WURSTBLATT'L Metzgerei Huber Sommer 2020
WURSTBLATT'L ist das hauseigene Magazin der Familienmetzgerei Huber aus Kitzbühel in Tirol. Das Magazin erscheint vier Mal jährlich und gibt Einblicke in den Alltag in der Metzgerei mit Geschichten, Interviews und Rezepten.
WURSTBLATT'L ist das hauseigene Magazin der Familienmetzgerei Huber aus Kitzbühel in Tirol. Das Magazin erscheint vier Mal jährlich und gibt Einblicke in den Alltag in der Metzgerei mit Geschichten, Interviews und Rezepten.
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GENUSS
Josef Huber Junior und Senior
führen 200 Jahre Familientradition fort.
VON
DAHOAM.
Josef Huber Junior und Senior
im Gespräch über die Corona Krise.
Man könnte abergläubisch werden:
Einen Tag vor Freitag dem Dreizehnten
kündigt die Tiroler Landesregierung
an, alle Skilifte zu schließen. Die
Wintersaison endet mit 15. März.
Junior: Ein surrealer Moment! Wir
haben kurz davor erste Maßnahmen
getroffen: Mitarbeiter auf die
Corona-Symptome geschult und
keine externen Personen mehr in
unsere Produktion gelassen. Aber
dass es uns so hart und schnell
treffen würde, war nicht klar.
Metzgereien durften auch während
dem Lock-Down geöffnet bleiben.
Senior: Das war natürlich eine
Erleichterung für uns. Mehr als die
Hälfte unseres Umsatzes kommt
aber von unseren rund 400 Kunden
in der Gastronomie. Und auch
unser Catering hatte plötzlich
keine Aufträge mehr und unsere
Imbissstube musste schließen.
Gab es etwas Vergleichbares in den
200 Jahren Firmengeschichte?
Senior: Seit unsere Vorfahren 1812
die Metzgerei in Kitzbühel eröffneten
gab es Kriege, Wirtschaftskrisen
oder auch Tierseuchen wie
BSE. Aber es war in diesen Zeiten
völlig normal beim Greisler, Metzger
oder Bäcker einzukaufen. Heute
mussten wir aktiv auf unseren
Social Media Kanälen darauf hinweisen:
Da gibt es kleine Betriebe,
die jetzt eure Hilfe brauchen! Bitte
unterstützt sie und kauft dort ein.
Junior: Unser Fachgeschäft traf es
am härtesten, da die Leute einen
One-Stop Einkauf machten und
gleich alles im Supermarkt mitnahmen.
Insofern hatten wir Glück,
dass drei unserer vier Filialen in
MPREIS Märkten angesiedelt sind.
Von Hamsterkäufen war bei uns
aber nie die Rede. Da müssten wir
wohl Toilettenpapier anbieten!
« Als heimischer Metzger
sorgen wir für Lebensmittel
aus der Region.
Wir sind nicht nur
Verkäufer, sondern
produzieren direkt vor
der Haustür. »
In den Medien war verstärkt die Rede
von Systemerhaltern. Das betrifft
auch die Lebensmittelproduktion.
Senior: Es wird manchmal vergessen,
wie relevant die heimische
Lebensmittelproduktion ist. Wenn
Corona hier wieder Bewusstsein
schafft, hat es zumindest etwas
Positives. Als Metzger sind wir
nicht nur Verkäufer, sondern
produzieren direkt vor der Haustür
hier in Oberndorf Schinken, Speck
und Wurst. Ist doch beruhigend
zu wissen, dass man nicht von
Lebensmitteln aus dem Ausland
abhängig ist und keine Engpässe
zu befürchten sind.
Junior: Man darf nicht vergessen:
Wenn weniger regionale Lebensmittel
gekauft werden, gerät der
gesamte Wertschöpfungskreislauf
in der Region ins Wanken.
Nicht nur die heimischen Produzenten,
sondern auch die Landwirte
sind dann betroffen.
Junior: Genau! Beispielsweise beliefern
uns fast 100 Bauern aus der
Region mit ihrem Rind-, Kalb- und
Lammfleisch, welches wir in den
Filialen und der Gastronomie verkaufen.
Es macht mich stolz, dass
mein Vater das all die Jahre forciert
hat und wir somit zur heimischen
Wertschöpfungskette beitragen.
Aber wenn wir weniger verkaufen,
können wir auch den Landwirten
weniger Fleisch abnehmen. Und
dann stockt der Kreislauf.
Was kann man dazu beitragen, dass
es nicht so weit kommt?
Senior: Ganz einfach: Fleisch beim
Metzger kaufen, Brot beim Bäcker,
Käse bei der Sennerei. Und zwar
nicht nur in der Krise, sondern
auch im Alltag. Denn nachhaltig
ist diese Form des Konsums auch.
Junior: Und wenn man doch im
Supermarkt einkauft, zumindest
zu heimischen, bekannten Marken
greifen. Denn auch dort kann
man bewusst regional kaufen und
findet Käse, Wurst oder Brot aus
der Region. Ausschau halten und
beim Personal nach Produzenten
aus der Region nachfragen
hilft uns und somit auch unseren
Landwirten enorm. So gibt‘s auch
in Zukunft noch Lebensmittel aus
der Region.
« Wenn weniger
regionale Lebensmittel
gekauft werden, gerät
der gesamte Wertschöpfungskreislauf
in
der Region ins Wanken. »
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