Industrieanzeiger 14.2020
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Digitale Lösungen<br />
dürften in Zukunft in<br />
Indiens Industrie noch<br />
mehr gefragt sein als vor<br />
der Corona-Pandemie.<br />
Bild: yongheng19962008/<br />
stock.adobe.com<br />
Indiens IT-Branche treibt Wandel im Maschinenbau voran<br />
Eine aussichtsreiche<br />
Kombination<br />
Standort | Im globalen Vergleich steht Indien bei der<br />
Industrie 4.0 zwar noch ganz am Anfang – aber das<br />
Potenzial ist gewaltig. Allerdings gilt es auch,<br />
erhebliche Hindernisse zur Seite zu räumen.<br />
klar hinterher. Zwar sind die jährlichen Anlageinvestitionen<br />
seit 2015 um rund ein<br />
Drittel auf zuletzt 135 Mrd. US-Dollar gestiegen.<br />
Auch haben die indischen Maschinenbauexporte<br />
in den letzten Jahren um<br />
10 % zugelegt, aber im Vergleich zu den Exporten<br />
etwa des Verbands Südostasiatischer<br />
Nationen (Asean) – und auch weltweit –<br />
stagnierten sie in den vergangenen 10 bis 15<br />
Jahren bei 0,8 bis 1 %. Der Grund ist, dass<br />
die meisten Maschinenbauer niedrige oder<br />
höchstens mittlere Qualität liefern. Gleichzeitig<br />
mangelt es an schierer Masse.<br />
„Unsere modularen Digitalisierungs -<br />
konzepte verbinden die Fertigung s -<br />
ebene mit der IT-Infrastruktur und<br />
erweitern diese“, sagt Siemens<br />
DEX-Chef Dominik Riehle.<br />
Indien galt lange als wichtiges globales Zentrum<br />
für die Softwareentwicklung. Um die<br />
Jahrtausendwende entwickelte sich fast<br />
schon ein Klischee vom sprichwörtlichen IT-<br />
Inder. Zuletzt ist es ein bisschen ruhig geworden<br />
um diese Branche in dem Land, das<br />
jedes Jahr zehntausende von IT-Experten an<br />
seinen Hochschulen hervorbringt und in<br />
dessen Technologiezentren wie Hyderabad<br />
und Bangalore bis heute internationale und<br />
natürlich auch deutsche Unternehmen produzieren<br />
und entwickeln.<br />
So ruhig wie traditionell ist eine andere<br />
Branche, die in der Ökonomie des Landes<br />
zwar eine zentrale Bedeutung hat – aber in<br />
der Öffentlichkeit weit weniger beachtet<br />
wird: die verarbeitende Industrie. Beide Geschäftszweige<br />
zusammen erfahren nun einen<br />
Schub, der sich durch die Coronakrise noch<br />
einmal verstärken dürfte: Industrie 4.0 ist<br />
ein Zukunftskonzept, das für die Wirtschaft<br />
Indiens besonders aussichtsreiche Perspektiven<br />
bietet.<br />
Derzeit belegt Indien Platz sechs unter<br />
den größten Industrienationen. Das verarbeitende<br />
Gewerbe hinkt im Vergleich zu<br />
China und den südostasiatischen Ländern<br />
Initiative „Make in India“ beschleunigt<br />
Modernisierung und Automatisierung<br />
Indiens Industrie muss effizienter werden –<br />
und gleichzeitig die Produktqualität in vielen<br />
Sparten deutlich erhöhen, um sich auf dem<br />
internationalen Markt besser zu behaupten.<br />
Genau das ist auch das erklärte Ziel der vor<br />
rund fünf Jahren von der Regierung gestarteten<br />
Initiative „Make in India“: In ihrem<br />
Rahmen soll das Land bis 2022 zur Nummer<br />
fünf weltweit unter den Industrienationen<br />
werden, der Anteil der verarbeitenden<br />
Industrie am Bruttoinlandsprodukt soll von<br />
heute 17 auf 25 % hochgeschraubt werden.<br />
Dafür setzt New Delhi auf Modernisierung<br />
und Automatisierung. Besonders deutlich<br />
wird dies in der Elektronikbranche, wo<br />
die Regierung die Rahmenbedingungen<br />
schafft, um die Herstellung von Hightech-<br />
Produkten stärker zu fördern. So wurden etwa<br />
die Beteiligungsgrenzen für ausländische<br />
Direktinvestitionen in der Branche ebenso<br />
abgeschafft wie die Einfuhrzölle auf 35<br />
Schlüsselbauteile für die Handy produktion.<br />
Eine Reihe internationaler Hersteller hat<br />
mittlerweile nach Angaben von German<br />
Trade and Invest (GTAI) Fertigungsstandorte<br />
in dem Land eingerichtet – etwa die tai-<br />
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