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05.20
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Jede Messaufgabe bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich, wenn die Komponenten
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2 Quality Engineering 05.2020
Ansichten ::
Digitalisierung
mit Druck
Wer hat denn im März damit gerechnet, dass in diesem
Jahr aufgrund der Covid-19-Pandemie keine großen
Fachmessen mehr stattfinden werden? Ich jedenfalls
nicht. Und so war ich lange davon ausgegangen, dass
die Vision Anfang November würde stattfinden können.
Aber die Realität hat uns alle im Sommer eingeholt
– leider. Doch eine Durchführung der Messe war
wirklich keine Option. Die steigenden Infektionszahlen
jetzt im Herbst bestätigen, dass diese Entscheidung der
Messe Stuttgart richtig war. Das sehen auch viele Aussteller
so – und genau so wie ich bedauern sie, dass wir
uns dieses Jahr nicht in Stuttgart treffen. Das haben
wir mit in unserer Umfrage zur Vision herausgefunden,
die Sie ab Seite 27 finden. Und damit sie trotz des Aus-
Werth
TomoScope ®
XS FOV
Schnelle Messung „im Bild“
Leichte und kompakte Bauweise
Optional mit DAkkS-Kalibrierung
Unschlagbares
Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Digitalisierung ist
in der Qualitätssicherung
nicht mehr
aufzuhalten. AR, 5G,
Blockchain und KI
halten Einzug in den
Fabriken
Neu
Sabine Koll, Redaktion
qe.redaktion@konradin.de
falls der Messe gut über Neuentwicklungen im Bereich
der industriellen Bildverarbeitung informiert sind, haben
wir ein ganzes Special zu dem Thema geschnürt.
Außerdem werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf
Zukunftsthemen für die Qualitätssicherung. Wir klopfen
im Fokusthema ab Seite 14 mit mehreren Artikeln
ab, inwiefern sich Augmented Reality, 5G und Blockchain-Technologie
nutzbringend einsetzen lassen. Bei
den Recherchen waren wir selbst überrascht, welches
Potenzial in diesen Digitaltechnologien steckt.
Dies gilt natürlich auch für das Thema Künstliche Intelligenz,
das wir aber nicht (mehr) als Future Trend sehen,
weil es in den Fertigungsunternehmen längst Einzug
gehalten hat, um die Qualität zu steigern. Wir haben
wiederholt darüber berichtet. Und auch in dieser Ausgabe
finden Sie spannende Beiträge dazu von Inspekto
Werth Messtechnik GmbH
und Deevio. Angesichts der starken Tendenzen zur Digitalisierung
fragt die DGQ nicht zu unrecht, ob die klas-
35394 Gießen, Deutschland
Siemensstraße 19
sische Qualitätssicherung ein Auslaufmodell ist.
mail@werth.de
Tel. +49 641 7938-0
Quality Engineering 05.2020 3
:: Inhalt
▶ Technik mit Potenzial: Volvo
nutzt Augmented Reality in der
Qualitätssicherung von Motoren
▼ Herausforderung Hairpins:
VW nutzt spezielle Messtechnik für
Fertigung von E-Motoren
40
14
Management
06 Topometric-Chef im Interview
Andreas Tietz will sein Unternehmen in
der Krise neu aufstellen
08 Personal & Karriere
Zukunftsfähige Firmen brauchen
vorausschauende Personalarbeit
09 Alles was Recht ist
Präzise Sprache und Dokumentation
relevanter Inhalte helfen im Streifall
10 Qualitätssiegel
TÜV Hessen macht Unternehmen
sicher gegen Corona
Im Fokus:
Future Trends
14 Augmented Reality
Daten in Echtzeit auf die Brille –
der Nutzen der virtuellen Technik
in der Qualitätssicherung
17 Eine Redaktion – zwei Meinungen
Ist Augmented Reality im
Privatleben sinnvoll?
18 5G in der digitalen Fabrik
Sensordaten in Echtzeit
für Industrie 4.0
20 Blockchain
Transparenz für Qualitätsmanagement
in der Lieferkette
Bildverarbeitung
24 CEO von Stemmer Imaging
Arne Dehn spricht über Trends und die
Auswirkungen der Digitalisierung
27 Statements zur Vision
Die Branche hofft auf die Messe
im kommenden Jahr
30 Blitz-Controller
Integrierte Steuerungseinheit
reduziert Aufwand und Kosten
32 Schnelle Produktionsprozesse
Technik-Kombi ermöglicht
Inspektion bei vollem Speed
34 100-Prozent-Prüfung
Rotationssymmetrische
Objekte im 360-Grad-Blick
36 Machine Learning
Visuelle Prüfungen
mit Intelligenz
38 Autonome Lösung
Plug & Play für die
Bildverarbeitung mit KI
Technik
40 Elektromotor
Messtechnik ist Schlüssel für die
Serienfertigung bei Volkswagen
43 Rauheitsmessung
Mobiles Messgerät sichert den
richtigen Schliff in der Ski-Produktion
46 Verzahnungsmessung
Optischer Sensor reduziert
Messzeiten drastisch
48 CT und Statistik
Software-Verknüpfung schafft
durchgängigen Qualitäts-Workflow
50 Automatisierung
Cobots bieten Flexibilität
für Tests und Analysen
52 News und Produkte
4 Quality Engineering 05.2020
◀ Arne Dehn spricht über
Deep Learning und Cloud in
der Bildverarbeitung
24
▼ Die Messe Vision ist verschoben:
Die Branche erklärt,
was das für sie bedeutet
GUCKST DU!
Quality World
56 Intelligenter Obstanbau
Mit Hyperspektralanalyse
Schädlingen auf der Spur
59 Firmenindex
59 Impressum
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10
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Quality Engineering 05.2020
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:: Management
Im Interview: Andreas Tietz
„Die Krise hat uns wachgerüttelt“
Messtechnik-Dienstleister haben es in Zeiten der Covid-19-Pandemie
schwer: Topometric will laut Geschäftsführer Andreas Tietz die Krise als
Chance nutzen, um sich neu aufzustellen. Dazu gehört eine breitere
Branchenorientierung mit entsprechendem Vertrieb.
Andreas Tietz, Geschäftsführer
von Topometric,
sieht das Outsourcing
von Messräumen und
-Aufgaben als eine
Chance für sein Unternehmen
Bild: Topometric
Tietz: Das betraf und betrifft beides, aber speziell in der
Dienstleistung wurden Aufträge gestoppt. Dieser Markt
ist nicht nur für uns rigoros eingebrochen. Das ist auch
nachvollziehbar, denn viele unserer Kunden haben
durch den Lockdown keine Teile mehr fertigen können,
weil Lieferketten unterbrochen waren. Und wenn man
nichts fertigen kann, muss auch nichts gemessen werden.
Da ist uns erstmal bewusst geworden, wie vernetzt
unsere Arbeitswelt ist.
:: Das heißt, Sie führen den Auftragsrückgang auf die
Covid-19-Pandemie zurück?
Tietz: Nein, den schwarzen Peter kann ich nicht komplett
auf Corona schieben, die Pandemie beschleunigt
aber den Umbruch in der Automobilbranche. Seit dem
vergangenen Jahr haben wir schon eine nicht unerhebliche
Unsicherheit auf dem Automotive-Markt gespürt.
Topometric hatte aber das Glück, bis Anfang 2020 davon
noch sehr wenig zu spüren. Wir hatten eine sehr gute
Auftragslage in diesem Bereich. Daher kam der Einbruch
durch Corona für uns auch sehr massiv.
Die Autorin
Sabine Koll
Redaktion
Quality Engineering
:: Herr Tietz, Topometric hat ein starkes Standbein in
der Automobilindustrie. Die Branche war stark vom
Lockdown betroffen. Außerdem befindet sie sich in einem
strukturellen Umbruch, die OEMs sparen derzeit an
allen Ecken und Enden. Wie stark bekommt das ein
Messdienstleister zu spüren?
Tietz: Das Geschäft ist für uns derzeit tatsächlich
schwierig. Wir haben in den vergangenen Jahren mehr
als die Hälfte unseres Umsatzes mit der Automobilindustrie
gemacht, sind mit der Branche gewachsen. Davon
ist nun vieles mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie
weggefallen. Einige Kunden haben von heute auf
morgen langfristige Abrufe pausiert oder reduziert, sodass
wir uns im März und April gefragt haben: Wie weit
geht es noch nach unten?
:: Waren das Messdienstleistungen beim Kunden vor
Ort oder auch bei Ihnen im Haus?
:: Hatten oder haben Sie Kurzarbeit ?
Tietz: Ja, wir haben seit dem zweiten Quartal Kurzarbeit,
im Dienstleistungsbereich sogar in erheblichem Maß.
Wesentlich besser sieht es im Bereich Automation aus,
der Robotermesszellen liefert und baut. Dabei handelt es
sich um langfristige Großprojekte, die – toi, toi, toi – das
ganze Jahr komplett durchlaufen und nicht gestoppt
wurden. Das gilt auch für die Automobilindustrie. Kurzarbeit
hatten die Kollegen in diesem Bereich nur, wenn notwendige
Komponenten nicht geliefert werden konnten.
:: Anders als die Automobilindustrie läuft die Medizintechnik
sehr gut. Merken Sie das auch?
Tietz: Wir registrieren definitiv eine stärkere Nachfrage
in dem Bereich, können aber auch nicht sagen, dass uns
die Anfragen überrollen. Prinzipiell hatten bei uns in
den vergangenen Jahren die Branchen Automotive sowie
Luft- und Raumfahrt den größten Fokus. Von deren
Wachstum haben wir uns treiben lassen und dadurch
andere Branchen etwas aus dem Blick verloren. Die derzeitige
Krise hat uns aber wachgerüttelt – und uns auch
die Zeit gegeben, über unsere Unternehmensstrategie
und -strukturen nachzudenken. Das war in den letzten
Jahren gar nicht möglich. Wir waren ja froh, das permanente
Wachstum stemmen zu können. Jetzt stellen wir
uns neu auf.
6 Quality Engineering 05.2020
:: Was heißt, Sie stellen sich neu auf?
Tietz: Wir haben den Vertrieb verstärkt und umstrukturiert.
Der Hintergrund ist, dass wir in den vergangenen
Jahren den Vertrieb recht stiefmütterlich behandelt haben,
weil wir Sorge hatten, dass wir die Anzahl der Projekte
dann gar nicht mehr würden stemmen können.
Aus der komfortablen Situation sind wir plötzlich aufgeweckt
worden. Unser Fokus im Vertrieb liegt nun darauf,
mehr als in der Vergangenheit in die Breite zu gehen –
und beispielsweise den Bereich Medizintechnik auszubauen.
Kleinere Vertriebseinheiten sind nun in einen
Vertrieb konsolidiert. Und dieses Team sitzt nun gemeinsam
in einem komplett neuen Büro. Das bedeutet,
wir investieren jetzt in den Vertrieb. Ohne Corona hätten
wir dafür nicht den Mut und auch die Zeit gehabt.
Insofern begreifen wir die Krise auch als Chance.
:: Sie haben neben Ihrem Hauptsitz in Göppingen auch
noch zwei Standorte in Bayern. Denken Sie an ein weiteres
Wachstum?
Tietz: Aktuell beschäftigen wir knapp 80 Mitarbeiter an
den drei Standorten. Damit sind wir in Deutschland
schon einer der großen Messdienstleister. Und mit unserem
Leistungsangebot, mit dem wir die gesamte
Bandbreite der Messtechnik bedienen, sind wir meines
Wissens einzigartig: Wir bieten optische und taktile
Messtechnik, Computertomographie, Automatisierung,
Schulungen und den Vorrichtungsbau. Insofern sind wir
sehr breit aufgestellt. Wachstum ist für uns als inhabergeführtes
Unternehmen aber kein Selbstzweck – und in
der derzeitigen Situation ist es eh’ kein Thema. Dies käme
für uns nur dann in Frage, wenn ein Kunde ein langfristiges
Projekt mit einer gesicherten Auslastung bei
uns platziert.
:: Sehen Sie das Outsourcing von Messräumen und
-Aufgaben als eine Chance für Topometric?
Tietz: Erste Gespräche mit großen Unternehmen, vor allem
aus der Automobilbranche, haben bereits stattgefunden,
da könnte uns die Krise in die Karten spielen.
Viele Unternehmen suchen derzeit nach Lösungen, um
die internen Kosten zu senken. Und dafür stehen wir zur
Verfügung. Aufgrund unserer Firmengröße können wir
solche Aufträge realisieren, ohne uns von einzelnen Auftraggebern
abhängig zu machen.
:: Sehen Sie weitere Veränderungen auf Messdienstleister
zukommen?
Tietz: Generell merken wir schon seit längerem, dass
das Tagesgeschäft mit kleineren und regelmäßigen Aufträgen
weniger wird – also das, was früher bei uns das
Brot- und Butter-Geschäft war. Viele Kunden haben
mittlerweile in Messtechnik investiert und erledigen
viele einfache Messaufgaben selbst. Die Bedienung der
Systeme ist leichter geworden und bei einfachen Aufgaben
kann man mit überschaubarem Invest gute Ergebnisse
erzielen. Unser Job sind immer mehr Spezialaufgaben,
also große, in die Tiefe gehende Projekte, bei denen
unser Expertenwissen gefragt ist. Das hat enorm
„Unser Job sind immer mehr Spezialaufgaben,
in die Tiefe gehende Projekte, bei
denen unser Expertenwissen gefragt ist“
Andreas Tietz
zugenommen. Damit wird auch die Qualifizierung unserer
Mitarbeiter, auf die wir immer schon großen Wert
gelegt haben, noch wichtiger.
:: Finden Sie am Markt Mitarbeiter mit den Qualifikationen,
die Sie brauchen für diese neuen Aufgaben?
Tietz: Nein, das ist utopisch. Weiterbildung wird daher
bei uns ganz groß geschrieben. Darüber hinaus haben
wir an der Hochschule für Technik Stuttgart einen Lehrauftrag
für Geodäsie. Das ist zwar nicht die klassische
industrielle Messtechnik, aber der Brückenschlag ist
leistbar. Durch dieses Engagement machen viele Studenten
ihr Praxissemester und/oder ihre Bachelor- und
Masterarbeit bei uns. Und so manch einer wird nach
dem Studium unser Mitarbeiter.
:: Apropos Aus- und Weiterbildung: Sie bieten ja auch
Schulungen für Kunden an. Wie läuft dieses Geschäft zur
Zeit?
Tietz: Präsenz-Schulungen sind natürlich schwierig aktuell,
aber wir haben gemerkt, dass die Kunden die Zeiten
des Stillstands gerne für Weiterqualifizierung ihrer
Mitarbeiter nutzen. So haben wir das intern übrigens
auch gehandhabt, indem wir zum Beispiel einige Kollegen
in Sachen Projektmanagement geschult haben, damit
sie künftig noch effizienter Großprojekte umsetzen
können. Remote-Individualschulungen waren von Kunden
stark gefragt. Dieser Trend wird langfristig sicher
nicht anhalten, weil der persönliche Kontakt doch ein
anderer ist.
:: Sie bieten in Ihrem Haus Dienstleistungen und Schulungen
unterschiedlichster Messtechnikhersteller an.
Hier überschneiden sich doch sicherlich auch mal die Interessen.
Ist das kein Problem?
Tietz: Nein, das haben wir immer mit dem nötigen Fingerspitzengefühl
im Griff. Der Mehrwert von Aufträgen
bei uns als herstellerunabhängiger Messdienstleister ist
für den Kunden, dass wir nicht die rosarote Brille des
einzelnen Systemanbieters aufsetzen und in der Lage
sind, auch mal einen Blick über den Tellerrand hinaus zu
werfen. Wir haben große praktische Erfahrungen mit
vielen unterschiedlichen Messsystemen und -technologien
gesammelt, sodass wir auch objektiver als ein Hersteller
Empfehlungen geben können, wann welche
Technologie sinnvoll ist oder an ihre Grenzen stößt. Wir
sind diejenigen mit der Hand an der Schippe, also Praktiker
und nicht Theoretiker.
■
Quality Engineering 05.2020 7
:: Management
Vorausschauende Personalarbeit
Die Unternehmensführung muss ihre Organisation so ausrichten, dass sie für
künftige Herausforderungen und Krisen gewappnet ist. Das gilt auch für das
Personalmanagement. Denn zukunftsfähige Firmen brauchen vor allem
zukunftsfähige Menschen. Das bedeutet, mit den Mitarbeitern nach neuen
Gestaltungsmöglichkeiten zu suchen und auf deren Bedürfnisse einzugehen.
Seit Anfang des Jahres hat uns die Coronakrise fest
im Griff. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis
sich die Wirtschaft wieder deutlich erholt und sich
das auf den Geschäftserfolg der Unternehmen auswirkt.
Bis dahin sind wir alle gefordert, bestmöglichst
mit der Krise umzugehen, indem wir die damit
einhergehenden Veränderungen annehmen
und unsere Unternehmen zukunftsfähig machen.
Personal & Karriere
Die Beratungsgruppe
wirth + partner informiert
regelmäßig über
Personal und Karriere,
www.wirth-partner.com
Die Autorin:
Sabine Zapf
Die Veränderungen kann man überall sehen: Insolvenzen,
Personalabbau und langfristige Änderungen
in den Märkten – ganz besonders schon
sichtbar in der Automotive-Industrie oder auch
Tourismusbranche. Auch Personalabbau findet –
egal ob in kleinen, mittelständischen oder großen
Unternehmen – auf allen Ebenen statt. Firmen
überdenken ihre Personalsituation und nutzen sie
für eine gründliche Neuausrichtung der gesamten
Organisation.
Methoden und Konzepte zur
Bewältigung der Krise
Was bedeutet das alles für die Unternehmensführung?
Sie muss ihr Unternehmen so ausrichten,
dass es nicht nur unter den jetzt bekannten Rahmenbedingungen
und Gesetzmäßigkeiten funktioniert,
sondern vor allem auf neue, unerwartete
Herausforderungen, Entwicklungen und Veränderungen
erfolgreich reagieren kann. Das „In-Fragestellen“
des bisherigen und das Akzeptieren des
Neuen beziehungsweise Anderen ist dabei ein
Kerngedanke, um ein Unternehmen zukunftsfähig
zu machen.
Zwar ist das Arbeiten von Zuhause nicht für jeden
Mitarbeiter und für jede Position geeignet beziehungsweise
auch nicht immer sinnvoll. Dennoch
setzen sich bei vielen, besonders größeren Firmen
das Home Office und die damit verbundenen virtuellen
Meetings immer mehr durch – was vor der Corona-Pandemie
noch selten denkbar war.
Um am Markt wettbewerbsfähig sein zu können
beziehungsweise auf die veränderten Marktstrukturen
reagieren zu können (zum Beispiel Änderung
und Verzögerung der Lieferketten, Absatzprobleme
des eigenen Produktes im Markt) müssen sich Unternehmen
mit ihren Mitarbeitern zusammensetzen
und nach neuen Gestaltungsmöglichkeiten suchen.
Hierfür ist es essenziell, dass Vorgesetzte,
Teamchefs aber auch das gesamte Management
auf die Mitarbeiter und deren Bedürfnisse sowie
Sorgen eingehen.
Mitarbeiter wünschen sich
mehr Zusammenhalt
Was wünschen sich die Beschäftigen nach der Krise?
Als Antwort darauf lässt sich sagen: mehr Zusammenhalt,
auch über klassische Hierarchien hinweg,
höhere Flexibilität, weniger Bürokratie, aber
auch einen sicheren Arbeitsplatz, entsprechendes
Einkommen und an die neue Situation angepasste
Aufgabenstellungen und Herausforderungen.
Ein Unternehmen ist kein theoretisches Gebilde,
sondern die Summe aller es gestaltenden und in
ihm wirkenden Menschen. Um es zukunftsfähig
auszurichten, müssen auch zukunftsfähige Menschen
im Unternehmen sein. Damit zeigt sich wieder,
dass Personalmanagement die zentralste und
wichtigste Aufgabe der Unternehmensführung ist.
Die „richtigen“ Mitarbeiter zu finden, auszuwählen,
zu fördern und einzusetzen stellt damit die entscheidende
Basis dar, damit ein Unternehmen erfolgreich
bleibt oder wird.
Denn die Aufgabe, neue und bessere Produkte
zu entwickeln und mit effizienteren Methoden zu
produzieren, übernimmt kein Computer. Das machen
Menschen. Das gilt beispielsweise auch dafür,
neue Märkte zu definieren und Kunden zu gewinnen.
Das Management ist deshalb mehr als zuvor
aufgefordert, als Vorbild zu agieren, um Mitarbeiter
für zukünftige Herausforderungen zu begeistern
und zu motivieren.
■
8 Quality Engineering 05.2020
Klare Worte helfen im Streitfall
Der Ausfall von Teilen verursacht oft erhebliche Kosten und führt zu
Problemen zwischen Kunde und Lieferant. Dann rechtlich und kaufmännisch
die Verantwortung zu verteilen, kann kompliziert und langwierig sein.
Dabei helfen vor allem eine präzise Sprache und die Dokumentation
relevanter Inhalte.
Viele Kunden machen es sich recht einfach
und nehmen den Standpunkt ein, dass der
Zulieferer für das von ihm (mit-)entwickelte
und gelieferte Teil vollumfänglich verantwortlich
ist und er demnach für alle Negativkonsequenzen
geradestehen muss. Das
mag im Prinzip einleuchten, passt aber oft
nicht auf die konkrete Situation. Die Lösung
kann und muss im Einzelfall erfolgen,
manchmal mag sie auch nicht eindeutig
ausfallen.
Beziehungen zwischen Kunde und Lieferant
können – auch auf rechtlicher Ebene –
sehr komplex sein. Das gilt dann auch für
die Antworten auf die Frage, wer denn nun
rechtlich wofür Verantwortung trägt. Dennoch
sollten stets ein paar wichtige Grundprinzipien
befolgt und bestimmte Fragen
gestellt werden, da so die Näherung an eine
Lösung gut möglich ist.
Alles was Recht ist
Regelmäßige Beiträge
zu rechtlichen Themen
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Rechtsanwälte,
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Der Autor:
Daniel Wuhrmann
Verantwortlichkeiten herausarbeiten
Zwei wichtige Prinzipien, die bestenfalls systemisch
im eigenen Unternehmen verankert
und und unumgänglich gelebt werden
sollten, sind erstens: Präzision in der Sprache.
Und zweitens: Dokumentation relevanter
Inhalte.
Auch wenn es stark juristisch getrieben
scheint, so relevant ist es doch, in der Formulierung
von Lastenheften, Spezifikationen,
RASI-Charts und anderen technischen Basisdokumenten
eines Entwicklungsauftrages
klar und nachweisbar herauszuarbeiten,
wer wofür bis zu welchem Grade verantwortlich
ist. Dies betrifft auch die Informationsgabe
des Kunden hinsichtlich der Einsatzparameter
im späteren Produktleben.
Diese Informationen und Vereinbarungen
haben unmittelbare Auswirkungen auf
die rechtliche Basis, die für eine Haftungsverteilung
bei späteren Problemen maßgebend
ist. Man kann insoweit in der produzierenden
Industrie, wie zum Beispiel in der
Automobilzulieferindustrie oder im Maschinen-
und Anlagenbau, eine Parallele zu Regelungen
aus dem Werkvertragsbereich ziehen,
die nicht stets unmittelbar auf das jeweilige
Projekt anwendbar sind – aber womöglich
in ihren Prinzipien.
Interessant ist zum Beispiel § 645 BGB,
der auszugsweise wie folgt lautet: „Ist das
Werk vor der Abnahme infolge eines Mangels
des von dem Besteller gelieferten Stoffes
oder infolge einer von dem Besteller für
die Ausführung erteilten Anweisung untergegangen,
verschlechtert oder unausführbar
geworden, ohne dass ein Umstand mitgewirkt
hat, den der Unternehmer zu vertreten
hat, so kann der Unternehmer einen der
geleisteten Arbeit entsprechenden Teil der
Vergütung und Ersatz der in der Vergütung
nicht inbegriffenen Auslagen verlangen.“
Diese und andere Regelungen des Werkund
Kaufvertragsrechts zieht die Rechtsprechung
regelmäßig heran, um zu einer Art
„Faustformel“ zu gelangen. Diese lautet:
Wenn der Kunde verbindliche Vorgaben
macht, die nicht ganz offensichtlich fehlerhaft
sind und er zudem noch weitergehendes
Wissen als der Lieferant hat, kann er hierauf
beruhende Mängel des daraufhin entwickelten
Produktes (und die Folgen hiervon)
später nicht beim Lieferanten regressieren.
Mit diesem Prinzip vor Augen sollte
man in die Gestaltung und Handhabe relevanter
Vereinbarungen und Dokumentationen
gehen. So individuell der Einzelfall und
so unterschiedlich die Ergebnisse am Ende
sein können: Derartige Strukturen helfen in
jedem Fall.
■
Quality Engineering 05.2020 9
:: Management
Um die Qualität ihres
Umgangs mit Corona bis
in den kleinsten Prozess
hinein durch eine unabhängige
Prüfung deutlich
zu machen, hat Fraport
TÜV Hessen mit der
Prüfung der Infektionsschutzmaßnahmen
und
-prozesse beauftragt
Bild: TÜV Hessen
Erste Organisationen haben das Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ erhalten
Robuste Prozesse schützen
Menschen und Marken
Mit dem Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ können Unternehmen in der Pandemie den
objektiven Nachweis erbringen, dass sie alles dafür tun, um sichere Arbeitsbedingungen für ihre
Mitarbeiter zu schaffen und ihre Kunden und Partner vor gesundheitlichen Schäden zu schützen.
Fraport, die ADAC Luftrettung und die Nationale Anti-Doping-Agentur gehören zu den Vorreitern.
Der Autor
Jürgen Bruder
Mitglied der
Geschäftsleitung
TÜV Hessen
www.tuev-hessen.de
Der Vorgang ist bei genauerer Betrachtung eine Parabel
auf die Harmonisierung von Interessen an der Schnittstelle
von Unternehmen und Verbrauchern, Betriebsund
Volkswirten, Behörden und Politik: Im Moment der
allgemeinen Not, in der eine unsichtbare Bedrohung
vielen Menschen und auch manchen Organisationen
den Mut rauben will, kann eine einfache Weisheit das
Vertrauen in die allgemeine Sicherheit und Beherrschbarkeit
des gesellschaftlichen Wohlstands wieder stärken
und stützen: Vertrauen basiert auf der Identifikation
und Nachvollziehbarkeit von robusten Prozessen.
Dieser Gedanke war der Motor des TÜV Hessen für
die Entwicklung des Qualitätssiegels „Sicher gegen Corona“.
Es orientiert sich an den aktuell gültigen Ordnungsregeln
und Gesetzen der Covid-19-Phase sowie
an den Prüfverfahren von Systemen – und an der konkreten
Situation der Unternehmen und Organisationen,
die dies beauftragen.
Basis des Prüfkonzepts für das Siegel sind diejenigen
Vorgaben, die in der heutigen Zeit von enormer Bedeutung
sind: Gesetze, Standards und wissenschaftliche Erkenntnisse.
Bemerkenswert hierbei: Auch diese Grundlagen
sind in der aktuellen Phase ihrerseits – ungewöhnlich
genug – durchweg nicht starr, sondern permanenter
Entwicklung und Lerneffekten unterworfen.
Basis der Prüfungen sind
• Regelungen des Bundes und der Länder gemäß
Infektionsschutzgesetz (IfSG),
• geltende Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts,
• Sars-Cov-2-Arbeitsschutzstandard und
• die in der zu prüfenden Organisation wirksamen
Covid-19-Richtlinien.
In diesem Sinne verkehrt Covid-19 auch hier die Welt,
die man gewohnt ist. Gesetzliche Regelungen, Verordnungen
und auch das, was man gerne „den Stand der
Wissenschaft“ nennt, verwandeln sich in eine Art von
10 Quality Engineering 05.2020
„moving targets“. Sonja Sieger, fachlich verantwortlich
bei TÜV Hessen für das Qualitätssiegel: „Was aber Halt
geben kann und soll, ist ein objektiver Nachweis dafür,
dass alles getan ist, um sichere Arbeitsbedingungen für
Mitarbeiter zu schaffen und Kunden vor gesundheitlichen
Schäden zu schützen.“
Auf dieser Basis entwickelten die Experten von TÜV
Hessen aus den Bereichen Industrie-Sicherheit und Arbeitsmedizin
dieses Prüfgerüst, mit dem Unternehmen
die eigenen Bemühungen um das Wohl nicht nur ihrer
Kundinnen und Kunden, sondern auch für alle Stakeholder
in ihren Supply Chains prüfen, optimieren, bewerten
und nachweisen (lassen) können.
Bemerkenswert an dieser Vorgehensweise ist, dass
das statistische Risikomanagement als Allzweckwaffe
nahezu aller Systemansätze des 21. Jahrhunderts hier
auf der Basis der für den Einzelfall beziehungsweise für
einzelne Branchen nicht vorhandenen oder viel zu kleinen
Datenbasis kaum Bedeutung hat. Es muss auch ohne
gehen. So geht es darum, die Gefährdungslage zu Infektionsgefahren
in jedem Unternehmen individuell zu
prüfen, um daraus konkrete Schutzmechanismen abzuleiten
und zu etablieren. Das gilt für Unternehmen jeder
Branche und Größe.
Eine Reihe von Organisationen haben das Qualitätssiegel
„Sicher gegen Corona“ bereits erhalten. Dazu gehören
Fraport, die ADAC Luftrettung und das Medikationskontrollsystem
der Nationalen Anti Doping Agentur
(NADA).
Fraport ist die Betreibergesellschaft des Flughafens
Frankfurt/Main. Der Airport ist mit über 70 Millionen
Passagieren im Jahr 2019 der größte in Deutschland
und der viertgrößte in Europa. Die Leitung von Fraport
ist sich der gesellschaftlichen Relevanz ihrer europäischen
und weltweiten Drehscheibenfunktion ebenso
bewusst wie der Notwendigkeiten, die sich aus der auch
in Corona-Zeiten noch hohen Anzahl von Menschen ergeben,
die hier ankommen und losfliegen: Als Markenprodukt
wollten die Frankfurter die Qualität ihres Umgangs
mit Corona bis in den kleinsten Prozess hinein
durch eine unabhängige Prüfung deutlich machen.
Fraport beauftragte TÜV Hessen mit der Prüfung der
Infektionsschutzmaßnahmen und -prozesse am europäischen
Drehkreuz. Wie man eine solche Prüfung am
besten durchführt? In diesem Fall lautete die Antwort:
Indem man den üblichen Reiseverlauf aus Sicht von Passagieren
komplett „vom Hin bis zum Zurück“ durchspielt.
Auf einzelne Prozessschritte heruntergebrochen
und unter Realbedingungen entstand dabei ein umfangreicher
Prüfkatalog, mit dem die Experten von TÜV
Hessen mehrere Tage lang vor Ort waren.
Dabei spielte das TÜV Hessen-Prüfteam „Sicher gegen
Corona“ nicht nur die Rolle des Advocatus Diaboli,
der jeweils das Schlimmste anzunehmen gewohnt ist,
sondern auch des zufriedenen Passagiers: Der Flughafenbetreiber
Fraport konnte mit seinem stimmigen
und vorbildlich umgesetzten Gesamtkonzept zum
Schutz aller Beteiligten überzeugen: Die branchenspezifischen
Schutz- und Hygieneanforderungen Sars-Cov-
2/Covid-19 und auch die geltenden Empfehlungen des
Robert-Koch-Instituts waren hier vorbildlich berücksichtigt.
„Sämtliche Prozesse und Abläufe wurden an die außergewöhnliche
Situation angepasst. Die Reisenden
So sieht das Konzept von TÜV Hessen für das Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ aus Bild: TÜV Hessen
Quality Engineering 05.2020 11
:: Management
Im Sommer 2020 wurde das Corona-Sicherheits- und Hygienekonzept der ADAC Luftrettung von TÜV Hessen unter die Lupe genommen Bilder: ADAC Luftrettung
werden mit zahlreichen optischen und akustischen Hinweisen
kontinuierlich an die aktuellen Verhaltensregeln
erinnert und zur Einhaltung aufgefordert“, sagt Sieger.
„Mit einem eigenen medizinischen Dienst und der Errichtung
von Corona-Testzentren hat Fraport zusätzliche
Bausteine zur Eindämmung der Pandemie geschaffen.
Wichtig für alle Flugreisenden ist natürlich, sich
auch strikt an die entsprechenden Vorgaben zu halten,
um sich vor einer möglichen Ansteckung zu schützen.“
Neben den vielfältigen Hygienevorkehrungen lobten
die Prüfer vor allem die zahlreichen optischen und akustischen
Hinweise zur stetigen Erinnerung an aktuelle
Verhaltensregeln. Außerdem habe der Flughafen sämtliche
Prozesse optimal an die Pandemie-Situation angepasst.
Mit dem eigenen medizinischen Dienst und der
Einrichtung von Corona-Testzentren liefert Fraport ein
stimmiges Komplettpaket im Kampf gegen das Virus.
ADAC Luftrettung mit individueller,
mehr als 100 Punkte umfassender Checkliste
Im September 2020 wurde auch das Sicherheits- und
Hygienekonzept der ADAC Luftrettung vom TÜV Hessen
Das Infektionsschutzgesetz
Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) – genauer gesagt das „Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung
von Infektionskrankheiten beim Menschen“ – kann auch im Falle der Corona-
Pandemie als führende Leitplanke für Strukturierung und Umsetzung dienen. Es liegt im
Wesen der Sicherheitsstandards insbesondere in Deutschland, dass man für Fälle auch
dann vorbereitet ist, wenn sie bislang noch nicht in vollem Umfang eingetreten sind.
Dank der weltweiten Vernetzung der Wissenschaften ist es beruhigend zu wissen: Tritt ein
Fall ein, werden Strukturen und Regeln auch durch die Erfahrungen aus anderen Staaten
auf den jeweils aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik aktualisiert.
mit dem bundesweiten Qualitätssiegel „Sicher gegen
Corona“ ausgezeichnet. Die Teams dieser engagierten
Organisation mit den gelben Hubschraubern haben alleine
zwischen Mitte März und Ende Juni dieses Jahres
rund 450 Coronavirus-Einsätze absolviert. Der Nachweis
von gesicherten Prozessen und Strukturen im
Kampf gegen Covid-19 wurde durch den TÜV Hessen
quasi quer durch Deutschland in einer repräsentativen
Auswahl von elf der insgesamt 37 ADAC-Luftrettungsstationen
geführt.
Der Bewertungskatalog überprüfte dabei entlang
der aktuell gültigen Pandemie-Anforderungen des Robert-Koch-Institutes,
wie die ADAC Luftrettung die für
Hygiene und Schutz nötigen Maßnahmen in der Praxis
umsetzt. Geprüft wurde zum einen das Verhalten im
realen Rettungseinsatz unter Vollschutz mit Overall,
Handschuhen, FFP2-Maske und Schutzbrille sowie Abstandsregeln
und Kommunikation. Zum anderen bewerteten
die Prüfer das Hygienemanagement mit. Das
umfasst zum Beispiel die Reinigung und Belüftung der
Station, die Desinfektion von Dienstkleidung sowie die
Reinigungs- und Waschverfahren. Verbesserungen
konnten direkt in den täglichen Betrieb integriert werden.
Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung,
sieht sich in seiner Entscheidung für die Aufwände,
die das Siegel durchaus mit sich brachte, mehr als
bestätigt: „Die Crews und Mitarbeiter der ADAC Luftrettung
haben seit Ausbruch der Pandemie Außergewöhnliches
geleistet. Rund um die Uhr – auf den Stationen, in
den Werften, im Simulatorzentrum, in der Zentrale und
aus dem Homeoffice. Das Qualitätssiegel bestätigt unseren
hohen Sicherheitsstandard bei Infektionsschutztransporten
und belohnt die harte Arbeit an der Corona-Front.“
TÜV-Expertin Sieger zeigte sich ebenso begeistert:
„Zusammen mit branchenspezifischen Anforderungen
haben wir eine Checkliste von insgesamt mehr als 100
12 Quality Engineering 05.2020
Punkten abgearbeitet. Darüber hinaus wurden auf den
Stationen mehrstündige Interviews mit einem umfangreichen
Fragenkatalog geführt. Die Zusammenarbeit
war über den gesamten Weg quer durch Deutschland
extrem konstruktiv und produktiv – man zog ja wirklich
an einem Strang.“
Basis bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur
ist die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001
Arbeitsschutz bei Covid-19
Der Sars-Cov-2-Arbeitsschutzstandard – genauer gesagt das „Betriebliche Maßnahmenkonzept
für zeitlich befristete zusätzliche Maßnahmen zum Infektionsschutz vor Sars-
Cov-2 (Sars-CoV-2-Arbeitsschutzstandard) – wurde am 16. April 2020 definiert. Darin
heißt es„Die Corona (Sars-Cov-2)-Pandemie trifft das gesellschaftliche sowie wirtschaft -
liche Leben gleichermaßen, Beschäftigte und Nichtbeschäftigte. Diese Pandemielage ist
eine Gefahr für die Gesundheit einer unbestimmten Zahl von Personen und zugleich für
die öffentliche Sicherheit und Ordnung (…) Die Verantwortung für die Umsetzung notwendiger
Infektionsschutzmaßnahmen trägt der Arbeitgeber entsprechend dem Ergebnis der
Gefährdungsbeurteilung. Der Arbeitgeber hat sich von den Fachkräften für Arbeitssicherheit
und Betriebsärzten beraten zu lassen sowie mit den betrieblichen Interessensvertretungen
abzustimmen.“
Ein weiteres Beispiel ist die Nationale Anti Doping
Agentur Deutschland (Nada). Die bereits seit 2018 nach
DIN EN ISO 9001 zertifizierte Geschäftsstelle der Nada
betreibt aktiv ihr Qualitätsmanagementsystem. Insofern
mag es nicht verwundern, dass die DIN EN ISO
9001 als „Mutter aller Qualitätsnormen“ auch für die
Beurteilung der Robustheit von Strukturen und Prozessen
im Kampf gegen Corona eine ausgezeichnete Basis
darstellte.
Auf der Basis eines speziell auf die Anforderungen
der Medikations- und Doping-Kontrollen bei Pferden
durch die Nada zugeschnittenen Prüfpfads wurde das
individuelle Schutz- und Hygienekonzept zur Infektionsverhütung
auf Herz und Nieren geprüft. Dabei wurde
nicht nur das eigentliche Verfahren zur Durchführung
sowie die Zuständigkeit für die Kontrollen geprüft: Ein
weiterer Schwerpunkt lag auf der Prüfung des Monitorings
zur Einhaltung und Dokumentation der festgeschriebenen
Hygienemaßnahmen. Als ein weiterer wesentlicher
Bestandteil erwies sich bei der Nada die konsequente
Unterweisung von Mitarbeitern im korrekten
Umgang mit der hygienischen Aufbereitung von Mund-
Nasen-Bedeckungen.
Das Sprichwort vom Teufel, der im Detail steckt, ist
auch hier eindeutig richtig. Bei einem Thema wie Covid-19
muss der Prozess dort ansetzen, wo die konkreten
Risiken sind. Und das ist ja der Punkt: Masken mögen
lowtech sein, aber wenn man sie richtig einsetzt
und den richtigen Umgang damit kennt, reduziert man
damit wirksam das Ansteckungsrisiko. Anfang September
wurde die NADA für diesen Bereich mit dem Qualitätssiegel
„Sicher gegen Corona“ zertifiziert.
■
Das Qualitätssiegel
Das Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ bedeutet:
• Sicherheit bezüglich des betrieblichen
Schutz- und Hygienekonzepts
• Prüfbericht mit allen relevanten Ergebnissen
und Hinweisen zur weiteren Optimierung
• Schulungsfilm „Hygiene und Infektionsschutz“
für Mitarbeiter
• Nachweis der Erfüllung der Fürsorgepflicht
als Arbeitgeber (Compliance)
• Stärkung des Vertrauens von Mitarbeitern
und Kunden
• Transparenz gegenüber Mitarbeitern, Kunden
und Partnern
• Positiver Imagefaktor und Auszeichnung der
Maßnahmen zum Infektionsschutz
So sieht der Ablauf der Prüfung aus: Nach der
Kontaktaufnahme erfolgt eine Vorprüfung anhand
des Schutz- und Hygienekonzepts. Parallel
steht eine Frageliste als Basis für die zu prüfenden
Prozesse zur Verfügung. Es folgt ein
Vor-Ort-Termin, bei dem der TÜV Hessen anhand
einer Checkliste und transparenten Kriterien
prüft, ob die für die jeweilige Branche aktuell
zutreffenden Schutz- und Hygieneanforderungen
bezüglich Sars-Cov-2/Covid-19 umgesetzt
werden.
Das Unternehmen erhält einen Prüfbericht mit
allen relevanten Ergebnissen und gegebenenfalls
Hinweisen zur weiteren Verbesserung Ihres
Hygienekonzepts. Sind alle Anforderungen
umgesetzt, erhält die Organisation das Qualitätssiegel
„Sicher gegen Corona“. Das Qualitätssiegel
ist nach erfolgreichem Abschluss der
Prüfung für sechs Monate gültig und muss anschließend
erneuert werden.
■
Quality Engineering 05.2020 13
:: Im Fokus: Future Trends
Projekte zeigen den Nutzen von Augmented Reality
Im virtuellen
Realitäts-Check
Für Augmented Reality gibt es in der Qualitätssicherung ein großes Potenzial. Prüfungen
lassen sich direkt mit den CAD-Daten abgleichen, QS-Mitarbeiter erhalten
relevante Informationen in Echtzeit auf ihre Datenbrillen. Doch es gibt auch Entwicklungsbedarf:
Die Technik muss sich besser an die Produktionsumgebung anpassen.
Der Autor
Markus Strehlitz
Redaktion
Quality Engineering
Im privaten Alltag begegnet Augmented Reality einem
häufig als Spielerei. So jagen Menschen zum Beispiel Pokemons,
die über die Kamera des Smartphones in die
reale Umgebung projiziert werden. Doch Augmented
Reality (AR) ist weit mehr als bloßer Zeitvertreib. Zunehmend
mehr Projekte beschäftigen sich damit, die Technologie
in Fertigungsprozesse einzubinden. Dabei
schält sich vor allem die Qualitätssicherung als wichtiges
Einsatzgebiet heraus.
Grundsätzlich sei die große Stärke von AR „Informationen
im Kontext zum richtigen Zeitpunkt für das richtige
Produkt im richtigen Moment bereitzustellen“, sagt
Marc Schütz, Vicepresident für das AR-Product Management
beim Software-Anbieter PTC. Sein Unternehmen
ist Spezialist für Produktlebenszyklus-Management
(PLM) und hat auch ein AR-System im Angebot.
Wie sich das einsetzen lässt, zeigt ein Projekt beim
Autobauer Volvo. Dort werden die Funktionen von PTCs
AR-Software Vuforia in der Qualitätssicherung der Motoren
genutzt. Jeder einzelne Motor durchläuft bei Volvo
40 Prüfungen mit 200 möglichen Qualitätssicherungsvarianten
– innerhalb von nur acht Minuten.
Vor Einführung der AR-Lösung wurden den Mitarbeitern
die Informationen für diese komplexe Tätigkeit in
gedruckter Form bereit gestellt. Das kostet jedoch viel
Zeit, wenn neue Qualitätsmitarbeiter eingelernt werden
oder die Prüfung auf neue Motorenkonfigurationen
eingestellt werden muss.
Mithilfe von AR wird das Ganze nun beschleunigt.
Dafür nutzen die Qualitätssicherungsmitarbeiter die
Datenbrille Hololens von Microsoft. Über diese können
sie die Konfigurationen der Motoren und die dazugehörigen
Prüfanweisungen nahezu in Echtzeit aufrufen.
„Sie schauen auf die Seriennummer oder auf den Barcode,
der auf dem Prüfobjekt ist. Dann wird eine Suchanfrage
durch die ganzen Systeme gestartet und die Mitarbeiter
erhalten alle relevanten Informationen“, berichtet
Marc Schütz, Vicepresident für das AR-Product
Management bei PTC. Die 3D-Daten und Qualitätssicherungsinformationen
werden direkt über den realen
Motoren eingeblendet.
Feedback-Schleifen sorgen für Qualitätsverbesserung
Die Datenbasis speist sich aus verschiedenen Quellen.
Dazu zählen unter anderem die CAD-Modelle, die PLM-
Software und Fertigungssysteme. PTC spricht vom Digital
Thread – als quasi einem digitalen Faden, der die Daten
aus den verschiedenen Systemen mit einander verbindet.
Dieser sorgt dafür, dass die Daten, welche den
Mitarbeitern auf ihren Brillen eingeblendet werden,
stets auf dem aktuellen Stand sind.
Der Datenfluss verläuft dabei in beide Richtungen.
Die Qualitätssicherungstechniker erfassen auch spezifische
Defekte und leiten diese an Entwicklung sowie Fertigung
zurück. Solche Feedback-Schleifen sorgen für eine
kontinuierliche Prozess- und Qualitätsverbesserung.
„Augmented Reality kann seine Stärken vor allem
dann ausspielen, wenn es um komplexe Aufgaben geht,
wenn Konfigurationen häufig wechseln und wenn lan-
14 Quality Engineering 05.2020
ge Checklisten vorliegen“, erklärt Schütz. Der Nutzen,
den die Technologie bringt, lässt sich beziffern. So hat
Volvo bei neuen Motoren-Iterationen an verschiedenen
Arbeitsplätzen und Werken mehr als einen Tag für die
Aktualisierung und Validierung der Konfigurations- und
Qualitätssicherungs-Checklisten gebraucht. Seit der Implementierung
von AR und Digital Thread sei dafür weniger
als eine Stunde nötig, heißt es von PTC-Seite.
Außerdem konnte die Schulung neuer QS-Mitarbeiter
deutlich verkürzt werden: von fünf auf unter zwei
Wochen. Insgesamt erwartet Volvo bei durchschnittlich
fünf Qualitätssicherungsstationen in jedem der 20 Werke
Einsparungen von mehreren Tausend Euro pro Station
und Jahr.
Relevante Informationen über die Datenbrille zum
Mitarbeiter zu bringen, ist auch Ziel des Fraunhofer Instituts
für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung
(IFAM). Die Forscher arbeiten dabei an einer
speziellen Lösung für Klebeprozesse.
Da sich Klebungen nicht zu 100 % zerstörungsfrei
prüfen lassen, muss man einen möglichst fehlerfreien
Prozess schaffen. Die DIN 2304 regelt diese organisatorische
Qualitätssicherung in der Klebtechnik. „Häufig
werden die Regeln und Anforderungen über seitenweise
ausgedruckte Handbücher vermittelt, die der Anwender
beim jeweiligen Prozessschritt zu Rate ziehen
muss“, sagt Tim Strohbach, Mitarbeiter am Fraunhofer
IFAM. Hinzu kämen oft noch unternehmensspezifische
Vorgehensweisen, die ebenso berücksichtigt werden
müssten. Gemeinsam mit dem Start-up Bitnamic arbeitet
das Fraunhofer IFAM daher daran, dass Experten diese
Informationen direkt auf der Datenbrille oder einem
anderen mobilen Endgerät beim jeweiligen Prozessschritt
abrufen können.
CAD-Geometrien werden über das reale Bild gelegt
Ohne menschlichen Eingriff funktioniert ein System,
das im Projekt Scrutinize 3D entwickelt wurde. In diesem
haben das Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung
(IGD) mit Autobauer Daimler und den
Unternehmen Tigris Elektronik sowie Ensenso zusammengearbeitet.
Ergebnis ist ein automatisches System
zur optischen Qualitätssicherung im Fahrzeugbau. Eine
entscheidende Technologie ist auch hier Augmented
Reality.
An einer Produktionslinie werden Kameras fest verbaut.
Diese nehmen die von Robotern oder Arbeitern
zusammengebauten Teile auf. Das Produktionskontrollsystem
prüft mithilfe von Algorithmen, ob alle Bestandteile
vorhanden sind, ob die richtigen Teile verbaut wurden
und ob alle für den nächsten Verarbeitungsschritt
korrekt positioniert sind.
Dafür gleicht das System das zusammengebaute
Prüfobjekt mit den Konstruktionsdaten aus der CAD-
Software ab. Die CAD-Geometrien werden dabei quasi
über das reale Bild gelegt.
Der Vorteil der Lösung liegt unter anderem in der
deutlichen Zeitersparnis und der Reduzierung des Trainingsaufwands.
Alternative Machine-Learning-Lösun-
Volvo nutzt Augmented
Reality in der Qualitäts -
sicherung von Motoren
und rechnet mit Einsparungen
von mehreren
Tausend Euro pro QS-
Station und Jahr Bild: PTC
Quality Engineering 05.2020 15
:: Im Fokus: Future Trends
Daneben wurde im Projekt auch eine mobile Prüfvariante
entworfen. Dabei wird das Prüfteil von der Kamera
eines Tablets aus unterschiedlichen Perspektiven erfasst,
mit dem CAD-Modell registriert und abgeglichen.
Damit ist dann eine handgeführte, visuelle Inspektion
durch den Nutzer möglich – zum Beispiel außerhalb des
Werkes bei einem Zulieferer. „In einem nächsten Schritt
arbeiten wir daran, auch Tiefeninformationen auf diese
Weise zu verarbeiten, um Deformationen am Objekt erkennen
zu können“, berichtet Graf.
Unterschiedliche Beleuchtung fordert die Technik
Ein AR-Kontrollsystem des Fraunhofer IGD prüft in der Montage, ob alle Bestandteile vorhanden
sind, ob die richtigen Teile verbaut wurden und ob alle für den nächsten Verarbeitungsschritt
korrekt positioniert sind Bild: Fraunhofer IGD
AR spielt seine Stärken
vor allem bei komplexen
Aufgaben aus, sagt Marc
Schütz von PTC
Bild: PTC
AR-Systeme sorgen bei
Variantenumstellungen
für Flexibilität, so Holger
Graf vom Fraunhofer
IGD Bild: Fraunhofer IGD
gen müssen erst eintrainiert werden und brauchen dafür
eine große Menge an Referenzbildern. „Der Lernaufwand
bei diesen Systemen ist sehr hoch“, sagt Holger
Graf, Leiter der Abteilung Virtual & Augmented Reality
beim Fraunhofer IGD. „Und wenn man jetzt an agile
Produktionsprozesse denkt, dann ist es unwirtschaftlich,
eine Produktionslinie mit den unterschiedlichsten
Varianten, die hergestellt werden, zu prüfen.“
Mit dem System auf Basis von Augmented Reality ist
man dagegen deutlich flexibler. „Wenn eine Variantenumstellung
innerhalb eines Tages in der Produktionslinie
stattfindet, können wir schnell umrüsten“, so Graf.
„Man muss nur das CAD-Modell der neuen Variante einschwemmen
und dann die Prüffälle aufsetzen.“
Prozess könnte auf Prüfstopp verzichten
Auch der Fertigungsprozess selbst könnte dank der Lösung
beschleunigt werden. Denn das zu prüfende Objekt
– zum Beispiel der Unterbau beziehungsweise das
Fahrgestell eines Autos – fährt unter das Kamera-Array,
bleibt dort stehen, wird aufgenommen und dann geprüft.
„Mithilfe von Augmented Reality lassen sich Objekte
aber auch dynamisch erfassen“, erklärt Graf. „Die
Linie muss also nicht unbedingt anhalten.“ Das heißt:
Die Produktion könnte theoretisch in einem durchgehenden
Fluss laufen – ohne einen Prüfstopp. Derzeit
wird dies jedoch noch nicht umgesetzt, da die nachfolgenden
Prozesse ebenfalls an einen definierten Produktionstakt
angepasst sind.
Auch bei Scrutinize 3D lässt sich der Nutzen der AR-
Lösung quantifizieren. „Es gibt dafür Modellrechnungen“,
sagt Graf. „Laut diesen liegen die Einsparungen
gegenüber traditionellen optischen Prüfsystemen, die
eingelernt werden müssen, pro Produktionslinie im höheren
sechsstelligen Bereich.“
Solche und andere Projekte belegen zwar den Nutzen,
den Augmented Reality in der Qualitätssicherung haben
kann. Doch für den Einsatz der Technologie auf breiter
Ebene muss noch an einigen Punkten gearbeitet werden.
Eine Herausforderung für Augmented Reality in Fertigungsprozessen
sind unter anderem noch die Produktionsumgebungen.
Dort haben die Systeme mit zum
Teil schwierigen Bedingungen zu kämpfen – wie etwa
unterschiedlichen Beleuchtungssituationen oder komplexen
Hinterschneidungen. Herausfordernd sind auch
Situationen, in denen Objekte in einer Menge von hochreflektierenden
lackierten Teilen erkannt werden sollen.
„Wir arbeiten bereits an entsprechenden Optimierungsverfahren“,
sagt Graf. Dabei spielen auch Verfahren der
künstlichen Intelligenz eine wichtige Rolle.
Verbesserungsbedarf gibt es zudem bei den Datenbrillen.
Diese sind noch nicht an den Einsatz in der Fertigung
angepasst. Es fehlt an notwendigen Funktionen
wie etwa dem Objektracking.
Außerdem müssen auch bestimmte Voraussetzungen
erfüllt sein, um AR in der Fertigung nutzen zu können.
Die zugrunde liegenden Daten müssen strukturiert
und in ausreichender Qualität vorliegen. „Unternehmen
brauchen ein gutes Daten- und Konfigurationsmanagement“,
so Schütz von PTC. „Wenn es keinen Zugriff auf
die Daten in jeder Konfiguration gibt, dann lässt sich die
Konfiguration auch nicht prüfen.“
Das Potenzial für den Einsatz von AR in der Qualitätssicherung
sei jedoch sehr groß, so Schütz. Daher plant
PTC, Anfang des kommenden Jahres eine spezielle Lösung
für die Qualitätssicherung auf den Markt zu bringen.
Um das Thema AR weiter voranzutreiben, hat sich
PTC außerdem mit dem deutschen Startup Ioxp verstärkt.
Das Unternehmen entwickelt kognitive Augmented
Reality, die mit Künstlicher Intelligenz arbeitet. Eines
der Einsatzgebiete: die Qualitätssicherung.
■
Webhinweis
Welche Möglichkeiten die Technologie
von Ioxp eröffnet, zeigen Videos
unter: http://hier.pro/EJE0A
16 Quality Engineering 05.2020
Stadtbesichtigung mit digitaler Unterstützung: Informationen erhält man über die
AR-Brille. Der Reiseführer kann also zu Hause bleiben Bild: Mariia Korneeva/stock.adobe.com
Eine Redaktion – zwei Meinungen
Erweitert oder beschränkt?
In der Arbeitswelt ist Augmented Reality (AR) angekommen. Auch im Auto: Head-up-Displays,
bei denen Informationen etwa vom Navi auf die Windschutzscheibe projiziert werden, sind
praktisch, weil der Fahrer den Blick weiter auf die Straße richten kann. Doch ist AR auch sonst im
Privatleben sinnvoll? Die Redaktion von Quality Engineering hat dazu zwei Meinungen.
Cool wäre es auf alle Fälle: Die
Stadtbesichtigung mit einer Datenbrille.
Eine Führung in der
Gruppe mit echtem Guide ist
aktuell wegen Corona eher
schwierig. Und einen gedruckten
Reiseführer den ganzen Tag
mitzuschleppen, geht auf Dauer
auf den Rücken. Mal ganz davon
Sabine Koll, Redaktion abgesehen, dass man ständig
Quality Engineering, blättern muss. Und wenn es
trägt lieber Mütze statt regnet, ist der Citytrip mit Buch
AR-Brille auf dem Kopf unterm Arm auch kein Spaß.
Unter Gesundheitsaspekten
wäre eine Datenbrille also prima: Man bekommt die Informationen
zum Beispiel über ein Bauwerk, eine Statue
oder ein Museum vermittelt, sobald man dieses in
Augenschein genommen hat. Hersteller von Datenbrillen
prognostizieren schon lange einen Durchbruch ihrer
Technologie auf dem Consumer-Markt. Doch eingetreten
ist dies noch nicht. Ich kenne jedenfalls noch keine
Stadt, in der das möglich ist. Seitdem ich vor drei Jahren
auf einer Messe zum ersten Mal eine Datenbrille aufgesetzt
habe, ahne ich auch, warum man auf den Straßen
von Stuttgart oder New York noch niemanden damit
sieht: Die Teile sind einfach sackschwer. Spätestens
nach einer halben Stunde hätte ich damit Kopf und Rücken.
Also doch keine gesundheitsgerechte Lösung. ■
Ich finde Augmented und Virtual
Reality grundsätzlich faszinierend.
Und das Potenzial für die
Qualitätssicherung ist ohne
Zweifel groß. Aber im Privatleben
kann ich den Technologien
bisher nicht viel abgewinnen.
Als es den großen Pokemon-Go-
Hype gab, habe ich nur mit Verwunderung
die Menschen be-
Markus Strehlitz,
Redaktion Quality obachtet, die an Straßenecken
Engineering, reicht die oder auf Plätzen mit ihrem
reale Welt
Smartphone kleine bunte Wesen
gejagt haben. Ich konnte
auch nie verstehen, warum sich Freunde von mir in virtuellen
Welten treffen, um dort Abenteuer zu bestehen
– und jeder von ihnen dabei allein zu Hause vor seinem
Rechner sitzt. In Pandemie-Zeiten mag das ja noch einen
Sinn ergeben. Aber sonst? Die reale Welt ist doch
spannend genug. Viele lieber laufe ich bei einer Old-
School-Schnitzeljagd durch einen echten Wald. Und
noch viel mehr Freude bereitet es mir, meine Freunde
live zu treffen. Gemeinsam mit ihnen am Tisch zu sitzen,
auf dem ein klassisches Brettspiel ausgebreitet ist, erfüllt
mich deutlich mehr, als meine Mitspieler nur auf
einem platten Bildschirm zu sehen. Und das Essen und
Trinken, das zu so einem Abend ja dazu gehört, macht in
Gesellschaft sowieso am meisten Spaß.
■
Quality Engineering 05.2020 17
:: Im Fokus: Future Trends
5G in der digitalen Fabrik
Sensordaten in Echtzeit
für Qualitätssicherung 4.0
5G ist weit mehr als die nächste Mobilfunkgeneration: In privaten Netzwerken kann 5G die
Qualitätssicherung in der Fabrik auf ein Echtzeit-Level heben. Notwendig sind dafür Sensoren,
die gerne auch als die Sinnesorgane von Industrie 4.0 bezeichnet werden. Verschiedene Institute
forschen in Deutschland daran.
Die Autorin
Sabine Koll
Redaktion
Quality Engineering
„Echtzeitfähige Kommunikation ist ein Erfolgsfaktor
für Industrie 4.0. Mithilfe von 5G
werden sich Flexibilität, Wandelbarkeit und
Produktivität der industriellen Fertigung
deutlich erhöhen“, sagte Professor Martin
Ruskowski, Vorstandsvorsitzender der Technologie-Initiative
Smart Factory KL, kürzlich
auf dem 5G Industrie Summit, den die
Deutsche Messe Technology Academy im
September gemeinsam mit dem Konradin
Verlag veranstaltete. Im Zusammenspiel
mit Künstlicher Intelligenz ermögliche 5G
die nahtlose Integration autonomer Syste-
me und mobiler Plattformen ohne Kabelbindung
und somit ganz neue Fertigungsmethoden.
Sensoren räumt Ruskowski eine zentrale
Rolle ein, um Qualitätsdaten aus der Fertigung
zu generieren: „Wenn ich etwa eine
Spritzgießmaschine mit angeschlossenem
Roboter habe, muss ich heute bei Problemen
herausfinden, ob es am Roboter oder
an der Spritzgießmaschine oder aber an der
Konnektivität liegt. Das ist für uns der falsche
Ansatz. Industrie 4.0 geht von einer Autonomie
der Fertigungsressourcen aus: Die
18 Quality Engineering 05.2020
Zu den Vorteilen des 5G Release 16 gehören
vor allem hohe Geschwindigkeiten,
geringe Latenz und Verlässlichkeit
Bild: sdecoret/stock.adobe.com
Produktionszelle wird als eine Einheit greifbar
gemacht und zu flexiblen Linien zusammengeschaltet.
Smarte Maschinen bekommen
dabei ein ‚Gehirn‘ mit Intelligenz verpasst.
Dafür brauchen wir neue Kommunikationstechnologien
wie 5G“, betont Ruskowski.
Während die großen öffentlichen Netzbetreiber
in Deutschland bereits 5G in der
Fläche ausrollen, wird es allerdings noch
dauern, bis die Technologie in Campusnetzen
ihre vollen Möglichkeiten ausspielen
kann. Denn die Features, welche die großen
Vorteile für die Fabrikautomatisierung versprechen,
stehen erst mit Release 16 zur
Verfügung. Und diese Version hat die internationale
Standardisierungsorganisation
3GPP im Juli 2020 veröffentlicht. Nun muss
die Implementierung auf Chipsets und Produkten
erfolgen. Ewald Kuk, Vice President
Product Management Industrial Communication
and Identification bei Siemens, rechnet
damit, dass private 5G-Standalone-Netze
2022 oder 2023 möglich sein werden –
und das zu erschwinglichen Lizenzpreisen.
Er nannte auf dem 5G Industrie Summit die
Summe von 5730 Euro für zehn Jahre für
das 5G-Campusnetz im Siemens-Werk
Karlsruhe.
Zu den Features, die Release 16 mit sich
bringt, gehören vor allem Geschwindigkeiten
von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde sowie
Latenz und Verlässlichkeit: Bei privaten Netzen
sind Latenzen, also Verzögerungen im
Submilisekundenbereich sowie eine Verlässlichkeit
von 99,9999 % gegeben. Diese
Rate impliziert eine erwartete Ausfallzeit
von nur 5 min Minuten pro Jahr. Dies entspricht
der Leistung von Ethernet-Netzwerken.
Auch eine massive Dichte von Sensoren
wird mit Release 16 möglich sein, nämlich
bis zu eine Million pro Quadratkilometer.
Wie die Kombination aus Sensorik und
5G in der digitalen Fabrik für eine Qualitätssicherung
in Echtzeit sorgen kann, das erforscht
derzeit das Fraunhofer IPT in Aachen
anhand mehrerer Use Cases. Ein Beispiel ist
die spanende Herstellung sogenannter Blade
Integrated Disks (Blisks), die etwa in
Strahltriebwerken verwendet werden. Blisks
werden auf Werkzeugmaschinen in einem
Prozess aus einem Stück Metall gefräst. Dabei
sind Präzision und Genauigkeit gefragt,
um teuren Ausschuss zu vermeiden. „Welligkeit
auf dem Bauteil ist zum Beispiel ein
Qualitätsmangel“, erklärte Niels König, Abteilungsleiter
Produktionsmesstechnik am
Fraunhofer IPT während seines Vortrags auf
dem 5G Industrie Summit.
So hat das Institut einen Schwingungssensor
entwickelt, der aus einem Piezoaufnehmer
besteht und auf das Bauteil aufgeklebt
wird. Eine Sensorelektronik und ein
5G-Gateway sorgen für die Übertragung der
Schwingungsdaten über 5G in eine Cloud.
Dort werden die Daten prozessnah weiterverarbeitet.
König: „Auf dem digitalen Zwilling
des Bauteils also im 3D-Modell, lassen
sich die kontinuierlich aus Maschine und
Werkzeug generierten Daten mit diesen Daten
aus dem Schwingungssensor überlagern.
Eine rote Färbung zeigt dem Metallverarbeiter
dann auf einen Blick kritische
Schwingungen, die sich auf der Bauteiloberfläche
bemerkbar machen, sodass er Gegenmaßnahmen
ergreifen kann.“ In diesem Fall
spielt die sehr geringe Latenzzeit von 5G eine
entscheidende Rolle. „Allerdings muss
man sagen, dass es Stand heute auch noch
zu wenige geeignete Sensoren für diese Art
von Use Cases gibt“, wendet König ein. ■
Die Software
für Prozessund
Qualitätsmanagement
Prozesse
Berichte
Datenschutz
LDAP
Formulare
Maßnahmen Social QM
Mehrsprachigkeit
WIKI
Validierung
Matrixorganisation
GxP
QM
International
Auditmanagement
Schulungen
Kennzahlen
BPMN
Compliance
Dokumente
Schnittstellen
Risikomanagement
IMS
Fragenkataloge
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Quality Engineering 05.2020 19
:: Im Fokus: Future Trends
Sinnvoller Einsatz von Blockchain-Technologie im Qualitätsmanagement
Digital in Blöcken dokumentiert
Die dezentrale Vernetzung von Unternehmensprozessen und die Transparenz der Blockchain sind
eine Chance für das Qualitätsmanagement der Zukunft. Vor allem für das Qualitätsmanagement
der Lieferkette bietet sich die Blockchain-Technologie an. Neben der Sicherstellung der
Rückführbarkeit ist insbesondere die Effizienzsteigerung hervorzuheben.
Die Blockchain-Technologie sorgt im Qualitäts -
management der Lieferkette für die Sicherstellung
der Rückführbarkeit und für Effizienzsteigerungen
Bild: Siarheia/adobe.stock.com
Der Autor
Hartmut Winkler
Berater
Q-Future
www.q-future.de
Die Dokumentation ist ein notwendiges Instrument
des Qualitätsmanagements und dient als Nachweis,
dass bestimmte Anforderungen erfüllt sind. Seit der
neuen Revision der DIN EN ISO 9001:2015 spricht man
von dokumentierter Information. Dokumentierte Information
wird sowohl in der Produktion von Gütern als
auch bei Dienstleistungen eingesetzt, um entsprechende
Nachweise bezüglich der Einhaltung von Anforderungen
zu liefern. Bei diesen Nachweisen kann es sich
zum Beispiel um Werkzeugnisse, Konformitätserklärungen
oder Erstmusterprüfungen handeln.
Im Supply Chain Management nehmen diese Konformitätsnachweise
eine besondere Rolle ein. Die Lieferkette
gleicht heute mehr einem komplexen Liefernetzwerk
als einer linearen Wertschöpfungskette. Unternehmen
sind global in diesem Wertschöpfungsnetzwerk verbunden.
Da globale Lieferketten so komplex sind, dass
selbst große Erstausrüster vor der Herausforderung stehen,
die Lieferanten bis in die n-te Ebene zu überwachen,
steigt das Risiko für die Verbreitung gefälschter
oder qualitativ minderwertiger Kaufteile.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Durchführung
von Konformitätsnachweisen zur Bescheinigung
der Authentizität von Produkten innerhalb der Lieferkette
durch Zertifikate vorgenommen. Dennoch
bleibt eine Unsicherheit, welche erfahrungsgemäß mit
der Tiefe der Lieferantenstufe steigt und somit in den
frühen Instanzen der Wertschöpfung am höchsten ist.
Jede Instanz der Supply Chain hat verschiedene Informationen
über das Produkt und dessen Entstehungsprozess,
jedoch gibt es keine zentrale Sammelstelle für
all diese Informationen. Erstausrüster haben meist nur
in den ersten Lieferantenstufen einen transparenten
Blick auf die Supply Chain. Regelmäßige Audits erfolgen
in der Regel nicht in frühen Stufen der Lieferkette.
Die Digitalisierung bringt neue Möglichkeiten zur
vollständigen Transparenz von Lieferketten. Die Blockchain
ist eine Technologie, die aus der Virtualisierung
von Maschinen und der damit ermöglichten gesteigerten
Rechenleistung hervorgegangen ist. Blockchain
kann überall dort eingesetzt werden, wo Echtheit und
Sicherheit von Daten eine kritische Rolle spielen. Dies ist
in der Regel bei jeglichen Transaktionen der Fall, wie etwa
entlang einer Lieferkette.
Die Blockchain ist eine Verkettung von Datenblöcken,
welche verschiedene Informationen enthalten. Jeder
Datenblock ist mit einem Vorgänger und einem Nachfolger
verkettet. Die Verkettung entsteht durch einen
Code (Hash), der die beiden Blöcke untrennbar miteinander
verbindet. Dieser Code wird nach einem komplexen
Algorithmus aus allen vorangegangenen Blöcken
berechnet. Es ist also nicht möglich Inhalte eines
Blocks zu verändern, da alle nachfolgenden Codes dann
nicht mehr konsistent sind.
Sicherheit durch dezentrale Datenspeicherung
Sicher wird die Blockchain durch die dezentrale Speicherung
in sogenannten Knoten. Das heißt, die Blockchain
existiert nicht nur einmal, sondern jeder Knoten hat die
gesamte Blockchain auf Servern gespeichert. In jedem
Knoten sind somit alle vorgenommenen Transaktionen
dokumentiert. In der Blockchain einer Lieferkette kann
jede Instanz einen Knoten darstellen, der die gesamten
Transaktionen der Lieferkette aufzeichnet. Diese dezentrale
Speicherung der Blockchain ermöglicht ein sofortiges
Aufdecken von Manipulationsversuchen.
Für die Lieferkette empfiehlt sich eine private Blockchain,
auf die alle Instanzen der Lieferkette Zugriff haben.
Um einen neuen Block zu generieren muss eine
Konsensbildung stattfinden, zum Beispiel durch die Be-
20 Quality Engineering 05.2020
echnung eines Proof-of Work. Der Proof-of-Work ist in
diesem Fall eine komplexe Rechenaufgabe, die als Ergebnis
den Hashcode liefert, welcher verschiedene Bedingungen
erfüllt und den neuen Block mit allen anderen
Blöcken untrennbar verbindet. Diese Berechnung erfordert
eine hohe Rechenleistung, was zu einem enormen
Stromverbrauch bei der Konsensbildung führt. Neben
dem Proof-of-Work existieren weitere Möglichkeiten
der Konsensbildung, die weniger Ressourcen verbrauchen.
Da es sich bei Blockchain-Transaktionen um Peer-to-
Peer Verbindungen handelt, fällt eine zentrale Vermittlungsinstanz
weg. Die Transaktionen werden zwischen
zwei Clients (entsprechend Lieferant – Kunde) im Netzwerk
durchgeführt und manipulationssicher dokumentiert.
Eine nachträgliche Modifikation ist technisch nahezu
unmöglich. Die Blockchain kann also überall dort
eingesetzt werden, wo Transaktionen sicher dokumentiert
werden müssen und mehrere Parteien beteiligt
sind.
Die Technologie ist aufgrund der lückenlosen und
manipulationsresistenten Eigenschaften für die Vertrauensbildung
in der Lieferkette geeignet. Jede Instanz
entlang der Supply Chain dokumentiert zum Beispiel
Charge, Produktionsdatum und Prüfergebnisse zum
Nachweis der Konformität in einem Block. Die einzelnen
Blöcke werden untrennbar miteinander verknüpft und
alle Daten seit Beginn der Supply Chain bleiben dokumentiert
und abrufbar. Eine nachträgliche Änderung
von Dokumentation ist somit ausgeschlossen. Der Kunde
kann auf alle Nachweise zugreifen und dabei auch
weiterführende Informationen wie Prozessdaten in den
Fertigungsstufen abrufen. Dies kann insbesondere zur
nachträglichen Analyse bei Qualitätsproblemen nützlich
sein.
Die Blockchain kann außerdem zur Sicherstellung
der Rückverfolgbarkeit von Teilen oder Chargen beitragen,
welche in Regelwerken verschiedener Branchen gefordert
werden. Sie dient weiterhin dem Echtheitsnachweis
von Bauteilen. Die Elektronikindustrie hat mit gefälschten
elektronischen Komponenten und Baugruppen
zu kämpfen. In Dritt-Welt-Ländern wird Elektroschrott
gesammelt und elektronische Komponenten
werden demontiert. Bauteile werden per Hand ausgelötet
und wieder in den Markt gebracht. Man spricht bei
diesen Teilen von Counterfeit Parts. Oftmals geht dies
mit einer Fälschung der Dokumentation einher.
Prüfdokumente sind in der Blockchain speicherbar
Ein weiterer positiver Effekt ist das Wegfallen von umfangreichen
Dokumentationen, die mit den Kaufteilen
geliefert werden. Bei komplexen Modulen fallen pro Lieferung
häufig Prüfdokumente im Umfang von mehreren
hundert Seiten an. Durch das Wegfallen von Scanvorgängen
und automatische Kontrolle der Prüfergebnisse
wird der Aufwand für Warenvereinnahmungen reduziert,
ohne dass höhere Qualitätsrisiken entstehen.
Die Vorstellung, dass die Lieferkette für alle Instanzen
vollkommen transparent wird, mag beunruhigen,
insbesondere, wenn es um Preise von Kaufteilen geht.
Doch die Blockchain ermöglicht Datensicherheit und
Datenschutz durch das Management von Zugriffsrechten.
Durch die Vergabe von Rechten durch sogenannte
Ledger ist es möglich, sensible oder nicht relevante Informationen
für bestimmte Instanzen der Lieferkette zu
verbergen. Ein Lkw-Fahrer kann beispielsweis nur auf
solche Informationen der Blockchain zugreifen, die für
ihn relevant sind – wie etwa welchen maximalen Beschleunigungen
die Fracht bisher ausgesetzt oder ob
die Kühlkette durchgängig eingehalten wurde. Informationen,
die alle Instanzen des Liefernetzwerks benötigen,
können durch die Blockchain geteilt werden.
Durch das Internet der Dinge (IoT) ist eine automatische
Aufzeichnung von Prozessdaten während der Produktentstehung
in die Blockchain realisierbar. Die Dokumentation
einer Kühlkette ist eine denkbare Anwendung
für die Blockchain in der Logistik. Durch smarte
Sensoren, die mit dem IoT kommunizieren, können
Messdaten aufgezeichnet und in der Blockchain sicher
gespeichert werden. Die Blockchain stellt somit die
Transparenz der Kühlung in der Lieferkette sicher. ■
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Ihr Team: Analysen mit nur einem Mausklick.
Quality Engineering 05.2020 21
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Automatisierung, künstliche
Intelligenz – diese Trends sind
in der Bildverarbeitung allgegenwärtig,
wie dieses Special
zeigt. Die Corona-Krise geht
aber auch an der Branche nicht
vorbei, wie die Verschiebung
der Vision verdeutlicht. In
Statements erklären die Aussteller,
was sie davon halten.
SPECIAL
Bildverarbeitung
Im Werk München von BMW beschäftigen sich KI-Projekte im
Bereich der Fahrzeugmontage mit automatisierten Bilderkennungsverfahren:
Mit dieser Methode prüfen Montagemitarbeiter,
ob das Warndreieck, die Scheibenwischerkappen oder die
Einstiegsleisten richtig montiert sind Bild: BMW
Inhalt
24 CEO von Stemmer Imaging
Arne Dehn spricht über
Trends und die Auswirkungen
der Digitalisierung
27 Statements zur Vision
Die Branche hofft auf die
Messe im kommenden Jahr
30 Blitz-Controller
Integrierte Steuerungseinheit
reduziert Aufwand
32 Schnelle Prozesse
Technik-Kombi ermöglicht
Inspektion bei vollem Speed
34 100-Prozent-Prüfung
Rotationssymmetrische
Objekte im 360-Grad-Blick
36 Machine Learning
Visuelle Prüfungen mit
Intelligenz
38 Autonome Lösung
Plug & Play für die
Bildverarbeitung mit KI
Quality Engineering 05.2020 23
:: Special Bildverarbeitung
Chef von Stemmer Imaging im Interview
„Wir erleben eine Transformation“
Trends in der Bildverarbeitung, Auswirkungen der Digitalisierung und die
Bedeutung von Cloud-Plafformen für die Branche – darüber spricht Arne
Dehn , CEO von Stemmer Imaging, im Interview . Außerdem erklärt er,
warum es beim Deep Learning noch viele Traumschlösser gibt.
Arne Dehn ist sich sicher, dass Themen
wie Edge Computing und Datensicherheit
auch in der Bild verarbeitung zunehmend
an Bedeutung gewinnen
Bild: Stemmer Imaging
24 Quality Engineering 05.2020
„Wir wollen Themen wie Embedded, 3D
und Hyperspektral weiter vorantreiben.“
Arne Dehn
CEO, Stemmer Imaging
:: Herr Dehn, welche Trends sehen Sie zur Zeit in der
Bildverarbeitung?
Dehn: Zunächst sehen wir Qualitätssicherung und Bildverarbeitung
nicht mehr nur im klassischen Produktionsbereich,
sondern auch in Bereichen wie etwa Landwirtschaft
oder Smart Infrastructure. Dort spielt Qualitätssicherung
auch eine ganz wesentliche Rolle und die
Bildverarbeitung wird dafür zunehmend eingesetzt.
Dann gibt es natürlich noch den wichtigen Trend der Digitalisierung.
Dabei geht es zum Beispiel um die Vernetzung
von Maschinen. Und Bildverarbeitung spielt dort
auch eine wichtige Rolle. Es gibt jedoch eine Studie von
McKinsey, die zeigt, dass wir dabei über ein paar Leuchtturmprojekte
noch nicht hinaus gekommen sind. Es gibt
noch viel zu tun. Daneben sehen wir noch Trends auf
Applikationsebene.
:: Und die wären?
Dehn: Ich spreche dabei von Anwendungen wie Vision
Guided Robotics, Sorting, Nachverfolgbarkeit im Produktionsfluss
und Materialanalyse. Auf der Produktebene
gibt es dann außerdem die Trends Embedded Vision,
3D-Analyse und Infrarot. Außerdem gewinnt das Edge
Computing in der Bildverarbeitung zunehmend an Bedeutung.
:: Die Einsatzfelder der Bildverarbeitung erweitern sich.
Welche Rolle spielt eigentlich noch das Anwendungsfeld
Qualitätssicherung für Stemmer Imaging?
Dehn: Bildverarbeitung kommt natürlich aus der Qualitätssicherung.
Das ist ein ganz wichtiger Bereich, den
wir weiterhin im Fokus haben. Wir machen heute 65
Prozent unseres Geschäfts im Produktionsumfeld. Aber
Qualitätssicherung darf nicht nur auf den Production
Floor reduziert werden, sondern muss breiter gesehen
werden. Qualitätssicherung ist für alle Prozesse relevant.
:: Sie haben die Digitalisierung als einen wichtigen
Trend genannt. Welche Auswirkungen hat diese auf die
Bildverarbeitung?
Dehn: Zunächst mal müssen wir uns als Unternehmen
digitalisieren. Das hängt stark damit zusammen, wie
wir mit Kunden und Marktpartnern zusammenarbeiten.
Wir arbeiten sehr stark in Projekten – besonders im
Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Und dabei
werden sehr viele Daten ausgetauscht. Das heißt, das
Thema Datensicherheit ist entscheidend. Es wird in Zukunft
ein ganz wichtiger Differentiator im Wettbewerb
sein, auf dem höchsten IT-Sicherheitsstandard zu arbeiten.
Dann geht es natürlich auch um die Digitalisierung
bei unseren Kunden. Ich denke dabei an die Vernetzung
von Anlagen und die Nutzung von Cloud-Applikationen.
Die Bildverarbeitungs-intelligenz erfordert einen erhöhten
Austausch von Daten. Und wir brauchen Konzepte,
wie dieser Austausch mit der Cloud stattfinden wird.
Dabei geht es auch um Fragen wie „Wo sitzt die Software?
Wo findet die Bildverarbeitungslogik statt?“. Das
wird in einem ganz anderen Kontext diskutiert, wenn
man an die Plattformökonomie denkt.
:: Was heißt das?
Dehn: Wir glauben, dass auch Bildverarbeitungssoftware
sich nicht anders verhalten wird als Software-Systeme
in anderen Bereichen. Wir müssen unser gesamtes
Leistungsangebot daran anpassen. Beim Prototypen angefangen,
über das Test & Development bis zur Implementierung
und Wartung von Bildverarbeitungslösungen
– das alles wird sehr viel stärker über Plattformen
bereit gestellt werden. Software-Angebote müssen
auch über solche Plattformen darstellbar sein. In diese
Richtung wollen wir uns entwickeln. Wie das genau aussieht,
das werden wir in den kommenden Jahren sehen.
:: Generell wächst auch die Bedeutung der Software in
der Bildverarbeitung.
Dehn: Ja. Wir verkaufen zwar viel Hardware. Aber die
Software-Kompetenz ist sehr wichtig. Wir erleben eine
Transformation, wie Intelligenz in Maschinen und Applikationen
aufgebaut ist. Dabei geht es auch darum, wie
man hochkomplexe Algorithmen auf eine möglichst bezahlbare
Hardware bekommt. Stichwort Deep Learning.
Es ist zwar sehr viel möglich, aber es muss auch bezahlbar
bleiben und in Realtime abbildbar sein. Da wird
noch sehr viel Innovation stattfinden. Wir sehen uns als
Teil davon – immer mit dem Fokus Bildverarbeitung natürlich.
Der Autor
Markus Strehlitz
Redaktion
Quality Engineering
Quality Engineering 05.2020 25
:: Special Bildverarbeitung
Zur Person
Arne Dehn ist seit März 2019 Vorstandsvorsitzender
von Stemmer Imaging. Er trägt dabei die Verantwortung
für die Bereiche Konzernstrategie und -entwicklung,
Marketing, Produktmanagement, die Steuerung
der Regionen, sowie Einkauf und Logistik, Finanzen,
Investor Relations und M&A. Er ist seit über 20 Jahren
in Führungspositionen bei Technologieunternehmen
der Kommunikations- und Sensortechnologie tätig.
:: Welche Bedeutung hat Künstliche Intelligenz generell
in der Bildverarbeitung?
Dehn: Wir unterteilen das Thema Künstliche Intelligenz
in Machine Learning und Deep Learning. Gerade beim
Deep Learning erleben wir aber erst die Anfänge. Es
werden im Moment sehr hohe Erwartungen an die
Technologie gestellt. Viele Kunden machen sich zu
schnell auf diesen Weg. Doch Deep Learning stellt hohe
Anforderungen an die Trainingsszenarien und Trainingsbilder.
Daher muss man sich fragen: „Habe ich die? Und
woher bekomme ich die?“ Außerdem muss man sich
überlegen, was so eine Deep-Learning-Umgebung kosten
darf. Denn die wird zwar günstiger, ist aber im Vergleich
zu Machine Learning immer noch teuer. Der Aufwand,
sich mit Deep Learning zu beschäftigen, zwingt
Unternehmen zumindest mal auf eine Lernkurve, die
länger ist, als viele denken. Wir versuchen, diese zu verkürzen,
indem wir in unserer European Imaging Akademie
Trainings anbieten und mit Kunden Projekte machen.
Aber es gibt diesbezüglich noch viele Traumschlösser.
Alle unsere Kunden erwarten in der Qualitätssicherung
eine hohe Stabilität – bei einer hohen Geschwindigkeit
und Genauigkeit. Und Deep Learning bietet
diese Stabilität oft nicht.
:: Sie sagen, dass viele Kunden sich beim Thema Deep
Learning zu schnell auf den Weg machen. Was meinen
Sie damit?
Dehn: Einige Kunden kommen auf uns zu und sind der
Meinung, dass Deep Learning heute schon Standardund
alles andere nicht zukunftsfähig ist. Es gibt Anwendungen,
wo das der Fall ist – aber eben auch viele, wo
dies nicht zutrifft. Wir raten Kunden, erst mal Erfahrungen
mit dem Thema zu sammeln. Deep Learning erfordert
Know-how-Aufbau – und auch die Bereitschaft,
sich damit zunächst spielend auseinander zu setzen.
:: Was sind die Schwerpunkte in der Strategie von Stemmer
Imaging?
Dehn: Wir bezeichnen uns als Technologiehaus. Das Zusammenbringen
von Innovationen und Kerntechnologien
– zwischen Hardware, Software und Mehrwertdiensten
– dort sehen wir uns. Ein wichtiger Strategieblock
ist, dass wir gemeinsam mit unseren Kunden Dinge
entwickeln wollen, mit Methoden des agilen Co-Developments.
Wir müssen Teillösungen – wir nennen es
Subsysteme – anbieten, die Teilfunktionen der Bildverarbeitung
erledigen. Es ist ein großer Trend, dass bestimmte
Funktionen schon als Module zur Verfügung
gestellt werden, die früher erst beim Kunden entstanden
sind. Zum Beispiel Vision Guided Robotics, Bin Picking
oder Farberkennung und Feuchtigkeitserkennung.
Das sind alles Applikationen, die wir in Teillösungen zur
Verfügung stellen können. Daneben wollen wir unsere
Software-Kompetenz weiter stärken, wie wir das zum
Beispiel durch unsere Beteiligung an Perception Park im
Bereich Hyperspektral getan haben.
:: Auf welchen Technologiefeldern sehen Sie denn noch
Lücken im Stemmer-Portfolio?
Dehn: Wir wollen Themen wie Embedded, 3D und Hyperspektral
weiter vorantreiben. Es gibt im Bereich Embedded
grundsätzlich im Markt noch viele Lücken zu
schließen. Ich meine damit das Verständnis, was Embedded
ist und welche Module dabei eine Rolle spielen.
Darauf müssen wir Antworten finden, auch als Stemmer
Imaging. Daneben gibt es Trends, die am Horizont
erscheinen, wie zum Beispiel das Thema Terahertz. Darüber
sprechen viele und sehen es als Kerntechnologie
der Zukunft. Das ist ein Thema, das uns reizt und das wir
beobachten. Wir haben es aber noch nicht im Portfolio.
:: Die Corona-Pandemie treibt jetzt schon seit einigen
Monaten die Menschen und die Wirtschaft um. Welche
Auswirkungen hat sie auf die Strategie von Stemmer
Imaging?
Dehn: Wir glauben, dass durch Corona die Automatisierung
in Europa zunehmen wird. Mit der Bildverarbeitung
sind wir somit in der richtigen Branche. Außerdem
werden wir eine größere Akzeptanz von technischen Innovationen
erleben. Webkonferenzen, Corona-App, die
Testmöglichkeiten – das alles hat der ganzen Gesellschaft
noch mal klar gemacht, dass wir alle von Technologie
und Innovation abhängig sind. Davon werden wir
sicherlich profitieren. Allerdings steigt damit auch der
Erwartungsdruck an noch kürzere Entwicklungszyklen.
Innovationen aus dem Business-Development-Stadium
müssen noch schneller in stabile Lösungen umgesetzt
werden. Dabei geht es um agile Zusammenarbeit und
Entwicklung. In diesem Zusammenhang möchte ich
noch mal das Thema Cloud und Plattformökonomie ansprechen.
Dezentrale Intelligenz bekommt eine große
Bedeutung. Diesem Trend kann sich unsere Branche
nicht mehr entziehen.
:: Vielen Dank für das Gespräch.
26 Quality Engineering 05.2020
Die Vision wird künftig
immer in ungeraden
Messejahren und parallel
zur Motek, der internationalen
Fachmesse
für Produktions- und
Montageautomatisierung,
stattfinden
Bild: Messe Stuttgart
Statements zur Coronavirus-bedingten Verschiebung der Messe
Die Branche hofft auf
die Vision im kommenden Jahr
Keine Vision in diesem Jahr – die Coronavirus-Pandemie hat zur Verschiebung der Weltleitmesse
für Bildverarbeitung geführt, die vom 10. bis 12. November in Stuttgart hätte stattfinden sollen.
Nun ist sie für die Zeit vom 5. bis 7. Oktober 2021 terminiert. Wir haben uns in der Branche umgehört,
was die Verschiebung für die Hersteller bedeutet.
Florian Niethammer
Projektleiter Vision, Messe Stuttgart
Arne Dehn
CEO, Stemmer Imaging
Bild: Messe Stuttgart
Bild: Stemmer Imaging
„Die Vision ist fester Bestandteil im Messekalender der Branche und ein
Termin auf den wir uns alle immer sehr freuen. Die Entscheidung ist uns
dadurch nicht leichter gefallen. In Telefonaten und Workshops haben wir
unseren Ausstellern und unserem ideellen Träger VDMA Machine Vision gut
zugehört und uns zusätzlich in einer Umfrage unter Ausstellern und Besuchern
die Einschätzungen der Branche hinsichtlich einer Durchführung in
diesem Jahr eingeholt. Letztlich waren die hohe Internationalität der Weltleitmesse
und die anhaltenden Reisebeschränkungen sowie die Planungs -
sicherheit für unsere Aussteller ausschlaggebend für die Verschiebung“
„Die Vision hat für die Bildverarbeitung eine exponierte Stellung. Es war jedoch die
richtige Entscheidung, die Messe auf das kommende Jahr zu verschieben. Auch
wenn man vielleicht unterschiedlicher Meinung sein kann, ob man noch ein digitales
Angebot hätte machen sollen. Wir als Messeteilnehmer sind nun aufgefordert,
mit den Messeveranstaltern Konzepte zu entwickeln, die im Jahr 2021 und darüber
hinaus tragfähig sind. Da gibt es unterschiedliche Vorstellungen und die müssen
zusammengebracht werden. Ich habe volles Vertrauen, dass die Messegesellschaft
diesen Ball aufnimmt. Digitalisierung wird sicher eine wichtige Rolle spielen.
Präsenzveranstaltungen werden aber grundsätzlich weiterhin notwendig sein“
Quality Engineering 05.2020 27
:: Special Bildverarbeitung
Dr. Dirk Samiec
Geschäftsfeldleiter Photonik, Polytec
Jan Hartmann
Geschäftsführer, IDS Imaging Development Systems
„Die Verschiebung der Vision bedeutet für uns zunächst einmal,
dass wir uns nach (Online-)Alternativen umschauen. Die Entscheidung
für den Termin 2021 parallel zur Motek hat uns dennoch
erleichtert, da die zeitliche Lücke so reduziert wird. Die Vision
ist für uns mit Abstand die wichtigste Bildverarbeitungsmesse
und nicht so einfach zu ersetzen. Das persönliche Gespräch mit
Besuchern und Kollegen ist extrem wichtig, um aktuelle Trends
und Anforderungen zu erkennen und das Gespür für den Markt
zu erhalten. Dafür sind Online-Alternativen derzeit nur bedingt
geeignet, auch wenn sie in Zukunft vermutlich eine zunehmend
wichtige Rolle spielen werden“
Bild: Polytec
Bild: IDS
„Die Vision Messe in Stuttgart war natürlich
ein Fixpunkt in unseren Entwicklungsund
Kommunikationsplanungen für dieses
Jahr. Wir waren sehr fleißig bei IDS. Mit der
Verschiebung der Messe entfällt uns natürlich
eine wichtige Plattform, um unsere
vielzähligen Produktneuheiten rund um
die Themen 3D-Vision und Bildverarbeitung
mit KI live vorzuführen und unsere
Interessenten und Kunden zu begeistern.
Die Neuansetzung war aber naheliegend,
sodass wir frühzeitig alternative Kommunikationswege
und -plattformen aufgebaut
haben. Nichtsdestotrotz freuen wir
uns schon sehr auf die Vision 2021“
Dietmar Ley
CEO, Basler
Lorenz Peiffer
Senior Director, Mitutoyo Deutschland
Bild: Mitutoyo
„Leider war die Verschiebung der Vision
wünschenswert, um unsere Mitarbeiter
und unsere Kunden zu schützen. Derzeit
gehen wir nicht davon aus, das in absehbarer
Zeit bedeutende Branchenmessen stattfinden.
Wir hätten auf der Vision in Stuttgart
natürlich gerne unser Variofokusobjektiv
Taglens dem Publikum näher gebracht.
Durch ultraschnelle akustische
Fokussierung auf vordefinierte Ebenen mit
stark erweitertem Schärfentiefenbereich
eignet sie sich ideal für Inspektionszwecke
und kann in vielfältigen Anlagen zum
Einsatz kommen“
„Wir bedauern, dass die Vision dieses Jahr nicht stattfindet, da sie
ein wertvolles Event für die Bildverarbeitungsbranche weltweit
ist und auch bei uns ein wichtiger Baustein in der Marketingplanung.
Gleichwohl war es angesichts der aktuellen Situation die
richtige Entscheidung, sie auf 2021 zu verschieben. Messen sind
immer eine tolle Gelegenheit, sich dem Markt zu präsentieren.
Da wir unsere Produktentwicklungen und Launches aber in der
Regel nicht an Messen oder anderen externen Gegebenheiten
ausrichten, beeinflusst die Verschiebung unsere Aktivitäten nur
in geringem Maße. Der für uns wesentlichere Teil, der dieses Jahr
fehlen wird, sind der persönliche Kontakt und das direkte Feedback
von Kunden und Partnern“
Bild: Basler
28 Quality Engineering 05.2020
Dr. Boris Lange
Manager Imaging für Europa, Edmund Optics
Dr. Andreas Franz
Geschäftsführer, Framos
Thierry Lelaure
Vice President Sales, Cognex Europe
Bild: Edmund Optics
„Die Vision zählt für uns zu den wichtigsten
Veranstaltungen im Bereich Bildverarbeitung.
Der Ausfall der Messe ist
durchaus bedauerlich, aber in Anbetracht
der aktuellen Situation und im Sinne der
Sicherheit für Aussteller, Besucher und
auch unserer Mitarbeiter die richtige Entscheidung,
in diesem Jahr darauf zu verzichten.
Wir freuen uns, dass mit Oktober
2021 bereits ein Zeitfenster im nächsten
Jahr gefunden werden konnte und keine
vierjährige Pause entsteht, sodass Marktentwicklungen
und auch die Innovationszyklen
der Unternehmen nahtlos fortgesetzt
werden können“
„Ohne Frage ist die Vision seit Anbeginn Framos‘ wichtigste Messe,
auf der die neuesten und innovativsten Produkte vorgestellt
und am Markt eingeführt werden. Die Verschiebung ist aus unserer
Sicht notwendig, da auch wir befürchten, dass wir unsere
Zielkunden dieses Jahr auf diesem Wege nicht erreichen können.
Ebenso müssen wir unser Messepersonal schützen und können
wohl auch keine unserer international tätigen Applikationsingenieure
als Ansprechpartner oder hochkarätige Vertreter der
Hersteller wie etwa von Sony aus Japan für Kunden anbieten.
Natürlich hoffen wir, dass sich mit einem passenden Impfstoff
bis Herbst 2021 die Lage weitgehend normalisieren wird“
Bild: Framos
Bild: Cognex
Andreas Vrabl
Head of Center Vision, Automation & Control, AIT
„Wir bedauern natürlich, dass die Messe in diesem Jahr nicht
stattfinden kann. Die Vision ist für uns ein wichtiger Branchentreff
zum Austausch mit Integratoren, Zuliefern und Endkunden
und eine ideale Plattform, neue Produkte im Markt zu lancieren.
Andererseits begrüßen wir, dass die Vision 2021 zeitgleich mit
der Motek und im Wechsel mit der Automatica stattfindet. Die
Messen haben zwar eigene Profile, aber die Besuchergruppen
überschneiden sich. Daher bauen wir Messen als Marketinginstrument
nicht über Quadratmeter aus, sondern über die digitale
Reichweite und hoffentlich spannende Exponate, die virtuell
wie auch real abbilden, was unsere Bildverarbeitungsprodukte
leisten können“
Bild: AIT
„Die Vision bietet uns die Möglichkeit,
unsere neuesten Technologien und
Methoden aus den Bereichen High-
Speed Sensing, Computational Imaging
und Deep Learning einem internationalen
Fachpublikum kompakt und anschaulich
zu präsentieren. Sie ist eine
Plattform für Forschung und Industrie,
um sich auszutauschen und zu vernetzen.
Wir hoffen daher, dass die nächste
Vision 2021 stattfinden kann und
freuen uns, unsere Kunden und Partner
dort zu treffen“
Quality Engineering 05.2020 29
:: Special Bildverarbeitung
In der aktuellen EXO-Industriekamerafamilie
von SVS-Vistek
sind Blitz-Controller bereits
integriert Bild: SVS-Vistek
Integrierte Blitz-Controller
Schlanke Machine Vision
Um die benötigte Lichtmenge für qualitativ hochwertige Bilder zu erzeugen, arbeiten
Bildverarbeitungssysteme in der Regel mit externen Blitz-Controllern. In die Kamera integrierte
Steuerungseinheiten bietet jedoch Vorteile: Sie reduzieren Aufwand und Kosten für den
Anwender. SVS-Vistek hat ein entsprechendes System entwickelt.
Der Autor
Stefan Waizmann
Technisches Marketing
SVS-Vistek
www.vistek.com
Wichtige Voraussetzung für detailgetreue, hochauflösende
Bilder ist neben der Qualität von Kamera und Optik
eine optimale Beleuchtung. Moderne Bildverarbeitungssysteme
nutzen heutzutage meist Licht aus LED-
Quellen. Welche geometrische Form der Beleuchtung,
welche Lichtfarbe und welche Lichtstärke die optimalen
Bedingungen für die Aufnahme der bestmöglichen Bilder
ermöglichen, hängt von der jeweiligen Aufgabenstellung
ab. Wenn sich die zu prüfenden Objekte zum
Beispiel auf einem Transportband oder einer sonstigen
Fördereinrichtung unter einem Bildverarbeitungssystem
hindurch bewegen, benötigt man sehr viel Licht,
um kurze Aufnahmezeiten der Kamera und damit unverzerrte
Bilder der Prüfobjekte zu realisieren. Viel Licht
bedeutet jedoch zwangsläufig auch viel Abwärme, und
die ist für jede LED auf Dauer tödlich.
Der Ausweg aus dieser Problematik besteht darin,
Beleuchtungen nicht dauerhaft zu betreiben, sondern
nur dann einzuschalten, wenn die Kamera gerade belichtet.
Der wesentliche Vorteil dieser Vorgehensweise
besteht darin, dass Wärme nur während der tatsächlichen
Leuchtdauer produziert wird. Die LED kann in den
Zwischenphasen abkühlen und wird somit geschont.
Zudem lassen sich geblitzte LED-Beleuchtungen mit
Strömen betreiben, die um bis zu 100 % über ihrer Dauerstrom-Spezifikation
liegen. Durch dieses so genannte
Überblitzen lässt sich eine entsprechend höhere Lichtausbeute
während der Leuchtphase erzielen.
Controller sorgt für stabile Stromstärke
Zur Ansteuerung von LED-Beleuchtungen wird in vielen
Bildverarbeitungssystemen ein externer Blitz-Controller
verwendet. Seine Aufgabe ist es, die Ein- und Ausschaltvorgänge
exakt zu kontrollieren und dabei unter anderem
sicherzustellen, dass die Stromstärke über die gesamte
Dauer des Blitzes hinweg stabil ist und die eingestellte
Leuchtdauer möglichst präzise eingehalten wird.
Der Einsatz solcher Beleuchtungssteuerungen ist
heutzutage Standard. Dass diese Geräte jedoch separat
zur Kamera betrieben werden, bringt einige Nachteile
mit sich. Abgesehen von den zusätzlichen Anschaffungskosten
müssen Kamera und Blitz-Controller verkabelt
werden und erfordern einen nicht zu vernachlässi-
30 Quality Engineering 05.2020
genden Mehraufwand bei der Software-Einbindung in
die Applikation über zwei unterschiedliche Interfaces.
Das aufwendigere Gesamtsystem muss zudem über die
Lebenszeit der Applikation gewartet werden.
Ein alternativer, kostengünstigerer Weg besteht darin,
die Blitzsteuerung in die Kamera zu integrieren. SVS-
Vistek hat aus diesen Gründen bereits vor über zehn
Jahren die Entwicklung von Kameras mit integrierter
Blitzsteuerung angestoßen. Bis zu vier getrennt steuerbare
Kanäle stehen in den aktuellen Kameramodellen
mit der so genannten 4IO-Funktion des Unternehmens
zur Verfügung. Jeder dieser kurzschlussfesten Power-
Ausgänge liefert im Blitzbetrieb kurzzeitig bis zu 3 A
Strom, was für 95 % aller Anwendungen ausreicht.
Die Steuerung der I/Os erfolgt über die GenICam-
Schnittstelle der Kamera. Auf diese Weise entfallen die
Integration und Synchronisation eines weiteren Software-Interfaces,
was dem Anwender Zeit spart und den
Weg zur Applikation vereinfacht. Durch den Wegfall der
Verkabelung zwischen Kamera und Blitz-Controller und
vor allem des gesamten (und in der Regel teuren) externen
Blitz-Controllers reduzieren sich darüber hinaus die
Anschaffungskosten der Bildverarbeitungs-Hardware.
Anwendungen werden auf diese Weise sowohl physisch
als auch in der Software schlanker, was neben den Hardware-Einsparungen
auch die Entwicklungskosten der
Software verringert. Die Präzision hingegen nimmt zu:
Die Blitzsteuerung ist auf 15 ns genau einstellbar.
PWM und Sequenzer relativ frei auf bis zu vier Leitungen
unabhängige Ausgangssignale programmieren, die
als direkter Eingang zum Beispiel für Servomotoren
oder die SPS dienen können.
Die 4IO-Funktionalität stellt SVS-Vistek Anwendern
in all seinen Kamerafamilien durchgängig zur Verfügung.
Die besonders für den Factory Floor geeigneten
EXO- und die neuen FXO-Kameras sind in zahlreichen
Varianten mit unterschiedlichen CMOS- und CCD-Sensoren
von Sony, ON Semiconductor und CMOSIS verfügbar
und decken Auflösungen von 2,3 bis 31 Megapixel
ab. Trotz des integrierten Blitz-Controllers ermöglichen
die meisten dieser Kameras überdurchschnittliche Betriebstemperaturen
von (modellabhängig) bis zu 70 °C.
Möglich wird dies durch eine sehr enge thermische Anbindung
der Low-Power-optimierten Elektronik und des
Sensors an das gefräste Unibody-Gehäuse.
Natürlich ist es auch weiterhin möglich, die Power-
Out-Ausgänge einer Kamera mit einem externen Controller
zur Ansteuerung von LED-Beleuchtungen zu verbinden.
Die integrierte Lösung ist technisch jedoch unstrittig
einfacher und ökonomischer, so dass der Einsatz
von externen Blitz-Controllern in absehbarer Zeit wohl
zur Ausnahme werden wird.
■
Wärmeentwicklung wird verhindert
Wärmeentwicklungen in der Kamera führen zu einem
verstärkten Rauschen und somit zu einer schlechteren
Bildqualität. Um diesen Effekt zu umgehen, verwendet
SVS-Vistek bei seinen Kameras mit integriertem Blitz-
Controller leistungsfähige Metall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistor
(Mosfet) für den Power-Out, die nur
schalten können. Der Strom und damit die Helligkeit der
LED-Beleuchtung lässt sich mit der integrierten Pulse
Width Modulation (PWM) regulieren. Dabei ist die Taktfrequenz
in weiten Bereichen einstellbar, um flexibel
auf die jeweiligen Anforderungen reagieren zu können.
Die Ausgangsspannung entspricht immer der Versorgungsspannung
der Kamera.
Das 4IO-Interface der Kameras von SVS-Vistek kann
neben der Ansteuerung von LED-Beleuchtungen noch
weitere Aufgaben übernehmen. So beinhaltet es unter
anderem mehrere entprellbare physikalische Eingänge,
logische Funktionen zur Verarbeitung von Eingangssignalen
und einen äußerst flexiblen Sequenzer, über den
die exakte Ansteuerung mehrerer Beleuchtungseinheiten
vorgenommen werden kann. Alle Ein- und Ausgänge
arbeiten mit Pegeln bis zu 24 V und sind dadurch sehr
gut für die direkte Kommunikation mit einer SPS geeignet.
Wenig bekannt, aber von einigen Industriekunden
genutzt ist auch die Möglichkeit, das sehr flexibel programmierbare
PWM-Modul für Steuerungsaufgaben
mittels PWM-Signal zu verwenden. So lassen sich mit
Qualitätsstatistiken online
mit der OriginPro-Serverversion
Schnell signifikante Ausreißer erkennen sowie Muster und
Trends in Produkt- und Prozesseigenschaften aufdecken
Statistische Analysewerkzeuge in OriginPro:
Hypothesentests, ANOVA, Regression, Nichtparametrische Tests,
Lebensdaueranalyse, Multivariate Analysen, ...
www.additive-origin.de/statistik
Quality Engineering 05.2020 31
:: Special Bildverarbeitung
Detail einer 50-Euro-Banknote – aufgenommen bei 10 m/s. Links: mit State-of-the-Art
Setup und Auflösung von 200 μm/px. Rechts: mit Xposure Farbkamera mit einer Auf -
lösung von 50 μm/px. Feinste Druckdetails sind scharf abgebildet Bild: AIT
Prüfung bei schnellen Produktionsprozessen
Inspektion bei vollem Speed
Qualitätsprüfungen bei hoher Geschwindigkeit stellen eine Herausforderung für die
Bildverarbeitungssysteme dar. Das AIT setzt dafür auf das Verfahren Computational Imaging,
das mit anderen Technologien kombiniert wird. Das ermöglicht zum Beispiel hochaufgelöste
Banknoten inspektion bei 10 m/s oder die Batteriefolienprüfungen mit bis zu 500 mm/s.
Die Autorin
Petra Thanner
Senior Research Engineer
AIT Austrian Institute of
Technology
www.ait.ac.at/hvs
Immer höhere Qualitätsanforderungen bei
kontinuierlich steigenden Produktionsgeschwindigkeiten
wecken den Bedarf für immer
schnellere, genauere aber auch flexiblere
Bildverarbeitungssysteme und -komponenten.
Um diesem Bedarf gerecht zu werden,
kombiniert das AIT Austrian Institute of
Technology Aufnahmekonzepte für die Prüfung
bei höchsten Transportgeschwindigkeiten
mit neuen Verfahren des Computational
Imaging. Dieses ist ein schnell wachsendes
Forschungsgebiet, das moderne
Bilderfassungstechnologien mit intelligenten
Algorithmen kombiniert. Ziel ist es dabei
– aus Bildsequenzen aufgenommen mit
unterschiedlichen Betrachtungs- und Beleuchtungswinkeln
– Bildinformationen zu
extrahieren, die mit konventioneller Bildverarbeitung
nicht abgeleitet werden können.
Die Kombination der Technologien ermöglicht
die Inspektion schwierigster Oberflächeneigenschaften
bei höchsten Prüfgeschwindigkeiten.
Beispiel Banknoten:
Kleinste Details gestochen scharf
Ausgangsbasis dafür ist eine am AIT entwickelte
Kamera. Sie erreicht Zeilenraten bis
zu 600 kHz in monochrome und 200 kHz in
RGB. Im Vergleich zu anderen Zeilenkameras
ist sie um den Faktor 2 bis 3 schneller. Für
die industrielle Inspektion bedeutet das,
dass bei gleicher Produktionsgeschwindigkeit
höhere optische Auflösungen erzielbar
sind. Damit können selbst kleinste Merkmale
automatisiert überprüft und Fertigungsprozesse
optimiert werden.
32 Quality Engineering 05.2020
Ein Beispiel für den Einsatz der Technologie
ist die Produktion von Sicherheitsdokumenten
wie zum Beispiel Banknoten. Diese
unterliegen höchsten Qualitätsanforderungen.
Sie werden bei einer Geschwindigkeit
von 10 m/s produziert. Dabei müssen auch
die kleinsten Defekte zuverlässig erkannt
und aussortiert werden.
Aktuell eingesetzte Kameratechnologien
erreichen bei diesen Prüfgeschwindigkeiten
eine optische Auflösung von 100 μm pro Pixel.
Kleine Druckelemente – wie zum Beispiel
feinste Linien oder Mikrotext – lassen
sich mit dieser Auflösung nicht ausreichend
scharf abbilden. Die 600 kHz Zeilenfrequenz
der Xposure:camera hingegen ermöglicht
es, die Banknoten mit 50 μm pro Pixel bei 10
m/s zu inspizieren. Damit können selbst
kleinste Details wie Mikrotexte gestochen
scharf abgebildet und automatisiert überprüft
werden.
Geschwindigkeit als Enabler
für neue Sensorkonzepte
Die hohe Zeilenfrequenz ermöglicht nicht
nur höhere optische Auflösungen, sondern
kann auch genutzt werden, um im Zeitmultiplex-Verfahren
aus unterschiedlichen
Richtungen zu beleuchten. Die schnelle LED-
Blitztechnologie Xposure:flash mit Blitzfrequenzen
bis zu 600 kHz ist dafür die perfekte
Ergänzung. Gemeinsam mit der Xposure:camera
ergibt das ein kompaktes und robustes
High-speed Photometric Stereo System
(xposure:photometry) mit Abtastraten
bis zu 200 kHz bei simultaner Berechnung
von Albedo-Bild und Gradientenbild.
Photometric Stereo (PS) ist eine Methode
des Computational Imaging, die auf Basis
mehrerer Aufnahmen eines Objektes mit
unterschiedlichen Beleuchtungsrichtungen
die lokalen Oberflächenkrümmungen berechnet.
Photometric Stereo ist zum Beispiel
für die Inspektion von Batteriefolien eine
geeignete Prüfmethode, um Beschichtungsfehler
zu detektieren.
Materialkombination als Herausforderung
für die Prüftechnik
Die Sicherheit von Batterien hängt von der
Qualität des Produktionsprozesses ab. Fehler
bei der Herstellung der Elektroden können
zu Leistungseinbußen oder sogar zu
Kurzschlüssen führen, die schwerwiegende
Folgen nach sich ziehen können.
Batteriefolien bestehen aus metallisch
glänzendem Trägermaterial aus Aluminium
oder Kupfer mit dunkelgrauer bis schwarzer
Beschichtung aus NMC oder Graphit. Sie
werden in einem kontinuierlichen Beschichtungsprozess
bei Geschwindigkeiten bis zu
500 mm/s gefertigt. Der Einsatz von PS umgeht
hier die traditionellen Schwierigkeiten,
die bei der optischen Inspektion dieser Materialkombination
typischerweise entstehen.
■
KUNDENSPEZIFISCHE
LÖSUNGEN FÜR:
TELEZENTRISCHE
OBJEKTIVE
TELEZENTRISCHE
BELEUCHTUNGEN
CCD OBJEKTIVE
ASPHÄREN
F-THETA OBJEKTIVE
STRAHLAUFWEITER
LINSENSYSTEME
TRAPPED ION
Links: Prüfanordnung zur Batteriefolieninspektion. Rechts: 2D-Aufnahme der Batteriefolie (oben), Oberflächennormalen
(Mitte) mit sichtbaren Falten und Blasen, Gradientenbild (unten) mit sichtbaren Falten und Dellen
Bild: AIT
Sill Optics GmbH & Co. KG
Johann-Höllfritsch-Str. 13
90530 Wendelstein
T. +49 9129 9023-0 info@silloptics.de
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Quality Engineering 05.2020 Quality Engineering_60x270_sill optics_05.indd 1 02.09.2020 13:59:37 33
:: Special Bildverarbeitung
Die Kameras nehmen je ein
90°- Segment des zu prüfenden
Produktes auf. Die Bilder werden
anschließend softwareseitig zur
einer Aufnahme zusammengesetzt
Bild: ISW
Einfache Abbildung rotationssymmetrischer Objekte
Alles im 360-Grad-Blick
Bisherige Systeme zur Kontrolle von rotationssymmetrischen Objekten erkennen häufig nur
Serienfehler. Eine neue Lösung von IWS ermöglicht eine 100-%-Prüfung, die auch einmalig
auftretende Produktfehler entdeckt. Mit dabei: vier Industriekameras der CX-Serie von Baumer,
deren gleichzeitig aufgenommene Bilder ein Produkt komplett abbilden.
Die Autorin
Nicole Marofsky
Marketing
Communication
Baumer
www.baumer.com
Rotationssymmetrische Objekte – hinter dieser etwas
sperrigen Bezeichnung verbergen sich viele Produkte
des täglichen Lebens. Dazu zählen etwa Sprühdosen,
Ampullen oder Konserven – also Objekte, die komplett
abbildbar sind, wenn man sie um die eigene Achse
dreht. Man findet sie in Zylinderform häufig im Pharmabereich
und in der Verpackungsindustrie für Lebensmittel
und Getränke.
Derzeitige Ansätze zur Kontrolle rotationssymmetrischer
Produkte konzentrieren sich darauf, dass diese auf
einer definierten Strecke mit konstanter Geschwindigkeit
und exakter Belichtungszeit vor einer Kamera einmal
komplett um die eigene Achse gedreht werden. Die
Aufnahme wird dann abgewickelt und per Bildverarbeitung
geprüft.
„Oft sind die Nahtbereiche zwischen den einzelnen
Bildern jedoch unsauber, so dass teilweise nur Serienfehler,
also Fehler über mehrere Produkte, in einem
Strom erkannt werden können“, sagt Stefan Tukac, Prokurist
bei Industrielle Sensorsysteme Wichmann (ISW).
Das muss besser gehen, dachten sich die Ingenieure bei
ISW: eine 100 % Kontrolle, die auch einmalig auftretende
Produktfehler sicher detektiert und gleichzeitig im
Produktionstakt bleibt. Ein halbes Jahr später war die
neue Prüfanlage unter dem Namen „4ninety“ fertig. Der
Name ist dabei Programm: Das System deckt mit vier
Kameras von Baumer jeweils 90° des Umfangs eines
runden Körpers ab. „Genau also die 360°, die auch eine
Abwicklung beinhaltet“, erläutert Tukac. Die vier Einzelbilder
werden softwareseitig ohne Überlappung zu einem
Gesamtbild zusammengesetzt und ausgewertet.
System lässt sich schnell anpassen
Der Ansatz von ISW ist mit geringem Aufwand in bestehende
Produktionsprozesse integrierbar. Die Prüfzelle
kann über jedem beliebigen Förderband platziert werden.
Mithilfe verschiedener Achsen sind Kameras und
Beleuchtung an unterschiedliche Transportbänder und
Produkte innerhalb kürzester Zeit angepasst.
Einmal platziert, korrekt ausgerichtet und softwareseitig
eingerichtet, übernimmt die Anlage vielfältige
34 Quality Engineering 05.2020
Prüfaufgaben. Kontrolliert werden können die Formen
von Produkten – zum Beispiel auf Unversehrtheit, Maßeinhaltung
oder Deckelplatzierung. Aber auch die Anwesenheit
und Lage von Merkmalen wie die korrekte
Platzierung von Etiketten bis hin zur Prüfung von aufgebrachten
1D- und 2D-Codes oder von Texten (OCR/OCV)
sind möglich.
„Unsere Standard-Bibliothek besteht aus mehreren
tausend Schriftarten. So können wir Klarschriften von
Kunden unseren Standardschriften wie „Document“,
„Universal“ oder „Pharma“ für eine sichere Lesbarkeit
zuordnen“, erläutert Tukac das Vorgehen bei OCR. Die
Lage und Position von Merkmalen werden in Weltkoordinaten
gemessen, so dass durch die einfache Definition
fester Schwellwerte fehlerhafte Produkte anhand
der gemessenen Abweichungen in Millimeter oder Grad
aussortiert werden können. Bei der Etikettenerkennung
setzt ISW auf einen Graustufen- und Kontur-Algorithmus,
der aufgenommene Etiketten mit einem Master
vergleicht. Bei Unterschieden wird das Produkt ausgeworfen.
Herzstück Bildverarbeitung
Das Herzstück der Prüfanlage liegt in der softwareseitigen,
eigens entwickelten Bildverarbeitung. Grundlage
ist dabei die Aufnahme von Bildern mit sehr guter Bildqualität.
„Wir setzen dafür auf Kameras der CX-Serie von
Baumer, mit denen wir sehr gute Erfahrung bezüglich
hoher Zuverlässigkeit und guter Kompatibilität zu unseren
Software-Routinen haben“, sagt Tukac. Zum Einsatz
kommen vier 5-Megapixel-CX.I-Kameras mit Sony Pregius
IMX264 Sensor. Polarisationsfilter unterdrücken die
Reflektionen auf den Produkten durch die Beleuchtung.
Mit dem vom Baumer patentierten modularen Tube-
System werden Kamera und Objektiv zusätzlich durch
eine variable Anzahl an Zwischenringen zum Beispiel
gegen Staub geschützt. Gleichzeitig wird damit die
Schutzart IP 65 / IP 67 erreicht. Kombiniert mit der hartanodisierten
Oberfläche sind die Kameras so gegenüber
den in Lebensmittelumgebungen oft notwendigen Reinigungen
perfekt gerüstet.
„Neben standardkonformer GigE-Vision-Schnittstelle
sind die Kameras zudem lichtstark, liefern rauscharme
Bilder und überzeugten uns mit schneller, zuverlässiger
Bildübertragung“, so Tukac. Mit ihrer hohen Bildqualität
unterstützen die Kameras ideal bei der Detektion
kleiner Abweichungen und der korrekten Nahtbildung
zwischen den Einzelbilden. Know-how steckt dabei
auch in der Rechenleistung, die immer ein rares Gut
ist, wie Tukac weiß: „Das Zurückrechnen der vier einzelnen
Bilder mit je fünf Megapixel Auflösung in eine Ebene
und die Berechnung der Nahtstellen ist sehr prozessorlastig“.
ISW löste dies mit einem leistungsstarken
Rechner, Multithreading, einer sehr guten Grafikkarte
zur Auslagerung rechenintensiver Operationen und einer
cleveren Programmierung. Sollen Produkte mit
mehreren Etiketten geprüft werden, die starke Hell- und
Dunkelkontraset aufweisen, kann das System auch mit
vier LXG-Modellen mit einer Auflösung von vier Megapixel
und HDR-Funktion betrieben werden.
„Seit 2019 bieten wir unser System am Markt an. Unsere
bisherigen Kunden aus dem Pharmabereich und
der Verpackungsindustrie für Lebensmittel sind durchweg
zufrieden“, freut sich Tukac. Das Potenzial ist aufgrund
der breiten Anwendbarkeit jedoch noch viel größer.
Denn: Nicht nur zylindrische Objekte – auch andere
geometrische Formen, z.B. sechseckige Verpackungen
sind mit 4ninety überprüfbar. „Eine Anpassung in der
Software reicht hier aus, damit wir mögliche Abbildungsfehler
aufgrund der Objektgeometrie ausgleichen
können“, so Tukac.
■
Quality Engineering hakt nach
Stefan Tukac,
Prokurist bei IWS,
über den Nutzen
der neuen Bildver -
arbeitungslösung
:: Was würden Sie als den größten Nutzen
beschreiben, den die neue Lösung den Anwendern
bringt?
Tukac: Die Lösung ist eine einfach zu integrierende,
kostengünstige Alternative zu
herkömmlichen Anwendungen auf Basis einer
Zeilenkamera in Kombination mit komplexem
Maschinenbau für das Produktund
Bauteil-Handling.
:: Gibt es bestimmte technische Voraussetzungen,
die bei Unternehmen gegeben sein
müssen, um Ihre Lösung einsetzen zu können?
Tukac: Die 4ninety kann je nach Ausführungsvariante
autark mit eigener Vereinzelung
und NIO-Ausschleusung oder vernetzt
im Anlagenverbund betrieben werden. Im
vernetzten Modus können alle Schnittstellenstandards
wie etwa TCPIP oder Profinet
bedient werden. Gerade in Hinblick auf
Support, Schulung, Anlaufbegleitung oder
Anlegen und Rüsten von neuen Produkten
beziehungsweise Bauteilen macht es Sinn,
eine Fernwartungsmöglichkeit über die IT
zu realisieren
:: Gibt es neue Anwendungen, die mit der
Lösung möglich werden, die mit bisheriger
Technik nicht umzusetzen sind?
Tukac: Der Vorteil ist die Bildaufnahme in
Bewegung bei maximaler Geschwindigkeit.
Bisher mussten Produktionsschritte aufwendig
angepasst werden, um zum Beispiel
das Produkt oder Bauteil gezielt vor einer
Zeilenkamera rotieren zu lassen, damit
eine 360°-Abwicklung aufgenommen werden
kann.
■
Quality Engineering 05.2020 35
:: Special Bildverarbeitung
Mit Spezialkameras und
Künstlicher Intelligenz
lassen sich Prüfvorgänge
automatisieren Bild: Deevio
Machine Learning automatisiert visuelle Kontrollen
Visuelle Prüfungen mit Intelligenz
Das Zusammenspiel von moderner Kameratechnik, Beleuchtungstechnik und
Bildverarbeitungslösungen, die auf Machine Learning basieren, übertrifft manuelle
Prüfverfahren in puncto Genauigkeit und Zuverlässigkeit. Dabei ist das volle Potenzial der
Machine-Vision-Technologie noch längst nicht ausgereizt.
Der Autor
Damian Heimel
COO und Co-Founder
Deevio
www.deevio.ai
In der digitalen Fabrik spielen Machine-Learning-Verfahren
eine bedeutende Rolle. Dies gilt auch und gerade
für Systeme zur Kontrolle der Produktqualität. Zum Einsatz
kommen hier automatisierte Machine-Vision-Systeme
– ein komplexes Zusammenspiel aus Kameras
und Lichtanlagen, aus Hard- und Software, sowie aus einem
ausgeklügelten, auf den spezifischen Anwendungsfall
ausgerichteten Bildauswertungsregelwerk.
Der Vorteil des automatisierten Machine-Vision-Verfahrens
gegenüber einem „manuellen“ Prüfverfahren
durch menschliche Fachkräfte liegt auf der Hand: Konstanter
und gleichmäßiger werden die Kontrollrichtlinien
– die zudem jederzeit nachverfolgt werden können –
durchgesetzt. Die durchschnittliche Fehlerquote des
Produktionsausstoßes kann signifikant gesenkt werden.
Zudem beeinflusst nicht die „Tagesform“ des geschulten
Prüfpersonals die finale Fehlerquote.
Lange Zeit hielt sich der Einsatz Machine-Learningbasierter
Bildverarbeitungssysteme dennoch in überschaubaren
Grenzen. Der benötigte Rechenbedarf war
einfach zu groß. Statt über ein Machine-Learning-Verfahren
wurden die Regeln der Machine-Vision-Systeme
deshalb umständlich von einem Systemintegrator definiert
und manuell – Bild für Bild – eingegeben, mit der
Folge eines stark beschränkten Anwendungsspektrums.
Bei regelbasierten Bildverarbeitungssystemen muss
der verantwortliche Systemintegrator feste Regeln definieren.
Dem System werden bei der späteren Auswertung
der zu vergleichenden Bilddaten praktisch keine
Spielräume gewährt. Für bestimmte Aufgabenbereiche
genügt dieses Verfahren vollauf. Etwa dann, wenn es
um die Prüfung klar definierter Eigenschaften geht, die
nicht in Varianz auftreten können. Soll beispielsweise
die korrekte Länge, Höhe oder Breite eines Produkts kontrolliert
werden – und gilt es nur, „richtig“ oder „falsch“
festzustellen – lassen sich mit diesem System sehr gute
Ergebnisse erzielen. Auch heute noch ist es deshalb vielerorts
erfolgreich im Einsatz, aber eben nicht in besonders
komplexen Qualitätskontrollen.
Denn bei Anwendungsgebieten mit größerer Varianz
stoßen regelbasierte Machine Vision-Systeme rasch an
ihre Grenzen. Müssen im Rahmen eines regelbasierten
Verfahrens doch alle erdenklichen Varianten eines Fehlers
– für alle erdenklichen Fehlerarten – eingegeben
werden. Qualitätskontrollen, bei denen ein Produkt auf
einen variantenreichen Fehler wie zum Beispiel eine
36 Quality Engineering 05.2020
Delle oder einen Riss kontrolliert werden soll, scheiden
damit oft aus. Außerdem müssen alle möglichen Umweltbedingungen
bei der Bildaufnahme – beispielsweise
Änderungen der Lichteinstrahlung – berücksichtigt
werden, da sonst die Pseudofehlerrate signifikant ansteigen
könnte. Erhebliche Teile der zu kontrollierenden
Produktion, die eigentlich in Ordnung sind, würden
dann fälschlich als fehlerhaft identifiziert und aussortiert.
Aus diesem Grund konnten sich kostenintensivere,
ungenauere und weniger konstante manuelle Qualitätsprüfungen
in den vergangenen Jahren vielerorts
noch halten. Doch dies ändert sich nun. Denn technische
Fortschritte im Hardwarebereich ermöglichen
mittlerweile den Einsatz von rechenintensiven Deep-
Learning-Verfahren bei der Erstellung der Kontrollregeln.
Nun können automatisierte Machine-Vision-Systeme
zeigen, was wirklich in ihnen steckt.
Bildverarbeitungssysteme trainieren
Beim Deep Learning, einem Verfahren auf Basis künstlicher
neuronaler Netze, wird ein Modell anhand von Beispielen
auf die verschiedenen Defekte trainiert. Mit jedem
Training gewinnt es an Effizienz. Richtig trainiert
kann es einen Genauigkeitsgrad von über 99 % erreichen
– was es insbesondere für Qualitätskontrollen in
sehr fehlersensitiven Branchen wie Automotive oder
Pharma empfiehlt. Gerade im Automotive-Kontext können
moderne, KI-basierte und lernfähige Systeme ihre
Stärken voll ausspielen. Das Spektrum an Materialien,
die sehr eng getaktete und teilweise über den gesamten
Globus verteilte Supply Chain und nicht zuletzt die
mögliche Ausstattungs- und Farbenvielfalt beschert
den eingesetzten Qualitätskontroll-Systemen ein fast
unerschöpfliches Potential an möglichen Fehlern. Selbst
ein Blechprägestück kann bereits eine so breite Vielfalt
von Dellen, Kratzern oder anderen Formabweichungen
aufweisen, dass regelbasierte Lösungen schnell aufgeben
und Ausschussquoten produzieren, die früher oder
später die Produktion ausbremsen und die Kosten explodieren
lassen.
Drei Trainingsoptionen für maschinelles Lernen
Über drei Trainingsvarianten können Machine-Learning-
Modelle beim Deep Learning prinzipiell ausgebildet
werden: Supervised Learning, Unsupervised Learning
und Reinforcement Learning. Beim Supervised Learning
wird das Modell in Begleitung einer Produkt-Fachkraft
trainiert. Sie kontrolliert die korrekte Eingabe der Daten
sowie die Anwendung des Erlernten durch das Modell.
Ist diese korrekt, gibt sie eine positive Rückmeldung.
Diese Methode ist am weitesten verbreitet und funktioniert
bereits prozesssicher. Beim unüberwachten Lernen
erzeugt das Modell dagegen selbstständig Klassifikatoren,
nach denen es die Eingabemuster beurteilt –
ohne Zielvorgaben und ohne „Belohnung“ durch die
Umwelt. Beim Reinforcement Learning schließlich,
sucht das Modell über Trial-and-Error-Verfahren nach
Lösungen, die seine „Belohnung“ maximieren. Diese
beiden Technologien haben enormes Potential, benötigen
allerdings noch weitere Forschung für den dauerhaften
Einsatz in Produktionslinien.
Beim Anlernen von Machine-Vision-Deep-Learning-
Modellen im Produktionskontext kommt meist ein Supervised
Learning-Verfahren zum Einsatz. Zunächst
wird in das Modell ein Set von fehlerfreien und fehlerhaften
Bildern des zu überprüfenden Produkts eingespeist,
anhand derer es dann von Data Scientists trainiert
wird. Hat es hier eine gewisse Effizienz erreicht
und sich die Grundlagen erarbeitet, werden dann in einem
zweiten Schritt Produktbilder aus der laufenden
Produktion eingespeist. Das Training wird nun zusätzlich
von einer Produkt-Fachkraft begleitet, deren Feedback
zu den Einschätzungen des Modells in den Trainingsprozess
integriert wird. Unablässig wird das Modell
so über mehrere Wochen trainiert. Am Ende, wenn
ein Genauigkeitsgrad von über 99 % erreicht ist, werden
das Modell und die Machine Vision-Apparatur dann in
die Produktionslinie integriert. Der Vorteil daran: Defekt-Merkmale
kann das Deep Learning-Modell dann
generalisieren – also auch an bislang unbekannten,
neuen Produkten erkennen und richtig zuordnen.
Der Ansatz von Deevio bezieht bei der eigenentwickelten,
KI-basierten Lösung bereits vorhandene Hardware
umfassend mit ein – und nutzt zudem auch noch
bestehende Bilder-Datenbanken. Dies verbessert einerseits
den Return on Investment, sorgt aber auch dafür,
dass die Zeitspanne bis zum Regelbetrieb erheblich reduziert
werden kann. Benötigen manuelle Prüfer für die
Prüfung und Freigabe eines Werkstücks bis zu 20 s, erkennt
die KI-automatisierte Qualitätskontrolle von Deevio
üblicherweise bereits innerhalb von weniger als 1 s,
ob das geprüfte Produkt den vorab definierten strengen
Kriterien entspricht – oder direkt ausgesondert werden
muss. Die dazugehörigen „AI-Boxen“ (Mini-Computer
und einsatzoptimierte Grafikkarte) lassen sich einfach
in vorhandene Infrastrukturen integrieren.
■
Bildverarbeitungssoftware
ist bereits bei der
Qualitätskontrolle im
Einsatz Bild: Deevio
Quality Engineering 05.2020 37
Das System S70 von
Inspekto auf einer
Produktionslinie: Auf
dem Bildschirm ist das
zu überprüfende Bauteil
zu sehen Bild: Inspekto
Plug & Play für die industrielle Bildverarbeitung mit KI
Intelligent und autonom
Unternehmen in allen Branchen flexibilisieren ihre Fertigungsprozesse. Sensorik hilft hier dabei
zu gewährleisten, dass neue Prozesse keine Qualitätseinbußen mit sich bringen. Autonome
Maschinenbildverarbeitung kann in diesem Kontext die Grenzen der Künstlichen Intelligenz (KI)
ausdehnen. So kann letztlich auf Marktbedürfnisse schneller reagiert werden.
Der Autor
Yonatan Hyatt
CTO und Mitbegründer
Inspekto
www.inspekto.com
Industrielle Bildverarbeitung spielt eine entscheidende
Rolle in der Qualitätssicherung, da sie Herstellern ermöglicht,
zu ermitteln, welche Produkte gemäß den Vorgaben
hergestellt wurden und welche Fehler aufweisen –
eine unumgängliche Folge eines jeden Fertigungsprozesses.
Durch den Einsatz von Bildverarbeitungslösungen
für die Qualitätsprüfung können Fertigungsunternehmen
fehlerhafte Produkte schnell und effizient identifizieren
und auf diese Weise manuelle Prüfungen vermeiden,
die teuer, zeitaufwändig und unzuverlässig sind.
Der Erfolg der Bildverarbeitung für die Qualitätssicherung
in der industriellen Fertigung beruht auf der
Tatsache, dass sie schnellere, genauere und kostengünstigere
Ergebnisse bietet als manuelle visuelle Inspektionen.
In Deutschland bringt ein Mitarbeiter in der Automobilbranche
einen Mehrwert von durchschnittlich
596.000 Euro pro Jahr für das Unternehmen ein. Wenn
Mitarbeiter also für mühselige Inspektionsaufgaben
eingesetzt werden, die keinen Mehrwert generieren,
wird dies für den Hersteller nicht effektiv sein.
Darüber weisen manuelle Inspektionen eine Fehlerquote
von rund 25 % auf. In komplexen Anwendungen,
wie zum Beispiel bei Baugruppen mit vielen kleinen
Komponenten und engen Toleranzen, kann die Fehlerrate
sogar noch höher sein. Oder es kann sein, dass die
manuelle Inspektion aufgrund der Komplexität der Aufgabe
keine realistische Option ist.
Durch den Einsatz von Bildverarbeitungslösungen
können Hersteller diese Probleme überwinden, aber
auch diese Lösungen sind mit vielen Nachteilen behaftet.
Das erste Problem ist, dass Werkleiter keine direkte
Kontrolle über das System haben, da herkömmliche Maschinenbildverarbeitungslösungen
ad hoc von einem
Systemintegrator entwickelt werden. Der Integrator ist
verantwortlich für die Auswahl der richtigen Komponenten
– Objektive, Framegrabber, Software und mehr –
sowie für Konzeption, Integration und Testen der Lösung
in der Produktionsstraße.
Die Kosten sind ein weiteres Hindernis, da herkömmliche
Lösungen einen Mindestpreis von 20.000 Euro haben
und bis zu 150.000 Euro pro Prüfungspunkt kosten
können. Schließlich erfordern diese Lösungen lange
Stillstandszeiten, um installiert und geschult zu werden.
Und sie sind inflexibel, da sie nur für die Inspektion
eines bestimmten Produkts an einem bestimmten
Standort ausgelegt sind.
Als Antwort auf die Probleme in Bezug auf Kosten,
Komplexität und mangelnde Flexibilität, die Hersteller
davon abhalten, Bildverarbeitungstechnologien in großem
Maßstab einzusetzen, hat Inspekto mit der autonomen
Maschinenbildverarbeitung (AMV) eine neue Kategorie
der Bildverarbeitung für die Qualitätsprüfung entwickelt.
AMV ist eine Hybridtechnologie, die computergestütztes
Sehen, Deep Learning und Softwareoptimie-
38 Quality Engineering 05.2020
Special Bildverarbeitung ::
rung in Echtzeit miteinander verbindet. Im Gegensatz zu
herkömmlichen Bildverarbeitungsprojekten sind AMV-
Systeme eigenständige Produkte, die beliebige Anwender
in 30 bis 60 min an der Produktionslinie installieren
können, ohne dabei auf einen Bildverarbeitungsexperten
zurückgreifen zu müssen. Der Anwender muss dabei
keine Erfahrung in der Kommentierung oder Kennzeichnung
von Daten haben, da das System die Eigenschaften
des zu inspizierenden Objekts vollständig autonom und
mit minimalem menschlichen Eingriff lernt.
Bei der Einrichtung schaltet der Anwender lediglich
den Controller ein und stellt sicher, dass das Sichtfeld
den zu untersuchenden Bereich abdeckt. Er platziert
dann einen guten Musterartikel im Sichtfeld und markiert
den Bereich von Interesse, in dem das System Fehler
erkennen soll. Im Gegensatz zu herkömmlichen Qualiätssicherungslösungen,
bei denen Hunderte oder sogar
Tausende von guten und defekten Musterprodukten
erforderlich sind, benötigen AMV-Systeme durchschnittlich
nur 20 bis 30 gute Muster und keine defekten
Teile. Die autonome Maschinenbildverarbeitung
stellt die Parameter der herkömmlichen Qualitätssicherung
auf den Kopf. Anstatt sich zu merken, wie ein fehlerhaftes
Objekt aussieht, lernen Systeme – ähnlich wie
ein Mensch –, wie ein einwandfreies Objekt aussehen
soll.
Sobald ein AMW-System in Betrieb ist, vergleicht es
jedes Bild mit den der Einrichtung gespeicherten und verifiziert
sowohl Formtoleranzen als auch Oberflächenvariationen,
um Fehler und Mängel zu erkennen. Das System
kommuniziert dann den Ort eines Defekts an einen
Bediener oder eine speicherprogrammierbare Steuerung
(SPS), sodass das defekte Produkt schnell aus der Produktionsstraße
entfernt werden kann. Auf diese Weise werden
keine Zeit und Ressourcen verschwendet werden,
um ein bereits fehlerhaftes Produkt fertigzustellen.
über tatsächliche Fehler, da es keine Fehlalarme aufgrund
von Bewegungs-, Ausrichtungs- oder Beleuchtungsänderungen
gibt. Während sie in Betrieb sind, lernen
AMV-Systeme ständig weiter. Sollte das System eine
Abweichung erkennen, die der Hersteller nicht als
Fehler ansieht, dann lernt es daraus und meldet den
gleichen Fehler in Zukunft nicht wieder.
Sehr hohe Flexibilität hinsichtlich der
zu inspizierenden Bauteile
AMV-Systeme sind nicht produktspezifisch, sondern
universell. Da sie nicht speziell für die Inspektion eines
bestimmten Artikels konfiguriert werden, können sie
für Artikel in beliebigen Branchen und für jegliche Fertigungsmethoden
verwendet werden. AMV-Systeme können
über alle gängigen Industrieprotokolle wie zum Beispiel
Profinet, Ethercat oder Modbus mit den SPS des
Herstellers kommunizieren, und sie können an beliebigen
Positionen entlang eines Profils von Bosch installiert
werden, das in den meisten Produktionsstraßen
verwendet wird.
Ein Techniker kalibriert
das S70 System
Bild: Inspekto
Systeme sind selbsteinstellend, selbstlernend
und selbstjustierend
Die Autonomie in der autonomen Maschinenbildverarbeitung
basiert auf mehreren KI-Modulen, die zusammenarbeiten.
Die von Inspekto entwickelten Algorithmen
machen AMV-Systeme selbsteinstellend, selbstlernend
und selbstjustierend. Ein KI-Modul zur Videosensor-Optimierung
passt die Beleuchtung und Kameraparameter
automatisch an das zu untersuchende Produkt
und die Umgebungsbedingungen an, damit das System
ein Bild erhält, bei dem Fokus, Tiefenschärfe, Belichtung
und Dynamikumfang perfekt sind. Dank dieser Funktionsweise
können sich AMV-Systeme im Gegensatz zu
herkömmlichen Lösungen an veränderte Lichtverhältnisse
anpassen und zu jeder Tageszeit effektiv betrieben
werden. Ein KI-Modul zur Erkennung und Ausrichtung
erkennt Produkte automatisch im 3D-Raum. Dies bedeutet,
dass das System Produkte auch dann erkennt,
wenn sie an einem anderen Ort oder in einer anderen
Ausrichtung als die gespeicherten erscheinen. Deshalb
benachrichtigt das System den Bediener ausschließlich
Diese Flexibilität, gekoppelt mit den minimalen Anfangsinvestitionen
für AMV-Systeme, unterstützt die visuelle
Qualitätssicherung in jeder Phase der Produktion
– ein Ansatz, den Inspekto als Total Quality Assurance
bezeichnet, also umfassende Qualitätssicherung. Im
Laufe der Zeit können Hersteller mit Hilfe von Total Quality
Assurance Bereiche identifizieren, in denen Fehler
häufiger auftreten, und diese optimieren.
■
Webhinweis
In diesem Video von der Vision 2018 erklärt Inspekto-
CEO Harel Boren den Ansatz des Unternehmens:
http://hier.pro/all3U
Quality Engineering 05.2020 39
:: Technik
Hairpins aus beschichtetem
Kupfer ersetzen im
neuen VW Elektromotor
herkömmlichen Kupferdraht
Bild: Zeiss
Messtechnik ist Schlüssel für die Serienfertigung bei Volkswagen
Hairpins haargenau vermessen
In seinem Komponentenwerk in Salzgitter produziert Volkswagen wichtige Bauteile für den
Elektromotor App 310, der seit diesem Jahr einem breiten Kundenkreis Elektromobilität
ermöglicht. Das Konzept des Hairpin-Stators stellte dabei die Qualitätssicherung vor neue
Herausforderungen. Eine Messlösung von Zeiss brachte den Durchbruch.
Glücklich mit der Lösung von Zeiss: Die beiden VW-
Mitarbeiter Pascal Schmidt (links) und Philip Kurz
Bild: Zeiss
Der Autor
Dr. Matthias Ernst
Storymaker
im Auftrag von
Zeiss
www.zeiss.de
Bis zu 310 Nm Drehmoment, 204 PS und
550 km Reichweite – das sind die Eckdaten
des VW ID3, dem ersten rein als Elektroauto
konzipierten Serienfahrzeug von Volkswagen.
Der Kompaktwagen ist der Vorreiter einer
ganzen Reihe von Elektrofahrzeugen aus
dem Volkswagen-Konzern, der für die Zukunft
konsequent auf die Elektrifizierung
seines Portfolios setzt. Und diese elektrische
Zukunft ist für VW seit September Realität:
Künftig sollen allein in Deutschland jährlich
bis zu 500.000 ID3 vom Band laufen. Zusätzliche
Werke in anderen Ländern mit hoher
Nachfrage nach Elektroautos, wie etwa China,
werden diese Stückzahl noch weiter erhöhen.
Wesentliche Bauteile des Elektromotors
für die Plattform Modularer E-Antriebs-Baukasten
(MEB) entstehen im Volkswagen
Group Components Werk in Salzgitter, darunter
der Rotor und Stator des E-Antriebs.
Beim Stator setzt Volkswagen auf ein Konzept
mit Hairpins. Dadurch können Statoren
in ähnlichen Taktzeiten wie beim Verbrennungsmotor
hergestellt werden. Aber das
ist nicht der einzige Vorteil: „Der Hairpin-
Motor bietet gegenüber herkömmlichen
Elektromotoren spürbar mehr Leistung bei
deutlich weniger Gewicht“, erklärt Philip
Kurz, der im Komponentenwerk Salzgitter
zuständig ist für Motorplanung und -prüfung
ist. An dieser Technologie arbeiten viele,
so Kurz, „aber wir sind definitiv die ersten,
die das in Großserie produzieren.“
Ein wesentlicher Faktor stellte dabei ursprünglich
eine Hürde dar: die Qualitätssicherung.
Durch die Beschaffenheit der Hairpins
ist eine Vermessung mit taktilen oder
optischen Messmethoden, wie sie im traditionellen
Motorenbau zum Einsatz kommen,
nicht möglich. Daher hat Zeiss zusammen
mit Volkswagen eine Messlösung entwickelt,
die alle Anforderungen von VW erfüllt,
und es dem Autobauer ermöglicht, mit
der Elektromobilität wie geplant in Großserie
zu gehen.
Bei den Hairpins kommt
die klassische Messtechnik an ihre Grenzen
Beim neuen Stator des intern APP 310 genannten
Elektromotors kommen statt der
herkömmlichen Wicklung von Kupferdraht
Hairpins aus beschichtetem Kupfer zum
Einsatz. Diese werden in einem automatisierten
Prozess in ihre namensgebende
40 Quality Engineering 05.2020
Form einer übergroßen Haarnadel gebogen.
Die klassische Messtechnik kam angesichts
der Beschaffenheit und des Verarbeitungsprozesses
hier an ihre Grenzen, erklärt Pascal
Schmidt, Mitarbeiter der Qualitätssicherung:
„Das Kupfer ist leicht verformbar, deswegen
können wir es nicht taktil antasten.
Außerdem glänzt es und ist halb lichtdurchlässig,
ist also auch für optische Sensoren
schwer zu erfassen.“
Dazu kommt die Tatsache, dass die Form
der gefertigten Hairpins nicht der der Einbauposition
entspricht, wenn sie als Verbund
in die Nuten des Stators eingeführt
werden. Und nicht zuletzt erforderte die
„virtuelle Bauraumhülle“ eine völlig neue
Herangehensweise an die Qualitätssicherung
im Motorenbau. Dabei muss der aus
über 100 Hairpins bestehende Wickelkopf
sensorisch erfasst werden. Die virtuelle Bauraumhülle
deckt sich mit den Ausmaßen
des Gehäuses des Elektromotors, dieses
dürfen die Hairpins keinesfalls berühren.
Vollständige Erfassung des
Wickelkopfs war gewünscht
Es galt also, eine Messlösung zu finden, die
nicht nur mit dem Material der Hairpins zurechtkommt,
sondern den Wickelkopf vollständig
erfassen und sowohl den Fertigungs-
als auch Einbauzustand der Hairpins
prüfen kann. Zudem musste eine effiziente
Messstrategie entwickelt werden, die zugleich
alle gesetzlichen und unternehmensinternen
Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen
an den Elektromotor erfüllt. Denn
angesichts der bis zu 16.000 1/min erfordert
der Motor eine sehr hohe Güte aller
Komponenten. Anfang 2019 begann die Kooperation
zwischen Zeiss und Volkswagen
Group Components in Salzgitter mit dem
Ziel, diese Herausforderungen der Qualitätssicherung
zu lösen.
Durchbruch durch Multisensorik
und angepasste Vorrichtungen
„Als wir intern definiert hatten, welche Anforderungen
wir an die Sensoren stellen,
stellte sich das Multisensor-Koordinatenmessgerät
Zeiss Prismo als die ideale Lösung
heraus“, berichtet Kurz. Das Koordinatenmessgerät
verfügt in der gewählten
Konfiguration über den taktilen Scanning-
Messkopf Vast XXT, den optischen Formsensor
Linscan, den chromatischen Weißlichtsensor
Dotscan sowie eine Dreh-Schwenk-
Einheit – alles aus der Hand von Zeiss.
Soweit möglich, setzt VW auf das taktile
Verfahren als das genaueste, etwa um das
Blechpaket des Stators zu messen. Um die
virtuelle Bauraumhülle zu prüfen, kommt Linescan
zum Einsatz, der den Wickelkopf als
eine Punktewolke digitalisiert, die dann mit
dem CAD-Modell in einem Soll-Ist-Vergleich
abgeglichen wird. Zur Vermessung der Hairpins
wird Dotscan verwendet.
Eine Vorrichtung von Zeiss fixiert den fertig montierten Stator reproduzierbar Bild: Zeiss
Ein Unternehmen von Quality Vision International
Der größte optische Multisensorkonzern der Welt
65719 Hofheim-Wallau
T: 06122/9968-0 • www.ogpgmbh.de
Quality Engineering 05.2020 41
:: Technik
Für die Prüfung der einzelnen Hairpins
vor dem Einbau in den Stator hat Zeiss eine
Vorrichtung entwickelt, die es ermöglicht,
die Hairpins in genau der Position für den
Messvorgang einzuspannen, wie sie später
auch im Stator vorherrscht.
Der Meisterbock für den Motorenbau –
entwickelt von Zeiss
„Dieses Vorgehen ist keineswegs neu, das
kennen wir zum Beispiel aus dem Karosseriebau,
dort nennt man so eine Vorrichtung
einen Meisterbock“, sagt Kurz. „Jetzt wenden
wir dieses Prinzip zum ersten Mal im
Motorenbau an.“ Auch für das Blechpaket
entstand bei Zeiss eine Aufspannvorrichtung,
die dieses für die taktilen Messungen
immer reproduzierbar fixiert.
Die Kompetenz auf der Hardwareebene
war aber nur einer von mehreren Faktoren,
der Volkswagen zur Zusammenarbeit mit
Zeiss brachte. „Ein weiterer ausschlaggebender
Punkt war, dass Hard- und Software
aus einem Guss sind“, so Kurz. „Bei allen
Kurz erklärt: Der VW E-Antrieb
Der taktile Scanning-Messkopf vermisst das Blechpaket, der optische Formsensor den Wickelkopf Bild: Zeiss
Sensortypen arbeite ich aus der Messtechnik-Software
Calypso heraus, alle Messdaten
laufen da zusammen, und in der Qualitätsdatenmanagement-Lösung
Piweb kann
ich alles parallel dokumentieren. Diese Gesamtlösung
ist unglaublich smart, stabil
und anwenderfreundlich.“ Das ist insbesondere
deshalb wichtig, weil die Qualitätssicherung
des Elektromotors direkt in der Fertigung
stattfindet. Nicht Messtechniker,
sondern die Fertigungsmitarbeiter prüfen
jeden Tag stichprobenartig die produzierten
und montierten Komponenten.
Schmidt, der die Fertigungsmitarbeiter
bei dieser Aufgabe betreut, sieht dafür beste
Voraussetzungen: „Zeiss bietet eine übersichtliche
Oberfläche mit Bildern und Text,
auf der der Mitarbeiter auswählt, was er
machen will. Er spannt das zu messende Teil
ein, gibt ein, aus welcher Maschine das Teil
kommt, wählt das Messprogramm aus, und
dann läuft das automatisch ab. Da kann
man quasi nichts falsch machen.“ Auch Piweb
überzeugt durch die Möglichkeit, einfach
und schnell aussagekräftiger Messberichte
zu erstellen und Messdaten anschaulich
zu visualisieren – etwa mit interaktiven
CAD-Ansichten, Formplots, Falschfarbendarstellungen
oder Histogrammen.
Eine ganzheitliche Messlösung,
nicht nur ein Messgerät
Der E-Antrieb im Volkswagen ID3 Bild: Volkswagen
In jedem Elektromotor befindet sich ein fest stehender Stator und ein sich darin drehender Rotor. Der Stator besteht
aus Kupferdrahtspulen. Fließt durch diese Spulen elektrischer Strom, entsteht im Stator ein umlaufendes
Magnetfeld, welches den Rotor zum Rotieren bringt. Die Drehbewegung beruht auf einem einfachen physikalischen
Prinzip: Ungleichnamige Pole von Magneten ziehen sich an, gleichnamige hingegen stoßen sich ab. Des
Weiteren unterscheidet man zwei Arten von elektrischen Antrieben: permanenterregte Synchronmaschinen und
Asynchronmaschinen. Ein starker Dauermagnet als Rotor, der synchron mit dem Magnetfeld des Stators mitläuft,
zeichnet die permanenterregte Synchronmaschine aus. Bei Asynchron maschinen hingegen wird der Rotor
mittels Stromzufuhr selbst magnetisiert und läuft daher dem Magnetfeld des Stators nach.
Im neuen ID3 von Volkswagen wird der E-Antrieb mit der Bezeichnung „App 310“ verbaut. Hierbei handelt es
sich um eine permanentmagneterregte Synchronmaschine. Aus der Bezeichnung App leitet sich die achsparallele
Anordnung von Antrieb und Getriebe ab, aus der ergänzten Ziffernfolge das maximale Drehmoment von 310
Nm. Die wesentlichen Bauteile für diesen Antrieb entstehen in einem Mix aus Spezialisierung und Verbundfertigung
an unterschiedlichen Produktionsstandorten der Volkswagen Group Components.
Auch Kurz ist froh, dass Volkswagen Group
Components für die Qualitätssicherung dieser
neuen Generation von Antrieben eine
ganzheitliche Lösung gefunden hat: „Ich
brauche gutes Equipment von Lieferanten,
die wissen, worum es geht. Zeiss macht hervorragende,
zu Ende entwickelte Produkte.
Und wir in der Planung suchen nie nur das
konkrete Gerät, sondern eine ganzheitliche
Messlösung. Zeiss versteht unsere Produkte,
die Messaufgabe, und sie entwickeln mit ihrem
Portfolio dann die ideale Lösung, die
auf unsere Anforderungen bestens abgestimmt
ist.“
Volkswagen kann sich jetzt ganz auf die
Produktion der angepeilten Stückzahlen
konzentrieren. Weitere Modelle auf der
MEB-Plattform wie der Elektro-SUV ID4 stehen
zudem schon in den Startlöchern. Der
Hairpin-Elektromotor von Volkswagen hat
also eine einsatzreiche Zukunft vor sich. ■
42 Quality Engineering 05.2020
Mobiles Rauheitsmessgerät in der Fertigung von Langlaufskiern
Mit Mikrometer-Vorsprung
zum Weltmeister
Fischer stellt die Skier für die Weltelite des nordischen Skisports. Ein Faktor für Erfolg oder
Misserfolg ist dabei der Schliff der Bretter. Dass dieser die genau richtige Rauheit besitzt, messen
die Fachleute des Herstellers mit dem Surfcom Touch 50 von Accretech. Dieses sorgt für kürzere
Rüstzeiten sowie eine bessere Qualität – und ist auch im Wettkampf mit dabei.
Der Schliff entscheidet,
ob ein Ski optimal auf
der Loipe liegt, schnell
gleitet und sich gut lenken
lässt Bild: Fischer Sports
Wenn Sebastian Stadlbauer sein Werk verrichtet, dann
geht es um Sieg oder Niederlage. Stadlbauer arbeitet
beim Skihersteller Fischer in der Produktentwicklung. Er
ist dort für die Skier der Spitzensportler im nordischen
Bereich zuständig. Zu seinem Job gehört es, sich um den
richtigen Schliff zu kümmern.
Dieser hat großen Anteil daran, ob der Athlet im
Langlauf oder Biathlon als erster über die Ziellinie
kommt – neben anderen technischen Faktoren wie dem
Ski selbst und dem Wachs. Der Schliff entscheidet, ob
ein Ski optimal auf der Loipe liegt, schnell gleitet und
sich gut lenken lässt. Dafür gibt es eine fast unendlich
große Zahl an unterschiedlichen Muster aus Rillen, die
in den Ski geschliffen werden. Die Auswahl hängt von
der Beschaffenheit des Schnees ab und von den individuellen
Präferenzen des Sportlers.
Fischer nutzt circa 30 verschiedene Strukturen. Deren
Qualität sowie die des gesamten Skis muss allerhöchsten
Anforderungen genügen. Das Unternehmen
rüstet schließlich die überwiegende Mehrheit der Weltklasselangläufer
und -biathleten aus. „Wenn unser Produkt
nicht passt, dann haben wir ein riesiges Problem“,
sagt Stadlbauer. „Denn wir reden im Spitzensport von
Nuancen, die entscheiden können. Wenn ein Athlet aufgrund
seines Skis in der Abfahrt nur zehn Zentimeter
länger gleiten und sich ausruhen kann, kann das schon
den Unterschied machen.“
Messung beginnt nach dem Schleifen
Stadlbauer und sein Team setzen auf das Surfcom Touch
50 von Accretech, um die Profile der Skier nach der Produktion
zu messen. Das mobile Rauheitsmessgerät
kommt zum Einsatz, wenn ein Ski eine der vier Schleifmaschinen
verlässt, die bei Fischer in der Fertigung stehen.
Die Maschinen schneiden mit einem Diamanten
Die Autorin
Mona Choueiri
Content Marketing
Manager
Accretech (Europe)
www.accretech.eu
Quality Engineering 05.2020 43
:: Technik
Zum Unternehmen
Fischer Sports ist Hersteller von nordischer und alpiner Skiausrüstung
sowie Eishockeyschlägern. Das privat geführte Unternehmen beschäftigt
fast 2000 Mitarbeiter. Es wurde 1924 in Ried im Innkreis, Österreich,
gegründet, wo sich auch heute noch der Hauptsitz befindet. Die Produktion
findet in Ried im Innkreis und in der Ukraine statt.
die speziellen Rillenmuster in den Schleifstein, der diese
dann auf den Kunststoffbelag des Skis überträgt.
„Nachdem wir den Schliff auf der Maschine eingestellt
haben, machen wir einen Probe-Ski, der gemessen
wird“, erklärt Stadlbauer das Verfahren. „Wenn wir uns
mit der Messung im zulässigen Toleranzbereich befinden,
beginnen wir mit dem Schleifen der Skier.“ Anschließend
wird in Stichproben gemessen, ob die Ober-
flächenrauheit I.O. (in Ordnung) oder N.I.O. (Nicht in
Ordnung) ist. So entstehen bei Fischer pro Tag 100 bis
200 Skier. 20 bis 30 davon werden der Stichprobe unterzogen.
„Das variiert immer etwas“, so Stadlbauer. „Es
gibt Schliffe, bei denen weiß man, dass sich problemlos
50 Skier fertigen lassen. Bei anderen Schliffen muss
man schon nach zehn oder 20 Stück kontrollieren.“
Messdaten zeigen Entwicklungen frühzeitig auf
Die gewonnenen Messdaten werden abgespeichert
und miteinander verglichen. „So können wir Entwicklungen
erkennen und zum Beispiel sehen, ob wir eventuell
die Steine oder den Diamanten wechseln müssen“,
sagt Stadlbauer. Dafür sei es gut, dass man sich die Rauheitskurve
genau anschauen könne.
Die richtige Einstellung der Maschine ist laut dem
Experten eine Herausforderung. Es gebe sehr viele Faktoren,
die Einfluss auf den richtigen Schliff haben können.
Neben den Steinen und Diamanten sei das unter
anderem auch die Beschaffenheit des Wassers, das verwendet
wird.
Wenn Fischer neue Profile ausprobiert, werden diese
zunächst auf einige Skier geschliffen. Anschließend
wird ein Prüfprotokoll erstellt. Und dann stellen sich
Stadlbauer und seine Leute selbst auf die Bretter, um
diese zu testen. Denn sie alle sind auch passionierte
Langläufer. Mithilfe dieser Tests arbeiten sie sich dann
an den passenden Toleranzbereich für die Rauheitsmessung
heran. Für diese sind der Ra-Wert, Ra-Max und Ra-
Minimum sowie der Rz-Wert, Rz-Max und Rz-Minimum
relevant. „Wir schauen vor allem auf den Ra-Wert und
haben dabei eine Range zwischen 0,2 und 0,3 μm“, sagt
Stadlbauer. So kann ein Ski dann zum Beispiel einen
Schliff mit einem Ra-Wert von 2,2 bis 2,4 μm haben.
Konturanalyse ohne Prüflabor
Neben der Rauheitsmessung nutzen Stadlbauer und
sein Team das mobile Gerät auch für eine Konturanalyse.
„Ein Langlaufski hat immer eine Laufrille“, erklärt
Stadlbauer. „Und wir messen mit dem Gerät, ob diese
genau mittig ist und ob ihre Tiefe stimmt.“
Mit dem Messgerät, das Fischer vor dem Surfcom
Touch 50 im Einsatz hatte, war eine solche Konturanalyse
nicht möglich. Die Skier mussten dafür immer ins
Prüflabor gebracht werden. Nun kann Stadlbauer die
Messung selbst durchführen.
„Somit war die Konturanalyse zunächst Neuland für
uns“, berichtet er. Das zeigte sich beim Einstellen des
Das Surfcom Touch im Einsatz:
Relevant sind der Ra-Wert,
Ra-Max und Ra-Minimum
sowie der Rz-Wert, Rz-Max
und Rz-Minimum
Bild: Fischer Sports
44 Quality Engineering 05.2020
Surfcom Touch. Der Aufwand dafür war groß. „Das geht
nicht von heute auf morgen. Wir mussten an dem Programm
schon etwas herumspielen.“ Doch der Support
von Accretech sei sofort zur Stelle gewesen, sagt der
Produktentwickler. „Uns wurden schnell Beratung, Informationen
und Videos zur Verfügung gestellt, um uns
das richtige Vorgehen zu zeigen.“
Für die Rauheitsmessung brauchten Stadlbauer und
sein Team dagegen keinen intensiven Support. Er sieht
die Bedienerfreundlichkeit als eine große Stärke des Geräts.
„Man speichert einmal seine Einstellungen am Gerät,
spannt den Ski ein und drückt auf den Startknopf.
Das war´s.“ Die Menüführung sei sehr übersichtlich,
stundenlange Schulungen der Mitarbeiter seien nicht
nötig.
Ski lässt sich in seiner kompletten Breite messen
Auch die Verfahrgeschwindigkeit lässt sich laut
Stadlbauer sehr einfach einstellen. Unabhängig von der
Geschwindigkeit erhalte man immer einen genauen
Wert. „Das funktioniert auch, wenn man relativ schnell
fährt“, so Stadlbauer. Dank des Rauheitsmessgeräts von
Accretech habe Fischer auch die Qualität seiner Produkte
weiter verbessern können.
Wichtig für Fischer ist auch der Verfahrweg von 50
mm, den das Surfcom Touch bietet. Dadurch lässt sich
ein kompletter Ski in seiner Breite messen, denn die
liegt bei 44 mm. Will heißen: Der Ski kann in einem Vorgang
gemessen werden, ohne ihn noch mal umdrehen
zu müssen. Das reduziert die Rüstzeiten.
Dass das Messgerät mobil ist, stellt einen weiteren
Vorteil dar. „Man kann es überall aufstellen“, so
Stadlbauer. Das sei mit dem vorherigen Gerät zwar auch
möglich gewesen. Aber: Der Anwender musste stets einen
Laptop mitschleppen. Das Surfcom Touch 50 lässt
sich dagegen über ein 7 Zoll großes Farb-Touch-Display
bedienen.
Schleifmaschine und Messgerät im Gepäck
Für Fischer ist diese Eigenschaft des Oberflächenmessgeräts
besonders relevant. Denn wenn Athleten mit den
Skiern des Unternehmens bei Weltmeisterschaften
starten, ist auch Stadlbauer oder einer seiner Kollegen
mit dabei. Im Gepäck haben sie dann Schleifmaschinen
und das Messgerät. Bei solchen großen Wettbewerben
wird alles versucht, um den Sportler bestmöglich auszurüsten.
Und so bringen die Experten von Fischer das Profil
der Skier in der Nacht vor dem entscheidenden Rennen
noch mal auf Vordermann. Mithilfe des Surfcom
Touch 50 prüfen sie dann, ob der Ski die μm-genaue
Rauheit besitzt, um seinen Träger zum Weltmeister zu
machen.
■
Webhinweis
Technologie in Aktion – Videos, in denen Accretech
unter anderem seine Surfcom-Touch-
Geräte zeigt, finden Sie hier:
http://hier.pro/sQxte
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Quality Engineering 05.2020 45
:: Technik
Der HP-O Hybrid erfasst
Oberflächendetails
schneller und mit
höherer Punktdichte
als taktile Lösungen
Bild: Hexagon
Optischer Sensor reduziert die Messzeiten drastisch
Verzahnungsmessungen
im Produktionstakt
Für Verzahnungen hat sich die taktile Inspektion mittels Einzelpunktantastung oder Scanning
bewährt. Doch mit einem optischen 4-Achsen-Scan-Sensor lassen sich die Messzeiten bei der
Teilungs- und Rundlaufmessung deutlich reduzieren – und zwar um bis zu 80 %. Damit ist die
Verzahnungsmessung auf Koordinatenmessgeräten in der Fertigung möglich.
Der Autor
Lukas Kaps
Product Manager
Hexagon Manufacturing
Intelligence
www.hexagonmi.com
In industriellen Anwendungsbereichen wie dem Maschinen-
und Anlagenbau, der Energieerzeugung und
Präzisionsindustrie gehört die Verzahnung zu einer der
wichtigsten Komponenten. Aber auch in den Bereichen
Fahrzeugbau und Luftfahrt sind hochgenaue Verzahnungen
unterschiedlicher Größe und Ausprägung essentieller
Bestandteil der Kraftübertragung sowie
Wandlung von Drehmoment und Drehzahl zwischen
Motor und Achse. So hängt zum Beispiel die Haltbarkeit
und Effizienz unterschiedlicher Getriebearten wie dem
klassischen Stirnradgetriebe oder dem Planetenradgetriebe
insbesondere von der Qualität der verbauten Verzahnungen
ab und erfordert daher eine hochgenaue
und reproduzierbare dimensionale Prüfung.
Die taktile Inspektion von Verzahnungen mittels Einzelpunktantastung
oder Scanning ist ein bewährtes
Prüfverfahren. Da die Inspektion in der Regel jedoch wesentlich
mehr Zeit in Anspruch nimmt als der Fertigungszyklus,
ist die taktile Inspektion zwar eine passende
Lösung für eine Musterinspektion, stößt aber an ihre
Grenzen, wenn es um die Steuerung der Fertigung geht.
Unter idealen Umständen wäre der Inspektionsprozess
soweit im Gleichlauf mit der Fertigung, dass eine
bessere Fertigungssteuerung möglich wäre. Die von Hexagon
Manufacturing Intelligence entwickelte Produktreihe
der interferometrischen optischen Sensoren verändert
die Art und Weise, wie Messtechnik im Qualitätssicherungsprozess
eingesetzt werden kann, grundlegend.
Wo in der Vergangenheit die Hardware auf individuelle
Teilmerkmale zielte, erfasst heute ein Sensor alle
Details und die Software zielt auf die individuellen
Merkmale.
46 Quality Engineering 05.2020
Der optische Sensor HP-O Hybrid erlaubt den nahtlosen
Wechsel zwischen taktiler und optischer Messung
innerhalb einer Messroutine. Als interferometrischer
Abstandssensors mit einer Auflösung von 0,003 μ und
einem Messpunktdurchmesser von 11 μm misst der
HP-O Hybrid metallische, technische Oberflächen und
ist unempfindlich gegen Änderungen des Umgebungslichts.
Das macht ihn zum idealen Sensor für das Erfassen
von hochdichten Daten.
Die neue optische Lösung erfasst das Oberflächenprofil
der Verzahnung mit dem optischen Punktsensor
während einer Rotation des Drehtischs. Im Vergleich zur
taktilen Lösung werden die Prüfmerkmale dabei im Anschluss
von der Software extrahiert und müssen nicht
mehr separat vom Koordinatenmessgerät angesteuert
werden. Somit wird wesentlich schneller eine größere
Datenmengein vergleichbarer Genauigkeit erfasst. Sowohl
die Teilungspunkte als auch die Rundlaufabweichung
können somit aus einem einzigen Scan extrahiert
werden. Aufgrund einer Datenrate von 1.000 Punkten
pro Sekunde (im Gegensatz zu einem Punkt pro Sekunde
bei der taktilen Einzelpunktantastung) und der
dynamischen Rotation des Bauteils durch den hochgenauen
Drehtisch, wird der zeitaufwändigste Teil im
Messprogramm drastisch verkürzt.
Um das Potential des HP-O Hybrid Sensors optimal
auszuschöpfen, wird ein Koordinatenmessgerät mit geeigneter
Präzision, entsprechender Dynamik und vier
Achsen benötigt. Der optische Sensor lässt sich dann sowohl
im Einzelpunkt-Modus, im kontinuierlichen Scanmodus
oder dem sensorspezifischen Spin-Scan-Modus
für die Erfassung rotationssymmetrischer Merkmale
einsetzen.
Verzahnungsmessung auf dem Koordinatenmessgerät
Spezialmesssysteme waren lange Zeit die einzige Möglichkeit, Fertigungsfehler an Verzahnungen
aufzudecken. Seit es möglich ist, Verzahnungsmessungen mit einem Koordinatenmessgerät – einem
wesentlich flexibleren und vergleichsweise kostengünstigen Hilfsmittel – zu automatisieren,
können heute praktisch alle Unternehmen, die Bedarf haben, solche Messungen selbst vornehmen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass viele Betriebe ohnehin über ein automatisches Koordinatenmessgerät
verfügen, sodass die Messung von Verzahnungen nur eine neue Anwendung dafür ist.
Die PC-DMIS Gear Messsoftware von Hexagon ist zur Inspektion unterschiedlicher Arten von
Zahnrädern geeignet, darunter gerad- und schrägverzahnte Stirnräder sowie gerad- und bogenverzahnte
Kegelräder. Für jedes dieser Zahnräder existieren eigene Definitionen, Algorithmen, Inspektionsanforderungen
und Grafiken für Messprotokolle. Zahnräder lassen sich genau wie herkömmliche
Werkstücke aufspannen, ausrichten und mit dem Koordinatenmessgerät auf der Arbeitsfläche
prüfen. Zur Inspektion können taktile Sensoren, analoge scannende Sensoren und optische
Sensoren eingesetzt werden.
Im Spin-Scan-Modus steht der Sensor fest, während das
Bauteil auf dem Drehtisch schnell gedreht wird. Ein wesentlicher
Vorteil dieser Methode gegenüber einer taktilen
Lösung ist, dass nur die Oberflächenpunkte erfasst
werden, die im Messbereich des Sensors liegen. Die Merkmale
der Bauteile können schnell und einfach programmiert
und erfasst werden, was die Zykluszeiten minimiert.
Sofortiges Umschalten zwischen taktilem
und optischem Sensor ohne Rekalibrierung
Die Messung der Profil-und Flankenlinien-Formabweichung
kann aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit
in der Regel nicht mit dem optischen Sensor erfolgen.
Aus diesem Grund kommt die klassische taktile Messmethode
zum Einsatz. Der Wechsel vom optischen Sensor
auf einen Taster bedarf keines Taster- oder Sensorwechsels.
Ein sofortiges Umschalten zwischen den beiden
Messmethoden ist ohne Rekalibrierung möglich.
Diese Kombination von unterschiedlichen Technologien
– ein ultrahochgenaues 4-Achsen-Koordinatenmessgerät,
ein HP-O Hybrid-Sensor mit Spin-Scan-Modus
sowie die Quindos-Software – ergibt eine durchsatzstarke
und hochpräzise Lösung, die Gesamtzykluszeiten
um bis zu 50 % verkürzen kann. Eine derart grundlegende
Veränderung im Messverfahren ermöglicht es, Messtechnik
an den Produktionstakt anzupassen und verbessert
somit wesentlich den Durchsatz in der Fertigung. ■
Webhinweis
Durch das optische 4-Achsen-Scanning lassen sich die Messzeiten bei
der Teilungs- und Rundlaufmessung deutlich reduzieren Bild: Hexagon
In diesem Video zeigt Hexagon, wie die HTA-Lösung
(High Throughput and Accuracy) für
Getriebekomponenten funktioniert:
http://hier.pro/fM5It
Quality Engineering 05.2020 47
:: Technik
Computertomografie und Statistik wachsen zusammen
Nahtloser Workflow für
Inline-Anwendungen
Eine effektive Qualitätssicherung benötigt automatisierte Analyseprozesse und einen
unterbrechungsfreien Datenfluss. Daher verknüpfen Volume Graphics und Q-Das ihre CT- und
Statistiksoftware. Das Ziel: ein durchgehender Qualitäts-Workflow vom Scan bis zur statistischen
Auswertung.
Der Autor
Richard Läpple
im Auftrag von
Volume Graphics
www.volumegraphics.com
Die Qualitätssicherung mit Hilfe der industriellen
Computertomografie beruht auf
mehreren Arbeitsschritten: Scannen des
Bauteils auf dem Computertomografen,
Umwandeln der CT-Projektionsbilder in ein
3D-Modell, Analyse des Modells – das heißt
Nachmessen der Konstruktionsmaße und
Überprüfung des Materials auf Defekte. Im
Anschluss kann noch eine statistische Auswertung
der Qualitätsdaten folgen.
Alle Arbeitsschritte sind mehr oder weniger
zeitaufwändig. Allein die Datenübergabe
zwischen den einzelnen Schritten kann
sich als Flaschenhals erweisen. Eine effektive
Qualitätssicherung benötigt daher automatisierte
Analyseprozesse und vor allem einen
nahtlosen Datenfluss. Das gilt insbesondere
für die Inline-Anwendung beziehungsweise,
wenn die Analysen innerhalb des Produktionstaktes
zu erfolgen haben. Vom Scan bis
zur Bauteilanalyse ist die Automatisierung
schon länger verfügbar. Ein letzter Bruch
fand sich bis dato noch in Richtung statistische
Auswertung. Unter dem gemeinsamen
Dach von Hexagon haben sich Volume Graphics
und Q-Das nun daran gemacht, den
nahtlosen Datenaustausch zwischen CTund
Statistiksoftware zu ermöglichen.
48 Quality Engineering 05.2020
Die Integration ermöglicht einen durchgängigen
Workflow: vom Scannen auf dem Computertomo -
grafen über die Vermessung der CT-Modelle mittels
CMM-Modul bis zur Auswertung der Ergebnisse mit
der Statistik-Software Bild: Volume Graphics
Ein Export von Messdaten aus dem Koordinatenmessmodul
von Volume Graphics
für die Q-Das-Lösungen ist bereits seit vergangenem
Jahr möglich. Jetzt können CT-
Analysedaten zusammen mit frei konfigurierbaren
3D-Darstellungen des gescannten
Bauteils oder der gemessenen Merkmale im
png-Format exportiert werden. In der Praxis
braucht der Anwender nur das betreffende
Kästchen zu markieren, um die Darstellungen
anzuhängen. Werden viele gleiche Bauteile
gescannt, genügt es trotzdem, das Bild
nur einmal beim initialen Aufsetzen der Inspektion
zu übermitteln.
„Es ist grundsätzlich möglich, jedem Datensatz
ein Bild hinzuzufügen. Da es aber
um die Darstellung von ganzen Messreihen
über mehrere Bauteile geht, reicht eine
möglichst repräsentative Ansicht im Normalfall
aus“, erklärt Johannes Knopp, Produktmanager
Automatisierung & Inline bei
Volume Graphics. Der Vorteil für den Statistiker
am Ende des Auswertungskette: Berichte,
die er mit QS-Stat definieren und aufrufen
kann, ermöglichen eine transparente
Darstellung der CT-Messergebnisse. Es ist
sofort ersichtlich, welche Messreihe zu welchem
Detail des Bauteils gehört.
Stand heute richtet sich der Fokus auf die
Koordinatenmesstechnik – also auf Messdaten.
Doch dabei wird es nicht bleiben. Der
Heidelberger CT-Spezialist arbeitet daran,
auch zusätzliche Ergebnisse aus dem Komplex
grauwertbasierter Werkstoffuntersuchungen,
wie zum Beispiel Defektanalysen,
in die Exportfunktionen aufzunehmen.
Mehr Transparenz über Maschine
und Prozess
Nutzer von QS-Stat können die ankommenden
CT-Datensätze unter drei verschiedenen
Gesichtspunkten auswerten: Im Vorfeld
eines Produktionsstarts ist es wichtig, die
Maschinenfähigkeit nachzuweisen. Anhand
der Messdaten einer gewissen Anzahl von
Bauteilen ermittelt das System die Cm- und
Cmk-Indizes und damit, ob die Fertigungsanlage
in der Lage ist, Bauteile in der geforderten
Produktqualität herzustellen. Oft genügt
für diesen Schritt bereits ein Los von
weniger als 20 Bauteilen.
Die Software nimmt außerdem eine
Qualifizierung der Prozessfähigkeit unter
Berücksichtigung verschiedener Einflusskomponenten
vor. Wichtige Kennzahlen
hierfür sind die Prozessfähigkeitsindizes Cp
und Cpk. Diese Kennzahlen sind schon deshalb
von großer Bedeutung, weil in vielen
Fällen der Anwender den Nachweis über einen
einwandfreien Prozess verlangt. Welche
Parameter für den Prozessqualifizierung herangezogen
werden sollen – zum Beispiel
Drücke, Temperaturen oder Materialeigenschaften
–, kann individuell definiert werden.
Folglich lassen sich die Qualitätsvorstellungen
des Unternehmens gezielt abbilden.
Auf einer weiteren Ebene erlaubt QS-Stat
die Anwendung statistischer Verfahren, um
noch detaillierter verschiedene Korrelationen
zwischen den unterschiedlichsten Produktionsparametern
transparent zu machen.
Ein Beispiel wäre die Variation der Einspritztemperatur
um soundsoviel Grad, um
darzustellen, welche Schwund- und Verzugserscheinungen,
mithin Maßänderungen
dies zur Folge hat.
Aus dieser Funktionsübersicht wird auch
klar, dass die statistischen Analysen auf weitere
Daten – neben den eigentlichen Qualitätsdaten
des Bauteils – angewiesen sind,
um vollumfänglich zu funktionieren. Diese
Metadaten stammen aus ganz unterschiedlichen
Quellen. Dazu gehören Kenngrößen
des Prozesses selbst oder der Peripherie, beispielsweise
auch Informationen über die
Produktionsmaschine.
Aus der Verschiedenheit der Daten folgt,
dass sie auf ganz unterschiedliche Weise zu
erfassen und in den Workflow zu schleusen
sind. Physikalische Größen wie Einspritzdruck
oder Temperatur lassen sich mittels
Sensoren feststellen. Sie können bereits
beim Scannen automatisch zu den CT-Modellen
hinzugefügt werden. Für periphere
Informationen stehen frei definierbare Felder
zur Verfügung. Andere Daten wie zum
Beispiel auf dem Bauteil eingravierte Seriennummern
erkennt die Analysesoftware
selbst und schreibt sie in dafür vorgesehene
Standardfelder. „Unsere CT-Analysesoftware
ist in Sachen Metadaten sehr flexibel“,
sagt Knopp. „Daten, die wir in unserer Software
erfassen, auch die aus externen Systemen,
können wir in die Q-Das-Software exportieren,
so dass ein Workflow ohne Brüche
möglich wird.“
■
Quality Engineering 05.2020 49
:: Technik
Bei der Ariane Group
bereitet ein Cobot Einspritzelemente
für die
Schubkammer einer
Trägerrakete für Tests vor
Bild: Universal Robots
Cobots in der Qualitätssicherung
Helfer mit viel Feingefühl
Tests und Analysen in der Qualitätssicherung erfordern in der Regel einen hohen Grad an
Konsistenz und Präzision. Zugleich sind sie oft monoton und strapazieren die menschliche
Konzentrationsfähigkeit. Kollaborierende Roboter offenbaren sich dank integrierter Sensorik und
hoher Flexibilität als Lösung, auf die viele Unternehmen in ihren Prüfprozessen zurückgreifen.
Der Autor
Andrea Alboni
Sales Manager DACH
Universal Robots
www.universalrobots.com
Kollaborierende Roboter sind flexibel und verfügen
über eine äußerst hohe Wiederholgenauigkeit. Dies
schafft optimale Voraussetzungen für Tests und Analysen.
Hinzukommt, dass Cobots aufgrund ihrer Leichtbauweise
räumlich flexibel einsetzbar sind und im Gegensatz
zu den traditionellen Industrierobotern über eine
geringe Standfläche verfügen. Angesichts dieser Eigenschaften
lassen sie sich unkompliziert in bestehende
Fertigungs- oder Laborumgebungen integrieren.
Die Roboter können auch mit Vision-Sensoren ausstattet
werden, wodurch sie optische Prüfungen vornehmen,
um beispielsweise Unregelmäßigkeiten an der
Werkstückoberfläche erkennen können. Zudem befähigen
3D-Vision-Systeme Cobots, dreidimensional zu sehen,
wodurch entweder Volumina geprüft oder geometrische
Abweichungen festgestellt werden können.
Der Automobilzuliefer Lear Corporation etwa setzt
einen Roboterarm mit Vision-System in seiner Qualitätsprüfung
ein: Ein UR5 von Universal Robots montiert
dort mithilfe eines Schraubendreher-Aufsatzes Autositze
auf Halterahmen. Dazu nimmt er täglich rund 8.500
Bohrungen vor. Wenn an einem Sitz Schrauben fehlen,
erkennt der Roboter dies mithilfe des Bildverarbeitungssystems.
Er löst dann einen Alarm aus und sortiert das
fehlerhafte Produkt aus.
Für eine sichere Zusammenarbeit mit dem Menschen
sind Cobots in der Regel mit entsprechender Sensorik
ausgestattet. Die Cobots der eSeries von Universal
Robots beispielsweise verfügen über einen integrierten
Kraft-Momenten-Sensor. Dies ist auch für Anwendungen
in der Qualitätsprüfung von Nutzen. Denn derart
ausgestattet sind Roboter in der Lage, auftretende Kräfte
zu erfassen und auszuwerten. Damit eignen sie sich
neben Belastungstests auch für haptische Prüfverfahren,
zum Beispiel an Bedienelementen wie Schaltern. Ihre
Sensorik erlaubt ihnen nicht nur, die Funktionsfähigkeit
des jeweiligen Elements zu beurteilen, sondern
auch, gegebene Toleranzen zu berücksichtigen.
Wie wichtig die richtige Sensorik für den Robotik-Einsatz
in der Qualitätsprüfung ist, zeigt das Beispiel der
Ariane Group. Am Standort Ottobrunn bei München entwickelt
und produziert das Unternehmen Triebwerks -
komponenten und Ventile für Weltraumfahrzeuge – mitunter
auch die Schubkammern für die europäischen Trägerraketen
Ariane 5 und 6.
Bei einem Raketenstart gibt es in der Regel nur eine
einzige Erfolgschance. Damit in den entscheidenden Sekunden
alles glatt läuft, muss die zuständige Testabteilung
eine einwandfreie Funktionalität der verarbeiteten
Bauteile sicherstellen. Die Tests an den Schubkammern
50 Quality Engineering 05.2020
Incircuit-Funktionstestsysteme,
Adaptionen, Kabeltester
implizieren mitunter, dass 566 Einspritzelemente mit
Kunststoffstöpseln versehen und verschraubt werden.
Diese zeitraubende Arbeit führte lange Zeit ein Mitarbeiter
händisch aus, da gängigen Automatisierungslösungen
das nötige Feingefühl für die kleinteilige Arbeit
fehlte.
Heute bereitet ein UR5e von Universal Robots Raketen-Einspritzköpfe
für Tests vor. Dank seines integrierten
Kraft-Momenten-Sensors ist er in der Lage, die Einspritzelemente
mit Kunststoffstöpseln zu bestücken
und anschließend mit Messinghülsen zu verschrauben.
Nach dem Testverfahren montiert der Roboterarm die
Elemente wieder ab.
Änderungen brauchen keinen Programmierer mehr
Neben der Entlastung der Mitarbeiter bringen Cobots
auch den Vorteil mit, dass sie sich leichter programmieren
lassen. So sind auch Mitarbeiter ohne entsprechende
Expertise in der Lage, Cobots Aufträge zuzuweisen.
Dies geschieht beispielsweise bei Nordic Sugar, das in
Schweden eine der größten Zuckerfabriken Europas betreibt.
Circa 80.000 Zuckerrübenproben analysiert die
dortige Testabteilung pro Jahr. Da das Einwiegen der Behälter
sehr monoton ist, setzt Nordic Sugar schon seit
1993 auf Roboter. Jedoch waren diese schwierig zu bedienen,
sodass bei jeder Änderung ein Programmierer
geholt werden musste. „Das war sehr kostenintensiv”,
erklärt Bo Berghdahl, Leiter der Produktions- und Analyseabteilung
bei Nordic Sugar.
Das Unternehmen entschied sich daher für die kollaborative
Robotertechnologie von Universal Robots. Heute
befördern drei UR5-Roboter die zu analysierenden
Zuckerbehälter von den Waagen zu den Filtern und
bringen sie nach der Analyse wieder zurück. Nach einer
erfolgreichen Risikobeurteilung dürfen die Cobots ohne
Schutzumhausung neben den Mitarbeitern arbeiten.
Diese können den Roboterarmen über das zugehörige
Teach Panel selbst neue Aufträge zuweisen, wodurch
der Prozess nun wesentlich günstiger ist.
■
Testsysteme für elektronische Flachbaugruppen,
Module und Geräte für die Qualitätssicherung
Incircuit- und Funktionstest, Boundary Scan,
Mehrfachnutzentest, Paralleltest (auch Flashen),
Displaytest, EOL
praxisnahe und anwenderfreundliche Testprogrammerstellung,
hohe Prüfschärfe und Prüftiefe
breitestes Spektrum an Produkten für das automatische
Testen aus eigener Entwicklung
Stand-alone und Inline-Einsatz
manuelle und pneumatische Adaptionen
Niederhaltersysteme für bis zu 1000 gefederte
Kontaktstifte
austauschbare Adapterplatten (Nadelbett)
langlebig und geringe Folgekosten
MCT192 Kabel- und Backplanetester mit 192
Messkanälen
Teststecker für viele gängige Kabel
optionales Lochrasterfeld
Prüfprogrammerstellung mit Autolern von einem
REINHARDT
System- und Messelectronic GmbH
Bergstr. 33 D-86911 Diessen Tel. 08196 934100 Fax 08196 7005
E-Mail: info@reinhardt-testsystem.de http://www.reinhardt-testsystem.de
Erste Hilfe.
Selbsthilfe.
Beim Automobilzulieferer Lear Corporation erkennt ein kollaborierender
Roboter mithilfe eines Vision-Systems, wenn ein Sitz fehlerhaft
verschraubt ist, und sortiert diesen aus Bild: Universal Robots
Wer sich selbst ernähren kann,
führt ein Leben in Würde.
brot-fuer-die-welt.de/selbsthilfe
Quality Engineering 05.2020 51
:: Produkte
Qualität 4.0 im Fokus
Mittelständische Unternehmen in ihrem Qualitätsmanagement unterstützen –
das ist die Idee eines gemeinsamen Projekts des Fraunhofer-Instituts für
Produktionstechnologie (IPT) und der Fachhochschule Südwestfalen. Die beiden
Partner entwickeln dafür ein Qualität-4.0-Modell und ein Softwaretool.
Als Ergebnis des Fraunhofer-Projekts „Qbility
– Quality 4.0 Capability Determination
Model“ soll ein Reifegradmodell erarbeitet
werden, das die individuellen Anforderungen
von KMU in ihren jeweiligen Unternehmensbereichen
berücksichtigt. Die Forscher
entwickeln auf Basis des Modells eine Software,
die dem Unternehmen konkrete Maßnahmen
empfiehlt, anhand derer es digitale
Technologien in seine Prozesse integrieren
Im Projekt Qbility
werden KMU dabei
unterstützt, digitale
Technologien in ihre
Prozessezu integrieren
und so ihre Qualitätsstandards
zu verbessern
Bild: bakhtiarzein/
stock.adobe.com
und so seine Qualitätsstandards verbessern
kann. In Kooperation mit den Partnerunternehmen
im Projektausschuss wird die Software
in der industriellen Praxis validiert.
Das Modell basiert auf einer generischen
Roadmap, die dem KMU eine Maximallösung
der Qualitätssicherung in einer Industrie
4.0 aufzeigt. Sie beziffert Kosten und
Nutzen neuer Technologien, die KMU praktisch
in ihren Unternehmensprozessen einsetzen
können. Anhand von Checklisten für
jeden Unternehmensbereich werden der
Status quo und der Bedarf zur Verbesserung
des Qualitätsmanagements festgestellt.
Dabei wird berücksichtigt, in welchem Funktionsbereich
neue Technologielösungen eingesetzt
werden sollen und welchen Zweck
sie erfüllen.
Auf Basis des Modells entwickeln die Projektpartner
ein webbasiertes Softwaretool.
Dieses Tool können Anwender für ihr Unternehmen
zur Analyse und Orientierung nutzen,
um den Reifegrad des eigenen Qualitätsmanagements
zu bestimmen und Maßnahmen
zur Weiterentwicklung abzuleiten.
Die Potenziale neu eingesetzter Technologien
für die Qualitätssicherung können damit
auch von produzierenden KMU effizient
und gewinnbringend ausgeschöpft werden.
Das Forschungsprojekt hat eine Laufzeit von
zwei Jahren und wird durch das Bundeswirtschaftsministerium
gefördert. ■
Bildverarbeitung
Tief ins Glas geschaut
Ein neuer Blasenprüfautomat,
den Bi-Ber Bilderkennungssysteme
speziell für einen Hersteller
von Quarzglasprodukten gefertigt
und programmiert hat, liefert
die Daten für den optimalen
Zuschnitt von Glasbarren. Der
Kunde hat die Glasbarren in der
Vergangenheit manuell geprüft.
Der Zeitaufwand, der je nach
Barrengröße und Zahl der zu untersuchenden
Blasen stark variiert,
ist mit Einführung des automatischen
Messsystems um
mehr als 90 % gesunken. Das
optische Inspektionssystem des
Berliner Unternehmens erreicht
hohe, gleichbleibende Genauigkeit.
Es detektiert und vermisst
Blasen bis 50 μm Durchmesser
und ermittelt die 3D-Koordinaten,
sodass der Anwender anschließend
die optimalen
Schnittebenen für seine Quarzglasprodukte
ermitteln kann,
um Ausschuss zu minimieren.
Das System ist für bis zu 500 kg
schwere Glasbarren mit Kantenmaßen
bis maximal 880 mm x
630 mm x 450 mm ausgelegt. Es
besteht aus einem stabilen
Edelstahlschrank, der durch eine
Lichtgitter-geschützte Öffnung
mit einem Kran beladen wird. ■
Prüfgerät
Elastomere im Belastungstest
Zwei Prüfgeräte zur Prüfung von elastomeren Werkstoffen hat
Hegewald & Peschke ausgeliefert. Neben der Qualitätssicherung,
die vorwiegend die mechanische Belastbarkeit – Zugfestigkeit
und Reißdehnung –untersucht, werden beide Prüfmaschinen
auch in der Entwicklung eingesetzt. Die Mischungsund
Verarbeitungsqualität der Blends als auch die Lebensdauer/Alterungsbeständigkeit
sollen damit optimiert werden. In
einem Fall handelt es sich um eine verlängerte Inspekt Duo
5kN mit einer Prüfraumhöhe von 1325 mm. Sie ist ausgestattet
mit einer motorisierten Normringprüfeinrichtung TH44–2,
mit der O-Ringe gemäß der Normen
DIN 53504, ASTM D412, ISO 5893, BS
3704, ISO 4074, ISO 19671 geprüft
werden. Im anderen Fall
wurde eine Inspekt Table 10kN
mit einem Keilspannzeug ausgeliefert
für thermoplastische Elastomere.
Die Zugfestigkeitsprüfung erfolgt
materialabhängig nach DIN EN ISO 527
und ISO 37. Ein Langwegdehnungsmessgerät
kommt zum Einsatz, um die
Anforderungen der ISO 527 zur E-Modulbestimmung
zu erfüllen.
■
52 Quality Engineering 05.2020
Automatisierung
Roboter hilft beim Messen
Mit der R-Serie stellt Creaform
ein neues Komplettpaket an automatisierten
Lösungen für die
Qualitätssicherung zur Verfügung.
Sie besteht aus dem robotergeführten
Scanner Metrascan-R
Black Elite, zusätzlichen
Modellen der 3D-Scan-CMM
Cube-R sowie dem Softwaremodul
VX Scan-R für den digitalen
Zwilling. Der Metrascan-R Black
Elite sorgt für eine sehr kurze Zykluszeit
mit 45 blauen Laserlinien
für einen hochdichten Scanbereich,
der bis zu 1,8 Millionen
Messungen pro Sekunde durchführt
und Live-Netze erzeugt.
Das System verfügt über eine
Genauigkeit von 0,025 mm unter
Fertigungsbedingungen, unabhängig
von Instabilitäten, Vibrationen
und Temperaturschwankungen.
Es bietet eine
Messauflösung von 0,025 mm,
die hochdetaillierte Scans erzeugt,
ungeachtet der Oberfläche,
des Beschnitts, der geometrischen
Eigenschaften oder des
Blechmaterials. Die neue Software
VX Scan-R für digitale Zwillingsumgebungen
erlaubt Benutzern
aller Erfahrungsstufen
die einfache und schnelle Programmierung
von Roboterpfaden
sowie Optimierung der
Sichtlinie des Robotiksystems. ■
Dichtheitsprüfungen
Sieht Leckagen bei Transponder
Das Differenzdruckprüfgerät Cetatest 515 von Ceta in der Variante
„Verschlossenes Prüfteil, hochauflösend“ wurde speziell
für die prozesssichere Dichtheitsprüfung kleinvolumiger Prüfteile
und die Erkennung sehr geringer Volumenunterschiede
entwickelt. Zum Einsatz kommt es etwa bei der Inline-Dichtheitsprüfung
von RFID-Transpondern. Dabei werden hochempfindliche
Drucksensoren und eine auf die Erkennung von
geringsten Volumenunterschieden optimierte Messtechnik
eingesetzt. So lassen sich in einem Volumen von 10 cm³ Volumenunterschiede
von nur 0,03 cm³ prozesssicher auflösen. Der
runde Transponder hat einen Durchmesser von 30 mm und ist
6 mm hoch und soll bei einem Druck von 200 mbar wasserdicht
sein. Für Wasserdichtheit wird häufig die industriell übliche
Luftleckrate von 0,01 mbar*l/s (entsprechend 0,6 cm³/min)
zugrunde gelegt. Das Außenvolumen
des Transponders
beträgt 4,24 cm³. Die
konturnahe Prüfhaube hat
ein Leervolumen von 5,28
cm³. Grobleck- und Feinleckprüfung
können mit Cetatest
in einer Zeit von unter 3
s durchgeführt werden. ■
Computertomografie
Vereinfacht komplexe
Volumendaten-Analysen
Die Software Volume Inspect
von GOM ermöglicht komplette
Computertomografie-Datenanalysen
in 3D aus jedem beliebigen
CT, um die Bauteilqualität
zu beurteilen und den Fertigungsprozess
zu optimieren. Sie
verwendet ein intelligentes Datenmanagementkonzept,
das
das Handling größerer Volumendatenpakete
erleichtert
und Auswerteprozesse beschleunigt.
Die Software enthält
eine Funktion für Volumendarstellungen,
die das komplette
Bauteil mit seinen
innenliegenden
Strukturen visualisiert.
Darüber hinaus
kann der Anwender
das Objekt
an jeder beliebigen
Stelle schneiden
und Schicht
für Schicht ansehen.
So lassen sich selbst kleinste
Details prüfen und ausführliche
Informationen über die Bauteilqualität
gewinnen. Volume
Inspect erkennt zudem automatisch
Volumenfehler in Bauteilen
wie zum Beispiel Lunker.
Durch Überprüfung der Defektabmessungen
einschließlich Volumen,
Durchmesser und Abstand
zur Außenhülle ermöglicht
sie hochpräzise Qualitätsaussagen
zum Bauteil. Zudem
lassen sich CT-Volumendaten
dimensionell auswerten. ■
Sensorik
Automatiserte Inspektionen
leicht gemacht
Mit der neuen Sensorapp
Quality Inspection auf den
2D-Vision-Sensoren der Inspector
P6xx Baureihe von
Sick lässt sich die Inspektion
von Produktion, Montage
und Verpackung oder
die Lokalisierung und Vermessung
von Teilen automatisieren.
Auch das Prüfen,
Zählen und Messen
von Produktmerkmalen
stellt für die neue Sensorlösung keine Herausforderung dar.
Werkzeuge zur Bildverarbeitung und -integration können nach
Bedarf über einen Webbrowser konfiguriert und kombiniert
werden. Der Anwender kann einfach Standard- und kundenspezifische
Nova-Werkzeuge hinzufügen, um die Funktionalität
zu erweitern. Kundenspezifische Werkzeuge sind benutzerdefiniert
und ermöglichen die schnelle Lösung spezieller Inspektionsanforderungen.
Der Inspector P62x, ein integriertes
System aus elektronisch einstellbarer Optik und flexibler Beleuchtung,
liefert sofort nach dem Auspacken hochwertige Bilder.
Seine Funktionalität kann dank der wachsenden Anzahl
von Nova-Tools und Sensoapps bei Bedarf durch kundenspezifische
Entwicklungen erweitert oder ersetzt werden.
■
Quality Engineering 05.2020 53
:: Produkte
Systeme für die Kunststoffbranche
Das SKZ entwickelt und vertreibt nun auch Systeme für die zerstörungsfreie Prüfung.
Dabei wird das in in vielen Forschungsvorhaben gewonnene Wissen in die neuen
Lösungen für die Kunststoffindustrie transferiert. Die Kunden sollen dabei von ganzheitlichen
Lösungen aus einer Hand profitieren.
Nur durch fundiertes Kunststoffwissen und Gefühl für die vorliegende Fragestellung
lässt sich ein ganzheitliches Prüfsystem anbieten, bei dem der Anwender keine
Messdaten auswerten muss (links), sondern die pragmatischen Kennwerte erhält,
die ihn eigentlich interessieren (rechts) Bild: SKZ
Unter den Verfahren für die zerstörungsfreie Prüfung, die das SKZ
anwendet, gehören Ultraschall-, Terahertz-, Mikrowellen- oder
Röntgentechnik sowie die Thermografie oder Shearografie. Allen
Verfahren ist gemein, dass die bloße Anwendung der Messtechnik
an sich nicht zielführend ist und keinen Mehrwert für den Anwender
liefert.
„Erst die Referenzierung mit alternativen Methoden und die Ableitung
einer anwendungsspezifischen Datenauswertung ermöglichen
das Angebot einer zuverlässigen Prüfanlage“, sagt Giovanni
Schober, Leiter der Abteilung für zerstörungsfreie Prüfung am SKZ.
„Hierbei ist grundlegendes Kunststoffwissen und spezielles Wissen
zur vorliegenden Fragestellung erforderlich. Dadurch können sicher
und genau die pragmatischen Merkmale abfragt werden, die den
Anwender in Realität auch interessieren.“
Das SKZ widmete sich in den vergangenen Jahrzehnten im Rahmen
von zahlreichen Entwicklungsprojekten der Überführung von
Rohdaten in Merkmale, wie zum Beispiel Geometrieinformationen,
materialspezifische Eigenschaften, das Vorhandensein von herstellungs-
und betriebsbedingten Fehlstellen oder Aussagen zum Aggregatszustand.
Das Kunststoff-Institut in Würzburg legt besonderen Wert auf eine
auf Dauer ausgelegte Betreuung und Wartung der Systeme. ■
Messtechnik
Vereinfachte Strahlmessungen
Mit dem kompakten optischen
System Ophir Wide Beam
Imager (WB-I) von MKS
Instruments werden
Messungen
großer
und
divergenter
Strahlen
deutlich
vereinfacht.
Leistungsverteilung
und Strahldurchmesser
von VCSELs, LEDs,
kantenemittierenden oder Faserlasern
lassen sich damit in
Kombination mit einem kamerabasierten
Strahlprofilmessgerät
präzise messen. Das WB-I bildet
jede Strahlform (rund, linienförmig
oder eckig) ab, die zu
groß ist für einen konventionellen
kamerabasierten Sensor. Es
verfügt über eine Apertur von
48 mm und
erlaubt
Einfallswinkel
bis
70 Grad.
Die Strahlen
treffen auf einem
durchlässigen Diffusorschirm
und werden von
dort mit einer kalibrierten Optik
erneut abgebildet, um ein vollständiges
und präzises Bild der
Intensitätsverteilung des Lichts
zu erhalten. In Kombination mit
kamerabasierten Strahlprofilmessgeräten
eignet sich das
WB-I für Messungen in der Entwicklung
und Prüfung von
VCSEL-basierenden Lidar-Systemen,
Hochgeschwindigkeits-
Netzwerklösungen, 3D-Sensoren,
Autofokus- und Machine Vision-Lösungen.
■
Multisensor-Koordinatenmessgerät
Auch für große Bauteile
Werth hat die Geräteserie Scopecheck FB DZ nach oben ausgebaut.
Der verfügbare maximale Messbereich wurde für große
Bauteile fast verdoppelt. Verfügbar sind nun Messbereiche von
530 mm x 500 mm x 350 mm bis 2130 mm x 1000 mm x
600 mm. Je nach Anwendung kann das passende Grundgerät
ausgewählt und nach individuellen Bedürfnissen mit Sensoren
ausgestattet werden. Zusätzlich lassen sich der Glastisch
und die Durchlichteinheit mit wenigen Handgriffen demontieren.
Dadurch ist es möglich, besonders schwere Messobjekte
oder Vorrichtungen direkt auf den Messtisch aus Granit aufzulegen
beziehungsweise zu montieren. Unterschiedliche Sensoren,
beispielsweise der Werth Zoom mit integriertem Werth
Laser Probe, der taktil-optische Contour Probe und konventionelle
Scanning-Taster, können bei
der der Baureihe Scopecheck FB
DZ an zwei unabhängigen Sensorachsen
genutzt werden. Während
mit dem ersten Sensor
an einer Pinole Messungen
durchgeführt werden, befindet
sich die andere Pinole außerhalb
des Messbereichs in Parkposition.
■
54 Quality Engineering 05.2020
Flüssigkeitsmanagement
Misst kleinste Durchflüsse
Für die Kalibrierung kleinster
Durchflüsse (< 0,1 ml/min) baut
die Physikalisch-Technische Bundesanstalt
(PTB) derzeit ein Kolbensystem
zur volumetrischen
3D-Messtechnik
Durchflussbestimmung auf, bei
dem oberhalb der Dichtung des
vertikal verfahrenen Kolbens eine
Flüssigkeit mit geringem
Dampfdruck eingebracht werden
kann. Die bei diesem Messprozess
üblicherweise entstehenden
Unsicherheiten durch
thermische Einträge werden minimiert.
Ein optischer Kanal ermöglicht
über die Detektion der
Höhe des Flüssigkeitspegels in
zwei Sichtfenstern zusätzlich
das Aufspüren von Undichtigkeiten
im System. Dies ist vor allem
von Interesse für Prüflaboratorien
und Hersteller von
Durchflussmessgeräten. ■
Effizient inspiziert mit Robot und KI
Das Robotersystem Kitov One vereint Inspektions- und Bildverarbeitungstechnologie,
Robotik und Künstliche Intelligenz in einem Gerät,
das auf einen Bereich von 100 μm ausgerichtet ist. Die Technologie,
die von Atecare vertrieben wird, kann verschiedene Materialien
wie zum Beispiel Kunststoffe, 1D- und 2D-Barcodes, Beschriftungen
(OCR, OCV), Schrauben, Steckverbinder sowie Anschlüsse inspizieren
und darauf hin prüfen, ob Komponenten vorhanden sind
und richtig verbaut wurden. Zudem übernimmt der Roboter die einfache
Oberflächeninspektion aller sichtbarer Flächen eines Produkts.
Einsetzen lässt
sich das auf Standardkomponenten
basierende
Inspektionssystem
überall dort, wo
komplette Produkte
hergestellt werden. Außerdem
kann das System
in bestehende Fertigungen
eingebunden
und an die Anforderungen
unterschiedlichster
Applikationen angepasst
werden. Dabei
eignet sich die Technologie
gleichermaßen
zur Zwischenprüfung
während der Montage
als auch zur Endkontrolle
eines fertigen
Produkts.
■
Simulation
Festigkeitsnachweis trotz
Porenbildung
Merkle & Partner ermöglicht
Gießereien die
Modellierung von Poren
und Lunkern auf Basis
von Simulationstechnologien,
die um bildgebende
Verfahren ergänzt
werden. Dies war bis dato in herkömmlichen FEM-Systemen
aufwändig und nicht wirtschaftlich abbildbar, was vor allem
im Leichtbau eine Hürde für einen soliden Festigkeitsnachweis
darstellt. Basis der Simulationen ist eine Software
von Volume Graphics. Dabei werden Bauteile über Computertomografie
(CT) komplett durchleuchtet. Aus den aufgenommen
Projektionen rekonstruiert die Software ein dreidimensionales
Volumen einschließlich aller Informationen über Materialien
und Geometrien. So werden die Formteile bei Merkle &
Partner durch eine CT schnittweise vermessen und als Volumenmodell
aufbereitet. Mit netzfreien Lösungsalgorithmen
(Immersed Boundary Solver) lassen sich unter Annahme eines
rein linearelastischen Verhaltens die Spannungen des realen
Bauteils bestimmen und bewerten.
■
3D-Profilsensor
Blaulicht für die Batterie-Inspektion
Die drei neuen Linienprofilsensoren
Gocator
2430/2440/2450 mit blauem
Laser von LMI bieten präzises
3D-Scanning von glänzenden
Metalloberflächen.
Aufgrund seiner kürzeren
Wellenlänge erzielt blaues
Laserlicht beim Scannen
spiegelnder Oberflächen eine
bessere Leistung als rote
oder grüne Laser. Ein blauer
Laser erzeugt „sauberere“
Profile, das heißt weniger Laser-Speckle
auf glänzenden
Messobjekten und erreicht
dadurch eine höhere Messgenauigkeit.
Die drei neuen Modelle verfügen über die neue
2-Megapixel-Imaging-Technologie, einen maßgeschneiderten
eingebetteten Prozessor und eine optimierte Messoptik, die
hohe Messfrequenzen bis zu 5 kHz und eine erhöhte Empfindlichkeit
bei reflektierenden Messobjekten ermöglichen. Sie eignen
sich besonders für Anwendungen wie die Inspektion von
Elektroden-Batterien (Elektroden-Breitenmessung, Messung
des Elektroden-Kantenprofils, Tab-Abstandsmessung), der Batterie-Zellassemblierung
oder auch von flachen oder zylindrischen
Batterieoberflächen.
■
Quality Engineering 05.2020 55
:: Quality World
Mit einer Drohne verschaffen sich
die Wissenschaftler einen Überblick
über die gesamte Obstanlage. Zukünftig
sollen die Kankheitssymp -
tome direkt anhand der spektralen
Signatur aus Drohnen- oder Satellitenbildern
ermittelt werden
Bild: Fraunhofer IFF/Uwe Knauer
Intelligenter Obstanbau
Mit Hyperspektralanalyse
Schädlingen auf der Spur
Mit Satellitenbildern und Hyperspektralanalyse detektieren Fraunhofer-Forscher den
Krankheitsbefall von Apfel- und Birnbäumen aus der Luft. Für die Analyse der
Krankheitssymptome nutzen sie Methoden des maschinellen Lernens. Aufwändige
Vor-Ort-Beurteilungen und Laboranalysen könnten damit künftig entfallen.
Der Autor
René Maresch
Presse und
Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer IFF
www.iff.fraunhofer.de
Der Apfelanbau hat in Deutschland eine lange Tradition,
ebenso wie in Polen, Italien und Frankreich. Mit 13,8
Mio. t (Eurostat 2018) ist der Apfel nach Angaben des
Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat)
die meistproduzierte Frucht in Europa. Weniger bedeutend
ist der Birnenanbau. Beiden Obstkulturen gemein
ist jedoch, dass sie unter weit verbreiteten Krankheiten
leiden: Die Apfeltriebsucht und der Birnenverfall können
zu kompletten Ernteausfällen befallener Bäume
führen. Der wirtschaftliche Schaden ist immens.
Verursacher der Erkrankungen sind Phytoplasmen.
Insekten übertragen die zellwandlosen Bakterien, die
als Parasiten im Baum heranwachsen. Dort besiedeln
sie vor allem die Siebröhren. Um die Ausbreitung der Erkrankung
zu verhindern, müssten gegen die Insekten
prophylaktisch Insektizide eingesetzt werden. Die Phytoplasmen
selber können bisher nicht direkt bekämpft
werden.
Der Krankheitsbefall lässt sich nur durch eine teure
molekulare Analyse – eine Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) – feststellen. Alternativ nimmt geschultes Personal
eine visuelle Bonitur vor, bei der jeder Baum einzeln
untersucht wird. Symptome der Apfeltriebsucht sind
Hexenbesen, vergrößerte Nebenblätter und eine vorzeitige
Rotfärbung im Herbst, die durch einen Chlorophyllabbau
hervorgerufen wird. Dann ist die Erkrankung aber
schon weit fortgeschritten. Beim Birnenverfall gibt es
keine typischen Symptome – nur eine Rotfärbung.
Spektrale Signatur – Reflexionsverhalten verändert
sich je nach Wellenlänge des Lichts
Sinnvoll wäre es daher, wenn man den Abbau des Chlorophylls
bereits im Sommer erkennen und so die Ausbreitung
von Apfeltriebsucht und Birnenverfall verhindern
könnte. An einer solchen Frühdiagnostik arbeiten
Forscher am Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und
-automatisierung IFF in Magdeburg – und zwar
gemeinsam mit dem Institut für Pflanzenforschung
Alplanta aus Neustadt an der Weinstraße und Spatial
Business Integration. Das Unternehmen aus Darmstadt
befasst sich mit satellitenbildbasierten Dienstleistungen.
Dabei setzen die drei Partner auf die Fernerkundung
aus der Luft, konkret auf die Hyperspektralanalyse. „Bei
diesem Verfahren wird Licht in Wellenlängen zerlegt.
Weist eine Pflanze bei einer Blattprobe im Labor Symptome
auf, so zeigt sich dies in bestimmten Wellenlängenbereichen
deutlicher und früher als allein im sichtbaren
Bereich. Bei einer kranken Pflanze wird mehr rotes
56 Quality Engineering 05.2020
Vermessung von Blattproben mit Hyperspektralkameras
im Labor: Die Auswertung
der Bilddaten durch maschinelles Lernen
erlaubt Rückschlüsse auf zur Symptomerkennung
besonders wichtige Wellenlängen.
Sie ermöglicht so die Entwicklung
von angepassten optischen Analysever -
fahren für den Praxiseinsatz
Bild: Fraunhofer IFF/Uwe Knauer
als grünes oder blaues Licht reflektiert“, erläutert Dr.
Uwe Knauer, Wissenschaftler am Fraunhofer IFF und Experte
für maschinelles Lernen sowie der Analyse von
Spektraldaten. Dies konnte in der ersten Projektphase
durch Tests im Labor bereits er-folgreich nachgewiesen
werden.
Ergänzt wird die Methode durch satellitengestützte
Multispektralaufnahmen. Mit den Satellitenbildern lassen
sich große Obstanbauflächen erfassen. „Wir wollen
die Hyperspektralaufnahmen und die Satellitenbilder
kombinieren, um ein Früherkennungssystem aus der
Luft zu etablieren. Mit der an einer Drohne befestigten
Hyperspektralkamera erkunden wir eher kleinere Flächen
wie eine einzelne Plantage“, sagt Knauer. Auch mit
den Satellitenaufnahmen konnten die Forscherteams
kranke und gesunde Bäume bereits voneinander unterscheiden.
An der Drohne ist neben der Hyperspektralkamera
ein Rechner montiert, der die Messdaten aufzeichnet
und auf die Server überträgt. Die Aufnahmen werden
mit geografischen Informationen verknüpft und
kartiert. Das Ergebnis ist eine hyperspektrale Karte mit
geographischen Koordinaten. Zu jedem Bildpunkt wird
ein Spektrum geliefert, das im Anschluss analysiert
wird.
Digitale Bewertung mit Drohne
und maschinellem Lernen
Der Clou: Um die krankhaften Veränderungen der Pflanze
anhand der digitalen multi- und hyperspektralen Signaturen
zu erkennen, nutzen die Projektpartner Verfahren
des maschinellen Lernens. Sie trainieren und kombinieren
verschiedene statistische Modelle und neuronale
Netze mit Hilfe der Ergebnisdaten aus der visuellen Bonitur
und der molekularen Analyse. Die so entwickelten
Algorithmen ermöglichen dann eine spezifische Detektion
von Apfeltriebsucht und Birnenverfall.
Im Herbst dieses Jahres standen Feldmessungen und
Testflüge mit der Hyperspektraldrohne an, um im Anschluss
sowohl Sensorik als auch Modellierungsverfahren
optimieren zu können. Das Forschungsvorhaben
wird von der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.
Zum Projektende im Jahr 2022, so hoffen die Forscher,
soll die Fernerkundungsmethode mittels Erfassung
und Auswertung spektraler Daten Pflanzenschutzdiensten,
Obstanbauern und Genossenschaften als
Dienstleistung zur Verfügung stehen.
■
Dieser Baum ist mit Apfeltriebsucht
infiziert und zeigt die Symptome
Rotlaubigkeit und Kleinfrüchtigkeit
Bild: Wolfgang Jarausch/Alplanta
Quality Engineering 05.2020 57
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58 Quality Engineering 05.2020
:: Impressum
:: Firmenindex (Redaktion/Anzeige)
ISSN 1436-2457
Herausgeberin:
Katja Kohlhammer
Verlag
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen,
Germany
Geschäftsführer:
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Verlagsleiter:
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Chefredakteur:
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz, Phone +49 711 7594-451
Redaktion:
Sabine Koll, Markus Strehlitz
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Redaktionsassistenz:
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Layout:
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E-Mail: joachim.linckh@konradin.de
Auftragsmanagement:
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Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 39 vom 1.10.2020
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E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de
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68,50,- € inkl. Versandkosten. Einzelverkaufspreis: 13,80 €
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bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen
zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.
Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von
jeweils vier Wochen zum Quartalsende.
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer
Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.
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Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256
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USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn
Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212
8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@com cast.net
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Leinfelden-Echterdingen
Accretech ................................................................. 43
Additive .............................................................21,31
Aerotech ..................................................................45
AIT Austrian Institute of Technology ........... 32
Atecare ..................................................................... 55
Babtec .......................................................................58
Basler ........................................................................ 28
Baumer ..................................................................... 34
Bi-Ber Bilderkennungssysteme ...................... 52
Bitnamic .................................................................. 14
Ceta ............................................................................ 53
Cognex ...................................................................... 29
Consense .................................................................19
Creaform .................................................................. 53
Daimler .................................................................... 14
Deevio ....................................................................... 36
Edmund Optics ..................................................... 29
Fachhochschule Südwestfalen ...................... 52
Framos ...................................................................... 29
Fraunhofer IFAM ................................................... 14
Fraunhofer IFF ....................................................... 56
Fraunhofer IGD ..................................................... 14
Fraunhofer IPT ................................................ 18, 52
GOM .......................................................................... 53
Hegewald & Peschke .......................................... 52
Hexagon ........................................................... 46, 48
IDS .............................................................................. 28
Inspekto ................................................................... 38
Ioxp ............................................................................ 14
IQM Tools ...................................................................9
IWS ............................................................................. 34
LMI .............................................................................. 55
Merkle & Partner .................................................. 55
Messe Stuttgart .................................................... 27
Microsoft ................................................................. 14
Mitutoyo .................................................................. 28
MKS Instruments ................................................. 54
OGP Meßtechnik ..................................................41
Polytec ...................................................................... 28
PTB ............................................................................. 55
PTC .............................................................................. 14
Q-Das ........................................................................ 48
Q-Future ................................................................... 20
Reinhardt .................................................................51
Reusch Rechtsanwälte ......................................... 9
Sick ............................................................................. 53
Siemens ................................................................... 18
Sill Optics .................................................................33
SKZ ............................................................................. 54
Smart Factory KL .................................................. 18
Spatial Business Integration ........................... 56
Stemmer Imaging ................................................ 27
Studenroth .............................................................60
SVS-Vistek ...........................................................5, 30
Topometric ................................................................ 6
TÜV Hessen ............................................................ 10
Universal Robots .................................................. 50
Volkswagen ............................................................ 40
Volume Graphics .......................................... 48, 55
Volvo .......................................................................... 14
Werth ...................................................................3, 54
wirth + partner ........................................................ 8
Zeiss ......................................................................2, 40
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Quality Engineering 05.2020 59
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