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2022 im Nationalpark Unteres Odertal - Ein Jahr voller Herausforderungen

2022 war für den Nationalpark Unteres Odertal ein denkwürdiges Jahr. Zum einen konnten Nationalparkverwaltung und Naturwacht wichtige Erfolge und Fortschritte bei der Nationalparkentwicklung erzielen. So ist mit der Fortschreibung des Nationalparkplans begonnen worden. Der Anteil nicht mehr genutzter Flächen im Nationalpark konnte auf 37,4 % gesteigert werden. Die Untersuchungsergebnisse von Wildbienen auf Trockenrasen oder die Erfassung des Kiebitzes im Feuchtgrünland zeigen, dass das aufwändige Flächenmanagement tatsächlich eine positive Wirkung entfaltet. Mit seinen Bildungsprogrammen und dem Nationalparkhaus hat der Nationalpark wieder viele Menschen erreichen können.

2022 war für den Nationalpark Unteres Odertal ein denkwürdiges Jahr. Zum
einen konnten Nationalparkverwaltung und Naturwacht wichtige Erfolge
und Fortschritte bei der Nationalparkentwicklung erzielen. So ist mit der
Fortschreibung des Nationalparkplans begonnen worden. Der Anteil nicht
mehr genutzter Flächen im Nationalpark konnte auf 37,4 % gesteigert werden. Die Untersuchungsergebnisse von Wildbienen auf Trockenrasen oder
die Erfassung des Kiebitzes im Feuchtgrünland zeigen, dass das aufwändige
Flächenmanagement tatsächlich eine positive Wirkung entfaltet. Mit seinen
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8 | Fortschreibung <strong>Nationalpark</strong>plan<br />

Fische und Großmuscheln <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> <strong>Unteres</strong> <strong>Odertal</strong><br />

Abb. 57 Aus ca. 5 l Sed<strong>im</strong>ent <strong>im</strong> Übergang von Feinsanden zu Schlick gesiebte Corbicula aus dem BF<br />

Stolpe – Stützkow.<br />

Auswirkung des Fisch- und Muschelsterbens vom August <strong>2022</strong> <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong><br />

Vor allem Großfische fehlen jetzt<br />

in den Beständen der Oder.<br />

Das Fisch- und Muschelsterben in der Oder <strong>im</strong> August <strong>2022</strong> hat <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> insbesondere die Probestellen<br />

<strong>im</strong> Hauptstrom betroffen, auch wenn die Gesamtzahl der gefangenen Fische zuerst nicht<br />

darauf hindeutet (Tab. 18). Die z.T. deutlich höheren Fischzahlen sind zum <strong>Ein</strong>en darauf zurückzuführen,<br />

dass die Jungfische des <strong>Jahr</strong>gangs <strong>2022</strong> <strong>im</strong> Frühjahr noch fehlten und erst in der Herbstbefischung<br />

auftauchten. Zum Anderen sind die hohen Zahlen in erster Linie auf den Fang von Ukeleis des <strong>Jahr</strong>gangs<br />

<strong>2022</strong> (0+ Fische, die noch keinen Winter erlebt haben) zurückzuführen. Die Jungfische dieser in Elektrofängen<br />

ansonsten eher unterrepräsentierte Freiwasserfischart hielten sich nach dem Fischsterben<br />

in großen Mengen, <strong>im</strong> sehr flachen Wasser and den landseitigen Rändern der Schilfsäume auf, wo sie<br />

sehr gut fangbar waren. Gleiches trifft für Gründlinge und die Jungfische anderer Arten zu. Ganz offensichtlich<br />

erreichten die Algentoxine diese durch den Röhrichtstreifen geschützten Flachwasserbereiche<br />

nicht, so dass insbesondere Jung- und Kleinfische hier Refugien fanden. Die hohen Fischzahlen nach<br />

dem Fischsterben sind ganz überwiegend auf 0+ Jungfische, vor allem des Ukeleis, aber auch anderer<br />

Arten zurückzuführen, während größere Fische, die gewöhnlich <strong>im</strong> und vor dem Röhricht stehen, weitgehend<br />

fehlten (Abb. 58). Waren in den befischten Buhnenfeldern <strong>im</strong> Hauptstrom (Messstellen 48-50)<br />

<strong>im</strong> Frühjahr <strong>2022</strong> noch 1776 (41,2%) der insgesamt 4308 gefangenen Fische aller Arten 10 cm und<br />

länger, so waren es <strong>im</strong> Herbst nur noch 191 (2,7%) von 7002 Fischen (Abb. 58). In diesem Bereich der<br />

Oder betrafen die Verluste überproportional potentielle Laichfische.<br />

hohen Fischzahlen nach dem Fischsterben<br />

sind ganz überwiegend auf<br />

Jungfische, vor allem des Ukelei, aber<br />

auch anderer Arten zurückzuführen,<br />

während größere Fische, die gewöhnlich<br />

<strong>im</strong> und vor dem Röhricht stehen,<br />

weitgehend fehlten (siehe Abbildung).<br />

Waren in den befischten Buhnenfeldern<br />

<strong>im</strong> Hauptstrom <strong>im</strong> Frühjahr <strong>2022</strong><br />

noch 41,2 % der insgesamt 4308<br />

gefangenen Fische aller Arten 10 cm<br />

und länger, so waren es <strong>im</strong> Herbst nur<br />

noch 2,7 % von 7002 Fischen (siehe<br />

Abbildung). In diesem Bereich der<br />

Oder betrafen die Verluste überproportional<br />

potentielle Laichfische.<br />

Neben den allgemeinen Verlusten von<br />

Fischen ≥ 10 cm Körperlänge waren<br />

auch die Arten unterschiedlich betroffen.<br />

So erlitt die ohnehin unter hohen<br />

Temperaturen leidende Quappe<br />

wahrscheinlich einen Totalverlust, der<br />

sich auch über die Westoder und die<br />

Gewässer <strong>im</strong> Vordeichland erstreckte.<br />

Starke bis sehr starke Bestandsrückgänge<br />

wurden auch bei Barsch, Güster,<br />

Kaulbarsch und Steinbeißer sowie<br />

bei der nicht einhe<strong>im</strong>ischen Schwarzmundgrundel<br />

beobachtet.<br />

Abb. 58 Relative Längen-Häufigkeitsverteilung der Fische in den Buhnenfeldern der Oder (Messstellen<br />

Relative 48-50) vor Häufigkeitsverteilung und nach dem Fischsterben der <strong>im</strong> Totallängen August <strong>2022</strong>. der in den Buhnenfeldern der Oder<br />

gefangenen Fische; in grün: vor dem Fischsterben, in orange: nach dem Fischsterben<br />

<strong>im</strong> Neben August den allgemeinen <strong>2022</strong> Abbildung: Verlusten C. von Wolter Fischen (<strong>2022</strong>) ≥10 cm Körperlänge, waren auch die Arten unterschiedlich<br />

betroffen. So erlitt die ohnehin unter hohen Temperaturen leidende Quappe, wahrscheinlich einen<br />

Als Fazit ist festzustellen, dass während<br />

des Fisch- und Muschelsterbens<br />

<strong>im</strong> August <strong>2022</strong> auch mindestens die<br />

Hälfte des Großmuschelbestandes <strong>im</strong><br />

untersuchten Oder-Abschnitt verendete.<br />

Der massive Großmuschelverlust<br />

wird erhebliche Auswirkungen auf<br />

das Nahrungsnetz der Oder haben,<br />

weil mit den Muscheln ein wichtiger<br />

und leistungsfähiger Filtrierer ausfällt.<br />

Infolge dessen wird der Fraßdruck<br />

auf das Phytoplankton sinken und es<br />

kann schneller und massiver zu Algenmassenentwicklungen<br />

kommen.<br />

Es besteht also weiterhin ein großes<br />

Risiko, dass sich die Goldalge<br />

massenhaft weiterentwickelt,<br />

insbesondere da sie sich in den<br />

Poldergewässern etabliert hat, wie<br />

Untersuchungen der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

belegen. Angesichts<br />

dessen sind umgehend drastische,<br />

effiziente Maßnahmen zur Verringerung<br />

der Nährstoff- und Salzfrachten<br />

in der Oder umzusetzen.<br />

Wolter et al. <strong>2022</strong> 96

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