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erlauben. Nicht auszudenken, wenn ein Kontrolleur<br />
käme und ihn ein Passagier bei der Diskussion über<br />
einen fehlenden Fahrschein beobachten würde. Auch<br />
wenn der Fahrer bestätigen könnte, dass er bis zur<br />
nächsten U-Bahn dispensiert sei, weil eben kein Wechselgeld<br />
parat war. Auch dann, wenn sich alles in Wohlgefallen<br />
auflöste, ein negativer Beigeschmack bliebe ja<br />
doch zurück. Jedenfalls bestünde das Risiko, jemand<br />
könnte darüber berichten, dass sie den Herrn Professor<br />
beim Schwarzfahren erwischt hätten. Oder dass<br />
der Leiter der Trias-Consulting sich keinen Fahrschein<br />
leisten könne. Nein, das wäre ihm höchst unangenehm.<br />
Und wenn der Fahrer sogar vergessen hätte, dass er bei<br />
ihm einen Fahrschein lösen wollte? Wenn dieser seine<br />
<strong>Aus</strong>sage einfach abstreiten würde. Nicht auszudenken.<br />
Ein Skandal und eine Schädigung seines Rufes.<br />
Steiner dachte an das Gespräch mit Oskar zurück und<br />
Ärger stieg in ihm hoch. Gleich darauf ärgerte er sich,<br />
dass er sich ärgerte. Er musste eine Lösung finden. Ein<br />
für alle Mal Schluss machen mit dieser abstrusen Erwartungshaltung,<br />
die ihn nun schon seit mehr als dreißig<br />
Jahren verfolgte. Er würde diesen verdammten Roman<br />
nicht schreiben. Keine Zeit. Keine Lust. Er mochte<br />
Oskar, er mochte ihn wirklich sehr. Aber vorhin war<br />
er ihm ziemlich auf die Nerven gegangen. Nun tat es<br />
ihm ein wenig leid, dass er so schroff zu ihm gewesen<br />
war. Oskar war wie ein kleiner Bruder für ihn. Er würde<br />
seine Sorgen niemals nachvollziehen können. Ihm<br />
wäre es komplett egal, beim Schwarzfahren erwischt zu<br />
werden. Er würde ganz spontan eine kreative <strong>Aus</strong>rede<br />
erfinden, hätte kein Problem damit, im Rampenlicht<br />
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