Hier macht es auch bei den Profis KlicK. Samsung – der Leistungsriese im Kompaktformat. nx200.samsung.ch Sidi Road Collection 2012 . www.intercycle.com
Dienstag, 9. Oktober 2012 SIXDAY NIGHTS MAGAZIN 11 Wenn Claudio Imhof wandert wie Oma Silvan Dillier/Claudio Imhof schienen prädestiniert, das Erbe von Bruno Risi/Kurt Betschart anzutreten. Doch Imhofs Körper streikt immer wieder. Wie nahe im Spitzensport Gesundheit, Glück oder Pech beieinander liegen. Bahn-Weltmeisterschaften in Melbourne im April dieses Jahres. Nationaltrainer Daniel Gisiger schickt seinen Vierer, auf den er so stolz ist, zum Einfahren auf die Piste. Claudio Imhof, der stämmige, 22-jährige Käser aus dem thurgauischen Sommeri, gehört zu den Lokomotiven des Quartetts, das die Basis der Schwei- Claudio Imhof muss sich in Geduld üben. Foto: Christina Kelkel zer Bahn-Nationalmannschaft bildet. Aber er fühlt sich, wie angeworfen, saft- und kraftlos. So sehr, dass Gisiger nichts anderes übrig bleibt, als ihn in letzter Minute zu ersetzen. «Ich fühlte mich in den Tagen zuvor in absoluter Topform, so stark wie wohl noch nie in meiner Karriere. Und dann war es, als hätte jemand den Schalter umgekippt», erinnert sich Imhof. Die Diagnose nach seiner Rückkehr in die Schweiz war niederschmetternd: Pfeiffersches Drüsenfieber, auch Mononukleose genannt. Es handelt sich bei dieser Krankheit um eine akute Virusinfektion, bei der Lymphknoten, Milz und Leber betroffen sind. Nicht selten sind Hochleistungssportler davon betroffen, weil ihr Immunsystem zu sehr geschwächt ist, um genügend Antikörper gegen die Infektion zu bilden, die via Speichel, Tröpfchenübertragung bei Husten und Niessen erfolgen kann. Comeback in weiter Ferne Inzwischen sind fast sechs Monate vergangen und ein Comeback liegt für Claudio Imhof noch immer in weiter Ferne. Ihn plagt weiterhin diese allgemeine Müdigkeit, die typisch ist für Mononukleose. «Ich bin zwar unter Aufsicht meines Arztes, aber medikamentös kann man wenig bewegen. Dem Körper Erholung gönnen, sich in Geduld üben – viel mehr lässt sich nicht machen», erzählt Imhof. Er verhehlt nicht, dass er zu Beginn der Krankheit psychisch in ein tiefes Loch gefallen, beinahe d e pre ssiv ge w or - den sei. Inzwischen hat er wieder festen Boden unter den Füssen, nicht zuletzt auch dank einem guten, verständnisvollen Umfeld mit Eltern, Trainer Marcello Albasini und dem Arzt. Die Geduldsprobe, deren Ende noch nicht absehbar ist, trifft ihn umso härter, weil er nicht gern herumsitzt oder herumliegt. «Ich bin ein Bewegungsmensch» sagt er. Und gibt diesem Drang nach, wenn er sich nicht zu schlapp fühlt. Er geht wandern («wie eine Oma»), reiten, besucht die Sauna und macht gelegentlich auch eine lockere Spazierfahrt mit dem Velo. Der Pechvogel hat bis und mit Januar alle Termine abgesagt, aber ans Aufhören denkt er nicht. Im Gegenteil. Schliesslich hat er mehr Erfahrung als alle andern, was es bedeutet,gesundheitliche Rückschläge zu überwinden und sich wieder an die Spitze zurück zu arbeiten: Im Sommer 2010 zwang ihn ein Zustand krassen Übertrainings zu einer wochenlangen Phase der Erholung. 2011 verdarben ihm Kniebeschwerden, die schliesslich im Juni zu einer diffizilen Operation und einer langen Rehabilitation führten die Strassensaison. Und als die Form wieder da war, Imhof/Dillier im November ein brillantes Genter Sechstagerennen fuhren, setzte ihn eine Erkrankung unmittelbar vor den <strong>Sixday</strong> <strong>Nights</strong> erneut schmachmatt. «Ich gebe auch diesmal nicht auf», sagt Claudio Imhof mit fester Stimme. «Wenn Claudio in alter Stärke zurückkehrt, sehe ich nicht ein, warum ich nicht wieder mit ihm zusammenspannen sollte», lässt Silvan Dillier ausrichten. Und eine wichtige Brücke beim Comeback könnte auch Marcello Albasini bauen. Er ist nicht nur Imhofs persönlicher Trainer, sondern auch Sportlicher Leiter der neuen Schweizer Sportgruppe IAM Cycling, die nächstes Jahr als Continental Team aktiv wird. Ohne Gesundheit ist alles nichts «Gesundheit ist nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts», lautet ein geflügeltes Wort. Diese Erfahrung hat auch Bernhard Oberholzer gemacht. Der 27-jährige Thurgauer aus Hefenhofen bei Amriswil, der 2011 mit acht Siegen zu den erfolgreichsten Schweizern auf der Strasse gehörte und der in den zwei vergangenen Jahren auch auf der Hallenstadionpiste eine gute Figur machte, fehlt diesmal. «Zu Beginn der Strassensaison im Frühling erholte ich mich von Rennen zu Rennen immer schlech- Sehen wir Bernhard Oberholzer an den <strong>Sixday</strong> <strong>Nights</strong> 2012? Foto: Christina Kelkel ter. Nach Ostern suchte ich deshalb den Arzt auf, aber medizinisch konnte die Ursache des Übels nicht gefunden werden», erzählt Oberholzer. Die Diagnose «Übertraining» hätte ihn überrascht und sei ihm zu vage gewesen. «Vielleicht war es ein Burnout, aber auf körperlicher Ebene», mutmasst er. Den Sommer über jedenfalls stellte sich keine Besserung ein. Oberholzer zog die Konsequenz. Statt auf die Rennerei konzentriert er sich jetzt auf die berufliche Ausbildung. Er hat an der Handelshochschule St. Gallen mit dem Studium begonnen. Sein Traum, Radprofi zu werden, hat sich nicht erfüllt. Dennoch bereut er es nicht, sich so lange auf den Sport konzentriert zu haben. Oberholzer ist überzeugt «dass sich Geduld lohnt, wie man jetzt am Beispiel von David Lang sieht, der bei IAM Cycling einen Vertrag erhalten hat. Wenn ich an meine ausgezeichnete Strassensaison 2011 denke, muss ich sagen: schade, die Gründung dieser Sportgruppe ist für mich ein Jahr zu spät gekommen.» Einen definitiven Strich unter den Radsport hat er dennoch nicht gezogen. «Die Strasse ist wohl passé, dafür ist der Aufwand zu gross. Aber die Bahn könnte ein Thema bleiben, ein bahn-