Franziskanerkloster Angermünde
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FRANZISKANERKLOSTER
ANGERMÜNDE
DIE EHEMALIGE KLOSTERANLAGE
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Zum
Bahnhof
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Mündesee
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Die ehemalige Klosteranlage
der Franziskaner-Bettelmönche
am Rande der mittelalterlichen
Stadt
Das Kloster grenzt an die
erhaltenen Reste der Stadtmauer.
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Weitere Sehenswürdigkeiten:
Pulverturm
Kapelle des ehemaligen Heilig-
Geist-Spitals
Ehem. Finower/Berliner Tor
(abgetragen)
Katholische Kirche
Ehem. Kerkower/Prenzlauer
Tor (abgetragen)
Alte Mälzerei auf dem Gelände
der ehemaligen Burg
Stadtkirche St. Marien
Marktplatz mit Rathaus
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Haus Uckermark mit dem
Tourismusverein Angermünde
e. V. & Museum Angermünde
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Alte Ratswaage
Martinskirche
Scharfrichterhaus
Ehem. Hohes/Schwedter Tor
(abgetragen)
GESCHICHTE DES FRANZISKANER-
KLOSTERS ANGERMÜNDE
1230
NACH
1230
UM
1250
NACH
1250
1284
1302
1336
VOR
1445
Kauf des pommerschen Uckerlandes südlich
der Welse durch die Markgrafen von
Brandenburg
Bau der Burg auf dem Gelände der „Alten
Mälzerei“
Anlage der Stadt Angermünde neben der
Burg und Bau der Pfarrkirche St. Marien;
wahrscheinlich siedelten sich auch die
Franziskaner in dieser Zeit hier an; zeitgleich
in Prenzlau und Neubrandenburg
Niederlassungen der Franziskaner
Erster Kirchenbau der Franziskaner in
Angermünde
Der Ort wird erstmals als „civitas“ bezeichnet,
also als voll entwickelte Stadt; in
dieser Zeit bestand bereits eine Stadtmauer
Erste Erwähnung von Franziskaner-Mönchen
in „Neu-Angermünde“ (fratres Minores
in Novo Aggermunde)
Ketzerprozess gegen Waldenser unter
Beteiligung der Franziskaner in Angermünde;
14 Personen sterben auf dem
Scheiterhaufen; seit 1420 ist die Bezeichnung
„Ketzer-Angermünde“ überliefert
Anschluss der Angermünder Franziskaner
an die Bewegung der „Observanten“,
von denen die Regeln besonders
streng beachtet werden
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Wandmalerei 15. Jhd.
Groteskenköpfe im Armarium
GESCHICHTE DES FRANZISKANER-
KLOSTERS ANGERMÜNDE
UM AUSSENANSICHT
1900 Kloster
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1458
1543
1556
1567
1577
Weiterer Ketzerprozess gegen Waldenser,
Männer aus Dörfern bei Angermünde
werden verhört
Einführung der Reformation in Angermünde;
die Mönche des Klosters werden
verpflichtet, Gottesdienste gemäß der
neuen Kirchenordnung durchzuführen
Kurfürst Joachim II. verleiht das Kloster
(außer die Kirche) an Hans Flanß, Amtmann
von Beelitz; die letzten Mönche
behalten ihr Wohnrecht
Hans Flanß verkauft seine Rechte am
Kloster für 1.000 Taler an die Stadt
Angermünde; Nutzung der Gebäude zur
Krankenpflege
Die Frau des Kaplans Poppe hält im
ehemaligen Kloster zwei Jungfernschulen
(Mädchenschulen) ab
17. UND
18. JHD.
AB
1687
NACH
1788
1825
AB
1925
Klostergebäude werden abgetragen
Zugewanderte Hugenotten nutzen die
Klosterkirche
Die Kirche wird als Lagerraum und Militärmagazin
verwendet
Einsturz des Gewölbes, letzte Gewölbe
werden 1860 abgetragen
Ausstellung des Heimatmuseums in der
Klosterkirche
GESCHICHTE DES FRANZISKANER-
KLOSTERS ANGERMÜNDE
UM INNENANSICHT
1900 Kloster als Lager
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NACH
1945
1987
Nutzung der Kirche als Garage und Lager
Archäologische Untersuchungen durch
das Heimatmuseum Angermünde und die
IG Stadtgeschichte
1999
Nach umfassender Sanierung wird die
Klosterkirche wiedereröffnet
DIE REKONSTRUKTION
DER KLOSTERANLAGE
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Rekonstruktion der Klosteranlage um 1500.
Die in jüngerer Zeit abgerissenen Teile
sind grau gekennzeichnet.
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Mauer des Klosterbereiches
Mittelflügel des Klosters mit
Kapitalsaal und Dormitorium
(Schlafsaal)
Refektorium (Speisesaal)
Kreuzgang westlich des
Mittelflügels
Östlicher Kreuzgang mit Ostund
Südflügel des Klosters
Abortanlage hinter der Mauer
im Stadtgraben
Friedhof
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Illustration:
© O. Blum, Museum Angermünde
DIE KLOSTERKIRCHE
Rankenfries an der Traufe
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Die Franziskaner-Klosterkirche in Angermünde
gilt als bedeutendes Bauwerk der norddeutschen
Bettelordensgotik. Die Klosterkirche ist
56 Meter lang, 18 Meter breit und 28 Meter hoch.
Sie ist gekennzeichnet durch die typische
schlichte Bauweise der Franziskaner einerseits
und andererseits durch die filigran gestalteten
Formsteine als aufwendige Schmuckornamente
an den Sockeln und Kapitellen. Das aus zahlreichen
Formsteinen bestehende Dekor gleicht
in Teilen dem Dekor der Klosterkirche des
Zisterzienserinnen-Klosters in Chorin, wie z. B.
das Rankenfries an der Traufe. Möglicherweise
waren hier die selben Baumeister am Werk.
Oft dienten Weinranken als Motiv auf den Ziegeln.
Der Wein konnte für die Mönche viele symbolische
Bedeutungen haben. Sie reichen von der
„Arbeit im Weinberg des Herrn" bis hin zu der
Ermahnung: „Hüte den Weinberg Deiner Seele
vor den Versuchungen des Teufels".
An der Westseite mit dem dreifach gestuften
Spitzbogenportal war der Haupteingang, der ins
Langhaus führte. Ursprünglich symmetrisch
zweischiffig geplant, wurde die Säulenreihe versetzt
und damit eine asymmetrische Anordnung
der Schiffe erzielt. Der Strebepfeiler an der Westseite
(außen) dient der Sicherung der versetzten
Säulenreihe und ist als bauliche Alternative
außergewöhnlich.
DIE KLOSTERKIRCHE
Einzigartig in Brandenburg ist der gotische
Lettner aus Backstein aus dem 14. Jahrhundert.
Der Lettner trennte den Chor vom Langhaus,
teilte also den Raum in eine Mönchskirche und
eine Laienkirche. An der südlichen Innenwand
sind Wandmalereinen aus der Gründungszeit des
Klosters erhalten. Etwas Besonderes ist auch
der seit dem Einsturz der Gewölbe freie Blick in
den Dachstuhl.
Die dort verbauten Balken konnten mit modernen
Methoden genau datiert werden. Sie sind
fast 600 Jahre alt. Seit dieser Zeit wurde der
gewaltige Dachstuhl kaum verändert. Entfernt
wurde ein Dachreiter, der einst die Glocke trug.
Vom Chorraum führt ein Portal zur ehemaligen
Sakristei, die für die Vorbereitung der liturgischen
Dienste genutzt wurde. Sehenswert ist
das original erhaltene Sternengewölbe. Darüber
befand sich das Armarium, die ehemalige
Klosterbibliothek.
Die Bibliothek des Klosters wurde von den
Franziskanern wahrscheinlich als Schule für
Bürgerkinder genutzt. Hier konnten Knaben
Kenntnisse in lateinischer Sprache erwerben,
um später in ganz Europa an einer Universität
studieren zu können.
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Sterngewölbe in der Sakristei
BAUGESCHICHTE DES KLOSTERS
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Zunächst entstanden Mitte des 13. Jahrhunderts
eine kleine Saalkirche mit Flachdecke aus
Feldstein und der spätere Mittelflügel des
Klosters an deren Südseite. Er enthielt alle
wichtigen Funktionsräume wie den Kapitelsaal,
das Dormitorium (Schlafsaal) und das Refektorium
(Speisesaal). Die Klosterkirche wurde
Ende des 13. Jahrhunderts umgebaut und
deutlich vergrößert, wobei die östliche und
südliche Wand der alten Feldsteinkirche in den
Neubau aus Backstein integriert wurden.
Für die neuen Bauten des Klosters wurde nur
noch Backstein verwendet. So konnte aufwendig
gearbeitetes Dekor hergestellt werden, das an
einigen Stellen der Kirche noch zu besichtigen
ist. Besonders eindrucksvolles Maßwerk der Zeit
um 1300 ist an der sogenannten Zelebranten-
Nische im Chor der Kirche zu besichtigen.
Ein für den Bau eines zusätzlichen Gebäudes
zugemauertes Fenster auf der Südseite der
Kirche zeigt, dass erst nach dem Umbau der
Kirche hier ein neuer Bau entstand (Mittelflügel).
Daran schlossen sich ein westlicher Kreuzgang
sowie ein Ost- und Südflügel des Klosters an.
Hier wurde ein zweiter (östlicher) Klausurhof
angelegt. Doppelte Klausurhöfe waren bei
Franziskanerklöstern nicht unüblich.
BAUGESCHICHTE DES KLOSTERS
Bei einer weiteren Ausbauphase Mitte des
15. Jahrhunderts wurde das Dachwerk vollständig
ersetzt. Die Hölzer datieren in die Jahre
zwischen 1437 und 1442. Ob die Erneuerung des
Gebälks durch Beschädigung des Klosters bei
der Schlacht in Angermünde 1420 notwendig
geworden war, kann nicht sicher festgestellt
werden.
Infolge der Reformation verlor das Kloster im
16. Jahrhundert seine ursprüngliche Bedeutung
und erfuhr seitdem verschiedene Umnutzungen
und seinen allmählichen Abbruch. Nach dem
Dreißigjährigen Krieg wurden große Teile der
Klausur zur Baustoffgewinnung u. a. für die
Erneuerung der Marienkirche abgerissen. 1767
verschwand auch der Mittelflügel als letztes
Gebäude der Klausur.
Viele Indizien für das einstige Aussehen des
Klosters konnten erst durch archäologische
Untersuchungen erbracht werden. Zu den
interessanten Ergebnissen dieser Forschungen
gehört der Hinweis auf die mittelalterliche
Toilettenanlage des Klosters, die wahrscheinlich
über die Stadtmauer hinweg in den Stadtgraben
gebaut war.
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SPÄTERE NUTZUNG
DER KLOSTERKIRCHE
Nach der Aufhebung des Klosters wurde die
Klosterkirche zur Filiale der Stadtkirche St. Marien
und zunächst weiter für gottesdienstliche Zwecke
genutzt. Die Klostergebäude waren nach dem
Erwerb durch die Stadt im Jahre 1567 Hospital zur
Krankenpflege und städtische Schule. Von der
Frau des Kaplans wurden hier auch Mädchen
unterrichtet.
1687 siedelten sich sieben hugenottische Familien
an, die zunächst im Klausurgebäude des
Klosters untergebracht waren. Zudem wurden
im 17. und 18. Jahrhundert Klostergebäude abgerissen,
um die Steine für Reparaturen in der
Stadt zu verwenden. Die Kirche wurde Magazin
der Landwehr, Gefangenenlager, Exerzierhalle
und Feuerwehrdepot. Als im 19. Jahrhundert die
Eisenbahn von Berlin nach Stettin gebaut wurde
– eine der ersten in Preußen – gab es Pläne, aus
der alten Kirche einen Lockschuppen zu machen.
Ab 1933 führte der Angermünder Oberregierungsbaurat
Dr.-Ing. Walther Schleyer umfassende
Grabungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen
durch, die bis zum Kriegsausbruch andauerten.
Nach dem Krieg nutzte man das
Gebäude als Lager und Garage.
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HEUTIGE NUTZUNG
DER KLOSTERKIRCHE
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Erst in den 1980er Jahren begannen erste Restaurierungsarbeiten.
Dank weiterer umfassender
Sanierungsarbeiten ab 1991 mit finanzieller
Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz,
der Bundesrepublik Deutschland, des
Landes Brandenburg und des Landkreises
Uckermark steht die Angermünder Klosterkirche
seit 1999 für kulturelle Nutzungen zur
Verfügung.
Heute bietet der Angermünder Klostersommer
ein abwechslungsreiches Programm. Wechselnde
Ausstellungen und eine Vielzahl von
Veranstaltungen im Bereich Theater, Tanz, Musik,
Kunst und Geschichte finden von Mai bis
Oktober im Kloster eine einmalige Kulisse.
Im Sommer ist die Franziskaner-Klosterkirche
für Besucherinnen und Besucher geöffnet und
kann ebenso im Rahmen von Stadtführungen
besichtigt werden.
Mehr Informationen sowie das Programm zum
alljährlichen Angermünder Klostersommer
finden Sie unter: www.angermuende.de
KONTAKT
Stadt Angermünde – Fachbereich Bildung, Kultur, Soziales
Markt 24 | 16278 Angermünde | www.angermuende.de
Tourismusverein Angermünde e.V.
Haus Uckermark | Hoher Steinweg 17/18 | 16278 Angermünde
Telefon: 03331 297660 | Telefax: 03331 297661
info@angermuende-tourismus.de | www.angermuende-tourismus.de
Museum Angermünde
Haus Uckermark | Hoher Steinweg 17/18 | 16278 Angermünde
Telefon: 03331 260058 oder 03331 260072
HERAUSGEBER
Stadt Angermünde – Fachbereich Bildung, Kultur, Soziales
Markt 24 | 16278 Angermünde | www.angermuende.de
WEITERE INFORMATIONEN ZUM KLOSTER
Wolfgang Blaschke/Dirk Schumann: Art. „Angermünde. Franziskaner“.
In: Brandenburgisches Klosterbuch, herausgegeben von
Heinz-Dieter Heimann u. a. Berlin 2007, S. 96–105.
Stand: August 2020
GESTALTUNG: Format Werbe GmbH, www.formatwerbung.de
FOTOS: Altstadtstudio Mundzeck,
Tourismusverein Angermünde e. V.,
KLOSTERLAND, www.klosterland.de,
Stefan Klenke