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Leseprobe_EHB 12

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Zauberer spielt, schalkhaft im Rücken ihm tanzt“ 54 . Man sollte allerdings<br />

nicht übersehen, dass Mörike Haydn immer noch die Rolle des „Zauberers“<br />

zuspricht; Mörike soll Haydns Musik auch durchaus geschätzt haben 55 . So<br />

wie der schalkhaft im Rücken tanzende Perückenzopf, der den Zauber offenbar<br />

konterkariert, für Mörike als Symbol für den altmodischen Humor<br />

Haydns fungiert, lässt sich dieses Bild aus heutiger Perspektive allerdings<br />

auch positiv umdeuten und berührt damit einen Aspekt, der in keinem der<br />

anderen behandelten Gedichte auftaucht. Der den Zauber konterkarierende<br />

Humor, ob altfränkisch oder nicht, das Zöpfchen, das den Zauberer<br />

hinter dem Zauber sichtbar bleiben lässt, entspricht jener selbstreflexiven<br />

Illusionsbrechung, die vor allem Haydns Instrumentalmusik auszeichnet<br />

und ihn zum Wegbereiter einer musikalischen Moderne macht 56 .<br />

54<br />

Eduard Mörike, Joseph Haydn, in: Ders., Gedichte. Ausgabe von 1867, hrsg. von<br />

Hans-Henrik Krummacher (Werke und Briefe I,1), Stuttgart 2004, S. 173.<br />

55<br />

Vgl. Mathias Mayer, Literatur- und kulturhistorisches Umfeld: Musik, in: Mörike-Handbuch:<br />

Leben – Werk – Wirkung, hrsg. von Inge und Reiner Wild, Stuttgart und Weimar<br />

2004, S. 51–55, hier S. 52.<br />

56<br />

Vgl. Florian Krämer, Die Entzauberung der Musik. Beethoven, Schumann und die<br />

romantische Ironie, München 2014, passim.<br />

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