Industrieanzeiger 14.2020
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14.20<br />
16.06.2020 | 142. Jahrgang<br />
www.industrieanzeiger.de<br />
Fabriknetze Lieber 5G oder Wifi 6? Seite 32<br />
Indien IT-Branche pusht Maschinenbau Seite 26<br />
Fertigung Nutzenpotenziale von 5G Seite 38<br />
Prof. Jens Nachtwei<br />
über KI als Teil der<br />
Arbeitswelt Seite 20<br />
Top-Thema<br />
Industrie<br />
4.0
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meinung<br />
Impulse,<br />
die verändern<br />
Künstliche Intelligenz (KI) setzt Impulse, die nahezu alle Lebens -<br />
bereiche berühren und verändern. KI ist eine der wichtigsten Technologien<br />
des digitalen Wandels, eine Schlüsseltechnologie. Und sie<br />
ist zweifelsohne Wachstumsmotor für die Industrie. Nun, die<br />
Arbeitswelt sortieren KI-Technologien neu, wenn uns Algorithmen<br />
Arbeit abnehmen, Jobs infrage stellen oder Menschen unmittelbar<br />
mit intelligenten Maschinen wie Robotern zusammenarbeiten.<br />
Von Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem über Zurückhaltung bis<br />
hin zu Angst und Ablehnung kann das sehr unterschiedliche<br />
Reaktionen auslösen. Mal wieder rücken unterschiedliche Mitarbeiterbedürfnisse<br />
in den Fokus.<br />
Und umso ausschlaggebender bleiben<br />
progressive Entscheidungen sowie Investitionen<br />
in Richtung KI-Entwicklungen, die<br />
viel Aufmerksamkeit auf Chancen und Konsequenzen<br />
richten. Im Interview mit dem<br />
Wirtschaftspsychologen Jens Nachtwei<br />
blicken wir (ab S. 20) darauf, wie maß -<br />
geblich KI-bedingte Automation unsere<br />
neue Arbeitswelt beeinflusst. Auf die Frage,<br />
welche Verantwortung Entscheider in<br />
Unternehmen tragen, die KI-Systeme<br />
nutzen, entwickeln oder in Produkten und<br />
Dienstleistungen umsetzen wollen, antwortet<br />
dieser in erfrischend-offener Art:<br />
„Die beneide ich nicht. Aus der zweiten<br />
Reihe der akademischen Welt kann man<br />
immer gut über all die psychologischen,<br />
ethischen und moralischen Implikationen<br />
von KI debattieren. Aber als Entscheider<br />
im Unternehmen muss ich diese wichtigen<br />
Aspekte irgendwie mit Wirtschaftlichkeit,<br />
Umsetzbarkeit und Datenschutz verheiraten.<br />
Und das kann sich sicher teils wie die<br />
Quadratur des Kreises anfühlen.“ Mit<br />
viel Mut und Bedacht also dürfen wir uns<br />
weiter verändern – immer wieder neu. •<br />
Themen 14.20<br />
06 Technik-Augenblicke<br />
08 Messe-News<br />
10 Digitale Plattformen<br />
12 3D-Druck<br />
18 Cyber Security<br />
20 Interview über KI<br />
24 Transformation<br />
26 Industrie 4.0 in Indien<br />
30 Marketingprozesse<br />
32 Titelgeschichte zu 5G<br />
38 5G-Industry-Campus<br />
44 Kundenziele kennen<br />
48 Optische Lesegeräte<br />
56 Robotik<br />
62 Produkte<br />
66 Glosse<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Nico Schröder<br />
Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 3
inhalt 14.20<br />
32 | Vernetzung<br />
5G ermöglicht erstmals die<br />
echtzeitfähige Kommunikation<br />
in der Fabrik ohne Kabel.<br />
Mit Wifi 6 gibt es aber einen<br />
neuen WLAN-Standard, der<br />
ähnliches verspricht.<br />
26 | Standort<br />
Indien steht bei der Industrie<br />
4.0 zwar noch ganz am Anfang<br />
– aber das Potenzial ist<br />
gewaltig. Allerdings gilt es<br />
auch, erhebliche Hindernisse<br />
zur Seite zu räumen.<br />
20 | Interview<br />
Prof. Jens Nachtwei befasst<br />
sich mit Implikationen<br />
künstlicher Intelligenz für die<br />
Arbeitswelt. Im Interview<br />
spricht er über Auswirkungen<br />
KI-bedingter Automation.<br />
Bild: Laurin Schmid<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
News & Management<br />
●20 Interview<br />
Prof. Jens Nachtwei über KI als Teil der Arbeitswelt<br />
24 Innovation<br />
Pandemie beschleunigt technologische Transformation<br />
●26 Standort<br />
Indiens IT-Branche forciert Wandel im Maschinenbau<br />
28 Digitalisierung<br />
Masterplan verschafft neue Sicht aufs Unternehmen<br />
30 bvik-Ratgeberserie<br />
Automatisierte Marketing-Kampagne in drei Schritten<br />
Technik & Wissen<br />
●32 Funktechnologien<br />
5G und Wifi 6 punkten mit Echtzeitfähigkeit in der Fabrik<br />
38 Produktion<br />
Forscher zeigen Nutzen von 5G für die vernetzte Produktion<br />
42 Kühl- und Temperiergeräte<br />
So bleiben Sensoren in Papierproduktionsmaschinen fit<br />
44 CMS-Systeme<br />
Kundenziele besser verstehen und nutzen<br />
46 Industrie 4.0<br />
Das Dual-Channel-Prinzip von Leuze macht Sensoren smart<br />
48 Prozesssicherheit<br />
Lösungen für die optische Identifika tion senken Servicekosten<br />
50 Leichtbau in der Raumfahrt<br />
Satelliten sollen drastisch abspecken mit Faserwickeltechnik<br />
52 Messtechnik<br />
WFL optimiert die Fräsprozesse mit digiloger Messtechnik<br />
54 Hebetechnik<br />
Maschinenbauer Ebawe nutzt Krantechnik aus Hohenlohe<br />
58 Instandhaltung<br />
Servicecenter macht altgediente Roboter wieder fit<br />
60 Online-Forum Robotik<br />
Praxiserfahrungen zu Cobots und Exoskeletten<br />
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06 Augenblicke der Technik<br />
64 Vorschau & Impressum<br />
65 Wir berichten über<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 5
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Industrie
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 7
nachrichten<br />
Nächste reguläre AMB<br />
findet 2022 statt<br />
Metallbearbeitung | Das Umfrageergebnis ist<br />
eindeutig: 57,6 % der befragten Aussteller wollen<br />
die nächste Messe AMB erst 2022. In diesem<br />
Jahr soll ein AMB-Forum stattfinden.<br />
Die von der Messe Stuttgart<br />
durchgeführte Ausstellerbefragung<br />
hat deutlich gezeigt, dass<br />
es keine hinreichende Basis für<br />
eine AMB-Messe in diesem Jahr<br />
gibt, aber durchaus Interesse an<br />
einem Format in Stuttgart in<br />
diesem Herbst besteht. Die Landesmesse<br />
Stuttgart plant daher<br />
in der bisherigen AMB-Woche<br />
(14. bis 18. September) erstmals<br />
ein AMB-Forum. Branchenspezifische<br />
Fachvorträge im ICS –<br />
Internationales Congresscenter<br />
Stuttgart, eine begleitende<br />
Table-Top-Ausstellung und verschiedene<br />
Matchmaking-Angebote<br />
sollen die Akteure der<br />
Branche zusammenbringen, die<br />
Interesse und Bedarf an einer<br />
Plattform im Herbst haben.<br />
Die nächste reguläre AMB<br />
findet dann turnusgemäß vom<br />
13. bis 17. September 2022 in<br />
Stuttgart statt. Der neue Messetermin<br />
soll im derzeit wirtschaftlich<br />
schwierigen Umfeld<br />
für alle Beteiligten Planungssicherheit<br />
schaffen. In diese wichtige<br />
Entscheidung hat die Messe<br />
Stuttgart aktiv die Aussteller<br />
und die ideellen Trägerverbände<br />
VDMA Fachverband Präzisionswerkzeuge,<br />
VDMA Fachverband<br />
Software und Digitalisierung<br />
sowie VDW Verein Deutscher<br />
Werkzeugmaschinenfabriken<br />
eingebunden. Das Ergebnis<br />
war eindeutig: 57,6 % der Befragten<br />
sprachen sich für eine<br />
nächste reguläre AMB 2022<br />
aus, nur 11,9 % sahen eine Basis<br />
für die Durchführung einer<br />
Messe im September 2020.<br />
Roland Bleinroth, Geschäftsführer<br />
und Sprecher der Geschäftsleitung<br />
der Messe Stuttgart,<br />
betont: „Zum jetzigen<br />
Zeitpunkt, mit allen Auflagen<br />
zu Hygiene, Abstandseinhaltung<br />
oder den eingeschränkten Reisemöglichkeiten<br />
sowie den aktuellen<br />
konjunkturellen Rahmen -<br />
bedingungen ist eine AMB, wie<br />
wir sie kennen, in diesem Jahr<br />
nicht realisierbar.“ Ziel sei es<br />
jetzt, gemeinsam mit allen Beteiligten<br />
für September 2020 und<br />
2021 das neue Format eines innovativen<br />
AMB-Forums zu entwickeln<br />
und dann für 2022 wieder<br />
eine erfolgreiche Messe<br />
AMB umzusetzen. •<br />
1051 AMB-Aussteller<br />
haben an der Umfrage<br />
zur Durchführbarkeit<br />
der Messe im kommenden<br />
September teilgenommen.<br />
Nur 11,9 % sahen dafür<br />
angesichts der aktuellen<br />
Lage eine Basis. Bild:<br />
Messe Stuttgart<br />
Aufträge brechen um fast ein Drittel ein<br />
Die Pandemie hat tiefe Spuren in den<br />
Orderbüchern des Maschinenbaus hinterlassen.<br />
Bild: Kadmy/stock.adobe.com<br />
Maschinenbau | Der Pandemie-bedingte<br />
Auftragseinbruch trifft Deutschlands Maschinenbauer<br />
mit voller Wucht. Im April<br />
blieben die Orders um 31 % unter ihrem<br />
Vorjahresniveau. Der VDMA-Chefvolkswirt<br />
Dr. Ralph Wiechers kommentierte dies<br />
mit dem „stärksten Rückgang seit der Finanzkrise<br />
2008/2009“. Während die Bestellungen<br />
aus dem Inland um 25 % zurückgingen,<br />
fielen die Auslandsorders um 34 %.<br />
Dabei lagen die Rückgänge bei den Euro-<br />
Ländern und Nicht-Euro-Ländern eng bei -<br />
einander. Der heftige Rückgang passe zu<br />
den Ergebnissen, die der Branchenverband<br />
in seiner Corona-Blitzumfrage von Mitte<br />
April ermittelt habe, sagte Wiechers. Darin<br />
hätten 77 % der Befragten über merkliche<br />
oder sogar gravierende Störungen auf der<br />
Nachfrageseite geklagt, heißt es. Die Maschinenbauer<br />
fordern deshalb die Regierung<br />
auf, entschlossen zu handeln, „um den Unternehmen<br />
ausreichend Luft zu verschaffen,<br />
die Zeit bis zu einer nachhaltigen Erholung<br />
der Wirtschaft überstehen zu können“. •<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 9
nachrichten<br />
Ticker<br />
+++ Lasertechnik | Bystronic Benelux<br />
BV hat den langjährigen<br />
Servicepartner Weber Laserservice<br />
BV am 1. Mai 2020 übernommen.<br />
Mit dessen Integration<br />
sollen einerseits die Kunden<br />
noch effizienter bedient, andererseits<br />
die Marktstellung verstärkt<br />
und der Gebrauchtmaschinenmarkt<br />
von Bystronic gefördert<br />
werden. +++<br />
Bedeutung digitaler<br />
Plattformen nimmt zu<br />
❧<br />
+++ Logistik | 13 Monate nach<br />
dem offiziellen Spatenstich:<br />
Stihl Magnesium-Druckguss erweitert<br />
das Werk im rheinlandpfälzischen<br />
Weinsheim und<br />
nimmt die neue Produktions -<br />
logistik in Betrieb. Das Investi -<br />
tionsvolumen für den Neubau<br />
beträgt 18 Mio. Euro. +++<br />
❧<br />
+++ Werkzeugbau | Seit Beginn<br />
des Jahres agiert Tebis Consulting<br />
am Markt als eigener<br />
Geschäftsbereich innerhalb der<br />
Tebis AG. Durch die Eigenständigkeit<br />
soll die Expertise des Beraterteams<br />
am Markt transparent<br />
gezeigt werden. +++<br />
❧<br />
+++ Zulieferer | Im vergangenen<br />
Geschäftsjahr erzielte die Webasto-Gruppe<br />
einen Umsatz von<br />
3,7 Mrd. Euro. Die Steigerung<br />
von gut 9 % zu 2018 ist wesentlich<br />
auf die Übernahme des südkoreanischen<br />
Joint Ventures<br />
Webasto Donghee zurückzuführen.<br />
Die Akquisition und hohe<br />
Aufwendungen für neue Technologien<br />
sorgten für einen<br />
Rückgang der Umsatzrendite<br />
von 5,9 auf 2,9 %. +++<br />
Digitalisierung geht mit<br />
der Nutzung von Cloud-<br />
Plattformen einher.<br />
Gaia-X soll Souveränität<br />
der EU sichern. Bild:<br />
monsitj/stock.adobe.com<br />
Digitalisierungsumfrage | Die Corona-Krise wird die Abhängigkeit<br />
der Wirtschaft von globalen Cloud-Plattformen<br />
erhöhen. Firmen setzen auf eigene Plattformen.<br />
Laut einer Umfrage im Auftrag<br />
von Hewlett Packard Enterprise<br />
(HPE) ist für die Mehrheit der<br />
Führungskräfte in Deutschland<br />
(85 %) digitale Souveränität ein<br />
wichtiges oder sehr wichtiges<br />
Ziel ihrer Digitalisierungs-Strategie.<br />
Die Hälfte der Befragten<br />
glaubt aber auch, dass die Corona-Krise<br />
die Abhängigkeit der<br />
Wirtschaft von globalen Cloud-<br />
Plattformen erhöhen wird. Befragt<br />
wurden insgesamt 2152<br />
Geschäftsführer, Bereichsleiter<br />
und Manager in Deutschland<br />
und Frankreich im April dieses<br />
Jahres.<br />
Knapp drei Viertel der Führungskräfte<br />
in beiden Ländern<br />
sagen, dass sie eigene digitale<br />
Plattformen nutzen oder aufbauen,<br />
um Daten zu aggregieren<br />
und zu analysieren – über die<br />
Hälfte nutzt dafür globale<br />
Cloud-Plattformen oder plant<br />
dies. Rund 50 %der Befragten<br />
gibt zudem an, dass der Verkauf<br />
von Daten oder digitalen Diensten<br />
Teil ihres Geschäftsmodells<br />
ist oder künftig sein wird.<br />
Zwar kennt nur rund ein<br />
Fünftel der Umfrage-Teilnehmer<br />
Gaia-X – allerdings sagen jeweils<br />
57 % der Führungskräfte<br />
in beiden Ländern, dass dezentrale<br />
Cloud-Infrastrukturen für<br />
sie ein Mittel sind, um die Vorteile<br />
der Cloud mit digitaler<br />
Souveränität zu verknüpfen.<br />
Gaia-X ist ein EU-Projekt<br />
zum Aufbau einer dezentralen<br />
Cloud, die die digitale Souveränität<br />
der europäischen Wirtschaft<br />
stärken soll. Mehr Informationen<br />
zur europäischen Data-Space-Initiative<br />
gibt es unter:<br />
www.data-infrastructure.eu/<br />
GAIAX •<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Composites Europe<br />
plus Leichtbau BW<br />
Leichtbau-Events | Die Messe Composites for Europe und<br />
Leichtbau BW bündeln mit VDMA und AVK ihre Kräfte für<br />
ein gemeinsames Leichtbau-Event im November in Stuttgart.<br />
Die Allianz sei langfristig angelegt, so heißt es.<br />
Die Leichtbau-Akteure im<br />
deutschsprachigen Raum haben<br />
sich auf einen Business-Gipfel<br />
von 9. bis 12. November 2020<br />
in Stuttgart geeinigt: Zu diesem<br />
Zeitpunkt finden zeitgleich der<br />
„Techno logietag Leichtbau<br />
Innovation Camp“ der Landesagentur<br />
Leichtbau BW statt wie<br />
auch die Messe „Composites for<br />
Europe“, die von Reed Exhibitions<br />
zusammen mit den Branchenverbänden<br />
EuCIA, AVK,<br />
Composites United und der<br />
VDMA-AG Hybride Leichtbau<br />
Technologien veranstaltet wird.<br />
Erst vor kurzem hatte Reed<br />
die Messe von „Composites<br />
Europe“ in „Composites for<br />
Europe“ umbenannt, um den<br />
neuen Fokus auf die deutschsprachige<br />
DACH-Region zum<br />
Ausdruck zu bringen. „Die<br />
Kooperation fügt sich hervor -<br />
ragend in das neue Konzept ein,<br />
da Baden-Württemberg eine<br />
führende Leichtbau-Region ist“,<br />
erläutert Goetz-Ulf Jungmichel,<br />
Event Director bei Reed. „Unsere<br />
beiden Veranstaltungsformate<br />
ergänzen sich optimal.“<br />
Die langfristig angelegte<br />
Partnerschaft soll Synergien für<br />
Besucher und Teilnehmer bringen.<br />
„Durch die Kooperation<br />
ergeben sich unzählige<br />
Geschäftsmöglichkeiten auf<br />
kurzen Wegen“, sagt Dr. Wolfgang<br />
Seeliger, Geschäftsführer<br />
der Leichtbau BW GmbH.<br />
„Diese Bündelung sorgt für das<br />
bedeutendste Leichtbau-Event<br />
in diesem Jahr.“<br />
Die Aussteller der Composites<br />
for Europe zeigen von 10. bis<br />
12. November ihre Produkt -<br />
neuheiten und bieten einen<br />
Marktüberblick mit Anwendungspräsentationen<br />
aus der<br />
Welt der Faserverbundwerkstoffe.<br />
In direkter Nachbarschaft<br />
zum Messegelände trifft sich am<br />
9. und 10. November die Community<br />
beim Technologietag<br />
Leichtbau Innovation Camp im<br />
Mövenpick-Hotel Stuttgart<br />
Messe & Congress, um Trends<br />
und aktuelle Herausforderungen<br />
zu diskutieren. Neben Sessions<br />
gibt es interaktive Formate<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 11
nachrichten<br />
HP-Drucker kann<br />
auch Polypropylen<br />
3D-Druck | HP und BASF haben ein neuartiges Polypropylen<br />
vorgestellt, das konventionelles PP nachbildet und die<br />
digitale Fertigung durch den 3D-Druck voranbringen soll.<br />
HP verbindet die Einführung des neuen PP durch<br />
BASF mit dem Angebot neuer Kundenservices in den<br />
Bereichen Training, Design und Produktion. Bild: HP<br />
Seit Einführung des schnellen, additiven<br />
Multijet-Verfahrens durch HP ist BASF als<br />
Werkstoffpartner involviert in die Technologie.<br />
Jetzt hat das Chemie-Unternehmen unter<br />
seiner jungen Additiv-Marke „Forward AM“<br />
ein neues Material in den Markt gestellt, dem<br />
die Partner einen Schub für die additive<br />
Serien fertigung zutrauen: ein Polypropylen,<br />
das die Eigenschaften von herkömmlichem<br />
PP nachbildet und mit dem im Spritzguss verwendeten<br />
PP vergleichbar sein soll.<br />
Das „HP 3D High Reusability PP enabled<br />
by BASF“ ist speziell für die 3D-Druck -<br />
anlage HP Jet Fusion 5200 konzipiert – jene<br />
Anlage, die HP für die Volumen produktion<br />
ausgelegt hat. Das neue PP soll eine<br />
100%ige Wiederverwertung von überflüssigem<br />
Pulver ermöglichen.<br />
HP und BASF zielen darauf ab, „die<br />
Umstellung auf eine digitale Fertigung zu<br />
beschleunigen“, wie Ramon Pastor sagt,<br />
Interim President 3D Printing & Digital<br />
Manufacturing bei HP. Polypropylen<br />
kommt dafür eine besondere Bedeutung zu<br />
als Massenmaterial, das in der industriellen<br />
Fertigung allgegenwärtig ist.<br />
Zeitgleich gab HP eine strategische Partnerschaft<br />
mit Oechsler bekannt, um<br />
3D-Druck-Anwendungen in Schlüsselmärkten<br />
wie dem Automobilbau zu erschließen<br />
und hochzuskalieren. „Wir treiben die<br />
Massenproduktion von 3D-Druckteilen<br />
weiter voran“, sagt dazu Matthias Weißkopf,<br />
SVP R&D bei Oechsler. „Wir erwarten<br />
eine schnelle Entwicklung völlig neuer<br />
Anwendungen, welche die inhärenten<br />
Vorteile des 3D-Drucks in den Bereichen<br />
Automobil, Haushaltsgeräte und medizinische<br />
Industrie nutzen.“ (os) •<br />
Webinar: Sichere Kransysteme mit<br />
explosionsgeschützten Hebezeugen<br />
Protolabs baut<br />
3D-Druck aus<br />
Materialfluss | Betreiber von Anlagen sind<br />
sich oft nicht bewusst, dass Explosionsschutznormen<br />
auch für Hebezeuge von<br />
Kransystemen einzuhalten sind. Explosionsgeschützte<br />
Kransysteme sind deshalb ein<br />
Muss, wo Gase, Dämpfe und Nebel sowie<br />
Stäube entstehen und diese Explosions -<br />
gefährdungen verursachen. Im Webinar am<br />
23. Juni erläutert Dipl.-Ing. Marc Döttling,<br />
Produktmanager Stahl CraneSystems, wie<br />
die Vorschriften Atex/IECex einzuordnen<br />
sind und gibt einen Einblick in Explosionsschutzkonzepte<br />
nach UL: NEC oder CEC.<br />
Der Referent verantwortet bei dem Künzelsauer<br />
Hebezeug- und Krantechnikhersteller<br />
das Produktsegment Seilzüge, Krane und<br />
CraneKits. Im Webcast zeigt er zudem die<br />
Einsatzorte und Gefahrenstellen in der<br />
Hebe-, Fahr- und Steuerungstechnik auf und<br />
stellt dar, wie mit Hilfe von effizienten, elektrischen<br />
Seilzügen, Kettenzügen und Fahrantrieben<br />
sowie Kran-Komponenten diese<br />
geschützt werden können. Praktische Hinweise<br />
für den langjährigen sicheren Betrieb<br />
mit wartungsfreundlichen Hebezeugen runden<br />
das Webinar ab.<br />
Für die kostenfreie Teilnahme am Live-<br />
Webinar registrieren Sie sich einfach auf der<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong>-Website oder geben die<br />
Kurzadresse http://hier.pro/p0VOA in Ihren<br />
Browser ein.<br />
•<br />
Auch für Hebezeuge von Kransystemen<br />
gelten Explosionsschutznormen.<br />
Bild: Stahl CraneSystems<br />
Teilefertigung | Protolabs errichtet für<br />
12 Mio. Euro ein neues Produktionsgebäude<br />
in Putzbrunn bei München<br />
und will so seine Kapazität für<br />
3D-Drucktechno logien in Europa um<br />
rund 50 % erweitern. Die Fertig -<br />
stellung ist bis Dezember geplant, der<br />
Umzug vom Standort Feldkirchen soll<br />
ab Mai 2021 erfolgen.<br />
Dahinter steckt der Plan, die additive<br />
Fertigung nicht nur auszubauen, sondern<br />
auch zu beschleunigen, wie<br />
Daniel Cohn erklärt, Geschäftsführer<br />
Deutschland bei Protolabs. „Eines unserer<br />
großen Ziele ist es, die Produk -<br />
tion von 3D-gedruckten Bauteilen in<br />
Echtzeit erfolgen zu lassen: von unserer<br />
Online-Bestellplattform – nach kurzer<br />
Machbarkeitsprüfung – direkt in den<br />
Druck. Mit der gesteigerten Kapazität<br />
kommen wir diesem Ziel ein großes<br />
Stück näher.“ Dazu sind mehr Mitarbeiter<br />
und Maschinen eingeplant. •<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Leicht verbesserte Stimmung<br />
Zulieferer | Die Stimmung bei<br />
der deutschen Zulieferindustrie<br />
hat sich im Mai gegenüber dem<br />
Vormonat leicht verbessert.<br />
Gründe dafür waren erste Lockerungen<br />
wie auch die schrittweise<br />
hochgefahrene Automobilproduktion.<br />
Dadurch hat sich<br />
laut der Befragung der ArGeZ<br />
auch der Saldo aus Optimisten<br />
und Pessimisten auf den Wert<br />
von -41,7 verbessert. In der Gesamtbetrachtung<br />
liegt damit das<br />
aktuelle Geschäftsklima zwar<br />
2,8 Saldenpunkte über dem<br />
April-Wert. Gleichwohl zeigt<br />
das Geschäftsklima ein gespaltenes<br />
Bild. So bewerten die Zulieferunternehmen<br />
ihre aktuelle<br />
Geschäftslage im Mai nochmals<br />
Trotz verschlechterter<br />
Geschäftslage im Mai<br />
haben sich die Erwartungen<br />
der deutschen Zulieferunternehmen<br />
verbessert.<br />
Bild: industrieblick/<br />
stock.adobe.com<br />
deutlich schlechter als im Vormonat:<br />
Der Wert hat sich von<br />
-37,8 auf -48,2 Punkte verschlechtert.<br />
Dies bedeutet der<br />
ArGeZ zufolge „ein neues<br />
Rekordtief seit der Finanzkrise<br />
2009“. Andererseits hätten sich<br />
die Erwartungen deutlich erholt:<br />
Der Saldo ist von -51 auf<br />
-34,9 gestiegen. In Summe führen<br />
beide Mai-Werte zu einer<br />
minimalen Verbesserung auf<br />
deutlich negativem Niveau. Bis<br />
Jahresfrist werde sich die Geschäftslage<br />
nicht sprunghaft verbessern.<br />
Die Autonachfrage werde<br />
bis weit ins Jahr 2021 verhalten<br />
bleiben, weshalb „langfristige<br />
Aufbauprogramme der Wirtschaft<br />
essenziell“ wären. •<br />
Fertigungslösungen virtuell im<br />
Pavillon erleben<br />
Taitra | Intelligente Fertigungs -<br />
lösungen taiwanischer Unternehmen<br />
sind neu in einem virtuellen<br />
Pavillon zu sehen. Aktuelle<br />
Produkte zu Themen wie<br />
Werkzeug maschinen und Automation<br />
präsentiert Taitra (Taiwan<br />
External Trade Development<br />
Council) auf dem „Taiwan<br />
Excellence Smart Machinery<br />
Virtual Pavilion“ – online unter<br />
www.taiwanexcellence.org.<br />
Betritt man die Startseite, ist<br />
sogleich der Pavillon zu sehen,<br />
der sich in die fünf Bereiche<br />
Smart Living, Healthcare, Sport<br />
and Leisure, ICT und Smart<br />
Manufacturing gliedert. In den<br />
einzelnen Kategorien finden sich<br />
jeweils mehrere Beispiele aus<br />
der Praxis, in die der Nutzer<br />
räumlich virtuell eintauchen<br />
kann. Gezeigt werden 60 smarte<br />
Lösungen für intelligente<br />
Maschinen, repräsentiert durch<br />
50 taiwanesische Marken. Mithilfe<br />
der VR-Technik lassen sich<br />
die Produkte ohne grafische<br />
Einschränkung virtuell prüfen.<br />
Der virtuelle Pavillon von Taiwan<br />
Excellence veranschaulicht Themen<br />
smarter Fertigung. Bild: Nico Schröder<br />
Eine Studie von „Markets<br />
and Markets“ erwartet, dass der<br />
Markt der intelligenten Fertigung<br />
von 214,7 Mrd. US-Dollar<br />
im Jahr 2020 auf 384,8 Mrd.<br />
US-Dollar im Jahr 2025 ansteigen<br />
wird. Die Marktanalysten<br />
prognostizieren eine durchschnittliche<br />
Wachstumsrate von<br />
12,4 %. (sc/nu) •<br />
Druckluft 4.0<br />
SIGMA AIR MANAGER ® 4.0<br />
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Regelung<br />
Schalteffizienz<br />
Regeleffizienz<br />
effizienz<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 13
nachrichten<br />
Pilz ist<br />
krisenerprobt<br />
Jahresbilanz | Im Geschäftsjahr 2019 hatte die Pilz-Gruppe<br />
mit der schwachen Weltwirtschaft und einem Cyberangriff<br />
zu kämpfen. Der Umsatz ging um 6,5 % zurück.<br />
Krisengerecht mit Masken berichtete die Geschäftsleitung von Pilz, Thomas Pilz und<br />
seine Schwester Susanne Kunschert, über das Geschäftsjahr 2019. Bild: Nora Nuissl<br />
Der Automations- und Sicherheitsanbieter<br />
Pilz aus Ostfildern<br />
hat ein schwieriges Geschäftsjahr<br />
2019 hinter sich, wie die<br />
Geschäftsführer Thomas Pilz<br />
und Susanne Kunschert in einer<br />
Online-Pressekonferenz verkündeten.<br />
Das Unternehmen erwirtschaftete<br />
im vergangenen Jahr<br />
322,5 Mio. Euro Umsatz, das<br />
sind 6,5 % weniger als im Jahr<br />
2018 (345 Mio. Euro). Damit<br />
verzeichnete Pilz erstmals seit<br />
2009 einen Umsatzrückgang.<br />
Grund dafür sei neben der wirtschaftlichen<br />
Abschwächung ein<br />
Cyberangriff auf das Unternehmen<br />
im Oktober 2019, aufgrund<br />
dessen der Geschäftsbetrieb<br />
für zwei Wochen ruhen<br />
musste.<br />
Mit 60,7 % verzeichnete die<br />
Produktgruppe Steuerungstechnik<br />
gemeinsam mit der Antriebstechnik<br />
den größten Teil<br />
des Gesamtumsatzes, darauf folgen<br />
die Sensorik mit 18,6 %<br />
und der Bereich Dienstleistungen<br />
mit 14,9 %. Der Umsatzrückgang<br />
bezog sich laut der<br />
Geschäftsführung auf das gesamte<br />
Portfolio.<br />
Die Zahl der Mitarbeitenden<br />
der Pilz-Gruppe ist leicht um<br />
1 % von 2515 auf 2544 gestiegen.<br />
In Deutschland waren zum<br />
Ende des Jahres 2019 1128<br />
Menschen beschäftigt (das sind<br />
6 Mitarbeiter mehr gegenüber<br />
Vorjahr). Der weiter gestiegene<br />
Exportanteil von 74,3 % (+1,3<br />
Prozentpunkte) verdeutliche,<br />
dass Wachstumschancen für Pilz<br />
vor allem im Ausland liegen.<br />
Trotz der aktuell wirtschaft -<br />
liche schwierigen Lage blickt<br />
das Familienunternehmen zwar<br />
zurückhaltend, aber optimistisch<br />
in die Zukunft. (nu) •<br />
Webinar: Industrial Cyber-Security und<br />
die Fabrik von morgen<br />
Horn erweitert<br />
international<br />
IT-Sicherheit | Cyberangriffe in der deutschen<br />
Fertigungsindustrie sind keine Seltenheit.<br />
Laut der VDMA-Studie „Cyber-Risiken<br />
im Maschinen- und Anlagenbau“ aus<br />
dem Jahr 2019 führten Cyberattacken bereits<br />
bei mehr als 50 % der Industrieunternehmen<br />
in Deutschland zu finanziellen<br />
Schäden.<br />
Wie Firmen im Ernstfall eines Cyberangriffs<br />
handlungsfähig bleiben, erklären Experten beim<br />
Webinar Industrial Cyber-Security und die<br />
Fabrik von morgen am 26. Juni. Bild: McAfee<br />
Wie sich Unternehmen vor Cyberattacken<br />
schützen können, zeigen Dr. Stefan<br />
Rummenhöller, Geschäftsführer der r-tec IT<br />
Security GmbH, und Chris Trynoga, Solu -<br />
tion Architect bei McAfee Germany GmbH,<br />
in unserem Webinar am 26. Juni ab 10 Uhr<br />
auf. Die Experten beleuchten unter anderem<br />
die Thematik der fortschrittlichen Netzwerksegmentierung<br />
von der Produktionsanlage<br />
bis in die Cloud. Außerdem geben beide<br />
Referenten einen Einblick in sogenannte<br />
Quick Wins zum Schutz vor Malware und<br />
gehen auf eine automatisierte Anomalie-<br />
Erkennung und das Thema Incident Response<br />
ein. Beide zuletzt genannten Themenpunkte<br />
werden mit einer Live-Demonstration<br />
praxisnah verdeutlicht.<br />
Für die kostenfreie Teilnahme am Live-<br />
Webinar registrieren Sie sich einfach unter:<br />
www.industrieanzeiger.de/firmenverzeich<br />
nis/mcafee. (nu)<br />
•<br />
Präzisionswerkzeuge | Die Horn-<br />
Gruppe startete zum 1. April 2020 mit<br />
einer Vertriebsgesellschaft den direkten<br />
Markteintritt in der Türkei. Zuvor<br />
erfolgte der Vertrieb der Präzisionswerkzeuge<br />
aus Tübingen über einen<br />
Handelspartner in der Republik. Um<br />
das Potential besser bearbeiten zu<br />
können und den Kundenanforderungen<br />
auf dem türkischen Markt nachzukommen,<br />
entschieden sich die<br />
Schwaben für den Schritt, in der Türkei<br />
auf eigenen Beinen zu stehen. Dabei<br />
gilt – wie in anderen Ländern auch<br />
– das Motto: Global denken, lokal<br />
handeln. Das neue Vertriebsbüro ist in<br />
Istanbul platziert und zum Start<br />
450 m² groß. Bahadir Öge, einer der<br />
Geschäftsführer von Horn Türkei,<br />
sieht ausgezeichnete Wachstumsmöglichkeiten<br />
im Land. •<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Messe Control startet virtuell<br />
Bild: Schall<br />
Qualitätssicherung | Anstelle<br />
seiner abgesagten Qualitätssicherungsfachmesse<br />
eröffnet Veranstalter<br />
Schall nun die digitale<br />
Variante: Control-Virtuell heißt<br />
der neue digitale Marktplatz,<br />
der die entgangenen Messehigh-<br />
lights und Produktinnovationen<br />
2020 der Aussteller in Showrooms<br />
übersichtlich und kompakt<br />
präsentiert. Damit sind<br />
Themen rund um Mess- und<br />
Prüftechnik sowie Visionstechnologie,<br />
Bildverarbeitung und<br />
Sensortechnik weltweit 24 Stunden<br />
und 7 Tage die Woche für<br />
die Leadgenerierung digital verfügbar.<br />
Mit der thematisch fokussierten<br />
Suchmaschine lassen<br />
sich die gewünschten Informationen<br />
über die Messenomenklatur<br />
selektieren. So stehen die<br />
News zu den Weltpremieren,<br />
Produktinnovationen und<br />
Dienstleistungen der QS-Anbieter<br />
strukturiert bereit.<br />
Zur Messe: www.control-mes<br />
se.de/control-virtuell •<br />
Siemens kauft<br />
Vizendo<br />
Wenn zwischen Ihnen und uns mehr entsteht:<br />
Das ist der MAPAL Effekt.<br />
Übernahme | Siemens hat das<br />
schwedische Service- und Softwareunternehmen<br />
Vizendo mit<br />
Sitz in Göteborg, Anbieter von<br />
virtuellen Operator-Trainings<br />
für die Automobilindustrie,<br />
übernommen. Die Übernahme<br />
erfolgte zum 1. Juni. Damit ist<br />
Vizendo eine 100%ige Tochtergesellschaft<br />
der Siemens AB,<br />
Schweden, und soll mit seinen<br />
23 Softwareentwicklern und<br />
Service-Ingenieuren in die Business<br />
Unit Customer Services von<br />
Digital Industries integriert werden.<br />
„Virtuelle Schulungen haben<br />
ein großes Wachstumspotenzial.<br />
Das Service- und Software-Angebot<br />
von Vizendo ist daher eine<br />
ideale Ergänzung unserer digitalen<br />
Dienstleistungen und damit<br />
unseres Digital-Enterprise-Portfolios“,<br />
sagt Karen Florschütz,<br />
CEO der Business Unit Customer<br />
Services. Erik Gustafsson,<br />
CEO von Vizendo, ergänzte:<br />
„Gemeinsam können wir das<br />
volle Potential der innovativen<br />
Technologie und Fachkompetenz<br />
von Vizendo im Bereich des<br />
virtuellen Trainings ausschöpfen.<br />
Dank der weltweiten Präsenz<br />
und der umfassenden Branchenkenntnisse<br />
von Siemens<br />
werden wir dafür sorgen, dass<br />
bestehende und zukünftige Kunden<br />
von innovativen, nahtlos integrierten<br />
Lösungen profitieren.”<br />
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Sie<br />
suchen das Werkzeug<br />
für die beste Oberfläche.<br />
Perfektes<br />
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www.mapal.com | Ihr Technologiepartner in der Zerspanung<br />
Wir<br />
liefern die Lösung für wirtschaftliche<br />
Fräsprozesse.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 15
nachrichten<br />
Gefa Bank gut in<br />
der Spur<br />
Bilanz | Das Neugeschäft der Gefa Bank von rund 2,4 Mrd.<br />
Euro teilt sich auf in 1,028 Mrd. für das Leasing- und Mietkaufgeschäft<br />
und 1,340 Mrd. Euro für das Kreditgeschäft.<br />
Finanzierungen für den Maschinenbau über klassische und online-<br />
Vertriebskanäle sind eine der Kernkompetenzen des Wuppertaler<br />
Instituts. Bild: Gefa Bank<br />
Ein knappes Drittel (29 %) ihres Neugeschäfts bei Absatz- und Objektfinanzierungen<br />
tätigt die Gefa Bank inzwischen mit Industrie -<br />
gütern. Vor allem Werkzeugmaschinen haben 2019 das Geschäft<br />
des Segments angekurbelt, obgleich sich der Markt rückläufig zeigte.<br />
Im traditionellen Schwerpunktmarkt Transport erzielte der Wuppertaler<br />
Finanzierungsspezialist laut Angaben 58 % seines Neugeschäfts,<br />
das 2019 insgesamt 2,368 Mrd. Euro betrug. So wurden für<br />
den Güter- und Personentransport Finanzierungs- und Leasingverträge<br />
in Höhe von mehr als 1,4 Mrd. Euro abgeschlossen. Die Tochter<br />
des Bankenkonzerns Societe Generale hat damit ihre Position als<br />
herstellerunabhängiger Anbieter von Finanzierungen und ergänzenden<br />
Services rund um das Nutzfahrzeug weiter gefestigt, heißt es.<br />
Umsatzsteigerungen verzeichnete auch das Geschäftsfeld High-Tech<br />
der Gefa Bank. Finanzierungen für Informationstechnologie, Bürokommunikation<br />
und Medizintechnik tragen inzwischen zu 13 %<br />
des gesamten Neugeschäfts bei. Der Versicherungsbereich konnte<br />
sein Vorjahresergebnis um 3 % steigern. Zum Ergebnis beigetragen<br />
hat auch, dass Strukturen der Bank verschlankt wurden und das<br />
Finanzinstitut sich aufs Kerngeschäft konzentriert hat. •<br />
Anzeige<br />
Prozesssicherheit und Kostenreduktion<br />
durch Standardisierung<br />
Identifizierung | Die optische Identifikation<br />
ist in vielen Industriebereichen unverzichtbar.<br />
Ob es um die Produktionssteuerung in<br />
der Automobil-, Pharma-, Elektronik-, Nahrungs-<br />
und Genussmittelindustrie geht oder<br />
um die Produktnachverfolgung in der Logistik<br />
und Distribution. In all diesen Anwendungsfeldern<br />
sorgen leistungsstarke,<br />
optische Lesegeräte für Prozesssicherheit.<br />
Industrielle Identifikation erfasst die individuelle<br />
Kennzeichnung von Produkten in<br />
Fertigung und Logistik. Die Prozesssicherheit<br />
dieser Schnittstelle zum realen Produkt<br />
ist entscheidend für jede flexible und hoch<br />
performante Industrieanlage. Siemens bietet<br />
entsprechende Lösungen.<br />
14.20<br />
16.06.2020 | 142. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />
Fabriknetze Lieber 5G oder Wifi 6? Seite 32<br />
Indien IT-Branche pusht Maschinenbau Seite 26<br />
Fertigung Nutzenpotenziale von 5G Seite 38<br />
Prof. Jens Nachtwei<br />
über KI als Teil der<br />
Arbeitswelt Seite 20<br />
Top-Thema<br />
Industrie<br />
4.0<br />
Gründung Digital<br />
Twin Consortium<br />
Digitaler Zwilling | Ansys, Microsoft,<br />
Dell und Lendlease haben gemeinsam<br />
das Digital Twin Consortium gegründet,<br />
um Standards für die Entwicklung<br />
und Nutzung digitaler Zwillinge<br />
zu definieren. Ziel ist es, physikbasierte<br />
digitale Zwillinge über alle Branchen<br />
hinweg schneller im Markt zu<br />
etablieren. Das Konsortium repräsentiert<br />
ein internationales Netzwerk aus<br />
führenden Technologieunternehmen.<br />
Als Methode bietet der digitale Zwilling<br />
unter anderem Unternehmen der<br />
Fertigungsindustrie die Chance, ihre<br />
Produkte schneller und robuster zu<br />
entwickeln.<br />
•<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
menschen<br />
Führungsexperte<br />
wird neuer CEO<br />
Das Board of Directors von 3D Systems hat Dr. Jeffrey A. Graves<br />
(Bild), einen Veteranen der Fertigungsindustrie, zum neuen Präsidenten<br />
und CEO ernannt. Graves bringt 17 Jahre Erfahrung als<br />
CEO und eine nachgewiesene Erfolgsbilanz bei der Führung, dem<br />
Betrieb und dem Wachstum technisch komplexer Unternehmen<br />
mit. Bei 3D-Systems in Rock Hill, South Carolina, löst er Vyomesh<br />
Joshi ab, der im Februar seinen Rücktritt angekündigt hatte.<br />
Geschäftsführer für<br />
Automobil erst ausrüstung<br />
Die Mann + Hummel GmbH, Ludwigsburg,<br />
hat Harald Späth (Bild) zum<br />
Geschäftsführer automobile Erstausrüstung<br />
ernannt. Er folgt in dieser Position auf<br />
Kurk Wilks, der seit Januar 2020 Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung und CEO der<br />
Unternehmensgruppe ist. Späth hatte zuletzt<br />
die Position des Senior Vice President<br />
Original Equipment Europe inne, die er<br />
auch bis auf weiteres zusätzlich zu seiner<br />
neuen Funktion weiterführen wird.<br />
Barton komplettiert<br />
das Führungsteam<br />
Am 1. Juli tritt Dr.-Ing. Peter Barton als<br />
Technikvorstand in das Führungsgremium<br />
der Ziehl-Abegg S.E. in Künzelsau ein.<br />
Der 46-Jährige wird die Entwicklung des<br />
Motoren- und Ventilatorenexperten leiten<br />
und gestalten. Sein Maschinenbaustudium<br />
sowie die Promotion im Bereich der Getriebetechnik<br />
absolvierte Barton an der Ruhr-<br />
Universität Bochum. Berufliche Stationen als<br />
Führungskraft folgten bei SEW-Eurodrive,<br />
Liebherr-Components und Wolffkran.<br />
<br />
DER MESSEVERBUND FÜR MASCHINENBAU UND ZULIEFERINDUSTRIE<br />
2. – 5. MÄRZ 2021<br />
www.messe-intec.de<br />
www.zuliefermesse.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 17
nachrichten<br />
klärt dabei die Frage, ob die<br />
Gefahr von Cyberangriffen auf<br />
Industrieanlagen Realität oder<br />
nur Panikmache ist.<br />
Wie IT und OT (Operational<br />
Technology) zusammenarbeiten<br />
können, um für Cyber-Sicherheit<br />
im Unternehmen zu sorgen,<br />
zeigt Thomas Brandt von Kaspersky.<br />
Er spricht damit einen<br />
Punkt an, der in einer digita -<br />
lisierten Produktion grundsätzlich<br />
eine Herausforderung sein<br />
kann: Die Experten aus IT und<br />
OT kommen in der Regel aus<br />
verschiedenen Welten und sprechen<br />
unterschiedliche Sprachen.<br />
Beim Thema Security ist aber<br />
ein gemeinsames Vorgehen unabdingbar.<br />
Mit der Digitalisierung<br />
der Produktion wächst<br />
auch das Risiko von<br />
Cyber-Attacken. Seit<br />
vielen Jahren steigt die<br />
Zahl der betroffenen<br />
Unternehmen. Bild:<br />
RVNW/stock.adobe.com<br />
Schutz vor<br />
Cyberattacken<br />
Online-Forum | In der vernetzten Fabrik spielt IT-Security<br />
eine zunehmend größere Rolle. In einem Online-Forum am<br />
1. Juli werden Experten die Bedrohungen und Lösungsmöglichkeiten<br />
aufzeigen.<br />
Was vernetzt ist, lässt sich auch<br />
angreifen. Somit steigt mit der<br />
zunehmenden Vernetzung und<br />
Digitalisierung der Produktion<br />
auch das Risiko von Cyber-<br />
Attacken.<br />
Seit vielen Jahren wächst die<br />
Zahl der betroffenen Unternehmen.<br />
Begriffe wie Stuxnet, Zotob<br />
oder Dragonfly stehen für<br />
Würmer oder Hackergruppen,<br />
die bereits viel Schaden angerichtet<br />
haben.<br />
Mit dem Online-Forum „IT-<br />
Security in der digitalisierten<br />
Produktion“ am 1. Juli wollen<br />
der <strong>Industrieanzeiger</strong> und die<br />
Technology Academy einen<br />
Überblick über die Bedrohungen<br />
geben – sowie die technischen<br />
Möglichkeiten, sich zu schützen.<br />
Security-Experten werden dabei<br />
auch über Herausforderungen<br />
sprechen, die sich Unternehmen<br />
beim Aufbau eines Sicherheitskonzepts<br />
stellen.<br />
Realität oder Panikmache?<br />
Udo Schneider von Trend Micro<br />
wird mit einer Risikoeinschätzung<br />
anhand aktueller Forschungsergebnisse<br />
starten. Er<br />
@<br />
Weitere<br />
Sichere Wartung aus der Ferne<br />
Nicht erst seit der Corona-Krise<br />
gewinnt die Fernwartung von<br />
Maschinen an Bedeutung. Max<br />
Weidele, Geschäftsführer von<br />
Bluecept und Initiator der Plattform<br />
sichere-industrie.de, erklärt<br />
in seinem Vortrag, wie sich<br />
diese sicher umsetzen lässt.<br />
Eine wichtige Rolle bei der<br />
Sicherheit von Industrieanlagen<br />
spielen auch Normen. So ist die<br />
IEC 62443 der grundlegende<br />
Standard, um die OT vor Online-Attacken<br />
und technischen<br />
Fehlerzuständen zu schützen.<br />
Frank Stummer von Rhebo erläutert,<br />
wie sich die Industrienorm<br />
in der Praxis umsetzen<br />
lässt.<br />
Zum Ende des Webinars werden<br />
alle Referenten in einer Abschlussdiskussion<br />
zusammenkommen.<br />
Dort soll unter anderem<br />
ein Ausblick in die künftige<br />
Entwicklung der IT-Sicherheit<br />
gegeben werden. (ms) •<br />
Informationen zum Webinar sowie die<br />
Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:<br />
www.technology-academy.group/project/<br />
it-security<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
CSI und Mubea werden Partner<br />
Leichtbau | Die unter anderem<br />
auf Leichtbau spezialisierten<br />
Unternehmen CSI Entwicklungstechnik<br />
und Mubea haben<br />
eine strategische Partnerschaft<br />
beschlossen. Zu diesem Zweck<br />
erwirbt Mubea vorbehaltlich<br />
der Zustimmung des Kartell -<br />
amtes eine 49%ige Beteiligung<br />
an der CSI-Gruppe und ersetzt<br />
damit das vor kurzem beendete<br />
Engagement von Audi. Steffen<br />
Boll, geschäfts führender Gesellschafter<br />
von CSI, hatte die Abkehr<br />
von dieser Allianz im Interview<br />
mit dem <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
unter anderem mit der hohen<br />
Entwicklungsdynamik seines<br />
Unternehmens kommentiert<br />
(http://hier.pro/2H0U0).<br />
Das operative Geschäft bei<br />
CSI wird weiter von der bisherigen<br />
Geschäftsführung verantwortet.<br />
„In Zukunft wird Entwicklung<br />
gepaart mit dem<br />
Zusammen wollen CSI und Mubea<br />
ihre Kunden „noch besser unterstützen,<br />
die Fahrzeuge von morgen leicht<br />
und effektiv zu entwickeln“, sagt<br />
Steffen Boll, geschäftsführender<br />
Gesellschafter von CSI. Bild: CSI<br />
Know-how der Industrialisierung<br />
eine Grund voraussetzung<br />
für die Vergabe komplexer Projekte<br />
sein“, so Boll. Und Mubea-<br />
Geschäftsführer Dr. Thomas<br />
Muhr ergänzt: „Ich bin überzeugt,<br />
dass wir viel voneinander<br />
lernen können und damit unseren<br />
Kunden helfen, sich gut im<br />
Markt zu positionieren.“ •<br />
Strotzt vor Kraft:<br />
der kompakte<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Endlich wieder Messen<br />
Auf den Messen in Essen<br />
und Chemnitz wollen im<br />
Herbst rund 150 Aussteller<br />
ihre Lösungen zeigen.<br />
Bild: untitled exhibitions<br />
Events | Die messelose Zeit nähert<br />
sich ihrem Ende. Die ersten<br />
Bundesländer haben Ende Mai<br />
ihre Anforderungen für den Hygiene-<br />
und Infektionsschutz auf<br />
den Messen veröffentlicht und<br />
die Veranstalter arbeiten derzeit<br />
an der konkreten Umsetzung. So<br />
auch die für die all about automation<br />
Messen verantwortliche<br />
untitled exhibitions GmbH. Geplant<br />
sind derzeit zwei Messen<br />
im Herbst am 9. und 10. September<br />
2020 in Essen sowie am<br />
22. und 23. September 2020 in<br />
Chemnitz.<br />
Der Standbau kommt zentral<br />
vom Veranstalter und die Messen<br />
haben eine überschaubare<br />
Größe. Zudem gibt es kein individuelles<br />
Catering auf den Ständen,<br />
sondern an zentralen Stellen<br />
in der Halle. Dies sind alles<br />
Faktoren, die es erleichtern, den<br />
Hygiene- und Infektionsschutzstandards<br />
zum Zeitpunkt der<br />
Messen gerecht zu werden. •<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 19
interview<br />
Prof. Jens Nachtwei über künstliche Intelligenz (KI) als Teil der Arbeitswelt<br />
„Verlustängste<br />
sind allgegenwärtig“<br />
Künstliche Intelligenz wird unsere Arbeitswelt maßgeblich<br />
verändern. Welchen Einfluss insbesondere KI-bedingte Automation<br />
hat, erläutert Wirtschaftspsychologe Jens Nachtwei.<br />
Im Interview spricht er über unternehmerische Verantwortung<br />
und Folgeabschätzungen für Beschäftigte. ❧ Nico Schröder<br />
Jens Nachtwei leitet an der Humboldt-<br />
Universität zu Berlin das Projekt deepR,<br />
das sich mit Implikationen künstlicher<br />
Intelligenz für die Arbeitswelt befasst.<br />
Als Professor für Wirtschaftspsychologie<br />
lehrt Nachtwei an der Hochschule für<br />
angewandtes Management. Bild: privat<br />
Organisationen brauchen den Mut, Bedürfnisse von<br />
Beschäftigten wirklich zu erfragen. Mitarbeiterbefragungen<br />
sind ein mögliches Tool – werden aber oft<br />
gescheut, da man Erwartungen weckt, die man dann als<br />
Geschäftsleitung oder Personalabteilung nicht erfüllen<br />
kann oder will.<br />
Personalmanager als Schnittstelle zwischen Geschäftsleitung<br />
und Belegschaft brauchen mehr Expertise in<br />
Bezug auf KI sowie mehr Durchsetzungsvermögen.<br />
Leider sind viele Personaler eher keine Tech-Experten<br />
und nicht immer in der Lage, ihre Projekte im Board<br />
durchzusetzen. Das ist dann für die Beschäftigten ein<br />
Problem, wenn es um potenziell derart gravierende<br />
Themen wie die Einführung von KI geht.<br />
Herr Professor Nachtwei, wie lassen sich vor allem diejenigen<br />
in ihren Bedürfnissen berücksichtigen, die<br />
konkret mit KI-Systemen arbeiten, also etwa Teams in<br />
Unternehmen oder Werker in der Produktion?<br />
Die Frage ist vielleicht zunächst: Wie lassen sich die<br />
Bedürfnisse von Beschäftigten überhaupt berücksichtigen?<br />
KI ist hier eventuell gar nicht so speziell. Letztlich<br />
geht es um mal kleinere und mal größere Veränderungen<br />
in der eigenen Tätigkeit.<br />
Welche Verantwortung tragen Entscheider in Unternehmen,<br />
die KI-Systeme nutzen, entwickeln oder in<br />
Produkten und Dienstleistungen umsetzen wollen?<br />
Die beneide ich nicht. Aus der zweiten Reihe der akademischen<br />
Welt kann man immer gut über all die psychologischen,<br />
ethischen und moralischen Implikationen<br />
von KI debattieren.<br />
Aber als Entscheider im Unternehmen muss ich diese<br />
wichtigen Aspekte irgendwie mit Wirtschaftlichkeit,<br />
Umsetzbarkeit und Datenschutz verheiraten – um nur<br />
einige zu nennen. Und das kann sich sicher teils wie die<br />
Quadratur des Kreises anfühlen. Die Verantwortung ist<br />
hoch, wenn man all diese Felder bestellen muss.<br />
Hier wird es noch viel Orientierungsbedarf für die<br />
Praxis geben.<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Künstliche Intelligenz gilt als Schlüssel -<br />
technologie, um industrielle Automation<br />
wettbewerbsfähig voranzutreiben. Welche<br />
Chancen und Risiken birgt KI für die<br />
automatisierte Arbeitswelt?<br />
Das ist der Kern unserer Forschung: Was<br />
bedeutet „KI-bedingte Automation“ für<br />
Beschäftigte? Dabei geht es nicht nur um<br />
industrielle Automation. KI wird alle<br />
Bereiche der Arbeitswelt berühren. Viele<br />
davon sind ja heute schon betroffen. Als<br />
PsychologInnen interessiert uns natürlich,<br />
welche Auswirkungen auf das Erleben und<br />
Verhalten von Menschen zu erwarten oder<br />
auch jetzt schon zu beobachten sind.<br />
Die große Chance liegt darin, dass Tätigkeiten,<br />
die nicht sonderlich erfüllend sind,<br />
nicht mehr von Menschen ausgeübt werden<br />
müssen. In meinem Arbeitsbereich kann das<br />
Korrigieren von Klausuren mit freiem<br />
Beantwortungsformat ein Beispiel sein, das<br />
Entlastung bietet – spätestens ab der zwanzigsten<br />
Klausur, die man zur immer selben<br />
Aufgabenstellung liest, stellt sich einem<br />
schon die Frage, ob das nicht ein Algorithmus<br />
tun könnte. Zumal eine entsprechende KI-Lösung<br />
bestimmte implizite Beurteilungsverzerrungen gar nicht<br />
hätte, sofern man sie gut gestaltet und die Referenzdaten<br />
sauber sind.<br />
Aber die Beispiele sind vielfältig und ich denke, dass<br />
viele Menschen zumindest mehr oder minder große<br />
Teile ihres Jobs nicht unbedingt lieben, die durch Routinen<br />
klar beschreibbar und damit auch gut automatisierbar<br />
sind. Das würde dann Zeit freigeben für Tätigkeiten<br />
im sozialen oder kreativen Bereich – Dinge, die vielen<br />
Menschen mehr liegen als stupide Routinen im Büro<br />
oder am Band.<br />
Im Projekt ‚Research on Universal Basic Income –<br />
Chances, Omissions, Negativities‘ beschäftigen Sie sich<br />
auch mit einer Extremvariante von Chancen: der Entkopplung<br />
von Arbeit und Geld. Unter welcher Prämisse<br />
ist das besonders interessant?<br />
Wir schauen uns die psychologischen Aspekte eines<br />
bedingungslosen Grundeinkommens unter der Prämisse<br />
an, dass ja tatsächlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten<br />
viele Jobs ohne Wiederkehr entfallen könnten,<br />
da sie schlicht durch Automation schneller, fehlerfrei<br />
und kostengünstiger erledigt werden können.<br />
Das bietet enorme Chancen, aber eben auch Risiken.<br />
Für viele Menschen ist Arbeit Sinnstiftung und Sozialkontakt:<br />
Ich weiß, warum ich bin – und ich bin nicht<br />
allein. Daher ist eine Vollautomatisierung der Arbeitswelt<br />
sicher psychologisch nicht ungefährlich, zumindest<br />
für eine westlich geprägte Leistungsgesellschaft aktueller<br />
Spielart.<br />
Laut Mercer-Studie ‘Global Talent Trends 2020’ fürchten<br />
42 % der Mitarbeiter, ihr Job könnte innerhalb der<br />
nächsten drei Jahre durch „KI und Automatisierung“<br />
ersetzt werden. Ohne näher aufs Studiendesign einzugehen<br />
– woher rühren solche dramatischen Ängste?<br />
Und wie konstruktiv mit ihnen umgehen?<br />
Die Psychologie des Change Managements spricht hier<br />
eine ziemlich eindeutige Sprache: Verlustängste sind<br />
allgegenwärtig. Da muss es gar nicht um KI und Automation<br />
gehen. Dafür reicht viel weniger.<br />
Trotzdem denke ich, dass KI hierbei eine neue Qualität<br />
mit sich bringt. Es ist eben nicht mehr die klassische<br />
Prozessoptimierung oder eine simple und begrenzte<br />
Softwarelösung. Im Zweifel sieht man sich einer Instanz<br />
gegenüber, die vieles von dem kann, was man selbst so<br />
mühsam erlernt hat – schneller, fehlerfrei und kostengünstig.<br />
Das ist eine andere Dimension.<br />
Vergessen darf man aber auch nicht, was die Medien<br />
bewirken. Die Artikel zu KI und Co. sind für keinen<br />
mehr zu übersehen – Tageszeitungen, Magazine, Dokus<br />
und so weiter, und vieles davon reißerisch aufgemacht,<br />
um die Reichweite zu erhöhen. Kaum jemand hat die<br />
Zeit und Muße, dann den Realitätscheck vorzunehmen<br />
und sich tiefer einzulesen. Der konstruktive Umgang<br />
damit ist nicht einfach. Das beginnt mit Aufklärung<br />
über das Thema, seine Grenzen und Chancen. Hinzu<br />
kommen Angebote an MitarbeiterInnen, den eigenen<br />
Job zu redefinieren, vielleicht sogar rechtzeitig zu wechseln.<br />
Und es sind wieder umsichtige Unternehmenslenker<br />
und Personaler, die sich der Sorgen annehmen und<br />
die entsprechenden Diskussionen moderieren müssen.<br />
Künstliche Intelligenz<br />
oder Artificial Intelligence<br />
(AI) berührt diverse<br />
Lebensbereiche.<br />
Bild: metamorworks/<br />
stock.adobe.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 21
interview<br />
Der Grund dafür, dass diese Ängste so prominent sind,<br />
ist aber sicher auch, dass wir mit Arbeit so wahnsinnig<br />
viel verbinden. Einigen fehlt einfach die Phantasie für<br />
eine Welt ohne Lohnarbeit – oder zumindest für eine<br />
mit sehr viel weniger davon. Um uns herum wurde ja<br />
auch sehr lange viel dafür getan, dass wir Erwerbsarbeit<br />
und alle, die hart arbeiten, Karriere machen, beruflich<br />
ein Vermächtnis aufbauen, heute fast heilig sprechen.<br />
Dass der Gedanke an den Verlust des Heiligenscheins<br />
Angst macht, ist nur allzu verständlich. Ein mittelfristig<br />
und langfristig möglicherweise sinnvoller Umgang<br />
damit wäre also auch, ein anderes Bewusstsein dafür zu<br />
entwickeln, wie man sich seine Tage und Jahre sinnvoll<br />
außerhalb der klassischen Arbeitswelt füllt.<br />
Im Essay ‘Psychologie einer automatisierten Leistungsgesellschaft’<br />
sagen Sie: „Damit für eine (Leistungs-) -<br />
Gesellschaft, Organisationen und Arbeitnehmer der<br />
technologische Wandel gelingen kann, muss die psychologische<br />
Forschung ein Feld bestellen, das momentan<br />
von anderen Disziplinen kultiviert und von Beratern<br />
sowie Kongress-Rednern geprägt wird.“ Was steckt<br />
hinter Ihrem Appell?<br />
Dahinter steckt schlicht: Die Sicht auf die Betroffenen,<br />
und das sind wir alle, ist noch zu trübe. Die Psychologie<br />
tritt als Disziplin an, Erleben und Verhalten von Menschen<br />
in allen erdenklichen Kontexten zu untersuchen.<br />
Gehen wir davon aus, dass KI so ziemlich alle Lebensbereiche<br />
weiter durchdringt und vor allem die Arbeitswelt<br />
umkrempeln wird, muss die Psychologie hier ein zentrales<br />
Aufgabenfeld für sich definieren und dieses auch<br />
bearbeiten.<br />
Nun ist die Psychologie eine empirische Wissenschaft<br />
und tut sich mit Diskussionen über ungelegte Eier oft<br />
schwer. Vieles in Bezug auf KI und Arbeitswelt ist<br />
Zukunftsmusik und es gibt teils nur wenige Anwendungsfelder,<br />
in denen Beschäftigte tatsächlich mit KI in<br />
Kontakt sind. Hinzu kommt, dass die Psychologie, wie<br />
viele andere Disziplinen auch, nicht unbedingt offensiv<br />
auf andere Disziplinen zugeht. Man bleibt oft gern<br />
unter sich. Die Komplexität des Themas erfordert aber<br />
den offenen Austausch mit Wirtschaftswissenschaftlern,<br />
Soziologen, Informatikern, Philosophen etc. Doch dieser<br />
Austausch ist mühsam, da unterschiedliche Sprachen<br />
gesprochen werden. Und er ist ein Risiko in der akademischen<br />
Laufbahn. Viele wägen ab, ob sie nicht lieber<br />
zu ihrem gewohnten, gut beforschten und engen Thema<br />
noch zwei weitere Fachartikel veröffentlichen, anstatt<br />
sich auf diesen langwierigen Diskurs mit anderen Disziplinen<br />
einzulassen und als Grenzgänger am Ende vielleicht<br />
kein Journal zu finden, was Beiträge aus einem<br />
solchen Schnittstellenthema veröffentlichen will.<br />
Wie kann technologischer Wandel gelingen?<br />
Hätte ich dafür die Blaupause, gäbe es wahrscheinlich<br />
kein Regal, das all die Preise dafür fassen würde.<br />
„Die<br />
Automations -<br />
forschung ist gut<br />
aufgestellt, aber<br />
die Macht von<br />
KI dürfte die<br />
eine oder andere<br />
Debatte in<br />
diesem Feld<br />
verändern.“<br />
Ich denke, es ist ein ganzer Blumenstrauß an Faktoren,<br />
der hier auf den Erfolg einzahlt – darunter eben auch<br />
die wissenschaftliche Sicht auf den Einzelnen in der<br />
Arbeitswelt. Im Change Management wird beispiels -<br />
weise viel von Widerständen und Ängsten von Mitar -<br />
beiterInnen gesprochen. Das wird auch in Lehre und<br />
Forschung diskutiert und sollte auf den technologischen<br />
Wandel angewandt werden.<br />
Technologisch geht theoretisch fast alles – mit<br />
Menschen ist das anders. Wir sind kein On-Off-System.<br />
Und wir unterscheiden uns gravierend in unseren<br />
Ansichten, Verhaltensweisen und unserem persönlichen<br />
Hintergrund. Dem müssen wir durch mehr Forschung<br />
im arbeits- und organisationspsychologischen Bereich<br />
Rechnung tragen.<br />
Welche Fragen der Mensch-Technik-Interaktion wirft<br />
KI aus psychologischer Sicht auf?<br />
Das ist wirklich spannend. Denn Mensch-Technik-Interaktion<br />
wird schon lange psychologisch erforscht. Ich<br />
komme ursprünglich aus der sogenannten Ingenieurpsychologie.<br />
Dort geht es um eben dieses Feld. Allerdings:<br />
Bisher haben wir dort vor allem auf Technik als Tool<br />
geschaut, nicht auf Technik als ebenbürtigen, vielleicht<br />
sogar überlegenen Mitspieler. Die Automations -<br />
forschung ist gut aufgestellt, aber die Macht von KI<br />
dürfte die eine oder andere Debatte in diesem Feld verändern.<br />
Es wird sicher weiterhin um Fragen der<br />
Akzeptanz, des Vertrauens und ganz allgemein von<br />
Überwachung und Kontrolle gehen. Nur eben nicht<br />
mehr mit Fokus auf den klassischen Autopiloten im<br />
Cockpit, sondern auf einen Kollegen im Büro, der nicht<br />
aus Fleisch und Blut ist. Ich denke, dass die Ingenieurpsychologie<br />
hier zukünftig mehr mit der Sozialpsychologie<br />
sprechen wird, um diese „neue Kollegialität“ zu<br />
erforschen.<br />
•<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Anzeige<br />
Digitale Vernetzung bis in den Maschinenraum:<br />
Datendrehscheibe<br />
ERP<br />
Es zeigt sich immer deutlicher, welches Potenzial<br />
in der digitalen Vernetzung von Produktionsanlagen<br />
liegt. Nur Anbieter, die über eine<br />
ausreichende Datenhistorie zu ihren Maschinen<br />
und Anlagen verfügen, werden künftig<br />
gewinnbringende, weniger personal- und<br />
zeitintensive Service-, Wartungs- und<br />
Instandhaltungsmodelle offerieren können.<br />
ams.maschineAnalytics<br />
erlaubt individuelle<br />
Auswertungs möglichkeiten<br />
von Maschinendaten<br />
und die Erstellung<br />
flexibler Workflows in<br />
ams.erp<br />
Von dieser Flexibilität profitieren Anlagenbauer und<br />
Anlagenbetreiber gleichermaßen. Prüftermine finden<br />
dann nicht mehr in starren Zeitintervallen statt,<br />
sondern orientieren sich am tatsächlichen Produktionsaufkommen.<br />
Da die Zustandsdaten in Echtzeit und<br />
zentral bereitstehen, sind Fernwartungsaktivitäten<br />
jederzeit möglich. Störungen lassen sich erkennen und<br />
remote beheben, bevor sie zu Ausfallzeiten führen.<br />
Diese Punkte bereiten den Weg in die vorausschauende<br />
Wartung, erhöhen die Kundenzufriedenheit und<br />
steigern den Umsatz. Zugleich sinkt der Personalund<br />
Kostenaufwand beim Anlagenbauer, weil etwa<br />
unproduktive Reisezeiten entfallen.<br />
ams.Solution hat mit ams.machineAnalytics ein einfach<br />
zu implementierendes Produkt auf den Markt gebracht.<br />
Auch ältere Anlagen lassen sich im Retrofit-Verfahren<br />
rasch und ohne hohen Kostenaufwand intelligent<br />
machen, indem die Daten über die neuentwickelte IoT<br />
ConnectBox abgegriffen werden. Die Einrichtung der<br />
BI-Plattform für die Analyse und Weiterverarbeitung<br />
der aggregierten Daten in der Cloud gestaltet sich<br />
anwenderfreundlich. Auf Basis der vielfältigen Auswertungs<br />
möglich keiten lassen sich in der Business-<br />
Software ams.erp flexible Workflows und Aktionen<br />
definieren. Der Anlagenbauer wird benachrichtigt, um<br />
den Vorgang zu prüfen und eventuelle Störungen zu<br />
beheben oder Veränderungen an der Maschine vorzunehmen.<br />
Zugleich kann der Maschinenbetreiber die<br />
Qualität seiner Produkte erhöhen, wenn er weiß, bei<br />
welchen Bedingungen die Maschinen die beste Leistung<br />
erbringen.<br />
Mit ams.machineAnalytics als weiterem wichtigen<br />
Baustein zur Anbindung von Maschinen und Anlagen,<br />
wird ams.erp seiner Rolle als die zentrale Datendrehscheibe<br />
in Unternehmen der Losgröße 1+ noch mehr<br />
als zuvor gerecht.<br />
Effiziente Prozesssteuerung für den starken<br />
Mittelstand<br />
Seit mehr als 30 Jahren ist ams.Solution auf die Projektmanagement-Anforderungen<br />
von Einzel-, Auftragsund<br />
Variantenfertigern aus zahlreichen Branchen<br />
spezialisiert. Gemeinsam mit den Kunden haben wir<br />
erfolgreich vielzählige ERP-Projekte realisiert. Weltweit<br />
werden 25.000 Anwender mit einem qualifizierten<br />
Team aus der Beratung und Entwicklung, dem Customizing,<br />
Support und Vertrieb an sechs Stand orten in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut.<br />
Im Zentrum der ERP-Lösung steht die Frage, wie<br />
kom plexe Projektgeschäfte noch profitabler und wettbewerbsfähiger<br />
organisiert werden können. Ziel ist<br />
die Steigerung der Prozesstransparenz. In vielen Geschäftsbereichen<br />
geht es um Liefertermintreue, hohe<br />
Kundenansprüche und kurzfristige Anpassungen im<br />
Produktionsablauf. Das erfordert eine flexible ERP-<br />
Lösung, die dauerhaft Planungssicherheit in die Geschäftsprozesse<br />
bringt. So beherrschen Unternehmen<br />
die Risiken, die aus langen Durchlaufzeiten und hohen<br />
Investitions summen ihrer Aufträge resultieren.<br />
ams.Solution AG<br />
Rathausstraße 1<br />
41564 Kaarst<br />
Telefon +49 2131 40669-0<br />
Fax +49 2131 40669-69<br />
E-Mail: info@ams-erp.com<br />
www.ams-erp.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 23
news & management<br />
Das bisher durch Effizienz<br />
geprägte Zielbild<br />
des Technologie- und<br />
Innovationsmanagementprozesses<br />
muss neu<br />
gedacht werden – mit<br />
Blick auf die gesamtunternehmerische<br />
Resilienz.<br />
Bild: mumemories/<br />
stock.adobe.com<br />
Corona-Krise beschleunigt die technologische Transformation<br />
Innovationen als<br />
Chance für morgen<br />
Innovation 2030 | Den „Corona-beschleunigten“ technologischen<br />
Wandel gilt es für das Technologie- und<br />
Innovationsmanagement erfolgreich zu gestalten. Im<br />
Zentrum steht dabei die strategische Auswahl der<br />
digitalen Technologien sowie eine erfolgreiche Integration<br />
in Produkte und Prozesse.<br />
Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem. Dabei<br />
wird deutlich, dass sich die Bedürfnisse der Märkte<br />
hochvolatil und gleichzeitig radikal verändern.<br />
Innovationen und Produktentwicklungen müssen<br />
diesen kurzen Zyklen gerecht werden und immer neue<br />
Anforderungen durch regulatorischer Vorgaben und<br />
gesellschaftliche Neubewertungen erfüllen.<br />
Folglich wandelt sich die Unternehmensführung zunehmend<br />
von einer Shareholder-Value- hin zu einer<br />
Stakeholder-Value- Orientierung. Im Sinne eines nachhaltigen<br />
Managements müssen produzierende Unternehmen<br />
deshalb ihre vorhandenen Ressourcen bestmöglich<br />
nutzen. Um Innovationen in diesem Kontext<br />
nah am Markt zu entwickeln, stehen Unternehmen vor<br />
der Herausforderung, ein extrem volatiles Umfeld analysieren,<br />
prognostizieren und interpretieren zu können.<br />
Unser Umfeld ist durch die Digitalisierung geprägt<br />
und beschleunigt: Während in den letzten Jahren neue,<br />
digitale Technologien graduell Einzug in Produkte und<br />
Produktionssysteme erhalten haben, hat die Corona-<br />
Pandemie als aufgezwungener Katalysator in einigen<br />
Bereichen zu einem radikalen Umdenken geführt. Den<br />
Corona-beschleunigten technologischen Wandel gilt es<br />
für das Technologie- und Innovationsmanagement<br />
(TIM) erfolgreich zu gestalten. Die Anreicherung von<br />
Neuprodukten und Services durch digitale Tools ist dabei<br />
nur ein Aspekt von vielen. Kernaufgabe des Technologiemanagements<br />
ist nicht nur die Auswahl der strategisch<br />
,richtigen‘ digitalen Technologien, sondern auch<br />
die erfolgreiche Integration in Produkte und Prozesse.<br />
Bedarf es unternehmerischer Effizienz oder Resilienz,<br />
um ein Innovationstreiber zu sein?<br />
Die bisherige Priorisierung von Effizienz in Prozessketten<br />
sichert die Handlungsfähigkeit von Industrieunternehmen<br />
in turbulenten Umfeldern unzureichend ab.<br />
Das bisher durch Effizienz geprägte Zielbild des Technologie-<br />
und Innovationsmanagementprozesses muss<br />
neu gedacht werden. Während die Performance des TIM<br />
bisher an der jährlichen Produktivitätssteigerung sowie<br />
am Unternehmenswachstum, bezogen auf die eingesetzten<br />
monetären Aufwendungen gemessen wurde, sollte<br />
der Blick zukünftig auch auf den Beitrag des TIMs zur<br />
gesamtunternehmerischen Resilienz gelegt werden.<br />
Hierfür ist eine Produktivitätszunahme ebenso sicherzustellen,<br />
wie die Durchführung der Produktionsprozesse<br />
selbst in einer Vielzahl zukünftiger Szenarien.<br />
Die erfolgreiche Gestaltung dieses Paradigmenwechsels<br />
wird die Entwicklungs roadmap des TIM der kom-<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
menden Dekade maßgeblich prägen. Doch in der Praxis<br />
zeigt sich in dieser volatilen Zeit auch, dass der bevorstehende<br />
Paradigmenwechsel vor allem als Herausforderung<br />
wahrgenommen wird. Praktiker benötigen daher<br />
ein klares Zielbild für das TIM. Als Leitfaden zur<br />
einleitenden Orientierung können insbesondere drei<br />
Handlungsfelder dienen:<br />
• Erstens bedarf es einer Neubewertung der bisher genutzten<br />
Methodenbaukästen etablierter Managementprozesse.<br />
Es gilt zu prüfen, inwieweit langfristig<br />
gewachsene Prozesse durch eine Reorganisation flexibler<br />
und reaktiver gestaltet werden können.<br />
• Zweitens muss im Rahmen der agilen Transformation<br />
die Rolle von Führungskräften als Dirigenten in einzelnen<br />
Unternehmensbereichen neu gedacht werden.<br />
Die individuelle Befähigung eines jeden Mitarbeiters<br />
spielt eine immer entscheidendere Rolle.<br />
• Drittens hilft der Aufbau eines kompetenzorientierten<br />
Partnernetzwerks, die Reaktionsfähigkeit des Unternehmens<br />
zu beschleunigen. Dies ist nicht nur von Vorteil,<br />
um mit schnelleren Innovationszyklen Schritt zu<br />
halten, sondern auch um sich sprunghaft ändernden<br />
Marktanforderungen bedarfsgerecht anzupassen. Ein<br />
umfassendes Partnernetzwerk ist auch die Basis, um<br />
bedarfsgerecht neue Technologien einzubinden.<br />
Diese drei Handlungsfelder können einen Beitrag<br />
leisten, um in der kommenden Dekade besser mit Unsicherheit<br />
und Ambiguität umzugehen und das eigene<br />
Unternehmen aus einer Krise heraus als starker Innovationstreiber<br />
zu positionieren.<br />
•<br />
Das Herz der<br />
Metallbearbeitung<br />
schlägt in Stuttgart!<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Günther Schuh,<br />
Bastian Studerus, M.Sc. RWTH<br />
Fraunhofer IPT, Aachen<br />
SAVE<br />
THE<br />
DATE!<br />
Tagung zum Thema<br />
Die 14. Aachener Technologie- und Innovationsmanagement-Tagung<br />
am 1. und 2. Oktober 2020 greift unter<br />
dem Motto „Innovation 2030: Managing the Technological<br />
Transformation“ die Herausforderungen und<br />
Chancen der technologischen Transformation im Umfeld<br />
produzierender Unternehmen auf. In praxisnahen<br />
Vorträgen stellen hochkarätige Referenten erfolgreiche<br />
Ansätze und konkrete Handlungsfelder vor. Die Teilnehmer<br />
erfahren, wie Industrie und Wissenschaft den<br />
zentralen Herausforderungen des technologischen Wandels<br />
in der kommenden Dekade begegnen. Weitere<br />
Informationen unter: www.tm-tagung.de<br />
Internationale Ausstellung<br />
für Metallbearbeitung<br />
NÄCHSTER TERMIN:<br />
13. – 17.09.2022, Messe Stuttgart<br />
amb-messe.de<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 25
Digitale Lösungen<br />
dürften in Zukunft in<br />
Indiens Industrie noch<br />
mehr gefragt sein als vor<br />
der Corona-Pandemie.<br />
Bild: yongheng19962008/<br />
stock.adobe.com<br />
Indiens IT-Branche treibt Wandel im Maschinenbau voran<br />
Eine aussichtsreiche<br />
Kombination<br />
Standort | Im globalen Vergleich steht Indien bei der<br />
Industrie 4.0 zwar noch ganz am Anfang – aber das<br />
Potenzial ist gewaltig. Allerdings gilt es auch,<br />
erhebliche Hindernisse zur Seite zu räumen.<br />
klar hinterher. Zwar sind die jährlichen Anlageinvestitionen<br />
seit 2015 um rund ein<br />
Drittel auf zuletzt 135 Mrd. US-Dollar gestiegen.<br />
Auch haben die indischen Maschinenbauexporte<br />
in den letzten Jahren um<br />
10 % zugelegt, aber im Vergleich zu den Exporten<br />
etwa des Verbands Südostasiatischer<br />
Nationen (Asean) – und auch weltweit –<br />
stagnierten sie in den vergangenen 10 bis 15<br />
Jahren bei 0,8 bis 1 %. Der Grund ist, dass<br />
die meisten Maschinenbauer niedrige oder<br />
höchstens mittlere Qualität liefern. Gleichzeitig<br />
mangelt es an schierer Masse.<br />
„Unsere modularen Digitalisierungs -<br />
konzepte verbinden die Fertigung s -<br />
ebene mit der IT-Infrastruktur und<br />
erweitern diese“, sagt Siemens<br />
DEX-Chef Dominik Riehle.<br />
Indien galt lange als wichtiges globales Zentrum<br />
für die Softwareentwicklung. Um die<br />
Jahrtausendwende entwickelte sich fast<br />
schon ein Klischee vom sprichwörtlichen IT-<br />
Inder. Zuletzt ist es ein bisschen ruhig geworden<br />
um diese Branche in dem Land, das<br />
jedes Jahr zehntausende von IT-Experten an<br />
seinen Hochschulen hervorbringt und in<br />
dessen Technologiezentren wie Hyderabad<br />
und Bangalore bis heute internationale und<br />
natürlich auch deutsche Unternehmen produzieren<br />
und entwickeln.<br />
So ruhig wie traditionell ist eine andere<br />
Branche, die in der Ökonomie des Landes<br />
zwar eine zentrale Bedeutung hat – aber in<br />
der Öffentlichkeit weit weniger beachtet<br />
wird: die verarbeitende Industrie. Beide Geschäftszweige<br />
zusammen erfahren nun einen<br />
Schub, der sich durch die Coronakrise noch<br />
einmal verstärken dürfte: Industrie 4.0 ist<br />
ein Zukunftskonzept, das für die Wirtschaft<br />
Indiens besonders aussichtsreiche Perspektiven<br />
bietet.<br />
Derzeit belegt Indien Platz sechs unter<br />
den größten Industrienationen. Das verarbeitende<br />
Gewerbe hinkt im Vergleich zu<br />
China und den südostasiatischen Ländern<br />
Initiative „Make in India“ beschleunigt<br />
Modernisierung und Automatisierung<br />
Indiens Industrie muss effizienter werden –<br />
und gleichzeitig die Produktqualität in vielen<br />
Sparten deutlich erhöhen, um sich auf dem<br />
internationalen Markt besser zu behaupten.<br />
Genau das ist auch das erklärte Ziel der vor<br />
rund fünf Jahren von der Regierung gestarteten<br />
Initiative „Make in India“: In ihrem<br />
Rahmen soll das Land bis 2022 zur Nummer<br />
fünf weltweit unter den Industrienationen<br />
werden, der Anteil der verarbeitenden<br />
Industrie am Bruttoinlandsprodukt soll von<br />
heute 17 auf 25 % hochgeschraubt werden.<br />
Dafür setzt New Delhi auf Modernisierung<br />
und Automatisierung. Besonders deutlich<br />
wird dies in der Elektronikbranche, wo<br />
die Regierung die Rahmenbedingungen<br />
schafft, um die Herstellung von Hightech-<br />
Produkten stärker zu fördern. So wurden etwa<br />
die Beteiligungsgrenzen für ausländische<br />
Direktinvestitionen in der Branche ebenso<br />
abgeschafft wie die Einfuhrzölle auf 35<br />
Schlüsselbauteile für die Handy produktion.<br />
Eine Reihe internationaler Hersteller hat<br />
mittlerweile nach Angaben von German<br />
Trade and Invest (GTAI) Fertigungsstandorte<br />
in dem Land eingerichtet – etwa die tai-<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
news & management<br />
wanischen Auftragsproduzenten Foxconn<br />
und Wistron, die dort unter anderem Mobiltelefone<br />
für Nokia, Xiaomi und Apple fertigen.<br />
Bis 2025 soll die Elektronikfertigung in<br />
Indien nach dem Plan New Delhis von heute<br />
60 Mrd. auf 400 Mrd. US-Dollar steigen.<br />
Volkswirtschaftliche Bedeutung der<br />
Automobilindustrie ist immens<br />
Besonders unter Modernisierungsdruck stehen<br />
die Autobauer. Als größte Herausforderung<br />
für die Branche gelten hohe Investitionsausgaben,<br />
unzureichendes Know-how,<br />
mangelnde Infrastruktur und fehlende angemessene<br />
Cyber-Sicherheitsnormen. „Mit sieben<br />
Prozent des nationalen Bruttoinlandsproduktes<br />
leistet die indische Automobilindustrie<br />
einen wichtigen Beitrag zu unserer<br />
Wirtschaft“, betont Vinnie Mehta, Generaldirektor<br />
der Automotive Component<br />
Manufacturers Association (ACMA). „Aus<br />
Sicht der Automobilindustrie wäre wesentlich<br />
für den weiteren Erfolg der Branche,<br />
wie die OEMs den Wandel in der gesamten<br />
Wertschöpfungskette durch geeignete Ausrichtung<br />
und Handhabung vorantreiben<br />
und leiten könnten.<br />
Ob Autobau und Elektronik – oder auch<br />
Maschinenbau und Metallindustrie: Die indische<br />
IT-Branche wird in Zukunft genau<br />
diesen Wandel weiter vorantreiben. Speziell<br />
für den Industriesektor hat die indische Regierung<br />
im Rahmen ihrer Digitalstrategie<br />
die Initiative Samarth/Udyog Bharat 4.0 ins<br />
Leben gerufen. Sie soll als Plattform für<br />
Unternehmen und Industrieverbände zur<br />
Entwicklung und Implementierung Lösungen<br />
für das Internet der Dinge (IoT) dienen.<br />
Ziel ist, die indische Fertigungsindustrie<br />
durch Demonstrationszentren für Industrie<br />
4.0 zu sensibilisieren. Derzeit gibt es vier<br />
Zentren im Land.<br />
Im Bereich IoT sind auch deutsche Player<br />
aktiv. So hat Siemens 2019 im südindischen<br />
Bangalore ein „Digital Experience and Application<br />
Center“ (DEX) eröffnet. In dem<br />
Showroom werden Industrie-4.0-Lösungen<br />
speziell für den Einsatz in Werkzeugmaschinen<br />
präsentiert. Simuliert werden dort Drehen<br />
und Fräsen, um optimale Ergebnisse für<br />
Werkstück und Maschine. „Die Top-CNC-<br />
Maschinenbauer in Indien, die Dreh-, Fräsoder<br />
5-Achs Werkzeugmaschinen herstellen,<br />
profitieren vom DEX in Bangalore“, sagt<br />
Dominik Riehle, verantwortlich für die<br />
weltweiten DEX im Bereich Motion Control<br />
bei Siemens.<br />
Schwerpunkte verlagern sich auf das<br />
Thema Digitale Fabrik<br />
So nutzen die CNC-Hersteller das Center<br />
auch, um neue Sinumerik-Softwarestände<br />
zu validieren, oder um ihre mechanische<br />
und elektrische Konstruktion zu optimieren.<br />
Von Inbetriebnahme-, Service- oder Anwendungsspezialisten<br />
über Werkzeugmaschinenherstellern,<br />
Händlern und Endkunden –<br />
etwa Automobil, Aerospace, Formenbau –<br />
bis hin zu Ausbildern seien so gut wie alle<br />
Bereiche im Umfeld der CNC Sinumerik<br />
vertreten: „Wir sehen jedoch eine klare Verlagerung<br />
der Schwerpunkte auf das Thema<br />
Digitale Fabrik, in der Design, Planung, Arbeitsvorbereitung<br />
und Produktion optimiert<br />
werden, um den besten Produktionsprozess<br />
zu definieren und somit die gewünschten<br />
Zerspanungsergebnisse zu erhalten“, so<br />
Riehle. Er sei davon überzeugt, dass die Digitalisierung<br />
nicht ausschließlich für den<br />
großen Endkunden und Maschinenbauer<br />
Chancen birgt, sondern auch speziell für die<br />
kleinen und mittleren Unternehmen in Indien:<br />
„Siemens bietet daher modulare<br />
Digitalisierungskonzepte, möglichst reibungslos<br />
die Fertigungsebene mit der IT-<br />
Infrastruktur verbinden und erweitern.“<br />
Und das könnte entscheidend für die Zukunft<br />
sein. Durch die Coronakrise ist insbesondere<br />
Indiens Maschinenbauindustrie<br />
stark unter Druck geraten. Investitionen<br />
wurden zurückgehalten, die Nachfrage ging<br />
zuletzt gegen Null. Ebenso hat die Autoindustrie<br />
durch sinkende Nachfrage einen<br />
massiven Dämpfer erhalten. Zu den Profiteuren<br />
gehören auch in Indien der E-Commerce,<br />
IT und Telekommunikation. Digitale<br />
Lösungen dürften in Zukunft in Indiens<br />
Industrie noch mehr gefragt sein als vor der<br />
Pandemie. Industrie 4.0 kann jetzt schon als<br />
Krisengewinner betrachtet werden. •<br />
Oliver Schulz<br />
Freier Redakteur in Reinbek<br />
In seinem „Digital Experience and Application Center“ (DEX) in Bangalore zeigt Siemens<br />
Industrie-4.0-Lösungen für den Einsatz in Werkzeugmaschinen. Bild: Siemens<br />
Angesichts der Digitalisierung und der Einführung von Industrie 4.0 in der<br />
Fertigung wird Schulung großgeschrieben. Bild: Siemens<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 27
Mit KI passgenau zur digitalen Transformation<br />
Völlig neue Sicht<br />
aufs Unternehmen<br />
Digitalisierung | Eine standardisierte KI-Plattform für<br />
passgenaue Prozesse statt Systeme, die nur Standardprozesse<br />
abbilden können – mit diesem Ansatz<br />
verschafft Eagle Peak Firmenchefs eine völlig neue<br />
Sicht auf ihr Unternehmen.<br />
Das Bild eines Artikels in der „FAZ“ vom<br />
10. Juli 2019 zeigt einen wütend schreienden<br />
Ernst Prost. Der Inhaber und Geschäftsführer<br />
von Liqui-Moly bringt darin seine<br />
Wut nach einer ERP-Software-Umstellung<br />
zum Ausdruck und meint, dass „das schlimmer<br />
als Brexit, Trump und Handelskrieg“<br />
sei. Es solle endlich mal über ein Problem<br />
gesprochen werden, das auch andere Unternehmenschefs<br />
zur Weißglut treibe.<br />
„Liqui-Moly reiht sich ein in die „Digital<br />
fatal“-Riege prominenter Hersteller, zu<br />
denen auch Haribo, Otto, Revlon oder Lidl<br />
gehören“, sagt Dr. Reinhold Bareiß. Seit 20<br />
Jahren digitalisiert der CEO, Inhaber und<br />
Gründer der Schwäbisch Gmünder Unternehmensberatung<br />
Eagle Peak Unternehmen<br />
aller Größen und Sparten. Bareiß räumt mit<br />
zwei weit verbreiteten Mythen zur Digitalisierung<br />
auf: „Erstens funktioniert Digita -<br />
lisierung von der Stange nicht und ist ein<br />
Ammenmärchen. Und zweitens fällt bei diesem<br />
Thema nicht der IT die Rolle der Gestaltung<br />
zu.“<br />
Zwar würden die Begriffe ERP, KI,<br />
Industrie 4.0 oder Big Data in der IT verortet.<br />
„Doch die Digitalisierung setzt viel früher<br />
an, in der DNA eines Unternehmens,<br />
und erweitert diese“, so Dr. Bareiß. Den<br />
Erfolg einer digitalen Transformation eines<br />
Unternehmens sieht sein Beratungshaus<br />
nicht in einer Standardsoftware von der<br />
Stange, sondern vielmehr in einer mit Hilfe<br />
von KI passgenauen digitalen Firmenplattform,<br />
einem „digital twin“. „Dieser muss<br />
sämtliche Unternehmensprozesse bruchfrei<br />
abbilden können und zusätzlich prozessuale<br />
Innovationen ohne Weiteres zulassen. Kein<br />
marktgängiges Standardsystem ist heute dazu<br />
in der Lage“, meint der Digitalexperte.<br />
Digitalisierung ist Chefsache –<br />
Die IT bleibt zunächst außen vor<br />
Doch wer, wenn nicht die IT, ist denn nun<br />
bei der Digitalisierung erster Ansprechpartner?<br />
Für Dr. Reinhold Bareiß ist klar: „Der<br />
Transformationsprozess ist eine strategische<br />
Aufgabe. Er muss in der obersten Führungsebene<br />
des Unternehmens angesiedelt sein.<br />
Die IT bleibt zunächst komplett außen vor;<br />
sie muss umsetzen, wenn die Strategie verabschiedet<br />
ist und darf auf keinen Fall den<br />
Denkprozess behindern“.<br />
Ebenso müsse klar sein, dass die Transformation<br />
das gesamte Unternehmen erfassen<br />
muss. Brüche oder Doppeleingaben<br />
müssten in jedem Fall vermieden werden.<br />
„Erst dann führt Digitalisierung zu effizien-<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
news & management<br />
Der Prozess der digitalen<br />
Transformation ist eine<br />
strategische Aufgabe und<br />
muss in der obersten<br />
Führungsebene des Unternehmens<br />
angesiedelt<br />
sein. Bild: sdecoret/<br />
stock.adobe.com<br />
ten und transparenten Prozessen, die in jedem<br />
Unternehmen, ganz gleich ob klein,<br />
mittelständisch oder großes Industrieunternehmen<br />
der zentrale Schlüssel zum wirtschaftlichen<br />
Erfolg sind“, weiß Dr. Bareiß.<br />
Kunde wird zum „Digitalisierungs-<br />
Experten“ weitergebildet<br />
Das Team um den Eagle-Peak-Chef hat für<br />
die Erstellung des digitalen Masterplans<br />
und für die Umsetzung des Digitalisierungsprojektes<br />
eine grafische Methode entwickelt,<br />
die sich der visuellen Vorstellung und<br />
des klaren Menschenverstandes bedient.<br />
Damit bietet sie gerade für Mittelständler<br />
und nicht IT-affine Führungskräfte die<br />
attraktive und unabdingbare Möglichkeit,<br />
wirklich alles im Detail zu verstehen und<br />
das Digitalisierungsprojekt in jeder Phase<br />
auch inhaltlich führen zu können.<br />
Alte Geschäftsmodelle der IT-Branche ohne<br />
Grundlage dafür bildet eine grafische Zukunftsperspektive<br />
Modellierungsmethode, die völlig in der Standardsystemhersteller seien auf Global<br />
analogen Welt verankert ist und sich deren Eagle nicht besonders gut zu sprechen,<br />
Vorstellung bedient. Das Geniale daran ist, meint der CEO, und weiß auch warum: Klaus Peter Betz<br />
dass sich die verwendeten Modellbilder 1:1 „Unsere KI-Plattform ist die Disruption Journalist in Schwäbisch Gmünd<br />
ohne Verlust in die digitale Welt transformieren<br />
lassen. Eagle Peak bildet damit Mitarbeiter<br />
zu „Digitalisierungs-Experten“<br />
”<br />
weiter und baut umfassendes Know-how<br />
direkt beim Kunden auf. Die Unternehmer<br />
Digitalisierung von der Stange<br />
erhalten eine völlig neue Sicht auf ihr Unternehmen<br />
und sind oftmals über die Abläufe,<br />
funktioniert nicht und ist ein<br />
Defizite und die – teilweise unnötige – Komplexität<br />
in ihrem eigenen Unternehmen<br />
Ammenmärchen.“<br />
Dr. Reinhold Bareiß, Gründer und CEO von Eagle Peak<br />
überrascht.<br />
„Unsere Methodik ist insbesondere für<br />
Mittelständler hoch attraktiv, weil diese per-<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 29<br />
sonell in der Regel nicht mit frei gestellten<br />
Digitalisierungsteams aufwarten können.<br />
Stattdessen stellen wir einen schnellen<br />
Know-how-Transfer, hohe Transparenz in<br />
jeder Phase und die Finanzierbarkeit des<br />
Projekts sicher“, sagt Dr. Bareiß.<br />
Standardisierte KI-Plattform für<br />
passgenaue Prozesse<br />
Sein Unternehmen hat mit Global Eagle eine<br />
hochgradig standardisierte KI-Plattform<br />
entwickelt, die alle Bedürfnisse der Kunden<br />
in passgenauen Prozessen abbilden kann.<br />
„Standardsysteme arbeiten mit vorgegebenen<br />
Standardprozessen, nach denen der<br />
Kunde arbeiten muss. Ergo muss sich der<br />
Kunde der Software anpassen. Das ist bei<br />
Global Eagle genau nicht der Fall,“ betont<br />
Dr. Bareiß. „Wir füttern unsere KI-Plattform<br />
mit der gemeinsam mit dem Kunden<br />
erarbeiteten ‚formalen Version‘ des digitalen<br />
Masterplans. Und zwar per einfacher Konfiguration,<br />
ohne eine Zeile Programmcode.<br />
Dieses Konfigurations-Know-how legen wir<br />
auch offen und bilden unsere Kunden darin<br />
aus.“<br />
Global Eagle, sagt Bareiß, ersetze dabei<br />
ERP-, CRM- oder PIM-Insellösungen, wie<br />
sie heute üblich sind. „Die Anwender selbst<br />
nehmen, unterstützt durch die Berater von<br />
Eagle Peak, die Rolle eines Digitalisierungs-<br />
Experten ein und erleben interaktiv die digitale<br />
Transformation des eigenen Unternehmens.<br />
Dabei entdecken sie selbst den Weg<br />
vom einfachen Prozess zum ,digital twin‘<br />
ihres Unternehmens mittels unserer Plattform“,<br />
erläutert der Eagle Peak-Chef.<br />
„Anwender erleben interaktiv die digitale<br />
Transformation ihres Unternehmens“, sagt<br />
Eagle-Peak-Chef Dr. Reinhold Bareiß mit<br />
Blick auf sein Konzept. Bild: Eagle Peak<br />
eines seit Jahrzehnten bewährten Geschäftsmodells<br />
der IT-Branche. Aber ich bin mir sicher,<br />
dass diese alten Geschäftsmodelle der<br />
IT-Branche keine Zukunft haben werden,<br />
weil die Kunden nicht mehr bereit sind, für<br />
das verursachte Chaos anderer die extremen<br />
Folgekosten zu übernehmen.“<br />
Dass es anders gehen kann, hat Dr. Reinhold<br />
Bareiß mit seiner KI-Plattform Global<br />
Eagle bereits vielfach unter Beweis gestellt.<br />
Im Portfolio der Nutzer findet sich Europas<br />
führender Dienstleister für die zerstörungsfreie<br />
Werkstoffprüfung genauso wie ein Spezialist<br />
für die Montage von Fahrzeugglas,<br />
ein Hersteller und Händler für Pulverlacke<br />
oder der weltweit führende Entwickler und<br />
Hersteller von selektiven Zonenkühlsystemen<br />
für Flachband-Walzanlagen. •
news & management<br />
bvik-Experten informieren über Marketing Automation<br />
Eine Kampagne<br />
in drei Schritten<br />
Marketingprozesse | Marketing Automation eröffnet<br />
Industrieunternehmen vielfältige Möglichkeiten, Interessenten<br />
und Kunden individuell mit passgenauen<br />
Botschaften anzusprechen – und das alles ganz automatisch.<br />
Marketing Automation<br />
unterstützt die Kundenkommunikation<br />
von<br />
Industrieunternehmen.<br />
Bild: stanciuc/<br />
stock.adobe.com<br />
Die ohnehin komplexe und teils langwierige Customer<br />
Journey von B2B-Entscheidern verlagert sich zunehmend<br />
ins Internet, was Industrieunternehmen erheblich<br />
unter Druck setzt. Dabei ist es entscheidend, als Unternehmen<br />
frühzeitig im Entscheidungsprozess berücksichtigt<br />
zu werden sowie diesen durch Maßnahmen, die gezielt<br />
und individuell auf den potenziellen Kunden abgestimmt<br />
sind, zu begleiten und zu steuern. Hier setzt<br />
Marketing Automation mit einem entsprechenden Tool<br />
an. Dieses macht Interessenten und Kunden anhand<br />
ihrer Profildaten und ihres Klick- und Leseverhaltens<br />
analysierbar. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen<br />
lassen sich Botschaften personalisieren sowie relevante<br />
Inhalte erstellen – und automatisiert ausspielen.<br />
Marketing Automation im Industriebetrieb einführen<br />
Um Marketing Automation in einem Industrieunternehmen<br />
zu etablieren, ist es nicht ratsam, mit der Technologie<br />
zu starten, sondern besser mit den Prozessen. Im<br />
Detail: Bei der als Technologiepfad bezeichneten Herangehensweise<br />
geht es um die Automatisierung bestehender<br />
Prozesse mithilfe einer passenden Software – mit<br />
anschließender Optimierung und Effizienzsteigerung<br />
der Abläufe. Bei der Einführung von Marketing Automation<br />
auf dem „Prozesspfad“ hingegen gilt es, zunächst<br />
die Prozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten.<br />
Daran anschließend erfolgt deren Umsetzung<br />
durch ein Automatisierungstool. Das ist nicht nur effektiver,<br />
sondern auch ressourcenschonender. Denn erst,<br />
wenn das Ziel von Prozessen und Maßnahmen klar ist,<br />
lassen diese sich wirkungsvoll und effizient durchführen.<br />
Dies gilt auch für jede einzelne Kampagne, die sich<br />
dank Marketing Automation zielgerichtet kreieren und<br />
umsetzen lässt. In nur drei Schritten gelingt es, eine automatisierte<br />
Kampagne an den Start zu bringen.<br />
Schritt 1: Kampagne zielgerichtet konzipieren<br />
Zunächst müssen sich die betroffenen Abteilungen, wie<br />
Marketing und Vertrieb, auf ein gemeinsames Ziel der<br />
Kampagne verständigen. Dieses – etwa Leads zu generieren<br />
und zu qualifizieren oder aber auch Cross- und<br />
Upselling-Potenziale bei Bestandskunden zu erschließen<br />
– bestimmt die Ausgestaltung der Kampagne. Wichtig<br />
hierbei ist, auch zu formulieren, wo genau der Zielpunkt<br />
für den jeweiligen Interessenten oder Kunden<br />
liegt: Ist es das Herunterladen bestimmter Contents, der<br />
Anruf beim Vertrieb oder die Anforderung einer Demo-<br />
Version beziehungsweise Produktprobe? Gemeinsam<br />
gilt es nun, die notwendigen Schritte festzulegen, die es<br />
braucht, um dieses Ziel zu erreichen:<br />
• Wie verläuft der Entscheidungsprozess typischerweise?<br />
• Was hilft dem Kunden oder Interessenten bei seiner<br />
Entscheidung?<br />
• Welche Informationen benötigt er wann?<br />
Die Kampagne sollte an einer Pinnwand oder einem<br />
Whiteboard visualisiert werden. Dies ermöglicht es, einzelne<br />
Elemente so lange zu verschieben und zu variieren,<br />
bis das gewünschte Ergebnis als Roadmap vorliegt.<br />
Zudem haben alle stets vor Augen, worum es dem<br />
Unternehmen dabei geht.<br />
Schritt 2: Aufbau der Kampagne sorgfältig<br />
modellieren<br />
Wenn das Ziel und der Weg dorthin klar sind, gilt es, die<br />
Kampagne im Detail zu modellieren – und zwar so, wie<br />
ein Interessent oder Kunde sie durchlaufen kann. Die<br />
Verlaufsmöglichkeiten innerhalb der Kampagne müssen<br />
durchgespielt und auf Vollständigkeit und Logik überprüft<br />
werden.<br />
• Welche Auslöser gibt es für welche Maßnahme (zum<br />
Beispiel Mailing)?<br />
• Wie viele Stufen in welchem Abstand braucht es bis<br />
zum Kampagnenziel?<br />
• Bedarf es unterschiedlicher Kampagnenstränge, je<br />
nach Verhalten des Empfängers?<br />
• Wann und warum sollte eine Kampagne enden?<br />
• Welcher Content in welchem Format (etwa E-Mail,<br />
Use Case, Whitepaper oder Video) ist erforderlich?<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Für diesen Schritt sollte ausreichend Zeit eingeplant<br />
werden. Denn wer die Kampagne zunächst sorgfältig<br />
plant, erspart sich den Aufwand, Änderungen während<br />
oder nach der technischen Umsetzung vornehmen zu<br />
müssen.<br />
bvik-Whitepaper<br />
„Marketing Automation“<br />
Im neuen Whitepaper, das der bvik in Zusammenarbeit mit SC-<br />
Networks erstellt hat, erfahren Industrie-Marketer, wie Marketing-<br />
Automation-Projekte erfolgreich umgesetzt werden können. Das<br />
Whitepaper erscheint Ende Juni und steht bvik-Mitgliedern kostenfrei<br />
zur Verfügung unter: https://bvik.org/themen-und-tools/, Nicht-<br />
Mitglieder erhalten es auf Anfrage bei der bvik-Geschäftsstelle unter:<br />
geschaeftsstelle@bvik.org<br />
Schritt 3: Kampagne im System umsetzen,<br />
testen und Erfolge sichtbar machen<br />
Ist die Konzeptionsphase weitestgehend erfolgreich abgeschlossen<br />
und sind alle Elemente erstellt, wie zum<br />
Beispiel Mailing-Texte, Download-Contents, Landingpages<br />
und Formulare für den Download, kann die Kampagne<br />
im Marketing-Automation-Tool umgesetzt werden.<br />
Ein Abgleich mit dem Whiteboard oder der Pinnwand<br />
hilft dabei, nichts zu übersehen. Es sollten unbedingt<br />
relevante Key Performance Indicators (KPIs), wie<br />
Absprungraten, Conversion Rate, Öffnungs- und Klickraten,<br />
definiert werden. Anhand derer lassen sich die<br />
einzelnen Elemente und die Kampagne insgesamt im<br />
Hinblick auf die Zielstellung bewerten. Mit der technologisch<br />
aufgebauten Kampagne sind mehrere Testläufe<br />
entlang der unterschiedlichen Kampagnenstränge erforderlich.<br />
Verläuft alles planmäßig und fehlerfrei, steht<br />
dem Kampagnenstart nichts mehr im Weg.<br />
Fazit: Marketing Automation ist ein Prozess, der<br />
unternehmensweit für Veränderungen sorgt: Nicht nur<br />
Marketing- und Vertriebsprozesse lassen sich dadurch<br />
effizienter gestalten, sondern auch die gesamte Kundenkommunikation<br />
auf ein höheres Level heben. Dabei<br />
sollte die erste Kampagne nicht mit der Erwartung entstehen,<br />
sie müsse möglichst umfassend und bis ins<br />
kleinste Detail perfekt sein. Besser ist es, mit kleinen<br />
Kampagnen, einfachen Logiken und wenigen Stufen zu<br />
starten. Je mehr Kampagnen ein B2B-Unternehmen<br />
erfolgreich umsetzt, desto steiler gestaltet sich die Lernkurve<br />
und desto eher lässt sich die Komplexität der<br />
Kampagnen problemlos steigern. •<br />
Martin Philipp<br />
Geschäftsführer von Evalanche / SC-Networks GmbH<br />
und Fördermitglied des bvik<br />
Marketing Automation<br />
hilft dabei, Kunden und<br />
Interessenten in jeder<br />
Phase ihrer Customer<br />
Experience die passen den<br />
Inhalte zu liefern.<br />
Bild: SC-Networks<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 31
technik & wissen<br />
In Deutschland steht 5G<br />
hoch im Kurs als Wirless-<br />
Technologie für die<br />
Fabrik: Seit Ende 2019<br />
vergibt die Bundesnetzagentur<br />
Lizenzen für<br />
Campus-Netze. In den<br />
USA hingegen hat WLAN<br />
Rückenwind erhalten –<br />
durch den neuen Standard<br />
Wifi 6, für den die<br />
FCC das 6-Gigahertz-<br />
Frequenzband für die<br />
lizenzfreie Nutzung geöffnet<br />
hat. Bild: sdecoret/<br />
stock.adobe.com<br />
5G oder Wifi 6 – wer macht das Rennen in der Fabrik?<br />
Wettlauf der<br />
Wireless-Technologien<br />
Digitale Fabrik | Die ersten Unternehmen in Deutschland sind<br />
derzeit dabei, private 5G-Netze aufzubauen. Die digitale und<br />
flexible Fabrik rückt damit näher. Doch ist WLAN damit noch<br />
längst nicht auf dem Abstellgleis: Der neue Standard Wifi 6<br />
verspricht ebenfalls hohe Geschwindigkeiten. ❧ Sabine Koll<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Der Wettlauf um den künftigen Wireless-Standard für<br />
die Produktion scheint eröffnet: Seit einem guten halben<br />
Jahr vergibt die Bundesnetzagentur sogenannte Block -<br />
lizenzen für lokale 5G-Campusnetze. Das heißt, Unternehmen<br />
können Lizenzen beantragen und erhalten dann<br />
ein exklusives Frequenzband für die eigenen Grundstücke<br />
zugeteilt. Die ersten deutschen Unternehmen – wie<br />
etwa Lufthansa Technik, Daimler, VW, Audi oder Rittal<br />
– haben dies bereits getan und erproben seitdem die<br />
5G-Technik und entsprechende Anwendungsfälle.<br />
Kurz zuvor, im September 2019, hatte sich auch die<br />
WLAN-Fraktion zu Wort gemeldet: Die Wi-Fi Alliance<br />
eröffnete offiziell das Zertifizierungsprogramme für Geräte,<br />
die den neuen Wifi-6-Standard unterstützen. Und<br />
Ende April hat nun die US-amerikanische Regulierungsbehörde<br />
FCC die Öffnung des 6-Gigahertz-Frequenzbands<br />
für die lizenzfreie Nutzung durch WLAN beschlossen.<br />
Damit steht der Datenübertragung per<br />
WLAN in den USA künftig das Fünffache an Frequenzspektrum<br />
zur Verfügung.<br />
„Mit der beschlossenen Aufstockung des WLAN-<br />
Spektrums um rund 1200 MHz (5925–7125 MHz)<br />
innerhalb des 6 GHz-Bands verleihen die USA Wifi 6 einen<br />
immensen Leistungsschub“, lobt Ralf Koenzen, Geschäftsführer<br />
des in Würselen angesiedelten Netzwerkausrüsters<br />
Lancom, den Vorstoß der USA. „Als Wifi 6E<br />
(Enhanced), so die offizielle Bezeichnung, zieht WLAN<br />
im 6-GHz-Band in puncto Übertragungsraten und<br />
Latenzzeiten mit dem Mobilfunkstandard 5G gleich.<br />
Daraus ergeben sich völlig neue Einsatzszenarien.“<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 33
technik & wissen<br />
Deshalb ist 5G für deutsche Unternehmen kein Thema<br />
Wir setzen auf andere Technologien<br />
70%<br />
Wir setzen auf WLAN<br />
69%<br />
Wir sehen darin keinen Mehrwert<br />
57%<br />
Wir wollen erstmal die kommende<br />
Frequenzversteigerung abwarten<br />
41%<br />
Wir haben dafür kein Budget<br />
32%<br />
0% 20%<br />
40%<br />
60%<br />
80%<br />
Basis: Industrieunternehmen, für die 5G aktuell kein Thema ist (n=276) Mehrfachnennungen möglich<br />
Rund 500 deutsche Unternehmen hat der IT-Branchenverband Bitkom vor einem Jahr zu 5G befragt. Das Ergebnis war ernüchternd: 50 %<br />
schätzten die Relevanz des neuen Standards als unwichtig für sich ein. Die Mehrheit davon setzt auf andere Technologien; und dazu gehört auch<br />
WLAN. Für Unternehmen, die mit 5G planen, ist vor allem die Vernetzung von Produktionsanlagen attraktiv. Grafik: Bitkom Research<br />
Das Campus-Netz im Werk von BMW in Leipzig basiert derzeit<br />
noch auf dem LTE-Standard. Bild: Deutsche Telekom<br />
Tatsächlich verspricht Wifi 6 eine ähnliche Performance<br />
wie 5G: Wifi 6 schraubt die maximal mögliche<br />
Download-Übertragungsrate im Vergleich zum heutigen<br />
WLAN-Standard auf maximal 9600 MBit/s. Damit liegt<br />
Wifi 6 fast exakt auf gleichem Level wie 5G. Auch hinsichtlich<br />
Latenzzeiten, also Verzögerung, nehmen sich<br />
die beiden Standards nichts: Bei Wifi 6 werden weniger<br />
als 2 ms, bei 5G sogar bis zu unter 1 ms angegeben. Damit<br />
eignen sich beide für Echtzeitanwendungen, wie sie<br />
in der Fabrik gefordert sind.<br />
Wifi 6 wird damit einige Nachteile heutiger WLANs<br />
in der Fabrik überwinden, wo überlappende Netze an<br />
der Tagesordnung sind. „Da das 2,4-Gigahertz-Band<br />
bereits überlastet ist und der Übergang zum 5-Gigahertz-Band<br />
immer mehr zunimmt, beeinträchtigen Interferenzen<br />
von benachbarten Geräten die Leistung erheblich,<br />
verringern den Gesamtdurchsatz, erhöhen die<br />
Latenzzeit und die Fehlerhäufigkeit und verringern<br />
letztlich den Stromverbrauch und die Zuverlässigkeit“,<br />
stellt das Beratungsunternehmen Deloitte in einer aktuellen<br />
Studie fest. „Die Leistung kann nicht mehr durch<br />
das Hinzufügen weiterer Hotspots verbessert werden,<br />
was die Wahrscheinlichkeit von Interferenzen und Kollisionen<br />
nur noch erhöht.“<br />
34 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Doch bis Wifi 6 hierzulande einsatzbereit ist, wird<br />
noch etwas Zeit vergehen. Denn die Regulierungsbehörden<br />
in Europa müssen dem neuen Drahtlos-Standard<br />
erst noch den Weg ebnen. So arbeitet die Europäische<br />
Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation<br />
(CEPT) an harmonisierten technischen Bedingungen<br />
für die Zulassung von WLAN im 6-Gigahertz-<br />
Band. Dabei werden die Nutzungsbedingungen wie zulässige<br />
Sendeleistung und das zu nutzende Frequenzband<br />
festgelegt. Sobald dies geschehen ist, folgt die Umsetzung<br />
in nationales Recht und damit dann auch die<br />
Zulassung des erweiterten WLANs in Deutschland.<br />
Freigabe von Wifi 6 könnte in Deutschland<br />
im Frühjahr 2012 erfolgen<br />
Einen konkreten Termin für diese Umsetzung nennt die<br />
Bundesnetzagentur noch nicht. Koenen rechnet aber mit<br />
einer Freigabe im Frühjahr kommenden Jahres: „Allerdings<br />
wird es diesseits des großen Teichs kein so breites<br />
Zusatzspektrum wie in den USA geben“, so der Lancom-Geschäftsführer.<br />
Geplant seien etwa 500 MHz<br />
(5925–6425 MHz), während in den USA rund<br />
1200 MHz freigegeben wurden. Der Vorteil von Wifi 6:<br />
Hierfür sind keine Lizenzen notwendig.<br />
Allerdings können auch private 5G-Campusnetze<br />
heute noch nicht ihre vollen Möglichkeiten ausspielen,<br />
denn die Features, welche die großen Vorteile für die Fabrikautomatisierung<br />
versprechen, stehen erst mit Release<br />
16 zur Verfügung. Und diese Version will die internationale<br />
Standardisierungsorganisation 3GPP im Juni<br />
2020 veröffentlichen, so der Plan. Das heißt, die aktuellen<br />
5G-Campusnetze arbeiten noch mit dem aktuellen<br />
LTE-Standard.<br />
Tausende Messwerte pro Sekunde.<br />
Schnell. Präzise. Prozesssicher.<br />
LC50-DIGILOG.<br />
iMit dem neuen Leitfaden<br />
5G-Campusnetze<br />
bietet das Bundesministerium<br />
für<br />
Wirtschaft und Energie<br />
(BMWI) vor allem<br />
kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen<br />
eine wichtige<br />
Orientierungshilfe<br />
zur Frage eines Netzbetriebs.<br />
Angesprochen<br />
sind dabei insbesondere<br />
das produzierende<br />
Gewerbe<br />
und die Logistikbranche.<br />
Download-Link:<br />
http://hier.pro/0p843<br />
www.blum-novotest.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 Fertigungsmesstechnik Made in Germany 35
technik & wissen<br />
Wifi 6 und 5G im Schnellcheck<br />
Verfügbarkeit Zertifizierung finalisiert im 3. Quartal 2019 Finalisierung des Release 16 Standards im Juni<br />
2020; erste Kommerzialisierung erwartet ab 2021<br />
Geschwindigkeit Bis zu 9,6 Gigabit pro Sekunde Bis zu 10 Gigabit pro Sekunde in der ersten Phase<br />
Dichte Entwickelt ursprünglich für das Büro- und 1 Millionen Verbindungen pro Quadratkilometer<br />
Heimumfeld. Verbesserungen für<br />
Umgebungen mit vielen IoT-Geräten um<br />
den Faktor 4 gegenüber vorherigem<br />
Standard<br />
Mobilität Entwickelt für feste Lokationen Roaming von privaten zu öffentlichen Netzen<br />
möglich. Handover erfolgt bei hoher<br />
Geschwindigkeit (500 km/h)<br />
Latenz und Verlässlichkeit Weniger als 100 Millisekunden, aber kann Ultra Reliable und Low Latency Communications:<br />
keine hohe Latenz mit hoher<br />
Bei privaten Netzen Latenzen im<br />
Verlässlichkeit garantieren, wenn die<br />
Submillisekundenbereich sowie eine<br />
Datenlast wächst<br />
Verlässlichkeit von 99,9999 Prozent<br />
Frequenzbereich 2,4 GHz und 5 GHz zu Beginn, Lizenziertes und unlizenziertes Spektrum, 600 Mhz<br />
Ausweitung auf 1 GHz und 6 GHz<br />
bis Millimeter-Wave (24-29 GHz und 37-43 GHz)<br />
5G und Wifi 6 haben beide ihre Berechtigung in der Fabrik, wie der Vergleich von Deloitte zeigt. Grafik: Deloitte<br />
Nichts überstürzen<br />
Zu den Features, die Release 16 mit sich bringt,<br />
gehören wie schon angesprochen Geschwindigkeit und<br />
Latenz. Dazu muss man noch wissen, dass die Latenz in<br />
einem privaten 5G-Netz sogar noch geringer sein kann<br />
als in öffentlichen Netzen, nämlich dann, wenn sich<br />
der Kern Netzes vor Ort befindet, alle Daten also lokal<br />
verarbeitet werden. „Hingegen bringt eine die Offsite-<br />
Verarbeitung eine zusätzliche Verzögerung mit sich –<br />
Für viele kleine und mittlere Unternehmen gibt<br />
es aktuell noch keine zwingenden Gründe, 5G<br />
zu implementieren. Abwarten ist in dem Fall die<br />
Devise. Denn: Das für die Industrie relevante<br />
Release 16 ist noch nicht verfügbar, die Kosten<br />
für die Komponenten werden sinken, und aus<br />
den Erfahrungen der 5G-<br />
Vorreiter lässt sich lernen.<br />
Wenn im kommenden Jahr<br />
auch Wifi 6 in Deutschland<br />
zur Verfügung steht, lohnt<br />
sich eine Neubewertung.<br />
Sabine Koll<br />
Redaktion <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
vielleicht einige Millisekunden, wenn sie in einer Edge-<br />
Cloud erfolgt, und einige zehn Millisekunden, wenn sie<br />
über ein entfernteres Rechenzentrum erfolgt, wenn also<br />
die Daten zum externen Standort und zurück reisen“,<br />
erklärt Paul Lee, Global Head of Research für die Technologiebranche<br />
bei Deloitte.<br />
Ein weiterer Pluspunkt von Release 16 ist für ihn die<br />
die Zuverlässigkeitsrate von 99,9999 %. Diese Rate impliziert<br />
eine erwartete Ausfallzeit von nur fünf Minuten<br />
pro Jahr. Dies entspricht der Leistung von Ethernet-<br />
Netzwerken. „Eine noch höhere Zuverlässigkeit für unternehmenskritische<br />
Prozesse kann in einem 5G-Netz<br />
selektiv partitioniert werden, wobei die Benutzer die<br />
von verschiedenen Netzsegmenten bereitgestellte<br />
Dienstqualität spezifizieren können“, so Lee.<br />
Metallobjekte können 5G-Signale<br />
nicht mehr blockieren<br />
Mit Release 16 werde 5G außerdem das sogenannte<br />
5G-Comp-Verfahren ermöglichen. Die Abkürzung<br />
Comp steht für Cooperative Multi-Point und bedeutet,<br />
dass Daten über einen alternativen Pfad gesendet werden,<br />
wenn zum Beispiel Metallobjekte wie Krane oder<br />
Förderbänder den Weg eines 5G-Signals blockieren.<br />
„Mehrere Sender schaffen redundante Pfade zum Empfänger,<br />
wodurch sichergestellt wird, dass das Paket erfolgreich<br />
zugestellt wird“, sagt Lee.<br />
Auch eine massive Dichte von Sensoren wird erst mit<br />
Release 16 möglich sein: Während 4G-Netze maximal<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
100.000 Geräte pro Quadratkilometer unterstützen,<br />
lassen sich mit 5G dann bis zu 1 Million Sensoren anschließen.<br />
Experten erwarten allerdings, dass Unternehmen in<br />
Zukunft beide Technologien für ihre privaten Netzwerke<br />
nutzen werden: „WLAN und 5G als direkte Wettbewerber<br />
zu betrachten, wäre eine übermäßige Vereinfachung<br />
der Zusammenhänge in diesem komplexen<br />
Markt“, stellt Ian Goetz klar, Chief Architect for Mobile<br />
beim Netzwerkausrüster<br />
Juniper. Der Telecom-Provider<br />
Liquid Telecommunications<br />
geht nach Aussagen von<br />
Andrew Alston, Leiter IP Strategie,<br />
nicht davon aus, „dass<br />
5G jemals ein Ersatz für<br />
WLAN oder Glasfaser-Festnetze<br />
werden wird. Die Gründe<br />
dafür sind Kosten und<br />
Kontrolle.<br />
Sudheer Matta, Head of<br />
Products bei der Juniper-<br />
Tochter Mist, differenziert:<br />
„WLAN ist beispielsweise<br />
entscheidend für die Ausweitung<br />
der Abdeckung auf Innenräume,<br />
die von 5G nicht<br />
gut versorgt werden können.<br />
Mit WLAN lässt sich höhere<br />
Kapazität zu geringeren Kosten<br />
bereitstellen, weshalb einige<br />
Serviceprovider planen, in<br />
Bereichen hoher Nutzerdichte<br />
und/oder schwer zugänglichen<br />
Bereichen 5G durch<br />
WLAN zu entlasten.“<br />
Auch Deloitte-Experte Lee<br />
sieht zunächst ein Nebeneinander<br />
beider Technologien:<br />
„Der Einsatz von Wifi ist im<br />
Vergleich zu 5G schnell, einfach<br />
und billig, was es zu<br />
einer attraktiven Wahl macht,<br />
wenn Geschwindigkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit im Vordergrund<br />
stehen.“ Dennoch ist er<br />
sich sicher: „Dank der Spezifikationen<br />
in Release 16 hat 5G<br />
das Potenzial, sich in den<br />
nächsten zehn bis 20 Jahren<br />
zur weltweit vorherrschenden<br />
LAN- und WAN-Technologie<br />
zu entwickeln, insbesondere<br />
bei Neubauten von Fabriken,<br />
Häfen oder Campus auf der<br />
grünen Wiese.“ •<br />
Ein Beispiel für den<br />
Einsatz von 5G in der<br />
Produktion sind tragbare<br />
und mobile Bedienpanels,<br />
mit denen sich Mitarbeiter<br />
vor Ort flexibel auf<br />
verschiedene Anlagen<br />
und Maschinen aufschalten<br />
können. Bild: Bosch<br />
Fortschrittmacher.<br />
Digitalisierung.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 37
technik & wissen<br />
Forschungs-Campus zeigt den Nutzen von 5G für die vernetzte Produktion<br />
In Echtzeit auf<br />
eine neue Stufe<br />
Industrie 4.0 | Am 5G-Industry Campus Europe untersuchen<br />
Aachener Forscher, welchen Nutzen 5G im<br />
praktischen Produktionsalltag bringt. Dazu heben sie<br />
acht Musteranwendungen definiert. ❧ Mona Willrett<br />
„5G spielt seine Vorteile<br />
vor allem in komplexen<br />
und anspruchsvollen Fertigungsumgebungen<br />
aus“,<br />
sagt IPT-Forscher Niels<br />
König. Bild: IPT<br />
„Wir wollen den Nutzen von 5G an konkreten<br />
Anwendungsfällen sichtbar machen“,<br />
sagt Niels König. Es gehe darum, potenzielle<br />
Anwender in der Produktion von den Möglichkeiten<br />
zu überzeugen, die der neue<br />
Mobilfunkstandard ihnen bietet, so der Abteilungsleiter<br />
für Produktionsmesstechnik<br />
am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie<br />
IPT in Aachen weiter.<br />
In einem der ersten europäischen 5G-<br />
Forschungsnetze untersuchen und erproben<br />
die Wissenschaftler neue Ein satzfelder des<br />
Mobilfunkstandards in der Produktion praxisnah.<br />
Gemeinsam mit Spezialisten von<br />
Der 5G-Funkstandard ermöglicht es, Prozessdaten mit<br />
kurzen Latenzzeiten zu übertragen und mit ihrer Hilfe<br />
Fertigungsabläufe in Echtzeit zu optimieren. Bild: IPT<br />
Ericsson bauen sie eine standortübergreifende<br />
Infrastruktur auf, mit der sich unterschiedliche<br />
Anwendungen in einem industrienahen<br />
Umfeld testen lassen. „Hier entsteht<br />
die Zukunft für eine innovative Produktion“,<br />
betont König, der das Projekt koordiniert.<br />
Zum Projektkonsortium gehören<br />
neben dem IPT, das die Leitung übernommen<br />
hat, auch das Forschungsinstitut für<br />
Rationalisierung (FIR), das Werkzeugmaschinenlabor<br />
WZL und das IT-Center der<br />
RWTH Aachen.<br />
Der neue Mobilfunkstandard bringt<br />
wichtige Grundvoraussetzungen für eine<br />
vernetzte, adaptive Produktion mit: Kurze<br />
Latenz en unter 1 ms, hohe Datenübertragungsraten<br />
von bis zu 10 Gbit/s und die<br />
Möglichkeit, in eng abgesteckten Funkzellen<br />
zahl reiche Geräte gleichzeitig betreiben zu<br />
können. Das eröffnet die Möglichkeit, Maschinenzustände<br />
und Prozessabweichungen<br />
in Echtzeit zu erfassen, um selbst sensible<br />
Bauteile prozesssicher, schnell und in höchster<br />
Qualität zu fertigen. Außerdem lassen<br />
sich anspruchsvolle Prozesse flexibel an sich<br />
ändernde Anforderungen anpassen, was<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
wiederum hilft, die Fertigungskosten erheblich<br />
zu reduzieren.<br />
Seit Mitte Mai funkt das Netz des<br />
„5G-Industry Campus Europe“. Mit 19<br />
Antennen deckte es eine Fläche von knapp<br />
1 km 2 des Campus Melaten sowie insgesamt<br />
7000 m 2 Hallenfläche der beteiligten Institute<br />
ab. Neben der Hardware und den baulichen<br />
Maßnahmen umfasste der Aufbau<br />
des Forschungsnetzes auch das Definieren<br />
und Umsetzen konkreter Anordnungsfälle,<br />
so genannter Use Cases.<br />
Inzwischen sind am Campus Melaten<br />
vier Indoor-Netze in Betrieb, und die Forscher<br />
sind dabei, acht Use Cases mit direktem<br />
Praxisbezug umzusetzen. „So haben wir<br />
etwa im Bereich der kabellosen Sensorik<br />
einen Körperschall-Sensor entwickelt, der<br />
den Kontakt des Werkzeugs mit dem Material,<br />
einen Verschleiß des Werkzeugs oder<br />
dessen Bruch erkennt und gegebenenfalls<br />
einen sofortigen Stopp der Vorschubachsen<br />
auslösen kann“, erläutert König.<br />
In einem zweiten Use Case entsteht eine<br />
multisensorische Plattform, die mehrere<br />
Sensorgestützte Naviga -<br />
tion via 5G im Closed<br />
Loop hebt die Prozess -<br />
sicherheit in der kollaborativen<br />
Robotik auf eine<br />
neue Stufe. Bild: Paperplane<br />
Productions<br />
Größen aufnimmt und verarbeitet. Unter<br />
anderem können Aufnehmer von Beschleunigungen,<br />
Schnittkräften, Temperaturen,<br />
Drehmomenten oder ein Mikrofon angeschlossen<br />
werden. Die Plattform versieht die<br />
Informationen mit einem Zeitstempel, verarbeitet<br />
die Daten vor und überträgt sie via<br />
5G. Die Sensoren können auf dem Bauteil<br />
oder an einer Palette befestigt werden und<br />
so mit dem Werkstück durch die Produktion<br />
wandern. Auf diese Weise ist es möglich, alle<br />
relevanten Einflussgrößen entlang der Prozesskette<br />
aufzuzeichnen – eine wichtige<br />
Voraussetzung fürs Erstellen von digitalen<br />
Zwillingen individueller Bauteile und damit<br />
ein entscheidender Beitrag für KI-Anwen-<br />
dungen. Neben dem Prozessmonitoring<br />
lässt sich die Plattform zum Condition<br />
Monitoring von Maschinen einsetzen,<br />
wobei sich die erforder lichen Systeme aufgrund<br />
der drahtlosen Datenübertragung<br />
einfach nachrüsten lassen.<br />
Der erste Kontakt zwischen dem IPT<br />
und Ericsson kam 2017 zustande. „Im<br />
März 2018 entstand ein erstes Testfeld in<br />
unserer Maschinenhalle“, berichtet König.<br />
Dort entwickelten und testeten die Forscher<br />
unter anderem einen kabellosen Vibrationssensor<br />
für die Bliskfertigung. Dabei habe<br />
sich rasch gezeigt, dass ein interdiszipli -<br />
närer Ansatz nötig ist, um die Potenziale<br />
von 5G voll auszuschöpfen. „Weil wir dazu<br />
Modulares Sensor-Cloud-System<br />
Architektur und Informationsflüsse eines im Projekt 5GSensPro entwickelten modularen Sensor-Cloud-Systems. Bild: IPT<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 39
technik & wissen<br />
die Expertise verschiedener Fachbereiche<br />
und mehrerer Institute benötigten, hatten<br />
wir schnell die Idee, ein campusweites Netz<br />
aufzubauen“, berichtet König. „Wir erarbeiteten<br />
ein Konzept und stellen es beim<br />
BMVI vor, dem Bundesministerium für Verkehr<br />
und digitale Infrastruktur.“ Die Förderzusage<br />
für den „5G-Industy Campus<br />
Europe“ sei dann schon etwa ein Jahr<br />
später, im Oktober 2019, erteilt worden –<br />
Im Innenbereich nutzt das 5G-Netz kompakte<br />
Einheiten mit deutlich geringerer Sendeleistung.<br />
Bild: Paperplane Productions<br />
ein für ein solches Projekt sehr kurzer Zeitraum.<br />
Basierend auf dem erwähnten Vibrationssensor<br />
für die Bliskfertigung arbeiten die<br />
Forscher – gemeinsam mit Spezialisten von<br />
Mapross, einem Hersteller von Mess- und<br />
Prüftechnik für die Fertigung – an einem<br />
Sensor, der in absehbarer Zeit in ein<br />
verkaufs fähiges Produkt münden soll.<br />
In einem weiteren Use Case arbeiten die<br />
Forscher an einem Laser-Lichtschnitt-Sensor,<br />
mit dessen Hilfe sich Komponenten<br />
oder Bauteile sehr flexibel dreidimensional<br />
messen lassen. Solche Systeme gibt es zwar<br />
bereits kabelgebunden, deren Integration in<br />
Maschinen oder Robotersysteme ist jedoch<br />
nur eingeschränkt möglich, und auch handgeführte<br />
Geräte sind durch das Kabel oft<br />
wenig ergonomisch. „Mit 5G haben wir<br />
erstmals die Möglichkeit, große Datenmengen<br />
mit einem standardisierten, kabellosen<br />
System zu übertragen, das eine genügend<br />
kurze Latenz bietet“, erklärt König.<br />
Weitere Anwendungen, die am Campus<br />
untersucht werden, stammen aus der Logistik<br />
– etwa die Navigation so genannter<br />
AGVs (Automated Guided Vehicles) in einer<br />
Produktionshalle. Hier lässt sich die Arbeitssicherheit<br />
mithilfe von 5G erheblich<br />
verbessern. Etwa wenn Näherungssensoren<br />
an Kreuzungen vor einer Kollision warnen<br />
und das AGV bei Bedarf stoppen.<br />
Auch das Lokalisieren von Teilen, Werkzeugen<br />
oder Vorrichtungen wird in Zukunft<br />
über 5G möglich sein und soll perspek -<br />
tivisch laut König mit einer Abweichung<br />
von weniger als 1 m funktionieren.<br />
Neue Möglichkeiten bietet 5G auch in<br />
der mobilen Robotik. Laser-Tracker oder<br />
Indoor-GPS steigern die Präzision der Bewegungen<br />
deutlich. Die sensorgestützte Navigation<br />
der Roboter via 5G im Closed Loop<br />
hebt damit sowohl die Prozess- als auch die<br />
Arbeitssicherheit auf eine neue Stufe. Anwendungsbeispiele<br />
sind der Einsatz von Robotern<br />
in der Montage von Großbauteilen –<br />
etwa im Flugzeugbau – oder die kollaborative<br />
Zusammenarbeit mehrerer Roboter.<br />
Im Bereich der Datenökonomie arbeiten<br />
die Forscher daran, Informationen aus der<br />
Produktion kabellos und mit geringer<br />
Latenz an Managementsysteme zu über -<br />
tragen. Dadurch soll sowohl das Auswerten<br />
und Verwalten der Daten einfacher, effizienter<br />
und sicherer erfolgen als auch das Verwerten<br />
der Informationen im Rahmen neuer<br />
Geschäftsmodelle. Das Ziel dabei ist die<br />
Moneta risierung von Daten und Informationen.<br />
Ebenfalls im Fokus der Wissenschaftler<br />
steht hier die Absicherung der<br />
Transaktionen über Blockchain.<br />
„Und auch unser 5G-Cockpit, das es<br />
erlaubt, mehrere Datenquellen zusammenzuführen<br />
oder verschiedene Systeme zu vernetzen,<br />
liefert im praktischen Betriebsalltag<br />
konkrete Mehrwerte“, schließt König seine<br />
Aufzählung. „Mit seiner Hilfe ist es ebenso<br />
möglich, das Prozess-Know-how auszubauen<br />
als auch standortübergreifend Prozesse<br />
zu etablieren und sicherzustellen.“<br />
Werkzeugmaschinen virtuell steuern<br />
Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler<br />
den Einsatz moderner Edge-Cloud-Systeme<br />
zur schnellen Datenverarbeitung testen, um<br />
weitere Potenziale von 5G für eine vollständig<br />
vernetzte und adaptive Produktion zu<br />
identifizieren und auszuschöpfen. Zusätz -<br />
liche Perspektiven ergeben sich aus der neuartigen<br />
Möglichkeit, Prozess- und Logistikdaten<br />
miteinander zu verschmelzen.<br />
Hinzu kommt, dass Nutzer ihre Maschinen<br />
und Anlagen künftig noch einfacher<br />
und flexibler über Smart Devices steuern<br />
und bedienen können – auch über größere<br />
Distanzen hinweg. Und das bedeutet eine<br />
deutliche Erleichterung des Arbeitsalltags.<br />
„Systeme und Geräte, die heute noch unterschiedliche<br />
Übertragungskanäle erfordern –<br />
etwa WiFi, Bluetooth oder LAN-Anbindungen<br />
–, lassen sich über 5G einfach koppeln“,<br />
erklärt Produktionsforscher König. „Auch<br />
die klassische Maschinenkommunikation<br />
über Bussysteme könne künftig drahtlos gestaltet<br />
werden. Das vereinfacht den Aufbau<br />
von Schaltschränken, die dadurch deutlich<br />
kompakter ausfallen.“ Die gesamte Steuerung<br />
und Regelung von Werkzeugmaschinen<br />
könne dann virtuell erfolgen und sei<br />
einfacher skalierbar.<br />
Individuelle Nutzen-Betrachtung wichtig<br />
Bei aller Begeisterung für die vielfältigen<br />
Möglichkeiten, die 5G in der Fertigung<br />
eröffnet, gibt Niels König aber auch<br />
ganz klar zu bedenken: „Die Kosten-<br />
Nutzen-Rechnung muss individuell erfolgen<br />
und erfordert fundiertes produktions -<br />
technisches Wissen. Die Frage, wie hoch<br />
das Kosteneinsparpotenzial im Einzelnen<br />
ausfällt, kann aus unserer Sicht nicht von<br />
einem Mobilfunkspezialisten beantwortet<br />
werden.“ Bei der Quantifizierung der<br />
Potenziale müssten beispielsweise Ausschuss-<br />
und Defektraten ebenso berücksichtigt<br />
werden wie Taktzeitverkürzungen und<br />
Produktivitätsgewinne oder auch die Frage,<br />
ob neue Technologien komplett veränderte<br />
Prozesse und damit sprunghafte Fortschritte<br />
ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Aspekt:<br />
Insbesondere bei sicherheitskritischen Bauteilen,<br />
etwa für Flugzeugtriebwerke oder die<br />
Medizintechnik, lässt sich deren Qualität<br />
viel einfacher dokumentieren und bei Bedarf<br />
auch nach Jahren noch mit geringem<br />
Aufwand nachweisen. „All diese Aspekte<br />
muss ein Interessent den anfallenden Kosten<br />
gegenüberstellen und dann entscheiden, ob<br />
sich die Investition rechnet.“<br />
Private Industrienetze wie jenes am<br />
5G-Industry Campus Europe sind logisch<br />
und physisch vom öffentlichen Mobilfunknetz<br />
isoliert. Sie dürfen an ihren Rändern<br />
eine definierte Feldstärke nicht überschreiten.<br />
Im Innenbereich werden geringe Sendestärken<br />
eingesetzt. „Sie verursachen mit<br />
Sicherheit eine deutlich geringere Strahlenbelastung,<br />
als ein 4G-Handy am Ohr“, ist<br />
König überzeugt.<br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Das Netz des 5G-Industry<br />
Campus Europe deckt<br />
eine Fläche von 1 km 2 ab<br />
und bindet die Institute<br />
IPT, WZL und FIR ein.<br />
Bild: Paperplane Productions<br />
Um eine 5G-Infrastruktur aufzubauen<br />
und den Antrag für das Frequenzspektrum<br />
bei der Bundesnetzagentur zu stellen, sei jedoch<br />
auch Expertise im Bereich der Netzwerkplanung<br />
unerlässlich. „Gerade für kleine<br />
und mittlere Betriebe ist deshalb die Zusammenarbeit<br />
mit einem kompetenten<br />
Dienstleister wichtig, der auch die Integration<br />
ins firmeneigene IT-System gewährleisten<br />
kann.“ Dieses Angebot sieht König als neues<br />
Geschäftsfeld. „Ein solcher Anbieter<br />
braucht aber sowohl fertigungstechnisches<br />
als auch Netzwerk-Know-how. Bringt er<br />
beides mit, kann er beispielsweise produzierende<br />
Unternehmen oder auch Gewerbegebiete<br />
mit mehreren kleineren Unternehmen<br />
zentral versorgen.“<br />
Zu den Aufgaben eines solchen Dienstleisters<br />
gehöre auch, die Leistungsparameter<br />
individuell zu optimieren. Denn: Tausende<br />
Geräte mit einer Datenrate von 10 Gbit/s<br />
und Latenzzeiten unter 1 ms zu verknüpfen,<br />
das sei auch mit 5G nicht möglich, betont<br />
König. „Aber in einer typischen Produktion<br />
fallen meist keine so großen Datenmengen<br />
an. Der Fokus liegt hier in der Regel auf geringer<br />
Latenz.“ Deshalb sei es möglich, Geräte<br />
getrennt zu optimieren, etwa einem Laser-Optik-Sensor<br />
in der Qualitätskontrolle<br />
eine hohe Datenrate zuweisen und bei Systemen<br />
für die Prozessoptimierung die Priorität<br />
auf kurze Reaktionszeiten zu legen.<br />
Der IPT-Forscher betont: „5G spielt seine<br />
Stärken in anspruchsvollen Produktionsumgebungen<br />
aus, in denen komplexe Abläufe<br />
oder anspruchsvolle Bauteile einen hohen<br />
Sicherheits- und Monitoringbedarf mit sich<br />
bringen oder in denen adaptive Prozesse gefragt<br />
sind.“<br />
•<br />
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technik & wissen<br />
Kühl- und Temperiergeräte der Serie<br />
HRS018 und Wartungseinheiten von<br />
SMC sorgen bei MRP für trockene,<br />
saubere Druckluft und halten die<br />
optischen Sensoren des Automatisierungsspezialisten<br />
optimal auf Temperatur<br />
– für exakte Messungen.<br />
Kühl- und Temperiergeräte halten Sensoren in der Papierproduktion fit<br />
Scharfe Augen für<br />
Top-Ergebnisse<br />
Automatisierung | Hochgenaue Sensoren und hochauflösende<br />
Kameras sorgen für die in der Papierproduktion<br />
geforderte Topqualität. Damit sie einwandfrei<br />
funktionieren, statten die Sensorik-Experten von MRP<br />
ihre Messeinheiten mit Kühl- und Temperiergeräten<br />
sowie Wartungseinheiten von SMC aus.<br />
Papier, Kunststofffolien und Vliesstoffe haben eines gemeinsam:<br />
Sie werden in einer praktisch endlosen Bahn<br />
produziert, meistens in hunderte Meter langen Maschinen.<br />
Dabei kommt es bei den verschiedenen Papier- und<br />
Foliensorten auf eine durchgehend hohe Qualität des<br />
Materials an. Für konventionelle Qualitätstests müssten<br />
regelmäßig Proben entnommen und im Labor untersucht<br />
werden – das ist zeit- und personalintensiv. Deshalb<br />
haben die Experten der MRP Automatisierungstechnik<br />
GmbH Lösungen für eine zerstörungsfreie Analyse<br />
bahnförmiger Produkte entwickelt.<br />
Die empfindlichen Sensoren sind in Traversen über<br />
und unter der laufenden Bahn montiert und messen<br />
unterschiedliche Parameter wie etwa Flächengewicht,<br />
Dicke, Feuchte, Füllstoffe oder Beschichtungen eines<br />
Materials, während es produziert wird. So können Qualitätsunterschiede<br />
schnell erkannt und die Produkt -<br />
eigenschaften im laufenden Betrieb durch manuelle oder<br />
vollautomatisierte Eingriffe verbessert werden. Zudem<br />
erkennen die hochempfindlichen Kameras Defektstellen<br />
in den Produkten und speichern ihre Position für die<br />
spätere Bearbeitung. Die Wartungseinheiten und leistungsstarken<br />
Kühl- und Temperiergeräte von SMC<br />
schaffen für die Kameras die entsprechende Arbeitsumgebung<br />
für präzise Messungen.<br />
Bei MRP dreht sich alles um die automatisierte, zerstörungsfreie<br />
Qualitätsprüfung an bahnförmigen Produkten.<br />
Die Messexperten aus Polch bei Koblenz entwickeln,<br />
fertigen und vermarkten Qualitätsleitsysteme für<br />
die produzierende Papier- und Kunststoffindustrie – in<br />
enger Zusammenarbeit mit ihren Kunden in Deutschland<br />
und Europa. Die Mess-, Regel-, Prüf- und Automatisierungssysteme<br />
im MRP-Portfolio verein fachen den<br />
Produktionsprozess erheblich, steigern die Qualität der<br />
Endprodukte und sparen dabei Ressourcen.<br />
Papier- und Folienbahnen eingehend untersuchen<br />
Papier und Karton müssen in ihren vielfältigen Anwendungen<br />
hohe Qualitätsanforderungen erfüllen. Kontinuierliche<br />
Messungen erfassen deshalb etwa Flächengewicht,<br />
Dicke, Feuchte, Füllstoffe, Porosität und Beschichtungen<br />
einer Papier- oder Folienbahn bereits im<br />
Produktionsprozess.<br />
Konventionelle Tests gehen dabei zerstörend vor:<br />
Proben, die aus dem laufenden Prozess entnommen<br />
werden, kommen im Labor unter die Lupe. „Die Ergebnisse<br />
werden deutlich zeitversetzt bekannt, das Maschinenpersonal<br />
kann dadurch nicht direkt auf Veränderungen<br />
reagieren. Weiterhin ist es zeitaufwendig und stellt<br />
eine zusätzliche Belastung für das Personal dar“, sagt<br />
Manfred Reusch, geschäftsführender Gesellschafter<br />
bei MRP. „Defektstellen wie etwa Löcher oder Falten<br />
lassen sich in stichprobenartigen Kontrollen nicht<br />
detektieren. Die wichtigsten Qualitätsparameter kontinuierlich<br />
zu überwachen, ist daher elementar für jeden<br />
Betreiber solcher Anlagen.“ Deshalb rüsten die MRP-<br />
Ingenieure die Anlagen mit Qualitätsleitsystemen und<br />
optischen Bahninspektionssystemen aus. Die Sensoren<br />
bestimmen eine Vielzahl der Qualitätsparameter und<br />
erkennen auch kleinste Abweichungen, ohne das Material<br />
zu beschädigen.<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Bei den Qualitätsleitsystemen von MRP sind die Sensoren<br />
in einer Traverse über und unter der Bahn montiert<br />
und bewegen sich quer zu ihr. Sie bestimmen diverse<br />
Qualitätsparameter wie etwa Flächengewicht, Dicke,<br />
Feuchte, Füllstoffe, Porosität, Farbe, Glanz, Faserorientierung<br />
und Beschichtungen. Die Bahninspektionssysteme<br />
erlauben, je nach optischer Anordnung, eine vollständige<br />
Kontrolle der Produktbahn auf Defektstellen.<br />
Sie erkennen und klassifizieren Löcher, Batzen,<br />
Schmutzpunkte, Strichfehler und Randrisse lückenlos.<br />
Manfred Reusch: „Mit unseren Qualitätsleit- und Inspektionssystemen<br />
lässt sich die Produktion von Papier<br />
und anderen bahnförmigen Produkten vollständig überwachen.<br />
So können unsere Kunden schnell auf Veränderungen<br />
der Qualitätsparameter reagieren.“ Das spart<br />
nicht nur Zeit, sondern auch Geld und schont die Ressourcen,<br />
weil weniger Ausschuss produziert wird.<br />
Die hochempfindlichen Sensoren müssen dabei in<br />
einer sehr feuchten Umgebung bei hohen Temperaturen<br />
einwandfrei funktionieren. Dafür benötigen sie entsprechende<br />
Einhausungen, die eine optimal gekühlte und<br />
saubere Umgebung frei von Kondensat oder Verschmutzungen<br />
bieten. Die Lösung dafür sind kompakte Kühlund<br />
Temperiergeräte der Serie HRS018 sowie leistungsstarke<br />
AC-Wartungseinheiten von SMC.<br />
Cool und trocken bleiben<br />
In Papiermaschinen wird der anfangs sehr nasse Zellstoff<br />
über mehrere hundert Meter hinweg „abgetropft“,<br />
„ausgequetscht“, getrocknet und schließlich auf große<br />
Rollen aufgewickelt – Tag und Nacht, ununterbrochen.<br />
Die Sensoren des Qualitätsleitsystems von MRP sind in<br />
speziell für die Bedingungen in der Maschine konstruierten<br />
Gehäusen untergebracht. Sie werden von einer<br />
Traverse über und unter der Bahn gehalten und bewegen<br />
sich von links nach rechts, um die komplette Bahn<br />
abzudecken. Dabei darf sich trotz hoher Temperatur<br />
und Luftfeuchtigkeit in der Papiermaschine kein Kondenswasser<br />
inner- und außerhalb der Sensoren bilden.<br />
Nur so kann die Sensorik fehlerfrei die unterschied -<br />
lichen Qualitätsfaktoren des Papiers aufnehmen und<br />
beurteilen.<br />
Gleichzeitig müssen die Sensoren permanent auf<br />
einer optimalen Temperatur gehalten werden. „Unsere<br />
Kühl- und Temperiergeräte der Serie HRS018 eignen<br />
sich sehr gut zur Kühlung der empfindlichen Elektronik<br />
von MRP“, sagt Detlef Hett, Team Leader Sales bei<br />
SMC. „Die erzielen eine Temperaturstabilität von ± 0,1<br />
°C und halten die Sensoren damit kontinuierlich kühl.“<br />
Die Variante für MRP verfügt zusätzlich über eine magnetgekoppelte<br />
Pumpe, die nicht auf Lecks oder Dichtungsverschleiß<br />
geprüft werden muss und die Wartungsintervalle<br />
damit deutlich verlängert.<br />
Für saubere, trockene Druckluft sorgt die modulare<br />
AC-Wartungseinheit von SMC. „Mehrere Filter-Regler<br />
und Mikrofiltereinheiten lassen keine Verunreinigungen<br />
der Druckluft für die präzise Sensorik von MRP zu“,<br />
sagt Hett. Neben den Filtern und Reglern kommen auch<br />
leistungsstarke Membrantrockner der Serie IDG zum<br />
Einsatz. Mit ihrem Standard-Taupunkt von -20 °C halten<br />
sie die Druckluft trocken. So kann sich kein Kondensat<br />
bilden und die empfindliche Elektronik beschädigen<br />
oder die Messergebnisse verfälschen.<br />
Die modulare AC-Wartungseinheit und das präzise<br />
Kühl- und Temperiergerät der Serie HRS018 sorgen im<br />
Zusammenspiel für eine ideale Arbeitsatmosphäre.<br />
Damit ist der optimale Betrieb der Sensorik gesichert,<br />
was eine kontinuierliche optische Qualitätsüberwachung<br />
in der Papier- und Folienproduktion ermöglicht<br />
und so bei den Kunden von MRP Zeit, Aufwand und<br />
Geld spart.<br />
•<br />
Gemeinsam bahnförmige<br />
Endprodukte nach Kundenwunsch:<br />
die geschäftsführenden<br />
Gesellschafter<br />
bei MRP Markus Pleinen<br />
(li.) und Manfred Reusch<br />
(re.) mit SMC Sales<br />
Engineer Markus Leich.<br />
Bilder: SMC<br />
Markus Leich<br />
Sales Engineer bei SMC in Egelsbach<br />
Wartungseinheiten von SMC mit Mikrofiltern<br />
sorgen für reine und trockene Druckluft in den<br />
optischen Messsystemen von MRP – auch in<br />
rauen Umgebungen wie Papiermaschinen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 43
technik & wissen<br />
Moderne CMS-Plattformen warten in diesem Jahr mit etlichen<br />
Verbesserungen auf. So gewähren sie etwa noch bessere Einblicke<br />
in die Ziele ihrer Besucher und führen sie auf optimale Weise zu<br />
ihrem gewünschten Ziel. Bild: profit_image/stock.adobe.com<br />
• die IT in die Lage versetzen, eine eigene Infrastruktur<br />
zu betreiben.<br />
Daten sind mittlerweile zu einem wichtigen Zahlungsmittel<br />
geworden. Dieser Umstand hat allein im<br />
letzten Jahr zu Ausgaben im Bereich der Analyse und Interpretation<br />
von Daten in Höhe von 190 Mrd. US-Dollar<br />
geführt. Ausgaben in dieser Größenordnung bilden<br />
eine solide Basis für neuartige Marketing-Plattformen,<br />
die als Customer Data Platforms (CDP) bezeichnet werden,<br />
was zu einer ersten CMS-Prognose für 2020 führt.<br />
Prognosen für Content Management Systeme<br />
Kundenziele besser<br />
verstehen und nutzen<br />
Software | Content Management Systeme können das<br />
Marketing unterstützen, Kundenziele besser zu verstehen<br />
und umzusetzen – wenn sie mit Erkenntnissen<br />
einer Customer Data Platform (CDP) ausgestattet<br />
sind. Diese und weitere Prognosen stellt die Softwareschmiede<br />
Progress.<br />
Während ständig neue Technologien auf den Markt<br />
kommen, werden Content Management Systeme (CMS)<br />
manchmal als nebensächlich abgetan oder – schlimmer<br />
noch – wie eine Ware behandelt. Um aus der Masse ähnlicher<br />
Angebote herauszustechen, sind CMS-Anbieter<br />
gefordert, nach neuen Ansatzpunkten zu suchen: Sie<br />
müssen ihren Kunden helfen, sich auf neue und andere<br />
Weise mit dem heutzutage gut informierten Verbraucher<br />
auseinanderzusetzen. Deshalb warten im Jahr 2020<br />
moderne CMS-Plattformen mit Verbesserungen auf und<br />
werden<br />
• noch bessere Einblicke in die Ziele ihrer Besucher<br />
gewähren,<br />
• die Besucher auf optimale Weise zu ihrem gewünschten<br />
Ziel führen,<br />
• Marketingteams bei einer Vereinheitlichung ihrer<br />
Content-Management-Strategien unterstützen und<br />
Prognose 1: Verbessertes Verständnis des<br />
Kundenverhaltens<br />
Eine Customer Data Platform (CDP) bietet einen umfassenden<br />
Einblick in die Aktivitäten der Kunden und<br />
liefert Daten über den bisherigen Verlauf der Kunden -<br />
beziehung und der Kundenansprache sowie demografische<br />
Kundendaten. Sie bringt außerdem Algorithmen<br />
für maschinelles Lernen zum Einsatz, um die Daten zu<br />
vereinheitlichen und erweiterte Einblicke in die Customer<br />
Journey zu gewinnen.<br />
Laut dem Branchenbericht des Customer Data Platform<br />
Institute vom Juli 2019 explodiert die CDP-Branche<br />
förmlich in Bezug auf Wachstum und Finanzstärke.<br />
Wenn eine CDP also bereits über all diese wertvollen<br />
Erkenntnisse über das Kundenverhalten verfügt, läge es<br />
nahe, wenn das Content Management System nicht nur<br />
zu den CDP-Daten beitragen, sondern gleichzeitig die<br />
entsprechenden Inhalte nutzen könnte, um die Digital<br />
Experience zu verbessern.<br />
Ausgestattet mit den Erkenntnissen der CDP sollte<br />
ein CMS in der Lage sein, mittels komplexer Analysetechniken<br />
prädiktive und präskriptive Vorgaben zu entwickeln,<br />
die den Lean-Marketing-Teams dabei helfen,<br />
Kundenziele besser zu verstehen und umzusetzen. Auf<br />
diese Weise wird die Arbeit der Lean-Marketing-Teams<br />
effektiver und trägt entscheidend zur wirtschaftlichen<br />
Gesundheit der jeweiligen Unternehmen bei.<br />
Prognose 2: KI als treibende Kraft<br />
Neben den CPD-Erkenntnissen hat auch die künstliche<br />
Intelligenz (KI) beste Voraussetzungen, um in den Marketing-Teams<br />
dauerhaft eine wichtige Rolle zu spielen.<br />
Wenn man weiß, wo, wann und unter welchen Umständen<br />
Kunden bereit sind, mit Unternehmen zu interagieren,<br />
hat man den Schlüssel zu digitalen Kundenerleb -<br />
nissen, die sich direkt in höhere Umsätze ummünzen<br />
lassen. Auf Grund der CDP-Daten kennen wir das<br />
„Wann“ und das „Wo“ und können mithilfe der KI nun<br />
auch das „Wie“ besser verstehen. Mit Hilfe der KI<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
IMPULSE FÜR DIE<br />
INDUSTRIELLE<br />
PRODUKTION<br />
lassen sich Berge von Daten nach bestimmten Schlüsselwörtern<br />
durchsuchen und es lassen sich sogar bestimmte<br />
Customer Journeys erstellen, um noch effektiver mit<br />
dem Kunden in Kontakt zu treten.<br />
Der MarTech-Stack enthält mehrere KI-gesteuerte<br />
Content-Marketing-Softwarepakete. Was aber würde<br />
geschehen, wenn ein CMS diese Technologie in seine<br />
Plattform integrieren würde? Man könnte Inhalte effektiver<br />
über die eigene Website hinaus verbreiten und den<br />
Kunden dort ansprechen, wo er sich gerade befindet –<br />
mit der richtigen Botschaft, zur richtigen Zeit und mit<br />
dem passenden Aufruf, etwas Konkretes zu tun. Eine<br />
CMS-Erweiterung um Content Management-Funktionen<br />
aus der KI könnte die Customer Journey wirklich<br />
beeinflussen und Kunden dabei unterstützen, ihre Ziele<br />
besser und schneller zu erreichen.<br />
Prognose 3: Personalisierung der IT<br />
Wie bereits beschrieben, gibt es Technologien, die dazu<br />
beitragen können, Inhalte effektiver und strategisch<br />
wirksamer zu gestalten. Wenn sich personalisierte Inhalte<br />
auf der Firmen-Website dynamisch generieren und mit<br />
anderen Destinationen teilen lassen, sollte es doch auch<br />
möglich sein, eine bessere Lösung für die Erstellung von<br />
PDF-Dokumenten zu finden. Content Management<br />
macht nicht bei einer Website oder digitalen Destination<br />
halt. Effektives Content Management muss in den physischen<br />
Bereich hineinreichen. Zum größten Teil veröffentlichen<br />
Unternehmen immer noch Inhalte aus Dokumenten<br />
und Folien und der einfachste und schnellste Weg zu<br />
deren Verbreitung ist immer noch eine PDF-Datei.<br />
Das moderne CMS verfügt bereits über die Fähigkeit,<br />
personalisierte Inhalte zu verwalten und Inhalte zu<br />
verteilen. Durch Hinzufügen einer weiteren Destination<br />
für die Verteilung von Inhalten könnten im Marketing<br />
viele Wochenstunden eingespart werden. Tatsächlich<br />
existiert diese Technologie seit Jahrzehnten in Form der<br />
Darwin Information Typing Architecture (DITA). Diese<br />
XML-basierte Technologie ermöglicht es Autoren, Content-Bausteine<br />
zu erstellen, die zu unterschiedlichsten<br />
Dokumenten zusammengefügt werden können.<br />
Dies bringt uns zu einer weiteren Prognose für 2020:<br />
dynamisch generierte, personalisierte Dokumente.<br />
Wenn ein CMS die Verteilung von Inhalten an physische<br />
Marketing-Assets übernimmt, trägt es zu einer Vereinheitlichung<br />
der Content-Management-Strategie in den<br />
Marketing-Teams bei.<br />
Die Langfassung des Beitrags mit weiteren Prog -<br />
nosen lesen Sie unter www.industrieanzeiger.de, Suchwort:<br />
Progress<br />
•<br />
Wissenstransfer und modernste Produktionstechnik<br />
im Live-Betrieb - die Konferenzen und<br />
Veranstaltungen, die ganzjährig in der Deutsche<br />
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Anregungen für die industrielle Praxis.<br />
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Produktion<br />
01<br />
JULI<br />
Was vernetzt ist, lässt sich auch angreifen. Somit<br />
steigt mit der zunehmenden Vernetzung und<br />
Digitalisierung der Produktion auch das Risiko<br />
von Cyber-Attacken. Die Gefahr ist real: Auch<br />
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bereits viel Schaden angerichtet haben. Gefragt<br />
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kann so wirksamer Schutz gelingen.<br />
Das Online-Event „IT-Security in der digitalisier-<br />
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Bedrohungen und die technischen Möglichkeiten<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 Messegelände / Pavillon 36, 30521 Hannover<br />
45<br />
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technik & wissen<br />
Das Dual-Channel-Prinzip von Leuze macht Sensoren smart<br />
Der Sensor, der zwei<br />
Dinge gleichzeitig kann<br />
Industrie 4.0 | Der baden-württembergische Optosensorspezialist<br />
Leuze bietet Sensoren mit zwei parallel betriebenen<br />
Kanälen (Dual Channel) an. Was dahintersteckt und warum<br />
das die Basis für eine Kommunikation ins Internet der Dinge<br />
darstellt.<br />
❧ Nora Nuissl<br />
Dual-Channel-Sensoren<br />
erfassen auf einem Kanal<br />
Messdaten aus dem Prozess<br />
in Echtzeit, während der<br />
zweite Kanal parallel Daten<br />
zur Parametrierung und<br />
Diagnose kommuniziert.<br />
Bild: Leuze<br />
Um Zustände von Anlagen und Prozessen<br />
überwachen zu können (Condition Monitoring)<br />
oder diese vorausschauend zu warten<br />
(Predictive Maintenance), braucht es Daten.<br />
Die Daten stammen überwiegend aus Sensoren,<br />
die Prozessgrößen erfassen und über<br />
eine Schnittstelle an abnehmende Systeme,<br />
zum Beispiel die Cloud, übertragen. Je nach<br />
Sensortyp stehen unterschiedliche Mengen<br />
an Daten zur Verfügung. Dabei werden solche<br />
Schnittstellen eingesetzt, die der Komplexität<br />
der Datenübertragung am besten<br />
angepasst sind: einfache binär schaltende<br />
Sensoren übertragen den Prozesswert, Status-<br />
und Diagnosemeldungen werden über<br />
die IO-Link-Kommunikationsschnittstelle<br />
gesendet.<br />
Komplexere Sensoren mit einer höheren<br />
Funktionalität sind häufig in echtzeitfähige<br />
Feldbus-Netzwerke integriert. Sie übertragen<br />
auch mehrere Prozess- und Alarmwerte<br />
sowie Status- und Diagnosemeldungen und<br />
können über die Steuerung auch vollständig<br />
parametriert werden.<br />
Mit Industrie 4.0 rücken andere Themen<br />
wie Rezepturwechsel oder Formatumstellung<br />
stärker in den Fokus. Die dort erforderlichen<br />
Daten sind häufig nicht zwingend für<br />
die Automatisierungsaufgabe notwendig,<br />
helfen dem Anwender aber mit planbaren<br />
präventiven Wartungsintervallen, die Verfügbarkeit<br />
seiner Anlage zu steigern. Diese<br />
Daten werden aus unterschiedlichen Quellen<br />
an einer zentralen Stelle wie in einer Cloud<br />
zusammengeführt. Das heißt, Unternehmen<br />
benötigen hierfür einen anderen Kommunikationscharakter.<br />
Der Sensorhersteller Leuze aus dem baden-württembergischen<br />
Owen hat hierfür<br />
das Dual-Channel-Prinzip entwickelt. Im<br />
Kern sind das zwei parallel betriebene Datenkanäle,<br />
die Echtzeit-Daten zur Maschinensteuerung<br />
und Zusatzinformationen<br />
kombinieren können, wie Ingo Baumgardt,<br />
Director Product Center Ident + Vision bei<br />
Leuze erklärt.<br />
Während über den ersten Sensorkanal die<br />
Daten zur Prozesssteuerung übertragen werden,<br />
laufen über den zweiten Sensorkanal<br />
die Informationen für das Monitoring und<br />
die Analyse der Maschine. Das Prinzip ist bei<br />
allen Sensoren mit Schnittstellen dasselbe,<br />
unabhängig von deren Komplexität.<br />
Wie schnell das im tatsächlichen Fall geht,<br />
variiert minimal: „Eine Trigger-Lichtschranke<br />
muss beispielsweise, je nach Applikation,<br />
mit 1000 Hz oder mehr schalten können und<br />
diese Information verzugsfrei an ein Stellglied<br />
der Maschine übertragen. Eine Code -<br />
lesung hingegen ist zeitlich nicht ganz so<br />
kritisch zu betrachten. Aber auch hier muss<br />
das Ergebnis innerhalb weniger Millisekunden<br />
bewertet werden, damit zum Beispiel die<br />
Ware dem richtigen Weg auf einer Förderstrecke<br />
folgen kann“, führt Baumgardt aus.<br />
Ein Kanal überträgt Messdaten in Echtzeit,<br />
der andere kommuniziert Diagnosedaten<br />
Die gesammelten Daten können dann an<br />
Cloud-Applikationen übertragen werden.<br />
Das funktioniert über die OPC-UA-Technologie.<br />
„Inzwischen ist OPC UA Standard<br />
und es gibt hierfür Konnektoren für alle<br />
relevanten Cloud-Systeme. Diese Technologie<br />
kann aber auch verwendet werden, um<br />
Mehrwertdaten innerhalb einer Fertigungseinheit,<br />
zum Beispiel mit dem MES oder<br />
ERP-System direkt auszutauschen“, sagt<br />
Baumgardt.<br />
Der Owener Anbieter von Optosensoriklösungen<br />
hat Dual-Channel-Sensoren mit<br />
verschiedenen Schnittstellen im Portfolio:<br />
• Dual-Channel mit SPS-Anbindung,<br />
• Dual-Channel und Industrie 4.0,<br />
• und Sensoren mit Feldbusschnittstelle.<br />
Für die Prozesssteuerung sind beide Informationen<br />
parallel erforderlich. Für den Kunden<br />
ist es somit möglich, zum Beispiel in einem<br />
Kontrasttaster Prozesswert, Schaltreserven zu<br />
den Schwellwerten oder Verschmutzungszustand<br />
kontinuierlich und online im Packprozess<br />
einer Verpackungsmaschine auswerten<br />
zu können, um Abweichungen vom Sollzustand<br />
frühzeitig zu erkennen. Dabei hilft das<br />
Dual-Channel-Prinzip. •<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
„Der Kunde kann zu jedem Zeitpunkt<br />
erfassen, welche Komponenten in der<br />
Maschine im Einsatz sind“<br />
Ingo Baumgardt ist<br />
Director Product<br />
Center Ident + Vision<br />
bei Leuze in Owen.<br />
Bild: Leuze<br />
Seit 2018 verfolgt Leuze das<br />
Dual-Channel-Prinzip, um<br />
Sensoren Industrie-4.0-fähig zu<br />
machen. Beispiele aus dem<br />
Portfolio sind der Kontrasttaster<br />
KRT18B, der direkt mit<br />
einer SPS spricht oder der Barcodescanner<br />
BCL 348i, der in<br />
ein Feldbussystem integriert<br />
werden kann. Welche weiteren<br />
Produkte sind Dual-Channelfähig?<br />
Die Leuze-Kontrasttaster der<br />
Serie KRT18B können über ihre<br />
IO-Link Schnittstelle umfangreiche<br />
Daten mit der Steuerung der<br />
Maschine (SPS) oder auch einer<br />
Cloud-Applikation austauschen.<br />
Da IO-Link quasi ein Standard<br />
in der binär schaltenden und<br />
messenden Sensorik von Leuze<br />
ist, kann der Anwender hier aus<br />
einer Vielzahl von Produkten<br />
auswählen. Der „zweite Kanal“<br />
(Dual Channel) ist ein in Echtzeit<br />
schaltender zweiter Ausgang.<br />
Er ist speziell bei Trigger-<br />
Lichtschranken (PRK) oder Faserverstärkern<br />
(LV 463) vorhanden.<br />
Das Geräte-Portfolio mit<br />
Anbindung über eine Feldbusschnittstelle<br />
konzentriert sich<br />
bei IIoT-Applikationen auf Sensoren<br />
zur Identifikation und<br />
Code-Lesung. Ein Beispiel hierfür<br />
ist der 1D-Barcodeleser BCL<br />
348i. Ein Weiteres der 2D-Codeleser<br />
DCR 248i. Diese Geräte<br />
stellen über die integrierte OPC-<br />
UA-Schnittstelle Mehrwertdaten<br />
parallel zu den steuernden Prozessdaten<br />
zur Verfügung.<br />
Wie werden die Produkte am<br />
Markt nachgefragt?<br />
Der Bedarf ist groß. Vor allem<br />
die Nachfrage nach Integration<br />
intelligenter Sensoren mittels<br />
IO-Link-Schnittstelle steigt stetig.<br />
Aber auch beim Einsatz von<br />
OPC UA sind wir nun über die<br />
reine Testphase weit hinaus und<br />
unsere Kunden nutzen die Technologie<br />
in produktiven Anlagen.<br />
Können Sie einen kurzen Anwendungsfall<br />
mit konkretem<br />
Mehrwert für den Kunden beschreiben?<br />
Ein gutes Beispiel für das Dual-<br />
Channel-Prinzip ist der oben angesprochene<br />
Kontrasttaster<br />
KRT18B. Dieser Sensor wird in<br />
der Regel als hochdynamische<br />
Trigger-Lichtschranke eingesetzt.<br />
Ihr Schaltsignal muss<br />
direkt an ein Stellglied verdrahtet<br />
werden, da selbst Verzugszeiten<br />
von wenigen Millisekunden<br />
innerhalb der Maschinensteuerung<br />
den Prozess verlangsamen<br />
würden. Trotzdem muss der<br />
Anwender diese Geräte bei<br />
einem Formatwechsel der Maschine<br />
neu konfigurieren und<br />
möchte dies im laufenden Betrieb<br />
beobachten. Damit sich<br />
das nicht gegenseitig negativ beeinflusst,<br />
bieten unsere Sensoren<br />
in diesen Applikationen IO-Link<br />
als Mehrwertkanal an. Zusätzlich<br />
erhält der Anwender über<br />
diesen Kanal automatisch detaillierte<br />
Gerätedaten. So kann<br />
er jederzeit erfassen, welche<br />
Komponenten etwa mit welcher<br />
Softwareversion in der Maschine<br />
im Einsatz sind.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 47
technik & wissen<br />
Optische Lesegeräte als integrierter Bestandteil des Automatisierungs-Konzepts<br />
Optische Identifikation<br />
sichert Prozesse ab<br />
Prozesssicherheit | Die optische Identifikation ist in<br />
vielen Industriebereichen unverzichtbar und steigert<br />
die Prozesssicherheit. Aber auch die Kosten für Serviceeinsätze<br />
können reduziert werden. Siemens hat<br />
hierfür passende Lösungen im Portfolio.<br />
Bei der Markierung am Produkt muss die Markiertechnik<br />
auf die Gegebenheiten des Produktes, wie seine<br />
Größe, Rücksicht nehmen. Für diese Aufgabe steht mit<br />
dem Datamatrix-Code eine Codeart zu Verfügung, die<br />
bezüglich der Markierungsgröße frei definiert werden<br />
kann. Ein Vorteil dieser Codeart ist die freie Wahl der<br />
Markiertechnik (zum Beispiel Lasern, Prägen, Ätzen).<br />
Damit bei aller Flexibilität die Lesesicherheit gegeben<br />
ist, kann der Anwender die Qualität seiner Markierung<br />
anhand der ISO-Norm TR29158 prüfen. Die optischen<br />
Lesegeräte der Simatic-MV500-Reihe von Siemens bieten<br />
hierfür die Funktion „Messung Datamatrix Code“<br />
(Verifikation) entsprechend der genannten Norm. Mithilfe<br />
der Prüfung der Markierqualität ist sichergestellt,<br />
dass nicht bereits eine fehlerhafte Markierung die<br />
Lesesicherheit einschränkt.<br />
Ein Beispiel für eine sehr kleine Markierung ist die<br />
Produktkennzeichnung von Flachbildschirmen mit Codegröße<br />
von etwa 1 mm x 1 mm – markiert mittels<br />
Ätztechnik. Ein Beispiel für sehr große Codes sind gebohrte<br />
Markierungen mit Codegröße von circa 200 mm<br />
x 200 mm. Beide Beispiele können hierbei den gleichen<br />
Dateninhalt haben.<br />
Optische Lesegeräte wie<br />
Simatic MV500 von<br />
Siemens ermöglichen<br />
beispielsweise das Lesen<br />
eines Barcodelabels<br />
in der Montage.<br />
Bild: Siemens<br />
Der Einsatz optischer Lesegeräte umfasst einen weiten<br />
Bereich moderner Produktionsanlagen. Die Applikationen<br />
reichen beispielsweise vom Lesen einer individuellen<br />
Produktkennzeichnung, über die Prüfung von visuell<br />
prüfbaren Qualitätskriterien bis zur Steuerung von Bewegungsprozessen.<br />
Die Produktkennzeichnung im Produktionsablauf<br />
erstreckt sich von der Dokumentation<br />
des Produktionsablaufes („Track & Trace“) bis hin zur<br />
Steuerung des Produktionsablaufes anhand der Produktkennzeichnung<br />
(„Process Control“).<br />
Um das Ziel größtmöglicher Prozesssicherheit zu<br />
erreichen, gilt es für möglichst alle Bereiche der<br />
Applika tion bewährte Standards einzusetzen. Bei den<br />
Themenbereichen, die hierbei zu betrachten sind, handelt<br />
es sich um die Markierung am Produkt, Entfernung<br />
zwischen Lesegerät und Produkt sowie die fehlersichere<br />
Integra tion des Lesegerätes in die Prozesssteuerung<br />
(SPS), Prozessvisualisierung (HMI) und gegebenenfalls<br />
in die IT-Infrastruktur.<br />
Leistungsstarke optische Lesegeräte<br />
ermöglichen eine große Flexibilität im Aufbau<br />
Die Vielfalt der Gestaltung von Produktionsstätten über<br />
alle Branchen hinweg macht eine hohe Flexibilität der<br />
mechanischen Installation von optischen Lesegeräten<br />
nötig. Die einzusetzende Optik der Lesegeräte ist hierfür<br />
abhängig von der Größe der Produktmarkierung und<br />
dem Abstand zwischen Produkt und Lesegerät (Arbeitsabstand)<br />
passend zu wählen.<br />
Die optischen Lesegeräte der Simatic-MV500-Reihe<br />
bieten hierfür ein geeignetes Portfolio an Objektiven, integrierten<br />
Lichtquellen und optischen Filtern. Mithilfe<br />
der Optik kann der Arbeitsabstand von wenigen Zentimetern<br />
bis zu einigen Metern abgedeckt werden.<br />
Ein großer Arbeitsabstand bietet den notwendigen<br />
Platz, um Produkte im Arbeitsbereich des Lesegerätes zu<br />
greifen und macht den Einsatz von Robotik erst möglich.<br />
Standardisierte Lesegeräte erfordern demnach ein<br />
Portfolio geeigneter optischer Komponenten, die diesen<br />
Anforderungen gerecht werden.<br />
Moderne Produktionsanlagen sind geprägt von den<br />
Anforderungen für Industrie 4.0. Dabei hat der digitale<br />
Zwilling das Ziel die Produktion in der virtuellen Darstellung<br />
abzubilden. Das Ziel der Simulation der Anlage<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
vor der Inbetriebnahme liegt in der Vermeidung von<br />
Planungsfehlern. Im laufenden Betrieb ist das Ziel die<br />
Anlage zu visualisieren und die Prozesse zu optimieren.<br />
Um diese Ziele zu erreichen sind Lesegeräte fester Bestandteil<br />
in der hauseigenen Engineeringplattform Simatic<br />
TIA Portal von Siemens.<br />
Simatic TIA Portal enthält hierfür verschlüsselte<br />
Funktions-Blöcke zur Kommunikation zwischen Lesegerät<br />
und SPS, HMI oder Cloud. Mit dem verschlüsselten<br />
Funktionsbaustein „Ident Profil“ bietet Simatic TIA<br />
Portal dem Anwender von Simatic-MV500-Lesegräten<br />
die systemgetestete Anbindung an Simatic S7 CPUs per<br />
Drag & Drop. Die Verschlüsselung verhindert hierbei<br />
die Veränderung des Standard-Funktionsbausteins und<br />
stellt so die ungestörte Kommunikation sicher.<br />
Der Standard-Funktionsbaustein „Ident Profil“ ist nur<br />
ein Beispiel von vielen. Die Verwendung von Standard-<br />
Software-Komponenten steigert laut Hersteller die Funktionssicherheit<br />
bei gleichzeitiger Reduktion von Kosten<br />
durch die Verringerung des Engineering-Aufwands.<br />
i<br />
Mit der Funktion<br />
„Messung Datamatrix Code“<br />
(Verifikation) entsprechend<br />
der ISO-Norm TR29158 kann<br />
die Qualität der Markierung<br />
überprüft werden.<br />
Die Produkte werden vor ihrer Auslieferung dem gemeinsamen<br />
Systemtest aller Simatic-Produkte unterzogen.<br />
Simatic-Lesegeräte der MV500-Reihe sind daher<br />
ideal vorbereitet für kommende Änderungen an der<br />
Produktionsanlage, wie dem Update der Engineering-<br />
Plattform Simatic TIA Portal. Das wiederum bringt Investitionssicherheit.<br />
•<br />
Thomas Beck<br />
Produktmanager für optische Identifikation, Division<br />
Process Automation, Siemens AG, Nürnberg<br />
Quelle: Siemens AG<br />
Das TIA-Automatisierungskonzept von Siemens wird durch Standardisierung unterstützt. Grafik: Siemens<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 49
technik & wissen<br />
Die Komponenten der ‚xFK in 3D‘-Techno -<br />
logie sind spezifisch auf die jeweiligen Lastfälle<br />
zugeschnitten. In ihrer individuellen Auslegung<br />
und prozesstechnischen Umsetzung liegt das große<br />
Know-how dieser hybriden Technik.<br />
Bild: Reed Exhibitions / AMC<br />
Raumfahrt im Fokus des „Lightweight Symposium 2020“<br />
Leichter ins All<br />
Ultraleichtbau | Erstaunlich, aber wahr: Luxemburg<br />
mischt stark im Raumfahrtgeschäft mit. Grund genug<br />
für Journalist Nikolaus Fecht, dort auf dem „Lightweight<br />
Symposium“ die neue Leichtigkeit von Satelliten<br />
kennenzulernen, wozu auch Regierungsvertreter<br />
aus Luxemburg und Berlin anreisten.<br />
Ein Raumfahrt-Symposium in Luxemburg? So fragten<br />
erstaunt sogar Leute, die durch Arbeit und Geschäft eng<br />
mit dem benachbarten Großherzogtum verbunden sind.<br />
Doch es stimmt, es gelang dem ehemaligen luxemburgischen<br />
Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten<br />
Etienne Schneider, Luxemburg innerhalb<br />
von vier Jahren zu einem bedeutenden Player im Raumfahrtgeschäft<br />
zu machen, bezogen auf die Größe des<br />
Landes: Die Anzahl der Firmen hat sich seitdem auf<br />
32 verdoppelt, die mit 840 Mitarbeitern 800 Mio. Euro<br />
erwirtschaften. Unterstützt werden sie von der Luxembourg<br />
Space Agency und dem multikulturellen, neuen<br />
Luxembourg Institute of Tech-<br />
nology and Space. Den Stellenwert<br />
dieser Aktivitäten in Luxemburg beweisen<br />
die rund 70 Teilnehmer des „Lightweight Symposium<br />
2020“, zu denen Experten aus der Luft- und<br />
Raumfahrt, Automobilindustrie sowie auch dem deut-<br />
schen Bundeswirtschaftsministeriumm zählten.<br />
Für vielseitige Sichtweise sorgten die Veranstalter<br />
Gradel aus Ellange (Luxemburg), ein Hersteller unter<br />
anderem von Bauteilen für die Raumfahrt, und sein<br />
deutscher Partner Automotive Management Consulting<br />
(AMC) aus Penzberg. Beide verbindet die Erfindung<br />
„xFK in 3D“ von AMC- Geschäftsführer und Inhaber<br />
Rainer Kurek, die Gradel als Partner von AMC nun in<br />
der Raumfahrt verwirklichen will. Mit dieser hybriden<br />
Faserverbund-Prozesstechnik lässt sich nach Firmen -<br />
angaben echter „Ultraleichtbau“ verwirklichen – mit<br />
Hohlräumen zwischen den Fasersträngen, die genau<br />
entlang den Lastpfaden laufen. ‚xFK in 3D‘ ist für<br />
Gradel-Firmenchef Claude Maack „Leichtbau in Reinkultur“<br />
und derzeit „die leichteste Art zu bauen“.<br />
Für diese Form des Ultraleichtbaus sprechen nicht<br />
zuletzt die Ergebnisse der Studie „Space 2020“ von<br />
AMC und Gradel, an der 43 Raumfahrtfirmen aus neun<br />
europäischen Ländern teilnahmen. Die Branche setzt<br />
vor allem auf Faserverbundwerkstoffe, um innovativ<br />
leichter zu bauen – weit vor den klassischen Werkstoffen<br />
Titan und Aluminium. Titan schneidet mit einem ausgewogenen<br />
Verhältnis von Preis zu Qualität gut ab, während<br />
Aluminium dank guter Noten für niedrige, noch<br />
weiter sinkende Preise unter den Raumfahrt-Werkstoffen<br />
das Prädikat „market leadership“ erhält – allerdings<br />
behaftet mit dem Image des fantasielosen Materials mit<br />
niedrigem Innovationspotenzial. Gefragt ist also ein<br />
hybrider Leichtbau im Multimaterialmix, in dem Fasern<br />
eine zunehmend wichtigere Rolle übernehmen.<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Doch warum bedarf es überhaupt des Leichtbaus bei<br />
Satelliten, die schwerelos im All kreisen? Es sind vor<br />
allem die Kosten, denn der Transport der Satelliten ins<br />
All schlägt mit rund 15.000 Euro pro Kilogramm zu<br />
Buche. Außerdem erhöht jedes Kilogramm mehr den<br />
technischen Aufwand und damit die Kosten. Im Kommen<br />
sind daher Minisatelliten des Typs LEO (low earth<br />
orbite), die erdnah kreisen und daher mit geringerer<br />
Masse von 650 bis 860 kg auskommen – wahre Leichtgewichte<br />
im Vergleich zu den sonst üblichen bis zu 5,5 t<br />
schweren geostationären Satelliten. Doch auch diese so<br />
genannten GEOs sollen abgespeckt werden.<br />
Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung – so Gilles<br />
Pommatu vom französischen Raumfahrtunternehmen<br />
ThalesAlenia Space – setzt die Branche wegen der<br />
hohen spezifischen Festigkeiten auf Sandwich- und<br />
Composite-Strukturen. Ein hohes Potenzial weise hier<br />
der integrative Leichtbau auf. Bis zu 70 % Einspar -<br />
potenzial soll etwa die Prozesstechnik ‚xFK in 3D‘ bieten,<br />
die sich bereits beim ebenfalls in Luxemburg vorgestellten<br />
Technologiedemonstrator eines Ultraleichtbausitzes<br />
für Pkw von CSI Entwicklungstechnik bewährt<br />
hat – interessanterweise in Kombination mit metallischem<br />
3D-Druck (SLM) und bionischem Design.<br />
Das Beispiel zeigt einen wichtigen Aspekt dieses<br />
Leichtbau-Symposiums: Es geht den Veranstaltern<br />
darum, eine Brücke zwischen allen „Leichtbauern“ zu<br />
Der luxemburgische Forschungsminister Mario Grotz (Mitte)<br />
informierte sich über die ‚xFK in 3D‘-Technologie bei den Geschäftsführern<br />
Rainer Kurek (AMC, links) und Claude Maack (Gradel).<br />
Bild: Gradel / AMC, Rainer Hofmann Photodesign<br />
Leichtbau auf höchster Ebene: Airbus-Innovation-Manager<br />
Peter Pirklbauer (links) im Gespräch mit Ministerialrat Walter<br />
Loscheider vom BMWi und Constanze v. Nell-Breuning von AMC.<br />
Bild: Gradel / AMC, Rainer Hofmann Photodesign<br />
schlagen. Sie können viel voneinander lernen und profitieren<br />
voneinander, sagt Peter Pirklbauer, Inno vation<br />
Manager bei Airbus Operations in Hamburg – und<br />
meint damit auch das konsequente Anwenden der digitalen<br />
Prozesskette.<br />
Ein Beispiel für die digitale Zusammenarbeit liefert<br />
das Projekt Prometheus, in dem das Unternehmen<br />
gemeinsam mit dem französischen Raketenantriebs -<br />
hersteller Safran in der Ariane Group ein wieder -<br />
verwendbares Triebwerk entwickelt hat. Eine wichtige<br />
Rolle spielt hier auch der metallische 3D-Druck, der<br />
beim Senken der Kosten um 90 % auf 1 Mio. Euro<br />
ausschlaggebend gewesen ist und sicherlich auch für das<br />
reduzierte Gewicht. Der Demonstrator für das Prometheus-Triebwerk<br />
hat übrigens eine Woche vor dem<br />
Leichtbau-Symposium im Februar die Entwurfsprüfung<br />
bestanden, nun steht die Realisierung in einer digitalen,<br />
vernetzten Fabrik an.<br />
Ebenso intensiv arbeitete auch Ultraleichtbausitz-<br />
Entwickler CSI mit sieben Firmen aus unterschiedlichsten<br />
Bereichen digital zusammen. Vielleicht hörte daher<br />
Pirkelbauer so intensiv zu, als CSI- Geschäftsführer<br />
Kai Kisseberth in Luxemburg von der konsequent<br />
durchgängigen digitalen Prozesskette berichtete, „dank<br />
der wir nur sieben Monate bis zur Erstpräsentation der<br />
Hardware brauchten“.<br />
•<br />
Nikolaus Fecht<br />
Freier Fachjournalist in Gelsenkirchen<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 51
technik & wissen<br />
Der auf der M40 Millturn eingewechselte<br />
Messtaster TC63-Digilog auf der<br />
Oberfläche des gefrästen Rootsrotors hat<br />
dazu beigetragen, dass WFL heute das<br />
Bauteil nicht mehr vorab schleifen muss.<br />
Bild: Blum-Novotest<br />
WFL setzt digiloge Messtechnik von Blum-Novotest ein<br />
Rundum bessere<br />
Fräsprozesse<br />
Messetechnik | Für die Komplettbearbeitung von<br />
Kompressorrotoren hat WFL eine neue Vorgehensweise<br />
entwickelt, bei der ein Messtaster von Blum-<br />
Novotest die Werkstückkonturen schnell scannt.<br />
Bei WFL ist der Bereich Tooling Solutions auf die Zerspanung<br />
schwieriger Bearbeitungsbereiche spezialisiert.<br />
Er verfolgt das Ziel, mit intelligenten Werkzeuglösungen<br />
ein komplexes Werkstück noch schneller und genauer<br />
herzustellen. Ein Beispiel dafür ist ein Rootsrotor. Bei<br />
dem rund 400 mm langen Teil mit etwa 160 mm Außendurchmesser<br />
aus Grauguss GG 60 handelt es sich um<br />
den Läufer eines Drehkolbenverdichters. Unter Verwendung<br />
spezieller Formfräser dreht und fräst WFL den<br />
Rotor auf der M40 Millturn bis auf Endmaß in Schleifqualität.<br />
Und zwar im automatisierten 24/7-Betrieb,<br />
was die Durchlaufzeiten dort stark reduziert hat. Das<br />
Schleifen war in der Rotorenfertigung bislang nötig gewesen,<br />
weil die notwendige Genauigkeit und Oberflächengüte<br />
durch Fräsen nicht erreicht wurde.<br />
„Mit dem neuen Verfahren können wir zwar nicht<br />
bei allen Anwendungen auf das Schleifen verzichten, in<br />
diesen Fällen reicht es aber, dass sich mit unserer Vorgehensweise<br />
die Schleifzugaben erheblich reduzieren.<br />
Denn das Schleifen auf Rund- und Profilschleifmaschi-<br />
nen ist bei Kompressorrotoren immer ein extrem aufwendiger<br />
und teurer Vorgang“, erläutert Manfred<br />
Baumgartner, der als Produktmanager den Bereich WFL<br />
Tooling Solutions verantwortet. „Das Schlichtfräsen<br />
wird beim Rootsrotor übrigens auf drei verschiedene<br />
Formfräser aufgeteilt und die Übergänge zwischen den<br />
Fräsern durch automatisches Messen korrigiert. Darum<br />
benötigen wir hier die Kombination aus Hightech-<br />
Werkzeug, einer Regelkomponente und optimaler<br />
Messtechnik.“<br />
Dafür hat Stefan Huber, Softwareentwicklungs-Ingenieur<br />
bei WFL, eine Software geschrieben, die sowohl<br />
misst als auch regelt. Diese läuft direkt auf der Siemens<br />
Sinumerik 840D Solution Line und arbeitet sozusagen<br />
nahtlos mit der Steuerung zusammen. Beim Schlichtprozess<br />
wird dabei zunächst auf ein paar Zehntel Millimeter<br />
Übermaß vorbearbeitet; gemessen wird diese Kontur<br />
auf der Maschine. Maschinenseitig wird hierfür der digital-analog<br />
arbeitende Messtaster TC63-Digilog von<br />
Blum-Novotest eingewechselt, mit dem die Linzer direkt<br />
in der Aufspannung das gefräste Profil über den gesamten<br />
Umfang hinweg scannen. So werden in diesem Fall<br />
die Formgenauigkeit und die Konzentrizität des Bauteils<br />
festgestellt, und zwar sehr schnell.<br />
Aus der auf diesem Wege ermittelten Kontur – die am<br />
Display der Steuerung auch dargestellt wird – berechnet<br />
ein Algorithmus für jeden Werkzeugeingriff die optimalen<br />
Korrekturen. Anhand der Korrekturwerte wird das<br />
Werkzeug für die nächste Bearbeitung in zwei Richtungen<br />
verschoben sowie in der C-Achse verdreht und so<br />
über diese drei Achsen die Istkontur an die Sollkontur<br />
angepasst. Die Sollkontur, die am Display als schwarze<br />
Kurve dargestellt wird, orientiert sich dabei am 3D-Modell<br />
des Bauteils, das vom 3D-CAD- und CAM-System<br />
geliefert wird und womit der Programmierer auch die<br />
NC-Daten ableitet. Dabei reicht es, dass in der Serienfertigung<br />
nur beim ersten und dann – je nach Anwendung<br />
– bei jedem 10. bis 15. Teil gemessen wird. Denn<br />
beim folgenden Teil können die schon ermittelten Korrekturen<br />
bereits angewendet werden, weshalb hier das<br />
Vorschlichten mit Schlichtaufmaß entfallen kann.<br />
„Wir bauen Lasermesssysteme von Blum-Novotest<br />
schon seit sehr vielen Jahren in die Maschinen ein, allerdings<br />
nur zur Werkzeugvermessung. Das Messen von<br />
Werkstücken fand mit Tastern anderer Hersteller statt,<br />
die aber nur Punkt für Punkt antasten“, berichtet<br />
Huber. „Vor etwa vier Jahren stellte uns Blum-Novotest<br />
die digital-analog arbeitenden Messtaster mit dem<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Heiko Petruska vom Technischen Vertrieb<br />
bei Blum-Novotest (links) zusammen mit<br />
Manfred Baumgartner, Produktmanager<br />
WFL Tooling Solutions, und Software-<br />
Entwicklungsingenieur Stefan Huber.<br />
Bild: Blum-Novotest<br />
Shark360 Digilog-Messwerk vor. Uns hat das damit<br />
mögliche scannende Tasten von Anfang an fasziniert.“<br />
Blum-Novotest hat bei den Messtastern der Digilog-Reihe<br />
sowohl digitale als auch analoge Funktionen in einem<br />
Gerät vereint. Während erstere sich gut zur Erfassung<br />
von Abmessung und Lage eignen, bietet das analoge<br />
Messen klare Vorteile bei der Beurteilung von Flächen<br />
und Konturen. Fährt man schaltend einen Punkt<br />
an, wird wie bei allen Messtastern ein digitales Signal an<br />
die Maschinensteuerung gesendet. Zusammen mit der<br />
Position der Achsen erhält man so die exakte Position<br />
des Messpunkts. Bei Blum-Tastern wird das Schaltsignal<br />
grundsätzlich optoelektronisch durch Abschattung einer<br />
Miniaturlichtschranke generiert. Beim analogen Messen<br />
hingegen wird der prozentuale Anstieg dieser Abschattung<br />
ausgewertet, der entsteht, wenn der Messeinsatz<br />
ausgelenkt wird. Das sich daraus ergebende analoge Signal<br />
bildet dann den Messwert. So lässt sich der Digilog-<br />
Taster scannend mit bis zu 2 m/min über Oberflächen<br />
oder entlang von Konturen führen, wodurch in kürzester<br />
Zeit tausende Messwerte zur Verfügung stehen. Dabei<br />
ist eine Scanbewegung in zwei Achsen möglich.<br />
Zunächst ging es um die<br />
automatische Rauheitsmessung<br />
Allerdings ging es WFL zunächst um die automatische<br />
Rauheitsmessung. Denn auch diese ist mit der analog<br />
messenden RG-Tasterreihe, die auch auf der digital-analogen<br />
Technologie aufbaut, möglich. WFL entwickelte<br />
dann eine eigene Software, um die analogen Daten des<br />
Messtasters auszuwerten. Seither findet auf Millturn-<br />
Maschinen auf Wunsch die Rauheitsmessung im Rahmen<br />
einer In-Prozess-Lösung komplett automatisch<br />
statt, ohne die Schiebetür öffnen zu müssen. Dies bietet<br />
Riesenvorteile in der Fertigung, gerade bei automatisierten<br />
Prozessen im Mannlosbetrieb. In einer größeren Serie<br />
wird die Oberfläche zum Beispiel von jedem 15. Teil<br />
überprüft. Eine schlechter werdende Oberfläche ist beispielsweise<br />
auch ein Indiz dafür, dass das Werkzeug allmählich<br />
seine Verschleißgrenze erreicht.<br />
Aufbauend auf den positiven Erfahrungen mit dem<br />
RG-Taster entstand so die Idee, das scannende Tasten<br />
mit den Messtastern der Digilog-Reihe zur automatischen<br />
Rundlaufmessung einzusetzen. Das ist der zweite<br />
Anwendungsfall, der seither von WFL verkauft wird.<br />
Der Taster generiert dabei analog durch Scannen über<br />
die Oberfläche mit bis zu 2 m/min und sekundenschnell<br />
tausende Messwerte, die alle 9 ms per Funk störungsfrei<br />
an einen Empfänger im Maschinenraum übertragen werden.<br />
Die Software hat WFL so angepasst, dass man frei<br />
definierbare und damit beliebige Werkstückkonturen erfassen<br />
kann, sofern diese kollisionsfrei erreichbar sind.<br />
Rundlaufmessungen in 30 Sekunden<br />
statt in 15 Minuten<br />
Ohne die Digilog-Messtaster wäre das Projekt mit den<br />
Formfräsern so nicht umzusetzen gewesen. Zwar gibt es<br />
die Möglichkeit, das Werkstück auszuspannen und extern<br />
zu vermessen. Anhand dieser Messwerte könnte<br />
dann der Maschinenbediener die NC-Programme entsprechend<br />
korrigieren. Das wäre aber sehr zeitaufwändig<br />
und zudem fehleranfällig, weil das Messergebnis<br />
richtig interpretiert werden muss. Auch das In-Prozess-<br />
Messen mit einem üblichen, also schaltenden Digitaltaster<br />
war keine Alternative, denn für eine ordentliche<br />
Rundlaufmessung mit einem herkömmlich schaltenden<br />
Messtaster müssten am Werkstückumfang hunderte Abtastungen<br />
durchgeführt werden. Baumgartner rechnet<br />
vor: Dieser Messvorgang würde wahrscheinlich 10 bis<br />
15 min dauern. Mit dem Digilog-Taster funktioniert es<br />
in 20 bis 30 s einschließlich Auswertung. Er weist auf<br />
die Herausforderung bei der Herstellung von Kompressorrotoren<br />
hin: „Die Genauigkeit erstreckt sich über<br />
den gesamten Zylinderbereich, die Anwendung unserer<br />
Lösung bei den Rotoren ist quasi die Königsklasse.<br />
Denn wenn dies hier funktioniert, funktioniert es auch<br />
bei anderen Anwendungen.“<br />
•<br />
David Cousins<br />
Technisches Marketing, Blum-Novotest<br />
Der Taster bewegt sich<br />
scannend mit bis zu<br />
2 m/min und erzeugt<br />
so in kürzester Zeit<br />
tausende Messwerte.<br />
Bild: Blum-Novotest<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 53
technik & wissen<br />
Maschinenbauer Ebawe nutzt Krantechnik aus Künzelsau<br />
Betonelemente<br />
im Anflug<br />
Hebetechnik | Bei Ebawe gehört das zügige und sichere<br />
Stapeln von schweren Betonplatten zum Alltag.<br />
Die knifflige Aufgabe meistert der Maschinenbauer<br />
mit Krantechnik von Stahl Cranesystems.<br />
Die Paletten werden in<br />
Längsrichtung zur Halle<br />
aus der Produktion<br />
übernommen,…<br />
Auf dem Firmengelände von Ebawe Anlagentechnik<br />
in Eilenburg bei Leipzig werden<br />
schlüsselfertige Produktionsanlagen für den<br />
Betonfertigteilbau geplant, entwickelt und<br />
produziert. Danach werden die maßgeschneiderten<br />
Lösungen inklusive Steuerungstechnik<br />
beim Kunden installiert. Dabei<br />
werden jeden Tag Stahlpaletten jeglicher Art<br />
und Größe mit einem teilautomatisierten<br />
Palettenkran gestapelt und verladen. Bei der<br />
Krantechnik verlassen sich die Eilenburger<br />
auf Krantechnik von Stahl Cranesystems<br />
mit Sitz im schwäbischen Künzelsau.<br />
Als die Produktion auf dem Firmengelände<br />
erweitert wurde, mussten die Sachsen die<br />
Umschlagleistung anpassen. Das Stapeln<br />
und Verladen der Paletten musste künftig<br />
schneller ablaufen. Deswegen wurde der<br />
ebenfalls in Eilenburg angesiedelte Kranservice<br />
Gokran GmbH damit beauftragt, einen<br />
leistungsstarken, teilautomatisierten Palettenkran<br />
zu installieren. Die intelligente<br />
Krantechnik stammt dabei nach wie vor<br />
von Stahl Cranesystems.<br />
Der Zweiträger-Brückenkran übernimmt<br />
die Paletten in Längsrichtung zur Halle aus<br />
der Produktion, dreht diese mit Hilfe einer<br />
automatischen Positionierung um 90 Grad<br />
und stapelt sie schließlich auf den Lagerplätzen<br />
übereinander. Die Palette wird dabei<br />
mit einer zielgesteuerten Zange aufgenommen,<br />
die ihre Greifarme halbautomatisch so<br />
einrichtet, dass die Stahlpalette sicher gegriffen<br />
wird und formschlüssig am Lastaufnahmemittel<br />
hängt.<br />
Alle Funktionen des Kranes und des<br />
Lastaufnahmemittels werden über Frequenzumrichter<br />
gesteuert. Die Daten laufen über<br />
Profinet und werden durch eine an der<br />
Kranbrücke installierten SPS Siemens<br />
S7–1200 organisiert. Gesteuert wird der gesamte<br />
Kran inklusive Lastaufnahmemittel<br />
mit einer Funkfernsteuerung. Einzellasten,<br />
Fehleranzeige und Bedienhinweise werden<br />
dabei in einem Display visualisiert.<br />
Der Zweiträger-Brückenkran mit einer<br />
Spurweite von knapp 30 m ist mit zwei Laufkatzen<br />
und frequenzgeregelten Seilzügen ausgestattet.<br />
Die Tragfähigkeit liegt bei insgesamt<br />
16.000 kg. Hubwerke, Radblöcke mit<br />
funkgesteuerten Fahrantrieben, gekoppelte<br />
…mit Hilfe einer automatischen<br />
Positionierung<br />
um 90 Grad gedreht…<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Der Krankönig aus Hohenlohe<br />
Stahl Cranesystems ist ein weltweit agierender Hersteller von Hebezeugen und<br />
Krankomponenten mit Sitz in Künzelsau. Das Unternehmen besteht seit 140<br />
Jahren und verfügt über ein lückenloses Portfolio im Bereich Hebe- und Krantechnik.<br />
Außerdem sind die Schwaben führend im Bereich der explosionsgeschützten<br />
Krantechnik. Ob eisige Kälte, extreme Hitze, Staub oder Enge – die<br />
Technik aus Hohenlohe funktioniert nach eigenen Angaben zuverlässig unter<br />
allen Einsatzbedingungen. Mit einem engen Netz aus neun Tochtergesellschaften<br />
und rund 140 Kranbaupartnern weltweit stehen für alle Kunden direkte Ansprechpartner<br />
und Service vor Ort zur Verfügung. Seit 2017 ist Stahl Cranesystems<br />
Teil der amerikanischen Columbus McKinnon Gruppe.<br />
Kopfträger und Fahrgetriebe für die Kranbrücke<br />
stammen aus Künzelsau. Die Schwaben<br />
haben sich auch um die komplette Steuerungstechnik<br />
einschließlich der Inbetriebnahme<br />
gekümmert. Die Frequenzumrichter der<br />
Hebezeuge werden über eingebaute Synchro-<br />
Karten kontinuierlich abgeglichen, sodass<br />
sich die Lasthakenstellung bei der Anwahl<br />
des Tandembetriebs nicht ändert.<br />
Beim Starten des Krans und Anhängen<br />
der Traverse werden die Lasthaken teilautomatisch<br />
ausgerichtet. Eine gleichmäßige Belastung<br />
ist dabei das wichtigste Kriterium.<br />
Anschließend erfolgt eine Referenzfahrt<br />
sämtlicher Antriebe der Palettentraverse.<br />
Damit ist gewährleistet, dass die Traverse<br />
bei gleichmäßiger Lastverteilung auf die<br />
Hubwerke waagrecht hängt und alle Funktionen<br />
einsatzbereit sind.<br />
Gokran wurde im Jahr 2011 gegründet.<br />
Seither arbeiten die Spezialisten aus Künzelsau<br />
eng mit dem Eilenburger Kranservice<br />
zusammen. Regelmäßig werden Krankits,<br />
Seilzüge und Krankomponenten für diverse<br />
Projekte nach Sachsen geliefert. Ebawe wiederum<br />
ist ein langjähriger Kunde von Gokran.<br />
„Durch die professionelle und enge<br />
Zusammenarbeit konnten wir das Projekt<br />
in kurzer Zeit realisieren“, freut sich Gokran-Chef<br />
Ronald Gollasch. „Der neue Palettenkran<br />
beschleunigt die Arbeitsabläufe<br />
bei unserem Kunden erheblich.“ (us) •<br />
…und schließlich auf<br />
den Lagerplätzen<br />
übereinander gestapelt.<br />
Bilder: Stahl<br />
Cranesystems<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 55
technik & wissen<br />
Robotertechnik implementieren<br />
Einfach und intuitiv<br />
Robotik | Roboter- und Komponentenhersteller sorgen<br />
dafür, den Aufwand einer prozesssicheren Implementierung<br />
deutlich zu reduzieren. Beispielsweise<br />
setzen sie auf besonders einfache Bedienbarkeit<br />
sowie abgestimmte Tools und Systeme. ❧ Nico Schröder<br />
Um Cobots für neue Arbeitsaufträge einzurichten,<br />
kommen WerkerInnen möglichst<br />
ohne aufwendige Programmierung aus.<br />
Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />
In der Robotik gibt es einen klaren Trend zur Simplifizierung.<br />
Selbst kleine Unternehmen, die bislang kaum<br />
automatisiert haben, beschäftigen sich mittlerweile<br />
intensiv damit, über den Einsatz von Robotertechnologie<br />
oder sogar im Zusammenspiel von Mensch und<br />
Roboter neue Vorteile in der Fertigung zu erzielen. Das<br />
gelingt vor allem dann, wenn sich der Aufwand einer<br />
prozesssicheren Implementierung derartiger Applikationen<br />
radikal vereinfacht lässt.<br />
Entscheidend sei ein einfaches Frontend, sagt<br />
Dr. Christian Henke, Abteilungsleiter Scientific Automation<br />
am Fraunhofer IEM: „Die Komplexität und<br />
Algorithmen stecken hinter der grafischen Bedienober-<br />
fläche. Der Werker benötigt keine roboterspezifischen<br />
Kenntnisse, um die Abläufe der Roboter anzupassen.<br />
Er stellt aus vorhandenen Sequenzen – einfach über eine<br />
interaktive Mensch-Maschine-Schnittstelle – neue<br />
Abläufe zusammen und passt nur Parameter wie die<br />
Verfahrgeschwindigkeit an. Um Cobots mit neuen<br />
Arbeitsaufträgen einzurichten, benötigt der Werker also<br />
keine Programmierkenntnisse.“<br />
Ohne Einschränkung der Funktionalität will Yuanda<br />
Robotics die Bedienung seiner Roboter an Konsumerprodukte,<br />
oder konkret an die Bedienung und Verwendung<br />
von Smartphones, anlehnen. „Situationsabhängige<br />
Parametrierung von Funktionalitäten geschieht im<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Hintergrund, sodass sich der Nutzer ähnlich wie bei der<br />
Verwendung einer Smartphone-Kamera auf das<br />
gewünschte Ergebnis und nicht auf den Weißabgleich<br />
und übrige Einstellungen konzentrieren kann, erläutert<br />
Dr. Jens Kotlarski, Co-Founder und CEO von Yuanda<br />
Robotics. Selbst Funktionen der Qualitätskontrolle, die<br />
auf maschinellem Lernen basieren, sollen sich innerhalb<br />
weniger Minuten praktikabel und wirtschaftlich anlernen<br />
lassen.<br />
Stimmige Systeme und Interoperabilität<br />
Schunk greift den Gedanken der Vereinfachung durch<br />
speziell abgestimmte Plug-and-Work-Portfolios auf.<br />
Nach einem Portfolio für Universal Robots, das 2018<br />
aufgelegt wurde, sollen bis Jahresmitte Portfolios für<br />
Doosan Robotics und Techman Robot hinzukommen.<br />
Umfassen werden sie jeweils zertifizierte Co-act-Greifer<br />
für den kollaborierenden Betrieb, pneumatische und<br />
elektrische Greifer, Sensoren sowie Wechselsysteme, die<br />
vielfältige Einsatzfelder abdecken – sowohl in der herkömmlichen<br />
Auto mation als auch im Bereich kollaborierender<br />
Anwendungen. Details erläutert Harald<br />
Dickertmann, Executive Vice President Sales Gripping<br />
Systems bei Schunk: „Unser EGH-Greifer beispielsweise<br />
steht als Starter-Paket komplett vormontiert mit passender<br />
Schnittstelle und Plugin für verschiedene Cobots zur<br />
Verfügung. Die Inbetriebnahme und Programmierung<br />
sind innerhalb von dreißig Minuten einfach und intuitiv<br />
erledigt. Im Kern geht es darum, den Einstieg in die<br />
Leichtbaurobotik so einfach wie möglich zu machen.<br />
Mittlerweile gehen wir sogar noch einen Schritt weiter:<br />
Auch mit Herstellern aus der klassischen Industrierobotik<br />
gibt es mittlerweile Kooperationen, die zum Ziel<br />
haben, den Integrationsaufwand zu minimieren und<br />
abgestimmte Lösungen anzubieten.“<br />
On Robot hat eine ähnliche Herangehensweise –<br />
Björn Milsch, General Manager DACH und Benelux,<br />
sagt: „Vergangenes Jahr haben wir die mechanischen<br />
und elektrischen Schnittstellen unserer Produkte im<br />
Rahmen einer One-System-Solution vereinheitlicht.<br />
Dadurch sind die Tools nun mit den Cobots nahezu<br />
aller marktgängigen Hersteller tiefenkompatibel –<br />
neben Kuka, Fanuc, Universal Robots und Kawasaki<br />
beispielsweise auch mit Yaskawa, Doosan, Nachi und<br />
ABB. Wir weiten ihre Kompatibilität stetig aus.“<br />
Durch diese hohe Passung sollen sich Tools von<br />
On Robot problemlos in bestehende Produktionskonfigurationen<br />
einbinden lassen, was Anwendern viel Zeit<br />
spart. Die Steuerung erfolgt über das Teach Panel des<br />
jeweiligen Cobots. Standardmäßig ist in jedem Werkzeug<br />
zudem ein Werkzeugwechsler verbaut. Damit können<br />
Anwender die Greifer mit nur einem Handgriff austauschen.<br />
Außerdem muss nur ein Kabel beim Werkzeugwechsel<br />
umgesteckt werden. So lassen sich Cobots<br />
unkompliziert für neue Aufgaben umrüsten, was gerade<br />
in variablen Produktionslayouts vorteilhaft ist. •<br />
Vereinfacht die<br />
Inbetriebnahme und<br />
Bedienung: Schunks<br />
EGH-Greifer steht als<br />
Starter-Paket komplett<br />
vormontiert mit passender<br />
Schnittstelle und<br />
Plugin für verschiedene<br />
Cobots zur Verfügung.<br />
Bild: Schunk<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 57
technik & wissen<br />
Nach einer Generalüberholung sind<br />
altgediente Roboter oft besser als vorher,<br />
weil stets die neuesten Komponenten<br />
verbaut werden. Bilder: Stäubli<br />
Servicecenter bringt altgediente Roboter wieder auf den neuesten Stand<br />
Fit für ein<br />
zweites Leben<br />
Instandhaltung | Auch nach einer Generalüberholung<br />
im Servicecenter Bayreuth macht sich die hohe Qualität<br />
der Roboter des Herstellers Stäubli für den Anwender<br />
bezahlt. Danach sind die Modelle leistungsfähiger<br />
denn je und bereit für neue Einsätze.<br />
Die Roboter von Stäubli arbeiten zuverlässig und zeichnen<br />
sich durch eine lange Lebensdauer aus. Diese Merkmale<br />
kommen nicht von ungefähr, sondern sind das Ergebnis<br />
einer strengen Qualitätssicherung sowie einer soliden<br />
Konstruktion und Verarbeitung. Hinzu kommt die<br />
hauseigene Antriebstechnik, die nicht nur schnell und<br />
präzise arbeitet, sondern in der Szene als nahezu unzerstörbar<br />
eingestuft wird.<br />
Natürlich spielen auch die Einsatzbedingungen eine<br />
entscheidende Rolle für die Haltbarkeit eines Roboters.<br />
Ein Sechsachser im Reinraum wird wesentlich geringer<br />
durch die Umgebung belastet als einer, der eine Werkzeugmaschine<br />
beschickt und dabei permanent den Emulsionen<br />
ausgesetzt ist. Die stählernen Werker aus den Höllen<br />
der Metallbearbeitung müssen natürlich schneller an<br />
die Box als die deutlich weniger belasteten Modelle.<br />
Klaus Schuster ist Leiter des Servicecenters von Stäubli<br />
in Bayreuth. Er kennt sich in der Materie bestens aus<br />
und kann daher beurteilen, dass sich die Generalüberholung<br />
eines Roboters aus der Fertigung seines Arbeitgebers<br />
fast immer rentiert. „Je nach Beanspruchung<br />
kommen die Maschinen zwischen fünfzig und hunderttausend<br />
Betriebsstunden zu uns zur Generalüberholung“,<br />
erzählt der Robotik-Experte. „Während Roboter<br />
der unteren Preisklasse solche Einsatzzeiten kaum erreichen,<br />
geht es für unsere Maschinen nach der Komplettüberholung<br />
in die zweite Runde.“<br />
Komplettüberholung heißt im fränkischen Servicecenter<br />
aber nicht, dass alle Komponenten ohne Rücksicht<br />
auf die Kosten einfach getauscht werden. Im Gegenteil:<br />
Die ankommenden Roboter durchlaufen im ersten<br />
Schritt eine Demontage, bei der genau untersucht<br />
wird, welche Bauteile sinnvollerweise zu tauschen sind.<br />
Bei der genauen Analyse hilft den Technikern auch<br />
ein Blick in die Lebensakte des Roboters. Im CRM-System<br />
können sie anhand der Seriennummer jedes Ereignis<br />
der Maschine genau nachvollziehen. Welche Teile<br />
wurden bereits im Rahmen regulärer Wartungen getauscht?<br />
Gab es werksseitige Rückrufmaßnahmen oder<br />
Reparaturfälle beispielsweise auf Grund von Kollisionen?<br />
Die exakte Dokumentation liefert Antworten auf<br />
diese Fragen und trägt zu einer beispielhaften Transparenz<br />
bei. Nur so lässt sich ein maßgeschneidertes Komplettpaket<br />
für die Überholung schnüren.<br />
Der Kunde erhält vor Beginn der Arbeiten ein detailliertes<br />
Angebot und kann über die Ausführung einzelner<br />
Maßnahmen selbst entscheiden. Die meisten Anwender<br />
vertrauen bei der Überholung allerdings auf die Kompetenz<br />
der Bayreuther. „Wir kennen unsere Roboter genau<br />
und machen unseren Kunden entsprechende Vorschläge“,<br />
weiß Schuster. „Der Austausch von Getrieben steht<br />
dabei so gut wie nie auf der Liste, denn die JCS-Antriebe,<br />
die zu den teuersten Komponenten eines Roboters<br />
zählen, haben im Grunde ein ewiges Leben.“<br />
Das gilt auch bei Einsätzen unter Extrembedingungen<br />
wie zum Beispiel bei der Automatisierung von<br />
Werkzeugmaschinen. Bei solchen Anwendungen sind<br />
die Roboter oft in die Werkzeugmaschine integriert und<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Klaus Schuster, Leiter<br />
des Servicecenters in<br />
Bayreuth: „Der Kunde<br />
erhält vor Beginn der<br />
Arbeiten ein detailliertes<br />
Angebot und kann<br />
über die Ausführung<br />
einzelner Maßnahmen<br />
selbst entscheiden.“<br />
kommen permanent mit Spänen und Kühlschmiermitteln<br />
in Kontakt. Das verlangt dem Roboter natürlich alles<br />
ab und dennoch halten sie bis zu 60.000 Stunden<br />
durch, ehe eine Überholung im Bayreuther Servicecenter<br />
ansteht. Danach sind sie wie neu und gehen wieder mit<br />
Garantieverlängerung an den aufreibenden Job.<br />
Beim Refit spielt der Faktor Zeit eine entscheidende<br />
Rolle, denn der Anwender will die Maschinen natürlich<br />
so schnell wie möglich wieder im Einsatz haben. Deshalb<br />
bevorzugt man bei Stäubli fest eingetaktete, geplante<br />
Überholungen, die ohne zeitliche Verzögerungen<br />
ausgeführt werden können. Je nach Aufwand nimmt eine<br />
solche Komplettüberholung bis zu 40 Arbeitsstunden<br />
in Anspruch. Dass sich die Sache dennoch rechnet, hat<br />
mehrere Gründe. Einer davon ist die Performance der<br />
überholten Roboter, die in vielen Fällen die ursprüngliche<br />
Leistungsfähigkeit übertrifft.<br />
Da stellt sich natürlich sofort die Frage, wie das sein<br />
kann. Der Grund ist einfach, denn während ihres Fertigungszyklus<br />
werden die Roboter permanent verbessert.<br />
Wichtige Hinweise liefern dabei die Anwender. Und<br />
kommen in der Produktion verbesserte Komponenten<br />
zum Einsatz, profitieren natürlich auch die gebrauchten<br />
Roboter bei ihrer Überholung von diesen Leistungssteigerungen.<br />
Das kann Soft- und Hardware-Komponenten<br />
gleichermaßen betreffen. Zudem bekommt der Anwender<br />
mit der Generalüberholung auch wieder eine Werksgarantie.<br />
Ein weiterer Aspekt, der die Entscheidung für ein Refit<br />
maßgeblich beeinflussen kann, ist die Kompatibilität.<br />
„Unserer Roboter arbeiten oft viele Jahre in bewährten<br />
Produktionslinien“, erklärt Klaus Schuster den Hintergrund.<br />
„Fällt hier ein nicht mehr lieferbarer Roboter<br />
aus, steht die komplette Linie.“ In diesem Fall ist die<br />
Generalüberholung des Modells die einzige Möglichkeit,<br />
mit vorhandenen Produktionsmitteln weiter zu arbeiten<br />
und den Anwender vor immensen Investitionen<br />
zu schützen. Die Alternative wäre, dass ein defekter<br />
Sechsachser, der in einer Linie mit vielen gleichen Robotern<br />
arbeitet, den Austausch aller Roboter und zudem<br />
viele Änderungen inklusive Neuprogrammierung der<br />
kompletten Anlage nach sich ziehen würde. Die Generalüberholung<br />
des defekten Roboters ist im Vergleich<br />
dazu in jedem Fall ein wirtschaftlicher Volltreffer.<br />
Dass man mit dieser Strategie die Wünsche der Anwender<br />
erfüllen kann, belegen viele Beispiele aus der Automobilindustrie.<br />
Aufgrund der guten Performance der<br />
Stäubli Roboter sehen immer mehr Anwender auch nach<br />
vielen Jahren keinen Grund zum Austausch der Maschinen.<br />
„Stattdessen lassen sie die lang gedienten Roboter<br />
komplett überholen und können anschließend auf die<br />
gleiche Zuverlässigkeit vertrauen wie bei Neugeräten“,<br />
versichert Schuster. „Das ist günstig und effizient.“<br />
Neben der Wirtschaftlichkeit spielt die Nachhaltigkeit<br />
eine zunehmend wichtige Rolle. Viele Unternehmen<br />
achten gerade im Produktionsumfeld auf eine möglichst<br />
positive CO 2 -Bilanz. Um die Umweltbelastungen, die<br />
mit der Produktion neuer Maschinen einhergehen, zu<br />
vermeiden, bietet sich das Refit als ressourcenschonende<br />
Alternative an. Vor allem dann, wenn das Produkt nach<br />
der Überholung leistungsfähiger ist als zuvor.<br />
Für den Roboterbauer Stäubli gibt es also entscheidende<br />
Gründe, den Ausbau des Servicecenters in Bayreuth<br />
voranzutreiben. In nächster Zeit sollen zusätzliche<br />
Investitionen in die personelle Verstärkung und in<br />
räumliche Erweiterungen fließen. Zudem stellt man die<br />
Verfügbarkeit von Teilen, Komponenten und Steuerungen<br />
über einen immer längeren Zeitraum sicher.<br />
„Wir wissen, dass unsere Roboter ihre ursprünglich<br />
prognostizierte Lebenserwartung oft übertreffen“, so<br />
Schuster. „Darauf reagieren wir mit einer verbesserten<br />
Ersatzteilverfügbarkeit und mit attraktiven Überholungsangeboten.“<br />
Oft können für den Überholungszeitraum<br />
sogar Ersatzroboter zur Verfügung gestellt werden.<br />
Das Ziel sei dabei immer, die Erwartungen der Anwender<br />
mit einem zuverlässigen Produkt und einem guten<br />
Service zu übertreffen. (us)<br />
•<br />
Die Arbeit am Roboter,<br />
speziell am Handgelenk,<br />
erfordert viel technisches<br />
Knowhow. Je nach Aufwand<br />
nimmt eine solche<br />
Komplettüber holung bis<br />
zu 40 Arbeitsstunden in<br />
Anspruch.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 59
technik & wissen<br />
Kollaborative Anwendungen werden<br />
die Fabriken künftig mehr und<br />
mehr durchdringen.<br />
Bild: Universal Robots<br />
Online-Forum zeigt Möglichkeiten zur Entlastung der Werker<br />
Unterstützung für<br />
den Menschen<br />
Robotik | Cobots und Exoskelette sind flexible Technologien<br />
mit vielen Einsatzgebieten, wie das gleichnamige<br />
Online-Forum gezeigt hat. Künftig werden sie<br />
sich noch einfacher nutzen lassen. ❧ Markus Strehlitz<br />
Viele Tätigkeiten in der Produktion sind für die Gesundheit<br />
der Werker eine Herausforderung. Doch es gibt<br />
Technologien, die für Entlastung sorgen können, wie<br />
das Online-Forum „Cobots und Exoskelette“ gezeigt<br />
hat – veranstaltet von der Fachzeitschrift <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
und der Technology Academy der Deutschen<br />
Messe AG.<br />
Die kollaborativen Roboter erobern langsam aber<br />
stetig viele Einsatzgebiete in der Fertigung, hob dabei<br />
Björn Milsch, General Manager von Onrobot in seinem<br />
Vortrag hervor. Die Cobots bieten eine Reihe von Vorteile<br />
gegenüber den klassischen Industrierobotern. Sie<br />
lassen sich flexibel einsetzen, Schutzzäune sind nicht<br />
nötig. Und vor allem: Ihre Programmierung ist relativ<br />
einfach und nicht nur Experten vorbehalten.<br />
Wie sich kollaborative Roboter in der Praxis einsetzen<br />
lassen, zeigte André Hengstebeck, strategischer Projektmanager<br />
für Digitalisierung und Industrie 4.0 beim<br />
Anwenderunternehmen Albrecht Jung. Dort unterstüt-<br />
zen Cobots die menschlichen Mitarbeiter zum Beispiel<br />
in Schraubprozessen.<br />
Laut Hengstebeck gibt es eine Reihe von Lessons<br />
learned, die sich aus den bisherigen Erfahrungen ziehen<br />
lassen. Dazu zählt, dass Anwender die Hürden niedrig<br />
halten sollten, wenn sie starten. Projekte mit geringer<br />
Komplexität eigneten sich eher für den Einstieg in das<br />
Thema Cobots, so Hengstebeck. Außerdem sei es wichtig,<br />
die Mitarbeiter, alle relevanten Abteilungen sowie<br />
den Betriebsrat frühzeitig in die Planungen einzubinden.<br />
Wenn Roboter ohne Schutzzaun mit dem Menschen<br />
zusammenarbeiten, kommt dem Thema Sicherheit eine<br />
besonders große Bedeutung zu. Eine wichtige Norm in<br />
diesem Zusammenhang ist die ISO TS 15066. Wie sich<br />
vor allem die Anlage A, in der es um biomechanische<br />
Grenzwerte geht, richtig interpretieren lässt, erklärte<br />
Andreas Schunkert, Head of Technical Support Western<br />
Europe bei Universal Robots.<br />
Eine seiner Botschaften: Anwendungen müssen auch<br />
in Sachen Sicherheit individuell betrachtet werden.<br />
„Man sollte keine Äpfel mit Birnen vergleichen“, so<br />
Schunkert. An eine Applikation, die 24/7 mit dem Werker<br />
Seite an Seite läuft, müsse ein anderer Maßstab angelegt<br />
werden als an eine Anwendung, „bei der der Werker<br />
alle fünf Stunden vorbeikommt, ein Tray auswechselt<br />
und wieder geht“.<br />
Wenn Automatisierung an Grenzen stößt<br />
Eine andere Technologie, um die menschlichen Werker<br />
zu unterstützen, sind Exoskelette. Sie waren neben den<br />
Cobots das zweite große Thema des Online-Forums.<br />
Die Entwicklung bei Exoskeletten hätte mittlerweile<br />
einen beachtlichen Stand erreicht, berichtete Samuel<br />
Reimer, der bei Ottobock für Business Development &<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Mehrsprachige<br />
Katalogproduktion<br />
Product Management zuständig. So leisten die Technologien<br />
laut Reimer dort wertvolle Dienste, wo die Automatisierung<br />
an ihre Grenzen stößt. Ein Beispiel dafür ist<br />
die Endmontage in der Automobilproduktion, wo das<br />
Auto nur mit großen Aufwand gedreht werden. Weitere<br />
Einsatzgebiete für Exoskelette sind die Wartung von<br />
Flugzeugen oder das Bauhandwerk.<br />
Bevor in Exoskelette investiert wird, ist jedoch zunächst<br />
eine Analyse der Arbeitsplätze notwendig, an denen<br />
sie eingesetzt werden sollen. Professorin Carmen<br />
Constantinescu vom Fraunhofer IAO arbeitet dabei mit<br />
dem digitalen Zwilling. Auf dieser Basis lässt sich zunächst<br />
der Ist-Zustand eines mensch-zentrierten Arbeitsplatzes<br />
erfassen – inklusive der ergonomischen Bedingungen.<br />
Simulationen zeigen dann, wie ein Exoskelett<br />
integriert und der Arbeitsplatz optimiert werden kann.<br />
Die Verbesserung der Ergonomie und die positiven<br />
Folgen für die Gesundheit sind laut Constantinescu die<br />
wichtigsten Faktoren für die Akzeptanz der Technologie.<br />
Wenn die Menschen dies erkennen, würden auch die<br />
Exoskelette angenommen.<br />
IIOT<br />
Gateway<br />
Mehr Intelligenz und Vernetzung<br />
Die Forscherin erwartet, dass Exoskelette künftig einfacher<br />
zu nutzen sein werden, wenn zum Beispiel die Einstellungen<br />
für jeden einzelnen Mitarbeiter vorab gespeichert<br />
werden können. Außerdem geht sie davon aus,<br />
dass die Technik mit zunehmend mehr Intelligenz ausgestattet<br />
und mit anderen IT-Systemen wie etwa Manufacturing<br />
Execution Systems (MES) verknüpft werden<br />
kann.<br />
Auch Reimer von Ottobock rechnet mit einer stärkeren<br />
Vernetzung der Exoskelette mit anderen Systemen<br />
und Maschinen. Er erwartet außerdem, dass die Geräte<br />
dem Nutzer künftig Feedback geben werden über seine<br />
eigene Performance und Effizienz.<br />
Kollaborative Roboter werden sich in Zukunft ebenfalls<br />
einfacher nutzen lassen, so der Tenor bei den Cobot-Experten.<br />
So geht Schunkert davon aus, dass es gerade<br />
in Sachen einfache Programmierbarkeit noch große<br />
Fortschritte geben wird.<br />
Grundsätzlich würden Cobots die Fabriken künftig<br />
„mehr und mehr durchdringen“, so Milsch. „Wir stehen<br />
erst am Anfang der kollaborativen Applikationen.“ •<br />
@<br />
Wer<br />
Cobots und Exoskelette in der Praxis<br />
erleben möchte, kann dies auf der Nachfolgeveranstaltung<br />
zum Online-Forum tun. Diese<br />
findet am 14. Juli in der Technology<br />
Academy in Hannover statt. Weitere Infos:<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 61<br />
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Der Anbieter versteht die<br />
Säule mit der Desinfektions -<br />
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als Systemlösung, die nicht nur<br />
den Händen dient. Ebenfalls<br />
integriert sind zwei Spender für<br />
Interfold-Papiertücher, um Türklinken,<br />
Geländer, Einkaufs -<br />
wagen und andere alkohol -<br />
beständige Flächen zu desinfizieren<br />
und wieder über Behälter<br />
in der Stele entsorgt zu werden.<br />
Das Wichtigste aber sind die<br />
Hände. Der Spender wird ohne<br />
Handkontakt mit dem Ellen -<br />
bogen bedient. Montiert in einer<br />
Höhe von etwa 130 cm, benötigen<br />
Kinder die Hilfe eines<br />
Erwachsenen für die Betätigung.<br />
Den Desinfektionsbehälter<br />
schützt eine Edelstahlverblendung<br />
mit Sicherungsspange,<br />
Allergiker können Inhaltsstoffe<br />
auf dem Etikett ablesen. Bis zu<br />
fünf 1000-ml-Euroflaschen Vorrat<br />
finden Platz in der Stele. •<br />
Der Spender lässt sich<br />
mit dem Ellenbogen<br />
betätigen. Bild: Harema<br />
Air-Skin stoppt Roboter<br />
bei Berührung sofort<br />
Roboter | Dass man bei Stäubli<br />
auch die direkte Interaktion von<br />
Mensch und Roboter beherrscht,<br />
beweist der Hersteller<br />
mit dem kollaborativen Robotersystem<br />
TX2touch. Der Cobot<br />
basiert auf dem TX2Sechsachser,<br />
wird aber so modifiziert,<br />
dass er den geltenden Sicherheitsbestimmungen<br />
für die<br />
höchste MRK-Stufe gerecht<br />
wird: Die Air-Skin stoppt den<br />
Roboter im Falle einer Berührung<br />
sofort. Die berührungsempfindliche<br />
Haut entspricht<br />
der höchsten Sicherheitskategorie<br />
3-PLe. Die konstruktive Auslegung<br />
mit Luftpolstern unter<br />
der Haut sorgt dafür, dass der<br />
Roboter nicht überhitzt und mit<br />
hoher Geschwindigkeit ohne<br />
Einschränkungen der Lebensdauer<br />
betrieben<br />
werden kann. Die<br />
Reaktionszeit der<br />
Skin liegt bei nur<br />
10 ms. Sie ist auch<br />
mit einer Stärke<br />
von 20 mm verfügbar,<br />
was ein größeres<br />
Sicherheitspolster<br />
und somit das<br />
Fahren mit höheren<br />
Safespeeds erlaubt.<br />
•<br />
Sortiment erweitert<br />
Automatisierungsplattform | Der Anbieter Conrad<br />
Electronic baut 2020 im Bereich Automatisierungstechnologie<br />
sein bisheriges Angebot auf der hauseigenen<br />
Sourcing Plattform weiter aus. Dafür hat das Hirschauer<br />
Unternehmen die Simplified-Motion-Series von Festo<br />
in das B2B-Portfolio aufgenommen, das derzeit rund<br />
380.000 Produkte im Bereich Automation umfasst.<br />
Die Simplified-Motion-Series enthält unterschiedliche<br />
lineare und rotative Elektromechaniken zusammen mit<br />
einer einfachen und anwendungsoptimierten Kombination<br />
aus Motor und Antriebsregler, dem sogenannten<br />
integrierten Antrieb. Damit kommt diese Lösung ohne<br />
externen Servoantriebsregler aus und für die Installa -<br />
tion ist kein Schaltschrank erforderlich, da die Simplified<br />
Motion Series direkt in die Maschine montiert<br />
wird, wie es heißt. Zur Simplified Motion Series gehören<br />
derzeit folgende elektrische Antriebe: Die kompakten<br />
und kostengünstigen Spindel- und Zahnriemenachsen-Einheiten<br />
ELGS-BS/-TB mit langlebigem Zahnriemen,<br />
die Mini-Schlitten-Einheit EGSS mit ruhigem Spindellauf<br />
für vertikale Z-Bewegungen oder geführte lineare<br />
Einzelbewegungen in jeder Einbaulage, die Zahnriemenachsen-Einheit<br />
ELGE-TB mit sehr ruhigem Laufverhalten,<br />
die Elektrozylinder-Einheit EPCS und die Drehantriebseinheit<br />
ERMS in zwei Baugrößen für einfache<br />
Schwenkaufgaben.<br />
•<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Kundenwunsch<br />
gehört<br />
Drehzentren | Die Hommel Gruppe hat mit der Caruso<br />
MT-Baureihe neue CNC-Drehmaschinen für<br />
den universellen Einsatz bei Klein- und Großserien<br />
im Programm.<br />
Seit zwei Jahren stattet Hommel Kunden mit den Leit- und<br />
Zugspindeldrehmaschinen der Caruso LZ-Baureihe aus.<br />
Immer häufiger kam jedoch die Frage nach einem CNC-<br />
Modell auf. Daher hat man die MT-Baureihe ins Portfolio<br />
aufgenommen. Sie ist in der Schrägbettbauweise aufgebaut<br />
und verfügt über ein Maschinenbett aus einem Guss. Je<br />
nach Modell bewegen sich die Achsen auf Linear- oder<br />
Flachführungen und sind mit hochauflösenden Encodern<br />
ausgestattet. Die C-Achse wartet mit 0,001° Positioniergenauigkeit<br />
auf. Mit Spindeldurchlässen von 52 mm bis<br />
117 mm lassen sich die Maschinen mit einem Stangenlader<br />
kombinieren. Die spezielle Platzierung des Hauptspindelmotors<br />
reduziere laut Hommel die Aufstellfläche und sorge<br />
zusätzlich für eine günstige Wärmeabfuhr.<br />
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Die verbauten Pumpen mit erhöhtem Druck und eine Kühlmittelzufuhr<br />
durch die Revolverscheibe sorgen für Kühlung. Bild: Hommel Gruppe<br />
Durch ein Werkzeugvoreinstellsystem mit integriertem<br />
Renishaw-Messtaster lassen sich Werkzeuge im Revolver<br />
vermessen. Weiterhin sind die Maschinen mit einem programmierbaren<br />
hydraulischen Reitstock (ab Modell<br />
MT-208) sowie einem Teilefänger (bis Modell MT-312)<br />
zur Fertigteilentnahme ausgerüstet.<br />
Durch die Sinumerik 828D-Steuerung und das zusätzlich<br />
integrierte Dialogprogrammiersystem ShopTurn/Shop-<br />
Mill können vereinfacht werkstattorientierte Programmierungen<br />
durchgeführt werden. Optional sind diverse Automatisierungskomponenten<br />
wie eine automatische Tür oder<br />
ein Stangenlader verfügbar.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 63
vorschau 15.20<br />
E-Mobilität im Fokus<br />
Bild: Patrick P. Palej/stock.adobe.com<br />
Vor drei Jahren machte ein Versuch darauf aufmerksam,<br />
dass Gewicht bei Elektroautos hinsichtlich<br />
Reichweite eher sekundär sei. Damit<br />
rückte der Leichtbau kurzweilig in den Hintergrund.<br />
Nun zeigt sich aber: Der Leichtbau<br />
wirkt wesentlich breiter im System. Künftig<br />
könnte er auch den Footprint eines Fahrzeugs<br />
an sich verbessern. Wir werfen einen Blick auf<br />
den aktuellen Stand der Technik sowie die Forschungslage.<br />
Leichtbau<br />
Leichtbau wird zur Management-Aufgabe:<br />
Warum dies so ist und wie das Management<br />
den Erfolg vorprogrammieren kann, erläutert<br />
Experte Rainer Kurek in unserer neuen Serie.<br />
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Materialien extrem fein und schonend<br />
bearbeiten. Neue Entwicklungen erlauben<br />
sogar das Strukturieren von Oberflächen.<br />
erscheint dienstags Impressum<br />
ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />
e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />
des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />
mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug-<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement);<br />
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions-<br />
systematik), WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342;<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />
Ana Turina<br />
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Zurzeit gilt Preisliste 79 vom 1.10.2019.<br />
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MwSt; Ausland 208,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 7,55 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />
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Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />
Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />
des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />
Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
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USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />
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Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
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64 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
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Albrecht Jung ....................................... 60<br />
Ansys ...................................................... 16<br />
ArGeZ ..................................................... 13<br />
Audi ................................................... 19, 32<br />
Automotive Management<br />
Consulting (AMC) ................................. 50<br />
AVK ......................................................... 11<br />
BASF ....................................................... 12<br />
Bitkom .................................................... 34<br />
Bluecept ................................................. 18<br />
Blum-Novotest ...................................... 52<br />
BMW ...................................................... 35<br />
Bosch ..................................................... 37<br />
Bundesnetzagentur .............................. 32<br />
bvik .......................................................... 30<br />
Bystronic ................................................ 10<br />
Composites United ............................... 11<br />
Conrad Electronic ................................. 62<br />
CSI Entwicklungstechnik 19, 50<br />
Daimler ................................................... 32<br />
Dell .......................................................... 16<br />
Deloitte ................................................... 32<br />
Deutsche Telekom ................................ 34<br />
Deutschen Messe ............................... 60<br />
Doosan ................................................... 56<br />
Doosan Robotics .................................. 56<br />
Eagle Peak ............................................. 28<br />
Ebawe Anlagentechnik ....................... 54<br />
Ericsson ................................................. 38<br />
EuCIA ...................................................... 11<br />
Fanuc ...................................................... 56<br />
Festo ....................................................... 62<br />
FIR ........................................................... 38<br />
Fraunhofer IAO ..................................... 60<br />
Fraunhofer IEM ..................................... 56<br />
Fraunhofer IPT ...................................... 24<br />
Gefa Bank .............................................. 16<br />
Gokran .................................................... 54<br />
Gradel ..................................................... 50<br />
Haitec Aircraft Maintenance 6<br />
Harema ................................................... 62<br />
Hewlett Packard Enterprise 10<br />
Hommel .................................................. 63<br />
Horn ........................................................ 14<br />
HP............................................................<br />
12<br />
Humboldt-Universität zu Berlin 20<br />
IPT ........................................................... 38<br />
RWTH Aachen ...................................... 38<br />
Juniper ................................................... 32<br />
Kaspersky .............................................. 18<br />
Kawasaki ............................................... 56<br />
Kuka ........................................................ 56<br />
Lancom ................................................... 32<br />
Leichtbau BW ....................................... 11<br />
Lendlease .............................................. 16<br />
Leuze ...................................................... 46<br />
Liebherr-Components .......................... 17<br />
Lufthansa Technik ................................ 32<br />
Luxembourg Institute of<br />
Technology and Space ........................ 50<br />
Luxembourg Space Agency 50<br />
Mann + Hummel ................................... 17<br />
Mapross ................................................. 38<br />
McAfee Germany ................................. 14<br />
Messe Stuttgart ...................................... 8<br />
Microsoft ............................................... 16<br />
MRP ........................................................ 42<br />
Mubea .................................................... 19<br />
Nachi ...................................................... 56<br />
Oechsler ................................................. 12<br />
On Robot ................................................ 56<br />
Onrobot .................................................. 60<br />
Ottobock ................................................. 60<br />
Pilz...........................................................<br />
14<br />
Protolabs ................................................ 12<br />
Reed Exhibitions ................................... 11<br />
Rhebo ..................................................... 18<br />
Rittal ........................................................ 32<br />
r-tec IT Security .................................... 14<br />
Ruhr-Universität Bochum 17<br />
Safran ..................................................... 50<br />
Schall ...................................................... 15<br />
Schunk ................................................... 56<br />
SC-Networks ......................................... 30<br />
SEW-Eurodrive ..................................... 17<br />
Siemens ........................................... 15, 48<br />
SMC ........................................................ 42<br />
Stahl CraneSystems 12, 54<br />
Stäubli .............................................. 58, 62<br />
Stihl ......................................................... 10<br />
Taitra ....................................................... 13<br />
Tebis Consulting .................................... 10<br />
Techman Robot ..................................... 56<br />
Technology Academy 18, 60<br />
ThalesAlenia Space ............................. 50<br />
Trend Micro ........................................... 18<br />
Universal Robots .................................. 60<br />
untitled exhibitions ............................... 19<br />
VDMA ................................................. 8, 14<br />
VDW..........................................................<br />
8<br />
Vizendo ................................................... 15<br />
VW .......................................................... 32<br />
Webasto ................................................. 10<br />
Webasto Donghee................................<br />
10<br />
Weber Laserservice.............................<br />
10<br />
WFL.........................................................<br />
52<br />
Wolffkran ............................................... 17<br />
WZL ......................................................... 38<br />
Yaskawa ................................................. 56<br />
Yuanda Robotics...................................<br />
56<br />
Ziehl-Abegg ........................................... 17<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 65
zuletzt ...<br />
Hinter die<br />
Binde gießen<br />
Gemäß der Bauernregel, wonach eine<br />
Kuh muh, viele Kühe aber Mühe<br />
machen, rückt für Milchbetriebe die<br />
Möglichkeit staatlich subventionierter<br />
Kurzarbeit in weite Ferne.<br />
Das liebe Vieh bringt den Landmann<br />
demnächst an die Grenze seiner Belastbarkeit.<br />
Klimaschützer stufen das<br />
Rindvieh durch dessen übermäßigen Ausstoß von CO 2<br />
als äußerst umweltschädlich<br />
ein. Die Wiederkäuer rülpsen große Mengen Methan aus, ein am<br />
Klimawandel beteiligtes Treibhausgas. Alle Welt erwartet nun, dass der Landwirt<br />
schleunigst Gegenmaßnahmen ergreift. Will er seine Marktchancen in der<br />
Nach-Corona-Zeit nicht nur halten, sondern auch erhöhen, muss er sich jetzt<br />
als Umweltheiliger stilisieren. Die Lösung dazu naht aus London. Das britische<br />
Start-ups Zelp (Zero Emissions Livestock Project) hat eine an die Kuhnase angepasste<br />
Gummimaske entwickelt. Der Nasenschutz leitet per solarbetriebenen<br />
Ventilatoren die Ausatmungen der Tiere<br />
in eine kleine Kammer und wandelt mithilfe chemischer<br />
Prozesse das Methan in Kohlenstoffdioxid<br />
um. Allein das Anlegen des Wearables steigert das<br />
Arbeitspensum des Landwirts ins Unermessliche.<br />
Immerhin versichert der Kuhmaskenanbieter, dass<br />
die Tiere auch mit Maske ungestört ihren enormen<br />
Durst stillen können. Wer also glaubt, nur der<br />
Mensch könne sich in Zeiten der maskenpflichtigen<br />
Corona-Pandemie kräftig einen hinter die<br />
Binde gießen, unterliegt einem großen Irrtum. dk<br />
Bild: fottoo/stock.adobe.com<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20
Konferenz<br />
SMARTE MASCHINEN<br />
IM EINSATZ<br />
EFFIZIENT, SICHER UND<br />
NACHHALTIG MIT KI<br />
1. Dezember 2020<br />
Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />
Smarte Maschinen schaffen Mehrwert – dank<br />
Künstlicher Intelligenz<br />
Gerade in der derzeitigen schwierigen Phase müssen Unternehmen<br />
möglichst effizient, sicher und nachhaltig wirtschaften.<br />
Künstliche Intelligenz bietet hier enorme Chancen für alle, die<br />
die neuen Technologien einzusetzen wissen.<br />
Vor diesem Hintergrund präsentieren die Konradin Mediengruppe<br />
und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und<br />
Automatisierung IPA den Kongress „Smarte Maschinen im Einsatz“,<br />
in dem zahlreiche Forscher und Experten aus Unternehmen –<br />
vom innovativen Start-up über die Träger des Deutschen<br />
Zukunftspreises bis zum Weltkonzern – die Potenziale aufzeigen<br />
und über ihre Erfahrungen mit KI-Lösungen berichten.<br />
Frühbucher bis zum 31.07.2020<br />
bezahlen nur 580,– € zzgl. MwSt.<br />
danach bis zum 30.9.2020<br />
610,– € zzgl. MwSt.<br />
Jetzt anmelden unter<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2020<br />
Anmeldeschluss:<br />
16.11.2020<br />
Teilnahmegebühr:<br />
640,– €<br />
zzgl. MwSt.<br />
Veranstalter Kooperationspartner Schirmherrschaft<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20 67
Die 5-Achser für den<br />
www.spinner.eu.com<br />
U5-630 Compact<br />
Einstiegsmodell ins 5-Achsen-Fräsen<br />
Für Werkstücke bis ca. D=600 x 500mm<br />
Bis 1 5.000 Upm<br />
Bis 54 Werkzeuge<br />
Siemens 840D-SolutionLine oder Heidenhain TNC640<br />
Auch in Langbettversion X1530mm zusätzlich mit starrem Tisch<br />
Betriebsfertig<br />
ab € 110.000<br />
Mehr als 2.000<br />
gelieferte Maschinen<br />
...Einstieg in die Komplettbearbeitung<br />
SPINNER Werkzeugmaschinenfabrik GmbH<br />
Rudolf-Diesel-Ring 24 / 82054 Sauerlach bei München<br />
Tel.: 081 04-803-60 / Fax: 081 04-803-1 9 / sales@spinner.eu.com<br />
68 <strong>Industrieanzeiger</strong> 14.20