ThemaDie Mathematikkompetenzender FünfzehnjährigenDie Erhebung der Mathematikkompetenzen stellt bei PISA 2018 neben den Naturwissenschaften eine der beiden Nebendomänendar. Dementsprechend wurde für die Erhebung der Fähigkeiten und Fertigkeiten in Mathematik weniger Zeitvorgesehen als für die Hauptdomäne Lesen. Grundsätzlich geht es bei der Erhebung der Mathematikkompetenzen darum,dass die Schüler und Schülerinnen ihr mathematisches Wissen nicht lediglich reproduzieren, sondern es anwenden. Eine fundierteErklärung zu diesem Grundgedanken findet sich im ersten Band zur PISA-Studie 2018 und in folgendem Beitrag.Der Schwerpunkt der PISA-Erhebungim Bereich Mathematik liegt auf derBeurteilung der Fähigkeit der Schüler undSchülerinnen, Situationen mathematisch zuformulieren und Mathematik in vielfältigenKontexten anzuwenden und zu interpretieren.Dabei handelt es sich nicht nur um vertrauteKontexte in Verbindung mit persönlichenErfahrungen – wie das Zubereiten von Nahrungsmitteln,Einkaufen oder Anschauen vonSportprogrammen, sondern auch um berufliche,gesellschaftliche und wissenschaftlicheKontexte, in denen es darum geht, Projektkostenzu berechnen, nationale Statistikenzu interpretieren oder Naturphänomene zumodellieren. Um den PISA-Test erfolgreichzu absolvieren, müssen die Schüler undSchülerinnen in der Lage sein, mathematischzu denken und mathematische Konzepte,Verfahren, Fakten und Instrumente zurBeschreibung, Erklärung und Vorhersage vonPhänomenen zu nutzen. Mathematikkompetenzengemäß der Definition von PISA helfendem Einzelnen dabei, die Rolle zu erkennen,die Mathematik in der Welt spielt, und fundierteUrteile und Entscheidungen zu treffen,wie sie von konstruktiven, engagierten undreflektierenden Bürgern erwartet werden.Nach dieser Definition umfassen Mathematikleistungenmehr als die Fähigkeit, die inder Schule erlernten mathematischen Konzepteund Verfahren wiederzugeben. PISAversucht zu messen, wie gut es Schülern undSchülerinnen gelingt, ausgehend von ihremWissen zu extrapolieren und ihre mathematischenKenntnisse in einer Vielzahl vonSituationen anzuwenden, darunter auch neueund solche, mit denen sie nicht vertraut sind.Zu diesem Zweck beziehen sich die meistenPISA-Mathematikeinheiten auf Situationendes realen Lebens, in denen mathematischeFähigkeiten erforderlich sind, um ein Problemzu lösen. Die Ausrichtung auf die realeLebenswelt zeigt sich auch daran, dass ‚Instrumente‘wie Taschenrechner, Lineale oderTabellenkalkulationsprogramme zur Lösungder Aufgaben verwendet werden können,genau wie es in einer realen Lebenssituation,z. B. am Arbeitsplatz, der Fall wäre“. 1)Ergebnisse der deutschsprachigenSchule in MathematikErgebnisse im internationalen VergleichAbbildung 1 vermittelt einen Überblick überdie Mathematik-Leistungen der 15-jährigenSchüler und Schülerinnen Südtirols nicht nurim nationalen und internationalen Vergleich,sondern auch auf Landesebene. Dabei lässtsich feststellen, dass die deutschsprachigenSchulen durchaus beachtliche Ergebnisseerzielen. Zieht man den OECD-Mittelwert, dermit der senkrechten roten Linie gekennzeichnetist, von 489 Punkten (S.E. 0,4) als erstenReferenzwert heran, so liegen die Ergebnisseder deutschsprachigen SchullandschaftSüdtirols mit 534 Punkten (StandardfehlerS.E. 4,6) neben 27 weiteren teilnehmendenLändern signifikant über dem internationalenDurchschnitt. Lediglich die Spitzenreiter derchinesischen Provinzen Peking, Shanghai,Jiangsu und Zhejiang (591 Punkte, S.E. 2,5)sowie Singapur (569 Punkte, S.E. 1,6) erzielenbei den aufgelisteten Ländern höhereErgebnisse. Der Vollständigkeit halber seiangeführt, dass nur noch die Ergebnisse derVolkswirtschaften von Macau und Hongkong,deren Werte in der Grafik nicht angeführtsind, höher ausfallen als jene der deutschsprachigenSchulen Südtirols. Nimmt maneine Gegenüberstellung des Durchschnittswertesauf nationaler Ebene vor (487 Punkte,S.E. 2,8), so lässt sich auch dabei feststellen,dass die Differenz zu den deutschsprachigenSchulen von 47 Punkten statistisch signifikantist. Stellt man die Ergebnisse der drei SüdtirolerTeilbereiche gegenüber, so schneidendie Schüler und Schülerinnen der deutschsprachigenSchulen signifikant besser ab alsdie Jugendlichen der italienischsprachigenSchule (485 Punkte, S.E. 4,9). Zieht man denVergleich hingegen mit den Resultaten derSchülerinnen und Schüler der ladinischenOrtschaften (532 Punkte, S.E. 8,9), so stelltdie Differenz von zwei Punkten keinen statistischsignifikanten Unterschied dar, wieauch in der Grafik aus der Überlappung derbeiden Konfidenzintervalle zu erkennen ist.Vergleicht man die Ergebnisse der deutschsprachigeneuropäischen Länder, alsoDeutschland (515 Punkte, S.E 2,6), Österreich(499 Punkte, S.E. 3,0) und die Schweiz (515Punkte, S.E. 2,9), mit jenen der Schüler undSchülerinnen derdeutschsprachigen SchulenSüdtirols, so erzielen die einheimischenJugendlichen in allen drei Vergleichsmomentenstatistisch signifikant höhere Ergebnisse(siehe Abbildung 1).Tabelle 1 gibt die Durchschnittswerte samtStandardfehler der in Abbildung 1 dargestelltenLänder im Detail wieder.1OECD-PISA 2018 Ergebnisse (Band 1): Was Schüler und Schülerinnen wissen und können. – Paris: wbv Media, S. 114.24INFO Spezial PISA 2018
Thema250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750B-S-J-Z (China)SingapurØ OECDBZ deutsche SchuleBZ ladinische SchuleJapanAuton. Prov. BZSchweizFinnlandDeutschlandÖsterreichFrankreichOECD-MittelwertItalienBZ italienische SchuleMexikoKolumbienAbbildung 1: Verteilung der Ergebnisse in Mathematik derwichtigsten OECD-Länder und der autonomen Provinz BozenQuelle: OECD, Datenbank PISA 2018 – Bearbeitung EvaluationsstellePerzentile5% 25% 75% 95%┬Mittelwert und 95%-KonfidenzintervallLand Mittelwert S.E.B-S-J-Z (China) 591 (2,5)Singapur 569 (1,6)BZ deutsche Schule 534 (4,6)BZ ladinische Schule 532 (8,9)Japan 527 (2,5)Auton. Prov. BZ 521 (3,4)Schweiz 515 (2,9)Finnland 507 (2,0)Deutschland 500 (2,6)Österreich 499 (3,0)Frankreich 495 (2,3)OECD-Mittelwert 489 (0,4)Italien 487 (2,8)BZ italienische Schule 485 (4,9)Mexiko 409 (2,5)Kolumbien 391 (3,0)Statistisch signifikantüber dem OECD-DurchschnittNicht signifikante Differenzzum OECD-DurchschnittStatistisch signifikantunter dem OECD-DurchschnittTabelle 1: Vergleiche Mittelwerte in derMathematikQuelle: OECD, Datenbank PISA 2018 – BearbeitungEvaluationsstelleINFO Spezial PISA 201825