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Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Kirchheim a.N. – Ausgabe Juli 2020

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Eine wundervolle Aktion:

Bernd Lieberherr, Annegret

und Gerhard Klepser

blasen am Sonntag

anstelle vom Kirchturm

aus den Weinbergen.

editorial

was zählt in der krise?

Gott hält, wenn nichts mehr hält

Und plötzlich stand unsere Welt still. Lockdown

überall. Schulen, Geschäfte, Betriebe geschlossen.

Lieferketten abgerissen. Ganze Wirtschaftszweige

kommen zum Erliegen. Millionen in Kurzarbeit.

Besuche in Pflegeheimen und Krankenhäusern

verboten. Ebenso das gemeinsame Feiern von

Gottesdiensten. Hochzeiten ohne Publikum. Beerdigungen

nur im kleinsten Kreis. Leere Fußballstadien,

wenig Straßenverkehr, verwaiste Fußgängerzonen.

Schlangen vor Bäckereien und Apotheken.

Überall Menschen mit Mund- und Nasenbedeckung.

Homeoffice als neue Normalität. Kontaktbeschränkungen

auch im Privatbereich. Und das

in den meisten Ländern dieser Erde. Maßnahmen,

um die Ausbreitung eines neuartigen Grippe-Virus

zu verlangsamen. Klar ist, die „Anti-Corona-Maßnahmen“

haben nicht nur Schaden verhindert, sie

haben auch Schaden angerichtet: wirtschaftlich,

seelisch, aber auch physisch, u. a. weil notwendige

Operationen verschoben oder Folgebehandlungen

bei Krebs, Herzinfarkten oder Schlaganfällen unterbrochen

wurden.

Neben den vielen negativen Auswirkungen der

Corona-Krise sehe ich aber auch manch Gutes, das

aus dem Leidvollen erwachsen ist. So hat Corona

uns neu bewusst gemacht: Wir sind verletzlich.

Unser Leben ist gefährdet. Unsere Möglichkeiten

begrenzt. Wir haben nicht alles in der Hand – trotz

aller technologischen und medizinischen Möglichkeiten.

Wir sind Menschen, keine Götter. Wir sind

Geschöpfe, nicht der Schöpfer. Eine harte Erfahrung,

aber vielleicht auch eine heilsame. Ich habe

den Eindruck, Corona hat uns demütiger und realistischer

gemacht.

Sicher, die Corona-Krise hat auch manch dunkle

Seite in uns offengelegt. Stichwort: Rangeleien um

Toilettenpapier, Mehl und andere Waren, die in

den vergangenen Monaten zeitweise ausverkauft

waren. Wir sind nicht so gut, wie wir dachten. In

uns allen steckt das Virus der Selbstsucht. Wir alle

sind erlösungsbedürftig.

Die Krise hat aber auch in besonderer Weise

gezeigt, was an Gutem in uns steckt. Ein beeindruckendes

Maß an Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft,

Miteinander und Zusammenhalt haben wir

erlebt. Nachbarschaftshilfe und Unterstützung von

Menschen, die zu Risikogruppen gehören. Kreativität

an allen Orten. Hoffnungszeichen und Hoffnungslieder.

Andrea Bocelli singt zu Ostern vor

dem Mailänder Dom „Amazing Grace“ und über

30 Millionen hören auf YouTube zu. Auch in unserer

Kirchengemeinde wurde viel getan: Online-

Gottesdienste, in denen auch viele Ehrenamtliche

mitgewirkt haben. Kreative Aktionen zu Ostern

und Pfingsten mit Osterkarten, Schmetterlingen,

Osterfeuer, Steinen der Hoffnung, Whatsapp-Gebetstreff

bis hin zu Pfingsttauben an der Sommerlinde.

Senioren wurden angerufen zum Geburtstag.

Großes Engagement zeigten auch die Leitung und

viele Mitarbeiterinnen unseres Kirchlichen Kinderhauses

Arche.

Vielen wurde wieder einmal oder ganz neu deutlich,

wie wichtig gute, liebevolle Beziehungen sind

– innerhalb der Familie, im Freundeskreis, in der

Gemeinde und darüber hinaus. Viele haben erkannt

oder wurden darin bestärkt, worauf es im

Leben wirklich ankommt, was wirklich wichtig ist

und zählt. Wofür es sich auch in Zukunft lohnt,

Zeit und Kraft zu investieren.

Auch haben viele von uns erfahren, dass Gott in

schweren Zeiten besonders nahe ist. Wir haben

Trost, Zuversicht und Stärke gefunden im Gebet

und uns, von seinem Geist bewegt, mit unseren

Gaben und Möglichkeiten eingesetzt, um anderen

Trost zu spenden, Hoffnung zu geben und praktisch

zu helfen. Francesco Beschi, der Bischof von

Bergamo – eine der Städte mit den meisten Corona-Toten

in Europa –, der sechs seiner Priester

durch Corona verlor, brachte diese Erfahrung so

auf den Punkt: „Gott ist auch in Prüfungen mit uns

und lässt uns nicht im Stich.“

Gott hält, wenn nichts mehr hält. In Gott sind wir

geborgen im Leben wie im Sterben. Nichts kann

uns aus seiner Hand reißen. Lasst uns im Vertrauen

auf ihn weitergehen – durch diese Krise und durch

alle anderen, die noch auf uns zukommen. Gott

lässt uns nicht im Stich!

Herzlich

Ihr und Euer

Keine Gottesdienste mehr in unserer

Kirche! Was vor Kurzem

noch unvorstellbar war, wurde

Realität: Aufgrund der Verordnungen

des Kultusministeriums

und unserer Landeskirche zur

Eindämmung der Corona-Pandemie

durften seit dem 16. März

2020 keine Gottesdienste mehr

gemeinsam gefeiert werden.

Diese Anordnung war wie für

viele Kirchengemeinden auch

für uns ein heftiger Einschnitt.

Schließlich wurde seit über 1000

Jahren so gut wie jeden Sonntag

Gottesdienst in unserer Mauritiuskirche

gefeiert – auch zu Pestund

Kriegszeiten.

Nicht nur wegen dieser langen

Tradition, sondern vor allem

auch aus seelsorgerlichen Gründen

und weil der Gottesdienst

das Herzstück des Gemeindelebens

ist, war es uns von Anfang

an wichtig, das gottesdienstliche

Leben in unserer Kirchengemeinde

irgendwie aufrechtzuerhalten.

Deshalb zeichneten wir

seit dem 22. März Videogottesdienste

auf und veröffentlichten

diese im YouTube-Kanal unserer

Kirchengemeinde. So konnten

alle Mitglieder unserer Kirchengemeinde,

die Zugang zu einem

Internetanschluss haben – ob im

eigenen Haus oder im Haus eines

Verwandten oder Bekannten

– mindestens einen Gottesdienst

pro Woche mit vertrauten Akteuren

aus unserer Kirchengemeinde

virtuell mitfeiern.

Mein besonderer Dank gilt auch

an dieser Stelle noch einmal

unseren Organisten Gerhard

Zimmer und Ulrike Rembold,

sowie den Mitgliedern unseres

Singteams unter der Leitung von

Tanja Neuner und auch Gero

Beck fürs Ausleihen der Kameratechnik

und alle technische

Unterstützung. Außerdem auch

allen Liturgen und Predigern,

die bereit waren, in unseren

Videogottesdiensten mitzuwirken.

Dank des Engagements dieser

Vielen war es uns möglich,

für jeden Sonntag und auch für

Karfreitag einen Gottesdienst

aufzuzeichnen und zu veröffentlichen.

Dazu kamen noch zwei

Passionsandachten, von denen

jeweils eine von unserer Vikarin

Maren Striebel und eine von unserer

Diakonin Sibylle Zimmer

gestaltet wurden.

Seit dem 17. Mai feiern wir wieder

gemeinsam Gottesdienst

in der Mauritiuskirche. Die Bedingungen

sind besondere. Entsprechend

der Verordnung des

Oberkirchenrates halten wir

2 m Abstand zwischen Personen

aus unterschiedlichen Haushalten.

Dadurch finden noch ca. 90

Personen Platz in unserer Kirche.

Vielen Gemeindegliedern

fehlt der gemeinsame Gesang im

Gottesdienst. Sie hoffen darauf,

dass das Verbot bald aufgehoben

wird und wir wie zum Beispiel

in Bayern zumindest mit einer

Mund-Nasenbedeckung singen

dürfen.

Um möglichst vielen Menschen

das Mitfeiern des Gottesdienstes

zu ermöglichen, übertragen wir

seit dem 17. Mai jeden Gottesdienst

in der Mauritiuskirche live

über den YouTube-Kanal unserer

Kirchengemeinde (Evangelische

Kirchengemeinde Kirchheim am

Neckar). Um eine gute Bildqualität

mit möglichst geringem personellen

Aufwand zu erreichen,

haben wir eine motorisierte Kamera

angeschafft und in unserer

Kirche fest installiert. Mithilfe

dieser Kamera sowie Beamer

und Leinwand können wir auch

das Geschehen im Altarraum

für die meisten Plätze in unserer

Kirche gut sichtbar machen.

Gemeindeleben in Corona-Zeiten

Wenn der Gottesdienst ins Wohnzimmer

kommt

Online-Gottesdienste und Live-Übertragungen aus der Mauritiuskirche

Außerdem werden Liedtexte sowohl

auf der Leinwand als auch

im Livestream eingeblendet. So

können die Mitfeiernden in der

Kirche die Texte mitlesen und

alle, die zu Hause am Bildschirm

den Gottesdienst mitverfolgen,

leicht mitsingen. Besonders freuen

wir uns über die Sänger unseres

Singteams, deren Gesang wir

unter den aktuellen Bedingungen

noch mehr schätzen als zuvor.

Mithilfe der installierten Übertragungstechnik

können wir

auch bei besonders gut besuchten

Gottesdiensten wie

den Konfirmationsgottesdiensten

im Herbst oder den Weihnachtsgottesdiensten

allen das

Mitfeiern des Gottesdienstes

ermöglichen, die Zugang zu einem

Internetanschluss haben.

So können wir auch zukünftig

gemeinsam Gottesdienst feiern

– in der Kirche und in vielen

Wohnzimmern – in dem Wissen,

dass Gott überall ist und uns

miteinander verbindet, wenn wir

gemeinsam zu ihm singen – ob

laut oder leise – und beten und

auf sein Wort hören. DK

Die Video-Gottesdienste finden

Sie unter:

www.kirche-kirchheim-n.de/

website/de/k/videogottesdienste

Gottesdienst am

Pfingstsonntag mit

Vikarin Maren Striebel

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