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Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Kirchheim a.N. – Ausgabe Juli 2020

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kirchenmusik

kirchenmusik

gerhard zimmer

60 Jahre für die Kirchenmusik

Noch als Konfirmand wurde Gerhard Zimmer 1954

vom damaligen Pfarrer Rebstock angesprochen,

ob er nicht das Orgelspiel erlernen wollte, er suche

Nachwuchs für den Kindergottesdienst. Gleich

die ersten eigenen Versuche an der Orgel haben

ihn so fasziniert, dass der damals 13-Jährige mit

dem Fahrrad nach Besigheim fuhr, um dort in der

Stadtkirche beim damaligen Besigheimer Lehrer

und Organisten Friedrich Schelling (1881-1979) Unterricht

zu nehmen. Schelling galt als ein Urgestein

der württembergischen Kirchenmusik und wurde

später zum Kirchenmusikdirektor und Besigheimer

Ehrenbürger ernannt.

Bald schon übernahm Gerhard Zimmer für den

damaligen Organisten Paul Rosenberger erste

kleine Vertretungen. Und kurz nach seinem Abitur

1960, während seinem 1. Studiensemester in

Tübingen, wurde er vom Kirchengemeinderat mit

schriftlicher Mitteilung zum Hauptorganisten „bestellt“.

Dies ohne vorherige Anfrage, aber Paul Rosenberger

hatte aus beruflichen Gründen immer

weniger Zeit für seinen Dienst.

An Sonntagen war damals in drei Gottesdiensten

zu spielen: Im Hauptgottesdienst, im Kindergottesdienst

und nachmittags in der Christenlehre. Dafür

gab es 20 Mark im Monat, die hat er als guter

Schwabe in einen Bausparvertrag investiert.

Anfang der 1960er Jahre stand die Kirchenrenovierung

auf dem Plan und damit auch die Frage nach

einer neuen Orgel. Gerhard Zimmer hat sich intensiv

für einen Orgelneubau eingesetzt und seine

besondere Fachkenntnis eingebracht. An der Konzeption

der Hauptorgel – und 1985 der Chororgel

– war er maßgeblich beteiligt.

1967 wurde sie dann eingeweiht, die neue Hauptorgel,

und bot sehr gute Möglichkeiten für eine Intensivierung

der Kirchenmusik. Erbaut wurde sie vom

Orgelbauer Richard Rensch aus Lauffen a.N., mit

24 Registern und 1570 Pfeifen. Generalgereinigt und

saniert wurde sie übrigens zum letzten Mal 2017.

Orgeldienste und die dazu notwendigen Übzeiten

waren aber jetzt mit erheblich mehr Zeitaufwand

und Fahrerei verbunden, denn Gerhard Zimmer

war nun beruflich auswärts tätig. Daneben hat er

während seines Referendariats in Korntal auch

noch die Ausbildung für die C-Prüfung gemacht

und diese im April 1969 abgeschlossen. Während

der Ölkrise 1973, als ein sonntägliches Fahrverbot

galt, konnte er seinen Platz an der Orgel gar nur

mit einem Passierschein erreichen!

Aber nicht nur als Organist war Gerhard Zimmer

für die Kirchengemeinde tätig. 1970 übernahm er

die Chorleitung des Ev. Posaunenchors, dem er

bereits seit 1955 angehörte, und der sich in diesem

Jahr als Verein konstituierte. Neue Impulse für die

Kirchenmusik ergaben sich, regelmäßige eigene

Konzerttermine wurden eingeführt, wie z.B. der

3. Advent mit dem Konzert „Posaunenchor mit

Orgel“ oder der 6. Januar mit dem „Konzert bei

Kerzenschein“. Auswärtige Künstler und Chöre

wurden eingeladen, sodass sich mit der Zeit ein

reges Konzertleben entwickelte, besonders auch

nach der Anschaffung der Chororgel 1985, die zusätzliche

Möglichkeiten bot. Es traten Künstler auf

aus Frankreich, Belgien, der DDR, Berlin, Köln, Altenburg

und natürlich die Größen in der württembergischen

Landeskirche.

»Gern erinnere ich mich an

manchen Gottesdienst-Schluss,

wenn mein Bruder Helmut

mit dem Helikon und ich

mit der Trompete rechts und

links von Gerhard auf der

Orgelbank sitzend, die

Gemeinde mit einem Bach-

Choral verabschiedet haben.«

Hermann Hofmeister

Der Umzug 1990 nach Kirchheim in die unmittelbare

Nähe der Kirche hat Gerhard Zimmers Leben

als Kirchenmusiker natürlich sehr viel einfacher

gemacht. 1995 hatte Pfarrer

Schuster, der selbst ein guter

Musiker und Sänger war,

das neue Gesangbuch eingeführt.

Eine Herausforderung

für den Kirchenmusiker Zimmer

und die Gemeinde, die

aber dem Gemeindegesang,

der ihm immer sehr am Herzen

lag, sehr gutgetan hat.

Durch Fortbildungen bei internationalen

Kursen und

Tagungen hat er sich immer

auch bemüht, Neues zu lernen

und am Puls der Zeit zu

bleiben.

Auch die ökumenische Verbindung

zur katholischen

Kirche war ihm wichtig, und

so hat er immer wieder gern

bei deren Gottesdiensten gespielt. Und in den Zeiten,

in denen der Kirchheimer Kirchenchor von einer

Kirchenmusikerin bzw. einem Kirchenmusiker

aus Lauffen geleitet wurde, hat er bei Kirchheimer

Gottesdiensten mit dem Kirchenchor im Gegenzug

den Organistendienst in Lauffen übernommen.

Beim Konzert bei Kerzenschein ist es ihm zur Freude

vieler gelungen, neben Musikfreunden und Kollegen

auch immer wieder junge Leute für gute Musik

zu begeistern und ihnen Musiziermöglichkeiten

zu schaffen. Eine Besonderheit waren immer die

Stücke für zwei Orgeln gemeinsam mit seiner Frau

Susanne.

Dankbar ist er auch, dass ihn seit einigen Jahren

Ulrike Rembold auf der

Orgelbank unterstützt. Erstaunlich

ist überhaupt, dass

es in Kirchheim in 106 Jahren

nur drei verantwortliche

Organisten gab: 1914-1953

Gottlob Grünenwald, 1953-

1960 Paul Rosenberger und

1960-2020 Gerhard Zimmer.

Beim Posaunenchor sieht es

ähnlich aus, in fast 100 Jahren

ist auch erst der dritte

Dirigent am Werk. Nicht

unerwähnt soll bleiben,

dass vor Gottlob Grünenwald

Zimmers Urgroßvater

mütterlicherseits, Johannes

Hemming, schon Organist

in Kirchheim war.

Mit dem 31. Mai 2020 hat Gerhard Zimmer nun sein

Organistenamt mit all seinen Verpflichtungen aufgegeben,

aber nicht das Orgelspiel, das meint: Im

Rahmen seiner Möglichkeiten wird er für Vertretungen

weiterhin zur Verfügung stehen. ROS

Wir danken Gerhard Zimmer für über 60 Jahre treuen und hervorragenden

Dienst als Hauptorganist unserer Kirchengemeinde.

Es erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, was in den vergangenen

Jahrzehnten durch ihn geschehen und in unserer Kirchengemeinde

entstanden ist im Bereich der Kirchenmusik. Nun geht er auch

als Kirchenmusiker in den wohlverdienten Ruhestand. Wir freuen

uns sehr, dass er sich trotzdem bereit erklärt hat, für Vertretungen

zur Verfügung zu stehen, sofern es ihm möglich ist. Für die

Zukunft wünschen wir Gerhard Zimmer und seiner Familie alles

erdenklich Gute und Gottes Segen.

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