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Empfehlungen zum Bau von Sohlgleiten in Schleswig-Holstein

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A Biologische Anforderungen an <strong>Sohlgleiten</strong><br />

8<br />

A.1 Die Motivation: Herstellung der longitud<strong>in</strong>alen<br />

Durchgängigkeit für wirbellose<br />

Wassertiere und Fische<br />

Wanderungen <strong>von</strong> Fischen f<strong>in</strong>den über lange<br />

Distanzen (makroskalig) zwischen dem E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

des B<strong>in</strong>nengewässers und dem<br />

Meer sowie über mittlere Distanzen (mesoskalig)<br />

zwischen Abschnitten <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Gewässersystems statt (Abbildung A1).<br />

Anadrome Langdistanzwanderfische (Flussneunauge,<br />

Meerneunauge, Stör, Meerforelle,<br />

Lachs, Schnäpel (Foto 1) wandern zur Laichablage<br />

aus dem Meer <strong>in</strong> die Fließgewässer<br />

e<strong>in</strong> und danach wieder <strong>in</strong> die Küstenmeere.<br />

Katadrome Wanderfische (Flunder, Aal (Foto<br />

2)) wandern <strong>in</strong>s Meer zur Laichablage. Die<br />

Wanderzeiten unterscheiden sich zwischen<br />

den Arten und Lebensstadien (Tabelle A1).<br />

Potamodrome Fische wechseln ihre Standorte<br />

<strong>in</strong>nerhalb des Gewässersystems, u. a.<br />

um verschiedene Habitate aufzusuchen (wie<br />

Laichhabitate, W<strong>in</strong>terhabitate, Nahrungshabitate)<br />

oder um Besiedlungsdichten auszugleichen<br />

(SCHLOSSER & ANGERMEIER 1995). Nahezu alle<br />

e<strong>in</strong>heimischen Fischarten, die Fließgewässer<br />

bewohnen, zählen zur potamodromen Gruppe<br />

und führen artspezifisch mehr oder weniger<br />

ausgedehnte Wanderungen durch (WAGNER &<br />

LEMCKE 2003).<br />

Die wirbellosen Wassertiere (Makrozoobenthos)<br />

zeigen <strong>zum</strong>eist e<strong>in</strong>e substratspezifische<br />

Besiedlung (BRUNKE et al. 2002), d.h. es werden<br />

je nach Art ganz bestimmte Sohl- und<br />

Sedimentstrukturen bevorzugt. Dennoch<br />

bef<strong>in</strong>den sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ständigen Umverteilung<br />

durch die Drift (Transport <strong>von</strong> Tieren<br />

mit der fließenden Welle) und durch Wanderungen<br />

bzw. Schwimmbewegungen entlang<br />

der Sohle. Die Ursachen für die Ortsveränderungen<br />

liegen <strong>in</strong> Fluchtreaktionen, <strong>in</strong> der Nahrungssuche,<br />

dem Aufsuchen neuer Habitate,<br />

der Regulation der Besiedlungsdichte, der Verpuppung<br />

und dem Schlüpfen. Die Ortsveränderungen<br />

des Makrozoobenthos s<strong>in</strong>d wichtig<br />

für die Ausbreitung und Stabilität der Populationen<br />

(HILDREW & TOWNSEND 1994).<br />

Insgesamt betrachtet s<strong>in</strong>d Wandermöglichkeiten<br />

für das Vorkommen <strong>von</strong> allen aquatischen<br />

Tierarten wichtig (Box 1), so dass die Durchgängigkeit<br />

auch für alle zu gewährleisten ist<br />

(BRUNKE 2003). Für ihre Wanderungen nutzen<br />

die Tiere je nach Art das Freiwasser, die Sohle<br />

und auch das Lückensystem unter der Sohle<br />

(BRUNKE & GONSER 1997, REUSCH et al. 1995).<br />

Die Funktion <strong>von</strong> <strong>Sohlgleiten</strong> besteht so<br />

grundsätzlich dar<strong>in</strong>, die longitud<strong>in</strong>ale Durch-<br />

Abbildung A1: Schematische Darstellung der Wanderungen <strong>von</strong> Fischen während ihres Lebenszyklus zwischen ihren verschiedenen<br />

Habitaten.

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