XtraBlatt Ausgabe 02-2020
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2<br />
2<strong>02</strong>0<br />
<strong>XtraBlatt</strong><br />
QUALITÄT<br />
VON NEBENAN<br />
Regionale Vermarktung<br />
DER BALLEN-CHAMPION<br />
Strohernte in Großbritannien<br />
SCHWEINE<br />
IM GLÜCK<br />
Weidehaltung in<br />
Ostfriesland
Die Maschinenfabrik Krone bleibt ihrem Marketingkonzept<br />
treu und nutzt bevorzugt die „Zwischen-<br />
Agritechnica-Jahre“ für Neuheiten-Präsentationen.<br />
2<strong>02</strong>0 fand die internationale Pressekonferenz aufgrund<br />
der Corona-Pandemie erstmals rein virtuell statt. Dazu<br />
war das Trainingszentrum kurzerhand in ein professionelles<br />
Fernsehstudio umgewandelt worden.
EDITORIAL<br />
LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />
es gibt Momente, da ist man sprachlos – was bei mir nicht<br />
oft vorkommt. Aber im Herbst war es soweit, als eine<br />
ehemalige Landwirtschaftsministerin ihre Meinung zur<br />
Verbindung von Corona-Pandemie und Landwirtschaft<br />
zum Besten gab. Sinngemäß hieß es da: Der Grund für die<br />
Pandemie sei die falsche Art und Weise, wie wir unsere<br />
Nahrungsmittel produzieren, Landwirtschaft betreiben<br />
und mit der Umwelt umgehen. Was mich daran sprachlos<br />
macht, ist nicht nur die Unterstellung, dass „mal wieder“ die<br />
konventionell wirtschaftenden Bauern an allem schuld sein<br />
sollen. Mindestens so unverschämt finde ich, dass die hygienischen<br />
Verhältnisse auf chinesischen Fleischmärkten oder<br />
das zweifelhafte System der Werksverträge in deutschen<br />
Schlachthöfen herhalten müssen, um politische Dogmen<br />
in Sachen Landwirtschaft zu pflegen. Dagegen verwahre ich<br />
mich, denn die Produktion erfolgt hierzulande auf einem<br />
weltweit einzigartigen Qualitäts- und Umweltniveau, egal,<br />
ob „bio“ oder konventionell.<br />
Fleisch und Milchprodukte als Ramschware im Supermarkt<br />
zu nutzen, grenzt in meinen Augen an Sittenwidrigkeit.<br />
Wer hohe Umwelt- und Tierhaltungsstandards will, sollte<br />
konsequent sein. Das gilt für Politik und Verbraucher gleichermaßen.<br />
Mehrwert hat eben seinen Preis.<br />
Bewusst hat die <strong>XtraBlatt</strong>-Redaktion deshalb als Titelthema<br />
die Regionalität gewählt. Nahrungsmittel mit kurzen Wegen<br />
zwischen Produzenten, Verarbeitern und Verbrauchern sind<br />
ein konsequentes Angebot. Aber weder Direktvermarktung<br />
noch regionale Schlachthöfe sind der Königsweg für jeden.<br />
Die passenden Optionen muss jede Unternehmerfamilie für<br />
sich finden. Ich möchte Ihnen Mut machen, diese Wege zu<br />
suchen. Denn ohne eine vielfältige Landwirtschaft mit existenzfähigen<br />
Familienbetrieben wäre unser Land ein armes.<br />
Vielleicht bieten Ihnen die Feiertage dazu ja einige ruhige<br />
Stunden für Gespräche. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes<br />
Weihnachtsfest und alles Gute für 2<strong>02</strong>1!<br />
Dass jedoch derzeit eine gesellschaftliche und politische<br />
Diskussion darüber stattfindet, wie die Landwirtschaft<br />
der Zukunft aussehen soll, bewerte ich grundsätzlich sehr<br />
positiv. Vor allem, dass darin neben Politik und Landwirtschaft<br />
auch Wissenschaft und der Lebensmittelhandel<br />
eingebunden sind, birgt die Chance, sich endlich gemeinsam<br />
zur hohen Wertigkeit unserer Nahrungsmittel zu bekennen.<br />
Ihr Bernard Krone<br />
3
4<br />
INHALT<br />
INHALT<br />
14<br />
WISSEN<br />
SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 2:<br />
WENDEN UND SCHWADEN<br />
LIEBER<br />
LANGSAM<br />
FAHREN<br />
15<br />
SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 2:<br />
WENDEN UND SCHWADEN<br />
LIEBER<br />
LANGSAM<br />
FAHREN<br />
Wer gute Ergebnisse beim Wenden und Schwaden<br />
erreichen will, sollte tendenziell langsamer fahren<br />
und breitere Maschinen einsetzen, wenn die Schlagkraft<br />
erhöht werden soll.<br />
In unserer Serie Qualitätsfutterernte berichten wir in<br />
mehreren Teilen darüber, auf welche Punkte der Praktiker<br />
bei der Ernte sowie den Maschineneinstellungen achten<br />
kann, um „einen guten Schnitt zu machen“. In diesem<br />
zweiten Teil der Serie beschäftigen wir uns mit dem Wenden<br />
und dem Schwaden. Unterstützt wurden wir dabei von<br />
Alexander Esselmann, der als Produktspezialist für Wender<br />
und Schwader im Hause Krone einer der Experten ist, wenn<br />
es um die Ernte von Qualitätsfutter geht.<br />
WENDEN<br />
Wer Heu ernten will, kommt um den Einsatz des Wenders<br />
nicht herum. Aber auch bei der Silageernte kann er zur<br />
genauen Steuerung des angestrebten Trockenmassegehaltes<br />
genutzt werden. Deshalb wollen viele Kunden<br />
nicht auf dieses Gerät verzichten bzw. holen den Wender<br />
wieder zurück in die Silage-Erntekette. „Das Wenden wird<br />
bei der Grünfutterernte häufig immer noch stiefmütterlich<br />
behandelt. Das ist meiner Meinung nach komplett falsch.<br />
Es gibt einige Punkte beim Wenden, die über die Qualität<br />
des Futters maßgeblich mitentscheiden“, weiß Alexander<br />
Esselmann zu berichten.<br />
Erste Einstellgröße für eine gute Futterqualität beim Wender<br />
ist die Rechhöhe. Diese wird beim Dreipunktanbau über den<br />
Oberlenker justiert und sollte ca. 1–2 cm tiefer eingestellt<br />
sein als die Schnitthöhe des Mähers, also z. B. bei einer<br />
Schnitthöhe von 9 cm sollte der Wender auf 7 cm eingestellt<br />
werden. Somit wird das gesamte Futter von den Zinken<br />
erfasst, ohne dass diese den Boden berühren. „Immer, wenn<br />
man Steine rasseln hört, oder wenn es beim Wenden staubt,<br />
sollten die Alarmglocken schrillen, denn dann ist der Wender<br />
zu tief eingestellt.“<br />
LOHNUNTERNEHMER WILL MURPHY, GROSSBRITANNIEN<br />
DER PRESSEN-<br />
PROFI<br />
Will Murphy betreibt ein klassisches Start-up in der Grafschaft<br />
Suffolk in Großbritannien. Sein Geschäft ist Strohpressen.<br />
Gut 30.000 Ballen pressen seine beiden Krone-HDP-Pressen.<br />
Grund genug für Bernd Feuerborn, Redakteur der Fachzeitschrift<br />
agrarheute, den Betrieb zu besuchen.<br />
Der Betrieb ist unscheinbar und irgendwo in der<br />
„Pampa“ in Großbritannien. Schmale Straßen führen<br />
zum Hof – Felder, soweit das Auge reicht. Auf dem Hof<br />
steht eine landwirtschaftliche Halle mit Blech verkleidet,<br />
davor ein Bürocontainer. Neben der Halle warten zwei<br />
Krone-Quaderballenpressen auf ihren Einsatz. Die eine ist<br />
eine BiGPack 1290 HDP High Speed und die andere eine<br />
BiGPack1290 HDP II. Die HDP High Speed war eine Saison<br />
alt, die HDP II fast neu, als wir den Betrieb WRM Agri Ltd im<br />
letzten Sommer besucht haben.<br />
Will Murphy hat den Lohnbetrieb 2016 gegründet. Der<br />
damals 27-Jährige wollte sich selbstständig machen. Zuvor<br />
hatte er schon einige Jahre im Strohhandel für eine Firma<br />
gearbeitet, die Stroh für ein Elektrizitätswerk beschafft.<br />
Im E-Werk mischen sie das Stroh mit Holzhackschnitzeln,<br />
verbrennen es und erzeugen rund 44 MW Strom – genug<br />
für 82.000 Haushalte. 240.000 t Stroh braucht es dafür im<br />
Jahr. Das Biomasseheizwerk ist seit vier Jahren in voller<br />
Produktion. Hier hat Will seine Chance gesehen, als selbstständiger<br />
Strohlieferant mitzumischen. Insgesamt gibt es<br />
vier ähnliche Werke in der Region mit einem Strohbedarf<br />
von insgesamt 1 Mio. t.<br />
28<br />
INTERNATIONAL<br />
zehn Wochen. Die Hauptarbeit ist jedoch wetter- und erntebedingt<br />
in sechs Wochen erledigt. Für das Saisongeschäft<br />
hat Will eine klare Vorstellung. Die wichtigste Maschine<br />
ist die Presse. Deshalb sind die Quaderballenpressen neu<br />
beziehungsweise fast neu.<br />
Als Ballengröße kam für ihn nur die Größe 120 cm x 90 cm<br />
infrage und die Presse sollte eine möglichst hohe Pressdichte<br />
haben, um die Transportkosten so niedrig wie möglich zu<br />
halten. Deshalb läuft schon seit 2018 eine 1290 HDP High<br />
Speed von Krone auf dem Betrieb. Bei ihr geht der Unternehmer<br />
auf Nummer sicher und lässt die Presse vom lokalen<br />
Händler warten. Zudem hat er die erweiterte Garantie<br />
hinzugekauft. „Die enorme Pressdichte, aber auch der gute<br />
Service des Krone-Händlers waren ausschlaggebend für den<br />
Kauf“, sagt Will Murphy. Vor der Presse läuft ein Massey<br />
Ferguson (MF) 8670 Baujahr 2012 mit 3.300 h. „Bei den<br />
Traktoren suche ich immer gute, ältere Gebrauchte mit<br />
wenig Stunden“, so Murphy. Mit den 320 PS Motorleistung<br />
ist er für den Einsatz vor der HDP-Presse gut motorisiert.<br />
Anders sah es anfangs mit dem schon zwölf Jahre alten<br />
Xerion 3800 aus, der vor der HDP II läuft. Er kam mit 2.500 h<br />
auf den Betrieb. Allerdings braucht die HDP II mehr als<br />
380 PS Motorleistung, um sie an der Leistungsgrenze fahren<br />
zu können, ist sich Murphy sicher. Deshalb hat er dem<br />
Großtraktor noch mal 40 PS Mehrleistung per Chiptuning<br />
spendiert. Probleme mit dem TÜV oder der Versicherung<br />
gibt es auf der Insel wohl keine.<br />
Beide Traktoren haben eine Schwadrolle von Agriweld in der<br />
Fronthydraulik. In der Region wird mit 6 bis 12 m breiten<br />
Schneidwerken gedroschen, und durch das vorherige Niederdrücken<br />
soll die Presse bis zu 4 km/h schneller pressen<br />
können. Das hätten wir uns gerne angeschaut. Aber auch<br />
Murphy konnte die Aussagen seiner Berufskollegen bei<br />
unserem Besuch noch nicht bestätigen.<br />
Angefangen hat Will Murphy recht klein. Beim Betriebsleiter<br />
einer rund 2.400 ha großen Farm fragte er nach, ob<br />
er 80 ha Stroh pressen dürfte. Da der Betriebsleiter mit<br />
seinem damaligen Lohnunternehmer unzufrieden war,<br />
durfte er, und zwar gleich 400 ha Stroh. Will Murphy nutzte<br />
die Chance und überzeugte mit promptem Service und<br />
sauberer Arbeit. Heute presst er das Stroh des kompletten<br />
Betriebes und konnte noch weitere 1.600 ha in der Region<br />
unter Vertrag nehmen.<br />
Das Geschäft mit dem Stroh läuft in der Region recht<br />
einfach. Die Farmer verkaufen das Stroh ab Feld an den<br />
Lohnunternehmer. Dabei werden Gerste, Weizen und<br />
erstaunlicherweise auch Rapsstroh gepresst. Sobald die<br />
Feldfrucht gedroschen ist, rückt Will Murphy mit seiner<br />
Truppe an und räumt die Felder so schnell wie möglich. Deshalb<br />
kommt es ihm sehr auf Schlagkraft an. Das komplette<br />
Risiko liegt somit beim Lohnunternehmer. Abgerechnet wird<br />
nach Gewicht. Alle Ballen werden registriert und lassen sich<br />
den Feldern zuordnen. Die Abrechnung erfolgt nach dem<br />
Wareneingang in der Strohhalle des E-Werks. Jeder Ballen<br />
kommt hier auf die Waage.<br />
ZWEI HDP-PRESSEN<br />
Drei Jahre nach dem Start beschäftigt Will Murphy sechs Personen<br />
in der Saison, die von Juli bis September dauert - rund<br />
Die beiden Krone-Pressen des<br />
Lohnunternehmers schaffen<br />
bis zu 30.000 Ballen pro<br />
Saison.<br />
29<br />
40<br />
PARTNER<br />
GRÜNLAND-MANAGEMENT: NIEDERLANDE<br />
NUR QUALITÄT<br />
Führende Marken im Programm zu haben<br />
und Benchmark im Service zu sein – mit<br />
diesem Konzept hat sich die Abemec-<br />
Gruppe in der südlichen Hälfte der<br />
Niederlande eine starke Position<br />
erarbeitet. Spannend dabei: Vertrieb<br />
und Service agieren inzwischen in<br />
eigenständigen Tochtergesellschaften.<br />
Der Anspruch ist eindeutig: „Keiner<br />
unserer Kunden soll im Optimalfall<br />
weiter als 30 km fahren müssen, bis er einen<br />
unserer Vertriebs- oder Servicestandorte erreicht.“<br />
Das betont Hans Quint, Geschäftsführer<br />
der Abemec b.v., die ihren Hauptsitz<br />
in Veghel hat, etwa 25 km nördlich von<br />
Eindhoven gelegen und damit im Herzen<br />
Noord-Brabants, einer der drei südlichen<br />
Provinzen der Niederlande. Das Einzugsgebiet<br />
dieses auf Landtechnikvertrieb und<br />
-service spezialisierten Unternehmens<br />
reicht allerdings deutlich über diese<br />
Provinz hinaus. 14 der inzwischen 21 Niederlassungen<br />
liegen in Noord-Brabant<br />
und Zeeland als dem „Stammgebiet“ des<br />
vor rund 70 Jahren gegründeten Betriebs.<br />
Im Zuge einer zielgerichtet umgesetzten<br />
Wachstumsstrategie sind weitere sieben<br />
Standorte in der Mitte und im Norden des<br />
Landes hinzugekommen.<br />
NEUE STRUKTUR<br />
Doch warum eröffnete die Abemec im<br />
Februar 2<strong>02</strong>0 im 10.000-Einwohner-Ort<br />
Beek en Donk, nur rund 12 km von Veghel<br />
entfernt einen weiteren, ganz neu gebauten<br />
Standort? Schließlich ist eine zu dichte<br />
Standort-Taktung für Fachbetriebe rein betriebswirtschaftlich<br />
doch normalerweise<br />
wenig sinnvoll. Allerdings hat es in diesem<br />
Fall einen schlüssigen Grund, wie Hans<br />
Quint weiter erläutert. Zwischen 2014 und<br />
2019 übernahm die deutsche BayWa AG mit<br />
Sitz in München schrittweise die Abemec.<br />
Dadurch stellte sich jedoch die Herausforderung,<br />
auch in Veghel die Exklusivstrategie<br />
für die Marke Fendt umzusetzen<br />
und nicht mehr, wie in den 55 Jahren zuvor,<br />
ausschließlich die Traktoren dieser Marke<br />
zu vermarkten. „Zu unserem bis dahin<br />
erfolgreich praktizierten Konzept gehörte<br />
es in der Wahrnehmung unserer Kunden,<br />
dass wir in den einzelnen Produktbereichen<br />
starke Marken spezialisierter Hersteller<br />
gelistet hatten. Mit den meisten davon<br />
arbeiten wir seit Jahrzehnten zusammen,<br />
wie zum Beispiel mit Krone seit 1995. Das<br />
aufzugeben, hätte uns im Markt enorm<br />
zurückgeworfen. Deshalb war es unser Ziel,<br />
unsere bisherige Strategie und die unseres<br />
neuen Eigentümers mit bestmöglichem<br />
Synergieeffekt zu vereinen.“<br />
Ergebnis dessen ist seit 2019 ein Trio eigenständiger<br />
Gesellschaften unter dem Dach<br />
einer Holding, der Agrimec. Eine der „Töchter“,<br />
die Agromec, fokussiert sich ausschließlich<br />
auf Beratung und Vertrieb für das gesamte<br />
Fendt-Produktprogramm. Der Abemec<br />
Machines dagegen obliegt der Vertrieb für<br />
die anderen Kernmarken – außer Traktoren.<br />
Und Teil drei des Trios ist ausschließlich für<br />
den technischen Kundendienst zuständig<br />
– was durch den Namen Abemec Service<br />
zum Ausdruck kommt. Der Clou dabei: Die<br />
Servicesparte betreut alle Produkte der<br />
beiden Vertriebsgesellschaften. Und so löst<br />
Während für die einzelnen Hauptmarken<br />
separate Vertriebsstrukturen bestehen,<br />
wird der Service in den 21 Standorten der<br />
Abemec für alle Fabrikate gleichermaßen<br />
durchgeführt.<br />
AGRIMEC/ABEMEC<br />
DIE<br />
SPEZIALISTEN<br />
41<br />
50<br />
INTERVIEW<br />
Der Landmaschinen-Fachhandel<br />
ist die zentrale Schnittstelle zwischen<br />
Hersteller und Endkunden.<br />
Doch warum es diese Beziehung<br />
nicht immer spannungsfrei ist<br />
und wie Lösungen aussehen<br />
können, erläutert Ulf Kopplin,<br />
Präsident des LandBauTechnik-<br />
Bundesverbandes, im <strong>XtraBlatt</strong>-<br />
Interview.<br />
51<br />
LANDBAUTECHNIK-BUNDESVERBAND<br />
LEISTUNGS-<br />
TRÄGER<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Kopplin, die seit Jahren immer komplexer<br />
werdende Technik sorgt dafür, dass die Bedeutung des<br />
servicegebenden Fachhandels steigt. Das ist doch eigentlich<br />
eine sehr erfreuliche Entwicklung – oder?<br />
Ulf Kopplin: Sie haben Recht in der Einschätzung, dass es<br />
mehr denn je hochqualifiziertes Personal in den Fachwerkstätten<br />
braucht, um leistungsfähigen Service auf neuestem<br />
Stand der Technik sicherzustellen. Das wiederum beschert<br />
unseren Mitgliedsbetrieben eine zentrale und wachsende<br />
Bedeutung in der Beziehung zwischen Herstellern und<br />
Endkunden. Grund zu hemmungslosem Jubel gibt das aber<br />
keinesfalls. Denn der Aufwand, dieses Leistungsniveau zu<br />
halten und entsprechend der technischen Entwicklung auszubauen,<br />
ist gigantisch. Allein der Kostenblock Aus- und<br />
Weiterbildung geht in jedem einzelnen Fachbetrieb jedes<br />
Jahr in die Zehntausende Euro, allein schon, wenn man<br />
Schulungskosten und Ausfallzeiten durch entsprechende<br />
Abwesenheit kalkuliert. Die erforderliche Werkstatttechnik<br />
kommt dann noch hinzu, genauso wie gravierende weitere<br />
Kostenblöcke, etwa im Bereich der Garantiekosten. Das<br />
ist durch die derzeit gängigen Verrechnungssätze kaum<br />
mehr machbar. Die Fachbetriebe sind Leistungsträger dieser<br />
Branche, das sollte honoriert werden!<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das nicht ein wenig Jammern auf hohem<br />
Niveau? Verrechnungssätze von 90 €/h für Meister oder<br />
65 € für Gesellen sind aus Sicht der Kunden kein Pappenstiel.<br />
Und nicht jeder Fachbetrieb liegt bei Qualität und Leistung<br />
auf Spitzenniveau …<br />
Kopplin: Was die Stundensätze angeht, liegt der Landtechnik-<br />
Fachhandel nach wie vor immer noch deutlich unter anderen<br />
Technikbranchen, wie zum Beispiel Pkw oder IT. Gleichzeitig ist<br />
der Kenntnis- und Qualifizierungstand eines guten Land- und<br />
Baumaschinenmechatronikers im Vergleich zu den genannten<br />
Bereichen – bei aller Bescheidenheit – erheblich größer, davon<br />
bin ich felsenfest überzeugt. Hier mag es in der Praxis Unterschiede<br />
geben, aber die Zukunftsbetriebe sind top aufgestellt.<br />
Bedauerlich finde ich dagegen eine Tendenz zumindest in<br />
Teilen der Kundschaft, dass wir als Dienstleister auf notwendige<br />
Erlöse verzichten sollen, wenn die wirtschaftliche<br />
Situation in Landwirtschaft und Lohnunternehmen ungünstig<br />
ist. Wird diese Forderung auch an den eigenen Zahnarzt oder<br />
Steuerberater gestellt? Wohl nicht. Daher möchte ich an dieser<br />
Stelle gern um mehr Verständnis für unsere Situation werben.<br />
Zumal die Anforderungen nicht nur an das Know-how unserer<br />
Teams, sondern an die Einsatzsicherheit der Technik und die<br />
Besonders die<br />
sogenannten internen<br />
Werkstattstunden sind<br />
für viele Fachbetriebe<br />
große Kostentreiber.<br />
60<br />
WISSEN<br />
FUTURE LAB<br />
AUF HERZ<br />
UND NIEREN<br />
Je besser Material und Maschinen auf ihre Qualität geprüft<br />
werden, desto besser sind die Voraussetzungen für den späteren<br />
störungsfreien Kunden-Einsatz. Krone hat dazu mit dem „Future<br />
Lab“ ein neues Kapitel in der Qualitätssicherung aufgeschlagen.<br />
61<br />
Testinstitution im Wert von über 20 Mio. € von Grund auf<br />
neu planen und mit einem Team aufzubauen sowie mit<br />
Testtechnik nach neuestem Stand starten zu können, sei<br />
eine einmalige Chance im eigenen Berufsleben. „Außerdem<br />
führt die Krone-Gruppe hier ihr gesamtes Know-how in<br />
der Validierung aus den beiden Sparten Nutzfahrzeuge<br />
und Landmaschinen zusammen. Daraus ergeben sich sehr<br />
umfangreiche Synergieeffekte, die unsere Arbeit enorm beflügeln.<br />
Das ist in der Herstellerlandschaft so sonst nirgends<br />
zu finden“, stellt er mit hörbarer Begeisterung fest.<br />
BELASTUNG SIMULIEREN<br />
Und wie bzw. was wird im Einzelnen getestet? Die enorme<br />
Bandbreite dessen sei in Kurzform kaum darstellbar, so Jürgen<br />
Graumann weiter, aber anhand einiger Beispiele hoffentlich<br />
nachvollziehbar. Teils sehr große Prüfstände gehören ebenso<br />
zum Konzept wie eine Teststrecke und ein Testfreigelände.<br />
Hauptansatz sind Funktions- und Langzeitbelastungstests<br />
mit dem Ziel, buchstäblich die Grenzen des Machbaren auszuloten.<br />
Dies geschieht mit sehr verschiedenen Szenarien:<br />
„Krone-Produkte müssen unter allen klimatischen Bedingungen<br />
und Wetterzonen rund um den Globus zuverlässig und<br />
dauerhaft funktionieren. So testen wir u.a. Elektronikbauteile<br />
in einer Klimakammer, um sicherzustellen, dass Einflüsse wie<br />
Temperaturen oder Feuchtigkeit die Funktionsfähigkeit nicht<br />
beeinträchtigen“, erläutert er.<br />
Als ein weiteres Highlight nennt er den Straßensimulator,<br />
im Fachjargon X-Poster genannt, mit dessen Hilfe u.a. der<br />
Lebenszyklus der Fahrwerke und Aufbauten von Lkw-Trailern<br />
nachvollzogen wird. Dabei kommt es darauf<br />
an, die Folgen von 1 Mio. Laufkilometer auf<br />
sehr unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten<br />
binnen drei Wochen so realistisch<br />
wie möglich abzubilden. „Anhand der<br />
dadurch gewonnen Daten ist es dann zudem<br />
möglich, am Computer Modelle mit<br />
realistischen Daten zu hinterlegen und die<br />
Belastungen zu simulieren. Die Entwicklungsschritte<br />
bis zum Prototypen und die<br />
späteren Testphasen der Maschinen können<br />
damit deutlich effektiver ausfallen. Denn<br />
der Prototypenbau und die weiteren Schritte bis hin zur<br />
Serienreife sind sehr kostenintensiv. Je besser wir im Future<br />
Lab also arbeiten, desto weniger Kinderkrankheiten der<br />
Technik müssen später wieder beseitigt werden. Oder um<br />
bei dem Gesundheits-Sprachbild zu bleiben: Vorbeugen ist<br />
besser als Heilen. Was wir auf Herz und Nieren getestet<br />
haben, ist fit für die Zukunft.“ «<br />
„KRONE-PRODUKTE<br />
MÜSSEN UNTER<br />
ALLEN KLIMATI-<br />
SCHEN BEDINGUN-<br />
GEN ZUVERLÄSSIG<br />
UND DAUERHAFT<br />
FUNKTIONIEREN.“<br />
JÜRGEN GRAUMANN, LEITER FUTURE LAB<br />
Kennen Sie die Fernsehserie „Nicht nachmachen!“ mit<br />
Wigald Boning und Bernhard Hoëcker? Dann wissen<br />
Sie, dass dieser Klamauk neben der spektakulären Unterhaltung<br />
vor allem das Ziel hat, eindrücklich auf die Folgen<br />
von Fehlbedienung technischer Geräte und der Ignoranz<br />
der Anwender hinzuweisen. Mit einer analytischen und<br />
systematischen Material- und Produktprüfung zur Qualitätssicherung<br />
und -verbesserung hat das natürlich nichts<br />
zu tun. Genau darum geht es jedoch bei einem Technik-<br />
Hersteller. Speziell in der Fahrzeugtechnik ist der Aufwand<br />
dafür gewaltig – wie zum Beispiel bei Krone.<br />
„Schließlich handelt es sich bei unseren Produkten um<br />
Investitionsgüter mit erheblichem Wert, die in der Praxis<br />
enormen Anforderungen und Belastungen unterliegen. Je<br />
intensiver und besser dies vom ersten Entwicklungsschritt<br />
am Computer bis zur Endabnahme einer fertig montierten<br />
Maschine gelingt, desto größer sind Einsatzqualität bzw.<br />
-sicherheit des Produkts – also letztlich die Werthaltigkeit<br />
für die Kunden“, erläutert Jürgen Graumann. Er leitet das<br />
2019 von Krone neu errichtete „Future Lab“, was auf Deutsch<br />
am treffendsten mit „Zukunftslabor“ zu übersetzen wäre<br />
und in der offiziellen Krone-Formulierung als Validierungszentrum<br />
bezeichnet wird.<br />
KNOW-HOW BÜNDELN<br />
Der Begriff Validierung weist auf den Schwerpunkt dessen<br />
hin, was am neuen Standort im emsländischen Lingen passiert:<br />
„Unsere Aufgabe ist es vor allem, anhand komplexer<br />
und hochmoderner Mess- und Testtechnik sowie entsprechender<br />
Analyseverfahren die Funktionsfähigkeit<br />
und Belastbarkeit von Bauteilen, Baugruppen<br />
und kompletten Fahrzeugen sowie<br />
Maschinen zu prüfen. Die auf diese Weise<br />
gewonnen Daten und Erkenntnisse fließen<br />
letztlich als Grunddaten in die Produktentwicklung<br />
sowie in die Produktionsprozesse<br />
ein“, erläutert Jürgen Graumann. „Es hat allerdings<br />
wenig mit der Qualitätskontrolle zu tun,<br />
wie sie unsere Kollegen u. a. im Wareneingang<br />
der Fabriken oder bei der Endabnahme am<br />
Ende des Montagebandes vornehmen. Die<br />
Erkenntnisse unserer Arbeit setzen viel früher an, sie sichern<br />
sozusagen den konstruktiven Erfolg zukünftiger Produkte –<br />
da passt der Name Future Lab.“<br />
Faszinierend findet der Werkstoff-Ingenieur dabei nicht nur<br />
das Tagesgeschäft – welches für sich schon sehr spannend<br />
sei, so seine Einschätzung. Aber die Chance, eine solche<br />
54<br />
WISSEN<br />
GREENNIGHT-TOUR<br />
WIESEN-KINO<br />
Die beliebten Grünlandabende waren in<br />
diesem Jahr Corona-bedingt nicht möglich.<br />
Blieb die Frage: Wie lassen sich Infos zu<br />
neuester Technik, Abstandsregeln und Geselligkeit<br />
trotzdem kombinieren? Die Antwort<br />
des Krone-Marketingteams: Trecker-<br />
Kino an 14 Standorten in ganz Deutschland.<br />
Weiße Nächte, blaue Stunden – der<br />
Sommer bietet viele magische<br />
Momente. In diesem Jahr kam ein weiterer<br />
hinzu: Grüne Nächte. Genauer gesagt:<br />
Die GreenNight-Tour von Krone. Dahinter<br />
verbarg sich eine über knapp drei Wochen<br />
und ganz Deutschland verteilte Veranstaltungsreihe<br />
mit Traktor-Kino auf der grünen<br />
Wiese. „Die Idee dazu kam uns, als im Zuge<br />
der Corona-Pandemie in vielen Orten die<br />
traditionellen Auto-Kinos eine Renaissance<br />
erlebten. Kino-Erlebnis unter Einhaltung der<br />
Abstands- und Hygieneregeln – das könnte<br />
doch auch mit Traktoren funktionieren, war<br />
unser Gedanke“, erzählt Ingo Schoppe, bei<br />
Krone im Marketingteam tätig.<br />
MOBILES KINO<br />
Gedacht, gemacht: Insgesamt 14 derartige<br />
Termine standen zwischen dem 18. Juni und<br />
dem 12. Juli auf der Agenda, quer durch die<br />
Republik verteilt zwischen Wurster Nordseeküste<br />
bei Cuxhaven und Dentingen,<br />
südwestlich von Ulm. Tatkräftige Unterstützung<br />
gab es jeweils von den regionalen<br />
Krone-Handelspartnern. „Das war uns<br />
eine große Hilfe, denn insgesamt steckte<br />
in diesem Projekt schon ein dickes Stück<br />
Arbeit. Schließlich galt es nicht nur, vor Ort<br />
die Kunden einzuladen und die jeweilige<br />
55<br />
Freifläche für den Kinoabend zu suchen,<br />
auf dem eine große Anzahl Traktoren Platz<br />
haben würde. Zu den größten Herausforderungen<br />
gehörten die Sicherheits- und<br />
Hygienekonzepte sowie die Abstimmungen<br />
mit den lokalen Behörden. Doch alle Beteiligten<br />
haben super mitgewirkt“, berichtet<br />
er zufrieden.<br />
Vor Ort war der Ablauf stets der gleiche:<br />
Vormittags reiste das GreenNight-Team mit<br />
Sack und Pack an, um dann tagsüber aufzubauen.<br />
Stellflächen ausmessen und mittels<br />
Rasenmäher die Parkflächen der Fahrzeuge<br />
kennzeichnen, Absperrbänder und Stand<br />
für die Einlasskontrolle aufbauen, die<br />
18 × 9 m große „Leinwand“ aufpusten, die<br />
Film- und Tontechnik aufbauen – es waren<br />
viele Handgriffe nötig, bis alles einsatzbereit<br />
war. Und obwohl diese Abläufe nach<br />
den ersten Veranstaltungen so etwas wie<br />
Routine bekamen, blieb doch jeder Termin<br />
vor Ort spannend.<br />
Abends gegen 20.30 Uhr rollten die ersten<br />
Gäste mit ihren Traktoren an. Meist dauerte<br />
es rund 1 h, bis alle angekommen waren und<br />
die Maschinen exakt aufgereiht standen.<br />
Für das Verhalten während der Veranstaltung<br />
gab es klare Vorgaben. „Ganz wichtig<br />
war uns natürlich auch die Einhaltung der<br />
Hygiene- und Abstandsregeln, die direkt bei<br />
der Anmeldung jedem Teilnehmer ausgehändigt<br />
wurden, da konnten wir natürlich<br />
keine Kompromisse eingehen“, betont Ingo<br />
Schoppe.<br />
VIEL APPLAUS<br />
Beeindruckend war für ihn die Resonanz der<br />
Kunden. Im Schnitt zwischen 120 und 150<br />
Fahrzeuge fanden sich auf der jeweiligen<br />
Wiese ein, zu 95 % Traktoren, außerdem<br />
einige Pkw, die natürlich auch Einlass fanden<br />
und dem Programm erwartungsvoll<br />
entgegensahen. Zum Vorprogramm gehörte<br />
u. a. das vom Marketingteam entwickelte<br />
Spiel „Durchsatz-Bingo“, bei dem in schneller<br />
Folge Zahlen gezogen und diese dann<br />
entsprechend im vorgegebenen Tempo auf<br />
den am Eingang verteilten Bingo-Karten<br />
abgehakt werden mussten.<br />
Dass dann mit einsetzender Dämmerung einige<br />
„action-Filme“ neuester Krone-Technik<br />
im Einsatz liefen, versteht sich von selbst.<br />
Hauptattraktion waren jedoch zweifelsfrei<br />
die Filmaufnahmen zu „Landtechnik<br />
weltweit“, die in Kooperation mit „profi“<br />
und „landtechnikvideos“ entstanden sind.<br />
Am Ende gab es viel Applaus, zufriedene<br />
Gesichter bei allen und bei der Ausfahrt<br />
der Besucher eine geradezu sensationelle<br />
Light-Show mit allem, was die Fahrzeuge<br />
an Scheinwerfern und Rundumleuchten<br />
hergaben. „Insgesamt war schon sehr deutlich<br />
zu spüren, dass unsere Kunden sehr<br />
froh waren, nach Wochen und Monaten der<br />
Corona-Einschränkungen wieder mal ein<br />
Freiluft-Event erleben zu können“, so Ingo<br />
Schoppes Fazit. «<br />
Ingo Schoppe<br />
freut sich über den<br />
großen Erfolg der<br />
GreenNight-Tour<br />
2<strong>02</strong>0.<br />
10<br />
TITELTHEMA<br />
BIOHOF KINKELBUR<br />
EIS UND EIER<br />
KOMMEN AN<br />
Mit einem Hühnermobil ist der Biohof<br />
Kinkelbur im Frühjahr 2<strong>02</strong>0 erfolgreich in<br />
die Direktvermarktung eingestiegen.<br />
Milch, Eis, Eier, Kartoffeln sowie Rindfleisch: Das sind<br />
die Hauptprodukte im Hofladen der Kinkelburs. Sie betreiben<br />
seit fast 40 Jahren aus Überzeugung ökologische<br />
Landwirtschaft – und ihr Hof kann sich sehen lassen.<br />
Krähender Hahn auf dem Misthaufen neben tiefen<br />
matschigen Pfützen? So oder so ähnlich sieht – auch<br />
dank veralteter Bebilderung von Kinderbüchern – das Bild<br />
ökologischer Landwirtschaft in den Köpfen vieler Menschen<br />
aus. Muss Bio so aussehen? Nein! Ein Gegenbeweis dafür<br />
ist der Biolandhof Kinkelbur in Minden-Haddenhausen. Eine<br />
große Herde schwarzbunter Milchkühe im Boxenlaufstall<br />
und 350 Hühner im Hühnermobil leben dort auf einem<br />
über Jahre gewachsenen aufgeräumten und ordentlichen<br />
landwirtschaftlichen Betrieb. Schön ist es dort, sehr sogar!<br />
Idyllisch gelegen unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals<br />
an der Porta Westfalica, direkt neben dem Schloss Haddenhausen,<br />
lockt der Biohof Kinkelbur sieben Tage die Woche<br />
zahlreiche Kunden in den hofeigenen Laden.<br />
Ein reges Treiben herrscht auf dem Hof bei unserem Besuch:<br />
Mitarbeiter, Kartoffeleinkäufer, Hofladenkunden mit<br />
Gesprächsbedarf, Tierarzt und Futterlieferant geben sich<br />
die Klinke in die Hand – und immer mittendrin Friedrich Kinkelbur<br />
am „Machen, Tun und Organisieren“. Der 51-Jährige<br />
ist Biolandwirt durch und durch und von dieser Bewirtschaftungsweise<br />
überzeugt. Sein Vater stellte den Betrieb bereits<br />
1981 auf ökologische Landwirtschaft um – viele seiner<br />
Flächen werden also bereits seit knapp 40 Jahren ökologisch<br />
bewirtschaftet, haben seitdem weder Pflanzenschutzmittel<br />
noch mineralischen N-Dünger gesehen. Der Hof ist stetig<br />
gewachsen. Es kamen Flächen hinzu, immer wieder wurde<br />
um- und angebaut, ein Betrieb im Nachbardorf zugepachtet,<br />
auf dem nun das Jungvieh gehalten wird. „Wenn ein Betrieb<br />
wächst, braucht man Mitarbeiter, die mitdenken und<br />
eigenverantwortlich mit vollem Einsatz arbeiten und immer<br />
wieder Impulse in den Betrieb einbringen. Und die haben<br />
wir“, betont der Biolandwirt.<br />
HOFEIGENES EIS<br />
Seit dem Frühjahr 2<strong>02</strong>0 gehört ein Hofladen zum Betrieb.<br />
Dort gibt es selbst erzeugte Kartoffeln, Eier, Milch und<br />
Rindfleisch. Der Biohof versucht, so regional wie möglich<br />
zu wirtschaften, erzählt Friedrich Kinkelbur: „Unsere Rinder<br />
lassen wir bei einem regionalen familiengeführten<br />
Unternehmen schlachten.“ Dort wird das Tier handwerklich<br />
zerlegt. Der Grad der Verwertung ist hoch: Jede Kundenkiste<br />
enthält alles, was das Tier zu bieten hat: Filet und Roastbeef,<br />
Bratenstücke, fertig geschnittene Rouladen, Suppenfleisch,<br />
Beinscheiben und Knochen, Gulasch und Hackfleisch.<br />
Seit dem Sommer hat der Hofladen der Kinkelburs auch<br />
ein eigenes Bio-Eis aus der hofeigenen Milch in den verschiedensten<br />
Sorten zu bieten. Dies wird vom Mindener<br />
Eiscafé Venezia hergestellt, das schon seit langem die Milch<br />
ausschließlich vom Biohof bezieht. Friedrich Kinkelbur sagt<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Eying, darüber, welche Maßnahmen zum<br />
Schutz vor dem Corona-Virus im Frühjahr bei Krone getroffen<br />
wurden, haben wir bereits in der <strong>Ausgabe</strong> 1-2<strong>02</strong>0<br />
des <strong>XtraBlatt</strong> berichtet. Wie fällt das Fazit nach nunmehr<br />
fast neun Monaten im Pandemie-Modus aus?<br />
Martin Eying: Was den von Ihnen angesprochenen Schutz<br />
im internen Betrieb angeht, ist das Fazit sehr positiv. Sicher<br />
bedeutete dies für alle Mitarbeitenden eine teils enorme<br />
Umstellung, und auch die Neuorganisation aller Prozesse war<br />
eine gewaltige Aufgabe, die jedoch alle mit großer Verantwortung<br />
und Energie umgesetzt haben. Ein Beispiel dafür ist, dass<br />
es unserer IT-Abteilung gelungen ist, in allen angebrachten<br />
Fällen durch entsprechende technische Ausstattung die Arbeit<br />
kurzfristig ins Homeoffice verlegen zu können. Viele andere<br />
MASCHINENFABRIK BERNARD KRONE<br />
GUT AM WIND<br />
2<strong>02</strong>0 ist die Krone-Landtechniksparte<br />
erfreulich störungsfrei und erfolgreich<br />
durch die Corona-Sturmböen gesegelt.<br />
Was sind die „learnings“ aus dieser<br />
Zeit und was die längerfristigen<br />
Folgen? Darüber sprach <strong>XtraBlatt</strong><br />
mit Martin Eying, Geschäftsführer<br />
Vertrieb/Marketing, und Marke -<br />
tingleiter Henrik Feldmann.<br />
24<br />
INTERVIEW<br />
Bereiche haben ähnliche Herausforderungen gemeistert.<br />
Heute können wir feststellen, dass die sicher nicht immer<br />
einfachen Einschränkungen und Auflagen zur Normalität<br />
geworden sind. Jede bzw. jeder Einzelne in unserem gesamten<br />
Team ist mit viel Eigenverantwortung und Engagement in<br />
dieser Zeit über sich hinausgewachsen – was ein ganz dickes<br />
Lob verdient!<br />
Henrik Feldmann: Unsere interne Pandemie-Arbeitsgruppe<br />
hat nicht nur die anfänglichen Schutzkonzepte entwickelt<br />
und für Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen gesorgt,<br />
sondern auch kontinuierlich optimiert und nachgeschärft,<br />
zum Beispiel am Ende der Urlaubssaison im Sommer. Ergebnis<br />
dessen war, dass wir seit März ohne Quarantänen und ohne<br />
nennenswerte Ausfälle durchgehend produzieren, ausliefern<br />
und die Bestellungen unserer Kunden vollständig erfüllen<br />
konnten. Darüber sind wir sehr froh!<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Demzufolge waren auch die Lieferketten der<br />
Zulieferer nicht unterbrochen?<br />
Eying: Natürlich gab es anfangs kurzzeitige Störungen,<br />
aber keine echten Unterbrechungen. Da auch einige unserer<br />
europäischen Zulieferer im Frühjahr rasch als systemrelevant<br />
eingestuft wurden, lief überall die Produktion so ausreichend,<br />
dass wir keine nennenswerten Engpässe hatten.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Also eine gute Grundlage für den mit 732 Mio. €<br />
und einem Wachstum von 4,8 % doch insgesamt sehr erfreulichen<br />
Gesamtumsatz in der Sparte Landtechnik …<br />
Feldmann: Vergessen Sie dabei bitte nicht, dass unser Geschäftsjahr<br />
jeweils am 1. August beginnt und am 31. Juli<br />
endet. In das Ergebnis 2019/2<strong>02</strong>0 sind also immerhin sieben<br />
Monate ohne Corona eingeflossen. Nach Beginn der Pandemie<br />
hätten wir im Frühjahr allerdings nicht zu hoffen gewagt,<br />
dass wir im Juli auf diesem respektablen Level enden. Aber<br />
wie gesagt: Alle Bestellungen konnten ausgeliefert werden.<br />
Eying: Natürlich hat sich die Nachfrage in den einzelnen<br />
Märkten sehr unterschiedlich entwickelt. Aber in der Summe<br />
aller Länder passte es. Und zwar nicht nur bei den absoluten<br />
Umsatzzahlen, sondern mehr noch bei den Marktanteilen.<br />
So haben wir nach unserer Einschätzung zum Beispiel über<br />
alle unsere Maschinenkategorien hinweg weltweit rund 1 %<br />
Marktanteil zugelegt. Dies war auch in der Vergangenheit<br />
so: Besonders in sogenannten Krisenjahren konnte Krone im<br />
Wettbewerbsvergleich stets überdurchschnittlich profitieren.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Worauf führen Sie das zurück?<br />
Eying: Zu den Kernwerten der Familie und des Unternehmens<br />
Krone gehören seit Generationen die absolute Kunden- und<br />
Serviceorientierung, Flexibilität sowie ein persönlicher, intensiver<br />
Kontakt zur Praxis und in die Märkte. Das hat in einem<br />
stetig wachsenden Unternehmen heute natürlich andere<br />
Ausprägungen als vor 20 oder 40 Jahren, doch das Grundprinzip<br />
bleibt. Kunden bewerten diese Werte offensichtlich<br />
in den schwierigen Jahren noch stärker als sonst.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Dieser persönliche „Draht“ zu den Kunden ist<br />
unter Corona-Bedingungen jedoch schwerer denn je …<br />
Feldmann: Das stimmt, aber es ist möglich. Zu den Erkenntnissen<br />
der Pandemie gehört sicher, dass große Präsenzmessen<br />
in der näheren Zukunft nicht oder nur unter extremem<br />
Aufwand durchführbar sein werden. Der Austausch mit<br />
den Kunden dort fällt also weitgehend weg, ebenso wie die<br />
Emotionalität, Technik leibhaftig sehen und anfassen zu<br />
können. Die Kommunikation mit den Kunden wird sich also<br />
deutlich verändern müssen, wobei die Digitalisierung klar an<br />
Bedeutung gewinnt.<br />
25<br />
34<br />
PRAXIS<br />
FAMILIE KNEER, BAD DITZENBACH<br />
MIT LEIDENSCHAFT<br />
35<br />
FAMILIE KNEER, BAD DITZENBACH<br />
MIT LEIDENSCHAFT<br />
Es gibt Begriffe, die oft falsch verwendet<br />
werden. Das Wort „Amateur“ gehört dazu.<br />
Korrekt bedeutet es, dass jemand eine Tätigkeit<br />
aus Liebhaberei ausübt. Im besten<br />
Sinne trifft das auf Moritz und Florian Kneer<br />
zu. Zwar ist der Fensterbau ihre Haupttätigkeit,<br />
die Familie betreibt aber auch Landwirtschaft.<br />
Der Oberberghof ist ein gepflegter<br />
Pferdebetrieb am Rande von Bad<br />
Ditzenbach auf der Schwäbischen Alb.<br />
Kenner des landwirtschaftlichen Bauwesens<br />
merken sofort, dass das Stallgebäude<br />
ursprünglich für andere Zwecke erbaut<br />
wurde. Dies bestätigt Florian Kneer, der<br />
den Hof gemeinsam mit seinem Bruder<br />
Moritz führt: „Wir stammen mütterlicherseits<br />
aus einer Familie, die, wie früher oft<br />
üblich, neben der Land- auch eine Gastwirtschaft<br />
mit Metzgerei betrieben hat.<br />
Den Oberberghof hat unser Großvater im<br />
Jahr 1962 gebaut, ursprünglich mit dem<br />
Schwerpunkt Bullenmast. Später kamen<br />
Pferde hinzu und nach seiner Prüfung zum<br />
Pferdewirtschaftsmeister in Marbach spezialisierte<br />
er sich dann komplett auf diesen<br />
Bereich.“ Florian und Moritz Kneer haben<br />
den Betrieb im Jahr 2004 übernommen,<br />
wobei ersterer sich als Geschäftsführer<br />
allerdings eher um das Familien-Unternehmen<br />
kümmert, letzterer hauptsächlich<br />
auf dem Hof anzutreffen ist.<br />
„Wir bewirtschaften an diesem Standort<br />
75 ha Fläche. Das meiste ist Grünland, überwiegend<br />
in hängigen Lagen“, erklärt Moritz<br />
Kneer. „Acker haben wir nur etwa 1 ha, dazu<br />
noch etwas Wald. Auf dem Betrieb gibt es<br />
insgesamt 25 Pferdeboxen, 16 davon sind<br />
an Einsteller vermietet. Für unsere Kunden<br />
ist der Reitsport, wie für uns selbst, in erster<br />
Linie Hobby. Wir sind für alle Rassen offen.<br />
Auf der Anlage stehen hauptsächlich Warmblüter,<br />
aber auch ein Altwürttemberger,<br />
Florian (li.) und Moritz Kneer leiten gemeinsam den Oberberghof in Bad Ditzenbach.<br />
HEU-HEINRICH<br />
LANDWIRTSCHAFT – NATUR-<br />
SCHUTZ – WERTSCHÖPFUNG<br />
Es ist allgemein bekannt, dass der<br />
Inhalt von Kleinpackungen im<br />
Verhältnis zu großen Gebinden oft erheblich<br />
teurer ist. Das gilt auch für Heu.<br />
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />
dieser <strong>XtraBlatt</strong>-<strong>Ausgabe</strong> lag der Preis für<br />
den ersten Schnitt in Quaderballen bei<br />
durchschnittlich knapp 160 €/t. „Heu-<br />
Heinrich“ verkauft auf seiner Website<br />
das Bio-Bergwiesenheu für 1,50 bis 3 €.<br />
Pro Kilo! Eine ordentliche Spanne, könnte<br />
man meinen. Aber so einfach ist die Sache<br />
nicht. Bis das Heu verkaufsfertig im Laden<br />
liegt, ist jede Menge Aufwand nötig. Und<br />
es steckt einiges an Know-how dahinter.<br />
WIRTSCHAFTLICHES<br />
KONZEPT<br />
Heinrich Meusel kommt nicht aus der<br />
Landwirtschaft. Sein Großvater war<br />
Botanik-Professor, sein Vater ist zwar<br />
Agrar-Ingenieur, beschäftigt sich aber<br />
schon seit Langem eher mit Themen rund<br />
um die Landschaftspflege. Hauptamtlich<br />
ist er Geschäftsführer für den Naturpark<br />
Thüringer Wald e.V., ehrenamtlich ist er<br />
unter anderem Vorstandsmitglied beim<br />
Deutschen Verband für Landschaftspflege<br />
und der Stiftung Deutsche Landschaften.<br />
Eine familiäre Prägung ist also durchaus<br />
vorhanden. „Ich habe schon immer gerne<br />
im Heu gearbeitet“, berichtet Heinrich<br />
Meusel. „Schon als Kind habe ich mir<br />
mein Taschengeld dadurch aufgebessert,<br />
indem ich Bergwiesen mit dem Einachser<br />
gemäht und Heu produziert habe. Mein<br />
Berufswunsch war daher Landwirt. Die<br />
entsprechende Lehre habe ich in Österreich<br />
im Berggebiet gemacht. Dabei hat<br />
sich für mich immer mehr herauskristallisiert,<br />
dass meine Interessen nicht<br />
nur im Naturschutz, sondern auch stark<br />
im technischen Bereich liegen. Und das<br />
wollte ich mit einem tragfähigen wirtschaftlichen<br />
Konzept umsetzen. Denn<br />
nur auf Ausgleichszahlungen wollte ich<br />
mich nicht verlassen. So kam ich auf die<br />
Produktion von Kleintierheu.“<br />
Im Alter von 17 Jahren meldete Heinrich<br />
Meusel sein erstes Unternehmen an. Die<br />
Anfänge waren bescheiden. Die Mechanisierung<br />
bestand zunächst aus einem<br />
Einachsmäher, später kam ein kleiner<br />
Traktor dazu, dann einer aus sowjetischer<br />
Produktion, bis schließlich der erste<br />
„richtige“ Schlepper angeschafft werden<br />
konnte. Die erste Spezialmaschine war<br />
ein Metrac, gebraucht in der Schweiz gekauft.<br />
„Gestartet habe ich ohne Fläche und<br />
ohne Eigenkapital“, erinnert sich Heinrich<br />
Meusel. „Es war nicht einfach, an Kredite<br />
zu kommen. Und dass die jeweilige Vorgängermaschine<br />
immer verkauft werden<br />
musste, um den Nachfolger anteilig mit zu<br />
finanzieren, war auch normal.“ In der Zwischenzeit<br />
ist der Maschinenpark deutlich<br />
angewachsen und besteht größtenteils<br />
aus Premiummarken und Spezialtechnik.<br />
„Das brauchen wir auch“, sagt Heinrich<br />
Meusel, „denn unter unseren Produktions-<br />
46<br />
PRAXIS<br />
HEU-HEINRICH<br />
LANDWIRTSCHAFT – NATUR-<br />
SCHUTZ – WERTSCHÖPFUNG<br />
Mit Heu hatte Heinrich Meusel schon als<br />
Kind und als Jugendlicher zu tun. Auf der<br />
Suche nach einem tragfähigen landwirtschaftlichen<br />
Geschäftsmodell kam er auf<br />
dieses Thema zurück. Seine Erzeugnisse<br />
verkauft er über große Lebensmittelketten<br />
als Nahrung für Kleintiere.<br />
47<br />
GRÜNFLÄCHENAMT DORTMUND<br />
NATURNAHES<br />
STADTGRÜN<br />
56<br />
PRAXIS<br />
1<br />
Rundballenpressen finden sich üblicherweise<br />
in landwirtschaftlichen Betrieben<br />
oder bei Lohnunternehmen. Im öffentlichen<br />
Dienst sind solche Landmaschinen selten.<br />
Das Grünflächenamt Dortmund ist eine<br />
Ausnahme.<br />
D ortmund, Westfalenpark. Während sich<br />
auf der nahegelegenen B 54 der morgendliche<br />
Berufsverkehr staut, macht sich<br />
ein Team des Grünflächenamtes Dortmund<br />
an die Arbeit. Eine größere Grünfläche im<br />
Bereich einer Abfahrt muss gemäht werden.<br />
Allerdings nicht, wie in früheren Jahren,<br />
kostengünstig und maximal effizient mit<br />
einem Mulcher, sondern mit einem Balkenmäher.<br />
Das ist zwar aufwendiger, sorgt aber<br />
dafür, dass deutlich weniger Insekten dem<br />
Mähvorgang zum Opfer fallen. „Wir haben<br />
unsere Grünflächenpflege vor einigen Jahren<br />
systematisch auf extensive Methoden<br />
umgestellt“, sagt Jürgen Hundorf, Planer<br />
im Grünflächenamt Dortmund. Das Amt<br />
ist für insgesamt 400 ha Grünflächen im<br />
Stadtgebiet zuständig. Rund die Hälfte<br />
davon wird inzwischen extensiv gepflegt.<br />
„Diese Flächen werden von uns zweimal<br />
jährlich mit dem Balkenmäher gemäht“,<br />
sagt Soenke Janssen, Agrarbetriebswirt und<br />
beim Grünflächenamt zuständig für die<br />
Technischen Dienste West.<br />
Die Umstellung von Mulchern auf Balkenmäher<br />
ist aber nicht die einzige Veränderung<br />
bei der eingesetzten Technik.<br />
Während das gemulchte Material auf den<br />
Flächen verblieben ist, muss das gemähte<br />
Langgras nach einigen Tagen abgeräumt<br />
werden. Zunächst wird es mit Hilfe eines von<br />
einem Kleintraktor gezogenen Bandrechen<br />
zu einem Schwad zusammengelegt, anschließend<br />
zu Rundballen gepresst. Eigens<br />
hierfür hat das Grünflächenamt Anfang<br />
2<strong>02</strong>0 eine Rundballenpresse Krone Bellima<br />
F130 gekauft. „Die Investitionen in die für<br />
ein ökologisches Grünflächenmanagement<br />
erforderliche Technik sind nicht unerheblich,<br />
aber notwendig“, betont Soenke Janssen.<br />
Um die benötigten Investitionsmittel gibt<br />
es keine Diskussionen.<br />
WUNSCHMASCHINE<br />
Mit der Bellima F130 konnte sich die<br />
Wunschmaschine von Soenke Janssen<br />
in der Ausschreibung durchsetzen. „Die<br />
Rundballenpresse ist vergleichsweise leicht,<br />
sehr kompakt, und sie passt sehr gut zu<br />
unseren Kommunalschleppern, die deutlich<br />
1 Im Zuge der ökologischen Grünflächenpflege hat das Grünflächenamt<br />
Dortmund unter anderem in eine Rundballenpresse<br />
von Krone investiert.<br />
2 Setzt auf ein extensives Grünflächenmanagement: Jürgen<br />
Hundorf, Planer im Grünflächenamt Dortmund.<br />
3 Gemäht wird natur- und insektenschonend mit einem<br />
Balkenmähwerk.<br />
57<br />
2<br />
3<br />
6<br />
TITELTHEMA<br />
Konrad Ammon jun. ist selbständiger<br />
Metzgermeister und Geschäftsführer<br />
der Metzgerschlachthof Betriebs GmbH<br />
in Fürth.<br />
7<br />
METZGERSCHLACHTHOF FÜRTH<br />
REGIONAL AUS<br />
ÜBER ZEUGUNG<br />
Fleisch der kurzen Wege ist beim Metzgerschlachthof in<br />
Fürth kein schnelllebiger Trend, sondern geschieht aus tiefster<br />
Überzeugung. Wir haben uns mit Konrad Ammon jun., Metzgermeister<br />
und Geschäftsführer des Betriebes, getroffen und über<br />
sein spannendes Konzept gesprochen.<br />
Die Fleischbranche steht – wie so oft – wieder einmal<br />
in der Kritik. Nur geht es dieses Mal weder um Tierschutz-<br />
noch um Hygienemängel, sondern um eine massiv<br />
erhöhte Covid-19-Ansteckungsrate unter den Mitarbeitenden<br />
einiger Großschlachtbetriebe. Hauptursachen sind die<br />
schlechten Arbeitsbedingungen und die Unterbringung des<br />
Personals in Massenunterkünften. Beides ist bedingt durch<br />
die Struktur, die in dieser Industrie vorherrscht: Es wird<br />
überwiegend mit Subunternehmern gearbeitet.<br />
Grund für den Wandel in der Fleischwarenbranche zu Großbetrieben<br />
war eigentlich ein löblicher Gedanke: Die Hygiene<br />
in den Schlacht-, Zerlege- und Verarbeitungsbetrieben sollte<br />
verbessert werden. Allerdings führte die EU-Zertifizierung<br />
dazu, dass viele lokale Metzger Probleme hatten, diese<br />
Vorgaben zu erfüllen. Oft war es baulich nicht möglich,<br />
manchmal schlichtweg unwirtschaftlich. Infolgedessen<br />
hörte die breite Masse der Metzger auf, selbst zu schlachten<br />
und bezog ihr Fleisch als Hälften oder in Teilstücken<br />
aus Großschlachtbetrieben. Und auch die kommunalen<br />
Schlachthöfe, die früher fast in jeder Stadt zur regionalen<br />
Grundversorgung gehörten, wurden aus denselben Gründen<br />
nach und nach geschlossen.<br />
IMPFSTOFF-PRODUKTION<br />
Dieses Schicksal drohte auch dem Schlachthof in Fürth.<br />
Dabei war seine Einweihung im Jahr 1881 ein wichtiger<br />
Meilenstein in der Stadtgeschichte. Er brachte der Bevölkerung<br />
eine erhebliche Erleichterung. Denn von den<br />
unzähligen Schlachtstätten in der Stadt ging eine ganze<br />
Reihe von Beeinträchtigungen aus: Lärm, Gestank usw., von<br />
der Hygiene ganz zu schweigen. Die Metzger waren anfangs<br />
skeptisch, denn künftig bestand für sie „Schlachthofzwang“.<br />
Sie blieben damals sogar der feierlichen Eröffnung fern. Die<br />
Innung veranstaltete stattdessen am gleichen Tag provokant<br />
eine Vergnügungsfahrt nach Würzburg. Nach und nach<br />
begannen sie jedoch die Vorteile zu erkennen, der Fürther<br />
Schlachthof begann zu florieren. Als er an die Grenzen seiner<br />
Kapazitäten stieß, wurde kurz über eine Fusion und einen<br />
Neubau mit Nürnberg nachgedacht, was aber nichts wurde.<br />
1918 – mitten im 1. Weltkrieg – wurde der Schlachthof um<br />
neue Räume erweitert. Im 2. Weltkrieg wurden Teile der<br />
Gebäude zerstört, der Schlachtbetrieb konnte nur noch behelfsmäßig<br />
abgewickelt werden. Nach der Währungsreform<br />
fehlte der Stadt Fürth dann das Geld für einen Neubau.<br />
Man war jedoch findig und fand mit den Behring-Werken<br />
einen Partner zur Finanzierung. Auf einer isolierten Station<br />
wurden damals aus den Mundblasen extra zu diesem Zweck<br />
mit Maul- und Klauenseuche infizierter Tiere der Grundstoff<br />
für das Serum eines MKS-Impfstoffes gewonnen. Parallel<br />
dazu lief der normale Schlachtbetrieb. Diese Zusammenarbeit<br />
war sehr rentabel. Außerdem konnten dadurch noch<br />
Fördertöpfe angezapft werden, die für Investitionen genutzt<br />
wurden. In den Sechzigerjahren war der Schlachthof Fürth<br />
einer der modernsten Deutschlands.<br />
20<br />
WEIDESCHWEINE<br />
SCHWEINE IM<br />
GLÜCK<br />
Wenn Johannes Erchinger mit<br />
dem Futtereimer kommt, ist<br />
alles andere Nebensache. Selbst auf<br />
der Weide, auf der Eber und Sauen auf<br />
natürlichem Weg für Nachwuchs sorgen<br />
sollen, interessieren sich alle nur für<br />
den Landwirt mit dem Futtereimer. Nur<br />
Sekunden, nachdem er die Weide betreten<br />
hat, ist er von Schweinen umringt.<br />
Johannes Erchinger achtet darauf, dass<br />
alle etwas von den Pellets abbekommen,<br />
die er mitgebracht hat. Streit gibt es<br />
nicht. Selbst die bis zu 350 kg schweren<br />
Eber drängen die anderen nicht zur Seite,<br />
sondern machen einen entspannten<br />
Eindruck.<br />
„Schweine, die im Freien gehalten werden,<br />
sind einfach ausgeglichener“, sagt<br />
der Landwirt aus Logabirum in der Nähe<br />
des ostfriesischen Leer. Eine klassische<br />
Milchviehregion, in der sich nur wenige<br />
Berufskollegen mit der Schweinezucht<br />
beschäftigen. Auch Johannes Erchinger<br />
bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb<br />
mit 80 Kühen. Und das bereits in der<br />
fünften Generation. Da sich der Hof<br />
mitten im Dorf befindet, gibt es keine<br />
Expansionsmöglichkeiten. Und einfach<br />
außerhalb neu zu bauen, kam für ihn und<br />
seine Familie nie in Frage. „In der zweiten<br />
Hälfte der 90er Jahre habe ich mir sehr<br />
viele Gedanken um ein zweites Standbein<br />
neben den Milchkühen gemacht<br />
und bin schließlich irgendwann auf<br />
die Freilandhaltung von Schweinen<br />
gestoßen“, erinnert sich der Landwirt.<br />
Die Idee hat ihn damals regelrecht<br />
elektrisiert. Er besuchte auf Einladung<br />
des PIC-Zuchtverbandes einen Betrieb<br />
in der Nähe von Schleswig, der sich<br />
auf die Freilandhaltung von Schweinen<br />
spezialisiert hatte. Nur wenige<br />
Wochen später absolvierte er dort ein<br />
Praktikum, um sich möglichst intensiv<br />
mit den Tieren zu beschäftigen.<br />
Schon während dieses Praktikums<br />
erstellte Johannes Erchinger eine<br />
erste Kalkulation, die auch seine Fa-<br />
PRAXIS<br />
21<br />
Glückliche Schweine: Die Ferkel<br />
werden tierwohlgerecht in größeren<br />
Gruppen gehalten und bekommen<br />
täglich frisches Stroh.<br />
Schweine auf der Weide halten? Eine Idee, die Landwirt<br />
Johannes Erchinger aus dem ostfriesischen Logabirum<br />
interessant fand. Er war vor fast 25 Jahren auf der Suche<br />
nach einem zweiten Standbein. Das hat er mit seinen<br />
Berkshire-Schweinen gefunden.<br />
milie überzeugte, sich auf das Abenteuer<br />
„Weideschwein“ einzulassen.<br />
ANFÄNGLICHE<br />
WIDERSTÄNDE<br />
In Logabirum gab es zunächst Widerstände,<br />
als er seine Planungen bekannt<br />
machte. „Schweine werden mit Geruchsbelästigungen<br />
in Verbindung gebracht,<br />
was aber nur für die Stallhaltung gilt“,<br />
sagt Johannes Erchinger. Schweine, die<br />
im Freien gehalten werden, riechen<br />
nicht. Das liege zum einen an der natürlichen<br />
Belüftung, vor allem aber daran,<br />
dass sie unter anderem Gras und Stroh<br />
fressen, was zu einem deutlich weniger<br />
geruchsintensiven Stoffwechsel führe,<br />
weil die Fasern Gerüche binden. Die<br />
anfängliche Aufregung hat sich also<br />
schnell wieder gelegt, inzwischen sind<br />
die Schweineweiden sogar eine kleine<br />
Attraktion in der Region. Sie werden häufig<br />
auch von Grundschulklassen besucht,<br />
denen Johannes Erchinger das Thema<br />
Landwirtschaft erfolgreich näherbringt.<br />
Der Anfang war investitionsintensiv, auch<br />
wenn es die Kostenposition Stallbau gar<br />
nicht gab. Zunächst musste die erforder-<br />
32<br />
WISSEN<br />
BEHIND THE<br />
SCENES<br />
Damit eine Online-Pressekonferenz<br />
reibungslos funktioniert und<br />
professionell wirkt, sind im Vorfeld<br />
viele Vorbereitungen und Übungsrunden<br />
nötig. Hier einige Impressionen<br />
„behind the scenes“.<br />
33<br />
In mehr als zweijähriger Arbeit wurde das Krone-Museum völlig<br />
neu gestaltet. Für Walter Krone als Leiter der Arbeitsgruppe war<br />
das Projekt eine Herzensangelegenheit – und die Fertigstellung der<br />
krönende Abschluss seines Wirkens für das Unternehmen.<br />
KRONE-MUSEUM<br />
„JETZT IST ES<br />
WIRKLICH GUT.“<br />
43
IMPRESSUM<br />
3 Editorial<br />
6 Metzgerschlachthof Fürth: Regional aus Überzeugung<br />
10 Biohof Kinkelbur: Eis und Eier kommen an<br />
14 Serie Qualitätsfutterernte: Wenden und Schwaden<br />
20 Weideschweine: Schweine im Glück<br />
24 Maschinenfabrik Bernard Krone: Gut am Wind<br />
28 Lohnunternehmer Will Murphy (GB): Der Pressenprofi<br />
32 Behind the Scenes<br />
34 Familie Kneer: Mit Leidenschaft<br />
38 News-Ticker<br />
40 Agrimec/Abemec (NL): Die Spezialisten<br />
43 Krone-Museum: „Jetzt ist es wirklich gut.“<br />
46 Heu-Heinrich: Landwirtschaft – Naturschutz – Wertschöpfung<br />
50 LandBauTechnik-Bundesverband: Leistungsträger<br />
54 Greennight-Tour: Wiesenkino<br />
56 Grünflächenamt Dortmund: Naturnahes Stadtgrün<br />
59 EU-Bildungsminister: Blick in die Praxis<br />
60 Future Lab: Auf Herz und Nieren<br />
Herausgeber:<br />
Maschinenfabrik<br />
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31275 Lehrte<br />
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S. 34–37: Kneer (3)<br />
S. 46–49: Meusel (4)<br />
S. 51: Grafik: LandBauTechnik-Bundesverband<br />
S. 60: Grafik: vska/Depositphotos.com<br />
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<strong>XtraBlatt</strong> erscheint halbjährlich für Kunden<br />
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5
TITELTHEMA<br />
Konrad Ammon jun. ist selbstständiger<br />
Metzgermeister und Geschäftsführer<br />
der Metzgerschlachthof Betriebs GmbH<br />
in Fürth.<br />
6
METZGERSCHLACHTHOF FÜRTH<br />
REGIONAL AUS<br />
ÜBER ZEUGUNG<br />
Fleisch der kurzen Wege ist beim Metzgerschlachthof in<br />
Fürth kein schnelllebiger Trend, sondern geschieht aus tiefster<br />
Überzeugung. Wir haben uns mit Konrad Ammon jun., Metzgermeister<br />
und Geschäftsführer des Betriebes, getroffen und über<br />
sein spannendes Konzept gesprochen.<br />
Die Fleischbranche steht – wie so oft – wieder einmal<br />
in der Kritik. Nur geht es dieses Mal weder um Tierschutz-<br />
noch um Hygienemängel, sondern um eine massiv<br />
erhöhte Covid-19-Ansteckungsrate unter den Mitarbeitenden<br />
einiger Großschlachtbetriebe. Hauptursachen sind die<br />
schlechten Arbeitsbedingungen und die Unterbringung des<br />
Personals in Massenunterkünften. Beides ist bedingt durch<br />
die Struktur, die in dieser Industrie vorherrscht: Es wird<br />
überwiegend mit Subunternehmern gearbeitet.<br />
Grund für den Wandel in der Fleischwarenbranche zu Großbetrieben<br />
war eigentlich ein löblicher Gedanke: Die Hygiene<br />
in den Schlacht-, Zerlege- und Verarbeitungsbetrieben sollte<br />
verbessert werden. Allerdings führte die EU-Zertifizierung<br />
dazu, dass viele lokale Metzger Probleme hatten, diese<br />
Vorgaben zu erfüllen. Oft war es baulich nicht möglich,<br />
manchmal schlichtweg unwirtschaftlich. Infolgedessen<br />
hörte die breite Masse der Metzger auf, selbst zu schlachten<br />
und bezog ihr Fleisch als Hälften oder in Teilstücken<br />
aus Großschlachtbetrieben. Und auch die kommunalen<br />
Schlachthöfe, die früher fast in jeder Stadt zur regionalen<br />
Grundversorgung gehörten, wurden aus denselben Gründen<br />
nach und nach geschlossen.<br />
IMPFSTOFF-PRODUKTION<br />
Dieses Schicksal drohte auch dem Schlachthof in Fürth.<br />
Dabei war seine Einweihung im Jahr 1881 ein wichtiger<br />
Meilenstein in der Stadtgeschichte. Er brachte der Bevölkerung<br />
eine erhebliche Erleichterung. Denn von den<br />
unzähligen Schlachtstätten in der Stadt ging eine ganze<br />
Reihe von Beeinträchtigungen aus: Lärm, Gestank usw., von<br />
der Hygiene ganz zu schweigen. Die Metzger waren anfangs<br />
skeptisch, denn künftig bestand für sie „Schlachthofzwang“.<br />
Sie blieben damals sogar der feierlichen Eröffnung fern. Die<br />
Innung veranstaltete stattdessen am gleichen Tag provokant<br />
eine Vergnügungsfahrt nach Würzburg. Nach und nach<br />
begannen sie jedoch die Vorteile zu erkennen, der Fürther<br />
Schlachthof begann zu florieren. Als er an die Grenzen seiner<br />
Kapazitäten stieß, wurde kurz über eine Fusion und einen<br />
Neubau mit Nürnberg nachgedacht, was aber nichts wurde.<br />
1918 – mitten im 1. Weltkrieg – wurde der Schlachthof um<br />
neue Räume erweitert. Im 2. Weltkrieg wurden Teile der<br />
Gebäude zerstört, der Schlachtbetrieb konnte nur noch behelfsmäßig<br />
abgewickelt werden. Nach der Währungsreform<br />
fehlte der Stadt Fürth dann das Geld für einen Neubau.<br />
Man war jedoch findig und fand mit den Behring-Werken<br />
einen Partner zur Finanzierung. Auf einer isolierten Station<br />
wurden damals aus den Mundblasen extra zu diesem Zweck<br />
mit Maul- und Klauenseuche infizierter Tiere der Grundstoff<br />
für das Serum eines MKS-Impfstoffes gewonnen. Parallel<br />
dazu lief der normale Schlachtbetrieb. Diese Zusammenarbeit<br />
war sehr rentabel. Außerdem konnten dadurch noch<br />
Fördertöpfe angezapft werden, die für Investitionen genutzt<br />
wurden. In den Sechzigerjahren war der Schlachthof Fürth<br />
einer der modernsten Deutschlands.<br />
7
TITELTHEMA<br />
VERKAUF AN METZGER<br />
Allerdings endete die Vaccine-Produktion, als Mitte der<br />
Siebzigerjahre der Impfstoff synthetisch hergestellt werden<br />
konnte. Die Kapazitäten waren vorhanden, daher wurden sie<br />
auch genutzt. Aber weniger von den regionalen Metzgern,<br />
sondern fast ausschließlich von einem Großunternehmen.<br />
Die Schlachtzahlen stiegen weiter. Im Jahr 1981, dem<br />
100-jährigen Bestehen, wurden um die 28.000 Rinder, 36.500<br />
Schweine und 2.000 Kälber geschlachtet. Und es wurde stetig<br />
investiert. Trotzdem stand der Schlachthof auf der Kippe. Der<br />
Großbetrieb profitierte, die Stadt sollte bezahlen.<br />
„Zum Showdown kam es im Jahr 1984“, erklärt Konrad<br />
Ammon jun., selbstständiger Metzgermeister und Geschäftsführer<br />
der Metzger Schlachthof Betriebs GmbH.<br />
„Obwohl die Stadt Fürth großes finanzielles Entgegenkommen<br />
zeigte, stellte der Großkunde damals den Betrieb<br />
ein. Unserem Schlachthof drohte dasselbe Schicksal wie<br />
fast allen früheren Schlachthof-Standorten in der Region:<br />
Schwabach, Weißenburg, Gunzenhausen, Ansbach, Lauf und<br />
Nürnberg. Die letzte verbliebene städtische Einrichtung in<br />
Erlangen wurde kürzlich an ein Privatunternehmen<br />
verkauft. Aber bereits<br />
davor waren wir regionalen Metzger<br />
nur das fünfte Rad am Wagen. Dennoch<br />
war es uns enorm wichtig, die Nahversorgung,<br />
aber auch die Arbeits- und<br />
Ausbildungsplätze zu erhalten. Auf<br />
Initiative meines Vaters schlossen sich<br />
„ALS SELBSTSTÄNDIGER<br />
METZGERMEISTER IST<br />
DIESER REGIONALE<br />
SCHLACHTHOF FÜR MICH<br />
ENORM WICHTIG.“<br />
KONRAD AMMON JUN.<br />
55 Berufskollegen zusammen und übernahmen mit einer<br />
Einlage von je 2.000 DM die Einrichtung der Stadt.“<br />
NEUBAU<br />
Erfreulicherweise lief es gut mit dem Metzgerschlachthof.<br />
Aber die zunehmenden Hygienevorgaben ließen schnell<br />
den Gedanken nach einem Neubau aufkommen. Die Stadt<br />
unterstützte das Bestreben durch ein Grundstück auf Erbpachtbasis<br />
und durch finanzielle Hilfe. Im Januar 1989 beschlossen<br />
60 Gesellschafter (50 Metzger, zehn Viehhändler,<br />
Landwirte und Kuttler) im Stadtteil Burgfarrnbach einen fast<br />
5 Mio. DM teuren Neubau zu errichten. Förderungen durch<br />
EU, Bund oder Land gab es nicht. Schon im November 1991<br />
konnte die erste Probeschlachtung stattfinden.<br />
„Gebaut haben wir eine kompakte Anlage mit einer Gebäudefläche<br />
von 7.500 qm mit moderner Ausstattung“,<br />
sagt Konrad Ammon. 2019 haben wir fast 61.000 Schweine,<br />
3.800 Großtiere und 1.600 Schafe geschlachtet. Was die<br />
Zahlen angeht, haben wir seit Jahren immer eine leicht<br />
positive Entwicklung. Das bestärkt uns darin, damals den<br />
richtigen Schritt gemacht zu haben.<br />
Organisatorisch sind wir in zwei Gesellschaften<br />
geteilt: wir, die Betriebs GmbH,<br />
sorgen für die gesamte Infrastruktur.<br />
Mit dem Schlachten selbst beauftragen<br />
wir die Fürther Lohnschlächter GmbH.<br />
In ihr haben sich 15 Facharbeiter aus<br />
der Region, alles Metzger mit Gesellen-<br />
Das Bild aus dem modern<br />
ausgestatteten Schlachtund<br />
Zerlegebetrieb entstand<br />
in Vor-Corona-Zeiten. Heute<br />
tragen die Mitarbeitenden<br />
selbstverständlich<br />
Mundschutz.<br />
8
REGIONALE QUALITÄT<br />
Alle drei mit Meisterbrief (v.l.n.r.): Sohn Maximilian, Schwiegertochter<br />
Geli und Konrad Ammon jun. Sie führen gemeinsam die familieneigene<br />
Metzgerei in Fürth-Burgfarrnbach.<br />
oder Meisterbrief, zusammengeschlossen. Aktuell sind<br />
wir 105 Gesellschafter. In unserer Kundenkartei haben<br />
wir 330 Adressen: Metzger, Viehhändler, Landwirte mit<br />
Direktvermarktung, Gastronomen oder auch Vereine, die für<br />
ihr Fest nur ein Spanferkel im Jahr schlachten lassen. Selbstverständlich<br />
sind wir EU-zertifiziert, erfüllen die QS-Bestimmungen<br />
und können auch Bio-Tiere schlachten. Um das<br />
Wohl der Tiere kümmern sich vier Tierschutzbeauftragte.“<br />
Um die hohen Qualitätsansprüche auch weiterhin zu erfüllen,<br />
wird zurzeit viel investiert. Vor allem im Hinblick<br />
auf Tierwohl, Hygiene, Umwelt sowie Ressourcen- und<br />
Energieeffizienz. Konrad Ammon dazu weiter: „Für das<br />
laufende Jahr haben wir 5,5 Mio. € budgetiert. Wir vergrößern<br />
beispielsweise die Aufstallungsflächen für Schweine<br />
und verbessern den Zutrieb für Rinder und Schweine.<br />
Außerdem wird die Kühlung erweitert, die Förderung der<br />
Schlachtkörper automatisiert, damit der Abkühlungsprozess<br />
beschleunigt wird. Insgesamt bringen wir die gesamte<br />
Kühlanlage technisch und energetisch auf den neuesten<br />
Stand. Zudem bauen wir eine eigenständige Kuttelei für<br />
die Bearbeitung der Innereien und Därme auf. Und letztlich<br />
strukturieren wir den Warenein- und -ausgang um.“<br />
„Als selbstständiger Metzgermeister ist dieser regionale<br />
Schlachthof für mich enorm wichtig“, so die Überzeugung<br />
von Konrad Ammon. Er führte seinen Betrieb in Burgfarrnbach<br />
in 4. Generation. Die Nachfolge ist gesichert. Beide<br />
Söhne sind Metzgermeister, die Schwiegertochter Fleischereifachverkäuferin<br />
und ebenso Metzgermeisterin. Sie<br />
haben jetzt die Verantwortung und Führung der Metzgerei<br />
in 5. Generation übernommen. Das Sortiment ist vielfältig.<br />
Neben Ladengeschäft, Party- und Versandservice sorgt ein<br />
angestellter Koch für täglich wechselnde Mittagessen. „Wir<br />
schlachten pro Woche etwa acht bis zwölf Schweine und ein<br />
Rind“, sagt Konrad Ammon. Diese beziehen wir seit Jahren<br />
von festen Landwirten aus der Region. Mit ihnen besteht<br />
ein partnerschaftliches Verhältnis. Ich kann auf Haltung<br />
und Fütterung Einfluss nehmen und bekomme so genau<br />
die Qualität, die ich für meine Kunden will. Beispielsweise<br />
habe ich meine Schweine gerne etwas schwerer, mit einem<br />
Schlachtgewicht von 105 bis 110 kg. Bei den Rindern lege<br />
ich Wert auf Fleischrassen. Jungbullen werden für uns überhaupt<br />
nicht geschlachtet. Die Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen<br />
Großbetrieben würden bei der doch recht<br />
geringen Anzahl an Tieren, die wir pro Woche brauchen,<br />
organisatorisch gar nicht passen. Hier wird meist nach dem<br />
Rein-Raus-Verfahren gearbeitet. Für den Transport sorge ich<br />
selbst. Im Schlachthof haben wir einen Wartebereich mit<br />
Einstreu, Futter und Tränkemöglichkeit, sodass Stress nach<br />
Möglichkeit vermieden wird. Nach der Schlachtung werden<br />
die Viertel- beziehungsweise Hälften zu uns transportiert<br />
und dort weiterverarbeitet.“<br />
„Die Ansprüche der Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
haben sich geändert“, so Konrad Ammon weiter. „Wurst<br />
wird heute nicht mehr in 100-g-Portionen verkauft, sondern<br />
sortenweise in einzelnen Scheiben. Das ist für uns zwar aufwändig,<br />
aber bei diesen Kunden weiß ich auch, dass sie sehr<br />
bewusst einkaufen. Andere dagegen schauen ausschließlich<br />
nach dem Preis. Das ist nicht unbedingt unsere Klientel. Aber<br />
selbst diese müssen irgendwie bedient werden. Deshalb haben<br />
auch Großschlachter und Discounter eine Berechtigung.<br />
Wir gehen aber einen anderen Weg, der glücklicherweise<br />
von unseren Kunden honoriert wird. Die eigene Schlachtung<br />
von regionalen Tieren ist dabei ein ganz wichtiger Bestandteil<br />
des vollumfänglichen Qualitätsversprechens, das ich<br />
unseren Kundinnen und Kunden gebe.“ «<br />
9
TITELTHEMA<br />
BIOHOF KINKELBUR<br />
EIS UND EIER<br />
KOMMEN AN<br />
Milch, Eis, Eier, Kartoffeln sowie Rindfleisch: Das sind<br />
die Hauptprodukte im Hofladen der Kinkelburs. Sie betreiben<br />
seit fast 40 Jahren aus Überzeugung ökologische<br />
Landwirtschaft – und ihr Hof kann sich sehen lassen.<br />
Mit einem Hühnermobil ist der Biohof<br />
Kinkelbur im Frühjahr 2<strong>02</strong>0 erfolgreich in<br />
die Direktvermarktung eingestiegen.<br />
10
Krähender Hahn auf dem Misthaufen neben tiefen<br />
matschigen Pfützen? So oder so ähnlich sieht – auch<br />
dank veralteter Bebilderung von Kinderbüchern – das Bild<br />
ökologischer Landwirtschaft in den Köpfen vieler Menschen<br />
aus. Muss Bio so aussehen? Nein! Ein Gegenbeweis dafür<br />
ist der Biolandhof Kinkelbur in Minden-Haddenhausen. Eine<br />
große Herde schwarzbunter Milchkühe im Boxenlaufstall<br />
und 350 Hühner im Hühnermobil leben dort auf einem<br />
über Jahre gewachsenen aufgeräumten und ordentlichen<br />
landwirtschaftlichen Betrieb. Schön ist es dort, sehr sogar!<br />
Idyllisch gelegen unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals<br />
an der Porta Westfalica, direkt neben dem Schloss Haddenhausen,<br />
lockt der Biohof Kinkelbur sieben Tage die Woche<br />
zahlreiche Kunden in den hofeigenen Laden.<br />
Ein reges Treiben herrscht auf dem Hof bei unserem Besuch:<br />
Mitarbeiter, Kartoffeleinkäufer, Hofladenkunden mit<br />
Gesprächsbedarf, Tierarzt und Futterlieferant geben sich<br />
die Klinke in die Hand – und immer mittendrin Friedrich Kinkelbur<br />
am „Machen, Tun und Organisieren“. Der 51-Jährige<br />
ist Biolandwirt durch und durch und von dieser Bewirtschaftungsweise<br />
überzeugt. Sein Vater stellte den Betrieb bereits<br />
1981 auf ökologische Landwirtschaft um – viele seiner<br />
Flächen werden also bereits seit knapp 40 Jahren ökologisch<br />
bewirtschaftet, haben seitdem weder Pflanzenschutzmittel<br />
noch mineralischen N-Dünger gesehen. Der Hof ist stetig<br />
gewachsen. Es kamen Flächen hinzu, immer wieder wurde<br />
um- und angebaut, ein Betrieb im Nachbardorf zugepachtet,<br />
auf dem nun das Jungvieh gehalten wird. „Wenn ein Betrieb<br />
wächst, braucht man Mitarbeiter, die mitdenken und<br />
eigenverantwortlich mit vollem Einsatz arbeiten und immer<br />
wieder Impulse in den Betrieb einbringen. Und die haben<br />
wir“, betont der Biolandwirt.<br />
HOFEIGENES EIS<br />
Seit dem Frühjahr 2<strong>02</strong>0 gehört ein Hofladen zum Betrieb.<br />
Dort gibt es selbst erzeugte Kartoffeln, Eier, Milch und<br />
Rindfleisch. Der Biohof versucht, so regional wie möglich<br />
zu wirtschaften, erzählt Friedrich Kinkelbur: „Unsere Rinder<br />
lassen wir bei einem regionalen familiengeführten<br />
Unternehmen schlachten.“ Dort wird das Tier handwerklich<br />
zerlegt. Der Grad der Verwertung ist hoch: Jede Kundenkiste<br />
enthält alles, was das Tier zu bieten hat: Filet und Roastbeef,<br />
Bratenstücke, fertig geschnittene Rouladen, Suppenfleisch,<br />
Beinscheiben und Knochen, Gulasch und Hackfleisch.<br />
Seit dem Sommer hat der Hofladen der Kinkelburs auch<br />
ein eigenes Bio-Eis aus der hofeigenen Milch in den verschiedensten<br />
Sorten zu bieten. Dies wird vom Mindener<br />
Eiscafé Venezia hergestellt, das schon seit langem die Milch<br />
ausschließlich vom Biohof bezieht. Friedrich Kinkelbur sagt
TITELTHEMA<br />
1 2<br />
nicht ohne Stolz: „Man schmeckt die gute Qualität unserer<br />
Milch im Eis.“<br />
Das Hofladen-Eis wird von den Kunden oft gleich direkt auf<br />
der bestuhlten Terrasse vor dem Hofladen verspeist. Der Laden<br />
selbst funktioniert nach dem Selbstbedienungskonzept.<br />
Kundenkontakt gibt es trotzdem reichlich. Irgendjemand<br />
ist immer für die Kunden greifbar, wenn mal eine Frage<br />
aufpoppt. Inhaber wie auch Mitarbeiter stillen gerne den<br />
Wissensdurst zum Thema Landwirtschaft. Die in letzter Zeit<br />
so oft angemahnte Aufklärungsarbeit für die Bevölkerung<br />
scheint auf dem Biohof Kinkelbur zum Alltag zu gehören,<br />
so selbstverständlich kommt sie rüber.<br />
Die Milch komplett regional zu vermarkten, klappt allerdings<br />
nicht. Der Großteil der Milch der 110 Milchkühe geht zur<br />
Molkerei Söbbeke in das westfälische Gronau. Die Milchleistung<br />
des Betriebs liegt im Schnitt bei ca. 9.300 kg Milch<br />
pro Laktation bei 4,1 % Fett und 3,1 % Eiweiß.<br />
85 HA FÜR GRUNDFUTTER<br />
Gefüttert werden die Kinkelburschen Milchkühe mit einer<br />
gemischten Futtervorlage aus Gras- und Maissilage, ergänzt<br />
durch Heu, eine Kraftfuttereigenmischung und Mineralfutter.<br />
Wann immer es die Bodenverhältnisse zulassen, können<br />
die Milchkühe auf den an den Boxenlaufstall angrenzenden<br />
Weiden laufen.<br />
Rund 60 ha Grünland plus ca. 25 ha Kleegras bewirtschaftet<br />
Friedrich Kinkelbur für die Grundfuttergewinnung.<br />
Die anmoorigen Standorte stellen hierbei durchaus eine<br />
Herausforderung dar. „Wir haben einen eigenen Nachsaatstriegel,<br />
denn oberstes Ziel ist es, immer eine gesunde<br />
3<br />
geschlossene Grasnarbe zu erhalten, um Unkräutern von<br />
Beginn an gar keine Chance zu geben. Fast alle guten Gräser<br />
und auch der Weißklee mögen jedoch keine stauende<br />
Nässe. Hier müssen wir immer nach moorgeeigneten<br />
Gräsersorten schauen“, sagt er und meint weiter: „Unser<br />
Hauptunkraut ist der Ampfer, den wir als Bio-Betrieb nicht<br />
spritzen dürfen. Beweidung in einem frühen Stadium hilft,<br />
aber das geht natürlich nicht auf allen Flächen. Da nehmen<br />
wir uns auch schon mal ein 8 ha Stück vor und ziehen den<br />
Ampfer händisch heraus.“<br />
Bei der Grassilage-Ernte erledigt der Bio-Landwirt das<br />
Mähen, Wenden und Schwaden selbst. Gemäht wird mit<br />
einem Butterfly-Mähwerk Easycut 970 ohne Aufbereiter.<br />
Den Verzicht auf diesen begründet er folgendermaßen: „Ein<br />
Aufbereiter würde mir das Kleegras zu sehr zerschlagen. Auf<br />
den anmoorigen Grünlandflächen kommt die Gefahr der<br />
Futterverschmutzung hinzu.“ Gehäckselt oder gepresst wird<br />
durch einen Lohnunternehmer aus der Region.<br />
Wie viele andere Milchviehbetriebe hatte auch der Biohof<br />
Kinkelbur 2018 und 2019 mit Futterknappheit zu kämpfen.<br />
Durch die Trockenheit konnten die üblicherweise vier Schnit-<br />
12
4<br />
1 Weidegang ist für die 110 Milchkühe obligatorisch.<br />
5<br />
2 Im Hofladen gibt es selbstproduzierte Milch, Eier, Eis<br />
+<br />
3 und Fleisch.<br />
4 Friedrich Kinkelbur ist Bio-Landwirt aus Überzeugung<br />
5 Der Weg zum Hofladen führt über den gepflegten Hof am<br />
Boxenlaufstall vorbei.<br />
te auf Grünland und fünf Schnitte auf Acker-Kleegras nicht<br />
realisiert werden. „Im Gegensatz zu meinen konventionell<br />
wirtschaftenden Berufskollegen konnte ich aber mit meiner<br />
Bio-Zertifizierung nicht einfach zu meinem Nachbarn gehen<br />
und diesem ein paar Hektar Mais abkaufen“, sagt Friedrich<br />
Kinkelbur. Seine Lehre aus den trockenen Jahren: „Es ist<br />
keine Schande, Futtervorräte zu haben und etwas über dem<br />
eigenen Bedarf zu produzieren.“<br />
GLÜCKLICHE HÜHNER<br />
Ein ganz neues Standbein der Kinkelburs ist die Eierproduktion,<br />
obwohl sie das laut Friedrich Kinkelbur eigentlich nie im<br />
Sinn hatten: „Die Eierproduktion wurde uns geradezu von<br />
unseren Kunden aufgedrängt. Immer wieder haben sie uns<br />
gefragt, wo man denn guten Gewissens noch Eier kaufen<br />
könnte, und wir hatten keine Antwort darauf.“ Seit März<br />
2<strong>02</strong>0 betreibt die Landwirtsfamilie deshalb ein Hühnermobil<br />
mit 350 Plätzen. Dieses begrüßt nun marketingwirksam<br />
alle Autofahrer an der Dorfeingangsstraße und macht so<br />
gleichzeitig Werbung für den Hofladen, der schlussendlich<br />
auch wegen der Ei-Nachfrage entstand. Einmal pro Woche<br />
wird der Mobilstall mitsamt seiner Bewohner auf ein neues<br />
Stück Wiese umgesetzt. So sollen kahle Stellen in der Fläche<br />
vermieden werden.<br />
Die Investitionshöhe war nicht unerheblich. Ein Bio-Ei der<br />
Kinkelburs kostet deshalb stolze 50 Cent. „Das Bio-Futter<br />
ist aber auch doppelt so teuer wie konventionelles“, gibt<br />
der Landwirt zu bedenken. Das Geschäft mit den Eiern geht<br />
für die Familie auf. Vermarket werden sie über den nächstgelegenen<br />
Edeka-Markt sowie den eigenen Hofladen. Doch<br />
dort sind die Eier meist schon am Donnerstag ausverkauft.<br />
Und deshalb ist bereits das zweite Hühnermobil bestellt.<br />
Um Hofladen und Hühnermobil kümmert sich größtenteils<br />
Ulrike Kinkelbur, die bis vor kurzem noch hauptberuflich<br />
als Förderschullehrerin beschäftigt war, durch die neuen<br />
Betriebszweige aber mehr denn je auf dem Betrieb gebraucht<br />
wird. Daneben tragen zurzeit drei festangestellte<br />
Mitarbeiter sowie weitere treue Helfer dazu bei, dass auf<br />
dem Hof alles rund läuft und auch für jeden Auszeiten<br />
möglich sind. Friedrich Kinkelbur: „Zusammen geht es eben<br />
besser als jeder für sich alleine. Uns eint die Leidenschaft für<br />
Bio-Landwirtschaft, der Wunsch, im Einklang mit der Natur<br />
gesunde Lebensmittel zu erzeugen.“ «<br />
13
WISSEN<br />
SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 2:<br />
WENDEN UND SCHWADEN<br />
LIEBER<br />
LANGSAM<br />
FAHREN<br />
14
In unserer Serie Qualitätsfutterernte berichten wir in<br />
mehreren Teilen darüber, auf welche Punkte der Praktiker<br />
bei der Ernte sowie den Maschineneinstellungen achten<br />
kann, um „einen guten Schnitt zu machen“. In diesem<br />
zweiten Teil der Serie beschäftigen wir uns mit dem Wenden<br />
und dem Schwaden. Unterstützt wurden wir dabei von<br />
Alexander Esselmann, der als Produktspezialist für Wender<br />
und Schwader im Hause Krone einer der Experten ist, wenn<br />
es um die Ernte von Qualitätsfutter geht.<br />
WENDEN<br />
Wer Heu ernten will, kommt um den Einsatz des Wenders<br />
nicht herum. Aber auch bei der Silageernte kann er zur<br />
genauen Steuerung des angestrebten Trockenmassegehaltes<br />
genutzt werden. Deshalb wollen viele Kunden<br />
nicht auf dieses Gerät verzichten bzw. holen den Wender<br />
wieder zurück in die Silage-Erntekette. „Das Wenden wird<br />
bei der Grünfutterernte häufig immer noch stiefmütterlich<br />
behandelt. Das ist meiner Meinung nach komplett falsch.<br />
Es gibt einige Punkte beim Wenden, die über die Qualität<br />
des Futters maßgeblich mitentscheiden“, weiß Alexander<br />
Esselmann zu berichten.<br />
Erste Einstellgröße für eine gute Futterqualität beim Wender<br />
ist die Rechhöhe. Diese wird beim Dreipunktanbau über den<br />
Oberlenker justiert und sollte ca. 1–2 cm tiefer eingestellt<br />
sein als die Schnitthöhe des Mähers, also z. B. bei einer<br />
Schnitthöhe von 9 cm sollte der Wender auf 7 cm eingestellt<br />
werden. Somit wird das gesamte Futter von den Zinken<br />
erfasst, ohne dass diese den Boden berühren. „Immer, wenn<br />
man Steine rasseln hört, oder wenn es beim Wenden staubt,<br />
sollten die Alarmglocken schrillen, denn dann ist der Wender<br />
zu tief eingestellt.“<br />
Wer gute Ergebnisse beim Wenden und Schwaden<br />
erreichen will, sollte tendenziell langsamer fahren<br />
und breitere Maschinen einsetzen, wenn die Schlagkraft<br />
erhöht werden soll.<br />
15
WISSEN<br />
Wird gerne übersehen: Die Einstellung des korrekten Luftdrucks sollte<br />
regelmäßig kontrolliert werden, um eine perfekte Bodenanpassung der<br />
Geräte gewährleisten zu können.<br />
Die Zinken des Schwaders<br />
sollten auf keinen Fall<br />
den Boden berühren.<br />
Einstellwert ist ca. 1–2 cm<br />
unter der Schnitthöhe des<br />
Mähwerkes.<br />
Es macht zudem Sinn, bei jeder Fläche zu kontrollieren,<br />
ob die Einstellung passend ist. Die Bodenverhältnisse<br />
verändern sich, das Gelände ebenfalls. Entsprechend<br />
sollte der Wender auf die sich ändernden Bedingungen<br />
angepasst werden. „Wer auf der sicheren Seite sein will,<br />
entscheidet sich für ein vorderes Tastrad. Dieses ist höhenverstellbar<br />
und sorgt dafür, dass die Arbeitstiefe des<br />
Wenders immer gleich bleibt und führt den Zinken exakt<br />
und optimal entlang der Bodenkontur. Der Wender wird<br />
über das vordere Tastrad geführt. Ein Oberlenker wird<br />
auch bei dem vorderem Tastrad benötigt, dieser wird<br />
allerdings dann im Langloch gefahren, damit der Wender<br />
sich frei über das Tastrad dem Boden anpassen kann. Hier<br />
sollte der Oberlenker, bei passender Arbeitshöhe, mittig<br />
im Langloch stehen, damit er in beide Richtungen genug<br />
Bewegungsfreiheit hat. Gerade bei Betrieben, die häufiger<br />
den Traktor oder auch die Fahrer wechseln, ist dies eine<br />
Hilfe“, erklärt Alexander Esselmann.<br />
DREHZAHL ANPASSEN<br />
Die Drehzahl sollte ebenfalls angepasst werden. Beim Wenden<br />
von schwerer Silage, beispielsweise Ackergras, sollte sie<br />
hoch sein, um das Futter weit und breit zu verteilen, damit<br />
die Feuchtigkeit zwischen den Pflanzen schneller verdunstet.<br />
Im leichteren Heu hingegen sind tendenziell niedrige<br />
Drehzahlen zu wählen, um Bröckelverluste zu vermeiden.<br />
Bei der ersten Durchfahrt wird als Beispiel mit 500 U/min<br />
gefahren, dann sollte die Drehzahl bei der zweiten und<br />
dritten Durchfahrt jeweils um etwa 50 U/min reduziert<br />
werden. Kommt es beim Wenden mittig hinter zwei zusammendrehenden<br />
Kreiseln zu Schwadbildung, dann muss<br />
die Kreiseldrehzahl erhöht werden. Wenn es hingegen beim<br />
Wenden mittig hinter zwei auseinanderdrehenden Kreiseln<br />
zu Schwadbildung kommt, sollte die Drehzahl entsprechend<br />
verringert werden.<br />
„Das gleiche gilt für die Neigungsverstellung der Kreisel.<br />
Auch diese hat direkten Einfluss auf die Futterqualität,<br />
wird aber kaum von jemandem beachtet. Dadurch werden<br />
die Wurfweite und somit auch indirekt die Bröckelverluste<br />
beeinflusst. Zumindest beim Wechsel zwischen Heu- und<br />
Silageeinsatz ist es wichtig, die Streuwinkelverstellung<br />
anzupassen. Je steiler der Streuwinkel, desto besser ist<br />
die Aufbereitung des Erntegutes. Die Wachsschicht wird<br />
abgerieben, das Wasser kann aus den Pflanzen austreten<br />
und somit wird ein schnellerer Trocknungsverlauf erreicht“,<br />
erklärt der Erntetechnik-Spezialist. Bei Krone-Wendern sind<br />
die Zinkenschenkel übrigens unterschiedlich lang. Dadurch<br />
wird die Neigung des Kreisels nach vorne ausgeglichen und<br />
somit der parallele Eingriff der Zinken im Arbeitsbereich<br />
erreicht.<br />
LANGSAM FAHREN<br />
Die Fahrgeschwindigkeit hat direkten Einfluss auf die<br />
Arbeitsqualität. Wird zu schnell gefahren, kommt es zu<br />
Haufenbildung. Darüber hinaus wird zu viel Material pro<br />
Zinken gefördert, sodass ein maximaler und gleichmäßiger<br />
Aufbereitungseffekt der Halme und Blätter nicht mehr<br />
16
Die Neigung des Wenders sowie die Kreiseldrehzahl<br />
sind zwei wichtige Einstellgrößen, welche den<br />
Anwelkerfolg des Futters stark beeinflussen.<br />
erzielt werden kann. Wer mehr Schlagkraft beim Wenden<br />
mit gleicher Arbeitsqualität erreichen will, kommt also<br />
nicht darum herum, sich ein breiteres Gerät anzuschaffen.<br />
Der Wender sollte je nach Bodenbeschaffenheit und Fahrgeschwindigkeit<br />
– auf flachen Böden kann man schneller<br />
fahren als in kupiertem Gelände – 1,5- bis 2-mal so breit sein<br />
wie das Mähwerk. Beim Mähwerk sind Fahrgeschwindigkeiten<br />
zwischen 10–25 km/h möglich. Beim Wenden hingegen<br />
sollte zwischen 5–10 km/h gefahren werden.<br />
Der Kreiseldurchmesser hat einen Einfluss auf die Bodenanpassung<br />
des Wenders. Je kleiner der Durchmesser, desto<br />
genauer kann sich der Wender an die Bodenkontur anpassen.<br />
„Tendenziell wird bei Wendern mit zu hoher Drehzahl<br />
gefahren, was das Arbeitsbild negativ beeinflusst. Wir haben<br />
deshalb an unseren Geräten Aufkleber angebracht, mit dem<br />
Hinweis, mit 350–450 U/min zu arbeiten“, so Alexander<br />
Esselmann.<br />
GRENZSTREUEINRICHTUNG<br />
Die Grenzstreueinrichtung lässt sich bei den kleinen<br />
Wendern mechanisch auf Wunsch hydraulisch und bei<br />
den größeren Geräten serienmäßig hydraulisch verstellen.<br />
Mit der Verstellung werden alle Kreiseltasträder parallel<br />
um ca. 20 ° nach links bzw. rechts verschwenkt und sorgen<br />
somit dafür, dass die gesamte Maschine hinter dem<br />
Schlepper geschwenkt wird. So wird das Material auch in<br />
der Grenzstreuposition auf der gesamten Arbeitsbreite<br />
verteilt.<br />
„Zum einen sollte diese Einstellung am Feldrand verwendet<br />
werden, um Verluste zu vermeiden. Zum anderen kommt sie<br />
bei Betrieben, die in Hanglagen arbeiten, zum Einsatz. Diese<br />
arbeiten mit der Grenzstreueinrichtung immer hangaufwärts,<br />
um das Futter gleichmäßig über die gesamte Fläche zu<br />
verteilen und es nicht immer weiter hangabwärts zu transportieren.“<br />
Viele Kunden in Süddeutschland und Österreich<br />
bestellen ihre Wender mit einem Nachtschwadgetriebe.<br />
Durch Umstecken der Gelenkwelle wird die Geschwindigkeit<br />
der Kreisel verändert. Wenn abends gewendet wird, wird die<br />
Drehzahl um ca. 2⁄3 verringert. Dadurch bilden sich hinter<br />
dem Wender kleine Schwade. Diese sorgen dafür, dass das<br />
innerhalb der Schwade liegende Heu nachts trocken bleibt.<br />
Am nächsten Morgen wird die Gelenkwelle umgesteckt und<br />
der Wender arbeitet wieder mit der Standard-Drehzahl und<br />
verteilt die kleinen Schwade wieder gleichmäßig auf der<br />
gesamten Arbeitsbreite des Wenders.<br />
SCHWADEN<br />
Auch das Schwaden hat einen erheblichen Einfluss auf die<br />
Futterqualität. Es gilt, möglichst das gesamte Futter zu<br />
erfassen, aber niemals in den Boden einzustechen, um die<br />
Aschegehalte so gering wie möglich zu halten. Im Zweifel<br />
ist es besser, etwas Futter auf der Fläche liegenzulassen.<br />
Die Schwadform sollte möglichst kantig sein, damit die Pickups<br />
und Rotoren bzw. Häckselaggregate der nachfolgenden<br />
Erntemaschinen bestmöglich über die gesamte Breite<br />
befüllt werden können. Das ist die Voraussetzung für ein<br />
17
WISSEN<br />
So sieht ein ideal geformtes Schwad aus.<br />
gutes Schnittergebnis. Weder Haufen noch Verzopfungen<br />
sind im Schwad erwünscht, da diese die Ernte erschweren<br />
bzw. verlangsamen. Ebenfalls muss vor dem Schwaden<br />
klar sein, welche Maschine im Anschluss erntet. Auf die<br />
Breite der Pick-up dieser Maschine sollte die Schwadbreite<br />
angepasst sein.<br />
RECHHÖHE<br />
Der Schwader sollte ca. 1–2 cm unter der Schnitthöhe des<br />
Mähwerkes eingestellt werden. Das Gerät darf auf keinen<br />
Fall mit den Zinken den Boden berühren. „Man darf den<br />
Schwader durchaus auch während des Einsatzes verstellen,<br />
wenn man feststellt, dass das Rechergebnis nicht optimal<br />
ist“, so Alexander Esselmann mit einem Augenzwinkern<br />
und weiter: „Bei den einfachen Schwadern muss man<br />
dafür vom Schlepper absteigen und über eine Kurbel die<br />
Rechhöhe verstellen. Bei den Highend-Geräten geschieht<br />
dies komfortabler über eine elektrische Kreiselhöhenverstellung<br />
aus der Kabine heraus.“ Seine Empfehlung ist, den<br />
Schwader einmal auf einer geraden Fläche vor dem ersten<br />
Einsatz voreinzustellen: „Dann kann man zentimetergenau<br />
alle Kreisel auf die optimale Höhe einstellen. Im Feld erfolgt<br />
dann die Feinjustierung.“<br />
Die Drehzahl sollte ebenfalls wie beim Wender tendenziell<br />
niedriger gefahren werden. 350–420 U/min sind in<br />
98 % der Bedingungen vollkommen ausreichend, meint<br />
der Experte. Was die Fahrgeschwindigkeit betrifft, sollte<br />
zwischen 8 km/h und 12 km/h gefahren werden. „Die<br />
Fahrgeschwindigkeit hängt immer von den Flächenverhältnissen<br />
ab. Auf einer flachen und ebenen Fläche können<br />
höhere Fahrgeschwindigkeiten gefahren werden als auf<br />
einer kupierten bzw. unebenen Fläche. Lieber 1–2 km/h<br />
langsamer fahren und dadurch Schmutz vermeiden sowie<br />
alles an Erntegut erfassen, als schnell zu fahren und dafür<br />
viel Schmutz ins Futter schwaden. Hinzu kommt, dass bei<br />
jedem Bodenkontakt des Zinkens die Grasnarbe aufgerissen<br />
wird und sich dort Unkräuter ausbreiten können. Somit<br />
sinkt die Futterqualität nicht nur durch den Schmutzeintrag<br />
im aktuellen Schnitt, sondern auch nachträglich bei den<br />
Folgeschnitten durch qualitativ schlechtere Aufwüchse“,<br />
ergänzt Alexander Esselmann.<br />
QUERNEIGUNG<br />
Maßgeblichen Einfluss auf Rechleistung, Schwadform und<br />
damit auf die Leistung der nachfolgenden Erntemaschinen<br />
hat die richtige Querneigung der Kreisel. Die Neigung des<br />
Kreisels – bei Mehrkreiselschwadern auch die vorderen<br />
Kreisel – sollte immer in Richtung Schwad abfallend sein. Die<br />
Zinken nehmen auf dem Weg Richtung Schwad immer mehr<br />
Futter mit und biegen sich dabei, technisch bedingt durch<br />
das Material, leicht nach hinten. Dadurch verändert sich die<br />
Höhe der Zinken zum Boden. Mit Hilfe der Querneigung wird<br />
diesem Effekt entgegengewirkt. Ebenso sorgt eine mustergültig<br />
eingestellte Querneigung für saubere Schwadkanten.<br />
18
Eine präzise eingestellte Querneigung der Kreisel<br />
sorgt für saubere Schwadkanten.<br />
zu „hüpfen“ beginnen. Das macht sich im Arbeitseinsatz<br />
negativ bemerkbar, da die Reifen nicht einfedern. Die Kreisel<br />
neigen schneller zum Springen und die Bodenanpassung<br />
leidet. Die Tendenz geht auch beim Schwader zu größeren<br />
Bereifungen. Für die Fahrwerke sind heute 710er-Räder<br />
bestellbar, für die Kreisel sind bis zu 18-Zoll-Räder erhältlich“,<br />
ergänzt er und führt weiter aus: „Größere und breitere<br />
Räder haben eine höhere Aufstandsfläche auf dem Boden<br />
und schonen somit die Grasnarbe auch mehr. Je breiter der<br />
Reifen, umso geringer der Druck auf den Boden. Und das<br />
kann gerade bei feuchten Bodenbedingungen einen großen<br />
Unterschied machen, vor allem was Futterverschmutzung<br />
und Grasnarbenschonung für Nachfolgeschnitte betrifft.<br />
Auch die Anzahl der Räder pro Kreisel hat einen Einfluss auf<br />
die Bodenanpassung. Zwischen vier bis acht Rädern sind bei<br />
uns möglich. Je mehr Räder unter dem Kreisel montiert sind,<br />
desto exakter ist die Bodenabtastung.“<br />
Eine schlechte Einstellung der Querneigung erkennt man<br />
meistens auf den ersten Blick an der Schwadform. Liegt<br />
links und rechts an der Schwadkante noch Material, dann<br />
ist meistens die Querneigung nicht passend eingestellt. Die<br />
Verstellung der Querneigung erfolgt einfach und schnell<br />
direkt an den hinteren Kreiseltasträdern des jeweils zu<br />
verstellenden Kreisels.<br />
Alle Krone Swadro sind mit der „Jet-Effekt“-Technik ausgestattet.<br />
Das heißt, sie sind über eine gezogene Kardanik<br />
aufgehängt. Beim Absenken der Kreisel in die Arbeitsposition<br />
berühren immer erst die hinteren Räder des Kreisels den<br />
Boden und dann wird der Kreisel vorne abgesenkt. Somit<br />
wird verhindert, dass die Zinken in den Boden eintauchen.<br />
Beim Ausheben funktioniert dies bei den Krone-Schwadern<br />
auch umgekehrt, sodass die Zinken nicht den Boden<br />
berühren.<br />
LUFTDRUCK PRÜFEN<br />
Die Einstellung der Kreiselentlastung ist abhängig von der<br />
Fläche und den Bodenbedingungen. Eine zu geringe Entlastung<br />
kann zu Bodenverdichtungen oder einem Einsinken<br />
der Kreiseltasträder bei feuchtem Untergrund führen. Hier<br />
muss der Kreisel tendenziell mehr entlastet werden. Ist der<br />
Boden sehr hart oder stark kupiert, sollte die Entlastung<br />
geringer eingestellt werden, damit der Kreisel nicht zu<br />
„schweben“ oder zu springen beginnt, um um kein Futter<br />
liegen zu lassen.<br />
In der nächsten <strong>XtraBlatt</strong>-<strong>Ausgabe</strong> widmen wir uns der<br />
Futterbergung. «<br />
Alexander Esselmann ist<br />
Produktspezialist für Wender und<br />
Schwader im Hause Krone.<br />
Ganz wichtig ist die Prüfung des Luftdrucks sämtlicher<br />
Reifen. Ist dieser nicht aufeinander abgestimmt, ist es nicht<br />
möglich, den Schwader perfekt einzustellen. Alexander<br />
Esselmann: „Gerade, wenn Schwader ausgeliefert werden,<br />
sind die Reifen häufig mit einem sehr hohen Luftdruck befüllt,<br />
damit diese zum Beispiel auf den Transport-Lkw nicht<br />
19
PRAXIS<br />
WEIDESCHWEINE<br />
SCHWEINE IM<br />
GLÜCK<br />
Wenn Johannes Erchinger mit<br />
dem Futtereimer kommt, ist<br />
alles andere Nebensache. Selbst auf<br />
der Weide, auf der Eber und Sauen auf<br />
natürlichem Weg für Nachwuchs sorgen<br />
sollen, interessieren sich alle nur für<br />
den Landwirt mit dem Futtereimer. Nur<br />
Sekunden, nachdem er die Weide betreten<br />
hat, ist er von Schweinen umringt.<br />
Johannes Erchinger achtet darauf, dass<br />
alle etwas von den Pellets abbekommen,<br />
die er mitgebracht hat. Streit gibt es<br />
nicht. Selbst die bis zu 350 kg schweren<br />
Eber drängen die anderen nicht zur Seite,<br />
sondern machen einen entspannten<br />
Eindruck.<br />
„Schweine, die im Freien gehalten werden,<br />
sind einfach ausgeglichener“, sagt<br />
der Landwirt aus Logabirum in der Nähe<br />
des ostfriesischen Leer. Eine klassische<br />
Milchviehregion, in der sich nur wenige<br />
Berufskollegen mit der Schweinezucht<br />
beschäftigen. Auch Johannes Erchinger<br />
bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb<br />
mit 80 Kühen. Und das bereits in der<br />
fünften Generation. Da sich der Hof<br />
mitten im Dorf befindet, gibt es keine<br />
Expansionsmöglichkeiten. Und einfach<br />
außerhalb neu zu bauen, kam für ihn und<br />
seine Familie nie in Frage. „In der zweiten<br />
Hälfte der 90er Jahre habe ich mir sehr<br />
viele Gedanken um ein zweites Standbein<br />
neben den Milchkühen gemacht<br />
und bin schließlich irgendwann auf<br />
die Freilandhaltung von Schweinen<br />
gestoßen“, erinnert sich der Landwirt.<br />
Die Idee hat ihn damals regelrecht<br />
elektrisiert. Er besuchte auf Einladung<br />
des PIC-Zuchtverbandes einen Betrieb<br />
in der Nähe von Schleswig, der sich<br />
auf die Freilandhaltung von Schweinen<br />
spezialisiert hatte. Nur wenige<br />
Wochen später absolvierte er dort ein<br />
Praktikum, um sich möglichst intensiv<br />
mit den Tieren zu beschäftigen.<br />
Schon während dieses Praktikums<br />
erstellte Johannes Erchinger eine<br />
erste Kalkulation, die auch seine Fa-<br />
20
Schweine auf der Weide halten? Eine Idee, die Landwirt<br />
Johannes Erchinger aus dem ostfriesischen Logabirum<br />
interessant fand. Er war vor fast 25 Jahren auf der Suche<br />
nach einem zweiten Standbein. Das hat er mit seinen<br />
Berkshire-Schweinen gefunden.<br />
Glückliche Schweine: Die Ferkel<br />
werden tierwohlgerecht in größeren<br />
Gruppen gehalten und bekommen<br />
täglich frisches Stroh.<br />
milie überzeugte, sich auf das Abenteuer<br />
„Weideschwein“ einzulassen.<br />
ANFÄNGLICHE<br />
WIDERSTÄNDE<br />
In Logabirum gab es zunächst Widerstände,<br />
als er seine Planungen bekannt<br />
machte. „Schweine werden mit Geruchsbelästigungen<br />
in Verbindung gebracht,<br />
was aber nur für die Stallhaltung gilt“,<br />
sagt Johannes Erchinger. Schweine, die<br />
im Freien gehalten werden, riechen<br />
nicht. Das liege zum einen an der natürlichen<br />
Belüftung, vor allem aber daran,<br />
dass sie unter anderem Gras und Stroh<br />
fressen, was zu einem deutlich weniger<br />
geruchsintensiven Stoffwechsel führe,<br />
weil die Fasern Gerüche binden. Die<br />
anfängliche Aufregung hat sich also<br />
schnell wieder gelegt, inzwischen sind<br />
die Schweineweiden sogar eine kleine<br />
Attraktion in der Region. Sie werden häufig<br />
auch von Grundschulklassen besucht,<br />
denen Johannes Erchinger das Thema<br />
Landwirtschaft erfolgreich näherbringt.<br />
Der Anfang war investitionsintensiv, auch<br />
wenn es die Kostenposition Stallbau gar<br />
nicht gab. Zunächst musste die erforder-<br />
21
PRAXIS<br />
Züchtet neben Milchkühen auch Schweine: Landwirt<br />
Johannes Erchinger aus Logabirum in Ostfriesland.<br />
liche Technik, wie zum Beispiel Tränken,<br />
Wartehütten, eine Futterschleuder sowie ein<br />
Schweinetaxi, beschafft und die Weiden für<br />
die Schweinezucht vorbereitet werden. Im<br />
Dezember 1996 startete Johannes Erchinger<br />
dann mit 105 Zuchtsauen und vier Ebern.<br />
„Im ersten Jahr wurde nur Geld und sehr viel<br />
Arbeit investiert“, erklärt er rückblickend. Die<br />
Tiere kamen im Winter, die Sauen wurden<br />
im Frühjahr erstmals gedeckt. Die ersten<br />
Ferkel wurden dann 115 Tage später im<br />
Sommer geboren. Seitdem hat sich ein<br />
3-Wochen-Rhythmus eingespielt. Jeweils<br />
30 Sauen ferkeln alle drei Wochen. Nachdem<br />
die Ferkel von den Muttertieren getrennt<br />
wurden, kommen sie wieder zu den Ebern<br />
und der Zyklus beginnt erneut.<br />
Die rund 200 Sauen und ihr Nachwuchs<br />
fühlen sich offenkundig auf den ostfriesischen<br />
Weiden ausgesprochen wohl. Eine<br />
der Sauen in einem Abferkelgehege ohne<br />
Ferkel ist damit beschäftigt, auf der Weide<br />
Gras abzubeißen und in die Abferkelhütte<br />
zu bringen. Ein natürliches Verhalten von<br />
Schweinen. „Einige Stunden, bevor die<br />
Sauen ferkeln, beginnen sie ein Nest aus frischem<br />
Gras zu bauen“, erklärt der Landwirt.<br />
In einer benachbarten Hütte befinden sich<br />
einige erst wenige Stunden zuvor geborene<br />
Ferkel, die sich noch nicht aus der Hütte<br />
heraustrauen. Spätestens am nächsten Tag<br />
werden aber auch sie herauskommen und<br />
die Weide als Spielwiese für sich entdecken.<br />
Die Ferkel bleiben zunächst vier bis fünf<br />
Wochen bei der Mutter, anschließend noch<br />
bis zu sieben Wochen auf dem Erchinger-<br />
Hof, bevor es für weitere 16 Wochen zum<br />
Mäster geht. „Auch dort wird sehr auf eine<br />
tierwohlgerechte Haltung der Tiere geachtet“,<br />
so der Schweinezüchter. Insgesamt<br />
haben die Berkshire-Schweine sechs bis<br />
acht Wochen mehr Zeit als ihre Artgenossen<br />
aus herkömmlicher Haltung, bevor sie geschlachtet<br />
werden.<br />
AUSGEGLICHENE<br />
TIERE<br />
Auffällig bei den Schweinen ist nicht nur<br />
ihre Ausgeglichenheit, sondern auch die<br />
bei nahezu allen Tieren unversehrten<br />
Ringelschwänze. „Sie sind ein zentraler<br />
Gradmesser für die Haltung“, sagt<br />
Johannes Erchinger nicht ohne Stolz. In<br />
vielen herkömmlichen Betrieben werden<br />
sie häufig kupiert, damit sich die Tiere nicht<br />
gegenseitig in die Schwänze beißen, was<br />
teilweise erhebliche Konsequenzen für den<br />
Gesundheitszustand der Tiere hat. Gebissen<br />
wird oft aus Langeweile. „Wir legen sehr<br />
viel Wert darauf, dass die Tiere beschäftigt<br />
sind. Werden sie in der zweiten Phase der<br />
Aufzucht zu Gruppen zusammengelegt,<br />
gibt es täglich reichlich frisches Stroh. Darin<br />
können die Ferkel toben und auch ihre Beißreflexe<br />
ausleben, ohne ihre Artgenossen zu<br />
verletzen.<br />
AUSSERGEWÖHN-<br />
LICHE QUALITÄT<br />
Vermarktet wird das Fleisch der Tiere<br />
über die Handelskette „Handelshof“<br />
unter dem Namen „Duke of Berkshire“.<br />
Der Name weist auf die Rasse der Eber<br />
hin. Das Berkshire-Schwein ist die älteste<br />
englische Edelschweinrasse. Die Qualität<br />
des Fleisches vom Berkshire-Schwein ist seit<br />
Jahrhunderten gefragt. „Grund dafür ist das<br />
– ähnlich wie bei den Kobe-Rindern – stark<br />
marmorierte Fleisch“, erläutert Johannes<br />
Erchinger. Das Erbgut der Berkshire-Eber ist<br />
so dominant, dass sich seine Eigenschaften<br />
mit Blick auf die Fleischqualität an die Ferkel<br />
weitervererben, obwohl die Sauen zur Rasse<br />
Deutsches Edelschwein gehören. Als Versuch<br />
werden auch einige Duroc-Sauen von<br />
Berkshire-Ebern belegt, um zu testen, ob<br />
die so entstehende Kreuzung noch besser<br />
als das ebenfalls für seine Fleischqualität<br />
bekannte Duroc-Schwein ist.<br />
Was genau macht die Fleischqualität eines<br />
Berkshire-Schweines aus? „Das intramuskuläre<br />
Fett“, erläutert Johannes Erchinger.<br />
Fett sei nicht nur der zentrale Geschmacksträger<br />
bei Fleisch, die Fetteinlagerungen<br />
im Muskelfleisch trügen auch zur festeren<br />
Konsistenz des Fleisches bei. Und das Fleisch<br />
der Berkshire-Schweine erhält deutlich<br />
mehr Zeit zum Wachsen, was sich nicht<br />
zuletzt in den guten Zubereitungseigenschaften<br />
widerspiegelt. „Das Fleisch von<br />
Berkshire-Schweinen schrumpft nicht in<br />
der Pfanne oder im Bräter“, so der Züchter.<br />
Die Berkshire-Eber setzt er erst seit einigen<br />
Jahren für die Zucht ein. 2015 trat die<br />
Handelshof-Kette an ihn heran, nachdem<br />
sie auf seine Freilandhaltung aufmerksam<br />
geworden war. Dort bot man dem Landwirt<br />
an, die komplette Nachzucht weiterzuvermarkten.<br />
Einziger Wunsch des Vermarkters<br />
war der Wechsel der Rasse bei den Ebern.<br />
Johannes Erchinger nahm das Angebot<br />
an. Allerdings gehen nicht alle Berkshire-<br />
Schweine an den Großabnehmer. Um einen<br />
Teil der Tiere auch regional zu vermarkten,<br />
verkauft der Landwirt etwa 2 % der Tiere<br />
an einen Schlachter aus dem benachbarten<br />
Weener. Auch dort erfreut sich das Fleisch<br />
der Grünlandschweine großer Beliebtheit.<br />
Bereut hat Johannes Erchinger seine Entscheidung,<br />
in die Weidehaltung von Schweinen<br />
einzusteigen, nie. Aus wirtschaftlicher<br />
Sicht sind sie ein verlässliches zweites<br />
Standbein geworden. Aber die Arbeit mit<br />
den Tieren macht dem ostfriesischen Landwirt<br />
auch sehr viel Freude. Das spürt man,<br />
wenn er mit dem Futtereimer bei seinen<br />
Schweinen im Grünland ist. «<br />
22
1<br />
1 Reichlich Platz für die Weideschweine:<br />
Aus der Vogelperspektive wird deutlich,<br />
wie viel Raum den Schweinen zur<br />
Verfügung steht.<br />
2 Gern gesehener Besuch: Wenn Johannes<br />
Erchinger mit dem Futtereimer kommt, ist<br />
er sofort von seinen Schweinen umringt.<br />
3 Grünlandbetrieb in Ostfriesland:<br />
Johannes Erchinger bewirtschaftet in der<br />
5. Generation einen Milchviehbetrieb.<br />
4 Aktive Geburtsvorbereitung: Die<br />
Weideschweine sammeln vor der Geburt<br />
der Ferkel Gras, aus dem ein Nest gebaut<br />
wird.<br />
2<br />
3 4<br />
23
INTERVIEW<br />
MASCHINENFABRIK BERNARD KRONE<br />
GUT AM WIND<br />
2<strong>02</strong>0 ist die Krone-Landtechniksparte<br />
erfreulich störungsfrei und erfolgreich<br />
durch die Corona-Sturmböen gesegelt.<br />
Was sind die „learnings“ aus dieser<br />
Zeit und was die längerfristigen<br />
Folgen? Darüber sprach <strong>XtraBlatt</strong><br />
mit Martin Eying, Geschäftsführer<br />
Vertrieb/Marketing, und Marke <br />
tingleiter Henrik Feldmann.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Eying, darüber, welche Maßnahmen zum<br />
Schutz vor dem Corona-Virus im Frühjahr bei Krone getroffen<br />
wurden, haben wir bereits in der <strong>Ausgabe</strong> 1-2<strong>02</strong>0<br />
des <strong>XtraBlatt</strong> berichtet. Wie fällt das Fazit nach nunmehr<br />
fast neun Monaten im Pandemie-Modus aus?<br />
Martin Eying: Was den von Ihnen angesprochenen Schutz<br />
im internen Betrieb angeht, ist das Fazit sehr positiv. Sicher<br />
bedeutete dies für alle Mitarbeitenden eine teils enorme<br />
Umstellung, und auch die Neuorganisation aller Prozesse war<br />
eine gewaltige Aufgabe, die jedoch alle mit großer Verantwortung<br />
und Energie umgesetzt haben. Ein Beispiel dafür ist, dass<br />
es unserer IT-Abteilung gelungen ist, in allen angebrachten<br />
Fällen durch entsprechende technische Ausstattung die Arbeit<br />
kurzfristig ins Homeoffice verlegen zu können. Viele andere<br />
24
Bereiche haben ähnliche Herausforderungen gemeistert.<br />
Heute können wir feststellen, dass die sicher nicht immer<br />
einfachen Einschränkungen und Auflagen zur Normalität<br />
geworden sind. Jede bzw. jeder Einzelne in unserem gesamten<br />
Team ist mit viel Eigenverantwortung und Engagement in<br />
dieser Zeit über sich hinausgewachsen – was ein ganz dickes<br />
Lob verdient!<br />
Feldmann: Vergessen Sie dabei bitte nicht, dass unser Geschäftsjahr<br />
jeweils am 1. August beginnt und am 31. Juli<br />
endet. In das Ergebnis 2019/2<strong>02</strong>0 sind also immerhin sieben<br />
Monate ohne Corona eingeflossen. Nach Beginn der Pandemie<br />
hätten wir im Frühjahr allerdings nicht zu hoffen gewagt,<br />
dass wir im Juli auf diesem respektablen Level enden. Aber<br />
wie gesagt: Alle Bestellungen konnten ausgeliefert werden.<br />
Henrik Feldmann: Unsere interne Pandemie-Arbeitsgruppe<br />
hat nicht nur die anfänglichen Schutzkonzepte entwickelt<br />
und für Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen gesorgt,<br />
sondern auch kontinuierlich optimiert und nachgeschärft,<br />
zum Beispiel am Ende der Urlaubssaison im Sommer. Ergebnis<br />
dessen war, dass wir seit März ohne Quarantänen und ohne<br />
nennenswerte Ausfälle durchgehend produzieren, ausliefern<br />
und die Bestellungen unserer Kunden vollständig erfüllen<br />
konnten. Darüber sind wir sehr froh!<br />
Eying: Natürlich hat sich die Nachfrage in den einzelnen<br />
Märkten sehr unterschiedlich entwickelt. Aber in der Summe<br />
aller Länder passte es. Und zwar nicht nur bei den absoluten<br />
Umsatzzahlen, sondern mehr noch bei den Marktanteilen.<br />
So haben wir nach unserer Einschätzung zum Beispiel über<br />
alle unsere Maschinenkategorien hinweg weltweit rund 1 %<br />
Marktanteil zugelegt. Dies war auch in der Vergangenheit<br />
so: Besonders in sogenannten Krisenjahren konnte Krone im<br />
Wettbewerbsvergleich stets überdurchschnittlich profitieren.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Demzufolge waren auch die Lieferketten der<br />
Zulieferer nicht unterbrochen?<br />
Eying: Natürlich gab es anfangs kurzzeitige Störungen,<br />
aber keine echten Unterbrechungen. Da auch einige unserer<br />
europäischen Zulieferer im Frühjahr rasch als systemrelevant<br />
eingestuft wurden, lief überall die Produktion so ausreichend,<br />
dass wir keine nennenswerten Engpässe hatten.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Also eine gute Grundlage für den mit 732 Mio. €<br />
und einem Wachstum von 4,8 % doch insgesamt sehr erfreulichen<br />
Gesamtumsatz in der Sparte Landtechnik …<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Worauf führen Sie das zurück?<br />
Eying: Zu den Kernwerten der Familie und des Unternehmens<br />
Krone gehören seit Generationen die absolute Kunden- und<br />
Serviceorientierung, Flexibilität sowie ein persönlicher, intensiver<br />
Kontakt zur Praxis und in die Märkte. Das hat in einem<br />
stetig wachsenden Unternehmen heute natürlich andere<br />
Ausprägungen als vor 20 oder 40 Jahren, doch das Grundprinzip<br />
bleibt. Kunden bewerten diese Werte offensichtlich<br />
in den schwierigen Jahren noch stärker als sonst.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Dieser persönliche „Draht“ zu den Kunden ist<br />
unter Corona-Bedingungen jedoch schwerer denn je …<br />
Feldmann: Das stimmt, aber es ist möglich. Zu den Erkenntnissen<br />
der Pandemie gehört sicher, dass große Präsenzmessen<br />
in der näheren Zukunft nicht oder nur unter extremem<br />
Aufwand durchführbar sein werden. Der Austausch mit<br />
den Kunden dort fällt also weitgehend weg, ebenso wie die<br />
Emotionalität, Technik leibhaftig sehen und anfassen zu<br />
können. Die Kommunikation mit den Kunden wird sich also<br />
deutlich verändern müssen, wobei die Digitalisierung klar an<br />
Bedeutung gewinnt.<br />
25
INTERVIEW<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: … und den direkten Kontakt ersetzt?<br />
Eying: Nein, der direkte Kontakt und das persönliche Gespräch<br />
sind durch nichts zu ersetzen! Aber es werden sich neue,<br />
ergänzende Konzepte der Kommunikation entwickeln. Wenn<br />
ich dies mal auf unsere internen Prozesse beziehe, schafft die<br />
Digitalisierung in Teilbereichen zeitliche Freiräume, die dann<br />
verstärkt für direkte Kundenkontakte genutzt werden können.<br />
Zum Beispiel Veranstaltungen mit Live-Kontakt werden sich<br />
mehr in die Regionen verlagern, etwa in den direkten Austausch<br />
zwischen Händler bzw. unseres eigenen Außendienstes<br />
und den Kunden. Aber die Akzeptanz der Digitalisierung<br />
nimmt deutlich zu. Zum Beispiel in Skandinavien ist sie gesellschaftlich<br />
in sehr vielen Lebensbereichen gang und gäbe,<br />
und zwar in einem erheblich größeren Ausmaß als zum<br />
Beispiel bisher in Deutschland. Doch ich bin überzeugt, dass<br />
sich dies früher oder später bei uns und in anderen Ländern<br />
ähnlich entwickelt.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Ein genereller gesellschaftlicher Trend ist, Produkte<br />
verstärkt im Internet zu bestellen, was den Einzelhandel<br />
in große Bedrängnis bringt. Ist das auch bei Landmaschinen<br />
vorstellbar?<br />
Feldmann: Nicht in der gleichen Form und Umfang, als wenn<br />
„DIE KOMMUNIKATION MIT DEN<br />
KUNDEN WIRD SICH DEUTLICH<br />
VERÄNDERN.“<br />
HENRIK FELDMANN,<br />
MARKETINGLEITER MASCHINENFABRIK KRONE<br />
Menschen zum Beispiel Kleidung im Internet kaufen. Aber<br />
schon heute werden Ersatzteile<br />
selbst von Endkunden<br />
vermehrt online identifiziert<br />
und bestellt. Zu den online<br />
kaufbaren Produkten in der<br />
Landtechnik gehört zum Beispiel<br />
auch XtraPower, also unser Angebot, für entsprechend<br />
vorkonfigurierte Häcksler online Zusatz-Motorleistung für<br />
einen begrenzten Zeitraum freizuschalten. Selbst Gebrauchtmaschinen-Auktionen<br />
erleben<br />
online einen Boom. Ob allerdings<br />
technisch etwas einfachere Neumaschinen,<br />
wie etwa Wender oder<br />
Schwader, mittelfristig auch online<br />
vermarktet werden, lässt sich noch<br />
nicht absehen. Unser Ziel ist es nicht,<br />
und bei komplexer Technik ist das<br />
nach meinem Empfinden ohnehin nicht vorstellbar.<br />
Eying: Spannender als im Vertrieb finde ich den Gedanken<br />
der Digitalisierung im Kundendienst und Service. Mehr denn<br />
je erfordern die technisch immer komplexeren Maschinen bei<br />
eventuell erforderlichen Reparaturen vor Ort schnelle Hilfe,<br />
um Stillstandzeiten und Ausfallkosten zu vermeiden. Indem<br />
sich ein Servicetechniker online schon von der Werkstatt aus<br />
in die Maschine einloggen und die Störungsursache identifizieren<br />
kann, muss er für eine Fehlerdiagnose nicht zwingend<br />
jedes Mal erst aufs Feld oder zum Kunden fahren. Stattdessen<br />
kann er in vielen Fällen dem Fahrer gleich telefonisch helfen<br />
oder möglicherweise online Störungen beheben, sofern sie<br />
mit der Software oder Elektronik zu tun haben. Und wenn er<br />
26
Bleibt durch die Bestrebungen der großen Long-Liner, ihre<br />
Händlernetze auf Exklusivität zu trimmen, in der Fachhandels-Landschaft<br />
inzwischen noch genügend Raum für<br />
Spezialisten wie Krone? Oder muss der Hersteller zunehmend<br />
Handels-Aufgaben selbst übernehmen?<br />
doch losfahren muss, hat er im Idealfall gleich die richtigen<br />
Ersatzteile dabei.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Ist denn jeder Krone-<br />
Händler zu diesen technisch<br />
komplexen Diagnosen qualifiziert,<br />
gerade bei Software und<br />
Elektronik?<br />
Martin Eying (l., Geschäftsführer<br />
Vertrieb/Marketing) und Henrik<br />
Feldmann diskutieren über die<br />
Folgen der Corona-Krise, wie<br />
z. B. die Beschleunigung der<br />
Digitalisierung.<br />
Eying: Im Prinzip ja. Dazu absolvieren<br />
alle unsere Partner<br />
regelmäßig die entsprechenden Schulungen. Wobei es sicher<br />
in Einzelfällen durchaus Unterschiede gibt, speziell mit Blick<br />
auf unsere BiG-Line, also zum Beispiel BiG X, BiG M und die<br />
Quaderballenpressen. Nicht jeder Handelspartner hat in<br />
seinem Verantwortungsbereich von allen Maschinentypen<br />
größere Stückzahlen, um aufgrund seiner Erfahrung wirklich<br />
für jedes Problem immer selbst sofort eine Antwort finden<br />
zu können. Hier greift die enge Zusammenarbeit zwischen<br />
den Fachhändlern und der Maschinenfabrik. Auch hier sind<br />
die digitalen Tools ein Schlüssel zur Lösung. Außerdem sind<br />
unsere Kundendienstspezialisten für die Servicepartner immer<br />
telefonisch direkt erreichbar – auch darin unterscheiden wir<br />
uns von anderen Marken deutlich, wie mir die Händler immer<br />
wieder bestätigen.<br />
„ZU DEN KERNWERTEN DES<br />
UNTERNEHMENS KRONE<br />
GEHÖRT SEIT GENERATIONEN<br />
DIE ABSOLUTE KUNDEN- UND<br />
SERVICEORIENTIERUNG.“<br />
MARTIN EYING, GESCHÄFTSFÜHRER VERTRIEB/MARKETING<br />
MASCHINENFABRIK KRONE<br />
Eying: An der Haltung aller Verantwortlichen bei Krone<br />
zu dieser Frage hat sich nichts geändert: Es wäre weder<br />
personell leistbar noch finanziell tragbar, als Hersteller<br />
den Vertrieb und Kundendienst in der Fläche selbst sicherstellen<br />
zu wollen. Ziel ist es deshalb, unsere Partner nach<br />
Kräften in allen Belangen zu unterstützen, wo sie dieses<br />
benötigen und/oder erwarten. Wenn dazu gehört, in einer<br />
einzelnen Region durch einen eigenen Stützpunkt diese<br />
zusätzliche Unterstützung sicherzustellen, werden wir dies<br />
tun. Aber auch Handelspartner mit einer stärkeren Stützpunktfunktion<br />
sind in dem Zusammenhang vorstellbar.<br />
Auf Struktur- und Marktveränderungen werden wir flexibel<br />
und undogmatisch reagieren. Zwei Maximen sind jedoch<br />
gesetzt: Erstens muss die Einsatzsicherheit der Technik auf<br />
jeden Fall bestmöglich gewährleistet sein, egal wie. Und<br />
zweitens bleiben unsere kompetenten und engagierten<br />
Fachhandelspartner vor Ort in Vertrieb und Service die erste<br />
Wahl. «<br />
27
INTERNATIONAL<br />
LOHNUNTERNEHMER WILL MURPHY, GROSSBRITANNIEN<br />
DER PRESSEN-<br />
PROFI<br />
Will Murphy betreibt ein klassisches Start-up in der Grafschaft<br />
Suffolk in Großbritannien. Sein Geschäft ist Strohpressen.<br />
Gut 30.000 Ballen pressen seine beiden Krone-HDP-Pressen.<br />
Grund genug für Bernd Feuerborn, Redakteur der Fachzeitschrift<br />
agrarheute, den Betrieb zu besuchen.<br />
Der Betrieb ist unscheinbar und irgendwo in der<br />
„Pampa“ in Großbritannien. Schmale Straßen führen<br />
zum Hof – Felder, soweit das Auge reicht. Auf dem Hof<br />
steht eine landwirtschaftliche Halle mit Blech verkleidet,<br />
davor ein Bürocontainer. Neben der Halle warten zwei<br />
Krone-Quaderballenpressen auf ihren Einsatz. Die eine ist<br />
eine BiG Pack 1290 HDP High Speed und die andere eine<br />
BiG Pack 1290 HDP II. Die HDP High Speed war eine Saison<br />
alt, die HDP II fast neu, als wir den Betrieb WRM Agri Ltd im<br />
Sommer besucht haben.<br />
gearbeitet, die Stroh für ein Elektrizitätswerk beschafft.<br />
Im E-Werk mischen sie das Stroh mit Holzhackschnitzeln,<br />
verbrennen es und erzeugen rund 44 MW Strom – genug<br />
für 82.000 Haushalte. 240.000 t Stroh braucht es dafür im<br />
Jahr. Das Biomasseheizwerk ist seit vier Jahren in voller<br />
Produktion. Hier hat Will seine Chance gesehen, als selbstständiger<br />
Strohlieferant mitzumischen. Insgesamt gibt es<br />
vier ähnliche Werke in der Region mit einem Strohbedarf<br />
von insgesamt 1 Mio. t.<br />
Will Murphy hat den Lohnbetrieb 2016 gegründet. Der<br />
damals 27-Jährige wollte sich selbstständig machen. Zuvor<br />
hatte er schon einige Jahre im Strohhandel für eine Firma<br />
28
Angefangen hat Will Murphy recht klein. Beim Betriebsleiter<br />
einer rund 2.400 ha großen Farm fragte er nach, ob<br />
er 80 ha Stroh pressen dürfte. Da der Betriebsleiter mit<br />
seinem damaligen Lohnunternehmer unzufrieden war,<br />
durfte er, und zwar gleich 400 ha Stroh. Will Murphy nutzte<br />
die Chance und überzeugte mit promptem Service und<br />
sauberer Arbeit. Heute presst er das Stroh des kompletten<br />
Betriebes und konnte noch weitere 1.600 ha in der Region<br />
unter Vertrag nehmen.<br />
Das Geschäft mit dem Stroh läuft in der Region recht<br />
einfach. Die Farmer verkaufen das Stroh ab Feld an den<br />
Lohnunternehmer. Dabei werden Gerste, Weizen und<br />
erstaunlicherweise auch Rapsstroh gepresst. Sobald die<br />
Feldfrucht gedroschen ist, rückt Will Murphy mit seiner<br />
Truppe an und räumt die Felder so schnell wie möglich. Deshalb<br />
kommt es ihm sehr auf Schlagkraft an. Das komplette<br />
Risiko liegt somit beim Lohnunternehmer. Abgerechnet wird<br />
nach Gewicht. Alle Ballen werden registriert und lassen sich<br />
den Feldern zuordnen. Die Abrechnung erfolgt nach dem<br />
Wareneingang in der Strohhalle des E-Werks. Jeder Ballen<br />
kommt hier auf die Waage.<br />
ZWEI HDP-PRESSEN<br />
Drei Jahre nach dem Start beschäftigt Will Murphy sechs Personen<br />
in der Saison, die von Juli bis September dauert - rund<br />
zehn Wochen. Die Hauptarbeit ist jedoch wetter- und erntebedingt<br />
in sechs Wochen erledigt. Für das Saisongeschäft<br />
hat Will eine klare Vorstellung. Die wichtigste Maschine<br />
ist die Presse. Deshalb sind die Quaderballenpressen neu<br />
beziehungsweise fast neu.<br />
Als Ballengröße kam für ihn nur die Größe 120 cm x 90 cm<br />
infrage und die Presse sollte eine möglichst hohe Pressdichte<br />
haben, um die Transportkosten so niedrig wie möglich zu<br />
halten. Deshalb läuft schon seit 2018 eine 1290 HDP High<br />
Speed von Krone auf dem Betrieb. Bei ihr geht der Unternehmer<br />
auf Nummer sicher und lässt die Presse vom lokalen<br />
Händler warten. Zudem hat er die erweiterte Garantie<br />
hinzugekauft. „Die enorme Pressdichte, aber auch der gute<br />
Service des Krone-Händlers waren ausschlaggebend für den<br />
Kauf“, sagt Will Murphy. Vor der Presse läuft ein Massey<br />
Ferguson (MF) 8670 Baujahr 2012 mit 3.300 h. „Bei den<br />
Traktoren suche ich immer gute, ältere Gebrauchte mit<br />
wenig Stunden“, so Murphy. Mit den 320 PS Motorleistung<br />
ist er für den Einsatz vor der HDP-Presse gut motorisiert.<br />
Anders sah es anfangs mit dem schon zwölf Jahre alten<br />
Xerion 3800 aus, der vor der HDP II läuft. Er kam mit 2.500 h<br />
auf den Betrieb. Allerdings braucht die HDP II mehr als<br />
380 PS Motorleistung, um sie an der Leistungsgrenze fahren<br />
zu können, ist sich Murphy sicher. Deshalb hat er dem<br />
Großtraktor noch mal 40 PS Mehrleistung per Chiptuning<br />
spendiert. Probleme mit dem TÜV oder der Versicherung<br />
gibt es auf der Insel wohl keine.<br />
Beide Traktoren haben eine Schwadrolle von Agriweld in der<br />
Fronthydraulik. In der Region wird mit 6 bis 12 m breiten<br />
Schneidwerken gedroschen, und durch das vorherige Niederdrücken<br />
soll die Presse bis zu 4 km/h schneller pressen<br />
können. Das hätten wir uns gerne angeschaut. Aber auch<br />
Murphy konnte die Aussagen seiner Berufskollegen bei<br />
unserem Besuch noch nicht bestätigen.<br />
Die beiden Krone-Pressen des<br />
Lohnunternehmers schaffen<br />
bis zu 30.000 Ballen pro<br />
Saison.<br />
29
INTERNATIONAL<br />
Das Aufnehmen der Ballen<br />
erfolgt in voller Fahrt.<br />
MIT FEUCHTE-MESSER<br />
Das E-Werk nimmt Stroh bis 25 % Feuchte an, aber der Lohnunternehmer<br />
hört bei 18 % Strohfeuchte auf, zu pressen.<br />
So hat er noch Sicherheit, dass das Stroh auf jeden Fall<br />
angenommen wird. Denn die Lagerung erfolgt im Freien.<br />
Die HDP High Speed am MF hat in der Saison 2018 fast<br />
15.000 Ballen gepresst. Das Durchschnittsgewicht beim<br />
Weizenstroh lag – mit 10 % Materialfeuchte – bei 490 kg.<br />
Das entspricht einer Pressdichteeinstellung im Terminal<br />
von 95 %. Auf 530 kg bringt es die HDP II bei Einstellung von<br />
nur 70 % im Terminal. „Die HDP II sollte rund 20.000 Ballen<br />
schaffen im Jahr“, ist Will Murphy überzeugt. Insgesamt<br />
presst der Jungunternehmer in den eingangs genannten<br />
sechs Wochen über 30.000 Ballen auf rund 4.000 ha.<br />
Wenn Stroh zum Pressen draußen liegt, verlassen die Fahrer<br />
schon um 8:30 Uhr den Hof. Das ist oft noch etwas früh, aber<br />
sie können über die Messtechnik genau feststellen, ab wann<br />
sich das Pressen lohnt. Will Murphy sagt zur Einsatztaktik:<br />
„Mir ist es lieber, die Fahrer sind schon vor Ort und trinken<br />
noch eine Tasse Tee, als wenn sie erst um 10 Uhr losfahren,<br />
sie aber schon seit einer Stunde pressen könnten.“<br />
Das kommt auch den Landwirten gelegen. Es ist in<br />
ihrem Interesse, dass die Flächen so schnell<br />
wie möglich vom Stroh geräumt sind.<br />
Meist fahren beide Pressen zum<br />
selben Feld. Die HDP I presst in<br />
der Regel das Vorgewende<br />
und die Ausläufer. Dann<br />
kann die HDP II mit maximaler Leistung die längeren Schwaden<br />
pressen.<br />
Die Flächen bekommt der Lohnunternehmer von den<br />
Landwirten per Shape-Datei, aber auch per Ausdruck. Die<br />
Daten lassen sich in Harvestyield, einer App für das Handy,<br />
einlesen. Dann müssen die Fahrer nur noch Arbeitsbeginn<br />
und -ende sowie die Anzahl Ballen eintragen. Diese Daten<br />
sind die Basis für die spätere Abrechnung.<br />
SCHNELLE BALLENSAMMLER<br />
Für das Ballensammeln und -stapeln hat Murphy zwei<br />
Landwirte angeheuert. Beide ziehen mit ihrem Traktor<br />
einen Ballensammelwagen vom Typ Heath Super Chaser QM<br />
Extra. Die Wagen sind extra für das Ballenmaß<br />
120 cm x 90 cm konzipiert. Mit hohem<br />
Tempo fahren die Landwirte über den<br />
Acker. Mit dem Frontgewicht stoßen sie<br />
den Quaderballen an und stellen ihn quer.<br />
Eine weiterer kleiner Schwung, und nun<br />
kann der zur Seite ausgeschwenkte Ballenwagen<br />
den Strohballen aufspießen<br />
und aufladen. Danach stoßen sie den<br />
nächsten Ballen an und stellen ihn<br />
Will Murphy hat sich mit<br />
seinem Lohnunternehmen<br />
auf das Strohpressen<br />
spezialisiert.<br />
30
Mit dem Sammeln und Aufstapeln der Ballen<br />
hat Will Murphy zwei Landwirte beauftragt,<br />
die auch die Technik stellen.<br />
Bis zu acht Ballen hoch und die Stapel sehr<br />
dicht aneinander gedrückt: So entstehen<br />
aus Stroh wahre Pyramiden.<br />
quer. Mit der Gabel wird auch dieser Ballen aufgenommen<br />
und vor den vorherigen Ballen gelegt. Nun werden beide<br />
Ballen senkrecht auf die Ladefläche gestellt, und das Spiel<br />
beginnt von vorne.<br />
Die Ballen rücken auf der Ladefläche immer weiter nach<br />
hinten und werden gegen eine überdimensionierte Ballengabel<br />
gedrückt. Bis zu 16 Quaderballen lassen sich so zu<br />
einem Paket laden. Nun bringt der Fahrer die Ladung zum<br />
Sammelplatz. Dort fährt er rückwärts gegen den Stapel,<br />
fährt die Ladefläche senkrecht hoch und drückt das Stroh<br />
fest gegen den Stapel, damit eventueller Regen den Ballen<br />
möglichst wenig anhaben kann.<br />
PYRAMIDEN AUS STROH<br />
Die Stapel sehen aus wie kleine Pyramiden aus Stroh. Die<br />
maximale Höhe liegt bei acht Ballen. Wichtig ist, dass sie<br />
möglichst dicht lagern, da sie nicht abgedeckt werden. Die<br />
Landwirte fahren das Stroh im Auftrag von Will Murphy<br />
zusammen und bringen ihre eigene Technik mit. Die Ballenlader<br />
haben sie sich extra für die Saison geliehen. Der<br />
spätere Abtransport zum Kunden erfolgt dann per Lkw.<br />
54 Ballen mit dem 120-×-90er-Ballenmaß passen auf einen<br />
Zug, da die Lkw in Großbritannien bis 5,06 m hoch sein<br />
dürfen. Für den Transport zum E-Werk hat der Betrieb Zeit<br />
bis Weihnachten. Somit entzerrt sich die Verladung ein<br />
wenig. Für das Beladen hat der Lohnunternehmer noch zwei<br />
Teleskoplader mit 3 t Liftkapazität und 9,50 m Reichweite<br />
im Maschinenpark.<br />
Bei unserem Besuch hatte es in der Nacht zuvor heftig<br />
geregnet. Deshalb war ans Pressen von Gerstenstroh noch<br />
nicht zu denken, aber das Rapsstroh war schon trocken<br />
genug. Hier wundert man sich, wie viele Ballen dann trotzdem<br />
zusammenkommen. Da das gesamte Stroh gepresst<br />
wird, verbleibt nicht viel Organik auf dem Feld.<br />
Es ist auf jeden Fall für alle ein gutes Geschäftsmodell,<br />
so unser Eindruck von außen. Der Drescher muss nichts<br />
häckseln und kann günstiger dreschen. Trotzdem sind die<br />
Flächen schnell geräumt. Durchschnittlich 15 bis 20 Pfund<br />
(rund 17 bis 22 €) muss Will Murphy pro Tonne Stroh ab<br />
Feld den Landwirten zahlen. Seine Kosten über alles frei<br />
Strohhalle des E-Werks beziffert der Lohnunternehmer auf<br />
rund 36 bis 42 Pfund/t (39 bis 46 €). Darin sind die Kosten für<br />
das Pressen, das Garn, das Sammeln und den Transport abgedeckt.<br />
Das wären für das Pressen extrem niedrige Kosten.<br />
Was der Lohnunternehmer für das Stroh bekommt, wollte er<br />
nicht in der Zeitung lesen. Angesichts der hohen Schlagkraft<br />
und der geringen Kosten dürfte es ein lohnendes Geschäft<br />
sein. Das Prinzip, in die optimale Presstechnik zu investieren<br />
und hier kein Risiko einzugehen, scheint aufzugehen. Die<br />
Wartung übernimmt der örtliche Händler und die um drei<br />
Jahre erweiterte Garantie von Krone scheint sich für den<br />
Lohnunternehmer ebenfalls zu rechnen. Größere Probleme<br />
hat es mit den Pressen nicht gegeben. «<br />
31
Xtraf
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„behind the scenes“.<br />
32
33
PRAXIS<br />
FAMILIE KNEER, BAD DITZENBACH<br />
MIT LEIDENSCH<br />
34
AFT<br />
Florian (li.) und Moritz Kneer leiten gemeinsam den Oberberghof in Bad Ditzenbach.<br />
Es gibt Begriffe, die oft falsch verwendet<br />
werden. Das Wort „Amateur“ gehört dazu.<br />
Korrekt bedeutet es, dass jemand eine Tätigkeit<br />
aus Liebhaberei ausübt. Im besten<br />
Sinne trifft das auf Moritz und Florian Kneer<br />
zu. Zwar ist der Fensterbau ihre Haupttätigkeit,<br />
die Familie betreibt aber auch Landwirtschaft.<br />
Der Oberberghof ist ein gepflegter<br />
Pferdebetrieb am Rande von Bad<br />
Ditzenbach auf der Schwäbischen Alb.<br />
Kenner des landwirtschaftlichen Bauwesens<br />
merken sofort, dass das Stallgebäude<br />
ursprünglich für andere Zwecke erbaut<br />
wurde. Dies bestätigt Florian Kneer, der<br />
den Hof gemeinsam mit seinem Bruder<br />
Moritz führt: „Wir stammen mütterlicherseits<br />
aus einer Familie, die, wie früher oft<br />
üblich, neben der Land- auch eine Gastwirtschaft<br />
mit Metzgerei betrieben hat.<br />
Den Oberberghof hat unser Großvater im<br />
Jahr 1962 gebaut, ursprünglich mit dem<br />
Schwerpunkt Bullenmast. Später kamen<br />
Pferde hinzu und nach seiner Prüfung zum<br />
Pferdewirtschaftsmeister in Marbach spezialisierte<br />
er sich dann komplett auf diesen<br />
Bereich.“ Florian und Moritz Kneer haben<br />
den Betrieb im Jahr 2004 übernommen,<br />
wobei ersterer sich als Geschäftsführer<br />
allerdings eher um das Familien-Unternehmen<br />
kümmert, letzterer hauptsächlich<br />
auf dem Hof anzutreffen ist.<br />
„Wir bewirtschaften an diesem Standort<br />
75 ha Fläche. Das meiste ist Grünland, überwiegend<br />
in hängigen Lagen“, erklärt Moritz<br />
Kneer. „Acker haben wir nur etwa 1 ha, dazu<br />
noch etwas Wald. Auf dem Betrieb gibt es<br />
insgesamt 25 Pferdeboxen, 16 davon sind<br />
an Einsteller vermietet. Für unsere Kunden<br />
ist der Reitsport, wie für uns selbst, in erster<br />
Linie Hobby. Wir sind für alle Rassen offen.<br />
Auf der Anlage stehen hauptsächlich Warmblüter,<br />
aber auch ein Altwürttemberger,<br />
35
PRAXIS<br />
Da qualitativ hochwertiges Pferdeheu nur in<br />
einem relativ kurzen Zeitfenster produziert<br />
werden kann, setzten die Brüder auf eine<br />
schlagkräftige Mechanisierung.<br />
Der Oberberghof ist ein Pensionspferdebetrieb.<br />
zwei American Miniature Ponys und zwei<br />
Deutsche Reitponys.“<br />
EIGENES FUTTER<br />
Neben einer Halle und einem Allwetter-<br />
Außenplatz, beide mit einem speziellen<br />
Reitboden, bestehend aus einem Textilflies-<br />
Gemisch, bietet die Anlage ein Solarium,<br />
eine Führanlage und Schlechtwetter-Paddocks<br />
mit Sandboden. „Unser Opa hat noch<br />
einen Schulbetrieb angeboten“, erzählt<br />
Florian Kneer. „Inzwischen sind wir aber ein<br />
reiner Pensionsstall. Allerdings arbeitet auf<br />
dem Oberberghof eine angestellte Pferdewirtin,<br />
die den Einstellern Unterricht gibt<br />
und auch Pferde bereitet. Einen zweiten<br />
Mitarbeiter haben wir zum Füttern, Misten<br />
und für allgemeine Hofarbeiten.“<br />
Während viele Pferdebetriebe ihr Grundfutter<br />
zukaufen, machen das Florian und<br />
Moritz Kneer komplett selbst. „Heu, Heulage<br />
und Silage kommen von den eigenen<br />
Flächen“, so Florian Kneer. „Die Silage wird<br />
allerdings weiterverkauft. Unser Stroh<br />
kaufen wir ab Acker bei anderen Landwirten<br />
und pressen es selbst - ebenso wie unser<br />
eigenes Heu ausschließlich in Quaderballen.<br />
Für die Heulage und Silage kommt eine<br />
Rundballenpresse mit Mantelfolienbindung<br />
zum Einsatz. Mit diesem Verfahren haben<br />
wir hier gute Erfahrungen gemacht.“<br />
Eine der zwei Quaderballenpressen ist eine<br />
Krone BiG Pack 1270 VC mit Vielmesserschneidwerk.<br />
Nun könnte man meinen,<br />
dass eine solche Technologie eher auf einem<br />
Milchviehbetrieb, weniger bei Pferden einen<br />
Sinn macht. Hier widerspricht Moritz Kneer:<br />
„Bei über 90 % unseres Pferdestrohs bleiben<br />
alle 51 Messer drin. Das hat für die Einstreu<br />
den großen Vorteil, dass sie saugfähiger ist<br />
und beim Abmisten der Boxen per Gabel<br />
besser sortiert werden kann. Außerdem<br />
lässt sich der Mist besser verwerten, da er<br />
schneller verrottet. Erst haben wir Zweifel<br />
gehabt, weil die Einstreu weniger voluminös<br />
ist und die Kunden hier auf die Optik Wert<br />
legen, aber da gab es keinerlei negative<br />
Rückmeldungen.“<br />
SCHLAGKRAFT<br />
GEWÜNSCHT<br />
Auch die Mähtechnik stammt überwiegend<br />
aus dem Emsland. Für kleinere Parzellen<br />
wird eine Front-/Heck-Kombination ohne<br />
Aufbereiter verwendet, für größere steht<br />
ein Heckschmetterling bereit, das aber von<br />
einem anderen Hersteller kommt. „Den<br />
Ausschlag für das Krone-Frontmähwerk<br />
F 400 CV gab hier die Arbeitsbreite von 4 m,<br />
die wir wegen der Überlappung vor allem<br />
auf unseren Hangflächen brauchen“, sagt<br />
Moritz Kneer.<br />
Gewendet wird das Heu mit einem gezogenen<br />
KW-T 1300, mit dem die Brüder sehr<br />
zufrieden sind. Sie beeindruckt vor allem<br />
die Wendigkeit, selbst auf kleineren Flächen<br />
in Kombination mit der hohen Schlagkraft.<br />
Das ist besonders wichtig, da ja hauptsächlich<br />
Heu produziert wird. So muss gerade<br />
beim ersten Schnitt alles gewendet werden.<br />
Und zwar in einem kleinen Zeitfenster.<br />
Aus diesem Grund haben Florian und Moritz<br />
Kneer auch in einen entsprechend dimensionierten<br />
Vierkreiselschwader investiert,<br />
einen Swadro 1400 Plus. „Zuerst hatten<br />
wir einen Seitenschwader, dann einen<br />
Mittelschwader und eine Zeitlang sogar<br />
beides“, erklärt Moritz Kneer. „Jetzt macht<br />
die ganze Arbeit einer. Er wirkt zwar optisch<br />
sehr groß, ist aber genauso wendig wie ein<br />
Zweikreisel-Seitenschwader, und er eignet<br />
sich wirklich gut dafür, um das Gras schön<br />
aus den Ecken herauszuholen.“<br />
Die Krone-Produkte kommen übrigens von<br />
der Firma Steinbrenner in Wörnitz, die auch<br />
den Service und die Wartung übernimmt.<br />
Und das, obwohl deren Standort rund zwei<br />
Stunden vom Oberberghof entfernt liegt.<br />
Dies erklärt Florian Kneer folgendermaßen:<br />
„Wir haben den Händler kennengelernt,<br />
weil wir auch noch auf einigen Flächen in<br />
Mittelfranken unterwegs sind. Vor allem<br />
bei technisch etwas anspruchsvolleren<br />
36
FLEXIBEL BLEIBEN<br />
Bei Pferdebetrieben gehört durch die Einstreu<br />
immer auch die Ausbringung von<br />
Festmist dazu. Dies geschieht mit einem<br />
Annaburger-Streuer mit einem Fassungsvermögen<br />
von 22 m³ und einem Gesamtgewicht<br />
von 24 t. Für überbetriebliche<br />
Silage-, Mais- und Hackschnitzeltransporte<br />
wurde ein Krampe-Hakenlift angeschafft.<br />
Auf die geringere effektive Nutzlast eines<br />
Hakenlifts angesprochen, antwortet Moritz<br />
Kneer: „Wir sind dadurch sehr viel flexibler,<br />
weil wir sowohl Mulde als auch eine Plattform<br />
einsetzen können.“<br />
Maschinen, wie den Quaderballenpressen,<br />
hat uns das Team um Willy Waldmann und<br />
Werkstattmeister Stefan Sarke so überzeugt,<br />
dass wir seitdem zusammenarbeiten.<br />
Die Arbeiten werden entweder an deren<br />
Standort erledigt, mitunter kommen aber<br />
auch die Mitarbeiter nach Bad Ditzenbach<br />
und reparieren in unserer Werkstatt.“<br />
DREI SCHNITTE<br />
Heu und Stroh werden auf insgesamt rund<br />
450 ha geborgen, die Quaderballenpressen<br />
haben rund 6.000 Output pro Saison, die<br />
Rundballenpresse zwischen 3.000 und<br />
3.500 Ballen. Die meisten Maschinen und<br />
Geräte des Oberberghofs werden nämlich<br />
auch überbetrieblich eingesetzt. „Wir halten<br />
mit unseren eigenen Maschinen eine gewisse<br />
Schlagkraft vor“, meint Florian Kneer.<br />
„Denn zur Fütterung der Pferde können<br />
wir nur allerbeste Qualität verwenden.<br />
Das Gleiche gilt für die Stroh-Einstreu. Um<br />
schnell und flexibel arbeiten zu können,<br />
haben wir uns im Jahr 2005 als erste große<br />
Maschine eine Quaderballenpresse gekauft,<br />
dann haben uns immer mehr Nachbarn<br />
gefragt, ob wir nicht für sie im Lohn arbeiten<br />
können. Das hat sich dann Stück für Stück<br />
weiterentwickelt.“<br />
Im Grünland werden in der Regel drei<br />
Schnitte gemacht. Der erste ist komplett<br />
zur Heuproduktion vorgesehen. Der<br />
zweite, je nach Wetter und Aufwuchs,<br />
kombiniert Öhmd (schwäbischer Begriff,<br />
gleichbedeutend mit dem norddeutschen<br />
Grummet) und/oder Silage, der dritte wird<br />
ausschließlich zu Silage. Der letzte Schnitt<br />
findet meist Mitte Oktober statt. Die Brüder<br />
achten dabei darauf, dass das Gras nicht zu<br />
lang in den Winter geht, um Probleme mit<br />
Mäusen zu verhindern. Die Saison für Heu<br />
beginnt meist Mitte Juni. Arbeitsspitzen<br />
werden etwas entzerrt, da bei den Milchviehbetrieben<br />
in der Kundschaft teilweise<br />
zu einem anderen Zeitpunkt gemäht wird.<br />
In Summe haben die Brüder Kneer in diesem<br />
Jahr aber volle zwei Wochen ausschließlich<br />
Heu gepresst.<br />
Auf ihren eigenen Flächen achten Florian<br />
und Moritz Kneer auf eine hochwertige<br />
Zusammensetzung von Gräsern und<br />
Kräutern. Bewusst verzichten sie dabei auf<br />
Förderprogramme, die den Schnittzeitpunkt<br />
beschränken. Diesen wesentlichen Faktor<br />
wollen sie selbst in der Hand behalten. Sie<br />
haben die Erfahrung gemacht, dass sich in<br />
den letzten trockenen Jahren einige Unkräuter<br />
massiv vermehrt haben. Walzen,<br />
Striegeln und Nachsäen sind deshalb fest<br />
in die Betriebsabläufe integriert. Beispielsweise<br />
hat sich bei ihnen die Verwendung<br />
einer Prismenwalze zur Bekämpfung der<br />
giftigen Herbstzeitlose bewährt.<br />
Letztere dient zum Transport von Bau- und<br />
Landschaftspflegemaschinen, die ein<br />
weiteres Standbein bei den Lohnarbeiten<br />
darstellen. Hier gehören ein Mobilbagger<br />
inklusive Fällgreifer, eine Mähraupe und<br />
ein Hangschlepper zum Maschinenpark.<br />
„Ein weiterer großer Vorteil ist, dass wir mit<br />
ihm 60 km/h fahren können“, fügt Florian<br />
Kneer hinzu. „Als Zugfahrzeug dient dann<br />
meist ein Agrar-Unimog neueren Baujahrs<br />
oder ein Fendt 926. Unimog fahren wir<br />
schon sehr lange. Er ist zwar nicht überall<br />
optimal einsetzbar, gefällt uns aber besonders<br />
wegen des geringen Verschleißes<br />
und Kraftstoffverbrauchs sowie der<br />
hohen Fahrgeschwindigkeit.“ Der Rest der<br />
Traktorenflotte setzt sich vorwiegend aus<br />
Fendt-Traktoren zusammen, teilweise schon<br />
etwas älter, aber alle top in Schuss.<br />
Auf dem Oberberghof wird zweifellos professionell<br />
Landwirtschaft betrieben – wenn<br />
auch nicht im Haupterwerb. Und wer die<br />
beiden Brüder hört, wie sie über ihre Überlegungen<br />
vor der Kaufentscheidung, über<br />
ihre Erfahrungen bei der Arbeit mit den Maschinen<br />
und über viele technische Details<br />
berichten, merkt: beide sind Praktiker aus<br />
Leidenschaft. Und im Wort „professionell“<br />
steckt auch „Profession“ drin. Das bedeutet:<br />
„aus Berufung“. «<br />
<br />
37
TELEGRAMM<br />
NEWS-TICKER<br />
BESTNOTEN<br />
Wie zufrieden sind die Fachbetriebe mit<br />
ihren Fabrikaten? Diese Frage richtete der<br />
LandBauTechnik Bundesverband e. V. (LBT)<br />
im Frühjahr 2<strong>02</strong>0 an alle Landtechnikhändler,<br />
die im LBT organisiert sind. Mit<br />
insgesamt 16,7 Punkten belegt Krone dabei<br />
Platz 1. Die Händler konnten auf einer Skala<br />
von Null (ganz schlecht) bis maximal 20<br />
(Bestnote) Punkte vergeben.<br />
ERNEUT SPITZE<br />
Bei der großen Leserwahl mehrerer<br />
deutscher Fachzeitschriften belegt Krone<br />
– wie auch schon im Vorjahr – den<br />
Spitzenplatz in der Kategorie „Trailer<br />
Plane/Curtainsider“. Fast 50 % der insgesamt<br />
8.125 Teilnehmer wählten Krone<br />
auf Platz 1.<br />
13 BIG PACK …<br />
… auf einen Streich verkaufte der<br />
australische Krone Partner Echuca CIH,<br />
darunter elf HDP-Maschinen. Gute<br />
Witterungsverhältnisse und kontinuierliche<br />
Regenfälle in der Region Victoria<br />
führten in diesem Jahr zu einer überdurchschnittlichen<br />
Ernte.<br />
FELDSCHULUNGEN<br />
IN NL<br />
Unter strengen Corona-Auflagen hat das<br />
Team von Krone Nederland & België vier<br />
exklusive Feldschulungen für Verkäufer<br />
und Mechaniker aller Krone-Händler in<br />
den beiden Ländern durchgeführt. Dabei<br />
wurden jeweils die Neuheiten zur Saison<br />
2<strong>02</strong>0/2<strong>02</strong>1 vorgestellt.<br />
STARKER UMSATZ<br />
TROTZ CORONA<br />
Der Umsatz der Krone-Gruppe lag im<br />
Ende Juli abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
2019/2<strong>02</strong>0 bei rd. 1,9 Mrd. €. Während<br />
der Nutzfahrzeugbereich deutlich von<br />
Corona-Auswirkungen betroffen war,<br />
konnte Krone im Bereich Landtechnik<br />
den Umsatz sogar steigern.<br />
38
PREIS FÜR<br />
AGRIROUTER<br />
Der Digitalisierungspreis Agrar und<br />
Ernährung Niedersachsen ging an<br />
den agrirouter. Diese Datenplattform,<br />
entwickelt durch die DKE Data GmbH<br />
& Co. KG, ermöglicht Landwirten und<br />
Lohnunternehmern den Austausch<br />
von Daten zwischen Maschinen- und<br />
Agrarsoftware-Anwendungen unterschiedlicher<br />
Hersteller. Krone ist eines<br />
der agrirouter-Gründungsmitglieder.<br />
NEU IM KRONE-TEAM<br />
Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres im August wurden 41 Auszubildende und dual<br />
Studierende offiziell begrüßt und versammelten sich zu Corona-gerechtem Gruppenbild<br />
mit ungewöhnlicher Perspektive.<br />
DAS SOMMERFOTO 2<strong>02</strong>0 …<br />
MIT TX AUF ACHSE<br />
Die Firma Agrolohn Müritz holte im Sommer<br />
zwei TX 560 D per Achse in Spelle ab. Für den<br />
Rückweg nach Mecklenburg-Vorpommern<br />
brauchten die Gespanne rund 9 h.<br />
… kommt aus Australien, wo die Pelletpresse Premos bis zum traumhaft<br />
schönen Sonnenuntergang im Bundesstaat Victoria im Einsatz war.<br />
IM RUHESTAND<br />
Aloys Schnelte (65), kaufmännischer<br />
Geschäftsführer der Krone Nutzfahrzeug-<br />
Gruppe, wurde in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Der studierte Diplom-Kaufmann<br />
war seit 1991 für das Unternehmen tätig;<br />
zunächst als Leiter des Bereichs Controlling<br />
in der Landmaschinenfabrik, ab 1999 auch<br />
für den Nutzfahrzeugbereich.<br />
TOUR DE FRANCE<br />
Mit zwölf VariPack Plus war Krone France<br />
in zwölf französischen Regionen auf Demo-Tour.<br />
Egal, ob Heu, Stroh, Netz, Garn,<br />
kleine Schwaden, große Schwaden – die<br />
VariPack hat alle Aufgaben erfolgreich<br />
gemeistert und zahlreiche Kunden und<br />
Interessenten mit ihrer Leistung, ihrer<br />
hohen Dichte und ihrem Bedienkomfort<br />
beeindruckt.<br />
AZUBISUCHE<br />
ONLINE<br />
Das Krone-Ausbildungsteam stellte sich<br />
in regelmäßigen Online-Terminen den<br />
Fragen von interessierten Schülerinnen<br />
und Schülern – oder auch deren Eltern.<br />
Da den Schülerinnen und Schülern<br />
Videokonferenzen aus dem Home-<br />
Schooling bestens bekannt sind, waren<br />
die verschiedenen Talkrunden rund um<br />
Ausbildung gut besucht.<br />
39
LITÄT<br />
LANDE<br />
PARTNER<br />
40
Während für die einzelnen Hauptmarken<br />
separate Vertriebsstrukturen bestehen,<br />
wird der Service in den 21 Standorten der<br />
Abemec für alle Fabrikate gleichermaßen<br />
durchgeführt.<br />
AGRIMEC/ABEMEC<br />
DIE<br />
SPEZIALISTEN<br />
Führende Marken im Programm zu haben<br />
und Benchmark im Service zu sein – mit<br />
diesem Konzept hat sich die Abemec-<br />
Gruppe in der südlichen Hälfte der<br />
Niederlande eine starke Position<br />
erarbeitet. Spannend dabei: Vertrieb<br />
und Service agieren inzwischen in<br />
eigenständigen Tochtergesellschaften.<br />
Der Anspruch ist eindeutig: „Keiner<br />
unserer Kunden soll im Optimalfall<br />
weiter als 30 km fahren müssen, bis er einen<br />
unserer Vertriebs- oder Servicestandorte erreicht.“<br />
Das betont Hans Quint, Geschäftsführer<br />
der Abemec b.v., die ihren Hauptsitz<br />
in Veghel hat, etwa 25 km nördlich von<br />
Eindhoven gelegen und damit im Herzen<br />
Noord-Brabants, einer der drei südlichen<br />
Provinzen der Niederlande. Das Einzugsgebiet<br />
dieses auf Landtechnikvertrieb und<br />
-service spezialisierten Unternehmens<br />
reicht allerdings deutlich über diese<br />
Provinz hinaus. 14 der inzwischen 21 Niederlassungen<br />
liegen in Noord-Brabant<br />
und Zeeland als dem „Stammgebiet“ des<br />
vor rund 70 Jahren gegründeten Betriebs.<br />
Im Zuge einer zielgerichtet umgesetzten<br />
Wachstumsstrategie sind weitere sieben<br />
Standorte in der Mitte und im Norden des<br />
Landes hinzugekommen.<br />
NEUE STRUKTUR<br />
Doch warum eröffnete die Abemec im<br />
Februar 2<strong>02</strong>0 im 10.000-Einwohner-Ort<br />
Beek en Donk, nur rund 12 km von Veghel<br />
entfernt einen weiteren, ganz neu gebauten<br />
Standort? Schließlich ist eine zu dichte<br />
Standort-Taktung für Fachbetriebe rein betriebswirtschaftlich<br />
doch normalerweise<br />
wenig sinnvoll. Allerdings hat es in diesem<br />
Fall einen schlüssigen Grund, wie Hans<br />
Quint weiter erläutert. Zwischen 2014 und<br />
2019 übernahm die deutsche BayWa AG mit<br />
Sitz in München schrittweise die Abemec.<br />
Dadurch stellte sich jedoch die Herausforderung,<br />
auch in Veghel die Exklusivstrategie<br />
für die Marke Fendt umzusetzen<br />
und nicht mehr, wie in den 55 Jahren zuvor,<br />
ausschließlich die Traktoren dieser Marke<br />
zu vermarkten. „Zu unserem bis dahin<br />
erfolgreich praktizierten Konzept gehörte<br />
es in der Wahrnehmung unserer Kunden,<br />
dass wir in den einzelnen Produktbereichen<br />
starke Marken spezialisierter Hersteller<br />
gelistet hatten. Mit den meisten davon<br />
arbeiten wir seit Jahrzehnten zusammen,<br />
wie zum Beispiel mit Krone seit 1995. Das<br />
aufzugeben, hätte uns im Markt enorm<br />
zurückgeworfen. Deshalb war es unser Ziel,<br />
unsere bisherige Strategie und die unseres<br />
neuen Eigentümers mit bestmöglichem<br />
Synergieeffekt zu vereinen.“<br />
Ergebnis dessen ist seit 2019 ein Trio eigenständiger<br />
Gesellschaften unter dem Dach<br />
einer Holding, der Agrimec. Eine der „Töchter“,<br />
die Agromec, fokussiert sich ausschließlich<br />
auf Beratung und Vertrieb für das gesamte<br />
Fendt-Produktprogramm. Der Abemec<br />
Machines dagegen obliegt der Vertrieb für<br />
die anderen Kernmarken – außer Traktoren.<br />
Und Teil drei des Trios ist ausschließlich für<br />
den technischen Kundendienst zuständig<br />
– was durch den Namen Abemec Service<br />
zum Ausdruck kommt. Der Clou dabei: Die<br />
Servicesparte betreut alle Produkte der<br />
beiden Vertriebsgesellschaften. Und so löst<br />
41
PARTNER<br />
sich auch das Fragezeichen bezüglich der<br />
Standortnähe von Veghel und Beek en Donk<br />
auf: „In Veghel konzentrieren wir uns, was<br />
Vertrieb und Neumaschinenausstellung<br />
betrifft, auf Fendt, und in Beek en Donk<br />
als Hauptstandort der Abemec Machines<br />
auf Krone, Dewulf und Agrifac und andere<br />
Spezialisten“, so der Geschäftsführer.<br />
Abemec-Geschäftsführer<br />
Hans Quint (r.)<br />
und Jeroen Manders,<br />
Betriebsleiter der<br />
neuen Niederlassung<br />
in Beek en Donk,<br />
freuen sich über den<br />
Neubau und dessen<br />
Schubwirkung für<br />
Vertrieb und Service.<br />
Wichtig ist dem Geschäftsführer dabei<br />
jedoch die Kontinuität in Leistung und<br />
Qualität: „Natürlich spielen gute Marken<br />
eine wichtige Rolle. Aber letztlich wünschen<br />
sich die Landwirte und Lohnunternehmer<br />
von uns als Fachbetrieb die für sie optimale<br />
Lösung ihrer Aufgaben und Probleme. Das<br />
betrifft die Technik genauso wie den Service,<br />
die Beratung, Finanzierungen und andere<br />
Aspekte. Deshalb sehe ich zum Beispiel<br />
unsere Vertriebsmitarbeiter nicht als klassische<br />
Verkäufer, sondern als Berater auf<br />
Augenhöhe – oder, um es etwas überspitzt<br />
zu formulieren: als Einkäufer der Kunden.<br />
Nur, wenn die wirklich passgenaue Lösung<br />
gefunden wird, sind Kunden nachhaltig<br />
zufrieden. Das ist unser größtes Kapital.<br />
Dabei ist es zweitrangig, unter welcher Firmierung<br />
dies erbracht wird – Hauptsache,<br />
sie kommen zu uns.“<br />
BIG-SERVICE<br />
Welchen großen Stellenwert der Service in<br />
diesem Gesamtkonzept hat, zeigt dessen<br />
personeller Anteil: Von den derzeit rund<br />
280 Mitarbeitenden der Holding sind<br />
gut 150 in den Werkstätten und weitere<br />
25 speziell im Ersatzteilwesen tätig, zusammen<br />
also 175. Doch natürlich vollzieht<br />
sich die zunehmende Spezialisierung auch<br />
in diesem Bereich immer stärker, so sein<br />
Hinweis: „Besonders die hochkomplexen<br />
Erntemaschinen, wie zum Beispiel die BiG-<br />
Line von Krone, erfordern entsprechend<br />
großes Know-how der Mechatroniker. Nur<br />
so ist es möglich, technische Probleme in<br />
kürzester Zeit lösen zu können.“<br />
Aus diesem Grund sind jährlich deutlich<br />
sechsstellige Summen allein in Aus- und<br />
Weiterbildung seines Teams für Hans Quint<br />
ein Muss: „Als Fachbetrieb sind wir in einer<br />
zentralen Schlüsselfunktion zwischen Hersteller<br />
und Kunden. Das funktioniert nur<br />
mit einer weitreichenden Spezialisierung<br />
der Mitarbeitenden.“ In Bezug auf Krone<br />
bedeutet dies, dass insgesamt neun Mechatroniker<br />
weitestgehend auf diese Produkte<br />
geschult sind, sozusagen die Krone-Master<br />
in der Abemec-Servicemannschaft.<br />
Dies bedeutet nicht, dass ihre anderen<br />
140 Kollegen bei Wartung und Reparaturen<br />
nicht für die Maschinen aus Spelle tätig werden<br />
können. Aber die Abemec hat nach Hans<br />
Quints Aussage zurzeit 250 Maschinen der<br />
BiG-Line in der Servicebetreuung, darunter<br />
60 Häcksler, 20 selbstfahrende Mähwerke<br />
und 130 Quaderballenpressen. „Wenn<br />
diese Technik in der Saison ausfällt, brennt<br />
die Hütte – da braucht es schnellstens<br />
kompetente Hilfe. Die können wir leisten,<br />
bei ganz schwierigen Fällen auch in enger<br />
Zusammenarbeit mit dem Werksservice.<br />
Denn darin liegt eine weitere Stärke: Krone<br />
unterstützt uns in vorbildlicher Weise, auch<br />
und gerade im Service.“<br />
MASSGESCHNEIDERT<br />
Im Optimalfall kommt es jedoch in der<br />
Saison gar nicht erst zu Maschinenausfällen.<br />
Dazu zieht das Service-Team schon<br />
seit langem alle Register in Sachen „vorbeugender<br />
Instandhaltung“ – und hat<br />
dabei immer wieder auch Standards aus<br />
anderen Technikbranchen, wie etwa der<br />
Nutzfahrzeugbranche, erfolgreich für die<br />
Landtechnik adaptiert, nicht selten deutlich<br />
früher als andere Händler, wie Hans Quint<br />
unterstreicht. Dazu gehören zum Beispiel<br />
Wartungs- und Servicevereinbarungen mit<br />
den Kunden. „Entscheidend ist dabei, dass<br />
wir keine starren Wartungspakete eines einzelnen<br />
Herstellers zu verkaufen versuchen,<br />
sondern eigene Konzepte umsetzen und<br />
dabei die Wünsche bzw. Möglichkeiten der<br />
Kunden so weit wie irgend möglich berücksichtigen“,<br />
erläutert der Geschäftsführer.<br />
Mit dieser Strategie maßgeschneiderter<br />
Angebote sieht er das Unternehmen für<br />
den raschen Strukturwandel gut gerüstet.<br />
Bis 2<strong>02</strong>5 werden im Süden der Niederlande<br />
nach Hans Quints Schätzung rund ein<br />
Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe<br />
aufhören, die verbleibenden aber deutlich<br />
wachsen. Darüber hinaus werden Elektronik<br />
und Digitalisierung immer dominierender.<br />
„Dies stellt völlig neue Herausforderungen<br />
bei Beratung und Service an uns. Aber mit<br />
einer noch deutlicheren Spezialisierung<br />
wollen wir dem gerecht werden – eben nach<br />
Maß.“ «<br />
42
KRONE-MUSEUM<br />
„JETZT IST ES<br />
WIRKLICH GUT.“<br />
In mehr als zweijähriger Arbeit wurde das Krone-Museum völlig<br />
neu gestaltet. Für Walter Krone als Leiter der Arbeitsgruppe war<br />
das Projekt eine Herzensangelegenheit – und die Fertigstellung der<br />
krönende Abschluss seines Wirkens für das Unternehmen.<br />
43
WISSEN<br />
Museum – das klingt für viele<br />
Menschen erst einmal trocken<br />
und langweilig. Doch weit gefehlt! Mit<br />
spannenden Exponaten, ansprechender<br />
Präsentation und verständlicher Erklärung<br />
mittels multimedialer Technik kann die<br />
Geschichte sogar sehr spannend sein, auch<br />
und gerade für jüngere Menschen. „Tradition<br />
und Geschichte sind schließlich nicht das<br />
Anbeten der Asche, sondern das Weitertragen<br />
des Feuers. Oder anders ausgedrückt:<br />
Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die<br />
Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft<br />
nicht gestalten. Dieses Zitat des Altbundeskanzlers<br />
Helmut Kohl gilt nicht nur für die<br />
Politik, sondern in allen Bereichen – wie<br />
für die Krone-Gruppe und ihre 114-jährige<br />
Geschichte. Deshalb ist es an uns Älteren,<br />
unser Wissen weiterzugeben und mit Hilfe<br />
der Jüngeren so aufzubereiten, dass es für<br />
generationenübergreifendes Verständnis<br />
sorgt“, erklärt Walter Krone, Cousin von Dr.<br />
Bernard Krone und somit Teil der dritten<br />
Familiengeneration seit Firmengründung im<br />
Jahr 1906. Walter Krone war rund 40 Jahre<br />
im Unternehmen tätig, anfangs in der Maschinenfabrik,<br />
und von 1977 bis 2001 als<br />
Geschäftsführer der Krone-Handelssparte<br />
„Landmaschinen Vertrieb Dienstleistungen<br />
Bernard Krone“, kurz LVD.<br />
Somit zögerte Walter Krone nicht, als<br />
sein Vetter Bernard ihn bat, das „Projekt<br />
Museum“ und die entsprechende Arbeitsgruppe<br />
zu koordinieren. 2015 zog der LVD<br />
in einen Neubau im Speller Süden. Unmittelbar<br />
danach wurde der traditionsreiche<br />
Stammsitz im Ortskern, welcher in Teilen<br />
auf die Anfänge der Fabrik zurückreicht,<br />
zum Museum umgewidmet und mit zahlreichen<br />
Exponaten bestückt. „Allein der<br />
Anblick der vielen Maschinen und Geräte<br />
unter einem Dach, das war schon gewaltig<br />
und ein sehr großer Schritt“, erinnert sich<br />
Walter Krone. „Aber schnell wurde uns<br />
klar: Das kann noch nicht alles sein, für<br />
die richtige Wirkung brauchte es ein ganz<br />
anderes Konzept. Daran haben wir dann ab<br />
2017 intensiv gearbeitet.“<br />
„Wir“ war in diesem Zusammenhang gleichbedeutend<br />
mit einer Arbeitsgruppe aus<br />
rund 20 Personen. Neben der Familie Krone<br />
gehörten dazu externe Dienstleister sowie<br />
mehrere Mitarbeitende der Maschinenfabrik,<br />
heutige wie ehemalige. „Diese Mischung<br />
sehr unterschiedlicher Erfahrungen<br />
und Kompetenzen war sehr bereichernd, für<br />
das Projekt genauso wie für mich persönlich“,<br />
blickt er zurück. Im Februar 2<strong>02</strong>0 war<br />
alles geschafft, das „neue“ Museum fertig<br />
für die Eröffnung – und dann kam Corona.<br />
„Das war schon enttäuschend, denn wir<br />
alle hatten uns auf eine schöne Eröffnung<br />
gefreut und auf die Reaktionen möglichst<br />
vieler Besucher“, so Walter Krone.<br />
BEGEISTERND<br />
Davon ließen er und speziell seine ehrenamtlichen<br />
Helfer aus dem Kreis der ehemaligen<br />
Mitarbeiter, wie zum Beispiel Franz Feismann,<br />
Georg Holterhues und Josef Börger, aber<br />
nicht entmutigen. Nach Voranmeldung, in<br />
kleinen Gruppen und unter Einhaltung aller<br />
Schutzmaßnahmen lernten regelmäßig Besucher<br />
aller Altersstufen ab April im Zuge<br />
von Führungen die Ausstellung kennen – und<br />
waren, wie erhofft, begeistert. „Gerade mit<br />
den etwas älteren Besuchern, die häufig<br />
Exponate noch aus eigener Erfahrung kennen,<br />
entwickeln sich intensive Gespräche, sodass<br />
Das weltweit einzige<br />
funktionsfähige Exemplar<br />
des Lanz Landbaumotor mit<br />
Anbaufräse steht in Spelle.<br />
eine eigentlich auf zwei Stunden angesetzte<br />
Führung schnell auch mal drei Stunden und<br />
mehr dauert“, freut sich Walter Krone. „Aber<br />
auch die jüngeren Besucher zeigen großes<br />
Interesse, wenn man ihnen die Zusammenhänge<br />
anschaulich erklärt.“<br />
Apropos erklären: Hier sei es manchmal<br />
erstaunlich, welche vermeintlich selbstverständlichen<br />
Dinge in einem solchen<br />
Konzept Begeisterung auslösen. Als Beispiel<br />
nennt er die kurzen Filme, die jeweils zu<br />
Beginn einer Führung gezeigt werden. In<br />
den Videos werden u.a. die gegenwärtig<br />
zum Sortiment gehörenden Maschinen und<br />
ihrer Funktionsweisen erläutert. „Besonders<br />
Menschen, die keine oder zumindest<br />
keine enge Verbindung zur Landwirtschaft<br />
haben, kennen oft die Grundfunktionen<br />
und Zusammenhänge der Futterernte nicht.<br />
Am Ende des Films hören wir oft begeisterte<br />
Reaktionen, nach dem Motto: Jetzt habe ich<br />
endlich mal verstanden, was die Maschinen<br />
wirklich machen. Häufiger gibt es schon an<br />
dieser Stelle Applaus – das ist dann sehr<br />
schön“, freut sich Walter Krone. Ähnlich<br />
verhält es sich mit Schulklassen, die beim<br />
Rundgang die Arbeitsweise der alten Geräte<br />
zum ersten Mal in ihrem Leben sehen.<br />
Wichtig bei der Konzeption war nach<br />
seiner Aussage die spannende Mischung<br />
44
Zu den Highlights des<br />
Museums gehören die<br />
zahlreichen historischen<br />
Traktoren.<br />
unterschiedlicher Erlebnisdimensionen –<br />
Moderne und Vergangenheit, allgemeine<br />
Zeit- und persönliche Familiengeschichte,<br />
reale Ausstellungsobjekte und virtuelle Darstellungen.<br />
So ist das im Originalzustand<br />
eingerichtete Büro des zweiten Bernard<br />
Krone ebenso Teil der Ausstellung wie<br />
Haushaltsgegenstände der fünfziger und<br />
sechziger Jahre. „Denn zum Unternehmen<br />
gehörten nicht nur Maschinenfabrik und<br />
Handelsgeschäft, sondern genauso das<br />
Hotel – und eben ein Laden mit Haushaltsgegenständen,<br />
den Dr. Krones Mutter<br />
Gertrud betrieb. So kamen zum Beispiel<br />
viele, die in der Region damals heiraten und<br />
Aussteuer-Geschirr kaufen wollten, zu ihr<br />
nach Spelle und ließ sich beraten“, erzählt er.<br />
UNIKATE<br />
Zugpferd der Ausstellung ist – wie könnte<br />
es anders sein – die Technik. Dazu gehören<br />
u.a. alle Maschinen, die bei Krone jemals<br />
gebaut wurde, inklusive Prototypen, die nie<br />
in Serie gingen. Zu den Highlights zählen<br />
ebenso die zahllosen Oldtimer, teils extrem<br />
seltene Raritäten, die sonst so nirgendwo zu<br />
sehen sind. Als ein Beispiel von vielen nennt<br />
Walter Krone den Lanz Landbaumotor mit<br />
angebauter Bodenfräse aus dem Baujahr<br />
1917 – seines Zeichens das einzige noch<br />
funktionierende Exemplar weltweit. Eine<br />
andere Rarität ist z. B. einer der ersten John<br />
Deere Mähdrescher aus dem Jahr 1940. Der<br />
im Krone Museum ausgestellte, aufwändig<br />
restaurierte Mähdrescher ist das einzige<br />
Exemplar seiner Art in Europa.<br />
Diese beiden Maschinen zählen zu Walter<br />
Krones persönlichen Lieblings-Exponaten,<br />
wie er auf Nachfrage erläutert. „Insgesamt<br />
sind es sieben Highlights, sozusagen meine<br />
BiG 7 – denn mit BiG haben wir es bei Krone<br />
ja bekanntlich.“ Die anderen fünf sind ein<br />
sechsschariger Motorpflug und ein sehr alter<br />
Mähbalken, letzterer als Synonym für die<br />
gewaltige Bedeutung der Mechanisierung<br />
für die Landwirtschaft. Das Schnittmodell<br />
Vor 100 Jahren ein bekannter Spott über den<br />
landläufig als „Kommissbrot“ bezeichneten<br />
kleinsten Pkw Hanomag 2/10: Zwei Kilo Blech,<br />
ein bisschen Lack – fertig ist der Hanomag.<br />
einer Dreschmaschine von Ködel & Böhm<br />
steht in seinem Ranking ebenfalls weit<br />
oben, genauso wie eine Handschwinge aus<br />
dem 19. Jahrhundert mit handgeschnitzten<br />
Zahnrädern sowie – last but not least – einer<br />
der ersten Hanomag-Serientraktoren, von<br />
denen der LVD seinerzeit hunderte verkaufte.<br />
„Aber eigentlich ist für mich das<br />
Beeindruckendste die Sammlung als Ganze,<br />
und dass wir es gemeinsam geschafft haben,<br />
sie im Krone-Museum so wunderbar zu<br />
präsentieren. Jetzt ist es wirklich gut.“ «<br />
45
PRAXIS<br />
HEU-HEINRICH<br />
LANDWIRTSCH<br />
SCHUTZ – WERT<br />
Es ist allgemein bekannt, dass der<br />
Inhalt von Kleinpackungen im<br />
Verhältnis zu großen Gebinden oft erheblich<br />
teurer ist. Das gilt auch für Heu.<br />
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />
dieser <strong>XtraBlatt</strong>-<strong>Ausgabe</strong> lag der Preis für<br />
den ersten Schnitt in Quaderballen bei<br />
durchschnittlich knapp 160 €/t. „Heu-<br />
Heinrich“ verkauft auf seiner Website<br />
das Bio-Bergwiesenheu für 1,50 bis 3 €.<br />
Pro Kilo! Eine ordentliche Spanne, könnte<br />
man meinen. Aber so einfach ist die Sache<br />
nicht. Bis das Heu verkaufsfertig im Laden<br />
liegt, ist jede Menge Aufwand nötig. Und<br />
es steckt einiges an Know-how dahinter.<br />
WIRTSCHAFTLICHES<br />
KONZEPT<br />
Heinrich Meusel kommt nicht aus der<br />
Landwirtschaft. Sein Großvater war<br />
Botanik-Professor, sein Vater ist zwar<br />
Agrar-Ingenieur, beschäftigt sich aber<br />
schon seit Langem eher mit Themen rund<br />
um die Landschaftspflege. Hauptamtlich<br />
ist er Geschäftsführer für den Naturpark<br />
Thüringer Wald e.V., ehrenamtlich ist er<br />
unter anderem Vorstandsmitglied beim<br />
Deutschen Verband für Landschaftspflege<br />
und der Stiftung Deutsche Landschaften.<br />
Eine familiäre Prägung ist also durchaus<br />
vorhanden. „Ich habe schon immer gerne<br />
im Heu gearbeitet“, berichtet Heinrich<br />
Meusel. „Schon als Kind habe ich mir<br />
mein Taschengeld dadurch aufgebessert,<br />
indem ich Bergwiesen mit dem Einachser<br />
gemäht und Heu produziert habe. Mein<br />
Berufswunsch war daher Landwirt. Die<br />
entsprechende Lehre habe ich in Österreich<br />
im Berggebiet gemacht. Dabei hat<br />
sich für mich immer mehr herauskristallisiert,<br />
dass meine Interessen nicht<br />
nur im Naturschutz, sondern auch stark<br />
im technischen Bereich liegen. Und das<br />
wollte ich mit einem tragfähigen wirtschaftlichen<br />
Konzept umsetzen. Denn<br />
nur auf Ausgleichszahlungen wollte ich<br />
mich nicht verlassen. So kam ich auf die<br />
Produktion von Kleintierheu.“<br />
Im Alter von 17 Jahren meldete Heinrich<br />
Meusel sein erstes Unternehmen an. Die<br />
Anfänge waren bescheiden. Die Mechanisierung<br />
bestand zunächst aus einem<br />
Einachsmäher, später kam ein kleiner<br />
Traktor dazu, dann einer aus sowjetischer<br />
Produktion, bis schließlich der erste<br />
„richtige“ Schlepper angeschafft werden<br />
konnte. Die erste Spezialmaschine war<br />
ein Metrac, gebraucht in der Schweiz gekauft.<br />
„Gestartet habe ich ohne Fläche und<br />
ohne Eigenkapital“, erinnert sich Heinrich<br />
Meusel. „Es war nicht einfach, an Kredite<br />
zu kommen. Und dass die jeweilige Vorgängermaschine<br />
immer verkauft werden<br />
musste, um den Nachfolger anteilig mit zu<br />
finanzieren, war auch normal.“ In der Zwischenzeit<br />
ist der Maschinenpark deutlich<br />
angewachsen und besteht größtenteils<br />
aus Premiummarken und Spezialtechnik.<br />
„Das brauchen wir auch“, sagt Heinrich<br />
Meusel, „denn unter unseren Produktions-<br />
46
AFT – NATUR-<br />
SCHÖPFUNG<br />
Mit Heu hatte Heinrich Meusel schon als<br />
Kind und als Jugendlicher zu tun. Auf der<br />
Suche nach einem tragfähigen landwirtschaftlichen<br />
Geschäftsmodell kam er auf<br />
dieses Thema zurück. Seine Erzeugnisse<br />
verkauft er über große Lebensmittelketten<br />
als Nahrung für Kleintiere.<br />
47
PRAXIS<br />
1<br />
und Arbeitsbedingungen ist die Belastung<br />
für das Material sehr hoch.“<br />
SAFECUT HILFT<br />
Heinrich Meusel erzeugt auf mittlerweile<br />
120 ha Heu für die Kleintierhaltung.<br />
Gemäht wird mit mehreren Mähwerken<br />
von Krone. „Den Ausschlag gab dabei das<br />
SafeCut-System“, berichtet er weiter. „Viele<br />
meiner Flächen lagen zuvor brach. Da erlebt<br />
man beim Mähen oft unangenehme Überraschungen.<br />
SafeCut hilft dabei, dass keine<br />
Schäden entstehen. Und wenn dann einmal<br />
ein Hohlspannstift abgeschert ist, lässt er<br />
sich in wenigen Minuten auf der Wiese austauschen.“<br />
Auch mit Doppelmesserbalken<br />
hat Heinrich Meusel schon experimentiert,<br />
aber damit keine guten Erfahrungen gemacht.<br />
Sein Gelände ist oft kurzkupiert, da<br />
funktioniere rotierende Mähtechnik besser.<br />
Nach dem Mähen wird in der Regel sofort<br />
gezettet, um den Trocknungsvorgang zu<br />
verbessern, ebenso am zweiten Tag. Teilweise<br />
muss das Heu am dritten Tag nochmals<br />
gewendet werden, bevor geschwadet<br />
wird – alles mit Technik aus Spelle. Gepresst<br />
wird bevorzugt in kleine Quaderballen im<br />
80er Maß mit einer Länge von 1,9 bis 2 m,<br />
bei einer Restfeuchte von unter 16 %. Um<br />
die Arbeitsspitzen zu entzerren, werden<br />
bei kleineren Parzellen oftmals schon am<br />
zweiten Tag Rundballen gepresst, die dann<br />
in die Entfeuchter-Trocknung kommen, so<br />
2<br />
der Unternehmer. Gleiches gilt für Heu,<br />
das bei schlechterer Witterung eingefahren<br />
werden muss.<br />
RÜCKVERFOLGBAR<br />
Der Landwirt arbeitet mit schlagkräftiger<br />
Transporttechnik. „Vor kurzem habe ich<br />
einen Ballenwagen mit hydraulischer<br />
Ladungssicherung angeschafft“, erklärt<br />
er. „Das ist wirklich ein Segen. Wir müssen<br />
nun nicht mehr mit Spanngurten hantieren.<br />
Das spart Zeit und ist viel sicherer, gerade<br />
abends bei den letzten Fuhren, wenn<br />
es schon dunkel wird. Verladen wird per<br />
Frontlader, auf dem Betriebshof haben wir<br />
einen kompakten Teleskoplader zum Entladen.<br />
Wir führen penibel Buch, von welchen<br />
Flächen das Heu auf welche Lagerposition<br />
kommt, denn das ist die Grundlage für<br />
die Rückverfolgbarkeit. Ich arbeite da mit<br />
einem speziellen IT-System auf Lebensmittelstandard.<br />
Ein entsprechender Code<br />
ist auf jeder Einzelverpackung Kleintierheu<br />
aufgedruckt.“<br />
Die Verpackungsanlage befindet sich auf<br />
dem Betriebshof. Zuerst kommen die Ballen<br />
in einen Auflöser mit Siebeinrichtung, dann<br />
über ein Förderband in die eigentliche<br />
Maschine. Die Menge mit dem passenden<br />
Gewicht wird zunächst in Form gepresst<br />
und dann in die Kunststoffverpackung<br />
gedrückt. Als Umverpackung dient ein<br />
Karton. Dann wird die Ware palettiert und<br />
ist versandfertig. „Bis die Anlage so richtig<br />
48
4<br />
3<br />
1 Ein zweites Standbein von Heu-<br />
Heinrich sind Dienstleistungen im<br />
Bereich Landschaftspflege, Forst und<br />
Beratung.<br />
2 Heinrich Meusel, der „Heu-Heinrich“.<br />
3 Auf den teilweise sehr steilen Flächen<br />
kommt auch Spezialtechnik zum<br />
Einsatz.<br />
4 Das Heu wird konventionell geerntet.<br />
Allerdings ist Heinrich Meusel ein<br />
hoher Anteil an wertvollen Kräutern<br />
wichtig.<br />
lief, hat es eine ganze Weile gedauert“, erinnert<br />
sich Heinrich Meusel. „Sie hat eine<br />
hochkomplexe Steuerungselektronik, und es<br />
waren viele Anpassungen nötig. Und auch<br />
noch heute nehmen meine Mitarbeiter und<br />
ich ständig Verbesserungen vor. Die Anlage<br />
läuft im Zwei-Schicht-Betrieb das ganze Jahr<br />
kontinuierlich durch.“<br />
BIOZERTIFIZIERT<br />
Die Flächen befinden sich meist in Hanglagen.<br />
Generell erfolgt nur ein Schnitt pro<br />
Jahr. Um die Gräser- und Kräuterzusammensetzung<br />
zu erhalten, wird im Frühjahr<br />
gestriegelt. „Unser Alleinstellungsmerkmal<br />
ist, dass alle unsere Flächen biozertifiziert<br />
sind und wir wirkliches Bergheu produzieren,<br />
inklusive wertvoller Kräuter, wie<br />
Bärwurz, Schafgarbe und Arnika“, sagt<br />
Heinrich Meusel. „Der Wettbewerb verkauft<br />
meist nur getrocknetes Gras. Bis wir<br />
allerdings so weit waren, musste ich viel<br />
Überzeugungsarbeit beim Handel leisten,<br />
viel informieren und Kundengespräche<br />
führen. Es war und ist sehr viel Aufwand<br />
für Marketing, Werbung und Vertrieb nötig.<br />
Über den Preis wollte ich nie verkaufen,<br />
sondern mit Qualität punkten. Aber heute<br />
sind wir zum Beispiel bei großen Ketten,<br />
wie zum Beispiel ReWe, Kaufland oder<br />
Tegut gelistet. Freilich läuft da noch einiges<br />
im Hintergrund ab, etwa, was Lieferfähigkeit<br />
und Logistik angeht. Der Handel gibt<br />
die Regeln vor, nach denen wir uns richten<br />
müssen. Dafür sind die Lieferbeziehungen<br />
dann recht stabil.“<br />
Weil der Bedarf inzwischen die eigene<br />
Produktion überschreitet, hat der Landwirt<br />
die Heubörse Thüringen ins Leben gerufen.<br />
Projektpartner ist der Landschaftspflegeverband,<br />
der die Heumengen von weiteren<br />
Berufskollegen bündelt. Die Qualität wird<br />
anhand eines strengen Punktekatalogs<br />
beurteilt und entsprechend bezahlt. Beliefert<br />
wird aber nicht nur Heu-Heinrich,<br />
sondern auch andere Kunden, zum Beispiel<br />
Reitbetriebe. „Was mich besonders freut,<br />
ist, dass innerhalb der Lieferanten ein<br />
gutes Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden<br />
ist und wir auch darüber hinaus<br />
zusammenarbeiten.“<br />
VIELE IDEEN<br />
„Die Heuernte dauert insgesamt rund eineinhalb<br />
Monate. Um meine Spezialmaschinen<br />
besser auszulasten, habe ich noch einen<br />
weiteren Betriebszweig für Landschaftspflege,<br />
Forstdienstleistungen sowie Beratung“,<br />
berichtet Heinrich Meusel. „Unser Spektrum<br />
ist dabei sehr vielseitig und reicht bei den<br />
Forstarbeiten vom Pflanzen über den Zaunbau<br />
bis zur Holzernte. In der Landschaftspflege<br />
sind es viel klassische Mäharbeiten<br />
an schwer zugänglichen Stellen, aber auch<br />
Renaturierungsmaßnahmen und die Hangsicherung.<br />
Für die Hangsicherung habe ich<br />
ein spezielles Verfahren entwickelt, bei dem<br />
mit Heusträngen gearbeitet wird. Gerade in<br />
den Dienstleistungsbereich habe ich in der<br />
letzten Zeit viel investiert. Seit Anfang des<br />
Jahres setzen wir einen eigenen Schreitbagger<br />
ein, der zusätzlich einen Mulchkopf<br />
und eine hydraulische Baumschere hat. Ein<br />
Forsttraktor mit Kran und Rückeanhänger<br />
wird demnächst ausgeliefert.<br />
An weiteren Ideen mangelt es Heinrich<br />
Meusel nicht. Die wertvolle Heublume aus<br />
seiner Produktion lässt er zu Kosmetika veredeln.<br />
Ein Hofladen dafür ist kurz vor der<br />
Fertigstellung. Und weil der Umwelt- und<br />
Landschaftsschutz für ihn nicht nur Geschäftsgrundlage,<br />
sondern Mission ist, wird<br />
es auch in diesem Bereich wohl demnächst<br />
interessante neue Projekte geben. «<br />
49
INTERVIEW<br />
Der Landmaschinen-Fachhandel<br />
ist die zentrale Schnittstelle zwischen<br />
Hersteller und Endkunden.<br />
Doch warum es diese Beziehung<br />
nicht immer spannungsfrei ist<br />
und wie Lösungen aussehen<br />
können, erläutert Ulf Kopplin,<br />
Präsident des LandBauTechnik-<br />
Bundesverbandes, im <strong>XtraBlatt</strong>-<br />
Interview.<br />
50
LANDBAUTECHNIK-BUNDESVERBAND<br />
LEISTUNGS-<br />
TRÄGER<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Kopplin, die seit Jahren immer komplexer<br />
werdende Technik sorgt dafür, dass die Bedeutung des<br />
servicegebenden Fachhandels steigt. Das ist doch eigentlich<br />
eine sehr erfreuliche Entwicklung – oder?<br />
Ulf Kopplin: Sie haben Recht in der Einschätzung, dass es<br />
mehr denn je hochqualifiziertes Personal in den Fachwerkstätten<br />
braucht, um leistungsfähigen Service auf neuestem<br />
Stand der Technik sicherzustellen. Das wiederum beschert<br />
unseren Mitgliedsbetrieben eine zentrale und wachsende<br />
Bedeutung in der Beziehung zwischen Herstellern und<br />
Endkunden. Grund zu hemmungslosem Jubel gibt das aber<br />
keinesfalls. Denn der Aufwand, dieses Leistungsniveau zu<br />
halten und entsprechend der technischen Entwicklung auszubauen,<br />
ist gigantisch. Allein der Kostenblock Aus- und<br />
Weiterbildung geht in jedem einzelnen Fachbetrieb jedes<br />
Jahr in die Zehntausende Euro, allein schon, wenn man<br />
Schulungskosten und Ausfallzeiten durch entsprechende<br />
Abwesenheit kalkuliert. Die erforderliche Werkstatttechnik<br />
kommt dann noch hinzu, genauso wie gravierende weitere<br />
Kostenblöcke, etwa im Bereich der Garantiekosten. Das<br />
ist durch die derzeit gängigen Verrechnungssätze kaum<br />
mehr machbar. Die Fachbetriebe sind Leistungsträger dieser<br />
Branche, das sollte honoriert werden!<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das nicht ein wenig Jammern auf hohem<br />
Niveau? Verrechnungssätze von 90 €/h für Meister oder<br />
65 € für Gesellen sind aus Sicht der Kunden kein Pappenstiel.<br />
Und nicht jeder Fachbetrieb liegt bei Qualität und Leistung<br />
auf Spitzenniveau …<br />
Kopplin: Was die Stundensätze angeht, liegt der Landtechnik-<br />
Fachhandel nach wie vor immer noch deutlich unter anderen<br />
Technikbranchen, wie zum Beispiel Pkw oder IT. Gleichzeitig ist<br />
der Kenntnis- und Qualifizierungstand eines guten Land- und<br />
Baumaschinenmechatronikers im Vergleich zu den genannten<br />
Bereichen – bei aller Bescheidenheit – erheblich größer, davon<br />
bin ich felsenfest überzeugt. Hier mag es in der Praxis Unterschiede<br />
geben, aber die Zukunftsbetriebe sind top aufgestellt.<br />
Bedauerlich finde ich dagegen eine Tendenz zumindest in<br />
Teilen der Kundschaft, dass wir als Dienstleister auf notwendige<br />
Erlöse verzichten sollen, wenn die wirtschaftliche<br />
Situation in Landwirtschaft und Lohnunternehmen ungünstig<br />
ist. Wird diese Forderung auch an den eigenen Zahnarzt oder<br />
Steuerberater gestellt? Wohl nicht. Daher möchte ich an dieser<br />
Stelle gern um mehr Verständnis für unsere Situation werben.<br />
Zumal die Anforderungen nicht nur an das Know-how unserer<br />
Teams, sondern an die Einsatzsicherheit der Technik und die<br />
Besonders die<br />
sogenannten internen<br />
Werkstattstunden sind<br />
für viele Fachbetriebe<br />
große Kostentreiber.<br />
51
INTERVIEW<br />
Leistung unserer Mitarbeiter seitens Kunden und Industrie<br />
gleichermaßen rasant wachsen.<br />
Die externen Verrechnungssätze sind jedoch nur eine Seite<br />
der Medaille. Was unsere Mitgliedsbetriebe fast noch mehr<br />
belastet, sind die Vergütungssätze für Garantie- und Gewährleistungsarbeiten.<br />
Immerhin ein Drittel der bezahlten<br />
Werkstattstunden sind sogenannte interne Stunden. Hiervon<br />
entfällt wiederum knapp ein Viertel auf Garantie- und Gewährleistungsarbeiten.<br />
Und dort tun sich in der Realität bei<br />
nicht wenigen Herstellern nach wie vor Abgründe auf. Wer<br />
gerade einmal 35 oder 40 € pro Mechatronikerstunde zahlt<br />
und von den erbrachten Stunden dann auch nur einen Teil<br />
anerkennt, von An- und Abfahrtkosten ganz zu schweigen, der<br />
hat – mit Verlaub – in heutiger Zeit den Schuss nicht mehr gehört!<br />
Die Ursache für Garantie- und Gewährleistungsmängel<br />
liegen in der Regel beim Hersteller. Es kann nicht das Problem<br />
der Servicepartner sein, wenn neue Produkte immer schneller<br />
in den Markt gebracht und im Vorfeld immer<br />
weniger getestet werden. Wer die Probleme<br />
verursacht, sollte auch dafür geradestehen.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Besteht das Problem nach Ihrer<br />
Erfahrung denn über alle Fabrikate hinweg?<br />
Kopplin: Nein, hier gibt es durchaus klare<br />
Unterschiede. Die Traktoren- und Erntemaschinenhersteller<br />
haben bezüglich der Garantiekosten schon<br />
viele Hausaufgaben gemacht. Da ist hier und da durchaus<br />
noch Luft nach oben, aber nach einem längeren Prozess<br />
des miteinander Diskutierens haben wir viel erreicht, nicht<br />
zuletzt durch unsere regelmäßigen Mitgliederbefragungen<br />
beschleunigt. Dabei fragen wir nicht allein nach dem Thema<br />
„WER DIE PROBLEME<br />
VERURSACHT,<br />
SOLLTE AUCH DAFÜR<br />
GERADESTEHEN.“<br />
ULF KOPPLIN<br />
Garantie, sondern nach einer ganzen Reihe unterschiedlicher<br />
Aspekte auf verschiedenen Ebenen. Übrigens gibt es diese<br />
Umfragen zur Händlerzufriedenheit mit ihren Herstellern<br />
nicht nur auf Bundes-, sondern auf Europaebene. Auf Basis<br />
dessen konnten wir Schritt für Schritt eine Verbesserung der<br />
Zusammenarbeit erreichen.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Sie erwähnten explizit Traktoren<br />
und Erntemaschinen – was ist mit der<br />
Fraktion der Gerätehersteller?<br />
Kopplin: In diesem Segment liegt der<br />
größte Nachholbedarf dessen, was ich<br />
vorher beschrieben habe. Darum haben<br />
wir im Frühjahr 2<strong>02</strong>0 eine entsprechende<br />
Befragung durchgeführt, an der allein aus Deutschland<br />
rund 180 Händler teilgenommen haben. Die Unterschiede<br />
der Ergebnisse zu den einzelnen Fabrikaten waren teils<br />
erheblich, wobei einige Marken wie Krone und Horsch mit<br />
deutlich überdurchschnittlichen Ergebnissen abgeschnitten<br />
haben und im Gesamtranking ganz vorn standen. Wo das<br />
nicht der Fall war, gibt es akuten Gesprächsbedarf.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Kann ein Händler im Bereich Landtechnik allein<br />
von Gerätefabrikaten leben, also ohne Traktor und<br />
Mähdrescher?<br />
Kopplin: Das halte ich für schwierig. Ich kann mir aber sehr<br />
wohl vorstellen, dass Traktoren in vielen Betrieben nur eine<br />
untergeordnetere Rolle spielen. Die ganz großen Player im<br />
Handel müssen die von den Longlinern geforderte Exklusivität<br />
in voller Sortimentsbreite um jeden Preis akzeptieren. Die<br />
mittlere Größenkategorie, wie auch unser Unternehmen, ist<br />
mit Traktoren- und Gerätefabrikaten gut aufgestellt, wenn<br />
es sich um zugkräftige Marken handelt, die ihren Handelspartnern<br />
auch gute Unterstützung geben, wie zum Beispiel<br />
Krone. Bei kleineren Betrieben stellt sich irgendwann die<br />
Frage, ob sie den Gesamtaufwand in Vertrieb und Service<br />
52
generell noch aus eigener Kraft werden leisten können, egal<br />
ob für Traktoren oder Geräte. Hier kommt es stets auf die<br />
Einzelsituation und -voraussetzungen an. Aber reine Gerätehändler<br />
sehe ich auch in Zukunft nicht, denn die Werkstatt<br />
muss den notwendigen Ertrag bringen, und dazu braucht<br />
es eine Maschinenpopulation und eine gute Grundauslastung.<br />
Das geht ohne motorgetriebene Maschinen meistens<br />
nicht. Ich sehe in Handel und Service auch in Zukunft ein<br />
Gesamtpaket. Wir müssen trotz des Margendrucks durch<br />
den Strukturwandel als Fachbetriebe auch im Handel Geld<br />
verdienen dürfen.<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Hält die handwerkliche Ausbildung in der<br />
Landtechnik ausreichend Schritt mit der technischen<br />
Entwicklung?<br />
<strong>XtraBlatt</strong>: Was verbirgt sich hinter dem Projekt?<br />
Kopplin: In aller Kürze formuliert: Die Kernidee unseres<br />
Projektes ist es, die Aus- und Weiterbildung von Fach- und<br />
Führungskräften für das Land- und Baumaschinen-Handwerk<br />
weiterzuentwickeln. Dies soll vor allem vor dem Hintergrund<br />
des digitalen Wandels und der zunehmenden Automatisierung<br />
geschehen. Und wir hoffen, damit die Attraktivität der<br />
beruflichen Bildung für die bestehenden und die zukünftigen<br />
Generationen von Fachkräften im Handwerk zu steigern.<br />
Denn auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die<br />
Fachbetriebe, und dort vor allem die vielen engagierten<br />
Mitarbeitenden, sind die Leistungsträger unserer Branche<br />
und in der Beziehung zwischen Industrie und Kunden. Das<br />
soll gern auch so bleiben! «<br />
Kopplin: Das ist sicher eine der größten Herausforderungen<br />
unserer Zeit und eine der Kernaufgaben unseres Verbandes.<br />
Tatsache ist: Die Ausbildungsstrukturen halten nicht überall<br />
im notwendigen Maß Schritt. Es betrifft nicht nur die Meister<br />
in den Betrieben, sondern ebenso die Prüfungsausschüsse,<br />
die Ausbildungsverordnung, die Handwerkskammern und<br />
die Berufsschulen. Aufgrund des absehbaren und teils jetzt<br />
schon akuten Lehrermangels liegt meine größte Sorge derzeit<br />
gerade bei den Schulen.<br />
Aber auch wir haben Handlungsbedarf, um zum Beispiel<br />
Elektronik und Digitalisierung noch stärker in die Berufsausbildung<br />
zu integrieren. Deshalb freut es mich besonders, dass<br />
der LBT im vergangenen Jahr beim Innovationswettbewerb<br />
„InnoVET“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) unter 176 Antragsstellern aus vielen Branchen<br />
zu den wenigen Akteuren gehörte, die einen Zuschlag zur<br />
Förderung bekommen haben. Hier hat unser Berufsbild das<br />
Rennen gemacht, wie man so schön sagt. Und das finde ich<br />
ein gutes Signal.<br />
Ulf Kopplin schätzt den Kenntnis- und Qualifizierungstand der Land- und Baumaschinenmechatronikers<br />
im Vergleich zu anderen Technik-Branchen sehr hoch ein.<br />
DER LANDBAUTECHNIK-BUNDESVERBAND …<br />
… ist ein Arbeitgeberverband im Handwerk<br />
und für den Fachhandel und spricht<br />
für bundesweit ca. 4.500 Unternehmen,<br />
Fachhändler und Serviceunternehmen<br />
an ca. 5.700 Standorten mit knapp<br />
44.000 Mitarbeitern, die einen Jahresumsatz<br />
von hochgerechnet 9 Mrd. Euro<br />
erzielen. Die Verbandsorganisation ist<br />
föderal aufgebaut, bestehend aus dem<br />
zugehörigen Bundesinnungsverband,<br />
den 40 Innungen LandBauTechnik sowie<br />
den zehn Landesverbänden.<br />
Auf Bundesebene koordiniert der Bundesverband<br />
übergeordnet fachliche Themen,<br />
veranstaltet Kongresse, Messeauftritte<br />
und über seine Akademie ein umfangreiches<br />
Schulungs- und Seminarwesen,<br />
erstellt Arbeitshilfen sowie Infodienste<br />
und berät Betriebe und seine regionalen<br />
Verbandseinheiten. Mit sechs Fabrikatsvereinigungen<br />
und der Bundesfachgruppe<br />
Motorgeräte vertritt der Verband die<br />
Interessen des Fachhandels gegenüber<br />
der Industrie. Er ist zudem international<br />
eingebunden im europäischen Branchen-<br />
Dachverband CLIMMAR.<br />
53
WISSEN<br />
GREENNIGHT-TOUR<br />
WIESEN-KINO<br />
Die beliebten Grünlandabende waren in<br />
diesem Jahr Corona-bedingt nicht möglich.<br />
Blieb die Frage: Wie lassen sich Infos zu<br />
neuester Technik, Abstandsregeln und Geselligkeit<br />
trotzdem kombinieren? Die Antwort<br />
des Krone-Marketingteams: Trecker-<br />
Kino an 14 Standorten in ganz Deutschland.<br />
Weiße Nächte, blaue Stunden – der<br />
Sommer bietet viele magische<br />
Momente. In diesem Jahr kam ein weiterer<br />
hinzu: Grüne Nächte. Genauer gesagt:<br />
Die GreenNight-Tour von Krone. Dahinter<br />
verbarg sich eine über knapp drei Wochen<br />
und ganz Deutschland verteilte Veranstaltungsreihe<br />
mit Traktor-Kino auf der grünen<br />
Wiese. „Die Idee dazu kam uns, als im Zuge<br />
der Corona-Pandemie in vielen Orten die<br />
traditionellen Auto-Kinos eine Renaissance<br />
erlebten. Kino-Erlebnis unter Einhaltung der<br />
Abstands- und Hygieneregeln – das könnte<br />
doch auch mit Traktoren funktionieren, war<br />
unser Gedanke“, erzählt Ingo Schoppe, bei<br />
Krone im Marketingteam tätig.<br />
MOBILES KINO<br />
Gedacht, gemacht: Insgesamt 14 derartige<br />
Termine standen zwischen dem 18. Juni und<br />
dem 12. Juli auf der Agenda, quer durch die<br />
Republik verteilt zwischen Wurster Nordseeküste<br />
bei Cuxhaven und Dentingen,<br />
südwestlich von Ulm. Tatkräftige Unterstützung<br />
gab es jeweils von den regionalen<br />
Krone-Handelspartnern. „Das war uns<br />
eine große Hilfe, denn insgesamt steckte<br />
in diesem Projekt schon ein dickes Stück<br />
Arbeit. Schließlich galt es nicht nur, vor Ort<br />
die Kunden einzuladen und die jeweilige<br />
54
Freifläche für den Kinoabend zu suchen,<br />
auf dem eine große Anzahl Traktoren Platz<br />
haben würde. Zu den größten Herausforderungen<br />
gehörten die Sicherheits- und<br />
Hygienekonzepte sowie die Abstimmungen<br />
mit den lokalen Behörden. Doch alle Beteiligten<br />
haben super mitgewirkt“, berichtet<br />
er zufrieden.<br />
Vor Ort war der Ablauf stets der gleiche:<br />
Vormittags reiste das GreenNight-Team mit<br />
Sack und Pack an, um dann tagsüber aufzubauen.<br />
Stellflächen ausmessen und mittels<br />
Rasenmäher die Parkflächen der Fahrzeuge<br />
kennzeichnen, Absperrbänder und Stand<br />
für die Einlasskontrolle aufbauen, die<br />
18 × 9 m große „Leinwand“ aufpusten, die<br />
Film- und Tontechnik aufbauen – es waren<br />
viele Handgriffe nötig, bis alles einsatzbereit<br />
war. Und obwohl diese Abläufe nach<br />
den ersten Veranstaltungen so etwas wie<br />
Routine bekamen, blieb doch jeder Termin<br />
vor Ort spannend.<br />
Abends gegen 20.30 Uhr rollten die ersten<br />
Gäste mit ihren Traktoren an. Meist dauerte<br />
es rund 1 h, bis alle angekommen waren und<br />
die Maschinen exakt aufgereiht standen.<br />
Für das Verhalten während der Veranstaltung<br />
gab es klare Vorgaben. „Ganz wichtig<br />
war uns natürlich auch die Einhaltung der<br />
Hygiene- und Abstandsregeln, die direkt bei<br />
der Anmeldung jedem Teilnehmer ausgehändigt<br />
wurden, da konnten wir natürlich<br />
keine Kompromisse eingehen“, betont Ingo<br />
Schoppe.<br />
VIEL APPLAUS<br />
Beeindruckend war für ihn die Resonanz der<br />
Kunden. Im Schnitt zwischen 120 und 150<br />
Fahrzeuge fanden sich auf der jeweiligen<br />
Wiese ein, zu 95 % Traktoren, außerdem<br />
einige Pkw, die natürlich auch Einlass fanden<br />
und dem Programm erwartungsvoll<br />
entgegensahen. Zum Vorprogramm gehörte<br />
u. a. das vom Marketingteam entwickelte<br />
Spiel „Durchsatz-Bingo“, bei dem in schneller<br />
Folge Zahlen gezogen und diese dann<br />
entsprechend im vorgegebenen Tempo auf<br />
den am Eingang verteilten Bingo-Karten<br />
abgehakt werden mussten.<br />
Dass dann mit einsetzender Dämmerung einige<br />
„Action-Filme“ neuester Krone-Technik<br />
im Einsatz liefen, versteht sich von selbst.<br />
Hauptattraktion waren jedoch zweifelsfrei<br />
die Filmaufnahmen zu „Landtechnik<br />
weltweit“, die in Kooperation mit „profi“<br />
und „landtechnikvideos“ entstanden sind.<br />
Am Ende gab es viel Applaus, zufriedene<br />
Gesichter bei allen und bei der Ausfahrt<br />
der Besucher eine geradezu sensationelle<br />
Light-Show mit allem, was die Fahrzeuge<br />
an Scheinwerfern und Rundumleuchten<br />
hergaben. „Insgesamt war schon sehr deutlich<br />
zu spüren, dass unsere Kunden sehr<br />
froh waren, nach Wochen und Monaten der<br />
Corona-Einschränkungen wieder mal ein<br />
Freiluft-Event erleben zu können“, so Ingo<br />
Schoppes Fazit. «<br />
Ingo Schoppe<br />
freut sich über den<br />
großen Erfolg der<br />
GreenNight-Tour<br />
2<strong>02</strong>0.<br />
55
PRAXIS<br />
1<br />
GRÜNFLÄCHENAMT DORTMUND<br />
NATURNAHES<br />
STADTGRÜN<br />
56
3<br />
2<br />
1 Im Zuge der ökologischen Grünflächenpflege hat das Grünflächenamt<br />
Dortmund unter anderem in eine Rundballenpresse<br />
von Krone investiert.<br />
2 Setzt auf ein extensives Grünflächenmanagement: Jürgen<br />
Hundorf, Planer im Grünflächenamt Dortmund.<br />
3 Gemäht wird natur- und insektenschonend mit einem<br />
Balkenmähwerk.<br />
Rundballenpressen finden sich üblicherweise<br />
in landwirtschaftlichen Betrieben<br />
oder bei Lohnunternehmen. Im öffentlichen<br />
Dienst sind solche Landmaschinen selten.<br />
Das Grünflächenamt Dortmund ist eine<br />
Ausnahme.<br />
Dortmund, Westfalenpark. Während sich<br />
auf der nahegelegenen B 54 der morgendliche<br />
Berufsverkehr staut, macht sich<br />
ein Team des Grünflächenamtes Dortmund<br />
an die Arbeit. Eine größere Grünfläche im<br />
Bereich einer Abfahrt muss gemäht werden.<br />
Allerdings nicht, wie in früheren Jahren,<br />
kostengünstig und maximal effizient mit<br />
einem Mulcher, sondern mit einem Balkenmäher.<br />
Das ist zwar aufwendiger, sorgt aber<br />
dafür, dass deutlich weniger Insekten dem<br />
Mähvorgang zum Opfer fallen. „Wir haben<br />
unsere Grünflächenpflege vor einigen Jahren<br />
systematisch auf extensive Methoden<br />
umgestellt“, sagt Jürgen Hundorf, Planer<br />
im Grünflächenamt Dortmund. Das Amt<br />
ist für insgesamt 400 ha Grünflächen im<br />
Stadtgebiet zuständig. Rund die Hälfte<br />
davon wird inzwischen extensiv gepflegt.<br />
„Diese Flächen werden von uns zweimal<br />
jährlich mit dem Balkenmäher gemäht“,<br />
sagt Soenke Janssen, Agrarbetriebswirt und<br />
beim Grünflächenamt zuständig für die<br />
Technischen Dienste West.<br />
Die Umstellung von Mulchern auf Balkenmäher<br />
ist aber nicht die einzige Veränderung<br />
bei der eingesetzten Technik.<br />
Während das gemulchte Material auf den<br />
Flächen verblieben ist, muss das gemähte<br />
Langgras nach einigen Tagen abgeräumt<br />
werden. Zunächst wird es mit Hilfe eines von<br />
einem Kleintraktor gezogenen Bandrechen<br />
zu einem Schwad zusammengelegt, anschließend<br />
zu Rundballen gepresst. Eigens<br />
hierfür hat das Grünflächenamt Anfang<br />
2<strong>02</strong>0 eine Rundballenpresse Krone Bellima<br />
F130 gekauft. „Die Investitionen in die für<br />
ein ökologisches Grünflächenmanagement<br />
erforderliche Technik sind nicht unerheblich,<br />
aber notwendig“, betont Soenke Janssen.<br />
Um die benötigten Investitionsmittel gibt<br />
es keine Diskussionen.<br />
WUNSCHMASCHINE<br />
Mit der Bellima F130 konnte sich die<br />
Wunschmaschine von Soenke Janssen<br />
in der Ausschreibung durchsetzen. „Die<br />
Rundballenpresse ist vergleichsweise leicht,<br />
sehr kompakt, und sie passt sehr gut zu<br />
unseren Kommunalschleppern, die deutlich<br />
57
PRAXIS<br />
1<br />
2<br />
1 Nachdem das Mähgut einige<br />
Tage gelegen hat, wird es mit<br />
dem Bandrechen zum Schwad<br />
zusammengelegt.<br />
2 Sven Ribbrock, Mitarbeiter des<br />
Grünflächenamtes Dortmund, ist<br />
für das Mähen zuständig.<br />
kleiner sind als Schlepper, die auf landwirtschaftlichen<br />
Betrieben eingesetzt werden“,<br />
erläutert Soenke Janssen.<br />
Die neue Dortmunder Artenvielfalt zeigt<br />
sich besonders eindrucksvoll auf einer Wiese<br />
in einem Wohngebiet im Dortmunder<br />
Südwesten. Die in den verschiedensten<br />
Farben blühende Wiese wird in diesem<br />
Jahr das erste Mal gemäht. Dafür wird<br />
ein Holder-Geräteträger mit vorgebautem<br />
Balkenmäher eingesetzt. Bedient wird die<br />
Maschine von Sven Ribbrock. „Natürlich ist<br />
die Mähleistung eines solchen Balkenmähers<br />
nicht mit dem Tempo eines Mulchers<br />
vergleichbar“, sagt der Mitarbeiter des<br />
Grünflächenamtes Dortmund. Dafür sei der<br />
Mähvorgang deutlich insektenfreundlicher.<br />
Das Mähgut wird beim Schneiden mit den<br />
scharfen Klingen der beiden Messerbalken<br />
glatt und präzise geschnitten. Vor allem<br />
aber werden bei der Mahd weit weniger<br />
Wiesenbewohner getötet. Studien zeigten,<br />
dass Kleintiere und Insekten vor dem Messerbalken<br />
noch flüchten konnten. Und auch<br />
nach der Mahd haben Insekten reichlich<br />
Zeit, das Areal zu verlassen, bevor es zum<br />
Schwad gelegt und anschließend zu Rundballen<br />
gepresst wird.<br />
ÖFFENTLICHKEITS-<br />
ARBEIT<br />
Die Stadt Dortmund gehört auch zu den<br />
zertifizierten Kommunen der Kampagne<br />
„Stadtgrün naturnah“. Das Projekt wird im<br />
Rahmen des Bundesprogramms Biologische<br />
Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz<br />
und das Bundesumweltministerium<br />
gefördert. Da das Grünflächenamt bereits<br />
einige Maßnahmen für ein ökologisches<br />
Grünflächenmanagement umgesetzt hat,<br />
wurde der Kommune das Stadtgrün naturnah-Label<br />
in Silber verliehen.<br />
Dazu gehört nicht nur die konkrete Umsetzung<br />
extensiver Methoden auf den<br />
Flächen, sondern auch die begleitende<br />
Öffentlichkeitsarbeit. „Gerade in der Anfangsphase<br />
der Umstellung auf eine extensive<br />
Grünflächenpflege war es wichtig, die<br />
Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen“,<br />
betont Jürgen Hundorf. Natürlich habe es<br />
den einen oder anderen Anruf gegeben, in<br />
dem eine „Verwilderung“ der Flächen kritisiert<br />
wurde. Aber durch eine konsequente<br />
Öffentlichkeitsarbeit sei es gelungen, die<br />
Menschen von dem neuen Konzept zu<br />
überzeugen. «<br />
58
EU-BILDUNGSMINISTER<br />
BLICK IN<br />
DIE PRAXIS<br />
Krone präsentierte im Herbst seine Mechatronikerausbildung mit<br />
einer „Live-Schaltung“ in eine Sitzung der EU-Bildungsminister.<br />
Das deutsche Ausbildungssystem genießt<br />
weltweit einen sehr positiven<br />
Ruf. Vor allem die duale Berufsausbildung<br />
hat daran einen besonderen Anteil. Für<br />
Industrie und Handwerk ist es allerdings<br />
elementar, dass junge Menschen in den allgemeinbildenden<br />
Schulen das notwendige<br />
Rüstzeug für eine erfolgreiche Ausbildung<br />
bekommen. Deshalb war es für Krone<br />
geradezu eine Steilvorlage, den Bildungsverantwortlichen<br />
der EU die moderne<br />
Mechatroniker-Ausbildung des Speller<br />
Unternehmens präsentieren zu können.<br />
Enge Terminpläne und die unerlässlichen<br />
Corona-Vorsichtsmaßnahmen ließen jedoch<br />
keinen Besuch im Emsland zu. Dank moderner<br />
Übertragungstechnik gelang es trotzdem,<br />
direkte Einblicke und praxisorientierte<br />
Erläuterungen in die hochkarätige Runde zu<br />
„transportieren“. Im Rahmen eines Treffens<br />
der EU-Bildungsminister in der Osnabrücker<br />
Stadthalle im September schalteten sich 38<br />
Minister und einige Delegierte per Videokonferenz<br />
für rund 45 min live in eine Mechatroniker-Ausbildungssituation<br />
bei Krone.<br />
So erhielten sie einen informativen Einblick<br />
in aktuelle Ausbildungsthemen wie<br />
Digitalisierung, duale Ausbildung oder auch<br />
Ausbildung unter Corona-Bedingungen.<br />
Peter Kottmann, Leiter der Krone-Mechatronikerausbildung,<br />
beantwortete dabei<br />
Die Live-Schaltung in die Krone-Ausbildung ermöglichte den Ministern und Beamten<br />
praxisorientierte Einblicke.<br />
live diverse Fragen der deutschen Bildungsministerin<br />
Anja Karliczek, während im<br />
Bildhintergrund eine Ausbildungssituation<br />
nachgestellt wurde. Hier erläuterte Ausbilder<br />
Stefan Rammes einigen Azubis an<br />
einem mechatronischen System des BiG X<br />
einen Stromlaufplan.<br />
Dabei wurde u.a. deutlich, wie komplex die<br />
technische Qualifikation ist und welchen<br />
Spagat die Ausbilder teilweise vollziehen<br />
müssen, um die neuesten, schnelllebigen<br />
Technologien der Produkte mit den<br />
Themen der Prüfungsvorbereitungen der<br />
bundeseinheitlichen Prüfung im Ausbildungsalltag<br />
zu verbinden. Denn immer<br />
mehr und neue Themengebiete sollen<br />
in der gleichen Zeit vermittelt werden,<br />
wie zum Beispiel additive Fertigungsverfahren,<br />
Netzwerktechnik, Datensicherheit<br />
oder auch Softwareprogrammierung. Eine<br />
gute Lösung dessen biete die projektorientierte<br />
und prozessbezogene Ausbildung,<br />
so das Statement von Peter Kottmann. «<br />
59
WISSEN<br />
FUTURE LAB<br />
AUF HERZ<br />
UND NIEREN<br />
Je besser Material und Maschinen auf ihre Qualität geprüft<br />
werden, desto besser sind die Voraussetzungen für den späteren<br />
störungsfreien Kunden-Einsatz. Krone hat dazu mit dem „Future<br />
Lab“ ein neues Kapitel in der Qualitätssicherung aufgeschlagen.<br />
60
Kennen Sie die Fernsehserie „Nicht nachmachen!“ mit<br />
Wigald Boning und Bernhard Hoëcker? Dann wissen<br />
Sie, dass dieser Klamauk neben der spektakulären Unterhaltung<br />
vor allem das Ziel hat, eindrücklich auf die Folgen<br />
von Fehlbedienung technischer Geräte und der Ignoranz<br />
der Anwender hinzuweisen. Mit einer analytischen und<br />
systematischen Material- und Produktprüfung zur Qualitätssicherung<br />
und -verbesserung hat das natürlich nichts<br />
zu tun. Genau darum geht es jedoch bei einem Technik-<br />
Hersteller. Speziell in der Fahrzeugtechnik ist der Aufwand<br />
dafür gewaltig – wie zum Beispiel bei Krone.<br />
„Schließlich handelt es sich bei unseren Produkten um<br />
Investitionsgüter mit erheblichem Wert, die in der Praxis<br />
enormen Anforderungen und Belastungen unterliegen. Je<br />
intensiver und besser dies vom ersten Entwicklungsschritt<br />
am Computer bis zur Endabnahme einer fertig montierten<br />
Maschine gelingt, desto größer sind Einsatzqualität bzw.<br />
-sicherheit des Produkts – also letztlich die Werthaltigkeit<br />
für die Kunden“, erläutert Jürgen Graumann. Er leitet das<br />
2019 von Krone neu errichtete „Future Lab“, was auf Deutsch<br />
am treffendsten mit „Zukunftslabor“ zu übersetzen wäre<br />
und in der offiziellen Krone-Formulierung als Validierungszentrum<br />
bezeichnet wird.<br />
KNOW-HOW BÜNDELN<br />
Der Begriff Validierung weist auf den Schwerpunkt dessen<br />
hin, was am neuen Standort im emsländischen Lingen passiert:<br />
„Unsere Aufgabe ist es vor allem, anhand komplexer<br />
und hochmoderner Mess- und Testtechnik sowie entsprechender<br />
Analyseverfahren die Funktionsfähigkeit<br />
und Belastbarkeit von Bauteilen, Baugruppen<br />
und kompletten Fahrzeugen sowie<br />
Maschinen zu prüfen. Die auf diese Weise<br />
gewonnen Daten und Erkenntnisse fließen<br />
letztlich als Grunddaten in die Produktentwicklung<br />
sowie in die Produktionsprozesse<br />
ein“, erläutert Jürgen Graumann. „Es hat allerdings<br />
wenig mit der Qualitätskontrolle zu tun,<br />
wie sie unsere Kollegen u. a. im Wareneingang<br />
der Fabriken oder bei der Endabnahme am<br />
Ende des Montagebandes vornehmen. Die<br />
Erkenntnisse unserer Arbeit setzen viel früher an, sie sichern<br />
sozusagen den konstruktiven Erfolg zukünftiger Produkte –<br />
da passt der Name Future Lab.“<br />
Faszinierend findet der Werkstoff-Ingenieur dabei nicht nur<br />
das Tagesgeschäft – welches für sich schon sehr spannend<br />
sei, so seine Einschätzung. Aber die Chance, eine solche<br />
„KRONE-PRODUKTE<br />
MÜSSEN UNTER<br />
ALLEN KLIMATI-<br />
SCHEN BEDINGUN-<br />
GEN ZUVERLÄSSIG<br />
UND DAUERHAFT<br />
FUNKTIONIEREN.“<br />
JÜRGEN GRAUMANN, LEITER FUTURE LAB<br />
Testinstitution im Wert von über 20 Mio. € von Grund auf<br />
neu planen und mit einem Team aufzubauen sowie mit<br />
Testtechnik nach neuestem Stand starten zu können, sei<br />
eine einmalige Chance im eigenen Berufsleben. „Außerdem<br />
führt die Krone-Gruppe hier ihr gesamtes Know-how in<br />
der Validierung aus den beiden Sparten Nutzfahrzeuge<br />
und Landmaschinen zusammen. Daraus ergeben sich sehr<br />
umfangreiche Synergieeffekte, die unsere Arbeit enorm beflügeln.<br />
Das ist in der Herstellerlandschaft so sonst nirgends<br />
zu finden“, stellt er mit hörbarer Begeisterung fest.<br />
BELASTUNG SIMULIEREN<br />
Und wie bzw. was wird im Einzelnen getestet? Die enorme<br />
Bandbreite dessen sei in Kurzform kaum darstellbar, so Jürgen<br />
Graumann weiter, aber anhand einiger Beispiele hoffentlich<br />
nachvollziehbar. Teils sehr große Prüfstände gehören ebenso<br />
zum Konzept wie eine Teststrecke und ein Testfreigelände.<br />
Hauptansatz sind Funktions- und Langzeitbelastungstests<br />
mit dem Ziel, buchstäblich die Grenzen des Machbaren auszuloten.<br />
Dies geschieht mit sehr verschiedenen Szenarien:<br />
„Krone-Produkte müssen unter allen klimatischen Bedingungen<br />
und Wetterzonen rund um den Globus zuverlässig und<br />
dauerhaft funktionieren. So testen wir u.a. Elektronikbauteile<br />
in einer Klimakammer, um sicherzustellen, dass Einflüsse wie<br />
Temperaturen oder Feuchtigkeit die Funktionsfähigkeit nicht<br />
beeinträchtigen“, erläutert er.<br />
Als ein weiteres Highlight nennt er den Straßensimulator,<br />
im Fachjargon X-Poster genannt, mit dessen Hilfe u.a. der<br />
Lebenszyklus der Fahrwerke und Aufbauten von Lkw-Trailern<br />
nachvollzogen wird. Dabei kommt es darauf<br />
an, die Folgen von 1 Mio. Laufkilometern auf<br />
sehr unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten<br />
binnen drei Wochen so realistisch<br />
wie möglich abzubilden. „Anhand der<br />
dadurch gewonnen Daten ist es dann zudem<br />
möglich, am Computer Modelle mit<br />
realistischen Daten zu hinterlegen und die<br />
Belastungen zu simulieren. Die Entwicklungsschritte<br />
bis zum Prototypen und die<br />
späteren Testphasen der Maschinen können<br />
damit deutlich effektiver ausfallen. Denn<br />
der Prototypenbau und die weiteren Schritte bis hin zur<br />
Serienreife sind sehr kostenintensiv. Je besser wir im Future<br />
Lab also arbeiten, desto weniger Kinderkrankheiten der<br />
Technik müssen später wieder beseitigt werden. Oder um<br />
bei dem Gesundheits-Sprachbild zu bleiben: Vorbeugen ist<br />
besser als Heilen. Was wir auf Herz und Nieren getestet<br />
haben, ist fit für die Zukunft.“ «<br />
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Wir verbinden<br />
TRADITION<br />
& VISION<br />
Seit 1906 ist KRONE untrennbar mit der Landwirtschaft verbunden.<br />
Mit Menschen, die im Rhythmus der Natur ihre Felder bestellen.<br />
Wir mähen, schwaden, häckseln und pressen. Wir verbinden Tradition und Vision.<br />
Und gemeinsam holen wir das Beste aus Ihrer Ernte raus.<br />
#KRONECTED