Februar 2006 - SchulArena.com
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TG/SH 2 <strong>2006</strong><br />
50<br />
KANTON THURGAU<br />
und Sonderklassen vermelden auch die<br />
Heilpädagogischen Tagesschulen mehr<br />
Eintritte als in den vergangenen Jahren.<br />
In der schw. Zeitschrift für Heilpädagogik<br />
wurde vor zwei Jahren die Frage aufgeworfen,<br />
ob es heute mehr geistig behinderte<br />
Kinder gibt als früher. Der Grund<br />
dazu war die Beobachtung, dass immer<br />
mehr Kinder sonderpädagogisch betreut<br />
werden mussten, sei es in Kleinklassen<br />
oder gar in sonderpädagogischen Institutionen.<br />
Gemäss einer Forschungsstudie, die Peter<br />
Lienhard-Tuggener im Kanton Zürich<br />
durchführte, kann man sagen: Die Zahl<br />
der klassisch geistig behinderten Kinder<br />
hat, mindestens im Kanton Zürich, nicht<br />
zugenommen (Lienhard-Tuggener, 2002).<br />
Trotzdem werden mehr Kinder in heilpädagogische<br />
Tagesschulen eingewiesen<br />
als früher. Die Zunahme «betrifft generell<br />
Kinder mit einer komplexen Symptomatik».<br />
Diese wird wie folgt beschrieben:<br />
Entwicklungsverzögerung, Konzentrations-,<br />
Wahrnehmungs- und Verhaltensstörungen,<br />
sozial-emotionale Belastungen<br />
«und zwar nicht nur im Sonder-, sondern<br />
explizit auch im Volksschulbereich».<br />
Lienhard stellt fest:<br />
1. Das sonderpädagogische Modell der<br />
Wohngemeinde hat keinen Einfluss<br />
auf die Zahl der Einweisungen.<br />
2. Der Anteil der Migrantenkinder ist stabil<br />
(nur leicht über dem kantonalen<br />
Durchschnitt)<br />
Der Autor stellt sich auch drei Fragen nach<br />
den Gründen. Eine davon lautet: «Sind<br />
bestimmte aussergewöhnliche äussere<br />
Einflüsse (Gesellschaft, Umwelt…) ausschlaggebend<br />
für die Zunahme von Kindern<br />
mit dieser Symptomatik? Wenn ja:<br />
Welche sind besonders wirksam – und wie<br />
lassen sich diese beeinflussen?» (Lienhard-Tuggener,<br />
2002).<br />
Dieser Frage versuche ich nachzugehen,<br />
weil ich die oben erwähnte Entwicklung<br />
seit einigen Jahren auch in meinen eigenen<br />
Klassen beobachte.<br />
Ich unterrichte Einschulungsklassen- und<br />
Kleinklassenkinder vom 1. bis 3. Schuljahr.<br />
Eine steigende Zahl von ihnen zeigt diese<br />
komplexe Symptomatik. Kinder, die in<br />
Teilgebieten Leistungen aufweisen, die<br />
sich einer geistigen Behinderung annähern.<br />
Trotzdem sind diese Kinder nicht<br />
geistig behindert.<br />
Auch psychische Störungen treten vermehrt<br />
auf. Das hat auch die Tagesklinik<br />
der Kinder- und Jugendpsychiatrischen<br />
Dienste in Münsterlingen gemerkt, die in<br />
diesem Herbst eine vierte Gruppe eröffnen<br />
musste.<br />
Jahrelang habe ich mich der gängigen<br />
Meinung angeschlossen und den Eltern<br />
die alleinige Schuld zugeschoben. Im vergangenen<br />
Jahr vertiefte ich mich aber in<br />
unterschiedliche Literatur und musste<br />
meine Ansicht revidieren. Zwar scheint<br />
der Umgang der Eltern mit ihrem Kind<br />
einen immensen Einfluss auch auf dessen<br />
kognitive Entwicklung zu haben. Doch<br />
bin ich zum Schluss gekommen, dass die<br />
Eltern nicht die alleinige Verantwortung<br />
tragen für Schulprobleme ihrer Kinder.<br />
Es scheint neben den Einflüssen, die das<br />
Kind zu Hause erlebt, noch weitere zu<br />
geben, die auf die Kinder einwirken. Dazu<br />
gehören negative Umwelteinflüsse, denen<br />
wir alle ausgesetzt sind, und welche<br />
die noch in der Entwicklung stehenden<br />
Kinder besonders stark betrifft.<br />
Zuerst möchte ich mich einigen dieser<br />
Umwelteinflüssen zuwenden.<br />
Schwermetalle<br />
Als diese gelten Blei, Cadmium, Zinn,<br />
Kupfer, Nickel u.a. Als Beispiel habe ich<br />
Blei gewählt.<br />
Blei<br />
Dieses Schwermetall kommt vor in Mal-,<br />
Rostschutz- und Druckfarben, Auto- und<br />
Industrieabgase, Keramikgeschirr, Bleiglas,<br />
Tabakrauch, Düngemittel. Es ist<br />
heute unumstritten, dass wir alle kleine<br />
Mengen von Blei in unseren Knochen<br />
haben.<br />
«Vom Wind wird Blei (Pb) als Staub überall<br />
hin getragen. Blei und seine Verbindungen<br />
sind v.a. staubförmig oder auch<br />
gelöst stark giftig. Schon Spuren von Blei<br />
führen bei ständiger Aufnahme zu schweren<br />
Erkrankungen, da sich Blei im Körper<br />
ansammelt. Je nach Blutkonzentration<br />
sind folgende Krankheitsbilder zu beobachten:<br />
Kopfschmerzen, Schlaffheit, Erregungszustände<br />
und Ermattungszustän-<br />
de…, Gehirnschädigung… Auch Pflanzen<br />
nehmen das Blei auf, wodurch es in der<br />
Nahrungskette schliesslich wieder vom<br />
Mensch aufgenommen wird.» (Schreiber,<br />
2003).<br />
Schreiber weist darauf hin, dass Kinder bis<br />
50% des durch die Nahrung aufgenommenen<br />
Bleis absorbieren, die Erwachsenen<br />
nehmen nur 10% auf. Im Mutterleib<br />
bildet die Plazenta eine Schranke für das<br />
Blei. Mit der Muttermilch gelangt das Blei<br />
jedoch in den kindlichen Körper, wo es<br />
während der Kindheit Entwicklungsstörungen<br />
und neurologische Störungen verursachen<br />
kann. In einer Studie mit 150<br />
Kindern wurde der Blei- und Cadmiumgehalt<br />
im Haar zu nicht verbalen und verbalen<br />
IQ in Beziehung gesetzt (Cory-Slechta<br />
D A). Die Resultate waren erstaunlich: Je<br />
höher der Bleigehalt im Haar, umso niedriger<br />
war der nichtverbale IQ (z.B. Mosaik<br />
nachlegen oder falsche Bilder erkennen).<br />
Der verbale IQ ist vom Cadmiumgehalt<br />
abhängig.<br />
Nur schon 10 mcg Blei/100ml Blut beeinträchtigen<br />
den IQ der Kinder schon erheblich.<br />
Weitere Giftstoffe<br />
(Blumer, 2001/Schreiber 2003)<br />
Quecksilber hat als Leichtmetall eine Sonderstellung<br />
inne. In Amalgamplomben,<br />
Fungiziden, Fischen, Kosmetika und Haarfärbemittel,<br />
aber auch in Impfstoffen ist<br />
Quecksilber enthalten. Es lagert sich im<br />
Körper ab, u.a. auch im Gehirn. Als Symptome<br />
werden genannt: Gedächtnisschwund,<br />
Seh-, Sprach- und Hörstörungen,<br />
erhöhte Reizbarkeit (weitere Literatur<br />
im Internet unter «Quecksilber»).<br />
Unter anderem wird durch Amalgamplomben<br />
Quecksilber in verschiedenen<br />
Organen der Mutter eingelagert, so dass<br />
Frauen nicht schwanger werden oder die<br />
Kinder werden tot geboren. Kommen sie<br />
lebend zur Welt, so gibt es nachgeburtliche<br />
Probleme, die man meist nicht im Zusammenhang<br />
mit Quecksilber sieht. Frühoder<br />
Totgeborene werden, wenn überhaupt,<br />
nur auf Gendefekte und Toxoplasmose<br />
untersucht. (Schreiber, 2003).<br />
Aluminium kommt vor in Kochgeschirr,<br />
Alufolie, Aluminiumsulfat, einigen Deodorants.<br />
Wirkungen: Darmkrämpfe, Ver-