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EXKLUSIV 0220

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Seit 2008

gehört die

Siedlung

Schillerpark zum

Weltkulturerbe

der UNESCO

Englisches Viertel Berlin Wedding © MarSludge G, flickr.com / CC BY-SA 2.0, lizensiert

unter CreativeCommons-Lizens by-sa/2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)

den eher zurückhaltend daher. Auch die 3- bis 4-geschossigen

Gebäude wirken nicht erdrückend.

Vielmehr ist alles auf einen ruhigen und ordentlichen

Eindruck ausgerichtet. Dazu gehören auch die Vorgärten

und Rasenflächen zwischen den Häuserzeilen.

Aber die Häuser sind ein klares Bekenntnis zur Moderne,

denn mit Flachdächern bzw. leicht geneigten Pultdächern,

expressionistisch gestalteten Hauseingängen

sowie einer horizontalen Betonung der Fassaden

sprechen sie die Sprache der Avantgarde. Im Rahmen

des sozialen Wohnungsbau wurde eine gestalterisch

aufwendige Formensprache umgesetzt und auch die

Wohnungsgrundrisse waren für die damalige Zeit verhältnismäßig

großzügig.

In drei Bauabschnitten, von 1924 bis 1930, entstanden

helle, funktionstaugliche Wohnungen für Arbeiter

und Angestellte. Alle Wohneinheiten verfügen

über Badezimmer und Balkonen bzw. Loggien. Und

gemeinschaftlich zu nutzende Einrichtungen, wie die

Wasch- und Trockenräume im Dachgeschoss und ein

geplanter Kindergarten, spiegeln den sozialen Geist

der Weimarer Republik wieder. Gestalterisch besonders

auffällig ist das visuelle Zusammenziehen von

Fenster und anschließenden Wandflächen indem die

horizontalen Fenstersprossen an der Fassade als schmaler

Vorsprung weitergeführt wird. In gewisser

Weise spielt der Architekt mit positiv und negativ,

denn während die Fenster je nach Licht eher dunkel

erscheinen, wurde die anschließenden Fassadenstreifen

in weiß gestrichen. Somit entsteht einerseits

ein Bruch und gleichzeitig eine Verbindung und Auflockerung

bzw. Rhythmisierung. Die Bewegtheitheit

der Fassaden kommt ebenfalls durch den Einsatz

von minimal hervortretenden Vorsprüngen über den

Loggien, dynamisch emporragenden Pfeilern bei

den Balkonen die im nichts Enden sowie in die Fassaden

eingeschnittene Hauseingänge und Treppenhäuser

zustande. Diese feinfühlige Komposition

macht den Charme der Siedlung Schillerpark aus.

ARCHITEKTUR 46

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