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MHK - Wulf Rabe Design Oy

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B20095D<br />

30.09.08 WOHN-MARKT-MAGAZIN 810 35. Jhg.<br />

Der letzte Herbst der M.O.W.<br />

®


30.09.2008<br />

Im letzten Jahr war es nur der einfache<br />

Geschäftsführer Dr. Michael Peters von der<br />

Messe Frankfurt GmbH, den der Dreieicher<br />

<strong>MHK</strong>-Oberboss Hans Strothoff als Gast in<br />

sein <strong>MHK</strong>-Forum nach Enger geladen hatte.<br />

In diesem Jahr war dazu auch der Vorsitzende<br />

der Frankfurter Geschäftsführung,<br />

Michael von Zitzewitz, in die ostwestfälische<br />

Provinz gebeten worden. Der Kölnmesse-Geschäftsführer<br />

Wolfgang Kranz wird<br />

stets geladen und besucht so im Schlepp tau<br />

mit dem Branchenabend alljährlich mit<br />

nahezu bewundernswerter Leidensfähigkeit<br />

die Veranstaltung, die der IMM unablässig<br />

das Wasser abgräbt. Als Balsam auf die Kölner<br />

Wunden mag vielleicht die Anregung<br />

Strothoffs interpretiert werden, den ostwestfälischen<br />

Acker nur alle zwei Jahre aufzusuchen<br />

und im Wechsel eine „internationale<br />

Küchenmesse“ zu buchen.<br />

Wo diese freilich stattfinden solle – dazu<br />

gibt es nicht mal im Ansatz eine Aussage.<br />

Nicht auszuschließen ist der Gedanke, dass<br />

sich auch die Mainmetropole ihrerseits<br />

Gedanken zur Austragung macht. Stolz<br />

begrüßte Strotti den Frankfurter Oberboss v.<br />

Zitzewitz: Schließlich belegen die Dreieicher<br />

Wohntöchter WK und <strong>Design</strong>o im Oktober<br />

Ausstellungsfläche in Frankfurt für ihre<br />

sprachigen Raum verantwortlicher Branchen- und Gorenje-<br />

Kenner gefunden. Wie lange Kodytek Zeit bekommt, den<br />

Markt mit Atag wieder aufzubauen, kann der neue Deutschland-Geschäftsführer<br />

Klemen Prešeren „noch nicht sagen.<br />

Das ist alles noch zu frisch.“ Jedenfalls ist Atag bei einigen<br />

Küchenherstellern, wie<br />

beispielsweise Ballerina<br />

be reits im Einsatz.<br />

Der 210 Mitarbeiter starke<br />

Gerätehersteller Oranier<br />

GmbH, Gladen-<br />

Körting eingemottet: Gorenje-Crew<br />

bach, seit kurzem vertrieblich<br />

unter den Fittichen<br />

des Ex-Best-Ge -<br />

schäftsführers Dr. Marcel<br />

Butin, will sich dem<br />

Markt verstärkt als Vollsortimenter<br />

anbieten und<br />

Thomas Wittling, Klemen Prešeren (Gf) auch den bislang eher<br />

vernachlässigten Vertriebsweg Verbände ins Visier nehmen.<br />

Da Oranier klassischerweise aus dem Herde-/Gasbereich<br />

kommt, werden etliche andere Komponenten zugekauft<br />

und konfektioniert. „Aber alles aus europäischer Produktion“,<br />

erläutert Butin, der nicht ohne Preisaggressivität auf<br />

Kundenfang geht.<br />

<strong>MHK</strong><br />

Klein-Eklat beim Branchenabend<br />

Musterungen, im Paarlauf mit einer Publikumsmesse.<br />

Ebenso begrüßt wurde natürlich auch der<br />

Festredner des Abends, Stefan Waldenmaier,<br />

seines Zeichens Präsident des Küchenverbandes<br />

VdDK, aber auch als Vorstandsvorsitzender<br />

der Leicht AG Lieferant der<br />

<strong>Design</strong>o-Küchen. Insofern konnte Waldenmaier<br />

kaum umhin, dieser Einladung nicht zu<br />

folgen, als ihn ein „Anruf aus Dreieich auf<br />

dem Fahrrad unterwegs in Frankreich“<br />

erreichte. Waldenmaiers unterhaltsame Ausführungen<br />

zur Situation der Küche generell,<br />

zur Beibehaltung des Messetermins im<br />

Herbst sorgten beim Publikum für Erheiterungen<br />

– allerdings nicht bei allen Zuhörern.<br />

Waldenmeier beendete seine Rede mit<br />

„einer Hommage an den Fachhandel,<br />

schließlich sind wir hier zu Gast bei Europas<br />

führendem Kücheneinkaufsverband“, und<br />

wähnte sich in dem Glauben, diese Aufgabe<br />

nicht gänzlich unerfolgreich auch gemeistert<br />

zu haben. Doch da gab es eine kleine Irritation:<br />

„Die erste Kündigung habe ich für meine<br />

Rede schon bekommen“, meinte Waldenmaier<br />

kurz drauf scherzhaft. Möglicherweise<br />

sah sich Günther Böhme, Geschäftsführer<br />

des Bielefelder Einkaufsverbandes VME und<br />

Sprecher für die Möbler im ZGV – vom<br />

Geba: „Händler ist Marke“<br />

Nr. 810<br />

Selbstverständnis in der Rubrik Möbelhandel<br />

eingeordnet – in der Schmuddel ecke untergebracht<br />

und reagierte seinerseits. Wie<br />

Augenzeugen berichten, nicht gerade unheftig.<br />

Böhme ist dafür bekannt, den Terminus<br />

Fachhandel gerne als Ausgrenzungsbegriff<br />

zu interpretieren. Darüberhinaus gilt er in der<br />

Branche als eitel genug, solche Gelegenheiten<br />

als Forum zur Selbstdarstellung zu nutzen.<br />

Dem Hausherrn schien die Reaktion<br />

etwas zu vehement. Lediglich durch die<br />

Übermittlung von Böhmes Kategorisierung<br />

„das war doch nur ironisch gemeint“, ließ<br />

sich der Gastgeber besänftigen.<br />

Der schriftlichen Würdigung dieses Ereignisses<br />

in einem Online-Dienst, dessen<br />

besondere Spezialität die Verbreitung von<br />

Second-Hand-News ist, war keine nachhaltige<br />

Verweildauer beschert. Gerade mal eine<br />

Stunde am Netz, wurde diese Meldung<br />

ersatzlos gestrichen. Wer hatte denn da so<br />

empfindlich reagiert? Der Leicht-Chef Waldenmaier<br />

gilt nicht gerade als Interventionist;<br />

im Hause <strong>MHK</strong> gab es für diese Maßnahme<br />

eigentlich keinen Anlass. War es<br />

dann also der Herr mit dem Buchstaben B?<br />

P.S.: Waldenmaier und Böhme wurden übrigens<br />

noch an jenem Abend fröhlich miteinander<br />

plaudernd gesichtet.<br />

Wer steckt denn nun dahinter? Der Geba-Chef Markus<br />

Ferstera mag sein Geheimnis nicht preisgeben: „Wichtig<br />

ist nur unsere Eigenständigkeit”. Dank grifflos selbst um<br />

die Korpusecke und komplexer Raumgestaltung durch<br />

seriellen Innenausbau ist die einstige Wellmann-Tochter<br />

der Perspektive „Highend” näher gerückt. Markengelüste?<br />

„Nein, unser Händler ist die Marke”, zu 97% im Ausland<br />

von Gibraltar bis Belfast. Und mit 27 Mio Euro Umsatz liegt<br />

Geba 6% über dem Vorjahr. Ferstera schwärmt von fast<br />

150 Neuplazierungen zur Messe auch in Nord- und Osteuropa,<br />

„dank des Vertrauens, das sich herumspricht”.<br />

Selbst der Vertrag mit dem schweizerischen Großkunden<br />

Sanitas Trösch sei ungekündigt, doch müssten die<br />

Schweizer auf Häcker & Co mit ihrer eidgenössichen Marke,<br />

Veriset, reagieren – „es wird sich zeigen, ob und in wie<br />

weit dies Umsätze wegnimmt”.<br />

Nolte: Einheitsraster<br />

50 Jahre Bestehen feierten die Nolte Küchen GmbH & Co.<br />

KG, Löhne – der Querdenker der Großfläche –, die doch so<br />

gar keine <strong>Design</strong>-Alleingänge mag, anlässlich der Küchen -<br />

meile. Nolte macht dem Marge verschlingenden Trend<br />

unter schiedlicher Korpusmaße rigoros ein Ende – und<br />

9


Nr. 810 30.09.2008<br />

Die Soßenkelle passt - dank 15er Raster:<br />

Egger-Produktentwickler Klaus Monhoff, <strong>Design</strong>er Rainer Kalesse<br />

ersetzt alles Bisherige mit nur einem Raster, der Matrix<br />

150. Kritiker wähnen Nolte damit endgültig in der Klammer<br />

der Großfläche. Das Raster in 3D = Höhe, Breite, Tiefe, denn<br />

150 ist das Maß aller Dinge, für die E-Geräte seit der Frankfurter<br />

Küche, für die Soßenkelle, für den Bierkastenstauraum,<br />

für den Unterschrank in Höhe 75 cm plus individuellem<br />

Sockel, für das Einsparen der 6. Schublade, für die<br />

Nische mit netto 60 cm, für die Linienoptik der Seiten- und<br />

Hängeschränke bis hin zu der Vereinheitlichung der Re -<br />

linggriff-Maße. Vorbei die Zeiten der Dachlatten-Zierleisten<br />

unter Herd und Backöfen. „Ich hatte wirklich Bauchschmerzen,<br />

dass uns jemand zuvorkommt”, verrät Produkt-Meister<br />

Rainer Kalesse und lobt die Fertigung der<br />

eigenen um 30% leichteren AirMaxx-Platte. Dem allgemeinen<br />

Mainstream motorisierter Auszüge widersetzt sich Nolte:<br />

„Soll denn die Küche alle 2 Jahre zur Inspektion?”, kommentiert<br />

Kalesse und sieht „viel blinden Aktionismus“ in<br />

der Szene.<br />

Eggersmann: Volle Auftragsbücher<br />

Der Geschäftsführer der Eggersmann Küchen GmbH &<br />

Co. KG, Hidenhausen, Michael Wunram, hat nichts dagegen,<br />

im Ruf eines Querdenkens zu stehen. Der Red Dot für<br />

sein gestalterisches Händchen<br />

adelte ihn dafür. Kann<br />

denn anders als Andere schöner<br />

sein? „Für Neuaufträge in<br />

diesem Jahr wird es eng.”<br />

Wunram verweist auf die vollen<br />

Auftragsbücher des völlig<br />

umgestellten Betriebes, der<br />

zu 75% exportiert. Neue Stationen<br />

sind Singapore, Manila,<br />

Shanghai und Kuwait.<br />

„Pure Luxury, Made of Stone”<br />

das Motto für den Einsatz von<br />

18 verschiedenen Ge stei nen<br />

zu Korpusapplikationen und<br />

Flächen, ein eigentlich kaum<br />

zu lösendes Logistik- und<br />

Technikphänomen. Und<br />

selbst das Dauerthema grifflos<br />

wurde neu interpretiert –<br />

durch Verlagerung des Griffprofiles in die Arbeitsplatte. Ein<br />

100 Jahre alter Betrieb und jung wie kaum ein zweiter –<br />

nicht nur in Hiddenhausen.<br />

Präsentiert das Wunder der Grifflosigkeit:<br />

Gf Michael Wunram, Yvonne Davy („D.M.K.“)<br />

10<br />

Störmer: Exklusiv für Musterring<br />

Angeblich sind die mittelständischen Küchenhersteller<br />

zum Aussterben verurteilt und suchen verzweifelt ihr Heil<br />

im Hochwert-Segment ab 8.000,- Euro aufwärts. Um dort<br />

die Plätze zu halten, bedarf es jedoch vieler Anstrengungen<br />

in Marketing und Export und viel Geld, das aber nur noch<br />

durch die Menge zu verdienen ist. Die Störmer Küchen<br />

GmbH & Co. KG in Enger ist mittelständisch – im Trendmix<br />

von schwarz & weiß, matt wie glänzend, streng und nicht<br />

mehr Landhaus, viel Glas, obwohl dies für Fronten fast ans<br />

Absurde grenzt, so aufwändig müssen die Glaskanten<br />

abgedeckt werden. Edelstahl & LED und die allgegenwärtigen<br />

Schiebetüren von Portoluigi, und Egger´s Erfolgsoberflächen.<br />

Servodrives für Auszüge nur in den Ausstellungen,<br />

dafür jetzt Klappenmotoren im Verkaufstest. Der<br />

frisch zum Geschäftsführer berufene Stefan Hofemeier<br />

weist einerseits auf die 48% Exportanteil selbst bis nach<br />

Korea hin, andererseits auf das Lieferantenglück, für den<br />

Modellverband Musterring exklusiv zu fertigen. Eine<br />

Zusammenarbeit, von der sich Oliver Höner viel verspricht,<br />

auch wenn der Anteil der Küche bei mageren 1%<br />

in Wiedenbrück noch vor sich hin dümpelt. „Eigentlich<br />

könnte mit den bestehenden Teilen die Ausstellung drei<br />

mal geändert werden”, sinniert der für Produkt wie Marketing<br />

zuständige Michael Papenkordt, und umreißt damit<br />

„Halt ein guter Laden“:<br />

Michael Papenkordt (Marketing) mit Neu-Gf Stefan Hofemeier<br />

die Unwichtigkeit von Neuheiten. Viel stärker nehme das<br />

Auf- und Ab der Zukauf-Teile, die Strategie und Kalkulation<br />

in Anspruch. So z.B. die Spanplatte mit 30% plus in 2007,<br />

20% minus in 2008, Stahl gerade mit 40% plus. All dies<br />

beschreibt die Sandwich-Situation des Küchenbauers zwischen<br />

Giganten auf der Zulieferer- wie Abnehmerseite.<br />

Doch ”Störmer, 50 Jahre jung, ist innovativ und schnell,<br />

halt ein guter Laden” schwärmt Papenkordt.<br />

Nieburg: Neustart unter Fortmeier<br />

Für Frank Hesseldieck, den frisch gebackenen Ge -<br />

schäftsführer der frisch wieder auferstandenen Nieburg<br />

Küchen GmbH, Löhne, ist der Versender Quelle „ein großer<br />

Kunde mit gebremstem Schaum”. Daher müsse sich<br />

Deutschlands ältester Küchenhersteller anstrengen, um<br />

individueller in Produkt wie auch Vermarktung zu werden.<br />

Die Neupositionierung mit dem Ziel von 50% Neukunden


Nr. 810 30.09.2008<br />

Grifflos zur Messe:<br />

Nieburg-Neu-Gf Frank Hesseldieck<br />

sei bis Mitte nächsten Jahres<br />

abgeschlossen, aber ganz<br />

nach oben sei nicht vorgesehen.<br />

Dem von der EK Servicegroup<br />

abgeworbenen Quereinsteiger<br />

Hesseldieck gelang<br />

sogar grifflos als Schnellschuss<br />

zur Messe, lieferbar<br />

allerdings erst ab 2009. Und<br />

die 15 Mio Euro Umsatz des<br />

Vorjahres würden heuer, nach<br />

dem Einstieg der Familie Fortmeier,<br />

auch wieder erreicht.<br />

Küppersbusch: Besser als Induktion<br />

„<strong>Design</strong> trifft Innovation” – ein starker Spruch für das<br />

1875 gegründete Unternehmen aus dem Ruhrpott, die<br />

Küppersbusch AG, Gelsenkirchen.<br />

Schwarz daher die neue<br />

Gasherd-Generation, sensorgesteuert<br />

für den Profi. „Da kommt<br />

Induktion nicht mit”, schwärmt<br />

Marketing leiter Matthias Lack -<br />

mann. Weiß dagegen die Einbaugeräte<br />

der bereits im vergangenen<br />

Jahr in Ansätzen präsentierten<br />

Platinum White Edition. Diese<br />

gibt es „in idealen Einbaumaßen”,<br />

ähnlich denen des Nolte-<br />

Rasters; und heißer denn je seien<br />

die Dampfgarer – durch die<br />

externen Dampfzentren. Küppersbusch<br />

ist mithin weiter auf<br />

dem Weg zur Edelmarke und<br />

Neue Gasherd-Generation:<br />

Matthias Lackmann (Marketingleiter)<br />

zufrieden mit dem Messebesuch,<br />

dank eines deutlich gestiegenen<br />

Auslandsanteils.<br />

Signia: Magnolia wie bei Mama<br />

Flop oder Top? „Signia lebt von dem Vertrauen der Sie-<br />

Matic Möbelwerke” antwortet Wilfried Mellies, einst<br />

Vertriebsleiter beim Küchenaufsteiger Häcker und seit<br />

2005 Geschäftsführer der Siematic-Tochter Signia GmbH,<br />

Löhne, denn seine Fachhandels-Klientel wolle „Lieferanten<br />

des Vertrauens”. Und mit dem Löhner Vertrauensvorschuss<br />

sei Signia im Jahre 3 ein erhebliches Stück vorangekommen.<br />

In Benelux, Österreich, Schweiz und England,<br />

aber vor allem in den Niederlanden, als Ausgleich zum<br />

„kritischen deutschen Markt”. Zahlen? Geheimsache!<br />

Gemeinsamkeiten mit dem Mutterhaus? Magnolia!<br />

Silestone & Lechner: Platten<br />

Die Arbeitsplatten-Varianten sind enorm: von dünn bis<br />

überdick, von Compact-Laminat bis zum Leichtbau, von<br />

Glas bis zum Mineralwerkstoff, von Schiefer bis Quarz –<br />

und nichts läuft in vernünftigen Mengen. Mancher stellt<br />

sich durch problematische Produkte, siehe den Mineralwerkstoff<br />

von Formica, selbst ein Bein, floppt bei der<br />

12<br />

Leichtbauplatte durch ungelöste Einbaulösungen, saugt<br />

sich voll durch unversiegeltes Gestein oder bricht ganz<br />

einfach durch – Glas. Seit den Versuchen von DuPont mit<br />

Corian Anfang der 80er, sind Millionen in den Ausstellungen<br />

versenkt worden. Weitere Millionen sind notwendig,<br />

um z.B. Consentino als Marke zu promoten und die harten<br />

Steinmetze weichzukloppen, vorne drücken, hinten ziehen.<br />

Silestone will Deutschland als 81. Land erobern. Stolze 6<br />

Mio Euro investierte Lechner in die eigene Glasfertigung,<br />

hat aber dadurch als einziger das Thema Glas im Griff: ob<br />

Rückwand oder hinterbedruckte Arbeitsfläche aus gehärtetem<br />

Sicherheitsglas in tief schillernden Dekoren und<br />

pflegeleichten Oberflächen. Lechner’s Vorteil sind seine<br />

breiten Vertriebskanäle, mittlererweile auch im Export<br />

erfolgreich. „Glas hat seinen Zenit noch nicht erreicht”,<br />

kommentiert Heike Jost und verrät auch, dass das neue<br />

schwedische Werk (ab 2010) nicht nur Ikea bediene, sondern<br />

auch für Lechner’s Expansion in die skandinavischen<br />

und baltischen Märkte geplant ist.<br />

Poggenpohl: Wieder nach Köln<br />

„Hoch über den Küchenwolken” hat die Porsche-Küche die<br />

Zukunft der Herforder Küchenschmiede Poggenpohl<br />

GmbH bestimmt – unerreichbar mit derzeit 31 eigenen Studios,<br />

davon 9 in Deutschland bei verbliebenen 130 Handelspartnern.<br />

Der Aufgabenbereich für einen Hersteller hat<br />

sich mit Anmieten von geeigneten Immobilien, Rekrutierung<br />

und Schulung des eigenen Personals, von Houston bis Taipeh,<br />

von Stockholm bis Stuttgart geradezu verdoppelt.<br />

Denn zum Direktvertrieb bedarf es offensichtlich doch mehr<br />

als nur Korpusverleimen und Kataloglayout. Daher die drei<br />

neuen Local Manager und, mit Thomas Oberle, ein veri -<br />

tabler PR-Leiter für die „professionellste Einführung in der<br />

Küchenbranche”, O-Ton Boss Elmar Duffner. Da bei der<br />

schwedischen Mutter Nobia AB, Stockholm, nur wirklich<br />

verdientes Geld investiert werden darf, wollen die jeweils<br />

300.000 Euro pro Studio gut überlegt sein. Doch „das Segment<br />

der weltweit teuersten und exklusivsten Küche” wird<br />

weiterwachsen, prophezeit der zum Mitglied des No bia<br />

Board geadelte Chef der Herforder Edelschmiede. Dank des<br />

Medien-Erfolges der Art of Kitchen auf der Kölner Möbelmesse<br />

wird Poggenpohl auch im nächsten Januar wieder<br />

mitmachen und vielleicht auch den einen oder an deren<br />

namhaften Abstinenzler im Schlepptau mitziehen können,<br />

vermelden die Buschtrommeln. Selbst die blinde Agitation<br />

der ersten Stunden gegen den Direktvertrieb scheint in<br />

stirnrunzelndes Nachdenken übergegangen zu sein.<br />

M.O.W. 2008<br />

Bad Salzuflen:<br />

Polstermöbel: „Wenig Neues“<br />

Die Spreizung könnte kaum größer sein: einerseits der chinesische<br />

Hersteller Soffine, immerhin 1.500 Arbeiter<br />

stark, der vor einigen Jahren durch Allergie verursachende<br />

Polsteroberflächen ins Gerede gekommen war, andererseits<br />

der zur M.O.W. zurückgekehrte Traditions-Polsterer<br />

Frommholz aus Spenge. Zwischen der Steinhoff-Tochter


30.09.2008<br />

Steinpol, 4500 qm Ausstellung, gut 300 Modelle und dem<br />

in Rhaden ansässigen Polsterriesen Polipol, der wohl spätestens<br />

2010 zur eigenen Hausmesse rufen dürfte, residierte<br />

ein weiterer „Pole“: Nordica, Mitglied der französischen<br />

Cauval-Group. „Wir haben die Mitarbeiterfluktuation<br />

gestoppt, auf welche Art auch immer”, atmet<br />

Geschäftsführer Michael Riecke auf, die nicht nur seiner<br />

Polsterei östlich der Oder zu schaffen gemacht hatte. Nach<br />

einer kolportierten Finanzspritze aus Frankreich hat Riecke<br />

doppelten Grund, neue Ziele zu beschwören. „Schließlich<br />

gilt es, das überdurchschnittliche Wachstum im Export zu<br />

befriedigen”. Speziell Osteuropa, ist der Geschäftsführer<br />

überzeugt, „interessiert sich für Junges Wohnen aus einer<br />

Hand“, deren Neuentwicklungen ganze 2 Tage in Anspruch<br />

nehmen. Für seinen Laden prognostiziert er daher Umsatzsteigerungen<br />

von den jetzigen 85 Mio Euro auf 100 Mio in<br />

2010.<br />

Auch die Oschmann Comfort Betten GmbH, Coburg, peilt<br />

Zuwachs an. Leicht unter Ruf, Rastatt, angesiedelt, setzt<br />

Geschäftsführer Stefan Oschmann dabei auch auf seine<br />

Matratzen. Der Ergocheck suggeriert Individualität. Sicherlich<br />

ein gutes Instrument für überforderte Verkäufer, aber<br />

noch weit von der persönlich zugeschnitttenen Matratze<br />

entfernt.<br />

Auch der unbestrittene skandinavische Polsterkönig, Furninova,<br />

stellte erneut aus. „Noch aber haben wir den Durchbruch<br />

in Deutschland nicht geschafft”, bekennt Inhaber<br />

Benny Nilsson freimütig. Immerhin sind die Schweden<br />

bekannt für ihre Lieferzuverlässigkeit von 400 diversen<br />

Stoff- und Lederqualitäten aus der verlängerten Werkbank in<br />

Polen, wo gut 1.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Nilsson zur<br />

aktuellen Situation in Skandinavien: Am meisten leide Dänemark;<br />

Schweden und Finnland zeigten sich noch stabil,<br />

während Norwegen weiter wachse. Und zum Markt in<br />

Mitteleuropa: „Da wir mit unserer Planungs-Software fast<br />

konkurrenzlos sind, haben wir uns zur nächsten IMM in Köln<br />

angemeldet“.<br />

„Insgesamt furchtbar langweilig”, fasst freilich <strong>Design</strong>er-<br />

Crack Christian Heimberger die M.O.W.-Polsterszene<br />

anno 2008 zusammen. „Für diese kubischen Polster<br />

braucht man keine <strong>Design</strong>er mehr, der Händler steht letztlich<br />

vor Einfalt im Wald”. Obwohl er gerade für Frommholz<br />

neue Modelle kreiert hat, „geben sich die Fabriken so verhalten,<br />

dass wir <strong>Design</strong>er gar nichts mehr platzieren können”,<br />

klagt Heimberger. Und <strong>Design</strong>kollege Hartmut Hoof,<br />

einer der besten Kenner der Szene, stimmt dabei nickend<br />

zu: „Erschreckend wenig Neues”.<br />

Barntrup: Tote Hose<br />

Die Trendhalle 1.1 steht leer, und für den Sprung zur nächsten<br />

Messhalle werden Gummistiefel benötigt. Auch von<br />

40% weniger Händlerfrequenz ist auf den überschaubar<br />

frequentierten Fluren die Rede. Nur die Verbände haben<br />

ihre Hausaufgaben gemacht, resümiert Jonathan Titré,<br />

Key Accounter der zur M.O.W. zurückgekehrten Tvilum-<br />

Scanbirk, der sich „als letzter Mohikaner der zerlegten<br />

Möbel” fühlt. Immerhin waren die Gespräche gut, bestätigt<br />

Johanna Gutschler, Marketingbeauftragte, und präsentierte<br />

gleich 3 neue Jugendprogramme, selbstverständlich<br />

in der Raumklima verbessernden PEFC-Spanplatte. Ab<br />

Nr. 810<br />

2009 werden ausschließlich die von Ikea durchgesetzten<br />

Plattenmaterialien eingesetzt – ohne Mehrpreis.<br />

Um dem Asien-Druck in der SB-Schiene zu entgehen, entwickelte<br />

der Medienmöbel-Hersteller Jahnke, Hamburg,<br />

sein neues Label Cuuba by Jahnke. „Halt wie now! by hülsta”<br />

erläutert Vertriebsleiter Manfred Molis den Versuch<br />

der Hamburger, aus dem Stiefkind Kleinmöbel herauszukommen.<br />

„Fernseher werden immer größer, so auch die<br />

passenden Medienmöbel”, meint<br />

Mollis und zielt mit dem Entertainment-Range<br />

Luxor Sound für<br />

6.000 Euro VK auf die Erlebnisfläche,<br />

die dank 3D Planung schon<br />

mit dem Begros-Filialisten Porta<br />

Möbel, Porta-Westfalica, erfolgreich<br />

realisiert werden konnte. Der<br />

360 Mitarbeiter starke Produzent<br />

aus Hamburg-Trittau bietet durch<br />

die Stück-für-Stück-Lieferungen<br />

erhebliche Vorteile gegenüber asi-<br />

atischer Ware mit ihren unabsehbaren<br />

Folgekosten. Aber ob die<br />

Verlegung des M.O.W.-Termins<br />

gelingt? Molis ist skeptisch: „Im<br />

Mai ist die Stimmung der Kundschaft<br />

doch ohnehin beschis… .”<br />

„Kleine Möbel – kleiner Umsatz”.<br />

Kurz und bündig umschreibt Falk<br />

Hillebrand die Badmöbel-Szene in<br />

Barntrup. Um diese Situation zu<br />

verbessern, präsentierten sich die<br />

Bad-Anbieter gemeinsam: Fackelmann,<br />

Held, Kesper, Lanzet,<br />

Pelipal, Schildmeyer, Zoll.<br />

Doch die Zukunft der Badbranche<br />

sieht Helds Verkaufsass Hillebrand<br />

nicht ohne Skepsis: „Badmöbel im<br />

Sanitär-Fachhandel sind okay,<br />

aber sie sind ein ungeliebtes Kind<br />

auf der Großfläche. Viele große<br />

Häuser haben oft keine Badmöbel-<br />

Abtleilungen mehr”. Für den alteingesessenen<br />

Hersteller aus Porta<br />

Westfalica war die letzte<br />

Herbst-M.O.W. der 1. M.O.W.-Auftritt<br />

überhaupt. Und für Produktentwickler<br />

Oliver Zaengel ist<br />

dabei das traditionelle Möbelhaus<br />

der Gewinner. „Wer sich auf die<br />

Verbände verlässt, verpasst eine<br />

Entwicklung”, erklärt Kollege<br />

Hille brand auch, warum.<br />

„Mitarbeiter-Fluktuation gestoppt“:<br />

Nordica-Gf Michael Riecke<br />

Wartet auf Durchbruch in Deutsch -<br />

land: Furninova-Chef Benny Nilsson<br />

„Alles furchtbar langweilig“:<br />

<strong>Design</strong>er Christian Heimberger<br />

Lanzet ist weit positiver gestimmt – just nach der Übernahme<br />

durch Fackelmann. Mit gleich 3 Neuheiten und<br />

neuem Katalog fühlt sich Gebietsverkaufsleiter Thomas<br />

Müller „gar nicht unglücklich”. Das immerhin 140 Jahre<br />

alte Unternehmen habe „Vertrauen zurückgewonnen“ und<br />

ist gespannt auf den Mai-Termin und den neuen M.O.W.-<br />

Rhythmus.<br />

13


Nr. 810 30.09.2008<br />

Schildmeyer, zwei Jahre nach Kriegsende in Bad Oeynhausen<br />

gegründet, bereicherte erst das 2. Mal den Messepark<br />

in Barntrup. Und zeigte dabei, erstmalig neben den zerlegten<br />

Bad-Möbeln, auch aufgebaute Ware in interessanter<br />

Schiefer-Optik. Traditionell stark vertreten bei Discountern<br />

und Versandhandhandel, erobert das<br />

Bad jetzt langsam aber sicher auch den<br />

Möbelhandel, analysiert Geschäftsführer<br />

Klaus Kempe nicht ohne Freude den<br />

Wandel. Die Produktpalette von SB bis<br />

Top ist innerhalb von 3 Tagen lieferbar,<br />

mit Servicetelefon rund um die halbe<br />

Uhr. Auch wenn generell der Umsatz im<br />

Badmöbelbereich stagniere bzw. sogar<br />

etwas nach unten gehe – für Schildmeyer<br />

entwickle er sich 2-stellig nach<br />

oben, dank des wachsenden Exportes.<br />

Bei einer Menge von über 100.000<br />

Spiegelschränken p.a. geht es darum,<br />

„Nicht viel Besuch, aber guter“:<br />

Dulton-Boss Wijand Groot Koerkamp<br />

Comeback in Bad Salzuflen:<br />

Schieder-Gründer Rolf Demuth<br />

14<br />

wer der Bessere ist „in Preis, Leistung<br />

und Innovation”, will Kempe dabei ausgemacht<br />

haben.<br />

Bei so wenig Neuheiten, ähnlich wie im Polstersegment<br />

auch, fiel in Barntrup immerhin ein Stand auf: Dulton. Die<br />

Vintage-Collection aus lackierten Blechprodukten kümmert<br />

sich vom Wecker über Lampen bis hin zu Hockern und<br />

Schränken. Entworfen hat sie der japanische <strong>Design</strong>er<br />

Yasuaki Sasamoto. Geliefert wird sie von der Wegter Furniture<br />

B.V., aus dem holländischen Lager in Hengelo. Freute<br />

sich daher am Ende der Messe auch Manager Wijand<br />

Groot Koerkamp nicht grundlos über seinen ersten M.O.W.-<br />

Auftritt: „Nicht viel Besuch hier, aber guter.“ <strong>Wulf</strong> <strong>Rabe</strong><br />

Gschwend – Demuth<br />

Die verlorenen Freunde<br />

Einst galten sie als unzertrennlich: Europas Möbelfürst<br />

Rolf Demuth und sein strategisches Hirn Peter<br />

Gschwend aus dem liechtensteinischen Bendern. Zur<br />

M.O.W. hatten beide ihren Neuauftritt – in vertauschten<br />

Rollen.<br />

Altgediente Ostwestfalen-<br />

Kämpen hatten so ihre<br />

Schwierigkeiten, sich mit den<br />

neuen Gegebenheiten zurecht<br />

zu finden. Dort, wo sich im<br />

beschaulichen Schieder-<br />

Schwalenberg früher die Lastzüge<br />

bei Ein- und Ausfahrt<br />

stauten und die Pkw-Parkplätze<br />

überquollen, wo das Herz<br />

des größten Möbelkonzerns<br />

Europas schlug, dort fand der<br />

Besucher heuer geradezu eine<br />

idyllische Einöde vor. Der Bach<br />

plätscherte zwar wie eh und<br />

je, der berühmte Schieder-<br />

Turm, Potenzsymbol schlecht-<br />

hin, stand auch noch, doch die von den neuen Eignern auf<br />

6.000 qm verkleinerte Ausstellungsfläche versteckte sich<br />

fast im weitläufigen Gelände.<br />

Die neuen Eigner in Rolf Demuths einstigem Möbelreich,<br />

das sind die Gesellschafter der Cotta Möbelwerke GmbH,<br />

Schieder-Schwalenberg: die beiden Geschäftsführer Udo<br />

Horstbrink und Dirk Schmidtmeier, der früher bereits für<br />

Schieder tätige „Möbeldesigner“ Dolf Langemann mit<br />

jeweils 15% sowie als Hauptgesellschafter und Reanimator<br />

der langjährige Demuth-Vertraute Peter Gschwend mit<br />

55%. Der Schweizer Staatsbürger Gschwend steuerte über<br />

die liechtensteinische Niederlassung MCA in Bendern jahrelang<br />

speziell die polnische Polstermöbel-Produktion von<br />

Schieder, bis sich die Partner nicht unbedingt im besten<br />

Einvernehmen trennten und Gschwend alle Anteile der<br />

Agentur in Bendern übernahm.<br />

Hoher Besuch:<br />

Porta-Gründer Hermann Gärtner, Cotta-Gründer Peter Gschwend<br />

Im April starteten Gschwend und Co. mit der neugegründeten<br />

Cotta Möbelwerke GmbH in den alten Schieder-<br />

Hallen – unter äußert schwierigen Bedingungen. „In den<br />

ersten Tagen“, verriet der Liechtensteiner Investor der<br />

Neuen Westfälischen, „haben wir fast keinen Umsatz<br />

gemacht.“ In die Ausstellungen des Handels sei Cotta<br />

„nicht reingekommen, weil weniger Möbel verkauft und<br />

die Flächen nicht leer wurden“. Inzwischen hat sich der<br />

Absatzstau aufgelöst. Cotta konzentriert sich verstärkt auf<br />

zerlegte Ware und Kunden im Ausland. Der Exportanteil<br />

liegt inzwischen bei 30 Prozent. Im nächsten Jahr steuert<br />

Gschwend 60 Mio € Umsatz an – und schwarze Zahlen:<br />

Immerhin sind bereits 320 Mitarbeiter für die „Schieder-<br />

Auffanggesellschaft“ im Einsatz.<br />

Rolf Demuth persönlich feierte auch sein M.O.W.-Comeback.<br />

Mit dem Wohn- und Esszimmer-Programm seiner<br />

Hometrend GmbH, Dörentrop, hatte sich der strafrechtlich<br />

verfolgte frühere Schieder-Konzernchef ohne Berührungsängste<br />

in Halle 11 in Bad Salzuflen einquartiert. Seit<br />

Juni produziert er wieder in Polen, oder genauer: nicht er,<br />

sondern sein Sohn Carsten D., und zwar in einem alten<br />

MMI-Werk, dem Frontenhersteller Drew-Dekor („Drew“<br />

heißt Holz). Der Junior hat den Betrieb mit 380 Mitarbeitern<br />

Mitte des Jahres übernommen.<br />

Seinem alten Mitstreiter Peter Gschwend wünscht Rolf D.<br />

in Schieder viel Glück. „Ich hatte ihn zu meinem Nachfolger<br />

ausgewählt“, rekapituliert er. „Doch er wollte nicht.“

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