Sport + Mobilität mit Rollstuhl 03/2020

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SPORT VOR ORT BERND-BEST-TURNIER ROLLSTUHLRUGBYI »Rugby ist mein Leben« Peter Schreiner gilt im Rollstuhlrugby als Ikone. Der Sport ist seine Leidenschaft, aus der er durch Willensstärke und Disziplin das Maximum herausgeholt hat. Peter Schreiner, einer der ganz Großen im Rollstuhlrugby, ist mit seinem Team ›Langmann Griffins‹ zum dritten Mal beim Bernd-Best- Turnier in Köln dabei. E s war Herbst 1992, als Peter Schreiner zum ersten Mal in Kontakt mit dem Rollstuhlrugby kam. Ein Freund hatte ihn gefragt, ob er ihn nicht zum Training begleiten möchte. Durch einen Unfall im April 1988 war Schreiner querschnittgelähmt und auf der Suche nach einer Möglichkeit, seinen sportlich aktiven Lebensstil auch mit Behinderung weiter fortzuführen. Der Rollstuhlrugby war damit eine willkommene Gelegenheit. »Der richtige Kick kam aber erst ein Jahr später, als wir richtige Sportstühle bekamen, damals noch Basketballstühle. Davor mussten ich noch mit dem Alltagsstuhl trainieren«, erklärt Schreiner. Er hatte Talent – bereits 1994 ging es für ihn auf sein erstes Turnier in der Schweiz. Noch im selben Jahr trat er außerdem zum ersten Mal für die deutsche Nationalmannschaft bei den Stock Mandeville Games in England an. »Da hab ich gesehen, wie die ganzen ausländischen Mannschaften abgegangen sind und in mir keimte der Wille auf, selbst loszulegen und der beste Spieler der Welt zu werden«, erinnert sich Schreiner. Sein damaliger Konkurrent und gleichzeitiges Vorbild war der damalige Schnellfahrer und mehrfacher paralympischer Medaillen‐Gewinner Hennes Lübbering. »Da ich ihm physisch zu dem damaligen Zeitpunkt aber noch völlig unterlegen war, fing ich an, hart an mir zu arbeiten.« Peter Schreiner wollte zur besten Version seiner selbst werden – und machte sich in Amerika auf die Suche nach einem Team, das ihn weiter voranbringen kann. 1996 GING ES IN DIE HÄRTESTE LIGA DER WELT »Die besten ausländischen Spieler gehen nach Amerika«, erzählt Peter Schreiner. Er ist einer von ihnen. Einer, der sich mit großer Disziplin und einer unbändigen Willenskraft nach ganz oben gearbeitet hat. Bei den Tampa Generals – die zu der Zeit amerikanischer Meister im Rollstuhlrugby waren – stellte er sich in vier Trainingseinheiten vor. Ihr Trainer war von Schreiner schwer beeindruckt und nahm ihn in der Mannschaft auf. »Bis heute ist es ein absolutes Highlight für mich, dass ich es als bislang einziger deutscher Spieler geschafft habe, in Amerika zu spielen«, sagt Schreiner. Zwei Jahre blieb er in Amerika, legte anschließend eine Pause in Deutschland ein und kehrte 2001 nochmals für eine Saison zu den Tampa Generals zurück. In seiner gesamten Rugby‐Karriere hat Schreiner an drei Welt‐ und sieben Europameisterschaften teilgenommen, mit Sydney (2000) und Athen (2004) auf zwei Paralympics in der Nationalmannschaft gespielt und kann auf insgesamt 49 Turniersiege zurückblicken. »Rugby ist mein Leben«, sagt der heute 51‐Jährige. In seiner Stimme liegt ein Lächeln. »Es hat mich selbstständig und unabhängig gemacht und meinem Leben wirklich einen Sinn gegeben.« Diese Erfahrung und sein Wissen möchte er mit anderen Menschen teilen. Für ihn war das der Anstoß, insgesamt drei Rollstuhlrugby‐Mannschaften ins Leben zu rufen. Den Anfang machte er 1996 mit The Outlaws in Karlsruhe. 2001 gründete er mit The Rebels sogar einen eigenen eingetragenen Verein. »The Rebels waren absolut leistungsorientiert, wir haben achtmal die Championsleague gewonnen und auch beim Bernd Best Turnier dreimal in der Kategorie Champions‐League den ersten Platz gemacht«, erzählt Schreiner. MIT REGIONALEM TEAM IN KÖLN AM START Im Januar 2018 gründete er mit den ›Langmann Griffins‹ seine dritte Mannschaft. Sie gehören zur Rollstuhlrugby‐Abteilung des TV Knielingen und spielen im Gegensatz zu The Rebels völlig ohne Leistungsdruck. »Ich wollte einfach ein regionales Team zusammenstellen, dem ich mein Wissen weitergeben kann und das den Sport einfach nur aus Spaß an der Bewegung betreibt«, sagt Peter Schreiner. Beim diesjährigen Bernd‐Best‐Turnier werden die ›Langmann Griffins‹ zum dritten Mal dabei sein. Für Schreiner ist das Kölner Rollstuhlrugby‐Turnier eine feste Tradition: »Es hat einfach einen ganz besonderen Charme und ist noch vom alten Schlag – so, wie die Rugbyturniere früher waren.« Jana Rudolf 24 Sport + Mobilität mit Rollstuhl 03/2020
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