Wiedlisbacher Kurier 2/2020
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VEREINE
PRO JURA
BIPPERAMT -
EINTAUCHEN IN
DIE SAGENWELT
DIE WEISSE FRAU
IM GUGGER
Früher wurde, als man meistens noch zu Fuss
unterwegs war, der kürzere Weg über den Gugger
von Rumisberg nach Farnern benutzt.
«STUMM STEHT SIE
DA UND SCHAUT MIT
VERWUNDERTEM,
VERWIRRTEM BLICK
AUF DIE BERGGÄN-
GER», ERZÄHLT MAN
SICH VON DER WEIS-
SEN FRAU IM GUG-
GER.
Die «Weisse Frau im Gugger» ist sicher eine
jener Geschichten des Sagenwegs, die auf
Kinder einen starken Effekt haben.
So war dies auch bei der Wiedlisbacher
Gymnasiastin Julia Biedermann, die als Kind
oft mit ihrer Familie auf dem Sagenweg unterwegs
war. Im Rahmen ihrer Maturaarbeit
hat sich die Schülerin nun mit dem Sagenweg
im Bipperamt auseinandergesetzt und dafür
neun Sagen illustriert. Durch die Kombination
verschiedener Maltechniken wie Acryl,
Aquarell und Farbstift sind dabei ausdrucksstarke
Bilder entstanden. Zusätzlich zu den
Illustrationen hat Julia Biedermann einen
fiktiven Reiseführer gestaltet. Dabei hat sie
die Karte des Wanderwegs mit Restaurantempfehlungen,
Fotos aus der Umgebung und
einigen ihrer Sagenbilder ergänzt. «Ziel meiner
Arbeit war es, dem Betrachter Lust auf
den Sagenweg zu machen, ohne dabei alles
schon zu verraten», so Julia Biedermann.
Der Sagenweg im Bipper Jura wurde 2007
von der Arbeitsgruppe Pro Jura Bipperamt
realisiert. Drei verschiedene Routen führen
an den Sagentafeln und Sehenswürdigkeiten
vorbei. Die Wege sind untereinander verbunden
und führen meistens über offizielle Wanderwege.
Dabei kommt man an Feuerstellen, Ruhebänken
und schönen Aussichtspunkten vorbei.
Die Sagen stammen grösstenteils aus
der Sammlung «Flueblüemli und Aarechisle»
von Elisabeth Pfluger.
Im Frühling hat ein Team von Pro Jura Bipperamt
mit Unterstützung der Einwohnerund
Burgergemeinde Rumisberg die Wanderwege
im Gemeindegebiet auf Vordermann
gebracht. Bänkli und Brätelstellen
laden zum Spielen und Verweilen ein. Entstanden
sind dabei auch ein paar neue
Bänkli.
PRO-JURA-BIPPERAMT.CH
Durch die Hasengasse kommend, nach den
letzten Häusern von Rumisberg führt ein steiler
Weg auf das Terrassengelände von Farnern.
Tagsüber geschieht hier nichts Aussergewöhnliches.
Aber nachts sollte sich jeder Fussgänger
vor der weissen Frau in Acht nehmen, die
hier umherirrt und die Leute mit ihrem plötzlichen
Auftauchen erschreckt. Es kann sein,
dass der Wanderer bei besonderen Witterungsverhältnissen
oberhalb der Waldlücke bei einer
Kluft auf eine Frau trifft. Diese steht jeweils
stumm da und schaut mit verwundertem, verwirrtem
Blick auf den Berggänger.
Alle, die dieser Frau begegnet sind, bekamen
es mit der Angst zu tun und machten sich eilends
davon. Sie erzählten, dass sie beim Zurückschauen
ein sehnsüchtiges Nachblicken
der weissen Frau bemerkt hätten. Aber keiner
getraute sich zurückzukehren und damit die
Erscheinung zu erlösen. Daraufhin sei die
Geistergestalt ganz langsam in den Boden hinein
versunken. Ungläubige behaupten, aus dieser
Kluft steige bei grosser Kälte ein Nebel auf.
Die weisse Frau sei in Wahrheit nur ein Nebelschwaden.
Wer die Erscheinung je gesehen hat, beharrt
aber auf der Begegnung mit einer Frau, die etwas
sagen oder fragen möchte. Solange aber
niemand den Mut aufbringt, sich zu stellen,
weiss man nicht, was die Frau bedrückt und wie
man sie erlösen könnte.
QUELLE:
«FLUEBLÜEMLI UND AARECHISLE», ELISABETH PFLUGER
DREI FRAGEN AN
JULIA BIEDERMANN
Welche Sage gefällt dir persönlich am besten?
Das ist schwierig zu sagen, da mir viele davon gefallen. Jedoch finde
ich die Sage «Die weisse Frau im Gugger» die eindrücklichste Geschichte
von allen. Schon als Kind fand ich diese Sage sehr faszinierend,
zugleich aber auch etwas unheimlich.
Für die Sage der weissen Frau hatte ich auch sehr schnell eine klare
Vorstellung, wie ich sie in meiner Maturaarbeit umsetzten wollte.
Welcher Ort oder Strecke des Sagenwegs gefällt dir gut.
Und weshalb?
Es gibt viele schöne Plätze auf dem Sagenweg. Besonders schön
finde ich die Route vom Schoren Richtung Farnern. Beim Gedenkstein
oberhalb von Farnern hat man eine sehr schöne Aussicht.
Dein persönlicher Freizeittipp für die Region Bipperamt?
Die Region hier am Jurasüdfuss bietet sehr viele Freizeitmöglichkeiten.
So geniesse ich zum Beispiel das Schwimmen in der Aare
oder eine schöne Wanderung im Jura. Eine Lieblingsroute von mir
ist die Wanderung von Farnern zum «Hofbergli» (dort gibt es sehr
feinen Kaffee und Kuchen) und zurück via Teufelen.
Julia Biedermann ist 18 Jahre alt und wird nach Abschluss ihrer Matur
die PH in Solothurn besuchen. In ihrer Freizeit trifft sie gerne
Freunde, musiziert, liest und reist gerne.
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