Jungtierschau mit Original Aussteiger Flohmarkt ... - in Gottmadingen
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Seite 6 Gottmad<strong>in</strong>gen aktuell Donnerstag, 30. August 2012<br />
Gottmad<strong>in</strong>gen. Bereits Ende<br />
des 19. Jahrhunderts plante<br />
Franz Josef Wüst, der von 1892<br />
bis 1920 Pfarrer <strong>in</strong> der alten<br />
Sankt Georgskirche <strong>in</strong> Gottmad<strong>in</strong>gen<br />
war, den Bau e<strong>in</strong>er neuen<br />
Kirche und erwarb 1905 den<br />
dazu notwendigen Baugrund.<br />
Das durch ihn bereits gesammelte<br />
Kapital von 200.000 Mark<br />
wurde durch die Inflation 1923<br />
fast gänzlich entwertet und deshalb<br />
der geplante Kirchenbau<br />
aufgegeben.<br />
Erst Pfarrer Franz Burkard, der<br />
1923 nach Gottmad<strong>in</strong>gen kam,<br />
ergriff entschlossen die Planung<br />
der neuen Kirche, der am 28. Oktober<br />
1930 der Spatenstich<br />
folgte. Die Bauarbeiten wurden<br />
fast ausschließlich von Gottmad<strong>in</strong>ger<br />
Handwerkern zügig ausgeführt<br />
und ermöglichten so bereits<br />
am 26. April 1931 <strong>in</strong> Anwesenheit<br />
des Patronatsherrn, Graf<br />
Wilhelm Douglas von Langenste<strong>in</strong>,<br />
20 Geistlichen aus der Umgebung<br />
und unter Teilnahme aller<br />
örtlichen Vere<strong>in</strong>e sowie der<br />
ganzen Bevölkerung die Grundste<strong>in</strong>legung.<br />
Nach der Fertigstellung<br />
wurde die Kirche am 3. Juli<br />
1932 zunächst von Pfarrer Burkard<br />
e<strong>in</strong>geweiht. Die Konsekration,<br />
wobei die damals über 230<br />
Jahre alten Reliquien von der<br />
Sankt Georgskirche <strong>in</strong> die neue<br />
Kirche übertragen wurden, fand<br />
erst am 28. Juni 1936 durch<br />
Weihbischof Doktor Burger,<br />
Freiburg, statt. Der Grund für<br />
diese zeitliche Verzögerung ist<br />
nirgends erwähnt.<br />
Aus der Sankt Georgskirche<br />
wurden unter anderem die beiden<br />
Seitenaltäre, die Orgel, der<br />
Kreuzweg und wertvolle Statuen<br />
Die Christkönigskirche wurde 80!<br />
Inflation machte zuerst Strich durch Rechnung<br />
übernommen. Ebenso die beiden<br />
Bilder der Apostel Peter und<br />
Paul, die von der Kirche auf der<br />
ehemaligen Festung Hohentwiel<br />
stammen sollen. E<strong>in</strong> Juwel alter<br />
Goldschmiedekunst ist die ebenfalls<br />
übernommene Monstranz,<br />
die laut Festblatt vom 28. Juni<br />
1936 als künstlerische Verherrlichung<br />
des eucharistischen Gottkönigs<br />
der neuen Kirche den Namen<br />
»Christkönigs-Kirche« geben<br />
durfte. Ferne wurden liturgische<br />
Gewänder und Fahnen, so<br />
genannte Paramente, übernommen.<br />
Die Baukosten der Kirche betrugen<br />
ohne Glocken und Turmuhr<br />
260.000 Reichsmark. Die Anschaffung<br />
der fünf Glocken <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>em Gesamtgewicht von 8,9<br />
Tonnen, die am 6. November<br />
1931 unter dem Jubel der Bevölkerung<br />
am Bahnhof abgeholt<br />
wurden, verursachten <strong>mit</strong> Läutewerk<br />
und Turmuhr weitere<br />
33.600 Reichsmark an Kosten,<br />
die gänzlich aus Spenden aufgebracht<br />
wurden. Die aufwendig<br />
gestaltete Kommunionbank<br />
wurde von den damals schulpflichtigen<br />
K<strong>in</strong>dern durch Sammelaktionen<br />
gespendet (1.000<br />
Reichsmark). Zu Ehren der gefallen<br />
71 Kriegsteilnehmer des<br />
Weltkrieges 1914/18 s<strong>in</strong>d rechts<br />
und l<strong>in</strong>ks des Hauptportals die<br />
Namen auf zwei Mosaiktafeln<br />
aufgeführt.<br />
Die Freude über das neue Geläut<br />
währte nur zehn Jahre. Am<br />
13. Februar 1942 mussten die<br />
großen vier Glocken und Teile<br />
des Kupferdaches zur E<strong>in</strong>schmelzung<br />
zu Kriegszwecken<br />
abgegeben werden. Dazu sei erwähnt,<br />
dass gleichzeitig der<br />
bronzene Soldat auf dem Kriegerdenkmal<br />
vor dem alten Rathaus<br />
samt den Namenstafeln der<br />
Kriegsteilnehmer von 1870/71<br />
zum selben Zweck e<strong>in</strong>gezogen<br />
wurde. Der bei der Jugend beliebte<br />
und bei der Bevölkerung<br />
sehr geschätzte Pfarrer Burkard<br />
fand stets, so auch hier, Helfer<br />
und Förderer für se<strong>in</strong>e Anliegen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er damals rund 3.500 E<strong>in</strong>wohner<br />
zählenden Geme<strong>in</strong>de,<br />
e<strong>in</strong>schließlich der Familien Fahr<br />
und Bilger, die beide evangeli-<br />
schen Glaubens waren. So konnten<br />
am 26. März 1950 zwei neue<br />
Glocken e<strong>in</strong>geweiht werden,<br />
wovon die Marienglocke 1953<br />
wegen e<strong>in</strong>es Sprungs umgegossen<br />
werden musste. Am 10. Juli<br />
1960 konnten auch die zwei großen<br />
Glocken e<strong>in</strong>geweiht werden.<br />
Die Sankt Georgsglocke wurde<br />
von der Geme<strong>in</strong>de zu Ehren der<br />
gefallenen Soldaten beider<br />
Weltkriege gestiftet und muss<br />
dafür jeden Donnerstag geläutet<br />
werden. Das neue Geläut hat e<strong>in</strong><br />
Gesamtgewicht von 9,6 Tonnen.<br />
Am 28. November 1965 wurde<br />
die alte Orgel durch e<strong>in</strong>e neue,<br />
dreimanualige Orgel <strong>mit</strong> 37 Registern<br />
ersetzt. Die erste umfangreiche<br />
Innenrenovation der<br />
Kirche erfolgte 1971 und war<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>schneidenden Veränderungen<br />
verbunden, die teilweise<br />
von Unmut und Protest aus der<br />
Bevölkerung begleitet waren.<br />
Die letzte große Innenrenovation<br />
war 1999. Diese hatte unter<br />
anderem die Freilegung des<br />
1971 abgedeckten, 45 Quadratmeter<br />
großen Altarbildes, den<br />
Wiederaufbau des früheren<br />
Hochaltares sowie e<strong>in</strong>e Reduzierung<br />
und Neuordnung der<br />
Kirchenbänke zur Folge.<br />
Wie bereits e<strong>in</strong>gangs erwähnt,<br />
war Franz Burkard Initiator des<br />
Kirchenneubaus. 1888 <strong>in</strong> S<strong>in</strong>zheim<br />
geboren, kam er 1923 von<br />
Konstanz zunächst als Pfarrerverweser<br />
und ab 1925 <strong>mit</strong> fester<br />
Pfarrstelle nach Gottmad<strong>in</strong>gen.<br />
Zum 25-jährigen Jubiläum 1948<br />
wurde er von Erzbischof Doktor<br />
Konrad Gröber zum Geistlichen<br />
Rat und von der Geme<strong>in</strong>de Gottmad<strong>in</strong>gen<br />
zum Ehrenbürger ernannt.<br />
Se<strong>in</strong>en Lebensabend verbrachte<br />
er ab 1962 <strong>in</strong> Überl<strong>in</strong>-<br />
gen. Franz Burkard verstarb<br />
1965 und wurde se<strong>in</strong>em Wunsch<br />
entsprechend <strong>in</strong> Gottmad<strong>in</strong>gen<br />
beerdigt. In vielen Abschiedsreden<br />
wurden se<strong>in</strong>e enormen Verdienste<br />
sowohl <strong>in</strong> der Seelsorge<br />
als auch durch Rat und Tat <strong>in</strong> der<br />
politischen Geme<strong>in</strong>de gewürdigt.<br />
Se<strong>in</strong> ebenbürtiger, allseits beliebter<br />
Nachfolger war Pfarrer<br />
Bernhard Adler, der 24 Jahre <strong>in</strong><br />
Gottmad<strong>in</strong>gen wirkte und 2012<br />
<strong>mit</strong> 83 Jahren im Kloster Hegne<br />
verstarb. Rund um die Christkönigs-Kirche<br />
hat sich nach dem<br />
Bau des Pfarrhauses 1937 <strong>in</strong> den<br />
letzten 50 Jahren enorm viel verändert.<br />
Mit der Kirche als Mittelpunkt<br />
wurde e<strong>in</strong>e harmonische<br />
E<strong>in</strong>heit sozialer E<strong>in</strong>richtungen<br />
gebildet. So entstand 1965 das<br />
Sankt Georgshaus, 1985 das Altenpflegeheim<br />
Sankt Hildegard,<br />
das 2011 erweitert wurde, und<br />
1999 der Neubau der Sozialstation.<br />
Möge die Christkönigs-Kirche<br />
<strong>in</strong> ihrer e<strong>in</strong>zigartigen Gestaltung<br />
noch vielen Generationen e<strong>in</strong><br />
Haus zur Ehre Gottes, zum Heil<br />
der Seelen und zum Wohle der<br />
ganzen Geme<strong>in</strong>de se<strong>in</strong>.<br />
Helmut Moosmann