20.12.2012 Aufrufe

Natur in der Stadt - Bundesamt für Naturschutz

Natur in der Stadt - Bundesamt für Naturschutz

Natur in der Stadt - Bundesamt für Naturschutz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

Begleitheft zur Ausstellung <strong>Stadt</strong><strong>Natur</strong> – <strong>Natur</strong><strong>Stadt</strong>


2<br />

<strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

Was prägt das Bild ihrer <strong>Stadt</strong>?<br />

Natürlich die architektonischen Wahrzeichen, seien es die Frauenkirche <strong>in</strong> München,<br />

die Skyl<strong>in</strong>e von Frankfurt, das Neue Rathaus mit dem MDR-Hochhaus <strong>in</strong> Leipzig o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> „Michel“ und die Landungsbrücken <strong>in</strong> Hamburg ...<br />

Was macht die Lebensqualität an ihrem Wohnort aus?<br />

Die Bausubstanz, die netten Menschen, das Kulturangebot …<br />

Fehlen da aber nicht noch wesentliche Qualitätsmerkmale?<br />

Die <strong>Natur</strong>, naturnahe Elemente und Grünstrukturen<br />

wie Parks, Gärten und <strong>Stadt</strong>wäl<strong>der</strong><br />

– aber auch Brachflächen und<br />

Friedhöfe – prägen ebenso <strong>in</strong>tensiv das<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild unserer Städte und bee<strong>in</strong>flussen<br />

<strong>in</strong> vielfältiger Weise sogar auch<br />

unsere Lebensqualität.<br />

Wie sehr Grünflächen e<strong>in</strong>e <strong>Stadt</strong> prägen,<br />

wird vor allem aus <strong>der</strong> Vogelperspektive<br />

deutlich, wie die Klimasimulationskarte und<br />

das Luftbild verdeutlichen.


ist zugleich …<br />

rechte Seite:<br />

Großer Tier garten Berl<strong>in</strong> aus <strong>der</strong><br />

Vogelperspektive im Luftbild<br />

(Senatsverwaltung <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung,<br />

Landesluftbildarchiv, Digitale<br />

Orthophotos 2004)<br />

l<strong>in</strong>ke Seite:<br />

Simulierter E<strong>in</strong>flussbereich <strong>der</strong><br />

im Großen Tiergarten Berl<strong>in</strong><br />

produzierten Kaltluft auf die<br />

umliegenden Bebauungsgebiete<br />

(Senatsverwaltung <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung,<br />

Informationssystem <strong>Stadt</strong> und<br />

Umwelt, Klimafunktion)<br />

3


4<br />

Städte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erste L<strong>in</strong>ie <strong>der</strong> Lebensraum <strong>der</strong> Menschen.<br />

Hier arbeiten, erholen und leben sehr viele von uns.<br />

Erholungs- und<br />

In Deutschland leben heute schon über 80 % <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

<strong>in</strong> Städten und Ballungsräumen.<br />

Auf e<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige Arbeits- und Wohnumgebung<br />

legen viele Menschen bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er<br />

neuen Bleibe wie<strong>der</strong> großen Wert. Die Ansprüche an Erholungs-<br />

und Ausgleichflächen s<strong>in</strong>d hoch.<br />

Insgesamt wird e<strong>in</strong>e hohe Lebens- und Wohnumfeldqualität<br />

erwartet, <strong>für</strong> die e<strong>in</strong>e ausreichende Versorgung mit<br />

Grün- und Freiflächen <strong>in</strong> Wohnungsnähe sowie e<strong>in</strong> ansprechendes<br />

<strong>Stadt</strong>bild wichtige Voraussetzungen s<strong>in</strong>d.


Erfahrungsraum<br />

© Hahn, O.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> s<strong>in</strong>d <strong>Natur</strong>beobachtungen und<br />

-erfahrungen möglich, nicht nur <strong>für</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Doch gerade<br />

<strong>für</strong> diese ist es wichtig,<br />

<strong>Natur</strong> zu erleben, um Verständnis<br />

zu för<strong>der</strong>n und<br />

Fähigkeiten zu verbessern.<br />

Insgesamt wird die Entwicklung<br />

des K<strong>in</strong>des positiv<br />

bee<strong>in</strong>flusst, da alle S<strong>in</strong>ne<br />

angesprochen werden und<br />

die Phantasie gefor<strong>der</strong>t<br />

wird. Bewegung und frische<br />

Luft tut den jungen Menschen<br />

gut und so lernen sie, dass es auch spannend se<strong>in</strong> kann,<br />

Tiere „live“ zu beobachten.<br />

Die Vielfalt an Tieren und Pflanzen im vom Menschen<br />

besiedelten Bereich ist groß. Die gesamte Siedlungsfläche,<br />

bestehend aus Innenstadt, Villenviertel, <strong>Stadt</strong>rand, Gewerbegebiet<br />

etc. weist ganz unterschiedliche Strukturen und<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Flächennutzungen und Kle<strong>in</strong>standorten<br />

auf. Daraus ergibt sich e<strong>in</strong>e Fülle verschiedener ökologischer<br />

Nischen.<br />

Die Artenvielfalt <strong>in</strong> Städten übertrifft auf e<strong>in</strong>er gleich<br />

gro ßen Fläche die des Umlandes meist deutlich. Als artenreichster<br />

Raum Deutschlands wurde vor Kurzem Berl<strong>in</strong><br />

ermittelt.<br />

Anzutreffen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Parks: Eichhörnchen, Kan<strong>in</strong>chen, Fische,<br />

Enten und Tauben. In naturnäheren Bereichen leben neben<br />

diesen „Allerweltsarten“ (Ubiquisten) aber auch viele<br />

gefährdete Arten, die hier Rückzugsräume f<strong>in</strong>den und <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> freien Landschaft häufig seltener von je<strong>der</strong>mann beobachtet<br />

werden können. Spechte, S<strong>in</strong>gvögel, Schleiereulen,<br />

aber auch Orchideen s<strong>in</strong>d zu sehen.<br />

Außerhalb von Grünflächen leben nicht nur Insekten.<br />

Mauersegler, Mehlschwalben, Turmfalken und auch Fle<strong>der</strong>mäuse<br />

wohnen dort. Eigentlich s<strong>in</strong>d diese Tiere Bewohner<br />

von Felsen o<strong>der</strong> Baumhöhlen. Doch sie folgten dem<br />

Menschen <strong>in</strong> die Siedlungen, wo ihnen ähnliche Lebensräume<br />

zur Verfügung standen.<br />

5


6<br />

Erlebnisraum<br />

<strong>Natur</strong> und Grünflächen bieten gesellschaftliche<br />

Begegnungsstätten – offen <strong>für</strong> Menschen<br />

jeden Alters und je<strong>der</strong> Herkunfts-<br />

o<strong>der</strong> Berufsgruppe.<br />

Lege ich mich<br />

heute <strong>in</strong> die Sonne o<strong>der</strong><br />

gehe ich mit Max segeln?<br />

Außerdem bieten <strong>Natur</strong> und Grünflächen<br />

vielfältige Möglichkeiten zu Erholung und<br />

Freizeitgestaltung. Spaziergang, Sport,<br />

Spiel, e<strong>in</strong> Picknick mit <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong><br />

alle<strong>in</strong> lesend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne liegen, den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Bedürfnissen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Grenzen<br />

gesetzt.<br />

Jetzt mit<br />

Karl-He<strong>in</strong>z im Park spazieren<br />

gehen und dann auf dem Freisitz<br />

e<strong>in</strong>en Kaffee tr<strong>in</strong>ken …<br />

Gestern hat<br />

Johann ganz schön getrickst …


Ich werde heute<br />

nachmittag im Fluss e<strong>in</strong> paar Meter<br />

schwimmen …<br />

Hoffentlich ruft<br />

Ines bald an! Wir hatten<br />

uns heute doch verabredet<br />

zum Walken …<br />

Am Wochenende<br />

picknicken wir erst und<br />

dann fahren wir mit dem Boot<br />

auf dem See herum.<br />

Ja richtig, Reisen bildet,<br />

eröffnet Horizonte. –<br />

Aber weit weg<br />

am Wochenende,<br />

an e<strong>in</strong>em Tag?<br />

Erholung vor Ort hat <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren wie<strong>der</strong><br />

zunehmend an Bedeutung<br />

gewonnen.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> stehen bei geme<strong>in</strong>samen<br />

Aktivitäten mit <strong>der</strong><br />

Familie im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>frage: „Wann<br />

s<strong>in</strong>d wir denn endlich da?“<br />

bleibt aus, das Auto kann<br />

stehen bleiben und so<br />

ganz nebenbei haben wir<br />

etwas <strong>für</strong> den Klimaschutz<br />

getan.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>in</strong>tensives<br />

<strong>Natur</strong> Erleben ist,<br />

dass e<strong>in</strong> Geniessen <strong>der</strong><br />

<strong>Natur</strong> mit allen S<strong>in</strong>nen auch<br />

<strong>in</strong> unseren Städten wie<strong>der</strong><br />

möglich ist.<br />

Geniesserraum<br />

7


8<br />

variantenreicher …<br />

<strong>Natur</strong> glie<strong>der</strong>t die <strong>Stadt</strong> und gibt ihr e<strong>in</strong>e Struktur. Diese unterschiedlichen Strukturen wie<strong>der</strong>um<br />

bieten vielfältigen Tier- und Pflanzenarten e<strong>in</strong>en Lebensraum. – Die <strong>Stadt</strong> ist voller<br />

variantenreicher Lebensräume, an die sich viele Tiere und Pflanzen angepasst haben und<br />

auf die sie mittlerweile auch angewiesen s<strong>in</strong>d.<br />

Somit bieten die unterschiedlichen Grünstrukturen nicht nur <strong>für</strong> den Menschen wichtige<br />

Funktionen (Luftfilter, Lärmm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, Wasserrückhaltung etc.) und unterschiedliche<br />

Aufenthaltsqualitäten, son<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d gleichzeitig auch wertvolle Lebensräume <strong>für</strong> Tiere und<br />

Pflanzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>.<br />

Wärme<strong>in</strong>seln<br />

Die Versiegelung des <strong>Stadt</strong>gebietes<br />

produziert mehr<br />

Strahlungswärme als e<strong>in</strong>e<br />

Bodenbedeckung durch<br />

Pflanzen. Die Reflektion <strong>der</strong><br />

Wärmestrahlung wird durch<br />

die erhöhte Lufttrübung<br />

über <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t,<br />

was zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />

Erwärmung führt. Die<br />

Bebauung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t zudem<br />

Luftzirkulationen, sodass<br />

die Wärme auch nur schlecht<br />

abgeführt werden kann.<br />

Weitere Wärme energie wird<br />

auch durch die menschliche<br />

Nutzung freigesetzt.<br />

Trocken<strong>in</strong>seln<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Versiegelung<br />

gelangt nur wenig Regenwasser<br />

<strong>in</strong> den Untergrund,<br />

es wird häufig direkt <strong>in</strong> die<br />

Kanalisation und damit zum<br />

Vorfluter geleitet.<br />

Damit und durch technische<br />

Maßnahmen wird <strong>der</strong> Grundwasserspiegel<br />

abgesenkt<br />

und die Grundwasserneubildung<br />

wird durch die verdichteten<br />

Böden gleichzeitig<br />

auch auf vielen unversiegelten<br />

Flächen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

Kalk<strong>in</strong>seln<br />

Böden s<strong>in</strong>d durch die Anreicherung<br />

von Kalk, z. B. durch<br />

Ablagerungen von Bauschutt,<br />

z. T. stark alkalisch.


Wirkung auf:<br />

Klima<br />

Boden<br />

und<br />

Gewässer<br />

Relief<br />

Vegetation<br />

Epiphyten<br />

Ru<strong>der</strong>alvegetationNeophytenanteil<br />

Tierwelt<br />

Vögel<br />

(Artenzahl/km 2 )<br />

Säuger<br />

(Artenzahl)<br />

Forst TrümmerKiesBahnberggrubegeländeMüllplatz offene<br />

Bauweise<br />

Zeilenbebauung<br />

< 5 %<br />

< 57 %<br />

< 38%<br />

gepflanzt<br />

aufgetragen<br />

frühere, unbee<strong>in</strong>flusste<br />

Grundwasseroberfläche<br />

verbenichtetschädigt kle<strong>in</strong>städtisch<br />

Städtische Bebauung Gärten Rieselfel<strong>der</strong><br />

geschlossene Bauweise<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Ökosphäre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Großstadt (aus: <strong>Stadt</strong>ökologie.- hrsg. von Sukopp, H. & Wittig, R.; 2. überarb. u. erg. Aufl., Verlag G. Fischer, 1998)<br />

… Lebensraum<br />

Das Ökosystem <strong>Stadt</strong> hat e<strong>in</strong>e Reihe spezifischer Eigenschaften gegenüber Ökosystemen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Landschaft.<br />

Typisch städtisch s<strong>in</strong>d die zahlreichen unterschiedlichen menschlichen Nutzungen, die auf<br />

engstem Raum auftreten, wie Wohnen, Industrie, Verkehr. Diese Nutzungen führen zu<br />

typisch städtischen Standortfaktoren, die Städte vom Umland unterscheiden.<br />

Städte s<strong>in</strong>d demnach Wärme<strong>in</strong>seln, Kalk<strong>in</strong>seln, Trockengebiete und Gebiete mit e<strong>in</strong>er<br />

Häufung von nichte<strong>in</strong>heimischen Pflanzen und Tieren. Sie s<strong>in</strong>d damit <strong>in</strong> vielen Bereichen<br />

wortwörtlich „von an<strong>der</strong>er <strong>Natur</strong>“ als ihr Umland. Dadurch wird die Vegetationsperiode<br />

verlängert und die E<strong>in</strong>bürgerung von wärmeliebenden Tieren und Pflanzen erleichtert.<br />

Dieses führt zwar zu e<strong>in</strong>em größeren Artenreichtum, ist allerd<strong>in</strong>gs nicht unbed<strong>in</strong>gt positiv<br />

anzusehen. Neobiota, wie nicht e<strong>in</strong>heimische Tiere und Pflanzen genannt werden, s<strong>in</strong>d,<br />

wenn sie <strong>in</strong>vasiv werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, e<strong>in</strong>heimische Arten zu verdrängen.<br />

Fluss<br />

künstlich bee<strong>in</strong>flusste<br />

Grundwasseroberfläche<br />

Kampfzone Epiphytenwüste Kampfzone<br />

großstädtisch-<strong>in</strong>dustriell<br />

> 18 % 5 bis 12 % 12,1 bis 18 % > 18 %<br />

32<br />

abgetragen<br />

aufgetragen<br />

Luft verunre<strong>in</strong>igt<br />

eutrophiert<br />

Luft erwärmt<br />

Luftfeuchtigkeit verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

Luftaustausch herabgesetzt<br />

Boden verdichtet, z. T. abgedichtet, dadurch Grundwasserneubildung verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

Grundwasser abgesenkt<br />

Gewässer reguliert o<strong>der</strong> kanalisiert<br />

und verunre<strong>in</strong>igt<br />


10<br />

vielfältige …<br />

Aber nicht nur gestaltete Parks und Grünanlagen,<br />

Fassadengrün und Wasserflächen<br />

bieten <strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>.<br />

Auch an an<strong>der</strong>en Stellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> kann<br />

man <strong>Stadt</strong>natur entdecken, bestimmt die<br />

<strong>Natur</strong> die menschliche Lebensqualität,<br />

wenn auch nicht immer so offensichtlich<br />

wie bei Flächen, die <strong>für</strong> Erholungs- und<br />

Freizeitaktivitäten angelegt wurden.<br />

<strong>Stadt</strong>wäl<strong>der</strong> …<br />

… s<strong>in</strong>d z. B. beson<strong>der</strong>s wertvolle Rückzugsräume<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl von Tierarten und<br />

Standort beson<strong>der</strong>s geschützter Pflanzen.<br />

Gleichzeitig übernehmen <strong>Stadt</strong>wäl<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von ökologischen Ausgleichsfunktionen<br />

wie die Verbesserung von Luft- und<br />

Klimawerten und die Wasserretention.<br />

Viele Freizeitaktivitäten f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den <strong>Stadt</strong>wäl<strong>der</strong>n<br />

statt – Wan<strong>der</strong>n, Joggen, Radfahren,<br />

Reiten, Picknick …<br />

Hier ist beson<strong>der</strong>s die Kreativität und<br />

Kooperation von Forstverwaltung und<br />

<strong>Natur</strong>schutzverwaltung gefragt, um alle<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Aber e<strong>in</strong>e naturnahe Bewirtschaftung ist<br />

Grundvoraussetzung, um allen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gerecht zu werden.<br />

Brachflächen …<br />

… s<strong>in</strong>d häufig sehr artenreich und haben<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>räumiges Mosaik unterschiedlicher<br />

Biotope sowie Standortverhältnisse. Sie<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e kostengünstige Alternative zum<br />

Intensivgrün <strong>in</strong> den Städten. Ähnlich <strong>Natur</strong>erfahrungsräumen<br />

bieten sie vor allem K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und Jugendlichen e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Berührungsmöglichkeiten mit <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>.<br />

Brachflächen sollten daher <strong>in</strong> den Städten<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Grünstrukturen bleiben.


<strong>Stadt</strong>bäume und Alleen<br />

Je<strong>der</strong> Baum, jede Allee am Straßenrand ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Teil des <strong>Stadt</strong>bildes und verbessert nachhaltig das <strong>Stadt</strong>klima<br />

durch Sauerstoffproduktion, Kohlendioxid- und Staubb<strong>in</strong>dung<br />

sowie das Spenden von Schatten. Das ständige<br />

Verdunsten von Wasser führt zu e<strong>in</strong>er höheren Luftfeuchtigkeit<br />

und somit zu e<strong>in</strong>er angenehmeren und gesün<strong>der</strong>en<br />

<strong>Stadt</strong>luft.<br />

E<strong>in</strong> <strong>Stadt</strong>baum kann aber noch mehr: Er bremst den W<strong>in</strong>d,<br />

dämpft den Schall, hält mit se<strong>in</strong>en Wurzeln den Boden<br />

und schützt so vor Erosion. Außerdem hat er e<strong>in</strong>e positive<br />

Wirkung auf den Grundwasserhaushalt. Für viele kle<strong>in</strong>e<br />

Tiere ist er weiterh<strong>in</strong> Lebensraum und Nahrungsgrundlage.<br />

Diese<br />

etwa 100 Jahre alte<br />

Buche sollten Sie sich<br />

etwa 20 m hoch und mit etwa<br />

12 m Kronendurchmesser vorstellen.<br />

Mit mehr als 600.000 Blättern verzehnfacht sie<br />

ihre 120 qm Grundfläche auf etwa 1.200 qm Blattfläche.<br />

Durch die Lufträume des Blattgewebes entsteht e<strong>in</strong>e Gesamt-<br />

Oberfläche <strong>für</strong> den Gasaustausch von etwa 15.000 qm, also zwei<br />

Fußballfel<strong>der</strong>n! 9.400 l = 18 kg Kohlendioxid verarbeitet dieser Baum<br />

an e<strong>in</strong>em Sonnentag. Bei e<strong>in</strong>em Gehalt von 0,03 % Kohlendioxid <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Luft müssen etwa 36.000 cbm Luft durch diese Blätter strömen.<br />

Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft schwebenden Bakterien, Pilzsporen, Staub und an<strong>der</strong>e<br />

schädliche Stoffe werden dabei größtenteils ausgefiltert. Gleichzeitig<br />

wird die Luft angefeuchtet, denn etwa 400 l Wasser verbraucht<br />

und verdunstet <strong>der</strong> Baum an demselben Tag. Die 13 kg Sauerstoff,<br />

die dabei vom Baum durch die Fotosynthese als Abfallprodukt gebildet<br />

werden, decken den Bedarf von etwa 10 Menschen. Außerdem<br />

produziert <strong>der</strong> Baum an diesem Tag 12 kg Zucker, aus dem er alle<br />

se<strong>in</strong>e organischen Stoffe aufbaut. E<strong>in</strong>en Teil speichert er als Stärke,<br />

aus e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en baut er se<strong>in</strong> neues Holz. Wenn nun <strong>der</strong> Baum gefällt<br />

wird, weil e<strong>in</strong>e neue Straße gebaut wird, o<strong>der</strong> weil jemand sich<br />

beschwert hat, dass <strong>der</strong> Baum zu viel Schatten macht o<strong>der</strong> gerade<br />

dort e<strong>in</strong> Geräteschuppen aufgestellt werden soll,<br />

so müsste man etwa 2000<br />

junge Bäume<br />

mit e<strong>in</strong>em<br />

Kronenvolumen<br />

von jeweils<br />

1 cbm pflanzen,<br />

wollte man ihn<br />

vollwertig ersetzen.<br />

Die Kosten da<strong>für</strong> dürften etwa 150.000,– € betragen.<br />

… Lebensstätte<br />

11


12<br />

Lebensstätte<br />

Friedhöfe<br />

Friedhöfe haben sich zu wichtigen Lebensstätten <strong>für</strong> Tiere und Pflanzen <strong>in</strong> den Städten<br />

und Dörfern entwickelt. Friedhöfe s<strong>in</strong>d aber auch Grüne Oasen <strong>der</strong> Ruhe und des Gedenkens.<br />

Gerade <strong>in</strong> Großstädten werden diese nicht nur von Angehörigen aufgesucht, denn<br />

sie bieten mit ihrer Ruhe auch Erholung von Stress und Hektik sowie <strong>in</strong>nere E<strong>in</strong>kehr.<br />

Außerdem dokumentieren diese Kulturstätten Vergangenes, bewahren Zeugnisse früherer<br />

Gartenkunst, Kunst- und Handwerksformen und all das untermalt von <strong>Natur</strong>.<br />

Ruhestätte


Erholungsraum<br />

Kle<strong>in</strong>gärten / Hausgärten<br />

Wichtige Ausgleichs- und Erholungsfunktionen übernehmen z. B. ebenso Kle<strong>in</strong>gärten.<br />

Ihre Funktion hat sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit gewandelt. Sie stellen e<strong>in</strong>e typische Form<br />

städt ischer Erholungsflächen dar und ihre öffentliche Zugänglichkeit bietet nicht nur<br />

den Kle<strong>in</strong>gärtnern, son<strong>der</strong>n allen Bewohnern Erholungsmöglichkeiten und ruhige<br />

Erholung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>.<br />

Hier f<strong>in</strong>det man auch noch oft alte Obstsorten und historische Kultur- und Zierpflanzen.<br />

Das Interesse an freien<br />

Kle<strong>in</strong>gartenparzellen steigt<br />

mit <strong>der</strong> Sehnsucht nach Ruhe<br />

und dem „eigenen“ Grün,<br />

wobei das Durchschnittsalter<br />

<strong>der</strong> Gartenbesitzer heute<br />

wie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>kt. Immer mehr<br />

junge Menschen legen Wert<br />

auf gesundes Gemüse ohne<br />

„chemische Keule“. Da die<br />

heimischen Erzeuger von<br />

Biogemüse <strong>der</strong> hohen<br />

Nachfrage nicht nachkommen<br />

können, versuchen sich<br />

viele im eigenen Anbau und<br />

werten stolz ihren Speisezettel<br />

auf.<br />

Das Durchschnittsalter <strong>der</strong><br />

Kle<strong>in</strong>gartenbesitzer lag vor<br />

e<strong>in</strong>igen Jahren noch bei 57,<br />

ist mittlerweile aber wie<strong>der</strong><br />

um 10 Jahre gesunken.<br />

Rückzugsraum<br />

13


14<br />

Rückzugsraum<br />

Es gibt viele gute Gründe <strong>für</strong> den <strong>Natur</strong>schutz außerhalb <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>, aber auch <strong>für</strong> den<br />

<strong>Natur</strong>schutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> dient <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>schutz und <strong>der</strong> Erhalt von naturnahen Grün- und Freiraumstrukturen<br />

vor allem <strong>der</strong> Gesundheit und dem Wohlbef<strong>in</strong>den des Menschen. Beides,<br />

sowohl <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>schutz als auch <strong>der</strong> Erhalt naturnaher Grün- und Freiraumstrukturen,<br />

schafft und erhält die Lebensqualität <strong>für</strong> uns Menschen und gestaltet dabei aber auch<br />

Lebensräume <strong>für</strong> Tiere und Pflanzen.<br />

Der Schutz von <strong>Natur</strong> endet nicht an <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>grenze. In <strong>der</strong> freien Landschaft unterscheidet<br />

er sich aber stark von <strong>der</strong> Großstadt. An<strong>der</strong>e Rahmenbed<strong>in</strong>gungen spielen e<strong>in</strong>e Rolle<br />

und die Ziele formulieren sich oftmals ganz an<strong>der</strong>s. Im Vor<strong>der</strong>grund steht nicht <strong>der</strong> Schutz<br />

von Arten und Biotopen wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Landschaft oft <strong>der</strong> Fall ist. Schwerpunkt<br />

bildet im besiedelten Bereich die Erholungsvorsorge vor <strong>der</strong> Haustür des Menschen und<br />

<strong>der</strong> Erhalt <strong>der</strong> biologischen Vielfalt <strong>in</strong> den Städten. Natürlich gilt es ebenso, e<strong>in</strong>en guten<br />

Zustand von Luft, Boden und Wasser zu erhalten. <strong>Natur</strong> wird also <strong>für</strong> den Menschen<br />

geschützt und deshalb sollte sie auch von ihm geschützt werden. Beteiligung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

an Pflanz-, Pflege-, und E<strong>in</strong>richtungsaktionen s<strong>in</strong>d nicht nur wichtig und machen<br />

Spaß – sie för<strong>der</strong>n das Verständnis und die Akzeptanz.<br />

Zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>telligenten, nachhaltigen und naturverträglichen Siedlungsentwicklung gehört<br />

die umfassende Integration von Anfor<strong>der</strong>ungen und Zielen des <strong>Natur</strong>schutzes wie sie<br />

nicht nur das Bundesnaturschutzgesetz, son<strong>der</strong>n auch das Baugesetzbuch <strong>für</strong> den Bereich<br />

<strong>der</strong> Bauleitplanung for<strong>der</strong>t.


Um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angenehmen<br />

und gesundem Umfeld zu<br />

wohnen und zu arbeiten,<br />

zieht es viele junge Familien<br />

an den <strong>Stadt</strong>rand.<br />

Dort ist die Belastung mit<br />

Abgasen und Lärm ger<strong>in</strong>ger,<br />

die Freiräume größer und das<br />

soziale Umfeld besser. Diese<br />

Zersiedelung wirkt sich aber<br />

nicht positiv <strong>für</strong> die Umwelt<br />

aus.<br />

Die Innenstädte zerfallen,<br />

<strong>der</strong> Flächenverbrauch<br />

nimmt zu und damit auch<br />

die Konflikte zwischen den<br />

verschiedenen Nutzern. Im<br />

Übergangsbereich zwischen<br />

<strong>Stadt</strong> und Umland, <strong>in</strong> dem die<br />

sche<strong>in</strong>bar gegensätzlichen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen konkurrieren,<br />

muss e<strong>in</strong> Optimum zwischen<br />

Landwirtschaft, Erholungsnutzung<br />

und <strong>Natur</strong>schutz<br />

geschaffen werden.<br />

Ist die Lösung nicht<br />

denkbar e<strong>in</strong>fach?<br />

Mehr <strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>, somit<br />

e<strong>in</strong> besseres Umfeld und<br />

genügend Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Naherholung wirken sich<br />

positiv auf die Umwelt aus,<br />

die Flucht aus den Städten<br />

wird abnehmen – weil ke<strong>in</strong><br />

Grund zur Flucht mehr<br />

besteht.<br />

Die hohe Artenzahl <strong>in</strong><br />

Städten kann und darf<br />

natürlich ke<strong>in</strong> Ersatz <strong>für</strong> die<br />

Artenvielfalt im naturnahen<br />

Raum außerhalb von <strong>der</strong><br />

Bebauung se<strong>in</strong>. Denn dort<br />

leben an<strong>der</strong>e, wertvolle<br />

und seltene Arten.<br />

Außerdem rechtfertigt es<br />

nicht den Verbau und die<br />

Versiegelung von Flächen.<br />

Diese hat nämlich trotz <strong>der</strong><br />

hohen Artenzahl negative<br />

Auswirkungen auf die<br />

Artenvielfalt und auf die<br />

Lebensqualität und Gesundheit<br />

des Menschen.<br />

Städtische Lebensräume<br />

s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> Tiere und Pflanzen<br />

nur Ersatz <strong>für</strong> die verloren<br />

gegangenen Biotope außerhalb<br />

des Siedlungsbereiches.<br />

Sie s<strong>in</strong>d aber nicht<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, diesen Verlust<br />

wie<strong>der</strong> auszugleichen.<br />

Dass heißt aber auch, dass<br />

<strong>der</strong> Handlungsraum im<br />

besiedelten Bereich <strong>für</strong><br />

den <strong>Natur</strong>schutz e<strong>in</strong><br />

spezifischer ist und hier<br />

Ziele verfolgt und<br />

Maßnahmen umgesetzt<br />

werden, die sich von<br />

<strong>Natur</strong>schutzmaßnahmen<br />

im Umland unterscheiden<br />

können und sollten.<br />

Gleichzeitig ist es wichtig,<br />

e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Strategie<br />

und geme<strong>in</strong>same Ziele zu<br />

verfolgen.<br />

Das System <strong>Stadt</strong> ist auch<br />

heute noch im starken<br />

Maße von se<strong>in</strong>em Umland<br />

abhängig, sodass auch<br />

<strong>Stadt</strong>-Umland-Beziehungen<br />

bei Konzepten <strong>der</strong> nachhaltigen,<br />

naturverträglichen<br />

Siedlungsentwicklung mit<br />

zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d.<br />

Handlungsraum<br />

15


16<br />

Handlungsraum<br />

Spezifische Ziele und Maßnahmen im <strong>Stadt</strong>naturschutz …<br />

… s<strong>in</strong>d unerlässlich, um die Freiräume <strong>in</strong> Städten und Geme<strong>in</strong>den aufzuwerten und die<br />

beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen an „<strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>“ zu gewährleisten. Es gilt ausreichend<br />

Erholungs- und <strong>Natur</strong>erfahrungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig<br />

müssen im Siedlungsbereich mit ihren Grün- und Freiräumen auch die vielfältigen Lebensräume<br />

<strong>für</strong> Flora und Fauna im S<strong>in</strong>ne von § 1 Bundesnaturschutzgesetz gesichert und<br />

entwickelt werden. – Um das zu erreichen, bestehen e<strong>in</strong>e Reihe von Möglichkeiten und<br />

Instrumenten:<br />

Landschaftsplanung / Bauleitplanung …<br />

… s<strong>in</strong>d die Planungs<strong>in</strong>strumente, die e<strong>in</strong>e nachhaltige und<br />

vorausschauende Siedlungsentwicklung gewährleisten.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Planungen beziehen die Bürger von Beg<strong>in</strong>n an<br />

e<strong>in</strong>, so dass diese sich aktiv an <strong>der</strong> Gestaltung ihres Wohnumfeldes<br />

beteiligen können. Die <strong>in</strong> Landschaftsplanungen<br />

erarbeiteten Leitbil<strong>der</strong>, Ziele und konkreten Maßnahmen<br />

liefern entsprechende Entscheidungshilfen bei <strong>der</strong> Aufstellung<br />

und Abwägung <strong>der</strong> Bauleitpläne.<br />

Beson<strong>der</strong>e Bedeutung haben dabei Leitbil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

Freiraumentwicklung. Nur durch E<strong>in</strong>beziehen <strong>der</strong><br />

Landschaftsplanung <strong>in</strong> die zukunftsorientierte Gesamtplanung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Stadt</strong> können stadtstrukturelle Fehler behoben<br />

und vorausschauend vermieden werden.<br />

<strong>Natur</strong>erfahrungsräume (NER) …<br />

… liefern e<strong>in</strong>en Beitrag zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Lebensqualität, beson<strong>der</strong>s von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />

den Städten, för<strong>der</strong>n aber auch durch ihre<br />

angestrebte <strong>Natur</strong>nähe die Belange des<br />

<strong>Stadt</strong>naturschutzes und <strong>der</strong> biologischen<br />

Vielfalt. <strong>Natur</strong>erfahrungsräume müssen<br />

E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> Planungen f<strong>in</strong>den und im Rahmen<br />

<strong>der</strong> vielfältigen Aktivitäten zur <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

umgesetzt werden.<br />

Planungskarte Lutterfreilegung<br />

<strong>in</strong> Königslutter am Elm


E<strong>in</strong>griffsregelung<br />

Die E<strong>in</strong>griffsregelung als Instrument des <strong>Natur</strong>schutzes und<br />

<strong>der</strong> Landschaftspflege dient dazu, mit ihrem Vermeidungsgebot<br />

und entsprechenden Kompensationspflichten bei<br />

unvermeidbaren Bee<strong>in</strong>trächtigungen die Leistungs- und<br />

Funktionsfähigkeit des <strong>Natur</strong>haushaltes und das Landschaftsbild<br />

zu erhalten.<br />

Die E<strong>in</strong>griffsregelung ist auch bei <strong>der</strong> Siedlungsentwicklung<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Bauleitplanung anzuwenden, sodass<br />

entsprechende Kompensationspflichten <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

entstehen und Kompensationsmaßnahmen<br />

erfor<strong>der</strong>lich werden, um die verloren gegangenen Funktionen<br />

des <strong>Natur</strong>haushaltes und das Landschaftsbild wie<strong>der</strong><br />

herzustellen. Möglich wird das z. B. durch Rückbau und<br />

Entsiegelung nicht mehr benötigter Gebäude und die Neuanlage<br />

von Grünstrukturen o<strong>der</strong> Gewässerrenaturierungen.<br />

Schutzgebiete / Schutzobjekte<br />

Dort, wo sich beson<strong>der</strong>s schützenswerte<br />

Arten angesiedelt haben o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

schützenswerte E<strong>in</strong>zelgeschöpfe <strong>der</strong> <strong>Natur</strong><br />

wie alte E<strong>in</strong>zelbäume bestehen, können<br />

<strong>Natur</strong>schutzgebiete, <strong>Natur</strong>denkmale o<strong>der</strong><br />

nach europäischem Recht auch <strong>Natur</strong>a-<br />

2000-Gebiete durch die <strong>Natur</strong>schutzverwaltung<br />

ausgewiesen werden. Pflege- und<br />

Entwicklungspläne regeln hier<strong>für</strong> die<br />

Schutzanfor<strong>der</strong>ungen, aber auch mögliche,<br />

dem Schutzziel entsprechende Nutzungen.<br />

Auch <strong>in</strong> Schutzgebieten sollen die Menschen<br />

nicht ausgegrenzt werden.<br />

Handlungsrahmen<br />

17


18<br />

Handlungsrahmen<br />

<strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> – Ziele und Umsetzung <strong>der</strong> Nationalen<br />

Strategie zur biologischen Vielfalt<br />

Das BfN widmet sich seit mehreren Jahren verstärkt dem <strong>Natur</strong>schutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> und<br />

verfolgt dabei vielfältige Ziele:<br />

• Erhalt <strong>der</strong> Arten- und Lebensraumvielfalt<br />

• Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel (CO 2 -Senken, Mikroklima, Luftqualität)<br />

• Reduzierung und Qualifizierung <strong>der</strong> Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme <strong>für</strong> Siedlung und Verkehr<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität, Erholung und <strong>Natur</strong>erfahrung<br />

Diese Ziele sowie konkrete Umsetzungsansätze<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nationalen Strategie<br />

zur biologischen Vielfalt (NBS) verankert,<br />

welche 2007 vom Bundeskab<strong>in</strong>ett<br />

verabschiedet wurde. Bei <strong>der</strong> Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Vision und Ziele <strong>der</strong> NBS s<strong>in</strong>d Städte<br />

und Geme<strong>in</strong>den beson<strong>der</strong>s wichtige Partner,<br />

da ihr Handeln vor Ort <strong>für</strong> den Erhalt<br />

<strong>der</strong> biologischen Vielfalt entscheidend ist.<br />

Daher <strong>in</strong>itiierte das BfN 2010 geme<strong>in</strong>sam<br />

mit <strong>der</strong> DUH das Dialogforum „Biologische<br />

Vielfalt <strong>in</strong> Kommunen“. Im Rahmen<br />

des Dialogforums wurde am 22. Mai<br />

2010 die Deklaration „Biologische Vielfalt<br />

<strong>in</strong> Kommunen“ veröffentlicht, welche<br />

e<strong>in</strong>e Selbstverpflichtung <strong>für</strong> die Kommunen<br />

zum aktiven Handeln darstellt und bisher<br />

von fast 200 Kommunen unterschiedlicher<br />

Größe aus dem ganzen Bundesgebiet un-<br />

terzeichnet wurde. Das Dialogforum und<br />

die Deklaration bilden den Auftakt e<strong>in</strong>es<br />

langfristig ausgerichteten Prozesses. Im<br />

nächsten Schritt soll ausgehend von <strong>der</strong><br />

Deklaration e<strong>in</strong> kommunales Bündnis <strong>für</strong><br />

biologische Vielfalt <strong>in</strong>s Leben gerufen<br />

werden, welches e<strong>in</strong>e Plattform <strong>für</strong> die<br />

<strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit bilden<br />

und damit dem Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

sowie <strong>der</strong> bundesweiten<br />

Verbreitung und Initiierung guter Beispiele<br />

zur Umsetzung <strong>der</strong> NBS dienen soll.<br />

Alle <strong>in</strong>teressierten Kommunen s<strong>in</strong>d herzlich<br />

e<strong>in</strong>geladen, sich diesem Prozess anzuschließen,<br />

die Deklaration „Biologische Vielfalt<br />

<strong>in</strong> Kommunen“ zu unterzeichnen und sich<br />

<strong>in</strong> die Vorbereitung des Bündnisses aktiv<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

<strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> – Projekte des BfN<br />

Laufende Projekte, u. a.:<br />

• E + E-Vorhaben „Urbane Wäl<strong>der</strong>“ (Leipzig)<br />

• F + E-Vorhaben „Sicherung <strong>der</strong> Biodiversität im Ballungsraum“ (Ruhrgebiet)<br />

• <strong>Natur</strong>schutzgroßprojekt „Landschaft <strong>der</strong> Industriekultur Nord“ (Saarland)<br />

• Dialogforum „Biologische Vielfalt <strong>in</strong> Kommunen“<br />

(http://www.biologischevielfalt.de/8046.html)<br />

• Wettbewerb „Entente Florale“ mit dem Zweijahresschwerpunkt „Biologische Vielfalt“<br />

Abgeschlossene Projekte:<br />

• Bundeswettbewerb „Bundeshauptstadt im <strong>Natur</strong>schutz“, • Wettbewerb „Grün <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong>“, • Internationale Fachtagung „Urban Biodiversity“, • Fachtagung „Biodiversität im<br />

Dorf“, • F+E-Vorhaben „Noch wärmer, noch trockener? <strong>Stadt</strong>natur im Klimawandel“


<strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> – Weiteres Info-Material des BfN<br />

• Ausstellung im Verleih: <strong>Stadt</strong><strong>Natur</strong>-<strong>Natur</strong><strong>Stadt</strong>, • Workshoppapier „Landschaftsplanung:<br />

Planung <strong>für</strong> mehr <strong>Natur</strong>schutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>“, • K<strong>in</strong><strong>der</strong> und <strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> (Skript 230),<br />

• Biologische Vielfalt und Städte (Skript 245), • E+E-Vorstudie Urbane Wäl<strong>der</strong> (Schriftenreihe<br />

NaBiV Heft 63), • Biologische Vielfalt <strong>in</strong> Kommunen (Info-Broschüre),<br />

• Positionspapier „Stärkung des Instrumentariums zur Reduzierung <strong>der</strong> Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme“<br />

• Menschen bewegen – Grünflächen entwickeln (Handlungskonzept)<br />

Netzwerk <strong>für</strong> mehr <strong>Natur</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

• Kompetenznetzwerk <strong>Stadt</strong>ökologie CONTUREC, • Deutsche Umwelthilfe, • Forum Die<br />

Grüne <strong>Stadt</strong>, • Arbeitskreis <strong>Natur</strong>erfahrungsräume, • Deutsches Institut <strong>für</strong> Urbanistik,<br />

• Helmholtzzentrum <strong>für</strong> Umweltforschung UfZ, • Universitäten und Fachhochschulen,<br />

• Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e. V., • Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Gartenkunst<br />

und Landschaftskultur e. V., • Kommunale Spitzenverbände, • Ausgewählte Kommunen mit<br />

spezifischer Situation: u. a. Hannover, Bonn, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Heidelberg, Wernigerode,<br />

Kassel, Königslutter, Leipzig<br />

Interessante L<strong>in</strong>ks<br />

www.bfn.de/0321_siedlung.html<br />

www.bmu.de<br />

www.biologischevielfalt.de<br />

www.conturec.de<br />

www.duh.de<br />

www.die-gruene-stadt.de<br />

Ansprechpartner im BfN:<br />

Alice Kube:<br />

E-Mail: alice.kube@bfn.de<br />

Jens Schiller:<br />

E-Mail: jens.schiller@bfn.de<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

19


Die Ausstellung „<strong>Stadt</strong><strong>Natur</strong> – <strong>Natur</strong><strong>Stadt</strong>“ kann als Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />

je<strong>der</strong>zeit, auch <strong>für</strong> Themenarbeiten <strong>in</strong> Schulen, ausgeliehen werden.<br />

<strong>Bundesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>schutz, Außenstelle Leipzig<br />

Karl-Liebknecht-Straße 143, 04277 Leipzig<br />

Telefon: (03 41) 3 09 77 - 17<br />

Fax: (03 41) 3 09 77 - 40<br />

E-Mail: jens.schiller@bfn.de<br />

<strong>Bundesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>schutz, Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Konstant<strong>in</strong>str. 110, 53179 Bonn<br />

Telefon: (02 28) 84 91 - 4444; Fax: (02 28) 84 91 - 10 39; E-Mail: Presse@BfN.de<br />

Internet: http://www.bfn.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Bundesamt</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>schutz<br />

Bearbeiter: Alice Kube und Jens Schiller, BfN-AS Leipzig, Fachgebiet Landschaftsplanung, Räumliche<br />

Planung und Siedlungsbereich; Torsten Wilke, <strong>Stadt</strong> Leipzig, Amt <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>grün<br />

und Gewässer; unter Mitarbeit von Andreas Huth, Leipzig<br />

Abbildungen: BfN / Huth, A.: (Titel o.; S. 3 o.li.; S. 4 o., re.o.; S. 6 li.Mitte; S. 12 (3x); S. 14 (2x))<br />

Fritz, G.: (S. 6 li.o.)<br />

Gorke, V. - fotolia: (S. 6/7)<br />

Hahn, O.: (S. 5 li.u.)<br />

Herbert, M.: (S. 10 u.)<br />

Ingenieurgeme<strong>in</strong>schaft Lips-We<strong>in</strong>kopf: (S. 16 o.)<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>sport und Ökologie, Deutsche Sporthochschule Köln: (S. 2 (2x);<br />

S. 6 li.u.; S. 7 re.o.; re.Mitte)<br />

Landesvermessungsamt Sachsen: (S. 8 o.; Luftbildausschnitt von Leipzig,<br />

ATKIS-DOP 2005)<br />

Meier, A.: (S. 5 re.o.)<br />

Pütsch, M.: (S. 16 u.)<br />

Schiller, J.: (Titel u.li., u.Mitte, u.re.; S. 3 o.re.; S. 4 re.Mitte, re.u.; S. 5 li.o.,<br />

li.Mitte; S. 8 u.li., u.re.; S. 10 o., Mitte; S. 13 (4x); S. 15; S. 17 Mitte, u.; S. 19)<br />

Senatsverwaltung <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung Berl<strong>in</strong>: (S. 2 u.; S. 3 u.; S. 7 u.; S. 11 (4x))<br />

weitere Informationen zum Berl<strong>in</strong>er <strong>Stadt</strong>grün f<strong>in</strong>den Sie auf den Internetseiten <strong>der</strong><br />

Senatsverwaltung <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung unter <strong>der</strong> Adresse:<br />

http://www.stadtentwicklung.berl<strong>in</strong>.de/umwelt/stadtgruen/<strong>in</strong>dex.shtml<br />

Wilke, T.: (Titel o. li., S. 4 u.li.; S. 5 li Mitte; S. 17 o.)<br />

www.die-gruene-stadt.de: (S. 11 re.)<br />

Gestaltung: Andreas Huth, Leipzig<br />

Druck: Fischer Druck Großpösna<br />

Stand: November 2010<br />

Gedruckt auf 100 % Altpapier

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!