G - hebbel am ufer
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„Ich beschloss, weiterzumachen, bis ich meinen Schmerz<br />
überwunden hatte, weil ich ihn mit dem Schmerz anderer<br />
verglich, oder weil ich meiner eigenen Geschichte allein<br />
durch die Wiederholung überdrüssig geworden war.“<br />
„Exquisite Pain“ ist ein ungewöhnlich einfaches, sehr intimes<br />
Stück für zwei Performer, mit Texten und Bildern<br />
von Sophie Calle. Zum ersten Mal arbeitet die Gruppe mit<br />
einem bestehenden Script. Dabei handelt es sich nicht<br />
um ein Stück aus dem Bühnenkanon, sondern vielmehr<br />
um eine Vorlage der französischen Konzeptkünstlerin,<br />
deren herausragende Arbeit die Grenzen von bildenden<br />
Künsten, Performance und dem wahren Leben auslotet.<br />
Ein Mann und eine Frau sitzen an identischen Tischen und<br />
erzählen Geschichten von gewöhnlich und nicht-so-<br />
gewöhnlich gebrochenen Herzen. Jede Geschichte wird<br />
von einem ikonischen Bild begleitet. Die Frau erzählt<br />
immer wieder von Trennung; die Trauer <strong>am</strong> Ende der Affäre,<br />
immer wieder anders erinnert. Im Gegensatz zu dieser<br />
obsessiven Wiederholung erzählt der Mann viele verschiedene<br />
Geschichten aus dem Leben anderer Menschen.<br />
Jede seiner Geschichten ist ein narrativer Schnappschuss<br />
der kleinen oder großen Sorgen, die sich im umfassenden<br />
Katalog des Elends, der Trennung, der Erniedrigung,<br />
des Sterbens finden. Sein Thema sind sowohl Krankheiten<br />
als auch Liebesbriefe, die ihre Adressaten nie erreichen.<br />
„Exquisite Pain“ erkundet, wie die Kraft der Sprache Ereignisse<br />
bewahrt oder löscht und wie der Mensch das<br />
Trauma verarbeitet. „Exquisite Pain“ handelt vom Erinnern<br />
und Vergessen, von Liebe und Verlust, von den Geschichten,<br />
die wir uns selbst nach dem Scheitern erzählen.<br />
Sophie Calles Werk entstand, als sie vor zwanzig Jahren<br />
vor den Trümmern einer einst großen Liebe stand. Sie<br />
bewältigte ihren Kummer, indem sie 99 Menschen, denen<br />
sie begegnete, ihr Leid klagte. Dann bat sie ihre Zuhörer,<br />
von ihren schlimmsten Momenten zu berichten. Daraus<br />
entstanden 99 Geschichten von tiefer Trauer. Auf dieser<br />
Vorlage basiert diese Forced Entertainment-Produktion.<br />
Eine Inszenierung und ein Spiel mit der Macht des Gedächtnisses<br />
und der Wirkmächtigkeit des Wortes.<br />
„Exquisite Pain“ ist eine Koproduktion von Theater der Welt 2005 (Stuttgart), BIT<br />
Teatergarasjen (Bergen), The National Museum of Art, Design and Architecture (Oslo),<br />
Kaaitheater (Brüssel), La Filature, scène nationale de Mulhouse und Tanzquartier Wien.<br />
© Sophie Calle