Der Geheimdienst als Spiegel der Welt - eBook.de
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ooks – das Magazin <strong><strong>de</strong>r</strong> Orell Füssli Buchhandlungen – November 2010<br />
<strong>Der</strong> <strong>Geheimdienst</strong><br />
<strong>als</strong> <strong>Spiegel</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong><br />
John Le Carrés «Verräter wie wir»<br />
Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> statt Buchstaben<br />
Literaturverfilmungen<br />
«Ich sage nie: So war’s !»<br />
Interview mit Eveline Hasler<br />
Vielfältig wie<br />
das Leben selbst<br />
Biografien<br />
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Letzte nacht in<br />
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40<br />
Inhalt<br />
10<br />
24<br />
4 Notizen<br />
10 <strong>Der</strong> <strong>Geheimdienst</strong> <strong>als</strong> <strong>Spiegel</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong>: John Le Carrés<br />
«Verräter wie wir»<br />
15 Mein Buch<br />
16 Interview mit Eveline Hasler<br />
20 Vielfältig wie das Leben selbst: Biografien<br />
24 Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> statt Buchstaben: Literaturverfilmungen<br />
30 Neues von Orell Füssli<br />
32 Fantastisch!: Fantasy-Neuerscheinungen<br />
36 Kaffeepause: Die Buchhändlerinnen-Debatte<br />
40 Interview mit Susanna Schwager<br />
44 Kochbücher: Von <strong>de</strong>n Besten lernen<br />
48 Veranstaltungskalen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
49 Kreuzworträtsel<br />
50 Kolumne: So schreibe ich<br />
Die nächste Ausgabe von books, <strong>de</strong>m Magazin <strong><strong>de</strong>r</strong> Orell-<br />
Füssli-Buchhandlungen, erscheint am XX. Februar 2011. Sie<br />
erhalten books kostenlos in je<strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale. Bestellungen nehmen<br />
wir gern entgegen über www.books.ch, or<strong><strong>de</strong>r</strong>s@books.ch und<br />
Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli fin<strong>de</strong>n<br />
Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St. Gallen, Winterthur und<br />
Zürich.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Orell Füssli Buchhandlungs AG<br />
Dietzingerstrasse 3<br />
Postfach<br />
8036 Zürich<br />
Gesamtherstellung:<br />
Media Tune AG, Zürich<br />
Redaktion:<br />
Die Blattmacher GmbH, Zürich<br />
Gestaltung:<br />
Strichpunkt GmbH, Winterthur<br />
Foto Cover:<br />
dpa Picture-Alliance GmbH<br />
Alle so gekennzeichneten Bücher sind auch <strong>als</strong> <strong>eBook</strong> auf www.books.ch erhältlich.<br />
The message<br />
is the message<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Das Erzählen ist so alt wie die Menschheit.<br />
Das älteste Medium dafür ist<br />
die Sprache, doch überliefert wur<strong>de</strong>n<br />
Erzählungen zuerst in Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n: mit<br />
Höhlenzeichnungen. Erst viel später<br />
wur<strong>de</strong> die Schrift <strong>als</strong> vielfältiges Mittel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Überlieferung entwickelt; ihre volle<br />
Wirkung konnte sie dann dank <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Erfindung <strong>de</strong>s Buchdrucks entfalten.<br />
Sie fragen sie, weshalb ich in einem<br />
Buchmagazin so weit aushole? In<br />
dieser Ausgabe von books fin<strong>de</strong>n Sie<br />
zwar keinen Artikel zur Höhenmalerei,<br />
aber zu Büchern, Literaturverfilmungen,<br />
DVDs, <strong>eBook</strong>s und unserem<br />
booksblog. Das zeigt: Nicht mehr das<br />
Medium ist entschei<strong>de</strong>nd, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Inhalt – die gute Geschichte und relevante<br />
Information. Nicht das Medium<br />
ist die Nachricht, wie es geheissen hat<br />
(«the media ist he message») – son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
die Botschaft bleibt am En<strong>de</strong> eben die<br />
Botschaft.<br />
Für uns Buchhändler ergibt sich<br />
daraus die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, dass wir<br />
zu Medienhändlern wer<strong>de</strong>n. Unsere<br />
wichtigste Aufgabe ist es heute, Ihnen<br />
unabhängig vom Medium das anzubieten,<br />
was Sie interessiert. Das gelingt<br />
uns nur mit guten Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />
und kompetenter Beratung. Ich bin<br />
überzeugt: Bei Orell Füssli fin<strong>de</strong>n Sie<br />
bei<strong>de</strong>s.<br />
Ihr András Németh<br />
Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsleitung
Notizen<br />
Sie lieben Bücher? Vermutlich schon – sonst wür<strong>de</strong>n Sie<br />
kaum dieses Magazin in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n halten. Jetzt gibt<br />
es einen neuen Bildband, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sie ganz explizit anspricht:<br />
«räume für menschen, die Bücher lieben». Die Fotografin<br />
Leslie Ged<strong>de</strong>s-Brown ist überzeugt, dass Bücher<br />
zur Raumgestaltung<br />
beitragen. Diese These<br />
untermauert sie<br />
mit eindrücklichen<br />
Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n privater Bibliotheken<br />
aus allen Ecken <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> – von<br />
Kenia bis New York. «Je<strong><strong>de</strong>r</strong> Wohnraum<br />
braucht seine Portion Bücher», meint die<br />
Fotografin – und zeigt, wie die Menschen<br />
ihre Küchen, Ba<strong>de</strong>zimmer und Flure mit<br />
Büchern aufwerten. Das Buch bietet viel<br />
Inspiration für die eigene Ablage und zahlreiche<br />
praktische Tipps, worauf man bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Einrichtung einer privaten Bibliothek<br />
achten soll.<br />
Notizen<br />
© Maki Galimberti<br />
Weihnachten steht bald vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Tür, <strong>de</strong>nnoch rücken wir das Fest <strong><strong>de</strong>r</strong> Feste in<br />
dieser Ausgabe von «books» nicht zu sehr ins Zentrum – <strong>de</strong>nn bald erscheint ja<br />
auch noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Weihnachtsprospekt von Orell Füssli. Aber an einem Weihnachtsbuch<br />
führt für uns jetzt kein Weg vorbei: «mör<strong><strong>de</strong>r</strong>ische Weihnachten» ist sozusagen<br />
eine Quintessenz zweier unserer diesjährigen Hauptthemen, «Skandinavische<br />
Krimis» und «Mor<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frauen». Herausgegeben wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sammelband von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> supererfolgreichen schwedischen Krimi-Autorin Liza marklund; er enthält unter<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Geschichten von Åke edwardson und Arne Dahl. Und er zeigt, dass<br />
es sich gefährlich lebt in <strong>de</strong>n langen dunklen Nächten Skandinaviens – erst recht<br />
zur Adventszeit!<br />
Giorgio von Arb<br />
zählt zu <strong>de</strong>n renommiertesten<br />
Fotografen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz. Er arbeitete<br />
<strong>als</strong> Fotojournalist,<br />
erhielt dreimal<br />
ein Eidgenössisches<br />
Stipendium und war<br />
zwischen 1980 und 2001 Lehrer für<br />
Fotografie an <strong><strong>de</strong>r</strong> Schule für Gestaltung<br />
in Zürich. Bekannt machten<br />
ihn vor allem seine Grossreportagen,<br />
die er in Buchform veröffentlichte.<br />
Für «Klosterleben» (1993)<br />
warf er einen behutsamen Blick<br />
hinter die Mauern geschlossener<br />
Frauenklöster in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ostschweiz.<br />
In «Meister Tod» (2002) beschäftigte<br />
er sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kulturgeschichte<br />
<strong>de</strong>s Sterbens in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz und in<br />
Liechtenstein. Im Bildband «Leute<br />
am Grabserberg» (1988) porträtierte<br />
er die gesamte, 600 Menschen<br />
zählen<strong>de</strong> Bevölkerung am Berghang<br />
im Rheintal; 2007 nahm er dieses<br />
Projekt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auf und liess <strong>de</strong>n<br />
Band «Leute am Grabserberg –<br />
20 Jahre danach» folgen. Jetzt ist<br />
das neueste Buch von Giorgio von<br />
Arb erschienen: «ein Buch über<br />
die <strong>Welt</strong>. Das Kloster Distenis».<br />
Gemeinsam mit <strong>de</strong>m renommierten<br />
Journalisten und Schriftsteller<br />
Erwin Koch porträtiert <strong><strong>de</strong>r</strong> Fotograf<br />
die 30 Mönche, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Benediktinerabtei in Graubün<strong>de</strong>n<br />
leben. «Wir sind die Quersumme<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft», wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Abt <strong>de</strong>s<br />
Klosters im Buch zitiert. «In unserem<br />
Kloster sind so ziemlich alle<br />
Charaktere vertreten, die menschenmöglich<br />
sind.» In unzähligen Besuchen<br />
haben sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Fotograf und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Journalist diesen Charakteren<br />
angenähert – und dabei einmalige<br />
Einblicke in eine <strong>Welt</strong> gewonnen,<br />
die einem zugleich fremd und vertraut<br />
vorkommt.<br />
Graphic Novel – das ist viel mehr <strong>als</strong> ein<br />
Comic: ein illustrierter Roman, eine Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>geschichte<br />
mit höchstem Anspruch.<br />
Pionier dieser Stilrichtung war <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
US-Amerikaner Will Eisner<br />
mit seinem herausragen<strong>de</strong>n<br />
Buch «Ein Vertrag mit Gott»<br />
– diese erste Graphic Novel<br />
ist bis heute eine <strong><strong>de</strong>r</strong> besten<br />
geblieben. Mittlerweile wird<br />
mit Graphic Novels immer<br />
häufiger versucht, klassische<br />
literarische Texte neu<br />
aufzubereiten und ihnen<br />
damit auch ein neues Publikum zu erschliessen.<br />
Zwei Neuerscheinungen zeigen<br />
jetzt auf spannen<strong>de</strong> Weise die Möglichkeiten<br />
und Grenzen <strong>de</strong>s Genres.<br />
Sehr gelungen ist stephane Heuets Adaption<br />
<strong>de</strong>s hochkomplexen psychologischphilosophischen<br />
Romans «Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> suche<br />
nach <strong><strong>de</strong>r</strong> verlorenen Zeit» von Marcel<br />
Proust. Während <strong><strong>de</strong>r</strong> jahrelangen Arbeit an<br />
dieser Umsetzung musste Heuet <strong>de</strong>n Inhalt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrere tausend Seiten dicken Vorlage<br />
notgedrungen massiv reduzieren; es gelang<br />
ihm aber, die Atmosphäre <strong>de</strong>s Romans, <strong>de</strong>n<br />
er wörtlich und oft sehr ausführlich zitiert,<br />
einzufangen und Prousts Erinnerungen mit<br />
<strong>de</strong>tailgenauen Zeichnungen aus <strong>de</strong>m Frankreich<br />
<strong>de</strong>s Fin <strong>de</strong> siècle in Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> zu fassen.<br />
In Frankreich waren sogar die oft eher puritanischen<br />
Proustianer begeistert, <strong>als</strong> vor<br />
14 Jahren <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Band von Heuets Serie<br />
erschien. Das will noch nicht viel heissen,<br />
<strong>de</strong>nn in Frankreich zählt man Comic schon<br />
längst zur Kunst – überraschen<strong><strong>de</strong>r</strong> ist <strong>de</strong>shalb<br />
die Begeisterung, die «Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche<br />
nach <strong><strong>de</strong>r</strong> verlorenen Zeit» auch in <strong>de</strong>n USA<br />
auslöste: «Wir literarischen Banausen schätzen<br />
diese reduzierte Kunst sehr», jubelte die<br />
«Washington Post». Jetzt gibt es <strong>de</strong>n schönen,<br />
im Tim-und-Struppi-Stil gezeichneten<br />
Comic endlich auch auf Deutsch.<br />
Etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gefühle hinterlässt die neue<br />
Comic-Version von Franz Kafkas «Die Verwandlung»<br />
durch das bewährte Team eric<br />
Corbeyran (Szenario) und richard Horne<br />
(Zeichnungen). Wir erinnern uns: Gregor<br />
Samsa wacht eines Tages auf und ist ein<br />
riesiges Ungeziefer. Fortan wird er seiner<br />
Familie immer mehr zur Plage ... <strong>Der</strong> Horror<br />
von Samsa und seiner Umwelt lässt sich<br />
natürlich fabelhaft in düstere Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> packen,<br />
und die Stärke <strong><strong>de</strong>r</strong> Comic-Umsetzung liegt<br />
<strong>de</strong>nn auch beim Visuellen, das im Stil eines<br />
Batman-Comics gehalten ist und mit vielen<br />
filmischen Mitteln arbeitet. Die soziale<br />
und psychologische Dimension <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage<br />
bleibt allerdings weitgehend ausgespart –<br />
und das führt dazu, dass<br />
die Graphic Novel letztlich<br />
doch ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
wirkt <strong>als</strong> die Erzählung<br />
von Kafka. Als eigenständiges<br />
Werk ist «Die<br />
Verwandlung» superb<br />
und empfehlenswert,<br />
aber sie erspart einem<br />
nicht, das geniale Ori-<br />
ginal zu lesen. Gottseidank.<br />
urs Faes zählt zu <strong>de</strong>n renommiertesten Autoren <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz: Er gewinnt regelmässig<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Preise und stösst in <strong>de</strong>n Feuilletons auf viel Wohlwollen. Jetzt haben die Kritiker<br />
– und natürlich auch die Leserschaft – wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Grund, sich zu freuen, <strong>de</strong>nn Faes’<br />
neuer Roman «paarbildung» ist erschienen. <strong>Der</strong> Aargauer erzählt darin die Geschichte<br />
<strong>de</strong>s Psychologen Andreas Lüscher, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>als</strong> Gesprächstherapeut Ärzte und Patienten in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> onkologischen Abteilung eines Spit<strong>als</strong> betreut. Eines Tages liegt auf seinem Pult die<br />
Krankenakte einer Patientin, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Name ihm vertraut ist: Mit Meret Etter verband ihn<br />
vor Jahren eine intensive Liebe. Die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>begegnung mit ihr – nach langer<br />
Trennung und angesichts einer tödlichen Bedrohung – wirft Fragen<br />
nach Lebenssinn und Tod auf. Urs Faes erzählt leise und<br />
in schöner Sprache von dieser Begegnung. Handlung gibt es<br />
nicht viel – die Geschichte habe damit Raum, ihre emotionale<br />
Vielschichtigkeit zu entfalten, schrieb ein begeisterter Kritiker.<br />
Und die NZZ urteilte: «Fiktionales Schreiben über Schicksale<br />
von Kranken wirkt oftm<strong>als</strong> prätentiös o<strong><strong>de</strong>r</strong> anmassend, aber<br />
Faes meistert die Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung mit gutem Gespür für Dramaturgie<br />
und einer klaren Sprache ohne jeglichen Pathos.»<br />
DAS GROSSE<br />
WAGNIS<br />
DER LIEBE<br />
Roman, gebun<strong>de</strong>n, 528 Seiten<br />
ISBN 978-3-0369-5572-8, SFr. 35.90<br />
Nach seinem Bestseller Ruf<br />
mich bei <strong>de</strong>inem Namen erzählt<br />
André Aciman in seinem<br />
zwei ten Roman lei<strong>de</strong>nschaftlich<br />
und kompromisslos von grossen<br />
Gefühlen, unermessli chem Glück<br />
und schmerzlichem Verlust.<br />
4 – books – November 2010 books – November 2010 – 5<br />
www.keinundaber.ch
Notizen<br />
In diesen Wochen können wir gleich eine ganze Reihe<br />
von Jubiläen rund um die Literatur feiern. Und<br />
gar ein Doppeljubiläum: Am 5. Januar 2011<br />
wäre Friedrich Dürrenmatt genau 90<br />
Jahre alt gewor<strong>de</strong>n – wäre er nicht<br />
bereits am 14. Dezember 1990,<br />
<strong>als</strong>o vor genau 20 Jahren, gestorben.<br />
Dürrenmatt war <strong><strong>de</strong>r</strong> grösste<br />
Dramatiker, <strong>de</strong>n die Schweiz bis jetzt hatte, sieht<br />
man einmal von max Frisch ab. Frisch-Fans haben<br />
im nächsten Jahr übrigens auch viel zu feiern,<br />
dann jährt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Geburtstag <strong>de</strong>s Zürchers zum<br />
100. Mal; zumin<strong>de</strong>st, wenn es um Jubiläen geht, hat<br />
Dürrenmatt <strong>als</strong>o die Nase vorn.<br />
Wir nehmen an, dass bei Ihnen daheim bereits eine Gesamtausgabe<br />
mit <strong>de</strong>n Werken von Dürrenmatt steht, <strong>de</strong>shalb müssen<br />
wir Ihnen hier schon etwas Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es empfehlen. Zum Beispiel<br />
<strong>de</strong>n Prachtsband «Dürrenmatt. sein Leben in Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n». Ein<br />
Buch fast so kolossal wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch, <strong><strong>de</strong>r</strong> darin vorgestellt wird.<br />
Wer es weniger mit Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n hat,<br />
kann sich dafür am ganz neuen<br />
Lesebuch «meine schweiz»<br />
erfreuen. Dürrenmatt gibt sich<br />
darin gewohnt kritisch – und<br />
gewohnt humorvoll.<br />
Ebenfalls ein Doppeljubiläum gab<br />
es 2010 bei mark Twain. In diesem<br />
Frühjahr jährte sich sein To<strong>de</strong>stag<br />
zum 100. Mal, am 30. November<br />
gibt es auch noch seinen<br />
run<strong>de</strong>n Geburtstag zu feiern: <strong>Der</strong><br />
Schriftsteller, <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentlich Samuel<br />
Langhorne Clemens hiess, kam vor<br />
genau 175 Jahren zur <strong>Welt</strong>. Sein<br />
Geburts- und To<strong>de</strong>sdatum sind übrigens durch eine eigenartige<br />
Konstellation miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verknüpft: Mark Twain kam zur <strong>Welt</strong>,<br />
nach<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Halleysche Komet aufgetaucht war, und starb einen<br />
Tag nach <strong>de</strong>ssen Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kunft.<br />
Natürlich wur<strong>de</strong>n dieses Jahr unzählige Bücher von und über Mark<br />
Twain publiziert. Zum Abschluss <strong>de</strong>s Twain-Jahrs möchten wir Ihnen<br />
noch zwei Neuerscheinungen ans Herz legen. Zuerst einmal<br />
das schmale Bändchen «Die schreckliche <strong>de</strong>utsche sprache».<br />
In diesem neu aufgelegten, erzkomischen Essay spielt Mark Twain<br />
alle seine Stärken aus – Beobachtungsgabe, Humor und eine sehr,<br />
sehr, sehr spitze Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>. Wer sich noch mit noch mehr regionalen<br />
Speisen aus Mark Twains Küche ein<strong>de</strong>cken will, sollte sich zu<strong>de</strong>m<br />
das Hörbuch «Bummel durch europa – schweiz» herunter la<strong>de</strong>n;<br />
Rufus Beck liest Auszüge aus Twains Bericht über seine legendäre<br />
Europareise.<br />
Aber selbstverständlich ist auch alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e von Mark Twain empfehlenswert<br />
– vor allem <strong><strong>de</strong>r</strong> Roman «Die Abenteuer <strong>de</strong>s Huckleberry<br />
Finn». Nur Menschen, die keinen Funken Abenteuerlust<br />
mehr in sich verspüren, können dieses Opus magnum <strong>de</strong>s grossen<br />
Amerikaners <strong>als</strong> Jugendbuch bezeichnen.<br />
Jubiläen Oft<br />
2010 jährte sich nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> 100. To<strong>de</strong>stag von Mark Twain,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch jener von Leo Tolstoi – <strong><strong>de</strong>r</strong> Russe starb am 20. November<br />
82-jährig auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Flucht vor seiner Frau. Die Gattin<br />
war wenig erbaut darüber, dass Tolstoi seinen Nachlass<br />
– zum Beispiel die Romane «Krieg und Frie<strong>de</strong>n»<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> «Anna Karenina» – <strong>de</strong>m geliebten russischen<br />
Volk und nicht ihr vermachte. Tolstoi war einer<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz grossen Denker <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts, ein<br />
überaus kritischer Zeitgenosse, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich mit Gott<br />
und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> – beziehungsweise mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche und<br />
<strong>de</strong>m Zaren – anlegte und eigentlich je<strong><strong>de</strong>r</strong> Macht<br />
gegenüber skeptisch blieb. Dass er<br />
ungebrochen lesenswert ist, beweist<br />
die Neuauflage von «Die schönsten erzählungen».<br />
<strong>Der</strong> Aufbau-Verlag hat in diesem<br />
Band 18 Geschichten von Tolstoi versammelt, die<br />
gleichzeitig amüsant und tiefgründig sind. O<strong><strong>de</strong>r</strong> wie<br />
ein Kritiker schrieb: «Die Lektüre von Tschechows<br />
Geschichten vermittelt an einem einzigen Leseabend<br />
mehr Menschenkenntnis <strong>als</strong> ein<br />
ganze Jahr an <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebesfront.»<br />
Wir bewegen uns hinsichtlich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Jubiläen nun in Richtung<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>-literatur. Beginnen wir<br />
mit einem norwegisch-walisischen Schriftsteller, <strong><strong>de</strong>r</strong> für alle Altersgruppen<br />
schrieb: roald Dahl starb am 23. November 1990<br />
in Oxford. Sein Werk könnten wir auch in unserem Artikel über<br />
Literaturverfilmungen auf Seite 24 vorstellen, <strong>de</strong>nn viele seiner<br />
Bücher kamen ins Kino: «Charlie und die schokola<strong>de</strong>nfabrik»,<br />
«<strong>Der</strong> fantastische Mister Fox», «James und <strong><strong>de</strong>r</strong> Riesenpfirsich»<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> «matilda». Alle diese Bücher sind von einem äusserst<br />
skurrilen, oft auch makaberen Humor geprägt. Wenn Sie <strong>als</strong>o ein<br />
wirklich originelles Buch für Ihre Kleinen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht mehr ganz so<br />
Kleinen daheim suchen: Nutzen Sie das Dahl-Jubiläum!<br />
Genug <strong><strong>de</strong>r</strong> To<strong>de</strong>stage: ellis Kaut feiert Geburtstag<br />
– sie wird 90 Jahre alt. Sie wissen<br />
nicht, wer Ellis Kaut ist? Sicher kennen Sie Ihre<br />
berühmteste Schöpfung: <strong><strong>de</strong>r</strong> rothaarige Kobold<br />
pumuckl, <strong><strong>de</strong>r</strong> wegen eines beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Paragraphen<br />
im Koboldgesetz an <strong>de</strong>n alten Schreinermeister<br />
E<strong><strong>de</strong>r</strong> gebun<strong>de</strong>n ist. Pumuckl können<br />
Sie sich bei Orell Füssli gleich multimedial besorgen:<br />
Es gibt unzählige Bücher, Hörspiele und Filme. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
beliebt – und beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gelungen – sind die Mundart-Hörspiele<br />
mit Jörg Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong> und <strong>de</strong>m unvergesslichen Paul Bühlmann.<br />
Nun kommen wir jubiläumsmässig bei <strong>de</strong>n Klein-<br />
sten an. Eines <strong><strong>de</strong>r</strong> schönsten Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>bücher überhaupt<br />
ist wohl «<strong>Der</strong> maulwurf Grabowski».<br />
Sein Schöpfer, <strong><strong>de</strong>r</strong> Österreicher Luis murschetz,<br />
wird dieser Tage 75 Jahre alt. Wir gratulieren<br />
– und wünschen vielen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>n<br />
kleinen Grabowski ins Büchergestell!<br />
ist die letzte Seite eines Buchs jene, die<br />
man am wenigsten gern liest – weil man<br />
nicht möchte, dass das Buch schon zu<br />
En<strong>de</strong> ist. Glücklicherweise können einem<br />
Fachleute in solchen Momenten weiterhelfen<br />
und einem Bücher mit vergleichbaren<br />
Qualitäten empfehlen. Heute macht das<br />
susanna Beusch; sie ist seit 33 Jahren<br />
Buchhändlerin und arbeitet seit sechs Jahren<br />
bei Orell Füssli in Winterthur.<br />
«Was kann man einem Bestseller wie ‚Gut<br />
gegen Nordwind‘ von Daniel Glattauer<br />
entgegensetzen? Ich bin kühn und empfehle<br />
‚Zwei an einem Tag‘ von David Nicholls.<br />
Stilistisch sind die bei<strong>de</strong>n Bücher zwar nicht<br />
unbedingt miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu vergleichen, inhaltlich<br />
aber gibt es Parallelen, die bei mir<br />
<strong>als</strong> Leserin zu ähnlichen Gefühlen führten.<br />
Daniel Glattauer erzählt eine Liebesgeschichte<br />
zwischen zwei Menschen, die nur per<br />
E-Mail miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verkehren und einan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
noch nie gesehen haben. Bei Nicholls sind<br />
die Hauptfiguren, die nicht zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> kommen<br />
können, zwei Studieren<strong>de</strong>, die eine<br />
schöne Nacht miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verbringen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Leben danach aber in verschie<strong>de</strong>ne Richtungen<br />
gehen. Sie bleiben zwar befreun<strong>de</strong>t, aber<br />
ihre Geschichten könnten unterschiedlicher<br />
nicht sein. Dexter ist schön, jung und will<br />
<strong>de</strong>n Erfolg, Emma will die <strong>Welt</strong> verbessern<br />
und <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Lebens fin<strong>de</strong>n. Die bei<strong>de</strong>n<br />
Was lesen Sie gera<strong>de</strong> ?<br />
paul riniker, regisseur und produzent, Zürich:<br />
«Das hat unsere Liebesbeziehung überdauert: Ich tausche<br />
mit meiner Exfrau immer noch Literatur-Tips aus. Sinnigerweise<br />
gab sie mir kürzlich Rafael Yglesias’ ‚Glückliche<br />
Ehe’. Ein schönes, starkes Buch, gut geschrieben, dicht, unsentimental<br />
und doch berührend – einfach so, dass ich auch<br />
ohne Krimiplot gern weiter lese. Es ist die Geschichte einer Liebe, von <strong>de</strong>n wildromantischen<br />
Anfängen bis zum Abschied, <strong>de</strong>m Tod. Auf ein Kapitel aus <strong>de</strong>n Anfängen<br />
kommt eines aus <strong>de</strong>m En<strong>de</strong>, was die bei<strong>de</strong>n Lebensphasen stets in einen spannen<strong>de</strong>n<br />
Bezug zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> setzt. Älterwer<strong>de</strong>n und Sterben sind ohnehin Themen, die mich<br />
zunehmend beschäftigen, und die <strong>Spiegel</strong>ung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Jugend ist ein für mich neuer,<br />
packen<strong><strong>de</strong>r</strong> Ansatz.»<br />
Leute, die das mögen,<br />
mögen auch...<br />
verbin<strong>de</strong>t aber ein Verständnis auf einer tiefen<br />
Ebene. Nicholls erzählt, wie die nächsten<br />
20 Jahre <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n verlaufen – in<strong>de</strong>m er<br />
jeweils <strong>de</strong>n 15. Juli je<strong>de</strong>s Jahres beschreibt.<br />
Man fragt sich beim Lesen ständig: Kriegen<br />
die bei<strong>de</strong>n einan<strong><strong>de</strong>r</strong> endlich? Bei Glattauer<br />
lautete die Frage: ‚Wann sehen sich die<br />
Hauptfiguren endlich – und kann das gut<br />
gehen?’ Und hier: ‚Kommen sie wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zusammen<br />
– und kann das gut gehen?’ ‚Zwei<br />
an einem Tag’ ist wie ‚Gut gegen Nordwind’<br />
eine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>schöne Liebesgeschichte, spannend,<br />
geistreich und lebensklug.»<br />
Also gut, noch ein Weihnachtsbuch –<br />
diesmal, weil sein Autor aus Zürich<br />
stammt. Und weil er Charles Lewinsky<br />
heisst. Und weil vielleicht auch Sie zur<br />
immer grösseren Fangemein<strong>de</strong> dieses<br />
vielfältigen Schriftstellers zählen. In seinem<br />
neuesten Oeuvre «<strong>Der</strong> Teufel in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Weihnachtsnacht» erzählt er uns<br />
von einem schrecklichen Traum <strong>de</strong>s<br />
Papstes vor Weihnachten: <strong>Der</strong> Teufel<br />
steht vor seinem Bett und<br />
führt ihn in Versuchung.<br />
Doch träumt <strong><strong>de</strong>r</strong> Papst<br />
das alles nur? Wie so<br />
oft brilliert Lewinsky<br />
mit Schalk und<br />
spitzer Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Seit Menschen schreiben können, halten<br />
sie fest, was sie gera<strong>de</strong> getan haben<br />
– zur Erinnerung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Dokumentation,<br />
zur Bewältigung bestimmter Ereignisse<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> einfach aus Gewohnheit.<br />
Dabei entstehen Tagebücher, die in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Regel nicht zur Veröffentlichungbestimmt<br />
sind. rainer Wieland hat jetzt<br />
<strong>de</strong>n enormen Aufwand auf sich genommen,<br />
sich durch 180 Tagebücher<br />
aus <strong>de</strong>n letzten 500 Jahren zu lesen –<br />
und die besten Stellen in <strong><strong>de</strong>r</strong> 700-seitigen<br />
Sammlung «Das Buch <strong><strong>de</strong>r</strong> Tagebücher»<br />
zu vereinen. Dabei hat <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sammelband selber die Form eines Tagebuchs<br />
erhalten – die Einträge sind<br />
chronologisch übers Jahr geordnet. So<br />
können wir lesen, dass Thomas Mann<br />
am 31. Januar sehnsüchtig die Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>kehr<br />
seiner Empire-Uhr erwartet,<br />
Victor Klemperer die Nazis lachhaft<br />
fin<strong>de</strong>t, Andy Warhol in einem Theater<br />
blossgestellt wird und Marie Valérie<br />
von Österreich vom Suizid ihres Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
erfährt. Man könnte es sich<br />
fast zur Gewohnheit<br />
machen, je<strong>de</strong>n<br />
Tag die Eintragungen<br />
zu diesem<br />
Tag zu lesen!<br />
6 – books – November 2010 books – November 2010 – 7
Notizen<br />
Die Leseausrüstung: 4. Folge<br />
Bücher, die singen? Puzzles, die sprechen? Ein neues<br />
Konzept <strong>de</strong>s Ravensburger Verlags macht’s möglich.<br />
Es heisst tiptoi und ist ein audiodigitales Lernsystem<br />
für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> von 4 bis 10 Jahren. Das Prinzip ist<br />
kin<strong><strong>de</strong>r</strong>leicht: Tippt ein Bube o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mädchen mit <strong>de</strong>m<br />
tiptoi-Stift auf ein Bild o<strong><strong>de</strong>r</strong> einen Text, erklingen<br />
passen<strong>de</strong> Geräusche, Sprache o<strong><strong>de</strong>r</strong> Musik. Eine intelligente<br />
Elektronik ermöglicht Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Bücher und<br />
Spiele eigenständig immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> neu zu erleben.<br />
<strong>Der</strong> Stift funktioniert mit allen Produkten, die das<br />
tiptoi-Logo tragen – gegenwärtig mit vier Büchern<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Ravensburger-Reihe «Wieso? Weshalb?<br />
Warum?», fünf Lernspielen und <strong>de</strong>m interaktiven<br />
Globus-Puzzleball. <strong>Der</strong><br />
tiptoi-Stift ist dank seiner<br />
intelligenten Elektronik zugleich<br />
Spielleiter, Geschichtenonkel<br />
und Rätseltante.<br />
Motiv: © Faschingsplakat von Erwin von Kreibig<br />
Ü.: Peter Urban-Halle. 488 Seiten. Geb. mit Lesebändchen. sFr 33,90<br />
tiptoi-Stift<br />
CHF 52.00<br />
ravensburger<br />
Wer SMILLA mochte,<br />
wird TILTE lieben!<br />
»Voller Witz und Fabulierfreu<strong>de</strong> verbin<strong>de</strong>t<br />
Høeg Familiendrama und Schelmenroman,<br />
Religionskritik und Kriminalroman.«<br />
Jörg Böckem, KulturSPIEGEL<br />
Aus <strong>de</strong>m Leben einer<br />
Buchhändlerin<br />
Kun<strong>de</strong>: Entschuldigen Sie, haben Sie<br />
Office World?<br />
Buchhändlerin: Ja, im 3. Stock, bei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> EDV.<br />
Kun<strong>de</strong>: Nein, nein, nicht EDV, es<br />
geht um Philosophie!<br />
Buchhändlerin: Hm, ich schau mal.<br />
Office World ... schreibt man das<br />
zusammen? Ist es neu?<br />
Kun<strong>de</strong>: Ich weiss auch nicht genau.<br />
Es geht um verschie<strong>de</strong>ne Philosophen.<br />
Zum Glück kamen unserem ratlosen<br />
Buchhändler dann zwei Kolleginnen zu<br />
Hilfe: Gesucht war «Sofies <strong>Welt</strong>» von<br />
Jostein Gaar<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
(Dialoge in dieser Rubrik sind authentisch und<br />
wur<strong>de</strong>n in einer Filiale von Orell Füssli geführt.)<br />
8 – books – November 2010 books – November 2010 – 9<br />
www.tiltes-insel.<strong>de</strong><br />
3 Fragen an<br />
Corinna Toepel-<br />
Sievers<br />
In ihrem erstling «samenklau» erzählt<br />
Corinne Toepel-sievers von <strong><strong>de</strong>r</strong> Berlinerin<br />
phoebe, die mit 42 Jahren endlich<br />
ein Kind haben möchte. phoebe geht<br />
ins Zürcher Nobelhotel Baur au Lac,<br />
um dort potente erzeuger kennenzulernen.<br />
Tatsächlich begegnet sie zwei<br />
interessanten Herren. Doch dann nimmt<br />
das unheil seinen Lauf ...<br />
Sie sind gleich alt wie Ihre Hauptfigur<br />
Phoebe, haben <strong>de</strong>n gleichen Beruf wie sie –<br />
Kieferorthopädin – und sind wie Phoebe<br />
eine Deutsche, die nach Zürich gekommen<br />
ist. Ist das Buch autobiografisch?<br />
Zu etwa 50 Prozent. Es gibt zahlreiche Parallelen<br />
zwischen mir und Phoebe, ich habe<br />
vor meiner Heirat vieles erlebt, was ins<br />
Buch einfloss. Aber verraten Sie das nicht<br />
meinem Mann. Meine bei<strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sind<br />
allerdings keine Samenklau-Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Und<br />
alles in allem bin ich wohl etwas soli<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>als</strong><br />
Phoebe.<br />
Wettbewerbs-<br />
Gewinner<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Ausgabe von books<br />
verlosten wir Büchergutscheine.<br />
Gewonnen haben:<br />
1. preis: Vorname Name, Wohnort<br />
2. preis: Vorname Name, Wohnort<br />
3. preis: Vorname Name, Wohnort<br />
Herzliche Gratulation!<br />
Die Gewinnerinnen und Gewinner<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Preise 4 bis 10 wer<strong>de</strong>n schriftlich<br />
benachrichtigt.<br />
Alle Notizen von marius Leutenegger<br />
Was hat Sie zum Thema inspiriert?<br />
Ein Problem, das mich beschäftigt hat:<br />
Als berufstätige Frau, die Karriere machen<br />
will, hat man keine Zeit, um Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zu bekommen, man schiebt die Familiengründung<br />
auf – bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Zug abgefahren<br />
ist. Im Unterschied zu Phoebe hatte ich<br />
aber immerhin einen wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren Mann,<br />
mit <strong>de</strong>m ich am En<strong>de</strong> doch noch eine Familie<br />
grün<strong>de</strong>n konnte. Für Phoebe gibt es<br />
kein direktes Vorbild, aber ich habe mehrere<br />
studierte Freundinnen, die das Problem<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ticken<strong>de</strong>n Uhr kennen – und es ist<br />
auch schon vorgekommen, dass Bekannte<br />
von mir ihre Männer etwas unkritischer<br />
wählten, weil sie einfach schwanger wer<strong>de</strong>n<br />
wollten. Letztlich inspirierte mich aber<br />
ein Traum zu «Samenklau» – ich träumte<br />
die ganze Handlung und schrieb sie danach<br />
von Hand auf.<br />
Phoebes Experiment en<strong>de</strong>t in einer Katastrophe.<br />
Möchten Sie damit <strong>de</strong>n Frauen ein<br />
warnen<strong>de</strong>s Beispiel geben?<br />
Im Gegenteil. Ich fin<strong>de</strong>, Frauen sollten ihre<br />
Karriere nicht zurückstellen, um möglichst<br />
früh Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> zu bekommen. Ich wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n<br />
meisten Frauen raten, sich bis 35 auf die<br />
Karriere zu konzentrieren – sonst wer<strong>de</strong>n<br />
sie von <strong>de</strong>n Männern abgehängt, die ohne<br />
Holen sie sich <strong>de</strong>n<br />
« samenklau » !<br />
«books» verlost 10 Exemplare<br />
von «Samenklau»<br />
auf booksblog.ch. Gehen<br />
Sie online und klicken<br />
Sie auf das Feld <strong>de</strong>s<br />
Gewinnspiels.<br />
Notizen<br />
Unterbrechung im Berufsleben stehen. Aus<br />
eigener Erfahrung weiss ich allerdings, dass<br />
es eine grosse Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ist, danach<br />
alles unter einen Hut zu bringen. Ich wür<strong>de</strong><br />
<strong>als</strong>o sagen: Macht erst Karriere und<br />
grün<strong>de</strong>t dann eine Familie, aber leicht ist<br />
das nicht. Und ich habe auch Verständnis<br />
dafür, dass man sich wie Phoebe die besten<br />
Gene holen will, wenn es ausschliesslich<br />
um Fortpflanzung geht.<br />
Wenn man wissen möchte, wie unterhaltsam das «Literarische<br />
Quartett» war, die legendäre Literatursendung <strong>de</strong>s ZDF, kann<br />
man sich auf Youtube die Sendung vom Juni 2000 anschauen.<br />
Behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong> dam<strong>als</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Roman «Gefährliche Geliebte» <strong>de</strong>s<br />
Japaners Haruki murakami – herrlich, wie da die Kritiker aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
losgehen, allen voran natürlich <strong><strong>de</strong>r</strong> stets leicht cholerische<br />
Marcel Reich-Ranicki. Die Sendung machte Murakami bei<br />
uns schlagartig berühmt. Seine hiesige Fangemein<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> noch<br />
grösser, <strong>als</strong> 2004 sein Roman «Kafka am Strand» auf Deutsch erschien. Jetzt gibt es einen<br />
neuen Roman <strong>de</strong>s medienscheuen Japaners: «1Q84». <strong>Der</strong> Titel erinnert nicht von ungefähr<br />
an George Orwells «1984», nur ist es diesmal keine Gedankenpolizei, die das Schicksal <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Menschen prägt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine Gruppe kleiner Wesen, die aus <strong>de</strong>m Maul eines toten Schafs<br />
kriecht und aus einer Parallelwelt stammt. Die Geschichte, die sich über mehr <strong>als</strong> 1000 Seiten<br />
erstreckt, ist ein raffiniert gebauter «Roman im Roman», eine Allegorie über Spiritualität<br />
und eine düstere, ja gera<strong>de</strong> apokalyptische Liebesgeschichte. Murakami gilt <strong>als</strong> Schriftsteller<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Single-Generation, seine Figuren sind stets einsam und glücklos. Sex ist bei ihm immer<br />
ein wichtiges Thema – er war Anlass für <strong>de</strong>n Streit im «Literarischen<br />
Quartett» –, diesmal koppelt ihn Murakami auch noch mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong>smotiv.<br />
Die Kombination von Lustprinzip und To<strong>de</strong>strieb riecht natürlich<br />
stark nach Carl Gustav Jung und Sigmund Freud. Wem das jetzt alles<br />
zu kompliziert klingt, <strong>de</strong>m sei gesagt: So viel Substanz das Buch hat,<br />
so schlicht ist es geschrieben. Murakami ist ein Meister <strong>de</strong>s Minimalismus,<br />
schnörkellos liefert er einen Denkanstoss am an<strong><strong>de</strong>r</strong>en – wäre <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vergleich nicht so abgeschmackt, man müsste wohl von Zen zwischen<br />
zwei Buch<strong>de</strong>ckeln sprechen.
Schwerpunkt<br />
Text: Hanspeter Künzler – Foto: XX<br />
<strong>Der</strong> <strong>Geheimdienst</strong><br />
<strong>als</strong> <strong>Spiegel</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong><br />
John Le Carré ist einer <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utendsten englischsprachigen Autoren <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart.<br />
seine spionageromane sind nicht nur spannend, sie zeichnen auch ein präzises<br />
Bild von <strong>de</strong>n schattenseiten unserer Zeit. Das ist bei Carrés neuestem roman<br />
«Verräter wie wir» nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s.<br />
<strong>Der</strong> Literaturexperte Peregrine «Perry»<br />
Makepiece und seine Verlobte Gail Perkins<br />
fliegen in John Le Carrés neuem Roman<br />
«Verräter wie wir» nach Antigua, um sich<br />
mit entspannten Ferien auf <strong>de</strong>n Ernst einer<br />
neuen Lebensphase vorzubereiten. Auf <strong>de</strong>m<br />
Tennisplatz begegnen sie <strong>de</strong>m bärenhaften<br />
Russen Dima und seinem rätselhaften Anhang<br />
von Leibwächtern, Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n und vermummten<br />
Ehefrauen. Am Anfang wehrt<br />
sich das Liebespaar gegen die Annäherungs-<br />
versuche <strong>de</strong>s protzigen Oligarchen. Schliesslich<br />
unterliegen sie aber <strong>de</strong>ssen perfi<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Mischung von Charme und Zwang doch<br />
noch. Dima, so stellt es sich heraus, hat seine<br />
Stellung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Brü<strong><strong>de</strong>r</strong>schaft russischer<br />
Gangster verloren und befürchtet, je<strong>de</strong>n<br />
Moment umgebracht zu wer<strong>de</strong>n. Von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Verbindung mit Perry und Gail verspricht er<br />
sich einen Kontakt zum britischen <strong>Geheimdienst</strong><br />
MI5, <strong><strong>de</strong>r</strong> seinen Kopf aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlinge<br />
ziehen soll. Im Gegenzug könnte er <strong>de</strong>m<br />
MI5 brisante Informationen liefern über<br />
die Verbindung von englischen Lords, Parlamentariern<br />
und Geschäftsleuten mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
russischen Unterwelt.<br />
«Menschen, die<br />
über die englische<br />
Oberschicht wettern,<br />
wissen gar nicht,<br />
wie schlimm diese<br />
wirklich ist. Ihre<br />
Vorurteile sind<br />
atemberaubend.»<br />
<strong>Der</strong> integere mensch in einer<br />
korrupten <strong>Welt</strong><br />
Natürlich kann sich Perry <strong><strong>de</strong>r</strong> Romantik<br />
eines solchen Abenteuers nicht entziehen.<br />
Aber von <strong>de</strong>m Moment an, in <strong>de</strong>m es ihm<br />
tatsächlich gelingt, eine Verbindung zum<br />
<strong>Geheimdienst</strong> herzustellen, sind er und<br />
Gail – ganz zu schweigen von Dima – die<br />
Marionetten in einem tödlichen Spiel gewor<strong>de</strong>n,<br />
von <strong>de</strong>m sie we<strong><strong>de</strong>r</strong> die Regeln<br />
noch die Mitspieler kennen. Einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Höhepunkt<br />
dieses Spiels ereignet sich während<br />
eines Tennismatchs: <strong>de</strong>s French-Open-<br />
Fin<strong>als</strong> zwischen Roger Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>er und <strong>de</strong>m<br />
Schwe<strong>de</strong>n Robin Sö<strong><strong>de</strong>r</strong>ling. Die lustvolle<br />
Beschreibung von Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>ers gloriosem Spiel<br />
einerseits, <strong><strong>de</strong>r</strong> zornige Ausbruch von Perry<br />
über die zweifelhafte Moral <strong><strong>de</strong>r</strong> Leute,<br />
welche die Geschicke <strong><strong>de</strong>r</strong> Nation leiten, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />
– diese bei<strong>de</strong>n Passagen stecken<br />
die Extreme ab, zwischen <strong>de</strong>nen sich nicht<br />
nur die elegante Prosa von John Le Carré<br />
bewegt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch das Denken <strong>de</strong>s Autors.<br />
Die Thematik von einem im Grun<strong>de</strong><br />
integren Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong> von Umstän<strong>de</strong>n<br />
und Institutionen in einen Wirbel amoralischer<br />
und korrupter Hän<strong>de</strong>l gestürzt wird,<br />
aus <strong>de</strong>m er sich nicht mehr befreien kann,<br />
führt wie ein roter Fa<strong>de</strong>n durch die 22 Romane<br />
von John Le Carré. Diese Thematik<br />
hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit richtigem Namen<br />
David Cornwell heisst, aus <strong>de</strong>m eigenen<br />
Leben gegriffen.<br />
unkonventionelle Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>stube<br />
Dank Autoren wie Graham Greene, John<br />
Buchan, Joseph Conrad und Eric Ambler<br />
stand <strong><strong>de</strong>r</strong> Spionageroman <strong>als</strong> Literaturgattung<br />
in voller Blüte, <strong>als</strong> David Cornwell<br />
1949 für <strong>de</strong>n britischen <strong>Geheimdienst</strong> rekrutiert<br />
wur<strong>de</strong>. Dam<strong>als</strong> war Cornwell 17<br />
Jahre alt und lebte in Bern, wo er <strong>de</strong>utsche<br />
Sprache und Philosophie studierte. Er<br />
habe sich zu dieser Zeit wie ein politischer<br />
Flüchtling gefühlt, wird Cornwell später<br />
sagen. Geflohen war er vor <strong><strong>de</strong>r</strong> englischen<br />
Internatkultur, vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Klassengesellschaft<br />
und vor <strong>de</strong>m Vater. Geboren am 19. Oktober<br />
1931 in Poole an <strong><strong>de</strong>r</strong> englischen Südküste,<br />
genoss Cornwell eine unkonventionelle<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>stube. Seine Mutter verliess bei<br />
Nacht und Nebel das Haus, <strong>als</strong> er fünf Jahre<br />
alt war. Sein Vater war ein notorischer<br />
Betrüger auf hohem Niveau. Er liess sich im<br />
Bentley chauffieren, bezahlte das Schulgeld<br />
mit Dörrfrüchten aus <strong>de</strong>m Schwarzmarkt<br />
und lan<strong>de</strong>te auch mal im Knast. Zu<strong>de</strong>m<br />
hegte er grosse soziale Ambitionen für die<br />
bei<strong>de</strong>n Söhne und setzte alles daran, dass<br />
sie dank einer Internatbildung <strong>de</strong>n Sprung<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> unteren in die obere Mittelschicht<br />
schafften. Es sei eine «kulturlose Existenz»<br />
gewesen im Internat, das Leben sei von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rute und <strong><strong>de</strong>r</strong> Athletik bestimmt wor<strong>de</strong>n.<br />
Schliesslich weigerte sich <strong><strong>de</strong>r</strong> rebellische<br />
Teenager, nach <strong>de</strong>n Ferien in die Schule<br />
zurückzukehren, und überre<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Vater<br />
dazu, ihn nach Bern ziehen zu lassen.<br />
Lehrer, Diplomat – und spion<br />
Schon nach einem Jahr in Bern trat Cornwell<br />
aber in die Armee ein. Er wur<strong>de</strong> in<br />
Österreich stationiert, wo seine Aufgabe<br />
Schwerpunkt<br />
«Le Carré sprengt <strong>de</strong>n<br />
rahmen <strong>de</strong>s Genres»<br />
Benedict Newbery ist Dichter, Journalist<br />
und Le Carré-Fan. Dann und<br />
wann unter-nimmt er eine Führung<br />
durch die <strong>Welt</strong> von George smiley<br />
im Londoner Quartier Hampstead.<br />
books : Woher kommt Ihre Faszination für<br />
Le Carré und smiley?<br />
Benedict Newbery : Le Carrés Romane beschwören<br />
für mich einerseits die Zeit und die<br />
Stimmung meiner Kindheit herauf. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />
han<strong>de</strong>ln sie von einer mysteriösen <strong>Welt</strong>,<br />
über die ich nichts wusste, die aber ganz zur<br />
Struktur <strong>de</strong>s englischen Lebens, <strong>de</strong>s englischen<br />
Establishments gehört.<br />
Was halten sie <strong>als</strong> schriftsteller von Le Car-<br />
10 books – books – November – November 2010 2010 – 10<br />
books – November 2010 – 11<br />
rés schreibstil?<br />
Er ist aussergewöhnlich elegant. Dabei ist beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />
sein Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Handlung und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Verwirrungen meisterhaft. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gefällt<br />
mir, dass Le Carré <strong>de</strong>n Leser nicht für dumm<br />
hält. Er glaubt nicht, ihn am Gängelband führen<br />
und je<strong>de</strong>s Detail aus<strong>de</strong>uten zu müssen. Das<br />
wur<strong>de</strong> übrigens bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfilmung von «Dame,<br />
König, As, Spion» und «Agent in eigener Sache»<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> BBC mit Alec Guinness ausgezeichnet<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben.<br />
Wie unterschei<strong>de</strong>n sich die spionageromane<br />
von John Le Carré von <strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vertretern<br />
<strong>de</strong>s Genres?<br />
Grosse Kunst spricht uns weit über die Zeit hinaus<br />
an, in <strong><strong>de</strong>r</strong> sie geschaffen wur<strong>de</strong>. Und ohne<br />
Zweifel tun das die Romane von Le Carré.<br />
Es sind Spionageromane, aber sie sprengen<br />
<strong>de</strong>n Rahmen <strong>de</strong>s Genres, weil sie so akkurat und<br />
eindrücklich aufzeigen, wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch <strong>de</strong>nkt,<br />
was seine Schwächen sind, was ihn motiviert.<br />
Dabei besitzt Le Carré die seltene Fähigkeit,<br />
die Farbe grau schreiberisch darzustellen. Ich<br />
meine das in einem doppelten Sinn. Er vermag<br />
es, uns das graue Klima <strong><strong>de</strong>r</strong> 1960er- und<br />
1970er-Jahre sehr lebendig vor Augen zu führen.<br />
Und es gibt in seinen Büchern selten Situationen,<br />
die schwarz o<strong><strong>de</strong>r</strong> weiss, Menschen, die<br />
gut o<strong><strong>de</strong>r</strong> schlecht sind. Seine Menschen sind<br />
bei<strong>de</strong>s. Er belässt Grauzonen, ohne dass dies<br />
aber <strong><strong>de</strong>r</strong> Klarheit seiner Aussage abträglichwäre.
Kleine Gärten<br />
Das große I<strong>de</strong>enbuch<br />
59,- CHF<br />
Peter Janke eröffnet in diesem I<strong>de</strong>enbuch auf<br />
mannigfaltige Weise, welche verblüffen<strong>de</strong>n<br />
Mechanismen und welche erfolgreichen<br />
Grund lagen sich hinter <strong><strong>de</strong>r</strong> gekonnten Gestaltung<br />
selbst kleinster Gartenräume verbergen.<br />
160 Seiten, 30 x 34 cm, 74 Fotos, gebun<strong>de</strong>n,<br />
SU, März 2010, ISBN 978-3-938100-29-5<br />
schöner kochen<br />
„Nur „ u kochen“ oc e war a ge gestern!<br />
man schreiben wollen, <strong><strong>de</strong>r</strong> keine schrille<br />
Märchenwelt vorgaukelte, wie es Ian Fleming<br />
mit seinem James Bond tat. Für Le<br />
Carré war die <strong>Welt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Geheimdienst</strong>e ein<br />
Mikrokosmos, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich perfekt dazu eignete,<br />
die Eigendynamik von Institutionen und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> darin gefangenen Menschen aufzuzeigen.<br />
Kaum ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Roman führt uns<br />
so überzeugend die beklemmen<strong>de</strong>, graue<br />
Nachkriegszeit mit <strong>de</strong>m perfi<strong>de</strong>n Schwarz-<br />
Weiss-Denken <strong>de</strong>s Kalten Krieges vor Augen<br />
wie dieses Buch.<br />
Über Le Carrés «Ein<br />
blen<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Spion»<br />
urteilte kein Geringerer<br />
<strong>als</strong> Philip Roth,<br />
es sei «<strong><strong>de</strong>r</strong> beste<br />
englische Roman<br />
seit <strong>de</strong>m Krieg».<br />
Industrie um ihre Marktanteile in Afrika<br />
kämpfte. O<strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n Irrungen und Wirrungen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Terroristenbekämpfung.<br />
schreiben ist sein Leben<br />
Und jetzt eben in <strong><strong>de</strong>r</strong> Verflechtung <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessen<br />
von russischen Gangstern und west-<br />
europäischen Wirtschaftskreisen in «Verräter<br />
wie wir». Heute lebt John Le Carré<br />
zurückgezogen in einem labyrinthartigen<br />
Haus auf <strong><strong>de</strong>r</strong> äussersten westlichen Landspitze<br />
von Cornwall. Hier schreibt er seine<br />
Manuskripte von Hand nie<strong><strong>de</strong>r</strong>, seine langjährige<br />
zweite Ehefrau Jane tippt sie für<br />
ihn ab. «Schreiben ist mein ganzes Leben<br />
gewor<strong>de</strong>n», sagte er in seinem letzten TV-<br />
Interview. «Schreiben ist die imaginäre<br />
<strong>Welt</strong>, in <strong><strong>de</strong>r</strong> ich lebe. Ich kann die Hügel<br />
rundum mit <strong>de</strong>n Personen bevölkern, die<br />
ich geschaffen habe.»<br />
Schwerpunkt<br />
Die romane von John<br />
Le Carré – eine Auswahl<br />
<strong>Der</strong> spion, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kälte<br />
kam (1963)<br />
255 seiten<br />
CHF 15.90<br />
ullstein<br />
Die unvergessliche und traurige Geschichte<br />
von Agent Leamas, <strong>de</strong>m die Liebe im Schatten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Mauer zum Verhängnis wird.<br />
Dame, König, As, spion<br />
(1974)<br />
415 seiten<br />
CHF 17.90<br />
ullstein<br />
eine Art Held (1977)<br />
655 seiten<br />
CHF 34.90<br />
ullstein<br />
Agent in eigener sache (1979)<br />
511 seiten<br />
CHF 34.90<br />
List paul<br />
«<strong>Der</strong> beste englische roman seit<br />
<strong>de</strong>m Krieg!»<br />
Als ihm sein Buchhalter mitteilte, er habe<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> «Karla»-Trilogie fin<strong>de</strong>t Agent Geor-<br />
darin bestand, mehr über die I<strong>de</strong>ntität <strong><strong>de</strong>r</strong> was sie hören wollten. Sicher gab es eine<br />
mit seinem dritten Roman 20‘000 Pfund<br />
ge Smiley zu seiner wahren Grösse. Im<br />
Menschen in <strong>de</strong>n Flüchtlingslagern heraus- schmutzige Seite. Unsere Haltung war die:<br />
verdient, kehrte Le Carré <strong>de</strong>m Spionenda-<br />
Londoner Zentrum von MI6, The Circus<br />
zufin<strong>de</strong>n. Zwei Jahre später trat er ein<br />
Studium in Oxford an, danach wur<strong>de</strong> er<br />
Lehrer am nobelsten Nobelinternat von<br />
Jemand muss ja die Rinnen putzen.»<br />
Die eigendynamik <strong><strong>de</strong>r</strong> Institutionen<br />
sein <strong>de</strong>n Rücken, um sich ganz <strong>de</strong>m Schreiben<br />
zu widmen. 14 Monate lang stand<br />
«<strong>Der</strong> Spion, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kälte kam» an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
genannt, hat sich ein Maulwurf eingeschlichen,<br />
ein Verräter. Smiley wird aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Rente<br />
zurückbeordnet, um diesen auszumachen.<br />
Seine überaus raffinierte Gegenspielerin<br />
England: Eton. «Es war eine absolut faszi- Cornwell hatte hart zu beissen an <strong>de</strong>n Di-<br />
Spitze <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanischen Bestseller-Liste.<br />
im KGB heisst Karla. Nach<strong>de</strong>m es Smiley<br />
nieren<strong>de</strong> Zeit», erklärte er 1980 in einem lemmas, mit <strong>de</strong>nen er in dieser Schatten-<br />
Le Carré war damit zum literarischen Su-<br />
gelungen ist, <strong>de</strong>n Verräter zu i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />
je 39,90 CHF<br />
Interview mit <strong>de</strong>m englischen Observer:<br />
«Ich hatte vorher nie mit <strong><strong>de</strong>r</strong> britischen<br />
Führungsschicht zu tun gehabt. Diese Zeit<br />
hat mein Werk stärker geprägt <strong>als</strong> irgen<strong>de</strong>iwelt<br />
konfrontiert wur<strong>de</strong>. Seine eigene Geschichte<br />
hatte aus ihm einen schwierigen<br />
Menschen geformt, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich auch seinen<br />
Nächsten gegenüber nicht öffnen konnperstar<br />
avanciert. Und – so zeigte es sich<br />
bald – er war keine Eintagsfliege. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
grossartigen Smiley-Trilogie festigte er seinen<br />
Ruf <strong>als</strong> Autor, <strong>de</strong>ssen Thematik und<br />
wird er beauftragt, <strong>de</strong>n vom KGB ruinierten<br />
<strong>Geheimdienst</strong> neu aufzubauen. Es zeichnen<br />
sich schwere Konflikte mit Politikern im<br />
eigenen Land und mit <strong>de</strong>n amerikanischen<br />
<strong>Geheimdienst</strong>en ab. Im dritten Band wird<br />
ne an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Erfahrung. Menschen, die über te. Zwar ent<strong>de</strong>ckte er im Schreiben neben<br />
Be<strong>de</strong>utung weit über die üblichen Gren-<br />
Smiley ein letztes Mal aus <strong>de</strong>m Ruhestand<br />
schöner kochen – Die Kunst <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
die englische Oberschicht wettern, wissen<br />
gar nicht, wie schlimm diese wirklich ist.<br />
Ihre Vorurteile sind atemberaubend.» Wie-<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeit ein Ventil für seine Frustrationen,<br />
doch die erste Ehe blieb <strong>de</strong>nnoch<br />
zum Scheitern verurteilt. Weil es nicht anzen<br />
<strong>de</strong>s Genres hinausreichen. Über «Ein<br />
blen<strong>de</strong>n<strong><strong>de</strong>r</strong> Spion» (1986) urteilte kein Geringerer<br />
<strong>als</strong> Philip Roth, es sei «<strong><strong>de</strong>r</strong> beste<br />
geholt, um <strong>de</strong>n Mord an einem früheren<br />
russischen General und englischen Agenten<br />
aufzuklären.<br />
perfekten Zubereitung<br />
Sie glauben, dass das Thema Kochbuch langsam<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>um flüchtete Cornwell – diesmal in <strong>de</strong>n<br />
diplomatischen Dienst. Zuerst war er an<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> britischen Botschaft in Bonn <strong>als</strong> Sekreging,<br />
dass ein Mitglied <strong>de</strong>s diplomatischen<br />
Diensts unter <strong>de</strong>m eigenen Namen Romane<br />
veröffentlichte – dazu noch Spionageroma-<br />
englische Roman seit <strong>de</strong>m Krieg». Und <strong>als</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> kommunistische Osten zerfiel und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kalte Krieg zu En<strong>de</strong> ging, hatte Le Carré<br />
marionetten (2008)<br />
368 seiten<br />
CHF 17.90<br />
ullstein<br />
erschöpft ist? Keineswegs. Hier kommen zwei tär tätig, dann in Hamburg <strong>als</strong> Konsul. Jahne –, erfand Cornwell das Pseudonym John<br />
sein Pulver noch längst nicht verschossen.<br />
druckfrische Kochbücher, die je<strong>de</strong>n ambitiorelang re<strong>de</strong>te Cornwell nur in vagen Tönen Le Carré. Schon in seinem Debut-Roman<br />
«Jetzt, wo wir <strong>de</strong>n Kommunismus bewälnierten<br />
Kochfan schon beim ersten Blättern zu von seiner damaligen Arbeit, tönte höchs- «Schatten von Gestern» taucht die unvertigt<br />
haben, besteht unsere Aufgabe darin,<br />
Als ein mysteriöser Flüchtling aus Tschet-<br />
neuen kreativen Höhenfl ügen animieren.<br />
tens an, dass er dabei <strong>de</strong>m einen o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong>de</strong>gessliche Figur <strong>de</strong>s genialischen Agenten<br />
gegen die Exzesse <strong>de</strong>s Kapitalismus zu<br />
schenien in Hamburg erscheint, um an das<br />
Jeweils ca. 190 Seiten, 24,5 x 24,5 cm,<br />
150 Fotos, gebun<strong>de</strong>n, SU, Sept. 2010<br />
Kalte Küche: ISBN 978-3-938100-58-5<br />
Warme Küche: ISBN 978-3-938100-59-2<br />
ren Spion begegnet sei. Heute kann er offen<br />
sein: In Tat und Wahrheit sei er für eine<br />
Gruppe von Geheimagenten zuständig gewesen,<br />
zu<strong>de</strong>m habe er Verräter verhört und<br />
George Smiley auf, noch ist sie allerdings<br />
erst ein kleines Zahnrad in <strong><strong>de</strong>r</strong> grossen<br />
Spionagemaschinerie. Seine wahre Stimme<br />
fand Le Carré erst mit <strong>de</strong>m dritten Roman,<br />
kämpfen», liess er George Smiley sagen.<br />
Von jetzt an drehten sich Le Carrés Romane<br />
um die vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Schauplätze auf<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong>, wo er ähnliche Verhaltensweisen<br />
dubiose Vermögen seines Vaters heranzukommen,<br />
reissen sich diverse Geheimnisse<br />
im Namen <strong>de</strong>s Kampfes gegen <strong>de</strong>n Terrorismus<br />
um ihn – ungeachtet <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen<br />
Kosten.<br />
sich um Überläufer gekümmert: «Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> vom Bau <strong><strong>de</strong>r</strong> Berliner Mauer 1961 ins-<br />
zu ent<strong>de</strong>cken glaubte, wie sie die <strong>Welt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verräter wie wir<br />
Bestellungen unter<br />
Tel. +49 (0) 21 03-9 07 88-0<br />
Fax +49 (0) 21 03-9 07 88-28<br />
anständige, ehrenhafte Arbeit. Wir sagten<br />
<strong>de</strong>n Machthabern die Wahrheit, nicht das,<br />
piriert wur<strong>de</strong>: «<strong>Der</strong> Spion, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Kälte<br />
kam». Le Carré hatte einen Spionagero-<br />
Spione regiert hatten: in <strong><strong>de</strong>r</strong> Art und Weise<br />
zum Beispiel, wie die pharmazeutische<br />
416 seiten<br />
CHF 42.90<br />
ullstein<br />
E-Mail cb@bjvv.<strong>de</strong><br />
12 – books – November 2010<br />
www.bjvv.<strong>de</strong><br />
books – November 2010 – 13
Buchtipps<br />
Solar<br />
Ian McEwan<br />
Michael Beard ist Physiker und Nobelpreisträger – und Frauenheld. Gera<strong>de</strong><br />
ging seine fünfte Ehe in die Brüche, und mit 53 Jahren hat er seine<br />
beste Zeit wohl hinter sich. Im Grun<strong>de</strong> ruht er sich nur noch auf seinen<br />
Lorbeeren aus, lebt von seinem guten Namen und ergattert För<strong><strong>de</strong>r</strong>gel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
für ein politisches Prestigeobjekt: das<br />
Institut für erneuerbare Energien. Doch<br />
dann bietet sich die Gelegenheit zu einem<br />
Coup, und die geniale I<strong>de</strong>e eines<br />
Rivalen bringt wie<strong><strong>de</strong>r</strong> Zündstoff in Michaels<br />
Leben.<br />
Ein Roman um Sonnen- und kriminelle<br />
Energie. Eine gna<strong>de</strong>nlose und vielschichtige<br />
Abrechnung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik,<br />
<strong>de</strong>m Wissenschaftsbetrieb und einer<br />
gewissen Sorte Mann.<br />
405 seiten<br />
CHF 39.90<br />
Diogenes<br />
IsBN 978-3-25706-765-1<br />
Ruhm<br />
Daniel Kehlmann<br />
Ein Schriftsteller mit <strong>de</strong>m unheilvollen Hang, ihm nahestehen<strong>de</strong> Menschen<br />
zu Literatur zu machen; ein verwirrter Internetblogger; ein Abteilungsleiter<br />
mit einem Doppelleben; ein berühmter Schauspieler, <strong><strong>de</strong>r</strong> viel<br />
lieber unbekannt wäre; eine alte Dame auf ihrer Reise in <strong>de</strong>n Tod. Was<br />
geschieht, wenn sich die Wege dieser so<br />
unterschiedlichen Charaktere kreuzen?<br />
Es geschieht Unvorhersehbares, Unberechenbares<br />
– wie in einem <strong>Spiegel</strong>kabinett,<br />
das ein Geflecht zwischen Wirklichkeit<br />
und Schein webt. Nicht umsonst<br />
heisst <strong><strong>de</strong>r</strong> Untertitel <strong>de</strong>s Buchs<br />
«Ein Roman in neun Geschichten».<br />
Ein eleganter, tiefgründiger und komischer<br />
Roman vom Autor <strong><strong>de</strong>r</strong> «Vermessung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong>».<br />
208 seiten<br />
CHF 15.90<br />
rowohlt<br />
IsBN 978-3-49924-926-6<br />
14 – books – November 2010<br />
Dieses gol<strong>de</strong>ne Land<br />
Barbara Wood<br />
Die Arzttochter Hannah flieht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> bedrücken<strong>de</strong>n Enge <strong>de</strong>s viktorianischen<br />
Englands in die ungezähmte Weite Australiens. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Überfahrt<br />
begegnet sie <strong>de</strong>m Naturforscher Neal, <strong><strong>de</strong>r</strong> eine Expedition in unbekannte<br />
Regionen <strong>de</strong>s fünften Kontinents führen will. Während Neal sich in die<br />
mysteriöse <strong>Welt</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Aborigines begibt,<br />
bangt Hannah um seine Rückkehr – und<br />
lernt <strong>de</strong>n Bushranger Jamie kennen. <strong>Der</strong><br />
bringt Hannah dazu, mit ihm und seinen<br />
Schatzsuchern zu <strong>de</strong>n Opalfel<strong><strong>de</strong>r</strong>n von<br />
Coober Pedy zu ziehen. Und plötzlich<br />
fin<strong>de</strong>t sie sich im Herzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Wildnis am<br />
Schei<strong>de</strong>weg ihres Lebens wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Wohin<br />
wird ihr Weg sie führen?<br />
Das neue Australienepos von Barbara<br />
Wood.<br />
560 seiten<br />
CHF 33.90<br />
Krueger<br />
IsBN 978-3-81052-369-3<br />
Tanze wi ne Schmätterling<br />
Pedro Lenz<br />
1971 kommt Muhammad Ali für einen Boxkampf nach Zürich. Ali tanzt<br />
wie ein Schmetterling und sticht wie eine Biene. Regula Giger arbeitet <strong>als</strong><br />
Coiffeuse in Oerlikon und soll Muhammad Ali die Haare schnei<strong>de</strong>n. „Hei<br />
Boxer überhoupt e Frisur?“, fragt Regula. 1971 ist das Jahr, in <strong>de</strong>m die<br />
Schweizer Frauen erstm<strong>als</strong> abstimmen<br />
und wählen dürfen. Kunstvoll verknüpft<br />
Pedro Lenz die Geschichten <strong>de</strong>s Boxers<br />
aus Louisville, Kentucky, und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Coiffeuse aus Madiswil, Oberaargau.<br />
Es geht um Lei<strong>de</strong>nschaft, Selbstbestimmung<br />
und Aufbruch. Entstan<strong>de</strong>n ist eine<br />
berühren<strong>de</strong> Geschichte über kleine und<br />
grosse Träume.<br />
101 seiten<br />
CHF 25.00<br />
Cosmos<br />
IsBN 978-3-305-00426-3<br />
«Man erkennt sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong>»<br />
Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen<br />
und Kun<strong>de</strong>n wissen: Welches ist<br />
Ihr liebstes Buch? Heute antwortet<br />
michael Gasser aus urdorf.<br />
Aufzeichnung: Erik Brühlmann<br />
«Ich betrachte mich <strong>als</strong> Anfänger in Sachen<br />
Lesen», gesteht Michael Gasser. Dass er<br />
überhaupt zum Buch gefun<strong>de</strong>n hat, verdankt<br />
er einer guten Freundin. «Sie arbeitet<br />
bei Orell Füssli, ist unglaublich belesen<br />
und hat mir eines Tages ein Buch<br />
empfohlen.» Diese literarische<br />
Symbiose funktioniert auch<br />
heute noch perfekt: «Ich<br />
lasse mich noch immer<br />
von ihr beraten. Denn<br />
ehrlich gesagt: Ich hätte<br />
sonst nicht die geringste<br />
Ahnung, wo ich bei<br />
<strong>de</strong>n vielen Büchern in <strong>de</strong>n<br />
Regalen anfangen sollte.<br />
Und um ständig Buchkritiken<br />
zu lesen, fehlen mir die Zeit und die<br />
Lust.» Logisch, wenn man beruflich ständig<br />
auf Achse ist: Michael Gasser vertreibt<br />
im Aussendienst Druck- und Kopierlösungen.<br />
«Lesen ist <strong><strong>de</strong>r</strong> perfekte Ausgleich zum<br />
Alltag», meint Gasser überzeugt. «Ich habe<br />
sogar damit angefangen, zugunsten eines<br />
guten Buchs weniger fern zu sehen – auch<br />
wenn mir das manchmal schwer fällt.»<br />
Beim Lesen mag es <strong><strong>de</strong>r</strong> 37-Jährige zeitgenössisch.<br />
«Michael Theurillats ‚Sechseläuten‘<br />
hat mir zum Beispiel sehr gut gefallen<br />
– weil ich die Handlungsorte kenne<br />
und mich <strong>de</strong>shalb gut in die Geschichte<br />
hineinversetzen konnte.» Aus ähnlichen<br />
Grün<strong>de</strong>n ist Andrea De Carlos «Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wind dreht» Michael Gassers Lieblingsbuch.<br />
<strong>Der</strong> Roman han<strong>de</strong>lt von vier Mailän<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />
die mit einem Makler ausziehen,<br />
um ein ruhiges Haus auf <strong>de</strong>m Land zu suchen<br />
– fernab <strong><strong>de</strong>r</strong> städtischen Hektik.<br />
Doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Makler verirrt sich,<br />
und die Städter lan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />
umbrischen Wäl<strong><strong>de</strong>r</strong>n in einer<br />
alternativen Wohngemeinschaft,<br />
wo es nicht einmal<br />
Handyempfang gibt. Die so<br />
grundlegend unterschiedlichen<br />
Gruppen müssen<br />
not-gedrungen miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
auskommen.<br />
«Die Charaktere sind so realistisch<br />
beschrieben», schwärmt Michael<br />
Gasser. «Man erkennt sich selber o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Menschen in seinem Bekanntenkreis in ihnen<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>. Und sie verhalten sich so, wie<br />
wir es wohl alle in einer solchen Situation<br />
täten: Wenn man uns <strong>de</strong>n Strom und das<br />
Handy wegnimmt, sind wir erst einmal<br />
völlig aufgeschmissen. Wie sich die Figuren<br />
miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> arrangieren o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nicht,<br />
Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Wind dreht<br />
Andrea DeCarlo<br />
432 seiten<br />
CHF 22.90<br />
Diogenes<br />
Mein Buch<br />
ist spannend zu sehen.» Hinzu kommt,<br />
dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Aussendienstler <strong>de</strong>n italienischen<br />
Hintergrund aus eigener Erfahrung kennt.<br />
«Ich fahre oft mit <strong>de</strong>m Motorrad nach<br />
Italien, und wenn ich dann irgendwo einkehre,<br />
kommen mir viele Szenen aus De-<br />
Carlo-Romanen in <strong>de</strong>n Sinn.» «Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wind dreht» hat Michael Gasser nämlich<br />
so fasziniert, dass er anschliessend gleich<br />
auch die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Romane <strong>de</strong>s italienischen<br />
Autors verschlungen hat. Behalten hat er<br />
die Bücher trotz<strong>de</strong>m nicht: «Ich gebe gelesene<br />
Bücher für gewöhnlich weiter. Ich<br />
lese kein Buch zweimal, und so bekommen<br />
auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Menschen die Chance, eine<br />
tolle Leseerfahrung zu machen.»<br />
books – November 2010 – 15
Interview<br />
Text: marius Leutenegger Fotos: Erik Brühlmann<br />
«Ich sage nie :<br />
So war’s !»<br />
Wie kann man mit Büchern aus<br />
historischen Stoffen erfolgreich<br />
sein? Die im Tessin wohnhafte<br />
Eveline Hasler macht es vor: In<strong>de</strong>m<br />
man ein attraktives Zeitgemäl<strong>de</strong><br />
aufspannt und vor diesem<br />
Hintergrund aus <strong>de</strong>m Leben viel-<br />
schichtiger Menschen erzählt.<br />
Auch Haslers neues Buch «Und<br />
wer<strong>de</strong> immer Ihr Freund sein» ist<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ein Bestseller. Es han<strong>de</strong>lt<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Freundschaft <strong>de</strong>s Schriftstellers<br />
Hermann Hesse mit <strong>de</strong>n<br />
Dadaisten Hugo Ball und Emmy<br />
Hennings – und spricht uns Heutige<br />
ganz direkt an.<br />
books: Sie haben sich dagegen gewehrt, dass<br />
Ihr neues Buch <strong>als</strong> «Historischer Roman»<br />
bezeichnet wird. Wie soll man das Genre,<br />
in <strong>de</strong>m Sie so erfolgreich sind, <strong>de</strong>nn nennen?<br />
Biografie? Nicht-fiktive Erzählung?<br />
eveline Hasler: Die Genrebezeichnungen,<br />
die wir heute nutzen, existieren seit En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts. Manche davon sind<br />
heute nicht mehr gültig, weil es mittlerweile<br />
viele fliessen<strong>de</strong> Übergänge zwischen <strong>de</strong>n<br />
Genres gibt. Ich schreibe keine Romane –<br />
meine Bücher sind sehr genau recherchiert<br />
und keine Fiktion. Man könnte vielleicht<br />
von einer «behutsamen biografischen Annäherung»<br />
sprechen. Letztlich fin<strong>de</strong> ich es<br />
aber unnötig, allem eine Bezeichnung zu<br />
geben, <strong>de</strong>shalb wird jetzt auf <strong>de</strong>m Cover<br />
kein Genre mehr genannt.<br />
Wie sind Sie zur «behutsamen biografischen<br />
Annäherung» gekommen?<br />
Ich habe Geschichte studiert und war überzeugt:<br />
Ich will nie etwas Historisches schreiben.<br />
Ich wollte Schriftstellerin sein und<br />
dachte, <strong>als</strong> solche wür<strong>de</strong> man vor allem <strong>de</strong>n<br />
Unterströmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart nachspüren.<br />
Das än<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich dann wegen Anna Göldin.<br />
Ich bin im Glarnerland aufgewachsen; dort<br />
hörte ich immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> von dieser letzten<br />
Frau, die in Europa <strong>als</strong> Hexe hingerichtet<br />
wur<strong>de</strong>. Ich wollte schon <strong>als</strong> Schülerin meinen<br />
Lehrer genauer dazu befragen, doch er<br />
verstummte – Anna Göldin war ein Glarner<br />
Schandfleck, man sprach dort nicht gern<br />
über sie. Nach einigen Jahren fand ich<br />
dann: Jetzt will ich es genauer wissen. Ich<br />
ging zum Lan<strong>de</strong>sarchiv und las die Dokumente<br />
über <strong>de</strong>n Gerichtsfall. Diese Dokumente<br />
überliess man mir übrigens ungern.<br />
Warum?<br />
Man fand es wohl nicht vorteilhaft, dass<br />
ich über diesen Justiz-Irrtum schreibe. Ich<br />
habe wohl das zweifelhafte Talent, unbequeme<br />
Zusammenhänge zu fin<strong>de</strong>n. Im neuen<br />
Buch thematisiere ich zum Beispiel die<br />
lange Zeit verschwiegene zweite Ehe von<br />
Hermann Hesse, seine enorme Mühe mit<br />
Nähe o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Tatsache, dass er im Alter<br />
von 50 Jahren <strong>als</strong> Antwort auf seine Lebenskrise<br />
ausflippte und sich ins Zürcher<br />
Nachtleben stürzte. Das alles könnte für<br />
viele am Lack <strong>de</strong>s Dichters kratzen.<br />
Stört Sie <strong>de</strong>nn dieser Lack?<br />
Die verdrängten Dinge, die dunklen Seiten<br />
gehören doch zu einer Person! Die artifiziel-<br />
le Sauberkeit hebt eine Person auf ein Po<strong>de</strong>st<br />
– und verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, dass wir sie wirklich<br />
erfassen und lieben können. Wie sonst,<br />
ohne Hesses’ psychischen und physischen<br />
Schwierigkeiten, wären seine wun<strong><strong>de</strong>r</strong>baren<br />
Bücher wie «Demian» und «Steppenwolf»<br />
zu verstehen? Ich fin<strong>de</strong>, es gibt nichts Spannen<strong><strong>de</strong>r</strong>es<br />
<strong>als</strong> <strong>de</strong>n in Schatten und Licht stehen<strong>de</strong>n<br />
Menschen; <strong>als</strong> zu sehen, wie eine<br />
Persönlichkeit an seine Zeit und seine Umstän<strong>de</strong><br />
gebun<strong>de</strong>n ist. Das macht <strong>de</strong>n Kampf<br />
gegen die Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stän<strong>de</strong> erst zur Leistung.<br />
Wie kommen Sie eigentlich zu Ihren Stoffen?<br />
Vor vielen Jahren sass ich an einer Veranstaltung<br />
neben Golo Mann, <strong>de</strong>m berühmtesten<br />
Historiker-Schriftsteller. Ihm wur<strong>de</strong><br />
genau diese Frage gestellt und er antwortete:<br />
«Nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor kommt zum Stoff, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Stoff kommt zum Autor.» Genau so empfin<strong>de</strong><br />
ich es. Man begegnet einem Thema,<br />
es löst eine gewisse Resonanz aus, dann<br />
legt man es wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zur Seite, man begegnet<br />
ihm wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ... Als ich zum ersten Mal auf<br />
das Thema meines neuen Buches stiess,<br />
sagte ich: Bloss nicht Hermann Hesse, das<br />
ist ein viel zu empfindlicher Stoff – dieser<br />
Mann ist eine Legen<strong>de</strong>! Aber die Freundschaft<br />
Hesses mit Hugo Ball und Emmy<br />
Hennings zeigte mir eine neue, menschliche<br />
Seite <strong>de</strong>s Dichters und packte mich.<br />
Wieso?<br />
Freundschaft fin<strong>de</strong> ich essentiell – sie kann<br />
für unser Leben min<strong>de</strong>stens so wichtig sein<br />
wie die erotische Liebe. Meist hält sie ja<br />
eveline Hasler<br />
16 – books – November 2010<br />
books – November 2010 – 17<br />
Interview<br />
© Heiner H. Schmitt Jr.<br />
Berühmt ist Eveline H<strong>als</strong>er für ihre Bücher über<br />
historische Frauen und Männer – doch erfolgreich<br />
war sie zuerst <strong>als</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>buch-Autorin.<br />
Bekannt sind von ihr zum Beispiel «Komm<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>, Pepino» o<strong><strong>de</strong>r</strong> «Die Hexe Lakritze»; für<br />
ihre Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>- und Jugen<strong><strong>de</strong>r</strong>zählungen erhielt sie<br />
1978 <strong>de</strong>n Schweizer Jugendbuchpreis.<br />
<strong>Der</strong> erste historische Stoff, <strong>de</strong>n sie für ein Buch<br />
aufarbeitete, war «Anna Göldin. Letzte Hexe».<br />
<strong>Der</strong> historisch-biografischen Linie blieb Eveline<br />
Hasler seither mit Titeln wie «<strong>Der</strong> Zeitreisen<strong>de</strong>.<br />
Die Visionen <strong>de</strong>s Henri Dunant» treu. Für ihre<br />
Werke erhielt sie unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em <strong>de</strong>n Buchpreis<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt Zürich, <strong>de</strong>n Kulturpreis <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt St.<br />
Gallen und <strong>de</strong>n Droste-Preis <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt Meersburg.<br />
Geboren wur<strong>de</strong> Eveline Hasler in <strong>de</strong>n 1930er-<br />
Jahren in Glarus. Sie studierte Psychologie und<br />
Geschichte in Paris und Fribourg, bevor sie in<br />
Zug und St. Gallen unterrichtete. Ihre drei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
wuchsen in St.Gallen auf. Seit bald zwei<br />
Jahrzehnten lebt und schreibt sie im Tessin.
Interview<br />
länger, und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Freundschaft respektiert<br />
man auch die An<strong><strong>de</strong>r</strong>sartigkeit <strong>de</strong>s Gegenübers<br />
eher. Fasziniert hat mich auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Hintergrund, vor <strong>de</strong>m sich diese Begegnung<br />
abspielt: ein Tessiner Dorf vor 80 Jahren.<br />
Ich lebe seit 17 Jahren im Tessin, die Winter<br />
sind, so hat es Hermann Hesse ausgedrückt,<br />
hier schlechter <strong>als</strong> ihr Ruf. Vom Januar<br />
an dringt die Kälte durch die Mauern<br />
bis in die Knochen. Hesse sass dam<strong>als</strong> am<br />
Schreibtisch in einem vergammelten Palazzo<br />
ohne Heizung. Zu seiner Zeit fuhr man<br />
noch nicht Auto, man musste lange Fussmärsche<br />
unternehmen, um Freun<strong>de</strong> zu besuchen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Besorgungen zu machen. Hesse<br />
und das Ehepaar Ball-Hennings lebten sehr<br />
einfach und isoliert, <strong>als</strong> sie einan<strong><strong>de</strong>r</strong> 1920<br />
begegneten.<br />
Was interessiert Sie grundsätzlich an einem<br />
Menschen, damit Sie ihn zum Buchthema<br />
machen können?<br />
Er muss menschlich sein, <strong>als</strong>o Schattierungen<br />
aufweisen. Henry Dunant fand ich <strong>als</strong><br />
Stoff lange Zeit völlig uninteressant – bis ich<br />
durch die Ausstellung «Visionäre Schweiz»<br />
von Harald Szeemann begriff, dass Dunant<br />
viel mehr gemacht hat <strong>als</strong> nur das Rote<br />
Kreuz zu grün<strong>de</strong>n. Er setzte sich zum Beispiel<br />
dafür ein, dass Frauen gleich viel verdienen<br />
wie Männer, und das bereits 1890!<br />
Er fand, die Grösse einer Nation zeige sich<br />
an <strong><strong>de</strong>r</strong> Art, wie sie Frauen behandle. Das<br />
sind Aspekte, die bis in unsere Gegenwart<br />
relevant sind.<br />
Welche Epochen interessieren Sie am meisten?<br />
Projekt2_Layout 1 19.10.10 12:20 Seite 1<br />
<strong>Der</strong> Unbestechliche unter<br />
<strong>de</strong>n Restaurant- und<br />
Hotelführern<br />
Meine Bücher spielen meist im 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> zu Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts.<br />
Das sind Epochen <strong>de</strong>s Aufbruchs, in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> viele Menschen mit <strong>de</strong>n Traditionen<br />
einer verkalkten Generation brachen und<br />
neue Wege suchten. Diese Aufbruchstimmung<br />
spricht mich an, <strong>de</strong>nn ich bin überzeugt,<br />
wir alle möchten aufbrechen und<br />
fragen uns oft: Ist da nicht noch mehr? Was<br />
könnten wir mit unserem Leben noch bewirken?<br />
Wir alle haben gewissermassen ei-<br />
nen verdrängten Zwilling in uns, <strong><strong>de</strong>r</strong> aber<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Umstän<strong>de</strong> wegen nicht immer ans Licht<br />
kommt. Wenn jemand, wie viele unserer Ah-<br />
nen, sich hauptsächlich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Nahrungsbeschaffung<br />
befassen musste, war keine<br />
Energie da für Neues. Doch das Bedürfnis<br />
nach neuen Horizonten schlummert in uns<br />
allen.<br />
Wie sieht das bei Ihnen aus? Sie haben bisher<br />
ja ein recht geordnetes Leben geführt,<br />
sind seit 40 Jahren mit <strong>de</strong>m gleichen Mann<br />
verheiratet, haben drei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> grossgezo-<br />
gen ...<br />
Ich breche wahrscheinlich aus, in<strong>de</strong>m ich<br />
schreibe! Bücher verhelfen uns zu wun<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />
baren Reisen und Ausbrüchen. Meine Mut-<br />
ter, in Aarau geboren, überwand die glarnerische<br />
Enge während <strong><strong>de</strong>r</strong> Kriegszeit mit<br />
Bücherlesen. Je<strong>de</strong>n Monat liess sie sich drei<br />
Bücher aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadtbibliothek Aarau kom-<br />
men. Das beeindruckte mich schon <strong>als</strong> Kind<br />
und ich verschlang ebenfalls ein Buch nach<br />
<strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en. Doch für mich ist auch eine<br />
gewisse Stabilität im Leben wichtig, <strong>de</strong>nn<br />
ohne sie könnte ich mich nicht auf meine<br />
Arbeit konzentrieren.<br />
Ein Kritiker hat einmal geschrieben, Sie<br />
wür<strong>de</strong>n mit ihren Biografien keine Museen<br />
für grosse Individuen schaffen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
immer eine Brücke zur Gegenwart bauen.<br />
Welcher Art ist diese Brücke bei Ihrem<br />
neuen Buch?<br />
Das neue Buch kommt unseren eigenen<br />
Fussstapfen sehr nahe, <strong>de</strong>nn es behan<strong>de</strong>lt<br />
eine Zeit, die unsere Eltern o<strong><strong>de</strong>r</strong> Grosseltern<br />
erlebt haben: Dada in Zürich, Arbeitslosigkeit,<br />
die Südschweiz vor <strong>de</strong>m Tourismus.<br />
Vieles ist auch zeitlos – zum Beispiel, wenn<br />
Hugo Ball seine Überzeugung ausdrückt,<br />
wir wür<strong>de</strong>n durch verschie<strong>de</strong>ne Ich-Stadien<br />
gehen und hätten oft Angst, uns von einem<br />
Ich zum nächsten zu bewegen.<br />
Wenn Sie sich für einen Stoff <strong>de</strong>finitiv entschie<strong>de</strong>n<br />
haben, wie gehen Sie vor?<br />
Das läuft immer gleich ab: Es dauert eineinhalb<br />
Jahre, bis ich einen Faktenteppich<br />
zusammengetragen habe, auf <strong>de</strong>m ich dann<br />
abheben kann. <strong>Der</strong> Schreibprozess nimmt<br />
noch einmal eineinhalb Jahre in Anspruch.<br />
Hilft Ihnen Ihr Geschichtsstudium bei Ihren<br />
aufwändigen Recherchen?<br />
Indirekt auf je<strong>de</strong>n Fall. Ich weiss, wo ich die<br />
richtigen Quellen fin<strong>de</strong>, und ich kann zum<br />
Beispiel alte Schriften entziffern.<br />
Sie haben eingangs gesagt, Ihre Bücher seien<br />
keine Fiktion. Sie enthalten aber trotz<strong>de</strong>m<br />
viele Stellen, die Sie in gewissem Sinne<br />
erfun<strong>de</strong>n haben: In Ihrem neuen Buch zum<br />
Beispiel führen Hermann Hesse und Hugo<br />
Ball ein Kaminfeuer-Gespräch über Psychotherapie,<br />
das nicht dokumentiert ist.<br />
Aber ich weiss genau, was die bei<strong>de</strong>n über<br />
die Psychotherapie dachten! Hesse war begeistert<br />
von C.G. Jung und von <strong>de</strong>n therapeutischen<br />
Vorschlägen <strong>de</strong>s Luzerner Psychiaters<br />
Josef Bernhard Lang, und Hugo<br />
Ball zitierte im Gegenzug die Wüstenväter,<br />
die schon im 4. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>de</strong>pressive Verstimmungen<br />
zu heilen versuchten. Ich weiss<br />
<strong>als</strong>o, wie meine Protagonisten formulierten<br />
und argumentierten: So hätte sich dieses<br />
Gespräch zutragen können. Ob sie sich bei<br />
diesem Gespräch auch ein Glas Merlot genehmigten,<br />
das ist natürlich eine Frage <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Inszenierung.<br />
Warum halten Sie sich <strong>de</strong>nn nicht einfach<br />
exakt an das, was sich erwiesenermassen<br />
zugetragen hat?<br />
Ich will eine Menschengeschichte erzählen,<br />
und die soll Fleisch und Blut haben. Die<br />
Historie wirkt nur in gewissen Büchern<br />
staubtrocken, in Wirklichkeit waren es gelebte<br />
Geschichten, voll von prallem Leben.<br />
Will man in 500 Jahren erklären, was einmal<br />
Brot war, kann man hinter Glasscheiben<br />
ein paar Brosamen zeigen. Man kann<br />
aber auch einen Dichter holen, <strong><strong>de</strong>r</strong> beschreibt,<br />
wie Brot roch, welches Geräusch<br />
entstand, wenn man einen Brotleib durchschnitt,<br />
wie sich Brot anfühlte und wie es<br />
schmeckte, wenn man hineinbiss. So kann<br />
Literatur eine Atmosphäre schaffen, uns hineintragen<br />
in eine Zeit und diese mit Farbe<br />
und Emotionen auffüllen.<br />
Bei Hugo Ball und Hermann Hesse können<br />
Sie sich auf viele Fakten abstützen, im Fall<br />
einer unbekannten Frau aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
bleiben Sie stärker auf Interpreta-<br />
tionen angewiesen. Fürchten Sie nie, f<strong>als</strong>ch<br />
zu liegen o<strong><strong>de</strong>r</strong> einfach Ihr eigenes Ich in<br />
diese Person hineinzuinterpretieren?<br />
<strong>Der</strong> grösste Teil meiner Arbeit ist das auf<br />
Fakten gestützte Nachspüren. Ich frage mich<br />
zum Beispiel: Was löst es in einer Frau<br />
im 18 Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t aus, wenn sie dauernd<br />
schwanger ist und dann ein Kind nach <strong>de</strong>m<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en verliert? Im Buch «Tells Tochter»<br />
habe ich versucht, mich <strong>de</strong>n Gefühlen von<br />
Julie Bon<strong>de</strong>lis Mutter, einer Berner Patrizierin,<br />
vorsichtig anzunähern. Einfühlungsvermögen<br />
ist eine Eigenschaft, die zu unserem<br />
Menschsein gehört. Ich sage aber nie: So<br />
war’s! Was ich aufgrund meines Faktenteppichs<br />
und meiner psychologischen Empathie<br />
in eine Person hineininterpretiere, ist<br />
immer nur ein Vorschlag.<br />
Oft haben Sie keine Gelegenheit, mit Leuten<br />
zu re<strong>de</strong>n, welche die von Ihnen interpretierten<br />
Menschen kannten. Im Fall von<br />
Hermann Hesse war das an<strong><strong>de</strong>r</strong>s: Sein 2003<br />
verstorbener Sohn Heiner war Ihr Nachbar<br />
im Tessin.<br />
Ja, diese Freundschaft war mir eine grosse<br />
Hilfe. Wir haben viel diskutiert miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Lektüre Ihres Buchs setzte ich<br />
mich ans Internet, weil ich mehr über die<br />
drei Hauptfiguren erfahren wollte. Ist das<br />
eine Bankrotterklärung für eine Biographin<br />
– dass ihr Buch nicht alle Fragen beantwortet<br />
hat?<br />
Keineswegs. Im Gegenteil: Ich hoffe doch<br />
sehr, dass es nicht alles beantwortet! Wenn<br />
Leserinnen und Leser nachher noch mehr<br />
über die Personen erfahren möchten, zeigt<br />
das, dass ihnen diese Menschen durch die<br />
Lektüre nicht verlei<strong>de</strong>t sind. Dann ist es<br />
meinem Buch gelungen, Fenster und Türen<br />
in eine Wirklichkeit zu öffnen.<br />
Woran arbeiten Sie jetzt? Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> nächste<br />
Stoff schon bei Ihnen angekommen?<br />
Ach, es gibt 257 000 Möglichkeiten, noch<br />
bin ich unentschie<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m ist ein neuer<br />
Stoff immer mein Geheimnis!<br />
Macht es Sie nicht nervös, wenn Sie noch<br />
unentschie<strong>de</strong>n sind?<br />
Überhaupt nicht. Niemand befiehlt mir<br />
weiter zu schreiben. Ein neues Buch mit<br />
seinen Recherchen und seinem Schreibprozess<br />
ist für mich ein Geschenk <strong>de</strong>s Lebens.<br />
Ich will nicht gera<strong>de</strong> sagen, dass das Schreiben<br />
für mich eine Droge ist – aber eine<br />
Erweiterung meines eigenen Ichs ist es auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall.<br />
und wer<strong>de</strong> immer Ihr Freund sein<br />
219 seiten<br />
CHF 29.90<br />
Nagel & Kimche<br />
Weitere Bücher von<br />
eveline Hasler<br />
Anna Göldin.<br />
Letzte Hexe (1982)<br />
224 seiten<br />
CHF 14.90<br />
dtv<br />
18 – books – November 2010 books – November 2010 – 19<br />
Ausgabe 2011, jetzt in Ihrer Orell Füssli Buchhandlung<br />
Interview<br />
Die unrühmliche und packen<strong>de</strong> Geschichte<br />
<strong>de</strong>s letzten Hexenprozesses in Europa.<br />
Die Wachsflügelfrau (1991)<br />
457 seiten<br />
CHF 16.90<br />
dtv<br />
Emily Kempin-Spyri darf in Zürich zwar doktorieren;<br />
Anwältin und Dozentin wer<strong>de</strong>n darf<br />
sie jedoch nicht. Die Lebensgeschichte <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ersten Juristin Europas.<br />
<strong>Der</strong> Zeitreisen<strong>de</strong>. Die Visionen<br />
<strong>de</strong>s Henry Dunant (1994)<br />
208 seiten<br />
CHF 16.90<br />
dtv<br />
Dunant, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich um Kriegsversehrte kümmert<br />
und das Rote Kreuz begrün<strong>de</strong>t, erlebt<br />
auch die Schattenseiten <strong>de</strong>s Lebens.<br />
Die Vogelmacherin (1997)<br />
203 seiten<br />
CHF 14.90<br />
dtv<br />
Ein Mädchen gerät unter die Rä<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik:<br />
Sie ist Mittel zum Zweck, um aufrührerische<br />
Bauern zur Räson zu bringen, und wird<br />
offiziell wegen Hexerei hingerichtet.<br />
Aline und die Erfindung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe (2000)<br />
234 seiten<br />
CHF 14.90<br />
dtv<br />
Muse, Künstlerfreundin, Enfant terrible: Das<br />
aufregen<strong>de</strong> Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Aline Valangin.<br />
Tells Tochter (2004)<br />
253 seiten<br />
CHF 16.90<br />
dtv<br />
Julie Bon<strong>de</strong>li ist eine Revolutionärin. Im Bern<br />
<strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts wagt sie es, sich in<br />
die Politik <strong><strong>de</strong>r</strong> Männer einzumischen und<br />
die Regeln für das weibliche Geschlecht zu<br />
missachten.<br />
stein be<strong>de</strong>utet Liebe (2007)<br />
176 seiten<br />
CHF 36.90<br />
Nagel + Kimche<br />
Die Geschichte von Regine Ullmann und<br />
Otto Gross: Eine ungewöhnliche Frau und<br />
eine tragische Liebe im bro<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n München<br />
um die Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>twen<strong>de</strong>.
Biografien<br />
Eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Biografie einer beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Frau: «Tapfer lieben» präsentiert persönliche<br />
Texte von marilyn monroe.<br />
Vielfältig wie das<br />
Leben selbst<br />
Biografien sind schillern<strong>de</strong> literarische Erzeugnisse. Ihre riesige Zahl wächst<br />
diesen Bücherherbst weiter an – <strong>de</strong>shalb werfen wir einen Blick auf die alte<br />
literarische Gattung.<br />
Text: Benjamin Gygax<br />
Möchten Sie die Biografie von Daniel Küblböck<br />
lesen? Das Buch über <strong>de</strong>n Gewinner<br />
einer <strong>de</strong>utschen Castingshow wur<strong>de</strong> vor einigen<br />
Jahren auf <strong>de</strong>n Markt geworfen, <strong>als</strong><br />
Küblböck gera<strong>de</strong> einmal 18 Jahre alt war.<br />
O<strong><strong>de</strong>r</strong> interessieren Sie sich nur für Persönlichkeiten<br />
vom Format eines Nelson Man<strong>de</strong>la?<br />
So unterschiedlich die bei<strong>de</strong>n Menschen<br />
sind, eines verbin<strong>de</strong>t sie: Ihr mehr<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> weniger interessantes Leben ist zwischen<br />
Buch<strong>de</strong>ckeln festgehalten. Biografien<br />
wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Grün<strong>de</strong>n<br />
verfasst: Aus Interesse an einer Person<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, um <strong>de</strong>n Prominentenstatus zu<br />
festigen, aus Angst vor <strong>de</strong>m Vergessenwer<strong>de</strong>n<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> schlicht aus Langeweile am<br />
Lebensabend. Nicht weniger vielfältig sind<br />
die Motive, mit <strong>de</strong>nen wir Biografien lesen,<br />
zum Beispiel Neugier, Verehrung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Abscheu.<br />
Zu<strong>de</strong>m sind Lebensgeschichten oft<br />
ein lebendiger und informativer Zugang zu<br />
einer Epoche und zur dam<strong>als</strong> herrschen<strong>de</strong>n<br />
Mentalität.<br />
Auf Tuchfühlung mit <strong>de</strong>m meister<br />
Manchmal will es <strong><strong>de</strong>r</strong> Zufall, dass wir<br />
durch eine Biografie sogar eine neue Sicht<br />
auf Berühmtheiten gewinnen, zu <strong>de</strong>nen<br />
schon alles gesagt schien. Zum Beispiel auf<br />
marilyn monroe. Vor einiger Zeit tauchten<br />
unerwartet Notizhefte, Briefe und Gedichte<br />
auf, die sie zwischen 1943 und ihrem<br />
Tod 1962 verfasst hatte. Jetzt wur<strong>de</strong>n<br />
diese Dokumente unter <strong>de</strong>m Titel «Tapfer<br />
lieben» veröffentlicht. Sie zeichnen das<br />
Bild einer belesenen, warmherzigen, klugen<br />
und humorvollen Frau, die vor allem eines<br />
wollte: geliebt wer<strong>de</strong>n. Die lei<strong>de</strong>nschaftlichen<br />
und selbstironischen Zeugnisse geben<br />
<strong>de</strong>n Blick frei auf <strong>de</strong>n Menschen hinter <strong>de</strong>m<br />
Star. Gleiches lässt sich auch über eine Biografie<br />
eines Zeitgenossen von Marilyn sagen:<br />
«Alfred Hitchcock». <strong>Der</strong> französische<br />
Dokumentarfilmer und Autor Laurent<br />
Bouzereau hat bisher unveröffentlichtes<br />
Bildmaterial zusammengetragen und präsentiert<br />
ein Buch, das alle Hitchcock-Fans<br />
begeistern wird. <strong>Der</strong> 174 Seiten dicke und<br />
grossformatige Band enthält nämlich zahlreiche<br />
separate Faksimiles. Wer einmal die<br />
Geburtsurkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Meisters, ein handschriftlich<br />
verfasstes Drehbuch o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine<br />
Postkarte von Anthony Perkins in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />
halten will, kommt voll und ganz auf<br />
seine Rechnung. Die «Dokumente» vermitteln<br />
das beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gefühl, in Hitchcocks<br />
Leben und Schaffen stöbern zu dürfen.<br />
Die Autorenschaft ist unerheblich –<br />
meistens<br />
Die neuen Bücher über Marilyn und Hitch<br />
weisen auf eine Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heit hin, die Biografien<br />
von <strong>de</strong>n meisten an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Büchern<br />
unterschei<strong>de</strong>n: Unser Interesse gilt allein<br />
<strong>de</strong>m Inhalt, wer das Buch verfasst hat, ist<br />
dagegen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel zweitrangig. Doch es<br />
gibt Ausnahmen: Manchmal ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Autorin selbst eine schillern<strong>de</strong> Figur<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> steht in einem interessanten Verhältnis<br />
zur porträtierten Person. Schreibt<br />
zum Beispiel die ebenso streitbare wie<br />
scharfsinnige Publizistin Alice schwarzer<br />
die Lebensgeschichte von Marion Gräfin<br />
Dönhoff, <strong><strong>de</strong>r</strong> Chefredakteurin und Mitherausgeberin<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Wochenzeitung «Die Zeit»,<br />
so will man auch die Haltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Schreiben<strong>de</strong>n<br />
kennen lernen. Und <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor einer<br />
Biografie interessiert natürlich auch dann,<br />
wenn Verfasser, Erzähler und Protagonist<br />
ein und dieselbe Person sind – bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Autobiografie.<br />
si non è vero ...<br />
«Am 28. August 1749, mittags mit <strong>de</strong>m<br />
Glockenschlage zwölf, kam ich in Frankfurt<br />
am Main auf die <strong>Welt</strong>.» So einfach und<br />
naheliegend beginnt die wohl bekannteste<br />
Autobiografie <strong>de</strong>utscher Sprache. Johann<br />
Wolfgang von Goethe schrieb von 1808<br />
bis kurz vor seinem Tod 1832 an «Dichtung<br />
und Wahrheit». Die Autobiografie<br />
<strong>de</strong>s berühmten «Dichterfürsten» zeigt auch<br />
gleich ein offensichtliches Problem dieser<br />
schrieb 24 Jahre lang an seiner Auto-<br />
biografie: Johann Wolfgang von Goethe.<br />
Gattung. Goethe beschreibt seine Jugend<br />
heiter und ausführlich, en<strong>de</strong>t seine Erzählung<br />
aber 1775, weil er keine leben<strong>de</strong>n Personen<br />
verärgern will. Autobiografien erlauben<br />
zwar beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s intensive Einblicke<br />
ins Leben einer Person, doch <strong><strong>de</strong>r</strong> Lesen<strong>de</strong><br />
erkauft sie sich mit einem offenkundig wenig<br />
objektiven Erzähler. Anschauungsmaterial<br />
für diese Problematik bietet auch die<br />
neu erschienene Autobiografie von Keith<br />
richards. <strong>Der</strong> heute 67-jährige Gitarrist<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Rolling Stones beschreibt in «Life»<br />
seine musikalischen Anfänge, die Höhnen<br />
und Tiefen mit <strong>de</strong>n Rolling Stones und seine<br />
Suchtprobleme. Ob wir in «Life» die<br />
ganze Wahrheit und nichts <strong>als</strong> die Wahrheit<br />
über Richards’ mysteriöse Stürze in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bibliothek und von Palmen erfahren wer<strong>de</strong>n,<br />
bleibt das Geheimnis <strong>de</strong>s Rockstars.<br />
Immerhin hatte Richards auch schon zugegeben,<br />
dass die «Glimmer Twins», Mick<br />
Jagger und er, gern Märchen über ihr wil<strong>de</strong>s<br />
Leben erzählten, um an <strong><strong>de</strong>r</strong> Legen<strong>de</strong> zu<br />
bauen. Si non è vero ... Unterhaltend ist die<br />
Biografie allemal.<br />
Bekenntnis o<strong><strong>de</strong>r</strong> Beschönigung <strong>de</strong>s<br />
Lebens?<br />
Eine <strong><strong>de</strong>r</strong> frühesten und einflussreichsten<br />
Autobiografien <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong>literatur sind die<br />
«Bekenntnisse» von Augustinus. <strong>Der</strong> spätantike<br />
Kirchengelehrte aus <strong>de</strong>m heutigen<br />
Algerien verfasste ums Jahr 400 eine Lebensbeschreibung,<br />
die für Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />
Vorbildcharakter hatte. Sie ist nicht nur ein<br />
Selbstporträt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eine kontinuierliche<br />
Darstellung seines Lebens in seinem historischen<br />
Zusammenhang. An diesem grossen<br />
Vorbild hat sich <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utsche Verleger von<br />
Nelson Man<strong>de</strong>las Autobiografie offenbar<br />
orientiert: Sein Buch erscheint unter <strong>de</strong>m<br />
Titel «Bekenntnisse». Dafür folgt es einem<br />
ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ziel <strong>als</strong> die meisten Autobiografien,<br />
die ihr Objekt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel überhöhen<br />
und unsterblich machen sollen. Man<strong>de</strong>la<br />
durchforstete sein privates Archiv und<br />
veröffentlichte Briefe, Dokumente, Notizen<br />
und Tagebucheintragungen mit <strong>de</strong>m erklärten<br />
Ziel, nicht <strong>als</strong> «Heiliger» in Erinnerung<br />
zu bleiben. «Eines <strong><strong>de</strong>r</strong> Probleme, die mich<br />
im Gefängnis tief beschäftigt haben, war<br />
das f<strong>als</strong>che Bild, das ohne meinen Willen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen <strong>Welt</strong> auf mich projiziert wur<strong>de</strong>»,<br />
schreibt <strong><strong>de</strong>r</strong> erste schwarze Präsi<strong>de</strong>nt<br />
Die Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Biografie<br />
bgy. Was gibt es Grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong>es, <strong>als</strong> das<br />
Leben eines Menschen zu erzählen – von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geburt bis zu seinem Tod? Man könnte daher<br />
annehmen, dass Biografien die «erste Literaturgattung»<br />
sind. Doch ob sie diese Bezeichnung<br />
wirklich verdienen, bleibt offen. Tatsächlich setzt<br />
sie nämlich ein Verständnis von Individualität voraus,<br />
das sich erst im 5. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t vor Christus<br />
in Athen bil<strong>de</strong>te. Dam<strong>als</strong> begannen sich Individuen<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> fixen Ordnung zu emanzipieren.<br />
Rund 500 Jahre später schrieb <strong><strong>de</strong>r</strong> Grieche<br />
Plutarch seine Biografien be<strong>de</strong>uten<strong><strong>de</strong>r</strong> Römer<br />
und Griechen. Seine Lebensberichte gehörten<br />
bis ins 19. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t zum Bildungskanon.<br />
Plutarch verstand sie nicht <strong>als</strong> Geschichtsschreibung,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>als</strong> Charakterstudien. In<br />
seiner Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong>-Biografie schreibt er: «Oft wirft<br />
eine unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Handlung, ein Wort o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein<br />
Scherz ein schärferes Licht auf <strong>de</strong>n Charakter<br />
<strong>als</strong> Schlachten mit zahllosen Gefallenen, Zusammenstösse<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> grössten Heere und Belagerungskriege<br />
um die grössten Städte.»<br />
Dagegen verfolgten die Biografien <strong><strong>de</strong>r</strong> zwölf Kaiser<br />
von Julius Cäsar bis Domitian <strong>de</strong>s Römers<br />
Sueton viel klarer eine politische und historiografische<br />
Zielsetzung. Die Römische Republik<br />
war zum Imperium gewor<strong>de</strong>n, das politische<br />
Denken<br />
Biografien<br />
Südafrikas. «Man sah in mir einen Heiligen.<br />
Ich bin das nie gewesen.»<br />
«<strong>Der</strong> mensch in seinen Zeitverhältnissen»<br />
In seiner Einleitung zu «Dichtung und<br />
Wahrheit» schreibt Goethe: «Denn dies<br />
scheint die Hauptaufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Biografie zu<br />
sein, <strong>de</strong>n Menschen in seinen Zeitverhältnissen<br />
darzustellen, und zu zeigen, inwiefern<br />
ihm das Ganze wi<strong><strong>de</strong>r</strong>strebt, inwiefern<br />
es ihn begünstigt, wie er sich seine <strong>Welt</strong>-<br />
und Menschenansicht daraus gebil<strong>de</strong>t<br />
und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter,<br />
Schriftsteller ist, wie<strong><strong>de</strong>r</strong> nach aussen abgespiegelt.»<br />
Nicht nur Künstler spiegeln<br />
ihre <strong>Welt</strong>sicht in die <strong>Welt</strong> zurück, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
sehr direkt und wirkungsvoll auch Politiker,<br />
für die das Verfassen einer (Auto-)<br />
Biografie heute offenbar selbstverständlich<br />
ist. Tony Blair war während 18 ereignisreichen<br />
Jahren an <strong><strong>de</strong>r</strong> Regierung. Nach sei-<br />
hatte sich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t: Man war überzeugt, dass<br />
das Wohl <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Trefflichkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetze und Institutionen abhing wie in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> älteren griechischen Staatstheorie, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
von <strong>de</strong>n persönlichen Qualitäten und Fähigkeiten<br />
<strong>de</strong>s Kaisers.<br />
Die mittelalterlichen Biografien sind zum grössten<br />
Teil so genannte Hagiografien. Die Lebensberichte<br />
Heiliger erzählen vom Streben nach<br />
christlicher Vollkommenheit. Ihr Leben folgte<br />
unumstösslichen Regeln einer christlichen <strong>Welt</strong>und<br />
Wertordnung. Heute sind es dagegen nicht<br />
Regelgetreue, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eher Nonkonformisten,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>en Biografie wir lesen wollen.<br />
Seit <strong>de</strong>m Mittelalter erfuhr die Biografie weitere<br />
zeittypische Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen: religiöse Figuren<br />
nahmen ab, und im 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>t schrieb<br />
Johann Gottfried Her<strong><strong>de</strong>r</strong> mit «Denkmal Johann<br />
Winkelmanns» erstm<strong>als</strong> die Biografie eines<br />
bürgerlichen Hel<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>m 2. <strong>Welt</strong>krieg<br />
schliesslich entstan<strong>de</strong>n aus historischem Interesse<br />
Lebensbeschreibungen gänzlich unbekannter<br />
Personen. Nicht das Einmalige einer<br />
grossen historischen Gestalt interessierte, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> typische und auswechselbare Lebens<br />
weg, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Angehörigen einer sozialen Gruppe<br />
in einer bestimmten Epoche verbin<strong>de</strong>t.<br />
20 – books – November 2010 books – November 2010 – 21
Corinna T. Sievers<br />
SAMENKLAU<br />
„Glauben Sie, dass eine Frau<br />
Schicksal spielen darf? O<strong><strong>de</strong>r</strong> zahlt sie einen<br />
Preis dafür? Das Buch ist sexy, komisch<br />
und tragisch. Unmöglich, es aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Hand zu legen.“ URSULA KARVEN<br />
Corinna T. Sievers<br />
Samenklau<br />
Roman<br />
frankfurter verlagsanstalt<br />
22 – books – November 2010<br />
Roman<br />
320 Seiten • Schön gebun<strong>de</strong>n<br />
Farbiges Vorsatzpapier<br />
CHF 33,90 • ISBN 978-3-627-00166-7<br />
Phoebe, 42, ist Ärztin und Single. Sie<br />
hat alles – außer einem Privatleben.<br />
Doch jetzt will sie ein Kind und begeht<br />
Samenklau. Als sie schwanger<br />
ist, glaubt sie sich im Glück. Aber das<br />
Leben meint es an<strong><strong>de</strong>r</strong>s …<br />
„Eine fesseln<strong>de</strong> Geschichte.“<br />
ZÜRICHSEE-ZEITUNG<br />
„Das Buch ist mit viel Witz<br />
und reichhaltigen Lebenserkenntnissen<br />
gespickt. Corinna T. Sievers weiß<br />
wovon sie schreibt. Ihr erster Roman<br />
ist absolut lesenswert.“ ELLE<br />
nem Abgang mit Misstönen präsentiert<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Erneuerer <strong><strong>de</strong>r</strong> Labour Party jetzt<br />
seine politische und private Autobiographie:<br />
«Mein Weg». Hintergrundinformationen<br />
zur internationalen Politik<br />
und die offene Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit<br />
Erfolgen, Enttäuschungen und Konflikten<br />
zeigen, wie komplex <strong>Welt</strong>politik ist<br />
und welche grossen Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
ein Regierungsamt mit sich bringt. Ob<br />
Klosterleben, Politik o<strong><strong>de</strong>r</strong> Spitzensport:<br />
Wann immer uns eine Epoche o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein<br />
Milieu verschossen sind, erlauben uns<br />
Biografien zumin<strong>de</strong>st einen Blick durchs<br />
Schlüsselloch.<br />
Neu o<strong><strong>de</strong>r</strong> bewährt:<br />
Lesenswerte Biografien<br />
Tapfer lieben<br />
Marilyn Monroe<br />
272 seiten<br />
CHF 36.90<br />
s. Fischer<br />
Alfred Hitchcock<br />
Laurent Bouzereau<br />
174 seiten<br />
CHF 80.00<br />
Knesebeck<br />
Life<br />
Keith Richards<br />
736 seiten<br />
CHF 46.90<br />
Heyne<br />
marion Dönhoff<br />
Alice Schwarzer<br />
359 seiten<br />
CHF 15.90<br />
Kiepenheuer & Witsch<br />
Dichtung und Wahrheit<br />
Johann Wolfgang Goethe<br />
832 seiten<br />
CHF 28.90<br />
Fischer<br />
Bekenntnisse - Confessiones<br />
Aurelius Augustinus<br />
619 seiten<br />
CHF 48.90<br />
Insel<br />
Bekenntnisse<br />
Nelson Man<strong>de</strong>la<br />
336 seiten<br />
CHF 35.90<br />
piper<br />
mein Weg<br />
Tony Blair<br />
800 seiten<br />
CHF 42.90<br />
Bertelsmann<br />
Grosse Griechen und römer<br />
Plutarch<br />
2818 seiten<br />
CHF 122.00<br />
Artemis & Winkler<br />
Leben und Taten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
römischen Kaiser<br />
Sueton<br />
464 seiten<br />
CHF 10.90<br />
Anaconda<br />
3096 Tage<br />
Natascha Kampusch<br />
288 seiten<br />
CHF 29.90<br />
List<br />
Die drei Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> ri Koran<br />
Ian Buruma<br />
397 seiten<br />
CHF 38.90<br />
Hanser<br />
Ich fliege über dunkle Täler<br />
Maximilian Schell<br />
400 seiten<br />
CHF 35.90<br />
Hoffmann und Campe<br />
Jane Goodall –<br />
mein Leben für Tiere und Natur<br />
Jane Goodall<br />
144 seiten<br />
CHF 34.90<br />
Bassermann<br />
marie Curie<br />
Barbara Goldsmith<br />
255 seiten<br />
CHF 31.90<br />
piper<br />
so schön wie hier kann’s<br />
im Himmel gar nicht sein!<br />
Christoph Schlingensief<br />
254 seiten<br />
CHF 17.90<br />
Kiepenheuer & Witsch<br />
Victoria Ocampo –<br />
mein Leben ist mein Werk<br />
Victoria Ocampo<br />
339 seiten<br />
CHF 38.90<br />
Aufbau<br />
Mordsweihnachten<br />
Jan Costin Wagner (Hrsg.)<br />
Stille Nacht, tödliche Nacht? Die schönste Zeit <strong>de</strong>s Jahres naht und hält<br />
unter <strong><strong>de</strong>r</strong> romantischen Schnee<strong>de</strong>cke so manche Überraschung bereit.<br />
Wenn sich die Familien zu Weihnachten treffen, wer<strong>de</strong>n die Messer<br />
manchmal nicht nur zum Tranchieren <strong>de</strong>s Truthahns gewetzt! Gibt<br />
es <strong>de</strong>nn etwas Schöneres, <strong>als</strong> im Kreise<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> «Liebsten» einan<strong><strong>de</strong>r</strong> das Leben<br />
schwer zu machen? Nein!, sagen die<br />
beliebtesten Krimi-Autoren und -Autorinnen<br />
Deutschlands und steuern insgesamt<br />
24 Kurzgeschichten zu diesem<br />
Buch bei. Oliver Bottini, Anne Chaplet,<br />
Heinrich Steinfest, Andrea Maria Schenkel<br />
und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mehr sorgen dafür,<br />
dass es diesmal unter <strong>de</strong>m Tannenbaum<br />
heisst: Frie<strong>de</strong>? Freu<strong>de</strong>? Pustekuchen!<br />
320 seiten<br />
CHF 15.90<br />
rowohlt<br />
IsBN 978-3-49925-554-0<br />
Du<br />
Zoran Drvenkar<br />
Da ist ein Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch ganz Deutschland reist und keine Gna<strong>de</strong><br />
kennt. Wo er hinkommt, erlischt das Leben. Alles Leben. Er ist «<strong><strong>de</strong>r</strong> Reisen<strong>de</strong>».<br />
Da sind fünf Freundinnen, die erst <strong>de</strong>m Chaos die Tür öffnen und dann<br />
die Flucht ergreifen. Mit fünf Kilo Heroin<br />
und einer Waffe im Gepäck. Sie sind<br />
«die süssen Schlampen».<br />
Und da ist ein Vater, <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n Schatten<br />
seiner Vergangenheit verfolgt wird.<br />
Doch was ihn noch viel mehr stört: Sein<br />
Heroin ist verschwun<strong>de</strong>n. Er ist «<strong><strong>de</strong>r</strong> Logist».<br />
Was passiert, wenn sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Reisen<strong>de</strong>,<br />
die Schlampen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Logist aufeinan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zu bewegen, voller Rache und ahnungslos,<br />
dass du sie beobachtest?<br />
576 seiten<br />
CHF 34.90<br />
ullstein<br />
IsBN 978-3-55008-773-8<br />
Das achte Paradies<br />
Ulrich Wickert<br />
Eternity<br />
Meg Cabot<br />
Buchtipps<br />
Eigentlich wollte Jacques Ricou, <strong><strong>de</strong>r</strong> Richter aus Paris, zum Urlaubmachen<br />
an die Côte d’Azur. Doch plötzlich verschwin<strong>de</strong>t ein hoch bezahltes<br />
Mo<strong>de</strong>l – die Cousine seiner Freundin Margaux. Ricous Interesse ist geweckt,<br />
<strong>de</strong>nn es stellt sich die Frage, ob das Verschwin<strong>de</strong>n mit Margaux’<br />
Recherchen in <strong>de</strong>n Kreisen <strong><strong>de</strong>r</strong> georgischen<br />
Mafia zusammenhängt. Je weiter<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Richter in diesen Fall eintaucht, <strong>de</strong>sto<br />
tiefer wer<strong>de</strong>n die Abgrün<strong>de</strong>, die sich<br />
ihm auftun. Ein Familiendrama, internationale<br />
Geldwäsche, die georgische<br />
Mafia und so manches Geheimnis mehr<br />
lassen Ricou nicht zur Ruhe kommen.<br />
<strong>Der</strong> neue, spannen<strong>de</strong> Roman <strong>de</strong>s beliebten<br />
«Tagesthemen»-Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ators.<br />
332 seiten<br />
CHF 31.90<br />
piper<br />
IsBN 978-3-49205-022-7<br />
Vampire? Darauf kann Meena gut und gern verzichten! Vor allem auch<br />
<strong>de</strong>shalb, weil sie eine solche Kreatur in ihre erfolgreiche Soap «Eternity»<br />
reinschreiben soll. Doch beim Schreiben bleibt es nicht, <strong>de</strong>nn plötzlich<br />
geschehen sehr seltsame Dinge: Ihr Hund wird beim nächtlichen Spaziergang<br />
von einem sexy Frem<strong>de</strong>n vor einem<br />
Fle<strong><strong>de</strong>r</strong>mausangriff gerettet; ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
Unbekannter besucht sie in ihrer Wohnung<br />
und behauptet, ein Vampirjäger zu<br />
sein. Und das alles mitten in New York<br />
City! Meena ahnt nicht, was noch alles<br />
auf sie zukommen wird ... Ein düster-romantisches<br />
Abenteuer im «Big<br />
Apple» von <strong><strong>de</strong>r</strong> Autorin <strong><strong>de</strong>r</strong> «Plötzlich-<br />
Prinzessin»-Romane.<br />
512 seiten<br />
CHF 27.90<br />
Blanvalet<br />
IsBN 978-3-76450-377-2<br />
books – November 2010 – 23
Saison<br />
Die handlungsreichen Bücher von martin suter sind <strong>als</strong> Filmvorlagen äusserst beliebt –<br />
«Lila, Lila» ist nur eine von vielen Suter-Verfilmungen.<br />
Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> statt<br />
Buchstaben<br />
«Harry potter und die Heiligtümer <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s 1» ist <strong><strong>de</strong>r</strong> erfolgreichste Film dieses<br />
Herbsts – und wie je<strong><strong>de</strong>r</strong> zweite Streifen, <strong><strong>de</strong>r</strong> ins Kino kommt, eine Literaturverfilmung.<br />
Warum ist Literatur für die Filmemacher so wichtig? und was braucht es,<br />
damit <strong><strong>de</strong>r</strong> medientransfer vom Buch zum Film gelingt?<br />
Text: Marius Leutenegger<br />
Die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> hatten gera<strong>de</strong> laufen gelernt und<br />
stan<strong>de</strong>n auf noch sehr wackligen Beinen<br />
– doch bereits wagten sich die Gebrü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Lumière an einen <strong><strong>de</strong>r</strong> bekanntesten Stoffe<br />
überhaupt: 1896 zeigten sie ihrem staunen<strong>de</strong>n<br />
Publikum eine ultrakurze Version von<br />
Goethes «Faust». Was die Erfin<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Cinématographie<br />
veranlasste, ausgerechnet dieses<br />
hochreflexive und action-arme Theaterstück<br />
zur Vorlage eines Stummfilms zu machen,<br />
bleibt wohl für immer ihr Geheimnis. Sie begrün<strong>de</strong>ten<br />
damit aber eine Kino-Tradition:<br />
die Verfilmung von Literatur.<br />
Bewährt und mit Fan-Gemein<strong>de</strong><br />
«Faust» ist seither Dutzen<strong>de</strong> Male verfilmt<br />
wor<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>mnächst wird eine neue Version<br />
mit Moritz Bleibtreu <strong>als</strong> Mephisto gedreht.<br />
In <strong>de</strong>n Anfangszeiten <strong>de</strong>s Kinos konnten Regisseure<br />
etwas gegen das Schmud<strong>de</strong>limage<br />
<strong>de</strong>s Films tun, wenn sie Goethes Drama<br />
verfilmten. Eine ähnliche Motivation trieb<br />
vermutlich auch Richard Burton zu seinem<br />
Film «Doktor Faustus» an, mit welchem er<br />
seine Gattin Elizabeth Taylor ins beste Licht<br />
rückte. Bei <strong>de</strong>n meisten Literaturverfilmungen<br />
steht aber wohl kaum im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund,<br />
dass sich die Filmer <strong>als</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s kultiviert<br />
darstellen möchten. Die Verfilmung eines<br />
Buchs bietet viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e gewichtige Vorteile.<br />
Erstens hat sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Stoff in Buchform bereits<br />
bewährt; die Filmemacher wissen, dass die<br />
Geschichte «funktioniert», und sie gehen daher<br />
kein beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Risiko ein. Zweitens ga-<br />
Die erfolgreichste Buch- ist auch die erfolgreichste<br />
Filmserie: Die sechs ersten<br />
Harry-potter-streifen spielten weit über<br />
5 milliar<strong>de</strong>n Franken ein.<br />
rantiert <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfolg eines Buchs <strong>de</strong>m Film eine<br />
grosse Aufmerksamkeit und ein zuweilen<br />
riesiges Fanpublikum – siehe Harry Potter.<br />
Drittens ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Bedarf <strong><strong>de</strong>r</strong> Filmindustrie an<br />
Geschichten so immens, dass je<strong><strong>de</strong>r</strong> gute Stoff<br />
sofort die Aufmerksamkeit von Regisseuren<br />
auf sich zieht.<br />
Je<strong>de</strong>n Tag eine Literaturverfilmung<br />
Man schätzt, dass rund die Hälfte aller Filme<br />
auf bereits publizierten Büchern basiert. Literaturverfilmungen<br />
sind eine <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Selbstverständlichkeit,<br />
dass es bei <strong>de</strong>n Oscar-Verleihungen<br />
jeweils zwei Drehbuch-Preise zu<br />
gewinnen gibt: <strong>de</strong>n Oscar für das beste Originaldrehbuch,<br />
das auf keiner zuvor veröffentlichten<br />
Publikation basiert, und <strong>de</strong>n Oscar<br />
für das Drehbuch nach einer literarischen<br />
Vorlage. 2010 gewann «The Hurt Locker»<br />
<strong>als</strong> bestes Originaldrehbuch, «Precious» galt<br />
<strong>als</strong> beste Adaption – das Drehbuch basierte<br />
auf <strong>de</strong>m Roman «Push» <strong><strong>de</strong>r</strong> US-Autorin<br />
Sapphire. Schaut man, welche Drehbücher in<br />
<strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>als</strong> beste Adaptionen ausgezeichnet<br />
wur<strong>de</strong>n, erkennt man, wie wichtig<br />
die Literatur fürs Kino ist: «Slumdog Millionaire»,<br />
«Brokeback Mountain», «A Beautiful<br />
Mind», sie alle sind Literaturverfilmungen.<br />
Doch so verbreitet <strong><strong>de</strong>r</strong> Medientransfer<br />
vom Buch zum Film auch ist – er bleibt kei-<br />
neswegs ohne Risiken und Nebenwirkungen.<br />
«Das Buch hat mir aber besser gefallen!» ist<br />
vermutlich jener Satz, <strong>de</strong>n man am meisten<br />
hört, wenn man ein Kino verlässt.<br />
Das Kino – kein Ort für Fantasie?<br />
Die Schwierigkeiten und Chancen von Buchverfilmungen<br />
lassen sich beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s gut am<br />
Beispiel <strong>de</strong>s Fantasy-Epos’ «<strong>Der</strong> Herr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ringe» aufzeigen. <strong>Der</strong> in <strong>de</strong>n 1950er-Jahren<br />
erschienene Roman von J.R.R. Tolkien ist<br />
eines <strong><strong>de</strong>r</strong> wenigen literarischen Werke, das<br />
die Bezeichnung «Kultbuch» tatsächlich verdient<br />
– es soll das meistgelesene Buch nach<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel sein und wird von seiner weltweiten<br />
Fangemein<strong>de</strong> gera<strong>de</strong>zu andächtig verehrt.<br />
Tolkien war einer Verfilmung seines Werks<br />
nicht abgeneigt; vom Drehbuch, das ihm<br />
bereits in 1960er-Jahren vorgelegt wur<strong>de</strong>,<br />
wandte er sich aber mit Grausen ab. «Das<br />
Drama ist <strong><strong>de</strong>r</strong> natürliche Feind <strong><strong>de</strong>r</strong> Fantasie»,<br />
befand er. «Fantasie kann innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
dramatischen Darstellung kaum bestehen,<br />
wenn die Geschehnisse, so wie es das Drama<br />
verlangt, szenisch umgesetzt wer<strong>de</strong>n.» Tolkien<br />
sah keine Möglichkeit, wie das üppige<br />
Wortgemäl<strong>de</strong>, das er von seiner Fantasy-<strong>Welt</strong><br />
Mitteler<strong>de</strong> entworfen hatte, fürs Kino aufbereitet<br />
wer<strong>de</strong>n könnte. 1978 kam aber doch<br />
ein Zeichentrickfilm nach <strong>de</strong>n ersten eineinhalb<br />
Bän<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringe-Trilogie auf die Leinwän<strong>de</strong>.<br />
Die Kommentare in <strong>de</strong>n einschlägigen<br />
Fan-Foren dokumentieren, warum die<br />
geplante Fortsetzung seinerzeit nicht zustan<strong>de</strong><br />
kam: Sie sind vernichtend. Produzenten<br />
liessen die Hän<strong>de</strong> danach lange vom Stoff,<br />
weil sie sich mit ihrem wichtigsten Zielpublikum,<br />
<strong>de</strong>n Fans, nicht anlegen wollten. Doch<br />
dann eröffnete <strong><strong>de</strong>r</strong> Computer <strong>de</strong>m Film ganz<br />
neue Möglichkeiten – und plötzlich schien<br />
es eben doch <strong>de</strong>nkbar, Tolkiens Panoptikum<br />
aus stämmigen Zwergen, spazieren<strong>de</strong>n Bäumen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> fiesen Orks aus <strong>de</strong>n Köpfen auf die<br />
Leinwand zu bringen.<br />
Vom Fan für Fans<br />
Als sich Peter Jackson En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 1990er-Jahre<br />
daran machte, <strong>de</strong>n «Herr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringe» <strong>als</strong><br />
Dreiteiler zu verfilmen, wusste er genau, dass<br />
er vor allem die Fans zufrie<strong>de</strong>n stellen musste.<br />
An akribische Werktreue war aber nicht zu<br />
<strong>de</strong>nken – zum einen ist das Buch etwa 1300<br />
Seiten dick, zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en funktionieren Film<br />
und Literatur zu unterschiedlich. Im Buch<br />
wird die Handlung verbal vorangetrieben, im<br />
Film visuell. Deshalb ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff «Verfilmung»<br />
eigentlich f<strong>als</strong>ch, man sollte eher von<br />
Adaption sprechen, von «Anpassung». Das<br />
Buch dient dabei nur <strong>als</strong> Vorlage. Peter Jackson<br />
hielt sich in seinem Fall an diese Vorlage<br />
– aber nicht im Detail, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im Prinzip.<br />
Jackson wusste, dass Stimmungen, Gefühle,<br />
Handlungsbögen nicht an bestimmte Medien<br />
gebun<strong>de</strong>n sind – und konzentrierte sich <strong>de</strong>shalb<br />
auf diese Aspekte. Es gelang ihm, <strong>de</strong>n<br />
Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte zu erfassen und in sein<br />
Medium zu übertragen. Die Fans nahmen<br />
ihm nicht übel, dass er einiges aus filmdramaturgischen<br />
Grün<strong>de</strong>n verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te und wichtige<br />
Passagen wegliess; dazu war er trotz einer<br />
Filmdauer von insgesamt neun Stun<strong>de</strong>n<br />
gezwungen. Überraschen<strong><strong>de</strong>r</strong>weise zeigten die<br />
Fans viel Verständnis für die An<strong><strong>de</strong>r</strong>sartigkeit<br />
<strong>de</strong>s Mediums Film, und am En<strong>de</strong> akzeptierten<br />
sie <strong>de</strong>n Regisseur sozusagen <strong>als</strong> einen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ihren: <strong>als</strong> einen Tolkien-Freund, <strong><strong>de</strong>r</strong> begriffen<br />
hatte, worum es im Roman ging.<br />
Viele grauenvolle Bespiele ...<br />
Das Beispiel von «<strong>Der</strong> Herr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringe» zeigt:<br />
Ob eine Verfilmung gelingt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, hängt<br />
vor allem davon ab, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> Film die Atmosphäre<br />
eines Romans aufnehmen kann. Planen<br />
kann man so etwas nur bedingt – manchmal<br />
reichen schon Details wie die f<strong>als</strong>che<br />
Besetzung einer Rolle o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine unpassen<strong>de</strong><br />
Musik, um die Stimmung zu ruinieren. Es<br />
braucht viel, damit ein Film gut wird, aber<br />
nur wenig für einen Flop. <strong>Der</strong> beste Beweis<br />
dafür ist die weiterhin sehr lange Liste missratener<br />
Verfilmungen. Ein paar Beispiele gefällig?<br />
«Eat Pray Love» nach <strong>de</strong>m Bestseller von<br />
Elizabeth Gilbert ist zu glatt geraten. «Tintenherz»<br />
wur<strong>de</strong> ein viel zu berechnen<strong><strong>de</strong>r</strong> Abklatsch<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Cornelia-Funke-Trilogie und liess<br />
je<strong>de</strong> Lei<strong>de</strong>nschaft für <strong>de</strong>n Stoff vermissen. In<br />
«Das Parfum», eine <strong><strong>de</strong>r</strong> enttäuschendsten<br />
Verfilmungen überhaupt, verharmlost Regisseur<br />
Tom Twyker die Hauptfigur Grenouille<br />
und versucht Liebesgefühle in <strong>de</strong>n Film einzuflechten,<br />
die es im Buch nicht gibt und die<br />
auch nicht passen – Tykwer begrün<strong>de</strong>te dies<br />
mit <strong>de</strong>n Vorlieben <strong>de</strong>s Publikums. Er hätte<br />
sich in<strong>de</strong>ssen gescheiter eines an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stoffs<br />
angenommen, wenn er <strong><strong>de</strong>r</strong> Kraft von Patrick<br />
Südkinds Roman <strong><strong>de</strong>r</strong>art misstraute.<br />
... aber auch viele geglückte<br />
Glücklicherweise gibt es auch viele sehr unterschiedliche<br />
Beispiele für höchst gelungene<br />
Adaptionen: «Stolz und Vorurteil» mit<br />
Keira Knightley nach <strong>de</strong>m Roman von Jane<br />
Austen, «High Fi<strong>de</strong>lity» nach Nick Hornby,<br />
«<strong>Der</strong> Name <strong><strong>de</strong>r</strong> Rose» nach Umberto Eco,<br />
24 – books – November 2010 books – November 2010 – 25<br />
Saison
Saison<br />
peter Jackson ist es gelungen, in seiner<br />
Verfilmung von «<strong>Der</strong> Herr <strong><strong>de</strong>r</strong> Ringe» <strong>de</strong>n<br />
Geist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte zu erfassen und<br />
Aktuelle Verfilmungen<br />
in sein medium zu übertragen. Die Fans<br />
nahmen ihm nicht übel, dass er einiges aus<br />
filmdramaturgischen Grün<strong>de</strong>n verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te<br />
und wichtige passagen weglassen musste. Alles, was wir geben mussten<br />
Kazuo Ishiguro<br />
352 seiten<br />
CHF 17.90<br />
btb<br />
«Das Schweigen <strong><strong>de</strong>r</strong> Lämmer» nach Thomas<br />
Harris, «Gottes Werk und Teufels Beitrag»<br />
nach John Irving, «<strong>Der</strong> Teufel trägt Prada»<br />
nach Lauren Weisberger – die Liste liesse sich<br />
beliebig fortsetzen. Häufig verfilmt wur<strong>de</strong><br />
auch John Le Carré, <strong>de</strong>m wir einen Beitrag in<br />
diesem Heft widmen (ab Seite 10); die jüngste<br />
Adaption stammt vom brasilianischen Regisseur<br />
Fernando Meirelles und heisst «<strong>Der</strong><br />
ewige Gärtner». Und zu erwähnen ist sicher<br />
auch «Romeo + Juliet» von Baz Luhrmann<br />
mit Leonardo di Caprio und Claire Danes<br />
aus <strong>de</strong>m Jahr 1996. Luhrmann gelang <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Spagat, Shakespeares Stück ins Hier und<br />
Jetzt zu übertragen, es in eine Reflexion über<br />
Gewalt und mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Medienkultur zu modifizieren<br />
– und trotz<strong>de</strong>m kein Jota daran zu<br />
än<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Das war schon fast genial.<br />
manchmal ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Film gar besser!<br />
Natürlich ist Luhrmanns Film nicht besser<br />
<strong>als</strong> Shakespeares Stück, und es ist anzunehmen,<br />
dass man in 500 Jahren noch immer<br />
das Original spielen wird, während <strong><strong>de</strong>r</strong> Film<br />
wohl vergessen ist. Manchmal gelingt Regisseuren<br />
jedoch das Kunststück, dass ein Film<br />
viel mehr hält, <strong>als</strong> das Buch versprochen hat<br />
– und eher in unseren Kulturkanon eingehen<br />
wird <strong>als</strong> die Vorlage. Die Bond-Romane von<br />
Ian Fleming sind sicher nicht schlecht; kaum<br />
jemand wird aber bestreiten, dass die Verfilmungen<br />
mehr Wirkung entfalten. Das Gleiche<br />
gilt bei Terry Gilliams Adaption <strong>de</strong>s Romans<br />
«Fear and Loathing in Las Vegas» von<br />
Hunter S. Thompson. Dass «Forrest Gump»<br />
mit Tom Hanks auf einem Roman von Winston<br />
Groom basiert, weiss wohl niemand.<br />
Und wer hat schon das Buch «Nothing Lasts<br />
Forever» von Ro<strong><strong>de</strong>r</strong>ick Thorp gelesen! John<br />
McTiernan machte daraus <strong>de</strong>n hochspannen<strong>de</strong>n<br />
Actionfilm «Die Hard», <strong><strong>de</strong>r</strong> für vier<br />
Oscars nominiert wur<strong>de</strong>. Das beste Beispiel<br />
für einen gewaltigen Sprung nach vorn, <strong>de</strong>n<br />
ein Stoff durch die Verfilmung machte, ist<br />
aber wohl <strong><strong>de</strong>r</strong> legendäre Monument<strong>als</strong>chinken<br />
«Vom Win<strong>de</strong> verweht». Die 1000-seitige<br />
Vorlage von Margaret Mitchell gewann zwar<br />
1937 <strong>de</strong>n Pulitzer-Preis – doch erst <strong><strong>de</strong>r</strong> Film<br />
liess die Üppigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte wirklich<br />
aufleben, erst die schöne Schauspielerin Vivien<br />
Leigh machte die Hauptfigur Scarlett<br />
unsterblich.<br />
Vom Film zum Buch<br />
Wenn man vom Zusammenspiel von Buch<br />
und Film spricht, muss man auch in die<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Richtung schauen – <strong>de</strong>nn das Buch<br />
hat nicht nur Auswirkungen aufs Kino, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Film sorgt auch für Neuerscheinungen im<br />
Buchmarkt. Zu je<strong>de</strong>m Blockbuster erscheint<br />
min<strong>de</strong>stens ein «Buch zum Film», oft wird<br />
nachträglich noch ein Roman produziert,<br />
wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Film auf einem Originaldrehbuch<br />
basierte. Und manchmal inspiriert ein Filmer<br />
auch einen Schriftsteller zu einem neuen<br />
Text. So geschehen beim aktuellen Werk von<br />
Tim Krohn (von <strong>de</strong>m Sie übrigens einen exklusiven<br />
Text auf Seite 50 dieses Magazins<br />
fin<strong>de</strong>n): Er schrieb ein Textfragment für ein<br />
Hotelmagazin, ein Regisseur wur<strong>de</strong> während<br />
seiner Ferien darauf aufmerksam und<br />
bat Krohn, die Geschichte für einen Film<br />
vollends auszuspinnen. Das Resultat ist das<br />
schöne schmale Bändchen «<strong>Der</strong> Geist am<br />
Berg»; die Filmrechte an diesem mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen<br />
Märchen über eine Grenzgängerin zwischen<br />
Alp und Tal sind bereits verkauft.<br />
Wenig Geld, viel publizität<br />
Tim Krohns Verleger Wolfgang Hörner vom<br />
Galiani-Verlag in Berlin relativiert übrigens<br />
die weit verbreitete Vorstellung, <strong>als</strong> Autor<br />
könne man mit Filmrechten reich wer<strong>de</strong>n:<br />
«Es ist wie immer: Wer hat, <strong>de</strong>m wird gegeben.<br />
War das Buch schon richtig erfolgreich,<br />
wird auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Filmabschluss gut sein. An<strong><strong>de</strong>r</strong>nfalls<br />
fliessen meist eher kleine Summen.»<br />
Selbst bei beschei<strong>de</strong>nen Tantiemen könne ein<br />
Autor aber nur gewinnen, wenn sein Buch<br />
verfilmt wer<strong>de</strong>. «Erstens bekommt er einen<br />
finanziellen Bonus, ohne dass er dafür etwas<br />
tun muss. Zweitens erhalten das Buch und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Autor zusätzliche Publizität.» Ob die<br />
Verfilmung gut o<strong><strong>de</strong>r</strong> schlecht ausfalle, spiele<br />
dabei keine grosse Rolle, meint Hörner. «Ist<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Film schlecht, sagen die Leute: Aber das<br />
Buch ist gut! Und wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Film gut ist, fin<strong>de</strong>n<br />
sie: Wie toll ist erst das Buch!» Es sei<br />
allerdings schwierig zu sagen, welchen effektiven<br />
Einfluss eine Verfilmung auf <strong>de</strong>n Absatz<br />
eines Buchs habe. Immerhin weiss Hörner ein<br />
Beispiel für ein Taschenbuch, <strong>de</strong>ssen Verkauf<br />
durch eine Verfilmung stark angekurbelt<br />
wur<strong>de</strong>: «’Herr Lehmann’ von Sven Regener<br />
– da beflügelte <strong><strong>de</strong>r</strong> Film <strong>de</strong>n Buchabsatz spürbar.»<br />
Und was, meint <strong><strong>de</strong>r</strong> Verleger, ist nun<br />
eine gute Buchverfilmung? Wolfgang Hörner<br />
muss nicht lange überlegen: «Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Film<br />
die Stimmung, die Haltung <strong>de</strong>s Buchs hinüberbringt.<br />
Dann ist die Übersetzungsarbeit<br />
geglückt!»<br />
Die Verfilmung seines Romans «Was vom Tage<br />
übrig bleibt» war ein Grosserfolg – von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Adaption von Kazuo Ishiguros Bestseller «Alles,<br />
was wir geben mussten» erhoffen sich die<br />
Produzenten ebenfalls volle Kassen. Die Besetzung<br />
klingt schon einmal sehr verlockend:<br />
Neben Keira Knightley und Carey Mulligan<br />
spielen Andrew Garfield und Sally Hawkins.<br />
Die dunkle seite <strong>de</strong>s mon<strong>de</strong>s<br />
Martin Suter<br />
320 seiten<br />
CHF 18.90<br />
Diogenes<br />
Die handlungsreichen Bücher von Martin Suter<br />
sind <strong>als</strong> Filmvorlagen äusserst beliebt – gera<strong>de</strong><br />
waren «Giulias Verschwin<strong>de</strong>n» und «Lila, Lila»<br />
im Kino, «Small World» wird mit Gérard Depardieu<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrolle verfilmt, und Oliver irsch-<br />
biegel, Regisseur von «<strong>Der</strong> Untergang», hat<br />
auf 2012 die Verfilmung von «Die dunkle Seite<br />
<strong>de</strong>s Mon<strong>de</strong>s» angekündigt.<br />
Veronika beschliesst zu sterben<br />
Paulo Coelho<br />
223 seiten<br />
CHF 16.90<br />
Diogenes<br />
Die Geschichte einer unglücklichen jungen<br />
Frau; in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrolle ist Sarah Michelle Gellar<br />
zu sehen, die man bei uns aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Fernsehserie<br />
«Buffy – Im Bann <strong><strong>de</strong>r</strong> Dämonen» kennt. <strong>Der</strong><br />
Film lief im September bei uns an.<br />
Oskar und die Dame in rosa<br />
Eric-Emmanuel Schmitt<br />
112 seiten<br />
CHF 11.90<br />
Fischer<br />
Eric-Emmanuel Schmitt ist auch Regisseur<br />
und hat sein Buch <strong>de</strong>shalb gleich selber verfilmt.<br />
In einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrollen <strong><strong>de</strong>r</strong> grosse Max<br />
von Sydow.<br />
milliardär per Zufall<br />
Ben Mezrich<br />
278 seiten<br />
CHF 28.90<br />
redline Wirtschaft<br />
Hinter <strong>de</strong>m hochgejubelten Film «The Social<br />
Network» steckt Mezrichs Beschreibung vom<br />
Aufstieg <strong>de</strong>s Internet-Netzwerks Facebook<br />
und seiner bei<strong>de</strong>n Grün<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Wie durch ein Wun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ben Sherwood<br />
319 seiten<br />
CHF 17.90<br />
Verlag fehlt<br />
Charlie kommt nur schwer über <strong>de</strong>n Tod<br />
seines jüngeren Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>s hinweg. Doch dann<br />
lernt es Tess kennen … verfilmt mit Zac Efron<br />
(«High School Musical»), Kim Basinger und<br />
Ray Liotta.<br />
Wir sind die Nacht<br />
Wolfgang Hohlbein<br />
608 seiten<br />
CHF 34.90<br />
Heyne<br />
Seit einigen Wochen ist die Verfilmung von<br />
Hohlbeins Vampir-Geschichte zu sehen –<br />
mit Nina Hoss und Karoline Herfurth in <strong>de</strong>n<br />
Hauptrollen.<br />
Die Chroniken von Narnia<br />
C.S. Lewis<br />
1308 seiten<br />
CHF 72.00<br />
Carl ueberreuther<br />
Nach <strong>de</strong>n wenig überzeugen<strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n<br />
Narnia-Filmen kommt nun <strong><strong>de</strong>r</strong> nächste<br />
Band <strong><strong>de</strong>r</strong> Serie ins Kino: «Die Reise auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Morgenröte.»<br />
Die Legen<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wächter 01:<br />
Die entführung<br />
Kathryn Lasky<br />
288 seiten<br />
CHF 29.90<br />
ravensburger<br />
15 Bän<strong>de</strong> umfasst die Reihe «Die Legen<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Wächter» mittlerweile – die ersten drei Bücher<br />
wur<strong>de</strong>n jetzt <strong>als</strong> 3D-Spektakel verfilmt.<br />
Interaktive Bücher<br />
»Wie die Ent<strong>de</strong>ckung von<br />
Montaigne ist die von<br />
Stevenson eine <strong><strong>de</strong>r</strong> dauerhaftesten<br />
Seligkeiten, die<br />
uns die Literatur schenken<br />
kann.«<br />
Jorge Luis Borges<br />
»Hervorragend übersetzt und<br />
ganz herrlich ausgestattet –<br />
so sollten Bücher aussehen.«<br />
Roger Willemsen<br />
336 Seiten,<br />
Leinenband mit Lesebändchen, im Schuber,<br />
CHF 48,90; ISBN 978-3-86648-120-6,<br />
www.mare.<strong>de</strong><br />
mare<br />
26 – books – November 2010 books – November 2010 – 27
Buchtipps<br />
Das Wörterbuch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Lieben<strong>de</strong>n David Levithan<br />
Hast du gemerkt, dass ich mich im Internet-Profil zwei Jahre jünger gemacht<br />
habe? Welche Seligkeit, <strong>de</strong>n Küchentisch unter <strong>de</strong>n bestirnten<br />
Himmel zu stellen! Ob es eine gute I<strong>de</strong>e ist, zusammenzuziehen? Du<br />
wirst doch nicht etwa Doisneaus Kuss aufhängen! Ich will es nicht wissen,<br />
wenn du mir sagst, du hättest mir<br />
etwas zu sagen ...<br />
Ein Wörterbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Art: Je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Eintrag erzählt einen Schritt <strong><strong>de</strong>r</strong> Annäherung,<br />
aber damit auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Verletzlichkeit.<br />
Literarisch raffiniert und romantisch<br />
fängt das Buch die fast alltäglichen Gefühlsstürme<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe ein: Momente <strong>de</strong>s<br />
Glücks, <strong>de</strong>s Genervtseins, <strong><strong>de</strong>r</strong> Erwartungen<br />
und Ernüchterungen – und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gewissheit, dass Liebe nun mal flüchtig<br />
ist.<br />
211 seiten<br />
CHF 25.00<br />
Graf<br />
IsBN 978-3-862-20004-3<br />
Die Ndrangheta<br />
Gudrun Dietz<br />
Die Ndrangheta ist die Mafia Kalabriens. Aber mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mafia, wie man<br />
sie aus unzähligen Gangsterfilmen kennt, hat sie wenig gemein. Es gibt<br />
keinen grossen Paten, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Sagen hat, und sie legt keinen Wert auf<br />
<strong>de</strong>ka<strong>de</strong>nten Glanz. Die Ndrangheta ist einfach «nur» ein Zusammenschluss<br />
vieler kleiner Gruppen – eine Art<br />
kriminelle Interessengemeinschaft, von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> man annimmt, dass sie im Jahr bis<br />
zu 44 Milliar<strong>de</strong>n Euro umsetzt. Das Buch<br />
stellt diese Organisation vor und beschreibt,<br />
wie sie auch in Deutschland<br />
Fuss fassen konnte und seither ihren<br />
Einfluss stetig ausbaute. Die äusserst<br />
spannen<strong>de</strong> Geschichte einer lange Zeit<br />
unterschätzten kriminellen Organisation.<br />
304 seiten<br />
CHF 29.90<br />
Wiley VCH<br />
IsBN 978-3-52750-455-8<br />
28 – books – November 2010<br />
Thesen über die Existenz<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe Torben Guldberg<br />
Die Liebe ist die grösste Kraft – doch was genau ist sie? Die Suche nach<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Antwort aller Antworten treibt <strong>de</strong>n Erzähler durch fünf Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te,<br />
rund um die <strong>Welt</strong>. Er sammelt in Amsterdam, Berlin und New York Liebesgeschichten:<br />
lei<strong>de</strong>nschaftliche, zärtliche, zerstörerische, rebellische.<br />
Er versucht sogar, die Liebe mit einem<br />
gigantischen Fernrohr zu bün<strong>de</strong>ln – und<br />
macht mit seinem wahnwitzigen Experiment<br />
eine ganze Stadt <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n<br />
gleich. Die Liebe ist eben nicht fassbar,<br />
nicht ergründbar, nicht kontrollierbar.<br />
Sie ist ein allumfassen<strong>de</strong>s Gefühl, wie<br />
eine Vibration im <strong>Welt</strong>all. Ein Gefühl, von<br />
<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch nie aufhören wird zu<br />
erzählen.<br />
464 seiten<br />
CHF 34.90<br />
Fischer<br />
IsBN 978-3-10027-038-2<br />
Auge um Auge<br />
Ameneh Bahrami<br />
Die junge und hübsche Ameneh Bahrami besucht die Universität in Teheran,<br />
um Elektrotechnikerin zu wer<strong>de</strong>n. Ein Kommilitone verliebt sich in<br />
sie, bedrängt sie. Nach<strong>de</strong>m sie ihm klargemacht hat, dass seine Avancen<br />
sinnlos sind, schüttet er ihr Säure ins Gesicht. Die junge Frau erblin<strong>de</strong>t.<br />
Sie kämpft, um gegen ihren<br />
Peiniger jene Strafe zu erwirken, welche<br />
die Scharia vorsieht: Sie darf <strong>de</strong>m Mann<br />
ebenfalls Säure in die Augen träufeln –<br />
Auge um Auge. Die Strafe hat sie noch<br />
nicht vollzogen. Ihr Peiniger sitzt im<br />
Gefängnis und wartet darauf, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Urteilsspruch in die Tat umgesetzt wird.<br />
Die blin<strong>de</strong> Frau erzählt die Geschichte<br />
in ihren eigenen Worten, die sie auf Kassette<br />
gesprochen hat.<br />
256 seiten<br />
CHF 33.90<br />
mVG<br />
IsBN 978-3-86882-155-4<br />
Das Verhängnis<br />
Joy Fielding<br />
Suzy und Dave Bigelow sind vor kurzem nach Miami Beach gezogen,<br />
<strong>de</strong>nn Dave hat dort eine Stelle <strong>als</strong> Arzt in einer renommierten Klink bekommen.<br />
Doch statt eine glückliche Ehe zu führen, lei<strong><strong>de</strong>r</strong> Suzy darunter,<br />
dass sich ihr Mann zunehmend <strong>als</strong> Choleriker entpuppt. Eines Abend<br />
beschliesst sie, <strong><strong>de</strong>r</strong> heimischen Hölle<br />
für einen Moment zu entfliehen und<br />
in einer Bar einen Drink zu nehmen.<br />
Schnell zieht sie die Aufmerksamkeit<br />
von drei Männern auf sich – und wird<br />
unversehens zum Objekt einer Wette:<br />
Wer aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Männerrun<strong>de</strong> schafft<br />
es, Suzy noch am gleichen Abend zu<br />
verführen? Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Wette wird schnell<br />
eine Gratwan<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und schliesslich<br />
eine wahre Katastrophe.<br />
413 seiten<br />
CHF 27.90<br />
Goldmann<br />
IsBN 978-3-44231-205-4<br />
Spiral<br />
Paul McEuen<br />
<strong>Der</strong> Mikrobiologe Liam Connor besitzt einen Pilz, <strong><strong>de</strong>r</strong> je<strong>de</strong>n Menschen in<br />
eine tödliche Waffe verwan<strong>de</strong>ln kann – tausendmal schlimmer <strong>als</strong> je<strong>de</strong>s<br />
Virus! Denn <strong><strong>de</strong>r</strong> Pilz wächst in seinem Wirt, unbemerkt, bis es zu spät<br />
ist. Als man Connor grausam zugerichtet auffin<strong>de</strong>t, wird die Gefahr akut,<br />
<strong>de</strong>nn vom To<strong>de</strong>spilz fehlt je<strong>de</strong> Spur.<br />
Wer hat <strong>de</strong>n Pilz an sich gebracht?<br />
Und welche Ziele verfolgt diese Person?<br />
Will er <strong>de</strong>n Pilz freisetzen und<br />
die Menschheit vernichten? Für Liams<br />
Assistent Jake beginnt ein tödlicher<br />
Wettlauf gegen die Uhr, <strong>de</strong>nn er muss<br />
mit allen Mitteln verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
To<strong>de</strong>spilz auf die Menschheit losgelassen<br />
wird.<br />
Ein atemberauben<strong><strong>de</strong>r</strong> Thriller, <strong><strong>de</strong>r</strong> unter<br />
die Haut geht.<br />
400 seiten<br />
CHF 29.90<br />
scherz<br />
IsBN 978-3-50210-218-2<br />
Bullet Catcher<br />
Roxanne St. Claire<br />
Buchtipps<br />
Privat<strong>de</strong>tektivin Jasmine Adams kommt nach Miami Beach – aber nicht,<br />
um die Sonne zu geniessen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n um ihre Zwillingsschwester Jessica<br />
zu suchen, die spurlos verschwun<strong>de</strong>n ist. Zwar hatte die Schwester einen<br />
Bodyguard engagiert, um sich vor <strong>de</strong>m Unbekannten zu schützen, <strong><strong>de</strong>r</strong> es<br />
auf sie abgesehen hatte. Doch es war<br />
zu spät. Alex Romero, <strong><strong>de</strong>r</strong> Bodyguard,<br />
bietet Jasmine seine Hilfe bei <strong>de</strong>m Fall<br />
an. Schnell merkt die Ermittlerin, dass<br />
sie ohne Romeros Fähigkeiten in höchster<br />
Gefahr schwebt. Und sie muss auch<br />
feststellen, dass er ihr alles an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>als</strong><br />
gleichgültig ist ... Mitreissend, erotisch<br />
und hochspannend. Wer Linda Howard<br />
und Sandra Brown liebt, wird begeistert<br />
sein.<br />
380 seiten<br />
CHF 16.90<br />
egmont<br />
IsBN 978-3-80258-348-3<br />
Sieh mir beim Sterben zu<br />
P. J. Tracy<br />
Ist es nur eine makabere Inszenierung o<strong><strong>de</strong>r</strong> wird die Braut tatsächlich vor<br />
laufen<strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera ertränkt? <strong>Der</strong> Mord ist echt. Das merken Leo Magozzi<br />
und Gino Rolseth, <strong>als</strong> sie von <strong><strong>de</strong>r</strong> Minnesota Police zum Tatort gerufen<br />
wer<strong>de</strong>n. Doch die Braut ist keine Braut, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ein Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> Brautklei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
trägt. Leo und Gino sind ebenso<br />
ratlos wie das FBI. Deshalb holen<br />
sie die Monkeewrench-Crew ins Boot<br />
– und diese ent<strong>de</strong>ckt in <strong>de</strong>n Tiefen <strong>de</strong>s<br />
Internets Abgrün<strong>de</strong>, wie sie tiefer kaum<br />
sein können. Das Filmchen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> ertränkten<br />
Braut ist nämlich nur eines von<br />
vielen ...<br />
Einmal mehr hat das Autorenteam von<br />
Mutter und Tochter unter <strong>de</strong>m Pseudonym<br />
P. J. Tracy einen packen<strong>de</strong>n Thriller<br />
geschaffen.<br />
383 seiten<br />
CHF 33.90<br />
Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>lich<br />
IsBN 978-3-80520-859-8<br />
books – November 2010 – 29
Orell Füssli<br />
Ein Päckli von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mütterhilfe<br />
Beim Kramhof steht auch in diesem Dezember wie<strong><strong>de</strong>r</strong> das päckli-Zelt, in <strong>de</strong>m<br />
gekaufte Bücher gratis <strong>als</strong> Geschenk eingepackt wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig sammelt<br />
Orell Füssli spen<strong>de</strong>n für eine gemeinnützige Organisation – dieses Jahr für die<br />
mütterhilfe.<br />
Bei Orell Füssli können sich Kundinnen<br />
und Kun<strong>de</strong>n die gekauften Bücher <strong>als</strong><br />
Geschenk einpacken lassen – kostenlos.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s vor Weihnachten fin<strong>de</strong>t dieser<br />
Service einen so regen Anklang, dass die<br />
Mitarbeiten<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Kramhof seit einigen<br />
Jahren in ein Päckli-Zelt im Innenhof<br />
ausweichen müssen, um die rund 20’000<br />
Geschenkverpackungen zu bewältigen. Seit<br />
drei Jahren sucht sich Orell Füssli für das<br />
Päckli-Zelt jeweils einen gemeinnützigen<br />
Partner. Dieses Jahr beteiligt sich die Stiftung<br />
Mütterhilfe an <strong><strong>de</strong>r</strong> Aktion. Das be<strong>de</strong>utet:<br />
Die Hälfte <strong><strong>de</strong>r</strong> flinken Hän<strong>de</strong>, die<br />
vom 4. bis zum 24. Dezember Bücher einwickeln,<br />
Pakete schnüren und mit Schleifchen<br />
versehen, gehört <strong>de</strong>n Mitarbeiten<strong>de</strong>n<br />
von Orell Füssli, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Hälfte Freiwilligen<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mütterhilfe. Sie opfern einen<br />
Teil ihrer Freizeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorweihnachtszeit.<br />
Als Gegenleistung stehen in allen Filialen<br />
von Orell Füssli Kässeli für Spen<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n. «Wir sind eine<br />
kleine Organisation und froh um je<strong>de</strong>n<br />
Spen<strong>de</strong>nfranken», sagt Urs Schäfer von<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mütterhilfe, «aber ebenso wertvoll ist<br />
es für uns, dass wir unsere Arbeit einem<br />
grossen Publikum vorstellen dürfen.» Auf<br />
die Frage, ob die Freiwilligen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mütter-<br />
hilfe schon geübt hätten, meint Urs Schäfer<br />
lachend: «Orell Füssli organisiert noch<br />
einen Nachmittag, an <strong>de</strong>m wir über alles<br />
informiert wer<strong>de</strong>n und bereits etwas üben<br />
können.»<br />
Die mütterhilfe<br />
Ein Paar ist mit seinem Baby überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t?<br />
Eine Frau wird in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwangerschaft von ihrem<br />
Partner verlassen? Seit 1932 unterstützt<br />
die Mütterhilfe Mütter, Väter und Paare in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ganzen Deutschschweiz. Die konfessionell<br />
und politisch unabhängige Stiftung bietet mit<br />
elf Mitarbeiten<strong>de</strong>n Sozialberatungen, Elternschaftstherapien,<br />
Familieneinsätze, Weiterbildungen<br />
und materielle Hilfe für Eltern – von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schwangerschaft bis zum Zeitpunkt, wenn ihr<br />
jüngstes Kind drei Jahre alt ist. <strong>Der</strong> grösste Teil<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mittel stammt aus Spen<strong>de</strong>n und Legaten,<br />
Subventionen bezieht die Mütterhilfe nicht.<br />
14’000 Franken für Pakistan<br />
bgy. Im Januar spen<strong>de</strong>ten Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n von Orell Füssli mit Unterstützung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Buchhandlung für <strong>de</strong>n Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufbau in Haiti; in diesem Sommer veranlasste uns eine weitere<br />
Katastrophe, erneut zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizer Glückskette zu sammeln – diesmal für die<br />
Flutopfer in Pakistan. Und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> liessen unsere Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n die Sammelboxen<br />
bei <strong>de</strong>n Kassen aller Filialen von Orell Füssli nicht leer. Ihre grosszügigen Spen<strong>de</strong>n stockte<br />
Orell Füssli auch dieses Mal um 20 Prozent auf. Auf diese Weise kamen insgesamt 14’000<br />
Franken zusammen, die wir <strong><strong>de</strong>r</strong> Glückskette für ihre Hilfe in Pakistan überweisen konnten.<br />
Alle Notizen von Benjamin Gygax<br />
Vom Lesezirkel<br />
zum booksblog<br />
Je<strong>de</strong> und je<strong><strong>de</strong>r</strong> liest in <strong><strong>de</strong>r</strong> regel für<br />
sich selbst. Doch Bücher waren schon<br />
immer auch eine soziale sache. <strong>Der</strong><br />
neue booksblog öffnet diesbezüglich<br />
eine neue Dimension.<br />
Ob Autorenlesung, Lesen zu zweit o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Diskussion im Lesezirkel: Das gemeinsame<br />
Erleben von Büchern ist so alt wie das Buch<br />
selbst. Schon immer prägten Bücher auch<br />
das soziale Leben <strong><strong>de</strong>r</strong> Lesen<strong>de</strong>n, die sich<br />
über ihre Literatur austauschten. In <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren haben Bücher dank neuer<br />
Medien eine zusätzliche Form erhalten. E-<br />
Books kann man dank ihrer immateriellen<br />
Form schneller besorgen und mit E-Book-<br />
Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>n überallhin mitnehmen. Grenzenlos<br />
ist auch das Diskutieren über Bücher<br />
gewor<strong>de</strong>n, seit das nicht mehr nur im Lesezirkel,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch auf Blogs möglich<br />
ist. Soziale Netzwerke im Web erlauben<br />
uns, mit Gleichgesinnten auf <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen<br />
<strong>Welt</strong> zu fachsimpeln. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Seite<br />
booksblog.ch fin<strong>de</strong>n Sie Vi<strong>de</strong>os mit Buchpräsentationen<br />
und Autoreninterviews,<br />
Lese-Empfehlungen <strong><strong>de</strong>r</strong> booksblog-Redaktion<br />
und einen Link zu Facebook, wo sich<br />
Nutzerinnen und Nutzer von booksblog.ch<br />
über ihre Lektüre austauschen können.<br />
Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> vergriffen …<br />
bgy. Sie erhalten einen Lesetipp o<strong><strong>de</strong>r</strong> fin<strong>de</strong>n<br />
einen Verweis auf ein Buch, das Sie interessieren<br />
wür<strong>de</strong> – doch dieses ist vergriffen.<br />
Jetzt müssen Sie nicht mehr endlos in<br />
<strong>de</strong>n Weiten <strong>de</strong>s Internets fischen, um das<br />
gewünschte Buch zu fin<strong>de</strong>n. Das Kun<strong>de</strong>nservicecenter<br />
von Orell Füssli nimmt jetzt<br />
auch antiquarische Bestellungen entgegen.<br />
Sie erreichen das Servicecenter von Montag<br />
bis Freitag zwischen 9 und 18.30 Uhr sowie<br />
am Samstag von 8.30 bis 17.00 Uhr – auf<br />
folgen<strong>de</strong>n Wegen: Telefon 0848 849 848,<br />
Fax 044 455 56 20, or<strong><strong>de</strong>r</strong>s@books.ch o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
schriftlich an:<br />
Orell Füssli Buchhandlungs AG<br />
Kun<strong>de</strong>nservicecenter<br />
Dietzingerstrasse 3<br />
Postfach<br />
8036 Zürich<br />
Fortsetzung folgt –<br />
auf booksblog.ch !<br />
milena moser, sybille Berg, pedro Lenz, Charles Lewinsky und Katja Alves schreiben<br />
für Orell Füssli eine weihnachtliche Fortsetzungsgeschichte, die exklusiv<br />
auf booksblog.ch zu lesen sein wird.<br />
«Keine vier Wochen mehr bis Weihnachten,<br />
dachte Clara, und alle drehen durch.»<br />
Mit diesem Satz eröffnet Milena Moser<br />
die Fortsetzungsgeschichte, die sie mit ihren<br />
Kolleginnen und Kollegen Sybille Berg,<br />
Pedro Lenz, Charles Lewinsky und Katja<br />
Alves exklusiv für Orell Füssli schreibt.<br />
Wie Recht die Buchhändlerin Clara mit<br />
ihrer Einschätzung hat, erfahren wir schon<br />
wenige Zeilen später, <strong>als</strong> ein Kun<strong>de</strong> durchdreht:<br />
«Es war <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann mit <strong>de</strong>m zu grossen<br />
Mantel. Er trat zwischen <strong>de</strong>n Regalen<br />
hervor und breitete die Arme aus.» Was<br />
danach geschieht, können Sie in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />
Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Fortsetzungsgeschichte ab Sonntag,<br />
<strong>de</strong>m 28. November 2010, auf books-<br />
blog.ch lesen. Wie es weiter geht, wissen<br />
nicht einmal die Autorinnen und Autoren<br />
selber.<br />
Orell Füssli ist Schweizer Schriftstellerinnen<br />
und Schriftstellern beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s verbun<strong>de</strong>n<br />
und hat <strong>de</strong>shalb fünf <strong><strong>de</strong>r</strong> prominentesten<br />
gebeten, für die Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n<br />
eine exklusive Geschichte zu verfassen. Die<br />
Spielregeln sind <strong>de</strong>nkbar einfach: Die Beteiligten<br />
schreiben abwechselnd eine kurze<br />
Folge <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte, alle kommen zweimal<br />
zum Zug. Dabei haben sie eine Carte<br />
Blanche. <strong>Der</strong> nachfolgen<strong>de</strong>n Person geben<br />
sie ein einzelnes Wort mit, das in <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten<br />
Folge vorkommen muss. Je<strong>de</strong> Woche<br />
Orell Füssli<br />
wird eine Folge publiziert – wir wissen <strong>als</strong>o<br />
En<strong>de</strong> Januar 2011, wie die Geschichte ausgeht.<br />
So einfach die Regeln, so schwierig<br />
die Aufgabe!<br />
Hoffentlich verfolgen Sie mit gleich viel<br />
Genuss wie wir, wie diese Geschichte entsteht<br />
und wie sich das Schicksal von Clara<br />
entwickelt. Wenn Sie dabei auch noch<br />
unseren neuen booksblog schätzen lernen,<br />
dann ist das für uns wie Weihnachten und<br />
Neujahr zugleich.<br />
booksblog.ch – das interaktive<br />
portal von Orell Füssli<br />
booksblog.ch ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Blog von Orell Füssli<br />
– und ein hochaktuelles, von <strong>de</strong>n Leserinnen<br />
und Lesern mitgestaltetes Online-Büchermagazin.<br />
Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Website fin<strong>de</strong>n Sie<br />
aktuelle Rezensionen, süffige Kommentare<br />
und persönliche Empfehlungen, dazu viele<br />
Vi<strong>de</strong>os rund ums Buch.<br />
30 – books – November 2010 books – November 2010 – 31
Fantastisch! Fantastisch!<br />
ein junger mitarbeiter von Orell Füssli<br />
präsentiert Neuerscheinungen und<br />
Geheimtipps aus <strong>de</strong>m Fantasy-Genre:<br />
Bücher für alle, die sich gern in frem<strong>de</strong><br />
<strong>Welt</strong>en entführen lassen.<br />
Aufzeichnung: Marius Leutenegger<br />
«Heute stellen wir in dieser Rubrik für einmal<br />
etwas härtere Sachen vor – keine Geschichten<br />
über verliebte Vampire o<strong><strong>de</strong>r</strong> unglückliche<br />
Engel, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Bücher, die eine schöne Endzeit-Stimmung<br />
verbreiten. ‚Die stadt & die<br />
stadt’ von China miéville ist ein Krimi, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
in einer osteuropäisch angehauchten Stadt<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft spielt. Die Atmosphäre erinnert<br />
ungefähr an jene im Film ,The Bla<strong>de</strong> Runner’.<br />
Auch wenn dieses Buch im Scienceficition-Regal<br />
zu fin<strong>de</strong>n ist, han<strong>de</strong>lt es sich<br />
nicht um eine so genannte ’Space Opera’,<br />
man muss nicht mit Raumschiffen rechnen;<br />
die beschriebene <strong>Welt</strong> ist nicht viel an<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>als</strong><br />
unsere. Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Handlung sind zwei Städte,<br />
die ineinan<strong><strong>de</strong>r</strong> verwachsen, aber trotz<strong>de</strong>m<br />
streng getrennt sind. Ich fühlte mich zuerst<br />
an Berlin zur Zeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Mauer erinnert, aber<br />
hier gibt es keine Mauer; die Bewohner <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bei<strong>de</strong>n Städte sind einfach darauf erzogen<br />
wor<strong>de</strong>n, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en zu ignorieren. Es darf<br />
zwar niemand die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Stadt betreten, aber<br />
es kommt <strong>de</strong>nnoch zu Begegnungen. Die<br />
Hauptfigur <strong>de</strong>s Romans zum Beispiel, Kommissar<br />
Borlú, wohnt an <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenze zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Städten und sieht die Menschen<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stadt im Zug vorbeifahren, er<br />
muss sie aber ignorieren – es gibt sie sozusagen<br />
nicht.<br />
Dann wird in einem Skaterpark in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nähe<br />
<strong>de</strong>s Rotlichtviertels die Leiche einer schönen<br />
jungen Frau gefun<strong>de</strong>n. Kommissar Borlú<br />
fin<strong>de</strong>t schnell heraus, dass die Frau aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stadt stammt. Nun hat er ein echtes<br />
Problem: Darf er überhaupt ermitteln, da<br />
er die Leiche ja gar nicht wahrnehmen darf?<br />
Offenbar wur<strong>de</strong> die Frau an einer an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Stelle getötet und beim Skaterpark abgelegt.<br />
Borlú tappt im Dunkeln. Doch eines Tages<br />
erhält er einen Anruf aus <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stadt.<br />
<strong>Der</strong> geheimnisvolle Anrufer will Borlú auf<br />
die richtige Fährte stossen, weil er befürchtet,<br />
selber ein Opfer <strong>de</strong>s Mör<strong><strong>de</strong>r</strong>s zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Fährte führt Borlú zu <strong>de</strong>n ‚Radikalen’:<br />
zu Menschen, die über die Grenze gehen und<br />
Kontakte mit Menschen <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Stadt<br />
pflegen ...<br />
Faszinierend an diesem Buch fin<strong>de</strong> ich die<br />
Atmosphäre. <strong>Der</strong> englische Erfolgs-Autor<br />
China Miéville hat sich auf eine Mischung<br />
aus Fantasy, Science-fiction und Horror<br />
spezialisiert. Sein Stil wirkt etwas melancholisch,<br />
aber es zieht einen schnell in <strong>de</strong>n<br />
Roman hinein. Es gibt keine überflüssige Parallelhandlung,<br />
es wird nicht lange um <strong>de</strong>n<br />
heissen Brei herum gere<strong>de</strong>t – im Unterschied<br />
zu vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Krimis, die eher ins Romanartige<br />
hineingehen und bei <strong>de</strong>nen zum<br />
Beispiel das Privatleben <strong>de</strong>s Kommissars ausführlich<br />
beschrieben wird. Hier gibt es keine<br />
Ablenkung, Miévielle verliert sich nicht in<br />
Kleinigkeiten. <strong>Der</strong> Ablauf ist simpel, aber attraktiv<br />
– ich wur<strong>de</strong> je<strong>de</strong>nfalls sofort von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geschichte in Bann geschlagen. Ich <strong>de</strong>nke<br />
aber, dieses Buch eignet sich eher für ältere<br />
Amos König<br />
Amos König, 18, arbeitet im dritten Lehrjahr in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Kramhof Zürich. Er wuchs in Zürich<br />
auf und lebt jetzt in Adliswil. «Meine Mutter<br />
ist Buchhändlerin bei Orell Füssli in Luzern»,<br />
erzählt er, «<strong>de</strong>shalb waren Bücher bei uns daheim<br />
ein Dauerthema.» Erst habe er vor allem<br />
historische Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>romane gelesen, nachher<br />
sei er durch die unvermeidliche Harry-Potter-<br />
Phase gegangen. «Danach war für eine gewisse<br />
Zeit Schluss mit Fantasy – bis mir meine<br />
Mutter einen Roman von Raymond Feist<br />
brachte. Da hat es mich gepackt; seither habe<br />
ich 24 Feist-Romane gelesen.» Ihm gefallen<br />
an Fantasy-Büchern vor allem die mittelalterliche<br />
Atmosphäre und die Tatsache, dass die<br />
Autorinnen und Autoren eine ganze <strong>Welt</strong> nach<br />
ihrem Gusto gestalten können. «Es gibt keinen<br />
vorgegebenen Rahmen – <strong><strong>de</strong>r</strong> Fantasie sind<br />
keine Grenzen gesetzt!»<br />
Jugendliche o<strong><strong>de</strong>r</strong> für junge Erwachsene – und<br />
eher für Männer <strong>als</strong> für Frauen (das klingt<br />
etwas klischiert)<br />
Das zweite Buch, das ich empfehle, ist zwar<br />
etwas älter, hat aber soeben wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an Aktualität<br />
gewonnen: <strong>Der</strong> Schweizer Hollywood-<br />
Regisseur Marc Foster hat bekannt gegeben,<br />
dass er es mit Brad Pitt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Hauptrolle bis<br />
2012 verfilmt. Es han<strong>de</strong>lt sich um ‚Operation<br />
Zombie’ – <strong>de</strong>n englischen Originaltitel<br />
«World War Z: An Oral History of the Zombie<br />
War» fin<strong>de</strong> ich aber viel besser. Autor<br />
ist max Brooks, Sohn <strong>de</strong>s Regisseurs Mel<br />
Brooks und <strong><strong>de</strong>r</strong> Schauspielerin Anne Bancroft.<br />
Das Buch erzählt von <strong><strong>de</strong>r</strong> grossen Zombiekatastrophe,<br />
wie sie in vielen Filmen dargestellt<br />
wird: Die Untoten erobern die Er<strong>de</strong><br />
und drängen die Menschheit an <strong>de</strong>n Rand <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vernichtung. Auf <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen <strong>Welt</strong> bricht das<br />
Chaos aus. Nur an wenigen Orten überleben<br />
die Menschen. Sie organisieren <strong>de</strong>n Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand<br />
und erobern Gebiet um Gebiet von <strong>de</strong>n<br />
Zombies zurück. Am En<strong>de</strong> hausen nur noch<br />
wenige Zombies in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pariser Kanalisation,<br />
ansonsten ist die Er<strong>de</strong> wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zombiefrei. Ein<br />
Reporter macht sich nun auf <strong>de</strong>n Weg und<br />
interviewt überall Überleben<strong>de</strong>. Das Buch ist<br />
eine Ansammlung fiktiver Reportagen und<br />
zahlreicher Episo<strong>de</strong>n vom Krieg gegen die<br />
Zombies. Man erfährt, wie die versprengte<br />
Menschheit in <strong>de</strong>n USA viele kleine Staaten<br />
grün<strong>de</strong>te, wie Kuba zur Grossmacht aufstieg,<br />
weil die Insel eine zombiefreie Zone war, wie<br />
in Indien ein Pass gesprengt wur<strong>de</strong>, um die<br />
Zombies fernzuhalten – und wie dreckig die<br />
Menschen miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> umgingen, um nicht<br />
unterzugehen. Wie man aus dieser Vielfalt<br />
einen zusammenhängen<strong>de</strong>n Film macht, ist<br />
mir zwar schleierhaft, aber ich bin natürlich<br />
gespannt, was Marc Forster mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorlage<br />
anfangen wird.<br />
Mit hat am Buch vor allem die unterschwellige<br />
Selbstironie gefallen. Die Zombiewelt<br />
wird ad absurdum geführt. Alles ist extrem<br />
überzogen, abstrus und skurril, <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor<br />
versucht gar nicht erst, realistisch zu klingen.<br />
Natürlich verzichtet er nicht auf die splattermässige<br />
Brutalität, die zu je<strong>de</strong>m Zombie-<br />
Werk gehört, <strong>de</strong>shalb ist das Buch eher etwas<br />
für Leute mit starken Nerven. Mir gefällt<br />
auch das Episo<strong>de</strong>nhafte; so kann man immer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mal ein Stückchen lesen und das Buch<br />
dann wie<strong><strong>de</strong>r</strong> weglegen. Für mich ist ‚Operation<br />
Zombie’ die i<strong>de</strong>ale Zugsfahrt- und Pausenliteratur.<br />
Nun noch schnell zwei Kurz-Tipps. Meine<br />
Begeisterung für Fantasy-Romane wur<strong>de</strong><br />
ausgelöst, <strong>als</strong> ich ein Buch von raymond<br />
Feist in die Finger bekam. Er schreibt klassische<br />
Fantasy in <strong><strong>de</strong>r</strong> Nachfolge <strong><strong>de</strong>r</strong> Genre-Pioniere<br />
J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis. Feists<br />
<strong>Welt</strong> heisst Midkemia. Kennenlernen kann<br />
man sie am besten mit <strong>de</strong>m Roman ‚Die Brücke’.<br />
Er han<strong>de</strong>lt vom Krieg zwischen zwei<br />
völlig verschie<strong>de</strong>nen Kulturen. Zwei verloren<br />
gegangene Einheiten – von je<strong><strong>de</strong>r</strong> Kultur eine<br />
– müssen sich zusammentun, um sich gegen<br />
eine Bedrohung zu schützen. Es kommt zu einem<br />
eigentlichen Kulturcrash; auf <strong><strong>de</strong>r</strong> einen<br />
Seite steht eine mittelalterlich angehauchte<br />
Fantasy-Kultur im Stile von «<strong>Der</strong> Herr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ringe», auf <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ein Volk, das an die<br />
Japaner und Azteken erinnert. ‚Die Brücke’<br />
ist ein i<strong>de</strong>ales Einstiegsbuch für alle, die he-<br />
rausfin<strong>de</strong>n möchten, ob ihnen <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor zusagt.<br />
Nicht weniger gelungen fin<strong>de</strong> ich ‚Das elfenportal’<br />
von Herbie Brennan. Hauptfigur<br />
ist <strong><strong>de</strong>r</strong> 13-jährige Henry, <strong><strong>de</strong>r</strong> im heutigen<br />
England lebt. Er fin<strong>de</strong>t einen Elfenprinzen,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> einem <strong>de</strong>likaten Geheimnis auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Spur<br />
ist und sich <strong>de</strong>shalb in unsere <strong>Welt</strong> geflüchtet<br />
hat. Henry hilft <strong>de</strong>m Prinzen, in seine <strong>Welt</strong><br />
zurückzukehren. Er ist kein auserwählter<br />
Bube, kein Harry Potter, er hat eine Familie<br />
und typische Probleme damit – und muss jetzt<br />
nebenher und rein zufällig noch ein Fantasy-<br />
Reich retten. Ich habe schnell <strong>de</strong>n Zugang<br />
zu diesem Buch gefun<strong>de</strong>n, die Geschichte ist<br />
nicht überkompliziert, aber sehr humorvoll.<br />
Interessant wird sie durch die Schnittstelle<br />
zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> realen und <strong><strong>de</strong>r</strong> fantastischen<br />
<strong>Welt</strong>. Erzählt wird sie aus Sicht <strong>de</strong>s Buben<br />
– daher ist dieses Buch auch für ein jüngeres<br />
Publikum durchaus empfehlenswert!»<br />
Die stadt & die stadt<br />
Lauren Kate<br />
427 seiten<br />
CHF 15.90<br />
Lübbe<br />
Operation Zombie<br />
Max Brooks<br />
448 seiten<br />
CHF 17.90<br />
Goldmann<br />
Das elfenportal<br />
Herbie Brennan<br />
355 seiten<br />
CHF 16.90<br />
dtv<br />
32 – books – November 2010 books – November 2010 – 33<br />
Die Brücke<br />
Raymond Feist<br />
447 seiten<br />
CHF 18.90<br />
Blanvalet
Fantastisch!<br />
Junge mitarbeiten<strong>de</strong> von Orell Füssli geben weitere Tipps:<br />
Janine Dübendorfer, 17, arbeitet im zweiten<br />
Lehrjahr in <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Zürich-Bellevue. Sie<br />
lebt in Zürich und liest regelmässig Fantasy-<br />
Bücher, weil «mir erfun<strong>de</strong>ne <strong>Welt</strong>en und Geschöpfe<br />
Abwechslung zum Alltag bieten». Ihr<br />
Tipp: «Flüstern<strong>de</strong>s Gold» von Carrie Jones.<br />
«Als Zara ins kalte, verschneite Maine zu<br />
ihrer Grossmutter zieht, verliebt sie sich augenblicklich<br />
in Nick. Nur wird ihr schnell klar,<br />
dass hier nicht alle die sind, die sie zu sein<br />
scheinen. Denn zusammen mit ihren neu gewonnenen<br />
Freun<strong>de</strong>n stösst Zara auf ein übernatürliches<br />
und unheimliches Geheimnis, das<br />
ein ganz neues Licht auf ihr bisheriges Leben<br />
wirft ... Dieses Buch hat mich mit seinem flüstern<strong>de</strong>n<br />
Frohlocken <strong><strong>de</strong>r</strong>art verführt, dass ich<br />
es nur so verschlungen habe.»<br />
Flüstern<strong>de</strong>s Gold<br />
Carrie Jones<br />
350 seiten<br />
CHF 27.90<br />
Bertelsmann<br />
34 – books – November 2010<br />
Katharina Iten, 23, arbeitet am Kun<strong>de</strong>ndienst<br />
bei Orell Füssli Kramhof an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zürcher Bahnhofstrasse.<br />
Sie lebt in Dübendorf. Fantasy-<br />
Bücher liebt sie, weil «die Geschichten in einer<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>Welt</strong> spielen, aber meistens sehr realistisch<br />
klingen – und weil sie fast immer ein<br />
Happyend haben». Ihr Tipp: «Die Tribute von<br />
panem» von suzanne Collins. «Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Trilogie<br />
‘Die Tribute von Panem’ ist <strong><strong>de</strong>r</strong> US-amerikanischen<br />
Autorin ein echtes Highlight gelungen.<br />
Die Geschichte: Nach einem zerstörerischen<br />
Krieg gibt es die USA nicht mehr. Geblieben<br />
sind 12 Distrikte, die vom Kapitol unterdrückt<br />
und ausgebeutet wer<strong>de</strong>n. Alle Jahre gipfelt diese<br />
Unterdrückung in einer öffentlichen Darbietung,<br />
welche Hungerspiele genannt wird. Aus<br />
je<strong>de</strong>m Distrikt wer<strong>de</strong>n zwei Personen ausgelost<br />
und <strong>als</strong> so genannte Tribute in eine Arena<br />
geschickt. Um ihre kleine Schwester vor diesem<br />
grausamen Schicksal zu bewahren, mel<strong>de</strong>t<br />
sich Katniss freiwillig ... Die ersten bei<strong>de</strong>n<br />
Bän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Trilogie haben meine Erwartungen<br />
bei weitem übertroffen, schon lange habe ich<br />
keine Bücher mehr gelesen, die so voller Spannung,<br />
Hoffnung, Trauer und Liebe sind. Ich lege<br />
diese Reihe allen ans Herz. Und noch eine gute<br />
Nachricht für alle, die schon von ‚Panem’ infiziert<br />
sind: Bald hat unser Lei<strong>de</strong>n ein En<strong>de</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
dritte Band erscheint im März 2011!»<br />
Die Tribute von panem.<br />
Tödliche spiele.<br />
Suzanne Collins<br />
414 seiten<br />
CHF 29.90<br />
Oetinger<br />
Tim Lenny George, 16, pen<strong>de</strong>lt täglich von<br />
Bern nach Zürich, wo er bei Orell Füssli das<br />
erste Jahr seiner Buchhändler-Lehre absolviert.<br />
An Fantasy-Romanen liebt er, dass «sie<br />
mich in eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Welt</strong> eintauchen lassen,<br />
aber trotz<strong>de</strong>m einen Bezug zur Wirklichkeit<br />
haben – <strong>de</strong>nn sie vermitteln einem viele Lebensweisheiten».<br />
Sein Tipp: «reckless» von<br />
Cornelia Funke. «Bereits seit Jahren besucht<br />
Jacob Reckless die <strong>Welt</strong> hinter <strong>de</strong>m<br />
<strong>Spiegel</strong> – und bis jetzt hat er sie vor seinem<br />
kleinen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> Will immer geheim halten<br />
können. Doch dieses Mal folgt ihm Will in das<br />
geheimnisvolle Reich. Dort wird er prompt<br />
von einem Goyl, einem Steinmenschen, gebissen.<br />
Von da an ist seine Haut von Ja<strong>de</strong><br />
durchzogen, sein Fleisch wird zu Stein. Eine<br />
furiose und märchenhafte Hetzjagd nach einem<br />
Heilmittel für Will beginnt. Wird Jacob<br />
es schaffen, seinen kleinen Bru<strong><strong>de</strong>r</strong> vor <strong>de</strong>m<br />
‘Steinernen Fleisch’ zu retten? Ein spannen<strong>de</strong>s<br />
und liebvoll illustriertes All-Age Fantasy-<br />
Werk von Cornelia Funke – das sollte man<br />
gelesen haben!»<br />
reckless<br />
Cornelia Funke<br />
346 seiten<br />
CHF 33.90<br />
egmont<br />
Hasret<br />
Roger Kappeler<br />
Dies ist die bewegen<strong>de</strong> Liebesgeschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> zauberhaften Hasret. Sie<br />
wird <strong>als</strong> Baby adoptiert; das arabische Waisenkind wächst wohlbehütet<br />
in einer gutbürgerlichen Familie in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweiz auf. Sie lebt ein ganz normales<br />
Leben, wie an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Mädchen in ihrem Alter eben auch. Doch dann<br />
stellt die grosse Liebe ihr Leben auf <strong>de</strong>n<br />
Kopf. Das bildhübsche Mädchen begibt<br />
sich mit knapp zwanzig Jahren auf eine<br />
Odyssee, die sie rund um <strong>de</strong>n Globus<br />
<strong>Welt</strong>. Und es zeigt sich: Es gibt da auch<br />
noch ein dunkles Geheimnis um ihre<br />
wahren Familienverhältnisse.<br />
Die schier unglaubliche und bewegen<strong>de</strong><br />
Lebensgeschichte eines arabischen<br />
Waisenkinds auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach sich<br />
selbst und ihren Wurzeln.<br />
138 seiten<br />
CHF 14.90<br />
Wagner<br />
IsBN 978-3-86683-765-2<br />
Böse Dinge geschehen<br />
Harry Dolan<br />
David Loogan ist Redaktor bei einem amerikanischen Krimi-Magazin.<br />
Wie passend, dass eines Tages sein Boss und Freund Tom mit einer<br />
höchst ungewöhnlichen Bitte an ihn herantritt: Loogan soll Tom helfen,<br />
eine Leiche zu vergraben – ein Gefallen unter Freun<strong>de</strong>n, sozusagen. Loogan<br />
willigt ein, doch ehe er sich versieht,<br />
ist auch sein Boss tot! Im beschaulichen<br />
Ann Arbor scheinen wirklich seltsame<br />
Dinge vorzugehen, <strong>de</strong>nn die Leichen<br />
häufen sich: Ein Kollege von Loogan<br />
nach <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en segnet das Zeitliche.<br />
Klar, dass David sich auf eigene Faust<br />
an <strong>de</strong>n Ermittlungen beteiligt, auch<br />
wenn das <strong><strong>de</strong>r</strong> zuständigen Ermittlerin<br />
ganz und gar nicht in <strong>de</strong>n Kram passt.<br />
416 seiten<br />
CHF 23.90<br />
Wiley dtv<br />
IsBN 978-3-42324-812-9<br />
Buchtipps<br />
Starchild Terry II: Melinda<br />
Roger Kappeler<br />
Starchild Terry und seine verrückte Rasselban<strong>de</strong> sind zurück! Und wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
bestreiten sie gemeinsam fantastische, noch nie dagewesene Abenteuer.<br />
Diesmal geht es um Melinda, die auf eine dramatische und witzige Reise<br />
vom sogenannten Jenseits in ihre neue Inkarnation geht. Leben und Tod<br />
sind im En<strong>de</strong>ffekt eben nur zwei Seiten<br />
von einer und <strong><strong>de</strong>r</strong>selben Medaille.<br />
Doch Melindas Leben auf «dieser» Seite<br />
verläuft we<strong><strong>de</strong>r</strong> son<strong><strong>de</strong>r</strong>lich normal noch<br />
ausgemacht langweilig. Sie übernachtet<br />
in gera<strong>de</strong> entstehen<strong>de</strong>n Kornkreisen,<br />
erlebt das scheinbare En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> mit<br />
und reist durchs <strong>Welt</strong>all in die Heimat<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Sternenkin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Langeweile? Fehlanzeige!<br />
141 seiten<br />
CHF ???<br />
Wagner<br />
IsBN 978-3-86683-800-0<br />
Die Unperfekten<br />
Tom Rachman<br />
Was passiert, wenn ein Zeitungserbe seinem Basset mehr Aufmerksamkeit<br />
widmet <strong>als</strong> <strong>de</strong>m Schicksal seines Blattes? Was wird aus Ruby, die<br />
noch immer auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Suche nach <strong>de</strong>m Mann fürs Leben ist? O<strong><strong>de</strong>r</strong> aus<br />
Ed, <strong><strong>de</strong>r</strong> gefeuert wird uns sich dafür an <strong><strong>de</strong>r</strong> zuständigen Sachbearbeiterin<br />
rächt? O<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Chefredaktorin<br />
Kathleen, die mit einem Weichei<br />
verheiratet ist und einen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en liebt?<br />
O<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong>de</strong>m einsamen Lloyd, <strong><strong>de</strong>r</strong> aus<br />
purer Not eine Story erfin<strong>de</strong>t und dabei<br />
erwischt wird?<br />
Rachman erschafft einen hintergründigen,<br />
komisch-ernsten Gesellschaftsroman,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht nur die spannen<strong>de</strong> Geschichte<br />
über eine Tageszeitung in Rom<br />
erzählt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch ein Panoptikum<br />
unserer Zeit ist.<br />
394 seiten<br />
CHF 23.90<br />
Wiley dtv<br />
IsBN 978-3-42324-821-1<br />
books – November 2010 – 35
Kaffeepause<br />
2 Frauen<br />
und<br />
3 Bücher ruht<br />
Was machen zwei Buchhändlerinnen<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Kaffeepause? sie trinken Kaffee<br />
– und plau<strong><strong>de</strong>r</strong>n über Bücher. books hat<br />
sich im «starbucks» <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Kramhof<br />
zu <strong>de</strong>n Orell-Füssli-mitarbeiterinnen<br />
patrizia melaugh und Irene Döös<br />
gesetzt.<br />
Aufzeichnung: Marius Leutenegger<br />
books: Das erste Buch hat Patrizia in unsere<br />
Diskussionsrun<strong>de</strong> eingebracht: «Das amerikanische<br />
Hospital» von Michael Kleeberg.<br />
Worum geht’s?<br />
patrizia melaugh (p.m.): Die Geschichte<br />
spielt in Paris. Eine junge Frau betritt das<br />
amerikanische Hospital, um sich einer Behandlung<br />
für eine künstliche Befruchtung<br />
zu unterziehen. Im Eingangsbereich <strong>de</strong>s<br />
Hospit<strong>als</strong> bricht vor ihren Füssen ein Mann<br />
zusammen. Er erweist sich <strong>als</strong> amerikanischer<br />
Soldat, <strong><strong>de</strong>r</strong> im ersten Irakkrieg kämpfte<br />
und davon schwer traumatisiert ist.<br />
Die bei<strong>de</strong>n begegnen einan<strong><strong>de</strong>r</strong> fortan immer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> im Spital; die Frau geht dorthin we-<br />
gen <strong><strong>de</strong>r</strong> künstlichen Befruchtung, <strong><strong>de</strong>r</strong> Mann,<br />
weil er wegen seines Traumas behan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n entwi-<br />
ckelt sich eine Freundschaft. Spannend fin<strong>de</strong><br />
ich, dass das Buch zwei ganz gegensätzliche<br />
Themen behan<strong>de</strong>lt: einerseits die künstliche<br />
Befruchtung, die für das Leben steht, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits<br />
<strong>de</strong>n Krieg und <strong>de</strong>n Tod. In gewis-<br />
sem Sinne steht die Frau aber auch im<br />
Krieg – mit ihrem eigenen Körper. Die aufwändigen<br />
und zeitrauben<strong>de</strong>nBehandlungen<br />
wer<strong>de</strong>n zu ihrem ganzen Lebensinhalt. <strong>Der</strong><br />
Soldat seinerseits berichtet über seine Erlebnisse,<br />
und da wer<strong>de</strong>n einem Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> vermittelt,<br />
die lange hängen bleiben.<br />
books: Entwickelt sich zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
Protagonisten <strong>de</strong>nn auch eine Liebesgeschichte?<br />
p.m.: Nein, es ist die Geschichte einer<br />
Freundschaft.<br />
Irene Döös (I.D.): Ich fän<strong>de</strong> es sogar scha<strong>de</strong>,<br />
käme die Liebe ins Spiel. Im Zentrum<br />
stehen diese zwei lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Menschen und<br />
ihre seelischen Qualen. <strong>Der</strong> Soldat hat<br />
Angst, kann nicht mehr allein auf die Strasse<br />
– und was er erzählt, geht einem tatsächlich<br />
nicht so schnell aus <strong>de</strong>m Kopf. Diese<br />
Geschichte mit <strong>de</strong>n Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n ...<br />
p.m.: ... er erzählt, wie er im Kriegsgebiet Süssigkeiten<br />
an Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> verteilt und wie plötz-<br />
lich eine Bombe hochgeht – und alle tötet.<br />
I.D.: Und die junge Frau hört ihm zu. Dabei<br />
ist sie selber im Elend. Sie ist vollgepumpt<br />
mit Hormonen, und trotz<strong>de</strong>m klappt es nie<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwangerschaft – das führt zu einer<br />
gewissen Selbstentfremdung. Wie die bei<strong>de</strong>n<br />
Personen und ihr Schicksal dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong> ich wahnsinnig stark. Darüber<br />
hinaus gefällt mir <strong><strong>de</strong>r</strong> melancholische<br />
Grundton <strong>de</strong>s Romans, auch Paris wird<br />
sehr atmosphärisch dargestellt. <strong>Der</strong> Autor<br />
ist ein renommierter Übersetzer – und, wie<br />
das von Übersetzern verlangt wird, sehr genau<br />
in seiner Wortwahl.<br />
p.m.: Ja, die Sprache ist aussergewöhnlich<br />
präzis. Und gleichzeitig zurückhaltend: Die<br />
Kriegsszenen hätte man noch viel emotionaler<br />
beschreiben können, aber Kleeberg<br />
bauscht sie nicht auf.<br />
I.D.: Manchmal fürchtete ich: Jetzt wird<br />
es etwas zu dramatisch. Aber dann nimmt<br />
sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor im genau richtigen Moment<br />
zurück – er hat das voll im Griff.<br />
books: Alles in allem klingt eure Beschreibung<br />
aber nicht nach einem sehr aufbauen<strong>de</strong>n<br />
Lesevergnügen. Warum liest man ein<br />
solches Buch?<br />
p.m.: Weil man darin erfährt was Freundschaft<br />
und Zuwendung bewirken können.<br />
Weil die Balance von äusseren Ereignissen<br />
und inneren Prozessen hochinteressant ist.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Figuren machen auch eine Entwicklung<br />
durch. Ich <strong>de</strong>nke zum Beispiel an<br />
eine Szene während eines Streiks – <strong><strong>de</strong>r</strong> gan-<br />
ze Verkehr ist zusammengebrochen, die bei-<br />
<strong>de</strong>n kämpfen sich zu Fuss durch die Stadt,<br />
und im ganzen Chaos merkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Soldat<br />
plötzlich: Jetzt komme ich mit <strong>de</strong>m Leben<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> zurecht.<br />
I.D.: Aber auch das wird nur ange<strong>de</strong>utet.<br />
Das fin<strong>de</strong> ich auch das Gute an diesem<br />
Buch: Kleeberg überlässt mir <strong>als</strong> Leserin<br />
immer viel Spielraum. Ich fin<strong>de</strong> das Buch<br />
übrigens überhaupt nicht bedrückend; die<br />
Sprache ist schön und führt einen leicht<br />
durch die Geschichte.<br />
books: Für welche Leserinnen und Leser<br />
eignet sich «Das amerikanische Hospital»?<br />
p.m.: Für alle, die gern gute Literatur haben<br />
und die ein ernsthaftes Buch suchen.<br />
I.D.: Aber klar: Dieser Roman ist nicht so<br />
unterhaltsam wie das neue Buch von Ian<br />
McEwan.<br />
p.m.: Ach, das kann man doch gar nicht<br />
miteinan<strong><strong>de</strong>r</strong> vergleichen!<br />
I.D.: Wobei ich natürlich nichts gegen Ian<br />
patrizia melaugh, 58, lebt in Schaffhausen und<br />
arbeitet in <strong><strong>de</strong>r</strong> Abteilung Belletristik <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale<br />
Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus <strong>de</strong>m en-<br />
glischen Sprachraum. Ihre zwei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sind bereits<br />
erwachsen.<br />
McEwan gesagt haben möchte. Sein Roman<br />
«Abbitte» ist unvergesslich, und so viel ich<br />
weiss, schwärmst du auch für seine Bücher.<br />
p.m.: McEwan ist sogar einer meiner Lieblingsautoren!<br />
Aber sein neues Buch fin<strong>de</strong><br />
ich nicht sein bestes.<br />
books: Damit sind wir schon beim zweiten<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> drei Bücher gelan<strong>de</strong>t, über die wir heute<br />
re<strong>de</strong>n: «Solar» von Ian McEwan.<br />
I.D.: Es erzählt vom Physik-Nobelpreisträ-<br />
ger Michael Beard, <strong><strong>de</strong>r</strong> in einer Krise<br />
steckt. Er ist übergewichtig, hat eine Glatze<br />
bekommen, seine fünfte Ehe steht vor <strong>de</strong>m<br />
Aus, er hält stets die gleichen Vorträge und<br />
Irene Döös, 42, lebt in Zürich und arbeitet in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Abteilung Belletristik <strong><strong>de</strong>r</strong> Filiale Kramhof. Sie liest<br />
viel <strong>de</strong>utschsprachige Literatur, aber auch amerikanische<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> japanische Autorinnen und Autoren.<br />
Ihre zwei Buben sind neun und vier Jahre alt.<br />
sich auf seinen Lorbeeren aus. Er steht<br />
kurz vor <strong>de</strong>m körperlichen Kollaps. Doch<br />
dann fin<strong>de</strong>t er einen Ausweg aus seiner Misere.<br />
Bei diesem Ausweg geht es um <strong>de</strong>n<br />
Klimawan<strong>de</strong>l und um erneuerbare Energien<br />
... das Buch ist spannend und sehr lustig.<br />
Die Hauptfigur gerät in unzählige komi-<br />
sche Situationen, die schon fast an Slapstick<br />
grenzen. Man hat das Gefühl, <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor<br />
nimmt seine Hauptfigur nicht immer sehr<br />
ernst.<br />
p.m.: Dieser Beard ist <strong><strong>de</strong>r</strong>massen unattraktiv,<br />
man kann gar nicht verstehen, dass er<br />
ständig Affären hat. Er ist unsympathisch,<br />
skrupellos ...<br />
Kaffeepause<br />
Das amerikanische Hospital<br />
Michael Kleeberg<br />
232 seiten<br />
CHF 34.90<br />
Dva<br />
I.D.: ... egozentrisch und stillos. Ständig will<br />
er wissen, ob er noch Chancen bei <strong>de</strong>n<br />
Frauen hat.<br />
p.m.: Aber wie McEwan ihn beschreibt,<br />
das ist manchmal <strong><strong>de</strong>r</strong>art lustig ... ich weiss<br />
nicht, ob ich beim Lesen eines Buchs schon<br />
einmal so viel gelacht habe. Ich <strong>de</strong>nke da<br />
zum Beispiel an die Szene, wie die Forscher<br />
zum Polarkreis fahren, um von dort aus die<br />
<strong>Welt</strong> zu retten – und wie in <strong>de</strong>m Raum, in<br />
<strong>de</strong>m sie ihre Stiefel <strong>de</strong>ponieren, schon bald<br />
das grösste Chaos ausbricht.<br />
I.D.: O<strong><strong>de</strong>r</strong> wie McEwan <strong>de</strong>n Neid <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Wissenschaftler auf Michael Beard be-<br />
schreibt – das ist schon sehr gut.<br />
36 – books – November 2010 books – November 2010 – 37<br />
solar<br />
Ian McEwan<br />
405 seiten<br />
CHF 39.90<br />
Diogenes<br />
Zehn<br />
Franka Potente<br />
164 seiten<br />
CHF 26.90<br />
piper
Kaffeepause<br />
books: Patrizia, du sagst, «Solar» sei nicht<br />
<strong>de</strong>in liebstes Buch von McEwan – und jetzt<br />
lobst du es trotz<strong>de</strong>m über <strong>de</strong>n Klee. Was gefällt<br />
dir <strong>de</strong>nn nicht daran?<br />
p.m.: Ich sage keineswegs, dass mir dieses<br />
Buch nicht gefällt – es ist amüsant und unterhaltsam,<br />
aber ich fin<strong>de</strong>, es fehlt ihm die<br />
Tiefe <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorgänger.<br />
I.D.: Es gibt längere Abhandlungen über<br />
Mathematik und Physik; diese Passagen<br />
waren mir zu technisch. Ich hätte lieber<br />
gehabt, McEwan hätte seine Figuren etwas<br />
feiner gezeichnet. Ja, <strong><strong>de</strong>r</strong> technische Teil<br />
nimmt zu viel Raum ein auf Kosten <strong><strong>de</strong>r</strong> Figuren.<br />
p.m.: Mir kommt es sogar fast vor, <strong>als</strong> hätte<br />
er sich hier einen Spass geleistet: einmal so<br />
richtig böse und zynisch zu schreiben!<br />
I.D.: Nun, McEwan darf auch einmal etwas<br />
Satirisches schreiben, wir haben ihn trotz<strong>de</strong>m<br />
gern. Dieses Buch kann man auf je<strong>de</strong>n<br />
Fall gut empfehlen.<br />
p.m.: Aber es ist nicht so gut wie «Abbitte»<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> «Am Strand» – und wenn jemand<br />
einmal etwas von McEwan lesen möchte,<br />
wür<strong>de</strong> ich zuerst diese früheren Romane<br />
empfehlen.<br />
books: Kommen wir zum dritten Buch,<br />
«Zehn» – ausgesucht von Irene. Die Autorin<br />
Franka Potente hat man bis jetzt <strong>als</strong><br />
Schauspielerin gekannt, sie spielte zum<br />
Beispiel die Hauptrolle in «Lola rennt».<br />
I.D.: In ihrem Erstling vereint Franka Potente<br />
zehn Geschichten, die uns Einblick<br />
in <strong>de</strong>n Alltag Japans geben. Ihr Blick auf<br />
Japan ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Blick einer Europäerin; sie<br />
schaut sehr genau hin, und weil sie von aus-<br />
EGG NOG<br />
LATTE<br />
GINGERBREAD<br />
LATTE<br />
38 – books – November 2010<br />
© 2010 Starbucks Coffee Company. All rights reserved. Printed in Germany.<br />
sen kommt, aus unserem Kulturkreis, kann<br />
man ihr gut folgen. Die zehn Geschichten<br />
habe ich je<strong>de</strong>nfalls alle sehr gern gelesen.<br />
p.m.: Sie illustrieren auf eindrückliche Weise,<br />
worin sich Japan von Europa unterschei<strong>de</strong>t.<br />
I.D.: Da gibt es zum Beispiel ein Ren<strong>de</strong>zvous<br />
zwischen einem Japaner und einer<br />
Schwedin – die bei<strong>de</strong>n verstehen einan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
einfach nicht, die Frau umarmt <strong>de</strong>n Mann<br />
zur Begrüssung, und <strong><strong>de</strong>r</strong> kann das nicht<br />
einordnen. Eindrücklich ist auch die Geschichte<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> schwangeren Frau, die mit ihrem<br />
Mann und <strong>de</strong>n Schwiegereltern ein um-<br />
fassen<strong>de</strong>s Bildungsprogramm für das Un-<br />
geborene erstellt. Sie liest laut die richtigen<br />
Bücher, hört nur noch klassische Musik, da-<br />
mit das Kind später bessere Chancen hat.<br />
Man spürt <strong>de</strong>n Druck, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf allen lastet.<br />
p.m.: Mir hat auch die Geschichte über eine<br />
Frau, die Fächer verkauft, sehr gut gefallen.<br />
Sie ist berührend und fein. O<strong><strong>de</strong>r</strong> die Geschi-<br />
chte über <strong>de</strong>n alten Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> immer japanisches<br />
Wrestling schaut und sich auf <strong>de</strong>n<br />
Tod vorbereitet. Franka Potente hat mir je-<br />
<strong>de</strong>nfalls das Japanische auf eine gute Art<br />
näher gebracht – ich erfahre hier viel über<br />
<strong>de</strong>n sozialen Druck, <strong><strong>de</strong>r</strong> in dieser Gesellschaft<br />
herrscht, aber auch über die Höflichkeit<br />
und die Zurückhaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen.<br />
books: Beschreibt Franka Potente eigene<br />
Erlebnisse?<br />
I.D.: «Zehn» ist Literatur und kein Erlebnisbericht,<br />
das Buch ist nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ich-<br />
Form geschrieben. Aber ich nehme schon<br />
an, dass sie von eigenen Erlebnissen zum<br />
Buch inspiriert wur<strong>de</strong>.<br />
TOFFEE NUT<br />
LATTE<br />
wEIhNAchTlIchER<br />
gEnuss.<br />
Eine Empfehlung <strong><strong>de</strong>r</strong> starbucks Coffeehouses<br />
in <strong>de</strong>n Orell Füssli Buchhandlungen im<br />
Westsi<strong>de</strong> (Bern), im Kramhof und am<br />
sta<strong>de</strong>lhofen (Zürich).<br />
Hausgemacht mit<br />
unserem 100% Fairtra<strong>de</strong><br />
zertifizierten Espresso Roast.<br />
books: Den Titel <strong>de</strong>s Buchs kann man auf<br />
mehrere Weisen interpretieren – man kann<br />
zum Beispiel auch <strong>de</strong>n Begriff «Zen» hineinlesen.<br />
Ist das Buch zenmässig geschrieben,<br />
<strong>als</strong>o reduziert auf das Wesentliche?<br />
I.D.: Ja, Franke Potente schreibt in einer<br />
sehr klaren, fast schon sprö<strong>de</strong>n Sprache.<br />
p.m.: Das Buch liest sich je<strong>de</strong>nfalls sehr<br />
einfach.<br />
I.D.: Es ist leicht zugänglich – und man<br />
kann es gut verschenken. Ich bin sicher,<br />
diese Erzählungen gefallen vielen.<br />
books: Hat das Buch auch Schwächen?<br />
Hat man zum Beispiel nach acht Geschichten<br />
aus Japan nicht allmählich genug?<br />
I.D.: Nein, wirklich nicht, Franka Potente<br />
hat einen guten Erstling abgeliefert – ich<br />
war selber überrascht, wie gut mir das alles<br />
gefiel.<br />
p.m.: Ich fin<strong>de</strong> sogar angenehm, dass alle<br />
Geschichten am gleichen Ort spielen. Man<br />
muss sich nicht immer neu orientieren!<br />
Tapfer lieben<br />
Marilyn Monroe<br />
Marilyn Monroe in ihren eigenen Worten – eine Sensation! Ein Zufallsfund<br />
brachte Notizhefte, Briefe und Gedichte ans Licht, die Marilyn Monroe<br />
zwischen 1943 ihrem Tod 1962 selbst verfasste. Das Buch zeigt diese<br />
Texte im Original und in <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Übersetzung. Es lässt eine<br />
Marilyn entstehen, die belesen, witzig,<br />
warmherzig und klug ist. Und es wird<br />
<strong>de</strong>utlich, dass sie vor allem eines wollte:<br />
geliebt wer<strong>de</strong>n. Dabei war sie sich auch<br />
immer ihrer Grenzen bewusst und reflektiert<br />
erstaunlich schonungslos über<br />
die negativen Seiten ihres Lebens. Abgerun<strong>de</strong>t<br />
wird <strong><strong>de</strong>r</strong> spannen<strong>de</strong> Band mit<br />
aussergewöhnlichen Fotos und Faksimiles.<br />
Ein Muss für Fans und alle, die es wer<strong>de</strong>n<br />
wollen.<br />
272 seiten<br />
CHF 36.90<br />
s. Fischer<br />
IsBN 978-3-10043-702-0<br />
Life<br />
Keith Richards<br />
Die Rolling Stones sind wohl die berühmteste noch aktive Band <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong>.<br />
Über Mick Jagger und sein Privatleben wur<strong>de</strong> schon viel geschrieben –<br />
jetzt ist es an <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, dass Gitarrist Keith Richards die Schatztruhe seines<br />
Lebens öffnet. Wie man ihn kennt, tut er das offen und frei heraus. Er<br />
erzählt von <strong><strong>de</strong>r</strong> Entstehung legendärer<br />
Songs wie «Jumpin‘ Jack Flash», vom<br />
frühen Ruhm und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Ausschweifungen, von Drogenrazzien,<br />
Beziehungen, Sucht, Steuerflucht<br />
und natürlich von <strong>de</strong>n unzähligen Konzerten<br />
und Tourneen. Richards äussert<br />
aber auch seine Meinung zu «rebellenuntypischen»<br />
Themen wie Heirat und<br />
Familie – und zur Frage, was am En<strong>de</strong><br />
seines Lebens bleibt.<br />
736 seiten<br />
CHF 46.90<br />
Heyne<br />
IsBN 978-3-45316-303-4<br />
Buchtipps<br />
Max Frisch: Sein Leben,<br />
seine Bücher Volker Wei<strong><strong>de</strong>r</strong>mann<br />
Am 15. Mai 2011 wür<strong>de</strong> Max Frisch seinen 100. Geburtstag feiern –<br />
Grund genug, <strong>de</strong>m Leben und Werk <strong>de</strong>s grossen Schriftstellers eine<br />
Retrospektive zu widmen. «Ich liebe seine Bücher», gesteht Volker Wei<strong><strong>de</strong>r</strong>mann,<br />
und diese Liebe durchzieht die Biografie wie ein roter Fa<strong>de</strong>n.<br />
Wei<strong><strong>de</strong>r</strong>mann hat Archive durchstöbert,<br />
Weggefährten Frischs getroffen und unzählige<br />
Gespräche geführt. Das Resultat<br />
ist eine Biografie, die Max Frisch in<br />
seinem ganzen Facettenreichtum zeigt,<br />
kritisch, lebendig und anschaulich. Dem<br />
unsicheren Jungen Frisch, <strong><strong>de</strong>r</strong> we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geld noch Erfolg hat, begegnet man<br />
ebenso wie <strong>de</strong>m geistigen Lan<strong>de</strong>sverteidiger<br />
und <strong>de</strong>m Ich-suchen<strong>de</strong>n <strong>Welt</strong>schriftsteller,<br />
<strong>de</strong>n man heute so schätzt.<br />
352 seiten<br />
CHF 35.90<br />
Kiepenheuer und Witsch<br />
IsBN 978-3-46204-227-6<br />
<strong>Der</strong> Schmetterlingskoffer<br />
Hanna Zeckau & Hanns Zischler<br />
Als die Grafikerin Hanna Zeckau und <strong><strong>de</strong>r</strong> Autor und Schauspieler Hanns<br />
Zischler vor vier Jahren im Berliner Naturkun<strong>de</strong>museum recherchierten,<br />
stiessen sie auf einen spannen<strong>de</strong>n Fund: einen alten Überseekoffer,<br />
randvoll mit Schmetterlingen! Es stellte sich heraus, dass die rund<br />
18’000 Falter aus <strong>de</strong>m kolumbianischen<br />
Hochland das Vermächtnis <strong>de</strong>s Forschungsreisen<strong>de</strong>n<br />
Arnold Schultze waren.<br />
Schultze erforschte in <strong>de</strong>n 1920erund<br />
1930er-Jahren Lateinamerika, doch<br />
seine gesamten Sammlungen und Forschungserträge<br />
wur<strong>de</strong>n 1939 bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Heimreise nach Deutschland versenkt<br />
– bis auf diesen Koffer. Das Buch stellt<br />
einen erstaunlichen Forscher, Schriftsteller<br />
und Neugierigen vor.<br />
256 seiten<br />
CHF 69.90<br />
Galiani<br />
IsBN 978-3-86971-024-2<br />
books – November 2010 – 39
Schwager Schwager<br />
«Schubla<strong>de</strong>n mag<br />
ich nicht beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s»<br />
monatelang waren susanna schwagers Bücher «Das volle Leben» auf <strong>de</strong>n Bestsellerlisten.<br />
en<strong>de</strong> November erscheint mit «Ida» ein neues Buch, das wie schwagers<br />
frühere Werke «Fleisch und Blut» und «Die Frau <strong>de</strong>s metzgers» eine persönlichere,<br />
zuweilen auch autobiografische Note hat.<br />
Interview: Erik Brühlmann<br />
books: Weshalb heisst Ihr Buch «Ida»? Die<br />
Grossmutter dieses Namens ist ja nicht die<br />
alleinige Hauptfigur.<br />
Susanna Schwager: <strong>Der</strong> Titel bezieht sich<br />
nicht ausschliesslich auf die Figur <strong><strong>de</strong>r</strong> Ida, in<br />
diesem uralten Namen stecken viele Be<strong>de</strong>utungen.<br />
Die ursprüngliche I<strong>de</strong>e für das Buch<br />
ging aber von <strong><strong>de</strong>r</strong> Person Ida aus, die existiert<br />
hat. Trotz<strong>de</strong>m ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Titel im Grun<strong>de</strong><br />
ungerecht, da an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personen, zum Beispiel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mann an Idas Seite, eine ebenso wichtige<br />
Rolle spielen. Darum heisst <strong><strong>de</strong>r</strong> Untertitel<br />
«Eine Liebesgeschichte».<br />
All diese Personen, das betonen Sie im Nachwort,<br />
sind nicht ihre wirkliche Verwandten.<br />
Eine Familienchronik ist «Ida» <strong>de</strong>mnach<br />
nicht – in welchem Regal müssen Leser das<br />
Buch <strong>als</strong>o suchen?<br />
Schubla<strong>de</strong>n mag ich nicht beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s. We<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
beim Schreiben noch im Leben. Sie täuschen<br />
Ordnung meistens nur vor, sind eng und<br />
dunkel. Meine Bücher erscheinen manchmal<br />
unter «Belletristik», manchmal bei <strong>de</strong>n Sach-<br />
büchern. Offensichtlich ist es nicht so einfach,<br />
sie einzuordnen. Das empfin<strong>de</strong> ich nicht<br />
<strong>als</strong> Beleidigung. Schubla<strong>de</strong>n sind ja nur ein<br />
Notbehelf, weil man die Dinge irgendwo ablegen<br />
muss. «Ida» passt in viele Schubla<strong>de</strong>n,<br />
und <strong>de</strong>nnoch ist je<strong>de</strong> irgendwie zu eng. Man<br />
könnte das Buch vielleicht <strong>als</strong> eine Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />
mit <strong>de</strong>m Rätsel <strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe sehen –<br />
anhand von Geschichten, Stoffen, die mir er-<br />
zählt wur<strong>de</strong>n. Es geht auch um die katholische<br />
Kirche, um Mann und Frau, um Himmel und<br />
Hölle. Ich nenne meine Bücher dokumentarische<br />
Literatur.<br />
Die Geschichte erzählt <strong>de</strong>nnoch von Ihrer<br />
wirklichen Familie. Erkennen sich Ihre Verwandten<br />
in <strong>de</strong>n Figuren wie<strong><strong>de</strong>r</strong>?<br />
Ich weiss nicht, ob sie wirklich von meiner<br />
Familie erzählt. Es ist ein Buch, Literatur,<br />
Sprache. Ich <strong>de</strong>nke, dass die Menschen, die<br />
dazu beigetragen haben, ihre Geschichten<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>fin<strong>de</strong>n. Die Leserschaft trifft auch auf<br />
Figuren aus meinen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Büchern. Die<br />
Figuren sind meine Figuren, mit <strong>de</strong>nen ich<br />
so ehrlich umgehe, wie ich nur kann. Die<br />
echten Ida und Johann leben nicht mehr, da<br />
kann ich nur hoffen, dass sie sich nicht im<br />
Grab umdrehen müssen, dass sie mein Buch<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelassenheit und Grösse <strong><strong>de</strong>r</strong> Ahnen<br />
nehmen. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en bei<strong>de</strong>n Hauptfiguren<br />
haben das Buch gelesen und in dieser Form<br />
abgesegnet. Ich <strong>de</strong>nke, es ist ein Buch, mit<br />
<strong>de</strong>m sie leben können.<br />
«Man könnte das<br />
Buch vielleicht <strong>als</strong><br />
eine Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />
mit <strong>de</strong>m Rätsel<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Liebe sehen – anhand<br />
von Geschichten,<br />
Stoffen, die mir<br />
erzählt wur<strong>de</strong>n.»<br />
Und es ist eine Geschichte, in <strong><strong>de</strong>r</strong> scheinbar<br />
ein grosses Körnchen Wahrheit steckt ...<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit ist es immer so eine Sache.<br />
Ich glaube, die ganze Wahrheit gibt es<br />
nicht. Wahrheit ist immer eine Frage <strong>de</strong>s<br />
Standpunkts, <strong><strong>de</strong>r</strong> Sichtweise, <strong><strong>de</strong>r</strong> Brennweite.<br />
Die Geschichte in meinem Buch ist «meine<br />
Wahrheit», wie ich sie gehört und verarbeitet<br />
habe. Sie ist das, was ich «sah». Es ist wie<br />
bei einem Bild, einer Fotografie, die etwas<br />
ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s abbil<strong>de</strong>n kann, <strong>als</strong> ich sehe. Die<br />
Wahrheit verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich gern, sogar während<br />
<strong>de</strong>s Schreibens.<br />
Inwiefern?<br />
Sophie und Albert – die Lieben<strong>de</strong>n aus Oerlikon<br />
– kamen anfangs nur <strong>als</strong> Nebenfiguren<br />
vor. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit wur<strong>de</strong>n sie aber immer<br />
wichtiger, weil mir das Buch sonst rabenschwarz<br />
geraten wäre. Da stimmte einfach<br />
etwas nicht. Die Schwärze und die Enge<br />
fingen an, mich richtig zu stören, sie langweilten<br />
mich und raubten mir trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n<br />
Schlaf. Da tauchten Sophie und Albert auf<br />
und nahmen plötzlich mehr Platz ein.<br />
Die Schwärze kommt auch davon, dass die<br />
katholische Kirche in «Ida» allgegenwärtig<br />
ist und zumeist einen negativen Einfluss auf<br />
das Geschehen nimmt. Sehen Sie die Kirche<br />
so?<br />
Auch die Kirche hielt Einzug in mein Buch,<br />
ob ich wollte o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht. Ich selbst bin zwar<br />
nicht gläubig – dazu fehlt mir je<strong>de</strong> Begabung –,<br />
aber ich halte die Religion für eine grossartige<br />
Erfindung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit, weil sie grund-<br />
susanna schwager<br />
Geboren 1959 in Zürich Oerlikon, lebte Susanna<br />
Schwager einige Jahre in Mexiko. Von<br />
dort brachte sie auch die Faszination für erzählte<br />
Geschichte mit, die sie in ihren Büchern<br />
auslebt. Ihre ersten bei<strong>de</strong>n dokumentarischen<br />
Romane «Fleisch und Blut» und «Die Frau <strong>de</strong>s<br />
Metzgers» wur<strong>de</strong>n ebenso überraschend zu<br />
Bestsellern wie «Das volle Leben».<br />
40 – books – November 2010 books – November 2010 – 41
Buchtipps<br />
Dein Herz<br />
Dietrich Grönemeyer<br />
<strong>Der</strong> bekannte Arzt und Autor Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer beschäftigt<br />
sich mit einem <strong><strong>de</strong>r</strong> häufigsten Volkslei<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>n Herz- und Kreislaufkrankheiten.<br />
Anschaulich und fundiert beschreibt er die Funktionsweise eines<br />
gesun<strong>de</strong>n Herzens und informiert über Herzkrankheiten von Bluthochdruck<br />
bis zum Infarkt. Natürlich kommen<br />
auch praktische Tipps zur Prävention<br />
nicht zu kurz. Doch Grönemeyer wäre<br />
nicht er selbst, ginge er nicht über die<br />
Grenzen eines Medizinratgebers hinaus.<br />
So schlägt <strong><strong>de</strong>r</strong> Arzt auch <strong>de</strong>n Bogen zu<br />
Literatur, zur Poesie, zum Wissen alter<br />
Kulturen – und er erzählt aus seiner eigenen<br />
Erfahrung <strong>als</strong> Patient.<br />
384 seiten<br />
CHF 38.90<br />
s. Fischer<br />
IsBN 978-3-10027-305-5<br />
Die Frau im Haifisch-<br />
becken Sonja A. Buholzer<br />
Auf ihren vielen Tauchgängen mit Haien hat Sonja A. Buholzer eines<br />
gelernt: wie klein <strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch ist und wie lächerlich seine Anmassung,<br />
sich die <strong>Welt</strong> Untertan machen zu wollen. Ethisches Han<strong>de</strong>ln, Demut<br />
und emotionale Intelligenz sind gefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, um unsere <strong>Welt</strong> lebenswert zu<br />
erhalten – <strong>de</strong>nn die wahren Topräuber<br />
leben über Wasser. Buholzer hält die<br />
Frauen dazu an, positiven Einfluss zu<br />
nehmen, und mahnt die Männer, dies<br />
auch zuzulassen. Und Buholzer zeigt<br />
anhand von Fallbeispielen auf, wie es<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>s gehen könnte und gehen muss.<br />
Denn wenn Gier und Eigennutz weiterhin<br />
das Nonplusultra <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftswelt<br />
bleiben, hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Hai bald eine weitere<br />
Spezies überlebt.<br />
253 seiten<br />
CHF 36.90<br />
WOA<br />
IsBN 978-3-95232-808-8<br />
42 – books – November 2010<br />
Einfach mal die Klappe<br />
halten Barbara Wood<br />
Überall wird gequasselt. Ständig. Ob im TV, am Handy, mit Kollegen,<br />
Kun<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie. Pausen gibt es nur zum Luftholen. Das Problem ist:<br />
Je mehr gequasselt wird, <strong>de</strong>sto weniger wird zugehört. Alles versiegt in<br />
einem Strom von Lauten, <strong>de</strong>nen niemand mehr Be<strong>de</strong>utung zumisst. Dabei<br />
wäre weniger mehr, viel mehr. Denn<br />
wer seine Worte mit Bedacht wählt und<br />
sparsam damit umgeht, <strong>de</strong>m wird in aller<br />
Regel auch zugehört. Wie man weniger<br />
re<strong>de</strong>t, wann mal einfach mal die<br />
Klappe halten sollte und wie man seinen<br />
Worten Gewicht verleiht, zeigt dieses<br />
Buch. Übungen und Hinweise schärfen<br />
das Gespür für die richtige Wortmenge<br />
und helfen dabei, das Gelesene auch in<br />
die Tat umzusetzen.<br />
250 seiten<br />
CHF 31.90<br />
GABAL<br />
IsBN 978-3-86936-113-0<br />
Das Happiness-Projekt<br />
Gretchen Rubin<br />
Gretchen Rubin ging es eigentlich gut. Unglücklich war sie trotz<strong>de</strong>m.<br />
Also startete sie einen Selbstversuch: Das Happiness-Projekt. Sie studierte<br />
die Glücksforschung und legte sich einen Jahresplan zurecht, aufgeteilt<br />
in 12 Portionen. Je<strong>de</strong>n Monat widmete sie einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Bereich<br />
ihres Lebens, vom eigenen Körper über<br />
Freundschaft, Familie, Liebe und Beruf.<br />
Und das Resultat – dieses Buch – ist<br />
so einfach wie einleuchtend und für<br />
je<strong><strong>de</strong>r</strong>mann nachvollziehbar. Nulldiäten<br />
und Hauruck-Metho<strong>de</strong>n waren gestern;<br />
Gretchen Rubin serviert <strong>de</strong>n Weg zu<br />
einem zufrie<strong>de</strong>neren Leben häppchenweise.<br />
Happiness ist machbar, und dieses<br />
Buch ist die Anleitung dazu.<br />
384 seiten<br />
CHF 29.90<br />
scherz<br />
IsBN 978-3-50215-196-8<br />
menschliche Regeln sehr einfach formuliert,<br />
Kraft und Halt gibt, Wurzeln und altüberlieferte<br />
Rituale. Ich habe kein Problem mit Gott,<br />
aber ein grosses Problem mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche. Das<br />
Machtgebäu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Glaubenskonzern, <strong>de</strong>n<br />
die Kirche seit Jahrtausen<strong>de</strong>n darstellt, fin<strong>de</strong><br />
ich schlimm. Die offizielle katholische Kirche<br />
hat zu<strong>de</strong>m ein Problem mit ihrer eigenen Geschichte,<br />
auch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Weiblichkeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Libido,<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Leiblichkeit, die zum Menschen<br />
gehört wie die Seele. Das ist nicht nur scha<strong>de</strong>,<br />
ich halte es für gefährlich.<br />
Sie sind nicht gläubig – ganz im Gegensatz<br />
zu Ida ...<br />
Ja, sie hat ein nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>s Erbe<br />
weitergegeben. Grossmütter wer<strong>de</strong>n gern unterschätzt.<br />
Dieses Erbe und seine Auswirkungen ist eines<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> grossen Themen <strong>de</strong>s Buches. War das<br />
von Anfang an beabsichtigt?<br />
Es hat sich immer mehr so ergeben. Meine<br />
Grossmutter Ida fand ich schon immer etwas<br />
unheimlich, rätselhaft und faszinierend.<br />
Sie roch auch so seltsam, murmelte ständig<br />
etwas. Dann begann ich die Geschichten zu<br />
suchen, und wenn man erst einmal <strong>de</strong>n Vorhang<br />
hebt, weiss man halt nie, was man fin<strong>de</strong>t.<br />
Manchmal kommen Dinge hervor, die<br />
schwärzer sind, <strong>als</strong> einem lieb ist. Aber auch<br />
glitzern<strong><strong>de</strong>r</strong>, berühren<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />
Macht das Recherchieren fast mehr Spass <strong>als</strong><br />
das Schreiben?<br />
Schreiben ist halt recht einsam, braucht Disziplin.<br />
Es ist kein reiner Spaziergang. Man<br />
spielt, man ringt mit Wörtern, stellt <strong>de</strong>n Text<br />
dauernd in Frage, weiss nicht, ob etwas daraus<br />
wird. Recherchieren ist lustvoller. Man<br />
ist noch leicht und frei – auch wenn ich es<br />
nicht auf eine journalistische Art mache.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Alle Geschichten, die ich in «Ida» verarbeitet<br />
habe, sind dokumentarisch. Das heisst,<br />
sie wur<strong>de</strong>n mir erzählt, und ich habe sie<br />
nicht verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Sie sind mündliche Überlieferungen,<br />
wie das auch Märchen sind. Ob<br />
sich diese Episo<strong>de</strong>n wirklich so zugetragen<br />
haben, weiss ich nicht. Sie sind aber wahrscheinlich.<br />
Ich will anhand meiner Bücher<br />
etwas vom Leben und seinen unendlichen<br />
Facetten erzählen. Ich möchte Lesen<strong>de</strong> und<br />
mich selbst unterhalten. Ich will schreibend<br />
etwas verbin<strong>de</strong>n und etwas verstehen, was<br />
ich vorher nicht verstan<strong>de</strong>n habe. Es geht mir<br />
«Ida» – die Buchvernissage<br />
Am 29. November um 18.30 Uhr fin<strong>de</strong>t die<br />
Buchvernissage von «Ida» im Zürcher «Mascotte»<br />
statt. «Ich weiss, dieser Ort passt ganz<br />
und gar nicht zu ‚Ida‘ – aber genau <strong>de</strong>swegen<br />
passt er sehr gut!», sagt Susanna Schwager.<br />
auch nicht darum, etwas zu enthüllen, mich<br />
über meine Figuren zu stellen o<strong><strong>de</strong>r</strong> jeman<strong>de</strong>n<br />
blosszustellen. Für mich gibt es ausser <strong>de</strong>n<br />
imaginären Figuren Gott und Teufel «das<br />
Gute» und «das Böse» im Leben nicht. Es<br />
gibt Menschen mit Stärken und Schwächen,<br />
Glück und Pech, Fügungen, für alle. Und es<br />
gibt die Sprache, ein Mittel, uns auszutauschen<br />
und zueinan<strong><strong>de</strong>r</strong> zu fin<strong>de</strong>n. Wir stolpern<br />
und spazieren und bemühen uns alle allein in<br />
einem unendlich komplexen System – in Geschichten,<br />
die wahrscheinlich nie anfingen.<br />
Und nie aufhören. Dass sie nicht aufhören,<br />
hoffe ich zumin<strong>de</strong>st.<br />
Es klingt, <strong>als</strong> sei es schwieriger, ein Buch wie<br />
«Ida» zu schreiben, <strong>als</strong> eines wie «Das volle<br />
Leben».<br />
«Das volle Leben» war eine sehr schöne, berühren<strong>de</strong><br />
Arbeit. «Ida» und ihre unmögliche<br />
Liebe hatten mich jedoch seit langem gepackt<br />
und irgendwie umgekrempelt.<br />
Ida. eine Liebesgeschichte<br />
224 seiten<br />
CHF 39.90<br />
Wörterseh<br />
Daniel Ammann<br />
King of Oil<br />
Marc Rich –<br />
Vom mächtigsten Rohstoffhändler<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Welt</strong> zum<br />
Gejagten <strong><strong>de</strong>r</strong> USA<br />
320 S., geb., Fr. 34.90<br />
ISBN 978-3-280-05396-6<br />
Felicitas Heyne,<br />
Marcel Heyne-Guillén<br />
In 90 Tagen zum Traummann<br />
So fi schen Sie Mr. Right aus<br />
<strong>de</strong>m Netz<br />
188 S., brosch., Fr. 34.90<br />
ISBN 978-3-280-05393-5<br />
Sita Mazum<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Das Geschäft mit <strong>de</strong>m Terror<br />
Wie sich al-Kaida und Co.<br />
fi nanzieren und was uns<br />
ihre Taten kosten<br />
158 S., geb., Fr. 37.90<br />
ISBN 978-3-280-05369-0<br />
Thomas Prünte<br />
Vom Sinn schlechter Laune<br />
Warum es gut tut, sich<br />
schlecht zu fühlen<br />
192 S., geb., Fr. 34.90<br />
ISBN 978-3-280-05401-7<br />
Willi Wottreng<br />
Zigeunerhäuptling<br />
Vom Kind <strong><strong>de</strong>r</strong> Landstrasse<br />
zum Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> Fahren<strong>de</strong>n:<br />
Das Schicksal <strong>de</strong>s<br />
Robert Huber<br />
224 S., geb., Fr. 39.90<br />
ISBN 978-3-280-06121-3<br />
Urs Frauchiger<br />
dam<strong>als</strong> ganz zuerst<br />
am anfang<br />
152 S., geb. mit Schutzuschlag,<br />
Fotografi en, Fr. 36.90<br />
ISBN 978-3-7193-1555-9<br />
books – November 2010 – 43
Kochbücher<br />
Von <strong>de</strong>n Besten<br />
lernen<br />
Die einen geben sich zufrie<strong>de</strong>n, wenn sie dank Kochbüchlein mit ringheftung in<br />
vernünftiger Zeit eine essbare mahlzeit auf <strong>de</strong>n Tisch bringen – routinierte und<br />
ambitionierte Köchinnen und Köche interessieren sich hingegen für das Handwerk<br />
und für die Kunst <strong>de</strong>s Kochens. Für sie gibt es jetzt ein paar bemerkenswerte<br />
neue Kochbücher.<br />
Text: Benjamin Gygax<br />
Wer sich nicht nur für einfache Mahlzeiten,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n für beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zutaten und aufwändige<br />
Kochtechniken interessiert, greift<br />
zum Kochbuch eines arrivierten Küchenkünstlers.<br />
Mit Hilfe eines solchen Wälzers<br />
für gehobene Ansprüche entstehen dann<br />
ebensolche Menüs, zum Beispiel für die<br />
kommen<strong>de</strong>n Festtage. Wer in <strong><strong>de</strong>r</strong> Küche<br />
weniger geübt ist, aber einen passionierten<br />
Hobbykoch kennt, kann die vorgestellten<br />
Bücher auch zu Weihnachten verschenken –<br />
und darauf hoffen, bald einmal eingela<strong>de</strong>n<br />
zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Kochen ist Handwerk und Kunst zugleich.<br />
Die Kunst kann man sich vielleicht nur bedingt<br />
aneignen. Doch das Handwerk lässt<br />
sich erlernen: mit einer ausführlichen und<br />
gut illustrierten Kochschule. Das soeben erschienene<br />
Kochbuch von Hubert Delorme<br />
und Vincent Boué heisst «Die Kochschule»<br />
und erfüllt diese Voraussetzungen. Im<br />
Buch sind 200 Küchentechniken ausführlich<br />
beschrieben und anschaulich bebil<strong><strong>de</strong>r</strong>t:<br />
Handgriffe vom Filetieren von Fischen bis<br />
zum Schlagen eines perfekten Eischnees<br />
ebenso wie Koch- und Garmetho<strong>de</strong>n vom<br />
Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>temperaturgaren bis zum Kandieren.<br />
Die beiliegen<strong>de</strong> 90-minütige DVD<br />
zeigt viele Techniken beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s anschaulich<br />
im Film. Alle Techniken können an<br />
250 Rezepten gleich ausprobiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Delorme und Boué haben die Lieblingsrezepte<br />
von neun französischen Meisterköchen<br />
in ihrem Buch vereint – die Auswahl<br />
reicht von Mürbteig bis Macarons, von Gemüsefond<br />
bis Bouillabaisse, von Omelette<br />
mit Champignons bis zu gratinierten Austern,<br />
von Tagliatelle mit Lachs bis Wolfs-<br />
barsch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Salzkruste. «Die Kochschule»<br />
wur<strong>de</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> international renommierten<br />
Schule für Profiköche Le Cordon Bleu mit<br />
einem Son<strong><strong>de</strong>r</strong>preis bei <strong>de</strong>n Gourmand-<br />
Cookbook-Awards ausgezeichnet, <strong>de</strong>nn<br />
«sie enthält alles, was angehen<strong>de</strong> Profiköche<br />
wissen wollen».<br />
Wem in dieser traditionellen französischen<br />
Küche trotz<strong>de</strong>m etwas fehlt – nämlich vielfältige<br />
fleischlose Gerichte –, kann jetzt zu<br />
einer umfassen<strong>de</strong>n vegetarischen Kochschule<br />
greifen.<br />
Die bekannte Köchin Christel Kurz führt in<br />
Bischofswiesen eines <strong><strong>de</strong>r</strong> besten und bekan-<br />
ntesten fleischlosen Restaurants Deutschlands<br />
und hat diesen Herbst «Die vegeta-<br />
rische Kochschule» veröffentlicht. Das<br />
Buch erklärt auch die exotischsten Lebensmittel<br />
und beschreibt 250 schöne Rezepte.<br />
Schritt für Schritt erklären Fotos und<br />
Texte, wie zum Beispiel ein Dim-Sum-Teig<br />
hergestellt wird o<strong><strong>de</strong>r</strong> was beim Karamelisieren<br />
von Gemüse zu beachten ist. Kaum<br />
eine Frage zur vegetarischen Küche bleibt<br />
unbeantwortet: Wie bereitet man Artischocken<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwarzwurzeln küchen fertig<br />
vor? Wie stellt man selbst Gemüsefond<br />
her? Gibt es vegetarische Alternativen zu<br />
Gelatine?<br />
Gleich drei berühmte Schweizer Köche haben<br />
in diesem Herbst ihre besten Rezepte<br />
zusammengetragen und in Büchern veröffentlicht.<br />
Seit drei Jahrzehnten gehört<br />
André Jaeger zu <strong>de</strong>n besten Köchen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Schweiz. Sein Restaurant «Fischerzunft»<br />
liegt in Schaffhausen direkt am Rhein und<br />
hält seit Jahren seine 19 Gault-Millau-<br />
Punkte. In seinem Buch «Die Fischerzunft»<br />
gewährt er uns Einblick in sein aktuelles<br />
Schaffen und präsentiert neue, ebenso harmonische<br />
wie spannen<strong>de</strong> Küchenkreationen<br />
zwischen Ost und West.<br />
Feinschmecker pilgern seit Jahren ins Engadiner<br />
Restaurant <strong>de</strong>s «Königs <strong>de</strong>s Safran»:<br />
Daniel Bumann. Seine Chesa Pirani in La<br />
Punt ist mit zwei Gui<strong>de</strong>-Michelin-Sternen<br />
ausgezeichnet; dort verwöhnt Bumann seine<br />
Gäste mit einem Menü aus <strong>de</strong>likaten Safrankombinationen<br />
– das verwen<strong>de</strong>te Ge-<br />
würz stammt aus einer Walliser Berggemein-<br />
<strong>de</strong>. Wer sich gern selbst an <strong>de</strong>n frischen und<br />
natürlichen Genüssen Bumanns versuchen<br />
möchte, greift zu «Bumann – Das Kochbuch».<br />
Die dritte Neuerscheinung eines Schweizer<br />
Spitzenkochs heisst «maagische momente»<br />
und stammt von Thuri maag. <strong>Der</strong> kreative<br />
Koch präsentiert 60 Rezepte für das<br />
romantische Tête-à-Tête. Egal, ob man an<br />
die aphrodisieren<strong>de</strong> Wirkung von Speisen<br />
glaubt o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht, Thuri Maag zeigt, wie<br />
man mit Liebe die richtigen Lebensmittel<br />
kombiniert – damit <strong><strong>de</strong>r</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> die Liebste die<br />
sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch<br />
spürt.<br />
Die Kochschule<br />
Hubert Delorme, Vincent Boué<br />
511 seiten<br />
CHF 77.00<br />
Christian<br />
Die vegetarische Kochschule<br />
Christel Kurz<br />
352 seiten<br />
CHF 59.00<br />
Christian<br />
Fischerzunft<br />
André Jaeger, Rudolf Trefzer<br />
220 seiten<br />
CHF 101.00<br />
AT<br />
Das Kochbuch<br />
Daniel Bumann<br />
320 seiten<br />
CHF 88.00<br />
rolf Heyne<br />
maagische momente<br />
Thuri Maag<br />
176 seiten<br />
CHF 49.90<br />
Werd<br />
Für Sie probiert : Rin<strong><strong>de</strong>r</strong>filet im Teigmantel<br />
(rezept aus <strong>de</strong>m nebenstehen<strong>de</strong>n Band «Die Kochschule» von Hubert Delorme und Vincent Boué.)<br />
Für 6 personen :<br />
Zubereitung: 45 Minuten<br />
Ruhezeit: 1 Stun<strong>de</strong> 55 Minuten<br />
Garzeit: 30 Minuten<br />
Zutaten:<br />
900 g Rin<strong><strong>de</strong>r</strong>filet<br />
40 ml Öl<br />
100 g Semmelbrösel<br />
1⁄4 Bund Petersilie<br />
1⁄4 Bund Kerbel<br />
50 ml Olivenöl<br />
1 Ei<br />
30 g geklärte Butter<br />
Salz, frisch gemahlener Pfeffer<br />
Für <strong>de</strong>n Briocheteig:<br />
25 g frische Hefe<br />
220 g Mehl<br />
15 g Zucker<br />
2 Eier<br />
110 g Butter<br />
Für <strong>de</strong>n Briocheteig die Hefe in 30 ml Wasser<br />
auflösen. Das Mehl in eine Schüssel sieben,<br />
in die Mitte eine Mul<strong>de</strong> drücken und die Hefe<br />
hineingiessen. Den Mehlrand mit Salz und Zucker<br />
bestreuen (sie dürfen nicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Hefe<br />
in Berührung kommen). Die verquirlten Eier<br />
unterrühren und <strong>de</strong>n Teig – am besten mit <strong>de</strong>n<br />
Knethaken <strong>de</strong>s Handmixers – kräftig durcharbeiten,<br />
bis er elastisch ist. Die weiche Butter<br />
unterkneten, <strong>de</strong>n Teig in eine Schüssel legen,<br />
mit Frisch- haltefolie ab<strong>de</strong>cken und 30 bis 40<br />
Minuten bei 28 bis 30 °C gehen lassen. Wenn<br />
er sein Volumen verdoppelt hat, <strong>de</strong>n Teig abschlagen,<br />
noch einmal kräftig durchkneten<br />
und danach 45 Minuten im Kühlschrank ruhen<br />
lassen, damit er fest wird.<br />
Das Filet parieren, mit Salz und Pfeffer würzen,<br />
bei starker Hitze im Öl braten und auf<br />
Küchenpapier abtropfen lassen.<br />
Die Semmelbrösel mit <strong>de</strong>n fein gehackten<br />
Kräutern und <strong>de</strong>m Olivenöl vermengen und<br />
mit Salz und Pfeffer würzen.<br />
Den Briocheteig zu einem 5 bis 6 Millimeter<br />
dicken Rechteck ausrollen, die Kräutermischung<br />
darauf verstreichen, das Filet drauflegen<br />
und in <strong>de</strong>n Teig einschlagen. Aus Teigresten<br />
kleine Motive ausstechen und <strong>de</strong>n Teig<br />
damit verzieren.<br />
Nochm<strong>als</strong> 30 Minuten bei 28 bis 30 °C gehen<br />
lassen, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> Teig sein Volumen fast verdoppelt<br />
hat.<br />
Den Teig mit <strong>de</strong>m verquirlten Ei bepinseln und<br />
das Filet etwa 30 Minuten im 190 °C heissen<br />
Backofen garen (Umluft 170 °C).<br />
Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> geklärten Butter überglänzen und auf<br />
einer Platte servieren.<br />
SCHAUDERND.<br />
Zwischen Wahn und Wirklichkeit<br />
beginnt ein packen<strong>de</strong>s Rennen<br />
gegen die Zeit.<br />
44 – books – November 2010 books – November 2010 – 45<br />
© FinePic ® , München<br />
560 Seiten | CHF 33.90 Auch <strong>als</strong> <strong>eBook</strong> erhältlich.
DVD<br />
1<br />
5<br />
2<br />
6<br />
3<br />
7<br />
4<br />
8<br />
Twilight – Eclipse<br />
46 46 – – books – – November 2010<br />
books – November 2010 – 47<br />
Fantasy<br />
Im dritten Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Vampirsaga<br />
müssen Vampire und Werwölfe<br />
einen Pakt schliessen, <strong>de</strong>nn Seattle<br />
wird von einer Reihe brutaler<br />
Mor<strong>de</strong> heimgesucht. Victoria, eine<br />
blutrünstiger Vampirin, treibt ihr<br />
Unwesen – und sie hat eine ganze<br />
Armee von neugeborenen Vampiren<br />
geschaffen, die sie dabei<br />
unterstützen. Und Bella? Sie ist<br />
immer noch hin- und hergerissen<br />
zwischen <strong>de</strong>m Vampir Edward und<br />
<strong>de</strong>m Werwolf Jacob ... Noch mehr<br />
Action und Romantik <strong>als</strong> in <strong>de</strong>n<br />
ersten bei<strong>de</strong>n Filmen!<br />
CHF 30.90<br />
Ab 12 Jahren<br />
eAN 7613059305526<br />
Die Säulen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Er<strong>de</strong> – Special<br />
Edition<br />
Drama<br />
England, 1123 bis 1173. Es ist eine<br />
Zeit blutiger Auseinan<strong><strong>de</strong>r</strong>setzungen<br />
zwischen <strong>de</strong>m A<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>m Klerus und<br />
<strong>de</strong>m einfachen Volk. <strong>Der</strong> junge Prior<br />
Philip träumt <strong>de</strong>n Traum vom Frie<strong>de</strong>n:<br />
Er will eine Kathedrale gegen<br />
die Mächte <strong>de</strong>s Bösen errichten.<br />
Doch bevor die Säulen <strong><strong>de</strong>r</strong> Er<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>n Himmel ragen können, müssen<br />
er und seine Gefährten einem Kampf<br />
auf Leben und Tod austragen. Die<br />
grandiose Verfilmung <strong>de</strong>s Erfolgsromans<br />
von Ken Follett.<br />
CHF 43.00<br />
Ab 12 Jahren<br />
eAN 0886977354298<br />
Going Postal<br />
Komödie<br />
Feucht von Lipwig steht vor einer<br />
höchst unerfreulichen Wahl: Entwe<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
akzeptiert er das Angebot von<br />
Lord Vetinari, <strong>de</strong>m Herrscher von<br />
Ankh-Morpork, und wird Postmeister<br />
– o<strong><strong>de</strong>r</strong> er lässt sich hinrichten.<br />
Das klingt nach einer einfachen<br />
Entscheidung, doch von<br />
Lipwig ahnt, dass die Post vollgestopft<br />
ist mit alten Briefen und<br />
Taubenmist. Und dann ist da auch<br />
noch das Personal ... Die Verfilmung<br />
<strong>de</strong>s gleichnamigen Scheibenwelt-<br />
Romans von Terry Pratchett.<br />
CHF 27.90<br />
Ab 12 Jahren<br />
eAN 4260181986296<br />
Vincent will meer<br />
Komödie<br />
<strong>Der</strong> letzte Wunsch von Vincents<br />
Mutter war es, noch einmal das<br />
Meer zu sehen. Doch jetzt ist sie<br />
tot, und ihre Asche befin<strong>de</strong>t sich<br />
in einer Bonbondose unter seinem<br />
Bett. Trotz<strong>de</strong>m will Vincent ihr ihren<br />
Wunsch erfüllen, auch wenn er<br />
unter <strong>de</strong>m Tourette-Syndrom lei<strong>de</strong>t.<br />
Einziges Problem: Er muss zuerst<br />
aus <strong>de</strong>m Heim ausbrechen. Gemeinsam<br />
mit <strong><strong>de</strong>r</strong> magersüchtigen<br />
Marie, <strong>de</strong>m zwanghaften Alexan<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
und einem geklauten Auto macht er<br />
sich auf <strong>de</strong>n Weg nach Italien ...<br />
CHF 28.90<br />
Ab 6 Jahren<br />
eAN 4011976874782<br />
Knight and Day<br />
Actionkomödie<br />
Als June Havens (Cameron Diaz)<br />
während eines Flugs Roy Miller<br />
(Tom Cruise) begegnet, geht die<br />
Post ab: Roy legt einen auf ihn<br />
angesetzten Killer um, lan<strong>de</strong>t die<br />
Maschine notlan<strong>de</strong>t und entführt<br />
June. Wer ist dieser Roy? Und ist<br />
June wirklich nur eine unschuldige<br />
Automechanikerin aus einer Kleinstadt?<br />
Fragen über Fragen, die es<br />
auf <strong><strong>de</strong>r</strong> rasanten und gefährlichen<br />
Flucht vor FBI, CIA und einem Waffenhändler<br />
zu beantworten gilt.<br />
Nanga Parbat<br />
Drama<br />
Als Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> setzen sich die Brü<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Reinhold und Günther Messner<br />
das Ziel, gemeinsam <strong>de</strong>n Nanga<br />
Parbat – <strong>de</strong>n «nackten Berg» im<br />
Himalaya – zu besteigen. 1970<br />
ist es so weit: Eine Elite internationaler<br />
Bergsteiger will <strong>de</strong>n Gipfel<br />
erobern. Trotz Schlechtwetterwarnung<br />
entschei<strong>de</strong>t sich Reinhold<br />
unterwegs, <strong>de</strong>n Berg allein zu<br />
bezwingen. Und Günther, <strong><strong>de</strong>r</strong> weniger<br />
Erfahrung hat, folgt ihm. Es<br />
wird ein Kampf ums nackte Überleben<br />
am «nackten Berg» ...<br />
CHF 29.90<br />
Ab 6 Jahren<br />
eAN 7619965021642<br />
Sex and the City 2<br />
Komödie<br />
1 2 3 4<br />
CHF 26.90<br />
Ab 12 Jahren<br />
eAN 4010232051073<br />
Wenn man «Ja» sagt – wie geht<br />
es dann eigentlich weiter? Carrie<br />
(Sarah Jessica Parker) je<strong>de</strong>nfalls<br />
fürchtet, dass ihre Ehe nach zwei<br />
Jahren an Spannung verliert. Miranda<br />
(Cynthia Nixon) hingegen<br />
betreibt gezielten Spannungsabbau<br />
durch einen Berufswechsel,<br />
während Charlotte (Kristin Davis)<br />
misstrauisch ihre Nanny und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Tun beobachtet. Und Samantha<br />
(Kim Cattrall)? Die ist wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ganz<br />
entspannt im Singleleben angekommen.<br />
<strong>Der</strong> «Weiberspass» geht<br />
weiter!<br />
CHF 19.90<br />
Ab 16 Jahren<br />
eAN 5051890020611<br />
Jeremias Gotthelfs<br />
Meisterwerke<br />
Schweizer Film<br />
5 6 7 8<br />
Eine Box für Liebhaber <strong>de</strong>s<br />
Schweizer Films: Die sechs DVDs<br />
vereinen die schönsten Verfilmungen<br />
von Jeremias-Gotthelf-<br />
Erzählungen. «Anne-Bäbi Jowäger<br />
1 und 2», «Ueli <strong><strong>de</strong>r</strong> Knecht», «Ueli<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Pächter», «Die Käserei in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Vehfreu<strong>de</strong>» und «Geld und Geist»<br />
sind Standardwerke <strong><strong>de</strong>r</strong> Schweizer<br />
Literatur und <strong>de</strong>s Schweizer<br />
Films. Endlich gibt es ein Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>sehen<br />
mit Margrit Winter, Hannes<br />
Schmidhauser, Liselotte Pulver,<br />
Ruedi Walter und vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en!<br />
CHF 119.00<br />
Ab 12 Jahren<br />
eAN 7611719448101
Veranstaltungen<br />
Veranstaltungen von Orell Füssli<br />
British Cheese @ The Bookshop<br />
Taste and buy <strong>de</strong>licious British Cheese<br />
samstag, 20. November 2010, ab 11 h<br />
Orell Füssli The Bookshop,<br />
Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich<br />
Käpt’n sharky kommt zu<br />
Besuch<br />
Die beliebte Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>buch-Figur live erleben!<br />
samstag, 20. November 2010, ab 14 h<br />
Orell Füssli Kramhof,<br />
Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />
Lesung von Lukas Hartmann:<br />
«Finsteres Glück»<br />
in Zusammenarbeit mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kellerbühne<br />
St. Gallen<br />
montag, 22. November 2010, 20 h<br />
Kellerbühne st. Gallen,<br />
st. Georgen-strasse 3, 9000 st. Gallen<br />
Lern <strong>de</strong>in Haustier besser<br />
kennen<br />
in Zusammenarbeit mit Krax (Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> schützen<br />
Tiere), ab 5 Jahren<br />
mittwoch, 24. November 2010, 14 bis 17 h<br />
Orell Füssli Kramhof,<br />
Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />
Buchpräsentation «Frauen<br />
ohne maske»<br />
Mit Regula Stämpfli (Politologin), Josef Riegger<br />
(Fotograf) und Porträtierten<br />
Donnerstag, 25. November 2010, 19 bis 21 h<br />
Orell Füssli Frauenfeld,<br />
Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld<br />
«Jimmy-Flitz,<br />
die schweizermaus»<br />
Lesung mit Gitarre von Roland Zoss für<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 5 Jahren<br />
samstag, 27. November 2010, 14 bis 15 h<br />
Orell Füssli Kramhof,<br />
Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />
märlistun<strong>de</strong> in Luzern<br />
für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 3 Jahren<br />
samstag, 27. November 2010, 11 h<br />
Orell Füssli Luzern,<br />
Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern<br />
märlistun<strong>de</strong> in Frauenfeld<br />
für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 3 Jahren<br />
samstag, 27. November 2010, 10.30 h<br />
Orell Füssli Frauenfeld,<br />
Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld<br />
Buchvernissage: «Ida» von<br />
susanna schwager<br />
veranstaltet von Orell Füssli Bellevue<br />
montag, 29. November 2010, 19 h<br />
mascotte,<br />
Theaterstrasse 10, 8001 Zürich<br />
Adventsbasteln mit sarah<br />
für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 5 Jahren<br />
mittwoch, 1. Dezember 2010, 14 bis 16 h<br />
Orell Füssli Kramhof,<br />
Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />
Junge Leserinnen und<br />
Leser erzählen aus<br />
ihren Lieblingsbüchern<br />
für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 9 Jahren<br />
samstag, 4. Dezember 2010, ab 14 h<br />
Orell Füssli Kramhof,<br />
Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />
Lebkuchen verzieren<br />
für Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> ab 3 Jahren<br />
samstag, 4. Dezember 2010, 14 bis 16 h<br />
Orell Füssli Frauenfeld,<br />
Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld<br />
santa @ The Bookshop<br />
Join us for an hour full of fun, stories<br />
and activities!<br />
samstag, 4. Dezember 2010, 10 bis 11 h<br />
Orell Füssli The Bookshop,<br />
Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich<br />
samichlaus und schmutzli sind<br />
im ganzen Haus unterwegs<br />
sonntag, 5. Dezember 2010, 14 bis 17 h<br />
Orell Füssli Kramhof,<br />
Füsslistrasse 4, 8022 Zürich<br />
Lebkuchen verzieren<br />
für alle Kin<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
samstag, 12. Dezember 2010, 11 bis 16 h<br />
Orell Füssli Luzern,<br />
Frankenstrasse 7-9, 6003 Luzern<br />
Mehr Veranstaltungen und Informationen fin<strong>de</strong>n Sie auf www.books.ch/veranstaltungen<br />
48 – books – November 2010 books – November 2010 – 49<br />
books – November 2010 – 48<br />
✁<br />
Lösungswort:<br />
Bis am 15. November 2010 in einer <strong><strong>de</strong>r</strong> Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Bern, Luzern,<br />
Winterthur, Frauenfeld o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben o<strong><strong>de</strong>r</strong> per E-Mail<br />
an: books@books.ch. Über <strong>de</strong>n Wettbewerb wird keine Korrespon<strong>de</strong>nz geführt.<br />
Vorname / Name<br />
Adresse<br />
PLZ / Ort<br />
E-Mail<br />
Wettbewerb
Kolumne<br />
Manche Geschichten fallen mir in <strong>de</strong>n<br />
Schoss wie reife Äpfel. Ich wun<strong><strong>de</strong>r</strong>e mich<br />
etwas, drehe und wen<strong>de</strong> sie, poliere sie ein<br />
wenig und reiche sie weiter. Doch das ist<br />
selten.<br />
In meiner Wohnung stehen zwei Schränke.<br />
Im einen lagere ich Stoffe, die einmal Geschichten<br />
wer<strong>de</strong>n könnten, im an<strong><strong>de</strong>r</strong>en angefangene<br />
Projekte – Geschichten, die noch<br />
im Wer<strong>de</strong>n begriffen sind. Denn das Schreiben,<br />
<strong>als</strong>o <strong><strong>de</strong>r</strong> physische Akt an <strong><strong>de</strong>r</strong> Tastatur,<br />
kommt bei mir oft sehr, sehr spät. Für meine<br />
letzten bei<strong>de</strong>n Bücher, <strong>de</strong>n Roman «Ans<br />
Meer» und die kleine Erzählung «<strong>Der</strong> Geist<br />
am Berg», brauchte ich je zehn Jahre.<br />
Oft ist da erst ein Keim, gibt es ein, zwei Figuren,<br />
die mich interessieren, vielleicht ein<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>bares Ereignis. In «Ans Meer» ist es<br />
Jens, ein elfjähriger Junge, <strong>de</strong>ssen alleinerziehen<strong>de</strong><br />
Mutter unvermittelt stirbt und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
versucht, mit seinem alkoholkranken Vater<br />
ein neues Zuhause aufzubauen, in «<strong>Der</strong><br />
Geist am Berg» <strong><strong>de</strong>r</strong> Moment, in <strong>de</strong>m die<br />
menschenscheue Ziegenhirtin Stine, die bis<br />
dahin das Tal hasste und sich nur auf <strong>de</strong>n<br />
obersten Gipfeln zuhause fühlte, sich ausgerechnet<br />
in einen Städter verliebt.<br />
Solche Geschichten lassen sich wun<strong><strong>de</strong>r</strong>bar<br />
träumen, doch kaum beginne ich sie nie<strong><strong>de</strong>r</strong>zuschreiben,<br />
zerfallen sie allzu leicht in tausend<br />
Splitter. Vieles funktioniert <strong>als</strong> Gefühl,<br />
doch nicht auf Papier, plötzlich gerät die Figur<br />
aus <strong>de</strong>n Fugen, ihre Bedürfnisse sperren<br />
sich gegen <strong>de</strong>n Lauf, <strong>de</strong>n die Handlung nehmen<br />
wollte, und will ich die Menschen nicht<br />
verbiegen, bleibt mir nichts übrig, <strong>als</strong> ihnen<br />
sehr geduldig zuzuhören, manchen Irrweg<br />
mit ihnen zu gehen und zu versuchen, sie<br />
sanft auf ein Trassee zu leiten, auf <strong>de</strong>m sie<br />
eine gute Richtung einschlagen können.<br />
«Gut» heisst längst nicht immer, dass sie <strong>de</strong>n<br />
Weg gehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> mir vorschwebte. Immer<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong> muss ich alles neu <strong>de</strong>nken, ich reife<br />
mit meinen Figuren, sie führen mich zu einem<br />
immer tieferen, grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong>en Verständnis<br />
ihrer <strong>Welt</strong>. Und irgendwann – oft<br />
gera<strong>de</strong> dann, wenn ich mich schon darauf<br />
50 – books – November 2010<br />
gefasst machte aufzugeben, mich in eben<br />
tausend Abzweigungen, Einzelschicksalen<br />
und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchen verhed<strong><strong>de</strong>r</strong>t glaubte –<br />
öffnet sich wie eine bislang verborgene Tür<br />
eine ganz neue Dimension, aus <strong><strong>de</strong>r</strong> heraus<br />
ganz vieles Sinn ergibt, sich vieles fügt – vieles,<br />
nicht alles. Das Übrige fällt dafür nun<br />
ganz leicht ab; Kleinigkeiten, an die ich mich<br />
geklammert hatte und die mir für meine<br />
Geschichte so unverzichtbar schienen, kann<br />
ich plötzlich mit einer Leichtigkeit streichen,<br />
die mich schon wie<strong><strong>de</strong>r</strong> amüsiert.<br />
Denn nun weiss ich, wovon meine Geschichte<br />
han<strong>de</strong>lt, was ihr grundlegen<strong>de</strong>s Thema<br />
ist, um das sich alles dreht – <strong>de</strong>nn ja, widme<br />
ich mich lange genug einer Geschichte,<br />
offenbart je<strong>de</strong> zuletzt einen sehr einfachen<br />
Kern. In «Ans Meer» ist es die Frage <strong>de</strong>s<br />
Verzeihens; je<strong>de</strong> meiner Figuren, ent<strong>de</strong>cke<br />
ich plötzlich, lei<strong>de</strong>t unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Unmöglichkeit,<br />
gewisse Dinge zu verzeihen, sich selbst<br />
Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in books,<br />
wie sie schreiben.<br />
Heute: Tim Krohn<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, und diese Unversöhnlichkeit<br />
gebiert alles Lei<strong>de</strong>n. In «<strong>Der</strong> Geist am Berg»<br />
ist es die Frage «Wer bin ich? Wie kann ich<br />
meine wahre Gestalt fin<strong>de</strong>n, und wie verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
das meinen Zugang zu <strong>de</strong>n Menschen?»<br />
Und endlich klärt sich auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Schluss,<br />
zehn o<strong><strong>de</strong>r</strong> zwanzig Varianten hatte ich be-<br />
reits geschrieben o<strong><strong>de</strong>r</strong> angedacht und wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
verworfen, jetzt erst kann ich <strong>de</strong>n richtigen<br />
erkennen, es ist <strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> eben diese<br />
grundlegen<strong>de</strong> Frage beantwortet. In «Ans<br />
Meer» gelingt es Jens, seiner Mutter zu verzeihen,<br />
dadurch löst er einen Bann, <strong><strong>de</strong>r</strong> seine<br />
Familie über drei Generationen in Unversöhnlichkeit<br />
gefangen hielt. In «<strong>Der</strong> Geist<br />
am Berg» war es etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>s, mir war das<br />
Schlussbild lange klar, es schwebte mir so<br />
zweifelsfrei vor Augen, nur hatte ich keine<br />
Ahnung, wie ich es motivieren kann –<br />
ich kannte meine Geschichte, ohne sie zu be-<br />
greifen. Die Stine wan<strong>de</strong>lt sich, wird Wassergeist<br />
und setzt in dieser neuen Gestalt<br />
endlich spielerisch die Kräfte frei, die sie<br />
zuvor, <strong>als</strong> Mensch, nur in Zerstörung äussern<br />
konnte.<br />
So, und mit diesem neuen Blick beginnt das<br />
Schreiben nochm<strong>als</strong> fast von vorn. Nun<br />
kann ich die Leserinnen und Lehrer durch die<br />
Geschichte führen, wie man Frem<strong>de</strong> durch<br />
ein geliebtes Land führt, auf kleinen Umwegen,<br />
doch immer zielgerichtet, auf Pfa<strong>de</strong>n,<br />
die so breit und klar angelegt sind, dass die<br />
Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>n<strong>de</strong>n nicht immer nur auf ihre Füsse<br />
schauen, in Furcht, die Richtung zu verlieren,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>de</strong>n Blick heben, links und<br />
rechts sehen, die Schönheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen<br />
bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>n, die ihnen begegnen, die son<strong><strong>de</strong>r</strong>baren<br />
Wendungen begleiten, die <strong><strong>de</strong>r</strong>en Leben<br />
prägt, mit ihnen lei<strong>de</strong>n, wachsen, und die<br />
hoffentlich gewinnen, was sie suchten – dies<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> etwas noch Schöneres, von <strong>de</strong>m sie<br />
nicht zu träumen wagten. Wenn das gelingt,<br />
bin ich zufrie<strong>de</strong>n, vorher nicht.<br />
Tim Krohn, 45, wuchs in Glarus auf und<br />
lebt heute in Zürich. er schreibt Theaterstücke,<br />
Hörspiele und prosatexte.<br />
sein neuestes Buch ist diesen sommer<br />
erschienen:<br />
<strong>Der</strong> Geist am Berg<br />
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