Journal Hochschule RM - Hochschule RheinMain
Journal Hochschule RM - Hochschule RheinMain
Journal Hochschule RM - Hochschule RheinMain
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JOURNAL<br />
DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3|2010
INHALT<br />
Zum Titel:<br />
„Köpfchen“, viel Zeit und Enthusiasmus<br />
und noch einiges mehr stecken in<br />
„Lucy“, dem Rennwagen der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong>.<br />
(Fotos von oben:) Mit Präzision und<br />
Rasanz, einem „Forschungsprojekt des<br />
Monats“ und „Reizpotentialen“ für die<br />
Frankfurter Buchmesse geht es im Heft<br />
weiter.<br />
2<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
GLANZLICHTER<br />
Erstmals die Ehrenmedaille verliehen<br />
Bonner Bonbon<br />
Rumänische Uni würdigt Verdienste<br />
Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> und die zeitgenössische Literatur<br />
Promotion<br />
„Haar“ feine Untersuchungen bringen Förderpreis<br />
BLICKPUNKTE<br />
Microsoft IT Academy<br />
Richard-Müller-Stiftung<br />
Daniel-Renn-Stiftung<br />
Ärztliche Hilfe für die Flutopfer<br />
Kooperationsabkommen mit brasilianischer <strong>Hochschule</strong><br />
Forschungswissen in Wiesbaden<br />
HOCHSCHULSPORT<br />
Auf dem Surfbrett die Welt „erobern“<br />
Heimsieg<br />
Bestzeit<br />
Karate<br />
INTERNATIONAL<br />
Diplomarbeit mit „Tiefgang“<br />
Global, fair und im Blickpunkt der Forschung<br />
Formula Student<br />
FORSCHUNG<br />
Neue Einblicke lassen Klischees verblassen<br />
DESIGN<br />
Plakatbotschaften in Frankfurt und Österreich<br />
INTERVIEW<br />
Qualitätsmanagement und Evaluation<br />
HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />
Das Gründernetz: 84% Erfolg<br />
Die Bibliothek: „Wie zufrieden sind Sie mit uns?“<br />
VERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Vorträge, Aufsätze, Bücher und Poster<br />
HRSM INTERN<br />
Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Neue Professorinnen/neue Professoren<br />
Elke Fauth im Ruhestand<br />
Impressum<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
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JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
In Haiti, bei einem medizinischen Hilfseinsatz in die -<br />
sem Jahr für die Opfer des katastrophalen Erdbebens,<br />
hatte ich den Roman „Drachenläufer“ von Khaled<br />
Hosseini gelesen. Er fesselte sofort und beschäftigte<br />
mich auch während meines jetzigen Einsatzes in<br />
Pakistan (siehe S. 14 bis 17 in diesem Heft). Er handelt<br />
von den Erlebnissen zweier Jungs, Amir und Hassan,<br />
in Afghanistan. Faszinierend geschrieben.<br />
Die Geschichte handelt von Freundschaft, Schuld, Hinoder<br />
Wegschauen, Schuldzuweisung und beschuldigen –<br />
oder Verantwortung übernehmen. Ich kann dieses Buch<br />
nur jedem empfehlen.<br />
Ist die Geschichte von Khaled Hosseini nicht auch<br />
eine Metapher, die besonders uns auf der nördlichen<br />
bzw. westlichen, privilegierten Erdhalbkugel betrifft?!<br />
Wir schauen dem Leid, der Armut, der Vergewalti gung,<br />
dem Tod, millionenfach geschehend, zu – und schreien<br />
wir laut auf? Klagen wir die Schuldigen an, solidari -<br />
sie ren wir uns mit den Opfern, benennen wir die Wahrheit,<br />
handeln wir, oder schweigen auch wir nur?<br />
Im Innersten fühlen wir uns schuldig ob dieser Ungerechtigkeit, aber wir schweigen,<br />
da unsere Mitschuld kaum auszuhalten ist, wir versuchen zu verdrängen, zu ignorie -<br />
ren, diese Not auszublenden, aber wir fühlen uns weiter schuldig. Wir finden tausend -<br />
fach Erklärungen, warum diese Ungerechtigkeit, dieses Leid existent ist, wir rechtfer<br />
tigen damit unser Nichthandeln.<br />
Handeln bedeutet erkennen<br />
Handeln bedeutet Schuld, Mitschuld und Freundschaft sowie Verantwortung zu<br />
er kennen; und gegen Ungerechtigkeit und Leid etwas zu unternehmen.<br />
Der Held ist Hassan, nicht Amir. Die Helden sind die Menschen, die in Not und<br />
Armut leben, überleben wollen und nicht wir, die wir auf der Sonnenseite der Erde<br />
leben dürfen. Das Fatale und Tragische zugleich, die Gedemütigten, die Leidenden,<br />
beschuldigen uns nicht. Sie bedrängen uns nicht einmal, sie akzeptieren ihr Leid,<br />
ihre Armut und erhalten damit unseren Reichtum.<br />
Für mich persönlich ist dies eine zentrale Frage, die Frage nach Schuld und Hilfe,<br />
Verantwortung und Handeln, die zentrale Frage nach Freundschaft, nach Liebe.<br />
Diese Ungleichheit, diese ungerechte Ressourcenverteilung, diese soziale Ungleich -<br />
heit ist der Nährboden des Terrorismus, dem ich hier so hautnah, im wahrsten Sinne<br />
des Wortes, begegne.<br />
Und aus all diesen Gründen haben die Menschen in Pakistan und jedem anderen Ort<br />
dieser Welt ein Recht auf unsere Hilfe, auf unsere gelebte Solidarität. Und es liegt in<br />
unserer Verantwortung, es ist unsere Pflicht, dies zu tun, es ist das mindeste, das wir<br />
tun können, nein: müssen.<br />
Prof. Dr. Gerhard Trabert,<br />
Fachbereich Sozialwesen<br />
3<br />
EDITORIAL
GLANZLICHTER<br />
Erstmals die Ehrenmedaille verliehen:<br />
UM DIE INTERNATIONALISIERUNG<br />
VERDIENT GEMACHT<br />
Prof. Dr. Hans Dieter Hochheimer (rechts) erhält die Ehrenmedaille der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong> aus den Händen des Kanzlers der <strong>Hochschule</strong>, Wilfried<br />
Friedl. In der 1. Reihe sitzen Prof. Dr. Christian Jochum und die Dekanin des<br />
Fachbereichs Ingenieurwissenschaften, Prof. Dr. Moniko Greif.<br />
Wieder eine echte Premiere an der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong>, diesmal am Campus Rüsselsheim:<br />
Im Namen des Präsidiums der <strong>Hochschule</strong> überreichte<br />
ihr Kanzler, Wilfried Friedl, erstmals die Ehrenmedaille<br />
der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>. Ausgezeichnet wurde da -<br />
mit Prof. Dr. rer. nat. habil. Hans Dieter Hochheimer,<br />
der sich bei der Internationalisierung dieses Studien orts<br />
weit überdurchschnittlich engagiert hat. Mehr als 500<br />
Studierende konnten durch seine Vermittlung ein Aus -<br />
landssemester in den Vereinigten Staaten absolvieren<br />
bzw. Praktika, Exkursionen oder Abschlussarbeiten<br />
dort durchführen. Seine Betreuung der Rüsselsheimer<br />
Studierenden wurde als hervorragend angesehen:<br />
ein Funke sprang also über! Schwerpunkt seines Enga -<br />
ge ments war die Colorado State University in Fort<br />
Collins, wo Prof. Dr. Hans Dieter Hochheimer bis vor<br />
kurzem Physik lehrte.<br />
Nach der Begrüßung der Festversammlung durch<br />
Prof. Dr. Moniko Greif, der Dekanin des Fachbereichs<br />
Ingenieurwissenschaften, war die Laudatio zu hören.<br />
Der Kanzler machte zunächst deutlich, für wen diese<br />
ganz besondere Auszeichnung bestimmt ist: „Die<br />
Ehren medaille der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> wird an<br />
Menschen verliehen, die sich in überdurchschnittlichem<br />
Maße um die <strong>Hochschule</strong> und ihre Studierenden ver -<br />
dient gemacht haben. Ausgezeichnet werden nicht<br />
zwangsläufig Mitglieder der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>,<br />
sondern – wie in diesem Falle – eine externe Person.“<br />
4<br />
Zwar „extern“, aber doch kein Unbekannter in Rüsselsheim:<br />
Prof. Dr. Hochheimer wurde 1943 in Frankfurt/<br />
Main geboren und wuchs in Flörsheim auf, auf der<br />
anderen Mainseite (was ihm Stefan Gieltowski, der<br />
Oberbürgermeister von Rüsselsheim, inzwischen „ver -<br />
ziehen“ hat, wie er später während der Feierstunde<br />
sagte). Prof. Dr. Hochheimer lebte 30 Jahre in den<br />
Vereinigten Staaten von Amerika, im Juli dieses Jahres<br />
wurde er vom Department of Physics der Colorado<br />
State University in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Nach seinem Abitur studierte er Physik und Mathe ma -<br />
tik, promoviert wurde er an der Universität Regens -<br />
burg 1974, wo er sich 1980 auch habilitierte. Stationen<br />
seiner wissenschaftlichen Karriere waren u.a. das Max-<br />
Planck-Institut in Stuttgart, das Los Alamos National<br />
Laboratory, New Mexico, sowie die Arizona State Uni -<br />
versity, Tempe. Im Jahr 1988 wurde er an die Colorado<br />
State University berufen: „Diese <strong>Hochschule</strong> genießt<br />
nach den vorliegenden Informationen einen ausge -<br />
zeichneten Ruf, vor allem die Ingenieurwissenschaften<br />
sind in den USA führend“ (Wilfried Friedl).<br />
Das Enga gement von Prof. Dr. Hochheimer im Bereich<br />
der Internationalisierung des Hochschulstudienorts<br />
Rüsselsheim beleuchtete der Kanzler anhand einiger<br />
Highlights: „Allein in letzter Zeit konnten fast 20 Stu -<br />
denten des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften an<br />
der Colorado State University studieren beziehungs -<br />
weise ein Praxissemester in der Labors absolvieren.<br />
In all diesen Fällen haben Sie die Fäden gezogen, die<br />
Praktikumsplätze organisiert, die Visa kostenlos orga -<br />
nisiert und auch als Reiseführer den Gästen Colorado<br />
gezeigt. Nicht zu vergessen auch die Organisation von<br />
internationalen Exkursionen.<br />
Alle, die mit Ihnen und Ihrer Arbeit zu tun hatten,<br />
be stätigen einhellig und nachdrücklich Ihren außerge -<br />
wöhn lichen Einsatz für die Studierenden. Ihr Enga ge -<br />
ment erleben die Mit glieder der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
immer wieder haut nah: So hatten sich beispiels weise<br />
ein Dreivierteljahr nach einer „Schnupperexkur sion“<br />
nach Fort Collins bereits über 70% der Teilnehmer fest<br />
für ein Auslands semester entschieden. Ihnen gelingt<br />
es offensichtlich hervorragend, den jungen Menschen<br />
„ihre Scheu klappen zu nehmen“ und sie zu begeistern.<br />
Hier möchte ich Ihnen im Namen der Hochschul -<br />
leitung, aber auch persönlich, für dieses Engagement<br />
danken und Ihnen als Anerkennung die Ehrenme daille<br />
überreichen.“<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
In seiner Dankesrede hob Prof. Dr. Hochheimer die<br />
ausdrückliche Förderung der Internationalisierung<br />
seitens der Hochschulleitung hervor. Die Studierenden<br />
ermutigte er dazu, Auslandsaufenthalte durchzu führen,<br />
sich dabei unterstützen zu lassen und das gewonnene<br />
Wissen weiterzutragen. Ihm, dem Geehrten, ging es<br />
auch in all den Jahren darum, ein „Wertesystem“ weiter -<br />
zugeben, d.h. etwas aus sich zu machen, Schwierigkei ten<br />
zu überwinden, auch wenn sie manchmal übergroß<br />
er scheinen. Er selbst wird an der Arizona State Uni -<br />
ver sity weiterhin im Wissenschaftsbereich aktiv sein.<br />
Und wenn er in Zukunft etwas für die <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong> tun könnte, „so lassen Sie es mich wissen“.<br />
Er schloss seine Dankesrede mit einem humorvollen<br />
Seitenhieb: Er habe es nicht geschafft, eine Partner -<br />
schaft der Städte Rüsselsheim und Fort Collins zu<br />
initiieren – was er allerdings auch nicht mehr bedaure<br />
angesichts dessen, „wie schlecht die Amerikaner Opel“<br />
behandelt hätten.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Prof. Dr. Hochheimer bei seiner Dankesrede.<br />
Die Dekanin, Prof. Dr. Moniko Greif, überreichte im<br />
Namen des Fachbereichs Präsente an den Geehrten.<br />
Glückwünsche von Oberbürgermeister Stefan Gieltowski: mit einem<br />
Bekenntnis zum Campus Rüsselsheim der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />
Oberbürgermeister Stefan Gieltowski beglückwünschte<br />
die <strong>Hochschule</strong> dafür, dass sie die Ehrenmedaille<br />
an Prof. Dr. Hochheimer verliehen hat: „Ein idealer<br />
Preis träger für diese Auszeichnung!“ Er bescheinigte<br />
dem Geehrten einen geselligen Charakter und eine<br />
„preu ßische Pünktlichkeit“. Und er vergaß nicht zu<br />
erwähnen, dass Prof. Dr. Hochheimer ein ehemaliger<br />
Schüler des Kant-Gymnasiums in Rüsselsheim war.<br />
5<br />
GLANZLICHTER
BONNER BONBON<br />
GLANZLICHTER<br />
EU-Forschungsanträge der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong> erhalten finanziellen Anschub<br />
6<br />
Gute Aussichten für die Forschung an der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong>, sich noch deutlicher europäisch zu präsentieren:<br />
Denn die HS<strong>RM</strong> gehört zu 35 ausgewählten<br />
deutschen Fachhochschulen, die jetzt finanzielle Unterstützung<br />
vom Bund erhalten. Und zwar um Anträge<br />
im „7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen<br />
Union“ zu stellen. Das Bundesministerium für For -<br />
schung und Bildung (BMBF) stellt dafür eine Million<br />
Euro zur Verfügung. Diese Mittel stehen beispiels weise<br />
für zusätzliches Personal bereit: was hoch willkommen<br />
ist angesichts der aufwendigen Projektanträge, die nach<br />
Brüssel geschickt werden sollen.<br />
Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> wird sogar bei zwei Pro -<br />
jektanträgen unterstützt. Dazu gehört das Projekt von<br />
Prof. Dr. Karin Gräslund vom Fachbereich Wiesbaden<br />
Business School. Hier geht es unter anderem um<br />
Modelle für nachhaltigeres Wirtschaften von Unter -<br />
nehmen. Der zweite Projektantrag entsteht unter der<br />
Leitung von Prof. Dr. Ralf Dörner vom Fachbereich<br />
Design Informatik Medien. Hier sind „Multiplayer<br />
Games“ mit ihren technisch anspruchsvollen multime -<br />
dialen, echtzeitfähigen und verteilten digitalen Inhal ten<br />
der Gegenstand der angewandten Forschung.<br />
Der Vizepräsident der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, Prof.<br />
Dr. Reinhard Henrici, nahm während der Konferenz<br />
„Forschung an Fachhochschulen – Erfolgreich in<br />
Europa“ in Bonn die Bewilligungsurkunde entgegen.<br />
Für ihn stellt diese Förderung „einen Einstieg in die<br />
Qualifikation für die Champions League“ dar.<br />
Staatssekretär Georg Schütte vom BMBF sagte bei der<br />
Übergabe an die Hochschulvertreter, dass die Fach -<br />
hochschulen in besonderem Maße Brücken zwischen<br />
Wissenschaft und Wirtschaft schlügen. Durch ihr Profil<br />
in angewandter Forschung trügen sie wesentlich dazu<br />
bei, dass neue Ideen rasch in marktfähige Produkte<br />
umgesetzt werden könnten: „Wenn Fachhochschulen<br />
Brüsseler Forschungsgelder nach Deutschland holen,<br />
können auch deren Partner, vor allem kleine und<br />
mittelständische Unternehmen, profitieren“, betonte<br />
Schütte.<br />
Hochschul-Vizepräsident Prof. Dr. Reinhard Henrici (rechts)<br />
nahm die finanzielle Förderung für zwei EU-Forschungs anträge<br />
aus den Händen von Georg Schütte, Staatssekretär im Bundes -<br />
ministerium für Bildung und Forschung (BMBF), entgegen.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Rumänische Uni würdigt Verdienste um deutschsprachigen<br />
Studiengang: Wiesbadener Informatiker<br />
PROF. DR. RALF DÖRNER<br />
ZUM HONORAR-<br />
PROFESSOR ERNANNT<br />
Der Wiesbadener Informatiker Prof. Dr. Ralf Dörner,<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, ist zum Ehrenprofessor<br />
ernannt worden: und zwar von der rumänischen Uni -<br />
versität von Transsilvanien. Damit würdigt die in Braşov<br />
beheimatete Universität das herausragende Engage -<br />
ment von Prof. Dr. Dörner für den dortigen deutsch -<br />
sprachigen Informatikstudiengang. Schon seit Jahren<br />
bietet er dafür ehrenamtlich Lehrveranstaltungen an,<br />
unterstützt vom ERASMUS-Programm der EU. Insbe -<br />
sondere sein rumänisch-deutsches Lehrbuch hat ihm<br />
große Anerkennung eingebracht.<br />
Prof. Dr. Ralf Dörner, der die Gebiete „Graphische<br />
Datenverarbeitung“ und „Virtuelle Realität“ am Fachbereich<br />
Design Informatik Medien vertritt, freut sich<br />
über die große Ehre: „Zu Beginn meiner Professur in<br />
Wiesbaden gab es schon eine intensive Kooperation<br />
zwischen den beiden <strong>Hochschule</strong>n. Die Möglichkeit,<br />
in Rumänien an einem deutschsprachigen Studiengang<br />
mitzuwirken, fand ich sehr anregend und war auch gern<br />
bereit, mich hier zu engagieren.“ Braşov in Transsilva -<br />
nien – die deutsche Bezeichnung lautet Kronstadt in<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Hat sich um die<br />
deutschsprachige<br />
Informatikerausbildung<br />
in Rumänien<br />
verdient gemacht:<br />
Prof. Dr. Ralf Dörner<br />
wurde zum<br />
Ehrenprofessor ernannt.<br />
Siebenbürgen – hat ein reiches deutsches kulturelles<br />
Erbe, das in örtlichen Gymnasien und an der Univer -<br />
sität gepflegt wird.<br />
Die Verleihung der Honorarprofessur ist auch Aus -<br />
druck einer erfolgreichen Internationalisierung, die<br />
sich durch einen regen Studierendenaustausch mit<br />
Spitzenleistungen zeigt: So schreiben zwei Absolven ten<br />
aus Braşov gerade ihre Doktorarbeit im gemeinsam<br />
mit der Goethe-Universität betriebenen Doktorandenkolleg<br />
Informatik an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />
7<br />
GLANZLICHTER
GLANZLICHTER<br />
Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
und die zeitgenössische Literatur:<br />
ZWEI ERFOLGREICHE PROJEKTE<br />
Schon immer hatten die „schönen Künste“ einen Platz in der<br />
Fachhochschule Wiesbaden und jetzt in der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />
Insbesondere wird die Literatur hier gewürdigt. Seit einigen Jahren gibt es die „Poetikdozentur: junge<br />
Autoren“. Einmal im Semester werden junge Autoren und Autorinnen – immer im Wechsel – eingeladen, hier<br />
zu lesen. Sie halten zwei Vorlesungen zum Prozess des eigenen Schreibens in der <strong>Hochschule</strong> am Campus<br />
Kurt-Schumacher-Ring – als Lunchlesungen jeweils um 12.15 Uhr. In Kooperation mit der Stadt Wiesbaden<br />
halten sie weiterhin zwei Lesungen aus ihren neue ren Texten im Literaturhaus Villa Clementine – um 20 Uhr<br />
(siehe auch im Internet www.hs-rm.de/poetikdozentur).<br />
Die „Poetikdozentur: junge Autoren“ gibt es nun schon seit sechs Jahren. Der Fischer Taschenbuch Verlag<br />
in Frankfurt machte den Vorschlag, die ge sammelten Vor lesungen der Autoren zu veröffent li chen. Und er<br />
setzte dieses Vorhaben um. Im Früh jahr 2010 erschien das Buch „nehmen sie mich beim wort ins kreuzver -<br />
hör – Vorlesungen der Wiesbadener Poetikdozentur“.<br />
Die Anzahl der Lesungen im Laufe der ersten fünf Jahre (von 2004 bis 2009) und das Erscheinen des<br />
Buches nahmen wir als Anlass, ein Fest zu feiern: das „Poetenfest“, teils fand es in der <strong>Hochschule</strong>, teils<br />
in der Villa Clementine statt.<br />
Zu diesem Fest waren alle Autorinnen und Autoren<br />
eingeladen, die bisher gelesen hatten. Sechs von ihnen<br />
konnten kommen. Es war ein gelungenes Fest, bei<br />
dem die <strong>Hochschule</strong>, die Dozentur und das Buch einer<br />
größeren Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.<br />
Den Auftakt bildete am Freitag, 11. Juni 2010, im Gar -<br />
tengeschoss der <strong>Hochschule</strong> ein Empfang der Gäste<br />
mit anschließender Lesung. Bei Fingerfood, Wein und<br />
anderen Getränken wurde geplaudert und diskutiert.<br />
Vertreter der Stadt waren gekommen, Landtagsabge -<br />
ordnete, Verleger aus Wiesbaden und Kulturschaf fende.<br />
Der Alt-Präsident Clemens Klockner war auch zugegen.<br />
Es sei noch mal daran erinnert, dass er die Poetikdo<br />
zen tur im Wintersemester 2004/05 anlässlich des<br />
(links) Die Kulturreferentin des AStA, My Quynh Vu Thi, bei ihrem Grußwort. (rechts)<br />
Nur Theaterblut: der Dolch im Gewand von Frans Gall. Zugestoßen hat Valery Becker.<br />
8<br />
zehnjährigen Bestehens der Schreibwerkstatt an der FH<br />
ins Leben gerufen hat. Er begründete damit ein weit -<br />
rei chendes literarisches Angebot, das über die Hoch -<br />
schule hinaus bis ins Kulturleben der Stadt hinein reicht.<br />
Dies wurde an dem Abend ebenfalls gewürdigt.<br />
Begrüßungsworte wurden gehalten. Der Kanzler der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, Wilfried Friedl, sprach, die<br />
Leiterin des Literaturhauses, Frau Susanne Lewalter,<br />
die Lektorin des Fischer Verlages, Frau Gropp. Der<br />
AStA der <strong>Hochschule</strong> war ebenfalls vertreten, Frau<br />
My Quynh Vu Thi – die Kulturreferentin – sprach sich<br />
lobend über die Einrichtung der Poetikdozentur aus<br />
und wünschte ihr weiterhin Erfolg. Insbesondere bei<br />
den Studierenden.<br />
Beiträge der „Cultur auf dem<br />
Campus“ reicherten den Abend an.<br />
Die Musikband des Fachbereichs<br />
Sozial wesen, „Michael and his<br />
friends“, spielte Evergreens und<br />
die Theatergruppe erheiterte die<br />
Zu schauer mit ironisch-skurrilen<br />
„Minidramen“.<br />
Albert Ostermaier hielt dann die<br />
erste Lesung. „Mit Beat und Feuer“,<br />
wie es im „Wiesbadener Kurier“<br />
hieß. Denn Ostermaier las Lyrik in<br />
Begleitung des Musikers Hans Platz -<br />
gumer am Computer. Rhythmische,<br />
bild starke Liebeslyrik, untermalt<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Musik vom Fachbereich Sozialwesen: mit Jörn Hoffmann,<br />
Michael May und Michael Schmidt (v. l.).<br />
von gespeicherten Beats. Danach las Ulrike Draesner<br />
aus ihrem neuen Roman „Vorliebe“. Insgesamt ein<br />
fulminanter Auftakt.<br />
Am Samstag, 12. Juni, gab es dann ab 17.30 Uhr<br />
Lesungen in der Villa Clementine. Es lasen Annette<br />
Pehnt, Andreas Maier, Peter Stamm (der erste Poetik -<br />
dozent, er begann im Wintersemester 04/05 die Reihe<br />
der Poetikdozenturen) und Sudabeh Mohafez. Die<br />
Pausen, die Gespräche wurden unterlegt mit dezenten<br />
Klängen des Jazz-Musikers Uwe Oberberg am Klavier.<br />
Dass die Literatur an einer Fachhochschule gefördert<br />
wird, deren Hauptaufgabe in der Vermittlung der<br />
„Applied Sciences“ liegt, ist nicht selbstverständlich.<br />
Es ist sogar eine Ausnahme. Die (damalige) Fachhoch -<br />
schule Wiesbaden war die erste FH in Deutschland, die<br />
dieses Engagement gezeigt hat. In der Präambel der<br />
Grundordnung wurde gesagt, dass die Fachhochschule<br />
Annette Pehnt und …<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
auch Aktivitäten im künstlerischen Bereich unter stüt -<br />
zen wolle. Aktivitäten, die sich im eigenen Bereich ent -<br />
wickeln – oder von außen kommend – ein Betäti gungs -<br />
feld suchen. Dies hat sie auf dem Gebiet der Literatur<br />
in bemerkenswert breiter Weise getan. In den „neuen<br />
Visionen und Leitbildern“, die zur Zeit entworfen<br />
werden, sollte sie diese Aufgabe auch wieder benennen<br />
und weiter fortführen.<br />
Die Literaturinteressierten aus der <strong>Hochschule</strong>, aus<br />
der Stadt Wiesbaden, aus den umliegenden Orten und<br />
Städten danken es ihr. Dies konnte man bei den vielen<br />
Gesprächen auf dem Poetenfest, vor und nach den<br />
Lesungen, erfahren. Und immer wieder wurde der<br />
Wunsch ausgedrückt, dass es dieses Leseerlebnis noch<br />
lange geben möge.<br />
… Peter Stamm lasen abends im Literaturhaus der Stadt Wiesbaden,<br />
in der Villa Clementine.<br />
Die „Schreibwerkstatt an der FH“<br />
Es hat sie fast 18 Jahre lang gegeben, die „Schreib -<br />
werk statt an der Fachhochschule“. Von einer literatur -<br />
ge prägten Professorin und Studierenden gegründet,<br />
trafen sich Schreibbegeisterte und Schreibbegabte<br />
über einen langen Zeitraum. Aus dem ganzen Rhein-<br />
Main-Gebiet kamen sie. Einmal im Monat, am ersten<br />
Freitag, das Jahr hindurch. Man besprach Texte. Texte,<br />
die zu Hause geschrieben und in diesem Kreis zum<br />
ersten Mal vorgelesen wurden. Und nicht nur das, son -<br />
dern sie wurden auch kritisch-konstruktiv besprochen.<br />
Die Logik der Story wurde überprüft, der Spannungs -<br />
bogen beachtet, die Wortwahl bewertet. Es war ein<br />
anregender, manchmal auch aufregender Austausch.<br />
Sehr gute Texte, Geschichten und Romane, Gedichte<br />
und Haiku, sind im diesem Kreis entstanden.<br />
Ein weiterer Schritt in die Öffentlichkeit hinaus war<br />
die Durchführung von Lesungen. In der <strong>Hochschule</strong><br />
wurde gelesen, in vielen Kulturtreffs, im Literaturhaus<br />
Villa Clementine, bei den „Buchseiten/Buchzeiten“,<br />
eine Veranstaltung der Buchhandlungen, die jährlich<br />
in Wiesbaden stattfindet, war man regelmäßig dabei.<br />
9<br />
GLANZLICHTER
GLANZLICHTER<br />
Eine interessante Vorlesungsreihe mit der Forschungs -<br />
anstalt Geisenheim wurde entwickelt: Lyrik & Wein.<br />
Es gibt sie seit acht Jahren und sie findet jedes Jahr<br />
erneut statt. An dem Abend werden Weine und Texte,<br />
manchmal auch Melodien, präsen tiert. Zwischen den<br />
Weinproben gibt es ausführlich Zeit, den künstleri schen<br />
Darbietungen zu lauschen.<br />
Man suchte natürlich auch nach Veröffentlichungs möglichkeiten.<br />
Hier fanden die angehenden Autoren eine<br />
große Unterstützung bei der <strong>Hochschule</strong>. So konnten<br />
sie vier Anthologien mit ihren Texten in der Hochschul -<br />
reihe „Veröffentlichungen aus Lehre, angewandter<br />
Forschung und Weiterbildung“ herausgeben. Aber sie<br />
waren auch in der Erschließung weiterer finanzieller<br />
Mittel findig: Firmen, die in Geschäftsverbindung mit<br />
der FH standen,wurden als Sponsoren gewonnen, die<br />
die Publizierung mit finanzierten.<br />
Eine weitere erfolgreiche Kooperation wurde gestartet<br />
– mit dem (damaligen) Fachbereich Gestaltung.<br />
Studierende konzipierten unter der Leitung von Prof.<br />
Guido Ludes ein ansprechendes, originelles Layout<br />
der jeweiligen Ausgabe. Eine Art „Gesamtkunstwerk“<br />
entstand, eine sinnvolle Verbindung von Text und ge -<br />
stalterischen Aspekten, ein beeindruckendes Produkt<br />
der <strong>Hochschule</strong> Die Anthologien waren sehr gefragt,<br />
derzeit sind nur noch wenige Exemplare erhältlich.<br />
Promotion mit „magna cum laude“:<br />
10<br />
Die vier Anthologien tragen die Titel „Seitensprünge“,<br />
„Zeit-Reize/Reiz-Zeiten“, „Rhein und raus“ und<br />
„Game Over“.<br />
Die Schreibwerkstatt existiert in der wie hier<br />
beschrie benen Form nicht mehr.<br />
Sie hat sich weiter entwickelt. Viele der Autoren arbei -<br />
ten inzwischen eigenständig und haben Verlage gefun -<br />
den, die ihre Texte publizieren.<br />
Doch es wurde ein neues Forum des Austauschs ge -<br />
schaf fen, den „Wiesbadener Autorentreff“. In Koope -<br />
ra tion mit der Caliban Literaturwerkstatt e.V. finden<br />
nun die Treffen in der Herderstraße 31 alle drei Mona te<br />
statt (März/Juni/September/Dezember). Diese Treffen<br />
dienen dem Lesen, dem Austausch und dem Bespre chen<br />
von Texten. Interessierte sind stets willkommen.<br />
Der Wiesbadener Autorentreff steht in enger Verbin -<br />
dung mit dem Autorentreff „Dostojewskis Erben“, der<br />
sich monatlich in der Villa Clementine einfindet. Eine<br />
Art „Stammtisch“ für Schreibende.<br />
Das literarische Leben in Wiesbaden und Umgebung<br />
blüht – und die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> leistet ihren<br />
Beitrag dazu.<br />
Prof. Dr. Rita Rosen<br />
Kulturbeauftragte der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
ABSOLVENTIN DES FACHBEREICHS SOZIAL -<br />
WESEN SCHLIESST DOKTORARBEIT AB<br />
Regina Remsperger:<br />
vom Diplom an der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
direkt zur erfolgreichen<br />
Doktorandin.<br />
Regina Remsperger, Absolventin des Fachbereichs Sozialwesen, hat im Juni ihre<br />
Promotion in Erziehungswissenschaften mit „magna cum laude“ („sehr gut“) ab ge -<br />
schlossen. Als erste Studentin des Fachbereichs wurde sie direkt nach ihrem Diplom<br />
an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> zur Promotion an der Universität zugelassen. Was<br />
sonst häufig nur über einen „Umweg“ möglich ist: Das heißt zusätzlich zum FH-<br />
Diplom muss noch ein Unidiplom abgelegt werden.<br />
Promoviert hat Regina Remsperger an der Goethe-Universität in Frankfurt am<br />
Main. Ihre Dissertation trägt den Titel „Sensitive Responsivität in der Erziehe rin nen-<br />
Kind-Interaktion: Eine qualitative Videostudie“. In dieser hat sie auf Basis zahlrei<br />
cher Videofilme aus dem Kindergartenalltag untersucht, wie Kinder bei ihren<br />
Bildungsprozessen von Erzieherinnen dadurch unterstützt werden können, dass<br />
diese ihr Lernen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt wahrnehmen und sensi bel<br />
begleiten. Was in den Plänen zur frühkindlichen Bildung der verschiedenen Bundes -<br />
länder nur programmatisch gefordert wird, findet sich als dichte Beschrei bung von<br />
Interaktionsmustern und -verläufen in dieser Arbeit empirisch konkre tisiert.<br />
Betreut wurde Regina Remsperger von Prof. Dr. Michael May, der auch erster<br />
Gutachter ihrer Doktorarbeit war. Prof. Dr. May lehrt am Fachbereich Sozialwesen<br />
der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Rüsselsheimer Hochschulabsolvent:<br />
„HAAR“FEINE UNTERSUCHUNGEN<br />
BRINGEN FÖRDERPREIS<br />
Der Rüsselsheimer Absolvent Matthias Schmitt erhielt am 30. Juni anlässlich der Jahrestagung des mst-<br />
Netzwerks Rhein-Main den mit 1000 Euro dotierten Förderpreis Mikrosystemtechnik. Dieser Preis wurde<br />
2010 erstmals vom mst-Netzwerk, einem Verbund von Firmen, <strong>Hochschule</strong>n und Forschungseinrichtungen,<br />
vergeben. Schmitt ist Absolvent des Masterstudiengangs Angewandte Physik der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />
Den Preis erhielt er für seine Abschlussarbeit über thermoelektrisch aktive Nanodrähte.<br />
Der Preisträger hat sich bereits ein neues Ziel gesetzt:<br />
im Rahmen eines Forschungsprojekts des Instituts für<br />
Mikrotechnologien (IMtech) der <strong>Hochschule</strong> Rhein -<br />
Main promoviert er an der Goethe-Universität Frank -<br />
furt. Der Doktorand hatte seine Ausbildung zum<br />
Physiklaboranten bei der Firma Schott in Mainz und<br />
sein Diplomstudium an der damaligen Fachhochschule<br />
Wiesbaden absolviert. „Von meinem Preisgeld möchte<br />
ich meiner Freundin einen Kurzurlaub schenken“, ver -<br />
sprach Matthias Schmitt.<br />
Wärme wird zu Strom<br />
Was ist der besondere Vorteil von thermoelektrisch<br />
ak tiven Materialien? Man kann mit ihnen „Wärme<br />
direkt in Elektrizität verwandeln“, so Matthias Schmitt.<br />
Thermoelektrische Generatoren können beispielsweise<br />
in einem Auto die am laufenden Motor entstehende<br />
Abwärme nutzen. Diese wird in Strom umgewandelt<br />
und geht somit nicht verloren. Der gewonnene Strom<br />
kann etwa die Bordelektronik oder die Klimaanlage des<br />
Autos betreiben. Besonders effizient wird die Ther mo -<br />
elektrik aber erst durch Materialien, die mit Hilfe der<br />
Nanotechnologie hergestellt werden, z.B. in Form von<br />
Nanodrähten.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Der Preisträger<br />
Matthias Schmitt<br />
bei seiner Arbeit<br />
im Reinraum.<br />
In seiner Masterarbeit entwickelte der 30-jährige<br />
Matthias Schmitt einen Chip, um Nanodrähte mit<br />
einem Durchmesser von ca. 100 Nanometern (ein<br />
500stel eines Haares) zu untersuchen. Hierzu erstellte<br />
er zuerst zahlreiche Simulationen am Computer und<br />
experimentierte dann an der Herstellung des Chips<br />
selbst – unter anderem durch den Einsatz unterschied -<br />
licher Beschichtungen und Ätztechniken. Entstanden<br />
ist eine innovative Messplattform, mit der erstmalig<br />
die thermoelektrischen Eigenschaften einzelner Nano -<br />
drähte bestimmt werden können. Inzwischen wird sie<br />
auch von anderen Forschungsgruppen genutzt. In<br />
seiner Doktorarbeit macht Schmitt nun den weiteren<br />
logischen Schritt: es sollen Nanodrähte mit hoher ther -<br />
moelektrischer Effizienz identifiziert werden, um aus<br />
ihnen extrem sensitive Sensoren zu entwickeln.<br />
Zum Mikrosystemtechnik-Netzwerk Rhein-Main ge -<br />
hören rund 40 Firmen, <strong>Hochschule</strong>n und Forschungs -<br />
institutionen. Es hat sich zum Ziel gesetzt, eine Platt -<br />
form für Informationsaustausch und Weiterbildung im<br />
Bereich der Mikrosystemtechnik und Nanotechnolo gie<br />
zu schaffen und Forschungsprojekte auf diesem zu -<br />
kunftsweisenden Forschungsgebiet zu initiieren.<br />
11<br />
GLANZLICHTER
BLICKPUNKTE<br />
MICROSOFT<br />
IT ACADEMY<br />
Alle Infos rund um die Microsoft IT Academy stehen auf<br />
der Webseite des Fachbereichs<br />
Wiesbaden Business School www.hs-rm.de/ita<br />
12<br />
Angehörige der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> können jetzt<br />
kosten günstig Zertifikate der Firma Microsoft erlangen.<br />
Der Fachbereich Wiesbaden Business School ist Mitglied im<br />
Microsoft IT Academy Program. Über diese Kooperation<br />
von <strong>Hochschule</strong> und Software-Anbieter erhalten Studierende,<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Professorinnen und<br />
Professoren die Gelegenheit, an standardisierten Zertifizierungskursen<br />
teilzunehmen. Hier können unter anderem die Zertifi kate<br />
„Microsoft Office Specialist“, „Microsoft Office Master“ und<br />
„Microsoft Certified Business Management Solutions Specia list“<br />
erlangt werden.<br />
Als offizielles Microsoft Office Testing Center bietet der Fach -<br />
bereich Wiesbaden Business School nicht nur Zugang zu den<br />
offiziellen Ausbildungsmaterialien und die entsprechende Infra -<br />
struktur mit PC-Laboren und Trainern. Auch die Zertifizierungsprüfungen<br />
zu Office Word, PowerPoint, Excel oder Outlook<br />
können direkt im Fachbereich abgelegt werden. Die Prüfungs -<br />
vorbereitung besteht aus einem eintägigen Präsenztraining<br />
unter Verwendung der entsprechenden Ausbildungsmaterialien.<br />
Ergänzende Materialien und Prüfungssimulationen können im<br />
Rahmen von freien Übungszeiten genutzt werden.<br />
RICHARD-MÜLLER-STIFTUNG<br />
UNTERSTÜTZT AUSLANDSAUFENTHALTE<br />
Reges Kommen und Gehen im Fachbereich Wiesbaden Business School der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>: Mit Unterstützung<br />
der Wiesbadener Richard-Müller-Stiftung gingen 14 überdurchschnittlich gute Studierende für ein Jahr ins Ausland.<br />
Durch die Kombination aus jeweils einem halben Jahr Studium und Praktikum bot sich für die Stipendiaten nicht nur die<br />
Möglichkeit, ihr Wissen zu vertiefen und praktische Erfahrungen zu sammeln: durch den Aufenthalt in Ländern südlich<br />
und nördlich des Äquators konnten die Studierenden auch ihren kulturellen Horizont ausdehnen. Neben klassischen<br />
Zielen wie den USA und Großbritannien waren insbesondere spanischsprachige Länder beliebt.<br />
Mit wertvollen Erfahrungen zurückgekehrt (v.l.): Roman Bleich, Andrea Dörmann, Sascha Koch, Clarissa Alt, Stefanie<br />
Feld und Natalie Hostalek.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
DREI GEISENHEIMER STUDIERENDE<br />
ERHALTEN STIPENDIEN DER<br />
DANIEL-RENN-STIFTUNG<br />
Drei Studierende des Fachbereichs Geisenheim er hielten nach einstimmigem Beschluss auf der diesjährigen<br />
Mitgliederversammlung der Daniel-Renn- Stiftung je 2500 Euro für die Durchführung von Aus landspraktika<br />
in den Semesterferien.<br />
Die Studierenden hatten auf der Hauptversammlung<br />
der Stiftung die Bedeutung ihrer Praktika für ihr Stu -<br />
dium und für ihre spätere Berufs- und Lebensplanung<br />
so umfassend und eloquent vorgetragen, dass durch<br />
den Stiftungsrat und die Mitgliederversammlung keine<br />
Abstufung in der Stipendienvergabe erfolgte.<br />
Die erfolgreichen Studierenden der Studien -<br />
richtung Weinbau und Oenologie sind:<br />
• Wiebke Krüger aus Hannover;<br />
sie wird ihr Praktikum in der Williams Seleym<br />
Winery im Russian River Valley, Kalifornien, verbringen.<br />
Ihr Praktikumsbetrieb bereitet Wein im<br />
„Ultra-Premium-Bereich“ durch perfektionierte<br />
und schonende Traubenverarbeitung. Sie möchte<br />
mit diesem Aufenthalt ihre Kenntnisse im Produktionsbereich<br />
verbessern.<br />
• Anne-Christin Trautwein vom Kaiserstuhl;<br />
sie möchte sich in der Domaine Leflaive in Burgund,<br />
einem der führenden ökologischen Weingüter in<br />
Frankreich, über die biodynamische Weinherstellung<br />
informieren.<br />
• Nicolas Espenschied aus Flonheim/Rheinhessen;<br />
er möchte in seinem Praktikum, ebenfalls im Russian<br />
River Valley, Kalifornien, wertvolle Erfahrungen<br />
über den Einfluss des Klimawandels auf Rebe und<br />
Böden bis hin zur Kellertechnik sammeln.<br />
Der Zweck dieser Stiftung ist die Förderung junger<br />
Menschen aus dem Weinbau, der Oenologie, dem Bre n-<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
nerei- und Brauwesen, der internationalen Betriebswirtschaft<br />
sowie der angewandten Kommunikationsund<br />
Kulturwissenschaften. Insbesondere soll Studie renden<br />
ein Studien- bzw. ein Praktikumsaufenthalt schwerpunktmäßig<br />
in den Vereinigten Staaten aber grund -<br />
sätz lich auch in allen weinbautreibenden Ländern mit<br />
einem Stipendium ermöglicht werden.<br />
Die Stiftung trägt den Namen des 1998 tödlich verun -<br />
glückten Sohnes von Andrea und Heiner Renn. Nach<br />
einem Studienaufenthalt an der Ohio State-University<br />
und einem Praktikum auf dem kalifornischen Weingut<br />
Walter Schug, Winzer aus Assmannshausen und Geisen -<br />
heimer Absolvent, wollte sich Daniel Renn in Geisen -<br />
heim immatrikulieren. Kurz vorher starb er 21jährig<br />
bei einem Autounfall in der Nähe von Hagnau.<br />
Im Gedenken an Daniel Renn gründeten Walter Schug<br />
und einige Professoren der Ohio-State-University ihre<br />
Stiftung. Ein Jahr später folgte die Familie Renn mit<br />
ihrer Gründung der Daniel-Renn-Stiftung. Diese Stif -<br />
tung hat bereits seit 1999 an 19 Studierende des Fach -<br />
bereichs Geisenheim 31500 Euro für Praktika bzw.<br />
Studienaufenthalte im Ausland zur Verfügung gestellt.<br />
Kontakt:<br />
Frau Andrea Renn Andrea.Renn@Burgunderhof.de<br />
Prof. Karl Bayer karl.bayer@hs-rm.de und<br />
Prof. Dr. Doris Rauhut doris.rauhut@fa-gm.de<br />
Information: www.daniel-renn.de<br />
Die Stipendiaten,<br />
eingerahmt von Mitgliedern<br />
der Familie Renn in Hagnau:<br />
Julica Renn,<br />
Anne-Christin Trautwein,<br />
Nicolas Espenschied,<br />
Wiebke Krüger<br />
und Andrea Renn (v.l.).<br />
13<br />
BLICKPUNKTE
BLICKPUNKTE<br />
Prof. Dr. Trabert, Fachbereich Sozialwesen, in Pakistan<br />
ÄRZTLICHE HILFE<br />
FÜR DIE FLUTOPFER<br />
Der Professor im Fachbereich Sozialwesen der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
hat mit seinem humanitären Engagement eine Spendenaktion an der<br />
<strong>Hochschule</strong> ausgelöst. Ihr Präsident, Prof. Dr. Detlev Reymann, verfolgt<br />
dabei ein bestimmtes Ziel: „Wir haben uns vorgenommen, in einer<br />
eigenen Spendenaktion mindestens die Kosten für den Einsatz von<br />
Prof. Dr. Trabert zusammen zu bekommen.“ Sämtliche Mitglieder der<br />
<strong>Hochschule</strong> wurden bereits über die Spendenaktion informiert, gleich -<br />
zeitig besteht der Wunsch, „dass sich weitere Spender an dieser Aktion<br />
beteiligen“ (Prof. Dr. Reymann). Organisiert wurde der Hilfseinsatz von<br />
Humedica, einer kleinen Organisation, die vor allem medizinische Hilfe<br />
in Kooperation mit lokalen christlichen und humanitären Nicht-Regie -<br />
r ungs-Organisationen leistet.<br />
mit der sichergestellt werden soll, dass die Bedürftigen auch wirklich<br />
erreicht werden, sind unter dem Stichwort:<br />
„Fluthilfe Pakistan/Trabert“<br />
Humedica e.V., Sparkasse Kaufbeuren<br />
Kontonummer 47 47<br />
Bankleitzahl 734 500 00<br />
14<br />
SPENDEN für diese konkrete Hilfsaktion<br />
an das Konto der<br />
zu richten.<br />
Alle privaten Spenden können in der Einkommenssteuererklärung<br />
in vollem Umfang geltend gemacht werden.<br />
Prof. Dr. med. Gerhard<br />
Trabert, bekannt<br />
für seine humanitären<br />
Einsätze in Krisenregionen<br />
und armen Ländern,<br />
befand sich in der ersten<br />
Hälfte des September<br />
in Pakistan. Dort leistete<br />
er den Opfern der Flut<br />
medizinische Hilfe.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
In einem Tagebuch schildert Prof. Dr. Trabert die bei -<br />
nahe unvorstellbare Not der vielen Flutopfer, den<br />
gewalttätigen Alltag in Pakistan – mit ständiger Sorge<br />
auch von seiner Seite, Ziel eines Anschlags zu werden -,<br />
seine kulturelle Gratwanderung in dem islamischen<br />
Land und last but not least seine Sprechstunden mit<br />
Hunderten von Erkrankten.<br />
Nachfolgend sind Auszüge aus seinem Tagebuch<br />
wiedergegeben. Das vollständige Tagebuch ist auf der<br />
Portalseite von www.hs-rm.de unter „Meldungen“<br />
zu lesen (siehe auch das „Editorial“ in diesem Heft).<br />
„Wir sind in Peshawar angekommen! Direkt an der<br />
afghanischen Grenze. Ein Tag vor unserer Ankunft gab<br />
es einen Bombenanschlag und ein ca. fünfstündiges<br />
Feuergefecht zwischen den Taliban und der pakistani<br />
schen Armee in Peshawar. Die Taliban hatten das<br />
amerikanische Konsulat angegriffen. Das gehört hier<br />
wohl zum Alltag, etwas gewöhnungsbedürftig.<br />
Wir fahren zu unserem ersten Einsatzort durch Pesha -<br />
war nach Charsadda. Überall Polizeikontrollen, streng<br />
bewachte Regierungsgebäude. Vorbei an militärischen<br />
Stellungen, die mit Sandsäcken und betonierten fest -<br />
ungsähnlichen Unterständen geschützt sind. Die am<br />
häufigsten benutzte Waffe, das AK-47 Sturmgewehr,<br />
die von Michail Kalaschnikow entwickelte Kalaschni -<br />
kow, gehört zum Alltag.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
In der Schule angekommen scharen sich in kürzester<br />
Zeit zahlreiche Kinder um uns. Ein Klassenzimmer<br />
wird schnell als Untersuchungs- und Behandlungs -<br />
raum umfunktioniert. Ich bin dies mittlerweile nach<br />
meinen Einsätzen in Angola, nach dem Bürgerkrieg,<br />
in Sri Lanka, nach dem Tsunami, und in Haiti, nach<br />
dem furchtbaren Erdbeben, schon gewohnt. Schule<br />
einmal anders, aber sehr sinnvoll genutzt. In manchen<br />
Klassenzimmern sind Opfer der Flutkatastrophe<br />
untergebracht.<br />
Schnell kristallisiert sich heraus, dass ich die Untersuch -<br />
ung der Frauen, aufgrund meiner Erfahrung, als Arzt<br />
in islamischen Ländern gearbeitet zu haben, überneh -<br />
men soll. Mit meiner Dolmetscherin geht dies auch<br />
relativ gut. Natürlich muss ich immer wieder fragen, ob<br />
ich dies oder jenes tun darf. In aller Regel ist dies auch<br />
möglich, dann wird der Gesichtsschleier etwas zur<br />
Seite geschoben, und ich darf eine Hals-, Gesichts-,<br />
Ohrinspektion vornehmen. Auskultation, das Abhören<br />
der Atemgeräusche, geht allerdings nur durch die Be -<br />
kleidung, meist ein dünner Sari. Das Krankheitsspek -<br />
trum ist das "Übliche" für eine solche Katastrophe in<br />
einem armen Land. Durchfallerkrankungen, aufgrund<br />
der Flutkatastrophe ist das Trinkwasser oft verunrei nigt,<br />
infizierte Wunden, durch die Flucht vor den Wasser -<br />
massen und dabei erlittene Verletzungen verursacht,<br />
Augenbindehautentzündungen, Wurmerkrankungen,<br />
Erkrankungen der Atemwege. Viele leiden unter<br />
Magenproblemen, mit Verdacht auf eine Gastritis oder<br />
ein Magengeschwür. Hier wird es etwas schwierig, die<br />
Ursache eindeutig zu analysieren. Zum einen kann<br />
natürlich auch dies durch verunreinigtes Trinkwasser<br />
bzw. Nahrung verursacht sein. Zum anderen ist eine<br />
solche Katastrophe, einhergehend mit der Angst um<br />
das eigene Überleben, dem Verlust von "Hab und<br />
Gut", dem Zuhause, eine Stresssituation, die auch<br />
solche körperlichen Auswirkungen erzeugen kann. Und<br />
zum Dritten ist derzeit Ramadan, der Fasten monat für<br />
alle gläubigen Muslime, d.h. zwischen Sonnenaufgang<br />
und Sonnenuntergang darf nichts getrunken und ge -<br />
gessen werden. Zwar erlaubt der Koran ausdrücklich,<br />
dass Kranke zur Medikamenteneinnahme den Rama -<br />
dan unterbrechen dürfen, sie dürfen sogar auch essen<br />
und trinken, aber dies glaubt mir "Ungläubigem"<br />
natürlich niemand. Selbst Augentropfen und Sprays<br />
gegen Atemnot werden dann nicht angewandt.<br />
Es ist schwül-warm, Fliegen überall und der Schweiß<br />
tropft und tropft und tropft. Nach 40 – 50 Patienten<br />
nimmt der Patientenstrom ab. Wir sind müde und auch<br />
etwas geschafft. Zurück geht es diesmal ohne Polizei -<br />
eskorte.<br />
Am Morgen geht es wieder zu einem Einsatzort.<br />
Bewachte Militärstellungen, Polizeieskorte, AK-47<br />
Sturmgewehre, wohin man schaut. Diesmal fahren wir<br />
in eine Stadt, die von den Wassermassen überflutet<br />
wurde. Das Wasser stand teilweise bis zu zwei Meter<br />
hoch im Stadtzentrum. Die Reste und die Auswir kun gen<br />
15<br />
BLICKPUNKTE
BLICKPUNKTE<br />
der Flutwellen sind noch überall zu sehen. Wasser tüm -<br />
pel, Schlamm, eingestürzte Häuser, Chaos wohin man<br />
schaut. In dem Innenhof eines vom Schlamm gerade<br />
geräumten Gebäudes bauen wir wieder unsere Unter -<br />
suchungs-, Behandlungs- und Medikamentenaus gabe -<br />
stellen auf. Der Andrang ist groß, der Gesundheitszu -<br />
stand noch schlechter als bei unseren gestrigen Patien -<br />
ten. Wir behandeln, bei wiederum ca. 40 °C und einer<br />
hohen Luftfeuchtigkeit, ca. 200 Patienten. Eine ältere<br />
Patientin ist so schwach und von den Ereignissen ge -<br />
zeichnet, dass sie sich einfach vor uns auf den Boden<br />
legt und uns ihr Leid klagt. Wir legen sie auf ein Holz -<br />
gestell. Ich platziere einen intravenösen Zugang und<br />
gebe ihr eine Infusion. Nach 45 Minuten ist die Infusi on<br />
"durch". Der Patientin geht es sichtlich besser, sie um -<br />
fasst meine Hände und redet auf mich ein. Meine Dol -<br />
metscherin erklärt mir, dass die Frau sehr dankbar ist<br />
und für mich beten würde. Eine sehr schöne Geste, die<br />
mich berührt, und das Beten schadet hier bestimmt<br />
nicht. Schön, wenn Allah und Gott auf uns aufpassen,<br />
oder ist es vielleicht doch ein und derselbe Gott!?<br />
Nach vier Stunden, bei über 40 °C, wird es langsam<br />
grenzwertig, was die Korrektheit unseres, meines<br />
medi zinischen Handelns betrifft. Wir beschließen nach<br />
fast fünf Stunden Behandlung, langsam zum Ende zu<br />
kommen. Es dürften ca. 300 Patienten gewesen sein, die<br />
Philipp, Cindy, Irmgard und ich medizinisch ver sorgt<br />
haben. Es soll keine „Fließbandabfertigung“ werden,<br />
aber auch ich unterliege dieser Gefahr, da man, da ich<br />
natürlich so viel wie mögliche Patienten behandeln<br />
möchte. Dies hat aber auch seine Grenze, meine Grenze,<br />
die ich erkennen und akzeptieren muss. Außerdem<br />
fällt es mir schwer, vor all den Menschen, die während<br />
ihres heiligen Ramadan-Monats fasten, etwas zu essen<br />
und zu trinken. Ein Bonbon und dann doch etwas<br />
Flüssigkeit müssen genügen.<br />
16<br />
Zwischendurch erfahren wir von zwei weiteren Bom -<br />
ben anschlägen in Pakistan. Wir wussten um dieses<br />
Risiko, um diese Gefahr, dennoch stehen wir alle hinter<br />
diesem wichtigen und notwendigen Einsatz. Und da ist<br />
es vollkommen egal, welcher Glaubensgemeinschaft<br />
ein Mensch angehört, bzw. ob er überhaupt einer ange -<br />
hört. Ich spüre förmlich den Zorn und die Abscheu in<br />
mir aufsteigen, wenn ich an die diskriminierenden<br />
Äußerungen eines Herrn Sarrazins über Muslime in<br />
Deutschland denke, – während meiner Begegnung hier<br />
in Pakistan mit vielen Menschen dieser Glaubensge -<br />
meinschaft. Was nimmt sich solch ein narzisstisch<br />
gestörter Mensch heraus, und welche Plattform liefern<br />
ihm die Medien für den Unsinn, den er propagiert.<br />
Es ist „really hot“, bestimmt um 45° C, der Schweiß<br />
fließt in Strömen. Wir sind wieder auf dem Friedhof<br />
und dem dort aufgestellten Zeltdorf für die Flutopfer<br />
tätig. Skurrile Situation, Behandlung zwischen Gräbern,<br />
eine Metapher der besonders tragischen Art. Leben<br />
und Tod liegen eben sehr nah beieinander, besonders<br />
für die vielen Menschen hier in Pakistan. Sie leben<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
hier und bleiben hier und müssen versuchen, hier zu<br />
überleben. Wir fliegen in einer Woche wieder zurück<br />
ins Paradies. Jedenfalls wäre dies so etwas Ähnliches<br />
für viele Menschen, denen wir in der Umgebung von<br />
Peshawar und Charsadda begegnen.<br />
Wieder ist es sehr heiß, ich behandle und behandle,<br />
die Stimmung ist harmonisch und friedlich. Ende der<br />
Sprechstunde, nein, da kommen doch noch Patienten.<br />
Jetzt endlich, meine Konzentration und Energie schwinden,<br />
Ende der Sprechstunde, nein, da kommen wieder<br />
neue Patienten.<br />
Eine junge muslimische Patientin hat mich heute<br />
besonders betroffen und nachdenklich gemacht. Sie<br />
schilderte mir, in sehr gutem Englisch, dass sie Schmer -<br />
zen in den Gelenken habe, dass sie dies schon seit ge -<br />
raumer Zeit plage. Die einheimischen Ärzte hätten ihr<br />
vermittelt, sie leide unter einer Depression. Die Patien -<br />
tin macht auf mich überhaupt keinen depressiven Ein -<br />
druck. Sind die Schmerzen vielleicht psychosoma tischen<br />
Ursprungs? Wie muss es einer jungen intelligenten, die<br />
Welt erkunden wollenden muslimischen Frau in Pakis -<br />
tan, unter all den Kopftüchern verdeckt, ergehen? Ich<br />
möchte mich mit diesen kritischen Gedanken nicht als<br />
Richter einer Kultur, einer Religion aufführen! Nein,<br />
mich beschäftigt einfach diese junge Frau, die Begeg -<br />
nung mit ihr. Und ist die, meines Erachtens doch sehr<br />
obskure, Diagnose Depression der Versuch einer<br />
patriarchalisch organisierten Gesellschaft, solche<br />
intelligenten Frauen mit dem Stigma einer Krankheit<br />
zu versehen, um sie zu isolieren? Ich sage ihr, dass ich<br />
nicht glaube, dass sie eine depressive Persönlichkeits -<br />
störung habe, auch wenn eine psychiatrische Diagnose -<br />
stellung nicht so einfach sei, besonders nicht durch<br />
lediglich einen Kontakt. Sie sei eine intelligente Frau<br />
und solle an sich glauben. Ich habe keine Ahnung, ob<br />
dies richtig ist und ihr hilft. Einige Schmerztabletten<br />
gebe ich ihr auch mit. Ihre Reaktion verblüfft mich,<br />
und bestätigt vielleicht die Sinnhaftigkeit meiner Worte.<br />
Sie bedankt sich außergewöhnlich intensiv, meine<br />
Worte hätten ihr sehr geholfen, dies wäre sehr wichtig<br />
für sie gewesen. Die Gratwanderung zwischen den<br />
Kulturen, zwischen den Religionen, geht aufgrund<br />
meiner „Frauensprechstunde“ stetig weiter und wird<br />
tiefer und subtiler. Ich spüre in mir ein Gefühl der<br />
Ohnmacht, aber auch der Solidarität und des großen<br />
Respekts diesen Frauen gegenüber.<br />
Es ist wieder einmal drückend schwül-warm. Die Tem -<br />
peraturen müssen auf 50 °C zugehen. Es ist laut, Gerede,<br />
Kindergeschrei, autoritär eingreifende Poli zis ten, und<br />
ängstliche Blicke; die Fragen, komme ich denn auch<br />
noch an die Reihe bei diesen vielen Patientinnen und<br />
Patienten. Alles verständlich, aber auch ziemlich an -<br />
strengend.<br />
Ich bin im „Frauenzelt“ und spüre jetzt noch hautnaher<br />
die Benachteiligung und geringere Wertschätzung der<br />
Frauen, und zwar an einem banalen Vorgang. Der<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Ventilator, der zu Beginn im Frauenzelt stand, wird<br />
kurzerhand abgebaut und ins Männerzelt gebracht,<br />
denn es gibt nur einen. Pech gehabt, dieser „Luxus“<br />
gebührt den Männern. Nun werde ich aber, und dies ist<br />
ein besonderes und besonders schönes neues Gefühl,<br />
von der Solidarität der Frauen getragen. Die gesamten<br />
drei Stunden medizinische Sprechstunde wedeln<br />
meiner Dolmetscherin und mir jüngere Mädchen und<br />
Frauen, mit einem hingebungs vollen Lächeln, frische<br />
Luft zu. Super! Ich bekomme frische Luft, der Ventila<br />
tor im Männerzelt funktioniert dagegen nicht, da der<br />
Strom ausgefallen ist. Pech gehabt, ihr Männer!<br />
Am Abend unser Abschiedsessen, denn morgen ist<br />
unser Einsatz beendet. U.a. sind unsere beiden pakis tanischen<br />
Helfer Achmed und Christopher dabei. Zwei<br />
wirklich tolle Kerle und gute Freunde, dies spürt man<br />
sofort. Achmed ist Muslim und Christopher ist Christ.<br />
Sie sind ein exemplarisches Beispiel dafür, wie ein<br />
Zu sammenleben zwischen Muslimen und Christen<br />
aus se hen könnte. Geprägt von großem Respekt, gegenseitiger<br />
authentischer Wertschätzung und uneinge -<br />
schränkter Hilfe und Unterstützung.<br />
Die Anfahrt zum Flughafen in Peshawar war gekenn -<br />
zeichnet durch das Passieren von zahlreichen Militär -<br />
kontrollen. In der Stadt sollen vier Selbstmordatten täter<br />
der Taliban sein. Man spürt die Nervosität der Polizeiund<br />
Militärkräfte.<br />
Wir spüren unsere Angespanntheit der letzten Tage. Es<br />
ist eine eigenartige Atmosphäre, die ich in mir empfin -<br />
de. Geprägt von Sorge, Fatalismus, Hoffnung, Irrita tion.<br />
Schwer zu beschreiben. Das erklärte Ziel von Terror -<br />
aktionen zu sein, verändert das Selbst- und Fremdem<br />
pfinden merklich. Sehnsucht nach Geborgen- und<br />
Sicherheit brandet, wie eine starke Welle, in uns allen<br />
immer wieder auf.“<br />
17<br />
BLICKPUNKTE
BLICKPUNKTE<br />
NEUES<br />
KOOPERATIONSABKOMMEN<br />
Anlässlich der ERIMA-Tagung am 11. und<br />
12. Juni in Wiesbaden (ERIMA´2010 –<br />
3 rd International Symposium on Inno va -<br />
tive Ma nagement Practices – „Learning<br />
to grow“) unterzeichnete Prof. Dr. Detlev<br />
Reymann, Präsident der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong>, ein Kooperationsabkommen<br />
mit der Universi dade Federale de Santa<br />
Catarina (Floriano polis).<br />
Das Abkommen soll die bereits seit länge rem<br />
bestehende Zusammenarbeit zwischen Prof.<br />
Dr. Klaus North, Fachbereich Wiesbaden<br />
Business School, mit Prof. Ph.D. Gregorio<br />
Varvakis und weiteren Kollegen des Depar tamento<br />
de Engenario y Gestao de Conocimi -<br />
ento auf dem Gebiet des Innovations- und<br />
Wissensmanagement längerfristig absichern.<br />
Außerdem soll ein breiterer Austausch von<br />
Studierenden und Lehrenden ermöglicht<br />
werden.<br />
Der Bundesstaat Sta. Catarina im Süden<br />
Brasiliens hat aufgrund der deutschen Ein -<br />
wanderung im 19. Jahrhundert weiterhin<br />
privilegierte Kontakte zu Deutschland.<br />
Ins be sondere die Ingenieurwissenschaften<br />
der Universität Florianopolis wurden mit<br />
deutscher Unterstützung aufgebaut. Die<br />
Insel Florianopolis gilt als Surfer-Paradies<br />
und hat sich aufgrund der hohen Lebens -<br />
qualität in den letzten Jahren als Standort<br />
vieler Software- und HighTech-Unternehmen<br />
entwickelt.<br />
Prof. Dr. North hat im Jahr 2009 einen Teil<br />
seines Forschungssemesters in Florianopolis<br />
verbracht. Ein gemeinsamer Forschungs an -<br />
trag für das 7. EU-Rahmenprogramm wurde<br />
vorbereitet und positiv evaluiert. Inzwischen<br />
ist auch die Zusage zur Förderung des Projekts<br />
„Sustainable competitiveness of SMEs in<br />
turbulent economic and social environments -<br />
a network approach“ eingegangen. Es hat ein<br />
Projektvolumen von 350.000 Euro und eine<br />
Laufzeit von vier Jahren. Es beinhaltet den<br />
Austausch von Forschern der vier Partner -<br />
hochschulen (neben Wiesbaden und Floria nopolis<br />
sind dies noch die Universidad Nacional<br />
de Rosario, Argentinien, und die Universidad<br />
Autonoma de Madrid). Anfang 2011 ist im<br />
Rahmen des Projekts ein weiterer Aufenthalt<br />
von Prof. Dr. Klaus North in Florianopolis<br />
geplant.<br />
18<br />
mit brasilianischer <strong>Hochschule</strong><br />
Prof. Ph.D. Gregorio Varvakis (links), Brasilien, mit Prof. Dr. Reymann,<br />
Präsident der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, und Prof. Dr. North (Mitte), Fach -<br />
bereich Wiesbaden Business School.<br />
Internationale Tagung zur<br />
Innovationsforschung an der<br />
HS<strong>RM</strong><br />
Über 80 internationale Forscher, Praktiker und Studierende<br />
diskutierten am 11. und 12. Juni in Wiesbaden über die Zukunft<br />
der Innovationsforschung und -praxis. „ERIMA 2010 – 3 rd<br />
International Symposium on Innovative Management Practices“<br />
stand unter dem Motto „Learning to grow“ und nahm damit<br />
die Thematik des Forschungsprojektes „Wachstum lernen“ auf,<br />
das am Institut Weiterbildung im Beruf (iwib) von Prof. Dr.<br />
Klaus North geleitet wird.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Das von Prof. Dr. North mitbegründete ERIMA-<br />
Netzwerk besteht aus führenden europäischen<br />
anwendungsorientierten Forschungsinstituten zum<br />
Innovationsmanagement, hält jedoch auch weltweite<br />
Kontakte. Daher nahmen an der Tagung auch Forscher<br />
aus den U.S.A, Mexiko, Brasilien und Indien teil.<br />
Neben den eingereichten Vorträgen wurden in drei<br />
Workshops die Themen „Open Innovation“, „Lear -<br />
ning to grow in SMEs“ und „Games and innovations“<br />
behandelt. Master-Studierende des Studiengangs<br />
International Business Administration des Fachbe -<br />
reichs Wiesbaden Business School nahmen aktiv an<br />
der Tagung teil und unterstützten tatkräftig Silke<br />
Bartsch bei der Tagungsorganisation.<br />
FORSCHUNGSWISSEN IN WIESBADEN<br />
Hochrangige Experten aus Bildung<br />
und Forschung gaben sich am<br />
Campus Kurt-Schumacher-Ring<br />
der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> „die<br />
Klinke in die Hand“. Auf Einladung<br />
des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) fand am<br />
9. September das „10. Bund-Länder-<br />
Gespräch“ zur Forschung an Fach -<br />
hochschulen statt. Diesem Gespräch<br />
folgte einen Tag später die Gremiensitzung<br />
des „BMBF-Experten krei ses<br />
Fachhochschulforschung“. In diesem<br />
Bereich ist die Arbeitsgemeinschaft<br />
industrieller Forschungsvereini gun -<br />
gen „Otto von Guericke“ (AiF) von<br />
besonderer Bedeutung: als Projekt -<br />
träger betreut sie Ausschreibungs -<br />
verfahren und Administration der<br />
BMBF-Forschungsförderung von<br />
Fachhochschulen. Der AiF gehören<br />
rund 50.000 vorwiegend mittelstän -<br />
dische Unternehmen an.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Abb. oben: Innovationen erfordern Offenheit für Verände run gen.<br />
In einem Workshop “Games and Innovations” stellten Max<br />
Møller und Svend Ask Larsen, Game Designer & Project<br />
Manager, Aarhus University, das von ihnen entwickelte Spiel<br />
zum Change Management vor, das von den Teilnehmern mit<br />
Begeisterung gespielt wurde.<br />
Abb. links: Als praktische Übung zum Innovationsmanagement<br />
wurden die Teilnehmer aufgefordert, mit Flugobjekten eine auf<br />
die Wandtafel gestellte Wasserflasche zu treffen. Die Mehrheit<br />
entschied sich für traditionelle Flieger, von denen jedoch nur<br />
wenige das Ziel erreichten. Innovation braucht neue Ideen….<br />
Im Blickpunkt der beiden Tage stand auch die <strong>Hochschule</strong> Rhein Main.<br />
Prof. Dr. Reinhold Kröger vom Fachbereich Design Informa tik Medien<br />
berichtete – in Vertretung von Prof. Dr. Ralf Dörner – vor dem Gremium<br />
über das Doktoranden kolleg „SENSYBLE“ (Foto). Am Studienort<br />
Geisenheim präsen tier te Prof. Dr. Otmar Löhnertz aktuelle Forschungs -<br />
vorhaben zum Thema Klimawandel.<br />
19<br />
BLICKPUNKTE
Natur erleben und Kulturen erfahren:<br />
HOCHSCHULSPORT<br />
20<br />
AUF DEM SURFBRETT<br />
DIE WELT „EROBERN“<br />
Mein Name ist Leo Marose und ich studiere im<br />
4. Se mester Business Administration an der Hoch -<br />
schule <strong>RheinMain</strong>. Da ich dieses Jahr für unsere<br />
<strong>Hochschule</strong> an den „Deutschen Studentenmeister -<br />
schaften im Wellenreiten“ (in Seignosse, Frankreich)<br />
teilgenommen habe, wurde ich gebeten, von diesem<br />
für Deutsche doch eher untypischen Sport zu berichten.<br />
Die <strong>Hochschule</strong> unterstützte mich bei meiner<br />
Teilnahme finanziell, wofür ich mich an dieser Stelle<br />
noch einmal bedanken möchte.<br />
Bei mir fing alles vor rund elf Jahren an, als ich das<br />
Glück hatte, mit meiner Familie auf der sogenannten<br />
„Insel der Götter“, Bali, Urlaub machen zu dürfen.<br />
Das Erste, was ich aus dem Flugzeug erkennen konnte,<br />
waren große Wellen sowie Menschen, die darin auf<br />
irgendeine Weise spielten. Bali hatte sehr viel zu bieten,<br />
doch am meisten faszinierte mich das Treiben auf<br />
dem Meer.<br />
Dieses Treiben sollte ich in den darauffolgenden Woch -<br />
en als Surfen, oder in Deutschland auch als „Wellen -<br />
reiten“ bekannt, kennenlernen. Schon nach den ersten<br />
Stunden auf dem wackeligen Brett wurde mir klar,<br />
dass es für mich mehr war als nur ein kurzer Flirt mit<br />
einer Sportart, die in Deutschland so unpopulär ist wie<br />
Eishockey in der Wüste Gobi. Das Gefühl, über dem<br />
Wasser zu gleiten und die Kraft der Natur hautnah zu<br />
spüren, ist es was Surfen zu einem solch besonderen<br />
Erlebnis macht.<br />
Heute ist Surfen für mich der besondere Kick, der den<br />
Ausgleich zum normalen Leben bringt, aber irgend wie<br />
auch meine ganz persönliche Lebenseinstellung betrifft.<br />
Surfen verbindet mit der Natur und fasziniert mich<br />
jedes Mal aufs Neue. Weiterhin ist es meiner Meinung<br />
nach das beste Training, das man seinem Körper bieten<br />
kann. Ob jung oder alt, Surfen begei stert Menschen<br />
auf der ganzen Welt und hält sie zudem noch fit.<br />
4000 Jahre alter Sport<br />
Die Wurzeln dieses Sports liegen auf den Inseln von<br />
Hawaii, wo vor rund 4000 Jahren zum ersten Mal<br />
Ureinwohner auf großen Holzstücken mit den Wellen<br />
spielten. Dieser daraus entwickelte Sport war damals<br />
noch den adeligen Männern vorbehalten, wurde aber<br />
im Laufe der letzten 60 Jahre eigentlich an jeder „surf -<br />
baren“ Küste populär.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Heute betreiben ihn nicht nur männliche<br />
Adelige, sondern eigentlich alle von jung bis<br />
alt, egal welchem Geschlecht sie angehören<br />
und welche Hautfarbe sie besitzen. Surfen<br />
zählt wie Skateboarden, BMX, Wakeboarden<br />
oder Kitesurfen zum Genre der „Extrem -<br />
sport arten“ und ist bisher leider noch nicht<br />
olympisch. Trotzdem hat diese Sportart be -<br />
sonders im letzten Jahrzehnt einen extremen<br />
Hype erfahren und zieht immer mehr Neu -<br />
linge in seinen Bann.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
ADH Open Seignosse 2010<br />
Pech mit kleinen Wellen<br />
und sturen Veranstaltern<br />
Zum Ablauf:<br />
Es nahmen rund 150 Studentinnen und Studenten aktiv<br />
teil. Insgesamt waren rund 600 Studierende anwesend<br />
(als Supporter).<br />
Ich startete in der Klasse „Open Men“.<br />
Meine Platzierung laut Liste war irgendwas zwischen<br />
70–80. Mein Pech in der Vorrunde war, dass ich leider<br />
nur kurze Bretter dabei hatte (je kleiner die Boards,<br />
desto schwerer bzw. anspruchsvoller ist das Surfen)<br />
und die Wellen so klein waren, dass ich mit meinen Bretts<br />
gar nicht in die Wellen paddeln konnte, wohingegen<br />
„Anfänger“ (die meist nur geradeaus fahren konnten) in<br />
höhere Platzierungen gekommen sind, weil sie einfach<br />
große Bretter hatten und wenigstens von der Welle<br />
mitgenommen wurden.<br />
Deshalb gab es auch von Seiten vieler Teilnehmer<br />
Beschwerden bei den Veranstaltern, da diese das Event<br />
einfach durchgezogen hatten, um nicht in Zeitnot zu<br />
geraten, obwohl für die Tage danach (die auch für den<br />
Wettkampf vorgesehen waren) gute Wellen gemeldet<br />
waren. Aber so läuft das halt manchmal …<br />
Neben den Surfevents gab es auch noch „Fun-Events“<br />
wie Slacklining, die bei den „Nicht-Surfern“ oder Anfän -<br />
gern sehr gut ankamen!<br />
Alles ist dort ziemlich günstig und auf Studenten zuge -<br />
schnitten, daher ist es sicherlich eine super Sache, auch<br />
für Nichtsurfer einfach mal reinzuschauen und sich vom<br />
„Surfen“ begeistern zu lassen.<br />
Sehr schade war, dass ich alleine von der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong> da war und fast alle Starter von anderen<br />
<strong>Hochschule</strong>n eine ganze Crew dabei hatten, die auch mit<br />
Brettern usw. aushelfen konnten. Ein Team hatte sogar<br />
eine ganze Filmcrew dabei, was dann als Projekt an der<br />
<strong>Hochschule</strong> angesehen wurde - evtl. auch eine Idee für<br />
unsere <strong>Hochschule</strong> ;-)!<br />
Übrigens: wer Interesse am Surfen hat, kann sich gerne<br />
bei mir melden (Leo.Marose@student.hs-rm.de).<br />
21<br />
HOCHSCHULSPORT
HOCHSCHULSPORT<br />
Seit meinem richtungsweisenden Urlaub in Indone sien<br />
war ich in über 15 verschiedenen Ländern, habe hun -<br />
der te neue Menschen aus den verschiedensten Kul tu ren<br />
kennengelernt und die wichtigsten Erfahrungen mei nes<br />
Lebens gemacht. Ohne meine Liebe zu diesem großar<br />
tigen Sport hätte ich wahrscheinlich nicht ein mal die<br />
Hälfte davon erlebt.<br />
Ganz besonders danken muss ich hierbei meiner<br />
Mutter, da sie diejenige war, die ihren Urlaub in den<br />
darauffolgenden Jahren auch immer für mich in „surf -<br />
bare“ Gebiete legte. Wir sind keine reiche Familie, was<br />
aber schon immer wichtig war ist das Reisen; und das<br />
ist auch noch heute der Fall.<br />
Ich habe gelernt, dass beim Reisen nicht die Hotelan -<br />
lage und All-inclusive-Angebote wichtig sind, sondern<br />
die ganz individuellen Erfahrungen, die man mit der<br />
fremden Kultur während der Zeit im Ausland erleben<br />
kann. Reisen bedeutet für mich Freiheit, und ich kann<br />
mir heute nicht mehr vorstellen, mein ganzes Leben in<br />
einem einzigen Land zu verbringen. Dominikanische<br />
Republik, Gran Canaria, Bali, Teneriffa und Portugal<br />
hießen unter anderem die Urlaubsorte, an denen ich<br />
mich damals weiter auf das Surfen konzentrieren<br />
konnte. 2005 verreiste ich dann erstmalig alleine mit<br />
zwei „fremden“ älteren Surfern nach Frankreich und<br />
somit wurde Reisen für mich immer wichtiger. Heute<br />
fühle ich mich ziemlich schnell fast überall auf der<br />
Welt „zu Hause“.<br />
Fernweh<br />
Während der Schulzeit oder in den Ferien fing ich an<br />
zu arbeiten, immer mit dem nächsten fernen Ziel im<br />
Kopf. Egal was ich hier alles verpasste oder wie viele<br />
Stunden ich arbeiten musste, der Gedanke, bald wieder<br />
irgendwo einen neuen Platz auf dieser Welt kennenzu -<br />
lernen und die dortigen Wellen zu surfen, motivierte<br />
mich so sehr, dass es für mich irgendwann ganz normal<br />
wurde, mindestens zweimal im Jahr ganz weit weg von<br />
zu Hause zu sein, dafür aber auch viele Opfer bringen<br />
zu müssen.<br />
22<br />
Vor rund zwei Jahren nutzte ich dann unsere langen<br />
Semesterferien, um auf Bali zwei volle Monate lang zu<br />
surfen und die Kultur des Landes noch besser kennen -<br />
zulernen. Ich lernte viele Australier kennen, einige<br />
gehören heute zu meinen engsten Freunden, die mich<br />
davon überzeugten, dass ich mir Australien auf keinen<br />
Fall entgehen lassen sollte. Diese Überzeugungsarbeit<br />
und viel Recherche im Internet brachten mich dann<br />
zum Highlight meiner Reiselust. Ich entschloss mich<br />
für ein Auslandssemester im Sommersemester 2009,<br />
welches ich an der Gold Coast in Australien absol vie ren<br />
wollte.<br />
Ein paar Monate vor Abflug, nachdem ich den Groß -<br />
teil meiner Reise geplant hatte, entschied ich mich,<br />
dieses Semester mit einer Weltreise zu verbinden.<br />
Diese Weltreise führte mich von Frankfurt nach Hong<br />
Kong, Bali, Java, Australien, Tasmanien, den Fiji-Inseln,<br />
Hawaii, Kalifornien, Costa Rica, New York und<br />
über Dublin nach neun Monaten wieder zurück nach<br />
Frankfurt.<br />
Die Zeit war unbeschreiblich, und das was ich gesehen<br />
und erlebt habe werde ich so schnell wohl nicht mehr<br />
vergessen. Was mir aber immer bewusster wurde, ist<br />
dass Surfen mein Leben vollständig verändert hat und<br />
mich immer wieder antreibt, die entferntesten Ecken<br />
der Welt zu erkunden.<br />
In diesem Sinne hoffe ich<br />
eventuell ein paar Studie -<br />
rende unserer Hoch schule<br />
davon überzeugt zu ha ben,<br />
irgendwo mal mit dem<br />
Surfen zu beginnen oder<br />
einfach nur einen Flug ins<br />
Ausland zu buchen, um<br />
ganz eigene Erfahrungen<br />
zu machen. Ihr werdet es<br />
nicht bereuen ;-).<br />
Aloha Leo<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
HEIMSIEG<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
FÜR<br />
METAJ DUKAGJIN<br />
Rüsselsheimer Umwelttechnik-Student ist<br />
deutscher Hochschulmeister im Taekwondo<br />
Organisatoren und Teilnehmer freuen sich über gelungene Hochschulmeisterschaften. Umringt von studentischen Helfern:<br />
Prof. Dr. Ulrich Schwanecke von der Taekwondo-Gruppe der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> (vordere Reihe links), Prof. Dr. Detlev Rey -<br />
mann, Präsident der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> (vordere Reihe, 3. von links), Nico Sperle, Vorstandsvorsitzender des ADH, Alfred<br />
Wallraf, Disziplinchef Taekwondo beim ADH, und Helge Fitz, Kampfrichterreferent der Taekwondo-Union Hessen (vordere Reihe,<br />
7., 8. und 9. von links). In der hinteren Reihe (5. von links) Klaus Lindemann vom Hochschulsport der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />
Vor der Gruppe der deutsche Hochschulmeister 2010, Metaj Dukagjin, mit Pokal und Urkunde.<br />
Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> war in diesem Jahr Aus -<br />
richter der Deutschen Hochschulmeisterschaften im<br />
Taekwondo. Am 29. und 30. Mai maßen sich Sportler innen<br />
und Sportler von 56 <strong>Hochschule</strong>n aus dem gan zen<br />
Bundesgebiet in der Sporthalle am Konrad-Adenauer-<br />
Ring in Wiesbaden. Einen Heimsieg konnte Metaj<br />
Dukagjin feiern. Der neue deutsche Hochschul meister<br />
in der Kategorie „Seniors Male +80kg“ stu diert Um -<br />
welttechnik im Rüsselsheimer Fachbereich Ingeni eur -<br />
wissenschaften und trainiert beim JC Rüsselsheim.<br />
Das Fazit von Klaus Lindemann, Hochschulsport be -<br />
auf tragter der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, fällt durchweg<br />
positiv aus: „Die Arbeit, die wir in die Vorbereitung<br />
der Meisterschaften gesteckt haben, hat sich absolut<br />
gelohnt. Wir haben zwei Tage voller fairer Wettkämpfe<br />
auf hohem Niveau erlebt, die Stimmung war phantas -<br />
tisch, und auch organisatorisch hat alles gut funktio -<br />
niert.“ Unter den Sportlern waren viele Teilnehmer,<br />
die auch bei der Universiade starten und sogar einige,<br />
die bei den Olympischen Spielen in Peking dabei<br />
waren.<br />
Gefreut haben sich die Organisatoren über „hohen<br />
Besuch“: Da die Deutschen Hochschulmeisterschaften<br />
auch der Qualifikation für internationale Turniere die -<br />
nen, waren die Taekwondo-Bundestrainer in Wiesbaden.<br />
Schirmherr der Veranstaltung und natürlich auch „live<br />
vor Ort“ war Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller.<br />
Wer als Zuschauer in die Sporthalle kam, konnte nicht<br />
nur die Wettkämpfe verfolgen, sondern bekam auch<br />
einen sensationellen Showact zu sehen: In einer vor<br />
Energie sprühenden Vorführung zeigte das Taekwondo<br />
demonstration team „Taepoong“ sein Können.<br />
23<br />
HOCHSCHULSPORT
BESTZEIT VON<br />
JULIAN FLÜGEL<br />
Auch außerhalb der Sporthalle feierte die Hoch schule Rhein -<br />
Main an diesem letzten Mai-Wochen ende sportliche Erfolge:<br />
Julian Flügel, Student am Fach bereich Wiesbaden Business<br />
School, verteidigte seinen Titel als Deutscher Hochschul meister<br />
über 5000 Meter.<br />
HOCHSCHULSPORT<br />
Julian Flügel ist neben seinen Läufen bei den deut schen<br />
Hochschulmeisterschaften auch ein erfolgreicher Teil -<br />
nehmer bei den Wettbewerben des Deutschen Leicht -<br />
athletik Verbandes. Unser Foto (rechts) zeigt ihn beim<br />
5000 Meter-Lauf während der Deutschen Leichtathletik<br />
Meisterschaften im Juli dieses Jahres in Braunschweig.<br />
Dort ist er persönliche Bestzeit mit 14:11,55 Minuten<br />
gelaufen. Im Windschatten von Julian Flügel sind der<br />
deutsche Meister und diesjährige EM-Teilnehmer über<br />
5000 Meter, Arne Gabius, sowie der Europameister<br />
von 2006 über die 10 000 Meter, Jan Fitschen, zu sehen.<br />
Weitere Bestzeiten von Julian Flügel: 30:11 Minuten<br />
über die 10 000 Meter und 1:07:44 Stunden über die<br />
Halbmarathon-Strecke (zum Vergleich für Sporthisto ri -<br />
ker: der legendäre Langläufer Emil Zátopek, die „tsche -<br />
chische Lokomotive“, unterbot als erster Mensch im Jahr<br />
1954 die 29-Minuten-Marke über 10 000 Meter).<br />
Das große Ziel von Julian Flügel ist es, einmal im Nati<br />
onaltrikot laufen zu dürfen: „Das könnte, wenn alles<br />
optimal läuft, eventuell schon in diesem Winter bei den<br />
Crosslauf-Europameister schaften klappen. Allerdings<br />
ist die Qualifikation sehr schwierig, nur die besten vier<br />
deut schen Läufer werden nominiert.“<br />
Kommen sich bei dem Studenten des Fachbereichs<br />
Wiesbaden Business School nicht sportliche Ambiti o -<br />
nen und die Ansprüche des Studiums „ins Gehege“?<br />
Das sei nicht der Fall, meint Julian Flügel, er hat die<br />
Vereinbarkeit von Studium und Sport „bisher immer<br />
ganz gut hinbekommen“. Trotz des oft ziemlich vol len<br />
Zeitplans, denn er trainiert im Schnitt etwa zwölf Mal<br />
pro Woche. Da kommen schon mal bis zu 20 Stun den<br />
zusammen. Aber: „Ich sehe den Sport auch als Aus -<br />
gleich zum Studienalltag. Nach einer Trainingseinheit<br />
fällt es mir viel leichter, wieder konzentriert und effek -<br />
tiv zu arbeiten. Man bekommt den Kopf beim Laufen<br />
super frei!“<br />
Wiesbadener Informatik-Student<br />
ist deutscher Hochschulmeister im<br />
KARATE<br />
Der Informatik-Student Alexander Piel freut sich über Gold bei den Deutschen<br />
Hoch schulmeisterschaften im Karate. Bei den Hochschulmeisterschaften,<br />
die am 5. Juni in Berlin ausgetragen wurden, maßen sich 159 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer von insgesamt 44 deutschen <strong>Hochschule</strong>n miteinander.<br />
Alexander Piel, Masterstudent an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, startete in der<br />
Disziplin Kata-Einzel (siehe Foto). Statt eines Freikampfes finden hier Form -<br />
läufe statt, die von einer Jury bewertet werden. Die ersten drei Runden<br />
entschied Piel mit 3:0 Kampfrichterentscheidungen deutlich für sich.<br />
Mit einem weiteren Sieg im Poolfinale sicherte sich Piel einen Platz<br />
im abendlichen Finale, wo er auf den amtierenden Vize-Hochschul -<br />
meister traf. Nachdem Alexander Piel sich bei früheren Deutschen<br />
Hochschulmeisterschaften bereits einmal Bronze und einmal<br />
Silber sichern konnte, gelang ihm dieses Mal mit einer<br />
Kampf richterentscheidung von 3:2 der ganz große Erfolg:<br />
Er gewann die Goldmedaille.<br />
24 JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
DIPLOMARBEIT MIT<br />
„TIEFGANG“<br />
Mit Prof. Gerd Küveler besuchte ich für einen Monat im Juli/August 2010 das Istituto Ricerche Solari Locarno<br />
(IRSOL) im Tessin, dem italienischsprachigen Kanton in der Südschweiz. Es handelt sich um ein astronomi -<br />
sches Institut zur Erforschung der Sonne. Neben dem Teleskop, das ein Student unserer <strong>Hochschule</strong> gerade<br />
neu automatisiert hat, ist der Spektrograf das wichtigste Standardgerät, weil die meisten physikalischen<br />
Parameter der Sonne, wie Druck, Temperatur und Magnetfeld, durch die Beobachtung der Spektallinien zu<br />
bestimmen sind. Meine Aufgabe bestand darin, mit einem 32-Bit-Microcontroller der AVR 32-Familie eine<br />
neue netzwerkfähige Steuerung für den Spektrografen zu realisieren.<br />
Beim Spektrografen die exakte Wissenschaft unterstützen …<br />
…und beim Sprung in die Tiefe über „Nerven wie Drahtseile“<br />
verfügen.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Der 220 Meter<br />
tiefe Bungeesprung<br />
führte Boris Christian<br />
an der Staumauer<br />
im Verzascatal vorbei.<br />
Natürlich blieb bei einem solch langen Aufenthalt auch<br />
Zeit für gelegentliche Ausflüge mit Prof. Küveler, der<br />
sich hier sehr gut auskennt. Bei einem dieser Streif züge<br />
erwartete mich ein unerwartetes Abenteuer.<br />
Schon als kleines Kind liebte ich Achterbahnen. Später<br />
waren mir die Achterbahnen nicht mehr genug und ich<br />
entschloss mich zu einem 80 Meter-Bungee-Sprung,<br />
den ich lange Zeit für das Maximum hielt. Doch dann<br />
fuhren wir durch das Verzascatal, und schon am Talein<br />
gang sah ich eine riesige Staumauer vor mir. Prof.<br />
Küveler erklärte mir, dass dies die Staumauer sei, von<br />
der James Bond im Film „Golden Eye“ herunterge -<br />
sprungen ist. Damit war für mich alles entschieden.<br />
Leider war die Sprunganlage geschlossen und so<br />
musste ich noch zwei Tage warten. Dies war eigentlich<br />
das Schlimmste an der Geschichte, da mit jeder näher<br />
rückenden Minute die Anspannung stieg. Dann ging es<br />
endlich los. Die Auffahrt in das Tal war für mich nun<br />
schon sehr surrealistisch, der Gang zur Absprungplatt -<br />
form noch mehr. Ganz still und leise verdrängte dieses<br />
Gefühl die Aufregung; bis diese ganz verschwand, als<br />
man mir das Haltegeschirr anlegte. Ich ging die Platt -<br />
form herauf, und ein Schweizer begrüßte mich mit<br />
einem freundlichen „Grüezi”.<br />
25<br />
INTERNATIONAL
IMPRESSUM<br />
<strong>Journal</strong><br />
Zeitschrift der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
<strong>RheinMain</strong> University of Applied Sciences<br />
Wiesbaden Rüsselsheim Geisenheim<br />
Erscheinungsweise:<br />
vierteljährlich,<br />
zur Mitte und zum Ende eines Semesters<br />
Herausgeber:<br />
Präsident der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
Redaktion:<br />
Dr. Ernst-Michael Stiegler<br />
Ernst-Michael.Stiegler@hs-rm.de<br />
Birte Müller-Heidelberg<br />
Birte.Mueller-Heidelberg@hs-rm.de<br />
Anschrift:<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Kurt-Schumacher-Ring 18<br />
65197 Wiesbaden<br />
Telefon 0611/ 94 95- 11 20<br />
Telefax 0611/ 94 95- 44 46 96<br />
Mit Namen gekennzeichnete Beiträge<br />
geben jeweils die Meinungen der<br />
Verfasserinnen und Verfasser wieder.<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
www.vmk-verlag.de<br />
Gestaltung:<br />
Eva-Maria Meuer<br />
www.vomrheingau.de<br />
Druck:<br />
Frotscher druck.medien.service<br />
Darmstadt<br />
Fotos und Abbildungen:<br />
Titel und S. 2: Amiqus (Archiv), Krisztian (privat),<br />
Marose (privat), Schröder/Almonat.<br />
Amiqus (Archiv) S. 34–36; Bartsch S. 18, 19;<br />
Bayer S. 13; Berdux (privat) S. 56; Berkelmann-<br />
Löhnertz (privat) S. 27–29; Bertrams S. 12;<br />
Bibliothek (Archiv) S. 50–52; BMBF (Archiv) S. 6;<br />
Gründernetz der HRSM (Archiv) S. 46–49;<br />
Hochschulsport (Archiv) S. 23, 24;<br />
Hoffmann (privat) S. 29; Humedica e.V. S. 3, 14, 15;<br />
Küveler S. 26; Lenel S. 12; Marose (privat) S. 20–22;<br />
Ramelli S. 25; Remsperger (privat) S. 10; Schmitt<br />
(privat) S. 11; Scuderia Mensa (Archiv) S. 30–32;<br />
Sparke (privat) S. 57; Stiegler S. 4, 5, 7–9, 19, 43–45,<br />
56, 58, 59; Trabert S. 16, 17.<br />
Anzeigenschluss nächste Ausgabe:<br />
1. März 2011<br />
26<br />
Der mutige Bungee-Springer Boris Christian (rechts), neben ihm Dr. Renzo Ramelli<br />
vom Istituto Ricerche Solari Locarno (IRSOL) im Tessin. Von ihm stammen die<br />
weiteren Fotos zu diesem Bericht.<br />
Meine Gedanken waren komplett ausgeschaltet, ich reagierte nur noch<br />
auf Anweisungen. Ich stellte mich auf den Plattformrand. Die Schuhe<br />
ragten fünf Zentimeter über den Abgrund, unter mir erstreckten sich 220<br />
Meter freier Fall. Dann rief eine Stimme “eins, zwe, drü” und ich sprang<br />
ab, so fest wie ich konnte. Für eine Millisekunde lang schoss der Schreck<br />
durch meine Adern und ich rief ein unanständiges Wort, doch dann ging es<br />
mit weit ausgestreckten Armen in die Flugphase über. Der Wind zischte<br />
an meinen Ohren vorbei, ich fühlte mich wie ein Vogel. Der Fallflug war<br />
so lange, dass ich sogar Zeit hatte, mit den Armen zu steuern, um meine<br />
Flugbahn zu beeinflussen.<br />
Dann griff das Seil mit einem leichten Ruck und es folgte nach einer kur zen<br />
Zeit der zweite, nun kleinere Fall, den ich mit einem lauten “Juhuu” in<br />
die Welt posaunte. Durch das enge Tal und wegen der Staumauer schallte<br />
es sogar ziemlich laut. Dann war es aber auch schon an der Zeit, die Vor -<br />
bereitungen für den Aufstieg vorzunehmen, der mittels Kranhaken erfol gte.<br />
Oben angekommen, fühlte ich mich einfach großartig, am liebsten wäre<br />
ich gleich nochmal gesprungen. Die Endorphine flossen in hoher Konzen -<br />
tration durch meinen Körper, und bis weit in den Abend hinein hatte ich<br />
ein schwer zu beschreibendes Glücksgefühl.<br />
Boris Christian<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Interessanter „Tropentreff“ auf dem Campus Geisenheim<br />
GARTENBAU UND WEINBAU:<br />
GLOBAL, FAIR UND IM<br />
BLICKPUNKT DER FORSCHUNG<br />
Der Geisenheimer Tropentreff präsentiert bereits seit<br />
2002 einmal jährlich Arbeiten und Projekte aus den<br />
Anbausparten Gartenbau und Weinbau der Tropen<br />
und Subtropen. Traditionell kommen am letzten Juni-<br />
Wochenende Wissenschaftler, Studierende, Berater,<br />
Vertreter „fairer“ Handelorganisationen sowie inte re ssierte<br />
Bürger zusammen, um Neues aus tropischen<br />
und subtropischen Anbaugebieten zu erfahren.<br />
Auch in diesem Jahr wurde ein vielfältiges Pro gramm<br />
mit interessanten Vorträgen zusammengestellt,<br />
welche nicht nur die fachlichen Aspekte zeigten, sondern<br />
auch einen kleinen Einblick in den ganz ande ren<br />
Alltag der indischen, afrikanischen oder südamerika -<br />
nischen Bevölkerung ermöglichten.<br />
Nach der Begrüßung durch den Dekan des Fachbe -<br />
reichs Geisenheim, Prof. Dr. Otmar Löhnertz, und<br />
den Grußworten des Präsidenten der Geisenheimer<br />
Alum ni-Vereinigung, Robert Lönarz, kam zunächst die<br />
Leiterin des Fachgebietes Phytomedizin der hiesi gen<br />
Forschungsanstalt zu Wort. Prof. Dr. Annette Reineke<br />
untersucht die Anfälligkeit verschiedener Opuntien-<br />
Arten gegenüber einem wichtigen Opuntien-Schäd ling,<br />
der so genannten Kaktusmotte. Diese Studien wurden<br />
ganz bewusst von Mexiko nach Geisenheim verlegt,<br />
weil die schädliche Motte den kalten Winter in Deut -<br />
schland außerhalb eines Gewächshauses nicht über -<br />
leben würde. In Mexiko dagegen besteht die Gefahr,<br />
dass viele der für die menschliche Ernährung und zur<br />
Gewinnung von Viehfutter angebauten Opuntien-<br />
Arten so stark von der Motte befallen würden, dass<br />
weder die dickfleischigen Blätter noch die leckeren<br />
Früchte überleben. Da solche Versuche mit vielen ver -<br />
schiedenen Arten in Mexiko – unter den für die Motte<br />
idealen Lebensbedingungen – zu einer schnellen und<br />
unkontrollierten Massenvermehrung des Schädlings<br />
führen können, werden sie hier in Geisenheim durch -<br />
geführt. Annette Reineke konnte zeigen, dass einige<br />
der 28 untersuchten Kaktus-Arten nur sehr schwach<br />
von der Motte besiedelt wurden und dass sich die<br />
Motten nicht richtig vermehren konnten. Jetzt muss<br />
noch geprüft werden, ob die Kaktus-Arten mit den<br />
schlechten „Wirtseigenschaften“ in gleichem Maße<br />
für die Ernährung von Mensch und Tier geeignet sind<br />
wie die besonders stark befallenen, bisher angebauten<br />
Arten.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Indische Gastwissenschaftlerin<br />
Anschließend berichtete Prof. Dr. Uma Devi von der<br />
Andhra University in Indien über ihr neuestes Projekt.<br />
Frau Devi ist derzeit Gastwissenschaftlerin im Fachge -<br />
biet Phytomedizin und bearbeitet hier Fragestellungen<br />
eines Langzeitprojektes, in dem Pilze zur biologischen<br />
Bekämpfung von Schadinsekten eingesetzt werden.<br />
Das im Rahmen des Geisenheimer Tropentreffs vor -<br />
gestellte Projekt ist dagegen eher in die Rubrik „dem<br />
Klimawandel begegnen“ einzuordnen. Auf vertikal<br />
installierten, großformatigen Betonplatten werden in<br />
Dünnschichtkulturen und unter Ausnutzung von<br />
Sonnenenergie bestimmte Mikroalgen vermehrt, die<br />
das schädliche Kohlendioxid aus unserer Atmosphäre<br />
binden sollen. Hierfür werden ganz unterschiedliche<br />
Algen-Arten eingesetzt, die sich in wichtigen Eigen -<br />
schaften unterscheiden: einige sind reich an bestimmten<br />
Vitaminen und können so direkt zur Verbesserung<br />
der Ernährungssituation in Indien beitragen. Andere<br />
Arten produzieren spezielle Fettsäuren, die aufgrund<br />
ihrer chemischen Struktur besser vom menschlichen<br />
Verdauungstrakt aufgenommen werden können. So mit<br />
werden auf der Basis der Massenproduktion von Mikroalgen<br />
zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:<br />
das klimaschädliche Kohlendioxid wird gebunden und<br />
gleichzeitig können wichtige Nahrungsergänzungs stoffe<br />
in großen Mengen produziert werden.<br />
27<br />
INTERNATIONAL
INTERNATIONAL<br />
Spargel wächst auch in Peru: das ganze Jahr<br />
Dass Spargel nicht nur in Rheinhessen und in der Pfalz<br />
angebaut wird, zeigte Prof. Dr. Peter-Jürgen Paschold,<br />
ehemaliger Leiter des Geisenheimer Fachgebietes<br />
Gemüsebau. Er berichtete über den Anbau und die<br />
Vermarktung von Spargel in Peru. Im Gegensatz zu<br />
den europäischen Bedingungen kann dort das ganze<br />
Jahr über Spargel gestochen werden – sowohl der<br />
weiße Bleichspargel als auch der beliebte Grünspargel.<br />
Die Produktion kann ganz simpel durch Zu- oder Ab -<br />
schalten der Bewässerung gesteuert werden.<br />
Besonders eindrucksvoll ist der dort herrschende<br />
Hygienestandard zur Verhinderung der Einschleppung<br />
von Krankheiten und Schädlingen. Überall sind Hand -<br />
waschbecken installiert und große Wannen mit Desin -<br />
fektionslösung aufgestellt, in denen alle Mitarbeiter<br />
und Besucher die Schuhsohlen spülen müssen. Sogar<br />
die Busse der Besuchergruppen müssen durch solche<br />
Desinfektionswannen fahren. Der peruanische Spargel<br />
wird größtenteils im eigenen Land vermarktet. Der<br />
hier in Europa in den Wintermonaten erhältliche<br />
frische Spargel und Konservenspargel wird vor allem<br />
aus China importiert.<br />
„Lebensgemeinschaft“ Affe-Opuntie<br />
Der Vortrag von Dr. Dietmar Zinner vom Deutschen<br />
Primatenzentrum Göttingen handelte von einer beson -<br />
deren „Lebensgemeinschaft“, die in den verschiede nen<br />
Sparten der Biologie als Mutualismus bezeichnet wird.<br />
Dieter Zinner untersucht die Lebensräume, das soziale<br />
Verhalten und die Essgewohnheiten von afrikanischen<br />
Mantelpavianen. Opuntien aus dem ersten Vortrag<br />
spielen auch hier eine zentrale Rolle. In verschiedenen<br />
Gebieten Afrikas konnten sich die Opuntien so stark<br />
vermehren, dass für heimische Pflanzenarten, z.B.<br />
Olivenbäume und Wacholder, im wahrsten Sinne des<br />
Wortes kein Platz mehr war. Wie kann es zu einer der -<br />
artigen Massenvermehrung der Opuntien kommen?<br />
Dieter Zinner untersuchte vor allem die Schlafge wohnheiten<br />
der Mantelpaviane und stellte fest, dass sie vor<br />
dem Einschlafen auf einem „Schlafbaum“ zunächst unverdauliche<br />
Nahrungsreste ausscheiden. Da die roten<br />
Opuntien-Früchte zu den wichtigsten Nahrungs quellen<br />
zählen, werden die unverdaulichen Samen nach der<br />
Darmpassage ausgeschieden. Aus der Vielzahl „roter<br />
Häufchen“ im Stammbereich der Schlafbäume keimen<br />
unter günstigen Bedingungen neue, junge Opuntien<br />
aus. Damit war eine entscheidende Ursache für die<br />
rasche und unkontrollierte Ausbreitung der Opuntien<br />
gefunden.<br />
Weintrauben in luftiger Höhe<br />
Ludwig Kiefer vom Deutschen Entwicklungsdienst<br />
berichtete über den ökologischen Anbau von Tafel -<br />
trauben in Tarija (Bolivien). Neben den uns bekannten<br />
Erziehungssystemen gibt es dort eine bolivianische<br />
28<br />
Spezialität: die „Schinus-Molle“-Baumreben. Die Be -<br />
sonderheit ist, dass Reben an mehreren Meter hohen<br />
Bäumen empor ranken und so ihre Trauben in luftiger<br />
Höhe produzieren. Vorteil ist, dass dort oben stets<br />
eine leichte Brise geht und sich dadurch Schadpilze<br />
weniger gut ansiedeln können. Leider geht die Anbau -<br />
fläche dieser speziellen Erziehungsform immer mehr<br />
zurück. Bei der Tafeltrauben-Produktion in Boden nähe<br />
gibt es in Bolivien genau die gleichen Probleme, mit<br />
denen wir hier zu kämpfen haben: Pilzkrankheiten und<br />
Schädlinge. Am schwersten ist der Falsche Mehltau zu<br />
bekämpfen. Das wichtigste Fungizid, welches auch im<br />
Öko-Anbau eingesetzt werden darf, ist Kupfer. Der<br />
bei uns aktuell gültige Grenzwert von 3 kg Reinkupfer<br />
pro Hektar und Jahr wird auch unter bolivianischen<br />
Verhältnissen nicht überschritten. Wie in Geisenheim,<br />
so wird auch in Tarija im ökologischen Weinbau ver -<br />
sucht, durch Einsatz alternativer Substanzen auf Kupfer -<br />
behandlungen zu verzichten oder den Kupfereintrag<br />
dadurch zumindest deutlich zu reduzieren.<br />
Fairer Handel<br />
Das Schlusswort hatte der Ghanaer Bede Godwill von<br />
der GEPA in Alzenau. Die GEPA („The Fair Trade<br />
Company“) kümmert sich um „fairen“ Handel mit<br />
landwirtschaftlichen Produkten und anderen Artikeln<br />
aus Afrika, Mittel- und Südamerika sowie Asien. Bede<br />
Godwill präsentierte Ziele, Aufgaben und Struktur der<br />
GEPA. Besonders intensiv ist er auf das Wertesystem<br />
der GEPA eingegangen – eine komplexe Interaktion<br />
zwischen den drei Säulen Mensch, Ökologie und Öko -<br />
nomie. Dazu gehört auch, volks- und weltwirt schaft -<br />
liche Missstände aufzuzeigen: Herr Godwill belegte<br />
anhand von Zahlen, wie viel Geld wir für Rüstung und<br />
Auslandsreisen ausgeben; dem gegenüber stellte er die<br />
Defizit-Beträge, die in den oben genannten Ländern<br />
für wirklich wichtige Dinge fehlen: Beseitigung von<br />
Hunger in der Welt, Projekte im Bereich Gesundheit<br />
und Prävention sowie Schulbildung für alle.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Verschiedene Beispiele der Hilfe und Unterstützung<br />
wurden erörtert und anschaulich dargestellt. Bis zum<br />
Jahr 2015 sollen acht konkrete „Millennium“-Ziele ver -<br />
folgt und umgesetzt werden. Diese acht Ziele wurden<br />
der Reihenfolge nach anhand eindrucksvoller Bei spiele<br />
erläutert. Schade nur, dass so wenige der Geisenhei mer<br />
Studentinnen und Studenten gekommen waren – mit<br />
diesen Zahlen und Beispielen vor Augen wurde so<br />
manchem Zuhörer die überaus komfortable eigene<br />
Lebenssituation mal wieder bewusst.<br />
Der Geisenheimer Tropentreff endet aber nicht mit<br />
dem letzten Vortrag! Traditionell gehen die Gespräche<br />
abends ab 18 Uhr im lauschigen Garten von Dr. Werner<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Hoffmann, hier besser bekannt als „Kakteen-Hoff -<br />
mann“, weiter. Bei Bier, Wein und einem internati ona -<br />
len Buffet aus mitgebrachten Speisen wurde bis tief in<br />
die Nacht diskutiert und debattiert. Hier ergeben sich<br />
auch manchmal interessante Kontakte für ein Berufs -<br />
praktisches Semester im Ausland oder Themen für<br />
eine Bachelor-Arbeit. Für einen der Geisenheimer<br />
Weinbau-Studenten war der Abend in dieser Hinsicht<br />
durchaus erfolgreich.<br />
Richtig Schluss ist dann erst am nächsten Tag, nach dem<br />
„fairen Frühstück“ im Hoffmannschen Garten. Auch<br />
das ist ein in der Region einmaliges und beson ders er -<br />
wähnenswertes Highlight! Unter dem Motto „Gerechte<br />
Preise statt Almosen“ werden ausschließlich Produkte<br />
des fairen Handels für dieses gemeinsame Frühstück<br />
eingekauft. In diesem Jahr hatte sich der zukünftige<br />
Geisenheimer Bürgermeister dazu gesellt!<br />
Wie in jedem Jahr konnte Jede(r) das für sie/ihn Beste<br />
und Interessanteste beim diesjährigen Geisenheimer<br />
Tropentreff finden – entweder vormittags bei den Vor -<br />
trägen und/oder abends im Marienthaler Garten. Um<br />
eine größere Anzahl Geisenheimer Studentinnen und<br />
Studenten mit dieser Veranstaltung zu erreichen, wird<br />
überlegt, die Vorträge vom Samstagvormittag auf den<br />
Freitagnachmittag zu legen. Im nächsten Jahr werden<br />
Sie an dieser Stelle frühzeitig über Zeit und Ort<br />
informiert.<br />
Prof. Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz<br />
29<br />
INTERNATIONAL
INTERNATIONAL<br />
„FO<strong>RM</strong>ULA STUDENT IS<br />
FOR EDUCATION, MOTOR-<br />
SPORT ONLY THE HOOK“<br />
„Not only pretty also reliable.“ Das war der Originalkommentar<br />
des Moderators beim abschließenden Rennen der Formula Student<br />
Germany auf dem Hockenheimring am 8. August 2010. Eine<br />
Anspielung auf unseren zweiten Platz beim Style Award 2009 und<br />
Ausfall durch technischen Defekt beim abschließenden Rennen.<br />
Alle auf der Tribüne waren hoch gespannt. Das ganze<br />
Team und seine Fans – unter ihnen die Dekanin des<br />
Fachbereichs Ingenieurwissenschaften, Frau Prof. Dr.-<br />
Ing. Moniko Greif, der Oberbürgermeister der Stadt<br />
Rüsselsheim, Herr Gieltowski, und viele Sponsoren –<br />
schrien mit Standing Ovations den Rennfahrer Peter<br />
Baptistella auf seiner letzten Runde ins Ziel. Endlich<br />
war unser großes Ziel erreicht, souverän durch den<br />
Wettbewerb zu kommen. Viele hatten Tränen in den<br />
Augen. Der riesige Aufwand bei der Entwicklung des<br />
dritten Rennwagens SPR10 der Scuderia Mensa HS<br />
<strong>RheinMain</strong> Racing e.V. hat sich ausgezahlt. Top 15 war<br />
anvisiert, Platz 12 haben wir erreicht. Ein sehr gutes<br />
Ergebnis bei einer Konkurrenz von 75 Teams aus aller<br />
Welt.<br />
Besonders stolz war das Team auf die Auswahl unter<br />
die besten acht Teams für das Finale im Design Report,<br />
die Königsdisziplin der statischen Disziplinen. Hier<br />
30<br />
hat das Team zwei Stunden lang das Gesamtkonzept<br />
des Rennwagens schlüssig und mit hoher Fachkenntnis<br />
vor Profis aus der Automobilindustrie erläutert. Mehr<br />
als der letztendlich achte Platz hätte uns noch mehr<br />
überrascht. Vor der TU Darmstadt platziert: Das war<br />
schon eine enorme Leistung!<br />
Auch in Österreich und Italien am Start<br />
Nach Hockenheim ging es sofort weiter. Eine Woche<br />
später erzielten wir ebenfalls den 12. Platz bei der FS<br />
Austria auf dem Wachauring bei Melk in Österreich.<br />
Dann wurden drei Wochen noch sehr viele Kilometer<br />
auf den Teststrecken der Adam Opel GmbH absol viert,<br />
um beim dritten und abschließenden Wettbewerb der<br />
FS ATA auf dem Riccardo Paletti Circuit (Varano de'<br />
Melegari, Italien) unter die Top 10 zu kommen. Auch<br />
wenn das Motto gilt: Formula Student is for education,<br />
motorsport only the hook, ist der Erfolg für die Moti -<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Foto: Almonat
Fuel Efficiency 100<br />
Design Report 150<br />
va tion und die Fortsetzung des Projekts enorm wichtig.<br />
Die Tests unter den harten Rennbedingungen haben<br />
„Lucy“, wie SPR10 auch liebevoll vom Team genannt<br />
wird, viel abverlangt. Einige Teile versagten und muss -<br />
ten optimiert und neu gefertigt werden, wie das bei<br />
einem Prototyp üblich ist. Beim abschließenden Rennen<br />
ging eine Schweißnaht der Radaufhängung zu Bruch,<br />
die Zielflagge blieb unten. Wegen sehr guter Einzeler -<br />
gebnisse wurde trotz fehlender 325 Punkte dennoch<br />
Platz 21 erreicht.<br />
Aus den acht Einzeldisziplinen im Diagramm wird<br />
deutlich, Formula Student ist keine Rennserie, sondern<br />
ein Konstruktionswettbewerb. Neben den dynami schen<br />
Disziplinen Acceleration, Skid-Pad (Querbeschleu ni -<br />
gung), Endurance, das heißt das eigentliche Rennen<br />
über 22 Kilo meter, und Fuel Efficiency müssen in den<br />
statischen Disziplinen ein Design Report, ein Cost<br />
Report und ein Businessplan präsentiert werden. Es<br />
ist eine Mischung aus Entwicklung und Konstruktion,<br />
Renn per formance, Finanzplanung und Verkaufsargu -<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Skid-Pad 75<br />
Cost Report 100<br />
Acceleration 75<br />
Business Plan 75<br />
men ten. Maximal können 1.000 Punkte erreicht wer den.<br />
Topp-Platzierungen sind nur möglich, wenn das Team<br />
in allen Disziplinen vorne dabei ist.<br />
Die Kosten für den Rennwagen muss jedes Team durch<br />
Sponsoren decken, ob in Form von Finanzmitteln oder<br />
Dienstleistungen. Das Team stellt somit eine komplette<br />
Entwicklungsfirma dar, die sich selbst managen muss.<br />
Umfassender kann ein studentisches Projekt nicht sein,<br />
an dessen Ende ein voll funktionsfähiges Produkt steht.<br />
Hier sammeln die Studierenden unschätzbare Praxis -<br />
er fahrungen, die andere erst im Beruf erlernen.<br />
Freude pur über gute Platzierungen: Teammitglieder der Scuderia Mensa HS <strong>RheinMain</strong> Racing e. V. mit ihrem „Produkt“, der<br />
kantigen „Lucy“ mit ihrer Kohlefaser-Außenhaut.<br />
Autocross 100<br />
Foto: Reichmann<br />
31<br />
Endurance 325<br />
INTERNATIONAL
INTERNATIONAL<br />
Nicht nur in der Automobilbranche ist Formula Student<br />
daher in der Industrie sehr hoch angesehen. Bewerber<br />
mit Formula-Student-Erfahrung müssen ihre Bewer -<br />
bung nur noch der Form halber schreiben.<br />
Solide Weiterentwicklung<br />
Das Team hat diese Saison bewiesen, dass es nicht nur<br />
schöne Rennwagen bauen kann. Hauptziel war in die -<br />
ser Saison, eine höhere Zuverlässigkeit zu erreichen.<br />
Nach dem ersten Rennwagen SPR08 war SPR09 eine<br />
Revolution. SPR10 ist eine Evolution, bei der die<br />
Schwachstellen gezielt beseitigt wurden. Solide Weiterentwicklung<br />
stand im Vordergrund, nicht Innovati onen.<br />
Aber mit der progressiven Lenkung eines Schweizer<br />
Unternehmens ist uns auch das gelungen. Mit einem<br />
kleineren Team als 2008/09 und nur drei Teammitglie -<br />
dern vom Vorjahr ist die Strategie voll aufgegangen.<br />
Es wurden rund 30.000 Arbeitsstunden investiert, oft<br />
bis tief in die Nacht. Trotz einiger Rückschläge hat sich<br />
das Team nie unterkriegen lassen und den SPR10 mit<br />
einer Topp-Performance entwickelt. Insgesamt haben<br />
ca. 50 Studierende aus drei Fachbereichen und sechs<br />
Studiengängen mitgearbeitet. Das Kernteam war mit<br />
15 Studierenden aber wesentlich kleiner.<br />
Für das „Schön“ sorgten in diesem Jahr 18 Studie ren de<br />
des Studienbereichs Innenarchitektur unter Leitung<br />
von Prof. Dr. Ralf Höller. Aus anfangs eher unförmig<br />
scheinenden Tonmodellen wurde das kantige, extro -<br />
ver tiert anmutende Design des SPR10. Leider gab es<br />
dieses Jahr keinen Style Award in Hockenheim. An<br />
uns wäre man sicher nicht vorbei gekommen. Gefertigt<br />
wurde die kantige Außenhaut inklusive Sitz und weiterer<br />
Teile aus Kohlefaser, um Gewicht zu sparen.<br />
32<br />
Die nächste Herausforderung<br />
Für das nächste Jahr steht schon die nächste Heraus -<br />
for derung an. Wir wollen mit einem rein elektrisch an -<br />
getriebenen Rennwagen SPR11E an den Start gehen.<br />
Dieses Jahr wurde der Wettbewerb FS Electric das<br />
erste Mal auf dem Hockenheimring parallel ausgetra -<br />
gen. Ein neues Erlebnis, nur das Quietschen der Reifen<br />
und Bremsen zu hören, begleitet von einem leisen<br />
Pfeifen des Motors. 13 Teams haben daran teilgenom -<br />
men. Bei der zukunftsweisenden Entwicklung elektri<br />
scher Antriebe wollen wir dabei sein.<br />
Ich kann nur jedem empfehlen, sich das Spektakel<br />
Formula Student nächstes Jahr einmal anzusehen. Das<br />
professionelle Niveau und die Atmosphäre sind mit<br />
Worten kaum zu beschreiben. FS Germany wird wieder<br />
am ersten Augustwochenende auf dem Hockenheim -<br />
ring stattfinden.<br />
An dieser Stelle noch ein ganz herzliches Dankeschön<br />
an alle Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die unser Projekte tatkräftig unter -<br />
stützt haben.<br />
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JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Foto: T. Schröder
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JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
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33<br />
INTERNATIONAL
FORSCHUNG<br />
34<br />
BMBF-gefördertes<br />
Forschungsprojekt AMIQUS:<br />
NEUE EINBLICKE<br />
LASSEN KLISCHEES<br />
VERBLASSEN<br />
Im Zentrum des vom Bundesministerium für Bildung und<br />
Wissenschaft für drei Jahre geförderten und im Juni 2010 als<br />
Projekt des Monats ausgezeichneten Handlungsfor schungs -<br />
projektes „Ältere Migrant(inn)en im Quartier – Stüt zung<br />
und Initiierung von Netzwerken der Selbstorganisation und<br />
Selbst hilfe (www.AMIQUS.de)“ stehen die Bedingungen und<br />
Ressourcen – aber auch die Barrieren – für eine angemes sene<br />
Lebensführung älterer Menschen mit Migrationshinter grund<br />
in ganz unterschiedlich strukturierten Quartieren deut scher<br />
Städte. Hintergrund des Projektes ist das massive sozialpo li -<br />
tische Problem, dass diese Zielgruppe von den An ge boten<br />
der Altenhilfe sowie des Gesundheitssektors bislang kaum<br />
erreicht wird. Dabei geht es nicht allein um die Sprach barriere,<br />
die vielleicht das Lesen von Angebotsbroschüren oder das<br />
Nachvollziehen eines gut gemeinten Beratungsge spräches<br />
verhindert. Vielmehr organisiert diese Bevölkerungs gruppe<br />
aus Skepsis gegenüber den deutschen Institutionen, aber<br />
auch vor dem Hintergrund ihrer soziokulturellen Tradi ti onen,<br />
ihren Unterstützungsbedarf bisher vor allem in ver schie dens -<br />
ten Netzwerken der Selbsthilfe aus dem Kontext der ei genen<br />
Familie, Nachbarschaft sowie ethnischen Community.<br />
Von daher sieht das Projekt einen zentralen Schlüssel zur<br />
Ver besserung der Lebensqualität dieser Zielgruppe in der<br />
Entwick lung und Stärkung nachbarschaftlicher Unterstüt -<br />
zungs systeme sowie der Selbstorganisation ihrer Interessen<br />
im Hinblick auf soziale Teilhabe und gesellschaftliche Parti -<br />
zipation in ihren Wohnquartieren. Gemeinsam mit seinen ver -<br />
schiedenen Praxispartnern vor Ort versucht AMIQUS solche<br />
Ansätze nicht nur untereinander, sondern auch mit den pro -<br />
fessionellen wohnortnahen Beratungs- und Unterstützungs -<br />
angeboten für ein selbständiges Leben im Alter zu vernetzen,<br />
was eine Öffnung der bisher häufig individualisierten Aus rich -<br />
tung im Hinblick auf die Begleitung solch kollektiver Formen<br />
von Selbsthilfe und Selbstorganisation voraussetzt.<br />
Das erste Untersuchungsjahr<br />
In seinem ersten Untersuchungsjahr hat<br />
AMIQUS mit Hilfe verschiedener quali tati<br />
ver Untersuchungsmethoden (regelmäßige<br />
tagebuchähnliche Berichte über die Alltags -<br />
organisation, Gruppendiskussionen, Nadel-<br />
Methode, Ortsbegehungen) sehr differen zierte<br />
Erkenntnisse über die Netzwerke verschie -<br />
dener Milieus älterer Menschen mit Migra -<br />
tionshintergrund sowie ihre Nutzung von<br />
räumlichen Gelegenheiten und sozialer<br />
Infrastruktur gewonnen. So wurden in vier<br />
ganz unterschiedlich strukturierten Wohn -<br />
quartieren der Bundesrepublik (Wiesbaden<br />
Westend sowie Biebrich, Fulda-Aschenberg<br />
und Münchner Norden) jeweils Fokus grup pen<br />
von ca. 20 zugewanderten Senior(inn)en ge -<br />
bildet, in denen das gesamte Spektrum an<br />
Ethnien, Religionen und Lebenslagen dieser<br />
Bevölkerungsgruppe vertreten sind. Mit<br />
diesen vier Fokusgruppen wurden auch Zu -<br />
kunftswerkstätten durchgeführt. Thema<br />
waren nicht nur die Probleme und Barrieren<br />
sowie Visionen einer angemessenen Lebens -<br />
führung dieser Bevölkerungsgruppe. Viel mehr<br />
erwuchsen daraus auch konkrete Projekt -<br />
ideen. Diese werden nun mit den Praxispar t -<br />
nern vor Ort – handlungsforscherisch durch<br />
AMIQUS begleitet – zu realisieren versucht.<br />
Über eine im Juli 2010 begonnene aktivieren<br />
de Be fragung mit angestrebten über 200<br />
Inter views pro Quartier soll nicht nur das<br />
Inte resse und die Mitwirkungsbereitschaft<br />
der ande ren zugewanderten Senior(inn)en<br />
aus den jewei ligen Gebieten an diesen<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Projekten erhoben werden. Vielmehr erlaubt<br />
die große Stich pro be auch eine interferenz -<br />
statistische Über prüfung der mit Hilfe qua -<br />
litativer Methoden im ersten Jahr gewonnen<br />
Typologien zu Netz werken, Raumnutzung<br />
und Interessenlagen sowie vermittels ent -<br />
sprechender Operatio na lisierungen der spezi -<br />
fischen Probleme dieser Zielgruppe auch<br />
eine quantitativ solide Be darfsbestimmung.<br />
Leistungen und Fähigkeiten kommen in<br />
den Blick<br />
Bei der Bildung der Fokusgruppen schienen<br />
sich zunächst die von der bisherigen For -<br />
schung konstatierten Abschottungsten denzen<br />
dieser Gruppe zu bestätigen. Später wurde in<br />
der Kritik- bzw. Problemphase der Zukunfts -<br />
werkstätten auch der zum Teil erschreckende<br />
Hintergrund in Form massiver Erfahrungen<br />
von Diskriminierung deutlich – leider auch<br />
im Rahmen der Institutionen Sozialer Arbeit.<br />
Sicher nicht grundlos wandelte sich das an -<br />
fängliche Misstrauen der von uns Angespro -<br />
chenen im Rahmen der ersten Treffen der<br />
Fokusgruppen jedoch recht schnell. Denn<br />
dass die älteren Migrant(inn)en als Subjekte<br />
mit ihren Leistungen, Kompetenzen und<br />
Fä higkeiten in den Blick kamen, war für nahezu<br />
alle Beteiligten eine für Deutschland of fensichtlich<br />
absolut ungewöhnliche Erfah rung.<br />
So zeigte sich an allen Untersuchungsorten,<br />
dass besonders diejenigen, die in ihren Her -<br />
kunftsländern noch in der Landwirtschaft<br />
groß geworden sind, über den eigenen Garten<br />
einen hohen Anteil der familiären Nahrungs -<br />
mittelversorgung abdecken. Zudem werden<br />
frei zugängliche Früchte, Kräuter und Pflan -<br />
zen (auch zur medizinischen Versorgung)<br />
geerntet. Und fast alle, die körperlich dazu<br />
noch in der Lage sind, wirken im hohen Aus -<br />
maß an der Betreuung ihrer Kinder und<br />
Enkel mit. Neben einem „in familiäre Netz -<br />
werke eingebundenen“ Typus findet sich<br />
auch ein sehr stark an den „verwandtschaft -<br />
lichen Heimatnetzwerken orientierter“<br />
Typus, der während der Sommermonate in<br />
diese Netze ganz real, ansonsten aber bloß<br />
virtuell (z.T. auch über das Internet) einge -<br />
bunden ist. Starke Überlappungen zeigt dieser<br />
Typus zu einem aus Enttäuschung über die<br />
ebenfalls in Deutschland lebenden Verwan d -<br />
ten und Familienmitglieder zumindest in<br />
den alltäglichen Bezügen „zurückgezogenen<br />
Typus“. Allerdings gibt es in einigen Kultu ren<br />
auch eine Tradition des Rückzugs im hohen<br />
Alter. Und zum Teil verfügen die Alten auch<br />
schlicht nicht über die Ressourcen (man gel nde<br />
körperliche Beweglichkeit, mangelnde<br />
35<br />
FORSCHUNG
FORSCHUNG<br />
materielle Ressour cen für Fahrtkosten und Gastgeschenke), um<br />
an den auf Wechsel sei tigkeit ausgelegten (verwandtschaftlichen)<br />
Besuchsnetz werken teilzunehmen.<br />
Auch in AMIQUS sind wir auf jene von den bisherigen Studien<br />
so sehr in den Vordergrund gerückte Variante eines über die<br />
Familie hinaus bloß in ein sehr isoliertes, auf die eigene Ethnie<br />
bezogenes institutionalisiertes Netzwerk (z.B. ethnischer Kultur -<br />
verein, religiöse Gemeinschaft) eingebundenen Typus gestoßen.<br />
Entgegen der bisherigen Untersuchungsbefunde zeigte sich aber,<br />
dass viele Mitglieder durch ihr Engagement für eine solche<br />
Ver einigung in Kontakt zu Vertreter(inn)en anderer – auch ein -<br />
hei mischer (!) – Institutionen kommen. Wo dies nicht gelungen<br />
ist, wird der Kontakt zumindest bedauert.<br />
Kulturübergreifende Austauschprozesse<br />
Zu unseren bedeutsamsten Untersuchungsbefunden zählen wir<br />
aber Prozesse, wie wir sie vor allem im Zusammenhang mit der<br />
Nutzung halböffentlicher Räume der Gemeinwesenarbeit re konstruieren<br />
konnten. Von unserer Zielgruppe werden diese Räume<br />
zunächst im Rahmen ihrer zumeist geschlechtshomogenen, im<br />
Vergleich zu Freundschaftsnetzwerken zwar zum Teil weniger<br />
kohäsiven, dennoch aber sehr dichten innerethnischen peers<br />
ge nutzt. Durch die Nutzung dieser Orte und der dortigen übergrei<br />
fenden Angebote (z.B. Feste) der Gemeinwesenarbeit geraten<br />
die Einzelnen jedoch über die peer-Kontakte hinaus nach und<br />
nach auch mit anderen Nutzer(gruppe)n dieser Räume und An -<br />
gebote in Kontakt.<br />
36<br />
Solche Prozesse konnten auch im Rahmen<br />
der vom AMIQUS-Projekt initiierten Fokus -<br />
gruppen angestoßen werden. So sind an den<br />
durch die Zukunftswerkstätten angestoße nen<br />
Initiativen – z.B. zur Einrichtung öffentlicher<br />
Gärten sowie von Werkstätten (sowohl für<br />
Näharbeiten als auch für handwerkliche Re -<br />
paratur- und Konstruktionsarbeiten) bis hin<br />
zu neuen wohngemeinschaftsartigen Formen<br />
des Zusammenlebens im Alter – maßgeb lich<br />
auch Repräsentanten beteiligt, die wir bisher<br />
jenem „aus Netzwerken zurückgezogenen/<br />
nicht vernetzten Typus“ sowie den rein „in<br />
familiäre Netwerke eingebundenen“ oder<br />
sehr stark an den „verwandtschaftlichen<br />
Heimatnetzwerken orientierten Typus“ zuge -<br />
ordnet haben. Zudem zeigen die Prozesse in<br />
den von uns ja künstlich unter dem Aspekt<br />
der Repräsentanz der verschiedenen Lebens -<br />
lagen und -weisen zusammengesetzten Gruppen,<br />
welch geringer Aufwand (ein Raum und<br />
eine Moderation) erforderlich ist, um „selbst“<br />
in dieser – folgt man den Forschungs befun den<br />
zur Aktivierung und zum zivilgesellschaft -<br />
lich em Engagement so „schwierigen“ – Ziel -<br />
gruppe kulturübergreifende Austausch- und<br />
Organisationsprozesse in Gang zu setzen.<br />
Dass in einem unserer Standorte ausgerechnet<br />
muslimische Frauen sich am stärksten in<br />
einer aus der Zukunftswerkstatt heraus ent -<br />
standenen Initiative für die doppelte Staats -<br />
bürgerschaft engagieren, zeigt, dass noch<br />
viele Klischees in unserem Denken zu über -<br />
winden sind.<br />
Das Projekt wird unter Federführung der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> von Prof. Dr. habil.<br />
Michael May, dem Autor dieses Beitrags,<br />
in Kooperation mit der <strong>Hochschule</strong> Fulda,<br />
Prof. Dr. habil. Monika Alisch, geleitet.<br />
Zum Forschungsteam gehören Benjamin<br />
Bulgay (Wiesbaden Westend), Frank Dölker<br />
(Fulda Aschenberg), Stefan Fröba (München<br />
Hasenbergl), Mila Kovacevic und Nadia<br />
Laabdallaoui (Wiesbaden Biebrich).<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Reizpotentiale im öffentlichen Raum:<br />
PLAKATBOTSCHAFTEN<br />
FÜR DIE BUCHMESSE FRANKFURT<br />
UND NACHT-SKIFAHREN IN ÖSTERREICH<br />
Plakate müssen ins Auge springen<br />
Wer sich umschaut, kann leicht feststellen: Plakate gibt<br />
es viele, aber nur wenige, die wirklich gut sind. Plakate<br />
gehören zum werblichen Reizpotenzial im öffentlichen<br />
Raum und werden – ungeachtet aller medialen Ten den -<br />
zen – uns hier auch noch lange erhalten bleiben. Vor<br />
allem die, die ins Auge springen, den Betrachter auf<br />
intelligente Weise einnehmen und von ihrer Botschaft<br />
überzeugen.<br />
Das Plakat als verdichtetes Printmedium bleibt nach<br />
wie vor eines der attraktiven Aufgabenfelder, das<br />
die Kommunikationsdesigner unserer <strong>Hochschule</strong> im<br />
Auge behalten. Zwei Projekte mit spannenden wie<br />
erfrischend-unterhaltsamen Plakaten lassen sich an<br />
dieser Stelle vorstellen und sind Indiz für die konzep -<br />
tionelle Stringenz, die gestalterische Phantasie und<br />
das mediale Verständnis unserer Studierenden.<br />
Humorvolle Plakate für die Buchmesse Frankfurt<br />
Seit mehr als fünf Jahren lassen die Verantwortlichen<br />
der Buchmesse Frankfurt von den Wiesbadener Kom -<br />
munikationsdesignern Plakate entwickeln, die das je -<br />
weilige Gastland willkommen heißen. Indien, die Tür kei,<br />
Katalonien, China und dieses Jahr Argentinien wurden<br />
im Rahmen eines internen Wettbewerbspro jektes auf<br />
unterschiedlichste Weise in Szene gesetzt. Am Ende<br />
werden jeweils die besten Entwürfe als Plakate und<br />
Postkarten produziert, um auf Frankfurts Litfass-Säulen,<br />
U-Bahn-Stationen und kulturellen Schnittpunkten für<br />
den literarischen Ehrengast zu werben. Die Jury aus<br />
Vertretern der Buchmesse, der Stadt Frankfurt, einem<br />
Vertreter des jeweiligen Konsulates und der Hoch -<br />
schu le konnte sich in jedem Jahr von der gleichblei bend<br />
hohen Qualität und Vielfalt der Ideen unserer Studie -<br />
renden überzeugen und hatte es nicht immer leicht,<br />
sich in der Menge der präsentierten Motive für zehn<br />
Postkarten und drei Plakatsujets zu entscheiden. Kein<br />
Wunder, denn in jedem Jahr werden rund 40 bis 50<br />
Ent würfe vorgelegt. Doch die Juroren wählten bisher<br />
immer mit kritischem Auge und in sachlicher Diskus -<br />
sion eine spannende Mischung aus seriösen wie hinter -<br />
gründig humorvollen Motiven.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Die bisherige Presseresonanz verbucht nur Positives<br />
oder ist – wie im Falle des Ehrengastes Katalonien –<br />
sogar begeistert vom Humor des Gewinnermotivs<br />
„Ehrenesel“ (Anm.: der katalanische Riesenesel ist<br />
Sympathieträger für die katalanische Region und steht<br />
bewusst im Kontrast zum spanischen Stier). Auch ein<br />
Plakat mit der Darstellung der roten Mao-Bibel für<br />
das Gastland China sorgten im letzten Jahr für kriti -<br />
schen Wirbel seitens des Ehrengastes und bescherte<br />
dem Thema nachdenkliche Zeilen.<br />
In diesem Jahr war Argentinien Ehrengast der<br />
Buchmesse: doch die Entwürfe haben nicht nur durch<br />
die speziellen Fußballereignisse eine besondere Note<br />
erfahren. Das ausführliche Briefing in Frankfurt bot<br />
viele Ansatzpunkte, pfiffige Verbindungen zwischen<br />
Argentinien, Literatur und Frankfurt herzustellen, da<br />
37<br />
DESIGN
DESIGN<br />
38<br />
SIEGER<br />
Willkommens-Plakate<br />
für den Ehrengast 2010<br />
Argentinien:<br />
Platz 1: das lesende Rind<br />
von Franziska Detlof<br />
und Helen Krisztian.<br />
Platz 2:<br />
argenti nisches Ortsschild<br />
von Kim Banh und<br />
Platz 3:<br />
Literatur-Trikot von<br />
Lisa Heumann.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
MOTIVE AUS WIESBADEN:<br />
Natalja Schuller & Steffen Kraft:<br />
2006 Indien<br />
Die Präsentation der über 40 Plakate zur<br />
Frankfurter Buchmesse 2010 erfolgte<br />
bei hochsommerlicher Hitze in der<br />
Kellergalerie des Glashauses. Die drei<br />
Erstplazierten durften sich zudem über<br />
angemessene Geldpreise freuen. Alle<br />
anderen über das Lob der Juroren.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Gaby Gietzelt: 2008 Türkei<br />
Zhe Dong: 2009 China<br />
die argentinische Literaturszene hierzulande den wenigsten ein Begriff<br />
ist. Die Plakate der Wiesbadener Gestalter leisteten wie bisher einen<br />
konstruk tiven Beitrag zum Thema und halfen, Argentinien als Messe -<br />
schwer punkt zu kommunizieren.<br />
Mehrere Dozenten des Studiengangs betreuten bisher die Wettbe -<br />
werbs projekte:<br />
Prof. Gregor Krisztian (Indien, Katalonien, Argentinien), Prof. Christine<br />
Wagner (Türkei), Prof. Dr. Freitag-Schubert (China). Die Zusammen -<br />
arbeit mit dem Team der Buchmesse Frankfurt läuft von jeher problemlos<br />
und schafft Raum für neue Ideen. So wird derzeit eine Dokumentation<br />
entwickelt, die den erfolgreichen fünfjährigen Förderwettbewerb für<br />
Gestalter belegt. Bei alledem – die Vorfreude auf Island, dem Ehrengast<br />
2011, ist jetzt schon groß.<br />
39<br />
DESIGN
DESIGN<br />
FRECHE PLAKATE<br />
FÜRS NACHT-SKIFAHREN<br />
IN ÖSTERREICH<br />
(1)<br />
(2)<br />
40<br />
Professionelle Plakate – „professionell gedacht, gearbeitet und präsentiert“ (Prof.<br />
Krisztian) – , auch wenn sie nicht auf die vordersten Plätze kamen (wie die Plakate<br />
oben und auf der gegenüberliegenden Seite):<br />
„Fashion-Fake“ (1) und das Katzenaugenmotiv „Für Nachtaktive“ (2) stammen von<br />
Mona Rudek und Cornelia Irmen. „Endlich auch für Nachtaktive“ (3) und „Mit Schwung<br />
in den Feierabend“ (4) gestalteten Lisa Heumann und Maximiliane Schling.<br />
(3)<br />
(4)<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Was machen Skifahrer, die im Münchner Raum die Alpen<br />
ständig vor Augen haben, aber nicht permanent Urlaubs tage<br />
nehmen wollen? Sie setzen sich nach Feierabend ins Auto und<br />
fahren mit Gleichgesinnten nach Söll, wo in einem kleinen, aber<br />
feinen Skigebiet das Skifahren bei Flutlicht bis tief in die Nacht<br />
möglich ist. Den dortigen Tourismusverant wort lichen geht es<br />
aber nicht nur um den üblichen Spaß beim Skifahren, sondern<br />
auch um das Umsetzen nachhaltiger Kon zepte und interaktiver<br />
Angebote aus der Region. Kluge Köpfe haben sich viele Gedan ken<br />
gemacht, wie Freitzeitspaß und sanfter Tourismus mit Nähe von<br />
Mensch und Natur unter einen Hut zu bringen sind. Wer im Internet<br />
nach Söll schaut, erkennt sehr schnell ein „etwas anderes“<br />
Skigebiet.<br />
Die Designagentur 99 Grad – ein erfolgreich arbeitendes Start up<br />
von Ehemaligen unseres Studiengangs Kommunikationsdesign –<br />
entwickelte eine humorvoll-provozierende Plakatkonzeption für<br />
das Nacht-Skifahren in Söll. In Abstimmung von Kunden und<br />
Agentur wurde als Fortsetzung der bisher auffallenden Pla katserie<br />
ein studentisches Projektteam unter Leitung von Prof. Kris ztian<br />
gebrieft, das auf Grundlage des Agenturkonzeptes weitere Serienmotive<br />
und alternative Kampagnen entwickelte. Die Stu dieren den<br />
bewiesen dabei konzeptionellen Mut mit visuellen wie textlichen<br />
Highlights. Das eigens aus Österreich angereiste Kundenteam,<br />
99 Grad und Markus Henkell als Initiator und Mittler zwischen<br />
den Beteiligten waren begeistert über die Präsentationsergeb nisse,<br />
die die Erwartungen aller übertrafen. Trotz der Vielfalt der<br />
Ansätze und konzeptioneller Alternativen wurde letztendlich die<br />
konsequente Fortsetzungs kampagne von Felix Karges realisiert<br />
und in Fotoshootings umgesetzt. Der Ideen lie ferant – Felix Karges<br />
ist mittlerweile Absolvent unseres Studien gangs – war natürlich<br />
als Gast bei der Produktion der Plakat motive vor Ort, während<br />
sich die anderen Projektteilnehmer mit der Gewissheit trösten<br />
konnten, professionell gedacht, gearbeitet und am Ende ebenso<br />
über zeugend präsentiert zu haben.<br />
Prof. Gregor Krisztian<br />
lehrt seit 1984 Projekt, Entwurf und Theorie<br />
im FB Design Informatik Medien<br />
Drei der Motive, die Felix Karges in Fortsetzung<br />
zur laufenden Plakatkampagne mit Wortwitz<br />
und Humor entwickelte und damit als Favorit<br />
aus dem Rennen hervorging.<br />
Franziska Detlof und Helen Krisztian<br />
erarbeiteten alternative Umsetzungen, die laut<br />
Kundenvotum auf Platz 2 landeten (unten).<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010 41
INTERVIEW<br />
DAS NEUE SACHGEBIET<br />
„QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
UND EVALUATION“<br />
Welche Ziele verfolgen Sie als Gruppe?<br />
Eich-Stapf: Wir verfolgen zusammen ein großes Ziel,<br />
nämlich die Qualitätssicherung an der <strong>Hochschule</strong>,<br />
deswegen sind wir auch ein gemeinsames Sachgebiet.<br />
Trotzdem haben wir innerhalb der Gruppe zwei ver -<br />
schiedene Ausrichtungen. Die eine ist die Zentrale<br />
Evaluationsstelle, die es schon seit vielen Jahren gibt,<br />
und die andere ist das Qualitätsmanagement, was erst<br />
seit dem letzten Jahr als Aufgabenbereich existiert.<br />
Sonndag: Die Zentrale Evaluationsstelle beschäftigt<br />
sich vor allem mit Lehrveranstaltungsevaluationen,<br />
Absolventenbefragungen und anderen Befragungen<br />
zu Studium und Lehre. Die Ergebnisse aus diesen Eva -<br />
luationen sollen den Lehrenden und Fachbereichen<br />
helfen, ihre Schwachstellen festzustellen, Stärken zu<br />
erkennen und so ihre Qualität zu steigern.<br />
Kämper: Außerdem führen wir die Professorenbe fra -<br />
gung als „Äquivalent“ zur Studierendenbefragung<br />
durch. Diese Befragungen befassen sich mit den Rah -<br />
menbedingungen von Studium und Lehre. Zu diesen<br />
Rahmenbedingungen gehören beispielsweise die Bibli -<br />
othek, Ausstattung von Laboren und Hörsälen oder<br />
wie der Kontakt zu Lehrenden beurteilt wird. Wichtig<br />
ist auch, ob die Lehre als gut empfunden wird. Gute<br />
Lehre bedeutet für uns, dass die aus neuesten For schun -<br />
gen gewonnenen Inhalte didaktisch ansprechend und<br />
verständlich vermittelt werden.<br />
Eich-Stapf: Hier würde ich auch gerne die Brücke zum<br />
42<br />
IN REDE UND ANTWORT<br />
Im Januar 2010 wurde das Sachgebiet „Qualitätsmanagement und Evaluation“ ins Leben gerufen.<br />
Ihm ge hören die Sachgebietsleiterin Karin Eich-Stapf, Gabriele Sonndag und Rainer Kämper an. Dieses<br />
„jüngste“ Sachgebiet an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> ist der Abteilung V „<strong>Hochschule</strong>ntwicklung, Lehre,<br />
Forschung“ zu geordnet. Es unterstützt die Fachbereiche und alle anderen Organisationseinheiten bei<br />
der Optimierung von Prozessen und bei der Durchführung von Evaluationen von Lehrveranstaltungen<br />
und den Rahmenbe dingun gen von Studium, Lehre und Forschung sowie bei Absolventenbefragungen.<br />
Das dreiköpfige Team berichtet hier in einem Interview über seine Tätigkeiten, Ziele und zukünftigen<br />
(Wunsch-)Projekte.<br />
Qualitätsmanagement schlagen. Evaluation gibt es<br />
schon seit vielen Jahren an den meisten Hoch schu len,<br />
Qualitätsmanagement hingegen ist neu. Wo Evalua tion<br />
sich auf Studium und Lehre bezieht, geht Qualitätsma<br />
nagement darüber hinaus und beschäftigt sich mit<br />
Prozessen innerhalb der gesamten <strong>Hochschule</strong>. Dazu<br />
gehören auch die Forschung und insbesondere die<br />
Schnittstellen zwischen Fachbereichen und Hochschul -<br />
verwaltung.<br />
Wie sehen Ihre Tätigkeiten aus?<br />
Eich-Stapf: Wir haben mit Evaluation und Qualitäts -<br />
management getrennte Bereiche in diesem Sachgebiet.<br />
Das Qualitätsmanagement ist immer noch im Aufbau,<br />
weswegen noch viele Grundlagen geschaffen werden<br />
müssen. Die Evaluation hingegen hat klare Struk tur en,<br />
die bereits seit Jahren bestehen. Trotzdem haben wir<br />
alle zwei Wochen eine Teambesprechung, wo wir, zu -<br />
sammen mit dem zentralen Evaluationsbeauftragten,<br />
Herrn Prof. Dr. Wolfgang Fricke, unsere Bereiche<br />
koordinieren.<br />
Typisch für die Arbeit des Qualitätsmanagements ist es,<br />
Prozessteams zu begleiten. Dazu gehört zu be sprech en,<br />
welche Prozesse überhaupt ablaufen, wie sie ablaufen<br />
und wie der Prozessablauf verbessert werden kann.<br />
Dies mache ich in einer Woche mit vielen verschie den<br />
en Gruppen. Außerdem kommen Schulungen und In -<br />
foveranstaltungen dazu. Ich würde sagen: es sind sehr<br />
„bunte“ Tage und Wochen.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Sie bilden das neue Sachgebiet „Qualitätsmanagement und Evaluation“: Karin Eich-Stapf (Mitte) als Leiterin sowie Gabriele<br />
Sonndag und Rainer Kämper als Mitarbeiterin und Mitarbeiter. Derzeit wird unter anderem die Befragung der Absolventinnen und<br />
Absolventen des Wintersemesters 2008/2009 bearbeitet.<br />
Als Beispiel für das Qualitätsmanagement eines Pro -<br />
zes ses kann ich die Berufung eines neuen Professors<br />
anführen. Zu Beginn steht eine einfache Frage:<br />
Was geschieht in einem Fachbereich, wenn ein neuer<br />
Professor berufen werden soll? Zunächst haben wir<br />
von A bis Z alle Schritte des Berufungsprozesses auf -<br />
bereitet. Danach wurden mehrere andere Leute hinzu -<br />
genommen, die eine Rolle spielen: die Personalab teilung,<br />
die Frauenbeauftragte, die Juristen. Außerdem<br />
wurde geschaut, inwiefern Dokumente zu dem Beru -<br />
fungsprozess vorhanden sind, ob diese Dokumente<br />
aktuell sind und vieles mehr. Im Prinzip haben wir uns<br />
jedes Element, das mit dem Prozess in Verbindung<br />
steht, genau angeschaut.<br />
Sonndag: Zurzeit ist die Lehrveranstaltungsevaluation<br />
am Abklingen, deswegen bereite ich momentan (Juli<br />
2010, d. Red.) die Befragung der Absolventinnen und<br />
Absolventen des Wintersemesters 2008/09 vor. Das<br />
sind etwa 800 Personen, die einen Fragebogen erhal ten<br />
werden oder einen Onlinebogen ausfüllen können. Ich<br />
bin dafür zuständig, dass die beiden Fragebögen syn -<br />
chronisiert werden und dass die Fragebögen gedruckt<br />
und verschickt werden. Außerdem müssen viele Details<br />
beachtet werden, damit es später keine Pannen gibt.<br />
Es ist unglaublich umfangreich. Danach werden die<br />
Daten an Herrn Kämper weitergegeben.<br />
Kämper: Zuerst wird von uns zusammen der Frage -<br />
bogen entwickelt, denn bei jeder Befragung muss<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
geschaut worden, ob die Inhalte noch aktuell sind.<br />
Wenn die Fragebögen dann ausgefüllt zurückkommen,<br />
gibt es einen Rohdatensatz, der von mir bearbeitet<br />
wird. Bis die eigentliche Auswertung beginnen kann,<br />
vergehen einige Wochen. Die Analyse erfolgt nach<br />
vorher ausgearbeiteten Fragestellungen.<br />
Bei der Absolventenbefragung sind dies beispielsweise<br />
Fragen nach dem Einstieg ins Berufsleben, wie das<br />
Studium rückblickend bewertet wird und was die Hoch -<br />
schule hätte besser machen können. Aber das Ganze<br />
ist auch ein sehr dynamischer Prozess. Wenn beispiels -<br />
weise spannende Zwischenergebnisse entstehen, die<br />
uns unerwartete Resultate liefern und interessante<br />
Hinweise geben, dann schauen wir uns diese ebenfalls<br />
genau an.<br />
Zu guter Letzt werden unsere Ergebnisse intern und<br />
teilweise, wie beispielsweise die Absolventenbe fragung<br />
zu den ersten Bachelorabsolventinnen und -absolven -<br />
ten, auch extern veröffentlicht.<br />
Eich-Stapf: Hier schließt sich der Kreis zum Qualitäts -<br />
management wieder. Es wird geschaut, welche zentra len<br />
Kriterien beachtet werden müssen, um die Hoch schule<br />
weiterzubringen und Prozesse zu optimieren. Durch<br />
einen Blick auf die <strong>Hochschule</strong> als Ganzes, versucht das<br />
Qualitätsmanagement zu helfen. Beispiels weise wird<br />
bei den regelmäßig wiederkehrenden Reak kredi tie -<br />
43<br />
INTERVIEW
INTERVIEW<br />
Informationen aus erster Hand: das neue Sachgebiet „Qualitätsmanagement und Evaluation“ mit Karin Eich-Stapf, Gabriele<br />
Sonndag und Rainer Kämper (v. r.) stellte sich in einem Interview vor.<br />
rungsverfahren geschaut, inwiefern Mechanis men für<br />
den Prozess entwickelt werden können, die für alle<br />
Fachbereiche gelten, um die Verfahren zu beschleu -<br />
nigen und zu erleichtern. Hierbei arbeiten wir mit der<br />
Präsidialkommission Studium und Lehre zusammen,<br />
die die Vizepräsidentin ins Leben gerufen hat.<br />
Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit besondere<br />
Freude, was ärgert Sie manchmal?<br />
Eich-Stapf: Mir macht es insgesamt sehr viel Spaß,<br />
Qualitätsmanagement ist genau mein Ding. Besondere<br />
Freude macht mir dabei die Arbeit mit den vielen und<br />
unterschiedlichen Menschen, mit denen ich bei meiner<br />
Arbeit zu tun habe. Meine Motivation gewinne ich<br />
daraus, indem ich sehe, dass sich etwas entwickelt und<br />
was sich entwickelt. Manchmal komme ich aber leider<br />
nicht so schnell vorwärts, wie ich gerne möchte. Aber<br />
das ist nur ein kleiner Ärger.<br />
Sonndag: Für mich ist es besonders die Absolventen -<br />
befragung, die mir Freude bereitet. Ich könnte ein Buch<br />
mit Anekdoten aus der Adressrecherche füllen. Ich<br />
suche nach Absolventinnen und Absolventen, deren<br />
Adresse verloren ist und durch meine Recherche finde<br />
ich diese sogar wieder. Das freut mich sehr.<br />
Ein wenig enttäuscht bin ich aber darüber, dass die<br />
Ergebnisse, die wir schon seit Jahren produzieren,<br />
nicht konsequent genutzt werden. Ich glaube, die Eva -<br />
luation ist nicht im Blick der Fachbereiche, der Studien-<br />
44<br />
gänge und der Dekaninnen und Dekane. Ihnen ist,<br />
denke ich, nicht wirklich bewusst, was sie erreichen<br />
könnten, würden sie unsere Ergebnisse genauer an -<br />
schauen und dann geeignete Maßnahmen ergreifen.<br />
Kämper: Mir macht Freude, in einem Prozess vom<br />
Beginn bis zum Abschluss dabei zu sein. Zu sehen, wie<br />
der komplette Evaluationsprozess abläuft und gleich -<br />
zeitig das Gefühl zu haben, in einem guten Team zu<br />
sein. Außerdem finde ich es schön zu sehen, wie aus<br />
einzelnen Fragebögen, aus abstrakten Zahlen, inhalt -<br />
lich etwas entsteht, was bei Fachvertretern und dem<br />
Präsidenten auf Interesse stößt. Toll finde ich auch,<br />
was bei der Auswertung alles entdeckt werden kann.<br />
Teilweise werden wir durch die Kommentare einzelner<br />
Befragter auf ganz interessante Dinge hingewiesen.<br />
Was mich nicht ärgert, ich aber schade finde, ist, dass<br />
wegen mangelnder Zeit und Kapazitäten viele Ideen<br />
im Arbeitsalltag leider nur Ideen bleiben. Ich möchte<br />
mich aber auch Frau Sonndag anschließen. In vielen<br />
Bereichen gibt es noch Potential, mit unseren Ergeb -<br />
nissen zu arbeiten.<br />
Welches Projekt würden Sie gerne in der<br />
Zukunft durchsetzen?<br />
Eich-Stapf: Ich habe natürlich das große Projekt, hier<br />
an der <strong>Hochschule</strong> ein funktionierendes Qualitätsma -<br />
nagementsystem einzuführen. Mein Ziel ist es, eine<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Prof. Dr. Wolfgang Fricke, Fachbereich Sozialwesen, ist der<br />
Zentrale Evaluationsbeauftragte der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />
Er berät und unterstützt die Tätigkeit der Mitglieder des Sach -<br />
gebiets. Über die Ergebnisse der Evaluationsmaßnahmen be -<br />
richtet er dem Präsidium und dem Senat.<br />
sichtbare Qualitätskultur zu schaffen. Darunter ver -<br />
stehe ich, dass viele kleine, lästige Tätigkeiten, wie das<br />
Suchen der aktuellen Fassung eines Formulars oder<br />
andere, wegfallen. Zum Beispiel sollte es leicht sein<br />
herauszufinden, wie man einen Reisekostenantrag<br />
ausfüllt. Das Ziel ist es, solche „Blindtätigkeiten“ wie<br />
das richtige Formular oder den geeigneten Ansprech -<br />
partner zu suchen zur Vergangenheit werden zu lassen,<br />
Zeit zu sparen und so mehr Freude an der Arbeit zu<br />
haben.<br />
Dafür ist aber noch einiges zu tun. Wir arbeiten jetzt<br />
seit anderthalb Jahren und haben uns ein Zeitfenster<br />
von vier bis fünf Jahren gesetzt, bis so ein funktionie -<br />
rendes System steht. Schon jetzt sehen wir viele kleine<br />
Schritte auf dem Weg dorthin, die bereits jetzt Prozesse<br />
optimiert haben und innerhalb der <strong>Hochschule</strong> trans -<br />
parenter sind.<br />
Kämper: Was mich schon längere Zeit beschäftigt, ist<br />
die Frage, warum bestimmte Studierende erfolgreich<br />
abschließen und andere nicht. Oftmals liegt der Grund<br />
des Studienabbruchs in Bereichen, auf die die Hoch -<br />
schule keinen Einfluss hat. Es ist schwer, sich den Ab -<br />
brechern anzunähern, da diese häufig keine Hilfe an -<br />
nehmen wollen. Psychologisch ist es dann teilweise<br />
nachvollziehbar, dass diese Menschen weitere Fragen<br />
nicht beantworten möchten, nachdem sie die Hoch -<br />
schule verlassen haben. Trotzdem hat die <strong>Hochschule</strong><br />
oft genug die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf die<br />
Gründe, die zum Studienabbruch führen.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Das Sachgebiet „Qualitäts-<br />
management und Evaluation“<br />
informiert sowohl im Internet<br />
unter http://hs-rm.de/absolventen<br />
als auch im Intranet unter<br />
„Hochschulinterne Services“<br />
über regelmäßig aktualisierte<br />
Forschungsergebnisse.<br />
Deswegen würde ich gerne in der Zukunft eine „Ab -<br />
brecherbefragung“ durchführen. Das bedeutet einer -<br />
seits, eine Möglichkeit zu entwickeln, wie mit den<br />
Abbrechern, trotz der Probleme, in Kontakt getreten<br />
werden kann und andererseits, die Resultate dieser<br />
Befragung auch für die Hochschularbeit zu nutzen.<br />
Sonndag: Ich kann mich Herrn Kämper nur anschlie -<br />
ßen. Es gibt vielfältige Gründe, warum Studierende<br />
ohne Abschluss die <strong>Hochschule</strong> verlassen. Seien es<br />
finanzielle oder familiäre Gründe, sei es, dass die<br />
Kommunikation mit den Professoren nicht klappte.<br />
Das ist ungeheuer spannend, das herauszufinden.<br />
Unsere Aufgabe als <strong>Hochschule</strong> ist es doch, die Leute<br />
zum Abschluss zu führen und nicht, sie in der Mitte<br />
abbrechen zu lassen. Studierende, die nach dem ersten<br />
oder zweiten Semester aufhören, sind für uns quasi<br />
ein Verlustgeschäft. Wir sollten alles daran setzen, sie<br />
nicht unfertig zu entlassen.<br />
Eich-Stapf: Als abschließende Worte möchte ich noch<br />
hinzufügen, dass ich mich sehr wohl in dem Team fühle.<br />
Ich freue mich einfach, dass wir uns so gefunden haben<br />
und wie toll es läuft. Und dass wir vieles seit dem hal ben<br />
Jahr, in dem es uns als Team gibt, schon geschafft haben<br />
und sich noch viele Möglichkeiten und Perspek tiven<br />
bieten. Es macht einfach Spaß. Und ich hoffe, wir<br />
bleiben noch lange zusammen.<br />
Das Interview führte<br />
Hans Stiegler<br />
45<br />
INTERVIEW
HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />
84% ERFOLG<br />
IM „INKUBATOR“<br />
Das Gründernetz der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
Das Gründernetz der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> informiert, berät und<br />
schult Studierende, Hochschulabsolventen, wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />
Pro fessoren, Forscher aus der Wirtschaft sowie junge Unternehmer –<br />
damit sind selbstverständlich auch Frauen gemeint.<br />
46<br />
Workshop „Corporate Creativity:<br />
Wie Sie neue Impul se setzten“<br />
im Rahmen des Themennachmittags<br />
„Wett bewerbsvorteile erkennen und<br />
nutzen – Der Werk zeugkasten für Ihre<br />
Selbständigkeit“ aus dem Jahr 2009:<br />
Teilgenommen haben<br />
Gründungsinteres sierte und<br />
junge Unternehmer aus Wiesbaden;<br />
vor allem Studierende sowie<br />
Absolventen des Fachbe reichs Design<br />
Informatik Medien waren hier vertreten.<br />
Ansprechpartnerin<br />
ab 1. Januar 2011:<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
CareerService<br />
Gudrun Bolduan<br />
gudrun.bolduan@hs-rm.de<br />
0611–9495 3210<br />
Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> ist mit diesem Projekt in ein hoch -<br />
qualifizie rtes regionales Netzwerk von Institutionen mit starker<br />
Gründungskompetenz eingebunden. Als Partnerhochschule<br />
von Route A 66 arbeitet das Grün der netz der <strong>Hochschule</strong> Rhein -<br />
Main mit der Fachhochschule Frankfurt und der <strong>Hochschule</strong> für<br />
Gestaltung Offenbach zusammen; 19 weitere hoch schulexterne<br />
Netzwerkpartner und drei Medienpartner unterstützen Route<br />
A 66 rund um das Thema Existenzgründung. Die ersten Projekt -<br />
ar beiten wurden zum 1. September 2002 aufgenommen.<br />
Route A 66 ist bundesweit eines der wenigen Hochschulgrün der -<br />
netze, dem es seit Aus laufen der Förderung durch das Bundes -<br />
ministerium für Bildung und Forschung (September 2002 bis<br />
August 2005) gelungen ist, zweimal eine nahtlose Anschluss fi nanzierung<br />
zu erreichen; zunächst über das Hochschul-Wissenschaftsprogramm<br />
(September 2005 bis Dezember 2006) und weiter<br />
über den Europäischen Sozialfonds (das gesamte Jahr 2007).<br />
Seit 2008 wird die Arbeit des Gründernetzes an der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong> aus hochschuleigenen Mitteln finanziert.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Ein Ziel der Projektarbeit ist die stärkere Verankerung<br />
des Selbständig keitsgedankens an<br />
der <strong>Hochschule</strong>. Studierende werden auf die<br />
Existenz gründung als berufliche Alter na tive<br />
vorbereitet und können ihre Grün dungs ideen<br />
mit Hilfe gezielter Qualifizierungsmaß nah -<br />
men risikomini miert umsetzen. Interessierte<br />
finden Hilfestellung für alle Entwicklungs -<br />
stadien im Geschäftsgründungs prozess – von<br />
grundsätzlichen Informationen bis zur persö<br />
nlichen Beratung, die auch gründungs be -<br />
glei tend erfolgen kann. Entsprechend ihrer<br />
individuellen Bedürfnisse erhalten Grün der -<br />
innen und Gründer ein maßge schneidertes<br />
Förderprogramm aus dem Leistungsan gebot<br />
des Gründernetzes. Dazu gehören auch die<br />
Unterstützung bei der Erstellung des Busi ness-<br />
Plans sowie Strategieanalysen, Work shops,<br />
Semi nare, Themenabende und die Antrag stel -<br />
lung für das Förderprogramm Exist-Grün derstipendium.<br />
Eine Besonderheit ist die För derung<br />
mittels Inkubatoren. Hierbei wird am<br />
Studienort Unter den Eichen Büroinfra struktur<br />
und ein breit angelegtes Beratungsport -<br />
folio zur Verfügung gestellt, damit Grün dungsideen<br />
langfristig am Markt etabliert werden<br />
können. Die Erfolgsquote der so geförderten<br />
Unternehmen liegt bei 84%.<br />
Das Gründernetz arbeitet außerdem mit ver -<br />
schiedenen Institutionen der Wirtschaft region<br />
Wiesbaden zusammen, um die Bereiche<br />
Gründungs unterstützung und Wirtschafts -<br />
förderung stärker mit einander verbinden zu<br />
können. Zu den kommunalen Partnern zählt<br />
die Stadt Wiesbaden mit ihrem Amt für<br />
Wirt schaft und Liegenschaften und der dort<br />
ange sie del ten Organisationseinheit Beschäfti<br />
gungsförderung; seit dem Jahre 2006 findet<br />
eine enge Kooperation statt.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Workshop „Analyseinstrumente der Unternehmensführung“ im Rahmen<br />
des Themenabends „Gründung mit Strategie und Herz“ aus dem Jahr 2008:<br />
Teilgenommen haben Gründungs interessierte und junge Unternehmer aus<br />
Wiesbaden; vor allem Studierende sowie Absolventen der Fachbereiche Wiesbaden<br />
Business School und Design Informatik Medien waren hier ver treten.<br />
Gemeinsam wurden bisher folgende gründungs bezogene<br />
Themenabende erfolgreich durchge führt:<br />
2007: Chance und Herausforderung:<br />
Gründung aus der <strong>Hochschule</strong><br />
2008: Gründung mit Strategie und Herz<br />
2009: Werkzeugkasten für die Selbstständigkeit:<br />
Wie Sie Wettbewerbsvorteile erkennen und nutzen<br />
2010: Veranstaltungsreihe GRÜNDERwissen kompakt:<br />
Schritt für Schritt zum Unternehmer<br />
Der erste Workshop Die Gründerpersönlichkeit hatte<br />
die Wirk- und Kompetenzfaktoren der Unternehmerperson<br />
im Fokus.<br />
Der Workshop Das Potenzial von Ideen erkennen<br />
lieferte Ansatzpunkte und Methoden, um Unternehmensund<br />
Produktentwicklungen auf sichere Füße zu stellen.<br />
Vermarktungsstrategien für den nachhaltigen Markterfolg<br />
wurden im Workshop Positionierung und<br />
Marketing thematisiert.<br />
Das Thema Vom BusinessPlan zur Gründungsfinanzierung<br />
stand am vierten Veranstaltungsnachmittag<br />
im Vordergrund.<br />
Der Austausch mit Personen, die sich in der gleichen<br />
Situation befinden, stellt für Existenzgründer eine<br />
wichtige Hilfe dar; daher war der Programmpunkt<br />
Gründer berichten ein zusätzliches Element jedes<br />
Veranstaltungsnachmittags.<br />
Zukünftig wird das Thema Existenzgründung an der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>RheinMain</strong> effektiv als berufliche Pers pek tive erörtert; ab dem<br />
1. Januar 2011 koordiniert der CareerService sämtliche Aktivi -<br />
täten der Gründer förderung.<br />
Michaela Friedrich, Das Gründernetz<br />
(michaela.friedrich@hs-rm.de; 0611-9495-2152)<br />
47<br />
HOCHSCHULPERSPEKTIVEN
HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />
INTERVIEW MIT DEN GRÜNDERN VON<br />
„AUGENPULVER“ gegründet am 1. 9. 2007<br />
Benjamin Schulz, Paul Kramer und Adrian Maleska (v.l.) stellen sich<br />
und ihr Unternehmen vor:<br />
Benjamin Schulz schloss sein<br />
Studium an der <strong>Hochschule</strong> Rhein -<br />
Main 2007 ab.<br />
Studienschwerpunkte:<br />
Meine Studienschwerpunkte<br />
lagen im Bereich Illustration und<br />
3D-Ani mation.<br />
Themen der Diplomarbeiten:<br />
• Visuelle Konzeption zum<br />
Thema „Das Silma rillion“ von<br />
J.R.R. Tolkien. Hierbei handelt<br />
es sich um eine Sammlung von<br />
Conceptart für eine fiktive Verfil<br />
mung von Tolkiens Werk.<br />
• Möglichkeiten der digitalen<br />
Bildmanipulation.<br />
Hierbei wurden drei Portraitfotos<br />
geschossen, die dann mit<br />
mechanischen 3D-Objekten<br />
ergänzt wurden.<br />
Betreuende Profs:<br />
Prof. Schubert und Prof. Dr. Röhrl<br />
48<br />
Paul Kramer hat es ohne<br />
Studium auf das Gründerstudium<br />
geschafft. Seine Ausbildung und<br />
seine Berufstätigkeit sieht wie<br />
folgt aus:<br />
1997 bis 2001:<br />
Ausbildung zum<br />
Kommunikationselektroniker<br />
2001 bis 2003:<br />
Ausbildung zu Mediengestalter<br />
(Softenterprise AG)<br />
(bei Adrian Maleska)<br />
2003 bis 2003:<br />
Grafikdesigner bei Elkware<br />
2003 bis 2007:<br />
Artdirector bei<br />
Pixelcage GmbH.<br />
Adrian Maleska schloss sein<br />
Studium an der <strong>Hochschule</strong> Rhein-<br />
Main 2007 ab.<br />
Studienschwerpunkte:<br />
Mein Studienschwerpunkt lag klar<br />
auf der Illustration und 3D-Grafik,<br />
daher bin ich den Professoren Rolf<br />
Schubert und Boris Röhrl ganz<br />
besonders zum Dank verpflichtet,<br />
die mich auf meinem Werdegang<br />
ganz besonders unterstützt haben.<br />
Die Zeichenstunden werde ich be -<br />
sonders vermissen. Im Berufsleben<br />
finde ich dafür leider keine Zeit<br />
mehr.<br />
Hauptdiplom:<br />
Konzeption und Gestaltung eines<br />
Computerspiels; Prof. Rolf<br />
Schubert & Prof. Dr. Boris Röhrl<br />
Nebendiplom:<br />
Digitale Paraphrase der Werke<br />
alter Meister; Prof. Dr. Boris Röhrl<br />
& Prof. Rolf Schubert<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Die drei Gründer nutzten den Inkubator Unter den<br />
Eichen von September 2007 bis März 2010.<br />
Branche und Unternehmen:<br />
Unser Unternehmen dient als Anlaufstelle für Werbe -<br />
agenturen und Grafikdienstleister. Wir erstellen 2Dund<br />
3D-Grafiken im Bereich Illustration, Film und<br />
Visualisierung und entwickeln zudem eigene Design -<br />
konzepte.<br />
Motto:<br />
„Geh nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg,<br />
der nur dahin führt, wo andere bereits gegangen sind.“<br />
Alexander Graham Bell<br />
Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?<br />
Durch die spezielle Zusammensetzung unserer Grün -<br />
dungsmitglieder können wir nahezu jeden erdenk lichen<br />
Job für grafischen Content übernehmen. Da jeder von<br />
uns eine spezielle Auswahl an Grafikprogrammen für<br />
sich nutzt, ist es ohne weitere Probleme möglich, dass<br />
ganze Projekte anderer Agenturen zu uns ausgelagert<br />
werden und dennoch deren Grafikpipelines erhalten<br />
bleiben.<br />
Was waren Ihre ersten beruflichen Erfolge?<br />
Die ersten beruflichen Erfolge stellten sich erstaunlich<br />
schnell ein, da jeder von uns Kunden mit in die Firma<br />
brachte, für die er zuvor als Freelancer gearbeitet hatte.<br />
Diese Kunden kamen vorerst aus der Spielebranche<br />
und brachten uns sehr gut über die ersten Monate.<br />
Unser Ziel war es allerdings in der Werbebranche Fuß<br />
zu fassen, was uns Mitte Dezember auch durch einen<br />
Kontakt zu der Werbeagentur Select NY gelang. Ende<br />
Januar 2008 entwickelte sich dieser Kontakt zu einem<br />
großen Illustrationsauftrag für die Buchhandlung<br />
Thalia, welche wir bis heute mit allerlei Illustrations -<br />
material versorgen.<br />
Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unter -<br />
nehmen zu gründen?<br />
Nach jahrelanger Arbeit in verschiedenen Agenturen<br />
und Spiele-Schmieden wollten wir endlich auch einmal<br />
unsere eigenen kreativen Ideen entwickeln und um -<br />
setzen.<br />
Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und<br />
Mentoren?<br />
Durch Route A66 bekamen wir Hilfe in Form von<br />
Seminaren und Vorträgen, welche uns auf sämtliche<br />
Aspekte der Selbstständigkeit vorbereiten sollten.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Kontakt: www.augenpulver-design.de<br />
Wie haben Sie die ersten Tage als Gründer erlebt?<br />
Es war eine aufregende Zeit und ist es immer noch.<br />
Zwar hatten wir durch die Kunden, welche wir aus<br />
unserer Freelancerzeit mit in die Firma genommen<br />
haben, eine solide Grundlage, aber wir wollten natür -<br />
lich mehr. Mit dem Beginn der Selbstständigkeit steht<br />
man vor unglaublich vielen Möglichkeiten und Chancen.<br />
Die Spannung liegt darin, wie man sich diese zu Nutzen<br />
macht. Wir hoffen natürlich, dass uns diese Spannung<br />
auch noch in Zukunft erhalten bleibt.<br />
Was war Ihre größte Herausforderung, und wie<br />
haben Sie diese gemeistert?<br />
Die größte Herausforderung für uns bestand darin, dass<br />
wir als Team und somit als Einheit zusammenarbeiten<br />
mussten. Dies war natürlich nicht einfach, da wir in<br />
dieser Konstellation noch nie tätig gewesen sind. Jeder<br />
musste erst einmal sein Spezialgebiet auskundschaften<br />
und schauen, wie er dieses mit den Fähigkeiten der<br />
anderen ergänzen kann. Dies ist uns auch äußerst gut<br />
gelungen, da wir gemerkt haben, dass wir uns in unse ren<br />
Fähigkeiten und unserem Wissen erstaunlich gut ergän -<br />
zen, ohne uns dabei zu sehr gegenseitig in die Quere<br />
zu kommen.<br />
Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung<br />
umgesetzt?<br />
Unser Startkapital bestand zum größten Teil aus un se -<br />
rem Wissen und Können. Die benötigte Hardware und<br />
Software würfelten wir aus Rechnern und Program men<br />
zusammen, die wir schon vorher durch unser Freelan -<br />
cer dasein kaufen mussten.<br />
Um die Miete für unser Büro mussten wir uns erst ein -<br />
mal keine Sorgen machen da uns dank der Förderung<br />
durch Route A66 ein Büro gestellt wurde. Wir konnten<br />
uns somit direkt in die Arbeit stürzen ohne einen Kredit<br />
oder ähnliches aufnehmen zu müssen.<br />
Was ist Ihr besonderer Tipp? Was würden Sie<br />
Gründerinnen und Gründern empfehlen?<br />
Ein Unternehmen steht und fällt mit der Zusammen -<br />
setzung seiner Gründungsmitglieder. Man muss darauf<br />
achten, dass sich die Gründer in ihren Fähigkeiten gut<br />
ergänzen und somit alle firmenrelevanten Tätigkeiten<br />
ausführen können. Wenn man nicht ein Genie auf<br />
sämtlichen Gebieten der Firmenführung ist, so sollte<br />
man sich nicht sämtliche Arbeit auf die eigenen<br />
Schultern legen, sondern darüber nachdenken einen<br />
weiteren Gründer mit ins Boot zu holen. Es ist schwer<br />
sämtliche Nebenaufgaben einer Firma zu erledigen<br />
und gleichzeitig noch dem eigentlichen Geschäft die<br />
volle Aufmerksamkeit zu widmen.<br />
Quelle: Gründerportraits auf www.wiesbaden.de | "Mut zur Gründung": Erfolgreiche Existenzgründer stellen sich vor<br />
49<br />
HOCHSCHULPERSPEKTIVEN
HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />
„WIE ZUFRIEDEN SIND SIE MIT UNS?“<br />
Benutzerbefragung in der Bibliothek<br />
der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
Vom 12. April bis 9. Mai 2010 – also über einen Zeit -<br />
raum von vier Wochen – wurde an der Bibliothek der<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> eine Onlinebefragung durch -<br />
geführt. Es handelte sich dabei um die 5. Benutzer -<br />
befragung seit 1998.<br />
Die Vorarbeiten dazu begannen bereits im Sommer<br />
2009: Wer übernimmt die Organisation der Befra gung?<br />
Wie sollen wir die Umfrage durchführen? Welche<br />
Fra gen stellen wir den Benutzern? Gibt es ein Gewinn -<br />
spiel?<br />
Wir entschieden uns, einen Teil der Fragen aus vorher -<br />
igen Benutzerumfragen wieder aufzunehmen, um eine<br />
Vergleichsmöglichkeit zu haben. Die Einbindung eines<br />
Gewinnspiels erhöhte für Viele den Anreiz, an der<br />
Umfrage teilzunehmen.<br />
Bei der technischen Betreuung und Auswertung unter -<br />
stützte uns das Institut für Bibliotheks- und Informa -<br />
ti onswissenschaft der Humboldt-Universität Berlin,<br />
das auf diesem Gebiet schon sehr viele Umfragen für<br />
Bibliotheken durchgeführt hat.<br />
Auf die Benutzerumfrage machten wir aufmerksam<br />
über die Homepage der Bibliothek, Aushänge in den<br />
teilnehmenden Bereichsbibliotheken und durch An -<br />
schreiben aller aktiven Benutzer per e-mail, das waren<br />
ca. 3600 Studierende.<br />
Werbebanner für die Umfrage<br />
Aufgefordert zur Beantwortung von 17 Fragen waren<br />
Studierende der <strong>Hochschule</strong>, die mindestens eine Be -<br />
reichsbibliothek aktiv nutzen.<br />
Gefragt wurde dabei beispielsweise, wie zufrieden die<br />
Benutzer mit den Angeboten der Bibliotheken sind,<br />
wie wichtig ihnen diese erscheinen und welche neuen<br />
Angebote gewünscht werden. Darüber hinaus wurde<br />
gefragt, mit welchen Mitteln nach der benötigten<br />
50<br />
Literatur gesucht wird und wie die Benutzer auf eine<br />
erfolglose Suche reagieren.<br />
Interessant war ebenfalls zu erfahren, von welchen<br />
Orten die elektronischen Angebote der Bibliothek ge -<br />
nutzt werden und ob gerade zu den neueren Angebo ten,<br />
wie elektronischen Büchern und Zeitschriften, Infor -<br />
mationsbedarf besteht.<br />
Die Befragten hatten neben den vorgegebenen Fragen<br />
auch die Möglichkeit, frei zu formulieren, was sie als gut<br />
empfinden bzw. in welchen Bereichen ihrer Meinung<br />
nach Veränderungen notwendig wären.<br />
Von den zurück erhaltenen Fragebögen konnten wir<br />
816 für die Auswertung berücksichtigen, das entspricht<br />
einer Rücklaufquote von ca. 23%. Die Meisten nah men<br />
auch gleichzeitig am Gewinnspiel teil. Insgesamt zehn<br />
Gewinner konnten sich über Computerzubehör wie<br />
Lautsprecher und USB-Sticks, Buchgutscheine und<br />
Laptoptaschen freuen. Eine Wiesbadener IT-Firma<br />
konnte als Sponsor gewonnnen werden und steuerte<br />
die Hälfte der Gewinnpreise bei.<br />
Wer nahm an der Benutzerbefragung teil?<br />
Die TeilnehmerInnen waren zum größten Teil Bache lor-<br />
StudentInnen (71 %), gefolgt von Diplom-StudentIn -<br />
nen (17%) sowie Master-StudentInnen (9%). Diese<br />
StudentInnen gehören zu 29% dem Fachbereich Wies -<br />
baden Business School an, zu 21% dem Fachbereich<br />
Ingenieurwesen und zu 16% dem Fachbereich Sozial -<br />
wesen. Alle weiteren Fachbereiche (DCSM, Architek -<br />
tur und Bauingenieurwesen) sind mit Werten unter<br />
10% repräsentiert.<br />
Die meisten der Befragten nutzen zur Informations -<br />
versorgung die Bibliothek am Kurt-Schumacher-Ring<br />
(31%) und die Bibliothek in der Bertramstraße (29%).<br />
Die Bibliothek Unter den Eichen und die Bibliothek<br />
Rüsselsheim werden von je 19% der Befragten genutzt.<br />
Die Ergebnisse der Benutzerbefragung sind trotz vie ler<br />
Verbesserungen (Anschaffung neuer Bücher, beson ders<br />
in Mehrfachexemplaren, großzügige Erweiterung der<br />
Öffnungszeiten in den Semesterferien und während der<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
fhrm5 2010 www.ib.hu-berlin.de/umfrage<br />
Bereich<br />
Wiesbaden Business School<br />
Ingenieurwesen<br />
Sozialwesen<br />
Media Management<br />
Informatik<br />
Architektur<br />
Innenarchitektur<br />
Kommunikationsdesign<br />
Bauingenieurwesen<br />
Medieninformatik<br />
Keinem<br />
Nennungen<br />
233<br />
168<br />
128<br />
72<br />
48<br />
42<br />
32<br />
29<br />
27<br />
16<br />
12<br />
Zugehörigkeit der Befragten zu Fachbereichen<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Anteil<br />
29 %<br />
21 %<br />
16 %<br />
9%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
Vorlesungen, Einführung der E-books und Voll text -<br />
suche in Datenbanken) seit der letzten Befragung im<br />
Jahr 2007 weitgehend gleich geblieben.<br />
Warum kommen die Benutzer in die Bibliothek?<br />
Am wichtigsten sind den Studierenden die Angebote<br />
„Buchbestand“ (97%) und „Ausleihe“ (67%). Die Betreuung<br />
durch Fachpersonal finden 68% wichtig bzw.<br />
sehr wichtig, ebenso die systematische Aufstellung des<br />
Bestandes (83%). Arbeitsplätze in der Bibliothek<br />
finden „nur“ 64% wichtig oder sehr wichtig. Anderer -<br />
seits wünschen sich 59% mehr Arbeitsplätze in der<br />
Bibliothek.<br />
Zufrieden bzw. sehr zufrieden sind die Benutzer mit<br />
dem Buchbestand zu 64% – immerhin sagt aber jeder<br />
Zweite, dass ein Buch, das benötigt wird, öfters entliehen<br />
ist und 16% sagen, dass dies sehr oft vorkommt.<br />
Wie oft kommt es vor, dass die von Ihnen benötigten Medien<br />
bereits in Benutzung/ausgeliehen sind?<br />
(Es ist nur eine Nennung möglich)<br />
Öfter 405 (50 %)<br />
Prozent aller 816 ausgewerteten Fragebögen<br />
fhrm 2010 www.ib.hu-berlin.de/umfrage<br />
Ab und zu 254 (31 %)<br />
Sehr selten 21 (3 %)<br />
keine Antwort 6 (1 %)<br />
Ich entleihe Bücher selten<br />
oder gar nicht 0 (0 %)<br />
Sehr oft 130 (16 %)<br />
Mit den Öffnungszeiten während des Semesters sind<br />
72% zufrieden bzw. sehr zufrieden. Die Zufriedenheit<br />
mit den Öffnungszeiten während der vorlesungsfreien<br />
Zeit beträgt dagegen nur 51%, obwohl diese in den<br />
letzten Jahren schon stark erweitert wurden.<br />
Bei den Arbeitsbedingungen wird die Sauberkeit ge -<br />
lobt, Verbesserungswünsche gibt es bzgl. Atmosphäre,<br />
Ruhe (vor allem Bibliothek Bertramstraße und Rüsselsheim)<br />
und Möblierung (vor allem Bibliothek Kurt-<br />
Schumacher-Ring und Unter den Eichen).<br />
Auffallend ist die Nichtnutzung bestimmter (neuer)<br />
Angebote:<br />
E-books (44%), Öffnungszeiten mit eingeschränktem<br />
Service (45%), Schulungen (46%), Fernleihe (52%)<br />
und die elektronischen Zeitschriften (56%).<br />
Auch bei der Frage nach dem Informationsbedarf zu<br />
diesen Angeboten spiegelt sich dieses Bild wieder. So<br />
wünschen sich die Benutzer vor allem Schulungen zum<br />
Umgang mit E-Books (42%), elektronischen Zeit -<br />
schrif ten (36%) und Datenbankrecherchen (34%).<br />
Zu welchen Angeboten besteht Informationsbedarf?<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Nutzung von E-Books<br />
Nutzung elektr. Zeitschriften<br />
Recherche in Datenbanken<br />
Keine zusätzl. Informationen benötigt<br />
Anteil der Befragten in Prozent<br />
Der WLAN-Zugang, der seit 2006 eingerichtet ist,<br />
wird von 64% der Studierenden genutzt, der VPN-<br />
Zugang – eingerichtet seit 2008 – bereits von 39%.<br />
86% der Befragten finden ihre Literatur über gezielte<br />
Suche im Online-Katalog. Mit der Benutzerfreundlich -<br />
keit des Online-Kataloges sind 67 % zufrieden und<br />
70% mit der Website der Bibliothek.<br />
Internet-Recherche<br />
Literaturverwaltungsprogramme<br />
Sehr positiv wurde auch die Betreuung durch das<br />
Bibliothekspersonal bewertet (85%).<br />
Online-Katalog<br />
51<br />
HOCHSCHULPERSPEKTIVEN
HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />
Welche Verbesserungen wünschen sich die<br />
Benutzer?<br />
• Mehr und ruhigere Arbeitsplätze, sowohl<br />
Einzel- als auch Gruppenarbeitsräume<br />
(vor allem in den Bibliotheken Bertramstraße<br />
und Rüsselsheim),<br />
• mehr aktuellere Literatur, mehr E-Books,<br />
• als neuer Service werden Inhaltsverzeichnisse<br />
und Cover im Online-Katalog am stärksten<br />
gewünscht,<br />
• mehr Informationen zur Nutzung von E-Books<br />
und elektronischen Zeitschriften,<br />
• mehr Schulungen sowie<br />
• bessere Kopier-, Druck- und Scannermöglichkeiten.<br />
Weitere Anregungen und Wünsche enthielten<br />
die freien Textfelder, wie z.B.<br />
• „Schließfächer o.ä., um persönliche Sachen für<br />
einige Stunden unterbringen zu können“,<br />
• „E-Book-Reader-Ausleihe mit E-Books“,<br />
• „Einrichtung einer Couch- / Leseecke in der<br />
Bibliothek“,<br />
• „Möglichkeit zur Kommentierung der Medien<br />
von Studenten / Dozenten (ähnlich Amazon)“,<br />
• „Mehrere Lagepläne in der Bibliothek aufhängen,<br />
die zeigen wo sich welche Anfangsbuchstaben der<br />
Signatur befinden“,<br />
• „Mehr bequeme Stühle, mehr einfache Anleitungen<br />
für die Onlinedienste (z. B.: ein Aushang)“,<br />
• „bessere Absprache mit Dozenten“,<br />
• „Klimaanlage, da es im Sommer sehr warm<br />
dort ist“,<br />
• „Pflanzen mit in die Raumgestaltung einbringen“<br />
sowie<br />
• „Bezahlung in der Bibliothek mit EC-Karte“.<br />
52<br />
Was kann die Bibliothek verbessern?<br />
Die Bibliothek wird ihren Buchbestand weiterhin<br />
aktualisieren.<br />
Neue Angebote werden auf der Homepage unter<br />
„Aktuelles“, Informationen und Anleitungen unter<br />
„Bibliothek von A-Z“ zu finden sein.<br />
In den Schulungen wird verstärkt auf den Umgang mit<br />
neuen Medien eingegangen werden, ggf. werden gezielte<br />
Schulungen zu diesen Themen angeboten.<br />
Über bauliche Verbesserungen wird immer nachge -<br />
dacht: so auch im Zusammenhang mit dem Umzug der<br />
Bibliothek Unter den Eichen in neue, größere Räum -<br />
lichkeiten. Das Gebäude ist nicht als Bibliothek konzi -<br />
piert worden, daher werden alle Möglichkeiten aus geschöpft,<br />
den Raum, vor allem was die Akustik betrifft,<br />
für diese Zwecke herzurichten.<br />
Die Bibliothek Kurt-Schumacher-Ring hat drei neue<br />
Gruppenarbeitsräume erhalten und wird im Jahr 2011<br />
umfassend renoviert.<br />
Auch Vorschläge wie die Polsterung der Holztreppe<br />
in der Bibliothek Bertramstraße und die Anschaffung<br />
neuer – möglichst wartungsfreier – Kopierer sollen<br />
umgesetzt werden.<br />
Deutlich wurde durch die Befragung auch, dass es ver -<br />
schiedene Benutzerbedürfnisse gibt: viele kommen,<br />
um Medien auszuleihen, andere suchen einen ruhigen<br />
Arbeitsplatz, und wieder andere möchten gerne in<br />
Gruppen zusammen arbeiten. Diese unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse in einer Bibliothek für alle zur Zufrieden -<br />
heit zu lösen, ist aus baulichen Gründen nur bedingt<br />
möglich. Die Regeln in der Benutzungsordnung (kein<br />
Essen und Trinken, Lärm vermeiden) sorgen dafür, dass<br />
das Zusammenarbeiten für alle Beteiligten möglich ist.<br />
Es ist unser Ziel, dass die Bibliothek als angenehmer<br />
Lernort wahrgenommen wird, dies erfordert aber auch<br />
eine gewisse Einsicht und Rücksichtnahme unter den<br />
Benutzern.<br />
Wir bedanken uns noch einmal bei allen, die sich die<br />
Zeit genommen haben, an der Benutzerumfrage teil -<br />
zunehmen und die uns mit Lob, Kritik und Anregun gen<br />
geholfen haben, den Service der Bibliothek weiter zu<br />
verbessern.<br />
Andrea Abel und Anne Spennrath,<br />
Bibliothek <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
VERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Vorträge, Aufsätze, Bücher und Poster aus der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
VORTRÄGE<br />
Prof. Dr. Hildburg Spiegel (Fachbereich Ingenieurwissenschaften)<br />
„Innovation und Transformation.<br />
Customer Leadership“<br />
zusammen mit Prof. Dr. Sascha Götte<br />
und Dr. Holger Friehmelt<br />
Prof. Dr. Dr. Reinhard J. Wabnitz (Fachbereich Sozialwesen)<br />
„Kritische Würdigung des<br />
Kinder- und Jugendhilfegesetzes<br />
aus juristischer Sicht“<br />
AUFSÄTZE<br />
Prof. Dr. Kai Velten (Fachbereich Geisenheim)<br />
„CFD simulation of<br />
fast bottle cleaning processes“<br />
Prof. Dr. Bettina Fischer (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />
„Betriebswirtschaftliche Steuerung<br />
von Zahnarztpraxen -<br />
Mit Plan zum Praxiserfolg“<br />
„Berufsperspektiven<br />
junger Zahnärztinnen –<br />
eine empirische Untersuchung“<br />
Prof. Dr. Britta Kuhn (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />
„Wirtschaftssysteme:<br />
Markt versus Staat“<br />
Prof. Dr. Thorsten Petry (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />
„WISU-Lexikon:<br />
Führung und Organisation“<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Veranstaltung/Veranstalter:<br />
„Innovation und Transformation. Customer Leadership“<br />
am Flughafen Hamburg, 8. Oktober 2010.<br />
Veranstaltung/Veranstalter:<br />
Fachtagung der Arbeitsgruppe Fachtagungen im Deutschen<br />
Institut für Urbanistik (Hrsg.), 20 Jahre Kinder- und<br />
Jugendhilfegesetz – kritische Würdigung, Bilanz und Ausblick,<br />
Berlin, 1. Juli 2010.<br />
mit C. Meister, F. Geiger, H. Evers, F.-J. Methner<br />
in: Open Source CFD International Conference 2010<br />
in: DFZ – Der Freie Zahnarzt,<br />
2010, Seite 42–44.<br />
mit P. Jedrzejczyk<br />
in: zm (Zahnärztliche Mitteilungen),<br />
Ausgabe 17, September 2010, Seite 58–64.<br />
in: WISU – Das Wirtschaftsstudium,<br />
Nr. 11/2009, Seite 1449–1455.<br />
in: WISU – Das Wirtschaftsstudium,<br />
Nr. 6/2010, Seite I–XVI.<br />
53<br />
VERÖFFENTLICHUNGEN
VERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Prof. Dr. Thorsten Petry (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />
54<br />
„Corporate Strategy & Governance“<br />
„Interim Management“<br />
„Strategic International Management“<br />
„Stammhauskonzern“,<br />
.<br />
„Toolbox –<br />
Denkwerkzeuge für Change Manager“<br />
mit C. Brehm<br />
Dr. Alexander Hildebrand (Fachbereich Design Informatik Medien)<br />
„Der freie Künstler.<br />
Über den Maler Ludwig Knaus<br />
und die kulturelle Wirklichkeit<br />
zwischen 1815 und 1860“<br />
Prof. Dr. Dr. Reinhard J. Wabnitz (Fachbereich Sozialwesen)<br />
„Wechselnde Paradigmen im deutschen<br />
Kinder- und Jugendhilferecht“<br />
„Rezension: Kunkel. Jugendhilferecht.<br />
Eine systematische Darstellung<br />
für Studium und Praxis, 6. Aufl. 2010“<br />
„Kommentierung von<br />
§ 74 SGB VIII“<br />
„Die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
für die Arbeit des ASD“<br />
BÜCHER<br />
„Kommentierung der<br />
§§ 83, 84 SGB VIII“<br />
Prof. Dr. Britta Kuhn (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />
„EU-Leitfaden für Unternehmen –<br />
Die Vorgaben der<br />
Europäischen Union optimal nutzen“<br />
in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB),<br />
Nr. 6/2010, Seite 713–715.<br />
in: WISU – Das Wirtschaftsstudium,<br />
Nr. 5/2010, Seite 661–663.<br />
in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf),<br />
Nr. 3/2010, Seite 251–252.<br />
in: WISU – Das Wirtschaftsstudium,<br />
Nr. 4/2010, Seite 504.<br />
in: Krüger, W. [Hrsg.] (2009): Excellence in Change -<br />
Wege zur strategischen Erneuerung, 4., vollst. überarb. Aufl.,<br />
Gabler-Verlag, Wiesbaden, Seite 341–376.<br />
in:<br />
Nassauische Annalen 121, 2010, Seite 253–275.<br />
in: Gemeinsames Sonderheft der Zeitschriften<br />
„Das Jugendamt“ und „Zeitschrift für Kindschaftsrecht und<br />
Jugendhilfe“, Heft 6/2010, Seite 219–221.<br />
in: „Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe“,<br />
Heft 7/2010, Seite 258.<br />
in: Fieseler/Schleicher/Busch/Wabnitz (Hrsg.), Kinder- und<br />
Jugendhilferecht. Gemeinschaftskommentar zum SGB VIII<br />
(GK-SGB VIII), Neuwied seit 1998, Neubearbeitung 2010.<br />
in: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (Hrsg.),<br />
Der Allgemeine Soziale Dienst. Aufgaben, Zielgruppen,<br />
Standards; München und Basel 2010, Seite 31–56.<br />
in: Fieseler/Schleicher/Busch/Wabnitz (Hrsg.), Kinder- und<br />
Jugendhilferecht. Gemeinschaftskommentar zum SGB VIII<br />
(GK-SGB VIII), Neuwied seit 1998, Neubearbeitung 2010.<br />
Gabler-Verlag, Wiesbaden 2010,<br />
ISBN 978-3-8349-2417-9.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
NEUE MITARBEITERINNEN<br />
UND MITARBEITER<br />
Waldbauer, Monika 01. Juni 2010<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
FB Geisenheim<br />
Neumann, Ursula 1. Juli 2010<br />
FB Design Informatik Medien<br />
Neßler, Anke 20. Juli 2010<br />
FB Wiesbaden Business School<br />
Boog, Matthis 1. August 2010<br />
FB Ingenieurwissenschaften<br />
Dück, Richard 1. August 2010<br />
FB Architektur und Bauingenieurwesen<br />
Nitschinger, Cornelia 1. August 2010<br />
FB Ingenieurwissenschaften<br />
Meier, Andreas 1. August 2010<br />
FB Ingenieurwissenschaften<br />
Müller, Angelika 1. August 2010<br />
Institut Weiterbildung im Beruf (iwib)<br />
Bühler, Gutrun 16. August 2010<br />
SG I.2<br />
Schmitt, Cornelia 16. August 2010<br />
SG I.2<br />
Schwarz, Jutta 16. August 2010<br />
FB Wiesbaden Business School<br />
Potz, Marc Etienne 1. September 2010<br />
FB Design Informatik Medien<br />
Schulz, Marlene 1. September 2010<br />
ZSB<br />
55<br />
HS <strong>RM</strong> INTERN
HS <strong>RM</strong> INTERN<br />
NEUE PROFESSORINNEN<br />
56<br />
NEUE PROFESSOREN<br />
Prof. Dr. Jörg Berdux, geboren 1966 in Marburg<br />
Lehrgebiet „Mensch-Maschine-Interaktion und Softwareentwicklung“ im<br />
Studiengang „Medieninformatik“ des Fachbereichs Design Informatik Medien<br />
Prof. Dr. Jörg Berdux studierte von 1987 bis 1995 Informatik an der Universität (TH)<br />
Karlsruhe. Nach kurzer freiberuflicher Tätigkeit als Web-Designer war er von 1996<br />
bis 2000 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich „Entwurf multimedialer Anwen -<br />
dungen“ am Institut für Rechnerentwurf und Fehlertoleranz der Universität (TH)<br />
Karlsruhe tätig. Im Jahr 2001 wechselte er als Projektleiter zur Firma opus 5 inter ak tive<br />
medien GmbH. Von 2002 bis 2004 war er dort als Leiter IT Frankfurt beschäftigt.<br />
Parallel zu seiner Industrietätigkeit schloss Prof. Dr. Berdux seine Dissertation mit<br />
dem Titel „Integrationskonzept für den Entwurf multimedialer Umgebungen“ am<br />
Fachbereich Informatik in Karlsruhe ab und wurde im Jahr 2002 promoviert.<br />
Im Jahr 2005 folgte auf eine Projektleiterposition bei der Spirit Link GmbH in Erlan -<br />
gen eine Vertretungsprofessur im Fachbereich Informatik und Medien an der Fach -<br />
hochschule Brandenburg. Ab dem Sommersemester 2006 bis zu seiner Berufung an<br />
die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> war Dr. Berdux Professor für die Gebiete „Ange wandte<br />
Informatik, Digitale Medien“ im Fachbereich Informatik und Medien der FH Brandenburg.<br />
Neben seiner Lehrtätigkeit und seinem Einsatz als Studien fachberater lag ein<br />
weiterer Schwerpunkt in der gezielten Förderung von Start-ups im Internet-Bereich.<br />
Auch an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> sieht sich Prof. Dr. Berdux wieder an der Schnittstelle<br />
zwischen Informatik und Medien und will zukünftig auch hier die interdiszi pli -<br />
näre Zusammenarbeit weiter verfolgen.<br />
Prof. Dr. Jon Hanf, geboren 1974 in Kiel<br />
Lehrgebiet „Internationale Weinwirtschaft“ im Fachbereich Geisenheim<br />
Dr. Jon Hanf studierte von 1995 bis 2000 Wirtschaftswissenschaften an der Universität<br />
Hohen heim. Während seines Studiums verbrachte er Auslandssemester an der Uni -<br />
versität Mont pellier und an der University of Reading, UK. Nach seinem Diplom war<br />
Dr. Hanf als wissen schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Betriebslehre der Agrarund<br />
Ernährungswissenschaft der Justus Liebig-Universität in Gießen beschäftigt. Im<br />
Jahr 2004 promovierte er dort mit sei ner Dissertation zum Thema „Strategic Supply<br />
Chain Networks – Analyse der Konsequen zen auf das Agri-Food-Business und auf das<br />
strategische Management“. Diese und weitere wissen schaftliche Veröffentlichungen<br />
charakterisieren den Forschungsschwerpunkt von Dr. Hanf im Bereich des Wert -<br />
schöpfungsmanagements in der Ernährungswirtschaft.<br />
Nach einer Tätigkeit auf einer Postdoc-Stelle im Jahr 2005 war Dr. Jon Hanf von 2006<br />
bis zu seiner Berufung an die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> Forschungsgruppenleiter am<br />
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in der Abtei -<br />
lung Agrarmärkte, Agrarvermarktung und Weltagrarhandel.<br />
Über seine berufliche und wissenschaftliche Tätigkeit hinaus besitzt Dr. Hanf Lehr -<br />
erfahrun gen beispielsweise aufgrund von Lehraufträgen, die er seit dem Jahr 2001 im<br />
Rahmen von DAAD Summer Schools wahrnahm.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
NEUE PROFESSORINNEN<br />
NEUE PROFESSOREN<br />
Prof. Dr. Kai Sparke, geboren 1976 in Oldenburg<br />
Lehrgebiet „Gartenbauökonomie“ im Fachbereich Geisenheim<br />
Nach einer Lehre als Baumschulgärtner absolvierte Dr. Kai Sparke ein Gartenbau -<br />
studium an der TU München. Von 2004 bis 2007 war er als wissenschaftlicher Mit -<br />
ar beiter am Lehrstuhl für Marketing und Management am Wissenschaftszentrum<br />
Straubing der <strong>Hochschule</strong> Weihenstephan tätig und promovierte im Januar 2008 mit<br />
seiner Dissertation „Verbrauchersegmentierung bei der Neuproduktbeurtei lung<br />
von Lebensmitteln“. Der Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit am Wissenschafts -<br />
zentrum lag in der Bearbeitung von Marketingprojekten zu Lebensmitteln, Konsumgütern<br />
und Agrarerzeugnissen. Während seiner Studien- und Promotionszeit war<br />
er nebenberuflich in einem Gartenmarkt und im Research Center einer Unter -<br />
nehmensberatung tätig.<br />
Vom Jahr 2007 bis zu seiner Berufung an die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> war Dr. Sparke<br />
Projektleiter und Consultant beim internationalen Marktforschungsinstitut TNS<br />
Infratest in München. Hier arbeitete er zunächst in der Forschung und Beratung<br />
für Banken und anschließend für Automobilhersteller. Neben Auftragsprojekten<br />
befasste sich Dr. Sparke mit der Entwicklung neuer Marktforschungsmethoden.<br />
Seit 2008 war er Lehrbeauftragter an der <strong>Hochschule</strong> Weihenstephan. Außerdem<br />
nahm er eine Gastdozentur an der slowakischen Agraruniversität Nitra wahr. Zahl -<br />
reiche Veröffentlichungen von ihm befassen sich mit dem Konsumentenverhalten<br />
in Bezug auf Lebensmittelneuheiten sowie mit praxisorientierten Fragestellungen<br />
der Betriebsführung und des Marketings im Gartenbau.<br />
An der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> vertritt Dr. Sparke die gartenbauökonomische<br />
Lehre mit Bereichen wie Kosten- und Leistungsrechnung, Erfolgsanalyse, Investi tion<br />
und Finanzierung und strategisches Controlling. Seine Forschungsinteressen liegen<br />
in den thematischen Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Zukunft im Gartenbau<br />
(Ressourcensicherung, Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen), Stake -<br />
holder-Management im Gartenbau (Kundenbeziehungsmanagement, Mitarbeiter -<br />
zufriedenheit) und der Anwendung betriebswirtschaftlicher Instrumente für kleine<br />
und mittelständische Gartenbau-Unternehmen.<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
57<br />
HS <strong>RM</strong> INTERN
HS <strong>RM</strong> INTERN<br />
ELKE FAUTH<br />
IM RUHESTAND<br />
58<br />
Elke Fauth verabschiedete sich Ende Juli von<br />
ihrer langjährigen Tätigkeit in der Frauen arbeit<br />
an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>. Der Senat der<br />
Hoch schule – damals noch Fachhochschule<br />
Wiesbaden – wählte sie im Jahr 2004 zur<br />
Frauenbeauftragten.<br />
Bereits seit den 90er Jahren des vergangenen Jahr -<br />
hunderts engagierte sich Elke Fauth als stell vertre -<br />
ten de Vorsitzende in der Frauenkommission der<br />
FH. Und es gab noch eine ganz besondere „Vor-<br />
Leistung“ von ihr: Sie begann ihr Studium im<br />
Winter semester 1987/88 im Startsemester des neu<br />
errichteten Fachbereichs Informatik. Somit gehörte<br />
sie zu den ersten Studentinnen und Studenten<br />
dieser Fachrichtung in Wiesbaden. Zu einer Zeit,<br />
als sich Lehrende und Lernende mit Provisorien<br />
herumplagen mussten, beispielsweise mit der „Hos -<br />
pitanz“ in der Gesamtschule Klarenthal, weil die<br />
entsprechenden Räumlichkeiten auf dem Campus<br />
Kurt-Schumacher-Ring noch fehlten.<br />
Dennoch blieb sie dem Fachbereich Informatik<br />
treu: Nach ihrem Diplom nahm Elke Fauth dort im<br />
Jahr 1991 eine Beschäftigung als Laboringen i eurin<br />
auf. Sie wurde später, nach einer Änderung im<br />
Hessischen Hochschulgesetz, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin bei den Informatikern.<br />
Erfolgreicher Rückblick<br />
Im Jahr 2007 konnte sich Elke Fauth darüber<br />
freuen, dass die <strong>Hochschule</strong> erstmals als „familien -<br />
gerechte <strong>Hochschule</strong>“ zertifiziert wurde. In diesem<br />
Jahr (Anfang 2010) wurde die Zertifizierung erneut<br />
ausgesprochen. Dieses besondere Prädikat ist in -<br />
zwischen fester Bestandteil auf öffentlichkeits -<br />
wirk samen Medien unserer <strong>Hochschule</strong>. Die Vorberei<br />
tung und der Vorlauf, der Prozess bis hin zur<br />
erfolg reichen Zertifizierung: dies alles ist mit einem<br />
enormen Arbeitspensum verbunden und zieht seine<br />
Kreise in der <strong>Hochschule</strong>. Es begann vor einigen<br />
Jahren mit der „simplen“ Frage, was überhaupt<br />
eine Familie sei?! Und was will man im Rahmen<br />
der Zertifizierung überhaupt erreichen? In einem<br />
abschließenden Auditierungsworkshop waren „wir<br />
mit weiteren Fragen konfrontiert: Was kann man<br />
umsetzen, was muss unbedingt angepackt werden?<br />
Nicht zu vergessen natürlich die Zielvereinbarung<br />
des Präsidiums. Wir haben heute als be -<br />
währte Grundlage acht Handlungsfelder zur<br />
Verfügung, wie beispielsweise „Arbeits zeit“,<br />
„Service für Familien“ und „Informa tionsund<br />
Kommu nikationspolitik“, die wir als<br />
Richtschnur berücksichtigen können“<br />
(Elke Fauth).<br />
Jahrelang hat Elke Fauth auch die Fäden<br />
beim Frauenförderpreis gezogen. Ihr Resü -<br />
mee fällt mit einem lachenden und einem<br />
weinenden Auge aus. Denn der mit 6000 Euro<br />
dotierte Preis hat zwar einen geachteten<br />
Stellenwert in der <strong>Hochschule</strong>, „dennoch<br />
würde ich mir mehr Interesse und Engage -<br />
ment dafür wünschen. Dass dies derzeit<br />
nicht der Fall ist, finde ich sehr schade“, sagt<br />
Elke Fauth.<br />
Dass der Anteil der Professorinnen bei den<br />
Lehrenden in den vergangenen Jahren zuge -<br />
nommen hat, gibt Anlass zum Optimismus<br />
bei Elke Fauth: „Da hat sich viel getan und<br />
wird sich auch mit Sicherheit noch weiterhin<br />
viel tun.“ Die gleiche stetige Veränderung<br />
zum Positiven wünscht sich die ehemalige<br />
Frauenbeauftragte auch im Bereich der<br />
Bessergruppierung von Mitarbeiterinnen.<br />
Ein sehr gutes Ergebnis ist beim Mentorin -<br />
nennetzwerk erreicht worden. Dieses lief<br />
zwar „anfangs schleppend an“, aber im Jahr<br />
2009 waren zwölf studentische Mentees zer -<br />
tifiziert, und das Interesse bei den Studen -<br />
tinnen boomt weiter. Prinzip des Mento rin -<br />
nennetzwerks ist, dass sich Frauen aus der<br />
beruflichen Praxis für ein Jahr zur Verfü gung<br />
stellen und den Studentinnen mit Rat und<br />
Tat zur Seite stehen. Dazu gehört, dass sich<br />
die Mentorinnen und die Studentinnen<br />
mindestens sechs Mal im Jahr treffen und<br />
ihre Erfahrungen austauschen. Aufgrund des<br />
Aufschwungs des Mentorinnennetzwerks<br />
besteht in Hessen inzwischen das europa weit<br />
größte Mentorinnennetzwerk für technische<br />
Bereiche.<br />
Was nimmt sich Elke Fauth für ihre Zeit nach<br />
der <strong>Hochschule</strong> vor? „Alles etwas ruhiger<br />
angehen und endlich lesen, lesen, lesen!“<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Die Frauenbeauftragte<br />
der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />
verließ ihren Arbeitsplatz<br />
JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
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HS <strong>RM</strong> INTERN