Spielplan 2011 - Styriarte
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Ambraser Schlosskonzerte<br />
12./19./26. Juli + 02. August <strong>2011</strong><br />
Innsbrucker<br />
Festwochen<br />
der Alten<br />
Musik<br />
10. – 28. August <strong>2011</strong><br />
Sternstunden<br />
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citygrafic.at | Foto: Vandory<br />
ERIK SATIE<br />
Die wunderbaren<br />
Volten des Genies<br />
Erik Satie<br />
Jeder wird Ihnen sagen, ich sei kein<br />
Musiker“, schreibt Erik Satie in<br />
seinen Memoiren eines Gedächtnislosen,<br />
und fügt lakonisch an: „Das<br />
stimmt!“ Und in diesen zwei Sätzen<br />
ballt sich das ganze spöttische und<br />
kluge Wesen eines der begabtesten<br />
Komponisten aller Zeiten. Was natürlich<br />
kühn behauptet ist über einen,<br />
den die großen Akademiker jeder Zeit,<br />
Adorno inklusive, verspotten und<br />
missachten, den wichtige Pianisten<br />
wegen vermeintlicher Niveaulosigkeit<br />
in weitem Bogen umgehen und<br />
dessen berühmteste Klavierstücke<br />
von der Filmindustrie als zuverlässiger<br />
Weichspüler unter beinahe<br />
jedes kitschtriefende Bild mit plätscherndem<br />
Wasser gelegt werden,<br />
an das man sich erinnern kann. Und<br />
doch spricht da etwas aus der Musik<br />
von Erik Satie, das alles Nörgeln weit<br />
übersteigt, vor allem aber etwas, das<br />
unser gewohntes Bild von Musik auf<br />
den Kopf stellt. Denn Saties Werke<br />
scheinen unendlich leicht, scheinen<br />
ganz und gar einfach, klar und simpel,<br />
doch wenn man sie fassen möchte,<br />
entgleiten sie. Entgleiten dem Verstand<br />
wie den Kategorien. Deshalb<br />
ist Satie der Leichteste unter den<br />
Leichten, so luftig, dass man ihn<br />
nicht Afassen kann.<br />
lles an Erik Satie ist Attitüde.<br />
Und bei jeder seiner Masken<br />
dürfen wir uns sicher sein, dass<br />
sie ebenso authentisch wie verlogen,<br />
echt wie falsch sind. Stellen wir uns<br />
einen wirklichen Sonderling vor, der<br />
stets im gleichen Anzug durch die<br />
Bohème des Paris der Jahrhundertwende<br />
läuft, denn er hat sich diesen<br />
Anzug gleich im Dutzend anfertigen<br />
24<br />
lassen. Er lebt in einem winzigen<br />
Zimmer im Bezirk Montmartre, das<br />
so zugemüllt ist, dass man ihn heute<br />
wohl als Messie bezeichnen und<br />
vom Gesundheitsamt zwangsräumen<br />
lassen würde. Er spielt Klavier<br />
in den zwielichtigen Lokalen<br />
des Vergnügungsviertels, in denen<br />
man sehr schnell Kontakt zu Damen<br />
bekommen kann, wenn man das<br />
nötige Bargeld investieren möchte.<br />
In dieser Halbwelt malen Künstler,<br />
die damals kaum ihr Mittagessen<br />
bezahlen konnten, heute aber um<br />
Millionen gehandelt werden, Künstler<br />
wie Toulouse-Lautrec oder Pierre<br />
Bonnard die Werbeplakate für die frivolen<br />
Shows; und der merkwürdige<br />
Mann spielt am Klavier merkwürdige<br />
Stücke, die von nackten griechischen<br />
Jünglingen der Antike handeln, die<br />
um spartanische Götterstatuen tanzen,<br />
die „Gymnopédien“. Keiner weiß<br />
genau, ob der Komponist sich diese<br />
Rituale nur ausgedacht hat oder ob<br />
er von ihnen aufgrund seiner beeindruckenden<br />
Belesenheit weiß. Auf jeden<br />
Fall befördern die Klavierstücke<br />
keineswegs aufbrausende Sinnlichkeit,<br />
sondern sind wunderbar zarte,<br />
melancholisch verhangene, musikalische<br />
MPoesie.<br />
al erscheint Satie als Anhänger<br />
obskurer Gurus, deren<br />
esoterisches Treiben zu der Zeit in<br />
Paris en vogue ist, mal gibt er sich<br />
als Rosenkreuzer, dann wieder als<br />
schlichter kleiner Beamter aus, der<br />
in seinem Leben nicht einen einzigen<br />
musikalischen Einfall hat, sondern<br />
all seine Miniaturen nur errechnet.<br />
Auf jeden Fall erweckt er das Interesse<br />
einer breiteren Öffentlichkeit.