<br />
Blaise Perrey: Derzeit überprüfen<br />
wir lediglich die<br />
Herkunft. Doch mit dem<br />
DNA-Werkzeug werden wir<br />
künftig auch in der Lage sein,<br />
auch qualitative Aspekte zu<br />
prüfen und entsprechende Daten auch bei<br />
der Zucht zu berücksichtigen.<br />
Mit dem DNA-<br />
Werkzeug werden<br />
wir künftig in der<br />
Lage sein, auch<br />
qualitative<br />
Aspekte zu prüfen.<br />
Ist es nicht sogar so, dass der grössere<br />
Teil der Konsumentinnen und Konsumenten<br />
einen höheren Preis nur bei<br />
deutlich besserer Qualität zu bezahlen<br />
bereit ist, und vielleicht die Herkunft<br />
gar nicht so wichtig ist?<br />
Blaise Perrey: Die Gesellschaft ist breit<br />
und vielfältig und es bestehen die unterschiedlichsten<br />
Ansprüche. Proviande setzt<br />
sich dafür ein, Schweizer Fleisch zu promoten.<br />
Es geht uns darum, aufzuzeigen, was<br />
wir in der Schweiz gut machen und weshalb<br />
unser Fleisch einzigartig ist. Wir wollen<br />
die Konsumentinnen und Konsumenten<br />
auf die versteckten Werte aufmerksam<br />
machen. Wer pflegt beispielsweise unsere<br />
Alpen, wenn wir keine Fleischwirtschaft<br />
mehr haben? Dank dieser Pflege wird auch<br />
ein Mehrwert für unseren Tourismus geschaffen.<br />
Aber wenn die Kunden Schweizer<br />
Fleisch kaufen, werden sie kaum an die<br />
Alpen denken.<br />
Blaise Perrey: Nein, aber vielleicht bleibt<br />
doch etwas von unserer Kampagne hängen.<br />
Sie können sich ein teures oder auch<br />
ein billiges Auto leisten. Beide führen sie<br />
zum Ziel. Trotzdem erhalten sie das teure<br />
Auto nie zum Preis des billigen. Oft haben<br />
Sie beim teureren Wagen ebenfalls Werte,<br />
die nicht sofort ins Auge stechen. So ist es<br />
auch beim Fleisch. Fleisch unterscheidet<br />
sich durch die Qualität, es unterscheidet<br />
sich aber auch durch die nicht sichtbaren<br />
Werte wie Fütterung, Tierhaltung etc.<br />
Wir wollen den Konsumentinnen und<br />
Konsumenten nicht vorschreiben, welches<br />
Fleisch sie konsumieren müssen. Dirigismus<br />
ist in einer freien Wirtschaft selten<br />
eine gute Idee. Aber wir wollen aufklären<br />
und das allgemeine Wissen über die Produkte<br />
verbessern, damit Kundinnen und<br />
Kunden eine Wahl haben und wissen, was<br />
sie dafür erhalten, wenn sie den Mehrpreis<br />
bezahlen.<br />
Um dies glaubhaft vermitteln zu können,<br />
braucht es den DNA-Test?<br />
Thomas Struckmeyer: Kürzlich machte<br />
mich meine Mutter ganz aufgeregt auf einen<br />
Artikel aufmerksam, in welchen die<br />
Berner Zeitung aufdeckte, wie gewisse Restaurants<br />
beim Schweizer Fleisch betrügen.<br />
Über die Medien und insbesondere über<br />
die sozialen Medien verbreiten sich solche<br />
Informationen danach rasend schnell und<br />
es entsteht eine grosse Verunsicherung.<br />
Wir werden also heute viel mehr und viel<br />
heftiger als früher mit solchen Diskussionen<br />
konfrontiert und es entsteht in der Bevölkerung<br />
eine Verunsicherung. Deshalb<br />
wollen wir an der Basis zu hundert Prozent<br />
nachweisen können, dass hier nicht betrogen<br />
wird. Mit Basis ist einerseits der Bauer<br />
gemeint, der ja mit dem Tier das «Rohmaterial»<br />
liefert, das einen unglaublichen<br />
Wert hat, aber auch der Schlachter und der<br />
Handel. Mit dem DNA-Herkunfts-Check<br />
wollen wir beweisen, dass es in dieser Kette<br />
keine schwarzen Schafe hat. Wir setzen<br />
also einerseits sehr hohe Anforderungen<br />
an uns selbst und mit dem eindeutigen<br />
DNA-Herkunfts-Check überprüfen wir<br />
s’Positive | <strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong><br />
dies gleich hieb und stichfest. Jedes Tier ist<br />
einmalig. Seine DNA ist nicht veränderbar.<br />
Deshalb haben wir hier eine hundertprozentige<br />
Rückverfolgbarkeit geschaffen.<br />
Blaise Perrey: Proviande lancierte die<br />
Kampagne «Schweizer Fleisch - der feine<br />
Unterschied» mit Filmen, in denen die<br />
Fleischproduzenten auftreten. Deshalb ist<br />
es uns wichtig, dass die Konsumentinnen<br />
und Konsumenten wissen, dass nicht nur<br />
die Produzenten dafür einstehen, sondern<br />
auch die Verarbeiter und der Handel mit<br />
einem wasserdichten System die Herkunft<br />
überprüfen lassen, damit die Menschen<br />
dann auch Schweizer Fleisch auf dem<br />
Teller haben, wenn sie Schweizer Fleisch<br />
kaufen. Auf unserer Webseite schweizerfleisch.ch<br />
finden Sie die Testimonials der<br />
Produzenten.<br />
Thomas Struckmeyer: DNA ist heute<br />
ein Begriff. Alle wissen, was dies bedeutet.<br />
Weniger bekannt ist, was DNA alles kann.<br />
Wir wissen, dass mit DNA nachgewiesen<br />
werden kann, wo wir herkommen, wer beispielsweise<br />
unser Vater oder unsere Mutter<br />
ist. Das geht bei den Tieren selbstverständlich<br />
ebenfalls. Es handelt sich dabei um<br />
genau die gleiche Technologie. Sie wird<br />
übrigens auch in der Verbrechensbekämpfung<br />
eingesetzt, wie wir dies längst nicht<br />
nur aus den TV-Serien kennen. Wir arbeiten<br />
hier also mit forensischer Präzision<br />
in einem Industrieumfeld, das aufgrund<br />
seiner Wertigkeit seine Produkte so transparent<br />
und nachvollziehbar wie möglich<br />
produzieren muss. Deshalb verkaufen wir<br />
mit unseren Produkten auch Vertrauen.<br />
IdentiGEN hat die nötigen Modelle und<br />
Technologieplattformen, um dieses Vertrauen<br />
zu ermöglichen. Dabei geht es auch<br />
um Differenzierung zu anderen Ländern<br />
und anderen Herstellern. Wir beweisen<br />
damit glasklar, dass es sich dabei um ein<br />
Produkt aus der Schweiz handelt. Proviande<br />
als Branchenorganisation schaut darauf,<br />
dass keinerlei Schindluderei betrieben<br />
wird, damit schwarze Schafe identifiziert<br />
werden können.<br />
Profitieren nur die Konsumenten von<br />
den Tests?<br />
Blaise Perrey: Die Fleischverarbeitungsbetriebe,<br />
die beim DNA-Herkunfts-Check<br />
mitmachen, können dank diesen Tests<br />
ihre eigenen Prozesse optimieren und dabei<br />
überprüfen, ob bei ihnen alles perfekt<br />
läuft, oder ob beispielsweise Fehler bei der<br />
Etikettierung passieren. Seit November<br />
2018 kontrollieren wir nun die Produkte<br />
auf dem Markt. Bisher haben wir keinerlei<br />
Erkenntnisse, dass irgendwo<br />
Missbrauch betrieben wurde.<br />
Zwar haben wir Fehler gefunden,<br />
diese kamen jedoch<br />
nicht durch Missbräuche zustande.<br />
Ist diese DNA-Analyse<br />
zugunsten des Schweizer<br />
Fleisches ein Statement<br />
gegen anderes Fleisch?<br />
Blaise Perrey: Das wäre eine<br />
falsche Interpretation. Wir<br />
bieten Sicherheit und Transparenz<br />
für das in der Schweiz<br />
produzierte Fleisch. Und wir<br />
sagen, das können wir dir, liebe<br />
Konsumentin, lieber Konsument,<br />
auch belegen. Alle<br />
sollen sich danach selbst entscheiden.<br />
Wir werten damit<br />
nicht. Es geht wirklich einzig<br />
und allein darum, dass die<br />
Konsumenten wissen, dass<br />
auch Schweizer Fleisch drin<br />
ist, wenn Schweizer Fleisch<br />
drauf steht.<br />
Wie läuft dies mit der<br />
DNA-Probe ab?<br />
Blaise Perrey: Als erstes<br />
brauchten wir die DNA-Datenbank.<br />
Also begannen<br />
wir im Juni 2018 damit, bei<br />
jedem geschlachteten Tier,<br />
eine Fleischprobe zu entnehmen<br />
und diese der Nummer<br />
Wir beweisen<br />
damit glasklar,<br />
dass es sich dabei<br />
um ein Produkt<br />
aus der Schweiz<br />
handelt.<br />
auf seiner Ohrmarke zuzuweisen. In unserer<br />
Datenbank sind inzwischen von rund<br />
88 Prozent aller geschlachteten Tiere der<br />
Rindergattung die DNA-Profile hinterlegt.<br />
Weshalb fehlen 12 Prozent?<br />
Blaise Perrey: Dafür gibt es verschiedene<br />
Gründe. Wir haben sehr viele und unterschiedlich<br />
grosse Schlachthöfe in der<br />
Schweiz. Nicht alle nehmen teil am DNA-<br />
Beweist die<br />
Herkunft Schweiz:<br />
Thomas Struckmeyer<br />
von IdentiGEN.<br />
Herkunfts-Check. Andererseits ist ein<br />
teilnehmender Schlachthof nicht gezwungen,<br />
alle Schlachttiere beproben zu lassen,<br />
obwohl wir dies natürlich anstreben. Es ist<br />
im geschäftlichen Ermessen jedes Partners,<br />
dies selbst zu entscheiden.<br />
Diese 12 Prozent bringen aber trotzdem<br />
eine gewisse Unsicherheit, und deswegen<br />
können Sie doch auch die schwarzen<br />
Schafe nicht ganz ausschliessen.<br />
Blaise Perrey: Es ist publik, wer an diesem<br />
System mitmacht, und es gibt eine<br />
Liste dieser Betriebe. Aber es gibt Kleinstschlachtbetriebe,<br />
die nur wenige Tiere im<br />
Jahr schlachten, zum Beispiel dort, wo<br />
gleich am Hof oder in kleinen Metzgereien<br />
geschlachtet wird. Einige davon sind der<br />
Meinung, dass dieses System für sie nicht<br />
notwendig sei, denn es wird möglicherweise<br />
direkt ab Hof verkauft oder der Metzger<br />
kennt den Produzenten. Die Leute, die<br />
direkt beim Bauern kaufen, wissen ja, wo<br />
das Fleisch herkommt. Doch mehr als 50<br />
24<br />
25
Blaise Perrey und Thomas Struckmeyer<br />
BEI UNS HAT<br />
CHARAKTER TRADITION.<br />
Schlachtbetriebe und mehr als 60 Verarbeitungsbetriebe<br />
sind in unserem System<br />
dabei. Mit den grössten acht Betrieben ist<br />
bereits eine Abdeckung von rund 80 Prozent<br />
erreicht.<br />
Thomas Struckmeyer: Doch es gibt bei<br />
den «Kleinen» auch solche, die sagen, gerade<br />
weil ich mit meinen Standards noch<br />
weiter gehe als andere, gerade weil meine<br />
Tiere noch mehr im Freien sind als andere,<br />
will ich bei der Beprobung dabei sein.<br />
Denn auch sie können dann jederzeit beweisen,<br />
dass ihr Fleisch eben ihr Fleisch ist.<br />
Es geht dabei also um die Positionierung<br />
von Schweizer Fleisch, aber auch um die<br />
Positionierung des einzelnen Betriebes.<br />
nen stand, um was für Fleisch es sich handelte.<br />
Doch erstens ist Papier geduldig und<br />
nimmt alles an, was wir drauf schreiben,<br />
und zweitens lässt sich eine Etikette überall<br />
drauf kleben. Die Etikette allein ist<br />
also noch kein Beweis. Deshalb war es der<br />
Ehrgeiz des Branchenverbandes und seiner<br />
Mitglieder, zugunsten der Konsumentinnen<br />
und Konsumenten diesen Beweis zu<br />
erbringen. Die Schweiz ist in diesem Be-<br />
Charcuterie aus<br />
Schweizer Fleisch:<br />
Vielfältig und fein.<br />
das Fleisch als Schweizer Fleisch deklariert<br />
wurde, gehen wir auf die Verarbeitungsbetriebe<br />
zu und reden mit ihnen. Selbstverständlich<br />
hätte ein systematischer Betrug,<br />
- und dabei sprechen wir jetzt nicht von einem<br />
Versehen, das mal vorkommen kann,<br />
- Konsequenzen. Darüber müsste der von<br />
Proviande eingesetzte Markt-Monitoring-Ausschuss<br />
entscheiden. Doch bisher<br />
ist dies kein einziges Mal vorgekommen.<br />
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s’Positive | <strong>Ausgabe</strong> 3 | März <strong>2020</strong><br />
Es geht um die<br />
Positionierung<br />
von Schweizer<br />
Fleisch, aber auch<br />
um die des einzelnen<br />
Betriebes.<br />
Wie kam es zu dieser Idee?<br />
Blaise Perrey: Wir sehen in unserem<br />
Fleisch einen riesigen Wert. Diesen müssen<br />
wir vermitteln und gleichzeitig das Vertrauen<br />
stärken. Nachhaltigkeit wird heute<br />
überall nachgefragt. Doch ohne Rückverfolgbarkeit<br />
lässt sie sich nicht kommunizieren.<br />
Wir müssen das Vertrauen durch Beweisführung<br />
untermauern. Diesen Beweis,<br />
und gleichzeitig auch die Differenzierung<br />
zu anderen Anbietern lässt sich nur durch<br />
den DNA-Herkunfts-Check erbringen.<br />
Wir haben in einer Fleischtheke nicht nur<br />
Schweizer Fleisch, sondern auch Fleisch<br />
zum Beispiel von amerikanischer oder<br />
irischer Herkunft, das vielleicht wegen<br />
bestimmter Attribute nachgefragt wird.<br />
Aber wenn wir für Schweizer Fleisch bezahlen,<br />
wollen wir auch Schweizer Fleisch<br />
geniessen und dabei sicher sein, dass bei<br />
der Haltung der Tiere, der Schlachtung<br />
und der Verarbeitung Schweizer Standards<br />
erfüllt wurden. Uns geht es also um die<br />
Aussage «Pro Schweizer Fleisch», und<br />
nicht gegen Fleisch anderer Herkunft.<br />
Thomas Struckmeyer: In der Schweiz<br />
herrscht ja Deklarationspflicht. Früher<br />
hatten wir einfach die Etiketten, auf de-<br />
Bild: © Proviande<br />
reich weltweit absolut führend.<br />
Was kosten die Tests?<br />
Blaise Perrey: Auf Basis des Rind- und<br />
Kalbfleischkonsum kostet das Testverfahren<br />
pro Einwohner und Jahr rund 80<br />
Rappen.<br />
Wie funktioniert denn die<br />
Rückverfolgung?<br />
Blaise Perrey: Nachdem wir seit Juni 2018<br />
mit der Erfassung der Datenbank beschäftigt<br />
waren, begannen wir im November<br />
des gleichen Jahres mit der umgekehrten<br />
Prozedur. Wir gehen zu den verschiedenen<br />
Verkaufspunkten, kaufen Fleisch ein,<br />
und stellen wiederum die DNA fest. Dann<br />
überprüfen wir, ob wir diese in unserer<br />
Datenbank finden. Wenn das Fleisch also<br />
als Schweizer Fleisch deklariert ist, muss es<br />
in unserer Datenbank zu finden sein. Wir<br />
entnahmen im letzten Jahr rund 1‘400<br />
Proben in verschiedenen Läden.<br />
Werden fehlbare Betriebe sanktioniert?<br />
Blaise Perrey: Es gibt einen sogenannten<br />
Eskalationsplan. Wenn wir ein Tier in<br />
unserer Datenbank nicht finden, obwohl<br />
Trotzdem konkret nachgefragt: Es<br />
könnte doch sein, dass ein Betrieb<br />
einen grösseren Posten ausländisches<br />
Fleisch einführt, es als Schweizer<br />
Fleisch deklariert und zu einem Aktionspreis<br />
an die Konsumenten bringt.<br />
Spätestens nach 14 Tagen wäre der<br />
Posten verkauft und die Chance wäre<br />
doch vorhanden, dass in dieser Zeit<br />
gerade keine Probe genommen wird.<br />
Doch es wäre natürlich ein Risiko. Was<br />
geschieht, wenn dieser Händler doch<br />
erwischt wird?<br />
Blaise Perrey: Wichtig ist zu wissen, dass<br />
sich dies ein am Programm teilnehmenden<br />
Betrieb nicht leisten kann. Er müsste mit<br />
drastischen Sanktionen rechnen. Kommt<br />
hinzu, dass die Gefahr, entdeckt zu werden,<br />
wirklich gross ist. Der Markt-Monitoring-Ausschuss<br />
besteht aus Vertretern<br />
des Schweizer Fleisch-Fachverbandes, der<br />
Konsumenten und der Produzenten. Es<br />
ist also ein sehr glaubwürdiges Gremium.<br />
Müsste der Markt-Monitoring-Ausschuss<br />
tagen, würde es sich nicht um einen Baga-<br />
26<br />
27
DNA-Identifikation zur Vertrauensgewinnung<br />
tellfall handeln. Zudem ist damit zu rechnen,<br />
dass bei dieser Zusammensetzung<br />
sowohl die Konkurrenz wie auch die Konsumenten<br />
wahrscheinlich von den Verfehlungen<br />
Kenntnis erhalten. Die ganze Branche<br />
würde Schaden nehmen. Sie können<br />
sich sicher vorstellen, was dies danach für<br />
den fehlbaren Betrieb heissen würde.<br />
Wie gross ist der Anteil an inländischem<br />
Rindfleisch in der Schweiz?<br />
Blaise Perrey: Der Inlandanteil am Konsum<br />
von Rindfleisch lag 2019 bei 84 Prozent.<br />
Wird Kalbfleisch mit gerechnet sogar<br />
bei 85,5 Prozent.<br />
Der DNA-Herkunfts-Check wird aktuell<br />
lediglich bei Rind- und Kalbfleisch<br />
gemacht. Bei anderem Fleisch, z.B.<br />
vom Schwein, Pferd oder Geflügel noch<br />
nicht.<br />
Blaise Perrey: Beim Schweinefleisch haben<br />
wir mit rund 93 Prozent eine hohe<br />
Inlandversorgung. Also ist Schweinefleisch,<br />
das in der Schweiz als «Schweizer<br />
Schweinefleisch» verkauft wird, mit hoher<br />
Sicherheit Schweizer Fleisch. Das nimmt<br />
den Druck der Beweisführung. Beim Geflügel<br />
wurden bereits Sondierungsgespräche<br />
geführt.<br />
Der Druck beim Geflügel müsste fast<br />
noch grösser sein als bei den Rindern.<br />
Blaise Perrey: Da haben Sie recht. Der<br />
Inlandanteil bei Geflügel liegt bei rund 64<br />
Prozent.<br />
Gibt es ein Label?<br />
Blaise Perrey: Wir schliessen mit den Betrieben<br />
(Schlachthöfe, Verarbeitung und<br />
Verkauf) eine Vereinbarung ab und stellen<br />
bei Bedarf ein Zertifikat aus, dass ein<br />
Betrieb bei unserem Programm mitmacht.<br />
Wir sind erst am Anfang unserer Arbeit.<br />
Wir werden künftig noch viel mehr Proben<br />
nehmen.<br />
Wo zum Beispiel?<br />
Blaise Perrey: Zum Beispiel bei stark verarbeiteten<br />
Produkten wie Würsten oder<br />
bei Hackfleisch. Je weiter wir voranschreiten,<br />
umso wichtiger wird auch die Kommunikation.<br />
Auf was kann der Konsument achten?<br />
Blaise Perrey: Konsumentinnen und<br />
Konsumenten achten auf die Herkunftsdeklaration<br />
«Schweizer Fleisch». Derzeit<br />
hat jedoch hinsichtlich der DNA-Herkunfts-Checks<br />
noch keine intensive Kommunikation<br />
stattgefunden.<br />
Wenn Proviande für «Schweizer<br />
Fleisch» steht, für welche Art Fleisch<br />
steht beispielsweise das Label «Bio»?<br />
Blaise Perrey: Sie müssen sich das so<br />
vorstellen: Proviande vertritt das in der<br />
Schweiz produzierte und vermarktete<br />
Fleisch. Darunter fallen alle Fleischarten<br />
und alle Fleischproduktionssysteme, die in<br />
der Schweiz produziert oder angewendet<br />
werden, so wie auch verschiedene andere<br />
Label wie z.B. Bio, IP Suisse usw.<br />
Kann denn per DNA-Herkunfts-Check<br />
auch nachgewiesen werden, ob etwas<br />
Bio ist oder nicht.<br />
Thomas Struckmeyer: Ja, das können<br />
wir. Das ist ja der grosse Vorteil der DNA.<br />
Wenn also ein Label wie Bio möchte, dass<br />
wir dies kontrollieren, dann können wir<br />
dies tun. Dies wäre dann aus unserer Sicht<br />
Das ist der grosse<br />
Vorteil der DNA:<br />
Wenn ein Label<br />
wie «Bio» möchte,<br />
dass wir dies<br />
kontrollieren,<br />
dann können wir<br />
dies tun.<br />
eine Dienstleistung an all die Betriebe, die<br />
ihr Fleisch auch unter diesem Label anbieten.<br />
Dies funktioniert ganz einfach, weil<br />
wir ja wissen, wo das Tier herkommt und<br />
ob der Ort, wo es gelebt hat, ein Bio-Hof<br />
ist.<br />
Unsere Partner des<br />
39. Unsere Eidg. Partner Hornusserfests des<br />
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Thörigen 39. Eidg. Hornusserfests | Bleienbach im 2021<br />
39. Eidg. Hornusserfests 2021<br />
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Thörigen Bleienbach im Überblick<br />
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Proviande<br />
Proviande ist eine Genossenschaft und vereint unter ihrem<br />
Dach massgebliche Organisationen und Unternehmen der<br />
gesamten Wertschöpfungskette Fleisch. Schweizer Fleisch<br />
ist als registrierte Marke ein Produkt von Proviande.<br />
Proviande ist die Branchenorganisation der Schweizer<br />
Fleischwirtschaft. Als Bindeglied entlang der ganzen Wertschöpfungskette<br />
Fleisch setzt sich die Genossenschaft für<br />
hochwertige Produk te aus nachhaltiger Landwirtschaft und<br />
artgerechter Tierhaltung sowie aus sicherer Verarbeitung<br />
ein. Sie repräsentier t einen bedeutenden Wir tschaftszweig<br />
und ist bestrebt, Voraussetzungen und Rahmenbedingungen<br />
zu erwirken, die den Ak teuren der Fleischwirtschaft die<br />
er folgreiche Ausführung ihrer Tätigkeiten ermöglichen.<br />
www.proviande.ch<br />
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Identigen gibt es seit 24 Jahren und hat<br />
seinen Sitz in Irland. Die Firma stammt<br />
ursprünglich aus dem wissenschaftlichen<br />
Umfeld des Trinity-Colleges in<br />
Dublin.<br />
Sie entwickelte das Rück verfolgungssystem<br />
auf DNA-Basis für die Industrie und<br />
hat internationale Kundschaft bei Produzenten<br />
und Händlern. In der Schweiz<br />
ist die Firma in Schlieren bei Zürich<br />
ansässig , von wo aus auch sämtliche Labordienstleistungen<br />
– auch für Proviande<br />
- angeboten und erbracht werden.<br />
www.identigen.com<br />
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