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Franziskanerkloster Angermünde

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FRANZISKANERKLOSTER<br />

ANGERMÜNDE


DIE EHEMALIGE KLOSTERANLAGE<br />

7<br />

6<br />

8<br />

10<br />

9<br />

11<br />

5<br />

3<br />

4<br />

Zum<br />

Bahnhof<br />

2


02<br />

03<br />

Mündesee<br />

1<br />

Die ehemalige Klosteranlage<br />

der Franziskaner-Bettelmönche<br />

am Rande der mittelalterlichen<br />

Stadt<br />

Das Kloster grenzt an die<br />

erhaltenen Reste der Stadtmauer.<br />

12<br />

13<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Weitere Sehenswürdigkeiten:<br />

Pulverturm<br />

Kapelle des ehemaligen Heilig-<br />

Geist-Spitals<br />

Ehem. Finower/Berliner Tor<br />

(abgetragen)<br />

Katholische Kirche<br />

Ehem. Kerkower/Prenzlauer<br />

Tor (abgetragen)<br />

Alte Mälzerei auf dem Gelände<br />

der ehemaligen Burg<br />

Stadtkirche St. Marien<br />

Marktplatz mit Rathaus<br />

14<br />

10<br />

Haus Uckermark mit dem<br />

Tourismusverein <strong>Angermünde</strong><br />

e. V. & Museum <strong>Angermünde</strong><br />

1<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

Alte Ratswaage<br />

Martinskirche<br />

Scharfrichterhaus<br />

Ehem. Hohes/Schwedter Tor<br />

(abgetragen)


GESCHICHTE DES FRANZISKANER-<br />

KLOSTERS ANGERMÜNDE<br />

1230<br />

NACH<br />

1230<br />

UM<br />

1250<br />

NACH<br />

1250<br />

1284<br />

1302<br />

1336<br />

VOR<br />

1445<br />

Kauf des pommerschen Uckerlandes südlich<br />

der Welse durch die Markgrafen von<br />

Brandenburg<br />

Bau der Burg auf dem Gelände der „Alten<br />

Mälzerei“<br />

Anlage der Stadt <strong>Angermünde</strong> neben der<br />

Burg und Bau der Pfarrkirche St. Marien;<br />

wahrscheinlich siedelten sich auch die<br />

Franziskaner in dieser Zeit hier an; zeitgleich<br />

in Prenzlau und Neubrandenburg<br />

Niederlassungen der Franziskaner<br />

Erster Kirchenbau der Franziskaner in<br />

<strong>Angermünde</strong><br />

Der Ort wird erstmals als „civitas“ bezeichnet,<br />

also als voll entwickelte Stadt; in<br />

dieser Zeit bestand bereits eine Stadtmauer<br />

Erste Erwähnung von Franziskaner-Mönchen<br />

in „Neu-<strong>Angermünde</strong>“ (fratres Minores<br />

in Novo Aggermunde)<br />

Ketzerprozess gegen Waldenser unter<br />

Beteiligung der Franziskaner in <strong>Angermünde</strong>;<br />

14 Personen sterben auf dem<br />

Scheiterhaufen; seit 1420 ist die Bezeichnung<br />

„Ketzer-<strong>Angermünde</strong>“ überliefert<br />

Anschluss der <strong>Angermünde</strong>r Franziskaner<br />

an die Bewegung der „Observanten“,<br />

von denen die Regeln besonders<br />

streng beachtet werden


04<br />

05<br />

Wandmalerei 15. Jhd.<br />

Groteskenköpfe im Armarium


GESCHICHTE DES FRANZISKANER-<br />

KLOSTERS ANGERMÜNDE<br />

UM AUSSENANSICHT<br />

1900 Kloster


06<br />

07<br />

1458<br />

1543<br />

1556<br />

1567<br />

1577<br />

Weiterer Ketzerprozess gegen Waldenser,<br />

Männer aus Dörfern bei <strong>Angermünde</strong><br />

werden verhört<br />

Einführung der Reformation in <strong>Angermünde</strong>;<br />

die Mönche des Klosters werden<br />

verpflichtet, Gottesdienste gemäß der<br />

neuen Kirchenordnung durchzuführen<br />

Kurfürst Joachim II. verleiht das Kloster<br />

(außer die Kirche) an Hans Flanß, Amtmann<br />

von Beelitz; die letzten Mönche<br />

behalten ihr Wohnrecht<br />

Hans Flanß verkauft seine Rechte am<br />

Kloster für 1.000 Taler an die Stadt<br />

<strong>Angermünde</strong>; Nutzung der Gebäude zur<br />

Krankenpflege<br />

Die Frau des Kaplans Poppe hält im<br />

ehemaligen Kloster zwei Jungfernschulen<br />

(Mädchenschulen) ab<br />

17. UND<br />

18. JHD.<br />

AB<br />

1687<br />

NACH<br />

1788<br />

1825<br />

AB<br />

1925<br />

Klostergebäude werden abgetragen<br />

Zugewanderte Hugenotten nutzen die<br />

Klosterkirche<br />

Die Kirche wird als Lagerraum und Militärmagazin<br />

verwendet<br />

Einsturz des Gewölbes, letzte Gewölbe<br />

werden 1860 abgetragen<br />

Ausstellung des Heimatmuseums in der<br />

Klosterkirche


GESCHICHTE DES FRANZISKANER-<br />

KLOSTERS ANGERMÜNDE<br />

UM INNENANSICHT<br />

1900 Kloster als Lager


08<br />

09<br />

NACH<br />

1945<br />

1987<br />

Nutzung der Kirche als Garage und Lager<br />

Archäologische Untersuchungen durch<br />

das Heimatmuseum <strong>Angermünde</strong> und die<br />

IG Stadtgeschichte<br />

1999<br />

Nach umfassender Sanierung wird die<br />

Klosterkirche wiedereröffnet


DIE REKONSTRUKTION<br />

DER KLOSTERANLAGE<br />

7<br />

1<br />

4<br />

2<br />

6<br />

Rekonstruktion der Klosteranlage um 1500.<br />

Die in jüngerer Zeit abgerissenen Teile<br />

sind grau gekennzeichnet.


10<br />

11<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Mauer des Klosterbereiches<br />

Mittelflügel des Klosters mit<br />

Kapitalsaal und Dormitorium<br />

(Schlafsaal)<br />

Refektorium (Speisesaal)<br />

Kreuzgang westlich des<br />

Mittelflügels<br />

Östlicher Kreuzgang mit Ostund<br />

Südflügel des Klosters<br />

Abortanlage hinter der Mauer<br />

im Stadtgraben<br />

Friedhof<br />

5<br />

3<br />

Illustration:<br />

© O. Blum, Museum <strong>Angermünde</strong>


DIE KLOSTERKIRCHE<br />

Rankenfries an der Traufe


12<br />

13<br />

Die Franziskaner-Klosterkirche in <strong>Angermünde</strong><br />

gilt als bedeutendes Bauwerk der norddeutschen<br />

Bettelordensgotik. Die Klosterkirche ist<br />

56 Meter lang, 18 Meter breit und 28 Meter hoch.<br />

Sie ist gekennzeichnet durch die typische<br />

schlichte Bauweise der Franziskaner einerseits<br />

und andererseits durch die filigran gestalteten<br />

Formsteine als aufwendige Schmuckornamente<br />

an den Sockeln und Kapitellen. Das aus zahlreichen<br />

Formsteinen bestehende Dekor gleicht<br />

in Teilen dem Dekor der Klosterkirche des<br />

Zisterzienserinnen-Klosters in Chorin, wie z. B.<br />

das Rankenfries an der Traufe. Möglicherweise<br />

waren hier die selben Baumeister am Werk.<br />

Oft dienten Weinranken als Motiv auf den Ziegeln.<br />

Der Wein konnte für die Mönche viele symbolische<br />

Bedeutungen haben. Sie reichen von der<br />

„Arbeit im Weinberg des Herrn" bis hin zu der<br />

Ermahnung: „Hüte den Weinberg Deiner Seele<br />

vor den Versuchungen des Teufels".<br />

An der Westseite mit dem dreifach gestuften<br />

Spitzbogenportal war der Haupteingang, der ins<br />

Langhaus führte. Ursprünglich symmetrisch<br />

zweischiffig geplant, wurde die Säulenreihe versetzt<br />

und damit eine asymmetrische Anordnung<br />

der Schiffe erzielt. Der Strebepfeiler an der Westseite<br />

(außen) dient der Sicherung der versetzten<br />

Säulenreihe und ist als bauliche Alternative<br />

außergewöhnlich.


DIE KLOSTERKIRCHE<br />

Einzigartig in Brandenburg ist der gotische<br />

Lettner aus Backstein aus dem 14. Jahrhundert.<br />

Der Lettner trennte den Chor vom Langhaus,<br />

teilte also den Raum in eine Mönchskirche und<br />

eine Laienkirche. An der südlichen Innenwand<br />

sind Wandmalereinen aus der Gründungszeit des<br />

Klosters erhalten. Etwas Besonderes ist auch<br />

der seit dem Einsturz der Gewölbe freie Blick in<br />

den Dachstuhl.<br />

Die dort verbauten Balken konnten mit modernen<br />

Methoden genau datiert werden. Sie sind<br />

fast 600 Jahre alt. Seit dieser Zeit wurde der<br />

gewaltige Dachstuhl kaum verändert. Entfernt<br />

wurde ein Dachreiter, der einst die Glocke trug.<br />

Vom Chorraum führt ein Portal zur ehemaligen<br />

Sakristei, die für die Vorbereitung der liturgischen<br />

Dienste genutzt wurde. Sehenswert ist<br />

das original erhaltene Sternengewölbe. Darüber<br />

befand sich das Armarium, die ehemalige<br />

Klosterbibliothek.<br />

Die Bibliothek des Klosters wurde von den<br />

Franziskanern wahrscheinlich als Schule für<br />

Bürgerkinder genutzt. Hier konnten Knaben<br />

Kenntnisse in lateinischer Sprache erwerben,<br />

um später in ganz Europa an einer Universität<br />

studieren zu können.


14<br />

15<br />

Sterngewölbe in der Sakristei


BAUGESCHICHTE DES KLOSTERS


16<br />

17<br />

Zunächst entstanden Mitte des 13. Jahrhunderts<br />

eine kleine Saalkirche mit Flachdecke aus<br />

Feldstein und der spätere Mittelflügel des<br />

Klosters an deren Südseite. Er enthielt alle<br />

wichtigen Funktionsräume wie den Kapitelsaal,<br />

das Dormitorium (Schlafsaal) und das Refektorium<br />

(Speisesaal). Die Klosterkirche wurde<br />

Ende des 13. Jahrhunderts umgebaut und<br />

deutlich vergrößert, wobei die östliche und<br />

südliche Wand der alten Feldsteinkirche in den<br />

Neubau aus Backstein integriert wurden.<br />

Für die neuen Bauten des Klosters wurde nur<br />

noch Backstein verwendet. So konnte aufwendig<br />

gearbeitetes Dekor hergestellt werden, das an<br />

einigen Stellen der Kirche noch zu besichtigen<br />

ist. Besonders eindrucksvolles Maßwerk der Zeit<br />

um 1300 ist an der sogenannten Zelebranten-<br />

Nische im Chor der Kirche zu besichtigen.<br />

Ein für den Bau eines zusätzlichen Gebäudes<br />

zugemauertes Fenster auf der Südseite der<br />

Kirche zeigt, dass erst nach dem Umbau der<br />

Kirche hier ein neuer Bau entstand (Mittelflügel).<br />

Daran schlossen sich ein westlicher Kreuzgang<br />

sowie ein Ost- und Südflügel des Klosters an.<br />

Hier wurde ein zweiter (östlicher) Klausurhof<br />

angelegt. Doppelte Klausurhöfe waren bei<br />

Franziskanerklöstern nicht unüblich.


BAUGESCHICHTE DES KLOSTERS<br />

Bei einer weiteren Ausbauphase Mitte des<br />

15. Jahrhunderts wurde das Dachwerk vollständig<br />

ersetzt. Die Hölzer datieren in die Jahre<br />

zwischen 1437 und 1442. Ob die Erneuerung des<br />

Gebälks durch Beschädigung des Klosters bei<br />

der Schlacht in <strong>Angermünde</strong> 1420 notwendig<br />

geworden war, kann nicht sicher festgestellt<br />

werden.<br />

Infolge der Reformation verlor das Kloster im<br />

16. Jahrhundert seine ursprüngliche Bedeutung<br />

und erfuhr seitdem verschiedene Umnutzungen<br />

und seinen allmählichen Abbruch. Nach dem<br />

Dreißigjährigen Krieg wurden große Teile der<br />

Klausur zur Baustoffgewinnung u. a. für die<br />

Erneuerung der Marienkirche abgerissen. 1767<br />

verschwand auch der Mittelflügel als letztes<br />

Gebäude der Klausur.<br />

Viele Indizien für das einstige Aussehen des<br />

Klosters konnten erst durch archäologische<br />

Untersuchungen erbracht werden. Zu den<br />

interessanten Ergebnissen dieser Forschungen<br />

gehört der Hinweis auf die mittelalterliche<br />

Toilettenanlage des Klosters, die wahrscheinlich<br />

über die Stadtmauer hinweg in den Stadtgraben<br />

gebaut war.


18<br />

19


SPÄTERE NUTZUNG<br />

DER KLOSTERKIRCHE<br />

Nach der Aufhebung des Klosters wurde die<br />

Klosterkirche zur Filiale der Stadtkirche St. Marien<br />

und zunächst weiter für gottesdienstliche Zwecke<br />

genutzt. Die Klostergebäude waren nach dem<br />

Erwerb durch die Stadt im Jahre 1567 Hospital zur<br />

Krankenpflege und städtische Schule. Von der<br />

Frau des Kaplans wurden hier auch Mädchen<br />

unterrichtet.<br />

1687 siedelten sich sieben hugenottische Familien<br />

an, die zunächst im Klausurgebäude des<br />

Klosters untergebracht waren. Zudem wurden<br />

im 17. und 18. Jahrhundert Klostergebäude abgerissen,<br />

um die Steine für Reparaturen in der<br />

Stadt zu verwenden. Die Kirche wurde Magazin<br />

der Landwehr, Gefangenenlager, Exerzierhalle<br />

und Feuerwehrdepot. Als im 19. Jahrhundert die<br />

Eisenbahn von Berlin nach Stettin gebaut wurde<br />

– eine der ersten in Preußen – gab es Pläne, aus<br />

der alten Kirche einen Lockschuppen zu machen.<br />

Ab 1933 führte der <strong>Angermünde</strong>r Oberregierungsbaurat<br />

Dr.-Ing. Walther Schleyer umfassende<br />

Grabungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen<br />

durch, die bis zum Kriegsausbruch andauerten.<br />

Nach dem Krieg nutzte man das<br />

Gebäude als Lager und Garage.


20<br />

21


HEUTIGE NUTZUNG<br />

DER KLOSTERKIRCHE


22<br />

23<br />

Erst in den 1980er Jahren begannen erste Restaurierungsarbeiten.<br />

Dank weiterer umfassender<br />

Sanierungsarbeiten ab 1991 mit finanzieller<br />

Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz,<br />

der Bundesrepublik Deutschland, des<br />

Landes Brandenburg und des Landkreises<br />

Uckermark steht die <strong>Angermünde</strong>r Klosterkirche<br />

seit 1999 für kulturelle Nutzungen zur<br />

Verfügung.<br />

Heute bietet der <strong>Angermünde</strong>r Klostersommer<br />

ein abwechslungsreiches Programm. Wechselnde<br />

Ausstellungen und eine Vielzahl von<br />

Veranstaltungen im Bereich Theater, Tanz, Musik,<br />

Kunst und Geschichte finden von Mai bis<br />

Oktober im Kloster eine einmalige Kulisse.<br />

Im Sommer ist die Franziskaner-Klosterkirche<br />

für Besucherinnen und Besucher geöffnet und<br />

kann ebenso im Rahmen von Stadtführungen<br />

besichtigt werden.<br />

Mehr Informationen sowie das Programm zum<br />

alljährlichen <strong>Angermünde</strong>r Klostersommer<br />

finden Sie unter: www.angermuende.de


KONTAKT<br />

Stadt <strong>Angermünde</strong> – Fachbereich Bildung, Kultur, Soziales<br />

Markt 24 | 16278 <strong>Angermünde</strong> | www.angermuende.de<br />

Tourismusverein <strong>Angermünde</strong> e.V.<br />

Haus Uckermark | Hoher Steinweg 17/18 | 16278 <strong>Angermünde</strong><br />

Telefon: 03331 297660 | Telefax: 03331 297661<br />

info@angermuende-tourismus.de | www.angermuende-tourismus.de<br />

Museum <strong>Angermünde</strong><br />

Haus Uckermark | Hoher Steinweg 17/18 | 16278 <strong>Angermünde</strong><br />

Telefon: 03331 260058 oder 03331 260072<br />

HERAUSGEBER<br />

Stadt <strong>Angermünde</strong> – Fachbereich Bildung, Kultur, Soziales<br />

Markt 24 | 16278 <strong>Angermünde</strong> | www.angermuende.de<br />

WEITERE INFORMATIONEN ZUM KLOSTER<br />

Wolfgang Blaschke/Dirk Schumann: Art. „<strong>Angermünde</strong>. Franziskaner“.<br />

In: Brandenburgisches Klosterbuch, herausgegeben von<br />

Heinz-Dieter Heimann u. a. Berlin 2007, S. 96–105.<br />

Stand: August 2020<br />

GESTALTUNG: Format Werbe GmbH, www.formatwerbung.de<br />

FOTOS: Altstadtstudio Mundzeck,<br />

Tourismusverein <strong>Angermünde</strong> e. V.,<br />

KLOSTERLAND, www.klosterland.de,<br />

Stefan Klenke

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