THE NEW INSIDER No. XX, Dezember 2020 #449
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LOKAL | REGIONAL<br />
DIE ZUKUNFT DES<br />
OSNABRÜCKER VERKEHRS?<br />
OB Griesert nimmt Petition entgegen<br />
Eine Initiative mit Zukunft,<br />
für die Zukunft:<br />
Gemeinsam mit „Fridays<br />
for Future“ hat sich die<br />
Stadtbahninitiative (SBI) ein<br />
Ziel gesetzt: nach knapp 60<br />
Jahren wieder eine Straßenbahn<br />
nach Osnabrück zu<br />
bringen. Oberbürgermeister<br />
Wolfgang Griesert nahm die<br />
Petition mit über 3.000 Unterschriften<br />
am 10. <strong>No</strong>vember<br />
vor dem Rathaus entgegen.<br />
Mit dieser Aktion zielt die SBI darauf<br />
ab, dass der Rat eine Machbarkeitsstudie<br />
zur Stadtbahn in<br />
Auftrag gibt. Mit den entsprechenden<br />
Haushaltsmitteln soll<br />
das Projekt entwickelt und realisiert<br />
werden. Aber warum überhaupt<br />
eine Stadtbahn? Allein aus<br />
Klimaschutzgründen macht ein<br />
neues Angebot im Öffentlichen<br />
Nachverkehr Sinn. Die Initiative<br />
geht noch weiter und erklärt,<br />
dass Osnabrück und sein Umland<br />
einen viel zu geringen<br />
ÖPNV-Anteil (nur 8<br />
Prozent) am Verkehrsmix<br />
hätten. Dieser<br />
Wert müsse allein aus<br />
Umweltschutzgründen<br />
bis 2050 auf 40 bis 50<br />
Prozent vergrößert<br />
werden. Das bedeute<br />
eine Erhöhung des<br />
Platzangebots um das<br />
Fünf- bis Sechsfache.<br />
In Bielefeld zum Beispiel sind<br />
knapp 70 Millionen Stadtbahn-<br />
Fahrgäste pro Jahr unterwegs.<br />
In der Regel fahren die Züge in<br />
Doppeltraktion und können je<br />
nach Bauart 200 bis 400 Fahrgäste<br />
befördern. Statt eines Zuges<br />
müssten dafür alternativ vier Gelenkbusse<br />
eingesetzt werden.<br />
BIS ZU 90 PROZENT<br />
FÖRDERUNG<br />
Die Idee: Eine Kombination aus<br />
Bahn- und Bussystem. Auf bestimmten<br />
Achsen sollen große<br />
Fahrgastmengen in der Stadtbahn<br />
schnell und ohne Stau zum<br />
Ziel transportiert werden. Der<br />
Bus übernehme dazu die schwächer<br />
ausgelasteten Verbindungen<br />
und die Feinerschließung<br />
bzw. die Verteilung im Außenbereich.<br />
Umstiege sollen ohne<br />
Zeitverluste von Tür zu Tür an<br />
sogenannten Korrespondenz-<br />
Bahnsteigen erfolgen. Auch<br />
über die Gegebenheiten am<br />
Neumarkt haben sich der Architekt<br />
Rolf Brinkmann und das SBI-<br />
Team Gedanken gemacht. Denn<br />
auch das kommende „Baulos 2“<br />
vor dem H&M-Gebäude würde<br />
die Durchfahrt an der Stelle<br />
nicht behindern.<br />
POLITIK IST SICH<br />
NICHT EINIG<br />
Profitieren würde insbesondere<br />
das Umland. Osnabrück hat täglich<br />
knapp 60.000 Berufsein- und<br />
25.000 Berufsauspendler. Hinzu<br />
kommt der Einkaufs- und Freizeitverkehr.<br />
Aufgrund des eher<br />
schwachen ÖPNV-Angebots in<br />
den Osnabrücker Gemeinden,<br />
sind die Bewohner dort meist auf<br />
das Auto angewiesen – so entsteht<br />
Stau auf den frequentierten Straßen<br />
zur Innenstadt. Die Grüne,<br />
die Linke und die FDP Osnabrück<br />
hätten nach Angaben der Stadtbahninitiative<br />
bereits ihre Unterstützung<br />
für das Anliegen erklärt.<br />
Ungewissheit herrscht noch bei<br />
der SPD, CDU und UFO-Fraktion.<br />
Wird die Idee der Stadtbahn realisiert,<br />
könnte Osnabrück damit<br />
ein zukunftsfähiges Verkehrssystem<br />
etablieren, dass die Umwelt<br />
in den Mittelpunkt stellt und die<br />
Stadt sowie das Umland attraktiv<br />
für alle Generationen macht. Laut<br />
SBI wären „Die Straßen nicht in<br />
erster Linie Autoverkehrsraum.<br />
Das Stadtbild und Raumwahrnehmung<br />
könnten sich positiv entwickeln.“