23.12.2012 Aufrufe

Der Geheimdienst als Spiegel der Welt - eBook.de

Der Geheimdienst als Spiegel der Welt - eBook.de

Der Geheimdienst als Spiegel der Welt - eBook.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ooks – das Magazin <strong><strong>de</strong>r</strong> Orell Füssli Buchhandlungen – November 2010<br />

<strong>Der</strong> <strong>Geheimdienst</strong><br />

<strong>als</strong> <strong>Spiegel</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong><br />

John Le Carrés «Verräter wie wir»<br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> statt Buchstaben<br />

Literaturverfilmungen<br />

«Ich sage nie: So war’s !»<br />

Interview mit Eveline Hasler<br />

Vielfältig wie<br />

das Leben selbst<br />

Biografien<br />

Mit Wettbewerb !


Das Präsent,<br />

Das immer Passt!<br />

Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Orell Füssli Geschenkkarte bereiten<br />

sie zu je<strong>de</strong>M anlass eine Freu<strong>de</strong>.<br />

Wählen sie aus vier Kartensujets und bestimmen sie <strong>de</strong>n Wert ihres Geschenkes.<br />

alle Karten sind wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufladbar und wer<strong>de</strong>n in einem passen<strong>de</strong>n Umschlag verpackt.<br />

erhältlich in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Orell Füssli Buchhandlung, bei the Bookshop, rösslitor Bücher und restseller.<br />

O<strong><strong>de</strong>r</strong> unter www.books.ch/geschenkkarte<br />

OPTITEL<br />

UM TOPPREIS<br />

Profitieren Sie von attraktiven Preisen auf aktuelle Toptitel. Achten Sie auf <strong>de</strong>n gelben Punkt.<br />

Unter www.books.ch/toppreis fin<strong>de</strong>n Sie je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit die neusten Angebote.<br />

John Grisham<br />

Das Gesetz<br />

Fr. 34.90<br />

Fr. 29.90<br />

Ken Follett<br />

sturz <strong>Der</strong> titanen<br />

Fr. 44.90<br />

Fr. 37.90<br />

TOP<br />

PREIS<br />

John irvin<br />

Letzte nacht in<br />

twisteD river<br />

Fr. 49.90<br />

Fr. 44.90<br />

40<br />

Inhalt<br />

10<br />

24<br />

4 Notizen<br />

10 <strong>Der</strong> <strong>Geheimdienst</strong> <strong>als</strong> <strong>Spiegel</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong>: John Le Carrés<br />

«Verräter wie wir»<br />

15 Mein Buch<br />

16 Interview mit Eveline Hasler<br />

20 Vielfältig wie das Leben selbst: Biografien<br />

24 Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> statt Buchstaben: Literaturverfilmungen<br />

30 Neues von Orell Füssli<br />

32 Fantastisch!: Fantasy-Neuerscheinungen<br />

36 Kaffeepause: Die Buchhändlerinnen-Debatte<br />

40 Interview mit Susanna Schwager<br />

44 Kochbücher: Von <strong>de</strong>n Besten lernen<br />

48 Veranstaltungskalen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

49 Kreuzworträtsel<br />

50 Kolumne: So schreibe ich<br />

Die nächste Ausgabe von books, <strong>de</strong>m Magazin <strong><strong>de</strong>r</strong> Orell-<br />

Füssli-Buchhandlungen, erscheint am XX. Februar 2011. Sie<br />

erhalten books kostenlos in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale. Bestellungen nehmen<br />

wir gern entgegen über www.books.ch, or<strong><strong>de</strong>r</strong>s@books.ch und<br />

Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli fin<strong>de</strong>n<br />

Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St. Gallen, Winterthur und<br />

Zürich.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Orell Füssli Buchhandlungs AG<br />

Dietzingerstrasse 3<br />

Postfach<br />

8036 Zürich<br />

Gesamtherstellung:<br />

Media Tune AG, Zürich<br />

Redaktion:<br />

Die Blattmacher GmbH, Zürich<br />

Gestaltung:<br />

Strichpunkt GmbH, Winterthur<br />

Foto Cover:<br />

dpa Picture-Alliance GmbH<br />

Alle so gekennzeichneten Bücher sind auch <strong>als</strong> <strong>eBook</strong> auf www.books.ch erhältlich.<br />

The message<br />

is the message<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Das Erzählen ist so alt wie die Menschheit.<br />

Das älteste Medium dafür ist<br />

die Sprache, doch überliefert wur<strong>de</strong>n<br />

Erzählungen zuerst in Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n: mit<br />

Höhlenzeichnungen. Erst viel später<br />

wur<strong>de</strong> die Schrift <strong>als</strong> vielfältiges Mittel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferung entwickelt; ihre volle<br />

Wirkung konnte sie dann dank <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erfindung <strong>de</strong>s Buchdrucks entfalten.<br />

Sie fragen sie, weshalb ich in einem<br />

Buchmagazin so weit aushole? In<br />

dieser Ausgabe von books fin<strong>de</strong>n Sie<br />

zwar keinen Artikel zur Höhenmalerei,<br />

aber zu Büchern, Literaturverfilmungen,<br />

DVDs, <strong>eBook</strong>s und unserem<br />

booksblog. Das zeigt: Nicht mehr das<br />

Medium ist entschei<strong>de</strong>nd, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Inhalt – die gute Geschichte und relevante<br />

Information. Nicht das Medium<br />

ist die Nachricht, wie es geheissen hat<br />

(«the media ist he message») – son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

die Botschaft bleibt am En<strong>de</strong> eben die<br />

Botschaft.<br />

Für uns Buchhändler ergibt sich<br />

daraus die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, dass wir<br />

zu Medienhändlern wer<strong>de</strong>n. Unsere<br />

wichtigste Aufgabe ist es heute, Ihnen<br />

unabhängig vom Medium das anzubieten,<br />

was Sie interessiert. Das gelingt<br />

uns nur mit guten Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />

und kompetenter Beratung. Ich bin<br />

überzeugt: Bei Orell Füssli fin<strong>de</strong>n Sie<br />

bei<strong>de</strong>s.<br />

Ihr András Németh<br />

Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitung


Notizen<br />

Sie lieben Bücher? Vermutlich schon – sonst wür<strong>de</strong>n Sie<br />

kaum dieses Magazin in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n halten. Jetzt gibt<br />

es einen neuen Bildband, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sie ganz explizit anspricht:<br />

«räume für menschen, die Bücher lieben». Die Fotografin<br />

Leslie Ged<strong>de</strong>s-Brown ist überzeugt, dass Bücher<br />

zur Raumgestaltung<br />

beitragen. Diese These<br />

untermauert sie<br />

mit eindrücklichen<br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n privater Bibliotheken<br />

aus allen Ecken <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> – von<br />

Kenia bis New York. «Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnraum<br />

braucht seine Portion Bücher», meint die<br />

Fotografin – und zeigt, wie die Menschen<br />

ihre Küchen, Ba<strong>de</strong>zimmer und Flure mit<br />

Büchern aufwerten. Das Buch bietet viel<br />

Inspiration für die eigene Ablage und zahlreiche<br />

praktische Tipps, worauf man bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Einrichtung einer privaten Bibliothek<br />

achten soll.<br />

Notizen<br />

© Maki Galimberti<br />

Weihnachten steht bald vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Tür, <strong>de</strong>nnoch rücken wir das Fest <strong><strong>de</strong>r</strong> Feste in<br />

dieser Ausgabe von «books» nicht zu sehr ins Zentrum – <strong>de</strong>nn bald erscheint ja<br />

auch noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Weihnachtsprospekt von Orell Füssli. Aber an einem Weihnachtsbuch<br />

führt für uns jetzt kein Weg vorbei: «mör<strong><strong>de</strong>r</strong>ische Weihnachten» ist sozusagen<br />

eine Quintessenz zweier unserer diesjährigen Hauptthemen, «Skandinavische<br />

Krimis» und «Mor<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frauen». Herausgegeben wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sammelband von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> supererfolgreichen schwedischen Krimi-Autorin Liza marklund; er enthält unter<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geschichten von Åke edwardson und Arne Dahl. Und er zeigt, dass<br />

es sich gefährlich lebt in <strong>de</strong>n langen dunklen Nächten Skandinaviens – erst recht<br />

zur Adventszeit!<br />

Giorgio von Arb<br />

zählt zu <strong>de</strong>n renommiertesten<br />

Fotografen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz. Er arbeitete<br />

<strong>als</strong> Fotojournalist,<br />

erhielt dreimal<br />

ein Eidgenössisches<br />

Stipendium und war<br />

zwischen 1980 und 2001 Lehrer für<br />

Fotografie an <strong><strong>de</strong>r</strong> Schule für Gestaltung<br />

in Zürich. Bekannt machten<br />

ihn vor allem seine Grossreportagen,<br />

die er in Buchform veröffentlichte.<br />

Für «Klosterleben» (1993)<br />

warf er einen behutsamen Blick<br />

hinter die Mauern geschlossener<br />

Frauenklöster in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ostschweiz.<br />

In «Meister Tod» (2002) beschäftigte<br />

er sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kulturgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Sterbens in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz und in<br />

Liechtenstein. Im Bildband «Leute<br />

am Grabserberg» (1988) porträtierte<br />

er die gesamte, 600 Menschen<br />

zählen<strong>de</strong> Bevölkerung am Berghang<br />

im Rheintal; 2007 nahm er dieses<br />

Projekt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf und liess <strong>de</strong>n<br />

Band «Leute am Grabserberg –<br />

20 Jahre danach» folgen. Jetzt ist<br />

das neueste Buch von Giorgio von<br />

Arb erschienen: «ein Buch über<br />

die <strong>Welt</strong>. Das Kloster Distenis».<br />

Gemeinsam mit <strong>de</strong>m renommierten<br />

Journalisten und Schriftsteller<br />

Erwin Koch porträtiert <strong><strong>de</strong>r</strong> Fotograf<br />

die 30 Mönche, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Benediktinerabtei in Graubün<strong>de</strong>n<br />

leben. «Wir sind die Quersumme<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft», wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Abt <strong>de</strong>s<br />

Klosters im Buch zitiert. «In unserem<br />

Kloster sind so ziemlich alle<br />

Charaktere vertreten, die menschenmöglich<br />

sind.» In unzähligen Besuchen<br />

haben sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Fotograf und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Journalist diesen Charakteren<br />

angenähert – und dabei einmalige<br />

Einblicke in eine <strong>Welt</strong> gewonnen,<br />

die einem zugleich fremd und vertraut<br />

vorkommt.<br />

Graphic Novel – das ist viel mehr <strong>als</strong> ein<br />

Comic: ein illustrierter Roman, eine Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>geschichte<br />

mit höchstem Anspruch.<br />

Pionier dieser Stilrichtung war <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

US-Amerikaner Will Eisner<br />

mit seinem herausragen<strong>de</strong>n<br />

Buch «Ein Vertrag mit Gott»<br />

– diese erste Graphic Novel<br />

ist bis heute eine <strong><strong>de</strong>r</strong> besten<br />

geblieben. Mittlerweile wird<br />

mit Graphic Novels immer<br />

häufiger versucht, klassische<br />

literarische Texte neu<br />

aufzubereiten und ihnen<br />

damit auch ein neues Publikum zu erschliessen.<br />

Zwei Neuerscheinungen zeigen<br />

jetzt auf spannen<strong>de</strong> Weise die Möglichkeiten<br />

und Grenzen <strong>de</strong>s Genres.<br />

Sehr gelungen ist stephane Heuets Adaption<br />

<strong>de</strong>s hochkomplexen psychologischphilosophischen<br />

Romans «Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> suche<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> verlorenen Zeit» von Marcel<br />

Proust. Während <strong><strong>de</strong>r</strong> jahrelangen Arbeit an<br />

dieser Umsetzung musste Heuet <strong>de</strong>n Inhalt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrere tausend Seiten dicken Vorlage<br />

notgedrungen massiv reduzieren; es gelang<br />

ihm aber, die Atmosphäre <strong>de</strong>s Romans, <strong>de</strong>n<br />

er wörtlich und oft sehr ausführlich zitiert,<br />

einzufangen und Prousts Erinnerungen mit<br />

<strong>de</strong>tailgenauen Zeichnungen aus <strong>de</strong>m Frankreich<br />

<strong>de</strong>s Fin <strong>de</strong> siècle in Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> zu fassen.<br />

In Frankreich waren sogar die oft eher puritanischen<br />

Proustianer begeistert, <strong>als</strong> vor<br />

14 Jahren <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Band von Heuets Serie<br />

erschien. Das will noch nicht viel heissen,<br />

<strong>de</strong>nn in Frankreich zählt man Comic schon<br />

längst zur Kunst – überraschen<strong><strong>de</strong>r</strong> ist <strong>de</strong>shalb<br />

die Begeisterung, die «Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche<br />

nach <strong><strong>de</strong>r</strong> verlorenen Zeit» auch in <strong>de</strong>n USA<br />

auslöste: «Wir literarischen Banausen schätzen<br />

diese reduzierte Kunst sehr», jubelte die<br />

«Washington Post». Jetzt gibt es <strong>de</strong>n schönen,<br />

im Tim-und-Struppi-Stil gezeichneten<br />

Comic endlich auch auf Deutsch.<br />

Etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gefühle hinterlässt die neue<br />

Comic-Version von Franz Kafkas «Die Verwandlung»<br />

durch das bewährte Team eric<br />

Corbeyran (Szenario) und richard Horne<br />

(Zeichnungen). Wir erinnern uns: Gregor<br />

Samsa wacht eines Tages auf und ist ein<br />

riesiges Ungeziefer. Fortan wird er seiner<br />

Familie immer mehr zur Plage ... <strong>Der</strong> Horror<br />

von Samsa und seiner Umwelt lässt sich<br />

natürlich fabelhaft in düstere Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> packen,<br />

und die Stärke <strong><strong>de</strong>r</strong> Comic-Umsetzung liegt<br />

<strong>de</strong>nn auch beim Visuellen, das im Stil eines<br />

Batman-Comics gehalten ist und mit vielen<br />

filmischen Mitteln arbeitet. Die soziale<br />

und psychologische Dimension <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage<br />

bleibt allerdings weitgehend ausgespart –<br />

und das führt dazu, dass<br />

die Graphic Novel letztlich<br />

doch ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

wirkt <strong>als</strong> die Erzählung<br />

von Kafka. Als eigenständiges<br />

Werk ist «Die<br />

Verwandlung» superb<br />

und empfehlenswert,<br />

aber sie erspart einem<br />

nicht, das geniale Ori-<br />

ginal zu lesen. Gottseidank.<br />

urs Faes zählt zu <strong>de</strong>n renommiertesten Autoren <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz: Er gewinnt regelmässig<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Preise und stösst in <strong>de</strong>n Feuilletons auf viel Wohlwollen. Jetzt haben die Kritiker<br />

– und natürlich auch die Leserschaft – wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Grund, sich zu freuen, <strong>de</strong>nn Faes’<br />

neuer Roman «paarbildung» ist erschienen. <strong>Der</strong> Aargauer erzählt darin die Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Psychologen Andreas Lüscher, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>als</strong> Gesprächstherapeut Ärzte und Patienten in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> onkologischen Abteilung eines Spit<strong>als</strong> betreut. Eines Tages liegt auf seinem Pult die<br />

Krankenakte einer Patientin, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Name ihm vertraut ist: Mit Meret Etter verband ihn<br />

vor Jahren eine intensive Liebe. Die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>begegnung mit ihr – nach langer<br />

Trennung und angesichts einer tödlichen Bedrohung – wirft Fragen<br />

nach Lebenssinn und Tod auf. Urs Faes erzählt leise und<br />

in schöner Sprache von dieser Begegnung. Handlung gibt es<br />

nicht viel – die Geschichte habe damit Raum, ihre emotionale<br />

Vielschichtigkeit zu entfalten, schrieb ein begeisterter Kritiker.<br />

Und die NZZ urteilte: «Fiktionales Schreiben über Schicksale<br />

von Kranken wirkt oftm<strong>als</strong> prätentiös o<strong><strong>de</strong>r</strong> anmassend, aber<br />

Faes meistert die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung mit gutem Gespür für Dramaturgie<br />

und einer klaren Sprache ohne jeglichen Pathos.»<br />

DAS GROSSE<br />

WAGNIS<br />

DER LIEBE<br />

Roman, gebun<strong>de</strong>n, 528 Seiten<br />

ISBN 978-3-0369-5572-8, SFr. 35.90<br />

Nach seinem Bestseller Ruf<br />

mich bei <strong>de</strong>inem Namen erzählt<br />

André Aciman in seinem<br />

zwei ten Roman lei<strong>de</strong>nschaftlich<br />

und kompromisslos von grossen<br />

Gefühlen, unermessli chem Glück<br />

und schmerzlichem Verlust.<br />

4 – books – November 2010 books – November 2010 – 5<br />

www.keinundaber.ch


Notizen<br />

In diesen Wochen können wir gleich eine ganze Reihe<br />

von Jubiläen rund um die Literatur feiern. Und<br />

gar ein Doppeljubiläum: Am 5. Januar 2011<br />

wäre Friedrich Dürrenmatt genau 90<br />

Jahre alt gewor<strong>de</strong>n – wäre er nicht<br />

bereits am 14. Dezember 1990,<br />

<strong>als</strong>o vor genau 20 Jahren, gestorben.<br />

Dürrenmatt war <strong><strong>de</strong>r</strong> grösste<br />

Dramatiker, <strong>de</strong>n die Schweiz bis jetzt hatte, sieht<br />

man einmal von max Frisch ab. Frisch-Fans haben<br />

im nächsten Jahr übrigens auch viel zu feiern,<br />

dann jährt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburtstag <strong>de</strong>s Zürchers zum<br />

100. Mal; zumin<strong>de</strong>st, wenn es um Jubiläen geht, hat<br />

Dürrenmatt <strong>als</strong>o die Nase vorn.<br />

Wir nehmen an, dass bei Ihnen daheim bereits eine Gesamtausgabe<br />

mit <strong>de</strong>n Werken von Dürrenmatt steht, <strong>de</strong>shalb müssen<br />

wir Ihnen hier schon etwas Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es empfehlen. Zum Beispiel<br />

<strong>de</strong>n Prachtsband «Dürrenmatt. sein Leben in Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n». Ein<br />

Buch fast so kolossal wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> darin vorgestellt wird.<br />

Wer es weniger mit Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n hat,<br />

kann sich dafür am ganz neuen<br />

Lesebuch «meine schweiz»<br />

erfreuen. Dürrenmatt gibt sich<br />

darin gewohnt kritisch – und<br />

gewohnt humorvoll.<br />

Ebenfalls ein Doppeljubiläum gab<br />

es 2010 bei mark Twain. In diesem<br />

Frühjahr jährte sich sein To<strong>de</strong>stag<br />

zum 100. Mal, am 30. November<br />

gibt es auch noch seinen<br />

run<strong>de</strong>n Geburtstag zu feiern: <strong>Der</strong><br />

Schriftsteller, <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentlich Samuel<br />

Langhorne Clemens hiess, kam vor<br />

genau 175 Jahren zur <strong>Welt</strong>. Sein<br />

Geburts- und To<strong>de</strong>sdatum sind übrigens durch eine eigenartige<br />

Konstellation miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verknüpft: Mark Twain kam zur <strong>Welt</strong>,<br />

nach<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Halleysche Komet aufgetaucht war, und starb einen<br />

Tag nach <strong>de</strong>ssen Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kunft.<br />

Natürlich wur<strong>de</strong>n dieses Jahr unzählige Bücher von und über Mark<br />

Twain publiziert. Zum Abschluss <strong>de</strong>s Twain-Jahrs möchten wir Ihnen<br />

noch zwei Neuerscheinungen ans Herz legen. Zuerst einmal<br />

das schmale Bändchen «Die schreckliche <strong>de</strong>utsche sprache».<br />

In diesem neu aufgelegten, erzkomischen Essay spielt Mark Twain<br />

alle seine Stärken aus – Beobachtungsgabe, Humor und eine sehr,<br />

sehr, sehr spitze Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>. Wer sich noch mit noch mehr regionalen<br />

Speisen aus Mark Twains Küche ein<strong>de</strong>cken will, sollte sich zu<strong>de</strong>m<br />

das Hörbuch «Bummel durch europa – schweiz» herunter la<strong>de</strong>n;<br />

Rufus Beck liest Auszüge aus Twains Bericht über seine legendäre<br />

Europareise.<br />

Aber selbstverständlich ist auch alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e von Mark Twain empfehlenswert<br />

– vor allem <strong><strong>de</strong>r</strong> Roman «Die Abenteuer <strong>de</strong>s Huckleberry<br />

Finn». Nur Menschen, die keinen Funken Abenteuerlust<br />

mehr in sich verspüren, können dieses Opus magnum <strong>de</strong>s grossen<br />

Amerikaners <strong>als</strong> Jugendbuch bezeichnen.<br />

Jubiläen Oft<br />

2010 jährte sich nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> 100. To<strong>de</strong>stag von Mark Twain,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch jener von Leo Tolstoi – <strong><strong>de</strong>r</strong> Russe starb am 20. November<br />

82-jährig auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Flucht vor seiner Frau. Die Gattin<br />

war wenig erbaut darüber, dass Tolstoi seinen Nachlass<br />

– zum Beispiel die Romane «Krieg und Frie<strong>de</strong>n»<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> «Anna Karenina» – <strong>de</strong>m geliebten russischen<br />

Volk und nicht ihr vermachte. Tolstoi war einer<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz grossen Denker <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts, ein<br />

überaus kritischer Zeitgenosse, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich mit Gott<br />

und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> – beziehungsweise mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche und<br />

<strong>de</strong>m Zaren – anlegte und eigentlich je<strong><strong>de</strong>r</strong> Macht<br />

gegenüber skeptisch blieb. Dass er<br />

ungebrochen lesenswert ist, beweist<br />

die Neuauflage von «Die schönsten erzählungen».<br />

<strong>Der</strong> Aufbau-Verlag hat in diesem<br />

Band 18 Geschichten von Tolstoi versammelt, die<br />

gleichzeitig amüsant und tiefgründig sind. O<strong><strong>de</strong>r</strong> wie<br />

ein Kritiker schrieb: «Die Lektüre von Tschechows<br />

Geschichten vermittelt an einem einzigen Leseabend<br />

mehr Menschenkenntnis <strong>als</strong> ein<br />

ganze Jahr an <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebesfront.»<br />

Wir bewegen uns hinsichtlich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Jubiläen nun in Richtung<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>-literatur. Beginnen wir<br />

mit einem norwegisch-walisischen Schriftsteller, <strong><strong>de</strong>r</strong> für alle Altersgruppen<br />

schrieb: roald Dahl starb am 23. November 1990<br />

in Oxford. Sein Werk könnten wir auch in unserem Artikel über<br />

Literaturverfilmungen auf Seite 24 vorstellen, <strong>de</strong>nn viele seiner<br />

Bücher kamen ins Kino: «Charlie und die schokola<strong>de</strong>nfabrik»,<br />

«<strong>Der</strong> fantastische Mister Fox», «James und <strong><strong>de</strong>r</strong> Riesenpfirsich»<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> «matilda». Alle diese Bücher sind von einem äusserst<br />

skurrilen, oft auch makaberen Humor geprägt. Wenn Sie <strong>als</strong>o ein<br />

wirklich originelles Buch für Ihre Kleinen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht mehr ganz so<br />

Kleinen daheim suchen: Nutzen Sie das Dahl-Jubiläum!<br />

Genug <strong><strong>de</strong>r</strong> To<strong>de</strong>stage: ellis Kaut feiert Geburtstag<br />

– sie wird 90 Jahre alt. Sie wissen<br />

nicht, wer Ellis Kaut ist? Sicher kennen Sie Ihre<br />

berühmteste Schöpfung: <strong><strong>de</strong>r</strong> rothaarige Kobold<br />

pumuckl, <strong><strong>de</strong>r</strong> wegen eines beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Paragraphen<br />

im Koboldgesetz an <strong>de</strong>n alten Schreinermeister<br />

E<strong><strong>de</strong>r</strong> gebun<strong>de</strong>n ist. Pumuckl können<br />

Sie sich bei Orell Füssli gleich multimedial besorgen:<br />

Es gibt unzählige Bücher, Hörspiele und Filme. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

beliebt – und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gelungen – sind die Mundart-Hörspiele<br />

mit Jörg Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong> und <strong>de</strong>m unvergesslichen Paul Bühlmann.<br />

Nun kommen wir jubiläumsmässig bei <strong>de</strong>n Klein-<br />

sten an. Eines <strong><strong>de</strong>r</strong> schönsten Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>bücher überhaupt<br />

ist wohl «<strong>Der</strong> maulwurf Grabowski».<br />

Sein Schöpfer, <strong><strong>de</strong>r</strong> Österreicher Luis murschetz,<br />

wird dieser Tage 75 Jahre alt. Wir gratulieren<br />

– und wünschen vielen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>n<br />

kleinen Grabowski ins Büchergestell!<br />

ist die letzte Seite eines Buchs jene, die<br />

man am wenigsten gern liest – weil man<br />

nicht möchte, dass das Buch schon zu<br />

En<strong>de</strong> ist. Glücklicherweise können einem<br />

Fachleute in solchen Momenten weiterhelfen<br />

und einem Bücher mit vergleichbaren<br />

Qualitäten empfehlen. Heute macht das<br />

susanna Beusch; sie ist seit 33 Jahren<br />

Buchhändlerin und arbeitet seit sechs Jahren<br />

bei Orell Füssli in Winterthur.<br />

«Was kann man einem Bestseller wie ‚Gut<br />

gegen Nordwind‘ von Daniel Glattauer<br />

entgegensetzen? Ich bin kühn und empfehle<br />

‚Zwei an einem Tag‘ von David Nicholls.<br />

Stilistisch sind die bei<strong>de</strong>n Bücher zwar nicht<br />

unbedingt miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu vergleichen, inhaltlich<br />

aber gibt es Parallelen, die bei mir<br />

<strong>als</strong> Leserin zu ähnlichen Gefühlen führten.<br />

Daniel Glattauer erzählt eine Liebesgeschichte<br />

zwischen zwei Menschen, die nur per<br />

E-Mail miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verkehren und einan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

noch nie gesehen haben. Bei Nicholls sind<br />

die Hauptfiguren, die nicht zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> kommen<br />

können, zwei Studieren<strong>de</strong>, die eine<br />

schöne Nacht miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verbringen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Leben danach aber in verschie<strong>de</strong>ne Richtungen<br />

gehen. Sie bleiben zwar befreun<strong>de</strong>t, aber<br />

ihre Geschichten könnten unterschiedlicher<br />

nicht sein. Dexter ist schön, jung und will<br />

<strong>de</strong>n Erfolg, Emma will die <strong>Welt</strong> verbessern<br />

und <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Lebens fin<strong>de</strong>n. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Was lesen Sie gera<strong>de</strong> ?<br />

paul riniker, regisseur und produzent, Zürich:<br />

«Das hat unsere Liebesbeziehung überdauert: Ich tausche<br />

mit meiner Exfrau immer noch Literatur-Tips aus. Sinnigerweise<br />

gab sie mir kürzlich Rafael Yglesias’ ‚Glückliche<br />

Ehe’. Ein schönes, starkes Buch, gut geschrieben, dicht, unsentimental<br />

und doch berührend – einfach so, dass ich auch<br />

ohne Krimiplot gern weiter lese. Es ist die Geschichte einer Liebe, von <strong>de</strong>n wildromantischen<br />

Anfängen bis zum Abschied, <strong>de</strong>m Tod. Auf ein Kapitel aus <strong>de</strong>n Anfängen<br />

kommt eines aus <strong>de</strong>m En<strong>de</strong>, was die bei<strong>de</strong>n Lebensphasen stets in einen spannen<strong>de</strong>n<br />

Bezug zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> setzt. Älterwer<strong>de</strong>n und Sterben sind ohnehin Themen, die mich<br />

zunehmend beschäftigen, und die <strong>Spiegel</strong>ung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Jugend ist ein für mich neuer,<br />

packen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ansatz.»<br />

Leute, die das mögen,<br />

mögen auch...<br />

verbin<strong>de</strong>t aber ein Verständnis auf einer tiefen<br />

Ebene. Nicholls erzählt, wie die nächsten<br />

20 Jahre <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n verlaufen – in<strong>de</strong>m er<br />

jeweils <strong>de</strong>n 15. Juli je<strong>de</strong>s Jahres beschreibt.<br />

Man fragt sich beim Lesen ständig: Kriegen<br />

die bei<strong>de</strong>n einan<strong><strong>de</strong>r</strong> endlich? Bei Glattauer<br />

lautete die Frage: ‚Wann sehen sich die<br />

Hauptfiguren endlich – und kann das gut<br />

gehen?’ Und hier: ‚Kommen sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zusammen<br />

– und kann das gut gehen?’ ‚Zwei<br />

an einem Tag’ ist wie ‚Gut gegen Nordwind’<br />

eine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>schöne Liebesgeschichte, spannend,<br />

geistreich und lebensklug.»<br />

Also gut, noch ein Weihnachtsbuch –<br />

diesmal, weil sein Autor aus Zürich<br />

stammt. Und weil er Charles Lewinsky<br />

heisst. Und weil vielleicht auch Sie zur<br />

immer grösseren Fangemein<strong>de</strong> dieses<br />

vielfältigen Schriftstellers zählen. In seinem<br />

neuesten Oeuvre «<strong>Der</strong> Teufel in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Weihnachtsnacht» erzählt er uns<br />

von einem schrecklichen Traum <strong>de</strong>s<br />

Papstes vor Weihnachten: <strong>Der</strong> Teufel<br />

steht vor seinem Bett und<br />

führt ihn in Versuchung.<br />

Doch träumt <strong><strong>de</strong>r</strong> Papst<br />

das alles nur? Wie so<br />

oft brilliert Lewinsky<br />

mit Schalk und<br />

spitzer Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Seit Menschen schreiben können, halten<br />

sie fest, was sie gera<strong>de</strong> getan haben<br />

– zur Erinnerung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Dokumentation,<br />

zur Bewältigung bestimmter Ereignisse<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> einfach aus Gewohnheit.<br />

Dabei entstehen Tagebücher, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Regel nicht zur Veröffentlichungbestimmt<br />

sind. rainer Wieland hat jetzt<br />

<strong>de</strong>n enormen Aufwand auf sich genommen,<br />

sich durch 180 Tagebücher<br />

aus <strong>de</strong>n letzten 500 Jahren zu lesen –<br />

und die besten Stellen in <strong><strong>de</strong>r</strong> 700-seitigen<br />

Sammlung «Das Buch <strong><strong>de</strong>r</strong> Tagebücher»<br />

zu vereinen. Dabei hat <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sammelband selber die Form eines Tagebuchs<br />

erhalten – die Einträge sind<br />

chronologisch übers Jahr geordnet. So<br />

können wir lesen, dass Thomas Mann<br />

am 31. Januar sehnsüchtig die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehr<br />

seiner Empire-Uhr erwartet,<br />

Victor Klemperer die Nazis lachhaft<br />

fin<strong>de</strong>t, Andy Warhol in einem Theater<br />

blossgestellt wird und Marie Valérie<br />

von Österreich vom Suizid ihres Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

erfährt. Man könnte es sich<br />

fast zur Gewohnheit<br />

machen, je<strong>de</strong>n<br />

Tag die Eintragungen<br />

zu diesem<br />

Tag zu lesen!<br />

6 – books – November 2010 books – November 2010 – 7


Notizen<br />

Die Leseausrüstung: 4. Folge<br />

Bücher, die singen? Puzzles, die sprechen? Ein neues<br />

Konzept <strong>de</strong>s Ravensburger Verlags macht’s möglich.<br />

Es heisst tiptoi und ist ein audiodigitales Lernsystem<br />

für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> von 4 bis 10 Jahren. Das Prinzip ist<br />

kin<strong><strong>de</strong>r</strong>leicht: Tippt ein Bube o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mädchen mit <strong>de</strong>m<br />

tiptoi-Stift auf ein Bild o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Text, erklingen<br />

passen<strong>de</strong> Geräusche, Sprache o<strong><strong>de</strong>r</strong> Musik. Eine intelligente<br />

Elektronik ermöglicht Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Bücher und<br />

Spiele eigenständig immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> neu zu erleben.<br />

<strong>Der</strong> Stift funktioniert mit allen Produkten, die das<br />

tiptoi-Logo tragen – gegenwärtig mit vier Büchern<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Ravensburger-Reihe «Wieso? Weshalb?<br />

Warum?», fünf Lernspielen und <strong>de</strong>m interaktiven<br />

Globus-Puzzleball. <strong>Der</strong><br />

tiptoi-Stift ist dank seiner<br />

intelligenten Elektronik zugleich<br />

Spielleiter, Geschichtenonkel<br />

und Rätseltante.<br />

Motiv: © Faschingsplakat von Erwin von Kreibig<br />

Ü.: Peter Urban-Halle. 488 Seiten. Geb. mit Lesebändchen. sFr 33,90<br />

tiptoi-Stift<br />

CHF 52.00<br />

ravensburger<br />

Wer SMILLA mochte,<br />

wird TILTE lieben!<br />

»Voller Witz und Fabulierfreu<strong>de</strong> verbin<strong>de</strong>t<br />

Høeg Familiendrama und Schelmenroman,<br />

Religionskritik und Kriminalroman.«<br />

Jörg Böckem, KulturSPIEGEL<br />

Aus <strong>de</strong>m Leben einer<br />

Buchhändlerin<br />

Kun<strong>de</strong>: Entschuldigen Sie, haben Sie<br />

Office World?<br />

Buchhändlerin: Ja, im 3. Stock, bei<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> EDV.<br />

Kun<strong>de</strong>: Nein, nein, nicht EDV, es<br />

geht um Philosophie!<br />

Buchhändlerin: Hm, ich schau mal.<br />

Office World ... schreibt man das<br />

zusammen? Ist es neu?<br />

Kun<strong>de</strong>: Ich weiss auch nicht genau.<br />

Es geht um verschie<strong>de</strong>ne Philosophen.<br />

Zum Glück kamen unserem ratlosen<br />

Buchhändler dann zwei Kolleginnen zu<br />

Hilfe: Gesucht war «Sofies <strong>Welt</strong>» von<br />

Jostein Gaar<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

(Dialoge in dieser Rubrik sind authentisch und<br />

wur<strong>de</strong>n in einer Filiale von Orell Füssli geführt.)<br />

8 – books – November 2010 books – November 2010 – 9<br />

www.tiltes-insel.<strong>de</strong><br />

3 Fragen an<br />

Corinna Toepel-<br />

Sievers<br />

In ihrem erstling «samenklau» erzählt<br />

Corinne Toepel-sievers von <strong><strong>de</strong>r</strong> Berlinerin<br />

phoebe, die mit 42 Jahren endlich<br />

ein Kind haben möchte. phoebe geht<br />

ins Zürcher Nobelhotel Baur au Lac,<br />

um dort potente erzeuger kennenzulernen.<br />

Tatsächlich begegnet sie zwei<br />

interessanten Herren. Doch dann nimmt<br />

das unheil seinen Lauf ...<br />

Sie sind gleich alt wie Ihre Hauptfigur<br />

Phoebe, haben <strong>de</strong>n gleichen Beruf wie sie –<br />

Kieferorthopädin – und sind wie Phoebe<br />

eine Deutsche, die nach Zürich gekommen<br />

ist. Ist das Buch autobiografisch?<br />

Zu etwa 50 Prozent. Es gibt zahlreiche Parallelen<br />

zwischen mir und Phoebe, ich habe<br />

vor meiner Heirat vieles erlebt, was ins<br />

Buch einfloss. Aber verraten Sie das nicht<br />

meinem Mann. Meine bei<strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sind<br />

allerdings keine Samenklau-Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Und<br />

alles in allem bin ich wohl etwas soli<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>als</strong><br />

Phoebe.<br />

Wettbewerbs-<br />

Gewinner<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Ausgabe von books<br />

verlosten wir Büchergutscheine.<br />

Gewonnen haben:<br />

1. preis: Vorname Name, Wohnort<br />

2. preis: Vorname Name, Wohnort<br />

3. preis: Vorname Name, Wohnort<br />

Herzliche Gratulation!<br />

Die Gewinnerinnen und Gewinner<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Preise 4 bis 10 wer<strong>de</strong>n schriftlich<br />

benachrichtigt.<br />

Alle Notizen von marius Leutenegger<br />

Was hat Sie zum Thema inspiriert?<br />

Ein Problem, das mich beschäftigt hat:<br />

Als berufstätige Frau, die Karriere machen<br />

will, hat man keine Zeit, um Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zu bekommen, man schiebt die Familiengründung<br />

auf – bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Zug abgefahren<br />

ist. Im Unterschied zu Phoebe hatte ich<br />

aber immerhin einen wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren Mann,<br />

mit <strong>de</strong>m ich am En<strong>de</strong> doch noch eine Familie<br />

grün<strong>de</strong>n konnte. Für Phoebe gibt es<br />

kein direktes Vorbild, aber ich habe mehrere<br />

studierte Freundinnen, die das Problem<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ticken<strong>de</strong>n Uhr kennen – und es ist<br />

auch schon vorgekommen, dass Bekannte<br />

von mir ihre Männer etwas unkritischer<br />

wählten, weil sie einfach schwanger wer<strong>de</strong>n<br />

wollten. Letztlich inspirierte mich aber<br />

ein Traum zu «Samenklau» – ich träumte<br />

die ganze Handlung und schrieb sie danach<br />

von Hand auf.<br />

Phoebes Experiment en<strong>de</strong>t in einer Katastrophe.<br />

Möchten Sie damit <strong>de</strong>n Frauen ein<br />

warnen<strong>de</strong>s Beispiel geben?<br />

Im Gegenteil. Ich fin<strong>de</strong>, Frauen sollten ihre<br />

Karriere nicht zurückstellen, um möglichst<br />

früh Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> zu bekommen. Ich wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n<br />

meisten Frauen raten, sich bis 35 auf die<br />

Karriere zu konzentrieren – sonst wer<strong>de</strong>n<br />

sie von <strong>de</strong>n Männern abgehängt, die ohne<br />

Holen sie sich <strong>de</strong>n<br />

« samenklau » !<br />

«books» verlost 10 Exemplare<br />

von «Samenklau»<br />

auf booksblog.ch. Gehen<br />

Sie online und klicken<br />

Sie auf das Feld <strong>de</strong>s<br />

Gewinnspiels.<br />

Notizen<br />

Unterbrechung im Berufsleben stehen. Aus<br />

eigener Erfahrung weiss ich allerdings, dass<br />

es eine grosse Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist, danach<br />

alles unter einen Hut zu bringen. Ich wür<strong>de</strong><br />

<strong>als</strong>o sagen: Macht erst Karriere und<br />

grün<strong>de</strong>t dann eine Familie, aber leicht ist<br />

das nicht. Und ich habe auch Verständnis<br />

dafür, dass man sich wie Phoebe die besten<br />

Gene holen will, wenn es ausschliesslich<br />

um Fortpflanzung geht.<br />

Wenn man wissen möchte, wie unterhaltsam das «Literarische<br />

Quartett» war, die legendäre Literatursendung <strong>de</strong>s ZDF, kann<br />

man sich auf Youtube die Sendung vom Juni 2000 anschauen.<br />

Behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong> dam<strong>als</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Roman «Gefährliche Geliebte» <strong>de</strong>s<br />

Japaners Haruki murakami – herrlich, wie da die Kritiker aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

losgehen, allen voran natürlich <strong><strong>de</strong>r</strong> stets leicht cholerische<br />

Marcel Reich-Ranicki. Die Sendung machte Murakami bei<br />

uns schlagartig berühmt. Seine hiesige Fangemein<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> noch<br />

grösser, <strong>als</strong> 2004 sein Roman «Kafka am Strand» auf Deutsch erschien. Jetzt gibt es einen<br />

neuen Roman <strong>de</strong>s medienscheuen Japaners: «1Q84». <strong>Der</strong> Titel erinnert nicht von ungefähr<br />

an George Orwells «1984», nur ist es diesmal keine Gedankenpolizei, die das Schicksal <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschen prägt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine Gruppe kleiner Wesen, die aus <strong>de</strong>m Maul eines toten Schafs<br />

kriecht und aus einer Parallelwelt stammt. Die Geschichte, die sich über mehr <strong>als</strong> 1000 Seiten<br />

erstreckt, ist ein raffiniert gebauter «Roman im Roman», eine Allegorie über Spiritualität<br />

und eine düstere, ja gera<strong>de</strong> apokalyptische Liebesgeschichte. Murakami gilt <strong>als</strong> Schriftsteller<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Single-Generation, seine Figuren sind stets einsam und glücklos. Sex ist bei ihm immer<br />

ein wichtiges Thema – er war Anlass für <strong>de</strong>n Streit im «Literarischen<br />

Quartett» –, diesmal koppelt ihn Murakami auch noch mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong>smotiv.<br />

Die Kombination von Lustprinzip und To<strong>de</strong>strieb riecht natürlich<br />

stark nach Carl Gustav Jung und Sigmund Freud. Wem das jetzt alles<br />

zu kompliziert klingt, <strong>de</strong>m sei gesagt: So viel Substanz das Buch hat,<br />

so schlicht ist es geschrieben. Murakami ist ein Meister <strong>de</strong>s Minimalismus,<br />

schnörkellos liefert er einen Denkanstoss am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en – wäre <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vergleich nicht so abgeschmackt, man müsste wohl von Zen zwischen<br />

zwei Buch<strong>de</strong>ckeln sprechen.


Schwerpunkt<br />

Text: Hanspeter Künzler – Foto: XX<br />

<strong>Der</strong> <strong>Geheimdienst</strong><br />

<strong>als</strong> <strong>Spiegel</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong><br />

John Le Carré ist einer <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utendsten englischsprachigen Autoren <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart.<br />

seine spionageromane sind nicht nur spannend, sie zeichnen auch ein präzises<br />

Bild von <strong>de</strong>n schattenseiten unserer Zeit. Das ist bei Carrés neuestem roman<br />

«Verräter wie wir» nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s.<br />

<strong>Der</strong> Literaturexperte Peregrine «Perry»<br />

Makepiece und seine Verlobte Gail Perkins<br />

fliegen in John Le Carrés neuem Roman<br />

«Verräter wie wir» nach Antigua, um sich<br />

mit entspannten Ferien auf <strong>de</strong>n Ernst einer<br />

neuen Lebensphase vorzubereiten. Auf <strong>de</strong>m<br />

Tennisplatz begegnen sie <strong>de</strong>m bärenhaften<br />

Russen Dima und seinem rätselhaften Anhang<br />

von Leibwächtern, Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n und vermummten<br />

Ehefrauen. Am Anfang wehrt<br />

sich das Liebespaar gegen die Annäherungs-<br />

versuche <strong>de</strong>s protzigen Oligarchen. Schliesslich<br />

unterliegen sie aber <strong>de</strong>ssen perfi<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mischung von Charme und Zwang doch<br />

noch. Dima, so stellt es sich heraus, hat seine<br />

Stellung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>schaft russischer<br />

Gangster verloren und befürchtet, je<strong>de</strong>n<br />

Moment umgebracht zu wer<strong>de</strong>n. Von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verbindung mit Perry und Gail verspricht er<br />

sich einen Kontakt zum britischen <strong>Geheimdienst</strong><br />

MI5, <strong><strong>de</strong>r</strong> seinen Kopf aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlinge<br />

ziehen soll. Im Gegenzug könnte er <strong>de</strong>m<br />

MI5 brisante Informationen liefern über<br />

die Verbindung von englischen Lords, Parlamentariern<br />

und Geschäftsleuten mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

russischen Unterwelt.<br />

«Menschen, die<br />

über die englische<br />

Oberschicht wettern,<br />

wissen gar nicht,<br />

wie schlimm diese<br />

wirklich ist. Ihre<br />

Vorurteile sind<br />

atemberaubend.»<br />

<strong>Der</strong> integere mensch in einer<br />

korrupten <strong>Welt</strong><br />

Natürlich kann sich Perry <strong><strong>de</strong>r</strong> Romantik<br />

eines solchen Abenteuers nicht entziehen.<br />

Aber von <strong>de</strong>m Moment an, in <strong>de</strong>m es ihm<br />

tatsächlich gelingt, eine Verbindung zum<br />

<strong>Geheimdienst</strong> herzustellen, sind er und<br />

Gail – ganz zu schweigen von Dima – die<br />

Marionetten in einem tödlichen Spiel gewor<strong>de</strong>n,<br />

von <strong>de</strong>m sie we<strong><strong>de</strong>r</strong> die Regeln<br />

noch die Mitspieler kennen. Einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhepunkt<br />

dieses Spiels ereignet sich während<br />

eines Tennismatchs: <strong>de</strong>s French-Open-<br />

Fin<strong>als</strong> zwischen Roger Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>er und <strong>de</strong>m<br />

Schwe<strong>de</strong>n Robin Sö<strong><strong>de</strong>r</strong>ling. Die lustvolle<br />

Beschreibung von Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>ers gloriosem Spiel<br />

einerseits, <strong><strong>de</strong>r</strong> zornige Ausbruch von Perry<br />

über die zweifelhafte Moral <strong><strong>de</strong>r</strong> Leute,<br />

welche die Geschicke <strong><strong>de</strong>r</strong> Nation leiten, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />

– diese bei<strong>de</strong>n Passagen stecken<br />

die Extreme ab, zwischen <strong>de</strong>nen sich nicht<br />

nur die elegante Prosa von John Le Carré<br />

bewegt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch das Denken <strong>de</strong>s Autors.<br />

Die Thematik von einem im Grun<strong>de</strong><br />

integren Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> von Umstän<strong>de</strong>n<br />

und Institutionen in einen Wirbel amoralischer<br />

und korrupter Hän<strong>de</strong>l gestürzt wird,<br />

aus <strong>de</strong>m er sich nicht mehr befreien kann,<br />

führt wie ein roter Fa<strong>de</strong>n durch die 22 Romane<br />

von John Le Carré. Diese Thematik<br />

hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit richtigem Namen<br />

David Cornwell heisst, aus <strong>de</strong>m eigenen<br />

Leben gegriffen.<br />

unkonventionelle Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>stube<br />

Dank Autoren wie Graham Greene, John<br />

Buchan, Joseph Conrad und Eric Ambler<br />

stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Spionageroman <strong>als</strong> Literaturgattung<br />

in voller Blüte, <strong>als</strong> David Cornwell<br />

1949 für <strong>de</strong>n britischen <strong>Geheimdienst</strong> rekrutiert<br />

wur<strong>de</strong>. Dam<strong>als</strong> war Cornwell 17<br />

Jahre alt und lebte in Bern, wo er <strong>de</strong>utsche<br />

Sprache und Philosophie studierte. Er<br />

habe sich zu dieser Zeit wie ein politischer<br />

Flüchtling gefühlt, wird Cornwell später<br />

sagen. Geflohen war er vor <strong><strong>de</strong>r</strong> englischen<br />

Internatkultur, vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Klassengesellschaft<br />

und vor <strong>de</strong>m Vater. Geboren am 19. Oktober<br />

1931 in Poole an <strong><strong>de</strong>r</strong> englischen Südküste,<br />

genoss Cornwell eine unkonventionelle<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>stube. Seine Mutter verliess bei<br />

Nacht und Nebel das Haus, <strong>als</strong> er fünf Jahre<br />

alt war. Sein Vater war ein notorischer<br />

Betrüger auf hohem Niveau. Er liess sich im<br />

Bentley chauffieren, bezahlte das Schulgeld<br />

mit Dörrfrüchten aus <strong>de</strong>m Schwarzmarkt<br />

und lan<strong>de</strong>te auch mal im Knast. Zu<strong>de</strong>m<br />

hegte er grosse soziale Ambitionen für die<br />

bei<strong>de</strong>n Söhne und setzte alles daran, dass<br />

sie dank einer Internatbildung <strong>de</strong>n Sprung<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> unteren in die obere Mittelschicht<br />

schafften. Es sei eine «kulturlose Existenz»<br />

gewesen im Internat, das Leben sei von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rute und <strong><strong>de</strong>r</strong> Athletik bestimmt wor<strong>de</strong>n.<br />

Schliesslich weigerte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> rebellische<br />

Teenager, nach <strong>de</strong>n Ferien in die Schule<br />

zurückzukehren, und überre<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Vater<br />

dazu, ihn nach Bern ziehen zu lassen.<br />

Lehrer, Diplomat – und spion<br />

Schon nach einem Jahr in Bern trat Cornwell<br />

aber in die Armee ein. Er wur<strong>de</strong> in<br />

Österreich stationiert, wo seine Aufgabe<br />

Schwerpunkt<br />

«Le Carré sprengt <strong>de</strong>n<br />

rahmen <strong>de</strong>s Genres»<br />

Benedict Newbery ist Dichter, Journalist<br />

und Le Carré-Fan. Dann und<br />

wann unter-nimmt er eine Führung<br />

durch die <strong>Welt</strong> von George smiley<br />

im Londoner Quartier Hampstead.<br />

books : Woher kommt Ihre Faszination für<br />

Le Carré und smiley?<br />

Benedict Newbery : Le Carrés Romane beschwören<br />

für mich einerseits die Zeit und die<br />

Stimmung meiner Kindheit herauf. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />

han<strong>de</strong>ln sie von einer mysteriösen <strong>Welt</strong>,<br />

über die ich nichts wusste, die aber ganz zur<br />

Struktur <strong>de</strong>s englischen Lebens, <strong>de</strong>s englischen<br />

Establishments gehört.<br />

Was halten sie <strong>als</strong> schriftsteller von Le Car-<br />

10 books – books – November – November 2010 2010 – 10<br />

books – November 2010 – 11<br />

rés schreibstil?<br />

Er ist aussergewöhnlich elegant. Dabei ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

sein Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Handlung und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Verwirrungen meisterhaft. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gefällt<br />

mir, dass Le Carré <strong>de</strong>n Leser nicht für dumm<br />

hält. Er glaubt nicht, ihn am Gängelband führen<br />

und je<strong>de</strong>s Detail aus<strong>de</strong>uten zu müssen. Das<br />

wur<strong>de</strong> übrigens bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfilmung von «Dame,<br />

König, As, Spion» und «Agent in eigener Sache»<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> BBC mit Alec Guinness ausgezeichnet<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben.<br />

Wie unterschei<strong>de</strong>n sich die spionageromane<br />

von John Le Carré von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vertretern<br />

<strong>de</strong>s Genres?<br />

Grosse Kunst spricht uns weit über die Zeit hinaus<br />

an, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sie geschaffen wur<strong>de</strong>. Und ohne<br />

Zweifel tun das die Romane von Le Carré.<br />

Es sind Spionageromane, aber sie sprengen<br />

<strong>de</strong>n Rahmen <strong>de</strong>s Genres, weil sie so akkurat und<br />

eindrücklich aufzeigen, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch <strong>de</strong>nkt,<br />

was seine Schwächen sind, was ihn motiviert.<br />

Dabei besitzt Le Carré die seltene Fähigkeit,<br />

die Farbe grau schreiberisch darzustellen. Ich<br />

meine das in einem doppelten Sinn. Er vermag<br />

es, uns das graue Klima <strong><strong>de</strong>r</strong> 1960er- und<br />

1970er-Jahre sehr lebendig vor Augen zu führen.<br />

Und es gibt in seinen Büchern selten Situationen,<br />

die schwarz o<strong><strong>de</strong>r</strong> weiss, Menschen, die<br />

gut o<strong><strong>de</strong>r</strong> schlecht sind. Seine Menschen sind<br />

bei<strong>de</strong>s. Er belässt Grauzonen, ohne dass dies<br />

aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Klarheit seiner Aussage abträglichwäre.


Kleine Gärten<br />

Das große I<strong>de</strong>enbuch<br />

59,- CHF<br />

Peter Janke eröffnet in diesem I<strong>de</strong>enbuch auf<br />

mannigfaltige Weise, welche verblüffen<strong>de</strong>n<br />

Mechanismen und welche erfolgreichen<br />

Grund lagen sich hinter <strong><strong>de</strong>r</strong> gekonnten Gestaltung<br />

selbst kleinster Gartenräume verbergen.<br />

160 Seiten, 30 x 34 cm, 74 Fotos, gebun<strong>de</strong>n,<br />

SU, März 2010, ISBN 978-3-938100-29-5<br />

schöner kochen<br />

„Nur „ u kochen“ oc e war a ge gestern!<br />

man schreiben wollen, <strong><strong>de</strong>r</strong> keine schrille<br />

Märchenwelt vorgaukelte, wie es Ian Fleming<br />

mit seinem James Bond tat. Für Le<br />

Carré war die <strong>Welt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geheimdienst</strong>e ein<br />

Mikrokosmos, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich perfekt dazu eignete,<br />

die Eigendynamik von Institutionen und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> darin gefangenen Menschen aufzuzeigen.<br />

Kaum ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Roman führt uns<br />

so überzeugend die beklemmen<strong>de</strong>, graue<br />

Nachkriegszeit mit <strong>de</strong>m perfi<strong>de</strong>n Schwarz-<br />

Weiss-Denken <strong>de</strong>s Kalten Krieges vor Augen<br />

wie dieses Buch.<br />

Über Le Carrés «Ein<br />

blen<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Spion»<br />

urteilte kein Geringerer<br />

<strong>als</strong> Philip Roth,<br />

es sei «<strong><strong>de</strong>r</strong> beste<br />

englische Roman<br />

seit <strong>de</strong>m Krieg».<br />

Industrie um ihre Marktanteile in Afrika<br />

kämpfte. O<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Irrungen und Wirrungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Terroristenbekämpfung.<br />

schreiben ist sein Leben<br />

Und jetzt eben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verflechtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessen<br />

von russischen Gangstern und west-<br />

europäischen Wirtschaftskreisen in «Verräter<br />

wie wir». Heute lebt John Le Carré<br />

zurückgezogen in einem labyrinthartigen<br />

Haus auf <strong><strong>de</strong>r</strong> äussersten westlichen Landspitze<br />

von Cornwall. Hier schreibt er seine<br />

Manuskripte von Hand nie<strong><strong>de</strong>r</strong>, seine langjährige<br />

zweite Ehefrau Jane tippt sie für<br />

ihn ab. «Schreiben ist mein ganzes Leben<br />

gewor<strong>de</strong>n», sagte er in seinem letzten TV-<br />

Interview. «Schreiben ist die imaginäre<br />

<strong>Welt</strong>, in <strong><strong>de</strong>r</strong> ich lebe. Ich kann die Hügel<br />

rundum mit <strong>de</strong>n Personen bevölkern, die<br />

ich geschaffen habe.»<br />

Schwerpunkt<br />

Die romane von John<br />

Le Carré – eine Auswahl<br />

<strong>Der</strong> spion, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kälte<br />

kam (1963)<br />

255 seiten<br />

CHF 15.90<br />

ullstein<br />

Die unvergessliche und traurige Geschichte<br />

von Agent Leamas, <strong>de</strong>m die Liebe im Schatten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Mauer zum Verhängnis wird.<br />

Dame, König, As, spion<br />

(1974)<br />

415 seiten<br />

CHF 17.90<br />

ullstein<br />

eine Art Held (1977)<br />

655 seiten<br />

CHF 34.90<br />

ullstein<br />

Agent in eigener sache (1979)<br />

511 seiten<br />

CHF 34.90<br />

List paul<br />

«<strong>Der</strong> beste englische roman seit<br />

<strong>de</strong>m Krieg!»<br />

Als ihm sein Buchhalter mitteilte, er habe<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> «Karla»-Trilogie fin<strong>de</strong>t Agent Geor-<br />

darin bestand, mehr über die I<strong>de</strong>ntität <strong><strong>de</strong>r</strong> was sie hören wollten. Sicher gab es eine<br />

mit seinem dritten Roman 20‘000 Pfund<br />

ge Smiley zu seiner wahren Grösse. Im<br />

Menschen in <strong>de</strong>n Flüchtlingslagern heraus- schmutzige Seite. Unsere Haltung war die:<br />

verdient, kehrte Le Carré <strong>de</strong>m Spionenda-<br />

Londoner Zentrum von MI6, The Circus<br />

zufin<strong>de</strong>n. Zwei Jahre später trat er ein<br />

Studium in Oxford an, danach wur<strong>de</strong> er<br />

Lehrer am nobelsten Nobelinternat von<br />

Jemand muss ja die Rinnen putzen.»<br />

Die eigendynamik <strong><strong>de</strong>r</strong> Institutionen<br />

sein <strong>de</strong>n Rücken, um sich ganz <strong>de</strong>m Schreiben<br />

zu widmen. 14 Monate lang stand<br />

«<strong>Der</strong> Spion, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kälte kam» an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

genannt, hat sich ein Maulwurf eingeschlichen,<br />

ein Verräter. Smiley wird aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Rente<br />

zurückbeordnet, um diesen auszumachen.<br />

Seine überaus raffinierte Gegenspielerin<br />

England: Eton. «Es war eine absolut faszi- Cornwell hatte hart zu beissen an <strong>de</strong>n Di-<br />

Spitze <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanischen Bestseller-Liste.<br />

im KGB heisst Karla. Nach<strong>de</strong>m es Smiley<br />

nieren<strong>de</strong> Zeit», erklärte er 1980 in einem lemmas, mit <strong>de</strong>nen er in dieser Schatten-<br />

Le Carré war damit zum literarischen Su-<br />

gelungen ist, <strong>de</strong>n Verräter zu i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />

je 39,90 CHF<br />

Interview mit <strong>de</strong>m englischen Observer:<br />

«Ich hatte vorher nie mit <strong><strong>de</strong>r</strong> britischen<br />

Führungsschicht zu tun gehabt. Diese Zeit<br />

hat mein Werk stärker geprägt <strong>als</strong> irgen<strong>de</strong>iwelt<br />

konfrontiert wur<strong>de</strong>. Seine eigene Geschichte<br />

hatte aus ihm einen schwierigen<br />

Menschen geformt, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich auch seinen<br />

Nächsten gegenüber nicht öffnen konnperstar<br />

avanciert. Und – so zeigte es sich<br />

bald – er war keine Eintagsfliege. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

grossartigen Smiley-Trilogie festigte er seinen<br />

Ruf <strong>als</strong> Autor, <strong>de</strong>ssen Thematik und<br />

wird er beauftragt, <strong>de</strong>n vom KGB ruinierten<br />

<strong>Geheimdienst</strong> neu aufzubauen. Es zeichnen<br />

sich schwere Konflikte mit Politikern im<br />

eigenen Land und mit <strong>de</strong>n amerikanischen<br />

<strong>Geheimdienst</strong>en ab. Im dritten Band wird<br />

ne an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Erfahrung. Menschen, die über te. Zwar ent<strong>de</strong>ckte er im Schreiben neben<br />

Be<strong>de</strong>utung weit über die üblichen Gren-<br />

Smiley ein letztes Mal aus <strong>de</strong>m Ruhestand<br />

schöner kochen – Die Kunst <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die englische Oberschicht wettern, wissen<br />

gar nicht, wie schlimm diese wirklich ist.<br />

Ihre Vorurteile sind atemberaubend.» Wie-<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit ein Ventil für seine Frustrationen,<br />

doch die erste Ehe blieb <strong>de</strong>nnoch<br />

zum Scheitern verurteilt. Weil es nicht anzen<br />

<strong>de</strong>s Genres hinausreichen. Über «Ein<br />

blen<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Spion» (1986) urteilte kein Geringerer<br />

<strong>als</strong> Philip Roth, es sei «<strong><strong>de</strong>r</strong> beste<br />

geholt, um <strong>de</strong>n Mord an einem früheren<br />

russischen General und englischen Agenten<br />

aufzuklären.<br />

perfekten Zubereitung<br />

Sie glauben, dass das Thema Kochbuch langsam<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>um flüchtete Cornwell – diesmal in <strong>de</strong>n<br />

diplomatischen Dienst. Zuerst war er an<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> britischen Botschaft in Bonn <strong>als</strong> Sekreging,<br />

dass ein Mitglied <strong>de</strong>s diplomatischen<br />

Diensts unter <strong>de</strong>m eigenen Namen Romane<br />

veröffentlichte – dazu noch Spionageroma-<br />

englische Roman seit <strong>de</strong>m Krieg». Und <strong>als</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> kommunistische Osten zerfiel und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kalte Krieg zu En<strong>de</strong> ging, hatte Le Carré<br />

marionetten (2008)<br />

368 seiten<br />

CHF 17.90<br />

ullstein<br />

erschöpft ist? Keineswegs. Hier kommen zwei tär tätig, dann in Hamburg <strong>als</strong> Konsul. Jahne –, erfand Cornwell das Pseudonym John<br />

sein Pulver noch längst nicht verschossen.<br />

druckfrische Kochbücher, die je<strong>de</strong>n ambitiorelang re<strong>de</strong>te Cornwell nur in vagen Tönen Le Carré. Schon in seinem Debut-Roman<br />

«Jetzt, wo wir <strong>de</strong>n Kommunismus bewälnierten<br />

Kochfan schon beim ersten Blättern zu von seiner damaligen Arbeit, tönte höchs- «Schatten von Gestern» taucht die unvertigt<br />

haben, besteht unsere Aufgabe darin,<br />

Als ein mysteriöser Flüchtling aus Tschet-<br />

neuen kreativen Höhenfl ügen animieren.<br />

tens an, dass er dabei <strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong>de</strong>gessliche Figur <strong>de</strong>s genialischen Agenten<br />

gegen die Exzesse <strong>de</strong>s Kapitalismus zu<br />

schenien in Hamburg erscheint, um an das<br />

Jeweils ca. 190 Seiten, 24,5 x 24,5 cm,<br />

150 Fotos, gebun<strong>de</strong>n, SU, Sept. 2010<br />

Kalte Küche: ISBN 978-3-938100-58-5<br />

Warme Küche: ISBN 978-3-938100-59-2<br />

ren Spion begegnet sei. Heute kann er offen<br />

sein: In Tat und Wahrheit sei er für eine<br />

Gruppe von Geheimagenten zuständig gewesen,<br />

zu<strong>de</strong>m habe er Verräter verhört und<br />

George Smiley auf, noch ist sie allerdings<br />

erst ein kleines Zahnrad in <strong><strong>de</strong>r</strong> grossen<br />

Spionagemaschinerie. Seine wahre Stimme<br />

fand Le Carré erst mit <strong>de</strong>m dritten Roman,<br />

kämpfen», liess er George Smiley sagen.<br />

Von jetzt an drehten sich Le Carrés Romane<br />

um die vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Schauplätze auf<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong>, wo er ähnliche Verhaltensweisen<br />

dubiose Vermögen seines Vaters heranzukommen,<br />

reissen sich diverse Geheimnisse<br />

im Namen <strong>de</strong>s Kampfes gegen <strong>de</strong>n Terrorismus<br />

um ihn – ungeachtet <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen<br />

Kosten.<br />

sich um Überläufer gekümmert: «Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> vom Bau <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Mauer 1961 ins-<br />

zu ent<strong>de</strong>cken glaubte, wie sie die <strong>Welt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verräter wie wir<br />

Bestellungen unter<br />

Tel. +49 (0) 21 03-9 07 88-0<br />

Fax +49 (0) 21 03-9 07 88-28<br />

anständige, ehrenhafte Arbeit. Wir sagten<br />

<strong>de</strong>n Machthabern die Wahrheit, nicht das,<br />

piriert wur<strong>de</strong>: «<strong>Der</strong> Spion, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kälte<br />

kam». Le Carré hatte einen Spionagero-<br />

Spione regiert hatten: in <strong><strong>de</strong>r</strong> Art und Weise<br />

zum Beispiel, wie die pharmazeutische<br />

416 seiten<br />

CHF 42.90<br />

ullstein<br />

E-Mail cb@bjvv.<strong>de</strong><br />

12 – books – November 2010<br />

www.bjvv.<strong>de</strong><br />

books – November 2010 – 13


Buchtipps<br />

Solar<br />

Ian McEwan<br />

Michael Beard ist Physiker und Nobelpreisträger – und Frauenheld. Gera<strong>de</strong><br />

ging seine fünfte Ehe in die Brüche, und mit 53 Jahren hat er seine<br />

beste Zeit wohl hinter sich. Im Grun<strong>de</strong> ruht er sich nur noch auf seinen<br />

Lorbeeren aus, lebt von seinem guten Namen und ergattert För<strong><strong>de</strong>r</strong>gel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

für ein politisches Prestigeobjekt: das<br />

Institut für erneuerbare Energien. Doch<br />

dann bietet sich die Gelegenheit zu einem<br />

Coup, und die geniale I<strong>de</strong>e eines<br />

Rivalen bringt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Zündstoff in Michaels<br />

Leben.<br />

Ein Roman um Sonnen- und kriminelle<br />

Energie. Eine gna<strong>de</strong>nlose und vielschichtige<br />

Abrechnung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik,<br />

<strong>de</strong>m Wissenschaftsbetrieb und einer<br />

gewissen Sorte Mann.<br />

405 seiten<br />

CHF 39.90<br />

Diogenes<br />

IsBN 978-3-25706-765-1<br />

Ruhm<br />

Daniel Kehlmann<br />

Ein Schriftsteller mit <strong>de</strong>m unheilvollen Hang, ihm nahestehen<strong>de</strong> Menschen<br />

zu Literatur zu machen; ein verwirrter Internetblogger; ein Abteilungsleiter<br />

mit einem Doppelleben; ein berühmter Schauspieler, <strong><strong>de</strong>r</strong> viel<br />

lieber unbekannt wäre; eine alte Dame auf ihrer Reise in <strong>de</strong>n Tod. Was<br />

geschieht, wenn sich die Wege dieser so<br />

unterschiedlichen Charaktere kreuzen?<br />

Es geschieht Unvorhersehbares, Unberechenbares<br />

– wie in einem <strong>Spiegel</strong>kabinett,<br />

das ein Geflecht zwischen Wirklichkeit<br />

und Schein webt. Nicht umsonst<br />

heisst <strong><strong>de</strong>r</strong> Untertitel <strong>de</strong>s Buchs<br />

«Ein Roman in neun Geschichten».<br />

Ein eleganter, tiefgründiger und komischer<br />

Roman vom Autor <strong><strong>de</strong>r</strong> «Vermessung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong>».<br />

208 seiten<br />

CHF 15.90<br />

rowohlt<br />

IsBN 978-3-49924-926-6<br />

14 – books – November 2010<br />

Dieses gol<strong>de</strong>ne Land<br />

Barbara Wood<br />

Die Arzttochter Hannah flieht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> bedrücken<strong>de</strong>n Enge <strong>de</strong>s viktorianischen<br />

Englands in die ungezähmte Weite Australiens. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Überfahrt<br />

begegnet sie <strong>de</strong>m Naturforscher Neal, <strong><strong>de</strong>r</strong> eine Expedition in unbekannte<br />

Regionen <strong>de</strong>s fünften Kontinents führen will. Während Neal sich in die<br />

mysteriöse <strong>Welt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Aborigines begibt,<br />

bangt Hannah um seine Rückkehr – und<br />

lernt <strong>de</strong>n Bushranger Jamie kennen. <strong>Der</strong><br />

bringt Hannah dazu, mit ihm und seinen<br />

Schatzsuchern zu <strong>de</strong>n Opalfel<strong><strong>de</strong>r</strong>n von<br />

Coober Pedy zu ziehen. Und plötzlich<br />

fin<strong>de</strong>t sie sich im Herzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wildnis am<br />

Schei<strong>de</strong>weg ihres Lebens wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Wohin<br />

wird ihr Weg sie führen?<br />

Das neue Australienepos von Barbara<br />

Wood.<br />

560 seiten<br />

CHF 33.90<br />

Krueger<br />

IsBN 978-3-81052-369-3<br />

Tanze wi ne Schmätterling<br />

Pedro Lenz<br />

1971 kommt Muhammad Ali für einen Boxkampf nach Zürich. Ali tanzt<br />

wie ein Schmetterling und sticht wie eine Biene. Regula Giger arbeitet <strong>als</strong><br />

Coiffeuse in Oerlikon und soll Muhammad Ali die Haare schnei<strong>de</strong>n. „Hei<br />

Boxer überhoupt e Frisur?“, fragt Regula. 1971 ist das Jahr, in <strong>de</strong>m die<br />

Schweizer Frauen erstm<strong>als</strong> abstimmen<br />

und wählen dürfen. Kunstvoll verknüpft<br />

Pedro Lenz die Geschichten <strong>de</strong>s Boxers<br />

aus Louisville, Kentucky, und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Coiffeuse aus Madiswil, Oberaargau.<br />

Es geht um Lei<strong>de</strong>nschaft, Selbstbestimmung<br />

und Aufbruch. Entstan<strong>de</strong>n ist eine<br />

berühren<strong>de</strong> Geschichte über kleine und<br />

grosse Träume.<br />

101 seiten<br />

CHF 25.00<br />

Cosmos<br />

IsBN 978-3-305-00426-3<br />

«Man erkennt sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>»<br />

Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen<br />

und Kun<strong>de</strong>n wissen: Welches ist<br />

Ihr liebstes Buch? Heute antwortet<br />

michael Gasser aus urdorf.<br />

Aufzeichnung: Erik Brühlmann<br />

«Ich betrachte mich <strong>als</strong> Anfänger in Sachen<br />

Lesen», gesteht Michael Gasser. Dass er<br />

überhaupt zum Buch gefun<strong>de</strong>n hat, verdankt<br />

er einer guten Freundin. «Sie arbeitet<br />

bei Orell Füssli, ist unglaublich belesen<br />

und hat mir eines Tages ein Buch<br />

empfohlen.» Diese literarische<br />

Symbiose funktioniert auch<br />

heute noch perfekt: «Ich<br />

lasse mich noch immer<br />

von ihr beraten. Denn<br />

ehrlich gesagt: Ich hätte<br />

sonst nicht die geringste<br />

Ahnung, wo ich bei<br />

<strong>de</strong>n vielen Büchern in <strong>de</strong>n<br />

Regalen anfangen sollte.<br />

Und um ständig Buchkritiken<br />

zu lesen, fehlen mir die Zeit und die<br />

Lust.» Logisch, wenn man beruflich ständig<br />

auf Achse ist: Michael Gasser vertreibt<br />

im Aussendienst Druck- und Kopierlösungen.<br />

«Lesen ist <strong><strong>de</strong>r</strong> perfekte Ausgleich zum<br />

Alltag», meint Gasser überzeugt. «Ich habe<br />

sogar damit angefangen, zugunsten eines<br />

guten Buchs weniger fern zu sehen – auch<br />

wenn mir das manchmal schwer fällt.»<br />

Beim Lesen mag es <strong><strong>de</strong>r</strong> 37-Jährige zeitgenössisch.<br />

«Michael Theurillats ‚Sechseläuten‘<br />

hat mir zum Beispiel sehr gut gefallen<br />

– weil ich die Handlungsorte kenne<br />

und mich <strong>de</strong>shalb gut in die Geschichte<br />

hineinversetzen konnte.» Aus ähnlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n ist Andrea De Carlos «Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wind dreht» Michael Gassers Lieblingsbuch.<br />

<strong>Der</strong> Roman han<strong>de</strong>lt von vier Mailän<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

die mit einem Makler ausziehen,<br />

um ein ruhiges Haus auf <strong>de</strong>m Land zu suchen<br />

– fernab <strong><strong>de</strong>r</strong> städtischen Hektik.<br />

Doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Makler verirrt sich,<br />

und die Städter lan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

umbrischen Wäl<strong><strong>de</strong>r</strong>n in einer<br />

alternativen Wohngemeinschaft,<br />

wo es nicht einmal<br />

Handyempfang gibt. Die so<br />

grundlegend unterschiedlichen<br />

Gruppen müssen<br />

not-gedrungen miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

auskommen.<br />

«Die Charaktere sind so realistisch<br />

beschrieben», schwärmt Michael<br />

Gasser. «Man erkennt sich selber o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Menschen in seinem Bekanntenkreis in ihnen<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Und sie verhalten sich so, wie<br />

wir es wohl alle in einer solchen Situation<br />

täten: Wenn man uns <strong>de</strong>n Strom und das<br />

Handy wegnimmt, sind wir erst einmal<br />

völlig aufgeschmissen. Wie sich die Figuren<br />

miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> arrangieren o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nicht,<br />

Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Wind dreht<br />

Andrea DeCarlo<br />

432 seiten<br />

CHF 22.90<br />

Diogenes<br />

Mein Buch<br />

ist spannend zu sehen.» Hinzu kommt,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Aussendienstler <strong>de</strong>n italienischen<br />

Hintergrund aus eigener Erfahrung kennt.<br />

«Ich fahre oft mit <strong>de</strong>m Motorrad nach<br />

Italien, und wenn ich dann irgendwo einkehre,<br />

kommen mir viele Szenen aus De-<br />

Carlo-Romanen in <strong>de</strong>n Sinn.» «Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wind dreht» hat Michael Gasser nämlich<br />

so fasziniert, dass er anschliessend gleich<br />

auch die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Romane <strong>de</strong>s italienischen<br />

Autors verschlungen hat. Behalten hat er<br />

die Bücher trotz<strong>de</strong>m nicht: «Ich gebe gelesene<br />

Bücher für gewöhnlich weiter. Ich<br />

lese kein Buch zweimal, und so bekommen<br />

auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Menschen die Chance, eine<br />

tolle Leseerfahrung zu machen.»<br />

books – November 2010 – 15


Interview<br />

Text: marius Leutenegger Fotos: Erik Brühlmann<br />

«Ich sage nie :<br />

So war’s !»<br />

Wie kann man mit Büchern aus<br />

historischen Stoffen erfolgreich<br />

sein? Die im Tessin wohnhafte<br />

Eveline Hasler macht es vor: In<strong>de</strong>m<br />

man ein attraktives Zeitgemäl<strong>de</strong><br />

aufspannt und vor diesem<br />

Hintergrund aus <strong>de</strong>m Leben viel-<br />

schichtiger Menschen erzählt.<br />

Auch Haslers neues Buch «Und<br />

wer<strong>de</strong> immer Ihr Freund sein» ist<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Bestseller. Es han<strong>de</strong>lt<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Freundschaft <strong>de</strong>s Schriftstellers<br />

Hermann Hesse mit <strong>de</strong>n<br />

Dadaisten Hugo Ball und Emmy<br />

Hennings – und spricht uns Heutige<br />

ganz direkt an.<br />

books: Sie haben sich dagegen gewehrt, dass<br />

Ihr neues Buch <strong>als</strong> «Historischer Roman»<br />

bezeichnet wird. Wie soll man das Genre,<br />

in <strong>de</strong>m Sie so erfolgreich sind, <strong>de</strong>nn nennen?<br />

Biografie? Nicht-fiktive Erzählung?<br />

eveline Hasler: Die Genrebezeichnungen,<br />

die wir heute nutzen, existieren seit En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts. Manche davon sind<br />

heute nicht mehr gültig, weil es mittlerweile<br />

viele fliessen<strong>de</strong> Übergänge zwischen <strong>de</strong>n<br />

Genres gibt. Ich schreibe keine Romane –<br />

meine Bücher sind sehr genau recherchiert<br />

und keine Fiktion. Man könnte vielleicht<br />

von einer «behutsamen biografischen Annäherung»<br />

sprechen. Letztlich fin<strong>de</strong> ich es<br />

aber unnötig, allem eine Bezeichnung zu<br />

geben, <strong>de</strong>shalb wird jetzt auf <strong>de</strong>m Cover<br />

kein Genre mehr genannt.<br />

Wie sind Sie zur «behutsamen biografischen<br />

Annäherung» gekommen?<br />

Ich habe Geschichte studiert und war überzeugt:<br />

Ich will nie etwas Historisches schreiben.<br />

Ich wollte Schriftstellerin sein und<br />

dachte, <strong>als</strong> solche wür<strong>de</strong> man vor allem <strong>de</strong>n<br />

Unterströmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart nachspüren.<br />

Das än<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich dann wegen Anna Göldin.<br />

Ich bin im Glarnerland aufgewachsen; dort<br />

hörte ich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> von dieser letzten<br />

Frau, die in Europa <strong>als</strong> Hexe hingerichtet<br />

wur<strong>de</strong>. Ich wollte schon <strong>als</strong> Schülerin meinen<br />

Lehrer genauer dazu befragen, doch er<br />

verstummte – Anna Göldin war ein Glarner<br />

Schandfleck, man sprach dort nicht gern<br />

über sie. Nach einigen Jahren fand ich<br />

dann: Jetzt will ich es genauer wissen. Ich<br />

ging zum Lan<strong>de</strong>sarchiv und las die Dokumente<br />

über <strong>de</strong>n Gerichtsfall. Diese Dokumente<br />

überliess man mir übrigens ungern.<br />

Warum?<br />

Man fand es wohl nicht vorteilhaft, dass<br />

ich über diesen Justiz-Irrtum schreibe. Ich<br />

habe wohl das zweifelhafte Talent, unbequeme<br />

Zusammenhänge zu fin<strong>de</strong>n. Im neuen<br />

Buch thematisiere ich zum Beispiel die<br />

lange Zeit verschwiegene zweite Ehe von<br />

Hermann Hesse, seine enorme Mühe mit<br />

Nähe o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Tatsache, dass er im Alter<br />

von 50 Jahren <strong>als</strong> Antwort auf seine Lebenskrise<br />

ausflippte und sich ins Zürcher<br />

Nachtleben stürzte. Das alles könnte für<br />

viele am Lack <strong>de</strong>s Dichters kratzen.<br />

Stört Sie <strong>de</strong>nn dieser Lack?<br />

Die verdrängten Dinge, die dunklen Seiten<br />

gehören doch zu einer Person! Die artifiziel-<br />

le Sauberkeit hebt eine Person auf ein Po<strong>de</strong>st<br />

– und verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, dass wir sie wirklich<br />

erfassen und lieben können. Wie sonst,<br />

ohne Hesses’ psychischen und physischen<br />

Schwierigkeiten, wären seine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren<br />

Bücher wie «Demian» und «Steppenwolf»<br />

zu verstehen? Ich fin<strong>de</strong>, es gibt nichts Spannen<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />

<strong>als</strong> <strong>de</strong>n in Schatten und Licht stehen<strong>de</strong>n<br />

Menschen; <strong>als</strong> zu sehen, wie eine<br />

Persönlichkeit an seine Zeit und seine Umstän<strong>de</strong><br />

gebun<strong>de</strong>n ist. Das macht <strong>de</strong>n Kampf<br />

gegen die Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong> erst zur Leistung.<br />

Wie kommen Sie eigentlich zu Ihren Stoffen?<br />

Vor vielen Jahren sass ich an einer Veranstaltung<br />

neben Golo Mann, <strong>de</strong>m berühmtesten<br />

Historiker-Schriftsteller. Ihm wur<strong>de</strong><br />

genau diese Frage gestellt und er antwortete:<br />

«Nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor kommt zum Stoff, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stoff kommt zum Autor.» Genau so empfin<strong>de</strong><br />

ich es. Man begegnet einem Thema,<br />

es löst eine gewisse Resonanz aus, dann<br />

legt man es wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Seite, man begegnet<br />

ihm wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ... Als ich zum ersten Mal auf<br />

das Thema meines neuen Buches stiess,<br />

sagte ich: Bloss nicht Hermann Hesse, das<br />

ist ein viel zu empfindlicher Stoff – dieser<br />

Mann ist eine Legen<strong>de</strong>! Aber die Freundschaft<br />

Hesses mit Hugo Ball und Emmy<br />

Hennings zeigte mir eine neue, menschliche<br />

Seite <strong>de</strong>s Dichters und packte mich.<br />

Wieso?<br />

Freundschaft fin<strong>de</strong> ich essentiell – sie kann<br />

für unser Leben min<strong>de</strong>stens so wichtig sein<br />

wie die erotische Liebe. Meist hält sie ja<br />

eveline Hasler<br />

16 – books – November 2010<br />

books – November 2010 – 17<br />

Interview<br />

© Heiner H. Schmitt Jr.<br />

Berühmt ist Eveline H<strong>als</strong>er für ihre Bücher über<br />

historische Frauen und Männer – doch erfolgreich<br />

war sie zuerst <strong>als</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>buch-Autorin.<br />

Bekannt sind von ihr zum Beispiel «Komm<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, Pepino» o<strong><strong>de</strong>r</strong> «Die Hexe Lakritze»; für<br />

ihre Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>- und Jugen<strong><strong>de</strong>r</strong>zählungen erhielt sie<br />

1978 <strong>de</strong>n Schweizer Jugendbuchpreis.<br />

<strong>Der</strong> erste historische Stoff, <strong>de</strong>n sie für ein Buch<br />

aufarbeitete, war «Anna Göldin. Letzte Hexe».<br />

<strong>Der</strong> historisch-biografischen Linie blieb Eveline<br />

Hasler seither mit Titeln wie «<strong>Der</strong> Zeitreisen<strong>de</strong>.<br />

Die Visionen <strong>de</strong>s Henri Dunant» treu. Für ihre<br />

Werke erhielt sie unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em <strong>de</strong>n Buchpreis<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt Zürich, <strong>de</strong>n Kulturpreis <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt St.<br />

Gallen und <strong>de</strong>n Droste-Preis <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt Meersburg.<br />

Geboren wur<strong>de</strong> Eveline Hasler in <strong>de</strong>n 1930er-<br />

Jahren in Glarus. Sie studierte Psychologie und<br />

Geschichte in Paris und Fribourg, bevor sie in<br />

Zug und St. Gallen unterrichtete. Ihre drei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wuchsen in St.Gallen auf. Seit bald zwei<br />

Jahrzehnten lebt und schreibt sie im Tessin.


Interview<br />

länger, und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Freundschaft respektiert<br />

man auch die An<strong><strong>de</strong>r</strong>sartigkeit <strong>de</strong>s Gegenübers<br />

eher. Fasziniert hat mich auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hintergrund, vor <strong>de</strong>m sich diese Begegnung<br />

abspielt: ein Tessiner Dorf vor 80 Jahren.<br />

Ich lebe seit 17 Jahren im Tessin, die Winter<br />

sind, so hat es Hermann Hesse ausgedrückt,<br />

hier schlechter <strong>als</strong> ihr Ruf. Vom Januar<br />

an dringt die Kälte durch die Mauern<br />

bis in die Knochen. Hesse sass dam<strong>als</strong> am<br />

Schreibtisch in einem vergammelten Palazzo<br />

ohne Heizung. Zu seiner Zeit fuhr man<br />

noch nicht Auto, man musste lange Fussmärsche<br />

unternehmen, um Freun<strong>de</strong> zu besuchen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Besorgungen zu machen. Hesse<br />

und das Ehepaar Ball-Hennings lebten sehr<br />

einfach und isoliert, <strong>als</strong> sie einan<strong><strong>de</strong>r</strong> 1920<br />

begegneten.<br />

Was interessiert Sie grundsätzlich an einem<br />

Menschen, damit Sie ihn zum Buchthema<br />

machen können?<br />

Er muss menschlich sein, <strong>als</strong>o Schattierungen<br />

aufweisen. Henry Dunant fand ich <strong>als</strong><br />

Stoff lange Zeit völlig uninteressant – bis ich<br />

durch die Ausstellung «Visionäre Schweiz»<br />

von Harald Szeemann begriff, dass Dunant<br />

viel mehr gemacht hat <strong>als</strong> nur das Rote<br />

Kreuz zu grün<strong>de</strong>n. Er setzte sich zum Beispiel<br />

dafür ein, dass Frauen gleich viel verdienen<br />

wie Männer, und das bereits 1890!<br />

Er fand, die Grösse einer Nation zeige sich<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> Art, wie sie Frauen behandle. Das<br />

sind Aspekte, die bis in unsere Gegenwart<br />

relevant sind.<br />

Welche Epochen interessieren Sie am meisten?<br />

Projekt2_Layout 1 19.10.10 12:20 Seite 1<br />

<strong>Der</strong> Unbestechliche unter<br />

<strong>de</strong>n Restaurant- und<br />

Hotelführern<br />

Meine Bücher spielen meist im 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts.<br />

Das sind Epochen <strong>de</strong>s Aufbruchs, in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> viele Menschen mit <strong>de</strong>n Traditionen<br />

einer verkalkten Generation brachen und<br />

neue Wege suchten. Diese Aufbruchstimmung<br />

spricht mich an, <strong>de</strong>nn ich bin überzeugt,<br />

wir alle möchten aufbrechen und<br />

fragen uns oft: Ist da nicht noch mehr? Was<br />

könnten wir mit unserem Leben noch bewirken?<br />

Wir alle haben gewissermassen ei-<br />

nen verdrängten Zwilling in uns, <strong><strong>de</strong>r</strong> aber<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Umstän<strong>de</strong> wegen nicht immer ans Licht<br />

kommt. Wenn jemand, wie viele unserer Ah-<br />

nen, sich hauptsächlich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Nahrungsbeschaffung<br />

befassen musste, war keine<br />

Energie da für Neues. Doch das Bedürfnis<br />

nach neuen Horizonten schlummert in uns<br />

allen.<br />

Wie sieht das bei Ihnen aus? Sie haben bisher<br />

ja ein recht geordnetes Leben geführt,<br />

sind seit 40 Jahren mit <strong>de</strong>m gleichen Mann<br />

verheiratet, haben drei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> grossgezo-<br />

gen ...<br />

Ich breche wahrscheinlich aus, in<strong>de</strong>m ich<br />

schreibe! Bücher verhelfen uns zu wun<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />

baren Reisen und Ausbrüchen. Meine Mut-<br />

ter, in Aarau geboren, überwand die glarnerische<br />

Enge während <strong><strong>de</strong>r</strong> Kriegszeit mit<br />

Bücherlesen. Je<strong>de</strong>n Monat liess sie sich drei<br />

Bücher aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadtbibliothek Aarau kom-<br />

men. Das beeindruckte mich schon <strong>als</strong> Kind<br />

und ich verschlang ebenfalls ein Buch nach<br />

<strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Doch für mich ist auch eine<br />

gewisse Stabilität im Leben wichtig, <strong>de</strong>nn<br />

ohne sie könnte ich mich nicht auf meine<br />

Arbeit konzentrieren.<br />

Ein Kritiker hat einmal geschrieben, Sie<br />

wür<strong>de</strong>n mit ihren Biografien keine Museen<br />

für grosse Individuen schaffen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

immer eine Brücke zur Gegenwart bauen.<br />

Welcher Art ist diese Brücke bei Ihrem<br />

neuen Buch?<br />

Das neue Buch kommt unseren eigenen<br />

Fussstapfen sehr nahe, <strong>de</strong>nn es behan<strong>de</strong>lt<br />

eine Zeit, die unsere Eltern o<strong><strong>de</strong>r</strong> Grosseltern<br />

erlebt haben: Dada in Zürich, Arbeitslosigkeit,<br />

die Südschweiz vor <strong>de</strong>m Tourismus.<br />

Vieles ist auch zeitlos – zum Beispiel, wenn<br />

Hugo Ball seine Überzeugung ausdrückt,<br />

wir wür<strong>de</strong>n durch verschie<strong>de</strong>ne Ich-Stadien<br />

gehen und hätten oft Angst, uns von einem<br />

Ich zum nächsten zu bewegen.<br />

Wenn Sie sich für einen Stoff <strong>de</strong>finitiv entschie<strong>de</strong>n<br />

haben, wie gehen Sie vor?<br />

Das läuft immer gleich ab: Es dauert eineinhalb<br />

Jahre, bis ich einen Faktenteppich<br />

zusammengetragen habe, auf <strong>de</strong>m ich dann<br />

abheben kann. <strong>Der</strong> Schreibprozess nimmt<br />

noch einmal eineinhalb Jahre in Anspruch.<br />

Hilft Ihnen Ihr Geschichtsstudium bei Ihren<br />

aufwändigen Recherchen?<br />

Indirekt auf je<strong>de</strong>n Fall. Ich weiss, wo ich die<br />

richtigen Quellen fin<strong>de</strong>, und ich kann zum<br />

Beispiel alte Schriften entziffern.<br />

Sie haben eingangs gesagt, Ihre Bücher seien<br />

keine Fiktion. Sie enthalten aber trotz<strong>de</strong>m<br />

viele Stellen, die Sie in gewissem Sinne<br />

erfun<strong>de</strong>n haben: In Ihrem neuen Buch zum<br />

Beispiel führen Hermann Hesse und Hugo<br />

Ball ein Kaminfeuer-Gespräch über Psychotherapie,<br />

das nicht dokumentiert ist.<br />

Aber ich weiss genau, was die bei<strong>de</strong>n über<br />

die Psychotherapie dachten! Hesse war begeistert<br />

von C.G. Jung und von <strong>de</strong>n therapeutischen<br />

Vorschlägen <strong>de</strong>s Luzerner Psychiaters<br />

Josef Bernhard Lang, und Hugo<br />

Ball zitierte im Gegenzug die Wüstenväter,<br />

die schon im 4. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>de</strong>pressive Verstimmungen<br />

zu heilen versuchten. Ich weiss<br />

<strong>als</strong>o, wie meine Protagonisten formulierten<br />

und argumentierten: So hätte sich dieses<br />

Gespräch zutragen können. Ob sie sich bei<br />

diesem Gespräch auch ein Glas Merlot genehmigten,<br />

das ist natürlich eine Frage <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Inszenierung.<br />

Warum halten Sie sich <strong>de</strong>nn nicht einfach<br />

exakt an das, was sich erwiesenermassen<br />

zugetragen hat?<br />

Ich will eine Menschengeschichte erzählen,<br />

und die soll Fleisch und Blut haben. Die<br />

Historie wirkt nur in gewissen Büchern<br />

staubtrocken, in Wirklichkeit waren es gelebte<br />

Geschichten, voll von prallem Leben.<br />

Will man in 500 Jahren erklären, was einmal<br />

Brot war, kann man hinter Glasscheiben<br />

ein paar Brosamen zeigen. Man kann<br />

aber auch einen Dichter holen, <strong><strong>de</strong>r</strong> beschreibt,<br />

wie Brot roch, welches Geräusch<br />

entstand, wenn man einen Brotleib durchschnitt,<br />

wie sich Brot anfühlte und wie es<br />

schmeckte, wenn man hineinbiss. So kann<br />

Literatur eine Atmosphäre schaffen, uns hineintragen<br />

in eine Zeit und diese mit Farbe<br />

und Emotionen auffüllen.<br />

Bei Hugo Ball und Hermann Hesse können<br />

Sie sich auf viele Fakten abstützen, im Fall<br />

einer unbekannten Frau aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

bleiben Sie stärker auf Interpreta-<br />

tionen angewiesen. Fürchten Sie nie, f<strong>als</strong>ch<br />

zu liegen o<strong><strong>de</strong>r</strong> einfach Ihr eigenes Ich in<br />

diese Person hineinzuinterpretieren?<br />

<strong>Der</strong> grösste Teil meiner Arbeit ist das auf<br />

Fakten gestützte Nachspüren. Ich frage mich<br />

zum Beispiel: Was löst es in einer Frau<br />

im 18 Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t aus, wenn sie dauernd<br />

schwanger ist und dann ein Kind nach <strong>de</strong>m<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en verliert? Im Buch «Tells Tochter»<br />

habe ich versucht, mich <strong>de</strong>n Gefühlen von<br />

Julie Bon<strong>de</strong>lis Mutter, einer Berner Patrizierin,<br />

vorsichtig anzunähern. Einfühlungsvermögen<br />

ist eine Eigenschaft, die zu unserem<br />

Menschsein gehört. Ich sage aber nie: So<br />

war’s! Was ich aufgrund meines Faktenteppichs<br />

und meiner psychologischen Empathie<br />

in eine Person hineininterpretiere, ist<br />

immer nur ein Vorschlag.<br />

Oft haben Sie keine Gelegenheit, mit Leuten<br />

zu re<strong>de</strong>n, welche die von Ihnen interpretierten<br />

Menschen kannten. Im Fall von<br />

Hermann Hesse war das an<strong><strong>de</strong>r</strong>s: Sein 2003<br />

verstorbener Sohn Heiner war Ihr Nachbar<br />

im Tessin.<br />

Ja, diese Freundschaft war mir eine grosse<br />

Hilfe. Wir haben viel diskutiert miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lektüre Ihres Buchs setzte ich<br />

mich ans Internet, weil ich mehr über die<br />

drei Hauptfiguren erfahren wollte. Ist das<br />

eine Bankrotterklärung für eine Biographin<br />

– dass ihr Buch nicht alle Fragen beantwortet<br />

hat?<br />

Keineswegs. Im Gegenteil: Ich hoffe doch<br />

sehr, dass es nicht alles beantwortet! Wenn<br />

Leserinnen und Leser nachher noch mehr<br />

über die Personen erfahren möchten, zeigt<br />

das, dass ihnen diese Menschen durch die<br />

Lektüre nicht verlei<strong>de</strong>t sind. Dann ist es<br />

meinem Buch gelungen, Fenster und Türen<br />

in eine Wirklichkeit zu öffnen.<br />

Woran arbeiten Sie jetzt? Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> nächste<br />

Stoff schon bei Ihnen angekommen?<br />

Ach, es gibt 257 000 Möglichkeiten, noch<br />

bin ich unentschie<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m ist ein neuer<br />

Stoff immer mein Geheimnis!<br />

Macht es Sie nicht nervös, wenn Sie noch<br />

unentschie<strong>de</strong>n sind?<br />

Überhaupt nicht. Niemand befiehlt mir<br />

weiter zu schreiben. Ein neues Buch mit<br />

seinen Recherchen und seinem Schreibprozess<br />

ist für mich ein Geschenk <strong>de</strong>s Lebens.<br />

Ich will nicht gera<strong>de</strong> sagen, dass das Schreiben<br />

für mich eine Droge ist – aber eine<br />

Erweiterung meines eigenen Ichs ist es auf<br />

je<strong>de</strong>n Fall.<br />

und wer<strong>de</strong> immer Ihr Freund sein<br />

219 seiten<br />

CHF 29.90<br />

Nagel & Kimche<br />

Weitere Bücher von<br />

eveline Hasler<br />

Anna Göldin.<br />

Letzte Hexe (1982)<br />

224 seiten<br />

CHF 14.90<br />

dtv<br />

18 – books – November 2010 books – November 2010 – 19<br />

Ausgabe 2011, jetzt in Ihrer Orell Füssli Buchhandlung<br />

Interview<br />

Die unrühmliche und packen<strong>de</strong> Geschichte<br />

<strong>de</strong>s letzten Hexenprozesses in Europa.<br />

Die Wachsflügelfrau (1991)<br />

457 seiten<br />

CHF 16.90<br />

dtv<br />

Emily Kempin-Spyri darf in Zürich zwar doktorieren;<br />

Anwältin und Dozentin wer<strong>de</strong>n darf<br />

sie jedoch nicht. Die Lebensgeschichte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ersten Juristin Europas.<br />

<strong>Der</strong> Zeitreisen<strong>de</strong>. Die Visionen<br />

<strong>de</strong>s Henry Dunant (1994)<br />

208 seiten<br />

CHF 16.90<br />

dtv<br />

Dunant, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich um Kriegsversehrte kümmert<br />

und das Rote Kreuz begrün<strong>de</strong>t, erlebt<br />

auch die Schattenseiten <strong>de</strong>s Lebens.<br />

Die Vogelmacherin (1997)<br />

203 seiten<br />

CHF 14.90<br />

dtv<br />

Ein Mädchen gerät unter die Rä<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik:<br />

Sie ist Mittel zum Zweck, um aufrührerische<br />

Bauern zur Räson zu bringen, und wird<br />

offiziell wegen Hexerei hingerichtet.<br />

Aline und die Erfindung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe (2000)<br />

234 seiten<br />

CHF 14.90<br />

dtv<br />

Muse, Künstlerfreundin, Enfant terrible: Das<br />

aufregen<strong>de</strong> Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Aline Valangin.<br />

Tells Tochter (2004)<br />

253 seiten<br />

CHF 16.90<br />

dtv<br />

Julie Bon<strong>de</strong>li ist eine Revolutionärin. Im Bern<br />

<strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts wagt sie es, sich in<br />

die Politik <strong><strong>de</strong>r</strong> Männer einzumischen und<br />

die Regeln für das weibliche Geschlecht zu<br />

missachten.<br />

stein be<strong>de</strong>utet Liebe (2007)<br />

176 seiten<br />

CHF 36.90<br />

Nagel + Kimche<br />

Die Geschichte von Regine Ullmann und<br />

Otto Gross: Eine ungewöhnliche Frau und<br />

eine tragische Liebe im bro<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n München<br />

um die Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>twen<strong>de</strong>.


Biografien<br />

Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Biografie einer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Frau: «Tapfer lieben» präsentiert persönliche<br />

Texte von marilyn monroe.<br />

Vielfältig wie das<br />

Leben selbst<br />

Biografien sind schillern<strong>de</strong> literarische Erzeugnisse. Ihre riesige Zahl wächst<br />

diesen Bücherherbst weiter an – <strong>de</strong>shalb werfen wir einen Blick auf die alte<br />

literarische Gattung.<br />

Text: Benjamin Gygax<br />

Möchten Sie die Biografie von Daniel Küblböck<br />

lesen? Das Buch über <strong>de</strong>n Gewinner<br />

einer <strong>de</strong>utschen Castingshow wur<strong>de</strong> vor einigen<br />

Jahren auf <strong>de</strong>n Markt geworfen, <strong>als</strong><br />

Küblböck gera<strong>de</strong> einmal 18 Jahre alt war.<br />

O<strong><strong>de</strong>r</strong> interessieren Sie sich nur für Persönlichkeiten<br />

vom Format eines Nelson Man<strong>de</strong>la?<br />

So unterschiedlich die bei<strong>de</strong>n Menschen<br />

sind, eines verbin<strong>de</strong>t sie: Ihr mehr<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger interessantes Leben ist zwischen<br />

Buch<strong>de</strong>ckeln festgehalten. Biografien<br />

wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Grün<strong>de</strong>n<br />

verfasst: Aus Interesse an einer Person<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, um <strong>de</strong>n Prominentenstatus zu<br />

festigen, aus Angst vor <strong>de</strong>m Vergessenwer<strong>de</strong>n<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> schlicht aus Langeweile am<br />

Lebensabend. Nicht weniger vielfältig sind<br />

die Motive, mit <strong>de</strong>nen wir Biografien lesen,<br />

zum Beispiel Neugier, Verehrung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Abscheu.<br />

Zu<strong>de</strong>m sind Lebensgeschichten oft<br />

ein lebendiger und informativer Zugang zu<br />

einer Epoche und zur dam<strong>als</strong> herrschen<strong>de</strong>n<br />

Mentalität.<br />

Auf Tuchfühlung mit <strong>de</strong>m meister<br />

Manchmal will es <strong><strong>de</strong>r</strong> Zufall, dass wir<br />

durch eine Biografie sogar eine neue Sicht<br />

auf Berühmtheiten gewinnen, zu <strong>de</strong>nen<br />

schon alles gesagt schien. Zum Beispiel auf<br />

marilyn monroe. Vor einiger Zeit tauchten<br />

unerwartet Notizhefte, Briefe und Gedichte<br />

auf, die sie zwischen 1943 und ihrem<br />

Tod 1962 verfasst hatte. Jetzt wur<strong>de</strong>n<br />

diese Dokumente unter <strong>de</strong>m Titel «Tapfer<br />

lieben» veröffentlicht. Sie zeichnen das<br />

Bild einer belesenen, warmherzigen, klugen<br />

und humorvollen Frau, die vor allem eines<br />

wollte: geliebt wer<strong>de</strong>n. Die lei<strong>de</strong>nschaftlichen<br />

und selbstironischen Zeugnisse geben<br />

<strong>de</strong>n Blick frei auf <strong>de</strong>n Menschen hinter <strong>de</strong>m<br />

Star. Gleiches lässt sich auch über eine Biografie<br />

eines Zeitgenossen von Marilyn sagen:<br />

«Alfred Hitchcock». <strong>Der</strong> französische<br />

Dokumentarfilmer und Autor Laurent<br />

Bouzereau hat bisher unveröffentlichtes<br />

Bildmaterial zusammengetragen und präsentiert<br />

ein Buch, das alle Hitchcock-Fans<br />

begeistern wird. <strong>Der</strong> 174 Seiten dicke und<br />

grossformatige Band enthält nämlich zahlreiche<br />

separate Faksimiles. Wer einmal die<br />

Geburtsurkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Meisters, ein handschriftlich<br />

verfasstes Drehbuch o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />

Postkarte von Anthony Perkins in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />

halten will, kommt voll und ganz auf<br />

seine Rechnung. Die «Dokumente» vermitteln<br />

das beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gefühl, in Hitchcocks<br />

Leben und Schaffen stöbern zu dürfen.<br />

Die Autorenschaft ist unerheblich –<br />

meistens<br />

Die neuen Bücher über Marilyn und Hitch<br />

weisen auf eine Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heit hin, die Biografien<br />

von <strong>de</strong>n meisten an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Büchern<br />

unterschei<strong>de</strong>n: Unser Interesse gilt allein<br />

<strong>de</strong>m Inhalt, wer das Buch verfasst hat, ist<br />

dagegen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel zweitrangig. Doch es<br />

gibt Ausnahmen: Manchmal ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Autorin selbst eine schillern<strong>de</strong> Figur<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> steht in einem interessanten Verhältnis<br />

zur porträtierten Person. Schreibt<br />

zum Beispiel die ebenso streitbare wie<br />

scharfsinnige Publizistin Alice schwarzer<br />

die Lebensgeschichte von Marion Gräfin<br />

Dönhoff, <strong><strong>de</strong>r</strong> Chefredakteurin und Mitherausgeberin<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wochenzeitung «Die Zeit»,<br />

so will man auch die Haltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schreiben<strong>de</strong>n<br />

kennen lernen. Und <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor einer<br />

Biografie interessiert natürlich auch dann,<br />

wenn Verfasser, Erzähler und Protagonist<br />

ein und dieselbe Person sind – bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Autobiografie.<br />

si non è vero ...<br />

«Am 28. August 1749, mittags mit <strong>de</strong>m<br />

Glockenschlage zwölf, kam ich in Frankfurt<br />

am Main auf die <strong>Welt</strong>.» So einfach und<br />

naheliegend beginnt die wohl bekannteste<br />

Autobiografie <strong>de</strong>utscher Sprache. Johann<br />

Wolfgang von Goethe schrieb von 1808<br />

bis kurz vor seinem Tod 1832 an «Dichtung<br />

und Wahrheit». Die Autobiografie<br />

<strong>de</strong>s berühmten «Dichterfürsten» zeigt auch<br />

gleich ein offensichtliches Problem dieser<br />

schrieb 24 Jahre lang an seiner Auto-<br />

biografie: Johann Wolfgang von Goethe.<br />

Gattung. Goethe beschreibt seine Jugend<br />

heiter und ausführlich, en<strong>de</strong>t seine Erzählung<br />

aber 1775, weil er keine leben<strong>de</strong>n Personen<br />

verärgern will. Autobiografien erlauben<br />

zwar beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s intensive Einblicke<br />

ins Leben einer Person, doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Lesen<strong>de</strong><br />

erkauft sie sich mit einem offenkundig wenig<br />

objektiven Erzähler. Anschauungsmaterial<br />

für diese Problematik bietet auch die<br />

neu erschienene Autobiografie von Keith<br />

richards. <strong>Der</strong> heute 67-jährige Gitarrist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Rolling Stones beschreibt in «Life»<br />

seine musikalischen Anfänge, die Höhnen<br />

und Tiefen mit <strong>de</strong>n Rolling Stones und seine<br />

Suchtprobleme. Ob wir in «Life» die<br />

ganze Wahrheit und nichts <strong>als</strong> die Wahrheit<br />

über Richards’ mysteriöse Stürze in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bibliothek und von Palmen erfahren wer<strong>de</strong>n,<br />

bleibt das Geheimnis <strong>de</strong>s Rockstars.<br />

Immerhin hatte Richards auch schon zugegeben,<br />

dass die «Glimmer Twins», Mick<br />

Jagger und er, gern Märchen über ihr wil<strong>de</strong>s<br />

Leben erzählten, um an <strong><strong>de</strong>r</strong> Legen<strong>de</strong> zu<br />

bauen. Si non è vero ... Unterhaltend ist die<br />

Biografie allemal.<br />

Bekenntnis o<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschönigung <strong>de</strong>s<br />

Lebens?<br />

Eine <strong><strong>de</strong>r</strong> frühesten und einflussreichsten<br />

Autobiografien <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong>literatur sind die<br />

«Bekenntnisse» von Augustinus. <strong>Der</strong> spätantike<br />

Kirchengelehrte aus <strong>de</strong>m heutigen<br />

Algerien verfasste ums Jahr 400 eine Lebensbeschreibung,<br />

die für Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

Vorbildcharakter hatte. Sie ist nicht nur ein<br />

Selbstporträt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine kontinuierliche<br />

Darstellung seines Lebens in seinem historischen<br />

Zusammenhang. An diesem grossen<br />

Vorbild hat sich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utsche Verleger von<br />

Nelson Man<strong>de</strong>las Autobiografie offenbar<br />

orientiert: Sein Buch erscheint unter <strong>de</strong>m<br />

Titel «Bekenntnisse». Dafür folgt es einem<br />

ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ziel <strong>als</strong> die meisten Autobiografien,<br />

die ihr Objekt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel überhöhen<br />

und unsterblich machen sollen. Man<strong>de</strong>la<br />

durchforstete sein privates Archiv und<br />

veröffentlichte Briefe, Dokumente, Notizen<br />

und Tagebucheintragungen mit <strong>de</strong>m erklärten<br />

Ziel, nicht <strong>als</strong> «Heiliger» in Erinnerung<br />

zu bleiben. «Eines <strong><strong>de</strong>r</strong> Probleme, die mich<br />

im Gefängnis tief beschäftigt haben, war<br />

das f<strong>als</strong>che Bild, das ohne meinen Willen<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen <strong>Welt</strong> auf mich projiziert wur<strong>de</strong>»,<br />

schreibt <strong><strong>de</strong>r</strong> erste schwarze Präsi<strong>de</strong>nt<br />

Die Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Biografie<br />

bgy. Was gibt es Grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong>es, <strong>als</strong> das<br />

Leben eines Menschen zu erzählen – von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geburt bis zu seinem Tod? Man könnte daher<br />

annehmen, dass Biografien die «erste Literaturgattung»<br />

sind. Doch ob sie diese Bezeichnung<br />

wirklich verdienen, bleibt offen. Tatsächlich setzt<br />

sie nämlich ein Verständnis von Individualität voraus,<br />

das sich erst im 5. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t vor Christus<br />

in Athen bil<strong>de</strong>te. Dam<strong>als</strong> begannen sich Individuen<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> fixen Ordnung zu emanzipieren.<br />

Rund 500 Jahre später schrieb <strong><strong>de</strong>r</strong> Grieche<br />

Plutarch seine Biografien be<strong>de</strong>uten<strong><strong>de</strong>r</strong> Römer<br />

und Griechen. Seine Lebensberichte gehörten<br />

bis ins 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t zum Bildungskanon.<br />

Plutarch verstand sie nicht <strong>als</strong> Geschichtsschreibung,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>als</strong> Charakterstudien. In<br />

seiner Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong>-Biografie schreibt er: «Oft wirft<br />

eine unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Handlung, ein Wort o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein<br />

Scherz ein schärferes Licht auf <strong>de</strong>n Charakter<br />

<strong>als</strong> Schlachten mit zahllosen Gefallenen, Zusammenstösse<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> grössten Heere und Belagerungskriege<br />

um die grössten Städte.»<br />

Dagegen verfolgten die Biografien <strong><strong>de</strong>r</strong> zwölf Kaiser<br />

von Julius Cäsar bis Domitian <strong>de</strong>s Römers<br />

Sueton viel klarer eine politische und historiografische<br />

Zielsetzung. Die Römische Republik<br />

war zum Imperium gewor<strong>de</strong>n, das politische<br />

Denken<br />

Biografien<br />

Südafrikas. «Man sah in mir einen Heiligen.<br />

Ich bin das nie gewesen.»<br />

«<strong>Der</strong> mensch in seinen Zeitverhältnissen»<br />

In seiner Einleitung zu «Dichtung und<br />

Wahrheit» schreibt Goethe: «Denn dies<br />

scheint die Hauptaufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Biografie zu<br />

sein, <strong>de</strong>n Menschen in seinen Zeitverhältnissen<br />

darzustellen, und zu zeigen, inwiefern<br />

ihm das Ganze wi<strong><strong>de</strong>r</strong>strebt, inwiefern<br />

es ihn begünstigt, wie er sich seine <strong>Welt</strong>-<br />

und Menschenansicht daraus gebil<strong>de</strong>t<br />

und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter,<br />

Schriftsteller ist, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> nach aussen abgespiegelt.»<br />

Nicht nur Künstler spiegeln<br />

ihre <strong>Welt</strong>sicht in die <strong>Welt</strong> zurück, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

sehr direkt und wirkungsvoll auch Politiker,<br />

für die das Verfassen einer (Auto-)<br />

Biografie heute offenbar selbstverständlich<br />

ist. Tony Blair war während 18 ereignisreichen<br />

Jahren an <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung. Nach sei-<br />

hatte sich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t: Man war überzeugt, dass<br />

das Wohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Trefflichkeit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetze und Institutionen abhing wie in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> älteren griechischen Staatstheorie, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

von <strong>de</strong>n persönlichen Qualitäten und Fähigkeiten<br />

<strong>de</strong>s Kaisers.<br />

Die mittelalterlichen Biografien sind zum grössten<br />

Teil so genannte Hagiografien. Die Lebensberichte<br />

Heiliger erzählen vom Streben nach<br />

christlicher Vollkommenheit. Ihr Leben folgte<br />

unumstösslichen Regeln einer christlichen <strong>Welt</strong>und<br />

Wertordnung. Heute sind es dagegen nicht<br />

Regelgetreue, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eher Nonkonformisten,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Biografie wir lesen wollen.<br />

Seit <strong>de</strong>m Mittelalter erfuhr die Biografie weitere<br />

zeittypische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen: religiöse Figuren<br />

nahmen ab, und im 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t schrieb<br />

Johann Gottfried Her<strong><strong>de</strong>r</strong> mit «Denkmal Johann<br />

Winkelmanns» erstm<strong>als</strong> die Biografie eines<br />

bürgerlichen Hel<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m 2. <strong>Welt</strong>krieg<br />

schliesslich entstan<strong>de</strong>n aus historischem Interesse<br />

Lebensbeschreibungen gänzlich unbekannter<br />

Personen. Nicht das Einmalige einer<br />

grossen historischen Gestalt interessierte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> typische und auswechselbare Lebens<br />

weg, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Angehörigen einer sozialen Gruppe<br />

in einer bestimmten Epoche verbin<strong>de</strong>t.<br />

20 – books – November 2010 books – November 2010 – 21


Corinna T. Sievers<br />

SAMENKLAU<br />

„Glauben Sie, dass eine Frau<br />

Schicksal spielen darf? O<strong><strong>de</strong>r</strong> zahlt sie einen<br />

Preis dafür? Das Buch ist sexy, komisch<br />

und tragisch. Unmöglich, es aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Hand zu legen.“ URSULA KARVEN<br />

Corinna T. Sievers<br />

Samenklau<br />

Roman<br />

frankfurter verlagsanstalt<br />

22 – books – November 2010<br />

Roman<br />

320 Seiten • Schön gebun<strong>de</strong>n<br />

Farbiges Vorsatzpapier<br />

CHF 33,90 • ISBN 978-3-627-00166-7<br />

Phoebe, 42, ist Ärztin und Single. Sie<br />

hat alles – außer einem Privatleben.<br />

Doch jetzt will sie ein Kind und begeht<br />

Samenklau. Als sie schwanger<br />

ist, glaubt sie sich im Glück. Aber das<br />

Leben meint es an<strong><strong>de</strong>r</strong>s …<br />

„Eine fesseln<strong>de</strong> Geschichte.“<br />

ZÜRICHSEE-ZEITUNG<br />

„Das Buch ist mit viel Witz<br />

und reichhaltigen Lebenserkenntnissen<br />

gespickt. Corinna T. Sievers weiß<br />

wovon sie schreibt. Ihr erster Roman<br />

ist absolut lesenswert.“ ELLE<br />

nem Abgang mit Misstönen präsentiert<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Erneuerer <strong><strong>de</strong>r</strong> Labour Party jetzt<br />

seine politische und private Autobiographie:<br />

«Mein Weg». Hintergrundinformationen<br />

zur internationalen Politik<br />

und die offene Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit<br />

Erfolgen, Enttäuschungen und Konflikten<br />

zeigen, wie komplex <strong>Welt</strong>politik ist<br />

und welche grossen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

ein Regierungsamt mit sich bringt. Ob<br />

Klosterleben, Politik o<strong><strong>de</strong>r</strong> Spitzensport:<br />

Wann immer uns eine Epoche o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein<br />

Milieu verschossen sind, erlauben uns<br />

Biografien zumin<strong>de</strong>st einen Blick durchs<br />

Schlüsselloch.<br />

Neu o<strong><strong>de</strong>r</strong> bewährt:<br />

Lesenswerte Biografien<br />

Tapfer lieben<br />

Marilyn Monroe<br />

272 seiten<br />

CHF 36.90<br />

s. Fischer<br />

Alfred Hitchcock<br />

Laurent Bouzereau<br />

174 seiten<br />

CHF 80.00<br />

Knesebeck<br />

Life<br />

Keith Richards<br />

736 seiten<br />

CHF 46.90<br />

Heyne<br />

marion Dönhoff<br />

Alice Schwarzer<br />

359 seiten<br />

CHF 15.90<br />

Kiepenheuer & Witsch<br />

Dichtung und Wahrheit<br />

Johann Wolfgang Goethe<br />

832 seiten<br />

CHF 28.90<br />

Fischer<br />

Bekenntnisse - Confessiones<br />

Aurelius Augustinus<br />

619 seiten<br />

CHF 48.90<br />

Insel<br />

Bekenntnisse<br />

Nelson Man<strong>de</strong>la<br />

336 seiten<br />

CHF 35.90<br />

piper<br />

mein Weg<br />

Tony Blair<br />

800 seiten<br />

CHF 42.90<br />

Bertelsmann<br />

Grosse Griechen und römer<br />

Plutarch<br />

2818 seiten<br />

CHF 122.00<br />

Artemis & Winkler<br />

Leben und Taten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

römischen Kaiser<br />

Sueton<br />

464 seiten<br />

CHF 10.90<br />

Anaconda<br />

3096 Tage<br />

Natascha Kampusch<br />

288 seiten<br />

CHF 29.90<br />

List<br />

Die drei Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> ri Koran<br />

Ian Buruma<br />

397 seiten<br />

CHF 38.90<br />

Hanser<br />

Ich fliege über dunkle Täler<br />

Maximilian Schell<br />

400 seiten<br />

CHF 35.90<br />

Hoffmann und Campe<br />

Jane Goodall –<br />

mein Leben für Tiere und Natur<br />

Jane Goodall<br />

144 seiten<br />

CHF 34.90<br />

Bassermann<br />

marie Curie<br />

Barbara Goldsmith<br />

255 seiten<br />

CHF 31.90<br />

piper<br />

so schön wie hier kann’s<br />

im Himmel gar nicht sein!<br />

Christoph Schlingensief<br />

254 seiten<br />

CHF 17.90<br />

Kiepenheuer & Witsch<br />

Victoria Ocampo –<br />

mein Leben ist mein Werk<br />

Victoria Ocampo<br />

339 seiten<br />

CHF 38.90<br />

Aufbau<br />

Mordsweihnachten<br />

Jan Costin Wagner (Hrsg.)<br />

Stille Nacht, tödliche Nacht? Die schönste Zeit <strong>de</strong>s Jahres naht und hält<br />

unter <strong><strong>de</strong>r</strong> romantischen Schnee<strong>de</strong>cke so manche Überraschung bereit.<br />

Wenn sich die Familien zu Weihnachten treffen, wer<strong>de</strong>n die Messer<br />

manchmal nicht nur zum Tranchieren <strong>de</strong>s Truthahns gewetzt! Gibt<br />

es <strong>de</strong>nn etwas Schöneres, <strong>als</strong> im Kreise<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> «Liebsten» einan<strong><strong>de</strong>r</strong> das Leben<br />

schwer zu machen? Nein!, sagen die<br />

beliebtesten Krimi-Autoren und -Autorinnen<br />

Deutschlands und steuern insgesamt<br />

24 Kurzgeschichten zu diesem<br />

Buch bei. Oliver Bottini, Anne Chaplet,<br />

Heinrich Steinfest, Andrea Maria Schenkel<br />

und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mehr sorgen dafür,<br />

dass es diesmal unter <strong>de</strong>m Tannenbaum<br />

heisst: Frie<strong>de</strong>? Freu<strong>de</strong>? Pustekuchen!<br />

320 seiten<br />

CHF 15.90<br />

rowohlt<br />

IsBN 978-3-49925-554-0<br />

Du<br />

Zoran Drvenkar<br />

Da ist ein Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch ganz Deutschland reist und keine Gna<strong>de</strong><br />

kennt. Wo er hinkommt, erlischt das Leben. Alles Leben. Er ist «<strong><strong>de</strong>r</strong> Reisen<strong>de</strong>».<br />

Da sind fünf Freundinnen, die erst <strong>de</strong>m Chaos die Tür öffnen und dann<br />

die Flucht ergreifen. Mit fünf Kilo Heroin<br />

und einer Waffe im Gepäck. Sie sind<br />

«die süssen Schlampen».<br />

Und da ist ein Vater, <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n Schatten<br />

seiner Vergangenheit verfolgt wird.<br />

Doch was ihn noch viel mehr stört: Sein<br />

Heroin ist verschwun<strong>de</strong>n. Er ist «<strong><strong>de</strong>r</strong> Logist».<br />

Was passiert, wenn sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisen<strong>de</strong>,<br />

die Schlampen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Logist aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zu bewegen, voller Rache und ahnungslos,<br />

dass du sie beobachtest?<br />

576 seiten<br />

CHF 34.90<br />

ullstein<br />

IsBN 978-3-55008-773-8<br />

Das achte Paradies<br />

Ulrich Wickert<br />

Eternity<br />

Meg Cabot<br />

Buchtipps<br />

Eigentlich wollte Jacques Ricou, <strong><strong>de</strong>r</strong> Richter aus Paris, zum Urlaubmachen<br />

an die Côte d’Azur. Doch plötzlich verschwin<strong>de</strong>t ein hoch bezahltes<br />

Mo<strong>de</strong>l – die Cousine seiner Freundin Margaux. Ricous Interesse ist geweckt,<br />

<strong>de</strong>nn es stellt sich die Frage, ob das Verschwin<strong>de</strong>n mit Margaux’<br />

Recherchen in <strong>de</strong>n Kreisen <strong><strong>de</strong>r</strong> georgischen<br />

Mafia zusammenhängt. Je weiter<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Richter in diesen Fall eintaucht, <strong>de</strong>sto<br />

tiefer wer<strong>de</strong>n die Abgrün<strong>de</strong>, die sich<br />

ihm auftun. Ein Familiendrama, internationale<br />

Geldwäsche, die georgische<br />

Mafia und so manches Geheimnis mehr<br />

lassen Ricou nicht zur Ruhe kommen.<br />

<strong>Der</strong> neue, spannen<strong>de</strong> Roman <strong>de</strong>s beliebten<br />

«Tagesthemen»-Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ators.<br />

332 seiten<br />

CHF 31.90<br />

piper<br />

IsBN 978-3-49205-022-7<br />

Vampire? Darauf kann Meena gut und gern verzichten! Vor allem auch<br />

<strong>de</strong>shalb, weil sie eine solche Kreatur in ihre erfolgreiche Soap «Eternity»<br />

reinschreiben soll. Doch beim Schreiben bleibt es nicht, <strong>de</strong>nn plötzlich<br />

geschehen sehr seltsame Dinge: Ihr Hund wird beim nächtlichen Spaziergang<br />

von einem sexy Frem<strong>de</strong>n vor einem<br />

Fle<strong><strong>de</strong>r</strong>mausangriff gerettet; ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

Unbekannter besucht sie in ihrer Wohnung<br />

und behauptet, ein Vampirjäger zu<br />

sein. Und das alles mitten in New York<br />

City! Meena ahnt nicht, was noch alles<br />

auf sie zukommen wird ... Ein düster-romantisches<br />

Abenteuer im «Big<br />

Apple» von <strong><strong>de</strong>r</strong> Autorin <strong><strong>de</strong>r</strong> «Plötzlich-<br />

Prinzessin»-Romane.<br />

512 seiten<br />

CHF 27.90<br />

Blanvalet<br />

IsBN 978-3-76450-377-2<br />

books – November 2010 – 23


Saison<br />

Die handlungsreichen Bücher von martin suter sind <strong>als</strong> Filmvorlagen äusserst beliebt –<br />

«Lila, Lila» ist nur eine von vielen Suter-Verfilmungen.<br />

Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> statt<br />

Buchstaben<br />

«Harry potter und die Heiligtümer <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s 1» ist <strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgreichste Film dieses<br />

Herbsts – und wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> zweite Streifen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ins Kino kommt, eine Literaturverfilmung.<br />

Warum ist Literatur für die Filmemacher so wichtig? und was braucht es,<br />

damit <strong><strong>de</strong>r</strong> medientransfer vom Buch zum Film gelingt?<br />

Text: Marius Leutenegger<br />

Die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> hatten gera<strong>de</strong> laufen gelernt und<br />

stan<strong>de</strong>n auf noch sehr wackligen Beinen<br />

– doch bereits wagten sich die Gebrü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lumière an einen <strong><strong>de</strong>r</strong> bekanntesten Stoffe<br />

überhaupt: 1896 zeigten sie ihrem staunen<strong>de</strong>n<br />

Publikum eine ultrakurze Version von<br />

Goethes «Faust». Was die Erfin<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Cinématographie<br />

veranlasste, ausgerechnet dieses<br />

hochreflexive und action-arme Theaterstück<br />

zur Vorlage eines Stummfilms zu machen,<br />

bleibt wohl für immer ihr Geheimnis. Sie begrün<strong>de</strong>ten<br />

damit aber eine Kino-Tradition:<br />

die Verfilmung von Literatur.<br />

Bewährt und mit Fan-Gemein<strong>de</strong><br />

«Faust» ist seither Dutzen<strong>de</strong> Male verfilmt<br />

wor<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>mnächst wird eine neue Version<br />

mit Moritz Bleibtreu <strong>als</strong> Mephisto gedreht.<br />

In <strong>de</strong>n Anfangszeiten <strong>de</strong>s Kinos konnten Regisseure<br />

etwas gegen das Schmud<strong>de</strong>limage<br />

<strong>de</strong>s Films tun, wenn sie Goethes Drama<br />

verfilmten. Eine ähnliche Motivation trieb<br />

vermutlich auch Richard Burton zu seinem<br />

Film «Doktor Faustus» an, mit welchem er<br />

seine Gattin Elizabeth Taylor ins beste Licht<br />

rückte. Bei <strong>de</strong>n meisten Literaturverfilmungen<br />

steht aber wohl kaum im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund,<br />

dass sich die Filmer <strong>als</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s kultiviert<br />

darstellen möchten. Die Verfilmung eines<br />

Buchs bietet viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e gewichtige Vorteile.<br />

Erstens hat sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoff in Buchform bereits<br />

bewährt; die Filmemacher wissen, dass die<br />

Geschichte «funktioniert», und sie gehen daher<br />

kein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Risiko ein. Zweitens ga-<br />

Die erfolgreichste Buch- ist auch die erfolgreichste<br />

Filmserie: Die sechs ersten<br />

Harry-potter-streifen spielten weit über<br />

5 milliar<strong>de</strong>n Franken ein.<br />

rantiert <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg eines Buchs <strong>de</strong>m Film eine<br />

grosse Aufmerksamkeit und ein zuweilen<br />

riesiges Fanpublikum – siehe Harry Potter.<br />

Drittens ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarf <strong><strong>de</strong>r</strong> Filmindustrie an<br />

Geschichten so immens, dass je<strong><strong>de</strong>r</strong> gute Stoff<br />

sofort die Aufmerksamkeit von Regisseuren<br />

auf sich zieht.<br />

Je<strong>de</strong>n Tag eine Literaturverfilmung<br />

Man schätzt, dass rund die Hälfte aller Filme<br />

auf bereits publizierten Büchern basiert. Literaturverfilmungen<br />

sind eine <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Selbstverständlichkeit,<br />

dass es bei <strong>de</strong>n Oscar-Verleihungen<br />

jeweils zwei Drehbuch-Preise zu<br />

gewinnen gibt: <strong>de</strong>n Oscar für das beste Originaldrehbuch,<br />

das auf keiner zuvor veröffentlichten<br />

Publikation basiert, und <strong>de</strong>n Oscar<br />

für das Drehbuch nach einer literarischen<br />

Vorlage. 2010 gewann «The Hurt Locker»<br />

<strong>als</strong> bestes Originaldrehbuch, «Precious» galt<br />

<strong>als</strong> beste Adaption – das Drehbuch basierte<br />

auf <strong>de</strong>m Roman «Push» <strong><strong>de</strong>r</strong> US-Autorin<br />

Sapphire. Schaut man, welche Drehbücher in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>als</strong> beste Adaptionen ausgezeichnet<br />

wur<strong>de</strong>n, erkennt man, wie wichtig<br />

die Literatur fürs Kino ist: «Slumdog Millionaire»,<br />

«Brokeback Mountain», «A Beautiful<br />

Mind», sie alle sind Literaturverfilmungen.<br />

Doch so verbreitet <strong><strong>de</strong>r</strong> Medientransfer<br />

vom Buch zum Film auch ist – er bleibt kei-<br />

neswegs ohne Risiken und Nebenwirkungen.<br />

«Das Buch hat mir aber besser gefallen!» ist<br />

vermutlich jener Satz, <strong>de</strong>n man am meisten<br />

hört, wenn man ein Kino verlässt.<br />

Das Kino – kein Ort für Fantasie?<br />

Die Schwierigkeiten und Chancen von Buchverfilmungen<br />

lassen sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gut am<br />

Beispiel <strong>de</strong>s Fantasy-Epos’ «<strong>Der</strong> Herr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ringe» aufzeigen. <strong>Der</strong> in <strong>de</strong>n 1950er-Jahren<br />

erschienene Roman von J.R.R. Tolkien ist<br />

eines <strong><strong>de</strong>r</strong> wenigen literarischen Werke, das<br />

die Bezeichnung «Kultbuch» tatsächlich verdient<br />

– es soll das meistgelesene Buch nach<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel sein und wird von seiner weltweiten<br />

Fangemein<strong>de</strong> gera<strong>de</strong>zu andächtig verehrt.<br />

Tolkien war einer Verfilmung seines Werks<br />

nicht abgeneigt; vom Drehbuch, das ihm<br />

bereits in 1960er-Jahren vorgelegt wur<strong>de</strong>,<br />

wandte er sich aber mit Grausen ab. «Das<br />

Drama ist <strong><strong>de</strong>r</strong> natürliche Feind <strong><strong>de</strong>r</strong> Fantasie»,<br />

befand er. «Fantasie kann innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dramatischen Darstellung kaum bestehen,<br />

wenn die Geschehnisse, so wie es das Drama<br />

verlangt, szenisch umgesetzt wer<strong>de</strong>n.» Tolkien<br />

sah keine Möglichkeit, wie das üppige<br />

Wortgemäl<strong>de</strong>, das er von seiner Fantasy-<strong>Welt</strong><br />

Mitteler<strong>de</strong> entworfen hatte, fürs Kino aufbereitet<br />

wer<strong>de</strong>n könnte. 1978 kam aber doch<br />

ein Zeichentrickfilm nach <strong>de</strong>n ersten eineinhalb<br />

Bän<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringe-Trilogie auf die Leinwän<strong>de</strong>.<br />

Die Kommentare in <strong>de</strong>n einschlägigen<br />

Fan-Foren dokumentieren, warum die<br />

geplante Fortsetzung seinerzeit nicht zustan<strong>de</strong><br />

kam: Sie sind vernichtend. Produzenten<br />

liessen die Hän<strong>de</strong> danach lange vom Stoff,<br />

weil sie sich mit ihrem wichtigsten Zielpublikum,<br />

<strong>de</strong>n Fans, nicht anlegen wollten. Doch<br />

dann eröffnete <strong><strong>de</strong>r</strong> Computer <strong>de</strong>m Film ganz<br />

neue Möglichkeiten – und plötzlich schien<br />

es eben doch <strong>de</strong>nkbar, Tolkiens Panoptikum<br />

aus stämmigen Zwergen, spazieren<strong>de</strong>n Bäumen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> fiesen Orks aus <strong>de</strong>n Köpfen auf die<br />

Leinwand zu bringen.<br />

Vom Fan für Fans<br />

Als sich Peter Jackson En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 1990er-Jahre<br />

daran machte, <strong>de</strong>n «Herr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringe» <strong>als</strong><br />

Dreiteiler zu verfilmen, wusste er genau, dass<br />

er vor allem die Fans zufrie<strong>de</strong>n stellen musste.<br />

An akribische Werktreue war aber nicht zu<br />

<strong>de</strong>nken – zum einen ist das Buch etwa 1300<br />

Seiten dick, zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en funktionieren Film<br />

und Literatur zu unterschiedlich. Im Buch<br />

wird die Handlung verbal vorangetrieben, im<br />

Film visuell. Deshalb ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff «Verfilmung»<br />

eigentlich f<strong>als</strong>ch, man sollte eher von<br />

Adaption sprechen, von «Anpassung». Das<br />

Buch dient dabei nur <strong>als</strong> Vorlage. Peter Jackson<br />

hielt sich in seinem Fall an diese Vorlage<br />

– aber nicht im Detail, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im Prinzip.<br />

Jackson wusste, dass Stimmungen, Gefühle,<br />

Handlungsbögen nicht an bestimmte Medien<br />

gebun<strong>de</strong>n sind – und konzentrierte sich <strong>de</strong>shalb<br />

auf diese Aspekte. Es gelang ihm, <strong>de</strong>n<br />

Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte zu erfassen und in sein<br />

Medium zu übertragen. Die Fans nahmen<br />

ihm nicht übel, dass er einiges aus filmdramaturgischen<br />

Grün<strong>de</strong>n verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te und wichtige<br />

Passagen wegliess; dazu war er trotz einer<br />

Filmdauer von insgesamt neun Stun<strong>de</strong>n<br />

gezwungen. Überraschen<strong><strong>de</strong>r</strong>weise zeigten die<br />

Fans viel Verständnis für die An<strong><strong>de</strong>r</strong>sartigkeit<br />

<strong>de</strong>s Mediums Film, und am En<strong>de</strong> akzeptierten<br />

sie <strong>de</strong>n Regisseur sozusagen <strong>als</strong> einen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ihren: <strong>als</strong> einen Tolkien-Freund, <strong><strong>de</strong>r</strong> begriffen<br />

hatte, worum es im Roman ging.<br />

Viele grauenvolle Bespiele ...<br />

Das Beispiel von «<strong>Der</strong> Herr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringe» zeigt:<br />

Ob eine Verfilmung gelingt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, hängt<br />

vor allem davon ab, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Film die Atmosphäre<br />

eines Romans aufnehmen kann. Planen<br />

kann man so etwas nur bedingt – manchmal<br />

reichen schon Details wie die f<strong>als</strong>che<br />

Besetzung einer Rolle o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine unpassen<strong>de</strong><br />

Musik, um die Stimmung zu ruinieren. Es<br />

braucht viel, damit ein Film gut wird, aber<br />

nur wenig für einen Flop. <strong>Der</strong> beste Beweis<br />

dafür ist die weiterhin sehr lange Liste missratener<br />

Verfilmungen. Ein paar Beispiele gefällig?<br />

«Eat Pray Love» nach <strong>de</strong>m Bestseller von<br />

Elizabeth Gilbert ist zu glatt geraten. «Tintenherz»<br />

wur<strong>de</strong> ein viel zu berechnen<strong><strong>de</strong>r</strong> Abklatsch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Cornelia-Funke-Trilogie und liess<br />

je<strong>de</strong> Lei<strong>de</strong>nschaft für <strong>de</strong>n Stoff vermissen. In<br />

«Das Parfum», eine <strong><strong>de</strong>r</strong> enttäuschendsten<br />

Verfilmungen überhaupt, verharmlost Regisseur<br />

Tom Twyker die Hauptfigur Grenouille<br />

und versucht Liebesgefühle in <strong>de</strong>n Film einzuflechten,<br />

die es im Buch nicht gibt und die<br />

auch nicht passen – Tykwer begrün<strong>de</strong>te dies<br />

mit <strong>de</strong>n Vorlieben <strong>de</strong>s Publikums. Er hätte<br />

sich in<strong>de</strong>ssen gescheiter eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stoffs<br />

angenommen, wenn er <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft von Patrick<br />

Südkinds Roman <strong><strong>de</strong>r</strong>art misstraute.<br />

... aber auch viele geglückte<br />

Glücklicherweise gibt es auch viele sehr unterschiedliche<br />

Beispiele für höchst gelungene<br />

Adaptionen: «Stolz und Vorurteil» mit<br />

Keira Knightley nach <strong>de</strong>m Roman von Jane<br />

Austen, «High Fi<strong>de</strong>lity» nach Nick Hornby,<br />

«<strong>Der</strong> Name <strong><strong>de</strong>r</strong> Rose» nach Umberto Eco,<br />

24 – books – November 2010 books – November 2010 – 25<br />

Saison


Saison<br />

peter Jackson ist es gelungen, in seiner<br />

Verfilmung von «<strong>Der</strong> Herr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringe» <strong>de</strong>n<br />

Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte zu erfassen und<br />

Aktuelle Verfilmungen<br />

in sein medium zu übertragen. Die Fans<br />

nahmen ihm nicht übel, dass er einiges aus<br />

filmdramaturgischen Grün<strong>de</strong>n verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />

und wichtige passagen weglassen musste. Alles, was wir geben mussten<br />

Kazuo Ishiguro<br />

352 seiten<br />

CHF 17.90<br />

btb<br />

«Das Schweigen <strong><strong>de</strong>r</strong> Lämmer» nach Thomas<br />

Harris, «Gottes Werk und Teufels Beitrag»<br />

nach John Irving, «<strong>Der</strong> Teufel trägt Prada»<br />

nach Lauren Weisberger – die Liste liesse sich<br />

beliebig fortsetzen. Häufig verfilmt wur<strong>de</strong><br />

auch John Le Carré, <strong>de</strong>m wir einen Beitrag in<br />

diesem Heft widmen (ab Seite 10); die jüngste<br />

Adaption stammt vom brasilianischen Regisseur<br />

Fernando Meirelles und heisst «<strong>Der</strong><br />

ewige Gärtner». Und zu erwähnen ist sicher<br />

auch «Romeo + Juliet» von Baz Luhrmann<br />

mit Leonardo di Caprio und Claire Danes<br />

aus <strong>de</strong>m Jahr 1996. Luhrmann gelang <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Spagat, Shakespeares Stück ins Hier und<br />

Jetzt zu übertragen, es in eine Reflexion über<br />

Gewalt und mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Medienkultur zu modifizieren<br />

– und trotz<strong>de</strong>m kein Jota daran zu<br />

än<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Das war schon fast genial.<br />

manchmal ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Film gar besser!<br />

Natürlich ist Luhrmanns Film nicht besser<br />

<strong>als</strong> Shakespeares Stück, und es ist anzunehmen,<br />

dass man in 500 Jahren noch immer<br />

das Original spielen wird, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Film<br />

wohl vergessen ist. Manchmal gelingt Regisseuren<br />

jedoch das Kunststück, dass ein Film<br />

viel mehr hält, <strong>als</strong> das Buch versprochen hat<br />

– und eher in unseren Kulturkanon eingehen<br />

wird <strong>als</strong> die Vorlage. Die Bond-Romane von<br />

Ian Fleming sind sicher nicht schlecht; kaum<br />

jemand wird aber bestreiten, dass die Verfilmungen<br />

mehr Wirkung entfalten. Das Gleiche<br />

gilt bei Terry Gilliams Adaption <strong>de</strong>s Romans<br />

«Fear and Loathing in Las Vegas» von<br />

Hunter S. Thompson. Dass «Forrest Gump»<br />

mit Tom Hanks auf einem Roman von Winston<br />

Groom basiert, weiss wohl niemand.<br />

Und wer hat schon das Buch «Nothing Lasts<br />

Forever» von Ro<strong><strong>de</strong>r</strong>ick Thorp gelesen! John<br />

McTiernan machte daraus <strong>de</strong>n hochspannen<strong>de</strong>n<br />

Actionfilm «Die Hard», <strong><strong>de</strong>r</strong> für vier<br />

Oscars nominiert wur<strong>de</strong>. Das beste Beispiel<br />

für einen gewaltigen Sprung nach vorn, <strong>de</strong>n<br />

ein Stoff durch die Verfilmung machte, ist<br />

aber wohl <strong><strong>de</strong>r</strong> legendäre Monument<strong>als</strong>chinken<br />

«Vom Win<strong>de</strong> verweht». Die 1000-seitige<br />

Vorlage von Margaret Mitchell gewann zwar<br />

1937 <strong>de</strong>n Pulitzer-Preis – doch erst <strong><strong>de</strong>r</strong> Film<br />

liess die Üppigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte wirklich<br />

aufleben, erst die schöne Schauspielerin Vivien<br />

Leigh machte die Hauptfigur Scarlett<br />

unsterblich.<br />

Vom Film zum Buch<br />

Wenn man vom Zusammenspiel von Buch<br />

und Film spricht, muss man auch in die<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Richtung schauen – <strong>de</strong>nn das Buch<br />

hat nicht nur Auswirkungen aufs Kino, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Film sorgt auch für Neuerscheinungen im<br />

Buchmarkt. Zu je<strong>de</strong>m Blockbuster erscheint<br />

min<strong>de</strong>stens ein «Buch zum Film», oft wird<br />

nachträglich noch ein Roman produziert,<br />

wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Film auf einem Originaldrehbuch<br />

basierte. Und manchmal inspiriert ein Filmer<br />

auch einen Schriftsteller zu einem neuen<br />

Text. So geschehen beim aktuellen Werk von<br />

Tim Krohn (von <strong>de</strong>m Sie übrigens einen exklusiven<br />

Text auf Seite 50 dieses Magazins<br />

fin<strong>de</strong>n): Er schrieb ein Textfragment für ein<br />

Hotelmagazin, ein Regisseur wur<strong>de</strong> während<br />

seiner Ferien darauf aufmerksam und<br />

bat Krohn, die Geschichte für einen Film<br />

vollends auszuspinnen. Das Resultat ist das<br />

schöne schmale Bändchen «<strong>Der</strong> Geist am<br />

Berg»; die Filmrechte an diesem mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen<br />

Märchen über eine Grenzgängerin zwischen<br />

Alp und Tal sind bereits verkauft.<br />

Wenig Geld, viel publizität<br />

Tim Krohns Verleger Wolfgang Hörner vom<br />

Galiani-Verlag in Berlin relativiert übrigens<br />

die weit verbreitete Vorstellung, <strong>als</strong> Autor<br />

könne man mit Filmrechten reich wer<strong>de</strong>n:<br />

«Es ist wie immer: Wer hat, <strong>de</strong>m wird gegeben.<br />

War das Buch schon richtig erfolgreich,<br />

wird auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Filmabschluss gut sein. An<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls<br />

fliessen meist eher kleine Summen.»<br />

Selbst bei beschei<strong>de</strong>nen Tantiemen könne ein<br />

Autor aber nur gewinnen, wenn sein Buch<br />

verfilmt wer<strong>de</strong>. «Erstens bekommt er einen<br />

finanziellen Bonus, ohne dass er dafür etwas<br />

tun muss. Zweitens erhalten das Buch und<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Autor zusätzliche Publizität.» Ob die<br />

Verfilmung gut o<strong><strong>de</strong>r</strong> schlecht ausfalle, spiele<br />

dabei keine grosse Rolle, meint Hörner. «Ist<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Film schlecht, sagen die Leute: Aber das<br />

Buch ist gut! Und wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Film gut ist, fin<strong>de</strong>n<br />

sie: Wie toll ist erst das Buch!» Es sei<br />

allerdings schwierig zu sagen, welchen effektiven<br />

Einfluss eine Verfilmung auf <strong>de</strong>n Absatz<br />

eines Buchs habe. Immerhin weiss Hörner ein<br />

Beispiel für ein Taschenbuch, <strong>de</strong>ssen Verkauf<br />

durch eine Verfilmung stark angekurbelt<br />

wur<strong>de</strong>: «’Herr Lehmann’ von Sven Regener<br />

– da beflügelte <strong><strong>de</strong>r</strong> Film <strong>de</strong>n Buchabsatz spürbar.»<br />

Und was, meint <strong><strong>de</strong>r</strong> Verleger, ist nun<br />

eine gute Buchverfilmung? Wolfgang Hörner<br />

muss nicht lange überlegen: «Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Film<br />

die Stimmung, die Haltung <strong>de</strong>s Buchs hinüberbringt.<br />

Dann ist die Übersetzungsarbeit<br />

geglückt!»<br />

Die Verfilmung seines Romans «Was vom Tage<br />

übrig bleibt» war ein Grosserfolg – von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Adaption von Kazuo Ishiguros Bestseller «Alles,<br />

was wir geben mussten» erhoffen sich die<br />

Produzenten ebenfalls volle Kassen. Die Besetzung<br />

klingt schon einmal sehr verlockend:<br />

Neben Keira Knightley und Carey Mulligan<br />

spielen Andrew Garfield und Sally Hawkins.<br />

Die dunkle seite <strong>de</strong>s mon<strong>de</strong>s<br />

Martin Suter<br />

320 seiten<br />

CHF 18.90<br />

Diogenes<br />

Die handlungsreichen Bücher von Martin Suter<br />

sind <strong>als</strong> Filmvorlagen äusserst beliebt – gera<strong>de</strong><br />

waren «Giulias Verschwin<strong>de</strong>n» und «Lila, Lila»<br />

im Kino, «Small World» wird mit Gérard Depardieu<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrolle verfilmt, und Oliver irsch-<br />

biegel, Regisseur von «<strong>Der</strong> Untergang», hat<br />

auf 2012 die Verfilmung von «Die dunkle Seite<br />

<strong>de</strong>s Mon<strong>de</strong>s» angekündigt.<br />

Veronika beschliesst zu sterben<br />

Paulo Coelho<br />

223 seiten<br />

CHF 16.90<br />

Diogenes<br />

Die Geschichte einer unglücklichen jungen<br />

Frau; in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrolle ist Sarah Michelle Gellar<br />

zu sehen, die man bei uns aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Fernsehserie<br />

«Buffy – Im Bann <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen» kennt. <strong>Der</strong><br />

Film lief im September bei uns an.<br />

Oskar und die Dame in rosa<br />

Eric-Emmanuel Schmitt<br />

112 seiten<br />

CHF 11.90<br />

Fischer<br />

Eric-Emmanuel Schmitt ist auch Regisseur<br />

und hat sein Buch <strong>de</strong>shalb gleich selber verfilmt.<br />

In einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrollen <strong><strong>de</strong>r</strong> grosse Max<br />

von Sydow.<br />

milliardär per Zufall<br />

Ben Mezrich<br />

278 seiten<br />

CHF 28.90<br />

redline Wirtschaft<br />

Hinter <strong>de</strong>m hochgejubelten Film «The Social<br />

Network» steckt Mezrichs Beschreibung vom<br />

Aufstieg <strong>de</strong>s Internet-Netzwerks Facebook<br />

und seiner bei<strong>de</strong>n Grün<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Wie durch ein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ben Sherwood<br />

319 seiten<br />

CHF 17.90<br />

Verlag fehlt<br />

Charlie kommt nur schwer über <strong>de</strong>n Tod<br />

seines jüngeren Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>s hinweg. Doch dann<br />

lernt es Tess kennen … verfilmt mit Zac Efron<br />

(«High School Musical»), Kim Basinger und<br />

Ray Liotta.<br />

Wir sind die Nacht<br />

Wolfgang Hohlbein<br />

608 seiten<br />

CHF 34.90<br />

Heyne<br />

Seit einigen Wochen ist die Verfilmung von<br />

Hohlbeins Vampir-Geschichte zu sehen –<br />

mit Nina Hoss und Karoline Herfurth in <strong>de</strong>n<br />

Hauptrollen.<br />

Die Chroniken von Narnia<br />

C.S. Lewis<br />

1308 seiten<br />

CHF 72.00<br />

Carl ueberreuther<br />

Nach <strong>de</strong>n wenig überzeugen<strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n<br />

Narnia-Filmen kommt nun <strong><strong>de</strong>r</strong> nächste<br />

Band <strong><strong>de</strong>r</strong> Serie ins Kino: «Die Reise auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Morgenröte.»<br />

Die Legen<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wächter 01:<br />

Die entführung<br />

Kathryn Lasky<br />

288 seiten<br />

CHF 29.90<br />

ravensburger<br />

15 Bän<strong>de</strong> umfasst die Reihe «Die Legen<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wächter» mittlerweile – die ersten drei Bücher<br />

wur<strong>de</strong>n jetzt <strong>als</strong> 3D-Spektakel verfilmt.<br />

Interaktive Bücher<br />

»Wie die Ent<strong>de</strong>ckung von<br />

Montaigne ist die von<br />

Stevenson eine <strong><strong>de</strong>r</strong> dauerhaftesten<br />

Seligkeiten, die<br />

uns die Literatur schenken<br />

kann.«<br />

Jorge Luis Borges<br />

»Hervorragend übersetzt und<br />

ganz herrlich ausgestattet –<br />

so sollten Bücher aussehen.«<br />

Roger Willemsen<br />

336 Seiten,<br />

Leinenband mit Lesebändchen, im Schuber,<br />

CHF 48,90; ISBN 978-3-86648-120-6,<br />

www.mare.<strong>de</strong><br />

mare<br />

26 – books – November 2010 books – November 2010 – 27


Buchtipps<br />

Das Wörterbuch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lieben<strong>de</strong>n David Levithan<br />

Hast du gemerkt, dass ich mich im Internet-Profil zwei Jahre jünger gemacht<br />

habe? Welche Seligkeit, <strong>de</strong>n Küchentisch unter <strong>de</strong>n bestirnten<br />

Himmel zu stellen! Ob es eine gute I<strong>de</strong>e ist, zusammenzuziehen? Du<br />

wirst doch nicht etwa Doisneaus Kuss aufhängen! Ich will es nicht wissen,<br />

wenn du mir sagst, du hättest mir<br />

etwas zu sagen ...<br />

Ein Wörterbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Art: Je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Eintrag erzählt einen Schritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Annäherung,<br />

aber damit auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Verletzlichkeit.<br />

Literarisch raffiniert und romantisch<br />

fängt das Buch die fast alltäglichen Gefühlsstürme<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe ein: Momente <strong>de</strong>s<br />

Glücks, <strong>de</strong>s Genervtseins, <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwartungen<br />

und Ernüchterungen – und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gewissheit, dass Liebe nun mal flüchtig<br />

ist.<br />

211 seiten<br />

CHF 25.00<br />

Graf<br />

IsBN 978-3-862-20004-3<br />

Die Ndrangheta<br />

Gudrun Dietz<br />

Die Ndrangheta ist die Mafia Kalabriens. Aber mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mafia, wie man<br />

sie aus unzähligen Gangsterfilmen kennt, hat sie wenig gemein. Es gibt<br />

keinen grossen Paten, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Sagen hat, und sie legt keinen Wert auf<br />

<strong>de</strong>ka<strong>de</strong>nten Glanz. Die Ndrangheta ist einfach «nur» ein Zusammenschluss<br />

vieler kleiner Gruppen – eine Art<br />

kriminelle Interessengemeinschaft, von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> man annimmt, dass sie im Jahr bis<br />

zu 44 Milliar<strong>de</strong>n Euro umsetzt. Das Buch<br />

stellt diese Organisation vor und beschreibt,<br />

wie sie auch in Deutschland<br />

Fuss fassen konnte und seither ihren<br />

Einfluss stetig ausbaute. Die äusserst<br />

spannen<strong>de</strong> Geschichte einer lange Zeit<br />

unterschätzten kriminellen Organisation.<br />

304 seiten<br />

CHF 29.90<br />

Wiley VCH<br />

IsBN 978-3-52750-455-8<br />

28 – books – November 2010<br />

Thesen über die Existenz<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe Torben Guldberg<br />

Die Liebe ist die grösste Kraft – doch was genau ist sie? Die Suche nach<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Antwort aller Antworten treibt <strong>de</strong>n Erzähler durch fünf Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te,<br />

rund um die <strong>Welt</strong>. Er sammelt in Amsterdam, Berlin und New York Liebesgeschichten:<br />

lei<strong>de</strong>nschaftliche, zärtliche, zerstörerische, rebellische.<br />

Er versucht sogar, die Liebe mit einem<br />

gigantischen Fernrohr zu bün<strong>de</strong>ln – und<br />

macht mit seinem wahnwitzigen Experiment<br />

eine ganze Stadt <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n<br />

gleich. Die Liebe ist eben nicht fassbar,<br />

nicht ergründbar, nicht kontrollierbar.<br />

Sie ist ein allumfassen<strong>de</strong>s Gefühl, wie<br />

eine Vibration im <strong>Welt</strong>all. Ein Gefühl, von<br />

<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch nie aufhören wird zu<br />

erzählen.<br />

464 seiten<br />

CHF 34.90<br />

Fischer<br />

IsBN 978-3-10027-038-2<br />

Auge um Auge<br />

Ameneh Bahrami<br />

Die junge und hübsche Ameneh Bahrami besucht die Universität in Teheran,<br />

um Elektrotechnikerin zu wer<strong>de</strong>n. Ein Kommilitone verliebt sich in<br />

sie, bedrängt sie. Nach<strong>de</strong>m sie ihm klargemacht hat, dass seine Avancen<br />

sinnlos sind, schüttet er ihr Säure ins Gesicht. Die junge Frau erblin<strong>de</strong>t.<br />

Sie kämpft, um gegen ihren<br />

Peiniger jene Strafe zu erwirken, welche<br />

die Scharia vorsieht: Sie darf <strong>de</strong>m Mann<br />

ebenfalls Säure in die Augen träufeln –<br />

Auge um Auge. Die Strafe hat sie noch<br />

nicht vollzogen. Ihr Peiniger sitzt im<br />

Gefängnis und wartet darauf, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Urteilsspruch in die Tat umgesetzt wird.<br />

Die blin<strong>de</strong> Frau erzählt die Geschichte<br />

in ihren eigenen Worten, die sie auf Kassette<br />

gesprochen hat.<br />

256 seiten<br />

CHF 33.90<br />

mVG<br />

IsBN 978-3-86882-155-4<br />

Das Verhängnis<br />

Joy Fielding<br />

Suzy und Dave Bigelow sind vor kurzem nach Miami Beach gezogen,<br />

<strong>de</strong>nn Dave hat dort eine Stelle <strong>als</strong> Arzt in einer renommierten Klink bekommen.<br />

Doch statt eine glückliche Ehe zu führen, lei<strong><strong>de</strong>r</strong> Suzy darunter,<br />

dass sich ihr Mann zunehmend <strong>als</strong> Choleriker entpuppt. Eines Abend<br />

beschliesst sie, <strong><strong>de</strong>r</strong> heimischen Hölle<br />

für einen Moment zu entfliehen und<br />

in einer Bar einen Drink zu nehmen.<br />

Schnell zieht sie die Aufmerksamkeit<br />

von drei Männern auf sich – und wird<br />

unversehens zum Objekt einer Wette:<br />

Wer aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Männerrun<strong>de</strong> schafft<br />

es, Suzy noch am gleichen Abend zu<br />

verführen? Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Wette wird schnell<br />

eine Gratwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und schliesslich<br />

eine wahre Katastrophe.<br />

413 seiten<br />

CHF 27.90<br />

Goldmann<br />

IsBN 978-3-44231-205-4<br />

Spiral<br />

Paul McEuen<br />

<strong>Der</strong> Mikrobiologe Liam Connor besitzt einen Pilz, <strong><strong>de</strong>r</strong> je<strong>de</strong>n Menschen in<br />

eine tödliche Waffe verwan<strong>de</strong>ln kann – tausendmal schlimmer <strong>als</strong> je<strong>de</strong>s<br />

Virus! Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Pilz wächst in seinem Wirt, unbemerkt, bis es zu spät<br />

ist. Als man Connor grausam zugerichtet auffin<strong>de</strong>t, wird die Gefahr akut,<br />

<strong>de</strong>nn vom To<strong>de</strong>spilz fehlt je<strong>de</strong> Spur.<br />

Wer hat <strong>de</strong>n Pilz an sich gebracht?<br />

Und welche Ziele verfolgt diese Person?<br />

Will er <strong>de</strong>n Pilz freisetzen und<br />

die Menschheit vernichten? Für Liams<br />

Assistent Jake beginnt ein tödlicher<br />

Wettlauf gegen die Uhr, <strong>de</strong>nn er muss<br />

mit allen Mitteln verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

To<strong>de</strong>spilz auf die Menschheit losgelassen<br />

wird.<br />

Ein atemberauben<strong><strong>de</strong>r</strong> Thriller, <strong><strong>de</strong>r</strong> unter<br />

die Haut geht.<br />

400 seiten<br />

CHF 29.90<br />

scherz<br />

IsBN 978-3-50210-218-2<br />

Bullet Catcher<br />

Roxanne St. Claire<br />

Buchtipps<br />

Privat<strong>de</strong>tektivin Jasmine Adams kommt nach Miami Beach – aber nicht,<br />

um die Sonne zu geniessen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um ihre Zwillingsschwester Jessica<br />

zu suchen, die spurlos verschwun<strong>de</strong>n ist. Zwar hatte die Schwester einen<br />

Bodyguard engagiert, um sich vor <strong>de</strong>m Unbekannten zu schützen, <strong><strong>de</strong>r</strong> es<br />

auf sie abgesehen hatte. Doch es war<br />

zu spät. Alex Romero, <strong><strong>de</strong>r</strong> Bodyguard,<br />

bietet Jasmine seine Hilfe bei <strong>de</strong>m Fall<br />

an. Schnell merkt die Ermittlerin, dass<br />

sie ohne Romeros Fähigkeiten in höchster<br />

Gefahr schwebt. Und sie muss auch<br />

feststellen, dass er ihr alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>als</strong><br />

gleichgültig ist ... Mitreissend, erotisch<br />

und hochspannend. Wer Linda Howard<br />

und Sandra Brown liebt, wird begeistert<br />

sein.<br />

380 seiten<br />

CHF 16.90<br />

egmont<br />

IsBN 978-3-80258-348-3<br />

Sieh mir beim Sterben zu<br />

P. J. Tracy<br />

Ist es nur eine makabere Inszenierung o<strong><strong>de</strong>r</strong> wird die Braut tatsächlich vor<br />

laufen<strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera ertränkt? <strong>Der</strong> Mord ist echt. Das merken Leo Magozzi<br />

und Gino Rolseth, <strong>als</strong> sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Minnesota Police zum Tatort gerufen<br />

wer<strong>de</strong>n. Doch die Braut ist keine Braut, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> Brautklei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

trägt. Leo und Gino sind ebenso<br />

ratlos wie das FBI. Deshalb holen<br />

sie die Monkeewrench-Crew ins Boot<br />

– und diese ent<strong>de</strong>ckt in <strong>de</strong>n Tiefen <strong>de</strong>s<br />

Internets Abgrün<strong>de</strong>, wie sie tiefer kaum<br />

sein können. Das Filmchen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> ertränkten<br />

Braut ist nämlich nur eines von<br />

vielen ...<br />

Einmal mehr hat das Autorenteam von<br />

Mutter und Tochter unter <strong>de</strong>m Pseudonym<br />

P. J. Tracy einen packen<strong>de</strong>n Thriller<br />

geschaffen.<br />

383 seiten<br />

CHF 33.90<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>lich<br />

IsBN 978-3-80520-859-8<br />

books – November 2010 – 29


Orell Füssli<br />

Ein Päckli von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mütterhilfe<br />

Beim Kramhof steht auch in diesem Dezember wie<strong><strong>de</strong>r</strong> das päckli-Zelt, in <strong>de</strong>m<br />

gekaufte Bücher gratis <strong>als</strong> Geschenk eingepackt wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig sammelt<br />

Orell Füssli spen<strong>de</strong>n für eine gemeinnützige Organisation – dieses Jahr für die<br />

mütterhilfe.<br />

Bei Orell Füssli können sich Kundinnen<br />

und Kun<strong>de</strong>n die gekauften Bücher <strong>als</strong><br />

Geschenk einpacken lassen – kostenlos.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s vor Weihnachten fin<strong>de</strong>t dieser<br />

Service einen so regen Anklang, dass die<br />

Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Kramhof seit einigen<br />

Jahren in ein Päckli-Zelt im Innenhof<br />

ausweichen müssen, um die rund 20’000<br />

Geschenkverpackungen zu bewältigen. Seit<br />

drei Jahren sucht sich Orell Füssli für das<br />

Päckli-Zelt jeweils einen gemeinnützigen<br />

Partner. Dieses Jahr beteiligt sich die Stiftung<br />

Mütterhilfe an <strong><strong>de</strong>r</strong> Aktion. Das be<strong>de</strong>utet:<br />

Die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> flinken Hän<strong>de</strong>, die<br />

vom 4. bis zum 24. Dezember Bücher einwickeln,<br />

Pakete schnüren und mit Schleifchen<br />

versehen, gehört <strong>de</strong>n Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />

von Orell Füssli, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Hälfte Freiwilligen<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mütterhilfe. Sie opfern einen<br />

Teil ihrer Freizeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorweihnachtszeit.<br />

Als Gegenleistung stehen in allen Filialen<br />

von Orell Füssli Kässeli für Spen<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n. «Wir sind eine<br />

kleine Organisation und froh um je<strong>de</strong>n<br />

Spen<strong>de</strong>nfranken», sagt Urs Schäfer von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mütterhilfe, «aber ebenso wertvoll ist<br />

es für uns, dass wir unsere Arbeit einem<br />

grossen Publikum vorstellen dürfen.» Auf<br />

die Frage, ob die Freiwilligen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mütter-<br />

hilfe schon geübt hätten, meint Urs Schäfer<br />

lachend: «Orell Füssli organisiert noch<br />

einen Nachmittag, an <strong>de</strong>m wir über alles<br />

informiert wer<strong>de</strong>n und bereits etwas üben<br />

können.»<br />

Die mütterhilfe<br />

Ein Paar ist mit seinem Baby überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t?<br />

Eine Frau wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwangerschaft von ihrem<br />

Partner verlassen? Seit 1932 unterstützt<br />

die Mütterhilfe Mütter, Väter und Paare in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ganzen Deutschschweiz. Die konfessionell<br />

und politisch unabhängige Stiftung bietet mit<br />

elf Mitarbeiten<strong>de</strong>n Sozialberatungen, Elternschaftstherapien,<br />

Familieneinsätze, Weiterbildungen<br />

und materielle Hilfe für Eltern – von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schwangerschaft bis zum Zeitpunkt, wenn ihr<br />

jüngstes Kind drei Jahre alt ist. <strong>Der</strong> grösste Teil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mittel stammt aus Spen<strong>de</strong>n und Legaten,<br />

Subventionen bezieht die Mütterhilfe nicht.<br />

14’000 Franken für Pakistan<br />

bgy. Im Januar spen<strong>de</strong>ten Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n von Orell Füssli mit Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Buchhandlung für <strong>de</strong>n Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufbau in Haiti; in diesem Sommer veranlasste uns eine weitere<br />

Katastrophe, erneut zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizer Glückskette zu sammeln – diesmal für die<br />

Flutopfer in Pakistan. Und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> liessen unsere Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n die Sammelboxen<br />

bei <strong>de</strong>n Kassen aller Filialen von Orell Füssli nicht leer. Ihre grosszügigen Spen<strong>de</strong>n stockte<br />

Orell Füssli auch dieses Mal um 20 Prozent auf. Auf diese Weise kamen insgesamt 14’000<br />

Franken zusammen, die wir <strong><strong>de</strong>r</strong> Glückskette für ihre Hilfe in Pakistan überweisen konnten.<br />

Alle Notizen von Benjamin Gygax<br />

Vom Lesezirkel<br />

zum booksblog<br />

Je<strong>de</strong> und je<strong><strong>de</strong>r</strong> liest in <strong><strong>de</strong>r</strong> regel für<br />

sich selbst. Doch Bücher waren schon<br />

immer auch eine soziale sache. <strong>Der</strong><br />

neue booksblog öffnet diesbezüglich<br />

eine neue Dimension.<br />

Ob Autorenlesung, Lesen zu zweit o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Diskussion im Lesezirkel: Das gemeinsame<br />

Erleben von Büchern ist so alt wie das Buch<br />

selbst. Schon immer prägten Bücher auch<br />

das soziale Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Lesen<strong>de</strong>n, die sich<br />

über ihre Literatur austauschten. In <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren haben Bücher dank neuer<br />

Medien eine zusätzliche Form erhalten. E-<br />

Books kann man dank ihrer immateriellen<br />

Form schneller besorgen und mit E-Book-<br />

Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>n überallhin mitnehmen. Grenzenlos<br />

ist auch das Diskutieren über Bücher<br />

gewor<strong>de</strong>n, seit das nicht mehr nur im Lesezirkel,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch auf Blogs möglich<br />

ist. Soziale Netzwerke im Web erlauben<br />

uns, mit Gleichgesinnten auf <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen<br />

<strong>Welt</strong> zu fachsimpeln. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Seite<br />

booksblog.ch fin<strong>de</strong>n Sie Vi<strong>de</strong>os mit Buchpräsentationen<br />

und Autoreninterviews,<br />

Lese-Empfehlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> booksblog-Redaktion<br />

und einen Link zu Facebook, wo sich<br />

Nutzerinnen und Nutzer von booksblog.ch<br />

über ihre Lektüre austauschen können.<br />

Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> vergriffen …<br />

bgy. Sie erhalten einen Lesetipp o<strong><strong>de</strong>r</strong> fin<strong>de</strong>n<br />

einen Verweis auf ein Buch, das Sie interessieren<br />

wür<strong>de</strong> – doch dieses ist vergriffen.<br />

Jetzt müssen Sie nicht mehr endlos in<br />

<strong>de</strong>n Weiten <strong>de</strong>s Internets fischen, um das<br />

gewünschte Buch zu fin<strong>de</strong>n. Das Kun<strong>de</strong>nservicecenter<br />

von Orell Füssli nimmt jetzt<br />

auch antiquarische Bestellungen entgegen.<br />

Sie erreichen das Servicecenter von Montag<br />

bis Freitag zwischen 9 und 18.30 Uhr sowie<br />

am Samstag von 8.30 bis 17.00 Uhr – auf<br />

folgen<strong>de</strong>n Wegen: Telefon 0848 849 848,<br />

Fax 044 455 56 20, or<strong><strong>de</strong>r</strong>s@books.ch o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

schriftlich an:<br />

Orell Füssli Buchhandlungs AG<br />

Kun<strong>de</strong>nservicecenter<br />

Dietzingerstrasse 3<br />

Postfach<br />

8036 Zürich<br />

Fortsetzung folgt –<br />

auf booksblog.ch !<br />

milena moser, sybille Berg, pedro Lenz, Charles Lewinsky und Katja Alves schreiben<br />

für Orell Füssli eine weihnachtliche Fortsetzungsgeschichte, die exklusiv<br />

auf booksblog.ch zu lesen sein wird.<br />

«Keine vier Wochen mehr bis Weihnachten,<br />

dachte Clara, und alle drehen durch.»<br />

Mit diesem Satz eröffnet Milena Moser<br />

die Fortsetzungsgeschichte, die sie mit ihren<br />

Kolleginnen und Kollegen Sybille Berg,<br />

Pedro Lenz, Charles Lewinsky und Katja<br />

Alves exklusiv für Orell Füssli schreibt.<br />

Wie Recht die Buchhändlerin Clara mit<br />

ihrer Einschätzung hat, erfahren wir schon<br />

wenige Zeilen später, <strong>als</strong> ein Kun<strong>de</strong> durchdreht:<br />

«Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann mit <strong>de</strong>m zu grossen<br />

Mantel. Er trat zwischen <strong>de</strong>n Regalen<br />

hervor und breitete die Arme aus.» Was<br />

danach geschieht, können Sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />

Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Fortsetzungsgeschichte ab Sonntag,<br />

<strong>de</strong>m 28. November 2010, auf books-<br />

blog.ch lesen. Wie es weiter geht, wissen<br />

nicht einmal die Autorinnen und Autoren<br />

selber.<br />

Orell Füssli ist Schweizer Schriftstellerinnen<br />

und Schriftstellern beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s verbun<strong>de</strong>n<br />

und hat <strong>de</strong>shalb fünf <strong><strong>de</strong>r</strong> prominentesten<br />

gebeten, für die Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n<br />

eine exklusive Geschichte zu verfassen. Die<br />

Spielregeln sind <strong>de</strong>nkbar einfach: Die Beteiligten<br />

schreiben abwechselnd eine kurze<br />

Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte, alle kommen zweimal<br />

zum Zug. Dabei haben sie eine Carte<br />

Blanche. <strong>Der</strong> nachfolgen<strong>de</strong>n Person geben<br />

sie ein einzelnes Wort mit, das in <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten<br />

Folge vorkommen muss. Je<strong>de</strong> Woche<br />

Orell Füssli<br />

wird eine Folge publiziert – wir wissen <strong>als</strong>o<br />

En<strong>de</strong> Januar 2011, wie die Geschichte ausgeht.<br />

So einfach die Regeln, so schwierig<br />

die Aufgabe!<br />

Hoffentlich verfolgen Sie mit gleich viel<br />

Genuss wie wir, wie diese Geschichte entsteht<br />

und wie sich das Schicksal von Clara<br />

entwickelt. Wenn Sie dabei auch noch<br />

unseren neuen booksblog schätzen lernen,<br />

dann ist das für uns wie Weihnachten und<br />

Neujahr zugleich.<br />

booksblog.ch – das interaktive<br />

portal von Orell Füssli<br />

booksblog.ch ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Blog von Orell Füssli<br />

– und ein hochaktuelles, von <strong>de</strong>n Leserinnen<br />

und Lesern mitgestaltetes Online-Büchermagazin.<br />

Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Website fin<strong>de</strong>n Sie<br />

aktuelle Rezensionen, süffige Kommentare<br />

und persönliche Empfehlungen, dazu viele<br />

Vi<strong>de</strong>os rund ums Buch.<br />

30 – books – November 2010 books – November 2010 – 31


Fantastisch! Fantastisch!<br />

ein junger mitarbeiter von Orell Füssli<br />

präsentiert Neuerscheinungen und<br />

Geheimtipps aus <strong>de</strong>m Fantasy-Genre:<br />

Bücher für alle, die sich gern in frem<strong>de</strong><br />

<strong>Welt</strong>en entführen lassen.<br />

Aufzeichnung: Marius Leutenegger<br />

«Heute stellen wir in dieser Rubrik für einmal<br />

etwas härtere Sachen vor – keine Geschichten<br />

über verliebte Vampire o<strong><strong>de</strong>r</strong> unglückliche<br />

Engel, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Bücher, die eine schöne Endzeit-Stimmung<br />

verbreiten. ‚Die stadt & die<br />

stadt’ von China miéville ist ein Krimi, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

in einer osteuropäisch angehauchten Stadt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft spielt. Die Atmosphäre erinnert<br />

ungefähr an jene im Film ,The Bla<strong>de</strong> Runner’.<br />

Auch wenn dieses Buch im Scienceficition-Regal<br />

zu fin<strong>de</strong>n ist, han<strong>de</strong>lt es sich<br />

nicht um eine so genannte ’Space Opera’,<br />

man muss nicht mit Raumschiffen rechnen;<br />

die beschriebene <strong>Welt</strong> ist nicht viel an<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>als</strong><br />

unsere. Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Handlung sind zwei Städte,<br />

die ineinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verwachsen, aber trotz<strong>de</strong>m<br />

streng getrennt sind. Ich fühlte mich zuerst<br />

an Berlin zur Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mauer erinnert, aber<br />

hier gibt es keine Mauer; die Bewohner <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bei<strong>de</strong>n Städte sind einfach darauf erzogen<br />

wor<strong>de</strong>n, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu ignorieren. Es darf<br />

zwar niemand die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Stadt betreten, aber<br />

es kommt <strong>de</strong>nnoch zu Begegnungen. Die<br />

Hauptfigur <strong>de</strong>s Romans zum Beispiel, Kommissar<br />

Borlú, wohnt an <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenze zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Städten und sieht die Menschen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stadt im Zug vorbeifahren, er<br />

muss sie aber ignorieren – es gibt sie sozusagen<br />

nicht.<br />

Dann wird in einem Skaterpark in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe<br />

<strong>de</strong>s Rotlichtviertels die Leiche einer schönen<br />

jungen Frau gefun<strong>de</strong>n. Kommissar Borlú<br />

fin<strong>de</strong>t schnell heraus, dass die Frau aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stadt stammt. Nun hat er ein echtes<br />

Problem: Darf er überhaupt ermitteln, da<br />

er die Leiche ja gar nicht wahrnehmen darf?<br />

Offenbar wur<strong>de</strong> die Frau an einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Stelle getötet und beim Skaterpark abgelegt.<br />

Borlú tappt im Dunkeln. Doch eines Tages<br />

erhält er einen Anruf aus <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stadt.<br />

<strong>Der</strong> geheimnisvolle Anrufer will Borlú auf<br />

die richtige Fährte stossen, weil er befürchtet,<br />

selber ein Opfer <strong>de</strong>s Mör<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Fährte führt Borlú zu <strong>de</strong>n ‚Radikalen’:<br />

zu Menschen, die über die Grenze gehen und<br />

Kontakte mit Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stadt<br />

pflegen ...<br />

Faszinierend an diesem Buch fin<strong>de</strong> ich die<br />

Atmosphäre. <strong>Der</strong> englische Erfolgs-Autor<br />

China Miéville hat sich auf eine Mischung<br />

aus Fantasy, Science-fiction und Horror<br />

spezialisiert. Sein Stil wirkt etwas melancholisch,<br />

aber es zieht einen schnell in <strong>de</strong>n<br />

Roman hinein. Es gibt keine überflüssige Parallelhandlung,<br />

es wird nicht lange um <strong>de</strong>n<br />

heissen Brei herum gere<strong>de</strong>t – im Unterschied<br />

zu vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Krimis, die eher ins Romanartige<br />

hineingehen und bei <strong>de</strong>nen zum<br />

Beispiel das Privatleben <strong>de</strong>s Kommissars ausführlich<br />

beschrieben wird. Hier gibt es keine<br />

Ablenkung, Miévielle verliert sich nicht in<br />

Kleinigkeiten. <strong>Der</strong> Ablauf ist simpel, aber attraktiv<br />

– ich wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>nfalls sofort von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschichte in Bann geschlagen. Ich <strong>de</strong>nke<br />

aber, dieses Buch eignet sich eher für ältere<br />

Amos König<br />

Amos König, 18, arbeitet im dritten Lehrjahr in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Kramhof Zürich. Er wuchs in Zürich<br />

auf und lebt jetzt in Adliswil. «Meine Mutter<br />

ist Buchhändlerin bei Orell Füssli in Luzern»,<br />

erzählt er, «<strong>de</strong>shalb waren Bücher bei uns daheim<br />

ein Dauerthema.» Erst habe er vor allem<br />

historische Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>romane gelesen, nachher<br />

sei er durch die unvermeidliche Harry-Potter-<br />

Phase gegangen. «Danach war für eine gewisse<br />

Zeit Schluss mit Fantasy – bis mir meine<br />

Mutter einen Roman von Raymond Feist<br />

brachte. Da hat es mich gepackt; seither habe<br />

ich 24 Feist-Romane gelesen.» Ihm gefallen<br />

an Fantasy-Büchern vor allem die mittelalterliche<br />

Atmosphäre und die Tatsache, dass die<br />

Autorinnen und Autoren eine ganze <strong>Welt</strong> nach<br />

ihrem Gusto gestalten können. «Es gibt keinen<br />

vorgegebenen Rahmen – <strong><strong>de</strong>r</strong> Fantasie sind<br />

keine Grenzen gesetzt!»<br />

Jugendliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> für junge Erwachsene – und<br />

eher für Männer <strong>als</strong> für Frauen (das klingt<br />

etwas klischiert)<br />

Das zweite Buch, das ich empfehle, ist zwar<br />

etwas älter, hat aber soeben wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an Aktualität<br />

gewonnen: <strong>Der</strong> Schweizer Hollywood-<br />

Regisseur Marc Foster hat bekannt gegeben,<br />

dass er es mit Brad Pitt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrolle bis<br />

2012 verfilmt. Es han<strong>de</strong>lt sich um ‚Operation<br />

Zombie’ – <strong>de</strong>n englischen Originaltitel<br />

«World War Z: An Oral History of the Zombie<br />

War» fin<strong>de</strong> ich aber viel besser. Autor<br />

ist max Brooks, Sohn <strong>de</strong>s Regisseurs Mel<br />

Brooks und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schauspielerin Anne Bancroft.<br />

Das Buch erzählt von <strong><strong>de</strong>r</strong> grossen Zombiekatastrophe,<br />

wie sie in vielen Filmen dargestellt<br />

wird: Die Untoten erobern die Er<strong>de</strong><br />

und drängen die Menschheit an <strong>de</strong>n Rand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vernichtung. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen <strong>Welt</strong> bricht das<br />

Chaos aus. Nur an wenigen Orten überleben<br />

die Menschen. Sie organisieren <strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand<br />

und erobern Gebiet um Gebiet von <strong>de</strong>n<br />

Zombies zurück. Am En<strong>de</strong> hausen nur noch<br />

wenige Zombies in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pariser Kanalisation,<br />

ansonsten ist die Er<strong>de</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zombiefrei. Ein<br />

Reporter macht sich nun auf <strong>de</strong>n Weg und<br />

interviewt überall Überleben<strong>de</strong>. Das Buch ist<br />

eine Ansammlung fiktiver Reportagen und<br />

zahlreicher Episo<strong>de</strong>n vom Krieg gegen die<br />

Zombies. Man erfährt, wie die versprengte<br />

Menschheit in <strong>de</strong>n USA viele kleine Staaten<br />

grün<strong>de</strong>te, wie Kuba zur Grossmacht aufstieg,<br />

weil die Insel eine zombiefreie Zone war, wie<br />

in Indien ein Pass gesprengt wur<strong>de</strong>, um die<br />

Zombies fernzuhalten – und wie dreckig die<br />

Menschen miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> umgingen, um nicht<br />

unterzugehen. Wie man aus dieser Vielfalt<br />

einen zusammenhängen<strong>de</strong>n Film macht, ist<br />

mir zwar schleierhaft, aber ich bin natürlich<br />

gespannt, was Marc Forster mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage<br />

anfangen wird.<br />

Mit hat am Buch vor allem die unterschwellige<br />

Selbstironie gefallen. Die Zombiewelt<br />

wird ad absurdum geführt. Alles ist extrem<br />

überzogen, abstrus und skurril, <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor<br />

versucht gar nicht erst, realistisch zu klingen.<br />

Natürlich verzichtet er nicht auf die splattermässige<br />

Brutalität, die zu je<strong>de</strong>m Zombie-<br />

Werk gehört, <strong>de</strong>shalb ist das Buch eher etwas<br />

für Leute mit starken Nerven. Mir gefällt<br />

auch das Episo<strong>de</strong>nhafte; so kann man immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mal ein Stückchen lesen und das Buch<br />

dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> weglegen. Für mich ist ‚Operation<br />

Zombie’ die i<strong>de</strong>ale Zugsfahrt- und Pausenliteratur.<br />

Nun noch schnell zwei Kurz-Tipps. Meine<br />

Begeisterung für Fantasy-Romane wur<strong>de</strong><br />

ausgelöst, <strong>als</strong> ich ein Buch von raymond<br />

Feist in die Finger bekam. Er schreibt klassische<br />

Fantasy in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachfolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Genre-Pioniere<br />

J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis. Feists<br />

<strong>Welt</strong> heisst Midkemia. Kennenlernen kann<br />

man sie am besten mit <strong>de</strong>m Roman ‚Die Brücke’.<br />

Er han<strong>de</strong>lt vom Krieg zwischen zwei<br />

völlig verschie<strong>de</strong>nen Kulturen. Zwei verloren<br />

gegangene Einheiten – von je<strong><strong>de</strong>r</strong> Kultur eine<br />

– müssen sich zusammentun, um sich gegen<br />

eine Bedrohung zu schützen. Es kommt zu einem<br />

eigentlichen Kulturcrash; auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einen<br />

Seite steht eine mittelalterlich angehauchte<br />

Fantasy-Kultur im Stile von «<strong>Der</strong> Herr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ringe», auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ein Volk, das an die<br />

Japaner und Azteken erinnert. ‚Die Brücke’<br />

ist ein i<strong>de</strong>ales Einstiegsbuch für alle, die he-<br />

rausfin<strong>de</strong>n möchten, ob ihnen <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor zusagt.<br />

Nicht weniger gelungen fin<strong>de</strong> ich ‚Das elfenportal’<br />

von Herbie Brennan. Hauptfigur<br />

ist <strong><strong>de</strong>r</strong> 13-jährige Henry, <strong><strong>de</strong>r</strong> im heutigen<br />

England lebt. Er fin<strong>de</strong>t einen Elfenprinzen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> einem <strong>de</strong>likaten Geheimnis auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Spur<br />

ist und sich <strong>de</strong>shalb in unsere <strong>Welt</strong> geflüchtet<br />

hat. Henry hilft <strong>de</strong>m Prinzen, in seine <strong>Welt</strong><br />

zurückzukehren. Er ist kein auserwählter<br />

Bube, kein Harry Potter, er hat eine Familie<br />

und typische Probleme damit – und muss jetzt<br />

nebenher und rein zufällig noch ein Fantasy-<br />

Reich retten. Ich habe schnell <strong>de</strong>n Zugang<br />

zu diesem Buch gefun<strong>de</strong>n, die Geschichte ist<br />

nicht überkompliziert, aber sehr humorvoll.<br />

Interessant wird sie durch die Schnittstelle<br />

zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> realen und <strong><strong>de</strong>r</strong> fantastischen<br />

<strong>Welt</strong>. Erzählt wird sie aus Sicht <strong>de</strong>s Buben<br />

– daher ist dieses Buch auch für ein jüngeres<br />

Publikum durchaus empfehlenswert!»<br />

Die stadt & die stadt<br />

Lauren Kate<br />

427 seiten<br />

CHF 15.90<br />

Lübbe<br />

Operation Zombie<br />

Max Brooks<br />

448 seiten<br />

CHF 17.90<br />

Goldmann<br />

Das elfenportal<br />

Herbie Brennan<br />

355 seiten<br />

CHF 16.90<br />

dtv<br />

32 – books – November 2010 books – November 2010 – 33<br />

Die Brücke<br />

Raymond Feist<br />

447 seiten<br />

CHF 18.90<br />

Blanvalet


Fantastisch!<br />

Junge mitarbeiten<strong>de</strong> von Orell Füssli geben weitere Tipps:<br />

Janine Dübendorfer, 17, arbeitet im zweiten<br />

Lehrjahr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Zürich-Bellevue. Sie<br />

lebt in Zürich und liest regelmässig Fantasy-<br />

Bücher, weil «mir erfun<strong>de</strong>ne <strong>Welt</strong>en und Geschöpfe<br />

Abwechslung zum Alltag bieten». Ihr<br />

Tipp: «Flüstern<strong>de</strong>s Gold» von Carrie Jones.<br />

«Als Zara ins kalte, verschneite Maine zu<br />

ihrer Grossmutter zieht, verliebt sie sich augenblicklich<br />

in Nick. Nur wird ihr schnell klar,<br />

dass hier nicht alle die sind, die sie zu sein<br />

scheinen. Denn zusammen mit ihren neu gewonnenen<br />

Freun<strong>de</strong>n stösst Zara auf ein übernatürliches<br />

und unheimliches Geheimnis, das<br />

ein ganz neues Licht auf ihr bisheriges Leben<br />

wirft ... Dieses Buch hat mich mit seinem flüstern<strong>de</strong>n<br />

Frohlocken <strong><strong>de</strong>r</strong>art verführt, dass ich<br />

es nur so verschlungen habe.»<br />

Flüstern<strong>de</strong>s Gold<br />

Carrie Jones<br />

350 seiten<br />

CHF 27.90<br />

Bertelsmann<br />

34 – books – November 2010<br />

Katharina Iten, 23, arbeitet am Kun<strong>de</strong>ndienst<br />

bei Orell Füssli Kramhof an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zürcher Bahnhofstrasse.<br />

Sie lebt in Dübendorf. Fantasy-<br />

Bücher liebt sie, weil «die Geschichten in einer<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Welt</strong> spielen, aber meistens sehr realistisch<br />

klingen – und weil sie fast immer ein<br />

Happyend haben». Ihr Tipp: «Die Tribute von<br />

panem» von suzanne Collins. «Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Trilogie<br />

‘Die Tribute von Panem’ ist <strong><strong>de</strong>r</strong> US-amerikanischen<br />

Autorin ein echtes Highlight gelungen.<br />

Die Geschichte: Nach einem zerstörerischen<br />

Krieg gibt es die USA nicht mehr. Geblieben<br />

sind 12 Distrikte, die vom Kapitol unterdrückt<br />

und ausgebeutet wer<strong>de</strong>n. Alle Jahre gipfelt diese<br />

Unterdrückung in einer öffentlichen Darbietung,<br />

welche Hungerspiele genannt wird. Aus<br />

je<strong>de</strong>m Distrikt wer<strong>de</strong>n zwei Personen ausgelost<br />

und <strong>als</strong> so genannte Tribute in eine Arena<br />

geschickt. Um ihre kleine Schwester vor diesem<br />

grausamen Schicksal zu bewahren, mel<strong>de</strong>t<br />

sich Katniss freiwillig ... Die ersten bei<strong>de</strong>n<br />

Bän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Trilogie haben meine Erwartungen<br />

bei weitem übertroffen, schon lange habe ich<br />

keine Bücher mehr gelesen, die so voller Spannung,<br />

Hoffnung, Trauer und Liebe sind. Ich lege<br />

diese Reihe allen ans Herz. Und noch eine gute<br />

Nachricht für alle, die schon von ‚Panem’ infiziert<br />

sind: Bald hat unser Lei<strong>de</strong>n ein En<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

dritte Band erscheint im März 2011!»<br />

Die Tribute von panem.<br />

Tödliche spiele.<br />

Suzanne Collins<br />

414 seiten<br />

CHF 29.90<br />

Oetinger<br />

Tim Lenny George, 16, pen<strong>de</strong>lt täglich von<br />

Bern nach Zürich, wo er bei Orell Füssli das<br />

erste Jahr seiner Buchhändler-Lehre absolviert.<br />

An Fantasy-Romanen liebt er, dass «sie<br />

mich in eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Welt</strong> eintauchen lassen,<br />

aber trotz<strong>de</strong>m einen Bezug zur Wirklichkeit<br />

haben – <strong>de</strong>nn sie vermitteln einem viele Lebensweisheiten».<br />

Sein Tipp: «reckless» von<br />

Cornelia Funke. «Bereits seit Jahren besucht<br />

Jacob Reckless die <strong>Welt</strong> hinter <strong>de</strong>m<br />

<strong>Spiegel</strong> – und bis jetzt hat er sie vor seinem<br />

kleinen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Will immer geheim halten<br />

können. Doch dieses Mal folgt ihm Will in das<br />

geheimnisvolle Reich. Dort wird er prompt<br />

von einem Goyl, einem Steinmenschen, gebissen.<br />

Von da an ist seine Haut von Ja<strong>de</strong><br />

durchzogen, sein Fleisch wird zu Stein. Eine<br />

furiose und märchenhafte Hetzjagd nach einem<br />

Heilmittel für Will beginnt. Wird Jacob<br />

es schaffen, seinen kleinen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> vor <strong>de</strong>m<br />

‘Steinernen Fleisch’ zu retten? Ein spannen<strong>de</strong>s<br />

und liebvoll illustriertes All-Age Fantasy-<br />

Werk von Cornelia Funke – das sollte man<br />

gelesen haben!»<br />

reckless<br />

Cornelia Funke<br />

346 seiten<br />

CHF 33.90<br />

egmont<br />

Hasret<br />

Roger Kappeler<br />

Dies ist die bewegen<strong>de</strong> Liebesgeschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> zauberhaften Hasret. Sie<br />

wird <strong>als</strong> Baby adoptiert; das arabische Waisenkind wächst wohlbehütet<br />

in einer gutbürgerlichen Familie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz auf. Sie lebt ein ganz normales<br />

Leben, wie an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mädchen in ihrem Alter eben auch. Doch dann<br />

stellt die grosse Liebe ihr Leben auf <strong>de</strong>n<br />

Kopf. Das bildhübsche Mädchen begibt<br />

sich mit knapp zwanzig Jahren auf eine<br />

Odyssee, die sie rund um <strong>de</strong>n Globus<br />

<strong>Welt</strong>. Und es zeigt sich: Es gibt da auch<br />

noch ein dunkles Geheimnis um ihre<br />

wahren Familienverhältnisse.<br />

Die schier unglaubliche und bewegen<strong>de</strong><br />

Lebensgeschichte eines arabischen<br />

Waisenkinds auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach sich<br />

selbst und ihren Wurzeln.<br />

138 seiten<br />

CHF 14.90<br />

Wagner<br />

IsBN 978-3-86683-765-2<br />

Böse Dinge geschehen<br />

Harry Dolan<br />

David Loogan ist Redaktor bei einem amerikanischen Krimi-Magazin.<br />

Wie passend, dass eines Tages sein Boss und Freund Tom mit einer<br />

höchst ungewöhnlichen Bitte an ihn herantritt: Loogan soll Tom helfen,<br />

eine Leiche zu vergraben – ein Gefallen unter Freun<strong>de</strong>n, sozusagen. Loogan<br />

willigt ein, doch ehe er sich versieht,<br />

ist auch sein Boss tot! Im beschaulichen<br />

Ann Arbor scheinen wirklich seltsame<br />

Dinge vorzugehen, <strong>de</strong>nn die Leichen<br />

häufen sich: Ein Kollege von Loogan<br />

nach <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en segnet das Zeitliche.<br />

Klar, dass David sich auf eigene Faust<br />

an <strong>de</strong>n Ermittlungen beteiligt, auch<br />

wenn das <strong><strong>de</strong>r</strong> zuständigen Ermittlerin<br />

ganz und gar nicht in <strong>de</strong>n Kram passt.<br />

416 seiten<br />

CHF 23.90<br />

Wiley dtv<br />

IsBN 978-3-42324-812-9<br />

Buchtipps<br />

Starchild Terry II: Melinda<br />

Roger Kappeler<br />

Starchild Terry und seine verrückte Rasselban<strong>de</strong> sind zurück! Und wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

bestreiten sie gemeinsam fantastische, noch nie dagewesene Abenteuer.<br />

Diesmal geht es um Melinda, die auf eine dramatische und witzige Reise<br />

vom sogenannten Jenseits in ihre neue Inkarnation geht. Leben und Tod<br />

sind im En<strong>de</strong>ffekt eben nur zwei Seiten<br />

von einer und <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Medaille.<br />

Doch Melindas Leben auf «dieser» Seite<br />

verläuft we<strong><strong>de</strong>r</strong> son<strong><strong>de</strong>r</strong>lich normal noch<br />

ausgemacht langweilig. Sie übernachtet<br />

in gera<strong>de</strong> entstehen<strong>de</strong>n Kornkreisen,<br />

erlebt das scheinbare En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> mit<br />

und reist durchs <strong>Welt</strong>all in die Heimat<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Sternenkin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Langeweile? Fehlanzeige!<br />

141 seiten<br />

CHF ???<br />

Wagner<br />

IsBN 978-3-86683-800-0<br />

Die Unperfekten<br />

Tom Rachman<br />

Was passiert, wenn ein Zeitungserbe seinem Basset mehr Aufmerksamkeit<br />

widmet <strong>als</strong> <strong>de</strong>m Schicksal seines Blattes? Was wird aus Ruby, die<br />

noch immer auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach <strong>de</strong>m Mann fürs Leben ist? O<strong><strong>de</strong>r</strong> aus<br />

Ed, <strong><strong>de</strong>r</strong> gefeuert wird uns sich dafür an <strong><strong>de</strong>r</strong> zuständigen Sachbearbeiterin<br />

rächt? O<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Chefredaktorin<br />

Kathleen, die mit einem Weichei<br />

verheiratet ist und einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en liebt?<br />

O<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>m einsamen Lloyd, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus<br />

purer Not eine Story erfin<strong>de</strong>t und dabei<br />

erwischt wird?<br />

Rachman erschafft einen hintergründigen,<br />

komisch-ernsten Gesellschaftsroman,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht nur die spannen<strong>de</strong> Geschichte<br />

über eine Tageszeitung in Rom<br />

erzählt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch ein Panoptikum<br />

unserer Zeit ist.<br />

394 seiten<br />

CHF 23.90<br />

Wiley dtv<br />

IsBN 978-3-42324-821-1<br />

books – November 2010 – 35


Kaffeepause<br />

2 Frauen<br />

und<br />

3 Bücher ruht<br />

Was machen zwei Buchhändlerinnen<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kaffeepause? sie trinken Kaffee<br />

– und plau<strong><strong>de</strong>r</strong>n über Bücher. books hat<br />

sich im «starbucks» <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Kramhof<br />

zu <strong>de</strong>n Orell-Füssli-mitarbeiterinnen<br />

patrizia melaugh und Irene Döös<br />

gesetzt.<br />

Aufzeichnung: Marius Leutenegger<br />

books: Das erste Buch hat Patrizia in unsere<br />

Diskussionsrun<strong>de</strong> eingebracht: «Das amerikanische<br />

Hospital» von Michael Kleeberg.<br />

Worum geht’s?<br />

patrizia melaugh (p.m.): Die Geschichte<br />

spielt in Paris. Eine junge Frau betritt das<br />

amerikanische Hospital, um sich einer Behandlung<br />

für eine künstliche Befruchtung<br />

zu unterziehen. Im Eingangsbereich <strong>de</strong>s<br />

Hospit<strong>als</strong> bricht vor ihren Füssen ein Mann<br />

zusammen. Er erweist sich <strong>als</strong> amerikanischer<br />

Soldat, <strong><strong>de</strong>r</strong> im ersten Irakkrieg kämpfte<br />

und davon schwer traumatisiert ist.<br />

Die bei<strong>de</strong>n begegnen einan<strong><strong>de</strong>r</strong> fortan immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> im Spital; die Frau geht dorthin we-<br />

gen <strong><strong>de</strong>r</strong> künstlichen Befruchtung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann,<br />

weil er wegen seines Traumas behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n entwi-<br />

ckelt sich eine Freundschaft. Spannend fin<strong>de</strong><br />

ich, dass das Buch zwei ganz gegensätzliche<br />

Themen behan<strong>de</strong>lt: einerseits die künstliche<br />

Befruchtung, die für das Leben steht, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />

<strong>de</strong>n Krieg und <strong>de</strong>n Tod. In gewis-<br />

sem Sinne steht die Frau aber auch im<br />

Krieg – mit ihrem eigenen Körper. Die aufwändigen<br />

und zeitrauben<strong>de</strong>nBehandlungen<br />

wer<strong>de</strong>n zu ihrem ganzen Lebensinhalt. <strong>Der</strong><br />

Soldat seinerseits berichtet über seine Erlebnisse,<br />

und da wer<strong>de</strong>n einem Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> vermittelt,<br />

die lange hängen bleiben.<br />

books: Entwickelt sich zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Protagonisten <strong>de</strong>nn auch eine Liebesgeschichte?<br />

p.m.: Nein, es ist die Geschichte einer<br />

Freundschaft.<br />

Irene Döös (I.D.): Ich fän<strong>de</strong> es sogar scha<strong>de</strong>,<br />

käme die Liebe ins Spiel. Im Zentrum<br />

stehen diese zwei lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Menschen und<br />

ihre seelischen Qualen. <strong>Der</strong> Soldat hat<br />

Angst, kann nicht mehr allein auf die Strasse<br />

– und was er erzählt, geht einem tatsächlich<br />

nicht so schnell aus <strong>de</strong>m Kopf. Diese<br />

Geschichte mit <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n ...<br />

p.m.: ... er erzählt, wie er im Kriegsgebiet Süssigkeiten<br />

an Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> verteilt und wie plötz-<br />

lich eine Bombe hochgeht – und alle tötet.<br />

I.D.: Und die junge Frau hört ihm zu. Dabei<br />

ist sie selber im Elend. Sie ist vollgepumpt<br />

mit Hormonen, und trotz<strong>de</strong>m klappt es nie<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwangerschaft – das führt zu einer<br />

gewissen Selbstentfremdung. Wie die bei<strong>de</strong>n<br />

Personen und ihr Schicksal dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong> ich wahnsinnig stark. Darüber<br />

hinaus gefällt mir <strong><strong>de</strong>r</strong> melancholische<br />

Grundton <strong>de</strong>s Romans, auch Paris wird<br />

sehr atmosphärisch dargestellt. <strong>Der</strong> Autor<br />

ist ein renommierter Übersetzer – und, wie<br />

das von Übersetzern verlangt wird, sehr genau<br />

in seiner Wortwahl.<br />

p.m.: Ja, die Sprache ist aussergewöhnlich<br />

präzis. Und gleichzeitig zurückhaltend: Die<br />

Kriegsszenen hätte man noch viel emotionaler<br />

beschreiben können, aber Kleeberg<br />

bauscht sie nicht auf.<br />

I.D.: Manchmal fürchtete ich: Jetzt wird<br />

es etwas zu dramatisch. Aber dann nimmt<br />

sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor im genau richtigen Moment<br />

zurück – er hat das voll im Griff.<br />

books: Alles in allem klingt eure Beschreibung<br />

aber nicht nach einem sehr aufbauen<strong>de</strong>n<br />

Lesevergnügen. Warum liest man ein<br />

solches Buch?<br />

p.m.: Weil man darin erfährt was Freundschaft<br />

und Zuwendung bewirken können.<br />

Weil die Balance von äusseren Ereignissen<br />

und inneren Prozessen hochinteressant ist.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Figuren machen auch eine Entwicklung<br />

durch. Ich <strong>de</strong>nke zum Beispiel an<br />

eine Szene während eines Streiks – <strong><strong>de</strong>r</strong> gan-<br />

ze Verkehr ist zusammengebrochen, die bei-<br />

<strong>de</strong>n kämpfen sich zu Fuss durch die Stadt,<br />

und im ganzen Chaos merkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldat<br />

plötzlich: Jetzt komme ich mit <strong>de</strong>m Leben<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zurecht.<br />

I.D.: Aber auch das wird nur ange<strong>de</strong>utet.<br />

Das fin<strong>de</strong> ich auch das Gute an diesem<br />

Buch: Kleeberg überlässt mir <strong>als</strong> Leserin<br />

immer viel Spielraum. Ich fin<strong>de</strong> das Buch<br />

übrigens überhaupt nicht bedrückend; die<br />

Sprache ist schön und führt einen leicht<br />

durch die Geschichte.<br />

books: Für welche Leserinnen und Leser<br />

eignet sich «Das amerikanische Hospital»?<br />

p.m.: Für alle, die gern gute Literatur haben<br />

und die ein ernsthaftes Buch suchen.<br />

I.D.: Aber klar: Dieser Roman ist nicht so<br />

unterhaltsam wie das neue Buch von Ian<br />

McEwan.<br />

p.m.: Ach, das kann man doch gar nicht<br />

miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> vergleichen!<br />

I.D.: Wobei ich natürlich nichts gegen Ian<br />

patrizia melaugh, 58, lebt in Schaffhausen und<br />

arbeitet in <strong><strong>de</strong>r</strong> Abteilung Belletristik <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale<br />

Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus <strong>de</strong>m en-<br />

glischen Sprachraum. Ihre zwei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sind bereits<br />

erwachsen.<br />

McEwan gesagt haben möchte. Sein Roman<br />

«Abbitte» ist unvergesslich, und so viel ich<br />

weiss, schwärmst du auch für seine Bücher.<br />

p.m.: McEwan ist sogar einer meiner Lieblingsautoren!<br />

Aber sein neues Buch fin<strong>de</strong><br />

ich nicht sein bestes.<br />

books: Damit sind wir schon beim zweiten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> drei Bücher gelan<strong>de</strong>t, über die wir heute<br />

re<strong>de</strong>n: «Solar» von Ian McEwan.<br />

I.D.: Es erzählt vom Physik-Nobelpreisträ-<br />

ger Michael Beard, <strong><strong>de</strong>r</strong> in einer Krise<br />

steckt. Er ist übergewichtig, hat eine Glatze<br />

bekommen, seine fünfte Ehe steht vor <strong>de</strong>m<br />

Aus, er hält stets die gleichen Vorträge und<br />

Irene Döös, 42, lebt in Zürich und arbeitet in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Abteilung Belletristik <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Kramhof. Sie liest<br />

viel <strong>de</strong>utschsprachige Literatur, aber auch amerikanische<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> japanische Autorinnen und Autoren.<br />

Ihre zwei Buben sind neun und vier Jahre alt.<br />

sich auf seinen Lorbeeren aus. Er steht<br />

kurz vor <strong>de</strong>m körperlichen Kollaps. Doch<br />

dann fin<strong>de</strong>t er einen Ausweg aus seiner Misere.<br />

Bei diesem Ausweg geht es um <strong>de</strong>n<br />

Klimawan<strong>de</strong>l und um erneuerbare Energien<br />

... das Buch ist spannend und sehr lustig.<br />

Die Hauptfigur gerät in unzählige komi-<br />

sche Situationen, die schon fast an Slapstick<br />

grenzen. Man hat das Gefühl, <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor<br />

nimmt seine Hauptfigur nicht immer sehr<br />

ernst.<br />

p.m.: Dieser Beard ist <strong><strong>de</strong>r</strong>massen unattraktiv,<br />

man kann gar nicht verstehen, dass er<br />

ständig Affären hat. Er ist unsympathisch,<br />

skrupellos ...<br />

Kaffeepause<br />

Das amerikanische Hospital<br />

Michael Kleeberg<br />

232 seiten<br />

CHF 34.90<br />

Dva<br />

I.D.: ... egozentrisch und stillos. Ständig will<br />

er wissen, ob er noch Chancen bei <strong>de</strong>n<br />

Frauen hat.<br />

p.m.: Aber wie McEwan ihn beschreibt,<br />

das ist manchmal <strong><strong>de</strong>r</strong>art lustig ... ich weiss<br />

nicht, ob ich beim Lesen eines Buchs schon<br />

einmal so viel gelacht habe. Ich <strong>de</strong>nke da<br />

zum Beispiel an die Szene, wie die Forscher<br />

zum Polarkreis fahren, um von dort aus die<br />

<strong>Welt</strong> zu retten – und wie in <strong>de</strong>m Raum, in<br />

<strong>de</strong>m sie ihre Stiefel <strong>de</strong>ponieren, schon bald<br />

das grösste Chaos ausbricht.<br />

I.D.: O<strong><strong>de</strong>r</strong> wie McEwan <strong>de</strong>n Neid <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Wissenschaftler auf Michael Beard be-<br />

schreibt – das ist schon sehr gut.<br />

36 – books – November 2010 books – November 2010 – 37<br />

solar<br />

Ian McEwan<br />

405 seiten<br />

CHF 39.90<br />

Diogenes<br />

Zehn<br />

Franka Potente<br />

164 seiten<br />

CHF 26.90<br />

piper


Kaffeepause<br />

books: Patrizia, du sagst, «Solar» sei nicht<br />

<strong>de</strong>in liebstes Buch von McEwan – und jetzt<br />

lobst du es trotz<strong>de</strong>m über <strong>de</strong>n Klee. Was gefällt<br />

dir <strong>de</strong>nn nicht daran?<br />

p.m.: Ich sage keineswegs, dass mir dieses<br />

Buch nicht gefällt – es ist amüsant und unterhaltsam,<br />

aber ich fin<strong>de</strong>, es fehlt ihm die<br />

Tiefe <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgänger.<br />

I.D.: Es gibt längere Abhandlungen über<br />

Mathematik und Physik; diese Passagen<br />

waren mir zu technisch. Ich hätte lieber<br />

gehabt, McEwan hätte seine Figuren etwas<br />

feiner gezeichnet. Ja, <strong><strong>de</strong>r</strong> technische Teil<br />

nimmt zu viel Raum ein auf Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> Figuren.<br />

p.m.: Mir kommt es sogar fast vor, <strong>als</strong> hätte<br />

er sich hier einen Spass geleistet: einmal so<br />

richtig böse und zynisch zu schreiben!<br />

I.D.: Nun, McEwan darf auch einmal etwas<br />

Satirisches schreiben, wir haben ihn trotz<strong>de</strong>m<br />

gern. Dieses Buch kann man auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall gut empfehlen.<br />

p.m.: Aber es ist nicht so gut wie «Abbitte»<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> «Am Strand» – und wenn jemand<br />

einmal etwas von McEwan lesen möchte,<br />

wür<strong>de</strong> ich zuerst diese früheren Romane<br />

empfehlen.<br />

books: Kommen wir zum dritten Buch,<br />

«Zehn» – ausgesucht von Irene. Die Autorin<br />

Franka Potente hat man bis jetzt <strong>als</strong><br />

Schauspielerin gekannt, sie spielte zum<br />

Beispiel die Hauptrolle in «Lola rennt».<br />

I.D.: In ihrem Erstling vereint Franka Potente<br />

zehn Geschichten, die uns Einblick<br />

in <strong>de</strong>n Alltag Japans geben. Ihr Blick auf<br />

Japan ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Blick einer Europäerin; sie<br />

schaut sehr genau hin, und weil sie von aus-<br />

EGG NOG<br />

LATTE<br />

GINGERBREAD<br />

LATTE<br />

38 – books – November 2010<br />

© 2010 Starbucks Coffee Company. All rights reserved. Printed in Germany.<br />

sen kommt, aus unserem Kulturkreis, kann<br />

man ihr gut folgen. Die zehn Geschichten<br />

habe ich je<strong>de</strong>nfalls alle sehr gern gelesen.<br />

p.m.: Sie illustrieren auf eindrückliche Weise,<br />

worin sich Japan von Europa unterschei<strong>de</strong>t.<br />

I.D.: Da gibt es zum Beispiel ein Ren<strong>de</strong>zvous<br />

zwischen einem Japaner und einer<br />

Schwedin – die bei<strong>de</strong>n verstehen einan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

einfach nicht, die Frau umarmt <strong>de</strong>n Mann<br />

zur Begrüssung, und <strong><strong>de</strong>r</strong> kann das nicht<br />

einordnen. Eindrücklich ist auch die Geschichte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> schwangeren Frau, die mit ihrem<br />

Mann und <strong>de</strong>n Schwiegereltern ein um-<br />

fassen<strong>de</strong>s Bildungsprogramm für das Un-<br />

geborene erstellt. Sie liest laut die richtigen<br />

Bücher, hört nur noch klassische Musik, da-<br />

mit das Kind später bessere Chancen hat.<br />

Man spürt <strong>de</strong>n Druck, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf allen lastet.<br />

p.m.: Mir hat auch die Geschichte über eine<br />

Frau, die Fächer verkauft, sehr gut gefallen.<br />

Sie ist berührend und fein. O<strong><strong>de</strong>r</strong> die Geschi-<br />

chte über <strong>de</strong>n alten Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> immer japanisches<br />

Wrestling schaut und sich auf <strong>de</strong>n<br />

Tod vorbereitet. Franka Potente hat mir je-<br />

<strong>de</strong>nfalls das Japanische auf eine gute Art<br />

näher gebracht – ich erfahre hier viel über<br />

<strong>de</strong>n sozialen Druck, <strong><strong>de</strong>r</strong> in dieser Gesellschaft<br />

herrscht, aber auch über die Höflichkeit<br />

und die Zurückhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen.<br />

books: Beschreibt Franka Potente eigene<br />

Erlebnisse?<br />

I.D.: «Zehn» ist Literatur und kein Erlebnisbericht,<br />

das Buch ist nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ich-<br />

Form geschrieben. Aber ich nehme schon<br />

an, dass sie von eigenen Erlebnissen zum<br />

Buch inspiriert wur<strong>de</strong>.<br />

TOFFEE NUT<br />

LATTE<br />

wEIhNAchTlIchER<br />

gEnuss.<br />

Eine Empfehlung <strong><strong>de</strong>r</strong> starbucks Coffeehouses<br />

in <strong>de</strong>n Orell Füssli Buchhandlungen im<br />

Westsi<strong>de</strong> (Bern), im Kramhof und am<br />

sta<strong>de</strong>lhofen (Zürich).<br />

Hausgemacht mit<br />

unserem 100% Fairtra<strong>de</strong><br />

zertifizierten Espresso Roast.<br />

books: Den Titel <strong>de</strong>s Buchs kann man auf<br />

mehrere Weisen interpretieren – man kann<br />

zum Beispiel auch <strong>de</strong>n Begriff «Zen» hineinlesen.<br />

Ist das Buch zenmässig geschrieben,<br />

<strong>als</strong>o reduziert auf das Wesentliche?<br />

I.D.: Ja, Franke Potente schreibt in einer<br />

sehr klaren, fast schon sprö<strong>de</strong>n Sprache.<br />

p.m.: Das Buch liest sich je<strong>de</strong>nfalls sehr<br />

einfach.<br />

I.D.: Es ist leicht zugänglich – und man<br />

kann es gut verschenken. Ich bin sicher,<br />

diese Erzählungen gefallen vielen.<br />

books: Hat das Buch auch Schwächen?<br />

Hat man zum Beispiel nach acht Geschichten<br />

aus Japan nicht allmählich genug?<br />

I.D.: Nein, wirklich nicht, Franka Potente<br />

hat einen guten Erstling abgeliefert – ich<br />

war selber überrascht, wie gut mir das alles<br />

gefiel.<br />

p.m.: Ich fin<strong>de</strong> sogar angenehm, dass alle<br />

Geschichten am gleichen Ort spielen. Man<br />

muss sich nicht immer neu orientieren!<br />

Tapfer lieben<br />

Marilyn Monroe<br />

Marilyn Monroe in ihren eigenen Worten – eine Sensation! Ein Zufallsfund<br />

brachte Notizhefte, Briefe und Gedichte ans Licht, die Marilyn Monroe<br />

zwischen 1943 ihrem Tod 1962 selbst verfasste. Das Buch zeigt diese<br />

Texte im Original und in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Übersetzung. Es lässt eine<br />

Marilyn entstehen, die belesen, witzig,<br />

warmherzig und klug ist. Und es wird<br />

<strong>de</strong>utlich, dass sie vor allem eines wollte:<br />

geliebt wer<strong>de</strong>n. Dabei war sie sich auch<br />

immer ihrer Grenzen bewusst und reflektiert<br />

erstaunlich schonungslos über<br />

die negativen Seiten ihres Lebens. Abgerun<strong>de</strong>t<br />

wird <strong><strong>de</strong>r</strong> spannen<strong>de</strong> Band mit<br />

aussergewöhnlichen Fotos und Faksimiles.<br />

Ein Muss für Fans und alle, die es wer<strong>de</strong>n<br />

wollen.<br />

272 seiten<br />

CHF 36.90<br />

s. Fischer<br />

IsBN 978-3-10043-702-0<br />

Life<br />

Keith Richards<br />

Die Rolling Stones sind wohl die berühmteste noch aktive Band <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>.<br />

Über Mick Jagger und sein Privatleben wur<strong>de</strong> schon viel geschrieben –<br />

jetzt ist es an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, dass Gitarrist Keith Richards die Schatztruhe seines<br />

Lebens öffnet. Wie man ihn kennt, tut er das offen und frei heraus. Er<br />

erzählt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Entstehung legendärer<br />

Songs wie «Jumpin‘ Jack Flash», vom<br />

frühen Ruhm und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Ausschweifungen, von Drogenrazzien,<br />

Beziehungen, Sucht, Steuerflucht<br />

und natürlich von <strong>de</strong>n unzähligen Konzerten<br />

und Tourneen. Richards äussert<br />

aber auch seine Meinung zu «rebellenuntypischen»<br />

Themen wie Heirat und<br />

Familie – und zur Frage, was am En<strong>de</strong><br />

seines Lebens bleibt.<br />

736 seiten<br />

CHF 46.90<br />

Heyne<br />

IsBN 978-3-45316-303-4<br />

Buchtipps<br />

Max Frisch: Sein Leben,<br />

seine Bücher Volker Wei<strong><strong>de</strong>r</strong>mann<br />

Am 15. Mai 2011 wür<strong>de</strong> Max Frisch seinen 100. Geburtstag feiern –<br />

Grund genug, <strong>de</strong>m Leben und Werk <strong>de</strong>s grossen Schriftstellers eine<br />

Retrospektive zu widmen. «Ich liebe seine Bücher», gesteht Volker Wei<strong><strong>de</strong>r</strong>mann,<br />

und diese Liebe durchzieht die Biografie wie ein roter Fa<strong>de</strong>n.<br />

Wei<strong><strong>de</strong>r</strong>mann hat Archive durchstöbert,<br />

Weggefährten Frischs getroffen und unzählige<br />

Gespräche geführt. Das Resultat<br />

ist eine Biografie, die Max Frisch in<br />

seinem ganzen Facettenreichtum zeigt,<br />

kritisch, lebendig und anschaulich. Dem<br />

unsicheren Jungen Frisch, <strong><strong>de</strong>r</strong> we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geld noch Erfolg hat, begegnet man<br />

ebenso wie <strong>de</strong>m geistigen Lan<strong>de</strong>sverteidiger<br />

und <strong>de</strong>m Ich-suchen<strong>de</strong>n <strong>Welt</strong>schriftsteller,<br />

<strong>de</strong>n man heute so schätzt.<br />

352 seiten<br />

CHF 35.90<br />

Kiepenheuer und Witsch<br />

IsBN 978-3-46204-227-6<br />

<strong>Der</strong> Schmetterlingskoffer<br />

Hanna Zeckau & Hanns Zischler<br />

Als die Grafikerin Hanna Zeckau und <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor und Schauspieler Hanns<br />

Zischler vor vier Jahren im Berliner Naturkun<strong>de</strong>museum recherchierten,<br />

stiessen sie auf einen spannen<strong>de</strong>n Fund: einen alten Überseekoffer,<br />

randvoll mit Schmetterlingen! Es stellte sich heraus, dass die rund<br />

18’000 Falter aus <strong>de</strong>m kolumbianischen<br />

Hochland das Vermächtnis <strong>de</strong>s Forschungsreisen<strong>de</strong>n<br />

Arnold Schultze waren.<br />

Schultze erforschte in <strong>de</strong>n 1920erund<br />

1930er-Jahren Lateinamerika, doch<br />

seine gesamten Sammlungen und Forschungserträge<br />

wur<strong>de</strong>n 1939 bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Heimreise nach Deutschland versenkt<br />

– bis auf diesen Koffer. Das Buch stellt<br />

einen erstaunlichen Forscher, Schriftsteller<br />

und Neugierigen vor.<br />

256 seiten<br />

CHF 69.90<br />

Galiani<br />

IsBN 978-3-86971-024-2<br />

books – November 2010 – 39


Schwager Schwager<br />

«Schubla<strong>de</strong>n mag<br />

ich nicht beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s»<br />

monatelang waren susanna schwagers Bücher «Das volle Leben» auf <strong>de</strong>n Bestsellerlisten.<br />

en<strong>de</strong> November erscheint mit «Ida» ein neues Buch, das wie schwagers<br />

frühere Werke «Fleisch und Blut» und «Die Frau <strong>de</strong>s metzgers» eine persönlichere,<br />

zuweilen auch autobiografische Note hat.<br />

Interview: Erik Brühlmann<br />

books: Weshalb heisst Ihr Buch «Ida»? Die<br />

Grossmutter dieses Namens ist ja nicht die<br />

alleinige Hauptfigur.<br />

Susanna Schwager: <strong>Der</strong> Titel bezieht sich<br />

nicht ausschliesslich auf die Figur <strong><strong>de</strong>r</strong> Ida, in<br />

diesem uralten Namen stecken viele Be<strong>de</strong>utungen.<br />

Die ursprüngliche I<strong>de</strong>e für das Buch<br />

ging aber von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person Ida aus, die existiert<br />

hat. Trotz<strong>de</strong>m ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Titel im Grun<strong>de</strong><br />

ungerecht, da an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personen, zum Beispiel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mann an Idas Seite, eine ebenso wichtige<br />

Rolle spielen. Darum heisst <strong><strong>de</strong>r</strong> Untertitel<br />

«Eine Liebesgeschichte».<br />

All diese Personen, das betonen Sie im Nachwort,<br />

sind nicht ihre wirkliche Verwandten.<br />

Eine Familienchronik ist «Ida» <strong>de</strong>mnach<br />

nicht – in welchem Regal müssen Leser das<br />

Buch <strong>als</strong>o suchen?<br />

Schubla<strong>de</strong>n mag ich nicht beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s. We<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

beim Schreiben noch im Leben. Sie täuschen<br />

Ordnung meistens nur vor, sind eng und<br />

dunkel. Meine Bücher erscheinen manchmal<br />

unter «Belletristik», manchmal bei <strong>de</strong>n Sach-<br />

büchern. Offensichtlich ist es nicht so einfach,<br />

sie einzuordnen. Das empfin<strong>de</strong> ich nicht<br />

<strong>als</strong> Beleidigung. Schubla<strong>de</strong>n sind ja nur ein<br />

Notbehelf, weil man die Dinge irgendwo ablegen<br />

muss. «Ida» passt in viele Schubla<strong>de</strong>n,<br />

und <strong>de</strong>nnoch ist je<strong>de</strong> irgendwie zu eng. Man<br />

könnte das Buch vielleicht <strong>als</strong> eine Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

mit <strong>de</strong>m Rätsel <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe sehen –<br />

anhand von Geschichten, Stoffen, die mir er-<br />

zählt wur<strong>de</strong>n. Es geht auch um die katholische<br />

Kirche, um Mann und Frau, um Himmel und<br />

Hölle. Ich nenne meine Bücher dokumentarische<br />

Literatur.<br />

Die Geschichte erzählt <strong>de</strong>nnoch von Ihrer<br />

wirklichen Familie. Erkennen sich Ihre Verwandten<br />

in <strong>de</strong>n Figuren wie<strong><strong>de</strong>r</strong>?<br />

Ich weiss nicht, ob sie wirklich von meiner<br />

Familie erzählt. Es ist ein Buch, Literatur,<br />

Sprache. Ich <strong>de</strong>nke, dass die Menschen, die<br />

dazu beigetragen haben, ihre Geschichten<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>fin<strong>de</strong>n. Die Leserschaft trifft auch auf<br />

Figuren aus meinen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Büchern. Die<br />

Figuren sind meine Figuren, mit <strong>de</strong>nen ich<br />

so ehrlich umgehe, wie ich nur kann. Die<br />

echten Ida und Johann leben nicht mehr, da<br />

kann ich nur hoffen, dass sie sich nicht im<br />

Grab umdrehen müssen, dass sie mein Buch<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelassenheit und Grösse <strong><strong>de</strong>r</strong> Ahnen<br />

nehmen. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en bei<strong>de</strong>n Hauptfiguren<br />

haben das Buch gelesen und in dieser Form<br />

abgesegnet. Ich <strong>de</strong>nke, es ist ein Buch, mit<br />

<strong>de</strong>m sie leben können.<br />

«Man könnte das<br />

Buch vielleicht <strong>als</strong><br />

eine Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

mit <strong>de</strong>m Rätsel<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe sehen – anhand<br />

von Geschichten,<br />

Stoffen, die mir<br />

erzählt wur<strong>de</strong>n.»<br />

Und es ist eine Geschichte, in <strong><strong>de</strong>r</strong> scheinbar<br />

ein grosses Körnchen Wahrheit steckt ...<br />

Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit ist es immer so eine Sache.<br />

Ich glaube, die ganze Wahrheit gibt es<br />

nicht. Wahrheit ist immer eine Frage <strong>de</strong>s<br />

Standpunkts, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sichtweise, <strong><strong>de</strong>r</strong> Brennweite.<br />

Die Geschichte in meinem Buch ist «meine<br />

Wahrheit», wie ich sie gehört und verarbeitet<br />

habe. Sie ist das, was ich «sah». Es ist wie<br />

bei einem Bild, einer Fotografie, die etwas<br />

ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s abbil<strong>de</strong>n kann, <strong>als</strong> ich sehe. Die<br />

Wahrheit verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich gern, sogar während<br />

<strong>de</strong>s Schreibens.<br />

Inwiefern?<br />

Sophie und Albert – die Lieben<strong>de</strong>n aus Oerlikon<br />

– kamen anfangs nur <strong>als</strong> Nebenfiguren<br />

vor. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit wur<strong>de</strong>n sie aber immer<br />

wichtiger, weil mir das Buch sonst rabenschwarz<br />

geraten wäre. Da stimmte einfach<br />

etwas nicht. Die Schwärze und die Enge<br />

fingen an, mich richtig zu stören, sie langweilten<br />

mich und raubten mir trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n<br />

Schlaf. Da tauchten Sophie und Albert auf<br />

und nahmen plötzlich mehr Platz ein.<br />

Die Schwärze kommt auch davon, dass die<br />

katholische Kirche in «Ida» allgegenwärtig<br />

ist und zumeist einen negativen Einfluss auf<br />

das Geschehen nimmt. Sehen Sie die Kirche<br />

so?<br />

Auch die Kirche hielt Einzug in mein Buch,<br />

ob ich wollte o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Ich selbst bin zwar<br />

nicht gläubig – dazu fehlt mir je<strong>de</strong> Begabung –,<br />

aber ich halte die Religion für eine grossartige<br />

Erfindung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit, weil sie grund-<br />

susanna schwager<br />

Geboren 1959 in Zürich Oerlikon, lebte Susanna<br />

Schwager einige Jahre in Mexiko. Von<br />

dort brachte sie auch die Faszination für erzählte<br />

Geschichte mit, die sie in ihren Büchern<br />

auslebt. Ihre ersten bei<strong>de</strong>n dokumentarischen<br />

Romane «Fleisch und Blut» und «Die Frau <strong>de</strong>s<br />

Metzgers» wur<strong>de</strong>n ebenso überraschend zu<br />

Bestsellern wie «Das volle Leben».<br />

40 – books – November 2010 books – November 2010 – 41


Buchtipps<br />

Dein Herz<br />

Dietrich Grönemeyer<br />

<strong>Der</strong> bekannte Arzt und Autor Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer beschäftigt<br />

sich mit einem <strong><strong>de</strong>r</strong> häufigsten Volkslei<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>n Herz- und Kreislaufkrankheiten.<br />

Anschaulich und fundiert beschreibt er die Funktionsweise eines<br />

gesun<strong>de</strong>n Herzens und informiert über Herzkrankheiten von Bluthochdruck<br />

bis zum Infarkt. Natürlich kommen<br />

auch praktische Tipps zur Prävention<br />

nicht zu kurz. Doch Grönemeyer wäre<br />

nicht er selbst, ginge er nicht über die<br />

Grenzen eines Medizinratgebers hinaus.<br />

So schlägt <strong><strong>de</strong>r</strong> Arzt auch <strong>de</strong>n Bogen zu<br />

Literatur, zur Poesie, zum Wissen alter<br />

Kulturen – und er erzählt aus seiner eigenen<br />

Erfahrung <strong>als</strong> Patient.<br />

384 seiten<br />

CHF 38.90<br />

s. Fischer<br />

IsBN 978-3-10027-305-5<br />

Die Frau im Haifisch-<br />

becken Sonja A. Buholzer<br />

Auf ihren vielen Tauchgängen mit Haien hat Sonja A. Buholzer eines<br />

gelernt: wie klein <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch ist und wie lächerlich seine Anmassung,<br />

sich die <strong>Welt</strong> Untertan machen zu wollen. Ethisches Han<strong>de</strong>ln, Demut<br />

und emotionale Intelligenz sind gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, um unsere <strong>Welt</strong> lebenswert zu<br />

erhalten – <strong>de</strong>nn die wahren Topräuber<br />

leben über Wasser. Buholzer hält die<br />

Frauen dazu an, positiven Einfluss zu<br />

nehmen, und mahnt die Männer, dies<br />

auch zuzulassen. Und Buholzer zeigt<br />

anhand von Fallbeispielen auf, wie es<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>s gehen könnte und gehen muss.<br />

Denn wenn Gier und Eigennutz weiterhin<br />

das Nonplusultra <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftswelt<br />

bleiben, hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Hai bald eine weitere<br />

Spezies überlebt.<br />

253 seiten<br />

CHF 36.90<br />

WOA<br />

IsBN 978-3-95232-808-8<br />

42 – books – November 2010<br />

Einfach mal die Klappe<br />

halten Barbara Wood<br />

Überall wird gequasselt. Ständig. Ob im TV, am Handy, mit Kollegen,<br />

Kun<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie. Pausen gibt es nur zum Luftholen. Das Problem ist:<br />

Je mehr gequasselt wird, <strong>de</strong>sto weniger wird zugehört. Alles versiegt in<br />

einem Strom von Lauten, <strong>de</strong>nen niemand mehr Be<strong>de</strong>utung zumisst. Dabei<br />

wäre weniger mehr, viel mehr. Denn<br />

wer seine Worte mit Bedacht wählt und<br />

sparsam damit umgeht, <strong>de</strong>m wird in aller<br />

Regel auch zugehört. Wie man weniger<br />

re<strong>de</strong>t, wann mal einfach mal die<br />

Klappe halten sollte und wie man seinen<br />

Worten Gewicht verleiht, zeigt dieses<br />

Buch. Übungen und Hinweise schärfen<br />

das Gespür für die richtige Wortmenge<br />

und helfen dabei, das Gelesene auch in<br />

die Tat umzusetzen.<br />

250 seiten<br />

CHF 31.90<br />

GABAL<br />

IsBN 978-3-86936-113-0<br />

Das Happiness-Projekt<br />

Gretchen Rubin<br />

Gretchen Rubin ging es eigentlich gut. Unglücklich war sie trotz<strong>de</strong>m.<br />

Also startete sie einen Selbstversuch: Das Happiness-Projekt. Sie studierte<br />

die Glücksforschung und legte sich einen Jahresplan zurecht, aufgeteilt<br />

in 12 Portionen. Je<strong>de</strong>n Monat widmete sie einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bereich<br />

ihres Lebens, vom eigenen Körper über<br />

Freundschaft, Familie, Liebe und Beruf.<br />

Und das Resultat – dieses Buch – ist<br />

so einfach wie einleuchtend und für<br />

je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann nachvollziehbar. Nulldiäten<br />

und Hauruck-Metho<strong>de</strong>n waren gestern;<br />

Gretchen Rubin serviert <strong>de</strong>n Weg zu<br />

einem zufrie<strong>de</strong>neren Leben häppchenweise.<br />

Happiness ist machbar, und dieses<br />

Buch ist die Anleitung dazu.<br />

384 seiten<br />

CHF 29.90<br />

scherz<br />

IsBN 978-3-50215-196-8<br />

menschliche Regeln sehr einfach formuliert,<br />

Kraft und Halt gibt, Wurzeln und altüberlieferte<br />

Rituale. Ich habe kein Problem mit Gott,<br />

aber ein grosses Problem mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche. Das<br />

Machtgebäu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Glaubenskonzern, <strong>de</strong>n<br />

die Kirche seit Jahrtausen<strong>de</strong>n darstellt, fin<strong>de</strong><br />

ich schlimm. Die offizielle katholische Kirche<br />

hat zu<strong>de</strong>m ein Problem mit ihrer eigenen Geschichte,<br />

auch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiblichkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Libido,<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiblichkeit, die zum Menschen<br />

gehört wie die Seele. Das ist nicht nur scha<strong>de</strong>,<br />

ich halte es für gefährlich.<br />

Sie sind nicht gläubig – ganz im Gegensatz<br />

zu Ida ...<br />

Ja, sie hat ein nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>s Erbe<br />

weitergegeben. Grossmütter wer<strong>de</strong>n gern unterschätzt.<br />

Dieses Erbe und seine Auswirkungen ist eines<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> grossen Themen <strong>de</strong>s Buches. War das<br />

von Anfang an beabsichtigt?<br />

Es hat sich immer mehr so ergeben. Meine<br />

Grossmutter Ida fand ich schon immer etwas<br />

unheimlich, rätselhaft und faszinierend.<br />

Sie roch auch so seltsam, murmelte ständig<br />

etwas. Dann begann ich die Geschichten zu<br />

suchen, und wenn man erst einmal <strong>de</strong>n Vorhang<br />

hebt, weiss man halt nie, was man fin<strong>de</strong>t.<br />

Manchmal kommen Dinge hervor, die<br />

schwärzer sind, <strong>als</strong> einem lieb ist. Aber auch<br />

glitzern<strong><strong>de</strong>r</strong>, berühren<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Macht das Recherchieren fast mehr Spass <strong>als</strong><br />

das Schreiben?<br />

Schreiben ist halt recht einsam, braucht Disziplin.<br />

Es ist kein reiner Spaziergang. Man<br />

spielt, man ringt mit Wörtern, stellt <strong>de</strong>n Text<br />

dauernd in Frage, weiss nicht, ob etwas daraus<br />

wird. Recherchieren ist lustvoller. Man<br />

ist noch leicht und frei – auch wenn ich es<br />

nicht auf eine journalistische Art mache.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Alle Geschichten, die ich in «Ida» verarbeitet<br />

habe, sind dokumentarisch. Das heisst,<br />

sie wur<strong>de</strong>n mir erzählt, und ich habe sie<br />

nicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Sie sind mündliche Überlieferungen,<br />

wie das auch Märchen sind. Ob<br />

sich diese Episo<strong>de</strong>n wirklich so zugetragen<br />

haben, weiss ich nicht. Sie sind aber wahrscheinlich.<br />

Ich will anhand meiner Bücher<br />

etwas vom Leben und seinen unendlichen<br />

Facetten erzählen. Ich möchte Lesen<strong>de</strong> und<br />

mich selbst unterhalten. Ich will schreibend<br />

etwas verbin<strong>de</strong>n und etwas verstehen, was<br />

ich vorher nicht verstan<strong>de</strong>n habe. Es geht mir<br />

«Ida» – die Buchvernissage<br />

Am 29. November um 18.30 Uhr fin<strong>de</strong>t die<br />

Buchvernissage von «Ida» im Zürcher «Mascotte»<br />

statt. «Ich weiss, dieser Ort passt ganz<br />

und gar nicht zu ‚Ida‘ – aber genau <strong>de</strong>swegen<br />

passt er sehr gut!», sagt Susanna Schwager.<br />

auch nicht darum, etwas zu enthüllen, mich<br />

über meine Figuren zu stellen o<strong><strong>de</strong>r</strong> jeman<strong>de</strong>n<br />

blosszustellen. Für mich gibt es ausser <strong>de</strong>n<br />

imaginären Figuren Gott und Teufel «das<br />

Gute» und «das Böse» im Leben nicht. Es<br />

gibt Menschen mit Stärken und Schwächen,<br />

Glück und Pech, Fügungen, für alle. Und es<br />

gibt die Sprache, ein Mittel, uns auszutauschen<br />

und zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu fin<strong>de</strong>n. Wir stolpern<br />

und spazieren und bemühen uns alle allein in<br />

einem unendlich komplexen System – in Geschichten,<br />

die wahrscheinlich nie anfingen.<br />

Und nie aufhören. Dass sie nicht aufhören,<br />

hoffe ich zumin<strong>de</strong>st.<br />

Es klingt, <strong>als</strong> sei es schwieriger, ein Buch wie<br />

«Ida» zu schreiben, <strong>als</strong> eines wie «Das volle<br />

Leben».<br />

«Das volle Leben» war eine sehr schöne, berühren<strong>de</strong><br />

Arbeit. «Ida» und ihre unmögliche<br />

Liebe hatten mich jedoch seit langem gepackt<br />

und irgendwie umgekrempelt.<br />

Ida. eine Liebesgeschichte<br />

224 seiten<br />

CHF 39.90<br />

Wörterseh<br />

Daniel Ammann<br />

King of Oil<br />

Marc Rich –<br />

Vom mächtigsten Rohstoffhändler<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> zum<br />

Gejagten <strong><strong>de</strong>r</strong> USA<br />

320 S., geb., Fr. 34.90<br />

ISBN 978-3-280-05396-6<br />

Felicitas Heyne,<br />

Marcel Heyne-Guillén<br />

In 90 Tagen zum Traummann<br />

So fi schen Sie Mr. Right aus<br />

<strong>de</strong>m Netz<br />

188 S., brosch., Fr. 34.90<br />

ISBN 978-3-280-05393-5<br />

Sita Mazum<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Das Geschäft mit <strong>de</strong>m Terror<br />

Wie sich al-Kaida und Co.<br />

fi nanzieren und was uns<br />

ihre Taten kosten<br />

158 S., geb., Fr. 37.90<br />

ISBN 978-3-280-05369-0<br />

Thomas Prünte<br />

Vom Sinn schlechter Laune<br />

Warum es gut tut, sich<br />

schlecht zu fühlen<br />

192 S., geb., Fr. 34.90<br />

ISBN 978-3-280-05401-7<br />

Willi Wottreng<br />

Zigeunerhäuptling<br />

Vom Kind <strong><strong>de</strong>r</strong> Landstrasse<br />

zum Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> Fahren<strong>de</strong>n:<br />

Das Schicksal <strong>de</strong>s<br />

Robert Huber<br />

224 S., geb., Fr. 39.90<br />

ISBN 978-3-280-06121-3<br />

Urs Frauchiger<br />

dam<strong>als</strong> ganz zuerst<br />

am anfang<br />

152 S., geb. mit Schutzuschlag,<br />

Fotografi en, Fr. 36.90<br />

ISBN 978-3-7193-1555-9<br />

books – November 2010 – 43


Kochbücher<br />

Von <strong>de</strong>n Besten<br />

lernen<br />

Die einen geben sich zufrie<strong>de</strong>n, wenn sie dank Kochbüchlein mit ringheftung in<br />

vernünftiger Zeit eine essbare mahlzeit auf <strong>de</strong>n Tisch bringen – routinierte und<br />

ambitionierte Köchinnen und Köche interessieren sich hingegen für das Handwerk<br />

und für die Kunst <strong>de</strong>s Kochens. Für sie gibt es jetzt ein paar bemerkenswerte<br />

neue Kochbücher.<br />

Text: Benjamin Gygax<br />

Wer sich nicht nur für einfache Mahlzeiten,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n für beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zutaten und aufwändige<br />

Kochtechniken interessiert, greift<br />

zum Kochbuch eines arrivierten Küchenkünstlers.<br />

Mit Hilfe eines solchen Wälzers<br />

für gehobene Ansprüche entstehen dann<br />

ebensolche Menüs, zum Beispiel für die<br />

kommen<strong>de</strong>n Festtage. Wer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Küche<br />

weniger geübt ist, aber einen passionierten<br />

Hobbykoch kennt, kann die vorgestellten<br />

Bücher auch zu Weihnachten verschenken –<br />

und darauf hoffen, bald einmal eingela<strong>de</strong>n<br />

zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Kochen ist Handwerk und Kunst zugleich.<br />

Die Kunst kann man sich vielleicht nur bedingt<br />

aneignen. Doch das Handwerk lässt<br />

sich erlernen: mit einer ausführlichen und<br />

gut illustrierten Kochschule. Das soeben erschienene<br />

Kochbuch von Hubert Delorme<br />

und Vincent Boué heisst «Die Kochschule»<br />

und erfüllt diese Voraussetzungen. Im<br />

Buch sind 200 Küchentechniken ausführlich<br />

beschrieben und anschaulich bebil<strong><strong>de</strong>r</strong>t:<br />

Handgriffe vom Filetieren von Fischen bis<br />

zum Schlagen eines perfekten Eischnees<br />

ebenso wie Koch- und Garmetho<strong>de</strong>n vom<br />

Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>temperaturgaren bis zum Kandieren.<br />

Die beiliegen<strong>de</strong> 90-minütige DVD<br />

zeigt viele Techniken beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s anschaulich<br />

im Film. Alle Techniken können an<br />

250 Rezepten gleich ausprobiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Delorme und Boué haben die Lieblingsrezepte<br />

von neun französischen Meisterköchen<br />

in ihrem Buch vereint – die Auswahl<br />

reicht von Mürbteig bis Macarons, von Gemüsefond<br />

bis Bouillabaisse, von Omelette<br />

mit Champignons bis zu gratinierten Austern,<br />

von Tagliatelle mit Lachs bis Wolfs-<br />

barsch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Salzkruste. «Die Kochschule»<br />

wur<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> international renommierten<br />

Schule für Profiköche Le Cordon Bleu mit<br />

einem Son<strong><strong>de</strong>r</strong>preis bei <strong>de</strong>n Gourmand-<br />

Cookbook-Awards ausgezeichnet, <strong>de</strong>nn<br />

«sie enthält alles, was angehen<strong>de</strong> Profiköche<br />

wissen wollen».<br />

Wem in dieser traditionellen französischen<br />

Küche trotz<strong>de</strong>m etwas fehlt – nämlich vielfältige<br />

fleischlose Gerichte –, kann jetzt zu<br />

einer umfassen<strong>de</strong>n vegetarischen Kochschule<br />

greifen.<br />

Die bekannte Köchin Christel Kurz führt in<br />

Bischofswiesen eines <strong><strong>de</strong>r</strong> besten und bekan-<br />

ntesten fleischlosen Restaurants Deutschlands<br />

und hat diesen Herbst «Die vegeta-<br />

rische Kochschule» veröffentlicht. Das<br />

Buch erklärt auch die exotischsten Lebensmittel<br />

und beschreibt 250 schöne Rezepte.<br />

Schritt für Schritt erklären Fotos und<br />

Texte, wie zum Beispiel ein Dim-Sum-Teig<br />

hergestellt wird o<strong><strong>de</strong>r</strong> was beim Karamelisieren<br />

von Gemüse zu beachten ist. Kaum<br />

eine Frage zur vegetarischen Küche bleibt<br />

unbeantwortet: Wie bereitet man Artischocken<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwarzwurzeln küchen fertig<br />

vor? Wie stellt man selbst Gemüsefond<br />

her? Gibt es vegetarische Alternativen zu<br />

Gelatine?<br />

Gleich drei berühmte Schweizer Köche haben<br />

in diesem Herbst ihre besten Rezepte<br />

zusammengetragen und in Büchern veröffentlicht.<br />

Seit drei Jahrzehnten gehört<br />

André Jaeger zu <strong>de</strong>n besten Köchen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schweiz. Sein Restaurant «Fischerzunft»<br />

liegt in Schaffhausen direkt am Rhein und<br />

hält seit Jahren seine 19 Gault-Millau-<br />

Punkte. In seinem Buch «Die Fischerzunft»<br />

gewährt er uns Einblick in sein aktuelles<br />

Schaffen und präsentiert neue, ebenso harmonische<br />

wie spannen<strong>de</strong> Küchenkreationen<br />

zwischen Ost und West.<br />

Feinschmecker pilgern seit Jahren ins Engadiner<br />

Restaurant <strong>de</strong>s «Königs <strong>de</strong>s Safran»:<br />

Daniel Bumann. Seine Chesa Pirani in La<br />

Punt ist mit zwei Gui<strong>de</strong>-Michelin-Sternen<br />

ausgezeichnet; dort verwöhnt Bumann seine<br />

Gäste mit einem Menü aus <strong>de</strong>likaten Safrankombinationen<br />

– das verwen<strong>de</strong>te Ge-<br />

würz stammt aus einer Walliser Berggemein-<br />

<strong>de</strong>. Wer sich gern selbst an <strong>de</strong>n frischen und<br />

natürlichen Genüssen Bumanns versuchen<br />

möchte, greift zu «Bumann – Das Kochbuch».<br />

Die dritte Neuerscheinung eines Schweizer<br />

Spitzenkochs heisst «maagische momente»<br />

und stammt von Thuri maag. <strong>Der</strong> kreative<br />

Koch präsentiert 60 Rezepte für das<br />

romantische Tête-à-Tête. Egal, ob man an<br />

die aphrodisieren<strong>de</strong> Wirkung von Speisen<br />

glaubt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, Thuri Maag zeigt, wie<br />

man mit Liebe die richtigen Lebensmittel<br />

kombiniert – damit <strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Liebste die<br />

sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch<br />

spürt.<br />

Die Kochschule<br />

Hubert Delorme, Vincent Boué<br />

511 seiten<br />

CHF 77.00<br />

Christian<br />

Die vegetarische Kochschule<br />

Christel Kurz<br />

352 seiten<br />

CHF 59.00<br />

Christian<br />

Fischerzunft<br />

André Jaeger, Rudolf Trefzer<br />

220 seiten<br />

CHF 101.00<br />

AT<br />

Das Kochbuch<br />

Daniel Bumann<br />

320 seiten<br />

CHF 88.00<br />

rolf Heyne<br />

maagische momente<br />

Thuri Maag<br />

176 seiten<br />

CHF 49.90<br />

Werd<br />

Für Sie probiert : Rin<strong><strong>de</strong>r</strong>filet im Teigmantel<br />

(rezept aus <strong>de</strong>m nebenstehen<strong>de</strong>n Band «Die Kochschule» von Hubert Delorme und Vincent Boué.)<br />

Für 6 personen :<br />

Zubereitung: 45 Minuten<br />

Ruhezeit: 1 Stun<strong>de</strong> 55 Minuten<br />

Garzeit: 30 Minuten<br />

Zutaten:<br />

900 g Rin<strong><strong>de</strong>r</strong>filet<br />

40 ml Öl<br />

100 g Semmelbrösel<br />

1⁄4 Bund Petersilie<br />

1⁄4 Bund Kerbel<br />

50 ml Olivenöl<br />

1 Ei<br />

30 g geklärte Butter<br />

Salz, frisch gemahlener Pfeffer<br />

Für <strong>de</strong>n Briocheteig:<br />

25 g frische Hefe<br />

220 g Mehl<br />

15 g Zucker<br />

2 Eier<br />

110 g Butter<br />

Für <strong>de</strong>n Briocheteig die Hefe in 30 ml Wasser<br />

auflösen. Das Mehl in eine Schüssel sieben,<br />

in die Mitte eine Mul<strong>de</strong> drücken und die Hefe<br />

hineingiessen. Den Mehlrand mit Salz und Zucker<br />

bestreuen (sie dürfen nicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Hefe<br />

in Berührung kommen). Die verquirlten Eier<br />

unterrühren und <strong>de</strong>n Teig – am besten mit <strong>de</strong>n<br />

Knethaken <strong>de</strong>s Handmixers – kräftig durcharbeiten,<br />

bis er elastisch ist. Die weiche Butter<br />

unterkneten, <strong>de</strong>n Teig in eine Schüssel legen,<br />

mit Frisch- haltefolie ab<strong>de</strong>cken und 30 bis 40<br />

Minuten bei 28 bis 30 °C gehen lassen. Wenn<br />

er sein Volumen verdoppelt hat, <strong>de</strong>n Teig abschlagen,<br />

noch einmal kräftig durchkneten<br />

und danach 45 Minuten im Kühlschrank ruhen<br />

lassen, damit er fest wird.<br />

Das Filet parieren, mit Salz und Pfeffer würzen,<br />

bei starker Hitze im Öl braten und auf<br />

Küchenpapier abtropfen lassen.<br />

Die Semmelbrösel mit <strong>de</strong>n fein gehackten<br />

Kräutern und <strong>de</strong>m Olivenöl vermengen und<br />

mit Salz und Pfeffer würzen.<br />

Den Briocheteig zu einem 5 bis 6 Millimeter<br />

dicken Rechteck ausrollen, die Kräutermischung<br />

darauf verstreichen, das Filet drauflegen<br />

und in <strong>de</strong>n Teig einschlagen. Aus Teigresten<br />

kleine Motive ausstechen und <strong>de</strong>n Teig<br />

damit verzieren.<br />

Nochm<strong>als</strong> 30 Minuten bei 28 bis 30 °C gehen<br />

lassen, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Teig sein Volumen fast verdoppelt<br />

hat.<br />

Den Teig mit <strong>de</strong>m verquirlten Ei bepinseln und<br />

das Filet etwa 30 Minuten im 190 °C heissen<br />

Backofen garen (Umluft 170 °C).<br />

Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> geklärten Butter überglänzen und auf<br />

einer Platte servieren.<br />

SCHAUDERND.<br />

Zwischen Wahn und Wirklichkeit<br />

beginnt ein packen<strong>de</strong>s Rennen<br />

gegen die Zeit.<br />

44 – books – November 2010 books – November 2010 – 45<br />

© FinePic ® , München<br />

560 Seiten | CHF 33.90 Auch <strong>als</strong> <strong>eBook</strong> erhältlich.


DVD<br />

1<br />

5<br />

2<br />

6<br />

3<br />

7<br />

4<br />

8<br />

Twilight – Eclipse<br />

46 46 – – books – – November 2010<br />

books – November 2010 – 47<br />

Fantasy<br />

Im dritten Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Vampirsaga<br />

müssen Vampire und Werwölfe<br />

einen Pakt schliessen, <strong>de</strong>nn Seattle<br />

wird von einer Reihe brutaler<br />

Mor<strong>de</strong> heimgesucht. Victoria, eine<br />

blutrünstiger Vampirin, treibt ihr<br />

Unwesen – und sie hat eine ganze<br />

Armee von neugeborenen Vampiren<br />

geschaffen, die sie dabei<br />

unterstützen. Und Bella? Sie ist<br />

immer noch hin- und hergerissen<br />

zwischen <strong>de</strong>m Vampir Edward und<br />

<strong>de</strong>m Werwolf Jacob ... Noch mehr<br />

Action und Romantik <strong>als</strong> in <strong>de</strong>n<br />

ersten bei<strong>de</strong>n Filmen!<br />

CHF 30.90<br />

Ab 12 Jahren<br />

eAN 7613059305526<br />

Die Säulen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Er<strong>de</strong> – Special<br />

Edition<br />

Drama<br />

England, 1123 bis 1173. Es ist eine<br />

Zeit blutiger Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzungen<br />

zwischen <strong>de</strong>m A<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>m Klerus und<br />

<strong>de</strong>m einfachen Volk. <strong>Der</strong> junge Prior<br />

Philip träumt <strong>de</strong>n Traum vom Frie<strong>de</strong>n:<br />

Er will eine Kathedrale gegen<br />

die Mächte <strong>de</strong>s Bösen errichten.<br />

Doch bevor die Säulen <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> in<br />

<strong>de</strong>n Himmel ragen können, müssen<br />

er und seine Gefährten einem Kampf<br />

auf Leben und Tod austragen. Die<br />

grandiose Verfilmung <strong>de</strong>s Erfolgsromans<br />

von Ken Follett.<br />

CHF 43.00<br />

Ab 12 Jahren<br />

eAN 0886977354298<br />

Going Postal<br />

Komödie<br />

Feucht von Lipwig steht vor einer<br />

höchst unerfreulichen Wahl: Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

akzeptiert er das Angebot von<br />

Lord Vetinari, <strong>de</strong>m Herrscher von<br />

Ankh-Morpork, und wird Postmeister<br />

– o<strong><strong>de</strong>r</strong> er lässt sich hinrichten.<br />

Das klingt nach einer einfachen<br />

Entscheidung, doch von<br />

Lipwig ahnt, dass die Post vollgestopft<br />

ist mit alten Briefen und<br />

Taubenmist. Und dann ist da auch<br />

noch das Personal ... Die Verfilmung<br />

<strong>de</strong>s gleichnamigen Scheibenwelt-<br />

Romans von Terry Pratchett.<br />

CHF 27.90<br />

Ab 12 Jahren<br />

eAN 4260181986296<br />

Vincent will meer<br />

Komödie<br />

<strong>Der</strong> letzte Wunsch von Vincents<br />

Mutter war es, noch einmal das<br />

Meer zu sehen. Doch jetzt ist sie<br />

tot, und ihre Asche befin<strong>de</strong>t sich<br />

in einer Bonbondose unter seinem<br />

Bett. Trotz<strong>de</strong>m will Vincent ihr ihren<br />

Wunsch erfüllen, auch wenn er<br />

unter <strong>de</strong>m Tourette-Syndrom lei<strong>de</strong>t.<br />

Einziges Problem: Er muss zuerst<br />

aus <strong>de</strong>m Heim ausbrechen. Gemeinsam<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> magersüchtigen<br />

Marie, <strong>de</strong>m zwanghaften Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

und einem geklauten Auto macht er<br />

sich auf <strong>de</strong>n Weg nach Italien ...<br />

CHF 28.90<br />

Ab 6 Jahren<br />

eAN 4011976874782<br />

Knight and Day<br />

Actionkomödie<br />

Als June Havens (Cameron Diaz)<br />

während eines Flugs Roy Miller<br />

(Tom Cruise) begegnet, geht die<br />

Post ab: Roy legt einen auf ihn<br />

angesetzten Killer um, lan<strong>de</strong>t die<br />

Maschine notlan<strong>de</strong>t und entführt<br />

June. Wer ist dieser Roy? Und ist<br />

June wirklich nur eine unschuldige<br />

Automechanikerin aus einer Kleinstadt?<br />

Fragen über Fragen, die es<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> rasanten und gefährlichen<br />

Flucht vor FBI, CIA und einem Waffenhändler<br />

zu beantworten gilt.<br />

Nanga Parbat<br />

Drama<br />

Als Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> setzen sich die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Reinhold und Günther Messner<br />

das Ziel, gemeinsam <strong>de</strong>n Nanga<br />

Parbat – <strong>de</strong>n «nackten Berg» im<br />

Himalaya – zu besteigen. 1970<br />

ist es so weit: Eine Elite internationaler<br />

Bergsteiger will <strong>de</strong>n Gipfel<br />

erobern. Trotz Schlechtwetterwarnung<br />

entschei<strong>de</strong>t sich Reinhold<br />

unterwegs, <strong>de</strong>n Berg allein zu<br />

bezwingen. Und Günther, <strong><strong>de</strong>r</strong> weniger<br />

Erfahrung hat, folgt ihm. Es<br />

wird ein Kampf ums nackte Überleben<br />

am «nackten Berg» ...<br />

CHF 29.90<br />

Ab 6 Jahren<br />

eAN 7619965021642<br />

Sex and the City 2<br />

Komödie<br />

1 2 3 4<br />

CHF 26.90<br />

Ab 12 Jahren<br />

eAN 4010232051073<br />

Wenn man «Ja» sagt – wie geht<br />

es dann eigentlich weiter? Carrie<br />

(Sarah Jessica Parker) je<strong>de</strong>nfalls<br />

fürchtet, dass ihre Ehe nach zwei<br />

Jahren an Spannung verliert. Miranda<br />

(Cynthia Nixon) hingegen<br />

betreibt gezielten Spannungsabbau<br />

durch einen Berufswechsel,<br />

während Charlotte (Kristin Davis)<br />

misstrauisch ihre Nanny und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Tun beobachtet. Und Samantha<br />

(Kim Cattrall)? Die ist wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz<br />

entspannt im Singleleben angekommen.<br />

<strong>Der</strong> «Weiberspass» geht<br />

weiter!<br />

CHF 19.90<br />

Ab 16 Jahren<br />

eAN 5051890020611<br />

Jeremias Gotthelfs<br />

Meisterwerke<br />

Schweizer Film<br />

5 6 7 8<br />

Eine Box für Liebhaber <strong>de</strong>s<br />

Schweizer Films: Die sechs DVDs<br />

vereinen die schönsten Verfilmungen<br />

von Jeremias-Gotthelf-<br />

Erzählungen. «Anne-Bäbi Jowäger<br />

1 und 2», «Ueli <strong><strong>de</strong>r</strong> Knecht», «Ueli<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Pächter», «Die Käserei in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vehfreu<strong>de</strong>» und «Geld und Geist»<br />

sind Standardwerke <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizer<br />

Literatur und <strong>de</strong>s Schweizer<br />

Films. Endlich gibt es ein Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>sehen<br />

mit Margrit Winter, Hannes<br />

Schmidhauser, Liselotte Pulver,<br />

Ruedi Walter und vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en!<br />

CHF 119.00<br />

Ab 12 Jahren<br />

eAN 7611719448101


Veranstaltungen<br />

Veranstaltungen von Orell Füssli<br />

British Cheese @ The Bookshop<br />

Taste and buy <strong>de</strong>licious British Cheese<br />

samstag, 20. November 2010, ab 11 h<br />

Orell Füssli The Bookshop,<br />

Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich<br />

Käpt’n sharky kommt zu<br />

Besuch<br />

Die beliebte Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>buch-Figur live erleben!<br />

samstag, 20. November 2010, ab 14 h<br />

Orell Füssli Kramhof,<br />

Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />

Lesung von Lukas Hartmann:<br />

«Finsteres Glück»<br />

in Zusammenarbeit mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kellerbühne<br />

St. Gallen<br />

montag, 22. November 2010, 20 h<br />

Kellerbühne st. Gallen,<br />

st. Georgen-strasse 3, 9000 st. Gallen<br />

Lern <strong>de</strong>in Haustier besser<br />

kennen<br />

in Zusammenarbeit mit Krax (Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> schützen<br />

Tiere), ab 5 Jahren<br />

mittwoch, 24. November 2010, 14 bis 17 h<br />

Orell Füssli Kramhof,<br />

Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />

Buchpräsentation «Frauen<br />

ohne maske»<br />

Mit Regula Stämpfli (Politologin), Josef Riegger<br />

(Fotograf) und Porträtierten<br />

Donnerstag, 25. November 2010, 19 bis 21 h<br />

Orell Füssli Frauenfeld,<br />

Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld<br />

«Jimmy-Flitz,<br />

die schweizermaus»<br />

Lesung mit Gitarre von Roland Zoss für<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 5 Jahren<br />

samstag, 27. November 2010, 14 bis 15 h<br />

Orell Füssli Kramhof,<br />

Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />

märlistun<strong>de</strong> in Luzern<br />

für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 3 Jahren<br />

samstag, 27. November 2010, 11 h<br />

Orell Füssli Luzern,<br />

Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern<br />

märlistun<strong>de</strong> in Frauenfeld<br />

für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 3 Jahren<br />

samstag, 27. November 2010, 10.30 h<br />

Orell Füssli Frauenfeld,<br />

Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld<br />

Buchvernissage: «Ida» von<br />

susanna schwager<br />

veranstaltet von Orell Füssli Bellevue<br />

montag, 29. November 2010, 19 h<br />

mascotte,<br />

Theaterstrasse 10, 8001 Zürich<br />

Adventsbasteln mit sarah<br />

für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 5 Jahren<br />

mittwoch, 1. Dezember 2010, 14 bis 16 h<br />

Orell Füssli Kramhof,<br />

Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />

Junge Leserinnen und<br />

Leser erzählen aus<br />

ihren Lieblingsbüchern<br />

für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 9 Jahren<br />

samstag, 4. Dezember 2010, ab 14 h<br />

Orell Füssli Kramhof,<br />

Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />

Lebkuchen verzieren<br />

für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 3 Jahren<br />

samstag, 4. Dezember 2010, 14 bis 16 h<br />

Orell Füssli Frauenfeld,<br />

Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld<br />

santa @ The Bookshop<br />

Join us for an hour full of fun, stories<br />

and activities!<br />

samstag, 4. Dezember 2010, 10 bis 11 h<br />

Orell Füssli The Bookshop,<br />

Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich<br />

samichlaus und schmutzli sind<br />

im ganzen Haus unterwegs<br />

sonntag, 5. Dezember 2010, 14 bis 17 h<br />

Orell Füssli Kramhof,<br />

Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />

Lebkuchen verzieren<br />

für alle Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

samstag, 12. Dezember 2010, 11 bis 16 h<br />

Orell Füssli Luzern,<br />

Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern<br />

Mehr Veranstaltungen und Informationen fin<strong>de</strong>n Sie auf www.books.ch/veranstaltungen<br />

48 – books – November 2010 books – November 2010 – 49<br />

books – November 2010 – 48<br />

✁<br />

Lösungswort:<br />

Bis am 15. November 2010 in einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Bern, Luzern,<br />

Winterthur, Frauenfeld o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben o<strong><strong>de</strong>r</strong> per E-Mail<br />

an: books@books.ch. Über <strong>de</strong>n Wettbewerb wird keine Korrespon<strong>de</strong>nz geführt.<br />

Vorname / Name<br />

Adresse<br />

PLZ / Ort<br />

E-Mail<br />

Wettbewerb


Kolumne<br />

Manche Geschichten fallen mir in <strong>de</strong>n<br />

Schoss wie reife Äpfel. Ich wun<strong><strong>de</strong>r</strong>e mich<br />

etwas, drehe und wen<strong>de</strong> sie, poliere sie ein<br />

wenig und reiche sie weiter. Doch das ist<br />

selten.<br />

In meiner Wohnung stehen zwei Schränke.<br />

Im einen lagere ich Stoffe, die einmal Geschichten<br />

wer<strong>de</strong>n könnten, im an<strong><strong>de</strong>r</strong>en angefangene<br />

Projekte – Geschichten, die noch<br />

im Wer<strong>de</strong>n begriffen sind. Denn das Schreiben,<br />

<strong>als</strong>o <strong><strong>de</strong>r</strong> physische Akt an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tastatur,<br />

kommt bei mir oft sehr, sehr spät. Für meine<br />

letzten bei<strong>de</strong>n Bücher, <strong>de</strong>n Roman «Ans<br />

Meer» und die kleine Erzählung «<strong>Der</strong> Geist<br />

am Berg», brauchte ich je zehn Jahre.<br />

Oft ist da erst ein Keim, gibt es ein, zwei Figuren,<br />

die mich interessieren, vielleicht ein<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>bares Ereignis. In «Ans Meer» ist es<br />

Jens, ein elfjähriger Junge, <strong>de</strong>ssen alleinerziehen<strong>de</strong><br />

Mutter unvermittelt stirbt und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

versucht, mit seinem alkoholkranken Vater<br />

ein neues Zuhause aufzubauen, in «<strong>Der</strong><br />

Geist am Berg» <strong><strong>de</strong>r</strong> Moment, in <strong>de</strong>m die<br />

menschenscheue Ziegenhirtin Stine, die bis<br />

dahin das Tal hasste und sich nur auf <strong>de</strong>n<br />

obersten Gipfeln zuhause fühlte, sich ausgerechnet<br />

in einen Städter verliebt.<br />

Solche Geschichten lassen sich wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar<br />

träumen, doch kaum beginne ich sie nie<strong><strong>de</strong>r</strong>zuschreiben,<br />

zerfallen sie allzu leicht in tausend<br />

Splitter. Vieles funktioniert <strong>als</strong> Gefühl,<br />

doch nicht auf Papier, plötzlich gerät die Figur<br />

aus <strong>de</strong>n Fugen, ihre Bedürfnisse sperren<br />

sich gegen <strong>de</strong>n Lauf, <strong>de</strong>n die Handlung nehmen<br />

wollte, und will ich die Menschen nicht<br />

verbiegen, bleibt mir nichts übrig, <strong>als</strong> ihnen<br />

sehr geduldig zuzuhören, manchen Irrweg<br />

mit ihnen zu gehen und zu versuchen, sie<br />

sanft auf ein Trassee zu leiten, auf <strong>de</strong>m sie<br />

eine gute Richtung einschlagen können.<br />

«Gut» heisst längst nicht immer, dass sie <strong>de</strong>n<br />

Weg gehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> mir vorschwebte. Immer<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong> muss ich alles neu <strong>de</strong>nken, ich reife<br />

mit meinen Figuren, sie führen mich zu einem<br />

immer tieferen, grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong>en Verständnis<br />

ihrer <strong>Welt</strong>. Und irgendwann – oft<br />

gera<strong>de</strong> dann, wenn ich mich schon darauf<br />

50 – books – November 2010<br />

gefasst machte aufzugeben, mich in eben<br />

tausend Abzweigungen, Einzelschicksalen<br />

und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchen verhed<strong><strong>de</strong>r</strong>t glaubte –<br />

öffnet sich wie eine bislang verborgene Tür<br />

eine ganz neue Dimension, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> heraus<br />

ganz vieles Sinn ergibt, sich vieles fügt – vieles,<br />

nicht alles. Das Übrige fällt dafür nun<br />

ganz leicht ab; Kleinigkeiten, an die ich mich<br />

geklammert hatte und die mir für meine<br />

Geschichte so unverzichtbar schienen, kann<br />

ich plötzlich mit einer Leichtigkeit streichen,<br />

die mich schon wie<strong><strong>de</strong>r</strong> amüsiert.<br />

Denn nun weiss ich, wovon meine Geschichte<br />

han<strong>de</strong>lt, was ihr grundlegen<strong>de</strong>s Thema<br />

ist, um das sich alles dreht – <strong>de</strong>nn ja, widme<br />

ich mich lange genug einer Geschichte,<br />

offenbart je<strong>de</strong> zuletzt einen sehr einfachen<br />

Kern. In «Ans Meer» ist es die Frage <strong>de</strong>s<br />

Verzeihens; je<strong>de</strong> meiner Figuren, ent<strong>de</strong>cke<br />

ich plötzlich, lei<strong>de</strong>t unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Unmöglichkeit,<br />

gewisse Dinge zu verzeihen, sich selbst<br />

Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in books,<br />

wie sie schreiben.<br />

Heute: Tim Krohn<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, und diese Unversöhnlichkeit<br />

gebiert alles Lei<strong>de</strong>n. In «<strong>Der</strong> Geist am Berg»<br />

ist es die Frage «Wer bin ich? Wie kann ich<br />

meine wahre Gestalt fin<strong>de</strong>n, und wie verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />

das meinen Zugang zu <strong>de</strong>n Menschen?»<br />

Und endlich klärt sich auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Schluss,<br />

zehn o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwanzig Varianten hatte ich be-<br />

reits geschrieben o<strong><strong>de</strong>r</strong> angedacht und wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

verworfen, jetzt erst kann ich <strong>de</strong>n richtigen<br />

erkennen, es ist <strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> eben diese<br />

grundlegen<strong>de</strong> Frage beantwortet. In «Ans<br />

Meer» gelingt es Jens, seiner Mutter zu verzeihen,<br />

dadurch löst er einen Bann, <strong><strong>de</strong>r</strong> seine<br />

Familie über drei Generationen in Unversöhnlichkeit<br />

gefangen hielt. In «<strong>Der</strong> Geist<br />

am Berg» war es etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>s, mir war das<br />

Schlussbild lange klar, es schwebte mir so<br />

zweifelsfrei vor Augen, nur hatte ich keine<br />

Ahnung, wie ich es motivieren kann –<br />

ich kannte meine Geschichte, ohne sie zu be-<br />

greifen. Die Stine wan<strong>de</strong>lt sich, wird Wassergeist<br />

und setzt in dieser neuen Gestalt<br />

endlich spielerisch die Kräfte frei, die sie<br />

zuvor, <strong>als</strong> Mensch, nur in Zerstörung äussern<br />

konnte.<br />

So, und mit diesem neuen Blick beginnt das<br />

Schreiben nochm<strong>als</strong> fast von vorn. Nun<br />

kann ich die Leserinnen und Lehrer durch die<br />

Geschichte führen, wie man Frem<strong>de</strong> durch<br />

ein geliebtes Land führt, auf kleinen Umwegen,<br />

doch immer zielgerichtet, auf Pfa<strong>de</strong>n,<br />

die so breit und klar angelegt sind, dass die<br />

Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n nicht immer nur auf ihre Füsse<br />

schauen, in Furcht, die Richtung zu verlieren,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>n Blick heben, links und<br />

rechts sehen, die Schönheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen<br />

bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die ihnen begegnen, die son<strong><strong>de</strong>r</strong>baren<br />

Wendungen begleiten, die <strong><strong>de</strong>r</strong>en Leben<br />

prägt, mit ihnen lei<strong>de</strong>n, wachsen, und die<br />

hoffentlich gewinnen, was sie suchten – dies<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> etwas noch Schöneres, von <strong>de</strong>m sie<br />

nicht zu träumen wagten. Wenn das gelingt,<br />

bin ich zufrie<strong>de</strong>n, vorher nicht.<br />

Tim Krohn, 45, wuchs in Glarus auf und<br />

lebt heute in Zürich. er schreibt Theaterstücke,<br />

Hörspiele und prosatexte.<br />

sein neuestes Buch ist diesen sommer<br />

erschienen:<br />

<strong>Der</strong> Geist am Berg<br />

76 seiten<br />

CHF 22.90<br />

Galiani


ZÜRICH<br />

KRAMHOF<br />

Füsslistrasse 4, 8001 Zürich<br />

Die grösste Auswahl an Büchern, Hörbüchern,<br />

eRea<strong><strong>de</strong>r</strong>, Software, DVD und Geschenkartikeln<br />

aus sämtlichen Themenbereichen auf über<br />

2000m2 direkt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Bahnhofstrasse<br />

AM BELLEVUE<br />

Theaterstrasse 8, 8001 Zürich<br />

Bücher aus sämtlichen Themenbereichen<br />

auf vier Etagen, DVD, Hörbücher, Software<br />

und Geschenkartikel<br />

NIEDERDORF<br />

Marktgasse 12, 8001 Zürich<br />

Bücher zum Thema Schweiz, grosse Auswahl an<br />

Belletristik und DVD, <strong>de</strong>s livres français und im<br />

1. Stock Spezialabteilung für Architektur, Kunst,<br />

Design und Fotografie<br />

KINDERBUCHHANDLUNG<br />

Orell Füssli For Kids & Family<br />

im Franz Carl Weber, Bahnhofstrasse 62<br />

8001 Zürich<br />

THE BOOKSHOP<br />

Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich<br />

The Number One Address for English Books<br />

www.english.books.ch<br />

Or<strong><strong>de</strong>r</strong>ing Service<br />

Phone 044 211 04 44<br />

english-or<strong><strong>de</strong>r</strong>s@books.ch<br />

WINTERTHUR<br />

Marktgasse 3, 8400 Winterthur<br />

Auf 5 Etagen alles rund um Bücher,<br />

Geschenkartikel und Unterhaltungselektronik<br />

FRAUENFELD<br />

Einkaufszentrum Passage<br />

Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld<br />

Breite Auswahl aus <strong>de</strong>n Bereichen Unterhaltung,<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>- und Jugendliteratur, Reisen, Kochen,<br />

DVDs und aktuelle Titel zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Sachbuchthemen und Geschenke<br />

LUZERN<br />

Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern<br />

Bücher aus sämtlichen Themenbereichen,<br />

Hörbücher, DVDs und Geschenke<br />

BERN<br />

WESTSIDE<br />

Gilberte-<strong>de</strong>-Courgenay-Platz 4, 3027 Bern<br />

Bücher aus sämtlichen Themenbereichen,<br />

DVD, Geschenkartikel und eine breite Auswahl<br />

französischsprachiger Bücher<br />

KROMPHOLZ<br />

Spitalgasse 28, 3001 Bern<br />

Breite Auswahl aus <strong>de</strong>n Bereichen Literatur,<br />

Krimi, Biographien, Essen & Trinken,<br />

DVD, Geschenkartikel<br />

ST. GALLLEN<br />

Multergasse 1 - 3, 9001 St. Gallen<br />

Die traditionreichste und grösste Buchhandlung<br />

in St.Gallen und Umgebung auf 2000m2<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Guisanstrasse 1, direkt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Hochschule<br />

Bestellservice<br />

Telefon 0848 849 848<br />

Fax 044 455 56 20<br />

or<strong><strong>de</strong>r</strong>s@books.ch<br />

WIR SIND<br />

RUND UM<br />

DIE UHR<br />

FÜR SIE DA!<br />

www.books.ch<br />

Die grösste Filiale von Orell Füssli<br />

1 Million Titel - Bücher, Hörbücher,<br />

<strong>eBook</strong>s, Filme, Spiele, Software, Games<br />

Bei je<strong>de</strong>m Einkauf wertvolle<br />

bookpoints sammeln<br />

Versand portofrei schon ab Fr. 30.-<br />

Lieferung innerhalb weniger Tage<br />

Abholmöglichkeit in Ihrer nächsten<br />

Orell Füssli Buchhandlung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!