Ausgabe 4/2012 - PR Presseverlag Süd GmbH
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Kulinaristik<br />
Die Markthalle ist ein Juwel Stuttgarts!<br />
Karl Kübler, Geschäftsführer<br />
der Märkte Stuttgart <strong>GmbH</strong>,<br />
ist seit 15 Jahren für den<br />
Großmarkt, die historische<br />
Markthalle, die Wochen- und Flohmärkte<br />
sowie weitere Marktveranstaltungen<br />
in Stuttgart im Einsatz.<br />
Ende des Jahres wechselt er in den<br />
Ruhestand. Im Laufe der Zeit hat er<br />
viele Projekte initiiert und vieles auf<br />
den Weg gebracht.<br />
BWM: Herr Kübler, viele Jahre haben<br />
Sie nun die Marktgeschicke der<br />
Landeshauptstadt begleitet. Fällt Ihnen<br />
der Abschied schwer?<br />
KARL KÜBLER: Natürlich gehe ich<br />
mit einem lachenden und einem weinenden<br />
Auge. Aber ich freue mich<br />
auf den Ruhestand, obwohl ich immer<br />
sehr gerne „gschafft“ habe, wie<br />
der Schwabe sagt. Einfach mehr Zeit<br />
für die Familie zu haben und nicht<br />
immer so früh aufstehen zu müssen,<br />
hat schon etwas für sich. Schließlich<br />
bin ich 15 Jahre lang fast jeden<br />
Morgen um 04:45 Uhr aufgestanden<br />
und habe werktags 120 Kilometer<br />
zwischen Mössingen und Stuttgart<br />
zurückgelegt, das ist nicht zu unterschätzen.<br />
BWM: Wird Ihnen die Arbeit und die<br />
turbulente Stimmung auf den Märkten<br />
und der Markthalle nicht fehlen?<br />
KARL KÜBLER: Sicher wird es Momente<br />
geben, wo ich es vermissen<br />
werde, aber zu Hause warten auf<br />
mich meine Familie, 4 Enkelkinder,<br />
70 Obstbäume sowie jede Menge<br />
Liegengebliebenes. Auch etliche<br />
handwerkliche Arbeiten, die ich immer<br />
aufgeschoben habe. Außerdem<br />
möchte ich meinen Hobbys wie Skilaufen<br />
und Radfahren gerne wieder<br />
mehr Zeit widmen und vor allem die<br />
musische Betätigung mehr in den<br />
Vordergrund stellen.<br />
BWM: Wie führte Sie denn seinerzeit<br />
Ihr Weg in die Markthalle?<br />
KARL KÜBLER: Nach meiner Ausbildung<br />
als Einzelhandelskaufmann und<br />
längeren Tätigkeiten im Lebensmittelgroßhandel<br />
und in der Industrie bewarb<br />
ich mich auf eine vakante Stelle<br />
bei der damaligen VMS, Versorgungsmärkte<br />
und Marktveranstaltungen<br />
der Landeshauptstadt Stuttgart, dem<br />
ersten städtischen Eigenbetrieb. Am<br />
4. Mai 1998 trat ich die Position zunächst<br />
als Verwaltungs- und Personalleiter<br />
an, später übernahm ich dann<br />
die Geschäftsführung.<br />
BWM: Was hat Ihnen bei Ihrer Arbeit<br />
am meisten Spaß gemacht?<br />
KARL KÜBLER: Die Arbeit war überaus<br />
vielfältig und abwechslungs-<br />
reich. Zudem hat man mit sehr vielen<br />
unterschiedlichen Menschen zu<br />
tun. Auf dem Wochenmarkt und der<br />
Markthalle sind es Einzelhändler, auf<br />
dem Großmarkt dagegen Erzeuger<br />
und Großhändler, die ganz anders<br />
strukturiert sind. Außerdem ist die<br />
historische Stuttgarter Markthalle ein<br />
denkmalgeschütztes Gebäude, bei<br />
deren Erhalt man sehr viel beachten<br />
muss, während der Großmarkt als<br />
drittgrößter Deutschlands ein moderner<br />
Großbetrieb mit mehr als 2.000<br />
Beschäftigten ist. Insgesamt war das<br />
eine sehr schöne Mischung mit vielen<br />
interessanten Aspekten.<br />
BWM: Was wünschen Sie sich von Ihrem<br />
Nachfolger?<br />
KARL KÜBLER: Wir haben im Laufe der<br />
Jahre zahlreiche Projekte angestoßen,<br />
um den Großmarkt, die Wochenmärkte<br />
und die Markthalle im Bewusstsein<br />
der Menschen im Land zu verankern<br />
und als Marke zu transportieren. Das<br />
ist uns mit einem einheitlichen Corporate<br />
Design, Merchandising-Artikeln,<br />
Produkt-Broschüren, einem Kochbuch,<br />
der Markthallen-Zeitung und<br />
vielem anderen mehr sehr gut gelungen.<br />
Auch Veranstaltungen wie der<br />
Ernte-Dank-Wochenmarkt, die Erzeugermeile<br />
oder der Internationale Flohmarkt,<br />
die alle gemeinsam mit den<br />
Marktbeschickern entwickelt wurden,<br />
haben eine sehr positive Außenwirkung<br />
gehabt. So gehören wir auch seit<br />
2008 mit zu den Sponsoren des EU-<br />
Schulfruchtprogrammes, wo wir mit<br />
Händlern des Großmarkts einmal wöchentlich<br />
8.000 Schüler mit frischem<br />
Obst versorgen. Dies alles sollte<br />
meiner Meinung nach weiterverfolgt<br />
werden, selbst wenn es manchmal<br />
schwierig ist, die Händler von der<br />
Notwendigkeit zu überzeugen. Aber<br />
wenn der Laden läuft, sind sie dann<br />
auch zufrieden. Wir haben daher versucht,<br />
ein Fundament aufzubauen,<br />
und hoffen natürlich, dass in Zukunft<br />
der eingeleitete Erfolg weitergeführt<br />
wird. Schließlich sind die Märkte<br />
Stuttgart eine eigenständige <strong>GmbH</strong>,<br />
da muss man betriebswirtschaftlich<br />
denken und schwarze Zahlen schreiben.<br />
In dieser Beziehung stehen wir<br />
heute sehr gut da.<br />
BWM: Wie viele Mitarbeiter hat denn<br />
die Märkte Stuttgart?<br />
KARL KÜBLER: Wir haben momentan<br />
50 Mitarbeiter. Das ist bei der Größenordnung<br />
unserer Aufgaben nicht<br />
gerade viel. Aber mit einer schlagkräftigen<br />
Mannschaft, die Schulterschluss<br />
betreibt und keine Animositäten<br />
pflegt, können selbst Aufgaben mit so<br />
unchristlichen Arbeitszeiten wie beim<br />
Großmarkt mit seinem Rundumbetrieb<br />
an 365 Tagen im Jahr gestemmt<br />
werden.<br />
BWM: Gibt es etwas in letzter Zeit,<br />
auf das Sie besonders stolz sind?<br />
KARL KÜBLER: Am Großmarkt haben<br />
wir auf den Bahnüberdachungen von<br />
den neun stillgelegten Gleisen die in<br />
der Stadt bis heute größte Photovoltaikanlage<br />
installiert. Seit 2010 können<br />
wir dadurch jährlich 400 Haushalte<br />
mit Ökostrom versorgen. Außerdem<br />
geht im Oktober eine Pilotanlage in<br />
Betrieb, bei der die sortierten Rest-<br />
Biostoffe vom Großmarkt in Biogas<br />
umgewandelt werden. Das sind zukunftsweisende<br />
Projekte, auf die wir<br />
stolz sind. Außerdem freut es mich<br />
generell, dass wir mit den Wochen-<br />
märkten die Nahversorgung in der<br />
Region sicherstellen. Als ich anfing,<br />
gab es nur 21 Märkte, und heute sind<br />
wir mit 27 Wochenmärkten in Stuttgart<br />
vertreten. Das halte ich für wichtig,<br />
denn diese Märkte dienen ja nicht<br />
nur der Versorgung mit Lebensmitteln,<br />
sondern bieten ein Einkaufserlebnis<br />
und mehr Lebensqualität für die Menschen<br />
vor Ort.<br />
BWM: Sie haben in all den Jahren<br />
auch immer wieder für wohltätige<br />
Zwecke gesammelt. Wissen Sie, wie<br />
viel dabei im Laufe der Zeit zusammengekommen<br />
ist?<br />
KARL KÜBLER: Mit unseren gesamten<br />
Aktionen konnten wir über die Jahre ca.<br />
65.000,- Euro für die Olgäle-Stiftung,<br />
Misereor und Brot für die Welt spenden.<br />
Das ist auch etwas über das ich<br />
mich natürlich sehr gefreut habe.<br />
BWM: Welchen Eindruck haben Sie im<br />
Rückblick auf die letzten 15 Jahre?<br />
KARL KÜBLER: Ich hätte am Anfang<br />
nicht gedacht, dass ich so lange im<br />
Unternehmen bleiben würde. Aber<br />
jetzt bin ich froh, weil ich denke,<br />
dass wir doch einiges auf den Weg<br />
gebracht haben. Das war nicht immer<br />
leicht, aber meine Mitarbeiterinnen<br />
haben zum Glück erkannt, dass es<br />
sich lohnt, und sie haben mitgezogen.<br />
Für diese Loyalität möchte ich<br />
mich an dieser Stelle ganz besonders<br />
bedanken.<br />
BWM: Ein Dank, den wir an dieser<br />
Stelle gerne weiterleiten. Auch wir<br />
bedanken uns bei Ihnen ganz herzlich<br />
für das nette Gespräch und wünschen<br />
Ihnen alles Gute für Ihren Ruhestand!<br />
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Kulinaristik