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Vier Perspektiven zur Entstehung und Entwicklung der ... - MPIfG

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Schäfer: <strong>Vier</strong> <strong>Perspektiven</strong> <strong>zur</strong> „Europäischen Beschäftigungspolitik“ 19<br />

genteil, die eigene Geldpolitik an die <strong>der</strong> Deutschen B<strong>und</strong>esbank zu koppeln versprach,<br />

die Glaubwürdigkeit einer anti-inflationären Politik zu erhöhen. 19<br />

Unter diesen Voraussetzungen gelang es in den achtziger Jahren mit dem Europäischen<br />

Währungssystem (EWS) ein stabiles System fester, aber in Zielzonen<br />

anpassbarer Wechselkurse, welches sich an <strong>der</strong> DM als Ankerwährung orientierte,<br />

aufrechtzuhalten. Allerdings ist ein solches System potenziell instabil, denn<br />

ohne Kapitalkontrollen sind selbst kurzfristige Zinsunterschiede nicht haltbar, da<br />

sie einen Abfluss von Kapital nach sich ziehen (Eichengreen 1994: 7). Mit dem<br />

freien Verkehr von Kapital, den die Einheitliche Europäische Akte (EEA) festlegte,<br />

wurde das EWS unterminiert, <strong>und</strong> es verblieben zwei Möglichkeiten: entwe<strong>der</strong><br />

zu flexiblen Wechselkursen überzugehen o<strong>der</strong> Schritte <strong>zur</strong> Währungsunion<br />

zu einzuleiten.<br />

In this sense, then, the Single European Act forced the issue. It required the removal<br />

of capital controls, which <strong>und</strong>ermined the viability of the EMS and confronted<br />

the Community with the choice of reverting to floating or moving forward<br />

to monetary unification. Floating was incompatible with Europe’s longstanding<br />

aversion to exchange-rate variability. Monetary unification was therefore<br />

a prerequisite for reaping the benefits of the product- and factor-market integration<br />

foreseen by the Single European Act. (Eichengreen 1994: 8) 20<br />

Die Entscheidung fiel – aus dieser Sicht nicht überraschend – zugunsten einer Europäischen<br />

Währungsunion, in <strong>der</strong> die Geldpolitik einer unabhängigen Zentralbank<br />

überantwortet wurde. Dies führt im Ergebnis zu einer ungleichmäßigen<br />

Vergemeinschaftung, in <strong>der</strong> die Geldpolitik zwar zentralisiert ist, nicht aber an<strong>der</strong>e<br />

(makroökonomische) Politikbereiche. In eben dieser Spannung zwischen<br />

nationaler <strong>und</strong> europäischer Kompetenz liegt <strong>der</strong> Bedarf an zwischenstaatlicher<br />

Koordinierung begründet. Worin besteht jedoch dieser Koordinierungsbedarf im<br />

Einzelnen?<br />

In <strong>der</strong> Diskussion um die Europäische Währungsunion nimmt die Frage, ob die<br />

Euro-Län<strong>der</strong> ein optimaler Währungsraum sind, einen prominenten Platz ein.<br />

Ohne diese Diskussion nachvollziehen zu wollen (siehe hierzu Dohse 1998: 11–17),<br />

19 Frieden (1996: 195) zeigt, dass mit wachsendem innereuropäischen Handel <strong>und</strong> höherer<br />

Kapitalmobilität <strong>der</strong> ökonomische <strong>und</strong> politische Druck (insbeson<strong>der</strong>e von<br />

Unternehmen) steigt, ein festes Wechselkurssystem zu errichten: „As the EU has become<br />

more integrated, the demand for stable exchange rates has grown; and national<br />

support for monetary integration is correlated with national reliance on intra-EU<br />

trade and payments.“<br />

20 Dass die Entscheidung gegen ein mögliches Floating fiel, hängt auch mit <strong>der</strong> sektoralen<br />

Integration <strong>der</strong> Agrarpolitik zusammen. Ihr kompliziertes System zwischenstaatlicher<br />

Ausgleichszahlungen wäre bei fluktuierenden Wechselkursen kaum aufrechtzuhalten<br />

gewesen; vgl. Ziltener (1999: 19) <strong>und</strong> Eichengreen/Frieden (1994: 15).

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