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3SAM Zeitschrift 1-2020

Der "Gemeindebrief" der 3SAM-Kirchengemeinde Ellmendingen, Dietenhausen & Weiler

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1 | 2020

Evangelische Kirchengemeinde Ellmendingen | Dietenhausen | Weiler

SUMMERTIME

and the livin‘ is easy

?

CVJM Ellmendingen | 33. Jahrgang | Nr. 101


EDITORIAL

Summertime and the livin‘ is easy

- so haben es einst Ella Fitzgerald

und Louis Armstrong und

viele Künstler nach ihnen gesungen.

Sommerzeit und das Leben

ist leicht! Wirklich? Normalerweise

eher schon, weil Sommerzeit

für viele von uns auch Urlaubszeit

bedeutet - die Zeit etwas entspannter

durch‘s Leben zu gehen und die Seele baumeln zu lassen.

Von dieser Entspanntheit ist diesen Sommer aber nicht so

viel zu spüren. Das »Easy-livin‘« fällt vielen schwer. Verständlich

beispielsweise bei den Menschen, die schwerer an Covid-19 erkrankt

sind, die durch den Lockdown die Existenz der eigenen

Firma bedroht sehen oder bei denen es nicht sicher ist, ob der

Arbeitsplatz erhalten bleibt.

Das »Easy-livin‘« scheint schon länger verflogen zu sein. Ich

nehme eine z. T. extreme Schwere wahr, die Stimmung ist vie-

lerorts im Keller, an so vielen Orten eine gereizte oder aggressive

Grundhaltung. „Covidioten”, „Corona-Diktatur”, „Gates to hell”,

„Maske an - Gehirn aus”, „Mundschutzpflicht? - Nicht ganz dicht!”,

„Faule, digital inkompetente Lehrer” ... konnte man hören und

lesen. Diese Aggressivität macht mir mehr Sorge als das Virus

selbst. In der Krise tritt so manches zu Tage, was man im Alltag

noch leicht mit seiner Fassadenfreundlichkeit überdecken kann.

Da will ich nicht mitmachen, dagegen kämpfe ich in Bezug auf

mein eigenes Reden und Handeln an. Wir können unterschiedlicher

Meinung sein (das ist ganz normal und sogar wichtig),

aber die Art und Weise, wie ich meine Meinung vertrete, zeigt,

wie ich mein Gegenüber wirklich sehe. Da will ich mich an Paulus

halten, der einmal geschrieben hat: „Redet mit jedem Menschen

freundlich; alles, was ihr sagt, soll gut und hilfreich sein”

(Kolosser 4, 6b).

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen entspannten Sommer!

SUMMERTIME

and the livin‘ is easy

?

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Wissen Sie, was „Ruhbänke“ sind?

Bei uns im ländlichen Raum finden sie sich

noch. Sehen aus wie Steinbänke. Nicht um

drauf zu sitzen – dafür sind sie zu hoch; aber

um Lasten darauf abzulegen. Wenn die Bauern

– oder mehr noch die Bauersfrauen – wenn die

früher unterwegs waren, heim vom Feld, eine

schwere Last auf der Schulter oder dem Kopf,

da tat es einfach gut, unterwegs solch eine

„Ruh-bank“ zu haben, die Last darauf abstellen und eine Weile durchatmen

zu können. Und dann kann’s weiter gehen und ich schaffe es bis nach Hause.

IMPRESSUM

3SAM

ist die Gemeindezeitschrift der Evang. Kirchengemeinde

Ellmendingen-Dietenhausen-Weiler

CVJM-Zeitung

ist die Vereinszeitschrift des CVJM Ellmendingen e. V.

Erscheinungsweise

3 x im Jahr

Druck

Gemeindebriefdruckerei Groß Oesingen

Layout

Rainer Schemenauer

Redaktionsschluss

der nächsten Ausgabe

15. Oktober 2020

Aber nicht nur Bauersleute können solche Ruhbänke brauchen. Auch andere

Lasten, die mir aufgeladen sind, vielleicht gerade jetzt in Corona-Zeiten; –

wie gut täte es da, solch einen Ort zu haben, wo ich sie abladen kann, abstellen,

Zeit finden zum Durchatmen, neue Kraft schöpfen fürs Leben.

Solch eine „Ruhbank“ bietet Jesus an. Im 11. Kapitel des Matthäus-Evangeliums

wird es berichtet. Jesus lädt ein: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig

und beladen seid; ich will euch erquicken.“

Das ist die Ansage von Jesus: Gott ist nicht ein ferner Gott, den es doch nie

und nimmer kümmert, wie es einem einzelnen Menschen geht unter seiner

Lebenslast. Gott ist ein Vater, der sich verzehrt vor Liebe nach jedem von uns,

der sich klein macht, Mensch wird, ganz nah rankommt, an jeden von uns; –

mehr noch, der sich mit unter meine und deine Last stellt, der sie trägt, der

dich trägt – dass wir auf unserem Lebensweg nicht zusammenbrechen; – und

dass wir nach Hause kommen bei ihm.

Redaktionsadressen

für Ellmendingen & Dietenhausen:

Evang. Pfarramt

Pforzheimer Str. 2

Tel.: 0 72 36 - 86 13

Fax: 0 72 36 - 97 00 20

E-Mail: Pfarramt@kirche-ellmendingen.de

für Weiler:

Rainer Schemenauer

Hauptstr. 3

Tel.: 0 72 36 - 28 97 39

E-Mail: Rainer.Schemenauer@gmx.de

für die CVJM-Zeitschrift:

Harald Wüst

Fliederstr. 6/1

Tel.: 0 72 36 - 98 25 90

E-Mail: Zeitung@CVJM-Ellmendingen.de

Bankverbindungen

für die Kirchengemeinde:

Volksbank Wilferdingen-Keltern

IBAN: DE76 6669 2300 0000 0185 11

BIC: GENODE61WIR

für den CVJM Ellmendingen:

Volksbank Wilferdingen-Keltern

IBAN: DE73 6669 2300 0000 1596 03

BIC: GENODE61WIR

für das Wegbegleiter-Projekt:

CVJM-Ellmendingen

Volksbank Wilferdingen-Keltern

IBAN: DE51 6669 2300 0000 1596 11

Spendenzweck: „Wegbegleiter“

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CORONA-PANDEMIE

Wohnzimmer-Gottesdienste über YouTube - jeden Sonntag ab 9.45 Uhr

WIR LEBEN IN AUSSERGEWÖHNLICHEN ZEITEN

Die letzten Wochen und Monate waren zunächst vom Lockdown geprägt,

der durch den Ausbruch der Corona-Pandemie quasi wie ein Tsunami,

wie eine Naturkatastrophe über uns gekommen ist. Auf das Äußerste

herausgefordert, hat unsere Gesellschaft, eigentlich fast die

ganze Bevölkerung, durch die Akzeptanz massiver Einschränkungen

dazu beigetragen, dass die Pandemie bei uns einen bisher vergleichsweise

milden und vor allem von unserem Gesundheitssystem beherrschbaren

Verlauf genommen hat.

So ging es auch uns als Haupt- und Ehrenamtlichen

in unserer Gemeinde. Wir

mussten unter diesen völlig anderen Rahmenbedingungen

des Lockdowns innerhalb

kürzester Zeit sozusagen das Rad

neu erfinden. An dieser Stelle ein ganz

dickes Dankeschön an alle, die sich hier

mächtig mit eingebracht und uns unterstützt

haben.

Verschiedene Nebenwirkungen

Die „Nebenwirkungen“ sind freilich sehr

unterschiedlich:

Manche von uns fühlen sich durch die

Corona-Krise wie aufs Abstellgleis geschoben.

Sie konnten zeitweise kaum

noch Kontakte pflegen – allenfalls per Telefon.

Oder sie waren/sind durch die Firma

zu 100% auf Kurzarbeit und suchten

zu Hause verzweifelt nach Betätigung,

nachdem alles entrümpelt und der Garten

auf Vordermann gebracht war wie

kaum jemals in den vergangenen Jahren.

Viele, die stellte diese Corona-Krise vor

ganz andere Herausforderungen. Zu einem

schon in der Vergangenheit sehr beanspruchenden

Berufsalltag kam jetzt

noch eine Menge Zusatzarbeit hinzu.

Wohnzimmer-Gottesdienste,

Einkaufsservice, Kigo-Post & Co.

Sehr schnell konnte ein Einkaufsservice

angeboten werden, der gerade die vom

Lockdown besonders betroffenen älteren

Menschen unterstützt hat.

Nachdem keine Gottesdienste mehr in

unseren Kirchen stattfinden durften, haben

wir zeitnah neue Formen der Verkündigung

etabliert – teilweise unter sehr

hohem technischen und vor allem zeitli-

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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


EINBLICKE IN DEN GEMEINDEALLTAG

chen Aufwand. Ein Studio wurde im Pfarrhaus

Weiler eingerichtet, um dort „Wohnzimmer-Gottesdienste“

zu produzieren.

Vielen Dank dafür an unseren Gemeindediakon

Rainer Schemenauer und an

das große Team der Ehrenamtlichen, die

uns Hauptamtlichen v. a. bei der Erstellung

der musikalischen Beiträge und bei

der technischen Realisierung der Produktion

diesen Kraftakt erst ermöglicht haben

- und diesen Einsatz auf sehr hohem

Niveau nun auch Woche für Woche weiter

durchhalten.

Zu den Wohnzimmer-Gottesdiensten, die

über YouTube zugänglich sind, kam der

Gottesdienst in schriftlicher Form durch

das Gottesdienstblatt (ausgelegt in den

jetzt täglich offenen Kirchen sowie in Prospektboxen

an den Pfarrhäusern).

Parallel hat unser Kindergottesdienstteam

die Kindergottesdienst-Post etabliert,

über die alle Kinder per E-Mail mit

Liedvorschlägen, einer Geschichte aus

der Bibel, Bastelvorschlägen oder Spielideen

versorgt werden.

Open-Air-Gottesdienste - hier im Pfarrgarten in Weiler

Bisher war das Wetter für unsere „Gottesdienste draußen” immer perfekt

Urlaubsfeeling und ein Hauch von Festival-Stimmung

Wiederaufnahme von Präsenz-

Gottesdiensten

Ab Ende April zeichnete sich die Möglichkeit

der Wiederaufnahme von Präsenz-Gottesdiensten

ab. Die dafür geltenden

– zunächst äußerst restriktiven

- Sicherheitsvorgaben (Hygiene- und

Abstandsregeln) machten umfangreiche

Vorarbeiten notwendig. Ein schriftliches

Sicherheitskonzept wurde für jede

einzelne Kirche erstellt und zur Genehmigung

vorgelegt. Die Gottesdiensträume

mussten entsprechend vorbereitet werden.

Behüter-Teams haben sich gebildet

und wurden entsprechend geschult. So

konnten wir schon am 10. Mai einen ersten

Präsenz-Gottesdienst – eine Taufe -

in Dietenhausen feiern.

Seither finden, freilich bei sehr eingeschränkter

Besucherzahl, wieder regelmäßig

Präsenz-Gottesdienste in unserer

Gemeinde statt.

Mit Beginn des Monats Juli feierten wir

Präsenz-Gottesdienste auch unter freiem

Himmel - im Pfarrgarten Weiler bzw.

im Kirchhof neben der Barbarakirche in

Ellmendingen, zwar unter „Pandemiebedingungen“,

aber nun wieder mit deutlich

mehr Gottesdienstbesuchern.

Die letzte Lockerungsstufe erlaubt inzwischen

auch wieder das gemeinsame Singen

– im Innern der Kirche bei Tragen einer

Mund-Nasen-Maske; im Freien auch

ohne.

Lockerungen für die Arbeit mit

Gruppen

Mit Beginn des Monats Juli gab es auch

Lockerungen im Bereich der Kinder- und

Jugendarbeit sowie von bestimmten Angeboten

im Bereich der Bildungs- und Erwachsenenarbeit.

Zeitnah wurde deshalb

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 5


CORONA-PANDEMIE

nun auch für das Albert-Knapp-Haus ein

Sicherheitskonzept erstellt und Schulungen

für Verantwortliche wurden durchgeführt,

so dass in gewissem Rahmen

und bei (leider noch) eingeschränkter Besucherzahl

auch im Gemeindehaus und

auf dem CVJM-Plätzle wieder Veranstaltungen

stattfinden können.

Auch der Besuchsdienst bei Jubilaren

und bei unseren Senioren zu den runden

Altersgeburtstagen kann nun – auf

Wunsch – wieder stattfinden; ebenso –

freilich noch deutlich behutsamer – die

Gottesdienste im Seniorenzentrum.

Kindergärten

Sehr herausfordernd waren die letzten

Monate auch für unsere Kindergärten. Ein

sehr großes Lob gilt den Leiterinnen und

den Teams, die in schwierigen Zeiten erst

den Lockdown, dann die Notbetreuung

und schließlich den „Regelbetrieb unter

Pandemiebedingungen“ bewältigt haben.

Vielen Dank auch an die Eltern, die

diesen - auch für ihre familiäre und berufliche

Situation - äußerst beschwerlichen

Weg mitgegangen sind. Dank auch

an das gute und einvernehmliche Miteinander

aller Träger in unserer Kommune

und der Verantwortlichen der Gemeinde

Keltern.

Corona-Task-Force-Team

Wesentlich für die Realisierung aller Angebote

unserer Kirchengemeinde im

Rahmen der sich ständig ändernden Corona-Verordnungen

von Staat und Kirche

war die Arbeit des Corona-Teams unserer

Gemeinde, initiiert und begleitet von

Manfred Seitz. An diesem Team, das sich

auch weiter regelmäßig online trifft, beteiligen

sich die Hauptamtlichen sowie

Vertreter des Kirchengemeinderates und

des CVJM-Vorstandes.

Wie geht es weiter?

Wie es weitergeht, wissen wir nicht. Auch

wenn die Bewältigung der Corona-Krise

in unserem Land vergleichsweise so

gut gelungen ist wie fast nirgendwo

sonst, wird sie Spuren hinterlassen. Wie

einschneidend die damit verbundenen

Veränderungen sein werden, wird sicher

auch davon abhängen, inwieweit es gelingt,

die „zweite Welle“ niedrig zu halten.

Da sind wir alle, gerade als Christen, herausgefordert,

auch weiter die notwendige

Achtsamkeit und Sorgfalt bei der

Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln

walten zu lassen.

Darüber hinaus bin ich überzeugt: Bei aller

Sehnsucht nach Rückkehr zur „Normalität“,

die Normalität nach der Krise wird

eine andere sein als vor der Krise – auch

für uns als Kirchengemeinde.

Neue Gewohnheiten und Routinen zeichnen

sich schon jetzt andeutungsweise ab:

Die Digitalisierung wird auch in den Kirchen

einen breiteren Raum einnehmen

- wobei freilich gerade unser christlicher

Glaube auch in Zukunft immer wesentlich

von persönlicher Begegnung und vom Miteinander

lebt.

Das orts- und konfessionsübergreifende

Miteinander wird wachsen und wichtiger

werden.

Die „arbeitsteilige“ Profilierung der verschiedenen

Gemeinden in Kommune und

Region setzt Synergieeffekte frei. Nicht jede

Kirchengemeinde kann alles anbieten und

das an jedem Ort.

Parallel dazu wird das persönliche Engagement

von uns allen vor Ort in der Nachbarschaft

wachsen. Nicht die Institution,

aber jeder einzelne Christ bringt „Kirche“,

praktische Hilfe, Trost und Hoffnung nah

ran an die Menschen.

Jede Krise birgt auch eine Chance. Diese

Chance durch Gottes Geist zu erkennen

und im Vertrauen auf die reale Gegenwart

der Kraft von Jesus Christus zu ergreifen,

darauf vertrauend schaue ich zuversichtlich

nach vorne.

Gott segne Sie in herausfordernden Zeiten.

Ihr Pfr. Günther Wacker

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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


EINBLICKE IN DEN GEMEINDEALLTAG

WIE WAREN DIE ERSTEN MONATE?

Wie waren unsere ersten Monate beim CVJM Ellmendingen? Kurz zusammen gefasst: anders als erwartet,

spannend und bunt. An manchen Stellen herausfordernd und an anderen Stellen voller inspirierender Augenblicke.

Als wir am 12. Januar offiziell im Gottesdienst

begrüßt wurden, haben wir nicht

im Traum daran gedacht, dass sich unser

Leben in den nächsten Wochen und

Monaten ganz anders gestalten würde

als erwartet.

Die ersten Wochen

Die ersten Wochen waren geprägt von

vielen neuen, schönen und spannenden

Begegnungen. Da waren beispielsweise

gleich im Januar das Klausurwochende

vom CVJM-Vorstand zusammen

mit dem Kirchengemeinderat oder auch

das Lebenshauswochenende und später

das Konfi-Castle. Das waren gleich tolle

Möglichkeiten Menschen kennen zu lernen

und Einblicke in die Gemeinde zu

bekommen.

Gleichzeitig waren die ersten Wochen

aber auch voller offener Fragen, beispielsweise

der Frage nach einem Ort zum Leben.

Unsere Wohnperspektive hatte sich

kurzfristig zerschlagen, daher kamen wir

erst einmal noch in einer Ferienwohnung

unter, die uns dankenswerterweise für einige

Wochen zur Verfügung gestellt wurde.

Unsere Möbel durften wir in dieser

Zeit freundlicherweise in einer Garage

zwischenlagern. Mitte März war es dann

endlich soweit und wir konnten in eine

Wohnung in Weiler ziehen (Anmerkung

d. Red.: Inzwischen wohnen Bolligers in

Ellmendingen).

Zeitgleich wurde aber auch klar, dass

alle Gemeindeveranstaltungen abgesagt

werden und Gemeinde jetzt erstmal auf

ganz andere Art und Weise stattfinden

wird. Ihr wisst schon warum…

Statt einzelne Gruppen zu besuchen,

Menschen zu begegnen und gemeinsam

mit dem Vorstand ein neues Konzept

für die Jugendarbeit zu erarbeiten,

Kommunikation über digitale Meeting-Plattformen

musste so gut wie alles auf Online-Sitzungen

verlegt werden. Technisch ging

das relativ reibungslos, und gerade für

Sachthemen haben sich diese Sitzungen

schnell als hilfreich erwiesen. Allerdings

wurde auch klar, dass die direkte Begegnung

mit Menschen nur bedingt durch

Online-Angebote zu ersetzen ist.

Daraus ist uns dann die Idee gekommen

viele einzelne Menschen anzurufen bzw.

zu besuchen. Und all diese Begegnungen

– ob am Telefon, am Gartenzaun oder an

der Haustür – waren immer sehr wertvoll

und offen.

Jugendarbeit digital

Ein Highlight in dieser Zeit waren die

abendlichen Chatzeiten mit einigen Jugendlichen

über Discord, einen Onlinedienst

für Chat-, Sprach und Videotreffen.

Jesus House hatte online stattgefunden,

und in dieser Woche hatte es das Angebot,

nach dem Jesus-House-Programm

noch in lokalen Gruppen über Discord

ins Gespräch zu kommen, schon gegeben.

Dies war für einige sehr positiv, so

dass wir diese Chatzeiten auch über Jesus

House hinaus weitergeführt haben. Es

war eine Freude zu erleben, mit welcher

Offenheit wir Gespräche über Lebensund

Glaubensthemen geführt haben und

wie schnell das Vertrauen zueinander gewachsen

ist.

Insgesamt waren die letzten Monate eine

sehr lehrreiche Zeit. So blicken wir gespannt

darauf, was die nächsten Monate

so mit sich bringen werden.

Lydia & Marc

Bolliger

Jugendreferenten

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 7


CORONA-PANDEMIE

WIE ICH CORONA ERLEBT HABE UND NOCH ERLEBE

Eigentlich hatte ich mich Anfang des Jahres sehr darüber gefreut, dass ich wieder zur Reha fahren durfte

nach Bad Waldsee. Denn eigentlich wusste ich, es kann nur gut werden. Es gibt dort die Möglichkeit zu schönen

Spaziergängen rund um den See. Dann freute ich mich wahnsinnig auf die vielen Anwendungen in der

Therme gleich bei der Kurklinik. Deshalb – los geht’s. Die Koffer wurden gepackt, das Auto vollgetankt und

ab ging es, am 9. März 2020. Ich fuhr aber doch irgendwie mit einem komischen Gefühl im Bauch, weil – ihr

wisst es schon, CORONA.

Die ersten Tage Reha

In der Klinik angekommen bekam ich

mein Zimmer, und gleich ging es los

zum Spaziergang um den See (am 1. Tag

gibt es ja noch keine Anwendungen).

Am zweiten Tag bekam ich dann meine

Termine, ich durfte zum Aqua-Bike,

zum Aqua-Jogging, danach konnte ich

schwimmen, ich hatte Massage, Krankengymnastik

und, und, und. Tja, und dann

kam der Mittwoch, und wir erhielten die

erste Hiobsbotschaft: „Leider dürft ihr

abends jetzt nur noch bis 21 Uhr in das

Bistro bei der Therme“. Okay, dachten wir

da noch. Ist ja nicht so schlimm. Danach

kann man noch etwas zusammensitzen,

und gut ist. Von wegen! Denn plötzlich

hieß es am nächsten Tag: Es tut uns leid,

aber es dürfen keine Tische mehr zusammengestellt

werden. Na ja, auch nicht so

schlimm. Aber am Freitag wurde es dann

kritisch: „Leider müssen wir euch mitteilen,

dass das Bad nur noch für die Anwendungen

geöffnet ist. Keiner darf mehr

schwimmen gehen, außer zu seiner Wassergymnastik.

Danach sofort wieder ins

Zimmer“. Wie, deshalb bin ich doch hier!?!

Schwimmen wollte ich, da mir das guttut.

Eingang gesperrt

Und so schaukelte es sich langsam

hoch. Bis dann für mich am Sonntag der

Schlusspunkt gesetzt wurde: „Wir bitten

euch, nur noch alleine Spaziergänge zu

unternehmen. Die Tischzeiten werden

ab sofort geändert, es darf nur noch zu

zweit am Tisch gesessen werden. Jeder

bekommt eine genaue Essenszeit zugewiesen.

Und nach Möglichkeit bitten wir

euch, nach den Anwendungen eure Zimmer

aufzusuchen“. Da dachte ich mir: So

hab ich mir das nicht vorgestellt. Deshalb

ging ich am nächsten Tag zu meiner Ärztin,

ihr erklären, dass ich hier so mehr unter

Stress stehen würde als zu Hause. Und

meine offizielle Entlassung erfolgte dann

nach gerade mal sieben Tagen. Aber ich

dachte mir, du kannst dich daheim besser

erholen, als wenn du hier bleibst.

leere Therme

Wieder zuhause

Zu Hause angekommen habe ich das

dann auch ausgeführt. Jeden Tag habe

ich einen schönen Spaziergang gemacht,

habe wieder mit dem Radfahren angefangen.

Außerdem habe ich es genossen,

mit unserem Enkel und unseren Kindern

immer wieder unseren Garten zu nutzen.

Deshalb gab es dann auch einen eigenen

Sandelkasten, da ja die Spielplätze leider

gesperrt waren.

Und – natürlich habe ich mir dann überlegt,

wie kann ich mich in der Gemeinde

einbringen und helfen. Aber das war

gar nicht so einfach. Schließlich zähle ich

durch meine Erkrankung zu den Risikopatienten.

Also war klar, den Einkaufservice

kann ich vergessen. Tja, und dann

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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


PERSÖNLICHER EINBLICK

hab ich gedacht, ich

brauche einen Mundschutz

und andere Leute

auch. Gesagt – getan.

Ich habe mich wieder an

meine Nähmaschine gesetzt

und habe angefangen

zu nähen und hierbei

das auch wieder für mich

entdeckt.

Problematisch war die Frage:

Wie halten wir unsere Kirchengemeinderats-Sitzungen

ab? Es wurde sehr viel hin und

her gemailt, bis wir uns dann

entschlossen, einmal eine Online-Sitzung

auszuprobieren.

Also musste sich jeder damit vertraut

machen, wie das funktioniert,

und es hat auch geklappt. Die nächste

Sitzung wollten wir dann aber doch lieber

als Präsenzsitzung ausprobieren. Somit

wurde der Termin in die Weilermer

Kirche verlegt, denn dort konnte Abstand

gehalten werden. Wir bemerkten

dort aber schnell, dass der Hall in der leeren

Kirche einer guten Kommunikation

überhaupt nicht dienlich ist. Deshalb sind

wir dankbar, dass uns inzwischen durch

den CVJM ein Hygienekonzept fürs AKH

vorgelegt wurde, mit dem es uns jetzt

wieder möglich ist, Sitzungen im großen

Saal des AKH abzuhalten. So hat uns Corona

auch im KGR vor viele Probleme gestellt,

von denen ich hier nur einen sehr

kleinen Teil berichtet habe. Dankbar bin

ich für all die Leute, die sich im Corona-

Team einbringen, die ganzen Vorschriften

durcharbeiten und uns Lösungsvorschläge

für Gottesdienste, Gruppen und

Kreise, die Benutzung der Kirche, Konzepte

für Open-Air-Veranstaltungen usw. geliefert

haben.

Mundschutz selbstgemacht

Man hilft sich untereinander, wo irgend

möglich.

Wie toll ist unsere Kirchengemeinde

– Gottesdienste wurden als „Wohnzimmergottesdienste“

aufgenommen, jetzt

kann man per YouTube sonntags den Gottesdienst

zu Hause ansehen, ohne Angst

vor einer Ansteckung haben zu müssen

(DANKE hier an alle, die sich hierfür stark

gemacht haben, Zeit investiert und für

das notwendige Equipment gesorgt haben,

allen voran Rainer Schemenauer).

Die Gottesdienstnachrichten und Predigten

kann man nun in Schriftform erhalten

und auch weitergeben.

möglich wäre. Und das Wetter hat bislang

immer mitgespielt!

Und so weiter, es gibt noch viel mehr.

Da kann jeder mal selbst nachdenken,

was er in dieser Zeit wieder neu entdecken

konnte.

Fazit

Mir war bislang gar nicht bewusst, wieviel

Gutes wir hier alles haben. So habe

ich in dieser Zeit also nicht nur Negatives

erlebt, sondern auch in ganz großer

Vielfalt die Gnade Gottes erfahren. Mein

Wunsch wäre, dass wir dies aus dieser

schrecklichen Pandemie, die uns wahrscheinlich

noch eine Weile begleiten

wird, als Positives mitnehmen und wertschätzen

können. Und ich hoffe darauf,

dass wieder der Tag kommen wird, an

dem wir gemeinsam ohne Ängste zusammen

feiern und uns in den Arm nehmen

können – denn das brauchen wir auch...

Viele Grüße Eure Claudia

Claudia Bittighofer

Kirchengemeinderätin

Was mir in dieser Zeit besonders aufgefallen

ist, ist Folgendes:

Wie schön ist Keltern!

Wie gut haben wir es hier, denn wir

können nach draußen!

Viele haben einen Garten und können

diesen wieder richtig genießen.

Open-Air-Gottesdienst neben der Kirche in Ellmendingen

Es gibt jetzt häufig Open-Air-Gottesdienste,

an denen weit mehr Menschen

teilnehmen können, als in den Kirchen

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 9


CORONA-PANDEMIE

Aus dem CVJM-Vorstand

Schon länger berichtet der Kirchengemeinderat in dieser Zeitschrift von seiner Arbeit und gibt Einblick in

was ihn aktuell bewegt. Auch wir als CVJM-Vorstand möchten Sie nun an dieser Stelle regelmäßig über Vergangenes

und Anstehendes informieren.

RÜCKBLICK 2019

In meinem ersten Jahr als Vorsitzender des CVJM wurden wir

nicht gerade geschont, sondern es war reichlich gefüllt mit Umbrüchen

und Arbeit.

Stellenneubesetzung

Im Fokus standen die Veränderungen rund um unsere 75%-Jugendreferentenstelle.

Im Frühjahr 2019 stand eigentlich die Vertragsverlängerung

von Mareike Böttinger an. Die angebotene

Verlängerung ihres Arbeitsvertrages lehnte Mareike nach reiflicher

Überlegung aber ab, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung

zu stellen. Ihre Anstellung endete dann im August

2019. Nochmal herzlichen Dank für alles an dieser Stelle!

Für uns als Vorstand gab es nun zwei Möglichkeiten weiter zu

machen: Entweder wir besetzen die frei gewordene Stelle neu,

so schnell es geht, oder aber wir lassen uns ein Jahr Zeit, um die

Inhalte dieser Jugendreferentenstelle neu zu definieren sowie

einige Arbeitgebertätigkeiten neu zu denken.

Im Hinblick darauf, dass die Konfirmandenarbeit ein wesentlicher

Bestandteil unserer Jugendarbeit ist und die Konfirmandenjahrgänge

2019 und 2020 bei einer einjährigen Pause ohne

Jugendreferent/in hätten auskommen müssen, haben wir uns

im Vorstand dazu entschieden, die Stelle so schnell wie möglich

neu zu besetzten.

Im Eilverfahren wurde dann von Mai bis Juli 2019 eine Stellenbzw.

Arbeitsbeschreibung für die Jugendreferentenstelle erarbeitet,

und die Stelle wurde über verschiedene Kanäle ausgeschrieben.

Im Zuge dessen wurde die Notwendigkeit dieser

Jugendreferentenstelle in unserem CVJM nochmals vom Vorstand

bekräftigt.

Im August und September 2019 wurden dann Kennenlern- und

Bewerbungsgespräche mit drei Bewerbern geführt. Wie Sie bereits

wissen, wurden schließlich Lydia und Marc Bolliger zum

1.1.2020 bei uns als neue Jugendreferenten in Stellenteilung

angestellt. Ein „Herzliches Willkommen“ euch!

Wie Lydia und Marc ihre erste Zeit bei uns erlebt haben, berichten

sie in dieser Zeitschrift (S. 7).

10

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


EINBLICKE IN DIE CVJM-ARBEIT

Neues Konzept für die Jugendarbeit

Im Zuge der Neubesetzung der Jugendreferentenstelle haben

wir uns als Vorstand vorgenommen, in Zusammenarbeit

mit unseren Mitarbeitern und den neuen Jugendreferenten

und unter Einbezug unserer Jugendlichen ein neues Konzept

für unsere Jugendarbeit zu erstellen. Bewegründe hierfür sind

der sich ständig verändernde Zeitgeist und die Frage, wie wir

unsere Jugendarbeit bewusst darin positionieren wollen, mal

ganz davon abgesehen, dass es aktuell gar kein in gemeinsamen

Überlegungen entstandenes und schriftlich festgehaltenes

Konzept gibt.

Die Arbeit an diesem Konzept begann im September 2019; sie

ist noch nicht abgeschlossen.

Alltagsgeschäft

Zu all dem Erwähnten kamen 2019 natürlich die alltäglichen

zu bewerkstelligenden Themen wie regelmäßige Gruppen, Mitarbeiterbetreuung,

Gemeindefest, Straßenfest, Mitarbeiterfreizeit,

Mitarbeiterdankesfest, Adventsandacht, Gottesdienste,

Jahreshauptversammlung etc.

Die letzten Wochen waren von vielen Online-Meetings geprägt

2020 - CORONA UND AUSBLICK

Das Jahr 2020 begann für den CVJM Ellmendingen spannend,

da Lydia und Marc offiziell als neue Jugendreferenten eingeführt

wurden.

Lockdown, Online- und Hybrid-Treffen

Im März wurde es dann turbulent. Sie alle wissen warum: die

Corona-Zeit begann.

Ich möchte an dieser Stelle nicht zu stark auf diese Zeit eingehen,

da wir alle zur Genüge Informationen und Berichte dazu lesen

und hören. Im Wesentlichen gibt es auch nicht mehr zu berichten,

außer dass wir unsere regelmäßigen Gruppen und alle

Veranstaltungen Ende März absagen mussten und die Jugendevangelisation

„JesusHouse“ sowie die Vorstandssitzungen online

stattfanden. Der Badentreff konnte dann schon wieder lokal

mit Online-Übertragung im Weilermer Pfarrgarten stattfinden.

Pläne für die nächsten Monate

Ganz aktuell steht an, unsere Gruppen und Kreise nach den

Sommerferien wieder in Gang zu bekommen. Bereits Anfang

Juli wurden Hygienekonzepte für verschiedene Gebäude und

Orte erstellt, um Treffen dort wieder zu ermöglichen. Diese Konzepte

werden nach den Sommerferien nochmals überarbeitet.

Zudem möchten wir unsere Mitarbeiterfreizeit im Herbst 2020

durchführen, was auch unter Berücksichtigung aller dann gültigen

Verordnungen geschehen muss.

JesusHouse wurde diesmal als reine Online-Veranstaltung durchgeführt

Jugendreferentenstelle besser koordinieren, Arbeit an den

CVJM-Zielen und -Werten fortsetzen und das Arbeitsfeld des

CVJM-Vorstandes genau definieren.

Durch Corona kam nun noch hinzu: Was können wir aus der

Corona-Zeit für unsere Kinder- und Jugendarbeit lernen? Stichwort

„digitale Kirche“...

Sie sehen also: Kurzarbeit müssen wir wohl nicht anmelden.

Wir freuen uns die Themen in Zukunft abzuarbeiten, eines nach

dem anderen, und wir freuen uns auf eine neue Normalität!

Im Namen des gesamten CVJM-Vorstandes,

Lukas Mayer

1. Vorsitzender

CVJM Ellmendingen

Inhaltlich haben wir uns Anfang 2020 schon einige Ziele gesetzt:

Konzept Jugendarbeit fertigstellen, Finanzierung der

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 11


CORONA-PANDEMIE

BADENTREFF 2020 – ALL INCLUSIVE

All inclusive – alles inklusive, also alles in reichlichem Überfluss: Mit diesem Thema hat der CVJM Baden in

diesem Jahr eingeladen am jährlichen Badentreff teilzuhaben. Dieses Mal – wer hätte es gedacht – halt auf

eine ganz andere Art und Weise als sonst. Kein gigantischer Zeltplatz als Treffpunkt aller CVJMs in ganz Baden,

keine große Veranstaltungshalle mit weit über 1000 Plätzen, kein Moonlightvolleyballturnier, kein „Connecten“

mit anderen Jugendlichen und auch kein morgendlicher Zeltplatzweckruf.

Mit dem Blick auf diese „harten Fakten“ empfand ich das diesjährige

Badentreffthema als leicht ironisch, sogar beinahe als

sarkastisch. Alles im Überfluss – dabei war doch so vieles nicht

möglich. Das kam in meinem Kopf nicht so recht zusammen.

Doch was soll das schon heißen, nur weil das in meinem Kopf

nicht zusammen passt…

Aber wie sah er denn nun aus, der Badentreff

2020?

Er war natürlich deutlich „kleiner“ – über 1000 Personen hätten

wir dann vermutlich doch nicht im Weilermer Pfarrgarten

untergebracht… :-) Ähnlich wie bei den Open-Air-Gottesdiensten

haben wir uns, zu ungefähr 25igst, mit Picknickdecken und

Campingstühlen bewaffnet im Pfarrgarten getroffen und es uns

gemütlich gemacht. Ausgerüstet mit ganz schön viel Technik,

haben wir uns in den Livestream des CVJM Baden eingeloggt

und das Programm, welches live aus der Remchinger Kulturhalle

gesendet wurde, an den Bildschirmen verfolgt.

Wir hörten von Gottes reich gedecktem Tisch und von all den

Dingen, die er für uns bereithält, wir durften von Zeugnissen

hören und konnten an „Onlineseminaren“ teilnehmen.

In reichem Überfluss

Wenn ich jetzt im Nachhinein an den Badentreff im Pfarrgarten

zurück denke, muss ich erschreckenderweise feststellen,

dass inhaltlich gar nicht so viel hängen geblieben ist. Zumindest

nicht, wenn ich versuche mich an die Aussagen der Predigten

zu erinnern.

Andererseits blicke ich auf ein Wochenende in wahrlich reichlichem

Überfluss zurück. All inclusive – alles inklusive, ja, alles

in reichem Überfluss.

Unser Wochenende war absolut mit Überfluss gesegnet! Wir

hatten richtig gutes Wetter, was bei einer Open-Air-Veranstaltung

mit viel Technik wirklich von Vorteil ist! Wir hatten tolle

Gemeinschaft, die zumindest mir bis dahin wochenlang

schmerzlich gefehlt hatte. Bei Leitergolf, Crossboule, dem Wikingerschach

KUBB und noch einigen anderen Outdoor-Spielen

wurden hitzige Gefechte bestritten, es wurde zusammen

gelacht und richtig viel gequatscht. Wir waren mit technischer

Manpower, vielen Metern Kabel und noch einem weiteren „Haufen“

an Equipment beschenkt, ohne die unser Badentreff niemals

hätte funktionieren können. Motivierte Mitarbeiter, die

überall mit angepackt haben, waren mit am Start, und nicht

zuletzt waren wir kulinarisch mit reichlichem Überfluss gesegnet!

Ein Kühlschrank voll mit verschiedenen Getränken, Chips

und andere Snacks, im Gefrierfach Wassereis, welches zum Teil

mit rekordverdächtigem Einzelverzehr von über 100 Stück in

drei Tagen verspeist wurde, Nudelsalat, Pulled Pork und Kaiserschmarrn.

Uns hat es wahrlich an nichts gemangelt.

Im Rückblick macht es Sinn

Was im Vorfeld in meinem Kopf nicht zusammenpasste, macht

doch im Rückblick so viel Sinn, ja, absolut nichts klingt mehr

ironisch – im Gegenteil! Ich durfte erleben, wie Jesus den Slogan

„All inclusive“ ganz praktisch gefüllt hat, ich durfte erleben,

wie allein Jesus unser Wochenende hat überfließen lassen!

Durch diesen Blick zurück auf das Badentreffwochenende wurde

mir eins wieder sehr bewusst: Jesus lässt sich in dem, was er

tun und bewirken möchte, nicht aufhalten, durch absolut nichts

und niemanden! Erst recht nicht durch Corona!

Jana Schiffer | 2. Vorsitzende, CVJM Ellmendingen

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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


EINBLICKE IN DIE CVJM-ARBEIT

Wahl-Workshops online über Smartphone

KAISERSCHMARRN aus der Paella-Pfanne

Über 2 Fernseher wurde der Stream aus der Kulturhalle in Wilferdingen angeschaut

Ohne Technik wäre nicht viel gegangen

Ohne gutes Essen geht gar nichts ;-) | Hier PULLED PORK

Wahl-Workshops online über Smartphone

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 13


CORONA-PANDEMIE

Gedankenschweifen des Gemeindediakons

CORONA-ZEIT = LERNZEIT

Ich habe Religionspädagogik studiert. Das ist ein Studium mit einer Mischung aus theologischen und pädagogischen

Fächern – Altes Testament, Neues Testament, Systematische Theologie, Hermeneutik, Kirchengeschichte,

Pastorallehre, Pädagogik, Psychologie, Methodenlehre … Dieses Studium sollte mich eigentlich

auf meinen Beruf als Gemeindediakon vorbereiten. Hat es auch - aber irgendwie auch nicht, denn der Alltag

als Gemeindediakon gestaltet sich meist ganz anders, als beispielsweise geistreiche Vorträge zu halten oder

tiefschürfende theologische Gespräche zu führen. Im Gemeindealltag ist alles viel mehr „down to earth“ und

nicht so abgehoben wie an der Hochschule.

Gemeindealltag – Lernalltag

Nach meinem Studium galt es zuerst einmal,

den ganzen Theologen-Jargon wieder

abzulegen, den ich mir im Laufe des

Studiums schleichend angeeignet hatte,

und so zu sprechen, dass es auch die

Menschen verstehen, mit denen ich tagtäglich

zu tun habe. Ich habe in meinen

ersten Dienstmonaten auch schnell gemerkt,

dass in der Praxis, im Gemeindealltag

(und ganz besonders gerade auch

in der Jugendarbeit, für die ich verantwortlich

war) ganz andere Skills gefordert

waren als das meiste, was ich im Studium

gelernt hatte. Das ist wohl auch irgendwie

normal und gilt sicherlich genauso

für viele andere Studienberufe.

Also habe ich mir Stück für Stück Fähigkeiten

angeeignet wie das Führen von

Teams, das Organisieren von Veranstaltungen

oder das inhaltliche und grafische

Gestalten von Öffentlichkeitsarbeit.

Und ich habe seither nie aufgehört

mir Neues anzueignen und zu lernen,

weil sich Situationen und Umstände stetig

und ständig ändern. Seitdem ich aus

der Schule bin, freue ich mich sogar jedes

Mal darauf, Neues lernen zu dürfen und

neue Gebiete zu entdecken und – zumindest

teilweise – zu erobern. Ja, seit ich

nicht mehr lernen muss, macht mir das

Lernen Spaß, weil ich Dinge mit konkretem

Praxisbezug lerne.

Lern-Overkill

Seit etwa vier Monaten hat meine grundsätzliche

Freude am Lernen einen Dämpfer

erhalten. Mitte März hat die Corona-

Pandemie auch unsere Kirchengemeinde

erreicht (… wer hätte es gedacht?). Alle

Präsenz-Veranstaltungen mussten gestrichen,

gleichzeitig aber auch Lösungen

gefunden werden, wie wir auch ohne

physische Präsenz wenigstens ansatzweise

Gemeindeleben gestalten könnten.

Die anfangs von mir erhoffte Zeit der

Ruhe, der Besinnung, des Nachdenkens

aufgrund des Ausfalls vieler Veranstaltungen

und Termine entpuppte sich schnell

als Illusion. Nicht Kurzarbeit war angesagt,

sondern neben etlichen konkreten

Aufgaben v. a. LERNEN!

Was die Latenzzeit zwischen Bild- und Audiosignal

im Videostream ist, wie man online

eine Schulklasse unterrichten kann,

welche Software für Online-Meetings am

besten geeignet ist, dass ich meine Videokamera

nicht einfach so als Webcam

verwenden kann, wie man Videos und

Audios gut und zügig schneiden kann,

wie man ein einfaches Anmeldeformular

für unsere Präsenzgottesdienste auf

unserer Homepage integrieren kann …

und, und, und – das hat mir niemand im

Studium beigebracht. Das - und vieles

mehr – durfte und musste ich in den letzten

Wochen und Monaten lernen und in

der Praxis erproben – trial and error! Für

den Wissens- und Erfahrungszuwachs bin

ich total dankbar!

Aber zum ersten Mal seit langer Zeit muss

ich auch sagen: Ich habe jetzt vorerst keine

Lust mehr auf das Lernen. Es geht mir

so wie Schülern, die nun endlich ihre

Abschlussprüfung bewältigt haben und

jetzt einfach mal „nichts mehr denken“

wollen. Ich fühle mich ausgelutscht - aber

auch technisch gewappnet für eine zweite,

dritte oder x-te Ansteckungswelle!

Viele haben gelernt

Manche (vielleicht auch viele) in unserer

Kirche und Gemeinde haben gelernt,

dass „online“ gar nicht so böse und

schlecht ist wie einmal gedacht, dass „Kirche“

auch in einer anderen Gestalt „Kirche“

sein kann, auch wenn die persönlichen

Face-to-face-Kontakte durch nichts

zu ersetzen sind. Manch eine/r hat über

die digitalen Angebote sogar zum ersten

Mal Kontakt zu einer oder ihrer/seiner Kirchengemeinde

aufgenommen und hat

genau diese Form von Kirche schätzen

gelernt.

Manch einer der eher kirchenkritischen

Zeitgenossen hat zugeben müssen, dass

„Kirche“ gar nicht so von gestern ist wie

ursprünglich gedacht, dass Kirche etwas

auf die Beine stellen kann, was manch

andere Organisation in dieser Krisenzeit

nicht auf die Reihe gebracht hat (… auch

wenn es andererseits durchaus auch An-

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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


EINBLICKE IN DEN GEMEINDEALLTAG

Videoleuchte

Hauptmonitor PC

Kontrollmonitor

Kamera

für bessere Ausleuchtung

meines Teints ;-)

für Video- und Audioschnitt

oder auch das

Layouten dieser Zeitschrift

für Webinare, Fernunterricht,

oder Online-Besprechungen

als Webcam-Variante für

bessere Bild-Qualität

Mikrofon

Video-Mischpult

Laptop

iPad

für guten Ton

zum konfortablen Wechseln

der einzelnen Videoquellen wie

Kamera, Laptop oder Tablet

für Präsentationen

z.B. bei Webinaren

als Tafel- oder Flipchart-

Ersatz zum live Schreiben

Um gleich Vor- bzw. Fehlurteilen vorzubeugen, dass die Kirche wohl zu viel Geld habe ... Nein, bis auf das Videomischpult und das Mikrofon waren alle

Geräte in meinem privaten Besitz vorhanden ;-)

gebote gab, die zum Fremdschämen geeignet

waren). Ich selbst war überrascht,

wie viele Gemeinden - gerade auch in unserem

Kirchenbezirk - sich alle Mühe gegeben

haben, die digitale Herausforderung

anzunehmen, und staune darüber,

wie sie zum Teil über sich hinausgewachsen

sind.

Vor allem aber haben wir gelernt (was

wir vom Kopf her natürlich schon wussten,

was aber nun auch von der Erfahrung

her tief in uns verankert wurde),

dass wir Menschen von Gott auf diese

ganz alltägliche, reale Nähe, auf Face-toface-Beziehungen

angelegt sind. Wir sind

soziale Wesen, wir sind Beziehungswesen,

wir können nicht alleine. Wir brauchen

auch die körperliche Nähe, wir brauchen

die Berührung und die Umarmung.

Wie gesagt: keine neue Erkenntnis, keine

neue Lebensweisheit, aber jetzt haben

wir es so richtig hautnah, äh hautfern erlebt.

Nachhaltiger kann man nicht lernen.

Einsamkeit inmitten von Gemeinschaft

Da kommt mir der Gedanke: Wir alle

könnten daraus lernen, dass es auch

ohne „Corona“ viele Menschen gibt, die

diese Nähe nicht (mehr) erleben, weil

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 15


CORONA-PANDEMIE

sie nicht wahrgenommen werden, weil

sie vergessen und alleine zu Hause sitzen

oder – mitten in einer Gemeinschaft

- so behandelt werden, als hätten sie ein

Virus, das gefährlicher ist als COVID-19.

Einsamkeit ist häufig ein großes Problem

im Alter, aber Einsamkeit betrifft viel

mehr Menschen als nur unsere Senioren.

Mitten in unseren Veranstaltungen,

mitten in unseren Gruppen

und Kreisen, mitten

in unserer Gemeinde sitzen

Menschen, die sich

unbeachtet, abgehängt

und einsam fühlen.

Ein Kollege von mir (David

Brunner) schreibt auf seinem Blog:

“Wegen mir muss es gar nicht so schnell

zurück zur Normalität gehen”, habe ich inzwischen

einige Menschen sagen hören

– und mich auch. Ganz persönlich ist mir

auf drastische Weise deutlich geworden,

welche Menschen in meinem Leben wirklich

eine Rolle spielen – und welche Menschen

nicht. Welche Menschen ich vermisst

habe – und welche Menschen ich nicht vermisst

habe in den letzten vier Monaten, ist

aber keine Frage der Wertigkeit dieser Menschen,

sondern eine Frage des Bedeutungsgehalts

der Beziehung zu ihnen.

Könnte es sein, dass wir als Gemeinde einem

Ideal an Gemeinschaft hinterherlaufen,

dem wir gar nicht gerecht werden wollen

(!), es aber dennoch so hochhalten, weil

im Neuen Testament (Philipper 2,2; Kolosser

3,13-17) ja immer wieder davon die Rede

ist, dass wir “eine Gemeinschaft” sind und

schon in Psalm 133,1 steht ja bekanntlich:

“Wie schön und angenehm ist es, wenn Brüder

[ich ergänze: “und Schwestern”] in Frieden

zusammenleben!”.

Der Bedeutungsgehalt von Beziehungen

Dieser Satz schlägt bei mir ein: Welche

Menschen ich vermisst habe – und welche

Menschen ich nicht vermisst habe in den

letzten vier Monaten, ist aber keine Frage

der Wertigkeit dieser Menschen, sondern

eine Frage des Bedeutungsgehalts der Beziehung

zu ihnen.

Ich frage mich und dich, liebe Leserin, lieber

Leser: Was ist der Bedeutungsgehalt

deiner Beziehungen? Christliche Gemeinde,

Kirche funktioniert leider häufig so,

dass du so lange wahrgenommen wirst,

Beachtung findest, Wertschätzung

erfährst, solange du etwas

leistest, solange

du funktionierst.

Deine Bedeutung in der Gemeinde

und damit verknüpft auch deine

Beziehungen hängen am seidenen Faden

deiner Funktion. Hast du keine Funktion

mehr oder anders gesagt, funktionierst

du nicht mehr, dann sterben schleichend

auch häufig diese Beziehungen.

Ein kleiner Einschub gerichtet an

diejenigen, die gerne Kirchen- oder

Christen-Bashing betreiben: Das alles

gilt natürlich genauso für jeden

Einzelnen und jede Organisation

außerhalb der „Kirchenmauern“. Nur

finde ich es nicht in Ordnung andere

in Frage zu stellen, deren Situation

man nicht so genau kennt. Ich

möchte lieber vor meiner eigenen

Hütte kehren.

„Zwecklose” Telefonate

Aus dieser Erkenntnis heraus, dass ich fast

nur „funktionale, zweckgebundene” Beziehungen

habe, habe ich es mir zur Gewohnheit

gemacht, wenigstens einmal

pro Woche jemanden zweck-los anzurufen,

um mich zu erkundigen, wie es ihm

geht und um mit ihm ein kleines Schwätzchen

zu halten. Kein konkreter Anlass,

kein Zweck, keine Bitte um irgendwas -

einfach Interesse am anderen. Nach ein

paar Minuten Gespräch kommt fast jedes

Mal die Nachfrage, aus welchem Grund

ich denn eigentlich anrufe, und dann die

Verwunderung, dass ich von meinem Gegenüber

nichts Konkretes wollte. Ungewöhnlich,

dass der Schemenauer mich

anruft und nichts von mir will!

Andersherum läuft das aber genauso:

Wenn bei mir das Telefon klingelt oder

eine E-Mail ins Postfach fliegt, dann wollen

die Menschen zu 99% etwas von mir.

„Kannst du mir …?“ Hättest du …?“ „Würdest

du …?“

Da darf man sich doch schon einmal die

Frage stellen: Was ist eigentlich der Kleber,

der unsere Beziehungen zusammenhält?

Welche Bedeutung hat jede

einzelne Beziehung, die ich pflege? Welche

Rolle spielen bestimmte Menschen

in meinem Leben? Ist nur gut, wer „system-relevant“

ist, oder bin ich auch

von Bedeutung, einfach weil ich bin?

Ups, jetzt bin ich aber gedanklich abgeschweift

- von meinem Studium, über

die kommunikationstechnischen Herausforderungen

in der Pandemiezeit bis

hin zum Bedeutungsgehalt unserer Beziehungen

- oder vielleicht doch nicht? ;-)

Rainer Schemenauer

Gemeindediakon

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EINBLICKE IN DIE KINDERGÄRTEN

PLÖTZLICH IST NICHTS MEHR, WIE ES WAR!

Coronavirus, Lockdown, Risikogebiet,

Shutdown, Kontaktverbot,

Quarantäne…

Mit der Coronakrise hat sich nicht

nur unsere Sprache dramatisch

verändert. Wir alle sind seit dem

16.03.2020 mit einer Situation

konfrontiert, die sich keiner von

uns bisher hat vorstellen können.

Auch wir als Kindergartenleiterinnen

dachten nie daran, dass unsere Einrichtungen

von einem auf den anderen Tag

komplett geschlossen werden könnten.

Stillstand – keine Kinder, keine Eltern, so

wenig wie möglich Kontakt zu unseren

Kollegen/Kolleginnen.

Fragen über Fragen:

» Wie arbeiten wir in einem Haus ohne

Kinder?

» Wie halten wir unser Team zusammen?

» Wie halten wir Kontakt zu den Kindern

und den Familien?

» Wie gehen wir mit dieser Ungewissheit

um?

Nach dem ersten Schreck das vorsichtige

Herantasten, das Suchen nach Antworten

und Lösungen. Dann das Erkennen

von Chancen.

Ein verwaister Kindergarten bietet viel

Raum und Zeit. Projekte, die immer wieder

nach hinten geschoben werden

mussten, setzten wir nun in die Tat um.

Räume wurden verändert, Ordnungen

wieder hergestellt, liegen Gebliebenes

in die Hand genommen. Neue Wege zur

Kommunikation mit Kindern und Eltern

wurden gefunden.

Verordnungen & Maßnahmen

Am 28.04.2020 haben wir die ersten Notgruppen

geöffnet und standen prompt

vor der nächsten Hürde. Eine Flut von

Empfehlungen und Verordnungen brach

Schnecken - ein Gemeinschaftsbild der Kinder während der Kindergartenschließung

über uns herein, deren Umsetzung nicht

ganz einfach war.

Nach der Erweiterung der Notgruppe

wurde für viele Eltern die Frage, wann

endlich wieder alle Kinder in den Kindergarten

dürfen, immer drängender und

existenzieller.

Am 26.06. war es dann endlich soweit.

Die Kindergärten öffneten „ unter Pandemiebedingungen“

für alle Kinder ihre

Türen. Auch dieser Schritt spart nicht an

neuen Verordnungen und Maßnahmen,

die relativ kurzfristig in die Praxis umgesetzt

werden müssen.

In der Gewissheit, diese Zeit nicht nur

überstanden, sondern gemeinsam

durchlebt und gestaltet zu haben, können

wir sagen:

Es ist uns gelungen, uns immer wieder

neu auszurichten und in eine gute Balance

zu kommen.

…bis es dann wieder mal heißt: Plötzlich

ist nichts mehr, wie es war.

V. l.: Jasmin Lintner & Petra Frey - Leiterinnen des „Otto-Maurer-Kindergartens” in Ellmendingen

und des Kindergartens „SpielRaum” in Weiler

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 17


CORONA-PANDEMIE

GELIEHENES GELD

VERÄNDERT DIE WELT.

Corona, Corona, nix als Corona.

Dabei geht es uns weltweit gesehen noch immer unvergleichlich

gut. Und die Krise hat Menschen andernorts,

die eh schon eine viel schlechtere Ausgangslage

hatten, ungleich schwerer getroffen als uns.

Da tut vielleicht ein kleiner Blick über den Tellerrand

ganz gut – auch über Corona hinaus. Eine Idee, wie

wir anderen weltweit helfen können, in Form eines

persönlichen Berichts:

Es wurde konkret

2014 kam ich endlich in die Pötte und informierte mich genauer.

Ich rief die Seite www.kiva.org auf und fing sofort Feuer.

Da waren die Menschen, welche im Crowdfunding-Modus

mit Kleinstbeträgen ab 25$ unterstützt werden können, abgebildet.

Exemplarisch will ich zwei der ersten Kredite beschreiben,

die ich über KIVA vergeben habe:

Im Jahr 2014 hat mein Mann mir ein T-Shirt geschenkt, das ich

ganz besonders gern getragen habe. Inzwischen ist der Aufdruck

so verwaschen, dass die Schrift kaum noch zu lesen ist.

Das T-Shirt gab immer wieder Anlass zu neugierigen Nachfragen,

und immer habe ich mit großem Vergnügen erklärt, worum

es da geht.

„The International Bank of Sonja”

Der Aufdruck lautete: „The International Bank of Sonja“. In kleinerer

Schrift darüber stand „The best way to invest your money“

und darunter „We’re here to help“.

„The International Bank of Sonja” – was soll das denn bitte heißen?

Nun, ich bin sozusagen eine Bank. Denn seit dem Jahr

2014 vergebe ich weltweit Mikrokredite, und zwar über KIVA.

KIVA ist eine kalifornische Organisation, welche seit 2005 mit

Hilfe des Internets weltweit Menschen, die finanzielle Hilfe brauchen,

mit potentiellen Geldgebern direkt in Verbindung bringt.

Die Idee, welche mich sofort begeisterte: Es geht hier nicht um

Spenden, sondern um Kredite. Mehr als 1,7 Milliarden Menschen

dieser Erde haben keinen Zugang zu Banken, oder aber

sie werden nicht als kreditwürdig erachtet – manchenorts einfach

schon, weil sie Frauen sind. Dabei gibt es da unendlich

schwer arbeitende, kreative, begabte Menschen, welche nur

eine Art Starthilfe brauchen, um auf eigenen Beinen stehen zu

können. Wenn ich einen Kredit vergebe, dann ehre und wertschätze

ich das Wissen, das Können und den Einsatz desjenigen,

der diesen Kredit empfängt.

Arayik - Armenischer Taxifahrer

Da war Arayik, ein armenischer Taxifahrer. Arayik brauchte

1000 $, damit er neue Reifen für sein Taxi kaufen konnte. Ohne

die Reifen hätte er seinem Beruf nicht weiter nachgehen können

– so einfach ist das!

„Espoir” - die Gruppe um Mr. Vendinmi und seine Schönheitsprodukte

Ein anderer meiner ersten Kredite ging an eine Gruppe, die

sich „Espoir“, „Hoffnung“ nennt. KIVA arbeitet mit lokalen Partnern

zusammen, welche die Bedürfnisse der Menschen vor

Ort genau kennen und sie auch schulen und begleiten. In vielen

Ländern bilden sich dann Gruppen, welche sich gegenseitig

motivieren und unterstützen. Das Foto der Gruppe „Espoir“

in Kombination mit dem Beschreibungstext dieses Darlehens

zauberte mir ein dickes Grinsen ins Gesicht. In der Beschreibung

stand, Mr. Vendinmi verkaufe seit zwei Jahren „Beauty Products“,

Schönheitsprodukte, an Männer und Frauen. Er brauche

den Kredit von 1.150 $, um am Großmarkt Nachschub einkau-

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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


EIN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND

fen zu können. Den Gewinn wolle

er sparen, um besser für seine Familie

sorgen zu können.

Ich schaute mir das Foto an und

dachte: Der Mann weiß genau, was

seine Kundschaft will. Er ist qualifiziert

für den Dienst an den Menschen

in seinem persönlichen Umfeld, wie ich

es mit meinem Blick von außen nie sein

könnte! Zusammen mit 41 anderen Spendern

aus Frankreich, Schweden, den U.S.A., Japan,

Singapur, Australien, Deutschland, Großbritannien,

den Niederlanden, Portugal und Belgien

haben wir Mr. Vendinmi gerne 1.150 $ zur

Verfügung gestellt, die er auch pünktlich zurückgezahlt

hat. Danach konnte ich die Kreditsumme

neu vergeben.

Die Geschichte läuft weiter

Im Laufe der vergangenen 6 Jahre habe

ich Menschen in 84 Ländern dieser Erde

unterstützt. Jeder Cent, den ich investiert

habe, ist im Laufe der Jahre bislang

schon dreimal vergeben worden, immer

wieder neu. Ab und zu gibt es etwas

Währungsverlust, ganz selten wird

ein Kredit einmal nicht vollständig zurückgezahlt.

Aber da ich normalerweise

ja immer nur 25$-Beträge vergebe, ist der

Verlust im Einzelfall immer sehr überschaubar; das betrachte

ich dann einfach als Spende. Insgesamt beträgt die Rückzahlungsquote

bei KIVA 95,6 %, bei einem Kreditvolumen von bislang

rund 1,5 Milliarden US-Dollar.

A propos Spende: Die Kreditbeträge gehen immer zu 100%

an die Menschen vor Ort. KIVA selbst bittet pro 25$-Kredit um

einen (komplett freiwilligen) Beitrag von 3,75$, um die Website

und die vielen Mitarbeiter weltweit finanzieren zu können.

KIVA – das ist ein Blick über meinen lokalen Tellerrand, der mich

immer wieder neu begeistert und inspiriert. Es ist mir eine Ehre,

als „International Bank of Sonja“ großartigen Menschen rund

um den Globus dienen zu dürfen!

Sonja Schemenauer

Geschäftsführerin der

„International Bank of

Sonja”

SO FUNKTIONIERT KIVA

Auf der Webseite Kiva.org stellen sich Menschen aus

ärmeren Ländern der Welt vor. Kleinunternehmer wollen

z. B. ihr Geschäft ausbauen, junge Menschen wollen

eine Ausbildung durchlaufen oder Familienväter

ihr Haus renovieren, benötigen dafür aber einen günstigen

Kredit.

Sie suchen sich eine/n dieser Unternehmer/innen aus,

die Sie gerne unterstützen möchten. Dann überweisen

Sie mindestens 25 US-Dollar an Kiva, die dann zu 100%

weitergegeben werden.

Wenn das Geschäft des Kleinunternehmers gedeiht,

wird sie/er seinen Kredit zurückzahlen. Das wird er in

kleinen Raten tun. Auf den Webseiten von Kiva können

Sie Monat für Monat beobachten, wie Ihr Geld dort

wieder eintrifft.

Nachdem Ihr Kredit zurückgezahlt wurde, können Sie

das Geld wieder einsetzen. Wählen Sie ein weiteres

erfolgversprechendes Projekt aus und stellen Sie nun

diesem Ihren Kredit zur Verfügung.

kiva.org

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 19


GANZ PERSÖNLICH

LYDIA & MARC BOLLIGER

GANZ PERSÖNLICH

Lydia und Marc Bolliger teilen sich seit Anfang des Jahres die „Wegbegleiter“-Stelle des CVJM. Über ihre

ersten coronageprägten Monate bei uns schreiben sie an anderer Stelle selbst ein paar Zeilen (S. 7). Hier soll

es eher darum gehen, einen persönlichen Eindruck von ihnen zu bekommen.

Lydia, Marc, wie habt ihr euch kennengelernt?

M: An unserer Ausbildungsstätte in Unterweissach.

Klassisch, nüchtern, am Arbeitsplatz

sozusagen.

Marc, du hast ja vorher die Ausbildung

zum Industriemechaniker gemacht

und da auch ein paar Jahre

gearbeitet. Wie kam es dann dazu,

dass du dich beruflich umentschieden

hast?

M: Ich hatte vorher mit dem Christentum

eigentlich nicht so viel zu tun, sondern

bin über das ganze Thema Bibel/

Glaube/Gott erst über einen Arbeitskollegen

gestolpert. 2006/07 hat sich das erst

entwickelt. Nach ein, zwei Jahren hab ich

dann entschieden, es wird Zeit, das Leben

nochmal neu auszurichten. Ich hab

da keinen tieferen Sinn mehr darin gesehen

irgendwelche Teile zu schnitzen in

Tausender-Auslagen und hab dann eben

beschlossen den Beruf zu wechseln.

Ihr wart dann also gemeinsam in Unterweissach.

Wie habt ihr euch verliebt?

L: Das hat tatsächlich ein bisschen gedauert…

;-) Wir waren von Anfang an im gleichen

Kurs, saßen auch nebeneinander.

Wir haben uns immer gut verstanden,

aber ansonsten war das lange kein Thema.

Das hat sich erst zwei Jahre später

entwickelt. Wir hatten in der Nähe einen

Gemeindedienst zusammen, wo wir auch

immer zusammen gefahren sind und viele

Gespräche miteinander hatten. Und irgendwann

kam so der Punkt, wo ich gedacht

hab, das was ich erlebe, will ich

gerne mit Marc teilen.

Ich war diejenige, die auf ihn zugegangen

ist und gesagt hat, wie sieht’s denn

eigentlich aus. Aber ich war mir schon

ziemlich sicher, dass er mich nicht blöd

findet. :-)

Nach eurer Ausbildung wart ihr ja

erst gemeinsam in Rastatt im CVJM.

Wie kam es dann zum Stellenwechsel

von Rastatt zu uns?

L: Jana (Schiffer) hatte mal von der Stellenausschreibung

hier erzählt. Jana kenne

ich vom Maxx-Camp.

Dann war es uns aber ganz klar wichtig

auch zu prüfen, ist das was für uns, oder

ist das jetzt nur, weil Jana das sagt. Das

hätte ja keinen Sinn, wenn’s nur so ein

Freundschafts-Ding wäre.

Schon in Rastatt hattet ihr euch eine

Stelle geteilt.

L: Ja, das in Rastatt war eine 100%- Stelle.

Ihr lebt jetzt zu zweit von einer

75%-Stelle beim CVJM. Wie geht das,

wird so mancher sich fragen… Habt

ihr ne reiche Erbtante, oder seid ihr

außerordentlich genügsam?

M: Die Frage nach der Genügsamkeit ist

schwer zu beantworten. Ich spüre jedenfalls

keine Not mit dem, was jetzt hier ist.

Mit meiner Metallausbildung, da haben

viele gedanklich so diese Kategorie

„Daimler“ oder „Automobilgehalt“ vor

der Nase, aber das war ja nicht der Fall,

sondern 1800 € oder so.

L: Ich glaube, vielleicht ist da auch der

Begriff irreführend, dass es „nur“ eine

¾-Stelle ist. Viel entscheidender ist doch

die Frage, wie ist der Stundenlohn. Oder

wie ist das Gehalt, was am Ende rauskommt.

Ich habe ja ein Jahr im Hotel gearbeitet.

Dort ist es wie in so vielen anderen

Berufen, dass die Gehälter einfach zu

niedrig sind. Die Frage ist für mich eher,

wie teilt sich das auf. Ich habe jetzt 15

Stunden auf 6 Tage; wie sind da die Frei-

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3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


LYDIA & MARC BOLLIGER

räume, um auch noch was anderes zu

machen?

M: Es ist also weniger die finanzielle Frage

als die Überlegung, wie will ich mein

Leben gestalten. Was brauch ich, um zufrieden

durchs Leben zu gehen? Kann ich

mit dem, was ich an Einkommen generiere,

irgendeine Form von Zufriedenheit

leben, oder hab ich das Gefühl, ich darbe?

Dann hat das natürlich keinen Sinn.

Ich weiß allerdings nicht, ob dann das Jugendreferentensein

eine geschickte Berufswahl

ist. ;-)

Lydia, du sprachst eben von „Freiräumen,

auch noch was nebenher zu

machen“?

L: Ich hatte tatsächlich daran gedacht, nebenher

nochmal (wie schon im Jahr 2019,

Anmerk. d. R.) im Hotel zu arbeiten – mir

hat das total Spaß gemacht im Hotel.

Also, in einem Café oder so, sowas nochmal

zu machen, auf sowas hätt ich schon

Lust. Diese Arbeit ist diesem ganz „normalen“,

nicht-gemeindlichen Setting…

Ich hatte so viele interessante Gespräche

mit Menschen im Hotel, mit Kollegen

oder auch Gästen, auch über Glaubensthemen

– das ist schon cool. Und es

macht einfach auch Spaß, nebenher eine

Tätigkeit zu haben, wo du immer siehst,

was du gemacht hast!

Ich gehe jetzt mal ein auf einige

Punkte in eurer Selbstbeschreibung

auf unserer Homepage (www.3samkirchengemeinde.de),

die mir aufgefallen

sind. Marc, du hast da ergänzt:

„Einmal essen gehen mit …Paulus“.

Paulus, weil…?

M: Mich interessiert an Paulus als Typ, mit

welcher Radikalität und Klarheit er Evangelium

deutet zu einer Zeit, als Jesus ja

nicht mehr da ist. Das in dieser Art und

Weise auf den Punkt zu bringen, das

würd mich super-duper interessieren,

wie man eigentlich auf den

Trichter kommt. Aus was er welche

Folgerungen zieht und warum.

Da interessiert mich wirklich

mehr das Warum; mich

interessiert tatsächlich weniger,

was das für ein Typ

war. Das ist ein rein egoistisches Interesse,

und mehr an der Theologie als am

Paulus als Person, tatsächlich…

Also, woher nimmt er die Gewissheit

für mache radikalen Aussagen?

M: „Die Gewissheit“ würd ich gar nicht sagen;

die Gewissheit ist in Jesus Christus,

die hätt ich auch! Aber wo kommt dieser

Drive her? Was macht den entscheidenden

Unterschied zwischen „Ich bin

halt irgendwie Christ oder christlich“ und

„Ich lebe das ganz“? „Ich lasse mich dafür

von der Stadtmauer werfen, ich lasse

mich dafür auspeitschen“ – sind das Dinge,

sind das Entscheidungen, die ich auch

treffen würde? Sind das Entscheidungen,

die ich treffen würde, für die gleichen,

aus heutiger Sicht vielleicht nichtigen

Gründe?

Wie meinst du das mit den „nichtigen

Gründen“?

M: Naja, wenn ich das les, das

Apostelkonzil oder solche

Fragen, wo es im Prinzip

- ich fasse das jetzt mal

relativ radikal zusammen

- darum geht

„Können Juden und

Heidenchristen miteinander

leben und

Blutwurscht essen?“,

dass das ne Frage ist,

die mich dazu bewegt,

zwei Wochen zu Fuß,

per Kamel und per Schiff

irgendwo zu nem Konzil zu

fahren?! Ich glaub, da würd

man sich heute an

den Kopf

schlagen und sagen „Äh - mach halt…“

oder wie auch immer.

Also, das hat für mich schon was Faszinierendes,

in allen Lebensfragen wirklich bewusst

und beharrlich danach zu fragen,

wie ist es denn eigentlich wirklich? Was

ist Gottes Meinung dazu? Und sich davon

auch herausfordern und ich würde schon

fast sagen auch angreifen zu lassen.

Ok, das verstehe ich.

Du, Lydi, hast bei dieser Frage auf der

Homepage gesagt, du wollest einmal

essen gehen mit Brother Lawrence.

Da musste ich erstmal nachschlagen,

wer das ist… Aber erzähl mal selbst!

L: Brother Lawrence ist ein Mönch aus

dem 17. Jahrhundert. Ich habe ein Buch

von ihm gelesen, das heißt „The presence

of God“, „Die Gegenwart Gottes“. Ich

finde das bei ihm so faszinierend, dass er

dieser Sehnsucht folgt, ganz mit Jesus/

ganz mit Gott zu leben,

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 21


GANZ PERSÖNLICH

und nicht so „Ich mach meine Andacht,

und dann mach ich meine Arbeit, und

das hat irgendwie nichts miteinander

zu tun“. So leben wir ja oft: „Ich hab ein

christliches Gemeindeleben, und ich hab

ein ‚normales‘ Leben“. Brother Lawrence

bringt beides zusammen. Da gibt’s eine

Geschichte, wo er sagt, dass Gottes Gegenwart

und seine Nähe beim Geschirrspülen

fast mehr spürbar sind als in der

Andacht. Das Ziel seines Lebens ist es,

jede Sekunde, jeden Moment in diesem

„Alles, was ich tue, tue ich um der Liebe

Gottes willen“ zu leben. Also nicht aus

einer „Ich muss halt“-Haltung, sondern

zu sagen „Hey, Gott, du bist so gut, und

jedes Unkraut, das ich jäte, mache ich

um deiner Liebe willen“. „For the love of

God“, heißt es in dem Buch dann immer.

Und das finde ich total faszinierend, weil

das nicht so überhöht, so theoretisch daherkommt,

so „Das kann eh keiner“, sondern

weil er das wirklich übt und immer

wieder sagt, er sieht sich selbst als den

elendsten aller Sünder. Er sagt also gar

nicht „Jetzt bin ich super-heilig!“, sondern

spricht aus dieser tiefen Erkenntnis heraus:

„Das will ich leben!“

„Hey, Gott, du bist so

gut, und jedes Unkraut,

das ich jäte, mache ich

um deiner Liebe willen.“

Du hast noch so eine Aussage auf

der Homepage ergänzt, „An Christen

stört mich … Angst vor ehrlichem

Miteinander und den Themen des Lebens“.

Wo hast du das erlebt, so eine

Angst vor ehrlichem Miteinander?

L: Wenn das, was eine Gruppe oder Gemeinde

verbindet, häufig ja auch freundschaftlich

ist. Dann ist immer die Frage,

nach was entscheide ich am Ende? Wenn

man vielleicht am Anfang ist, sagt man,

„Wir glauben alle an Jesus, deshalb gründen

wir einen Hauskreis“. Je mehr sich

dann aber eine Freundschaft entwickelt,

desto mehr erlebe ich’s, dass

die Freundschaft irgendwann

das Hauptthema ist und Jesus

ein bisschen in den Hintergrund

gerät. Das heißt,

wenn’s dann um Themen

geht, dann geht’s eher darum

„Was gefällt uns? Was

finden wir nett? Was mag

der und was mag der?“, und

weniger um „Was will Jesus

eigentlich?“. Das Schöne an einem

Hauskreis könnte ja eigentlich

sein, dass man nicht nur sagt,

wie geht’s mir denn jetzt grad, sondern

sich auch dann in so einer Gruppe

zuzumuten, zu sagen, ok, an welchen

Stellen ich in dieser Woche, an

welchen Stellen in meinem Leben lebe

ich noch nicht in der Wahrheit? Das

ist ja auch gar nicht schlimm per

se! Aber eben zu sagen, lass uns

das doch anschauen.

Mir hat mal ein Jugendlicher gesagt, eigentlich

mag er so Gespräche, wo es um

inhaltliche Sachen geht und darum, wie

es einem geht. Aber manchmal merkt

er dann, dass ihm das Gefühl, was dann

hochkommt, unangenehm ist, weil dann

ja Schmerz kommt oder Scham oder Wasauch-Immer.

Und manchmal will er da

nicht dran. Und dann macht er lieber Witze

oder schiebt’s halt weg. Das finde ich

so schade! Weil ich denk, das wäre doch

genau der Raum, das gemeinsam und

mit Jesus anzuschauen.

Ich erinnere mich auch an Situationen

in meinem Leben, wo ich dachte, das

ist jetzt echt super unangenehm, da

jemanden drauf anzusprechen auf

was, also grad auch Christen. Aber

auf der anderen Seite ist das ja grad

der Akt der Liebe! Es ist doch kein Akt

der Liebe, jemanden einfach weiterwurschteln

zu lassen, wo du so das

Gefühl hast, das läuft irgendwie in

eine blöde Richtung. Sondern das ist

eigentlich meine Aufgabe, meines

Bruders Hüter zu sein. Wir sehen das

oft so negativ. Aber grad unter Menschen,

wo du eigentlich die Hoffnung

haben solltest, dass eine reife Beziehung

da ist, die man nicht zerstört dadurch,

dass man jetzt was anspricht…

L: … weil man eben nicht nur Freunde,

sondern Geschwister ist.

Ich hab das mal erlebt, während meines

FSJs in England. Da gab’s mal einen

Abend, wo man Sachen voreinander in

einer Kleingruppe bekennen konnte. Das

war natürlich erst mal total unangenehm.

Aber es war jetzt der Raum dazu da.

Was ich aber hinterher erlebt habe auf

dem Flur, ist eine „heilige Freude“ und

eine ganz andere Erleichterung, ein anderes

Miteinander, eine Verbundenheit.

Auch als eine aus der Gruppe und ich

uns zwei Monate später das nächste Mal

gesehen haben, haben wir uns gefragt:

„Wie geht’s dir mit dem Thema? Bist du

da weitergekommen?“ Das ist das, was

ich mir eigentlich wünsch, wo ich eine

Sehnsucht danach hab, dass christliche

Gemeinschaft so ist, dass man nicht voreinander

immer so denkt „Oh, das darf

jetzt aber keiner wissen“, sondern dass


LYDIA & MARC BOLLIGER

da ein Vertrauensraum ist, in dem sowas

möglich ist.

Gottes Heil kommt ja gerade in solchen

Situationen, in denen man denkt, oh

krass, wir können uns vertrauen.

M: Man merkt dann ganz schnell, woraus

sich der Liebesbegriff da speist. Ich komme

aus einem eher nicht-christlichen Elternhaus.

Da ist das Bild von Liebe „Wir

nehmen einander an“, aber mehr so diese

Hollywood-Romantik-Liebe. Was ich da

oft erlebt habe und auch noch erlebe, ist

dass da Liebe und Wahrheit oft auseinanderfallen:

um die Liebe aufrecht zu erhalten,

kann ich die Wahrheit nicht sagen.

Wenn ich das aber mit biblischen Texten

vergleiche, „Die Liebe erträgt die Wahrheit“

(1. Korinther 13, 6) – natürlich heißt

das jetzt nicht, dass wir mit dem Knüppel

durch die Landschaft laufen. Ich haue der

Lydi auch nicht alles um die Ohren. Naja,

manchmal vielleicht auch zu viel… ;-)

Es geht also nicht um so einen Wahrheitsknüppel,

darum jemanden niederzuschlagen,

sondern immer darum, wie du

ja auch schon vorher gesagt hast: Wenn

ich merke, dass ein Mensch, der mir am

Herzen liegt, ins Elend rennt, dann ist es

keine Frage der Liebe zu sagen, ich darf

ihn jetzt nicht verletzen und ihn nicht darauf

ansprechen. Das ist eher Lieblosigkeit

oder Desinteresse.

Lydi, an wessen Seite würdest du gerne

mal eine Woche verbringen, und

sei es nur zum Spaß?

L: Spontan fällt mir Johannes Hartl ein;

das fände ich sehr interessant. Sein Leben

abseits von Kamera und Vortrag. Wie

er sonst so drauf ist, das würde mich sehr

interessieren. Ich würde generell gerne

mal im Kopf von Menschen unterwegs

sein, um besser zu verstehen, wie sind

die so drauf, und warum sind die so drauf.

Und gibt es eine Schwäche, die du

durch deinen Glauben besser in den

Griff bekommen hast:

L: Es jedem Recht machen zu wollen. Da

bin ich sehr anfällig für. Eine Freundin hat

mir mal einen Vers aufgeschrieben aus

den Sprüchen: „Wer das Urteil der Menschen

fürchtet, gerät in ihre Abhängigkeit;

wer auf Gott vertraut, ist gelassen

und sicher.“ (Sprüche 29, 25) Schon als

Teenie, wo das natürlich ein super-wichtiges

Thema ist, hab ich angefangen das zu

üben: Ich hab meinen Wert nicht daher,

das Menschen mich toll finden. Und auch

aus dem Grund kann ich Sachen ansprechen,

auch Konflikte ansprechen.

Ob ich’s jetzt „im Griff“ hab? Eher nicht :-),

aber das ist so was, wo ich auf jeden Fall

schon viel weiter gekommen bin.

BIOGRAFISCHE ECKDATEN - LYDIA:

Marc, was ist die furchteinflößendste

Situation, in welcher du dich jemals

befunden hast?

M: Wir waren mal als Familie im Voralpenland

irgendwo in Österreich unterwegs.

Da war ich 6 bis 9 Jahre oder so. Wir waren

auf einem Sessellift unterwegs, so

schön mit Einzelsitzen, und es war alles

total toll. Bis das Ding dann auf halber

Fahrt sturmbedingt stillgelegt werden

musste, und ich – oder wir als Familie natürlich,

ja, aber gefühlt ich alleine – dann

in diesem Sessel zwei Stunden im Sturm

festsaß und so mit gefühlten 45 Grad Neigung

links-rechts das ganze Ding hin und

her ging. Daher stammt eine gewisse Abneigung

zu Höhe, die ich heute immer

noch hab. Irgendwann ging’s dann mal

weiter, immer noch taumelnd, aber zumindest

mal weniger.

Das ist heute noch so: alles, was 3 oder 4

Meter übersteigt, betrachte ich mit gewissem

Argwohn.

Generell ist natürlich die Frage, wo Furcht

anfängt. Furcht vor was? Wo ist der Bereich,

wo ich sag, da ist meine Komfortzone

derart verletzt, dass ich sagen würde,

vor diesem Ereignis hab ich tatsächlich

Furcht? Das ist ja auch eine Frage des

individuellen Rahmens. Furcht wäre für

mich eher so das Thema „Wann ist mein

Leben in Gefahr?“. Dieses Kindheitserlebnis,

das war so ne Geschichte, das ist mal

für 5 Minuten lustig, aber nach ner halben

Stunde fing dann irgendwann mal

der Gedanke an „Ist springen jetzt besser

als bleiben?“, also als in diesem Gestrucke

Geb. 1989 in Kassel

2008 | Abitur in Kassel

2008-2009 | Europäischer Freiwilligendienst mit South-West-Youth-Ministries

(SWYM) in Exeter in England

2009-2013 | Theologisch-pädagogische Ausbildung an der Evangelischen

Missionsschule Unterweissach

2013-2019 | Jugendreferentin beim CVJM Rastatt

2019 | Servicemitarbeit in einem Hotel in Baden-Baden

Seit 2020 | Jugendreferentin hier in Stellenteilung mit Marc

Interessen: Reden, laufen, Fahrrad fahren, essen, nähen, draußen sein,

Schwarztee trinken, Menschen, Gesellschaft und Bibel…

mit Gurt abzuschmieren. Spring ich die

10 Meter und hoff halt, oder was ist das

bessere Ende, voraussichtlich? Die Frage

also, hat dieses Erlebnis tatsächlich eine

Lebensrelevanz. Ich kann mich auch vor

Spinnen fürchten, das geht schon auch…

Ich möchte das jetzt auch nicht klein reden,

das ist ja ein individuelles Erleben -

aber was hängt letzten Endes an Konsequenz

auch dran?

Zitronenkuchen,

Zuckerguss und dann

Schmorzwiebeln drüber.

Gibt es eine schauerliche Geschmacksverirrung

deiner Kindheit/

Jugendzeit, die du uns verraten würdest?

M: Auch hier wieder, das ist ein bisschen

Ansichtssache :-)… Eine Geschmacksverirrung

dürfte für die meisten Leser hier

wohl sein: Zitronenkuchen, Zuckerguss

und dann Schmorzwiebeln drüber.

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 23


GANZ PERSÖNLICH

BIOGRAFISCHE ECKDATEN - MARC:

Geb. 1978 in Waiblingen

1997 | Abitur in Unterweissach

1998 | Geodäsie-Studium (abgebrochen)

1999-2002 | Ausbildung zum Industriemechaniker

2002-2009 | Arbeit mit Metall, zunächst bei einem Elektrowerkzeuge-

Hersteller und folgend bei einem Zulieferbetrieb der Automobilindustrie

2009-2014 | Theologisch-pädagogische Ausbildung an der Evangelischen

Missionsschule Unterweissach

2014-2019 | Jugendreferent beim CVJM Rastatt in Stellenteilung mit

Lydia

Seit 2020 | Jugendreferent hier in Stellenteilung mit Lydia

Interessen: Musik; alles was mit „Gesellschaft“ zu tun hat (vorwiegend

Ökonomie); Sonne, Mond und Sterne; ich spiele gerne mal PC-Spiele

Ah! Da würde ich schon sagen, das

fällt in die Kategorie! Und wer hat dir

das zubereitet?

M: Naja, es gab mal Zitronenkuchen, und

es gab noch Schmorzwiebeln. Und ich

kann das nicht so gut ab, wenn dann Reste

im Unverstand weggeschmissen werden,

also hab ich die Schmorzwiebeln

über den Kuchen drübergekippt, und es

war fantastisch, faszinierend lecker!

Was wird eurer Meinung nach heutzutage

überschätzt?

M: Das Maß an notwendiger persönlicher

Freiheit.

So dieser Egotrip „Ich muss mich

selbst entfalten können“?

M: Ja. Denn das würden wir gerne alle

machen; dann ist eine Gesellschaft, wie

wir sie haben, aber nicht denkbar. Also,

alles, was einen gewissen Komplexitätsgrad

an Fertigung, alles, was eine gewisse

Spezialisierung erfordert oder auch eine

gewisse Anzahl an Personen, die sich in

einem Fachbereich spezialisieren, das ist

dann nicht mehr möglich.

Versteh ich nicht.

M: Wenn jeder tut, was er will, oder sich

frei entfaltet, dann sind Prozesse, an denen

sich viele Menschen dauerhaft mit einer

Sache beschäftigen, weil es einfach

20, 30, 40 Jahre teilweise dauert, um dort

wissenschaftlich oder produktionstechnisch

ein gewisses Level zu erreichen, das

man benötigt, kaum noch denkbar.

Aber meinst du nicht, dass die Leute,

die sowas machen, das machen, weil

es ihre Leidenschaft ist?

M: Natürlich. Nur der Großteil, würd ich

immer noch behaupten, der geht arbeiten,

weil er auch Geld braucht. Ich glaub

nicht, dass jeder aus Lust und Tollerei dort

arbeitet, wo er arbeitet. Und ich glaube,

dass es viele Arbeitsbereiche gäbe, die

nicht mehr ausreichend bestückt werden

könnten, um das zu erhalten, was

wir jetzt haben.

Ich glaube, dass Gesellschaften dazu tendieren,

ähnlich wie ne Schaukel, irgendwo

zwischen zwei Schwerpunkten um

eine Mitte umherzuwippen. Das Maß im

Moment liegt eher bei meiner individuellen

Freiheit. Also, wir kommen irgendwo

aus diesem Gedanken – die meisten

kommen ja persönlich gar nicht mehr

heraus! – aus diesem „Es war mal Krieg,

man wird zu allem genötigt, und Papi bestimmt,

welchen Beruf der Sohn hat.“ Das

ist zwar alles nicht mehr der Fall, aber ich

glaub, aus dieser Ticke kommen wir alle

irgendwo noch, dass das ein Zustand ist,

dem wir auf jeden Fall wehren wollen.

Das kann ich auch durchaus verstehen,

da geh ich auch absolut mit. Nur das Gegenbeispiel

ist nicht „Jeder entscheidet

selber“. Als Extrembeispiel, diese Welt

scheitert ja schon morgens an der Bushaltestelle.

Wenn ich in die Schule will,

und mein Busfahrer fährt an mir vorbei,

kurbelt das Fenster herunter und sagt

„Haha, heute hab ich keine Lust!“, und

fährt weiter, dann ist er schon vorbei eigentlich,

der Spaß.

Da irgendwo die Mischung daraus zu finden,

wo gibt’s tatsächlich gesellschaftliche

Prozesse, wo ich mich als Individuum

hinten anstellen muss - was heißt „muss“,

„muss“ ist auch immer so ein schwieriges

Wort in dem Zusammenhang… -, aber

wo ich den Sinn darin erkenne, mich einer

Gesellschaft unterzuordnen, so würd

ich’s vielleicht eher sagen.

L: Ich würde auf deine Frage, was heutzutage

meiner Meinung nach überschätzt

wird, antworten: dieses „Mein Kind muss

auf jeden Fall Abitur haben und Mathe-

Deutsch-Englisch“. So dieses „Mein Lebenserfolg

hängt ab von den Noten, die

ich habe, oder von den Titeln, die ich

habe“. Das, glaube ich, ist ein bisschen

ein Irrglaube. Krankenschwester oder so,

das wollen viele nicht mehr machen, deswegen

muss man’s jetzt akademisieren.

Das löst das Problem aber nicht. Das Problem

ist ja nicht, dass die das nicht arbeiten

wollen, sondern das Problem ist, dass

die Gehälter und die Arbeitszeiten total

gruselig sind. Oder Erzieher. Das gibt’s ja

jetzt „Pädagogik der Kindheit“, und dann

so die Vorstellung, wenn man’s jetzt studiert

hat, ist es irgendwie mehr wert. Das

find ich ne ganz komische Denkweise.

Die geht glaub ich sehr, sehr an dem vorbei,

was eigentlich richtig ist, und was

auch biblisch wichtig ist, eben dem, was

auch für junge Menschen sehr wichtig

ist, nämlich dass sie nicht nur tolle Noten

in der Schule haben und irgendwie

ein Instrument und Sportunterricht ha-

AUFGABEN VON LYDIA & MARC:

Jugendarbeit

Mitarbeiterbegleitung

CVJM-Vorstand

Mitentwicklung eines Konzepts

für die Jugendarbeit

24

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


LYDIA & MARC BOLLIGER

ben sollen. Sondern dass sie so Dinge

wie Fairness und Miteinander, sich engagieren

für andere, Empathie, die Frage,

wo ordne ich mich unter, wo kann ich

gestalten, beides, auch wirklich bekommen

und nicht nur dieses „Ableisten“, so

kommt es mir manchmal vor. So dieses

„Mein Kind muss alles erreichen, was ich

nicht erreicht habe“.

Für was hab ich

denn gelebt? Bin ich

denn wahrhaftig

mit Menschen

umgegangen? Hab ich

mich selber belogen?

Aber was ist, wenn das alles weg ist?

Wenn ich jetzt toller Manager, Ingenieur

oder sonstwas bin, was ist denn dann? Ja,

dann bin ich trotzdem noch ein Mensch.

Oder wenn ich dann auf dem Sterbebett

bin, was ist denn dann noch da? Für

was hab ich denn gelebt? Bin ich denn

wahrhaftig mit Menschen umgegangen?

Hab ich mich selber belogen? Solche Sachen.

Diese ganzen Themen, das finde

ich, kommen zu wenig vor.

Das ist ja auch wieder die Frage nach

dem Wert des Menschen; wo kommt

der her, von Leistung?

L: Das ist ja, was ich gesagt habe. Die „Lösung“

ist ja aktuell immer, man nennt es

jetzt anders… Also, diese „Lösung“, „Damit

sich jetzt alle wertgeschätzt fühlen,

nennen wir es jetzt so-und-so-und-so“,

das klärt die Frage aber nicht. Weil, die

Frage geht ja viel tiefer, und die hat was

damit zu tun, wie geh ich mit meinem

Gegenüber um.

M: In der Werbung gab’s ja mal den

Spruch „Wir schaffen Werte“. Wir können

Dinge wertschätzen, wir können aber keine

Werte geben. Dieses „Wertschätzen“

hat ja damit etwas zu tun, „Ich schätze

etwas, das schon da ist“. Ich schätze den

Wert einer Sache, den sie aber schon hat,

den ich ihr nicht verleihe. Unseren Wert

haben wir von Gott. Wir fügen da auch

nichts hinzu oder so. Es ist ein gegebenes

Geschenk, das wir schätzen können

oder auch nicht. Wir können’s verwerfen,

aber wir werden’s niemals selbst schaffen.

Schaffen im Sinne von „erzeugen“

oder „generieren aus dem Nichts“, das

liegt glaube ich außerhalb unserer Möglichkeiten.

ja eigentlich irgendwas falsch. Also, wenn

ich sage „christliches Leben“ und ich mich

damit auf den Titel und nicht auf den Namen

der Person beziehe, sondern auf den

König, dann sind die Ableitungen, die daraus

getroffen werden, eigentlich… Naja,

„jesu-lich“, das könntest du leben, aber

nicht „christ-lich“.

Ja, der Anspruch, der in diesem Wort

„Christ“ steckt, der passt nicht zu

dem „…lich“, zu dem „ein bisschen…“

L: So wie „rötlich“. Das ist halt nicht „rot“.

M: Ja. „Christlich“ entspricht einfach nicht

Christus.

Warum sollte ein Mensch Christ werden?

L: Weil es das Beste ist, was es gibt! Weil

wahr ist, was Jesus sagt. Weil er die Liebe

in Person ist – das ganze Thema „Wert/

Würde“. Weil er uns gemacht hat. Weil er

genau diese Möglichkeiten anbietet: Ich

kann mit ihm in mein Leben reinschaun,

damit Dinge heil werden. Er kann mich

heil machen. Er ist überhaupt der Grund,

warum ich da bin. Ohne ihn wären wir

nichts! Die ganze Tatsache, dass es uns

gibt, ist ein einzigartiges Wunder…

Ein schöner Schlusssatz!

Gutes Einleben in Ellmendingen und

Gottes reichen Segen wünschen wir

euch beiden!

Sonja Schemenauer

Mitarbeiterin bei der

3SAM-Zeitschrift und im

C-Punkt

Wir können Dinge wertschätzen,

wir können aber keine Werte geben.

Marc, bei eurem Einführungsgottesdienst

hattest du auf die Frage nach

deinen Interessen unter anderem geantwortet

„Astrologie“…

M: Ich interessiere mich für vieles, für

Wirtschaftspolitik, für gesellschaftliche

Zusammenhänge. Und deshalb z.B. auch

Mondphasen, Ebbe und Flut, Sonnenkalender/Mondkalender

- was hat das alles

für einen Einfluss auf Gesellschaften, wie

gehen Völker damit um, wie ist die biblische

Denke dazu? Für große Teile der

Menschheit ist Astrologie ja immer noch

ein Thema. Was beschäftigt Menschen in

ihrem Lebensalltag? Das finde ich immer

interessant.

L: Es geht da jetzt nicht ums Horoskopelesen.

M: Nein, Horoskopelesen, das interessiert

mich überhaupt nicht. Ich persönlich

messe auch meinem Sternzeichen

nichts bei an Wert. Ich finde es nur spannend,

weil sich Menschen damit beschäftigen.

Die Frage ist ja letzten Endes „Was regiert

mein Leben?“.

Übrigens, viele Menschen würden sich

als Christen beschreiben. Das Spannende

finde ich an dieser Frage: Niemand würde

sagen, er ist „jesuanisch“ unterwegs, sondern

die meisten sagen, sie sind „christlich“.

Aber „Christus“ ist der Titel! Das ist ja

nicht der Name, „Christus“! Und da läuft

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101 25


INFORMIERT

BESTATTUNGEN

in Ellmendingen

19.01.2020 Amelie Schäfer

15.02.2020 Emilia Sonja Bäzner

in Dietenhausen

10.05.2020

TAUFEN

in Ellmendingen

29.11.2019 Erich Augenstein 96 Jahre

20.12.2019 Gertrud Augenstein, geb. Schäfer 86 Jahre

23.01.2020 Rita Bodemer, geb. Roth 90 Jahre

31.01.2020 Erhard Schroth 60 Jahre

18.02.2020 Bruno Schreiber 94 Jahre

06.03.2020 Oliver Kloda 52 Jahre

13.03.2020 Herta Herb, geb. Rau 85 Jahre

19.03.2020 Gudrun Becker, geb. Böhmerle 85 Jahre

20.03.2020 Jürgen Bach 76 Jahre

01.04.2020 Adelheid Adam, geb. Rieberger 85 Jahre

10.06.2020 Uwe Augenstein 57 Jahre

23.07.2020 Theodor Mühlberger 80 Jahre

in Weiler

07.12.2019 Tobias Becker 44 Jahre

03.01.2020 Meta Bischoff, geb. Wurster 90 Jahre

07.01.2020 Gudrun Beinhardt, geb. Geske 84 Jahre

13.02.2020 Jannik Hoffmann 0 Jahre

02.03.2020 Esther Schroth, geb. Mörk 88 Jahre

03.03.2020 Lore Zimmermann, geb. Kirchenbauer 90 Jahre

18.03.2020 Rudolf Müller 72 Jahre

26.03.2020 Hermann Schroth 88 Jahre

in Dietenhausen

04.02.2020 Ingeborg Klingel, geb. Wagner 90 Jahre

14.02.2020 Siegfried Lepnik 66 Jahre

auswärts wurden bestattet

05.09.2019 Elfriede Koch, geb. Fuchs | in Königsbach-Stein 88 Jahre

02.01.2020 Elise Planner, geb. Axtmann | in Nöttingen 100 Jahre

14.01.2020 Dorothea Dürr, geb. Pfrommer | in Ottenhausen 85 Jahre

04.02.2020 Hildegard Frank, geb. Müller | in Wilferdingen 81 Jahre

29.05.2020 Hans-Peter Ungerer | in Pforzheim 81 Jahre

02.07.2020 Peter Dietz | in Conweiler 74 Jahre

26

3SAM 1/2020 | CVJM-Zeitung 33. Jahrgang Nr. 101


INFORMIERT

KONTAKT

Pfarramt

Günther Wacker - Pfarrer - 86 13

Katja Kern - Sekretärin - 86 13

Rainer Schemenauer - Gemeindediakon - 28 97 39

DENN DU BIST MEIN FELS

UND MEINE BURG,

UND UM DEINES

NAMENS WILLEN

WOLLTEST DU MICH

LEITEN UND FÜHREN.

Kirchengemeinderat

Martin Becker - 85 05

Claudia Bittighofer - 28 53

Wolfgang Mayer - Vorsitzender - 15 25

Dandy Pömpner - 70 09 482

Tamara Rebholz - 98 18 635

Karl-Heinz Schlittenhardt - 98 27 566

Mirjam Vogel - 93 21 70

Harald Wüst - 98 25 90

CVJM Ellmendingen e. V.

Lukas Mayer - 1. Vorsitzender - 0176 - 60 85 72 86

Jana Schiffer - 2. Vorsitzende - 0176 - 20 70 92 87

Ralf Bittighofer - Kassierer - 28 53

Matthias Armingeon - Schriftführer - 0151 - 50 18 94 18

Annemarie Beck - 28 93 998

Frank Bittighofer - 0179 - 91 66 582

Adriano Frederico - 0176 21 93 05 05

Nina Warnecke - 0177 - 32 02 384

Lydia Bolliger - Jugendreferentin - 27 92 194

Marc Bolliger - Jugendreferent - 27 92 194

INFO

Alle Personen dieser Seite können per E-Mail mit

Vorname.Nachname@3SAM-Kirchengemeinde.de

bzw. der CVJM-Vorstand mit

Vorname.Nachname@cvjm-ellmendingen.de

angeschrieben werden (Umlaute bitte durch Vokale ersetzen

- also ä = ae, ö = oe, ü = ue).

- PSALM 31, 4 -

AKTUELLES

Die aktuellen Termine unserer Gruppenangebote und Veranstaltungen

entnehmen Sie bitte den „Gemeindenachrichten

Keltern“ unter „3SAM“ bzw. „CVJM“. Oder klicken

Sie doch mal auf unsere Homepage bzw. schauen Sie in

unsere App (in den App-Stores unter „3SAM“ zu finden):

3SAM-Kirchengemeinde.de

kirchengemeinde3sam.communiapp.de

Selbstverständlich stehen wir Ihnen gerne auch persönlich

mit Rat und Tat zur Verfügung. Sprechen Sie uns einfach

an!

27


DER PRODUKTIVSTE

AUFSTAND

IST DER AUS DEM SESSEL DER

BEQUEMLICHKEIT.

Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!

- JESUS im Matthäus-Evangelium Kapitel 25, Vers 40 -

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