EDUCATION 2.20
Vorurteile
Vorurteile
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Thema | Dossier<br />
einem fremden Ort Arvenholz riechen und dadurch eine Kette von<br />
erlebten Bildern in uns wachgerufen wird und sich vermischen:<br />
Bilder einer vom Wind zerzausten Baumgruppe in den Bergen<br />
oder einer Arvenstube in einem alten Engadiner Gasthof.<br />
Gleichzeitig sind wir beeinflusst von einer Vielzahl unterschiedlicher,<br />
aus der Vergangenheit mitgebrachter, fest im Hirn<br />
verankerter Bilder, die uns daran hindern, das zu werden, was<br />
wir sein könnten. 8 Dabei handelt es sich manchmal um etablierte<br />
Welt-, Feind- und Menschenbilder, die sich über Generationen<br />
hinweg entwickelt haben. Sie sind nicht in jedem Fall negativ,<br />
denn sie dienen uns auch als Orientierungen in der jeweiligen<br />
Lebenswelt.<br />
Bedeutung für die Schule<br />
Gerade für das Zusammenleben in einer Klassengemeinschaft<br />
ist die Aufklärung darüber, wie Vorurteile wirken und welch demütigende<br />
Folgen sich daraus für die betroffene Person ergeben,<br />
eine elementare Aufgabe. Das unreflektierte Verurteilen anderer<br />
Klassenkolleginnen und -kollegen aufgrund von äusseren Merkmalen<br />
wie Hautfarbe, Haarfarbe, Gewicht oder Eigenschaften<br />
wie sexueller Ausrichtung oder Herkunft ist ein Thema, das sich<br />
sehr gut für den Unterricht eignet. Es ist nicht verwunderlich, dass<br />
der Lehrplan 21 9 empfiehlt, solche Zuschreibungen schon ab<br />
dem 1. Zyklus im NMG zu thematisieren. Beim Thema Vorurteile<br />
geht es um Grundsätzliches – um die Anerkennung der Rechte<br />
der anderen Mitschülerinnen und Mitschüler und den Respekt<br />
ihnen gegenüber. «Schülerinnen und Schüler können unterschiedliche<br />
Lebensweisen beschreiben und erkennen, was Menschen<br />
ihre Herkunft und Zugehörigkeiten bedeuten. Sie können<br />
Stereotype und Vorurteile über Menschen mit anderen Lebensweisen<br />
hinterfragen», schreibt der Lehrplan 21. 10 Das Bildungsziel<br />
stellt einige Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler,<br />
insbesondere an die jüngeren unter ihnen.<br />
Abbau von Vorurteilen<br />
Ein Abbau von Vorurteilen geschieht dann, wenn wir den diskriminierten<br />
Personen die Chance geben, sich auf persönliche Weise<br />
den Kindern und Jugendlichen vorzustellen. Dies hiesse beispielsweise,<br />
Fahrende, eine Muslima oder einen Rabbiner in die<br />
Klasse einzuladen, wo sie ihre Geschichte, ihr Denken und ihre<br />
Lebensweise den Schülerinnen und Schülern näherbringen können.<br />
Damit wird die strenge Kategorisierung von Moslems, Juden<br />
oder Fahrenden abgeschwächt oder gar aufgehoben, weil Kinder<br />
oder Jugendlichen sie als Individuen wahrnehmen. 11 Sie empfinden<br />
Empathie für die Betroffenen. Dabei versuchen sie, sich in<br />
die betroffene Person hineinzuversetzen, ihre Perspektive einzunehmen,<br />
und sie erleben Mitgefühl.<br />
Gleichzeitig ist es wichtig, das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl<br />
zu stärken. Kinder und Jugendliche erhalten im Fachbereich<br />
Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG), in Ethik, Religion,<br />
Gemeinschaft (ERG), aber auch in Deutsch und den musischen<br />
Fächern Gelegenheit, die eigene Kultur, Geschichte und natürliche<br />
Umwelt kennenzulernen. Auf der anderen Seite ist es ebenso<br />
wichtig, anderen Menschen, Kulturen und Lebensweisen gegenüber<br />
offen und ohne Vorurteile zu begegnen.<br />
Da Vorurteile sehr oft auf einer emotionalen Ablehnung beruhen,<br />
kann es Sinn machen, einen Schwerpunkt auf die Sachlichkeit<br />
von Informationen zu legen. Oft übernehmen wir ungeprüft Urteile,<br />
weil wir Teil einer Gruppe sind und Zusammengehörigkeit<br />
erfahren wollen. Es könnte auf der Oberstufe eine Aufgabe sein,<br />
Schülerinnen und Schüler im Internet nach überzeugenden Argumenten<br />
und Fakten zum Thema recherchieren zu lassen.<br />
Personen und Verhaltensweisen lassen sich leicht kategorisieren<br />
und bewerten. Wir alle wollen handlungsfähig bleiben und<br />
rasch mit einer klaren Meinung auf ein Ereignis reagieren. Dabei<br />
neigen wir dazu, eine genaue Überprüfung der Fakten zu vernachlässigen<br />
und auf Vorurteile und Stereotype zurückzugreifen.<br />
Vorurteile diskriminieren meist andere Völker, Minderheiten, religiöse,<br />
ethnische und soziale Gruppen, was in einer Klasse zu<br />
Ausgrenzungen und Unfrieden führt. Das Aufgreifen der Thematik<br />
«Vorurteile und Stereotype» in der Schule fördert unter Schülerinnen<br />
und Schülern die Toleranz und den Respekt voreinander.<br />
SYNTHÈSE :<br />
PRÉJUGÉS = DANGER !<br />
Les préjugés nous servent de rapides repères dans un environnement<br />
toujours plus complexe, mais en même temps, ils réduisent<br />
les êtres humains à des stéréotypes. Leur dangerosité<br />
réside dans le fait qu’ils sont profondément ancrés dans notre<br />
subconscient. Ils nous incitent à nous référer sans réfléchir à<br />
des images qui peuvent être discriminatoires et blessantes.<br />
Pour que tout le monde vive en harmonie à l’école, il est important<br />
de veiller à la tolérance et au respect des droits de tout un<br />
chacun. Au sein d’une classe, il est fondamental d’expliquer aux<br />
élèves l’impact des préjugés et les conséquences humiliantes<br />
qu’ils peuvent avoir sur une personne. Le jugement porté sans<br />
réfléchir à ses camarades de classe sur la base de leur apparence<br />
(couleur de peau, couleur de cheveux, poids), de leur<br />
orientation sexuelle ou de leur origine est une thématique facilement<br />
abordable en classe. Il n’est donc guère surprenant que le<br />
Lehrplan 21 12 recommande d’aborder ce sujet dès le premier<br />
cycle, en cours de NMG (sciences naturelles, humaines, sociales).<br />
La thématique des préjugés porte sur quel que chose de<br />
fondamental : reconnaître les droits de ses camarades et respecter<br />
ces derniers. Il est possible d’effacer les préjugés en<br />
donnant aux personnes discriminées l’occasion de se présenter<br />
personnellement aux enfants et aux jeunes. Une école peut<br />
par exemple inviter des gens du voyage, une musulmane ou un<br />
rabbin et leur donner la possibilité de raconter aux élèves leur<br />
histoire, leur mode de pensée et leur style de vie.<br />
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