Ausflug in die Geschichte eines Pianofortebauer… - Hauskonzert ...
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Möglichkeiten <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem großen Werk fasz<strong>in</strong>ieren. Im Jahr 1915 übernimmt der<br />
26jährige Anton Dütz aufgrund hervorragender Leistung <strong>die</strong> SEILER Filialleitung <strong>in</strong><br />
Dresden.<br />
Wenige Jahre später wird er von den Gesellschaftern der Pianofortefabrik SEILER<br />
zum Direktor berufen; 1923 erhält er mit erst 34 Jahren <strong>die</strong> Gesamtleitung des<br />
Werkes. Unter Anton Seiler-Dütz kommen weitere moderne Fabrikneubauten zur<br />
Ausführung; dabei treibt er <strong>die</strong> Modernisierung und Erneuerung der<br />
Masch<strong>in</strong>enausstattung voran.<br />
Auch e<strong>in</strong> Konzertsaal 18 wird geschaffen, der <strong>die</strong> Firma zum Kulturträger ihrer<br />
Heimatstadt werden lässt. Die Liebe zu Kunst und Kultur wird <strong>in</strong> der Familie von<br />
Antons Frau Marianne besonders gepflegt, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e begnadete Musiker<strong>in</strong> ist.<br />
Allwöchentlich lädt sie <strong>die</strong> Öffentlichkeit <strong>in</strong> den SEILER Konzertsaal zu Klavier- und<br />
Kammermusik-Abenden e<strong>in</strong>; den Erlös der Veranstaltungen setzt sie e<strong>in</strong> zur<br />
L<strong>in</strong>derung der Not <strong>in</strong> den Familien der Mitarbeiter.<br />
Die Nachfrage steigt <strong>in</strong> den 20er Jahren weiter. – Mit 435 Beschäftigten werden<br />
jährlich bis zu 3.000 Instrumente auf 10.000 m2 Arbeitsfläche und weiteren 10.000<br />
m2 Holzlagerfläche hergestellt. SEILER ist nun „größte Pianofortefabrik<br />
Ostdeutschlands“ und erhält weitere bedeutende Auszeichnungen: 1923 und 1924<br />
verleiht <strong>die</strong> Tur<strong>in</strong>er Ausstellung der Firma SEILER mit dem „Grand Prix“ e<strong>in</strong>en –<br />
aufgrund der anerkannt strengen Kriterien- <strong>in</strong>ternational besonders hoch bewerteten<br />
Preis. – Auch <strong>in</strong> Tokio vertritt SEILER <strong>die</strong> deutsche Industrie ehrenhaft: als e<strong>in</strong>ziger<br />
deutscher Firma wird ihr 1924 <strong>die</strong> seltene Auszeichnung der „Friedensausstellung“<br />
zugesprochen.<br />
Die Jahre 1929 bis 1933 werden aufgrund der Weltwirtschaftskrise zu e<strong>in</strong>em<br />
schweren Prüfste<strong>in</strong>. Es gel<strong>in</strong>gt Anton Seiler-Dütz mit eiserner Diszipl<strong>in</strong> und größtem<br />
Durchhaltewillen sowie se<strong>in</strong>em persönlichen E<strong>in</strong>satz im Verkauf das Werk durch<br />
<strong>die</strong>ses Tal zu führen, ohne jemals <strong>die</strong> Produktion zu unterbrechen. Aus <strong>die</strong>ser Zeit<br />
härtester Arbeit resultiert se<strong>in</strong>e besondere Freundschaft zu den Klavierhändlern <strong>in</strong><br />
aller Welt, <strong>die</strong> er regelmäßig persönlich besucht. Dem sich anschließenden<br />
Aufschwung folgt mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs <strong>die</strong> Umstellung auf <strong>die</strong><br />
Produktion von Munitionskisten. Trotzdem gel<strong>in</strong>gt es Anton Seiler-Dütz, bis zum Jahr<br />
1945 jährlich immer noch etwa 500 Pianos und Flügel herzustellen.<br />
18 Etwa zeitgleich erfolgt <strong>in</strong> New York der wiederholt erfolgreiche Market<strong>in</strong>g-Coup von Ste<strong>in</strong>way & Sons um Bau<br />
und Bezug der legendären, neuen „Ste<strong>in</strong>way Hall“ 1925 an der West 57 Street im Herzen von Midtown<br />
Manhattan, nachdem <strong>die</strong> erste Ste<strong>in</strong>way Hall bereits 1866 (!) <strong>in</strong> der 14th Street <strong>in</strong> Manhattan verkaufsfördernd<br />
erbaut wurde. Diese galt als e<strong>in</strong>e der ersten Konzerthallen <strong>in</strong> New York. William Ste<strong>in</strong>way erkannte als<br />
Market<strong>in</strong>gpionier früh, dass berühmte Pianisten, <strong>die</strong> auf Ste<strong>in</strong>way-Instrumenten spielen, für das Pianogeschäft<br />
verkaufsfördernd se<strong>in</strong> würden. Den Auftritt von Anton Rub<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> sahen 3.000 Zuschauer. Ste<strong>in</strong>way war der<br />
Überzeugung, dass e<strong>in</strong> Konzert am Samstagabend, sich <strong>in</strong> Verkäufen am Montagmorgen niederschlägt. Diese<br />
Geschäftsidee veranlasste Klavierproduzenten wie <strong>die</strong> Aeolian Company oder Chicker<strong>in</strong>g & Sons, ebenfalls<br />
eigene Konzerthallen, <strong>die</strong> Aeolian Hall und <strong>die</strong> Chicker<strong>in</strong>g Hall, <strong>in</strong> New York zu bauen. Zur gleichen Zeit<br />
entstanden <strong>in</strong> Boston, Chicago und Philadelphia weitere Konzertsäle.<br />
<strong>Ausflug</strong> <strong>Geschichte</strong> e<strong>in</strong>es Pianofortebauers… und se<strong>in</strong> Umfeld heute (V3) Seite 12 von 48