Gemeindezeitung September 2012 - Gemeinde Krottendorf-Gaisfeld
Gemeindezeitung September 2012 - Gemeinde Krottendorf-Gaisfeld
Gemeindezeitung September 2012 - Gemeinde Krottendorf-Gaisfeld
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
echt aktuell<br />
rechtsanwalt mag. Werner Diebald<br />
RA Mag. Werner Diebald<br />
Es ist schon schlimm genug, wenn<br />
die Eltern sterben; wenn sich dann<br />
allerdings im Zuge der Verlassenschaft<br />
herausstellt, dass kein Erbe mehr vorhanden<br />
ist, weil etwa die Landwirtschaft<br />
oder das Einfamilienhaus bzw. die Eigentumswohnung<br />
der Eltern von diesen<br />
schon zu Lebzeiten verschenkt<br />
oder übergeben worden ist, meist an<br />
ein Geschwisterkind oder an den Lebensgefährten,<br />
so kommt zur tiefen<br />
Trauer meist auch noch Ärger hinzu.<br />
„Kein erbe nach dem tod der eltern - was kann ich tun?“<br />
In meinem heutigen Beitrag möchte<br />
ich mich mit den Rechten von Kindern<br />
bzw. Ehepartnern beschäftigen, die<br />
scheinbar beim Tod der Eltern bzw.<br />
des Ehepartners „leer“ ausgehen.<br />
Ausgangslage:<br />
Stirbt ein naher Angehöriger, warten<br />
meistens die Kinder bzw. Ehepartner<br />
darauf, dass sie vom Notar über die Einleitung<br />
des Verlassenschaftsverfahrens<br />
verständigt werden; viele glauben, dass<br />
in der Verlassenschaft dann das gesamte<br />
Vermögen „gerecht“ vom Notar<br />
aufgeteilt wird und vor allem die Kinder<br />
ihren entsprechenden Anteil am Vermögen<br />
des verstorbenen Elternteiles,<br />
vor allem in Bezug auf Liegenschaften,<br />
Landwirtschaften, Häuser, Wohnungen,<br />
etc. erhalten. Problematisch<br />
wird es dann, wenn die Angehörigen<br />
vom Notar erfahren, dass<br />
in der Verlassenschaft kein nennenswertes<br />
Vermögen mehr vorhanden ist,<br />
insbesondere, weil die Landwirtschaft,<br />
das Einfamilienhaus, die Grundstücke<br />
bzw. Eigentumswohnungen deshalb<br />
nicht mehr aufzuteilen sind, weil diese<br />
schon zu Lebzeiten mittels eines<br />
Übergabevertrages oder eines Schenkungsvertrages<br />
bzw. eines sonstigen<br />
Rechtsgeschäftes an andere Personen<br />
(meist andere Verwandte) übertragen<br />
worden sind.<br />
In diesem Falle wird die Verlassenschaft<br />
vom Notar meist kurzfristig abgeschlossen,<br />
weil es eben kein Vermögen<br />
mehr zu verteilen gegeben hat.<br />
Ansprüche:<br />
Gemäß § 785 ABGB steht nun allerdings<br />
den Pflichtteilsberechtigten, nämlich<br />
den Kindern bzw. Ehepartnern das<br />
Recht zu, Schenkungen des Erblassers<br />
einrechnen zu lassen. Dem Ehepartner<br />
steht dies nur hinsichtlich solcher<br />
BÜRGERSEITE<br />
Schenkungen zu, die während seiner<br />
Ehe mit dem Verstorbenen gemacht<br />
worden sind. Nicht eingerechnet werden<br />
dürfen Schenkungen, die der Verstorbene<br />
zu gemeinnützigen Zwecken,<br />
aus sittlichen Verpflichtungen oder aus<br />
Anstandsgründen getätigt hat.<br />
Ebenfalls nicht mehr einzurechnen sind<br />
Schenkungen an fremde Personen<br />
(also an solche, die keinen Pflichtteilsanspruch<br />
haben), wenn diese früher als<br />
2 Jahre vor dem Tod des Erblassers erfolgten.<br />
Schenkungen an Pflichtteilsberechtigte<br />
(also etwa Kinder oder<br />
Ehepartner) können unbefristet angerechnet<br />
werden, nur muss die Forderung<br />
innerhalb von 3 Jahren ab dem<br />
Tod gerichtlich geltend gemacht werden.<br />
Da in den meisten Fällen Schenkungen<br />
von Liegenschaften, Häusern oder<br />
Wohnungen an (andere) Kinder erfolgten<br />
bzw. an den Ehepartner, können die<br />
nicht bedachten Kinder gemäß § 785<br />
ABGB grundsätzlich Forderungen auf<br />
den Pflichtteil selbst bzw. auf den erhöhten<br />
Pflichtteil durch Einrechnungen<br />
dieser Schenkungen erheben.<br />
Reicht der Nachlass (meistens) nicht<br />
mehr aus, um diese Forderung abzudecken,<br />
richtet sich der Anspruch gegen<br />
den Beschenkten, sohin gegen den betreffenden<br />
Bruder oder die Schwester!<br />
Zusammenfassend ergibt sich daraus,<br />
dass dann, wenn scheinbar im Nachlass<br />
der Eltern kein Vermögen mehr<br />
vorhanden ist, dies nicht bedeutet, dass<br />
nicht doch ein Anspruch geltend gemacht<br />
werden kann.<br />
Für allfällige Fragen stehe ich Ihnen<br />
gerne zur Verfügung.<br />
rechtsberatungstermine:<br />
Die Rechtsberatung findet immer montags am Nachmittag im <strong>Gemeinde</strong>amt <strong>Krottendorf</strong>-<strong>Gaisfeld</strong><br />
statt. Um telefonische Voranmeldung (03143/22 22) wird gebeten.<br />
Die nächsten Rechtsberatungstermine bei Mag. Diebald sind:<br />
15. Oktober <strong>2012</strong> 12. November <strong>2012</strong> 10. Dezember <strong>2012</strong><br />
<strong>September</strong> <strong>2012</strong> Seite 15