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Journal Hochschule RM - Hochschule RheinMain

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JOURNAL<br />

DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3|2010


INHALT<br />

Zum Titel:<br />

„Köpfchen“, viel Zeit und Enthusiasmus<br />

und noch einiges mehr stecken in<br />

„Lucy“, dem Rennwagen der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong>.<br />

(Fotos von oben:) Mit Präzision und<br />

Rasanz, einem „Forschungsprojekt des<br />

Monats“ und „Reizpotentialen“ für die<br />

Frankfurter Buchmesse geht es im Heft<br />

weiter.<br />

2<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

GLANZLICHTER<br />

Erstmals die Ehrenmedaille verliehen<br />

Bonner Bonbon<br />

Rumänische Uni würdigt Verdienste<br />

Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> und die zeitgenössische Literatur<br />

Promotion<br />

„Haar“ feine Untersuchungen bringen Förderpreis<br />

BLICKPUNKTE<br />

Microsoft IT Academy<br />

Richard-Müller-Stiftung<br />

Daniel-Renn-Stiftung<br />

Ärztliche Hilfe für die Flutopfer<br />

Kooperationsabkommen mit brasilianischer <strong>Hochschule</strong><br />

Forschungswissen in Wiesbaden<br />

HOCHSCHULSPORT<br />

Auf dem Surfbrett die Welt „erobern“<br />

Heimsieg<br />

Bestzeit<br />

Karate<br />

INTERNATIONAL<br />

Diplomarbeit mit „Tiefgang“<br />

Global, fair und im Blickpunkt der Forschung<br />

Formula Student<br />

FORSCHUNG<br />

Neue Einblicke lassen Klischees verblassen<br />

DESIGN<br />

Plakatbotschaften in Frankfurt und Österreich<br />

INTERVIEW<br />

Qualitätsmanagement und Evaluation<br />

HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />

Das Gründernetz: 84% Erfolg<br />

Die Bibliothek: „Wie zufrieden sind Sie mit uns?“<br />

VERÖFFENTLICHUNGEN<br />

Vorträge, Aufsätze, Bücher und Poster<br />

HRSM INTERN<br />

Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Neue Professorinnen/neue Professoren<br />

Elke Fauth im Ruhestand<br />

Impressum<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

2<br />

3<br />

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26


JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

In Haiti, bei einem medizinischen Hilfseinsatz in die -<br />

sem Jahr für die Opfer des katastrophalen Erdbebens,<br />

hatte ich den Roman „Drachenläufer“ von Khaled<br />

Hosseini gelesen. Er fesselte sofort und beschäftigte<br />

mich auch während meines jetzigen Einsatzes in<br />

Pakistan (siehe S. 14 bis 17 in diesem Heft). Er handelt<br />

von den Erlebnissen zweier Jungs, Amir und Hassan,<br />

in Afghanistan. Faszinierend geschrieben.<br />

Die Geschichte handelt von Freundschaft, Schuld, Hinoder<br />

Wegschauen, Schuldzuweisung und beschuldigen –<br />

oder Verantwortung übernehmen. Ich kann dieses Buch<br />

nur jedem empfehlen.<br />

Ist die Geschichte von Khaled Hosseini nicht auch<br />

eine Metapher, die besonders uns auf der nördlichen<br />

bzw. westlichen, privilegierten Erdhalbkugel betrifft?!<br />

Wir schauen dem Leid, der Armut, der Vergewalti gung,<br />

dem Tod, millionenfach geschehend, zu – und schreien<br />

wir laut auf? Klagen wir die Schuldigen an, solidari -<br />

sie ren wir uns mit den Opfern, benennen wir die Wahrheit,<br />

handeln wir, oder schweigen auch wir nur?<br />

Im Innersten fühlen wir uns schuldig ob dieser Ungerechtigkeit, aber wir schweigen,<br />

da unsere Mitschuld kaum auszuhalten ist, wir versuchen zu verdrängen, zu ignorie -<br />

ren, diese Not auszublenden, aber wir fühlen uns weiter schuldig. Wir finden tausend -<br />

fach Erklärungen, warum diese Ungerechtigkeit, dieses Leid existent ist, wir rechtfer<br />

tigen damit unser Nichthandeln.<br />

Handeln bedeutet erkennen<br />

Handeln bedeutet Schuld, Mitschuld und Freundschaft sowie Verantwortung zu<br />

er kennen; und gegen Ungerechtigkeit und Leid etwas zu unternehmen.<br />

Der Held ist Hassan, nicht Amir. Die Helden sind die Menschen, die in Not und<br />

Armut leben, überleben wollen und nicht wir, die wir auf der Sonnenseite der Erde<br />

leben dürfen. Das Fatale und Tragische zugleich, die Gedemütigten, die Leidenden,<br />

beschuldigen uns nicht. Sie bedrängen uns nicht einmal, sie akzeptieren ihr Leid,<br />

ihre Armut und erhalten damit unseren Reichtum.<br />

Für mich persönlich ist dies eine zentrale Frage, die Frage nach Schuld und Hilfe,<br />

Verantwortung und Handeln, die zentrale Frage nach Freundschaft, nach Liebe.<br />

Diese Ungleichheit, diese ungerechte Ressourcenverteilung, diese soziale Ungleich -<br />

heit ist der Nährboden des Terrorismus, dem ich hier so hautnah, im wahrsten Sinne<br />

des Wortes, begegne.<br />

Und aus all diesen Gründen haben die Menschen in Pakistan und jedem anderen Ort<br />

dieser Welt ein Recht auf unsere Hilfe, auf unsere gelebte Solidarität. Und es liegt in<br />

unserer Verantwortung, es ist unsere Pflicht, dies zu tun, es ist das mindeste, das wir<br />

tun können, nein: müssen.<br />

Prof. Dr. Gerhard Trabert,<br />

Fachbereich Sozialwesen<br />

3<br />

EDITORIAL


GLANZLICHTER<br />

Erstmals die Ehrenmedaille verliehen:<br />

UM DIE INTERNATIONALISIERUNG<br />

VERDIENT GEMACHT<br />

Prof. Dr. Hans Dieter Hochheimer (rechts) erhält die Ehrenmedaille der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong> aus den Händen des Kanzlers der <strong>Hochschule</strong>, Wilfried<br />

Friedl. In der 1. Reihe sitzen Prof. Dr. Christian Jochum und die Dekanin des<br />

Fachbereichs Ingenieurwissenschaften, Prof. Dr. Moniko Greif.<br />

Wieder eine echte Premiere an der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong>, diesmal am Campus Rüsselsheim:<br />

Im Namen des Präsidiums der <strong>Hochschule</strong> überreichte<br />

ihr Kanzler, Wilfried Friedl, erstmals die Ehrenmedaille<br />

der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>. Ausgezeichnet wurde da -<br />

mit Prof. Dr. rer. nat. habil. Hans Dieter Hochheimer,<br />

der sich bei der Internationalisierung dieses Studien orts<br />

weit überdurchschnittlich engagiert hat. Mehr als 500<br />

Studierende konnten durch seine Vermittlung ein Aus -<br />

landssemester in den Vereinigten Staaten absolvieren<br />

bzw. Praktika, Exkursionen oder Abschlussarbeiten<br />

dort durchführen. Seine Betreuung der Rüsselsheimer<br />

Studierenden wurde als hervorragend angesehen:<br />

ein Funke sprang also über! Schwerpunkt seines Enga -<br />

ge ments war die Colorado State University in Fort<br />

Collins, wo Prof. Dr. Hans Dieter Hochheimer bis vor<br />

kurzem Physik lehrte.<br />

Nach der Begrüßung der Festversammlung durch<br />

Prof. Dr. Moniko Greif, der Dekanin des Fachbereichs<br />

Ingenieurwissenschaften, war die Laudatio zu hören.<br />

Der Kanzler machte zunächst deutlich, für wen diese<br />

ganz besondere Auszeichnung bestimmt ist: „Die<br />

Ehren medaille der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> wird an<br />

Menschen verliehen, die sich in überdurchschnittlichem<br />

Maße um die <strong>Hochschule</strong> und ihre Studierenden ver -<br />

dient gemacht haben. Ausgezeichnet werden nicht<br />

zwangsläufig Mitglieder der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>,<br />

sondern – wie in diesem Falle – eine externe Person.“<br />

4<br />

Zwar „extern“, aber doch kein Unbekannter in Rüsselsheim:<br />

Prof. Dr. Hochheimer wurde 1943 in Frankfurt/<br />

Main geboren und wuchs in Flörsheim auf, auf der<br />

anderen Mainseite (was ihm Stefan Gieltowski, der<br />

Oberbürgermeister von Rüsselsheim, inzwischen „ver -<br />

ziehen“ hat, wie er später während der Feierstunde<br />

sagte). Prof. Dr. Hochheimer lebte 30 Jahre in den<br />

Vereinigten Staaten von Amerika, im Juli dieses Jahres<br />

wurde er vom Department of Physics der Colorado<br />

State University in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Nach seinem Abitur studierte er Physik und Mathe ma -<br />

tik, promoviert wurde er an der Universität Regens -<br />

burg 1974, wo er sich 1980 auch habilitierte. Stationen<br />

seiner wissenschaftlichen Karriere waren u.a. das Max-<br />

Planck-Institut in Stuttgart, das Los Alamos National<br />

Laboratory, New Mexico, sowie die Arizona State Uni -<br />

versity, Tempe. Im Jahr 1988 wurde er an die Colorado<br />

State University berufen: „Diese <strong>Hochschule</strong> genießt<br />

nach den vorliegenden Informationen einen ausge -<br />

zeichneten Ruf, vor allem die Ingenieurwissenschaften<br />

sind in den USA führend“ (Wilfried Friedl).<br />

Das Enga gement von Prof. Dr. Hochheimer im Bereich<br />

der Internationalisierung des Hochschulstudienorts<br />

Rüsselsheim beleuchtete der Kanzler anhand einiger<br />

Highlights: „Allein in letzter Zeit konnten fast 20 Stu -<br />

denten des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften an<br />

der Colorado State University studieren beziehungs -<br />

weise ein Praxissemester in der Labors absolvieren.<br />

In all diesen Fällen haben Sie die Fäden gezogen, die<br />

Praktikumsplätze organisiert, die Visa kostenlos orga -<br />

nisiert und auch als Reiseführer den Gästen Colorado<br />

gezeigt. Nicht zu vergessen auch die Organisation von<br />

internationalen Exkursionen.<br />

Alle, die mit Ihnen und Ihrer Arbeit zu tun hatten,<br />

be stätigen einhellig und nachdrücklich Ihren außerge -<br />

wöhn lichen Einsatz für die Studierenden. Ihr Enga ge -<br />

ment erleben die Mit glieder der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

immer wieder haut nah: So hatten sich beispiels weise<br />

ein Dreivierteljahr nach einer „Schnupperexkur sion“<br />

nach Fort Collins bereits über 70% der Teilnehmer fest<br />

für ein Auslands semester entschieden. Ihnen gelingt<br />

es offensichtlich hervorragend, den jungen Menschen<br />

„ihre Scheu klappen zu nehmen“ und sie zu begeistern.<br />

Hier möchte ich Ihnen im Namen der Hochschul -<br />

leitung, aber auch persönlich, für dieses Engagement<br />

danken und Ihnen als Anerkennung die Ehrenme daille<br />

überreichen.“<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


In seiner Dankesrede hob Prof. Dr. Hochheimer die<br />

ausdrückliche Förderung der Internationalisierung<br />

seitens der Hochschulleitung hervor. Die Studierenden<br />

ermutigte er dazu, Auslandsaufenthalte durchzu führen,<br />

sich dabei unterstützen zu lassen und das gewonnene<br />

Wissen weiterzutragen. Ihm, dem Geehrten, ging es<br />

auch in all den Jahren darum, ein „Wertesystem“ weiter -<br />

zugeben, d.h. etwas aus sich zu machen, Schwierigkei ten<br />

zu überwinden, auch wenn sie manchmal übergroß<br />

er scheinen. Er selbst wird an der Arizona State Uni -<br />

ver sity weiterhin im Wissenschaftsbereich aktiv sein.<br />

Und wenn er in Zukunft etwas für die <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong> tun könnte, „so lassen Sie es mich wissen“.<br />

Er schloss seine Dankesrede mit einem humorvollen<br />

Seitenhieb: Er habe es nicht geschafft, eine Partner -<br />

schaft der Städte Rüsselsheim und Fort Collins zu<br />

initiieren – was er allerdings auch nicht mehr bedaure<br />

angesichts dessen, „wie schlecht die Amerikaner Opel“<br />

behandelt hätten.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Prof. Dr. Hochheimer bei seiner Dankesrede.<br />

Die Dekanin, Prof. Dr. Moniko Greif, überreichte im<br />

Namen des Fachbereichs Präsente an den Geehrten.<br />

Glückwünsche von Oberbürgermeister Stefan Gieltowski: mit einem<br />

Bekenntnis zum Campus Rüsselsheim der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />

Oberbürgermeister Stefan Gieltowski beglückwünschte<br />

die <strong>Hochschule</strong> dafür, dass sie die Ehrenmedaille<br />

an Prof. Dr. Hochheimer verliehen hat: „Ein idealer<br />

Preis träger für diese Auszeichnung!“ Er bescheinigte<br />

dem Geehrten einen geselligen Charakter und eine<br />

„preu ßische Pünktlichkeit“. Und er vergaß nicht zu<br />

erwähnen, dass Prof. Dr. Hochheimer ein ehemaliger<br />

Schüler des Kant-Gymnasiums in Rüsselsheim war.<br />

5<br />

GLANZLICHTER


BONNER BONBON<br />

GLANZLICHTER<br />

EU-Forschungsanträge der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong> erhalten finanziellen Anschub<br />

6<br />

Gute Aussichten für die Forschung an der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong>, sich noch deutlicher europäisch zu präsentieren:<br />

Denn die HS<strong>RM</strong> gehört zu 35 ausgewählten<br />

deutschen Fachhochschulen, die jetzt finanzielle Unterstützung<br />

vom Bund erhalten. Und zwar um Anträge<br />

im „7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen<br />

Union“ zu stellen. Das Bundesministerium für For -<br />

schung und Bildung (BMBF) stellt dafür eine Million<br />

Euro zur Verfügung. Diese Mittel stehen beispiels weise<br />

für zusätzliches Personal bereit: was hoch willkommen<br />

ist angesichts der aufwendigen Projektanträge, die nach<br />

Brüssel geschickt werden sollen.<br />

Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> wird sogar bei zwei Pro -<br />

jektanträgen unterstützt. Dazu gehört das Projekt von<br />

Prof. Dr. Karin Gräslund vom Fachbereich Wiesbaden<br />

Business School. Hier geht es unter anderem um<br />

Modelle für nachhaltigeres Wirtschaften von Unter -<br />

nehmen. Der zweite Projektantrag entsteht unter der<br />

Leitung von Prof. Dr. Ralf Dörner vom Fachbereich<br />

Design Informatik Medien. Hier sind „Multiplayer<br />

Games“ mit ihren technisch anspruchsvollen multime -<br />

dialen, echtzeitfähigen und verteilten digitalen Inhal ten<br />

der Gegenstand der angewandten Forschung.<br />

Der Vizepräsident der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, Prof.<br />

Dr. Reinhard Henrici, nahm während der Konferenz<br />

„Forschung an Fachhochschulen – Erfolgreich in<br />

Europa“ in Bonn die Bewilligungsurkunde entgegen.<br />

Für ihn stellt diese Förderung „einen Einstieg in die<br />

Qualifikation für die Champions League“ dar.<br />

Staatssekretär Georg Schütte vom BMBF sagte bei der<br />

Übergabe an die Hochschulvertreter, dass die Fach -<br />

hochschulen in besonderem Maße Brücken zwischen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft schlügen. Durch ihr Profil<br />

in angewandter Forschung trügen sie wesentlich dazu<br />

bei, dass neue Ideen rasch in marktfähige Produkte<br />

umgesetzt werden könnten: „Wenn Fachhochschulen<br />

Brüsseler Forschungsgelder nach Deutschland holen,<br />

können auch deren Partner, vor allem kleine und<br />

mittelständische Unternehmen, profitieren“, betonte<br />

Schütte.<br />

Hochschul-Vizepräsident Prof. Dr. Reinhard Henrici (rechts)<br />

nahm die finanzielle Förderung für zwei EU-Forschungs anträge<br />

aus den Händen von Georg Schütte, Staatssekretär im Bundes -<br />

ministerium für Bildung und Forschung (BMBF), entgegen.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Rumänische Uni würdigt Verdienste um deutschsprachigen<br />

Studiengang: Wiesbadener Informatiker<br />

PROF. DR. RALF DÖRNER<br />

ZUM HONORAR-<br />

PROFESSOR ERNANNT<br />

Der Wiesbadener Informatiker Prof. Dr. Ralf Dörner,<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, ist zum Ehrenprofessor<br />

ernannt worden: und zwar von der rumänischen Uni -<br />

versität von Transsilvanien. Damit würdigt die in Braşov<br />

beheimatete Universität das herausragende Engage -<br />

ment von Prof. Dr. Dörner für den dortigen deutsch -<br />

sprachigen Informatikstudiengang. Schon seit Jahren<br />

bietet er dafür ehrenamtlich Lehrveranstaltungen an,<br />

unterstützt vom ERASMUS-Programm der EU. Insbe -<br />

sondere sein rumänisch-deutsches Lehrbuch hat ihm<br />

große Anerkennung eingebracht.<br />

Prof. Dr. Ralf Dörner, der die Gebiete „Graphische<br />

Datenverarbeitung“ und „Virtuelle Realität“ am Fachbereich<br />

Design Informatik Medien vertritt, freut sich<br />

über die große Ehre: „Zu Beginn meiner Professur in<br />

Wiesbaden gab es schon eine intensive Kooperation<br />

zwischen den beiden <strong>Hochschule</strong>n. Die Möglichkeit,<br />

in Rumänien an einem deutschsprachigen Studiengang<br />

mitzuwirken, fand ich sehr anregend und war auch gern<br />

bereit, mich hier zu engagieren.“ Braşov in Transsilva -<br />

nien – die deutsche Bezeichnung lautet Kronstadt in<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Hat sich um die<br />

deutschsprachige<br />

Informatikerausbildung<br />

in Rumänien<br />

verdient gemacht:<br />

Prof. Dr. Ralf Dörner<br />

wurde zum<br />

Ehrenprofessor ernannt.<br />

Siebenbürgen – hat ein reiches deutsches kulturelles<br />

Erbe, das in örtlichen Gymnasien und an der Univer -<br />

sität gepflegt wird.<br />

Die Verleihung der Honorarprofessur ist auch Aus -<br />

druck einer erfolgreichen Internationalisierung, die<br />

sich durch einen regen Studierendenaustausch mit<br />

Spitzenleistungen zeigt: So schreiben zwei Absolven ten<br />

aus Braşov gerade ihre Doktorarbeit im gemeinsam<br />

mit der Goethe-Universität betriebenen Doktorandenkolleg<br />

Informatik an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />

7<br />

GLANZLICHTER


GLANZLICHTER<br />

Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

und die zeitgenössische Literatur:<br />

ZWEI ERFOLGREICHE PROJEKTE<br />

Schon immer hatten die „schönen Künste“ einen Platz in der<br />

Fachhochschule Wiesbaden und jetzt in der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />

Insbesondere wird die Literatur hier gewürdigt. Seit einigen Jahren gibt es die „Poetikdozentur: junge<br />

Autoren“. Einmal im Semester werden junge Autoren und Autorinnen – immer im Wechsel – eingeladen, hier<br />

zu lesen. Sie halten zwei Vorlesungen zum Prozess des eigenen Schreibens in der <strong>Hochschule</strong> am Campus<br />

Kurt-Schumacher-Ring – als Lunchlesungen jeweils um 12.15 Uhr. In Kooperation mit der Stadt Wiesbaden<br />

halten sie weiterhin zwei Lesungen aus ihren neue ren Texten im Literaturhaus Villa Clementine – um 20 Uhr<br />

(siehe auch im Internet www.hs-rm.de/poetikdozentur).<br />

Die „Poetikdozentur: junge Autoren“ gibt es nun schon seit sechs Jahren. Der Fischer Taschenbuch Verlag<br />

in Frankfurt machte den Vorschlag, die ge sammelten Vor lesungen der Autoren zu veröffent li chen. Und er<br />

setzte dieses Vorhaben um. Im Früh jahr 2010 erschien das Buch „nehmen sie mich beim wort ins kreuzver -<br />

hör – Vorlesungen der Wiesbadener Poetikdozentur“.<br />

Die Anzahl der Lesungen im Laufe der ersten fünf Jahre (von 2004 bis 2009) und das Erscheinen des<br />

Buches nahmen wir als Anlass, ein Fest zu feiern: das „Poetenfest“, teils fand es in der <strong>Hochschule</strong>, teils<br />

in der Villa Clementine statt.<br />

Zu diesem Fest waren alle Autorinnen und Autoren<br />

eingeladen, die bisher gelesen hatten. Sechs von ihnen<br />

konnten kommen. Es war ein gelungenes Fest, bei<br />

dem die <strong>Hochschule</strong>, die Dozentur und das Buch einer<br />

größeren Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.<br />

Den Auftakt bildete am Freitag, 11. Juni 2010, im Gar -<br />

tengeschoss der <strong>Hochschule</strong> ein Empfang der Gäste<br />

mit anschließender Lesung. Bei Fingerfood, Wein und<br />

anderen Getränken wurde geplaudert und diskutiert.<br />

Vertreter der Stadt waren gekommen, Landtagsabge -<br />

ordnete, Verleger aus Wiesbaden und Kulturschaf fende.<br />

Der Alt-Präsident Clemens Klockner war auch zugegen.<br />

Es sei noch mal daran erinnert, dass er die Poetikdo<br />

zen tur im Wintersemester 2004/05 anlässlich des<br />

(links) Die Kulturreferentin des AStA, My Quynh Vu Thi, bei ihrem Grußwort. (rechts)<br />

Nur Theaterblut: der Dolch im Gewand von Frans Gall. Zugestoßen hat Valery Becker.<br />

8<br />

zehnjährigen Bestehens der Schreibwerkstatt an der FH<br />

ins Leben gerufen hat. Er begründete damit ein weit -<br />

rei chendes literarisches Angebot, das über die Hoch -<br />

schule hinaus bis ins Kulturleben der Stadt hinein reicht.<br />

Dies wurde an dem Abend ebenfalls gewürdigt.<br />

Begrüßungsworte wurden gehalten. Der Kanzler der<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, Wilfried Friedl, sprach, die<br />

Leiterin des Literaturhauses, Frau Susanne Lewalter,<br />

die Lektorin des Fischer Verlages, Frau Gropp. Der<br />

AStA der <strong>Hochschule</strong> war ebenfalls vertreten, Frau<br />

My Quynh Vu Thi – die Kulturreferentin – sprach sich<br />

lobend über die Einrichtung der Poetikdozentur aus<br />

und wünschte ihr weiterhin Erfolg. Insbesondere bei<br />

den Studierenden.<br />

Beiträge der „Cultur auf dem<br />

Campus“ reicherten den Abend an.<br />

Die Musikband des Fachbereichs<br />

Sozial wesen, „Michael and his<br />

friends“, spielte Evergreens und<br />

die Theatergruppe erheiterte die<br />

Zu schauer mit ironisch-skurrilen<br />

„Minidramen“.<br />

Albert Ostermaier hielt dann die<br />

erste Lesung. „Mit Beat und Feuer“,<br />

wie es im „Wiesbadener Kurier“<br />

hieß. Denn Ostermaier las Lyrik in<br />

Begleitung des Musikers Hans Platz -<br />

gumer am Computer. Rhythmische,<br />

bild starke Liebeslyrik, untermalt<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Musik vom Fachbereich Sozialwesen: mit Jörn Hoffmann,<br />

Michael May und Michael Schmidt (v. l.).<br />

von gespeicherten Beats. Danach las Ulrike Draesner<br />

aus ihrem neuen Roman „Vorliebe“. Insgesamt ein<br />

fulminanter Auftakt.<br />

Am Samstag, 12. Juni, gab es dann ab 17.30 Uhr<br />

Lesungen in der Villa Clementine. Es lasen Annette<br />

Pehnt, Andreas Maier, Peter Stamm (der erste Poetik -<br />

dozent, er begann im Wintersemester 04/05 die Reihe<br />

der Poetikdozenturen) und Sudabeh Mohafez. Die<br />

Pausen, die Gespräche wurden unterlegt mit dezenten<br />

Klängen des Jazz-Musikers Uwe Oberberg am Klavier.<br />

Dass die Literatur an einer Fachhochschule gefördert<br />

wird, deren Hauptaufgabe in der Vermittlung der<br />

„Applied Sciences“ liegt, ist nicht selbstverständlich.<br />

Es ist sogar eine Ausnahme. Die (damalige) Fachhoch -<br />

schule Wiesbaden war die erste FH in Deutschland, die<br />

dieses Engagement gezeigt hat. In der Präambel der<br />

Grundordnung wurde gesagt, dass die Fachhochschule<br />

Annette Pehnt und …<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

auch Aktivitäten im künstlerischen Bereich unter stüt -<br />

zen wolle. Aktivitäten, die sich im eigenen Bereich ent -<br />

wickeln – oder von außen kommend – ein Betäti gungs -<br />

feld suchen. Dies hat sie auf dem Gebiet der Literatur<br />

in bemerkenswert breiter Weise getan. In den „neuen<br />

Visionen und Leitbildern“, die zur Zeit entworfen<br />

werden, sollte sie diese Aufgabe auch wieder benennen<br />

und weiter fortführen.<br />

Die Literaturinteressierten aus der <strong>Hochschule</strong>, aus<br />

der Stadt Wiesbaden, aus den umliegenden Orten und<br />

Städten danken es ihr. Dies konnte man bei den vielen<br />

Gesprächen auf dem Poetenfest, vor und nach den<br />

Lesungen, erfahren. Und immer wieder wurde der<br />

Wunsch ausgedrückt, dass es dieses Leseerlebnis noch<br />

lange geben möge.<br />

… Peter Stamm lasen abends im Literaturhaus der Stadt Wiesbaden,<br />

in der Villa Clementine.<br />

Die „Schreibwerkstatt an der FH“<br />

Es hat sie fast 18 Jahre lang gegeben, die „Schreib -<br />

werk statt an der Fachhochschule“. Von einer literatur -<br />

ge prägten Professorin und Studierenden gegründet,<br />

trafen sich Schreibbegeisterte und Schreibbegabte<br />

über einen langen Zeitraum. Aus dem ganzen Rhein-<br />

Main-Gebiet kamen sie. Einmal im Monat, am ersten<br />

Freitag, das Jahr hindurch. Man besprach Texte. Texte,<br />

die zu Hause geschrieben und in diesem Kreis zum<br />

ersten Mal vorgelesen wurden. Und nicht nur das, son -<br />

dern sie wurden auch kritisch-konstruktiv besprochen.<br />

Die Logik der Story wurde überprüft, der Spannungs -<br />

bogen beachtet, die Wortwahl bewertet. Es war ein<br />

anregender, manchmal auch aufregender Austausch.<br />

Sehr gute Texte, Geschichten und Romane, Gedichte<br />

und Haiku, sind im diesem Kreis entstanden.<br />

Ein weiterer Schritt in die Öffentlichkeit hinaus war<br />

die Durchführung von Lesungen. In der <strong>Hochschule</strong><br />

wurde gelesen, in vielen Kulturtreffs, im Literaturhaus<br />

Villa Clementine, bei den „Buchseiten/Buchzeiten“,<br />

eine Veranstaltung der Buchhandlungen, die jährlich<br />

in Wiesbaden stattfindet, war man regelmäßig dabei.<br />

9<br />

GLANZLICHTER


GLANZLICHTER<br />

Eine interessante Vorlesungsreihe mit der Forschungs -<br />

anstalt Geisenheim wurde entwickelt: Lyrik & Wein.<br />

Es gibt sie seit acht Jahren und sie findet jedes Jahr<br />

erneut statt. An dem Abend werden Weine und Texte,<br />

manchmal auch Melodien, präsen tiert. Zwischen den<br />

Weinproben gibt es ausführlich Zeit, den künstleri schen<br />

Darbietungen zu lauschen.<br />

Man suchte natürlich auch nach Veröffentlichungs möglichkeiten.<br />

Hier fanden die angehenden Autoren eine<br />

große Unterstützung bei der <strong>Hochschule</strong>. So konnten<br />

sie vier Anthologien mit ihren Texten in der Hochschul -<br />

reihe „Veröffentlichungen aus Lehre, angewandter<br />

Forschung und Weiterbildung“ herausgeben. Aber sie<br />

waren auch in der Erschließung weiterer finanzieller<br />

Mittel findig: Firmen, die in Geschäftsverbindung mit<br />

der FH standen,wurden als Sponsoren gewonnen, die<br />

die Publizierung mit finanzierten.<br />

Eine weitere erfolgreiche Kooperation wurde gestartet<br />

– mit dem (damaligen) Fachbereich Gestaltung.<br />

Studierende konzipierten unter der Leitung von Prof.<br />

Guido Ludes ein ansprechendes, originelles Layout<br />

der jeweiligen Ausgabe. Eine Art „Gesamtkunstwerk“<br />

entstand, eine sinnvolle Verbindung von Text und ge -<br />

stalterischen Aspekten, ein beeindruckendes Produkt<br />

der <strong>Hochschule</strong> Die Anthologien waren sehr gefragt,<br />

derzeit sind nur noch wenige Exemplare erhältlich.<br />

Promotion mit „magna cum laude“:<br />

10<br />

Die vier Anthologien tragen die Titel „Seitensprünge“,<br />

„Zeit-Reize/Reiz-Zeiten“, „Rhein und raus“ und<br />

„Game Over“.<br />

Die Schreibwerkstatt existiert in der wie hier<br />

beschrie benen Form nicht mehr.<br />

Sie hat sich weiter entwickelt. Viele der Autoren arbei -<br />

ten inzwischen eigenständig und haben Verlage gefun -<br />

den, die ihre Texte publizieren.<br />

Doch es wurde ein neues Forum des Austauschs ge -<br />

schaf fen, den „Wiesbadener Autorentreff“. In Koope -<br />

ra tion mit der Caliban Literaturwerkstatt e.V. finden<br />

nun die Treffen in der Herderstraße 31 alle drei Mona te<br />

statt (März/Juni/September/Dezember). Diese Treffen<br />

dienen dem Lesen, dem Austausch und dem Bespre chen<br />

von Texten. Interessierte sind stets willkommen.<br />

Der Wiesbadener Autorentreff steht in enger Verbin -<br />

dung mit dem Autorentreff „Dostojewskis Erben“, der<br />

sich monatlich in der Villa Clementine einfindet. Eine<br />

Art „Stammtisch“ für Schreibende.<br />

Das literarische Leben in Wiesbaden und Umgebung<br />

blüht – und die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> leistet ihren<br />

Beitrag dazu.<br />

Prof. Dr. Rita Rosen<br />

Kulturbeauftragte der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

ABSOLVENTIN DES FACHBEREICHS SOZIAL -<br />

WESEN SCHLIESST DOKTORARBEIT AB<br />

Regina Remsperger:<br />

vom Diplom an der<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

direkt zur erfolgreichen<br />

Doktorandin.<br />

Regina Remsperger, Absolventin des Fachbereichs Sozialwesen, hat im Juni ihre<br />

Promotion in Erziehungswissenschaften mit „magna cum laude“ („sehr gut“) ab ge -<br />

schlossen. Als erste Studentin des Fachbereichs wurde sie direkt nach ihrem Diplom<br />

an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> zur Promotion an der Universität zugelassen. Was<br />

sonst häufig nur über einen „Umweg“ möglich ist: Das heißt zusätzlich zum FH-<br />

Diplom muss noch ein Unidiplom abgelegt werden.<br />

Promoviert hat Regina Remsperger an der Goethe-Universität in Frankfurt am<br />

Main. Ihre Dissertation trägt den Titel „Sensitive Responsivität in der Erziehe rin nen-<br />

Kind-Interaktion: Eine qualitative Videostudie“. In dieser hat sie auf Basis zahlrei<br />

cher Videofilme aus dem Kindergartenalltag untersucht, wie Kinder bei ihren<br />

Bildungsprozessen von Erzieherinnen dadurch unterstützt werden können, dass<br />

diese ihr Lernen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt wahrnehmen und sensi bel<br />

begleiten. Was in den Plänen zur frühkindlichen Bildung der verschiedenen Bundes -<br />

länder nur programmatisch gefordert wird, findet sich als dichte Beschrei bung von<br />

Interaktionsmustern und -verläufen in dieser Arbeit empirisch konkre tisiert.<br />

Betreut wurde Regina Remsperger von Prof. Dr. Michael May, der auch erster<br />

Gutachter ihrer Doktorarbeit war. Prof. Dr. May lehrt am Fachbereich Sozialwesen<br />

der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Rüsselsheimer Hochschulabsolvent:<br />

„HAAR“FEINE UNTERSUCHUNGEN<br />

BRINGEN FÖRDERPREIS<br />

Der Rüsselsheimer Absolvent Matthias Schmitt erhielt am 30. Juni anlässlich der Jahrestagung des mst-<br />

Netzwerks Rhein-Main den mit 1000 Euro dotierten Förderpreis Mikrosystemtechnik. Dieser Preis wurde<br />

2010 erstmals vom mst-Netzwerk, einem Verbund von Firmen, <strong>Hochschule</strong>n und Forschungseinrichtungen,<br />

vergeben. Schmitt ist Absolvent des Masterstudiengangs Angewandte Physik der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />

Den Preis erhielt er für seine Abschlussarbeit über thermoelektrisch aktive Nanodrähte.<br />

Der Preisträger hat sich bereits ein neues Ziel gesetzt:<br />

im Rahmen eines Forschungsprojekts des Instituts für<br />

Mikrotechnologien (IMtech) der <strong>Hochschule</strong> Rhein -<br />

Main promoviert er an der Goethe-Universität Frank -<br />

furt. Der Doktorand hatte seine Ausbildung zum<br />

Physiklaboranten bei der Firma Schott in Mainz und<br />

sein Diplomstudium an der damaligen Fachhochschule<br />

Wiesbaden absolviert. „Von meinem Preisgeld möchte<br />

ich meiner Freundin einen Kurzurlaub schenken“, ver -<br />

sprach Matthias Schmitt.<br />

Wärme wird zu Strom<br />

Was ist der besondere Vorteil von thermoelektrisch<br />

ak tiven Materialien? Man kann mit ihnen „Wärme<br />

direkt in Elektrizität verwandeln“, so Matthias Schmitt.<br />

Thermoelektrische Generatoren können beispielsweise<br />

in einem Auto die am laufenden Motor entstehende<br />

Abwärme nutzen. Diese wird in Strom umgewandelt<br />

und geht somit nicht verloren. Der gewonnene Strom<br />

kann etwa die Bordelektronik oder die Klimaanlage des<br />

Autos betreiben. Besonders effizient wird die Ther mo -<br />

elektrik aber erst durch Materialien, die mit Hilfe der<br />

Nanotechnologie hergestellt werden, z.B. in Form von<br />

Nanodrähten.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Der Preisträger<br />

Matthias Schmitt<br />

bei seiner Arbeit<br />

im Reinraum.<br />

In seiner Masterarbeit entwickelte der 30-jährige<br />

Matthias Schmitt einen Chip, um Nanodrähte mit<br />

einem Durchmesser von ca. 100 Nanometern (ein<br />

500stel eines Haares) zu untersuchen. Hierzu erstellte<br />

er zuerst zahlreiche Simulationen am Computer und<br />

experimentierte dann an der Herstellung des Chips<br />

selbst – unter anderem durch den Einsatz unterschied -<br />

licher Beschichtungen und Ätztechniken. Entstanden<br />

ist eine innovative Messplattform, mit der erstmalig<br />

die thermoelektrischen Eigenschaften einzelner Nano -<br />

drähte bestimmt werden können. Inzwischen wird sie<br />

auch von anderen Forschungsgruppen genutzt. In<br />

seiner Doktorarbeit macht Schmitt nun den weiteren<br />

logischen Schritt: es sollen Nanodrähte mit hoher ther -<br />

moelektrischer Effizienz identifiziert werden, um aus<br />

ihnen extrem sensitive Sensoren zu entwickeln.<br />

Zum Mikrosystemtechnik-Netzwerk Rhein-Main ge -<br />

hören rund 40 Firmen, <strong>Hochschule</strong>n und Forschungs -<br />

institutionen. Es hat sich zum Ziel gesetzt, eine Platt -<br />

form für Informationsaustausch und Weiterbildung im<br />

Bereich der Mikrosystemtechnik und Nanotechnolo gie<br />

zu schaffen und Forschungsprojekte auf diesem zu -<br />

kunftsweisenden Forschungsgebiet zu initiieren.<br />

11<br />

GLANZLICHTER


BLICKPUNKTE<br />

MICROSOFT<br />

IT ACADEMY<br />

Alle Infos rund um die Microsoft IT Academy stehen auf<br />

der Webseite des Fachbereichs<br />

Wiesbaden Business School www.hs-rm.de/ita<br />

12<br />

Angehörige der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> können jetzt<br />

kosten günstig Zertifikate der Firma Microsoft erlangen.<br />

Der Fachbereich Wiesbaden Business School ist Mitglied im<br />

Microsoft IT Academy Program. Über diese Kooperation<br />

von <strong>Hochschule</strong> und Software-Anbieter erhalten Studierende,<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Professorinnen und<br />

Professoren die Gelegenheit, an standardisierten Zertifizierungskursen<br />

teilzunehmen. Hier können unter anderem die Zertifi kate<br />

„Microsoft Office Specialist“, „Microsoft Office Master“ und<br />

„Microsoft Certified Business Management Solutions Specia list“<br />

erlangt werden.<br />

Als offizielles Microsoft Office Testing Center bietet der Fach -<br />

bereich Wiesbaden Business School nicht nur Zugang zu den<br />

offiziellen Ausbildungsmaterialien und die entsprechende Infra -<br />

struktur mit PC-Laboren und Trainern. Auch die Zertifizierungsprüfungen<br />

zu Office Word, PowerPoint, Excel oder Outlook<br />

können direkt im Fachbereich abgelegt werden. Die Prüfungs -<br />

vorbereitung besteht aus einem eintägigen Präsenztraining<br />

unter Verwendung der entsprechenden Ausbildungsmaterialien.<br />

Ergänzende Materialien und Prüfungssimulationen können im<br />

Rahmen von freien Übungszeiten genutzt werden.<br />

RICHARD-MÜLLER-STIFTUNG<br />

UNTERSTÜTZT AUSLANDSAUFENTHALTE<br />

Reges Kommen und Gehen im Fachbereich Wiesbaden Business School der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>: Mit Unterstützung<br />

der Wiesbadener Richard-Müller-Stiftung gingen 14 überdurchschnittlich gute Studierende für ein Jahr ins Ausland.<br />

Durch die Kombination aus jeweils einem halben Jahr Studium und Praktikum bot sich für die Stipendiaten nicht nur die<br />

Möglichkeit, ihr Wissen zu vertiefen und praktische Erfahrungen zu sammeln: durch den Aufenthalt in Ländern südlich<br />

und nördlich des Äquators konnten die Studierenden auch ihren kulturellen Horizont ausdehnen. Neben klassischen<br />

Zielen wie den USA und Großbritannien waren insbesondere spanischsprachige Länder beliebt.<br />

Mit wertvollen Erfahrungen zurückgekehrt (v.l.): Roman Bleich, Andrea Dörmann, Sascha Koch, Clarissa Alt, Stefanie<br />

Feld und Natalie Hostalek.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


DREI GEISENHEIMER STUDIERENDE<br />

ERHALTEN STIPENDIEN DER<br />

DANIEL-RENN-STIFTUNG<br />

Drei Studierende des Fachbereichs Geisenheim er hielten nach einstimmigem Beschluss auf der diesjährigen<br />

Mitgliederversammlung der Daniel-Renn- Stiftung je 2500 Euro für die Durchführung von Aus landspraktika<br />

in den Semesterferien.<br />

Die Studierenden hatten auf der Hauptversammlung<br />

der Stiftung die Bedeutung ihrer Praktika für ihr Stu -<br />

dium und für ihre spätere Berufs- und Lebensplanung<br />

so umfassend und eloquent vorgetragen, dass durch<br />

den Stiftungsrat und die Mitgliederversammlung keine<br />

Abstufung in der Stipendienvergabe erfolgte.<br />

Die erfolgreichen Studierenden der Studien -<br />

richtung Weinbau und Oenologie sind:<br />

• Wiebke Krüger aus Hannover;<br />

sie wird ihr Praktikum in der Williams Seleym<br />

Winery im Russian River Valley, Kalifornien, verbringen.<br />

Ihr Praktikumsbetrieb bereitet Wein im<br />

„Ultra-Premium-Bereich“ durch perfektionierte<br />

und schonende Traubenverarbeitung. Sie möchte<br />

mit diesem Aufenthalt ihre Kenntnisse im Produktionsbereich<br />

verbessern.<br />

• Anne-Christin Trautwein vom Kaiserstuhl;<br />

sie möchte sich in der Domaine Leflaive in Burgund,<br />

einem der führenden ökologischen Weingüter in<br />

Frankreich, über die biodynamische Weinherstellung<br />

informieren.<br />

• Nicolas Espenschied aus Flonheim/Rheinhessen;<br />

er möchte in seinem Praktikum, ebenfalls im Russian<br />

River Valley, Kalifornien, wertvolle Erfahrungen<br />

über den Einfluss des Klimawandels auf Rebe und<br />

Böden bis hin zur Kellertechnik sammeln.<br />

Der Zweck dieser Stiftung ist die Förderung junger<br />

Menschen aus dem Weinbau, der Oenologie, dem Bre n-<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

nerei- und Brauwesen, der internationalen Betriebswirtschaft<br />

sowie der angewandten Kommunikationsund<br />

Kulturwissenschaften. Insbesondere soll Studie renden<br />

ein Studien- bzw. ein Praktikumsaufenthalt schwerpunktmäßig<br />

in den Vereinigten Staaten aber grund -<br />

sätz lich auch in allen weinbautreibenden Ländern mit<br />

einem Stipendium ermöglicht werden.<br />

Die Stiftung trägt den Namen des 1998 tödlich verun -<br />

glückten Sohnes von Andrea und Heiner Renn. Nach<br />

einem Studienaufenthalt an der Ohio State-University<br />

und einem Praktikum auf dem kalifornischen Weingut<br />

Walter Schug, Winzer aus Assmannshausen und Geisen -<br />

heimer Absolvent, wollte sich Daniel Renn in Geisen -<br />

heim immatrikulieren. Kurz vorher starb er 21jährig<br />

bei einem Autounfall in der Nähe von Hagnau.<br />

Im Gedenken an Daniel Renn gründeten Walter Schug<br />

und einige Professoren der Ohio-State-University ihre<br />

Stiftung. Ein Jahr später folgte die Familie Renn mit<br />

ihrer Gründung der Daniel-Renn-Stiftung. Diese Stif -<br />

tung hat bereits seit 1999 an 19 Studierende des Fach -<br />

bereichs Geisenheim 31500 Euro für Praktika bzw.<br />

Studienaufenthalte im Ausland zur Verfügung gestellt.<br />

Kontakt:<br />

Frau Andrea Renn Andrea.Renn@Burgunderhof.de<br />

Prof. Karl Bayer karl.bayer@hs-rm.de und<br />

Prof. Dr. Doris Rauhut doris.rauhut@fa-gm.de<br />

Information: www.daniel-renn.de<br />

Die Stipendiaten,<br />

eingerahmt von Mitgliedern<br />

der Familie Renn in Hagnau:<br />

Julica Renn,<br />

Anne-Christin Trautwein,<br />

Nicolas Espenschied,<br />

Wiebke Krüger<br />

und Andrea Renn (v.l.).<br />

13<br />

BLICKPUNKTE


BLICKPUNKTE<br />

Prof. Dr. Trabert, Fachbereich Sozialwesen, in Pakistan<br />

ÄRZTLICHE HILFE<br />

FÜR DIE FLUTOPFER<br />

Der Professor im Fachbereich Sozialwesen der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

hat mit seinem humanitären Engagement eine Spendenaktion an der<br />

<strong>Hochschule</strong> ausgelöst. Ihr Präsident, Prof. Dr. Detlev Reymann, verfolgt<br />

dabei ein bestimmtes Ziel: „Wir haben uns vorgenommen, in einer<br />

eigenen Spendenaktion mindestens die Kosten für den Einsatz von<br />

Prof. Dr. Trabert zusammen zu bekommen.“ Sämtliche Mitglieder der<br />

<strong>Hochschule</strong> wurden bereits über die Spendenaktion informiert, gleich -<br />

zeitig besteht der Wunsch, „dass sich weitere Spender an dieser Aktion<br />

beteiligen“ (Prof. Dr. Reymann). Organisiert wurde der Hilfseinsatz von<br />

Humedica, einer kleinen Organisation, die vor allem medizinische Hilfe<br />

in Kooperation mit lokalen christlichen und humanitären Nicht-Regie -<br />

r ungs-Organisationen leistet.<br />

mit der sichergestellt werden soll, dass die Bedürftigen auch wirklich<br />

erreicht werden, sind unter dem Stichwort:<br />

„Fluthilfe Pakistan/Trabert“<br />

Humedica e.V., Sparkasse Kaufbeuren<br />

Kontonummer 47 47<br />

Bankleitzahl 734 500 00<br />

14<br />

SPENDEN für diese konkrete Hilfsaktion<br />

an das Konto der<br />

zu richten.<br />

Alle privaten Spenden können in der Einkommenssteuererklärung<br />

in vollem Umfang geltend gemacht werden.<br />

Prof. Dr. med. Gerhard<br />

Trabert, bekannt<br />

für seine humanitären<br />

Einsätze in Krisenregionen<br />

und armen Ländern,<br />

befand sich in der ersten<br />

Hälfte des September<br />

in Pakistan. Dort leistete<br />

er den Opfern der Flut<br />

medizinische Hilfe.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


In einem Tagebuch schildert Prof. Dr. Trabert die bei -<br />

nahe unvorstellbare Not der vielen Flutopfer, den<br />

gewalttätigen Alltag in Pakistan – mit ständiger Sorge<br />

auch von seiner Seite, Ziel eines Anschlags zu werden -,<br />

seine kulturelle Gratwanderung in dem islamischen<br />

Land und last but not least seine Sprechstunden mit<br />

Hunderten von Erkrankten.<br />

Nachfolgend sind Auszüge aus seinem Tagebuch<br />

wiedergegeben. Das vollständige Tagebuch ist auf der<br />

Portalseite von www.hs-rm.de unter „Meldungen“<br />

zu lesen (siehe auch das „Editorial“ in diesem Heft).<br />

„Wir sind in Peshawar angekommen! Direkt an der<br />

afghanischen Grenze. Ein Tag vor unserer Ankunft gab<br />

es einen Bombenanschlag und ein ca. fünfstündiges<br />

Feuergefecht zwischen den Taliban und der pakistani<br />

schen Armee in Peshawar. Die Taliban hatten das<br />

amerikanische Konsulat angegriffen. Das gehört hier<br />

wohl zum Alltag, etwas gewöhnungsbedürftig.<br />

Wir fahren zu unserem ersten Einsatzort durch Pesha -<br />

war nach Charsadda. Überall Polizeikontrollen, streng<br />

bewachte Regierungsgebäude. Vorbei an militärischen<br />

Stellungen, die mit Sandsäcken und betonierten fest -<br />

ungsähnlichen Unterständen geschützt sind. Die am<br />

häufigsten benutzte Waffe, das AK-47 Sturmgewehr,<br />

die von Michail Kalaschnikow entwickelte Kalaschni -<br />

kow, gehört zum Alltag.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

In der Schule angekommen scharen sich in kürzester<br />

Zeit zahlreiche Kinder um uns. Ein Klassenzimmer<br />

wird schnell als Untersuchungs- und Behandlungs -<br />

raum umfunktioniert. Ich bin dies mittlerweile nach<br />

meinen Einsätzen in Angola, nach dem Bürgerkrieg,<br />

in Sri Lanka, nach dem Tsunami, und in Haiti, nach<br />

dem furchtbaren Erdbeben, schon gewohnt. Schule<br />

einmal anders, aber sehr sinnvoll genutzt. In manchen<br />

Klassenzimmern sind Opfer der Flutkatastrophe<br />

untergebracht.<br />

Schnell kristallisiert sich heraus, dass ich die Untersuch -<br />

ung der Frauen, aufgrund meiner Erfahrung, als Arzt<br />

in islamischen Ländern gearbeitet zu haben, überneh -<br />

men soll. Mit meiner Dolmetscherin geht dies auch<br />

relativ gut. Natürlich muss ich immer wieder fragen, ob<br />

ich dies oder jenes tun darf. In aller Regel ist dies auch<br />

möglich, dann wird der Gesichtsschleier etwas zur<br />

Seite geschoben, und ich darf eine Hals-, Gesichts-,<br />

Ohrinspektion vornehmen. Auskultation, das Abhören<br />

der Atemgeräusche, geht allerdings nur durch die Be -<br />

kleidung, meist ein dünner Sari. Das Krankheitsspek -<br />

trum ist das "Übliche" für eine solche Katastrophe in<br />

einem armen Land. Durchfallerkrankungen, aufgrund<br />

der Flutkatastrophe ist das Trinkwasser oft verunrei nigt,<br />

infizierte Wunden, durch die Flucht vor den Wasser -<br />

massen und dabei erlittene Verletzungen verursacht,<br />

Augenbindehautentzündungen, Wurmerkrankungen,<br />

Erkrankungen der Atemwege. Viele leiden unter<br />

Magenproblemen, mit Verdacht auf eine Gastritis oder<br />

ein Magengeschwür. Hier wird es etwas schwierig, die<br />

Ursache eindeutig zu analysieren. Zum einen kann<br />

natürlich auch dies durch verunreinigtes Trinkwasser<br />

bzw. Nahrung verursacht sein. Zum anderen ist eine<br />

solche Katastrophe, einhergehend mit der Angst um<br />

das eigene Überleben, dem Verlust von "Hab und<br />

Gut", dem Zuhause, eine Stresssituation, die auch<br />

solche körperlichen Auswirkungen erzeugen kann. Und<br />

zum Dritten ist derzeit Ramadan, der Fasten monat für<br />

alle gläubigen Muslime, d.h. zwischen Sonnenaufgang<br />

und Sonnenuntergang darf nichts getrunken und ge -<br />

gessen werden. Zwar erlaubt der Koran ausdrücklich,<br />

dass Kranke zur Medikamenteneinnahme den Rama -<br />

dan unterbrechen dürfen, sie dürfen sogar auch essen<br />

und trinken, aber dies glaubt mir "Ungläubigem"<br />

natürlich niemand. Selbst Augentropfen und Sprays<br />

gegen Atemnot werden dann nicht angewandt.<br />

Es ist schwül-warm, Fliegen überall und der Schweiß<br />

tropft und tropft und tropft. Nach 40 – 50 Patienten<br />

nimmt der Patientenstrom ab. Wir sind müde und auch<br />

etwas geschafft. Zurück geht es diesmal ohne Polizei -<br />

eskorte.<br />

Am Morgen geht es wieder zu einem Einsatzort.<br />

Bewachte Militärstellungen, Polizeieskorte, AK-47<br />

Sturmgewehre, wohin man schaut. Diesmal fahren wir<br />

in eine Stadt, die von den Wassermassen überflutet<br />

wurde. Das Wasser stand teilweise bis zu zwei Meter<br />

hoch im Stadtzentrum. Die Reste und die Auswir kun gen<br />

15<br />

BLICKPUNKTE


BLICKPUNKTE<br />

der Flutwellen sind noch überall zu sehen. Wasser tüm -<br />

pel, Schlamm, eingestürzte Häuser, Chaos wohin man<br />

schaut. In dem Innenhof eines vom Schlamm gerade<br />

geräumten Gebäudes bauen wir wieder unsere Unter -<br />

suchungs-, Behandlungs- und Medikamentenaus gabe -<br />

stellen auf. Der Andrang ist groß, der Gesundheitszu -<br />

stand noch schlechter als bei unseren gestrigen Patien -<br />

ten. Wir behandeln, bei wiederum ca. 40 °C und einer<br />

hohen Luftfeuchtigkeit, ca. 200 Patienten. Eine ältere<br />

Patientin ist so schwach und von den Ereignissen ge -<br />

zeichnet, dass sie sich einfach vor uns auf den Boden<br />

legt und uns ihr Leid klagt. Wir legen sie auf ein Holz -<br />

gestell. Ich platziere einen intravenösen Zugang und<br />

gebe ihr eine Infusion. Nach 45 Minuten ist die Infusi on<br />

"durch". Der Patientin geht es sichtlich besser, sie um -<br />

fasst meine Hände und redet auf mich ein. Meine Dol -<br />

metscherin erklärt mir, dass die Frau sehr dankbar ist<br />

und für mich beten würde. Eine sehr schöne Geste, die<br />

mich berührt, und das Beten schadet hier bestimmt<br />

nicht. Schön, wenn Allah und Gott auf uns aufpassen,<br />

oder ist es vielleicht doch ein und derselbe Gott!?<br />

Nach vier Stunden, bei über 40 °C, wird es langsam<br />

grenzwertig, was die Korrektheit unseres, meines<br />

medi zinischen Handelns betrifft. Wir beschließen nach<br />

fast fünf Stunden Behandlung, langsam zum Ende zu<br />

kommen. Es dürften ca. 300 Patienten gewesen sein, die<br />

Philipp, Cindy, Irmgard und ich medizinisch ver sorgt<br />

haben. Es soll keine „Fließbandabfertigung“ werden,<br />

aber auch ich unterliege dieser Gefahr, da man, da ich<br />

natürlich so viel wie mögliche Patienten behandeln<br />

möchte. Dies hat aber auch seine Grenze, meine Grenze,<br />

die ich erkennen und akzeptieren muss. Außerdem<br />

fällt es mir schwer, vor all den Menschen, die während<br />

ihres heiligen Ramadan-Monats fasten, etwas zu essen<br />

und zu trinken. Ein Bonbon und dann doch etwas<br />

Flüssigkeit müssen genügen.<br />

16<br />

Zwischendurch erfahren wir von zwei weiteren Bom -<br />

ben anschlägen in Pakistan. Wir wussten um dieses<br />

Risiko, um diese Gefahr, dennoch stehen wir alle hinter<br />

diesem wichtigen und notwendigen Einsatz. Und da ist<br />

es vollkommen egal, welcher Glaubensgemeinschaft<br />

ein Mensch angehört, bzw. ob er überhaupt einer ange -<br />

hört. Ich spüre förmlich den Zorn und die Abscheu in<br />

mir aufsteigen, wenn ich an die diskriminierenden<br />

Äußerungen eines Herrn Sarrazins über Muslime in<br />

Deutschland denke, – während meiner Begegnung hier<br />

in Pakistan mit vielen Menschen dieser Glaubensge -<br />

meinschaft. Was nimmt sich solch ein narzisstisch<br />

gestörter Mensch heraus, und welche Plattform liefern<br />

ihm die Medien für den Unsinn, den er propagiert.<br />

Es ist „really hot“, bestimmt um 45° C, der Schweiß<br />

fließt in Strömen. Wir sind wieder auf dem Friedhof<br />

und dem dort aufgestellten Zeltdorf für die Flutopfer<br />

tätig. Skurrile Situation, Behandlung zwischen Gräbern,<br />

eine Metapher der besonders tragischen Art. Leben<br />

und Tod liegen eben sehr nah beieinander, besonders<br />

für die vielen Menschen hier in Pakistan. Sie leben<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


hier und bleiben hier und müssen versuchen, hier zu<br />

überleben. Wir fliegen in einer Woche wieder zurück<br />

ins Paradies. Jedenfalls wäre dies so etwas Ähnliches<br />

für viele Menschen, denen wir in der Umgebung von<br />

Peshawar und Charsadda begegnen.<br />

Wieder ist es sehr heiß, ich behandle und behandle,<br />

die Stimmung ist harmonisch und friedlich. Ende der<br />

Sprechstunde, nein, da kommen doch noch Patienten.<br />

Jetzt endlich, meine Konzentration und Energie schwinden,<br />

Ende der Sprechstunde, nein, da kommen wieder<br />

neue Patienten.<br />

Eine junge muslimische Patientin hat mich heute<br />

besonders betroffen und nachdenklich gemacht. Sie<br />

schilderte mir, in sehr gutem Englisch, dass sie Schmer -<br />

zen in den Gelenken habe, dass sie dies schon seit ge -<br />

raumer Zeit plage. Die einheimischen Ärzte hätten ihr<br />

vermittelt, sie leide unter einer Depression. Die Patien -<br />

tin macht auf mich überhaupt keinen depressiven Ein -<br />

druck. Sind die Schmerzen vielleicht psychosoma tischen<br />

Ursprungs? Wie muss es einer jungen intelligenten, die<br />

Welt erkunden wollenden muslimischen Frau in Pakis -<br />

tan, unter all den Kopftüchern verdeckt, ergehen? Ich<br />

möchte mich mit diesen kritischen Gedanken nicht als<br />

Richter einer Kultur, einer Religion aufführen! Nein,<br />

mich beschäftigt einfach diese junge Frau, die Begeg -<br />

nung mit ihr. Und ist die, meines Erachtens doch sehr<br />

obskure, Diagnose Depression der Versuch einer<br />

patriarchalisch organisierten Gesellschaft, solche<br />

intelligenten Frauen mit dem Stigma einer Krankheit<br />

zu versehen, um sie zu isolieren? Ich sage ihr, dass ich<br />

nicht glaube, dass sie eine depressive Persönlichkeits -<br />

störung habe, auch wenn eine psychiatrische Diagnose -<br />

stellung nicht so einfach sei, besonders nicht durch<br />

lediglich einen Kontakt. Sie sei eine intelligente Frau<br />

und solle an sich glauben. Ich habe keine Ahnung, ob<br />

dies richtig ist und ihr hilft. Einige Schmerztabletten<br />

gebe ich ihr auch mit. Ihre Reaktion verblüfft mich,<br />

und bestätigt vielleicht die Sinnhaftigkeit meiner Worte.<br />

Sie bedankt sich außergewöhnlich intensiv, meine<br />

Worte hätten ihr sehr geholfen, dies wäre sehr wichtig<br />

für sie gewesen. Die Gratwanderung zwischen den<br />

Kulturen, zwischen den Religionen, geht aufgrund<br />

meiner „Frauensprechstunde“ stetig weiter und wird<br />

tiefer und subtiler. Ich spüre in mir ein Gefühl der<br />

Ohnmacht, aber auch der Solidarität und des großen<br />

Respekts diesen Frauen gegenüber.<br />

Es ist wieder einmal drückend schwül-warm. Die Tem -<br />

peraturen müssen auf 50 °C zugehen. Es ist laut, Gerede,<br />

Kindergeschrei, autoritär eingreifende Poli zis ten, und<br />

ängstliche Blicke; die Fragen, komme ich denn auch<br />

noch an die Reihe bei diesen vielen Patientinnen und<br />

Patienten. Alles verständlich, aber auch ziemlich an -<br />

strengend.<br />

Ich bin im „Frauenzelt“ und spüre jetzt noch hautnaher<br />

die Benachteiligung und geringere Wertschätzung der<br />

Frauen, und zwar an einem banalen Vorgang. Der<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Ventilator, der zu Beginn im Frauenzelt stand, wird<br />

kurzerhand abgebaut und ins Männerzelt gebracht,<br />

denn es gibt nur einen. Pech gehabt, dieser „Luxus“<br />

gebührt den Männern. Nun werde ich aber, und dies ist<br />

ein besonderes und besonders schönes neues Gefühl,<br />

von der Solidarität der Frauen getragen. Die gesamten<br />

drei Stunden medizinische Sprechstunde wedeln<br />

meiner Dolmetscherin und mir jüngere Mädchen und<br />

Frauen, mit einem hingebungs vollen Lächeln, frische<br />

Luft zu. Super! Ich bekomme frische Luft, der Ventila<br />

tor im Männerzelt funktioniert dagegen nicht, da der<br />

Strom ausgefallen ist. Pech gehabt, ihr Männer!<br />

Am Abend unser Abschiedsessen, denn morgen ist<br />

unser Einsatz beendet. U.a. sind unsere beiden pakis tanischen<br />

Helfer Achmed und Christopher dabei. Zwei<br />

wirklich tolle Kerle und gute Freunde, dies spürt man<br />

sofort. Achmed ist Muslim und Christopher ist Christ.<br />

Sie sind ein exemplarisches Beispiel dafür, wie ein<br />

Zu sammenleben zwischen Muslimen und Christen<br />

aus se hen könnte. Geprägt von großem Respekt, gegenseitiger<br />

authentischer Wertschätzung und uneinge -<br />

schränkter Hilfe und Unterstützung.<br />

Die Anfahrt zum Flughafen in Peshawar war gekenn -<br />

zeichnet durch das Passieren von zahlreichen Militär -<br />

kontrollen. In der Stadt sollen vier Selbstmordatten täter<br />

der Taliban sein. Man spürt die Nervosität der Polizeiund<br />

Militärkräfte.<br />

Wir spüren unsere Angespanntheit der letzten Tage. Es<br />

ist eine eigenartige Atmosphäre, die ich in mir empfin -<br />

de. Geprägt von Sorge, Fatalismus, Hoffnung, Irrita tion.<br />

Schwer zu beschreiben. Das erklärte Ziel von Terror -<br />

aktionen zu sein, verändert das Selbst- und Fremdem<br />

pfinden merklich. Sehnsucht nach Geborgen- und<br />

Sicherheit brandet, wie eine starke Welle, in uns allen<br />

immer wieder auf.“<br />

17<br />

BLICKPUNKTE


BLICKPUNKTE<br />

NEUES<br />

KOOPERATIONSABKOMMEN<br />

Anlässlich der ERIMA-Tagung am 11. und<br />

12. Juni in Wiesbaden (ERIMA´2010 –<br />

3 rd International Symposium on Inno va -<br />

tive Ma nagement Practices – „Learning<br />

to grow“) unterzeichnete Prof. Dr. Detlev<br />

Reymann, Präsident der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong>, ein Kooperationsabkommen<br />

mit der Universi dade Federale de Santa<br />

Catarina (Floriano polis).<br />

Das Abkommen soll die bereits seit länge rem<br />

bestehende Zusammenarbeit zwischen Prof.<br />

Dr. Klaus North, Fachbereich Wiesbaden<br />

Business School, mit Prof. Ph.D. Gregorio<br />

Varvakis und weiteren Kollegen des Depar tamento<br />

de Engenario y Gestao de Conocimi -<br />

ento auf dem Gebiet des Innovations- und<br />

Wissensmanagement längerfristig absichern.<br />

Außerdem soll ein breiterer Austausch von<br />

Studierenden und Lehrenden ermöglicht<br />

werden.<br />

Der Bundesstaat Sta. Catarina im Süden<br />

Brasiliens hat aufgrund der deutschen Ein -<br />

wanderung im 19. Jahrhundert weiterhin<br />

privilegierte Kontakte zu Deutschland.<br />

Ins be sondere die Ingenieurwissenschaften<br />

der Universität Florianopolis wurden mit<br />

deutscher Unterstützung aufgebaut. Die<br />

Insel Florianopolis gilt als Surfer-Paradies<br />

und hat sich aufgrund der hohen Lebens -<br />

qualität in den letzten Jahren als Standort<br />

vieler Software- und HighTech-Unternehmen<br />

entwickelt.<br />

Prof. Dr. North hat im Jahr 2009 einen Teil<br />

seines Forschungssemesters in Florianopolis<br />

verbracht. Ein gemeinsamer Forschungs an -<br />

trag für das 7. EU-Rahmenprogramm wurde<br />

vorbereitet und positiv evaluiert. Inzwischen<br />

ist auch die Zusage zur Förderung des Projekts<br />

„Sustainable competitiveness of SMEs in<br />

turbulent economic and social environments -<br />

a network approach“ eingegangen. Es hat ein<br />

Projektvolumen von 350.000 Euro und eine<br />

Laufzeit von vier Jahren. Es beinhaltet den<br />

Austausch von Forschern der vier Partner -<br />

hochschulen (neben Wiesbaden und Floria nopolis<br />

sind dies noch die Universidad Nacional<br />

de Rosario, Argentinien, und die Universidad<br />

Autonoma de Madrid). Anfang 2011 ist im<br />

Rahmen des Projekts ein weiterer Aufenthalt<br />

von Prof. Dr. Klaus North in Florianopolis<br />

geplant.<br />

18<br />

mit brasilianischer <strong>Hochschule</strong><br />

Prof. Ph.D. Gregorio Varvakis (links), Brasilien, mit Prof. Dr. Reymann,<br />

Präsident der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, und Prof. Dr. North (Mitte), Fach -<br />

bereich Wiesbaden Business School.<br />

Internationale Tagung zur<br />

Innovationsforschung an der<br />

HS<strong>RM</strong><br />

Über 80 internationale Forscher, Praktiker und Studierende<br />

diskutierten am 11. und 12. Juni in Wiesbaden über die Zukunft<br />

der Innovationsforschung und -praxis. „ERIMA 2010 – 3 rd<br />

International Symposium on Innovative Management Practices“<br />

stand unter dem Motto „Learning to grow“ und nahm damit<br />

die Thematik des Forschungsprojektes „Wachstum lernen“ auf,<br />

das am Institut Weiterbildung im Beruf (iwib) von Prof. Dr.<br />

Klaus North geleitet wird.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Das von Prof. Dr. North mitbegründete ERIMA-<br />

Netzwerk besteht aus führenden europäischen<br />

anwendungsorientierten Forschungsinstituten zum<br />

Innovationsmanagement, hält jedoch auch weltweite<br />

Kontakte. Daher nahmen an der Tagung auch Forscher<br />

aus den U.S.A, Mexiko, Brasilien und Indien teil.<br />

Neben den eingereichten Vorträgen wurden in drei<br />

Workshops die Themen „Open Innovation“, „Lear -<br />

ning to grow in SMEs“ und „Games and innovations“<br />

behandelt. Master-Studierende des Studiengangs<br />

International Business Administration des Fachbe -<br />

reichs Wiesbaden Business School nahmen aktiv an<br />

der Tagung teil und unterstützten tatkräftig Silke<br />

Bartsch bei der Tagungsorganisation.<br />

FORSCHUNGSWISSEN IN WIESBADEN<br />

Hochrangige Experten aus Bildung<br />

und Forschung gaben sich am<br />

Campus Kurt-Schumacher-Ring<br />

der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> „die<br />

Klinke in die Hand“. Auf Einladung<br />

des Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) fand am<br />

9. September das „10. Bund-Länder-<br />

Gespräch“ zur Forschung an Fach -<br />

hochschulen statt. Diesem Gespräch<br />

folgte einen Tag später die Gremiensitzung<br />

des „BMBF-Experten krei ses<br />

Fachhochschulforschung“. In diesem<br />

Bereich ist die Arbeitsgemeinschaft<br />

industrieller Forschungsvereini gun -<br />

gen „Otto von Guericke“ (AiF) von<br />

besonderer Bedeutung: als Projekt -<br />

träger betreut sie Ausschreibungs -<br />

verfahren und Administration der<br />

BMBF-Forschungsförderung von<br />

Fachhochschulen. Der AiF gehören<br />

rund 50.000 vorwiegend mittelstän -<br />

dische Unternehmen an.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Abb. oben: Innovationen erfordern Offenheit für Verände run gen.<br />

In einem Workshop “Games and Innovations” stellten Max<br />

Møller und Svend Ask Larsen, Game Designer & Project<br />

Manager, Aarhus University, das von ihnen entwickelte Spiel<br />

zum Change Management vor, das von den Teilnehmern mit<br />

Begeisterung gespielt wurde.<br />

Abb. links: Als praktische Übung zum Innovationsmanagement<br />

wurden die Teilnehmer aufgefordert, mit Flugobjekten eine auf<br />

die Wandtafel gestellte Wasserflasche zu treffen. Die Mehrheit<br />

entschied sich für traditionelle Flieger, von denen jedoch nur<br />

wenige das Ziel erreichten. Innovation braucht neue Ideen….<br />

Im Blickpunkt der beiden Tage stand auch die <strong>Hochschule</strong> Rhein Main.<br />

Prof. Dr. Reinhold Kröger vom Fachbereich Design Informa tik Medien<br />

berichtete – in Vertretung von Prof. Dr. Ralf Dörner – vor dem Gremium<br />

über das Doktoranden kolleg „SENSYBLE“ (Foto). Am Studienort<br />

Geisenheim präsen tier te Prof. Dr. Otmar Löhnertz aktuelle Forschungs -<br />

vorhaben zum Thema Klimawandel.<br />

19<br />

BLICKPUNKTE


Natur erleben und Kulturen erfahren:<br />

HOCHSCHULSPORT<br />

20<br />

AUF DEM SURFBRETT<br />

DIE WELT „EROBERN“<br />

Mein Name ist Leo Marose und ich studiere im<br />

4. Se mester Business Administration an der Hoch -<br />

schule <strong>RheinMain</strong>. Da ich dieses Jahr für unsere<br />

<strong>Hochschule</strong> an den „Deutschen Studentenmeister -<br />

schaften im Wellenreiten“ (in Seignosse, Frankreich)<br />

teilgenommen habe, wurde ich gebeten, von diesem<br />

für Deutsche doch eher untypischen Sport zu berichten.<br />

Die <strong>Hochschule</strong> unterstützte mich bei meiner<br />

Teilnahme finanziell, wofür ich mich an dieser Stelle<br />

noch einmal bedanken möchte.<br />

Bei mir fing alles vor rund elf Jahren an, als ich das<br />

Glück hatte, mit meiner Familie auf der sogenannten<br />

„Insel der Götter“, Bali, Urlaub machen zu dürfen.<br />

Das Erste, was ich aus dem Flugzeug erkennen konnte,<br />

waren große Wellen sowie Menschen, die darin auf<br />

irgendeine Weise spielten. Bali hatte sehr viel zu bieten,<br />

doch am meisten faszinierte mich das Treiben auf<br />

dem Meer.<br />

Dieses Treiben sollte ich in den darauffolgenden Woch -<br />

en als Surfen, oder in Deutschland auch als „Wellen -<br />

reiten“ bekannt, kennenlernen. Schon nach den ersten<br />

Stunden auf dem wackeligen Brett wurde mir klar,<br />

dass es für mich mehr war als nur ein kurzer Flirt mit<br />

einer Sportart, die in Deutschland so unpopulär ist wie<br />

Eishockey in der Wüste Gobi. Das Gefühl, über dem<br />

Wasser zu gleiten und die Kraft der Natur hautnah zu<br />

spüren, ist es was Surfen zu einem solch besonderen<br />

Erlebnis macht.<br />

Heute ist Surfen für mich der besondere Kick, der den<br />

Ausgleich zum normalen Leben bringt, aber irgend wie<br />

auch meine ganz persönliche Lebenseinstellung betrifft.<br />

Surfen verbindet mit der Natur und fasziniert mich<br />

jedes Mal aufs Neue. Weiterhin ist es meiner Meinung<br />

nach das beste Training, das man seinem Körper bieten<br />

kann. Ob jung oder alt, Surfen begei stert Menschen<br />

auf der ganzen Welt und hält sie zudem noch fit.<br />

4000 Jahre alter Sport<br />

Die Wurzeln dieses Sports liegen auf den Inseln von<br />

Hawaii, wo vor rund 4000 Jahren zum ersten Mal<br />

Ureinwohner auf großen Holzstücken mit den Wellen<br />

spielten. Dieser daraus entwickelte Sport war damals<br />

noch den adeligen Männern vorbehalten, wurde aber<br />

im Laufe der letzten 60 Jahre eigentlich an jeder „surf -<br />

baren“ Küste populär.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Heute betreiben ihn nicht nur männliche<br />

Adelige, sondern eigentlich alle von jung bis<br />

alt, egal welchem Geschlecht sie angehören<br />

und welche Hautfarbe sie besitzen. Surfen<br />

zählt wie Skateboarden, BMX, Wakeboarden<br />

oder Kitesurfen zum Genre der „Extrem -<br />

sport arten“ und ist bisher leider noch nicht<br />

olympisch. Trotzdem hat diese Sportart be -<br />

sonders im letzten Jahrzehnt einen extremen<br />

Hype erfahren und zieht immer mehr Neu -<br />

linge in seinen Bann.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

ADH Open Seignosse 2010<br />

Pech mit kleinen Wellen<br />

und sturen Veranstaltern<br />

Zum Ablauf:<br />

Es nahmen rund 150 Studentinnen und Studenten aktiv<br />

teil. Insgesamt waren rund 600 Studierende anwesend<br />

(als Supporter).<br />

Ich startete in der Klasse „Open Men“.<br />

Meine Platzierung laut Liste war irgendwas zwischen<br />

70–80. Mein Pech in der Vorrunde war, dass ich leider<br />

nur kurze Bretter dabei hatte (je kleiner die Boards,<br />

desto schwerer bzw. anspruchsvoller ist das Surfen)<br />

und die Wellen so klein waren, dass ich mit meinen Bretts<br />

gar nicht in die Wellen paddeln konnte, wohingegen<br />

„Anfänger“ (die meist nur geradeaus fahren konnten) in<br />

höhere Platzierungen gekommen sind, weil sie einfach<br />

große Bretter hatten und wenigstens von der Welle<br />

mitgenommen wurden.<br />

Deshalb gab es auch von Seiten vieler Teilnehmer<br />

Beschwerden bei den Veranstaltern, da diese das Event<br />

einfach durchgezogen hatten, um nicht in Zeitnot zu<br />

geraten, obwohl für die Tage danach (die auch für den<br />

Wettkampf vorgesehen waren) gute Wellen gemeldet<br />

waren. Aber so läuft das halt manchmal …<br />

Neben den Surfevents gab es auch noch „Fun-Events“<br />

wie Slacklining, die bei den „Nicht-Surfern“ oder Anfän -<br />

gern sehr gut ankamen!<br />

Alles ist dort ziemlich günstig und auf Studenten zuge -<br />

schnitten, daher ist es sicherlich eine super Sache, auch<br />

für Nichtsurfer einfach mal reinzuschauen und sich vom<br />

„Surfen“ begeistern zu lassen.<br />

Sehr schade war, dass ich alleine von der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong> da war und fast alle Starter von anderen<br />

<strong>Hochschule</strong>n eine ganze Crew dabei hatten, die auch mit<br />

Brettern usw. aushelfen konnten. Ein Team hatte sogar<br />

eine ganze Filmcrew dabei, was dann als Projekt an der<br />

<strong>Hochschule</strong> angesehen wurde - evtl. auch eine Idee für<br />

unsere <strong>Hochschule</strong> ;-)!<br />

Übrigens: wer Interesse am Surfen hat, kann sich gerne<br />

bei mir melden (Leo.Marose@student.hs-rm.de).<br />

21<br />

HOCHSCHULSPORT


HOCHSCHULSPORT<br />

Seit meinem richtungsweisenden Urlaub in Indone sien<br />

war ich in über 15 verschiedenen Ländern, habe hun -<br />

der te neue Menschen aus den verschiedensten Kul tu ren<br />

kennengelernt und die wichtigsten Erfahrungen mei nes<br />

Lebens gemacht. Ohne meine Liebe zu diesem großar<br />

tigen Sport hätte ich wahrscheinlich nicht ein mal die<br />

Hälfte davon erlebt.<br />

Ganz besonders danken muss ich hierbei meiner<br />

Mutter, da sie diejenige war, die ihren Urlaub in den<br />

darauffolgenden Jahren auch immer für mich in „surf -<br />

bare“ Gebiete legte. Wir sind keine reiche Familie, was<br />

aber schon immer wichtig war ist das Reisen; und das<br />

ist auch noch heute der Fall.<br />

Ich habe gelernt, dass beim Reisen nicht die Hotelan -<br />

lage und All-inclusive-Angebote wichtig sind, sondern<br />

die ganz individuellen Erfahrungen, die man mit der<br />

fremden Kultur während der Zeit im Ausland erleben<br />

kann. Reisen bedeutet für mich Freiheit, und ich kann<br />

mir heute nicht mehr vorstellen, mein ganzes Leben in<br />

einem einzigen Land zu verbringen. Dominikanische<br />

Republik, Gran Canaria, Bali, Teneriffa und Portugal<br />

hießen unter anderem die Urlaubsorte, an denen ich<br />

mich damals weiter auf das Surfen konzentrieren<br />

konnte. 2005 verreiste ich dann erstmalig alleine mit<br />

zwei „fremden“ älteren Surfern nach Frankreich und<br />

somit wurde Reisen für mich immer wichtiger. Heute<br />

fühle ich mich ziemlich schnell fast überall auf der<br />

Welt „zu Hause“.<br />

Fernweh<br />

Während der Schulzeit oder in den Ferien fing ich an<br />

zu arbeiten, immer mit dem nächsten fernen Ziel im<br />

Kopf. Egal was ich hier alles verpasste oder wie viele<br />

Stunden ich arbeiten musste, der Gedanke, bald wieder<br />

irgendwo einen neuen Platz auf dieser Welt kennenzu -<br />

lernen und die dortigen Wellen zu surfen, motivierte<br />

mich so sehr, dass es für mich irgendwann ganz normal<br />

wurde, mindestens zweimal im Jahr ganz weit weg von<br />

zu Hause zu sein, dafür aber auch viele Opfer bringen<br />

zu müssen.<br />

22<br />

Vor rund zwei Jahren nutzte ich dann unsere langen<br />

Semesterferien, um auf Bali zwei volle Monate lang zu<br />

surfen und die Kultur des Landes noch besser kennen -<br />

zulernen. Ich lernte viele Australier kennen, einige<br />

gehören heute zu meinen engsten Freunden, die mich<br />

davon überzeugten, dass ich mir Australien auf keinen<br />

Fall entgehen lassen sollte. Diese Überzeugungsarbeit<br />

und viel Recherche im Internet brachten mich dann<br />

zum Highlight meiner Reiselust. Ich entschloss mich<br />

für ein Auslandssemester im Sommersemester 2009,<br />

welches ich an der Gold Coast in Australien absol vie ren<br />

wollte.<br />

Ein paar Monate vor Abflug, nachdem ich den Groß -<br />

teil meiner Reise geplant hatte, entschied ich mich,<br />

dieses Semester mit einer Weltreise zu verbinden.<br />

Diese Weltreise führte mich von Frankfurt nach Hong<br />

Kong, Bali, Java, Australien, Tasmanien, den Fiji-Inseln,<br />

Hawaii, Kalifornien, Costa Rica, New York und<br />

über Dublin nach neun Monaten wieder zurück nach<br />

Frankfurt.<br />

Die Zeit war unbeschreiblich, und das was ich gesehen<br />

und erlebt habe werde ich so schnell wohl nicht mehr<br />

vergessen. Was mir aber immer bewusster wurde, ist<br />

dass Surfen mein Leben vollständig verändert hat und<br />

mich immer wieder antreibt, die entferntesten Ecken<br />

der Welt zu erkunden.<br />

In diesem Sinne hoffe ich<br />

eventuell ein paar Studie -<br />

rende unserer Hoch schule<br />

davon überzeugt zu ha ben,<br />

irgendwo mal mit dem<br />

Surfen zu beginnen oder<br />

einfach nur einen Flug ins<br />

Ausland zu buchen, um<br />

ganz eigene Erfahrungen<br />

zu machen. Ihr werdet es<br />

nicht bereuen ;-).<br />

Aloha Leo<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


HEIMSIEG<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

FÜR<br />

METAJ DUKAGJIN<br />

Rüsselsheimer Umwelttechnik-Student ist<br />

deutscher Hochschulmeister im Taekwondo<br />

Organisatoren und Teilnehmer freuen sich über gelungene Hochschulmeisterschaften. Umringt von studentischen Helfern:<br />

Prof. Dr. Ulrich Schwanecke von der Taekwondo-Gruppe der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> (vordere Reihe links), Prof. Dr. Detlev Rey -<br />

mann, Präsident der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> (vordere Reihe, 3. von links), Nico Sperle, Vorstandsvorsitzender des ADH, Alfred<br />

Wallraf, Disziplinchef Taekwondo beim ADH, und Helge Fitz, Kampfrichterreferent der Taekwondo-Union Hessen (vordere Reihe,<br />

7., 8. und 9. von links). In der hinteren Reihe (5. von links) Klaus Lindemann vom Hochschulsport der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />

Vor der Gruppe der deutsche Hochschulmeister 2010, Metaj Dukagjin, mit Pokal und Urkunde.<br />

Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> war in diesem Jahr Aus -<br />

richter der Deutschen Hochschulmeisterschaften im<br />

Taekwondo. Am 29. und 30. Mai maßen sich Sportler innen<br />

und Sportler von 56 <strong>Hochschule</strong>n aus dem gan zen<br />

Bundesgebiet in der Sporthalle am Konrad-Adenauer-<br />

Ring in Wiesbaden. Einen Heimsieg konnte Metaj<br />

Dukagjin feiern. Der neue deutsche Hochschul meister<br />

in der Kategorie „Seniors Male +80kg“ stu diert Um -<br />

welttechnik im Rüsselsheimer Fachbereich Ingeni eur -<br />

wissenschaften und trainiert beim JC Rüsselsheim.<br />

Das Fazit von Klaus Lindemann, Hochschulsport be -<br />

auf tragter der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, fällt durchweg<br />

positiv aus: „Die Arbeit, die wir in die Vorbereitung<br />

der Meisterschaften gesteckt haben, hat sich absolut<br />

gelohnt. Wir haben zwei Tage voller fairer Wettkämpfe<br />

auf hohem Niveau erlebt, die Stimmung war phantas -<br />

tisch, und auch organisatorisch hat alles gut funktio -<br />

niert.“ Unter den Sportlern waren viele Teilnehmer,<br />

die auch bei der Universiade starten und sogar einige,<br />

die bei den Olympischen Spielen in Peking dabei<br />

waren.<br />

Gefreut haben sich die Organisatoren über „hohen<br />

Besuch“: Da die Deutschen Hochschulmeisterschaften<br />

auch der Qualifikation für internationale Turniere die -<br />

nen, waren die Taekwondo-Bundestrainer in Wiesbaden.<br />

Schirmherr der Veranstaltung und natürlich auch „live<br />

vor Ort“ war Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller.<br />

Wer als Zuschauer in die Sporthalle kam, konnte nicht<br />

nur die Wettkämpfe verfolgen, sondern bekam auch<br />

einen sensationellen Showact zu sehen: In einer vor<br />

Energie sprühenden Vorführung zeigte das Taekwondo<br />

demonstration team „Taepoong“ sein Können.<br />

23<br />

HOCHSCHULSPORT


BESTZEIT VON<br />

JULIAN FLÜGEL<br />

Auch außerhalb der Sporthalle feierte die Hoch schule Rhein -<br />

Main an diesem letzten Mai-Wochen ende sportliche Erfolge:<br />

Julian Flügel, Student am Fach bereich Wiesbaden Business<br />

School, verteidigte seinen Titel als Deutscher Hochschul meister<br />

über 5000 Meter.<br />

HOCHSCHULSPORT<br />

Julian Flügel ist neben seinen Läufen bei den deut schen<br />

Hochschulmeisterschaften auch ein erfolgreicher Teil -<br />

nehmer bei den Wettbewerben des Deutschen Leicht -<br />

athletik Verbandes. Unser Foto (rechts) zeigt ihn beim<br />

5000 Meter-Lauf während der Deutschen Leichtathletik<br />

Meisterschaften im Juli dieses Jahres in Braunschweig.<br />

Dort ist er persönliche Bestzeit mit 14:11,55 Minuten<br />

gelaufen. Im Windschatten von Julian Flügel sind der<br />

deutsche Meister und diesjährige EM-Teilnehmer über<br />

5000 Meter, Arne Gabius, sowie der Europameister<br />

von 2006 über die 10 000 Meter, Jan Fitschen, zu sehen.<br />

Weitere Bestzeiten von Julian Flügel: 30:11 Minuten<br />

über die 10 000 Meter und 1:07:44 Stunden über die<br />

Halbmarathon-Strecke (zum Vergleich für Sporthisto ri -<br />

ker: der legendäre Langläufer Emil Zátopek, die „tsche -<br />

chische Lokomotive“, unterbot als erster Mensch im Jahr<br />

1954 die 29-Minuten-Marke über 10 000 Meter).<br />

Das große Ziel von Julian Flügel ist es, einmal im Nati<br />

onaltrikot laufen zu dürfen: „Das könnte, wenn alles<br />

optimal läuft, eventuell schon in diesem Winter bei den<br />

Crosslauf-Europameister schaften klappen. Allerdings<br />

ist die Qualifikation sehr schwierig, nur die besten vier<br />

deut schen Läufer werden nominiert.“<br />

Kommen sich bei dem Studenten des Fachbereichs<br />

Wiesbaden Business School nicht sportliche Ambiti o -<br />

nen und die Ansprüche des Studiums „ins Gehege“?<br />

Das sei nicht der Fall, meint Julian Flügel, er hat die<br />

Vereinbarkeit von Studium und Sport „bisher immer<br />

ganz gut hinbekommen“. Trotz des oft ziemlich vol len<br />

Zeitplans, denn er trainiert im Schnitt etwa zwölf Mal<br />

pro Woche. Da kommen schon mal bis zu 20 Stun den<br />

zusammen. Aber: „Ich sehe den Sport auch als Aus -<br />

gleich zum Studienalltag. Nach einer Trainingseinheit<br />

fällt es mir viel leichter, wieder konzentriert und effek -<br />

tiv zu arbeiten. Man bekommt den Kopf beim Laufen<br />

super frei!“<br />

Wiesbadener Informatik-Student<br />

ist deutscher Hochschulmeister im<br />

KARATE<br />

Der Informatik-Student Alexander Piel freut sich über Gold bei den Deutschen<br />

Hoch schulmeisterschaften im Karate. Bei den Hochschulmeisterschaften,<br />

die am 5. Juni in Berlin ausgetragen wurden, maßen sich 159 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer von insgesamt 44 deutschen <strong>Hochschule</strong>n miteinander.<br />

Alexander Piel, Masterstudent an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, startete in der<br />

Disziplin Kata-Einzel (siehe Foto). Statt eines Freikampfes finden hier Form -<br />

läufe statt, die von einer Jury bewertet werden. Die ersten drei Runden<br />

entschied Piel mit 3:0 Kampfrichterentscheidungen deutlich für sich.<br />

Mit einem weiteren Sieg im Poolfinale sicherte sich Piel einen Platz<br />

im abendlichen Finale, wo er auf den amtierenden Vize-Hochschul -<br />

meister traf. Nachdem Alexander Piel sich bei früheren Deutschen<br />

Hochschulmeisterschaften bereits einmal Bronze und einmal<br />

Silber sichern konnte, gelang ihm dieses Mal mit einer<br />

Kampf richterentscheidung von 3:2 der ganz große Erfolg:<br />

Er gewann die Goldmedaille.<br />

24 JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


DIPLOMARBEIT MIT<br />

„TIEFGANG“<br />

Mit Prof. Gerd Küveler besuchte ich für einen Monat im Juli/August 2010 das Istituto Ricerche Solari Locarno<br />

(IRSOL) im Tessin, dem italienischsprachigen Kanton in der Südschweiz. Es handelt sich um ein astronomi -<br />

sches Institut zur Erforschung der Sonne. Neben dem Teleskop, das ein Student unserer <strong>Hochschule</strong> gerade<br />

neu automatisiert hat, ist der Spektrograf das wichtigste Standardgerät, weil die meisten physikalischen<br />

Parameter der Sonne, wie Druck, Temperatur und Magnetfeld, durch die Beobachtung der Spektallinien zu<br />

bestimmen sind. Meine Aufgabe bestand darin, mit einem 32-Bit-Microcontroller der AVR 32-Familie eine<br />

neue netzwerkfähige Steuerung für den Spektrografen zu realisieren.<br />

Beim Spektrografen die exakte Wissenschaft unterstützen …<br />

…und beim Sprung in die Tiefe über „Nerven wie Drahtseile“<br />

verfügen.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Der 220 Meter<br />

tiefe Bungeesprung<br />

führte Boris Christian<br />

an der Staumauer<br />

im Verzascatal vorbei.<br />

Natürlich blieb bei einem solch langen Aufenthalt auch<br />

Zeit für gelegentliche Ausflüge mit Prof. Küveler, der<br />

sich hier sehr gut auskennt. Bei einem dieser Streif züge<br />

erwartete mich ein unerwartetes Abenteuer.<br />

Schon als kleines Kind liebte ich Achterbahnen. Später<br />

waren mir die Achterbahnen nicht mehr genug und ich<br />

entschloss mich zu einem 80 Meter-Bungee-Sprung,<br />

den ich lange Zeit für das Maximum hielt. Doch dann<br />

fuhren wir durch das Verzascatal, und schon am Talein<br />

gang sah ich eine riesige Staumauer vor mir. Prof.<br />

Küveler erklärte mir, dass dies die Staumauer sei, von<br />

der James Bond im Film „Golden Eye“ herunterge -<br />

sprungen ist. Damit war für mich alles entschieden.<br />

Leider war die Sprunganlage geschlossen und so<br />

musste ich noch zwei Tage warten. Dies war eigentlich<br />

das Schlimmste an der Geschichte, da mit jeder näher<br />

rückenden Minute die Anspannung stieg. Dann ging es<br />

endlich los. Die Auffahrt in das Tal war für mich nun<br />

schon sehr surrealistisch, der Gang zur Absprungplatt -<br />

form noch mehr. Ganz still und leise verdrängte dieses<br />

Gefühl die Aufregung; bis diese ganz verschwand, als<br />

man mir das Haltegeschirr anlegte. Ich ging die Platt -<br />

form herauf, und ein Schweizer begrüßte mich mit<br />

einem freundlichen „Grüezi”.<br />

25<br />

INTERNATIONAL


IMPRESSUM<br />

<strong>Journal</strong><br />

Zeitschrift der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

<strong>RheinMain</strong> University of Applied Sciences<br />

Wiesbaden Rüsselsheim Geisenheim<br />

Erscheinungsweise:<br />

vierteljährlich,<br />

zur Mitte und zum Ende eines Semesters<br />

Herausgeber:<br />

Präsident der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

Redaktion:<br />

Dr. Ernst-Michael Stiegler<br />

Ernst-Michael.Stiegler@hs-rm.de<br />

Birte Müller-Heidelberg<br />

Birte.Mueller-Heidelberg@hs-rm.de<br />

Anschrift:<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Kurt-Schumacher-Ring 18<br />

65197 Wiesbaden<br />

Telefon 0611/ 94 95- 11 20<br />

Telefax 0611/ 94 95- 44 46 96<br />

Mit Namen gekennzeichnete Beiträge<br />

geben jeweils die Meinungen der<br />

Verfasserinnen und Verfasser wieder.<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

www.vmk-verlag.de<br />

Gestaltung:<br />

Eva-Maria Meuer<br />

www.vomrheingau.de<br />

Druck:<br />

Frotscher druck.medien.service<br />

Darmstadt<br />

Fotos und Abbildungen:<br />

Titel und S. 2: Amiqus (Archiv), Krisztian (privat),<br />

Marose (privat), Schröder/Almonat.<br />

Amiqus (Archiv) S. 34–36; Bartsch S. 18, 19;<br />

Bayer S. 13; Berdux (privat) S. 56; Berkelmann-<br />

Löhnertz (privat) S. 27–29; Bertrams S. 12;<br />

Bibliothek (Archiv) S. 50–52; BMBF (Archiv) S. 6;<br />

Gründernetz der HRSM (Archiv) S. 46–49;<br />

Hochschulsport (Archiv) S. 23, 24;<br />

Hoffmann (privat) S. 29; Humedica e.V. S. 3, 14, 15;<br />

Küveler S. 26; Lenel S. 12; Marose (privat) S. 20–22;<br />

Ramelli S. 25; Remsperger (privat) S. 10; Schmitt<br />

(privat) S. 11; Scuderia Mensa (Archiv) S. 30–32;<br />

Sparke (privat) S. 57; Stiegler S. 4, 5, 7–9, 19, 43–45,<br />

56, 58, 59; Trabert S. 16, 17.<br />

Anzeigenschluss nächste Ausgabe:<br />

1. März 2011<br />

26<br />

Der mutige Bungee-Springer Boris Christian (rechts), neben ihm Dr. Renzo Ramelli<br />

vom Istituto Ricerche Solari Locarno (IRSOL) im Tessin. Von ihm stammen die<br />

weiteren Fotos zu diesem Bericht.<br />

Meine Gedanken waren komplett ausgeschaltet, ich reagierte nur noch<br />

auf Anweisungen. Ich stellte mich auf den Plattformrand. Die Schuhe<br />

ragten fünf Zentimeter über den Abgrund, unter mir erstreckten sich 220<br />

Meter freier Fall. Dann rief eine Stimme “eins, zwe, drü” und ich sprang<br />

ab, so fest wie ich konnte. Für eine Millisekunde lang schoss der Schreck<br />

durch meine Adern und ich rief ein unanständiges Wort, doch dann ging es<br />

mit weit ausgestreckten Armen in die Flugphase über. Der Wind zischte<br />

an meinen Ohren vorbei, ich fühlte mich wie ein Vogel. Der Fallflug war<br />

so lange, dass ich sogar Zeit hatte, mit den Armen zu steuern, um meine<br />

Flugbahn zu beeinflussen.<br />

Dann griff das Seil mit einem leichten Ruck und es folgte nach einer kur zen<br />

Zeit der zweite, nun kleinere Fall, den ich mit einem lauten “Juhuu” in<br />

die Welt posaunte. Durch das enge Tal und wegen der Staumauer schallte<br />

es sogar ziemlich laut. Dann war es aber auch schon an der Zeit, die Vor -<br />

bereitungen für den Aufstieg vorzunehmen, der mittels Kranhaken erfol gte.<br />

Oben angekommen, fühlte ich mich einfach großartig, am liebsten wäre<br />

ich gleich nochmal gesprungen. Die Endorphine flossen in hoher Konzen -<br />

tration durch meinen Körper, und bis weit in den Abend hinein hatte ich<br />

ein schwer zu beschreibendes Glücksgefühl.<br />

Boris Christian<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Interessanter „Tropentreff“ auf dem Campus Geisenheim<br />

GARTENBAU UND WEINBAU:<br />

GLOBAL, FAIR UND IM<br />

BLICKPUNKT DER FORSCHUNG<br />

Der Geisenheimer Tropentreff präsentiert bereits seit<br />

2002 einmal jährlich Arbeiten und Projekte aus den<br />

Anbausparten Gartenbau und Weinbau der Tropen<br />

und Subtropen. Traditionell kommen am letzten Juni-<br />

Wochenende Wissenschaftler, Studierende, Berater,<br />

Vertreter „fairer“ Handelorganisationen sowie inte re ssierte<br />

Bürger zusammen, um Neues aus tropischen<br />

und subtropischen Anbaugebieten zu erfahren.<br />

Auch in diesem Jahr wurde ein vielfältiges Pro gramm<br />

mit interessanten Vorträgen zusammengestellt,<br />

welche nicht nur die fachlichen Aspekte zeigten, sondern<br />

auch einen kleinen Einblick in den ganz ande ren<br />

Alltag der indischen, afrikanischen oder südamerika -<br />

nischen Bevölkerung ermöglichten.<br />

Nach der Begrüßung durch den Dekan des Fachbe -<br />

reichs Geisenheim, Prof. Dr. Otmar Löhnertz, und<br />

den Grußworten des Präsidenten der Geisenheimer<br />

Alum ni-Vereinigung, Robert Lönarz, kam zunächst die<br />

Leiterin des Fachgebietes Phytomedizin der hiesi gen<br />

Forschungsanstalt zu Wort. Prof. Dr. Annette Reineke<br />

untersucht die Anfälligkeit verschiedener Opuntien-<br />

Arten gegenüber einem wichtigen Opuntien-Schäd ling,<br />

der so genannten Kaktusmotte. Diese Studien wurden<br />

ganz bewusst von Mexiko nach Geisenheim verlegt,<br />

weil die schädliche Motte den kalten Winter in Deut -<br />

schland außerhalb eines Gewächshauses nicht über -<br />

leben würde. In Mexiko dagegen besteht die Gefahr,<br />

dass viele der für die menschliche Ernährung und zur<br />

Gewinnung von Viehfutter angebauten Opuntien-<br />

Arten so stark von der Motte befallen würden, dass<br />

weder die dickfleischigen Blätter noch die leckeren<br />

Früchte überleben. Da solche Versuche mit vielen ver -<br />

schiedenen Arten in Mexiko – unter den für die Motte<br />

idealen Lebensbedingungen – zu einer schnellen und<br />

unkontrollierten Massenvermehrung des Schädlings<br />

führen können, werden sie hier in Geisenheim durch -<br />

geführt. Annette Reineke konnte zeigen, dass einige<br />

der 28 untersuchten Kaktus-Arten nur sehr schwach<br />

von der Motte besiedelt wurden und dass sich die<br />

Motten nicht richtig vermehren konnten. Jetzt muss<br />

noch geprüft werden, ob die Kaktus-Arten mit den<br />

schlechten „Wirtseigenschaften“ in gleichem Maße<br />

für die Ernährung von Mensch und Tier geeignet sind<br />

wie die besonders stark befallenen, bisher angebauten<br />

Arten.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Indische Gastwissenschaftlerin<br />

Anschließend berichtete Prof. Dr. Uma Devi von der<br />

Andhra University in Indien über ihr neuestes Projekt.<br />

Frau Devi ist derzeit Gastwissenschaftlerin im Fachge -<br />

biet Phytomedizin und bearbeitet hier Fragestellungen<br />

eines Langzeitprojektes, in dem Pilze zur biologischen<br />

Bekämpfung von Schadinsekten eingesetzt werden.<br />

Das im Rahmen des Geisenheimer Tropentreffs vor -<br />

gestellte Projekt ist dagegen eher in die Rubrik „dem<br />

Klimawandel begegnen“ einzuordnen. Auf vertikal<br />

installierten, großformatigen Betonplatten werden in<br />

Dünnschichtkulturen und unter Ausnutzung von<br />

Sonnenenergie bestimmte Mikroalgen vermehrt, die<br />

das schädliche Kohlendioxid aus unserer Atmosphäre<br />

binden sollen. Hierfür werden ganz unterschiedliche<br />

Algen-Arten eingesetzt, die sich in wichtigen Eigen -<br />

schaften unterscheiden: einige sind reich an bestimmten<br />

Vitaminen und können so direkt zur Verbesserung<br />

der Ernährungssituation in Indien beitragen. Andere<br />

Arten produzieren spezielle Fettsäuren, die aufgrund<br />

ihrer chemischen Struktur besser vom menschlichen<br />

Verdauungstrakt aufgenommen werden können. So mit<br />

werden auf der Basis der Massenproduktion von Mikroalgen<br />

zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:<br />

das klimaschädliche Kohlendioxid wird gebunden und<br />

gleichzeitig können wichtige Nahrungsergänzungs stoffe<br />

in großen Mengen produziert werden.<br />

27<br />

INTERNATIONAL


INTERNATIONAL<br />

Spargel wächst auch in Peru: das ganze Jahr<br />

Dass Spargel nicht nur in Rheinhessen und in der Pfalz<br />

angebaut wird, zeigte Prof. Dr. Peter-Jürgen Paschold,<br />

ehemaliger Leiter des Geisenheimer Fachgebietes<br />

Gemüsebau. Er berichtete über den Anbau und die<br />

Vermarktung von Spargel in Peru. Im Gegensatz zu<br />

den europäischen Bedingungen kann dort das ganze<br />

Jahr über Spargel gestochen werden – sowohl der<br />

weiße Bleichspargel als auch der beliebte Grünspargel.<br />

Die Produktion kann ganz simpel durch Zu- oder Ab -<br />

schalten der Bewässerung gesteuert werden.<br />

Besonders eindrucksvoll ist der dort herrschende<br />

Hygienestandard zur Verhinderung der Einschleppung<br />

von Krankheiten und Schädlingen. Überall sind Hand -<br />

waschbecken installiert und große Wannen mit Desin -<br />

fektionslösung aufgestellt, in denen alle Mitarbeiter<br />

und Besucher die Schuhsohlen spülen müssen. Sogar<br />

die Busse der Besuchergruppen müssen durch solche<br />

Desinfektionswannen fahren. Der peruanische Spargel<br />

wird größtenteils im eigenen Land vermarktet. Der<br />

hier in Europa in den Wintermonaten erhältliche<br />

frische Spargel und Konservenspargel wird vor allem<br />

aus China importiert.<br />

„Lebensgemeinschaft“ Affe-Opuntie<br />

Der Vortrag von Dr. Dietmar Zinner vom Deutschen<br />

Primatenzentrum Göttingen handelte von einer beson -<br />

deren „Lebensgemeinschaft“, die in den verschiede nen<br />

Sparten der Biologie als Mutualismus bezeichnet wird.<br />

Dieter Zinner untersucht die Lebensräume, das soziale<br />

Verhalten und die Essgewohnheiten von afrikanischen<br />

Mantelpavianen. Opuntien aus dem ersten Vortrag<br />

spielen auch hier eine zentrale Rolle. In verschiedenen<br />

Gebieten Afrikas konnten sich die Opuntien so stark<br />

vermehren, dass für heimische Pflanzenarten, z.B.<br />

Olivenbäume und Wacholder, im wahrsten Sinne des<br />

Wortes kein Platz mehr war. Wie kann es zu einer der -<br />

artigen Massenvermehrung der Opuntien kommen?<br />

Dieter Zinner untersuchte vor allem die Schlafge wohnheiten<br />

der Mantelpaviane und stellte fest, dass sie vor<br />

dem Einschlafen auf einem „Schlafbaum“ zunächst unverdauliche<br />

Nahrungsreste ausscheiden. Da die roten<br />

Opuntien-Früchte zu den wichtigsten Nahrungs quellen<br />

zählen, werden die unverdaulichen Samen nach der<br />

Darmpassage ausgeschieden. Aus der Vielzahl „roter<br />

Häufchen“ im Stammbereich der Schlafbäume keimen<br />

unter günstigen Bedingungen neue, junge Opuntien<br />

aus. Damit war eine entscheidende Ursache für die<br />

rasche und unkontrollierte Ausbreitung der Opuntien<br />

gefunden.<br />

Weintrauben in luftiger Höhe<br />

Ludwig Kiefer vom Deutschen Entwicklungsdienst<br />

berichtete über den ökologischen Anbau von Tafel -<br />

trauben in Tarija (Bolivien). Neben den uns bekannten<br />

Erziehungssystemen gibt es dort eine bolivianische<br />

28<br />

Spezialität: die „Schinus-Molle“-Baumreben. Die Be -<br />

sonderheit ist, dass Reben an mehreren Meter hohen<br />

Bäumen empor ranken und so ihre Trauben in luftiger<br />

Höhe produzieren. Vorteil ist, dass dort oben stets<br />

eine leichte Brise geht und sich dadurch Schadpilze<br />

weniger gut ansiedeln können. Leider geht die Anbau -<br />

fläche dieser speziellen Erziehungsform immer mehr<br />

zurück. Bei der Tafeltrauben-Produktion in Boden nähe<br />

gibt es in Bolivien genau die gleichen Probleme, mit<br />

denen wir hier zu kämpfen haben: Pilzkrankheiten und<br />

Schädlinge. Am schwersten ist der Falsche Mehltau zu<br />

bekämpfen. Das wichtigste Fungizid, welches auch im<br />

Öko-Anbau eingesetzt werden darf, ist Kupfer. Der<br />

bei uns aktuell gültige Grenzwert von 3 kg Reinkupfer<br />

pro Hektar und Jahr wird auch unter bolivianischen<br />

Verhältnissen nicht überschritten. Wie in Geisenheim,<br />

so wird auch in Tarija im ökologischen Weinbau ver -<br />

sucht, durch Einsatz alternativer Substanzen auf Kupfer -<br />

behandlungen zu verzichten oder den Kupfereintrag<br />

dadurch zumindest deutlich zu reduzieren.<br />

Fairer Handel<br />

Das Schlusswort hatte der Ghanaer Bede Godwill von<br />

der GEPA in Alzenau. Die GEPA („The Fair Trade<br />

Company“) kümmert sich um „fairen“ Handel mit<br />

landwirtschaftlichen Produkten und anderen Artikeln<br />

aus Afrika, Mittel- und Südamerika sowie Asien. Bede<br />

Godwill präsentierte Ziele, Aufgaben und Struktur der<br />

GEPA. Besonders intensiv ist er auf das Wertesystem<br />

der GEPA eingegangen – eine komplexe Interaktion<br />

zwischen den drei Säulen Mensch, Ökologie und Öko -<br />

nomie. Dazu gehört auch, volks- und weltwirt schaft -<br />

liche Missstände aufzuzeigen: Herr Godwill belegte<br />

anhand von Zahlen, wie viel Geld wir für Rüstung und<br />

Auslandsreisen ausgeben; dem gegenüber stellte er die<br />

Defizit-Beträge, die in den oben genannten Ländern<br />

für wirklich wichtige Dinge fehlen: Beseitigung von<br />

Hunger in der Welt, Projekte im Bereich Gesundheit<br />

und Prävention sowie Schulbildung für alle.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Verschiedene Beispiele der Hilfe und Unterstützung<br />

wurden erörtert und anschaulich dargestellt. Bis zum<br />

Jahr 2015 sollen acht konkrete „Millennium“-Ziele ver -<br />

folgt und umgesetzt werden. Diese acht Ziele wurden<br />

der Reihenfolge nach anhand eindrucksvoller Bei spiele<br />

erläutert. Schade nur, dass so wenige der Geisenhei mer<br />

Studentinnen und Studenten gekommen waren – mit<br />

diesen Zahlen und Beispielen vor Augen wurde so<br />

manchem Zuhörer die überaus komfortable eigene<br />

Lebenssituation mal wieder bewusst.<br />

Der Geisenheimer Tropentreff endet aber nicht mit<br />

dem letzten Vortrag! Traditionell gehen die Gespräche<br />

abends ab 18 Uhr im lauschigen Garten von Dr. Werner<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Hoffmann, hier besser bekannt als „Kakteen-Hoff -<br />

mann“, weiter. Bei Bier, Wein und einem internati ona -<br />

len Buffet aus mitgebrachten Speisen wurde bis tief in<br />

die Nacht diskutiert und debattiert. Hier ergeben sich<br />

auch manchmal interessante Kontakte für ein Berufs -<br />

praktisches Semester im Ausland oder Themen für<br />

eine Bachelor-Arbeit. Für einen der Geisenheimer<br />

Weinbau-Studenten war der Abend in dieser Hinsicht<br />

durchaus erfolgreich.<br />

Richtig Schluss ist dann erst am nächsten Tag, nach dem<br />

„fairen Frühstück“ im Hoffmannschen Garten. Auch<br />

das ist ein in der Region einmaliges und beson ders er -<br />

wähnenswertes Highlight! Unter dem Motto „Gerechte<br />

Preise statt Almosen“ werden ausschließlich Produkte<br />

des fairen Handels für dieses gemeinsame Frühstück<br />

eingekauft. In diesem Jahr hatte sich der zukünftige<br />

Geisenheimer Bürgermeister dazu gesellt!<br />

Wie in jedem Jahr konnte Jede(r) das für sie/ihn Beste<br />

und Interessanteste beim diesjährigen Geisenheimer<br />

Tropentreff finden – entweder vormittags bei den Vor -<br />

trägen und/oder abends im Marienthaler Garten. Um<br />

eine größere Anzahl Geisenheimer Studentinnen und<br />

Studenten mit dieser Veranstaltung zu erreichen, wird<br />

überlegt, die Vorträge vom Samstagvormittag auf den<br />

Freitagnachmittag zu legen. Im nächsten Jahr werden<br />

Sie an dieser Stelle frühzeitig über Zeit und Ort<br />

informiert.<br />

Prof. Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz<br />

29<br />

INTERNATIONAL


INTERNATIONAL<br />

„FO<strong>RM</strong>ULA STUDENT IS<br />

FOR EDUCATION, MOTOR-<br />

SPORT ONLY THE HOOK“<br />

„Not only pretty also reliable.“ Das war der Originalkommentar<br />

des Moderators beim abschließenden Rennen der Formula Student<br />

Germany auf dem Hockenheimring am 8. August 2010. Eine<br />

Anspielung auf unseren zweiten Platz beim Style Award 2009 und<br />

Ausfall durch technischen Defekt beim abschließenden Rennen.<br />

Alle auf der Tribüne waren hoch gespannt. Das ganze<br />

Team und seine Fans – unter ihnen die Dekanin des<br />

Fachbereichs Ingenieurwissenschaften, Frau Prof. Dr.-<br />

Ing. Moniko Greif, der Oberbürgermeister der Stadt<br />

Rüsselsheim, Herr Gieltowski, und viele Sponsoren –<br />

schrien mit Standing Ovations den Rennfahrer Peter<br />

Baptistella auf seiner letzten Runde ins Ziel. Endlich<br />

war unser großes Ziel erreicht, souverän durch den<br />

Wettbewerb zu kommen. Viele hatten Tränen in den<br />

Augen. Der riesige Aufwand bei der Entwicklung des<br />

dritten Rennwagens SPR10 der Scuderia Mensa HS<br />

<strong>RheinMain</strong> Racing e.V. hat sich ausgezahlt. Top 15 war<br />

anvisiert, Platz 12 haben wir erreicht. Ein sehr gutes<br />

Ergebnis bei einer Konkurrenz von 75 Teams aus aller<br />

Welt.<br />

Besonders stolz war das Team auf die Auswahl unter<br />

die besten acht Teams für das Finale im Design Report,<br />

die Königsdisziplin der statischen Disziplinen. Hier<br />

30<br />

hat das Team zwei Stunden lang das Gesamtkonzept<br />

des Rennwagens schlüssig und mit hoher Fachkenntnis<br />

vor Profis aus der Automobilindustrie erläutert. Mehr<br />

als der letztendlich achte Platz hätte uns noch mehr<br />

überrascht. Vor der TU Darmstadt platziert: Das war<br />

schon eine enorme Leistung!<br />

Auch in Österreich und Italien am Start<br />

Nach Hockenheim ging es sofort weiter. Eine Woche<br />

später erzielten wir ebenfalls den 12. Platz bei der FS<br />

Austria auf dem Wachauring bei Melk in Österreich.<br />

Dann wurden drei Wochen noch sehr viele Kilometer<br />

auf den Teststrecken der Adam Opel GmbH absol viert,<br />

um beim dritten und abschließenden Wettbewerb der<br />

FS ATA auf dem Riccardo Paletti Circuit (Varano de'<br />

Melegari, Italien) unter die Top 10 zu kommen. Auch<br />

wenn das Motto gilt: Formula Student is for education,<br />

motorsport only the hook, ist der Erfolg für die Moti -<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Foto: Almonat


Fuel Efficiency 100<br />

Design Report 150<br />

va tion und die Fortsetzung des Projekts enorm wichtig.<br />

Die Tests unter den harten Rennbedingungen haben<br />

„Lucy“, wie SPR10 auch liebevoll vom Team genannt<br />

wird, viel abverlangt. Einige Teile versagten und muss -<br />

ten optimiert und neu gefertigt werden, wie das bei<br />

einem Prototyp üblich ist. Beim abschließenden Rennen<br />

ging eine Schweißnaht der Radaufhängung zu Bruch,<br />

die Zielflagge blieb unten. Wegen sehr guter Einzeler -<br />

gebnisse wurde trotz fehlender 325 Punkte dennoch<br />

Platz 21 erreicht.<br />

Aus den acht Einzeldisziplinen im Diagramm wird<br />

deutlich, Formula Student ist keine Rennserie, sondern<br />

ein Konstruktionswettbewerb. Neben den dynami schen<br />

Disziplinen Acceleration, Skid-Pad (Querbeschleu ni -<br />

gung), Endurance, das heißt das eigentliche Rennen<br />

über 22 Kilo meter, und Fuel Efficiency müssen in den<br />

statischen Disziplinen ein Design Report, ein Cost<br />

Report und ein Businessplan präsentiert werden. Es<br />

ist eine Mischung aus Entwicklung und Konstruktion,<br />

Renn per formance, Finanzplanung und Verkaufsargu -<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Skid-Pad 75<br />

Cost Report 100<br />

Acceleration 75<br />

Business Plan 75<br />

men ten. Maximal können 1.000 Punkte erreicht wer den.<br />

Topp-Platzierungen sind nur möglich, wenn das Team<br />

in allen Disziplinen vorne dabei ist.<br />

Die Kosten für den Rennwagen muss jedes Team durch<br />

Sponsoren decken, ob in Form von Finanzmitteln oder<br />

Dienstleistungen. Das Team stellt somit eine komplette<br />

Entwicklungsfirma dar, die sich selbst managen muss.<br />

Umfassender kann ein studentisches Projekt nicht sein,<br />

an dessen Ende ein voll funktionsfähiges Produkt steht.<br />

Hier sammeln die Studierenden unschätzbare Praxis -<br />

er fahrungen, die andere erst im Beruf erlernen.<br />

Freude pur über gute Platzierungen: Teammitglieder der Scuderia Mensa HS <strong>RheinMain</strong> Racing e. V. mit ihrem „Produkt“, der<br />

kantigen „Lucy“ mit ihrer Kohlefaser-Außenhaut.<br />

Autocross 100<br />

Foto: Reichmann<br />

31<br />

Endurance 325<br />

INTERNATIONAL


INTERNATIONAL<br />

Nicht nur in der Automobilbranche ist Formula Student<br />

daher in der Industrie sehr hoch angesehen. Bewerber<br />

mit Formula-Student-Erfahrung müssen ihre Bewer -<br />

bung nur noch der Form halber schreiben.<br />

Solide Weiterentwicklung<br />

Das Team hat diese Saison bewiesen, dass es nicht nur<br />

schöne Rennwagen bauen kann. Hauptziel war in die -<br />

ser Saison, eine höhere Zuverlässigkeit zu erreichen.<br />

Nach dem ersten Rennwagen SPR08 war SPR09 eine<br />

Revolution. SPR10 ist eine Evolution, bei der die<br />

Schwachstellen gezielt beseitigt wurden. Solide Weiterentwicklung<br />

stand im Vordergrund, nicht Innovati onen.<br />

Aber mit der progressiven Lenkung eines Schweizer<br />

Unternehmens ist uns auch das gelungen. Mit einem<br />

kleineren Team als 2008/09 und nur drei Teammitglie -<br />

dern vom Vorjahr ist die Strategie voll aufgegangen.<br />

Es wurden rund 30.000 Arbeitsstunden investiert, oft<br />

bis tief in die Nacht. Trotz einiger Rückschläge hat sich<br />

das Team nie unterkriegen lassen und den SPR10 mit<br />

einer Topp-Performance entwickelt. Insgesamt haben<br />

ca. 50 Studierende aus drei Fachbereichen und sechs<br />

Studiengängen mitgearbeitet. Das Kernteam war mit<br />

15 Studierenden aber wesentlich kleiner.<br />

Für das „Schön“ sorgten in diesem Jahr 18 Studie ren de<br />

des Studienbereichs Innenarchitektur unter Leitung<br />

von Prof. Dr. Ralf Höller. Aus anfangs eher unförmig<br />

scheinenden Tonmodellen wurde das kantige, extro -<br />

ver tiert anmutende Design des SPR10. Leider gab es<br />

dieses Jahr keinen Style Award in Hockenheim. An<br />

uns wäre man sicher nicht vorbei gekommen. Gefertigt<br />

wurde die kantige Außenhaut inklusive Sitz und weiterer<br />

Teile aus Kohlefaser, um Gewicht zu sparen.<br />

32<br />

Die nächste Herausforderung<br />

Für das nächste Jahr steht schon die nächste Heraus -<br />

for derung an. Wir wollen mit einem rein elektrisch an -<br />

getriebenen Rennwagen SPR11E an den Start gehen.<br />

Dieses Jahr wurde der Wettbewerb FS Electric das<br />

erste Mal auf dem Hockenheimring parallel ausgetra -<br />

gen. Ein neues Erlebnis, nur das Quietschen der Reifen<br />

und Bremsen zu hören, begleitet von einem leisen<br />

Pfeifen des Motors. 13 Teams haben daran teilgenom -<br />

men. Bei der zukunftsweisenden Entwicklung elektri<br />

scher Antriebe wollen wir dabei sein.<br />

Ich kann nur jedem empfehlen, sich das Spektakel<br />

Formula Student nächstes Jahr einmal anzusehen. Das<br />

professionelle Niveau und die Atmosphäre sind mit<br />

Worten kaum zu beschreiben. FS Germany wird wieder<br />

am ersten Augustwochenende auf dem Hockenheim -<br />

ring stattfinden.<br />

An dieser Stelle noch ein ganz herzliches Dankeschön<br />

an alle Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, die unser Projekte tatkräftig unter -<br />

stützt haben.<br />

Prof. Dr.-Ing. Claus Schul,<br />

Fachbereich Ingenieurwissenschaften<br />

www.scuderia-mensa.de | www.formulastudent.de<br />

www.formulastudentelectric.de<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Foto: T. Schröder


HÖ<strong>RM</strong>ANN AUTOMOTIVE GRATULIERT DEM<br />

TEAM DER SCUDERIA MENSA ZUR SAISON 2010<br />

Hörmann Automotive Components GmbH<br />

Unser Unternehmen ist spezialisiert auf die<br />

Produktion hochwertiger Chassis-, Karosserieund<br />

Anbauteile für die LKW- und PKW-Industrie.<br />

Innovative Technik, modernste Verfahren und<br />

zeitgemäße Qualitätsmanagementsysteme<br />

machen Automotive Teile „Made in Gustavsburg“<br />

zu Spitzenprodukten ihrer Art.<br />

Hörmann Automotive unterstützt die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>, weil wir hiermit<br />

einen Beitrag zur praxisorientierten Ingenieursausbildung leisten wollen.<br />

Sind Sie interessiert an einer Werkstudententätigkeit<br />

bzw. einer Bachelor-/Master-Thesis mit Schwerpunkt<br />

Produktionstechnik im spannenden Umfeld der<br />

Nutzfahrzeugindustrie?<br />

Dann kontaktieren Sie uns gerne.<br />

Hörmann Automotive Components GmbH<br />

Ginsheimer Straße 2<br />

65462 Ginsheim-Gustavsburg<br />

Tel: +49 (0) 6134 588-0<br />

URL: www.hoermann-gustavsburg.eu<br />

E-Mail: info@hac.eu<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

SPONSOR DER SAISON 2010<br />

33<br />

INTERNATIONAL


FORSCHUNG<br />

34<br />

BMBF-gefördertes<br />

Forschungsprojekt AMIQUS:<br />

NEUE EINBLICKE<br />

LASSEN KLISCHEES<br />

VERBLASSEN<br />

Im Zentrum des vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Wissenschaft für drei Jahre geförderten und im Juni 2010 als<br />

Projekt des Monats ausgezeichneten Handlungsfor schungs -<br />

projektes „Ältere Migrant(inn)en im Quartier – Stüt zung<br />

und Initiierung von Netzwerken der Selbstorganisation und<br />

Selbst hilfe (www.AMIQUS.de)“ stehen die Bedingungen und<br />

Ressourcen – aber auch die Barrieren – für eine angemes sene<br />

Lebensführung älterer Menschen mit Migrationshinter grund<br />

in ganz unterschiedlich strukturierten Quartieren deut scher<br />

Städte. Hintergrund des Projektes ist das massive sozialpo li -<br />

tische Problem, dass diese Zielgruppe von den An ge boten<br />

der Altenhilfe sowie des Gesundheitssektors bislang kaum<br />

erreicht wird. Dabei geht es nicht allein um die Sprach barriere,<br />

die vielleicht das Lesen von Angebotsbroschüren oder das<br />

Nachvollziehen eines gut gemeinten Beratungsge spräches<br />

verhindert. Vielmehr organisiert diese Bevölkerungs gruppe<br />

aus Skepsis gegenüber den deutschen Institutionen, aber<br />

auch vor dem Hintergrund ihrer soziokulturellen Tradi ti onen,<br />

ihren Unterstützungsbedarf bisher vor allem in ver schie dens -<br />

ten Netzwerken der Selbsthilfe aus dem Kontext der ei genen<br />

Familie, Nachbarschaft sowie ethnischen Community.<br />

Von daher sieht das Projekt einen zentralen Schlüssel zur<br />

Ver besserung der Lebensqualität dieser Zielgruppe in der<br />

Entwick lung und Stärkung nachbarschaftlicher Unterstüt -<br />

zungs systeme sowie der Selbstorganisation ihrer Interessen<br />

im Hinblick auf soziale Teilhabe und gesellschaftliche Parti -<br />

zipation in ihren Wohnquartieren. Gemeinsam mit seinen ver -<br />

schiedenen Praxispartnern vor Ort versucht AMIQUS solche<br />

Ansätze nicht nur untereinander, sondern auch mit den pro -<br />

fessionellen wohnortnahen Beratungs- und Unterstützungs -<br />

angeboten für ein selbständiges Leben im Alter zu vernetzen,<br />

was eine Öffnung der bisher häufig individualisierten Aus rich -<br />

tung im Hinblick auf die Begleitung solch kollektiver Formen<br />

von Selbsthilfe und Selbstorganisation voraussetzt.<br />

Das erste Untersuchungsjahr<br />

In seinem ersten Untersuchungsjahr hat<br />

AMIQUS mit Hilfe verschiedener quali tati<br />

ver Untersuchungsmethoden (regelmäßige<br />

tagebuchähnliche Berichte über die Alltags -<br />

organisation, Gruppendiskussionen, Nadel-<br />

Methode, Ortsbegehungen) sehr differen zierte<br />

Erkenntnisse über die Netzwerke verschie -<br />

dener Milieus älterer Menschen mit Migra -<br />

tionshintergrund sowie ihre Nutzung von<br />

räumlichen Gelegenheiten und sozialer<br />

Infrastruktur gewonnen. So wurden in vier<br />

ganz unterschiedlich strukturierten Wohn -<br />

quartieren der Bundesrepublik (Wiesbaden<br />

Westend sowie Biebrich, Fulda-Aschenberg<br />

und Münchner Norden) jeweils Fokus grup pen<br />

von ca. 20 zugewanderten Senior(inn)en ge -<br />

bildet, in denen das gesamte Spektrum an<br />

Ethnien, Religionen und Lebenslagen dieser<br />

Bevölkerungsgruppe vertreten sind. Mit<br />

diesen vier Fokusgruppen wurden auch Zu -<br />

kunftswerkstätten durchgeführt. Thema<br />

waren nicht nur die Probleme und Barrieren<br />

sowie Visionen einer angemessenen Lebens -<br />

führung dieser Bevölkerungsgruppe. Viel mehr<br />

erwuchsen daraus auch konkrete Projekt -<br />

ideen. Diese werden nun mit den Praxispar t -<br />

nern vor Ort – handlungsforscherisch durch<br />

AMIQUS begleitet – zu realisieren versucht.<br />

Über eine im Juli 2010 begonnene aktivieren<br />

de Be fragung mit angestrebten über 200<br />

Inter views pro Quartier soll nicht nur das<br />

Inte resse und die Mitwirkungsbereitschaft<br />

der ande ren zugewanderten Senior(inn)en<br />

aus den jewei ligen Gebieten an diesen<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Projekten erhoben werden. Vielmehr erlaubt<br />

die große Stich pro be auch eine interferenz -<br />

statistische Über prüfung der mit Hilfe qua -<br />

litativer Methoden im ersten Jahr gewonnen<br />

Typologien zu Netz werken, Raumnutzung<br />

und Interessenlagen sowie vermittels ent -<br />

sprechender Operatio na lisierungen der spezi -<br />

fischen Probleme dieser Zielgruppe auch<br />

eine quantitativ solide Be darfsbestimmung.<br />

Leistungen und Fähigkeiten kommen in<br />

den Blick<br />

Bei der Bildung der Fokusgruppen schienen<br />

sich zunächst die von der bisherigen For -<br />

schung konstatierten Abschottungsten denzen<br />

dieser Gruppe zu bestätigen. Später wurde in<br />

der Kritik- bzw. Problemphase der Zukunfts -<br />

werkstätten auch der zum Teil erschreckende<br />

Hintergrund in Form massiver Erfahrungen<br />

von Diskriminierung deutlich – leider auch<br />

im Rahmen der Institutionen Sozialer Arbeit.<br />

Sicher nicht grundlos wandelte sich das an -<br />

fängliche Misstrauen der von uns Angespro -<br />

chenen im Rahmen der ersten Treffen der<br />

Fokusgruppen jedoch recht schnell. Denn<br />

dass die älteren Migrant(inn)en als Subjekte<br />

mit ihren Leistungen, Kompetenzen und<br />

Fä higkeiten in den Blick kamen, war für nahezu<br />

alle Beteiligten eine für Deutschland of fensichtlich<br />

absolut ungewöhnliche Erfah rung.<br />

So zeigte sich an allen Untersuchungsorten,<br />

dass besonders diejenigen, die in ihren Her -<br />

kunftsländern noch in der Landwirtschaft<br />

groß geworden sind, über den eigenen Garten<br />

einen hohen Anteil der familiären Nahrungs -<br />

mittelversorgung abdecken. Zudem werden<br />

frei zugängliche Früchte, Kräuter und Pflan -<br />

zen (auch zur medizinischen Versorgung)<br />

geerntet. Und fast alle, die körperlich dazu<br />

noch in der Lage sind, wirken im hohen Aus -<br />

maß an der Betreuung ihrer Kinder und<br />

Enkel mit. Neben einem „in familiäre Netz -<br />

werke eingebundenen“ Typus findet sich<br />

auch ein sehr stark an den „verwandtschaft -<br />

lichen Heimatnetzwerken orientierter“<br />

Typus, der während der Sommermonate in<br />

diese Netze ganz real, ansonsten aber bloß<br />

virtuell (z.T. auch über das Internet) einge -<br />

bunden ist. Starke Überlappungen zeigt dieser<br />

Typus zu einem aus Enttäuschung über die<br />

ebenfalls in Deutschland lebenden Verwan d -<br />

ten und Familienmitglieder zumindest in<br />

den alltäglichen Bezügen „zurückgezogenen<br />

Typus“. Allerdings gibt es in einigen Kultu ren<br />

auch eine Tradition des Rückzugs im hohen<br />

Alter. Und zum Teil verfügen die Alten auch<br />

schlicht nicht über die Ressourcen (man gel nde<br />

körperliche Beweglichkeit, mangelnde<br />

35<br />

FORSCHUNG


FORSCHUNG<br />

materielle Ressour cen für Fahrtkosten und Gastgeschenke), um<br />

an den auf Wechsel sei tigkeit ausgelegten (verwandtschaftlichen)<br />

Besuchsnetz werken teilzunehmen.<br />

Auch in AMIQUS sind wir auf jene von den bisherigen Studien<br />

so sehr in den Vordergrund gerückte Variante eines über die<br />

Familie hinaus bloß in ein sehr isoliertes, auf die eigene Ethnie<br />

bezogenes institutionalisiertes Netzwerk (z.B. ethnischer Kultur -<br />

verein, religiöse Gemeinschaft) eingebundenen Typus gestoßen.<br />

Entgegen der bisherigen Untersuchungsbefunde zeigte sich aber,<br />

dass viele Mitglieder durch ihr Engagement für eine solche<br />

Ver einigung in Kontakt zu Vertreter(inn)en anderer – auch ein -<br />

hei mischer (!) – Institutionen kommen. Wo dies nicht gelungen<br />

ist, wird der Kontakt zumindest bedauert.<br />

Kulturübergreifende Austauschprozesse<br />

Zu unseren bedeutsamsten Untersuchungsbefunden zählen wir<br />

aber Prozesse, wie wir sie vor allem im Zusammenhang mit der<br />

Nutzung halböffentlicher Räume der Gemeinwesenarbeit re konstruieren<br />

konnten. Von unserer Zielgruppe werden diese Räume<br />

zunächst im Rahmen ihrer zumeist geschlechtshomogenen, im<br />

Vergleich zu Freundschaftsnetzwerken zwar zum Teil weniger<br />

kohäsiven, dennoch aber sehr dichten innerethnischen peers<br />

ge nutzt. Durch die Nutzung dieser Orte und der dortigen übergrei<br />

fenden Angebote (z.B. Feste) der Gemeinwesenarbeit geraten<br />

die Einzelnen jedoch über die peer-Kontakte hinaus nach und<br />

nach auch mit anderen Nutzer(gruppe)n dieser Räume und An -<br />

gebote in Kontakt.<br />

36<br />

Solche Prozesse konnten auch im Rahmen<br />

der vom AMIQUS-Projekt initiierten Fokus -<br />

gruppen angestoßen werden. So sind an den<br />

durch die Zukunftswerkstätten angestoße nen<br />

Initiativen – z.B. zur Einrichtung öffentlicher<br />

Gärten sowie von Werkstätten (sowohl für<br />

Näharbeiten als auch für handwerkliche Re -<br />

paratur- und Konstruktionsarbeiten) bis hin<br />

zu neuen wohngemeinschaftsartigen Formen<br />

des Zusammenlebens im Alter – maßgeb lich<br />

auch Repräsentanten beteiligt, die wir bisher<br />

jenem „aus Netzwerken zurückgezogenen/<br />

nicht vernetzten Typus“ sowie den rein „in<br />

familiäre Netwerke eingebundenen“ oder<br />

sehr stark an den „verwandtschaftlichen<br />

Heimatnetzwerken orientierten Typus“ zuge -<br />

ordnet haben. Zudem zeigen die Prozesse in<br />

den von uns ja künstlich unter dem Aspekt<br />

der Repräsentanz der verschiedenen Lebens -<br />

lagen und -weisen zusammengesetzten Gruppen,<br />

welch geringer Aufwand (ein Raum und<br />

eine Moderation) erforderlich ist, um „selbst“<br />

in dieser – folgt man den Forschungs befun den<br />

zur Aktivierung und zum zivilgesellschaft -<br />

lich em Engagement so „schwierigen“ – Ziel -<br />

gruppe kulturübergreifende Austausch- und<br />

Organisationsprozesse in Gang zu setzen.<br />

Dass in einem unserer Standorte ausgerechnet<br />

muslimische Frauen sich am stärksten in<br />

einer aus der Zukunftswerkstatt heraus ent -<br />

standenen Initiative für die doppelte Staats -<br />

bürgerschaft engagieren, zeigt, dass noch<br />

viele Klischees in unserem Denken zu über -<br />

winden sind.<br />

Das Projekt wird unter Federführung der<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> von Prof. Dr. habil.<br />

Michael May, dem Autor dieses Beitrags,<br />

in Kooperation mit der <strong>Hochschule</strong> Fulda,<br />

Prof. Dr. habil. Monika Alisch, geleitet.<br />

Zum Forschungsteam gehören Benjamin<br />

Bulgay (Wiesbaden Westend), Frank Dölker<br />

(Fulda Aschenberg), Stefan Fröba (München<br />

Hasenbergl), Mila Kovacevic und Nadia<br />

Laabdallaoui (Wiesbaden Biebrich).<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Reizpotentiale im öffentlichen Raum:<br />

PLAKATBOTSCHAFTEN<br />

FÜR DIE BUCHMESSE FRANKFURT<br />

UND NACHT-SKIFAHREN IN ÖSTERREICH<br />

Plakate müssen ins Auge springen<br />

Wer sich umschaut, kann leicht feststellen: Plakate gibt<br />

es viele, aber nur wenige, die wirklich gut sind. Plakate<br />

gehören zum werblichen Reizpotenzial im öffentlichen<br />

Raum und werden – ungeachtet aller medialen Ten den -<br />

zen – uns hier auch noch lange erhalten bleiben. Vor<br />

allem die, die ins Auge springen, den Betrachter auf<br />

intelligente Weise einnehmen und von ihrer Botschaft<br />

überzeugen.<br />

Das Plakat als verdichtetes Printmedium bleibt nach<br />

wie vor eines der attraktiven Aufgabenfelder, das<br />

die Kommunikationsdesigner unserer <strong>Hochschule</strong> im<br />

Auge behalten. Zwei Projekte mit spannenden wie<br />

erfrischend-unterhaltsamen Plakaten lassen sich an<br />

dieser Stelle vorstellen und sind Indiz für die konzep -<br />

tionelle Stringenz, die gestalterische Phantasie und<br />

das mediale Verständnis unserer Studierenden.<br />

Humorvolle Plakate für die Buchmesse Frankfurt<br />

Seit mehr als fünf Jahren lassen die Verantwortlichen<br />

der Buchmesse Frankfurt von den Wiesbadener Kom -<br />

munikationsdesignern Plakate entwickeln, die das je -<br />

weilige Gastland willkommen heißen. Indien, die Tür kei,<br />

Katalonien, China und dieses Jahr Argentinien wurden<br />

im Rahmen eines internen Wettbewerbspro jektes auf<br />

unterschiedlichste Weise in Szene gesetzt. Am Ende<br />

werden jeweils die besten Entwürfe als Plakate und<br />

Postkarten produziert, um auf Frankfurts Litfass-Säulen,<br />

U-Bahn-Stationen und kulturellen Schnittpunkten für<br />

den literarischen Ehrengast zu werben. Die Jury aus<br />

Vertretern der Buchmesse, der Stadt Frankfurt, einem<br />

Vertreter des jeweiligen Konsulates und der Hoch -<br />

schu le konnte sich in jedem Jahr von der gleichblei bend<br />

hohen Qualität und Vielfalt der Ideen unserer Studie -<br />

renden überzeugen und hatte es nicht immer leicht,<br />

sich in der Menge der präsentierten Motive für zehn<br />

Postkarten und drei Plakatsujets zu entscheiden. Kein<br />

Wunder, denn in jedem Jahr werden rund 40 bis 50<br />

Ent würfe vorgelegt. Doch die Juroren wählten bisher<br />

immer mit kritischem Auge und in sachlicher Diskus -<br />

sion eine spannende Mischung aus seriösen wie hinter -<br />

gründig humorvollen Motiven.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Die bisherige Presseresonanz verbucht nur Positives<br />

oder ist – wie im Falle des Ehrengastes Katalonien –<br />

sogar begeistert vom Humor des Gewinnermotivs<br />

„Ehrenesel“ (Anm.: der katalanische Riesenesel ist<br />

Sympathieträger für die katalanische Region und steht<br />

bewusst im Kontrast zum spanischen Stier). Auch ein<br />

Plakat mit der Darstellung der roten Mao-Bibel für<br />

das Gastland China sorgten im letzten Jahr für kriti -<br />

schen Wirbel seitens des Ehrengastes und bescherte<br />

dem Thema nachdenkliche Zeilen.<br />

In diesem Jahr war Argentinien Ehrengast der<br />

Buchmesse: doch die Entwürfe haben nicht nur durch<br />

die speziellen Fußballereignisse eine besondere Note<br />

erfahren. Das ausführliche Briefing in Frankfurt bot<br />

viele Ansatzpunkte, pfiffige Verbindungen zwischen<br />

Argentinien, Literatur und Frankfurt herzustellen, da<br />

37<br />

DESIGN


DESIGN<br />

38<br />

SIEGER<br />

Willkommens-Plakate<br />

für den Ehrengast 2010<br />

Argentinien:<br />

Platz 1: das lesende Rind<br />

von Franziska Detlof<br />

und Helen Krisztian.<br />

Platz 2:<br />

argenti nisches Ortsschild<br />

von Kim Banh und<br />

Platz 3:<br />

Literatur-Trikot von<br />

Lisa Heumann.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


MOTIVE AUS WIESBADEN:<br />

Natalja Schuller & Steffen Kraft:<br />

2006 Indien<br />

Die Präsentation der über 40 Plakate zur<br />

Frankfurter Buchmesse 2010 erfolgte<br />

bei hochsommerlicher Hitze in der<br />

Kellergalerie des Glashauses. Die drei<br />

Erstplazierten durften sich zudem über<br />

angemessene Geldpreise freuen. Alle<br />

anderen über das Lob der Juroren.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Gaby Gietzelt: 2008 Türkei<br />

Zhe Dong: 2009 China<br />

die argentinische Literaturszene hierzulande den wenigsten ein Begriff<br />

ist. Die Plakate der Wiesbadener Gestalter leisteten wie bisher einen<br />

konstruk tiven Beitrag zum Thema und halfen, Argentinien als Messe -<br />

schwer punkt zu kommunizieren.<br />

Mehrere Dozenten des Studiengangs betreuten bisher die Wettbe -<br />

werbs projekte:<br />

Prof. Gregor Krisztian (Indien, Katalonien, Argentinien), Prof. Christine<br />

Wagner (Türkei), Prof. Dr. Freitag-Schubert (China). Die Zusammen -<br />

arbeit mit dem Team der Buchmesse Frankfurt läuft von jeher problemlos<br />

und schafft Raum für neue Ideen. So wird derzeit eine Dokumentation<br />

entwickelt, die den erfolgreichen fünfjährigen Förderwettbewerb für<br />

Gestalter belegt. Bei alledem – die Vorfreude auf Island, dem Ehrengast<br />

2011, ist jetzt schon groß.<br />

39<br />

DESIGN


DESIGN<br />

FRECHE PLAKATE<br />

FÜRS NACHT-SKIFAHREN<br />

IN ÖSTERREICH<br />

(1)<br />

(2)<br />

40<br />

Professionelle Plakate – „professionell gedacht, gearbeitet und präsentiert“ (Prof.<br />

Krisztian) – , auch wenn sie nicht auf die vordersten Plätze kamen (wie die Plakate<br />

oben und auf der gegenüberliegenden Seite):<br />

„Fashion-Fake“ (1) und das Katzenaugenmotiv „Für Nachtaktive“ (2) stammen von<br />

Mona Rudek und Cornelia Irmen. „Endlich auch für Nachtaktive“ (3) und „Mit Schwung<br />

in den Feierabend“ (4) gestalteten Lisa Heumann und Maximiliane Schling.<br />

(3)<br />

(4)<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Was machen Skifahrer, die im Münchner Raum die Alpen<br />

ständig vor Augen haben, aber nicht permanent Urlaubs tage<br />

nehmen wollen? Sie setzen sich nach Feierabend ins Auto und<br />

fahren mit Gleichgesinnten nach Söll, wo in einem kleinen, aber<br />

feinen Skigebiet das Skifahren bei Flutlicht bis tief in die Nacht<br />

möglich ist. Den dortigen Tourismusverant wort lichen geht es<br />

aber nicht nur um den üblichen Spaß beim Skifahren, sondern<br />

auch um das Umsetzen nachhaltiger Kon zepte und interaktiver<br />

Angebote aus der Region. Kluge Köpfe haben sich viele Gedan ken<br />

gemacht, wie Freitzeitspaß und sanfter Tourismus mit Nähe von<br />

Mensch und Natur unter einen Hut zu bringen sind. Wer im Internet<br />

nach Söll schaut, erkennt sehr schnell ein „etwas anderes“<br />

Skigebiet.<br />

Die Designagentur 99 Grad – ein erfolgreich arbeitendes Start up<br />

von Ehemaligen unseres Studiengangs Kommunikationsdesign –<br />

entwickelte eine humorvoll-provozierende Plakatkonzeption für<br />

das Nacht-Skifahren in Söll. In Abstimmung von Kunden und<br />

Agentur wurde als Fortsetzung der bisher auffallenden Pla katserie<br />

ein studentisches Projektteam unter Leitung von Prof. Kris ztian<br />

gebrieft, das auf Grundlage des Agenturkonzeptes weitere Serienmotive<br />

und alternative Kampagnen entwickelte. Die Stu dieren den<br />

bewiesen dabei konzeptionellen Mut mit visuellen wie textlichen<br />

Highlights. Das eigens aus Österreich angereiste Kundenteam,<br />

99 Grad und Markus Henkell als Initiator und Mittler zwischen<br />

den Beteiligten waren begeistert über die Präsentationsergeb nisse,<br />

die die Erwartungen aller übertrafen. Trotz der Vielfalt der<br />

Ansätze und konzeptioneller Alternativen wurde letztendlich die<br />

konsequente Fortsetzungs kampagne von Felix Karges realisiert<br />

und in Fotoshootings umgesetzt. Der Ideen lie ferant – Felix Karges<br />

ist mittlerweile Absolvent unseres Studien gangs – war natürlich<br />

als Gast bei der Produktion der Plakat motive vor Ort, während<br />

sich die anderen Projektteilnehmer mit der Gewissheit trösten<br />

konnten, professionell gedacht, gearbeitet und am Ende ebenso<br />

über zeugend präsentiert zu haben.<br />

Prof. Gregor Krisztian<br />

lehrt seit 1984 Projekt, Entwurf und Theorie<br />

im FB Design Informatik Medien<br />

Drei der Motive, die Felix Karges in Fortsetzung<br />

zur laufenden Plakatkampagne mit Wortwitz<br />

und Humor entwickelte und damit als Favorit<br />

aus dem Rennen hervorging.<br />

Franziska Detlof und Helen Krisztian<br />

erarbeiteten alternative Umsetzungen, die laut<br />

Kundenvotum auf Platz 2 landeten (unten).<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010 41


INTERVIEW<br />

DAS NEUE SACHGEBIET<br />

„QUALITÄTSMANAGEMENT<br />

UND EVALUATION“<br />

Welche Ziele verfolgen Sie als Gruppe?<br />

Eich-Stapf: Wir verfolgen zusammen ein großes Ziel,<br />

nämlich die Qualitätssicherung an der <strong>Hochschule</strong>,<br />

deswegen sind wir auch ein gemeinsames Sachgebiet.<br />

Trotzdem haben wir innerhalb der Gruppe zwei ver -<br />

schiedene Ausrichtungen. Die eine ist die Zentrale<br />

Evaluationsstelle, die es schon seit vielen Jahren gibt,<br />

und die andere ist das Qualitätsmanagement, was erst<br />

seit dem letzten Jahr als Aufgabenbereich existiert.<br />

Sonndag: Die Zentrale Evaluationsstelle beschäftigt<br />

sich vor allem mit Lehrveranstaltungsevaluationen,<br />

Absolventenbefragungen und anderen Befragungen<br />

zu Studium und Lehre. Die Ergebnisse aus diesen Eva -<br />

luationen sollen den Lehrenden und Fachbereichen<br />

helfen, ihre Schwachstellen festzustellen, Stärken zu<br />

erkennen und so ihre Qualität zu steigern.<br />

Kämper: Außerdem führen wir die Professorenbe fra -<br />

gung als „Äquivalent“ zur Studierendenbefragung<br />

durch. Diese Befragungen befassen sich mit den Rah -<br />

menbedingungen von Studium und Lehre. Zu diesen<br />

Rahmenbedingungen gehören beispielsweise die Bibli -<br />

othek, Ausstattung von Laboren und Hörsälen oder<br />

wie der Kontakt zu Lehrenden beurteilt wird. Wichtig<br />

ist auch, ob die Lehre als gut empfunden wird. Gute<br />

Lehre bedeutet für uns, dass die aus neuesten For schun -<br />

gen gewonnenen Inhalte didaktisch ansprechend und<br />

verständlich vermittelt werden.<br />

Eich-Stapf: Hier würde ich auch gerne die Brücke zum<br />

42<br />

IN REDE UND ANTWORT<br />

Im Januar 2010 wurde das Sachgebiet „Qualitätsmanagement und Evaluation“ ins Leben gerufen.<br />

Ihm ge hören die Sachgebietsleiterin Karin Eich-Stapf, Gabriele Sonndag und Rainer Kämper an. Dieses<br />

„jüngste“ Sachgebiet an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> ist der Abteilung V „<strong>Hochschule</strong>ntwicklung, Lehre,<br />

Forschung“ zu geordnet. Es unterstützt die Fachbereiche und alle anderen Organisationseinheiten bei<br />

der Optimierung von Prozessen und bei der Durchführung von Evaluationen von Lehrveranstaltungen<br />

und den Rahmenbe dingun gen von Studium, Lehre und Forschung sowie bei Absolventenbefragungen.<br />

Das dreiköpfige Team berichtet hier in einem Interview über seine Tätigkeiten, Ziele und zukünftigen<br />

(Wunsch-)Projekte.<br />

Qualitätsmanagement schlagen. Evaluation gibt es<br />

schon seit vielen Jahren an den meisten Hoch schu len,<br />

Qualitätsmanagement hingegen ist neu. Wo Evalua tion<br />

sich auf Studium und Lehre bezieht, geht Qualitätsma<br />

nagement darüber hinaus und beschäftigt sich mit<br />

Prozessen innerhalb der gesamten <strong>Hochschule</strong>. Dazu<br />

gehören auch die Forschung und insbesondere die<br />

Schnittstellen zwischen Fachbereichen und Hochschul -<br />

verwaltung.<br />

Wie sehen Ihre Tätigkeiten aus?<br />

Eich-Stapf: Wir haben mit Evaluation und Qualitäts -<br />

management getrennte Bereiche in diesem Sachgebiet.<br />

Das Qualitätsmanagement ist immer noch im Aufbau,<br />

weswegen noch viele Grundlagen geschaffen werden<br />

müssen. Die Evaluation hingegen hat klare Struk tur en,<br />

die bereits seit Jahren bestehen. Trotzdem haben wir<br />

alle zwei Wochen eine Teambesprechung, wo wir, zu -<br />

sammen mit dem zentralen Evaluationsbeauftragten,<br />

Herrn Prof. Dr. Wolfgang Fricke, unsere Bereiche<br />

koordinieren.<br />

Typisch für die Arbeit des Qualitätsmanagements ist es,<br />

Prozessteams zu begleiten. Dazu gehört zu be sprech en,<br />

welche Prozesse überhaupt ablaufen, wie sie ablaufen<br />

und wie der Prozessablauf verbessert werden kann.<br />

Dies mache ich in einer Woche mit vielen verschie den<br />

en Gruppen. Außerdem kommen Schulungen und In -<br />

foveranstaltungen dazu. Ich würde sagen: es sind sehr<br />

„bunte“ Tage und Wochen.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Sie bilden das neue Sachgebiet „Qualitätsmanagement und Evaluation“: Karin Eich-Stapf (Mitte) als Leiterin sowie Gabriele<br />

Sonndag und Rainer Kämper als Mitarbeiterin und Mitarbeiter. Derzeit wird unter anderem die Befragung der Absolventinnen und<br />

Absolventen des Wintersemesters 2008/2009 bearbeitet.<br />

Als Beispiel für das Qualitätsmanagement eines Pro -<br />

zes ses kann ich die Berufung eines neuen Professors<br />

anführen. Zu Beginn steht eine einfache Frage:<br />

Was geschieht in einem Fachbereich, wenn ein neuer<br />

Professor berufen werden soll? Zunächst haben wir<br />

von A bis Z alle Schritte des Berufungsprozesses auf -<br />

bereitet. Danach wurden mehrere andere Leute hinzu -<br />

genommen, die eine Rolle spielen: die Personalab teilung,<br />

die Frauenbeauftragte, die Juristen. Außerdem<br />

wurde geschaut, inwiefern Dokumente zu dem Beru -<br />

fungsprozess vorhanden sind, ob diese Dokumente<br />

aktuell sind und vieles mehr. Im Prinzip haben wir uns<br />

jedes Element, das mit dem Prozess in Verbindung<br />

steht, genau angeschaut.<br />

Sonndag: Zurzeit ist die Lehrveranstaltungsevaluation<br />

am Abklingen, deswegen bereite ich momentan (Juli<br />

2010, d. Red.) die Befragung der Absolventinnen und<br />

Absolventen des Wintersemesters 2008/09 vor. Das<br />

sind etwa 800 Personen, die einen Fragebogen erhal ten<br />

werden oder einen Onlinebogen ausfüllen können. Ich<br />

bin dafür zuständig, dass die beiden Fragebögen syn -<br />

chronisiert werden und dass die Fragebögen gedruckt<br />

und verschickt werden. Außerdem müssen viele Details<br />

beachtet werden, damit es später keine Pannen gibt.<br />

Es ist unglaublich umfangreich. Danach werden die<br />

Daten an Herrn Kämper weitergegeben.<br />

Kämper: Zuerst wird von uns zusammen der Frage -<br />

bogen entwickelt, denn bei jeder Befragung muss<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

geschaut worden, ob die Inhalte noch aktuell sind.<br />

Wenn die Fragebögen dann ausgefüllt zurückkommen,<br />

gibt es einen Rohdatensatz, der von mir bearbeitet<br />

wird. Bis die eigentliche Auswertung beginnen kann,<br />

vergehen einige Wochen. Die Analyse erfolgt nach<br />

vorher ausgearbeiteten Fragestellungen.<br />

Bei der Absolventenbefragung sind dies beispielsweise<br />

Fragen nach dem Einstieg ins Berufsleben, wie das<br />

Studium rückblickend bewertet wird und was die Hoch -<br />

schule hätte besser machen können. Aber das Ganze<br />

ist auch ein sehr dynamischer Prozess. Wenn beispiels -<br />

weise spannende Zwischenergebnisse entstehen, die<br />

uns unerwartete Resultate liefern und interessante<br />

Hinweise geben, dann schauen wir uns diese ebenfalls<br />

genau an.<br />

Zu guter Letzt werden unsere Ergebnisse intern und<br />

teilweise, wie beispielsweise die Absolventenbe fragung<br />

zu den ersten Bachelorabsolventinnen und -absolven -<br />

ten, auch extern veröffentlicht.<br />

Eich-Stapf: Hier schließt sich der Kreis zum Qualitäts -<br />

management wieder. Es wird geschaut, welche zentra len<br />

Kriterien beachtet werden müssen, um die Hoch schule<br />

weiterzubringen und Prozesse zu optimieren. Durch<br />

einen Blick auf die <strong>Hochschule</strong> als Ganzes, versucht das<br />

Qualitätsmanagement zu helfen. Beispiels weise wird<br />

bei den regelmäßig wiederkehrenden Reak kredi tie -<br />

43<br />

INTERVIEW


INTERVIEW<br />

Informationen aus erster Hand: das neue Sachgebiet „Qualitätsmanagement und Evaluation“ mit Karin Eich-Stapf, Gabriele<br />

Sonndag und Rainer Kämper (v. r.) stellte sich in einem Interview vor.<br />

rungsverfahren geschaut, inwiefern Mechanis men für<br />

den Prozess entwickelt werden können, die für alle<br />

Fachbereiche gelten, um die Verfahren zu beschleu -<br />

nigen und zu erleichtern. Hierbei arbeiten wir mit der<br />

Präsidialkommission Studium und Lehre zusammen,<br />

die die Vizepräsidentin ins Leben gerufen hat.<br />

Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit besondere<br />

Freude, was ärgert Sie manchmal?<br />

Eich-Stapf: Mir macht es insgesamt sehr viel Spaß,<br />

Qualitätsmanagement ist genau mein Ding. Besondere<br />

Freude macht mir dabei die Arbeit mit den vielen und<br />

unterschiedlichen Menschen, mit denen ich bei meiner<br />

Arbeit zu tun habe. Meine Motivation gewinne ich<br />

daraus, indem ich sehe, dass sich etwas entwickelt und<br />

was sich entwickelt. Manchmal komme ich aber leider<br />

nicht so schnell vorwärts, wie ich gerne möchte. Aber<br />

das ist nur ein kleiner Ärger.<br />

Sonndag: Für mich ist es besonders die Absolventen -<br />

befragung, die mir Freude bereitet. Ich könnte ein Buch<br />

mit Anekdoten aus der Adressrecherche füllen. Ich<br />

suche nach Absolventinnen und Absolventen, deren<br />

Adresse verloren ist und durch meine Recherche finde<br />

ich diese sogar wieder. Das freut mich sehr.<br />

Ein wenig enttäuscht bin ich aber darüber, dass die<br />

Ergebnisse, die wir schon seit Jahren produzieren,<br />

nicht konsequent genutzt werden. Ich glaube, die Eva -<br />

luation ist nicht im Blick der Fachbereiche, der Studien-<br />

44<br />

gänge und der Dekaninnen und Dekane. Ihnen ist,<br />

denke ich, nicht wirklich bewusst, was sie erreichen<br />

könnten, würden sie unsere Ergebnisse genauer an -<br />

schauen und dann geeignete Maßnahmen ergreifen.<br />

Kämper: Mir macht Freude, in einem Prozess vom<br />

Beginn bis zum Abschluss dabei zu sein. Zu sehen, wie<br />

der komplette Evaluationsprozess abläuft und gleich -<br />

zeitig das Gefühl zu haben, in einem guten Team zu<br />

sein. Außerdem finde ich es schön zu sehen, wie aus<br />

einzelnen Fragebögen, aus abstrakten Zahlen, inhalt -<br />

lich etwas entsteht, was bei Fachvertretern und dem<br />

Präsidenten auf Interesse stößt. Toll finde ich auch,<br />

was bei der Auswertung alles entdeckt werden kann.<br />

Teilweise werden wir durch die Kommentare einzelner<br />

Befragter auf ganz interessante Dinge hingewiesen.<br />

Was mich nicht ärgert, ich aber schade finde, ist, dass<br />

wegen mangelnder Zeit und Kapazitäten viele Ideen<br />

im Arbeitsalltag leider nur Ideen bleiben. Ich möchte<br />

mich aber auch Frau Sonndag anschließen. In vielen<br />

Bereichen gibt es noch Potential, mit unseren Ergeb -<br />

nissen zu arbeiten.<br />

Welches Projekt würden Sie gerne in der<br />

Zukunft durchsetzen?<br />

Eich-Stapf: Ich habe natürlich das große Projekt, hier<br />

an der <strong>Hochschule</strong> ein funktionierendes Qualitätsma -<br />

nagementsystem einzuführen. Mein Ziel ist es, eine<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Prof. Dr. Wolfgang Fricke, Fachbereich Sozialwesen, ist der<br />

Zentrale Evaluationsbeauftragte der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>.<br />

Er berät und unterstützt die Tätigkeit der Mitglieder des Sach -<br />

gebiets. Über die Ergebnisse der Evaluationsmaßnahmen be -<br />

richtet er dem Präsidium und dem Senat.<br />

sichtbare Qualitätskultur zu schaffen. Darunter ver -<br />

stehe ich, dass viele kleine, lästige Tätigkeiten, wie das<br />

Suchen der aktuellen Fassung eines Formulars oder<br />

andere, wegfallen. Zum Beispiel sollte es leicht sein<br />

herauszufinden, wie man einen Reisekostenantrag<br />

ausfüllt. Das Ziel ist es, solche „Blindtätigkeiten“ wie<br />

das richtige Formular oder den geeigneten Ansprech -<br />

partner zu suchen zur Vergangenheit werden zu lassen,<br />

Zeit zu sparen und so mehr Freude an der Arbeit zu<br />

haben.<br />

Dafür ist aber noch einiges zu tun. Wir arbeiten jetzt<br />

seit anderthalb Jahren und haben uns ein Zeitfenster<br />

von vier bis fünf Jahren gesetzt, bis so ein funktionie -<br />

rendes System steht. Schon jetzt sehen wir viele kleine<br />

Schritte auf dem Weg dorthin, die bereits jetzt Prozesse<br />

optimiert haben und innerhalb der <strong>Hochschule</strong> trans -<br />

parenter sind.<br />

Kämper: Was mich schon längere Zeit beschäftigt, ist<br />

die Frage, warum bestimmte Studierende erfolgreich<br />

abschließen und andere nicht. Oftmals liegt der Grund<br />

des Studienabbruchs in Bereichen, auf die die Hoch -<br />

schule keinen Einfluss hat. Es ist schwer, sich den Ab -<br />

brechern anzunähern, da diese häufig keine Hilfe an -<br />

nehmen wollen. Psychologisch ist es dann teilweise<br />

nachvollziehbar, dass diese Menschen weitere Fragen<br />

nicht beantworten möchten, nachdem sie die Hoch -<br />

schule verlassen haben. Trotzdem hat die <strong>Hochschule</strong><br />

oft genug die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf die<br />

Gründe, die zum Studienabbruch führen.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Das Sachgebiet „Qualitäts-<br />

management und Evaluation“<br />

informiert sowohl im Internet<br />

unter http://hs-rm.de/absolventen<br />

als auch im Intranet unter<br />

„Hochschulinterne Services“<br />

über regelmäßig aktualisierte<br />

Forschungsergebnisse.<br />

Deswegen würde ich gerne in der Zukunft eine „Ab -<br />

brecherbefragung“ durchführen. Das bedeutet einer -<br />

seits, eine Möglichkeit zu entwickeln, wie mit den<br />

Abbrechern, trotz der Probleme, in Kontakt getreten<br />

werden kann und andererseits, die Resultate dieser<br />

Befragung auch für die Hochschularbeit zu nutzen.<br />

Sonndag: Ich kann mich Herrn Kämper nur anschlie -<br />

ßen. Es gibt vielfältige Gründe, warum Studierende<br />

ohne Abschluss die <strong>Hochschule</strong> verlassen. Seien es<br />

finanzielle oder familiäre Gründe, sei es, dass die<br />

Kommunikation mit den Professoren nicht klappte.<br />

Das ist ungeheuer spannend, das herauszufinden.<br />

Unsere Aufgabe als <strong>Hochschule</strong> ist es doch, die Leute<br />

zum Abschluss zu führen und nicht, sie in der Mitte<br />

abbrechen zu lassen. Studierende, die nach dem ersten<br />

oder zweiten Semester aufhören, sind für uns quasi<br />

ein Verlustgeschäft. Wir sollten alles daran setzen, sie<br />

nicht unfertig zu entlassen.<br />

Eich-Stapf: Als abschließende Worte möchte ich noch<br />

hinzufügen, dass ich mich sehr wohl in dem Team fühle.<br />

Ich freue mich einfach, dass wir uns so gefunden haben<br />

und wie toll es läuft. Und dass wir vieles seit dem hal ben<br />

Jahr, in dem es uns als Team gibt, schon geschafft haben<br />

und sich noch viele Möglichkeiten und Perspek tiven<br />

bieten. Es macht einfach Spaß. Und ich hoffe, wir<br />

bleiben noch lange zusammen.<br />

Das Interview führte<br />

Hans Stiegler<br />

45<br />

INTERVIEW


HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />

84% ERFOLG<br />

IM „INKUBATOR“<br />

Das Gründernetz der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

Das Gründernetz der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> informiert, berät und<br />

schult Studierende, Hochschulabsolventen, wissenschaftliche Mitarbeiter,<br />

Pro fessoren, Forscher aus der Wirtschaft sowie junge Unternehmer –<br />

damit sind selbstverständlich auch Frauen gemeint.<br />

46<br />

Workshop „Corporate Creativity:<br />

Wie Sie neue Impul se setzten“<br />

im Rahmen des Themennachmittags<br />

„Wett bewerbsvorteile erkennen und<br />

nutzen – Der Werk zeugkasten für Ihre<br />

Selbständigkeit“ aus dem Jahr 2009:<br />

Teilgenommen haben<br />

Gründungsinteres sierte und<br />

junge Unternehmer aus Wiesbaden;<br />

vor allem Studierende sowie<br />

Absolventen des Fachbe reichs Design<br />

Informatik Medien waren hier vertreten.<br />

Ansprechpartnerin<br />

ab 1. Januar 2011:<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

CareerService<br />

Gudrun Bolduan<br />

gudrun.bolduan@hs-rm.de<br />

0611–9495 3210<br />

Die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> ist mit diesem Projekt in ein hoch -<br />

qualifizie rtes regionales Netzwerk von Institutionen mit starker<br />

Gründungskompetenz eingebunden. Als Partnerhochschule<br />

von Route A 66 arbeitet das Grün der netz der <strong>Hochschule</strong> Rhein -<br />

Main mit der Fachhochschule Frankfurt und der <strong>Hochschule</strong> für<br />

Gestaltung Offenbach zusammen; 19 weitere hoch schulexterne<br />

Netzwerkpartner und drei Medienpartner unterstützen Route<br />

A 66 rund um das Thema Existenzgründung. Die ersten Projekt -<br />

ar beiten wurden zum 1. September 2002 aufgenommen.<br />

Route A 66 ist bundesweit eines der wenigen Hochschulgrün der -<br />

netze, dem es seit Aus laufen der Förderung durch das Bundes -<br />

ministerium für Bildung und Forschung (September 2002 bis<br />

August 2005) gelungen ist, zweimal eine nahtlose Anschluss fi nanzierung<br />

zu erreichen; zunächst über das Hochschul-Wissenschaftsprogramm<br />

(September 2005 bis Dezember 2006) und weiter<br />

über den Europäischen Sozialfonds (das gesamte Jahr 2007).<br />

Seit 2008 wird die Arbeit des Gründernetzes an der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong> aus hochschuleigenen Mitteln finanziert.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Ein Ziel der Projektarbeit ist die stärkere Verankerung<br />

des Selbständig keitsgedankens an<br />

der <strong>Hochschule</strong>. Studierende werden auf die<br />

Existenz gründung als berufliche Alter na tive<br />

vorbereitet und können ihre Grün dungs ideen<br />

mit Hilfe gezielter Qualifizierungsmaß nah -<br />

men risikomini miert umsetzen. Interessierte<br />

finden Hilfestellung für alle Entwicklungs -<br />

stadien im Geschäftsgründungs prozess – von<br />

grundsätzlichen Informationen bis zur persö<br />

nlichen Beratung, die auch gründungs be -<br />

glei tend erfolgen kann. Entsprechend ihrer<br />

individuellen Bedürfnisse erhalten Grün der -<br />

innen und Gründer ein maßge schneidertes<br />

Förderprogramm aus dem Leistungsan gebot<br />

des Gründernetzes. Dazu gehören auch die<br />

Unterstützung bei der Erstellung des Busi ness-<br />

Plans sowie Strategieanalysen, Work shops,<br />

Semi nare, Themenabende und die Antrag stel -<br />

lung für das Förderprogramm Exist-Grün derstipendium.<br />

Eine Besonderheit ist die För derung<br />

mittels Inkubatoren. Hierbei wird am<br />

Studienort Unter den Eichen Büroinfra struktur<br />

und ein breit angelegtes Beratungsport -<br />

folio zur Verfügung gestellt, damit Grün dungsideen<br />

langfristig am Markt etabliert werden<br />

können. Die Erfolgsquote der so geförderten<br />

Unternehmen liegt bei 84%.<br />

Das Gründernetz arbeitet außerdem mit ver -<br />

schiedenen Institutionen der Wirtschaft region<br />

Wiesbaden zusammen, um die Bereiche<br />

Gründungs unterstützung und Wirtschafts -<br />

förderung stärker mit einander verbinden zu<br />

können. Zu den kommunalen Partnern zählt<br />

die Stadt Wiesbaden mit ihrem Amt für<br />

Wirt schaft und Liegenschaften und der dort<br />

ange sie del ten Organisationseinheit Beschäfti<br />

gungsförderung; seit dem Jahre 2006 findet<br />

eine enge Kooperation statt.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Workshop „Analyseinstrumente der Unternehmensführung“ im Rahmen<br />

des Themenabends „Gründung mit Strategie und Herz“ aus dem Jahr 2008:<br />

Teilgenommen haben Gründungs interessierte und junge Unternehmer aus<br />

Wiesbaden; vor allem Studierende sowie Absolventen der Fachbereiche Wiesbaden<br />

Business School und Design Informatik Medien waren hier ver treten.<br />

Gemeinsam wurden bisher folgende gründungs bezogene<br />

Themenabende erfolgreich durchge führt:<br />

2007: Chance und Herausforderung:<br />

Gründung aus der <strong>Hochschule</strong><br />

2008: Gründung mit Strategie und Herz<br />

2009: Werkzeugkasten für die Selbstständigkeit:<br />

Wie Sie Wettbewerbsvorteile erkennen und nutzen<br />

2010: Veranstaltungsreihe GRÜNDERwissen kompakt:<br />

Schritt für Schritt zum Unternehmer<br />

Der erste Workshop Die Gründerpersönlichkeit hatte<br />

die Wirk- und Kompetenzfaktoren der Unternehmerperson<br />

im Fokus.<br />

Der Workshop Das Potenzial von Ideen erkennen<br />

lieferte Ansatzpunkte und Methoden, um Unternehmensund<br />

Produktentwicklungen auf sichere Füße zu stellen.<br />

Vermarktungsstrategien für den nachhaltigen Markterfolg<br />

wurden im Workshop Positionierung und<br />

Marketing thematisiert.<br />

Das Thema Vom BusinessPlan zur Gründungsfinanzierung<br />

stand am vierten Veranstaltungsnachmittag<br />

im Vordergrund.<br />

Der Austausch mit Personen, die sich in der gleichen<br />

Situation befinden, stellt für Existenzgründer eine<br />

wichtige Hilfe dar; daher war der Programmpunkt<br />

Gründer berichten ein zusätzliches Element jedes<br />

Veranstaltungsnachmittags.<br />

Zukünftig wird das Thema Existenzgründung an der <strong>Hochschule</strong><br />

<strong>RheinMain</strong> effektiv als berufliche Pers pek tive erörtert; ab dem<br />

1. Januar 2011 koordiniert der CareerService sämtliche Aktivi -<br />

täten der Gründer förderung.<br />

Michaela Friedrich, Das Gründernetz<br />

(michaela.friedrich@hs-rm.de; 0611-9495-2152)<br />

47<br />

HOCHSCHULPERSPEKTIVEN


HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />

INTERVIEW MIT DEN GRÜNDERN VON<br />

„AUGENPULVER“ gegründet am 1. 9. 2007<br />

Benjamin Schulz, Paul Kramer und Adrian Maleska (v.l.) stellen sich<br />

und ihr Unternehmen vor:<br />

Benjamin Schulz schloss sein<br />

Studium an der <strong>Hochschule</strong> Rhein -<br />

Main 2007 ab.<br />

Studienschwerpunkte:<br />

Meine Studienschwerpunkte<br />

lagen im Bereich Illustration und<br />

3D-Ani mation.<br />

Themen der Diplomarbeiten:<br />

• Visuelle Konzeption zum<br />

Thema „Das Silma rillion“ von<br />

J.R.R. Tolkien. Hierbei handelt<br />

es sich um eine Sammlung von<br />

Conceptart für eine fiktive Verfil<br />

mung von Tolkiens Werk.<br />

• Möglichkeiten der digitalen<br />

Bildmanipulation.<br />

Hierbei wurden drei Portraitfotos<br />

geschossen, die dann mit<br />

mechanischen 3D-Objekten<br />

ergänzt wurden.<br />

Betreuende Profs:<br />

Prof. Schubert und Prof. Dr. Röhrl<br />

48<br />

Paul Kramer hat es ohne<br />

Studium auf das Gründerstudium<br />

geschafft. Seine Ausbildung und<br />

seine Berufstätigkeit sieht wie<br />

folgt aus:<br />

1997 bis 2001:<br />

Ausbildung zum<br />

Kommunikationselektroniker<br />

2001 bis 2003:<br />

Ausbildung zu Mediengestalter<br />

(Softenterprise AG)<br />

(bei Adrian Maleska)<br />

2003 bis 2003:<br />

Grafikdesigner bei Elkware<br />

2003 bis 2007:<br />

Artdirector bei<br />

Pixelcage GmbH.<br />

Adrian Maleska schloss sein<br />

Studium an der <strong>Hochschule</strong> Rhein-<br />

Main 2007 ab.<br />

Studienschwerpunkte:<br />

Mein Studienschwerpunkt lag klar<br />

auf der Illustration und 3D-Grafik,<br />

daher bin ich den Professoren Rolf<br />

Schubert und Boris Röhrl ganz<br />

besonders zum Dank verpflichtet,<br />

die mich auf meinem Werdegang<br />

ganz besonders unterstützt haben.<br />

Die Zeichenstunden werde ich be -<br />

sonders vermissen. Im Berufsleben<br />

finde ich dafür leider keine Zeit<br />

mehr.<br />

Hauptdiplom:<br />

Konzeption und Gestaltung eines<br />

Computerspiels; Prof. Rolf<br />

Schubert & Prof. Dr. Boris Röhrl<br />

Nebendiplom:<br />

Digitale Paraphrase der Werke<br />

alter Meister; Prof. Dr. Boris Röhrl<br />

& Prof. Rolf Schubert<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Die drei Gründer nutzten den Inkubator Unter den<br />

Eichen von September 2007 bis März 2010.<br />

Branche und Unternehmen:<br />

Unser Unternehmen dient als Anlaufstelle für Werbe -<br />

agenturen und Grafikdienstleister. Wir erstellen 2Dund<br />

3D-Grafiken im Bereich Illustration, Film und<br />

Visualisierung und entwickeln zudem eigene Design -<br />

konzepte.<br />

Motto:<br />

„Geh nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg,<br />

der nur dahin führt, wo andere bereits gegangen sind.“<br />

Alexander Graham Bell<br />

Was ist die Besonderheit Ihrer Firma?<br />

Durch die spezielle Zusammensetzung unserer Grün -<br />

dungsmitglieder können wir nahezu jeden erdenk lichen<br />

Job für grafischen Content übernehmen. Da jeder von<br />

uns eine spezielle Auswahl an Grafikprogrammen für<br />

sich nutzt, ist es ohne weitere Probleme möglich, dass<br />

ganze Projekte anderer Agenturen zu uns ausgelagert<br />

werden und dennoch deren Grafikpipelines erhalten<br />

bleiben.<br />

Was waren Ihre ersten beruflichen Erfolge?<br />

Die ersten beruflichen Erfolge stellten sich erstaunlich<br />

schnell ein, da jeder von uns Kunden mit in die Firma<br />

brachte, für die er zuvor als Freelancer gearbeitet hatte.<br />

Diese Kunden kamen vorerst aus der Spielebranche<br />

und brachten uns sehr gut über die ersten Monate.<br />

Unser Ziel war es allerdings in der Werbebranche Fuß<br />

zu fassen, was uns Mitte Dezember auch durch einen<br />

Kontakt zu der Werbeagentur Select NY gelang. Ende<br />

Januar 2008 entwickelte sich dieser Kontakt zu einem<br />

großen Illustrationsauftrag für die Buchhandlung<br />

Thalia, welche wir bis heute mit allerlei Illustrations -<br />

material versorgen.<br />

Was war für Sie der Auslöser, ein eigenes Unter -<br />

nehmen zu gründen?<br />

Nach jahrelanger Arbeit in verschiedenen Agenturen<br />

und Spiele-Schmieden wollten wir endlich auch einmal<br />

unsere eigenen kreativen Ideen entwickeln und um -<br />

setzen.<br />

Wer hat Sie beraten, wer sind Ihre Helfer und<br />

Mentoren?<br />

Durch Route A66 bekamen wir Hilfe in Form von<br />

Seminaren und Vorträgen, welche uns auf sämtliche<br />

Aspekte der Selbstständigkeit vorbereiten sollten.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Kontakt: www.augenpulver-design.de<br />

Wie haben Sie die ersten Tage als Gründer erlebt?<br />

Es war eine aufregende Zeit und ist es immer noch.<br />

Zwar hatten wir durch die Kunden, welche wir aus<br />

unserer Freelancerzeit mit in die Firma genommen<br />

haben, eine solide Grundlage, aber wir wollten natür -<br />

lich mehr. Mit dem Beginn der Selbstständigkeit steht<br />

man vor unglaublich vielen Möglichkeiten und Chancen.<br />

Die Spannung liegt darin, wie man sich diese zu Nutzen<br />

macht. Wir hoffen natürlich, dass uns diese Spannung<br />

auch noch in Zukunft erhalten bleibt.<br />

Was war Ihre größte Herausforderung, und wie<br />

haben Sie diese gemeistert?<br />

Die größte Herausforderung für uns bestand darin, dass<br />

wir als Team und somit als Einheit zusammenarbeiten<br />

mussten. Dies war natürlich nicht einfach, da wir in<br />

dieser Konstellation noch nie tätig gewesen sind. Jeder<br />

musste erst einmal sein Spezialgebiet auskundschaften<br />

und schauen, wie er dieses mit den Fähigkeiten der<br />

anderen ergänzen kann. Dies ist uns auch äußerst gut<br />

gelungen, da wir gemerkt haben, dass wir uns in unse ren<br />

Fähigkeiten und unserem Wissen erstaunlich gut ergän -<br />

zen, ohne uns dabei zu sehr gegenseitig in die Quere<br />

zu kommen.<br />

Wie haben Sie die Finanzierung Ihrer Gründung<br />

umgesetzt?<br />

Unser Startkapital bestand zum größten Teil aus un se -<br />

rem Wissen und Können. Die benötigte Hardware und<br />

Software würfelten wir aus Rechnern und Program men<br />

zusammen, die wir schon vorher durch unser Freelan -<br />

cer dasein kaufen mussten.<br />

Um die Miete für unser Büro mussten wir uns erst ein -<br />

mal keine Sorgen machen da uns dank der Förderung<br />

durch Route A66 ein Büro gestellt wurde. Wir konnten<br />

uns somit direkt in die Arbeit stürzen ohne einen Kredit<br />

oder ähnliches aufnehmen zu müssen.<br />

Was ist Ihr besonderer Tipp? Was würden Sie<br />

Gründerinnen und Gründern empfehlen?<br />

Ein Unternehmen steht und fällt mit der Zusammen -<br />

setzung seiner Gründungsmitglieder. Man muss darauf<br />

achten, dass sich die Gründer in ihren Fähigkeiten gut<br />

ergänzen und somit alle firmenrelevanten Tätigkeiten<br />

ausführen können. Wenn man nicht ein Genie auf<br />

sämtlichen Gebieten der Firmenführung ist, so sollte<br />

man sich nicht sämtliche Arbeit auf die eigenen<br />

Schultern legen, sondern darüber nachdenken einen<br />

weiteren Gründer mit ins Boot zu holen. Es ist schwer<br />

sämtliche Nebenaufgaben einer Firma zu erledigen<br />

und gleichzeitig noch dem eigentlichen Geschäft die<br />

volle Aufmerksamkeit zu widmen.<br />

Quelle: Gründerportraits auf www.wiesbaden.de | "Mut zur Gründung": Erfolgreiche Existenzgründer stellen sich vor<br />

49<br />

HOCHSCHULPERSPEKTIVEN


HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />

„WIE ZUFRIEDEN SIND SIE MIT UNS?“<br />

Benutzerbefragung in der Bibliothek<br />

der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

Vom 12. April bis 9. Mai 2010 – also über einen Zeit -<br />

raum von vier Wochen – wurde an der Bibliothek der<br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> eine Onlinebefragung durch -<br />

geführt. Es handelte sich dabei um die 5. Benutzer -<br />

befragung seit 1998.<br />

Die Vorarbeiten dazu begannen bereits im Sommer<br />

2009: Wer übernimmt die Organisation der Befra gung?<br />

Wie sollen wir die Umfrage durchführen? Welche<br />

Fra gen stellen wir den Benutzern? Gibt es ein Gewinn -<br />

spiel?<br />

Wir entschieden uns, einen Teil der Fragen aus vorher -<br />

igen Benutzerumfragen wieder aufzunehmen, um eine<br />

Vergleichsmöglichkeit zu haben. Die Einbindung eines<br />

Gewinnspiels erhöhte für Viele den Anreiz, an der<br />

Umfrage teilzunehmen.<br />

Bei der technischen Betreuung und Auswertung unter -<br />

stützte uns das Institut für Bibliotheks- und Informa -<br />

ti onswissenschaft der Humboldt-Universität Berlin,<br />

das auf diesem Gebiet schon sehr viele Umfragen für<br />

Bibliotheken durchgeführt hat.<br />

Auf die Benutzerumfrage machten wir aufmerksam<br />

über die Homepage der Bibliothek, Aushänge in den<br />

teilnehmenden Bereichsbibliotheken und durch An -<br />

schreiben aller aktiven Benutzer per e-mail, das waren<br />

ca. 3600 Studierende.<br />

Werbebanner für die Umfrage<br />

Aufgefordert zur Beantwortung von 17 Fragen waren<br />

Studierende der <strong>Hochschule</strong>, die mindestens eine Be -<br />

reichsbibliothek aktiv nutzen.<br />

Gefragt wurde dabei beispielsweise, wie zufrieden die<br />

Benutzer mit den Angeboten der Bibliotheken sind,<br />

wie wichtig ihnen diese erscheinen und welche neuen<br />

Angebote gewünscht werden. Darüber hinaus wurde<br />

gefragt, mit welchen Mitteln nach der benötigten<br />

50<br />

Literatur gesucht wird und wie die Benutzer auf eine<br />

erfolglose Suche reagieren.<br />

Interessant war ebenfalls zu erfahren, von welchen<br />

Orten die elektronischen Angebote der Bibliothek ge -<br />

nutzt werden und ob gerade zu den neueren Angebo ten,<br />

wie elektronischen Büchern und Zeitschriften, Infor -<br />

mationsbedarf besteht.<br />

Die Befragten hatten neben den vorgegebenen Fragen<br />

auch die Möglichkeit, frei zu formulieren, was sie als gut<br />

empfinden bzw. in welchen Bereichen ihrer Meinung<br />

nach Veränderungen notwendig wären.<br />

Von den zurück erhaltenen Fragebögen konnten wir<br />

816 für die Auswertung berücksichtigen, das entspricht<br />

einer Rücklaufquote von ca. 23%. Die Meisten nah men<br />

auch gleichzeitig am Gewinnspiel teil. Insgesamt zehn<br />

Gewinner konnten sich über Computerzubehör wie<br />

Lautsprecher und USB-Sticks, Buchgutscheine und<br />

Laptoptaschen freuen. Eine Wiesbadener IT-Firma<br />

konnte als Sponsor gewonnnen werden und steuerte<br />

die Hälfte der Gewinnpreise bei.<br />

Wer nahm an der Benutzerbefragung teil?<br />

Die TeilnehmerInnen waren zum größten Teil Bache lor-<br />

StudentInnen (71 %), gefolgt von Diplom-StudentIn -<br />

nen (17%) sowie Master-StudentInnen (9%). Diese<br />

StudentInnen gehören zu 29% dem Fachbereich Wies -<br />

baden Business School an, zu 21% dem Fachbereich<br />

Ingenieurwesen und zu 16% dem Fachbereich Sozial -<br />

wesen. Alle weiteren Fachbereiche (DCSM, Architek -<br />

tur und Bauingenieurwesen) sind mit Werten unter<br />

10% repräsentiert.<br />

Die meisten der Befragten nutzen zur Informations -<br />

versorgung die Bibliothek am Kurt-Schumacher-Ring<br />

(31%) und die Bibliothek in der Bertramstraße (29%).<br />

Die Bibliothek Unter den Eichen und die Bibliothek<br />

Rüsselsheim werden von je 19% der Befragten genutzt.<br />

Die Ergebnisse der Benutzerbefragung sind trotz vie ler<br />

Verbesserungen (Anschaffung neuer Bücher, beson ders<br />

in Mehrfachexemplaren, großzügige Erweiterung der<br />

Öffnungszeiten in den Semesterferien und während der<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


fhrm5 2010 www.ib.hu-berlin.de/umfrage<br />

Bereich<br />

Wiesbaden Business School<br />

Ingenieurwesen<br />

Sozialwesen<br />

Media Management<br />

Informatik<br />

Architektur<br />

Innenarchitektur<br />

Kommunikationsdesign<br />

Bauingenieurwesen<br />

Medieninformatik<br />

Keinem<br />

Nennungen<br />

233<br />

168<br />

128<br />

72<br />

48<br />

42<br />

32<br />

29<br />

27<br />

16<br />

12<br />

Zugehörigkeit der Befragten zu Fachbereichen<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Anteil<br />

29 %<br />

21 %<br />

16 %<br />

9%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

Vorlesungen, Einführung der E-books und Voll text -<br />

suche in Datenbanken) seit der letzten Befragung im<br />

Jahr 2007 weitgehend gleich geblieben.<br />

Warum kommen die Benutzer in die Bibliothek?<br />

Am wichtigsten sind den Studierenden die Angebote<br />

„Buchbestand“ (97%) und „Ausleihe“ (67%). Die Betreuung<br />

durch Fachpersonal finden 68% wichtig bzw.<br />

sehr wichtig, ebenso die systematische Aufstellung des<br />

Bestandes (83%). Arbeitsplätze in der Bibliothek<br />

finden „nur“ 64% wichtig oder sehr wichtig. Anderer -<br />

seits wünschen sich 59% mehr Arbeitsplätze in der<br />

Bibliothek.<br />

Zufrieden bzw. sehr zufrieden sind die Benutzer mit<br />

dem Buchbestand zu 64% – immerhin sagt aber jeder<br />

Zweite, dass ein Buch, das benötigt wird, öfters entliehen<br />

ist und 16% sagen, dass dies sehr oft vorkommt.<br />

Wie oft kommt es vor, dass die von Ihnen benötigten Medien<br />

bereits in Benutzung/ausgeliehen sind?<br />

(Es ist nur eine Nennung möglich)<br />

Öfter 405 (50 %)<br />

Prozent aller 816 ausgewerteten Fragebögen<br />

fhrm 2010 www.ib.hu-berlin.de/umfrage<br />

Ab und zu 254 (31 %)<br />

Sehr selten 21 (3 %)<br />

keine Antwort 6 (1 %)<br />

Ich entleihe Bücher selten<br />

oder gar nicht 0 (0 %)<br />

Sehr oft 130 (16 %)<br />

Mit den Öffnungszeiten während des Semesters sind<br />

72% zufrieden bzw. sehr zufrieden. Die Zufriedenheit<br />

mit den Öffnungszeiten während der vorlesungsfreien<br />

Zeit beträgt dagegen nur 51%, obwohl diese in den<br />

letzten Jahren schon stark erweitert wurden.<br />

Bei den Arbeitsbedingungen wird die Sauberkeit ge -<br />

lobt, Verbesserungswünsche gibt es bzgl. Atmosphäre,<br />

Ruhe (vor allem Bibliothek Bertramstraße und Rüsselsheim)<br />

und Möblierung (vor allem Bibliothek Kurt-<br />

Schumacher-Ring und Unter den Eichen).<br />

Auffallend ist die Nichtnutzung bestimmter (neuer)<br />

Angebote:<br />

E-books (44%), Öffnungszeiten mit eingeschränktem<br />

Service (45%), Schulungen (46%), Fernleihe (52%)<br />

und die elektronischen Zeitschriften (56%).<br />

Auch bei der Frage nach dem Informationsbedarf zu<br />

diesen Angeboten spiegelt sich dieses Bild wieder. So<br />

wünschen sich die Benutzer vor allem Schulungen zum<br />

Umgang mit E-Books (42%), elektronischen Zeit -<br />

schrif ten (36%) und Datenbankrecherchen (34%).<br />

Zu welchen Angeboten besteht Informationsbedarf?<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Nutzung von E-Books<br />

Nutzung elektr. Zeitschriften<br />

Recherche in Datenbanken<br />

Keine zusätzl. Informationen benötigt<br />

Anteil der Befragten in Prozent<br />

Der WLAN-Zugang, der seit 2006 eingerichtet ist,<br />

wird von 64% der Studierenden genutzt, der VPN-<br />

Zugang – eingerichtet seit 2008 – bereits von 39%.<br />

86% der Befragten finden ihre Literatur über gezielte<br />

Suche im Online-Katalog. Mit der Benutzerfreundlich -<br />

keit des Online-Kataloges sind 67 % zufrieden und<br />

70% mit der Website der Bibliothek.<br />

Internet-Recherche<br />

Literaturverwaltungsprogramme<br />

Sehr positiv wurde auch die Betreuung durch das<br />

Bibliothekspersonal bewertet (85%).<br />

Online-Katalog<br />

51<br />

HOCHSCHULPERSPEKTIVEN


HOCHSCHULPERSPEKTIVEN<br />

Welche Verbesserungen wünschen sich die<br />

Benutzer?<br />

• Mehr und ruhigere Arbeitsplätze, sowohl<br />

Einzel- als auch Gruppenarbeitsräume<br />

(vor allem in den Bibliotheken Bertramstraße<br />

und Rüsselsheim),<br />

• mehr aktuellere Literatur, mehr E-Books,<br />

• als neuer Service werden Inhaltsverzeichnisse<br />

und Cover im Online-Katalog am stärksten<br />

gewünscht,<br />

• mehr Informationen zur Nutzung von E-Books<br />

und elektronischen Zeitschriften,<br />

• mehr Schulungen sowie<br />

• bessere Kopier-, Druck- und Scannermöglichkeiten.<br />

Weitere Anregungen und Wünsche enthielten<br />

die freien Textfelder, wie z.B.<br />

• „Schließfächer o.ä., um persönliche Sachen für<br />

einige Stunden unterbringen zu können“,<br />

• „E-Book-Reader-Ausleihe mit E-Books“,<br />

• „Einrichtung einer Couch- / Leseecke in der<br />

Bibliothek“,<br />

• „Möglichkeit zur Kommentierung der Medien<br />

von Studenten / Dozenten (ähnlich Amazon)“,<br />

• „Mehrere Lagepläne in der Bibliothek aufhängen,<br />

die zeigen wo sich welche Anfangsbuchstaben der<br />

Signatur befinden“,<br />

• „Mehr bequeme Stühle, mehr einfache Anleitungen<br />

für die Onlinedienste (z. B.: ein Aushang)“,<br />

• „bessere Absprache mit Dozenten“,<br />

• „Klimaanlage, da es im Sommer sehr warm<br />

dort ist“,<br />

• „Pflanzen mit in die Raumgestaltung einbringen“<br />

sowie<br />

• „Bezahlung in der Bibliothek mit EC-Karte“.<br />

52<br />

Was kann die Bibliothek verbessern?<br />

Die Bibliothek wird ihren Buchbestand weiterhin<br />

aktualisieren.<br />

Neue Angebote werden auf der Homepage unter<br />

„Aktuelles“, Informationen und Anleitungen unter<br />

„Bibliothek von A-Z“ zu finden sein.<br />

In den Schulungen wird verstärkt auf den Umgang mit<br />

neuen Medien eingegangen werden, ggf. werden gezielte<br />

Schulungen zu diesen Themen angeboten.<br />

Über bauliche Verbesserungen wird immer nachge -<br />

dacht: so auch im Zusammenhang mit dem Umzug der<br />

Bibliothek Unter den Eichen in neue, größere Räum -<br />

lichkeiten. Das Gebäude ist nicht als Bibliothek konzi -<br />

piert worden, daher werden alle Möglichkeiten aus geschöpft,<br />

den Raum, vor allem was die Akustik betrifft,<br />

für diese Zwecke herzurichten.<br />

Die Bibliothek Kurt-Schumacher-Ring hat drei neue<br />

Gruppenarbeitsräume erhalten und wird im Jahr 2011<br />

umfassend renoviert.<br />

Auch Vorschläge wie die Polsterung der Holztreppe<br />

in der Bibliothek Bertramstraße und die Anschaffung<br />

neuer – möglichst wartungsfreier – Kopierer sollen<br />

umgesetzt werden.<br />

Deutlich wurde durch die Befragung auch, dass es ver -<br />

schiedene Benutzerbedürfnisse gibt: viele kommen,<br />

um Medien auszuleihen, andere suchen einen ruhigen<br />

Arbeitsplatz, und wieder andere möchten gerne in<br />

Gruppen zusammen arbeiten. Diese unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse in einer Bibliothek für alle zur Zufrieden -<br />

heit zu lösen, ist aus baulichen Gründen nur bedingt<br />

möglich. Die Regeln in der Benutzungsordnung (kein<br />

Essen und Trinken, Lärm vermeiden) sorgen dafür, dass<br />

das Zusammenarbeiten für alle Beteiligten möglich ist.<br />

Es ist unser Ziel, dass die Bibliothek als angenehmer<br />

Lernort wahrgenommen wird, dies erfordert aber auch<br />

eine gewisse Einsicht und Rücksichtnahme unter den<br />

Benutzern.<br />

Wir bedanken uns noch einmal bei allen, die sich die<br />

Zeit genommen haben, an der Benutzerumfrage teil -<br />

zunehmen und die uns mit Lob, Kritik und Anregun gen<br />

geholfen haben, den Service der Bibliothek weiter zu<br />

verbessern.<br />

Andrea Abel und Anne Spennrath,<br />

Bibliothek <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


VERÖFFENTLICHUNGEN<br />

Vorträge, Aufsätze, Bücher und Poster aus der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

VORTRÄGE<br />

Prof. Dr. Hildburg Spiegel (Fachbereich Ingenieurwissenschaften)<br />

„Innovation und Transformation.<br />

Customer Leadership“<br />

zusammen mit Prof. Dr. Sascha Götte<br />

und Dr. Holger Friehmelt<br />

Prof. Dr. Dr. Reinhard J. Wabnitz (Fachbereich Sozialwesen)<br />

„Kritische Würdigung des<br />

Kinder- und Jugendhilfegesetzes<br />

aus juristischer Sicht“<br />

AUFSÄTZE<br />

Prof. Dr. Kai Velten (Fachbereich Geisenheim)<br />

„CFD simulation of<br />

fast bottle cleaning processes“<br />

Prof. Dr. Bettina Fischer (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />

„Betriebswirtschaftliche Steuerung<br />

von Zahnarztpraxen -<br />

Mit Plan zum Praxiserfolg“<br />

„Berufsperspektiven<br />

junger Zahnärztinnen –<br />

eine empirische Untersuchung“<br />

Prof. Dr. Britta Kuhn (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />

„Wirtschaftssysteme:<br />

Markt versus Staat“<br />

Prof. Dr. Thorsten Petry (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />

„WISU-Lexikon:<br />

Führung und Organisation“<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

Veranstaltung/Veranstalter:<br />

„Innovation und Transformation. Customer Leadership“<br />

am Flughafen Hamburg, 8. Oktober 2010.<br />

Veranstaltung/Veranstalter:<br />

Fachtagung der Arbeitsgruppe Fachtagungen im Deutschen<br />

Institut für Urbanistik (Hrsg.), 20 Jahre Kinder- und<br />

Jugendhilfegesetz – kritische Würdigung, Bilanz und Ausblick,<br />

Berlin, 1. Juli 2010.<br />

mit C. Meister, F. Geiger, H. Evers, F.-J. Methner<br />

in: Open Source CFD International Conference 2010<br />

in: DFZ – Der Freie Zahnarzt,<br />

2010, Seite 42–44.<br />

mit P. Jedrzejczyk<br />

in: zm (Zahnärztliche Mitteilungen),<br />

Ausgabe 17, September 2010, Seite 58–64.<br />

in: WISU – Das Wirtschaftsstudium,<br />

Nr. 11/2009, Seite 1449–1455.<br />

in: WISU – Das Wirtschaftsstudium,<br />

Nr. 6/2010, Seite I–XVI.<br />

53<br />

VERÖFFENTLICHUNGEN


VERÖFFENTLICHUNGEN<br />

Prof. Dr. Thorsten Petry (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />

54<br />

„Corporate Strategy & Governance“<br />

„Interim Management“<br />

„Strategic International Management“<br />

„Stammhauskonzern“,<br />

.<br />

„Toolbox –<br />

Denkwerkzeuge für Change Manager“<br />

mit C. Brehm<br />

Dr. Alexander Hildebrand (Fachbereich Design Informatik Medien)<br />

„Der freie Künstler.<br />

Über den Maler Ludwig Knaus<br />

und die kulturelle Wirklichkeit<br />

zwischen 1815 und 1860“<br />

Prof. Dr. Dr. Reinhard J. Wabnitz (Fachbereich Sozialwesen)<br />

„Wechselnde Paradigmen im deutschen<br />

Kinder- und Jugendhilferecht“<br />

„Rezension: Kunkel. Jugendhilferecht.<br />

Eine systematische Darstellung<br />

für Studium und Praxis, 6. Aufl. 2010“<br />

„Kommentierung von<br />

§ 74 SGB VIII“<br />

„Die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

für die Arbeit des ASD“<br />

BÜCHER<br />

„Kommentierung der<br />

§§ 83, 84 SGB VIII“<br />

Prof. Dr. Britta Kuhn (Fachbereich Wiesbaden Business School)<br />

„EU-Leitfaden für Unternehmen –<br />

Die Vorgaben der<br />

Europäischen Union optimal nutzen“<br />

in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB),<br />

Nr. 6/2010, Seite 713–715.<br />

in: WISU – Das Wirtschaftsstudium,<br />

Nr. 5/2010, Seite 661–663.<br />

in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf),<br />

Nr. 3/2010, Seite 251–252.<br />

in: WISU – Das Wirtschaftsstudium,<br />

Nr. 4/2010, Seite 504.<br />

in: Krüger, W. [Hrsg.] (2009): Excellence in Change -<br />

Wege zur strategischen Erneuerung, 4., vollst. überarb. Aufl.,<br />

Gabler-Verlag, Wiesbaden, Seite 341–376.<br />

in:<br />

Nassauische Annalen 121, 2010, Seite 253–275.<br />

in: Gemeinsames Sonderheft der Zeitschriften<br />

„Das Jugendamt“ und „Zeitschrift für Kindschaftsrecht und<br />

Jugendhilfe“, Heft 6/2010, Seite 219–221.<br />

in: „Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe“,<br />

Heft 7/2010, Seite 258.<br />

in: Fieseler/Schleicher/Busch/Wabnitz (Hrsg.), Kinder- und<br />

Jugendhilferecht. Gemeinschaftskommentar zum SGB VIII<br />

(GK-SGB VIII), Neuwied seit 1998, Neubearbeitung 2010.<br />

in: Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (Hrsg.),<br />

Der Allgemeine Soziale Dienst. Aufgaben, Zielgruppen,<br />

Standards; München und Basel 2010, Seite 31–56.<br />

in: Fieseler/Schleicher/Busch/Wabnitz (Hrsg.), Kinder- und<br />

Jugendhilferecht. Gemeinschaftskommentar zum SGB VIII<br />

(GK-SGB VIII), Neuwied seit 1998, Neubearbeitung 2010.<br />

Gabler-Verlag, Wiesbaden 2010,<br />

ISBN 978-3-8349-2417-9.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


NEUE MITARBEITERINNEN<br />

UND MITARBEITER<br />

Waldbauer, Monika 01. Juni 2010<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

FB Geisenheim<br />

Neumann, Ursula 1. Juli 2010<br />

FB Design Informatik Medien<br />

Neßler, Anke 20. Juli 2010<br />

FB Wiesbaden Business School<br />

Boog, Matthis 1. August 2010<br />

FB Ingenieurwissenschaften<br />

Dück, Richard 1. August 2010<br />

FB Architektur und Bauingenieurwesen<br />

Nitschinger, Cornelia 1. August 2010<br />

FB Ingenieurwissenschaften<br />

Meier, Andreas 1. August 2010<br />

FB Ingenieurwissenschaften<br />

Müller, Angelika 1. August 2010<br />

Institut Weiterbildung im Beruf (iwib)<br />

Bühler, Gutrun 16. August 2010<br />

SG I.2<br />

Schmitt, Cornelia 16. August 2010<br />

SG I.2<br />

Schwarz, Jutta 16. August 2010<br />

FB Wiesbaden Business School<br />

Potz, Marc Etienne 1. September 2010<br />

FB Design Informatik Medien<br />

Schulz, Marlene 1. September 2010<br />

ZSB<br />

55<br />

HS <strong>RM</strong> INTERN


HS <strong>RM</strong> INTERN<br />

NEUE PROFESSORINNEN<br />

56<br />

NEUE PROFESSOREN<br />

Prof. Dr. Jörg Berdux, geboren 1966 in Marburg<br />

Lehrgebiet „Mensch-Maschine-Interaktion und Softwareentwicklung“ im<br />

Studiengang „Medieninformatik“ des Fachbereichs Design Informatik Medien<br />

Prof. Dr. Jörg Berdux studierte von 1987 bis 1995 Informatik an der Universität (TH)<br />

Karlsruhe. Nach kurzer freiberuflicher Tätigkeit als Web-Designer war er von 1996<br />

bis 2000 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich „Entwurf multimedialer Anwen -<br />

dungen“ am Institut für Rechnerentwurf und Fehlertoleranz der Universität (TH)<br />

Karlsruhe tätig. Im Jahr 2001 wechselte er als Projektleiter zur Firma opus 5 inter ak tive<br />

medien GmbH. Von 2002 bis 2004 war er dort als Leiter IT Frankfurt beschäftigt.<br />

Parallel zu seiner Industrietätigkeit schloss Prof. Dr. Berdux seine Dissertation mit<br />

dem Titel „Integrationskonzept für den Entwurf multimedialer Umgebungen“ am<br />

Fachbereich Informatik in Karlsruhe ab und wurde im Jahr 2002 promoviert.<br />

Im Jahr 2005 folgte auf eine Projektleiterposition bei der Spirit Link GmbH in Erlan -<br />

gen eine Vertretungsprofessur im Fachbereich Informatik und Medien an der Fach -<br />

hochschule Brandenburg. Ab dem Sommersemester 2006 bis zu seiner Berufung an<br />

die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> war Dr. Berdux Professor für die Gebiete „Ange wandte<br />

Informatik, Digitale Medien“ im Fachbereich Informatik und Medien der FH Brandenburg.<br />

Neben seiner Lehrtätigkeit und seinem Einsatz als Studien fachberater lag ein<br />

weiterer Schwerpunkt in der gezielten Förderung von Start-ups im Internet-Bereich.<br />

Auch an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> sieht sich Prof. Dr. Berdux wieder an der Schnittstelle<br />

zwischen Informatik und Medien und will zukünftig auch hier die interdiszi pli -<br />

näre Zusammenarbeit weiter verfolgen.<br />

Prof. Dr. Jon Hanf, geboren 1974 in Kiel<br />

Lehrgebiet „Internationale Weinwirtschaft“ im Fachbereich Geisenheim<br />

Dr. Jon Hanf studierte von 1995 bis 2000 Wirtschaftswissenschaften an der Universität<br />

Hohen heim. Während seines Studiums verbrachte er Auslandssemester an der Uni -<br />

versität Mont pellier und an der University of Reading, UK. Nach seinem Diplom war<br />

Dr. Hanf als wissen schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Betriebslehre der Agrarund<br />

Ernährungswissenschaft der Justus Liebig-Universität in Gießen beschäftigt. Im<br />

Jahr 2004 promovierte er dort mit sei ner Dissertation zum Thema „Strategic Supply<br />

Chain Networks – Analyse der Konsequen zen auf das Agri-Food-Business und auf das<br />

strategische Management“. Diese und weitere wissen schaftliche Veröffentlichungen<br />

charakterisieren den Forschungsschwerpunkt von Dr. Hanf im Bereich des Wert -<br />

schöpfungsmanagements in der Ernährungswirtschaft.<br />

Nach einer Tätigkeit auf einer Postdoc-Stelle im Jahr 2005 war Dr. Jon Hanf von 2006<br />

bis zu seiner Berufung an die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> Forschungsgruppenleiter am<br />

Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in der Abtei -<br />

lung Agrarmärkte, Agrarvermarktung und Weltagrarhandel.<br />

Über seine berufliche und wissenschaftliche Tätigkeit hinaus besitzt Dr. Hanf Lehr -<br />

erfahrun gen beispielsweise aufgrund von Lehraufträgen, die er seit dem Jahr 2001 im<br />

Rahmen von DAAD Summer Schools wahrnahm.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


NEUE PROFESSORINNEN<br />

NEUE PROFESSOREN<br />

Prof. Dr. Kai Sparke, geboren 1976 in Oldenburg<br />

Lehrgebiet „Gartenbauökonomie“ im Fachbereich Geisenheim<br />

Nach einer Lehre als Baumschulgärtner absolvierte Dr. Kai Sparke ein Gartenbau -<br />

studium an der TU München. Von 2004 bis 2007 war er als wissenschaftlicher Mit -<br />

ar beiter am Lehrstuhl für Marketing und Management am Wissenschaftszentrum<br />

Straubing der <strong>Hochschule</strong> Weihenstephan tätig und promovierte im Januar 2008 mit<br />

seiner Dissertation „Verbrauchersegmentierung bei der Neuproduktbeurtei lung<br />

von Lebensmitteln“. Der Schwerpunkt seiner Forschungsarbeit am Wissenschafts -<br />

zentrum lag in der Bearbeitung von Marketingprojekten zu Lebensmitteln, Konsumgütern<br />

und Agrarerzeugnissen. Während seiner Studien- und Promotionszeit war<br />

er nebenberuflich in einem Gartenmarkt und im Research Center einer Unter -<br />

nehmensberatung tätig.<br />

Vom Jahr 2007 bis zu seiner Berufung an die <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> war Dr. Sparke<br />

Projektleiter und Consultant beim internationalen Marktforschungsinstitut TNS<br />

Infratest in München. Hier arbeitete er zunächst in der Forschung und Beratung<br />

für Banken und anschließend für Automobilhersteller. Neben Auftragsprojekten<br />

befasste sich Dr. Sparke mit der Entwicklung neuer Marktforschungsmethoden.<br />

Seit 2008 war er Lehrbeauftragter an der <strong>Hochschule</strong> Weihenstephan. Außerdem<br />

nahm er eine Gastdozentur an der slowakischen Agraruniversität Nitra wahr. Zahl -<br />

reiche Veröffentlichungen von ihm befassen sich mit dem Konsumentenverhalten<br />

in Bezug auf Lebensmittelneuheiten sowie mit praxisorientierten Fragestellungen<br />

der Betriebsführung und des Marketings im Gartenbau.<br />

An der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong> vertritt Dr. Sparke die gartenbauökonomische<br />

Lehre mit Bereichen wie Kosten- und Leistungsrechnung, Erfolgsanalyse, Investi tion<br />

und Finanzierung und strategisches Controlling. Seine Forschungsinteressen liegen<br />

in den thematischen Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Zukunft im Gartenbau<br />

(Ressourcensicherung, Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen), Stake -<br />

holder-Management im Gartenbau (Kundenbeziehungsmanagement, Mitarbeiter -<br />

zufriedenheit) und der Anwendung betriebswirtschaftlicher Instrumente für kleine<br />

und mittelständische Gartenbau-Unternehmen.<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

57<br />

HS <strong>RM</strong> INTERN


HS <strong>RM</strong> INTERN<br />

ELKE FAUTH<br />

IM RUHESTAND<br />

58<br />

Elke Fauth verabschiedete sich Ende Juli von<br />

ihrer langjährigen Tätigkeit in der Frauen arbeit<br />

an der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong>. Der Senat der<br />

Hoch schule – damals noch Fachhochschule<br />

Wiesbaden – wählte sie im Jahr 2004 zur<br />

Frauenbeauftragten.<br />

Bereits seit den 90er Jahren des vergangenen Jahr -<br />

hunderts engagierte sich Elke Fauth als stell vertre -<br />

ten de Vorsitzende in der Frauenkommission der<br />

FH. Und es gab noch eine ganz besondere „Vor-<br />

Leistung“ von ihr: Sie begann ihr Studium im<br />

Winter semester 1987/88 im Startsemester des neu<br />

errichteten Fachbereichs Informatik. Somit gehörte<br />

sie zu den ersten Studentinnen und Studenten<br />

dieser Fachrichtung in Wiesbaden. Zu einer Zeit,<br />

als sich Lehrende und Lernende mit Provisorien<br />

herumplagen mussten, beispielsweise mit der „Hos -<br />

pitanz“ in der Gesamtschule Klarenthal, weil die<br />

entsprechenden Räumlichkeiten auf dem Campus<br />

Kurt-Schumacher-Ring noch fehlten.<br />

Dennoch blieb sie dem Fachbereich Informatik<br />

treu: Nach ihrem Diplom nahm Elke Fauth dort im<br />

Jahr 1991 eine Beschäftigung als Laboringen i eurin<br />

auf. Sie wurde später, nach einer Änderung im<br />

Hessischen Hochschulgesetz, wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin bei den Informatikern.<br />

Erfolgreicher Rückblick<br />

Im Jahr 2007 konnte sich Elke Fauth darüber<br />

freuen, dass die <strong>Hochschule</strong> erstmals als „familien -<br />

gerechte <strong>Hochschule</strong>“ zertifiziert wurde. In diesem<br />

Jahr (Anfang 2010) wurde die Zertifizierung erneut<br />

ausgesprochen. Dieses besondere Prädikat ist in -<br />

zwischen fester Bestandteil auf öffentlichkeits -<br />

wirk samen Medien unserer <strong>Hochschule</strong>. Die Vorberei<br />

tung und der Vorlauf, der Prozess bis hin zur<br />

erfolg reichen Zertifizierung: dies alles ist mit einem<br />

enormen Arbeitspensum verbunden und zieht seine<br />

Kreise in der <strong>Hochschule</strong>. Es begann vor einigen<br />

Jahren mit der „simplen“ Frage, was überhaupt<br />

eine Familie sei?! Und was will man im Rahmen<br />

der Zertifizierung überhaupt erreichen? In einem<br />

abschließenden Auditierungsworkshop waren „wir<br />

mit weiteren Fragen konfrontiert: Was kann man<br />

umsetzen, was muss unbedingt angepackt werden?<br />

Nicht zu vergessen natürlich die Zielvereinbarung<br />

des Präsidiums. Wir haben heute als be -<br />

währte Grundlage acht Handlungsfelder zur<br />

Verfügung, wie beispielsweise „Arbeits zeit“,<br />

„Service für Familien“ und „Informa tionsund<br />

Kommu nikationspolitik“, die wir als<br />

Richtschnur berücksichtigen können“<br />

(Elke Fauth).<br />

Jahrelang hat Elke Fauth auch die Fäden<br />

beim Frauenförderpreis gezogen. Ihr Resü -<br />

mee fällt mit einem lachenden und einem<br />

weinenden Auge aus. Denn der mit 6000 Euro<br />

dotierte Preis hat zwar einen geachteten<br />

Stellenwert in der <strong>Hochschule</strong>, „dennoch<br />

würde ich mir mehr Interesse und Engage -<br />

ment dafür wünschen. Dass dies derzeit<br />

nicht der Fall ist, finde ich sehr schade“, sagt<br />

Elke Fauth.<br />

Dass der Anteil der Professorinnen bei den<br />

Lehrenden in den vergangenen Jahren zuge -<br />

nommen hat, gibt Anlass zum Optimismus<br />

bei Elke Fauth: „Da hat sich viel getan und<br />

wird sich auch mit Sicherheit noch weiterhin<br />

viel tun.“ Die gleiche stetige Veränderung<br />

zum Positiven wünscht sich die ehemalige<br />

Frauenbeauftragte auch im Bereich der<br />

Bessergruppierung von Mitarbeiterinnen.<br />

Ein sehr gutes Ergebnis ist beim Mentorin -<br />

nennetzwerk erreicht worden. Dieses lief<br />

zwar „anfangs schleppend an“, aber im Jahr<br />

2009 waren zwölf studentische Mentees zer -<br />

tifiziert, und das Interesse bei den Studen -<br />

tinnen boomt weiter. Prinzip des Mento rin -<br />

nennetzwerks ist, dass sich Frauen aus der<br />

beruflichen Praxis für ein Jahr zur Verfü gung<br />

stellen und den Studentinnen mit Rat und<br />

Tat zur Seite stehen. Dazu gehört, dass sich<br />

die Mentorinnen und die Studentinnen<br />

mindestens sechs Mal im Jahr treffen und<br />

ihre Erfahrungen austauschen. Aufgrund des<br />

Aufschwungs des Mentorinnennetzwerks<br />

besteht in Hessen inzwischen das europa weit<br />

größte Mentorinnennetzwerk für technische<br />

Bereiche.<br />

Was nimmt sich Elke Fauth für ihre Zeit nach<br />

der <strong>Hochschule</strong> vor? „Alles etwas ruhiger<br />

angehen und endlich lesen, lesen, lesen!“<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010


Die Frauenbeauftragte<br />

der <strong>Hochschule</strong> <strong>RheinMain</strong><br />

verließ ihren Arbeitsplatz<br />

JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />

59<br />

HS <strong>RM</strong> INTERN

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