bio alpe adria - Institut für ökologischen Landbau - Boku
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INTERDISZIPLINÄRE EXKURSION ZUR ÖLW BIO ALPE ADRIA 933.312 SS 2012<br />
Proteingel wird anschließend unter Erwärmung mechanisch bearbeitet – geschnitten – wobei<br />
die Abscheidung von Molke eine Verfestigung des Käsebruchs nach sich zieht. Diese soge-<br />
nannte Synärese ist umso intensiver, je stärker die mechanische Bearbeitung ist und je hö-<br />
her die Temperatur – das Brennen – gewählt wird. Die Trennung von Bruch und Molke er-<br />
folgt entweder durch Ablauf oder unter Druck bei gleichzeitiger Formgebung der Masse. Ne-<br />
ben der Prozessführung hat auch die Reifungskultur – besonders über den pH-Wert – ent-<br />
scheidenden Einfluss auf die Eigenschaften des Bruches.<br />
Als Frischkäse werden ungereifte Käsesorten bezeichnet, wie Topfen, Schicht- oder Hütten-<br />
käse. Gereifte Käse kommen nach der Formgebung in ein Salzwasserbad und anschließend<br />
in den Reiferaum. Der Reifungsverlauf ist hauptsächlich durch den Wassergehalt, Mikroor-<br />
ganismen, Temperatur und Luftfeuchtigkeit charakterisiert. Weichkäse reifen von außen<br />
nach innen, während Hartkäse gleichmäßig über die gesamte Masse reifen. Die Reifungs-<br />
dauer ist sehr unterschiedlich und beträgt zwischen wenigen Tagen bei Weichkäse bis zu<br />
Jahren bei Hartkäse. Pro 100 kg Milch können 8 kg (Hartkäse) bis 12 kg (Weichkäse) als<br />
Ausbeute angegeben werden. Milchzucker (Lactose) wird während der Reifung zu Milchsäu-<br />
re CH3 CHOHCOOH abgebaut was eine pH-Wert Absenkung zur Folge hat. Milchsäure<br />
kann weiter zu Propionsäure CH3 CH2 COOH und Essigsäure CH3COOH abgebaut wer-<br />
den. Der Fettabbau (Lipolyse) ist nur bei wenigen Käsen, wie etwa Roquefort, Gorgonzola<br />
oder Stilton, erwünscht. Während der Lipolyse kommt es zur Freisetzung besonders<br />
aromawirksamer Substanzen (Fettsäuren, 2 -Alkanone, 2-Alkanole). Der Proteinabbau er-<br />
folgt über Peptide zu Aminosäuren wodurch sich Konsistenz und Aroma des Käses verän-<br />
dern. Durch Decarboxylierung von Aminosäuren entstehen <strong>bio</strong>gene Amine, von denen vor<br />
allem Histamin als Auslöser von Überempfindlichkeitsreaktionen erwähnenswert ist.<br />
Schmelzkäse wird aus Schnitt- und Hartkäse(resten) durch Erhitzen bei Zugabe von<br />
Schmelzsalzen in schnittfester oder streichfähiger Form hergestellt. Darüber hinaus können<br />
noch weitere Zusätze (Milchpulver, Rahm, Aromen, Gewürze, …) beigemengt werden. Durch<br />
die thermische Behandlung steigt die Haltbarkeit stark an. Käsesurrogate werden ähnlich wie<br />
Schmelzkäse hergestellt, allerdings auf Basis von (Milch)Eiweiß, (gehärtetem pflanzlichem)<br />
Fett, Wasser und Stabilisatoren. Eine Besonderheit bei der <strong>ökologischen</strong> Käseproduktion ist<br />
das Verbot der Zugabe von Nitrat-Salzen. In der konventionellen Käseproduktion verhindert<br />
die Zugabe von Nitrat -Salzen die durch Clostridien ausgelöste Spätblähung. Eine Haupt-<br />
quelle <strong>für</strong> die Verunreinigung der Milch mit Clostridien-Sporen ist die Fütterung mit vergore-<br />
nen Futtermitteln. Sollte <strong>für</strong> die Herstellung von ökologischem Käse derartige Milch verwen-<br />
det werden, kann eine mechanische Entkeimung (Bactofuge -Zentrifuge) erfolgen. Selbst-<br />
verständlich dürfen <strong>für</strong> die ökologische Käseproduktion ausschließlich Reifungskulturen ver-<br />
wendet werden die nicht gentechnisch modifiziert wurden. Tabelle 2 gibt einen Überblick<br />
über die Einteilung der Käsesorten.<br />
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