PT-Magazin 06 2020
Offizielles Magazin der Oskar-Patzelt-Stiftung. Titelthema: Ausgezeichnet.
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52 Wirtschaft<br />
© Getty Images/iStockphoto<br />
Stabile Erträge in Corona-Zeiten<br />
Mittelständler mit dem richtigen Geschäftsmodell schlagen sich gut in der Krise.<br />
Vorausgesetzt, sie sind solide finanziert. Eine Chance auch für Investoren.<br />
Deutsche Mittelständler erweisen<br />
sich in der Krise als robust.<br />
Zur Finanzierung ihres Geschäftes greifen<br />
immer mehr von ihnen auf Anleihen<br />
zurück. Das eröffnet Investoren neue<br />
Chancen, dem Zinstief zu entkommen.<br />
Mittelstandsanleihen bieten gute Renditen,<br />
erfordern aber ein ausgefeiltes Risikomanagement.<br />
Wie das funktionieren<br />
kann, erklärt Hans-Jürgen Friedrich, Gründer<br />
und Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand<br />
AG.<br />
Das Duisburger Spezialchemieunternehmen<br />
PCC hat in der Krise die Produktion<br />
von Stoffen für Seifen und Desinfektionsmittel<br />
umgestellt. Schon früh nahm<br />
der Hemdenproduzent Eterna Mund- und<br />
Nasenschutzmasken in sein Angebot auf.<br />
Und Bosch zählte zu den ersten Lieferanten<br />
eines Schnelltestes zur Erkennung<br />
einer Covid-19-Infektion. Nur drei Beispiele,<br />
die gleich mehreres zeigen: Mittelständler<br />
sind wendig wie Schnellboote.<br />
Und zu dem Segment zählen durchaus<br />
auch Unternehmen mit Milliarden-<br />
Umsätzen. „In der Corona-Krise beweist<br />
die Mehrzahl der Mittelständler, dass sie<br />
ein gesundes Geschäftsmodell hat und<br />
sich flexibel auf neue Situationen einstellen<br />
kann“, sagt Friedrich. Er kennt sich aus<br />
im Mittelstand. Als Fonds-Manager verwaltet<br />
Friedrich Fonds, die ausschließlich<br />
in Mittelstandsanleihen investieren: den<br />
Deutschen Mittelstandsanleihen FONDS<br />
und seit Anfang des Jahres zudem den<br />
Europäischen Mittelstandsanleihen<br />
FONDS.<br />
Von daher weiß er auch: Gerade die<br />
großen Mittelständler müssen derzeit um<br />
ihre Finanzierung kämpfen. Kleine Mittelständler<br />
können sich mit den KfW-Hilfskrediten<br />
über Wasser halten und große<br />
Konzerne wie adidas, Lufthansa oder TUI<br />
bekommen Milliardenhilfen in Form von<br />
Krediten, für die der Bund einsteht. Doch<br />
genau das Segment dazwischen, die großen<br />
Mittelständler mit durchaus deutlich<br />
über tausend Mitarbeitern und Umsätzen<br />
von mehreren hundert Millionen Euro,<br />
viele von ihnen börsennotiert und international<br />
tätig, kommen schwer an Kredite,<br />
auch wenn der Staat einen Großteil<br />
des Risikos übernimmt.<br />
Mittelständler und Anleger entdecken<br />
Anleihen<br />
Denn selbst mit dem Restrisiko tun sich<br />
Banken schwer. Immerhin geht es um<br />
Millionenbeträge, und Regulierungsvorschriften<br />
– Stichworte Basel III und demnächst<br />
Basel IV – verlangen von Banken,<br />
Kredite mit mehr Eigenkapital zu unterlegen.<br />
„Der Wachstumsmotor der deutschen<br />
Wirtschaft kommt ins Stottern,<br />
wenn er nicht mit ausreichend Sprit versorgt<br />
wird“, warnt Friedrich. Immer mehr<br />
Mittelständler setzen daher auf zusätzliche<br />
Finanzierungsinstrumente, zum Beispiel<br />
eben Mittelstandsanleihen. Damit<br />
machen sie sich außerdem unabhängiger<br />
von einzelnen Finanzierern. Und das<br />
nicht erst seit Corona: Bereits seit 2013 ist<br />
das Anleihevolumen, das die KFM Deutsche<br />
Mittelstand AG kontinuierlich nach<br />
Renditeperlen für ihre Fonds durchsucht,<br />
beständig angestiegen – von rund 50 Milliarden<br />
Euro im Jahr 2013 auf aktuell 185<br />
Milliarden Euro.<br />
Aber wer kauft die Anleihen? Hier<br />
kommen die privaten Anleger und Investoren<br />
ins Spiel, unter ihnen Family Offices,<br />
Stiftungen oder Versicherer, die verzweifelt<br />
nach stabilen Erträgen suchen. Am<br />
allgemeinen Zins- und Anleihenmarkt<br />
bekommen sie diese nicht – im Gegenteil:<br />
Sie zahlen auf Guthaben Negativzinsen,<br />
und vermeintlich sichere Staatsoder<br />
Unternehmensanleihen<br />
rentieren sich mit wenig mehr<br />
als null Prozent. Angesichts der<br />
neuen billionenschweren<br />
Hilfspakete in aller Welt<br />
zur Bewältigung der<br />
Corona-Krise dürfte<br />
das Zinsniveau<br />
noch auf Jahre<br />
niedrig bleiben.<br />
Aktien<br />
kommen<br />
aber für<br />
viele institutionelle Investoren aufgrund<br />
von Anlagerichtlinien nur bedingt in<br />
Frage. Sie entdecken daher ebenso wie<br />
Privatanleger die höher verzinsten<br />
Mittelstandsanleihen als Anlageinstrumente,<br />
die ihnen laufende<br />
Erträge mit guten Renditen<br />
bringen.<br />
Zwei Welten<br />
verbunden<br />
Mittelstandsanleihen<br />
funktionieren<br />
also