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2022 im Nationalpark Unteres Odertal - Ein Jahr voller Herausforderungen

2022 war für den Nationalpark Unteres Odertal ein denkwürdiges Jahr. Zum einen konnten Nationalparkverwaltung und Naturwacht wichtige Erfolge und Fortschritte bei der Nationalparkentwicklung erzielen. So ist mit der Fortschreibung des Nationalparkplans begonnen worden. Der Anteil nicht mehr genutzter Flächen im Nationalpark konnte auf 37,4 % gesteigert werden. Die Untersuchungsergebnisse von Wildbienen auf Trockenrasen oder die Erfassung des Kiebitzes im Feuchtgrünland zeigen, dass das aufwändige Flächenmanagement tatsächlich eine positive Wirkung entfaltet. Mit seinen Bildungsprogrammen und dem Nationalparkhaus hat der Nationalpark wieder viele Menschen erreichen können.

2022 war für den Nationalpark Unteres Odertal ein denkwürdiges Jahr. Zum
einen konnten Nationalparkverwaltung und Naturwacht wichtige Erfolge
und Fortschritte bei der Nationalparkentwicklung erzielen. So ist mit der
Fortschreibung des Nationalparkplans begonnen worden. Der Anteil nicht
mehr genutzter Flächen im Nationalpark konnte auf 37,4 % gesteigert werden. Die Untersuchungsergebnisse von Wildbienen auf Trockenrasen oder
die Erfassung des Kiebitzes im Feuchtgrünland zeigen, dass das aufwändige
Flächenmanagement tatsächlich eine positive Wirkung entfaltet. Mit seinen
Bildungsprogrammen und dem Nationalparkhaus hat der Nationalpark
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Ministerium für<br />

Landwirtschaft, Umwelt<br />

und Kl<strong>im</strong>aschutz<br />

<strong>2022</strong> <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

<strong>Ein</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>voller</strong> <strong>Herausforderungen</strong>


Inhalt<br />

Vorwort................................................................................3<br />

1. Besondere Ereignisse und <strong>Herausforderungen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong>......................................................................4<br />

2. Fortschreibung <strong>Nationalpark</strong>plan.................................7<br />

3. Management: Zwischen Wildnisenwicklung<br />

und aktivem Management der Flächen......................9<br />

4. Forschung und Monitoring............................................13<br />

5. Umweltbildung, Bildung für Nachhaltige<br />

Entwicklung (BNE) und Besucherinformation..........17<br />

6. Regionalentwicklung und Tourismus.........................20<br />

7. Nationale und<br />

Internationale Zusammenarbeit................................22


Vorwort | 3<br />

Vorwort<br />

<strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

Lage: Brandenburg / Deutschland<br />

Fläche: 10.418 ha<br />

Gründung: 10. September 1995<br />

Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

ist Deutschlands einziger<br />

Auennationalpark. Der Naturraum<br />

des Unteren <strong>Odertal</strong>s mit seiner<br />

einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt<br />

verbindet Deutschland und<br />

Polen. In der Auenlandschaft des<br />

Unteren <strong>Odertal</strong>s befinden sich<br />

große Polder, die regelmäßig <strong>im</strong><br />

Winter überflutet werden. Typische<br />

Lebensräume und Arten der Aue<br />

können sich so erhalten.<br />

<strong>2022</strong> war für den <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> ein denkwürdiges <strong>Jahr</strong>. Zum<br />

einen konnten <strong>Nationalpark</strong>verwaltung und Naturwacht wichtige Erfolge<br />

und Fortschritte bei der <strong>Nationalpark</strong>entwicklung erzielen. So ist mit der<br />

Fortschreibung des <strong>Nationalpark</strong>plans begonnen worden. Der Anteil nicht<br />

mehr genutzter Flächen <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> konnte auf 37,4 % gesteigert werden.<br />

Die Untersuchungsergebnisse von Wildbienen auf Trockenrasen oder<br />

die Erfassung des Kiebitzes <strong>im</strong> Feuchtgrünland zeigen, dass das aufwändige<br />

Flächenmanagement tatsächlich eine positive Wirkung entfaltet. Mit seinen<br />

Bildungsprogrammen und dem <strong>Nationalpark</strong>haus hat der <strong>Nationalpark</strong><br />

wieder viele Menschen erreichen können.<br />

Zum anderen ist das <strong>Jahr</strong> von Krisen geprägt gewesen, die sich auch erheblich<br />

auf den Schutzzweck ausgewirkt haben: Zur Abwehr der Afrikanischen<br />

Schweinepest (ASP) ist der <strong>Nationalpark</strong> zu großen Teilen eingezäunt<br />

worden, <strong>im</strong> März begann die polnische Wasserstraßenverwaltung mit den<br />

Arbeiten für den Oderausbau (Etappe I) – obwohl das brandenburgische Umweltministerium<br />

gegen den Genehmigungsbescheid der Umweltdirektion in<br />

Widerspruch gegangen war. Und schließlich kam <strong>im</strong> August dann die Oderkatastrophe<br />

über den <strong>Nationalpark</strong> – mit einem Massensterben von Fischen,<br />

Muscheln und Schnecken.<br />

Darüber hinaus war das vergangene <strong>Jahr</strong> insgesamt kein gutes <strong>Jahr</strong> für die<br />

16 deutschen <strong>Nationalpark</strong>s. Ihr Grundsatz „Natur Natur sein lassen“ – also<br />

das Entwickeln und Entstehenlassen von Wildnis – hat viel Kritik und Widerstand<br />

hervorgerufen. Gründe gab es viele – die massiven Waldbrände in den<br />

Waldnationalparks Harz und Sächsische Schweiz, das großflächige Absterben<br />

von Wäldern <strong>im</strong> Zuge des Kl<strong>im</strong>awandels oder die Energiekrise mit Preisexplosionen<br />

bei allen Brennstoffen. Das Verständnis für das Belassen von Totholz<br />

in den <strong>Nationalpark</strong>wäldern ist da verständlicherweise nicht groß. Auch der<br />

<strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> hat dies zu spüren bekommen – es gab Unterschriftenaktionen<br />

in einigen Ortschaften, die an Waldflächen des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

angrenzen mit der Forderung den Wald aufzuräumen und das Holz zu<br />

nutzen. Der <strong>Nationalpark</strong> hat reagiert: Zum einen ist den Anwohnerinnen und<br />

Anwohnern auf Führungen erläutert worden, was da vor ihrer Haustür passiert,<br />

warum sich der Wald nicht für <strong>im</strong>mer verabschiedet und warum diese<br />

Wildnisbereiche für den Naturschutz so wichtig sind. Zum anderen gab es<br />

gemeinsame Begehungen. Der Konflikt konnte so spürbar entschärft werden.<br />

2023 blicken wir opt<strong>im</strong>istisch entgegen.<br />

Ihr Dirk Treichel<br />

Leiter <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong>


4 | Besondere Ereignisse und <strong>Herausforderungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong><br />

1. Besondere Ereignisse und<br />

<strong>Herausforderungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong><br />

ODERAUSBAU<br />

Polen verfolgt unter Berufung auf<br />

ein deutsch-polnisches Abkommen<br />

weiterhin den Ausbau der Grenzoder<br />

auf polnischem Territorium, um<br />

das Flussbett zu vertiefen. Von der<br />

<strong>Nationalpark</strong>verwaltung wurden<br />

ebenso wie seitens des Ministerium<br />

für Landwirtschaft, Umwelt und<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz des Landes Brandenburg<br />

(MLUK) und zahlreicher Organisationen<br />

erhebliche Bedenken<br />

bezüglich irreversibler Natur- und<br />

Umweltschäden in Fluss und Aue<br />

geäußert und unzureichende Untersuchungsgrundlagen<br />

beanstandet.<br />

<strong>Ein</strong>e Vereinbarkeit der Planungen<br />

mit europäischen Umweltrichtlinien<br />

ist nach hiesiger Überzeugung nicht<br />

gegeben.<br />

Die polnische Seite betrachtet die<br />

<strong>Ein</strong>griffe in den Naturhaushalt unverändert<br />

als temporär, marginal<br />

und ausgleichbar und sieht keinen<br />

Konflikt mit europäischen Umweltrichtlinien.<br />

Im August 2020 hatte das MLUK<br />

frist- und formgerecht Widerspruch<br />

gegen den Umweltbescheid eingelegt.<br />

Der Widerspruch wurde<br />

nach sechs Fristverlängerungen<br />

dann unter dem <strong>Ein</strong>druck der Oder-<br />

Katastrophe am 16.8.<strong>2022</strong> in allen<br />

wesentlichen Punkten abgewiesen.<br />

Dagegen hat das MLUK u. a. auf<br />

Grundlage einer fachlichen Stellungnahme<br />

der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung,<br />

ebenso wie zuvor die NGOs, vor dem<br />

Verwaltungsgericht in Warschau <strong>im</strong><br />

Das Flussbett der Oder soll für die Schifffahrt vertieft werden –<br />

zulasten des Natur- und Artenschutzes.<br />

Die durch die Flussbaumaßnahmen freigespülten und vom<br />

strömenden Wasser transportierten Sed<strong>im</strong>ente lagern sich<br />

flussabwärts in strömungsberuhigten Bereichen wieder ab.<br />

Dies führt dazu, dass Flachwasserzonen an den Ufern und vor<br />

allem die ruhigen Flussbereiche zwischen den Buhnen mehr<br />

oder weniger versanden bzw. verschlicken. Dadurch verlieren<br />

sie <strong>im</strong> fortgeschrittenen Stadium die Gewässerfunktion.<br />

Wasserlebewesen wie Muscheln, Wasserschnecken,<br />

Wasserinsekten, Krebstiere, Fische und Wasserpflanzen<br />

verlieren ihren Lebensraum. In tieferen Gewässerbereichen<br />

können je nach Geschwindigkeit der Sed<strong>im</strong>entation weniger<br />

mobile Bodentiere und Wasserpflanzen überschüttet und<br />

erstickt werden. Da von schadstoffbelasteten Sed<strong>im</strong>enten<br />

auszugehen ist, kann es zu Vergiftungen kommen.


Besondere Ereignisse und <strong>Herausforderungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong> | 5<br />

Die Oderkatastrophe <strong>im</strong> Sommer<br />

kostete zahlreiche Fische das Leben.<br />

Durch die Oderkatastrophe sind schwerwiegende<br />

Auswirkungen auf den <strong>Nationalpark</strong>, insbesondere<br />

auf Arten, Lebensräume, Biodiversität,<br />

Fischerei und Tourismus eingetreten und weiterhin<br />

zu befürchten.<br />

November <strong>2022</strong> Klage erhoben. Im<br />

Dezember <strong>2022</strong> urteilte das angerufene<br />

Gericht <strong>im</strong> Sinne der klagenden<br />

NGOs und erklärte den strittigen<br />

Umweltbescheid bis zur Entscheidung<br />

in der Hauptsache für unwirksam.<br />

Die polnische Regierung hat<br />

bereits Berufung gegen das Urteil<br />

eingelegt.<br />

Die Planungen der polnischen<br />

Regierung für den weiteren Ausbau<br />

der Oder als Wasserstraße<br />

der Kategorie V mittels zahlreicher<br />

Staustufen bestehen weiter fort. Auf<br />

deutscher Seite hat die Wasser- und<br />

Schifffahrtsverwaltung des Bundes<br />

<strong>im</strong> Geschäftsbereich des BMDV<br />

die Planung des Oderausbaus auf<br />

Grundlage des deutsch-polnischen<br />

Abkommens intensiviert.<br />

ODERKATASTROPHE<br />

Die Bilder werden lange in Erinnerung<br />

bleiben: Im August <strong>2022</strong> kam<br />

es zu einem massenhaften Absterben<br />

von Fischen, Mollusken, sogenannten<br />

Weichtieren, und anderen<br />

Wassertieren in der Oder. Die genauen<br />

Zahlen toter Fische variieren in<br />

den Medien. <strong>Ein</strong> exaktes Maß lässt<br />

sich schwer festlegen. Das <strong>Nationalpark</strong>-Team<br />

aus Verwaltung und<br />

Naturwacht hat mitgeholfen, die Kadaver<br />

zu bergen und abzusammeln<br />

– zusammen mit Freiwilligen und<br />

Menschen aus der Oder-Region.<br />

Verantwortlich für das Sterben ist<br />

die Massenentwicklung der Goldalge<br />

Prymnesium parvum und die damit<br />

verbundene Freisetzung toxischer<br />

Stoffe aus der Klasse der Prymnesine.<br />

Diese Toxine greifen z. B. die<br />

Zellen von Kiemen und Flossen der<br />

Fische an. Das beeinflusst die Wasserregulierung<br />

und Sauerstoffversorgung<br />

der Tiere – die Folge war <strong>im</strong><br />

Sommer <strong>2022</strong> weithin sichtbar.<br />

Die Massenentwicklung der Goldalge<br />

hat mehrere Ursachen: Die anhaltende<br />

<strong>Ein</strong>leitung salziger Industrieabwässer<br />

<strong>im</strong> schlesischen Industrieund<br />

Bergbaurevier an der mittleren<br />

Oder in Polen, hohe Wassertemperaturen,<br />

niedrige Abflüsse und lange<br />

Verweilzeiten des Oderwassers in<br />

den Stauhaltungen. Alles zusammen<br />

sind das opt<strong>im</strong>ale Bedingungen<br />

für die salz- und wärmeliebende Algenart,<br />

die als Brackwasserart unter<br />

normalen Umständen in Flüssen<br />

nicht vorkommt.<br />

Insbesondere Fische, Muscheln und<br />

Wasserschnecken sind zu einem<br />

überwiegenden Teil verendet. Durch<br />

wissenschaftliche Untersuchun-


6 | Besondere Ereignisse und <strong>Herausforderungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong><br />

gen wurde nachgewiesen, dass die<br />

Verluste vorwiegend potentielle<br />

Laichfische betrafen. Das zögert<br />

die Wiederherstellung der Fischbestände<br />

auf <strong>Jahr</strong>e hinaus. Ebenso<br />

starben, je nach Art, zwischen 39<br />

und 84 % der Großmuscheln ab.<br />

Großmuscheln haben eine Filterfunktion.<br />

Ihr Absterben führt also<br />

zu einer mehrjährigen Verschlechterung<br />

der Wasserqualität. Da die<br />

Großmuscheln langsam wachsen,<br />

wird die Erholung der Bestände bis<br />

zum Erreichen der ursprünglichen<br />

Filterleistung voraussichtlich mehrere<br />

<strong>Jahr</strong>e dauern.<br />

Das Fischsterben <strong>im</strong> Sommer <strong>2022</strong><br />

hatte auch gravierende Folgen für<br />

die Tourismusbranche <strong>im</strong> unteren<br />

<strong>Odertal</strong> und über seine Grenzen<br />

hinaus. Mit Beginn des Fischsterbens<br />

erließen die Landkreise Uckermark<br />

und Barn<strong>im</strong> Allgemeinverfügungen.<br />

Touristische Aktivitäten in der<br />

<strong>Nationalpark</strong>region wurden damit<br />

untersagt. Die Vermietung von<br />

Wasserfahrzeugen oder die beliebten<br />

geführten Kanutouren mussten<br />

abgesagt werden – ein finanzieller<br />

Totalausfall in der touristischen<br />

Hauptsaison, der auch Gastronomie-<br />

und Beherbergungsbetriebe<br />

traf. Auch die Fischereibetriebe<br />

hatten starke <strong>Ein</strong>bußen, mit denen<br />

sie heute noch zu kämpfen haben.<br />

Der Appetit auf Oderfisch hat stark<br />

abgenommen.<br />

Mittlerweile ist klar: Auch in den<br />

Poldergewässern der Aue sind<br />

Goldalgen und erhöhte Salzgehalte<br />

nachweisbar, so dass auch hier<br />

durch das salzhaltige Oderwasser<br />

eine hohe Gefahr für ähnliche Vergiftungen<br />

der Wassertiere <strong>im</strong> Sommer<br />

2023 besteht.<br />

Zuletzt besuchte Bundesumweltministerin<br />

Lemke <strong>im</strong> Dezember <strong>2022</strong><br />

den <strong>Nationalpark</strong> <strong>im</strong> Rahmen einer<br />

Pressefahrt, um auf die Probleme,<br />

Defizite und Chancen <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit der Oderkatastrophe<br />

aufmerksam zu machen und sich<br />

über die Folgen des Oderausbaus<br />

für den <strong>Nationalpark</strong> zu informieren.<br />

Die be<strong>im</strong> Besuch entnommenen<br />

Wasserproben zeigten abermals<br />

einen hohen Salzgehalt der<br />

Oder auf, was die Sorge um den<br />

kommenden Sommer nochmals<br />

unterstreicht.<br />

Analytische Nachweise der<br />

Goldalge (Prym nesium parvum)<br />

in den Poldergewässern<br />

Die Goldalge ist nicht mehr<br />

nur in der Oder nachweisbar.<br />

Die Alge wurde ebenso in den<br />

Poldergewässern (Polder A/B<br />

und Polder 10) erstmalig <strong>im</strong><br />

August <strong>2022</strong> nachgewiesen.<br />

Die Untersuchungen erfolgten<br />

<strong>im</strong> Rahmen der planmäßigen,<br />

langjährigen Ökosystemaren<br />

Umweltbeobachtung (ÖUB).<br />

Gleichzeitig wurden hohe elektrische<br />

Leitfähigkeiten des Wassers<br />

1200 und 1300 µS/cm in<br />

verschiedenen Gewässern festgestellt.<br />

Das bedeutet, dass <strong>im</strong><br />

Wasser der Poldergewässer eine<br />

hohe Salzkonzentration vorhanden<br />

ist. Diese beschleunigt das<br />

Wachstum der Goldalgen.<br />

Ende Oktober <strong>2022</strong> wurde eine<br />

erneute starke Vermehrung von<br />

Algen festgestellt. Daraufhin<br />

wurden durch die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

Wasserproben<br />

entnommen, die positiv auf Goldalgen<br />

untersucht wurden.<br />

Unter anderem wurde eine<br />

Massen entwicklung der besagten<br />

Goldalge <strong>im</strong> nördlichen<br />

Polder 10 (Gutmundsee) nachgewiesen.<br />

Auch <strong>im</strong> Polder A/B<br />

ist sie nachweisbar. Die elektrische<br />

Leitfähigkeit lag mit 1240<br />

µS/cm ungewöhnlich hoch, was<br />

auf eine starke Salzkonzentration<br />

des Wassers hindeutet.<br />

Auffallend ist: Bei der Ökosystemaren<br />

Umweltbeobachtung <strong>im</strong><br />

Juni <strong>2022</strong>, also vor der Oderkatastrophe,<br />

entnommene Planktonproben<br />

wiesen keine Goldalgen<br />

(Prymnesium parvum) auf.<br />

Das bedeutet, dass die Goldalge<br />

erstmalig mit dem Fischsterben<br />

in der Oder auch in den Poldergewässern<br />

nachgewiesen wurde<br />

und vorher nicht vorkam.


Fortschreibung <strong>Nationalpark</strong>plan | 7<br />

2. Fortschreibung <strong>Nationalpark</strong>plan<br />

Der <strong>Nationalpark</strong>plan für den <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> ist zugleich<br />

eine Bestandsaufnahme von Natur<br />

und Landschaft, Landnutzung und<br />

Infrastruktur sowie umfassendes<br />

Planwerk für das mittel- und<br />

langfristige Agieren der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung.<br />

Er dient auch der<br />

Evaluierung der Arbeit der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

der vergangenen<br />

<strong>Jahr</strong>e. Der letzte Plan wurde 2014 in<br />

Kraft gesetzt. Es ist also Zeit für eine<br />

Bestandsaufnahme.<br />

Doch nicht allein die Rückschau<br />

steht nicht allein <strong>im</strong> Mittelpunkt. Der<br />

<strong>Nationalpark</strong>plan ist die Grundlage<br />

für ein vorausschauendes systematisches<br />

Handeln der Verwaltung in den<br />

Bereichen Naturschutz, Wassermanagement,<br />

Nutzungsmanagement,<br />

Umweltbildung und Tourismus. Alle<br />

Untersuchungen und Auswertungen<br />

dienen ebenso einer Beweissicherung<br />

bei negativen Veränderungen sowie<br />

als Frühwarnsystem. Denn bei einer<br />

Ziele und Aufgaben des <strong>Nationalpark</strong>planes:<br />

• Bestandsaufnahme und Planwerk für Lebensräume und<br />

Arten, Wasserreg<strong>im</strong>e, Schutz zonen und Bewirtschaftung,<br />

Landnutzung und Infrastruktur, Tourismus, Umweltbildung,<br />

Forschung und Monitoring<br />

• Pflege- und Entwicklungsplan mit Funktion eines Bewirtschaftungsplanes<br />

entsprechend der FFH-Richtlinie, Verschlechterungsverbot<br />

der FFH-Lebensraumtypen und -Arten<br />

• Grundlage für die Umsetzung der FFH-Richtlinie: Monitoring<br />

und Berichtspflichten sowie der Vogelschutzrichtlinie (SPA)<br />

• Gesetzlicher Auftrag (§ 32 BNatschG, § 32 Brandenburgisches<br />

Naturschutzausführungsgesetz, FFH-RL)<br />

• Behördenverbindlich für einen Planungszeitraum von ca.<br />

10 <strong>Jahr</strong>e<br />

• Verbindliche Vorgabe gemäß Qualitätskriterien und -standards<br />

für deutsche <strong>Nationalpark</strong>s<br />

Der <strong>Nationalpark</strong>plan besteht aus drei Bänden: Band 1 enthält das Leitbild<br />

und die Ziele des <strong>Nationalpark</strong>s und gibt den roten Faden vor. Band 2<br />

enthält die gesamte Bestandserfassung und Dokumentation des IST-Zustands,<br />

z. B. zu Flora und Fauna, sowie einen Vergleich mit dem ersten<br />

<strong>Nationalpark</strong>plan. Band 3 enthält die Managementmaßnahmen entsprechend<br />

den Erhaltungszielen für Lebensraumtypen und Arten sowie<br />

konkrete flächenbezogene Maßnahmen.<br />

Verschlechterung, z. B. der hydrologischen<br />

Rahmenbedingungen, muss<br />

zeitnah, auf Fakten basierend und<br />

umfassend gehandelt werden. Der<br />

gesamte Plan wird umfänglich und<br />

intensiv mit der Region abgest<strong>im</strong>mt.<br />

EIN SPANNENDER AUSZUG<br />

AUS DEN UNTERSUCHUNGEN<br />

Die Bedeutung der Aue<br />

für Fischarten<br />

Im <strong>Nationalpark</strong> sind aktuell 46<br />

Fisch- und Neunaugenarten präsent,<br />

einschließlich gelegentlich gefangener<br />

<strong>Ein</strong>zelexemplare wie Gras-,<br />

Marmor- und Silberkarpfen, einzelner<br />

Sibirischer Störe sowie zwei bislang<br />

fehlender, nicht einhe<strong>im</strong>ischer Arten,<br />

Blaubandbärbling und Sonnenbarsch.<br />

Bei den <strong>2022</strong> <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> durchgeführten<br />

Befischungen dominierten<br />

typische Auearten wie z. B. Rotfeder<br />

und Schleie sowie Barsch, Hecht,<br />

Plötze und Güster. Diese Artenzusammensetzung<br />

ist für diese Fließgewässerregion<br />

typisch. Überflutungsauen,<br />

wie <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong>,<br />

sind enorm wichtige, hochproduktive<br />

Nahrungsareale für Fische und wichtige<br />

Laich- und Brutaufwuchsgebiete<br />

für Pflanzenlaicher. Wie wichtig die<br />

Aue und angeschlossene Nebengewässer<br />

sind, hat die Katastrophe vom<br />

August <strong>2022</strong> gezeigt.<br />

Auswirkung des<br />

Fisch- und Muschelsterbens vom<br />

August <strong>2022</strong> <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

Das Fisch- und Muschelsterben in<br />

der Oder <strong>im</strong> August <strong>2022</strong> hat <strong>im</strong><br />

<strong>Nationalpark</strong> insbesondere den<br />

Hauptstrom betroffen. Ganz offensichtlich<br />

erreichten die Algentoxine<br />

die Flachwasserbereiche nicht, so<br />

dass insbesondere Jung- und Kleinfische<br />

hier Schutzorte fanden. Die


8 | Fortschreibung <strong>Nationalpark</strong>plan<br />

Fische und Großmuscheln <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

Abb. 57 Aus ca. 5 l Sed<strong>im</strong>ent <strong>im</strong> Übergang von Feinsanden zu Schlick gesiebte Corbicula aus dem BF<br />

Stolpe – Stützkow.<br />

Auswirkung des Fisch- und Muschelsterbens vom August <strong>2022</strong> <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

Vor allem Großfische fehlen jetzt<br />

in den Beständen der Oder.<br />

Das Fisch- und Muschelsterben in der Oder <strong>im</strong> August <strong>2022</strong> hat <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> insbesondere die Probestellen<br />

<strong>im</strong> Hauptstrom betroffen, auch wenn die Gesamtzahl der gefangenen Fische zuerst nicht<br />

darauf hindeutet (Tab. 18). Die z.T. deutlich höheren Fischzahlen sind zum <strong>Ein</strong>en darauf zurückzuführen,<br />

dass die Jungfische des <strong>Jahr</strong>gangs <strong>2022</strong> <strong>im</strong> Frühjahr noch fehlten und erst in der Herbstbefischung<br />

auftauchten. Zum Anderen sind die hohen Zahlen in erster Linie auf den Fang von Ukeleis des <strong>Jahr</strong>gangs<br />

<strong>2022</strong> (0+ Fische, die noch keinen Winter erlebt haben) zurückzuführen. Die Jungfische dieser in Elektrofängen<br />

ansonsten eher unterrepräsentierte Freiwasserfischart hielten sich nach dem Fischsterben<br />

in großen Mengen, <strong>im</strong> sehr flachen Wasser and den landseitigen Rändern der Schilfsäume auf, wo sie<br />

sehr gut fangbar waren. Gleiches trifft für Gründlinge und die Jungfische anderer Arten zu. Ganz offensichtlich<br />

erreichten die Algentoxine diese durch den Röhrichtstreifen geschützten Flachwasserbereiche<br />

nicht, so dass insbesondere Jung- und Kleinfische hier Refugien fanden. Die hohen Fischzahlen nach<br />

dem Fischsterben sind ganz überwiegend auf 0+ Jungfische, vor allem des Ukeleis, aber auch anderer<br />

Arten zurückzuführen, während größere Fische, die gewöhnlich <strong>im</strong> und vor dem Röhricht stehen, weitgehend<br />

fehlten (Abb. 58). Waren in den befischten Buhnenfeldern <strong>im</strong> Hauptstrom (Messstellen 48-50)<br />

<strong>im</strong> Frühjahr <strong>2022</strong> noch 1776 (41,2%) der insgesamt 4308 gefangenen Fische aller Arten 10 cm und<br />

länger, so waren es <strong>im</strong> Herbst nur noch 191 (2,7%) von 7002 Fischen (Abb. 58). In diesem Bereich der<br />

Oder betrafen die Verluste überproportional potentielle Laichfische.<br />

hohen Fischzahlen nach dem Fischsterben<br />

sind ganz überwiegend auf<br />

Jungfische, vor allem des Ukelei, aber<br />

auch anderer Arten zurückzuführen,<br />

während größere Fische, die gewöhnlich<br />

<strong>im</strong> und vor dem Röhricht stehen,<br />

weitgehend fehlten (siehe Abbildung).<br />

Waren in den befischten Buhnenfeldern<br />

<strong>im</strong> Hauptstrom <strong>im</strong> Frühjahr <strong>2022</strong><br />

noch 41,2 % der insgesamt 4308<br />

gefangenen Fische aller Arten 10 cm<br />

und länger, so waren es <strong>im</strong> Herbst nur<br />

noch 2,7 % von 7002 Fischen (siehe<br />

Abbildung). In diesem Bereich der<br />

Oder betrafen die Verluste überproportional<br />

potentielle Laichfische.<br />

Neben den allgemeinen Verlusten von<br />

Fischen ≥ 10 cm Körperlänge waren<br />

auch die Arten unterschiedlich betroffen.<br />

So erlitt die ohnehin unter hohen<br />

Temperaturen leidende Quappe<br />

wahrscheinlich einen Totalverlust, der<br />

sich auch über die Westoder und die<br />

Gewässer <strong>im</strong> Vordeichland erstreckte.<br />

Starke bis sehr starke Bestandsrückgänge<br />

wurden auch bei Barsch, Güster,<br />

Kaulbarsch und Steinbeißer sowie<br />

bei der nicht einhe<strong>im</strong>ischen Schwarzmundgrundel<br />

beobachtet.<br />

Abb. 58 Relative Längen-Häufigkeitsverteilung der Fische in den Buhnenfeldern der Oder (Messstellen<br />

Relative 48-50) vor Häufigkeitsverteilung und nach dem Fischsterben der <strong>im</strong> Totallängen August <strong>2022</strong>. der in den Buhnenfeldern der Oder<br />

gefangenen Fische; in grün: vor dem Fischsterben, in orange: nach dem Fischsterben<br />

<strong>im</strong> Neben August den allgemeinen <strong>2022</strong> Abbildung: Verlusten C. von Wolter Fischen (<strong>2022</strong>) ≥10 cm Körperlänge, waren auch die Arten unterschiedlich<br />

betroffen. So erlitt die ohnehin unter hohen Temperaturen leidende Quappe, wahrscheinlich einen<br />

Als Fazit ist festzustellen, dass während<br />

des Fisch- und Muschelsterbens<br />

<strong>im</strong> August <strong>2022</strong> auch mindestens die<br />

Hälfte des Großmuschelbestandes <strong>im</strong><br />

untersuchten Oder-Abschnitt verendete.<br />

Der massive Großmuschelverlust<br />

wird erhebliche Auswirkungen auf<br />

das Nahrungsnetz der Oder haben,<br />

weil mit den Muscheln ein wichtiger<br />

und leistungsfähiger Filtrierer ausfällt.<br />

Infolge dessen wird der Fraßdruck<br />

auf das Phytoplankton sinken und es<br />

kann schneller und massiver zu Algenmassenentwicklungen<br />

kommen.<br />

Es besteht also weiterhin ein großes<br />

Risiko, dass sich die Goldalge<br />

massenhaft weiterentwickelt,<br />

insbesondere da sie sich in den<br />

Poldergewässern etabliert hat, wie<br />

Untersuchungen der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

belegen. Angesichts<br />

dessen sind umgehend drastische,<br />

effiziente Maßnahmen zur Verringerung<br />

der Nährstoff- und Salzfrachten<br />

in der Oder umzusetzen.<br />

Wolter et al. <strong>2022</strong> 96


Management: Zwischen Wildnisenwicklung und aktivem Management der Flächen | 9<br />

3. Management: Zwischen<br />

Wildnisenwicklung und aktivem<br />

Management der Flächen<br />

Hauptziel eines <strong>Nationalpark</strong>s ist<br />

die Entwicklung von Wildnis („Natur<br />

Natur sein lassen“). Damit soll der<br />

vom Menschen veränderten Natur<br />

wieder ermöglicht werden, sich<br />

nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten<br />

zu entwickeln. Gemäß <strong>Nationalpark</strong>gesetz<br />

soll dies <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> auf 50,1 % der<br />

Fläche umgesetzt werden. Gemäß<br />

§ 5 Absatz 2 bleibt die Schutzzone<br />

Ib uneingeschränkt der natürlichen<br />

Entwicklung überlassen, sobald<br />

die Eigentümer und die land-,<br />

forst- oder fischereiwirtschaftlich<br />

Nutzungsberechtigten durch Bereitstellung<br />

angemessener Tauschflächen<br />

oder in Geld <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Unternehmensflurbereinigungsverfahrens<br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> (UFBV UO)<br />

entschädigt wurden.<br />

Der <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> unterteilt sich<br />

in drei Schutzzonen:<br />

Schutzzone I a<br />

(bestehende Wildnisgebiete)<br />

Schutzzone I b<br />

(zukünftige Wildnisgebiete)<br />

Schutzzone II<br />

(Pflegezone)


10 | Management: Zwischen Wildnisenwicklung und aktivem Management der Flächen<br />

WILDNISENTWICKLUNG<br />

Bereits 2013 erfolgte <strong>im</strong> Unternehmensflurbereinigungsverfahren<br />

die<br />

sogenannte vorläufige Besitzeinweisung.<br />

Die vom <strong>Nationalpark</strong> betroffenen<br />

Grundeigentümerinnen und<br />

-eigentümer sind hier bereits in den<br />

Besitz ihrer Austauschflächen eingewiesen<br />

worden. Diese Flächenneuzuordnung<br />

galt auch für die land-,<br />

forst- und fischereiwirtschaftlichen<br />

Pachtverhältnisse. Dem Tauschvorgang<br />

lag ein abgest<strong>im</strong>mtes Konzept<br />

zur Flächenausstattung zu Grunde,<br />

um betriebliche Existenzgefährdungen<br />

auf Grund eines nationalparkbedingten<br />

Flächenentzuges auszuschließen.<br />

Dank des Unternehmensflurbereinigungsverfahrens<br />

in enger Abst<strong>im</strong>mung<br />

mit allen Beteiligten konnte<br />

der Anteil nutzungsfreier Flächen <strong>im</strong><br />

<strong>Nationalpark</strong> seit 2014 von 2.259 ha<br />

(21,7 %) auf aktuell 3.900 ha<br />

(37,4 %) deutlich erhöht werden,<br />

ohne die Agrarstruktur zu gefährden.<br />

Im <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong> wurde insgesamt noch<br />

1.320 ha an Landwirtschaftsflächen<br />

in der Schutzzone Ib verpachtet, aufgeteilt<br />

in 1.078 ha Verein der Freunde<br />

des Deutsch-Polnischen Europa-<br />

<strong>Nationalpark</strong>s <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> e. V.<br />

und 242 ha Land Brandenburg.<br />

DIE ROLLE DES NATIONALPARKS<br />

FÜR DEN ARTENSCHUTZ<br />

Fischadlernisthilfen<br />

Im Rahmen eines Interreg-Projektes<br />

wurden <strong>im</strong> Randbereich des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

zwei künstliche Nisthilfen<br />

für Fischadler installiert. Die Kunsthorste<br />

wurden auf überständige Kiefern<br />

aufgesetzt, um die natürlichen<br />

Brutbedingungen der Adler zu <strong>im</strong>itieren.<br />

<strong>Ein</strong> großer Teil der Fischadler in<br />

Brandenburg brütet auf Strommasten<br />

in eher naturferner Umgebung.<br />

Das liegt vor allem an den Brutvorlieben<br />

der Fischadler: Sie bevorzugen<br />

freistehende und andere überragende<br />

Nistorte wie alte und freistehende<br />

Bäume. Die sind in Waldstrukturen<br />

eher selten, weswegen sie sich auch<br />

auf Strommasten u. ä. niederlassen.<br />

In anderen Bundesländern wie<br />

Mecklenburg-Vorpommern wurden<br />

Nisthilfen dieser Art von Fischadlern<br />

gut angenommen.<br />

Wiederansiedlung des Störs:<br />

Unter keinem guten Stern in <strong>2022</strong><br />

Das Projekt zur Wiedereinführung<br />

des ehemals ausgestorbenen<br />

Baltischen Störs wurde in enger Abst<strong>im</strong>mung<br />

mit den Projektpartnern,<br />

unter denen vor allem die Gesellschaft<br />

zur Rettung des Störs e. V., der<br />

NABU, das IGB Berlin, der <strong>Nationalpark</strong>fischer<br />

Lutz Z<strong>im</strong>mermann und<br />

die Fischereigenossenschaft Regalica<br />

in Gryfino (Polen) zu nennen sind,<br />

zunächst planmäßig fortgesetzt und<br />

von der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung vor<br />

Ort unterstützt. Der Aufzuchtcontainer<br />

in Friedrichsthal wurde planmäßig<br />

mit 20.000 Jungstören zur<br />

weiteren Aufzucht besetzt. Durch die<br />

Oderkatastrophe kam es auch in der<br />

Aufzuchteinrichtung, die mit Wasser<br />

aus der Westoder betrieben wird, zu<br />

einem akuten Fischsterben. Offenbar<br />

war durch Windrückstau kontaminiertes<br />

Wasser aus der Westoder<br />

in die Fischbecken gelangt. Durch<br />

einen Notbesatz der geschädigten,<br />

noch nicht verendeten Jungstöre in<br />

ein Altwasser <strong>im</strong> Polder 10 wurde<br />

versucht, wenigstens einen Teil der<br />

Tiere zu retten. Der Erfolg kann nicht<br />

abgeschätzt werden, jedoch ist ein<br />

Totalverlust anzunehmen. Damit<br />

fällt ein ganzer Besatzjahrgang in<br />

dem ambitionierten Langzeitprojekt<br />

aus.<br />

Der Bestand der Trauerseeschwalben<br />

soll gesteigert werden.<br />

Nisthilfen für Trauerseeschwalben<br />

In Zusammenarbeit mit dem NABU<br />

Schwedt/Oder wurden auch in<br />

diesem <strong>Jahr</strong> 70 Nisthilfen für die<br />

in Deutschland gefährdete Trauerseeschwalbe<br />

auf einem Altarm der<br />

Oder ausgebracht, von denen 40<br />

angenommen wurden. Das ist eine<br />

leichte Verminderung gegenüber<br />

den Vorjahren. Im Oktober wurden<br />

die Nisthilfen wieder eingeholt und<br />

für das nächste <strong>Jahr</strong> vorbereitet.<br />

FISCHEREI IM NATIONALPARK<br />

UND IHRE ENTWICKLUNG<br />

Infolge der Oder-Katastrophe (Vergiftung,<br />

Fischsterben) <strong>im</strong> August<br />

kam die Fischerei in der Oder und<br />

per Allgemeinverfügung der Landkreise<br />

für einige Wochen auch in<br />

den Nebengewässern Hohensaaten-<br />

Friedrichsthaler Wasserstraße und<br />

Poldergewässern vollständig zum<br />

Erliegen. Der Absatz von Fisch und<br />

Fischwaren in der Direktvermarktung<br />

und der Verkauf von Angelkarten<br />

brach zusammen.<br />

Zur Kompensation der <strong>Ein</strong>kommensverluste<br />

in der Berufsfischerei gab<br />

es Hilfsangebote vom Förderverein<br />

<strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> e. V.,<br />

vom Landkreis Uckermark und ein<br />

Angebot des Schadensausgleichs<br />

vom Land Brandenburg. Die beiden<br />

erstgenannten Hilfsangebote umfassten<br />

Aufträge zum Monitoring<br />

der Fischbestände und der Wasserqualität<br />

nach Vorgaben der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

und wurden<br />

bereitwillig angenommen.


Management: Zwischen Wildnisenwicklung und aktivem Management der Flächen | 11<br />

Die Freizeitfischerei kam in der Region<br />

des unteren <strong>Odertal</strong>s vollständig<br />

zum Erliegen und hat sich nach der<br />

Aufhebung der Allgemeinverfügungen<br />

zum Verbot des Fischfangs nicht<br />

wieder erholt.<br />

DYNAMISCHES SCHÖPFWERKS­<br />

MANAGEMENT POLDER A/B –<br />

ARBEIT DES STAUBEIRATES<br />

In der durch die Flussaue geprägten<br />

Landschaft ist das dynamische<br />

Schöpfwerksmanagement ein wichtiges<br />

Werkzeug der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

zur Herstellung natürlicherer<br />

Wasserverhältnisse in den Polder A/B.<br />

Das Ziel: Bessere Brutbedingungen<br />

insbesondere <strong>im</strong> Mai und Juni für<br />

Wasser- und Watvögel durch höhere<br />

Wasserstände.<br />

Gleichzeitig muss allerdings gewährleistet<br />

werden, dass die Flächen in<br />

der Schutzzone II des <strong>Nationalpark</strong>s,<br />

der sogenannten Pflegezone, von<br />

den Landwirtschaftsbetrieben auch<br />

bewirtschaftet werden können.<br />

<strong>Ein</strong>e Gratwanderung, bei der stetige<br />

Abst<strong>im</strong>mungen des sogenannten<br />

Staubeirats nötig sind. Darin sind<br />

unter anderem Vertreterinnen und<br />

Vertreter aus Landwirtschaft, den Behörden,<br />

Jagdverband und Fischerei.<br />

Bei der Grünlandbewirtschaftung<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> müssen die unterschiedlichen<br />

Interessen zwischen<br />

Naturschutz und Landwirtschaft in<br />

<strong>Ein</strong>klang gebracht werden. Landwirzugwiesen<br />

zwischen Winterdeich<br />

und Gansenitzsee waren aufgrund<br />

der konstant hohen Wasserstände<br />

naturschutzfachlich sehr interessant.<br />

Es entstanden flach überstaute<br />

Sumpfnasswiesen mit wertvollen<br />

Lebensräumen und guten Brutbedingungen<br />

für bestandsgefährdete<br />

Wiesenbrüter und Sumpfvögel.<br />

Unter anderem wurden folgende<br />

Arten nachgewiesen:<br />

• 5 rufende Tüpfelrallen<br />

• 2 Paare Rotschenkel<br />

• 11 Paare Kiebitze<br />

• Im gesamten Polder A/B wurden<br />

<strong>im</strong> Frühjahr und Sommer ca. 34<br />

Bekassinen-Reviere kartiert.<br />

• Weitere Arten: Rohrdommel,<br />

Rothalstaucher, Fischadler und<br />

Schwarzmilan.<br />

Durch Stauanlagen wie am Eichwerder<br />

Dammgraben und am Wehr<br />

Roter Kolk ist ein gezielter Wasserrückhalt<br />

und eine Steuerung der<br />

Wasserstände möglich. Aufgrund<br />

von zunehmenden Trockenperioden<br />

sind höhere Wasserstände auch<br />

<strong>im</strong>mer mehr <strong>im</strong> Interesse der Landwirte,<br />

da sie einen ausreichenden<br />

Aufwuchs gewährleisten.<br />

Im Durchschnitt der vergangenen<br />

<strong>Jahr</strong>e mit Dynamischem Schöpfwerksmanagement<br />

lässt sich feststellen,<br />

dass in der Hauptbrutzeit die<br />

Polderwasserstände in den Abflussgräben<br />

um etwa 40 Zent<strong>im</strong>eter angehoben<br />

werden konnten. Im Wildnisentwicklungsgebiet<br />

(Schutzzone Ib)<br />

Polder 10 ist der Schöpfwerksbetrieb<br />

bereits seit 2014 gänzlich eingestellt.<br />

DYNAMISCHES<br />

GRÜNLANDMANAGEMENT<br />

Während die Schutzzonen Ia und Ib<br />

ihrer natürlichen Entwicklung überlassen<br />

werden, gibt es daneben auch<br />

noch die Pflegezone, die für den Erhalt<br />

seltener Arten und Lebensräume<br />

landwirtschaftlich genutzt wird. Im<br />

<strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> wurden<br />

<strong>2022</strong> noch 4.670 ha landwirtschaftlich<br />

genutzt, davon werden 52 % von<br />

konventionellen und 48 % von ökologischen<br />

Betrieben bewirtschaftet.<br />

Insgesamt wirtschaften 36 Betriebe<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong>.<br />

Im April <strong>2022</strong> wurden die <strong>Ein</strong>lassbauwerke<br />

turnusgemäß geschlossen.<br />

Im Polder A/B erfolgte <strong>2022</strong> kein<br />

Pumpbetrieb. Die Schöpfwerke<br />

wurden nicht in Betrieb genommen<br />

und die Freiausläufe wurden nach<br />

kurzer Öffnung <strong>im</strong> Frühjahr erstmalig<br />

geschlossen gehalten. Die <strong>im</strong><br />

Staubeirat abgest<strong>im</strong>mten Maßnahmen<br />

führten trotz der anhaltenden<br />

Trockenheit zu einer deutlichen<br />

Verbesserung der hydrologischen Situation<br />

mit positiven Auswirkungen<br />

auf die Brut- und Laichbedingungen.<br />

Insbesondere die Gerichts- und Heu-<br />

Die flach überstaute Lange Rehnewiese <strong>im</strong> Polder A/B<br />

als Beispiel des Schöpfwerksmanagements.


12 | Management: Zwischen Wildnisenwicklung und aktivem Management der Flächen<br />

tinnen und Landwirte möchten gutes<br />

Futter für ihre Tiere gewinnen und<br />

Wiesenbrüter wollen erfolgreich ihre<br />

Jungen aufziehen. Dieses wird durch<br />

ein flexibles Nutzungsmanagement<br />

mit Erstnutzungsterminen in einer<br />

Zeitspanne vom 01.06. bis 15.08. unter<br />

Berücksichtigung der tatsächlich<br />

vorkommenden zu schützenden Arten<br />

und Lebensräume realisiert. Das<br />

<strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong> war wieder durch extreme<br />

Witterungsverhältnisse geprägt. Die<br />

geringen Niederschläge führten auch<br />

<strong>im</strong> Grünland zu niedrigen Erträgen.<br />

Im Schwedter und Criewener Polder<br />

wurde auf das Abpumpen verzichtet<br />

und ein höherer Wasserstand gehalten,<br />

sodass z. B. das Brutgeschehen<br />

von Tüpfelsumpfhühnern erfolgreich<br />

war.<br />

Der <strong>Nationalpark</strong> unterstützt die<br />

Landwirtinnen und Landwirte und<br />

honoriert ihre Naturschutzleistungen<br />

über Vertragsnaturschutz. Insgesamt<br />

wurden <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> 26 Vertragsnaturschutzverträge<br />

mit Landwirtinnen<br />

und Landwirten und einem<br />

Fördervolumen von 178.639,06 €<br />

abgeschlossen. Dabei wird der fauna-<br />

freundlichen Mahd große Beachtung<br />

geschenkt: Es wird mit geringer Arbeitsbreite<br />

gemäht und Schutzstreifen<br />

stehengelassen, in die sich mobile<br />

Arten retten können.<br />

Trockenrasenpflege<br />

Für die Trockenrasenlebensräume<br />

werden seit vielen <strong>Jahr</strong>en mehrjährige<br />

Verträge hauptsächlich für die<br />

Beweidung mit Schafen bzw. Eseln<br />

abgeschlossen.<br />

Neben der Beweidung werden jährlich<br />

auch Bereiche gezielt entbuscht,<br />

auf denen sich Schlehe oder andere<br />

Gehölze ausbreiten konnten.<br />

Ausdruck des guten Beweidungserfolges<br />

und der guten bis sehr guten<br />

Erhaltungszustände war es, dass keine<br />

Flächen gefunden wurden, für die<br />

eine Flämm-Maßnahme zur Streuregulierung<br />

notwendig gewesen wäre.<br />

Verwertung<br />

von Spätnutzungsmaterial<br />

in der Biogasanlage Schwedt<br />

Erstmalig wurden <strong>2022</strong> <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

Grünlandaufwüchse an die<br />

Die Beweidung mit Schafen<br />

ist fester Bestandteil des<br />

Grünlandmanagements.<br />

Biogasanlage in Schwedt/Oder geliefert.<br />

Biogas zählt zu den regenerativen<br />

Energien und kann <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zu Wind- und Sonnenenergie<br />

kontinuierlich erzeugt und darüber<br />

hinaus gespeichert werden. Im Zeitraum<br />

vom 22.08. bis 07.09. wurden<br />

von 350 ha Spätnutzungsflächen<br />

insgesamt 3.700 t Frischmasse für<br />

die Biogasproduktion, welche direkt<br />

ins Erdgasnetz eingespeist wird, bereitgestellt.<br />

Die Ernte wurde teilweise<br />

mit Dienstleistenden und großer<br />

Technik durchgeführt. Die ermittelte<br />

Gasausbeute schwankte zwischen<br />

160 bis 370 m³/t Frischmasse.<br />

Erstaunlich war der auch nach<br />

30 <strong>Jahr</strong>en Düngeverzicht durchschnittlich<br />

erzielte Ertrag von 10,7 t<br />

Frischmasse je Hektar. Aufgrund der<br />

hohen Rohfasergehalte wies die Biomasse<br />

sehr geringe Energiewerte für<br />

die Tierernährung auf. Das bedeutet,<br />

dass dieses Material als Substrat in<br />

der Biogasanlage in keinerlei Konkurrenz<br />

steht, wie es bei anderen<br />

Substraten der Fall ist.


Forschung und Monitoring | 13<br />

4. Forschung und Monitoring<br />

ÖKOSYSTEMARE<br />

UMWELTBEOBACHTUNG (ÖUB)<br />

AM BEISPIEL DER BRUTVÖGEL<br />

Der Leitsatz Ökosystemarer<br />

Umweltbeobachtung (ÖUB)<br />

lautet: Aus Beobachtung erwächst<br />

Erkenntnis. Seit 2011 findet die<br />

ÖUB <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong><br />

<strong>Odertal</strong> statt. Dabei geht es darum,<br />

Veränderungen von Ökosystemen<br />

und darin vorkommenden Arten<br />

aufgrund von Kl<strong>im</strong>awandel,<br />

Nutzungsänderungen oder anderer<br />

<strong>Ein</strong>flüsse zu beobachten und zu<br />

dokumentieren.<br />

Im <strong>Nationalpark</strong> leben<br />

zahlreiche Brutvögel.<br />

Diese Erfassung aufgrund von Beobachtungen<br />

helfen der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung,<br />

Veränderungen zu<br />

verstehen. Deswegen stehen vor<br />

allem mittel- und langfristige Veränderungen<br />

<strong>im</strong> Fokus. Im <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong><br />

wurde wie in den <strong>Jahr</strong>en zuvor zum<br />

Beispiel das Brutvogelmonitoring in<br />

ausgewählten Untersuchungsgebieten<br />

durchgeführt.<br />

Innerhalb des Zeitraumes seit 2011<br />

wurden insgesamt 79 Brutvogelarten<br />

mit revierzeigenden Merkmalen<br />

<strong>im</strong> Untersuchungsgebiet Polder 10<br />

kartiert. Von diesen 79 Arten stehen<br />

16 Arten auf der Roten Liste Brandenburgs<br />

von 2019, 13 Arten stehen<br />

auf der Vorwarnliste, 12 Arten sind<br />

nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie<br />

der EU geschützt. Das sind unter<br />

anderem Bekassine, Brachpieper,<br />

Karming<strong>im</strong>pel, Knäkente, Rotschenkel,<br />

Tüpfelsumpfhuhn. Feststellbar<br />

ist eine Zunahme der Anzahl der<br />

Brutvogelarten von 2011 (23) bis<br />

2015 (53), danach blieb die Artenzahl<br />

relativ konstant. Erheblicher ist<br />

jedoch der Anstieg der besetzten<br />

Brutreviere. Waren es 2011 noch 79,<br />

so konnte sich die Zahl ab 2015 um<br />

mehr als verdreifachen und erreichte,<br />

bis auf das Ausnahmejahr 2018,<br />

einen relativ konstanten Besatz von<br />

durchschnittlich 265 Brutrevieren <strong>im</strong><br />

Untersuchungsgebiet.<br />

Auch die Zusammensetzung der Arten<br />

hat sich <strong>im</strong> Verlauf der <strong>Jahr</strong>e verändert.<br />

<strong>Ein</strong> Teil der Arten ist konstant<br />

anwesend. Hierbei handelt es sich<br />

um lebensraumunspezifische Arten<br />

wie Amsel, Blaumeise, Kohlmeise,<br />

Buchfink, Gartengrasmücke oder<br />

Fitis. Jedoch ebenso um anspruchsvolle<br />

Arten wie Bekassine, Knäkente,<br />

Blaukehlchen und Schilfrohrsänger.<br />

Zu diesen beständigen Arten kommen<br />

mit den <strong>Jahr</strong>en weitere Arten<br />

dazu. Insgesamt lässt sich aus den<br />

Daten ableiten, dass die prioritären<br />

Brutvogelarten in ihrer Gesamtheit<br />

über den Untersuchungszeitraum<br />

einen stark positiven Entwicklungstrend<br />

aufweisen. Hierbei ergibt sich<br />

ein enger Zusammenhang mit der<br />

Nutzungsänderung der Flächen: Es<br />

gibt einen signifikanten Anstieg der<br />

Brutrevieranzahl mit zunehmender<br />

Aufgabe der Nutzung. Dabei konnte<br />

eine Vielzahl von Leitarten identifiziert<br />

werden, stellvertretend soll hier<br />

der Schilfrohrsänger genannt werden.<br />

Die Auswertungen zeigen einen<br />

eindeutigen Trend zur Erhöhung der<br />

Lebensraumqualität <strong>im</strong> Vergleich der<br />

<strong>Jahr</strong>e 2011 zu 2020.<br />

MONITORING DER<br />

WILDBIENENFAUNA<br />

AUF DEN TROCKENRASEN<br />

Die Trockenrasengebiete des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> sind Lebensraum<br />

einer ganz spezifischen, an<br />

Trockenheit und Wärme angepassten<br />

Tier- und Pflanzenwelt. So kommen<br />

die meisten floristischen Raritäten des<br />

<strong>Nationalpark</strong>s auf den Trockenrasenstandorten<br />

vor. Das gilt auch für die<br />

zumeist wärmeliebenden Wildbienen<br />

und Stechwespen, von denen einige<br />

Arten in Brandenburg ausschließlich<br />

an den Oderhängen zu finden sind.<br />

Männchen von Nomada rostrata an<br />

Gemeiner Ochsenzunge (Anchusa officinalis)<br />

Bild: S. Kühne & C. Saure


14 | Forschung und Monitoring<br />

Ohne Biotopmanagement können<br />

die Trockenrasen mitsamt ihrer wertvollen<br />

Tier- und Pflanzenwelt nicht<br />

erhalten werden. Das erfordert unter<br />

anderem, dass in den Trockenhängen<br />

bei Alt-Galow-Stützkow seit dem<br />

Winter 2013/14 mehrfach auf verschiedenen<br />

Teilflächen ein kontrolliertes<br />

Flämmen durchgeführt wird.<br />

Auf geflämmten Arealen sind günstige<br />

Bedingungen für Wildbienen vorhanden,<br />

insbesondere ein günstigeres<br />

Nahrungsangebot in Form einer<br />

artenreichen Krautschicht.<br />

<strong>Ein</strong>e erste Erfolgskontrolle des<br />

Feuermanagements <strong>im</strong> Bereich der<br />

Galower Berge erfolgte 2016. Im<br />

<strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong> wurde eine erneute und<br />

umfangreichere Untersuchung der<br />

Wildbienenfauna durchgeführt.<br />

Insgesamt konnten 129 Wildbienenarten<br />

aus sechs Familien nachgewiesen<br />

werden, darunter zahlreiche<br />

bemerkenswerte Arten. Die aufgefundene<br />

Artenzahl ist <strong>im</strong> Vergleich<br />

mit der Untersuchung 2016, wo nur<br />

60 Bienenarten <strong>im</strong> Gebiet festgestellt<br />

wurden, sehr hoch.<br />

Nach den Roten Listen Deutschlands<br />

sind 36 Arten gefährdet und<br />

19 weitere Arten stehen auf der<br />

Vorwarnliste. Die Anzahl der an best<strong>im</strong>mte<br />

Pollenquellen gebundenen<br />

Nahrungsspezialisten ist mit 34<br />

Arten sehr groß.<br />

Im Rahmen der Untersuchung<br />

wurden zahlreiche bemerkenswerte<br />

Bienenarten gefunden. Diese Arten<br />

sind landesweit oder gesamtstaatlich<br />

hoch gefährdet, sind auf best<strong>im</strong>mte<br />

Pollenquellen oder andere<br />

Requisiten spezialisiert (z. B. auf best<strong>im</strong>mte<br />

Nisthabitate) oder wurden<br />

erst vor kurzer Zeit für Brandenburg<br />

und Deutschland gemeldet. So wurde<br />

z. B. die Gestutzte Fleckenbiene<br />

(Thyreus truncatus) erstmals für<br />

Brandenburg und auch für Deutschland<br />

von Jens Möller am 09.08.2021<br />

in den Galower Bergen nachgewiesen.<br />

Das Vorkommen der Art konnte<br />

dort <strong>im</strong> Juli <strong>2022</strong> bestätigt werden<br />

Auf den Trockenrasen <strong>im</strong> Unteren <strong>Odertal</strong><br />

kommen die meisten floristischen<br />

Raritäten des <strong>Nationalpark</strong>s vor.<br />

Für einige Arten trägt Brandenburg<br />

eine besondere Verantwortung, da<br />

sie deutschlandweit nur (noch) in<br />

diesem nordöstlichen Bundesland<br />

vorkommen. Die große Zahl an stark<br />

bedrohten und ökologisch sehr anspruchsvollen<br />

Arten ist Anzeiger für<br />

den hohen naturschutzfachlichen<br />

Wert des Gebietes.<br />

ERFASSUNG UND MONITORING<br />

DURCH DIE NATURWACHT UND<br />

EHRENAMTLICHE NATURSCHÜTZER<br />

Umfangreiche Daten zur Entwicklung<br />

von Fauna und Flora <strong>im</strong><br />

<strong>Nationalpark</strong> werden durch die<br />

Naturwacht erhoben – zum Teil<br />

jährlich wie bei Vogel- und besonderen<br />

Pflanzenarten oder in best<strong>im</strong>mten<br />

Intervallen wie be<strong>im</strong> Biber<br />

oder Fischotter. Es handelt sich um<br />

Arten, die dem besonderen Schutz<br />

der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie<br />

oder der Europäischen Vogelschutz


Forschung und Monitoring | 15<br />

Um die Vielzahl der Arten zu erfassen und<br />

zu kartieren, werden auch ehrenamtliche<br />

Naturschützerinnen und Naturschützer mit<br />

speziellen Artkenntnissen eingesetzt. Sie<br />

sind wichtige Partnerinnen und Partner der<br />

<strong>Nationalpark</strong>verwaltung bei der langfristigen<br />

Dokumentation von Bestandsentwicklungen<br />

und Trends.<br />

Die Anzahl der Brutreviere, z.B. des Schilfrohrsängers, steigt signifikant an.<br />

Bestandsentwicklung des Kiebitz (Vanellus vanellus)<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

<strong>Ein</strong> relevantes Beispiel <strong>im</strong> Monitoring:<br />

Die Bestandsentwicklung des Kiebitzes <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong>: Er ist eine Charakterart des Feuchtgrünlandes<br />

mit deutschlandweit stark rückläufigen Beständen. In der<br />

Roten Liste der Brutvögel Deutschlands (2021) wird die<br />

Art als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) geführt, denselben<br />

Gefährdungsgrad hat der Kiebitz in Brandenburg (Rote Liste<br />

2019). Die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht erheben<br />

mit ehrenamtlich tätigen Vogelkundlern regelmäßig den<br />

Bestand und dokumentieren ihn. Der <strong>Nationalpark</strong> bietet<br />

opt<strong>im</strong>ale Lebensbedingungen für den Kiebitz, der flaches<br />

und feuchtes Dauergrünland und Überschwemmungsflächen<br />

bevorzugt. Sein Lebensraum ist in Deutschland selten<br />

geworden, weswegen er oft auf Äckern anzutreffen ist.<br />

Dort brütet er allerdings nur mit geringem bis keinem Erfolg.<br />

Im <strong>Nationalpark</strong> findet der Kiebitz<br />

noch opt<strong>im</strong>ale Lebensbedingungen.


16 | Forschung und Monitoring<br />

Richtlinie unterliegen. Entweder gibt<br />

es regelmäßige Berichtspflichten<br />

oder es müssen Ziel- und Kennarten<br />

erhoben werden, deren Bestandsentwicklung<br />

für die Evaluierung des<br />

<strong>Nationalpark</strong>-Managements von<br />

Bedeutung sind.<br />

In regelmäßigen Intervallen erfolgt<br />

zum Beispiel eine Kartierung von Biberhabitaten<br />

für das Gesamtgebiet<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s sowie von Fischottervorkommen<br />

an festgelegten<br />

Kontrollpunkten. Bei beiden Arten<br />

handelt es sich um durch die FFH-RL<br />

Anh. 2 geschützte Arten.<br />

<strong>Ein</strong>e weitere Aufgabe ist die Erfassung<br />

und Weiterleitung von Wolfsmeldungen.<br />

Ebenso werden diverse Pflanzenarten<br />

mit unterschiedlichen Gefährdungsgraden<br />

erfasst. Dazu<br />

gehören zum Beispiel stark gefährdete<br />

Pflanzen wie Kreuzenzian<br />

(Gentiana cruciata) oder Glänzende<br />

Wolfsmilch (Euphorbia lucida) oder<br />

auch das Purpurknabenkraut (Orchis<br />

purpurea), welches in Brandenburg<br />

nachweislich sein einziges Vorkommen<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

hat. Zwei der jährlich erfassten<br />

Arten haben außerdem FFH-Status:<br />

Adonisröschen (Adonis vernalis),<br />

RL-D 3, FFH-Anh. 2 und Wiesen-Kuhschelle<br />

(Pulsatilla pratensis), RL-D 2,<br />

FFH-RL 2.<br />

REHWILDPROJEKT<br />

Die Errichtung der Schutzzäune<br />

gegen die Afrikanische Schweinepest<br />

hat nicht nur <strong>Ein</strong>fluss auf die<br />

Bewegungen der Wildschweine.<br />

Auch andere Tiere sind durch die<br />

Zäune in ihrer Bewegung eingeschränkt<br />

und beeinflusst (Zerschneidungswirkung).<br />

In Kooperation mit<br />

dem Thünen-Institut für Waldökosysteme<br />

Eberswalde wird der<br />

<strong>Nationalpark</strong> ein Telemetrie-Projekt<br />

zur Untersuchung des Raum-Zeit<br />

Verhaltens von Rehwild <strong>im</strong> Bereich<br />

der Zäune durchführen. Der entsprechende<br />

Tierversuchsantrag wurde<br />

bereits positiv beschieden. Weiterhin<br />

ist eine Forschungsvereinbarung<br />

zwischen beiden <strong>Ein</strong>richtungen<br />

geschlossen. Die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

hat <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong> zehn<br />

GPS-Halsbandsender für Rehwild<br />

beschafft. Ab Winter <strong>2022</strong>/23 wird<br />

in zwei Bereichen des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

Rehwild gefangen und mit Sendern<br />

ausgestattet, um seine Bewegungen<br />

zu erforschen.<br />

In einem Telemetrie-Projekt<br />

wird das Raum-Zeit<br />

Verhalten des Rehwilds<br />

untersucht.


Umweltbildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Besucherinformation | 17<br />

5. Umweltbildung, Bildung für<br />

Nachhaltige Entwicklung (BNE)<br />

und Besucherinformation<br />

BILDUNGSARBEIT<br />

DES NATIONALPARKS<br />

UND DER NATURWACHT<br />

Die Bildungsarbeit hat einen wichtigen<br />

Stellenwert <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong>.<br />

Bildungsangebote für Kinder<br />

werden entwickelt und umgesetzt.<br />

Die Bildungsarbeit findet bei uns<br />

praxisnah und in der Natur statt,<br />

um Kindern schon früh die Relevanz<br />

nachhaltiger Entwicklung zu vermitteln.<br />

Auch <strong>2022</strong> wurden <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> neue Bildungsangebote<br />

für Grundschulen und Kitas<br />

der <strong>Nationalpark</strong>region erarbeitet<br />

und genutzt. Es gibt drei inhaltliche<br />

Angebote: „Lebensraum Wald“,<br />

„Lebensraum Aue“ und „Die Wildnis<br />

vor deiner Haustür“.<br />

<strong>2022</strong> wurden insgesamt 37 Veranstaltungen<br />

mit Kitas, Schulen,<br />

Hochschulen und NGOs durchgeführt.<br />

Dabei wurden 738 Personen,<br />

vor allem Schülerinnen und Schüler<br />

sowie Vorschulkinder, mit den besonderen<br />

Zielen eines <strong>Nationalpark</strong>s<br />

vertraut gemacht und passende<br />

Themen rund um Flora und Fauna<br />

gemeinsam besprochen.<br />

Um den Schulen der Region die<br />

Teilnahme an unseren Bildungsangeboten<br />

zu erleichtern, gibt es<br />

einen kostenfreien Bustransport.<br />

Die Nachfrage stieg <strong>2022</strong> sehr. Der<br />

Umweltbildung auf Augenhöhe<br />

für Kindergarten- und Schulkinder.<br />

Bustransport wird durch den Förderverein<br />

<strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

e. V. ermöglicht. An 10 Terminen<br />

konnten wir insgesamt 12 Schulklassen<br />

(mit insgesamt 236 Schülerinnen<br />

und Schülern) ein Umweltbildungsprogramm<br />

anbieten. Die<br />

Bustransfers erleichtern es Schulen<br />

sehr, den <strong>Nationalpark</strong> zu besuchen.<br />

Die Schulen nehmen das Angebot<br />

gut an, so dass erwartet wird, dass<br />

die Nachfrage 2023 weiter steigt.<br />

Die 2020 begonnene Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Internationalen<br />

Zeichenwettbewerb Schwedt<br />

und dem <strong>Nationalpark</strong> wurde auch<br />

in diesem <strong>Jahr</strong> weitergeführt. Es<br />

wurde ein <strong>Nationalpark</strong>preis <strong>im</strong><br />

Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong><br />

<strong>Odertal</strong> hat drei Partner-<br />

Kitas, deren Vorschulkinder<br />

mindestens zwe<strong>im</strong>al <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong><br />

den <strong>Nationalpark</strong> zu jahreszeitlich<br />

passenden Themen<br />

besucht haben.<br />

Rahmen des Zeichenwettbewerbs<br />

ausgelobt und das Preisträgertreffen<br />

des Zeichenwettbewerbs mit<br />

inhaltlicher und personeller Unterstützung<br />

des <strong>Nationalpark</strong>teams<br />

durchgeführt. Dabei waren junge<br />

Menschen aus aller Welt. Diese<br />

haben sich an einem Tag des Preisträgertreffens<br />

bei einer geführten<br />

Kanutour mit dem <strong>Nationalpark</strong> auf<br />

künstlerische Art und Weise auseinandergesetzt.


18 | Umweltbildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Besucherinformation<br />

Betreuung der Junior Ranger-<br />

Gruppe „Kiebitze“<br />

Die „Kiebitze“ sind die Junior Ranger-Gruppe<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Unteres</strong><br />

<strong>Odertal</strong>. Kinder zwischen 6 und<br />

13 <strong>Jahr</strong>en nehmen regelmäßig an<br />

Treffen teil, in denen sie gemeinsam<br />

Themen rund um Natur- und Artenschutz<br />

bearbeiten. Im <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong><br />

nahmen 14 Kinder und Jugendliche<br />

regelmäßig am Programm der Junior<br />

Ranger teil. Nach langer Coronapause<br />

gab es ab Anfang April insgesamt<br />

15 Termine für die Gruppe<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s. Erstmalig wurde<br />

ein eigenes Junior Ranger Camp mit<br />

einer Übernachtung angeboten. Das<br />

Camp war nicht nur eine gelungene<br />

Abwechslung, sondern auch ein Test<br />

für die jüngsten Kinder. Es war ein<br />

<strong>voller</strong> Erfolg, so dass es künftig zur<br />

Tradition werden soll. Die Junior<br />

Ranger Gruppe des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

nahm in <strong>2022</strong> auch am Brandenburger<br />

Junior Ranger Camp <strong>im</strong><br />

Naturpark Hoher Fläming teil und<br />

genoss die Gemeinschaft zahlreicher<br />

Junior-Ranger aus anderen Naturlandschaften<br />

Brandenburgs.<br />

BESUCHERINFORMATION<br />

IM NATIONALPARKHAUS<br />

Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

n<strong>im</strong>mt seinen Bildungsauftrag sehr<br />

ernst. Vor Ort in Criewen gibt es ein<br />

<strong>Nationalpark</strong>haus, in dem sich Besucherinnen<br />

und Besucher rund um<br />

den <strong>Nationalpark</strong>, die vielfältige Flora<br />

und Fauna sowie die Landschaft<br />

informieren können. Neben großen<br />

Aquarien mit in der Oder lebenden<br />

Fischen gibt es ein Poldermodell,<br />

das Besucherinnen und Besucher<br />

fluten können sowie viele Angebote<br />

für Groß und Klein. <strong>2022</strong> konnte<br />

der Betrieb des <strong>Nationalpark</strong>hauses<br />

nach längerer Pause wieder starten.<br />

Vom 01. April bis zum 31. Oktober<br />

dieses <strong>Jahr</strong>es war das <strong>Nationalpark</strong>haus<br />

wieder täglich zu den Sommeröffnungszeiten<br />

geöffnet und<br />

von der Naturwacht besetzt. Seit<br />

November <strong>2022</strong> findet die Besucherbetreuung<br />

vorranging auf Abruf<br />

zu den gewohnten Winteröffnungszeiten<br />

und während der Schulferien<br />

des Landes Brandenburg statt. Im<br />

Besuchszentrum konnten <strong>im</strong> <strong>Jahr</strong><br />

Die Junior Ranger treffen sich regelmäßig<br />

und setzen spannende Projekte um.<br />

<strong>2022</strong> rund 12.000 Besuchende gezählt<br />

werden – etwas weniger als in<br />

den <strong>Jahr</strong>en vor der Coronapandemie.<br />

Das liegt mitunter auch daran,<br />

dass das <strong>Nationalpark</strong>haus von<br />

Januar bis März gänzlich geschlossen<br />

war.<br />

WANDERAUSSTELLUNG<br />

„MENSCHEN AM FLUSS“<br />

Wer lebt eigentlich an der Oder?<br />

Und was macht diese Menschen in<br />

der Oder-Region aus? Diese Fragen<br />

und mehr beantwortet die neue<br />

Ausstellung „Menschen am Fluss“ -<br />

eine komplexe Wanderausstellung.<br />

Im Rahmen des INTERREG-Projektes<br />

135 „Natur ohne Grenzen<br />

<strong>im</strong> einzigartigen Unteren <strong>Odertal</strong>“<br />

wurde diese konzipiert und umgesetzt.<br />

Neben zwei allgemeinen<br />

Ausstellungsmodulen, die sowohl<br />

<strong>im</strong> Innen-, als auch <strong>im</strong> Außenbereich<br />

eingesetzt werden können,<br />

verfügt die Ausstellung über ein<br />

drittes Modul, welches zukünftig für


Umweltbildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Besucherinformation | 19<br />

Die Ausstellung „Menschen am Fluss“ stellt Menschen vor,<br />

deren Leben unmittelbar mit der Oder verbunden ist.<br />

Aktuelle<br />

Veranstaltungen<br />

die Umweltbildung <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> eingesetzt werden<br />

soll. Die Ausstellung soll nicht nur<br />

über die <strong>Nationalpark</strong>region und die<br />

Menschen darin aufklären, sondern<br />

dank mehrerer Mitmachelemente<br />

genau dazu einladen: Mitmachen.<br />

Neben den spielerischen Elementen<br />

vermitteln begleitende Texte und<br />

<strong>im</strong>posante Naturfotos die Komplexität<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s und die<br />

Bedeutung von Ökosystemen. Die<br />

Ausstellung ist sowohl für Kinder<br />

und Jugendliche, als auch für Erwachsene<br />

gedacht und soll u. a. in<br />

Schulen oder auf Veranstaltungen in<br />

der Region eingesetzt werden.<br />

Naturlandschaften zu entdecken.<br />

Auch der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong><br />

<strong>Odertal</strong> bietet diese RangerTouren<br />

regelmäßig an. Es finden Touren wie<br />

„Das Röhren der Hirsche“ oder zum<br />

internationalen „Weltrangertag“<br />

statt. Die Veranstaltungen werden<br />

saisonal <strong>im</strong>mer an den <strong>Nationalpark</strong><br />

angepasst und sind so umfassend<br />

und informativ. Je nach Länge und<br />

Umfang eignen sich die Touren auch<br />

für Familien und werden von Kindern<br />

gerne angenommen. Auch die<br />

Partnerunternehmen des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

bieten das ganze <strong>Jahr</strong> über<br />

spannende Veranstaltungen an.<br />

Die Kranichwoche in Gartz als altbewährte<br />

Großveranstaltung mit<br />

zahlreichen touristischen Angeboten<br />

konnte <strong>im</strong> Oktober erfreulicherweise<br />

stattfinden. Die Naturwacht führte<br />

insgesamt 16 Exkursionen mit 170<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

durch.<br />

Führungen und Vorträge<br />

Die sogenannten RangerTouren sind<br />

ein besonderes Format in nahezu<br />

allen Nationalen Naturlandschaften<br />

Deutschlands. Sie werden von<br />

den Rangerinnen und Rangern der<br />

Naturwacht angeboten und laden<br />

die Besuchenden dazu ein, je nach<br />

Saison die Besonderheiten der<br />

Die zertifizierten Partnerbetriebe des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Unteres</strong><br />

<strong>Odertal</strong> bieten rund ums <strong>Jahr</strong> zahlreiche Veranstaltungen<br />

an, die Sie in unserem Veranstaltungskalender finden. So<br />

können Sie beispielsweise eine Packeseltour buchen, einen<br />

Woll-Workshop besuchen, an einer Kräuterwanderung<br />

teilnehmen oder eine Kanutour <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> erleben.<br />

Unsere Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe sorgen<br />

für einen kulinarischen und erholsamen Aufenthalt in der<br />

<strong>Nationalpark</strong>region.


20 | Regionalentwicklung und Tourismus<br />

6. Regionalentwicklung<br />

und Tourismus<br />

Für die Tourismusbranche <strong>im</strong> Unteren<br />

<strong>Odertal</strong> war <strong>2022</strong> ein sehr schwieriges<br />

<strong>Jahr</strong>. Zum einen hatten die<br />

Betriebe noch mit den Auswirkungen<br />

der Pandemie zu kämpfen und zum<br />

anderen blieben Besuchende infolge<br />

der Oderkatastrophe <strong>im</strong> Sommer<br />

aus. Besonders die Kanutourenanbietenden<br />

litten unter den finanziellen<br />

<strong>Ein</strong>brüchen während der Katastrophe,<br />

denn das Befahren der <strong>Nationalpark</strong>gewässer<br />

war über mehrere Wochen<br />

untersagt. Insgesamt wurden <strong>2022</strong><br />

32 Kanutouren mit 242 Teilnehmenden<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> durchgeführt.<br />

Die Oderkatastrophe und die international<br />

verbreiteten Bilder von toten<br />

Fischen hat der Region einen sehr<br />

großen Imageschaden beschert.<br />

Maßnahmen zur Entwicklung<br />

des Tourismus <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

Es wirkt unscheinbar, doch die<br />

Maßnahmen zur Entwicklung des<br />

Tourismus innerhalb des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

sind vielfältig. So wurden die<br />

bestehenden Biwak- und Kanurastplätze<br />

regelmäßig freigeschnitten<br />

oder instandgesetzt. Es konnten<br />

<strong>2022</strong> zwölf neue Bänke angeschafft<br />

werden, davon sechs Kanubänke,<br />

die die alten, in die <strong>Jahr</strong>e gekommenen<br />

Bänke ersetzten.<br />

Zusätzlich zu den regelmäßigen<br />

Kontrollen der Besuchereinrichtungen<br />

ist <strong>2022</strong> das Projekt zur<br />

Digitalisierung der touristischen<br />

<strong>Nationalpark</strong>-Infrastruktur fortgesetzt<br />

worden. Sukzessive sollen<br />

die Koordinaten und der Zustand<br />

aller Schilder, Bänke, Wanderwege,<br />

Markierungen, Fahrradständer etc.<br />

aufgenommen werden, um eine<br />

digitale Karte zu erstellen und damit<br />

die turnusmäßige Pflege der Besuchereinrichtungen<br />

zu erleichtern.<br />

Des Weiteren wurde die Verkehrslenkung<br />

zu den <strong>Ein</strong>gängen des<br />

<strong>Nationalpark</strong>s verbessert. Die Umsetzung<br />

des Projektes ist <strong>im</strong> Rahmen<br />

des „Stadt-Umland-Wettbewerbes<br />

(SUW)“ erfolgt. Für Besucherinnen<br />

und Besucher der Stadt Angermünde<br />

ist damit eine opt<strong>im</strong>ale und<br />

erkennbare Verkehrslenkung mittels<br />

touristischer Hinweisschilder geschaffen<br />

worden.<br />

WASSERTOURISMUS – INT 55<br />

Die Natur an der Oder ist einzigartig<br />

in ihrer Vielfalt. Sie soll für die<br />

Menschen in der Region, aber auch<br />

für Touristen erlebbar sein. Das<br />

INTERREG VA-Projekt „Nachhaltiger<br />

Wassertourismus <strong>im</strong> <strong>Ein</strong>zigartigen<br />

Unteren <strong>Odertal</strong>“ verfolgt das Ziel,<br />

die Erlebbarkeit des gemeinsamen<br />

Natur- und Kulturerbes zu steigern.<br />

Das wassertouristische Projekt soll<br />

die Region gemeinsam und grenzübergreifend<br />

als <strong>Ein</strong>heit weiterentwickeln<br />

und den Naturtourismus<br />

fördern.<br />

Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

ist der einzige Auennationalpark<br />

Deutschlands, der auch vom Wasser<br />

aus erkundet werden kann.


Regionalentwicklung und Tourismus | 21<br />

Das Spannende: Die einzigartige<br />

Oderlandschaft soll der Öffentlichkeit<br />

vom Wasser aus zugänglich gemacht<br />

werden. Gleichzeitig werden<br />

ihr unverwechselbarer Charakter<br />

bewahrt und ihre Schutzgüter<br />

gesichert. <strong>Ein</strong> Netz von Naturrastplätzen<br />

entlang der Wasserstraßen,<br />

auf deutscher und polnischer Seite<br />

erweiterte Angebote <strong>im</strong> Wassertouristischen<br />

Zentrum Schwedt/Oder,<br />

eine Beobachtungsplattform auf der<br />

polnischen Seite, Informationstafeln,<br />

digitale Angebote und Publikationen<br />

sind wesentliche Bausteine<br />

des Projekts und tragen dazu bei, die<br />

Zielgruppe „Wasserwanderer“ für<br />

die Region rechts und links der Oder<br />

zu begeistern.<br />

Im <strong>Jahr</strong> <strong>2022</strong> wurde die bauliche<br />

Umsetzung der Naturrastplätze<br />

realisiert. An drei Standorten in<br />

Gartz(Oder), Gatow und Stolpe<br />

wurden baugleiche Sitzraufen mit<br />

Tischen und Bänken, jeweils eine<br />

Feuerstelle mit Sitzbänken sowie je<br />

eine Trockentoilette und eine Informationstafel<br />

errichtet. In Gatow und<br />

in Stolpe erfolgten aufwändige wasserbauliche<br />

Maßnahmen zur Errichtung<br />

von Kanuausstiegstellen. Die<br />

Fertigstellung der Baumaßnahmen<br />

wird <strong>im</strong> 2. Quartal 2023 erfolgen. Am<br />

Standort Criewen wurde die vorhandene<br />

Ausstiegsstelle mit Sitzbänken<br />

ausgestattet. Die entstandenen Naturrastplätze<br />

auf der deutschen Seite<br />

bilden zusammen mit den sieben<br />

<strong>im</strong> gemeinsamen Projekt errichteten<br />

Rastplätzen auf der polnischen Seite<br />

ein Netz für Wasserwanderer <strong>im</strong><br />

Unteren <strong>Odertal</strong>.<br />

Begleitend hierzu werden zum<br />

Saisonstart 2023 drei neue Publikationen<br />

für die Besucherinnen und<br />

Besucher zur Verfügung stehen:<br />

eine touristische Karte für Wasserwanderungen<br />

(polnischer Partner),<br />

ein Faltblatt zum Wassertourismus<br />

<strong>im</strong> Unteren <strong>Odertal</strong> (Stadt Schwedt/<br />

Oder) und die Herausgabe des Buches<br />

„Natura 2000 <strong>im</strong> unteren <strong>Odertal</strong>“<br />

mit Ergänzungen zum Thema<br />

Wassertourismus.<br />

Besondere Veranstaltungen wie<br />

die Kranichwoche Anfang Oktober<br />

ziehen zahlreiche Touristen an.<br />

Die Radwanderwege<br />

sind perfekt für Ausflüge<br />

in den <strong>Nationalpark</strong>.


22 | Nationale und Internationale Zusammenarbeit<br />

7. Nationale und Internationale<br />

Zusammenarbeit<br />

ZUSAMMENARBEIT MIT<br />

EHRENAMTLICHEN NATUR­<br />

SCHÜTZERN UND FREIWILLIGEN<br />

<strong>Ein</strong> wesentlicher Baustein für die<br />

Arbeit <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> ist die Unterstützung<br />

durch ehrenamtliche<br />

Naturschützerinnen und Naturschützer<br />

sowie Freiwillige – vor allem <strong>im</strong><br />

botanischen und ornithologischen<br />

Monitoring wie der Zählung von Adonisröschen<br />

und Helmknabenkraut,<br />

den Vegetationsaufnahmen auf den<br />

Brenndolden-Auenwiesen oder der<br />

Erfassung der Graureiherkolonie.<br />

Teilweise waren Freiwillige auch mit<br />

Rangerinnen und Rangern zusammen<br />

am Wochenende auf der Gebietskontrolle<br />

dabei. Während der Oderkatastrophe<br />

gab es eine große Hilfsbereitschaft<br />

von unseren Freiwilligen, aber<br />

auch vielen Menschen aus der Region<br />

be<strong>im</strong> Absammeln der toten Fische.<br />

Das zunehmende Alter ehrenamtlich<br />

engagierter Naturkundlerinnen und<br />

Naturkundler (z. B. Ornithologinnen<br />

und Ornithologen) wird sich vermutlich<br />

in Zukunft auch auf die Arbeit der<br />

<strong>Nationalpark</strong>verwaltung auswirken.<br />

So werden z. B. für die Umsetzung best<strong>im</strong>mter<br />

Managementmaßnahmen<br />

(dynamischen Gründlandmanagement)<br />

jährlich flächendeckend Daten<br />

zum Vorkommen best<strong>im</strong>mter Arten<br />

benötigt. Auch bei der praktischen<br />

Umsetzung der Managementmaßnahmen<br />

(z. B. Mahdbegleitung) engagieren<br />

sich diese Ornithologinnen und<br />

Ornithologen. Die Naturwacht kann<br />

kapazitätsbedingt die entstehenden<br />

Lücken nicht schließen.<br />

INTERNATIONALES<br />

Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

steht über seine Grenzen hinaus in<br />

stetigem Austausch. Das ist notwendig,<br />

nicht nur um dazuzulernen, sondern<br />

auch, um das eigene Schaffen<br />

und Handeln stets zu hinterfragen<br />

und zu verbessern. In zahlreichen<br />

Projekten und Zusammenkünften<br />

geht es um Maßnahmen, die dem<br />

Schutzzweck des <strong>Nationalpark</strong>s dienen.<br />

Dazu gehören unter anderem<br />

die Verbesserung der touristischen<br />

Infrastruktur, des Schutzgebietsmanagements<br />

und der regionalen und<br />

grenzüberschreitenden Kommunikation.<br />

Zwei Projekte stachen dabei<br />

<strong>2022</strong> hervor.<br />

NATUR OHNE GRENZEN –<br />

EIN INTERREG-PROJEKT<br />

Das Untere <strong>Odertal</strong> ist mit seiner<br />

Lage an der Grenze zwischen<br />

Deutschland und Polen einmalig in<br />

seiner Natur und Diversität, aber<br />

auch in seinen <strong>Herausforderungen</strong>.<br />

Das INTERREG VA-Projekt „Natur<br />

ohne Grenzen <strong>im</strong> einzigartigen<br />

Unteren <strong>Odertal</strong>“ (INT135) hat das<br />

Ziel, sich für den gemeinsamen Erhalt<br />

und die Entwicklung der Biodiversität<br />

<strong>im</strong> Gebiet des Unteren<br />

<strong>Odertal</strong>s einzusetzen. Mit der grenzüberschreitenden<br />

Zusammenarbeit<br />

sollen Maßnahmen zum Schutz von<br />

Natur und Umwelt <strong>im</strong>plementiert<br />

werden. Es geht um die verantwortungsvolle<br />

Bewirtschaftung von<br />

Naturressourcen, um die Ökosystemdienstleistungen<br />

zu verbessern.<br />

Folgende Maßnahmen wurden<br />

durch die Verwaltung des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> umgesetzt:<br />

• Öffentlichkeitsarbeit in Form einer<br />

mehrsprachigen mobilen Modulausstellung<br />

„Menschen am Fluss“<br />

• gezielte Landschaftspflegemaßnahmen<br />

durch Pflege von Trockenrasen<br />

(inkl. online-Fachworkshops<br />

und Exkursionen dazu)<br />

• der Aufbau eines deutsch-polnischen<br />

Netzwerkes von ehrenamtlichen<br />

und hauptamtlichen<br />

Naturschützern in der Region am<br />

Unteren <strong>Odertal</strong>.<br />

Die Ausstellung „Menschen am<br />

Fluss“ und der entstandene Film<br />

„Menschen am Fluss“ wurden <strong>im</strong><br />

Oktober <strong>2022</strong> während der Abschlussveranstaltung<br />

der Öffentlichkeit<br />

präsentiert. Die Ausstellung<br />

wird nun eine Tour von Süden nach<br />

Norden durch den Schutzgebietsverbund<br />

<strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> antreten und<br />

abwechselnd in unterschiedlichen<br />

deutschen und polnischen Orten zu<br />

sehen sein. Ausstellung und Film<br />

können auf der Internetseite des<br />

<strong>Nationalpark</strong>s angesehen werden:<br />

Ausstellung und Film<br />

„Menschen am Fluss“


Nationale und Internationale Zusammenarbeit | 23<br />

Wie in 2021 wurde auch in <strong>2022</strong> je<br />

ein Workshop zum Thema „Maßnahmen<br />

zur Trockenrasenpflege“<br />

und zum Thema „Netzwerk Ehrenamt“<br />

mit deutscher und polnischer<br />

Beteiligung durchgeführt. Während<br />

eines Workcamps <strong>im</strong> Oktober <strong>2022</strong><br />

konnten sich die deutschen und polnischen<br />

ehrenamtlich Engagierten<br />

noch intensiver zu einer künftigen<br />

Netzwerkarbeit austauschen.<br />

Federführender Partner war der Verbund<br />

der Landschaftsschutzparks in<br />

der Wojewodschaft Westpommern<br />

(Zespól Parków Krajobrazowych<br />

Województwa Zachodniopomorskiego,<br />

Republik Polen). Es wurden<br />

Partnerschaftsvereinbarungen mit<br />

weiteren Partnerinnen und Partnern<br />

getroffen, den Oberförstereien Mieskowice<br />

(Projektpartner 2, Republik<br />

Polen) und Chojna (Projektpartner<br />

3, Republik Polen) sowie mit dem<br />

<strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong>-Verwaltung<br />

(Projektpartner 4).<br />

REISE IN DEN BANHINE-<br />

NATIONALPARK, MOSAMBIK,<br />

IM NOVEMBER <strong>2022</strong><br />

Seit 2015 gibt es mit der Unterzeichnung<br />

der Kooperationsvereinbarung<br />

die Partnerschaft zwischen dem<br />

Land Brandenburg als Träger des<br />

<strong>Nationalpark</strong>s <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> und<br />

der ANAC als Träger des Banhine <strong>Nationalpark</strong>s.<br />

Seit 2016 reisen „Voluntärtouristen“<br />

aus Deutschland nach<br />

Mosambik, um dort den <strong>Nationalpark</strong><br />

und seine Arbeit kennenzulernen<br />

und zu unterstützen. Durch<br />

dieses internationale Interesse blieb<br />

der Banhine-<strong>Nationalpark</strong> Bestandteil<br />

des Transfrontier <strong>Nationalpark</strong>-Systems<br />

bestehend aus dem<br />

Kruger-, L<strong>im</strong>popo-, Gonarezhou- und<br />

Zinhave-<strong>Nationalpark</strong>.<br />

Mit den Reisen wird die Kooperation<br />

zwischen <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

und <strong>Ein</strong>wohnern in der <strong>Nationalpark</strong>region<br />

unterstützt. Je nach<br />

Fähigkeiten der Mitreisenden gab<br />

es medizinische oder Nahrungsmittelhilfe<br />

in den Dörfern, wurden<br />

Im Banhine <strong>Nationalpark</strong> wird <strong>im</strong>mer<br />

wieder Wilderermaterial konfisziert.<br />

Solaranlagen in Schulen gebaut,<br />

Schul- oder Ausbildungsstipendien<br />

vergeben oder ein lokaler Kulturverein<br />

unterstützt. Außerdem wird<br />

regelmäßig das Forschungscamp<br />

unterhalten und verbessert.<br />

Nach zweieinhalbjähriger „Corona-<br />

Pause“ wurde dieses Mal eine Bestandsaufnahme<br />

gemacht. Mit der<br />

Peace Parks Foundation (PPF) aus<br />

Südafrika gibt es inzwischen eine<br />

weitere Unterstützerin in Banhine.<br />

Es wurden Kontakte aufgenommen<br />

und zukünftige Kooperation vereinbart.<br />

Außerdem wurde nach Gesprächen<br />

mit dem medizinischen Dienst<br />

des Distrikts der Bau von Öfen zur<br />

Beseitigung medizinischer Abfälle in<br />

zwei Gesundheitsstationen zugesagt.


Herausgeber:<br />

Ministerium für Landwirtschaft,<br />

Umwelt und Kl<strong>im</strong>aschutz des Landes Brandenburg<br />

Redaktion: <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> – Verwaltung,<br />

Park 2, 16303 Schwedt<br />

Tel. 03332-26770<br />

E-Mail: nationalpark-unteres-odertal@nlpvuo.brandenburg.de<br />

www.nationalpark-unteres-odertal.eu<br />

www.natur-brandenburg.de<br />

Fotos: Milena Kreiling, AHA, Film, C. Saure, Volker Tubandt<br />

Satz und Druck: LGB (Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg)<br />

www.geobasis-bb.de, März 2023<br />

Der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong> ist Teil der Nationalen Naturlandschaften (NNL),<br />

dem Bündnis der deutschen <strong>Nationalpark</strong>e, Naturparke, Biosphärenreservate und<br />

Wildnisgebiete. www.nationale-naturlandschaften.de

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