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XtraBlatt Ausgabe 02-2020

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2<br />

2<strong>02</strong>0<br />

<strong>XtraBlatt</strong><br />

QUALITÄT<br />

VON NEBENAN<br />

Regionale Vermarktung<br />

DER BALLEN-CHAMPION<br />

Strohernte in Großbritannien<br />

SCHWEINE<br />

IM GLÜCK<br />

Weidehaltung in<br />

Ostfriesland


Die Maschinenfabrik Krone bleibt ihrem Marketingkonzept<br />

treu und nutzt bevorzugt die „Zwischen-<br />

Agritechnica-Jahre“ für Neuheiten-Präsentationen.<br />

2<strong>02</strong>0 fand die internationale Pressekonferenz aufgrund<br />

der Corona-Pandemie erstmals rein virtuell statt. Dazu<br />

war das Trainingszentrum kurzerhand in ein professionelles<br />

Fernsehstudio umgewandelt worden.


EDITORIAL<br />

LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />

es gibt Momente, da ist man sprachlos – was bei mir nicht<br />

oft vorkommt. Aber im Herbst war es soweit, als eine<br />

ehemalige Landwirtschaftsministerin ihre Meinung zur<br />

Verbindung von Corona-Pandemie und Landwirtschaft<br />

zum Besten gab. Sinngemäß hieß es da: Der Grund für die<br />

Pandemie sei die falsche Art und Weise, wie wir unsere<br />

Nahrungsmittel produzieren, Landwirtschaft betreiben<br />

und mit der Umwelt umgehen. Was mich daran sprachlos<br />

macht, ist nicht nur die Unterstellung, dass „mal wieder“ die<br />

konventionell wirtschaftenden Bauern an allem schuld sein<br />

sollen. Mindestens so unverschämt finde ich, dass die hygienischen<br />

Verhältnisse auf chinesischen Fleischmärkten oder<br />

das zweifelhafte System der Werksverträge in deutschen<br />

Schlachthöfen herhalten müssen, um politische Dogmen<br />

in Sachen Landwirtschaft zu pflegen. Dagegen verwahre ich<br />

mich, denn die Produktion erfolgt hierzulande auf einem<br />

weltweit einzigartigen Qualitäts- und Umweltniveau, egal,<br />

ob „bio“ oder konventionell.<br />

Fleisch und Milchprodukte als Ramschware im Supermarkt<br />

zu nutzen, grenzt in meinen Augen an Sittenwidrigkeit.<br />

Wer hohe Umwelt- und Tierhaltungsstandards will, sollte<br />

konsequent sein. Das gilt für Politik und Verbraucher gleichermaßen.<br />

Mehrwert hat eben seinen Preis.<br />

Bewusst hat die <strong>XtraBlatt</strong>-Redaktion deshalb als Titelthema<br />

die Regionalität gewählt. Nahrungsmittel mit kurzen Wegen<br />

zwischen Produzenten, Verarbeitern und Verbrauchern sind<br />

ein konsequentes Angebot. Aber weder Direktvermarktung<br />

noch regionale Schlachthöfe sind der Königsweg für jeden.<br />

Die passenden Optionen muss jede Unternehmerfamilie für<br />

sich finden. Ich möchte Ihnen Mut machen, diese Wege zu<br />

suchen. Denn ohne eine vielfältige Landwirtschaft mit existenzfähigen<br />

Familienbetrieben wäre unser Land ein armes.<br />

Vielleicht bieten Ihnen die Feiertage dazu ja einige ruhige<br />

Stunden für Gespräche. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes<br />

Weihnachtsfest und alles Gute für 2<strong>02</strong>1!<br />

Dass jedoch derzeit eine gesellschaftliche und politische<br />

Diskussion darüber stattfindet, wie die Landwirtschaft<br />

der Zukunft aussehen soll, bewerte ich grundsätzlich sehr<br />

positiv. Vor allem, dass darin neben Politik und Landwirtschaft<br />

auch Wissenschaft und der Lebensmittelhandel<br />

eingebunden sind, birgt die Chance, sich endlich gemeinsam<br />

zur hohen Wertigkeit unserer Nahrungsmittel zu bekennen.<br />

Ihr Bernard Krone<br />

3


4<br />

INHALT<br />

INHALT<br />

14<br />

WISSEN<br />

SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 2:<br />

WENDEN UND SCHWADEN<br />

LIEBER<br />

LANGSAM<br />

FAHREN<br />

15<br />

SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 2:<br />

WENDEN UND SCHWADEN<br />

LIEBER<br />

LANGSAM<br />

FAHREN<br />

Wer gute Ergebnisse beim Wenden und Schwaden<br />

erreichen will, sollte tendenziell langsamer fahren<br />

und breitere Maschinen einsetzen, wenn die Schlagkraft<br />

erhöht werden soll.<br />

In unserer Serie Qualitätsfutterernte berichten wir in<br />

mehreren Teilen darüber, auf welche Punkte der Praktiker<br />

bei der Ernte sowie den Maschineneinstellungen achten<br />

kann, um „einen guten Schnitt zu machen“. In diesem<br />

zweiten Teil der Serie beschäftigen wir uns mit dem Wenden<br />

und dem Schwaden. Unterstützt wurden wir dabei von<br />

Alexander Esselmann, der als Produktspezialist für Wender<br />

und Schwader im Hause Krone einer der Experten ist, wenn<br />

es um die Ernte von Qualitätsfutter geht.<br />

WENDEN<br />

Wer Heu ernten will, kommt um den Einsatz des Wenders<br />

nicht herum. Aber auch bei der Silageernte kann er zur<br />

genauen Steuerung des angestrebten Trockenmassegehaltes<br />

genutzt werden. Deshalb wollen viele Kunden<br />

nicht auf dieses Gerät verzichten bzw. holen den Wender<br />

wieder zurück in die Silage-Erntekette. „Das Wenden wird<br />

bei der Grünfutterernte häufig immer noch stiefmütterlich<br />

behandelt. Das ist meiner Meinung nach komplett falsch.<br />

Es gibt einige Punkte beim Wenden, die über die Qualität<br />

des Futters maßgeblich mitentscheiden“, weiß Alexander<br />

Esselmann zu berichten.<br />

Erste Einstellgröße für eine gute Futterqualität beim Wender<br />

ist die Rechhöhe. Diese wird beim Dreipunktanbau über den<br />

Oberlenker justiert und sollte ca. 1–2 cm tiefer eingestellt<br />

sein als die Schnitthöhe des Mähers, also z. B. bei einer<br />

Schnitthöhe von 9 cm sollte der Wender auf 7 cm eingestellt<br />

werden. Somit wird das gesamte Futter von den Zinken<br />

erfasst, ohne dass diese den Boden berühren. „Immer, wenn<br />

man Steine rasseln hört, oder wenn es beim Wenden staubt,<br />

sollten die Alarmglocken schrillen, denn dann ist der Wender<br />

zu tief eingestellt.“<br />

LOHNUNTERNEHMER WILL MURPHY, GROSSBRITANNIEN<br />

DER PRESSEN-<br />

PROFI<br />

Will Murphy betreibt ein klassisches Start-up in der Grafschaft<br />

Suffolk in Großbritannien. Sein Geschäft ist Strohpressen.<br />

Gut 30.000 Ballen pressen seine beiden Krone-HDP-Pressen.<br />

Grund genug für Bernd Feuerborn, Redakteur der Fachzeitschrift<br />

agrarheute, den Betrieb zu besuchen.<br />

Der Betrieb ist unscheinbar und irgendwo in der<br />

„Pampa“ in Großbritannien. Schmale Straßen führen<br />

zum Hof – Felder, soweit das Auge reicht. Auf dem Hof<br />

steht eine landwirtschaftliche Halle mit Blech verkleidet,<br />

davor ein Bürocontainer. Neben der Halle warten zwei<br />

Krone-Quaderballenpressen auf ihren Einsatz. Die eine ist<br />

eine BiGPack 1290 HDP High Speed und die andere eine<br />

BiGPack1290 HDP II. Die HDP High Speed war eine Saison<br />

alt, die HDP II fast neu, als wir den Betrieb WRM Agri Ltd im<br />

letzten Sommer besucht haben.<br />

Will Murphy hat den Lohnbetrieb 2016 gegründet. Der<br />

damals 27-Jährige wollte sich selbstständig machen. Zuvor<br />

hatte er schon einige Jahre im Strohhandel für eine Firma<br />

gearbeitet, die Stroh für ein Elektrizitätswerk beschafft.<br />

Im E-Werk mischen sie das Stroh mit Holzhackschnitzeln,<br />

verbrennen es und erzeugen rund 44 MW Strom – genug<br />

für 82.000 Haushalte. 240.000 t Stroh braucht es dafür im<br />

Jahr. Das Biomasseheizwerk ist seit vier Jahren in voller<br />

Produktion. Hier hat Will seine Chance gesehen, als selbstständiger<br />

Strohlieferant mitzumischen. Insgesamt gibt es<br />

vier ähnliche Werke in der Region mit einem Strohbedarf<br />

von insgesamt 1 Mio. t.<br />

28<br />

INTERNATIONAL<br />

zehn Wochen. Die Hauptarbeit ist jedoch wetter- und erntebedingt<br />

in sechs Wochen erledigt. Für das Saisongeschäft<br />

hat Will eine klare Vorstellung. Die wichtigste Maschine<br />

ist die Presse. Deshalb sind die Quaderballenpressen neu<br />

beziehungsweise fast neu.<br />

Als Ballengröße kam für ihn nur die Größe 120 cm x 90 cm<br />

infrage und die Presse sollte eine möglichst hohe Pressdichte<br />

haben, um die Transportkosten so niedrig wie möglich zu<br />

halten. Deshalb läuft schon seit 2018 eine 1290 HDP High<br />

Speed von Krone auf dem Betrieb. Bei ihr geht der Unternehmer<br />

auf Nummer sicher und lässt die Presse vom lokalen<br />

Händler warten. Zudem hat er die erweiterte Garantie<br />

hinzugekauft. „Die enorme Pressdichte, aber auch der gute<br />

Service des Krone-Händlers waren ausschlaggebend für den<br />

Kauf“, sagt Will Murphy. Vor der Presse läuft ein Massey<br />

Ferguson (MF) 8670 Baujahr 2012 mit 3.300 h. „Bei den<br />

Traktoren suche ich immer gute, ältere Gebrauchte mit<br />

wenig Stunden“, so Murphy. Mit den 320 PS Motorleistung<br />

ist er für den Einsatz vor der HDP-Presse gut motorisiert.<br />

Anders sah es anfangs mit dem schon zwölf Jahre alten<br />

Xerion 3800 aus, der vor der HDP II läuft. Er kam mit 2.500 h<br />

auf den Betrieb. Allerdings braucht die HDP II mehr als<br />

380 PS Motorleistung, um sie an der Leistungsgrenze fahren<br />

zu können, ist sich Murphy sicher. Deshalb hat er dem<br />

Großtraktor noch mal 40 PS Mehrleistung per Chiptuning<br />

spendiert. Probleme mit dem TÜV oder der Versicherung<br />

gibt es auf der Insel wohl keine.<br />

Beide Traktoren haben eine Schwadrolle von Agriweld in der<br />

Fronthydraulik. In der Region wird mit 6 bis 12 m breiten<br />

Schneidwerken gedroschen, und durch das vorherige Niederdrücken<br />

soll die Presse bis zu 4 km/h schneller pressen<br />

können. Das hätten wir uns gerne angeschaut. Aber auch<br />

Murphy konnte die Aussagen seiner Berufskollegen bei<br />

unserem Besuch noch nicht bestätigen.<br />

Angefangen hat Will Murphy recht klein. Beim Betriebsleiter<br />

einer rund 2.400 ha großen Farm fragte er nach, ob<br />

er 80 ha Stroh pressen dürfte. Da der Betriebsleiter mit<br />

seinem damaligen Lohnunternehmer unzufrieden war,<br />

durfte er, und zwar gleich 400 ha Stroh. Will Murphy nutzte<br />

die Chance und überzeugte mit promptem Service und<br />

sauberer Arbeit. Heute presst er das Stroh des kompletten<br />

Betriebes und konnte noch weitere 1.600 ha in der Region<br />

unter Vertrag nehmen.<br />

Das Geschäft mit dem Stroh läuft in der Region recht<br />

einfach. Die Farmer verkaufen das Stroh ab Feld an den<br />

Lohnunternehmer. Dabei werden Gerste, Weizen und<br />

erstaunlicherweise auch Rapsstroh gepresst. Sobald die<br />

Feldfrucht gedroschen ist, rückt Will Murphy mit seiner<br />

Truppe an und räumt die Felder so schnell wie möglich. Deshalb<br />

kommt es ihm sehr auf Schlagkraft an. Das komplette<br />

Risiko liegt somit beim Lohnunternehmer. Abgerechnet wird<br />

nach Gewicht. Alle Ballen werden registriert und lassen sich<br />

den Feldern zuordnen. Die Abrechnung erfolgt nach dem<br />

Wareneingang in der Strohhalle des E-Werks. Jeder Ballen<br />

kommt hier auf die Waage.<br />

ZWEI HDP-PRESSEN<br />

Drei Jahre nach dem Start beschäftigt Will Murphy sechs Personen<br />

in der Saison, die von Juli bis September dauert - rund<br />

Die beiden Krone-Pressen des<br />

Lohnunternehmers schaffen<br />

bis zu 30.000 Ballen pro<br />

Saison.<br />

29<br />

40<br />

PARTNER<br />

GRÜNLAND-MANAGEMENT: NIEDERLANDE<br />

NUR QUALITÄT<br />

Führende Marken im Programm zu haben<br />

und Benchmark im Service zu sein – mit<br />

diesem Konzept hat sich die Abemec-<br />

Gruppe in der südlichen Hälfte der<br />

Niederlande eine starke Position<br />

erarbeitet. Spannend dabei: Vertrieb<br />

und Service agieren inzwischen in<br />

eigenständigen Tochtergesellschaften.<br />

Der Anspruch ist eindeutig: „Keiner<br />

unserer Kunden soll im Optimalfall<br />

weiter als 30 km fahren müssen, bis er einen<br />

unserer Vertriebs- oder Servicestandorte erreicht.“<br />

Das betont Hans Quint, Geschäftsführer<br />

der Abemec b.v., die ihren Hauptsitz<br />

in Veghel hat, etwa 25 km nördlich von<br />

Eindhoven gelegen und damit im Herzen<br />

Noord-Brabants, einer der drei südlichen<br />

Provinzen der Niederlande. Das Einzugsgebiet<br />

dieses auf Landtechnikvertrieb und<br />

-service spezialisierten Unternehmens<br />

reicht allerdings deutlich über diese<br />

Provinz hinaus. 14 der inzwischen 21 Niederlassungen<br />

liegen in Noord-Brabant<br />

und Zeeland als dem „Stammgebiet“ des<br />

vor rund 70 Jahren gegründeten Betriebs.<br />

Im Zuge einer zielgerichtet umgesetzten<br />

Wachstumsstrategie sind weitere sieben<br />

Standorte in der Mitte und im Norden des<br />

Landes hinzugekommen.<br />

NEUE STRUKTUR<br />

Doch warum eröffnete die Abemec im<br />

Februar 2<strong>02</strong>0 im 10.000-Einwohner-Ort<br />

Beek en Donk, nur rund 12 km von Veghel<br />

entfernt einen weiteren, ganz neu gebauten<br />

Standort? Schließlich ist eine zu dichte<br />

Standort-Taktung für Fachbetriebe rein betriebswirtschaftlich<br />

doch normalerweise<br />

wenig sinnvoll. Allerdings hat es in diesem<br />

Fall einen schlüssigen Grund, wie Hans<br />

Quint weiter erläutert. Zwischen 2014 und<br />

2019 übernahm die deutsche BayWa AG mit<br />

Sitz in München schrittweise die Abemec.<br />

Dadurch stellte sich jedoch die Herausforderung,<br />

auch in Veghel die Exklusivstrategie<br />

für die Marke Fendt umzusetzen<br />

und nicht mehr, wie in den 55 Jahren zuvor,<br />

ausschließlich die Traktoren dieser Marke<br />

zu vermarkten. „Zu unserem bis dahin<br />

erfolgreich praktizierten Konzept gehörte<br />

es in der Wahrnehmung unserer Kunden,<br />

dass wir in den einzelnen Produktbereichen<br />

starke Marken spezialisierter Hersteller<br />

gelistet hatten. Mit den meisten davon<br />

arbeiten wir seit Jahrzehnten zusammen,<br />

wie zum Beispiel mit Krone seit 1995. Das<br />

aufzugeben, hätte uns im Markt enorm<br />

zurückgeworfen. Deshalb war es unser Ziel,<br />

unsere bisherige Strategie und die unseres<br />

neuen Eigentümers mit bestmöglichem<br />

Synergieeffekt zu vereinen.“<br />

Ergebnis dessen ist seit 2019 ein Trio eigenständiger<br />

Gesellschaften unter dem Dach<br />

einer Holding, der Agrimec. Eine der „Töchter“,<br />

die Agromec, fokussiert sich ausschließlich<br />

auf Beratung und Vertrieb für das gesamte<br />

Fendt-Produktprogramm. Der Abemec<br />

Machines dagegen obliegt der Vertrieb für<br />

die anderen Kernmarken – außer Traktoren.<br />

Und Teil drei des Trios ist ausschließlich für<br />

den technischen Kundendienst zuständig<br />

– was durch den Namen Abemec Service<br />

zum Ausdruck kommt. Der Clou dabei: Die<br />

Servicesparte betreut alle Produkte der<br />

beiden Vertriebsgesellschaften. Und so löst<br />

Während für die einzelnen Hauptmarken<br />

separate Vertriebsstrukturen bestehen,<br />

wird der Service in den 21 Standorten der<br />

Abemec für alle Fabrikate gleichermaßen<br />

durchgeführt.<br />

AGRIMEC/ABEMEC<br />

DIE<br />

SPEZIALISTEN<br />

41<br />

50<br />

INTERVIEW<br />

Der Landmaschinen-Fachhandel<br />

ist die zentrale Schnittstelle zwischen<br />

Hersteller und Endkunden.<br />

Doch warum es diese Beziehung<br />

nicht immer spannungsfrei ist<br />

und wie Lösungen aussehen<br />

können, erläutert Ulf Kopplin,<br />

Präsident des LandBauTechnik-<br />

Bundesverbandes, im <strong>XtraBlatt</strong>-<br />

Interview.<br />

51<br />

LANDBAUTECHNIK-BUNDESVERBAND<br />

LEISTUNGS-<br />

TRÄGER<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Kopplin, die seit Jahren immer komplexer<br />

werdende Technik sorgt dafür, dass die Bedeutung des<br />

servicegebenden Fachhandels steigt. Das ist doch eigentlich<br />

eine sehr erfreuliche Entwicklung – oder?<br />

Ulf Kopplin: Sie haben Recht in der Einschätzung, dass es<br />

mehr denn je hochqualifiziertes Personal in den Fachwerkstätten<br />

braucht, um leistungsfähigen Service auf neuestem<br />

Stand der Technik sicherzustellen. Das wiederum beschert<br />

unseren Mitgliedsbetrieben eine zentrale und wachsende<br />

Bedeutung in der Beziehung zwischen Herstellern und<br />

Endkunden. Grund zu hemmungslosem Jubel gibt das aber<br />

keinesfalls. Denn der Aufwand, dieses Leistungsniveau zu<br />

halten und entsprechend der technischen Entwicklung auszubauen,<br />

ist gigantisch. Allein der Kostenblock Aus- und<br />

Weiterbildung geht in jedem einzelnen Fachbetrieb jedes<br />

Jahr in die Zehntausende Euro, allein schon, wenn man<br />

Schulungskosten und Ausfallzeiten durch entsprechende<br />

Abwesenheit kalkuliert. Die erforderliche Werkstatttechnik<br />

kommt dann noch hinzu, genauso wie gravierende weitere<br />

Kostenblöcke, etwa im Bereich der Garantiekosten. Das<br />

ist durch die derzeit gängigen Verrechnungssätze kaum<br />

mehr machbar. Die Fachbetriebe sind Leistungsträger dieser<br />

Branche, das sollte honoriert werden!<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das nicht ein wenig Jammern auf hohem<br />

Niveau? Verrechnungssätze von 90 €/h für Meister oder<br />

65 € für Gesellen sind aus Sicht der Kunden kein Pappenstiel.<br />

Und nicht jeder Fachbetrieb liegt bei Qualität und Leistung<br />

auf Spitzenniveau …<br />

Kopplin: Was die Stundensätze angeht, liegt der Landtechnik-<br />

Fachhandel nach wie vor immer noch deutlich unter anderen<br />

Technikbranchen, wie zum Beispiel Pkw oder IT. Gleichzeitig ist<br />

der Kenntnis- und Qualifizierungstand eines guten Land- und<br />

Baumaschinenmechatronikers im Vergleich zu den genannten<br />

Bereichen – bei aller Bescheidenheit – erheblich größer, davon<br />

bin ich felsenfest überzeugt. Hier mag es in der Praxis Unterschiede<br />

geben, aber die Zukunftsbetriebe sind top aufgestellt.<br />

Bedauerlich finde ich dagegen eine Tendenz zumindest in<br />

Teilen der Kundschaft, dass wir als Dienstleister auf notwendige<br />

Erlöse verzichten sollen, wenn die wirtschaftliche<br />

Situation in Landwirtschaft und Lohnunternehmen ungünstig<br />

ist. Wird diese Forderung auch an den eigenen Zahnarzt oder<br />

Steuerberater gestellt? Wohl nicht. Daher möchte ich an dieser<br />

Stelle gern um mehr Verständnis für unsere Situation werben.<br />

Zumal die Anforderungen nicht nur an das Know-how unserer<br />

Teams, sondern an die Einsatzsicherheit der Technik und die<br />

Besonders die<br />

sogenannten internen<br />

Werkstattstunden sind<br />

für viele Fachbetriebe<br />

große Kostentreiber.<br />

60<br />

WISSEN<br />

FUTURE LAB<br />

AUF HERZ<br />

UND NIEREN<br />

Je besser Material und Maschinen auf ihre Qualität geprüft<br />

werden, desto besser sind die Voraussetzungen für den späteren<br />

störungsfreien Kunden-Einsatz. Krone hat dazu mit dem „Future<br />

Lab“ ein neues Kapitel in der Qualitätssicherung aufgeschlagen.<br />

61<br />

Testinstitution im Wert von über 20 Mio. € von Grund auf<br />

neu planen und mit einem Team aufzubauen sowie mit<br />

Testtechnik nach neuestem Stand starten zu können, sei<br />

eine einmalige Chance im eigenen Berufsleben. „Außerdem<br />

führt die Krone-Gruppe hier ihr gesamtes Know-how in<br />

der Validierung aus den beiden Sparten Nutzfahrzeuge<br />

und Landmaschinen zusammen. Daraus ergeben sich sehr<br />

umfangreiche Synergieeffekte, die unsere Arbeit enorm beflügeln.<br />

Das ist in der Herstellerlandschaft so sonst nirgends<br />

zu finden“, stellt er mit hörbarer Begeisterung fest.<br />

BELASTUNG SIMULIEREN<br />

Und wie bzw. was wird im Einzelnen getestet? Die enorme<br />

Bandbreite dessen sei in Kurzform kaum darstellbar, so Jürgen<br />

Graumann weiter, aber anhand einiger Beispiele hoffentlich<br />

nachvollziehbar. Teils sehr große Prüfstände gehören ebenso<br />

zum Konzept wie eine Teststrecke und ein Testfreigelände.<br />

Hauptansatz sind Funktions- und Langzeitbelastungstests<br />

mit dem Ziel, buchstäblich die Grenzen des Machbaren auszuloten.<br />

Dies geschieht mit sehr verschiedenen Szenarien:<br />

„Krone-Produkte müssen unter allen klimatischen Bedingungen<br />

und Wetterzonen rund um den Globus zuverlässig und<br />

dauerhaft funktionieren. So testen wir u.a. Elektronikbauteile<br />

in einer Klimakammer, um sicherzustellen, dass Einflüsse wie<br />

Temperaturen oder Feuchtigkeit die Funktionsfähigkeit nicht<br />

beeinträchtigen“, erläutert er.<br />

Als ein weiteres Highlight nennt er den Straßensimulator,<br />

im Fachjargon X-Poster genannt, mit dessen Hilfe u.a. der<br />

Lebenszyklus der Fahrwerke und Aufbauten von Lkw-Trailern<br />

nachvollzogen wird. Dabei kommt es darauf<br />

an, die Folgen von 1 Mio. Laufkilometer auf<br />

sehr unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten<br />

binnen drei Wochen so realistisch<br />

wie möglich abzubilden. „Anhand der<br />

dadurch gewonnen Daten ist es dann zudem<br />

möglich, am Computer Modelle mit<br />

realistischen Daten zu hinterlegen und die<br />

Belastungen zu simulieren. Die Entwicklungsschritte<br />

bis zum Prototypen und die<br />

späteren Testphasen der Maschinen können<br />

damit deutlich effektiver ausfallen. Denn<br />

der Prototypenbau und die weiteren Schritte bis hin zur<br />

Serienreife sind sehr kostenintensiv. Je besser wir im Future<br />

Lab also arbeiten, desto weniger Kinderkrankheiten der<br />

Technik müssen später wieder beseitigt werden. Oder um<br />

bei dem Gesundheits-Sprachbild zu bleiben: Vorbeugen ist<br />

besser als Heilen. Was wir auf Herz und Nieren getestet<br />

haben, ist fit für die Zukunft.“ «<br />

„KRONE-PRODUKTE<br />

MÜSSEN UNTER<br />

ALLEN KLIMATI-<br />

SCHEN BEDINGUN-<br />

GEN ZUVERLÄSSIG<br />

UND DAUERHAFT<br />

FUNKTIONIEREN.“<br />

JÜRGEN GRAUMANN, LEITER FUTURE LAB<br />

Kennen Sie die Fernsehserie „Nicht nachmachen!“ mit<br />

Wigald Boning und Bernhard Hoëcker? Dann wissen<br />

Sie, dass dieser Klamauk neben der spektakulären Unterhaltung<br />

vor allem das Ziel hat, eindrücklich auf die Folgen<br />

von Fehlbedienung technischer Geräte und der Ignoranz<br />

der Anwender hinzuweisen. Mit einer analytischen und<br />

systematischen Material- und Produktprüfung zur Qualitätssicherung<br />

und -verbesserung hat das natürlich nichts<br />

zu tun. Genau darum geht es jedoch bei einem Technik-<br />

Hersteller. Speziell in der Fahrzeugtechnik ist der Aufwand<br />

dafür gewaltig – wie zum Beispiel bei Krone.<br />

„Schließlich handelt es sich bei unseren Produkten um<br />

Investitionsgüter mit erheblichem Wert, die in der Praxis<br />

enormen Anforderungen und Belastungen unterliegen. Je<br />

intensiver und besser dies vom ersten Entwicklungsschritt<br />

am Computer bis zur Endabnahme einer fertig montierten<br />

Maschine gelingt, desto größer sind Einsatzqualität bzw.<br />

-sicherheit des Produkts – also letztlich die Werthaltigkeit<br />

für die Kunden“, erläutert Jürgen Graumann. Er leitet das<br />

2019 von Krone neu errichtete „Future Lab“, was auf Deutsch<br />

am treffendsten mit „Zukunftslabor“ zu übersetzen wäre<br />

und in der offiziellen Krone-Formulierung als Validierungszentrum<br />

bezeichnet wird.<br />

KNOW-HOW BÜNDELN<br />

Der Begriff Validierung weist auf den Schwerpunkt dessen<br />

hin, was am neuen Standort im emsländischen Lingen passiert:<br />

„Unsere Aufgabe ist es vor allem, anhand komplexer<br />

und hochmoderner Mess- und Testtechnik sowie entsprechender<br />

Analyseverfahren die Funktionsfähigkeit<br />

und Belastbarkeit von Bauteilen, Baugruppen<br />

und kompletten Fahrzeugen sowie<br />

Maschinen zu prüfen. Die auf diese Weise<br />

gewonnen Daten und Erkenntnisse fließen<br />

letztlich als Grunddaten in die Produktentwicklung<br />

sowie in die Produktionsprozesse<br />

ein“, erläutert Jürgen Graumann. „Es hat allerdings<br />

wenig mit der Qualitätskontrolle zu tun,<br />

wie sie unsere Kollegen u. a. im Wareneingang<br />

der Fabriken oder bei der Endabnahme am<br />

Ende des Montagebandes vornehmen. Die<br />

Erkenntnisse unserer Arbeit setzen viel früher an, sie sichern<br />

sozusagen den konstruktiven Erfolg zukünftiger Produkte –<br />

da passt der Name Future Lab.“<br />

Faszinierend findet der Werkstoff-Ingenieur dabei nicht nur<br />

das Tagesgeschäft – welches für sich schon sehr spannend<br />

sei, so seine Einschätzung. Aber die Chance, eine solche<br />

54<br />

WISSEN<br />

GREENNIGHT-TOUR<br />

WIESEN-KINO<br />

Die beliebten Grünlandabende waren in<br />

diesem Jahr Corona-bedingt nicht möglich.<br />

Blieb die Frage: Wie lassen sich Infos zu<br />

neuester Technik, Abstandsregeln und Geselligkeit<br />

trotzdem kombinieren? Die Antwort<br />

des Krone-Marketingteams: Trecker-<br />

Kino an 14 Standorten in ganz Deutschland.<br />

Weiße Nächte, blaue Stunden – der<br />

Sommer bietet viele magische<br />

Momente. In diesem Jahr kam ein weiterer<br />

hinzu: Grüne Nächte. Genauer gesagt:<br />

Die GreenNight-Tour von Krone. Dahinter<br />

verbarg sich eine über knapp drei Wochen<br />

und ganz Deutschland verteilte Veranstaltungsreihe<br />

mit Traktor-Kino auf der grünen<br />

Wiese. „Die Idee dazu kam uns, als im Zuge<br />

der Corona-Pandemie in vielen Orten die<br />

traditionellen Auto-Kinos eine Renaissance<br />

erlebten. Kino-Erlebnis unter Einhaltung der<br />

Abstands- und Hygieneregeln – das könnte<br />

doch auch mit Traktoren funktionieren, war<br />

unser Gedanke“, erzählt Ingo Schoppe, bei<br />

Krone im Marketingteam tätig.<br />

MOBILES KINO<br />

Gedacht, gemacht: Insgesamt 14 derartige<br />

Termine standen zwischen dem 18. Juni und<br />

dem 12. Juli auf der Agenda, quer durch die<br />

Republik verteilt zwischen Wurster Nordseeküste<br />

bei Cuxhaven und Dentingen,<br />

südwestlich von Ulm. Tatkräftige Unterstützung<br />

gab es jeweils von den regionalen<br />

Krone-Handelspartnern. „Das war uns<br />

eine große Hilfe, denn insgesamt steckte<br />

in diesem Projekt schon ein dickes Stück<br />

Arbeit. Schließlich galt es nicht nur, vor Ort<br />

die Kunden einzuladen und die jeweilige<br />

55<br />

Freifläche für den Kinoabend zu suchen,<br />

auf dem eine große Anzahl Traktoren Platz<br />

haben würde. Zu den größten Herausforderungen<br />

gehörten die Sicherheits- und<br />

Hygienekonzepte sowie die Abstimmungen<br />

mit den lokalen Behörden. Doch alle Beteiligten<br />

haben super mitgewirkt“, berichtet<br />

er zufrieden.<br />

Vor Ort war der Ablauf stets der gleiche:<br />

Vormittags reiste das GreenNight-Team mit<br />

Sack und Pack an, um dann tagsüber aufzubauen.<br />

Stellflächen ausmessen und mittels<br />

Rasenmäher die Parkflächen der Fahrzeuge<br />

kennzeichnen, Absperrbänder und Stand<br />

für die Einlasskontrolle aufbauen, die<br />

18 × 9 m große „Leinwand“ aufpusten, die<br />

Film- und Tontechnik aufbauen – es waren<br />

viele Handgriffe nötig, bis alles einsatzbereit<br />

war. Und obwohl diese Abläufe nach<br />

den ersten Veranstaltungen so etwas wie<br />

Routine bekamen, blieb doch jeder Termin<br />

vor Ort spannend.<br />

Abends gegen 20.30 Uhr rollten die ersten<br />

Gäste mit ihren Traktoren an. Meist dauerte<br />

es rund 1 h, bis alle angekommen waren und<br />

die Maschinen exakt aufgereiht standen.<br />

Für das Verhalten während der Veranstaltung<br />

gab es klare Vorgaben. „Ganz wichtig<br />

war uns natürlich auch die Einhaltung der<br />

Hygiene- und Abstandsregeln, die direkt bei<br />

der Anmeldung jedem Teilnehmer ausgehändigt<br />

wurden, da konnten wir natürlich<br />

keine Kompromisse eingehen“, betont Ingo<br />

Schoppe.<br />

VIEL APPLAUS<br />

Beeindruckend war für ihn die Resonanz der<br />

Kunden. Im Schnitt zwischen 120 und 150<br />

Fahrzeuge fanden sich auf der jeweiligen<br />

Wiese ein, zu 95 % Traktoren, außerdem<br />

einige Pkw, die natürlich auch Einlass fanden<br />

und dem Programm erwartungsvoll<br />

entgegensahen. Zum Vorprogramm gehörte<br />

u. a. das vom Marketingteam entwickelte<br />

Spiel „Durchsatz-Bingo“, bei dem in schneller<br />

Folge Zahlen gezogen und diese dann<br />

entsprechend im vorgegebenen Tempo auf<br />

den am Eingang verteilten Bingo-Karten<br />

abgehakt werden mussten.<br />

Dass dann mit einsetzender Dämmerung einige<br />

„action-Filme“ neuester Krone-Technik<br />

im Einsatz liefen, versteht sich von selbst.<br />

Hauptattraktion waren jedoch zweifelsfrei<br />

die Filmaufnahmen zu „Landtechnik<br />

weltweit“, die in Kooperation mit „profi“<br />

und „landtechnikvideos“ entstanden sind.<br />

Am Ende gab es viel Applaus, zufriedene<br />

Gesichter bei allen und bei der Ausfahrt<br />

der Besucher eine geradezu sensationelle<br />

Light-Show mit allem, was die Fahrzeuge<br />

an Scheinwerfern und Rundumleuchten<br />

hergaben. „Insgesamt war schon sehr deutlich<br />

zu spüren, dass unsere Kunden sehr<br />

froh waren, nach Wochen und Monaten der<br />

Corona-Einschränkungen wieder mal ein<br />

Freiluft-Event erleben zu können“, so Ingo<br />

Schoppes Fazit. «<br />

Ingo Schoppe<br />

freut sich über den<br />

großen Erfolg der<br />

GreenNight-Tour<br />

2<strong>02</strong>0.<br />

10<br />

TITELTHEMA<br />

BIOHOF KINKELBUR<br />

EIS UND EIER<br />

KOMMEN AN<br />

Mit einem Hühnermobil ist der Biohof<br />

Kinkelbur im Frühjahr 2<strong>02</strong>0 erfolgreich in<br />

die Direktvermarktung eingestiegen.<br />

Milch, Eis, Eier, Kartoffeln sowie Rindfleisch: Das sind<br />

die Hauptprodukte im Hofladen der Kinkelburs. Sie betreiben<br />

seit fast 40 Jahren aus Überzeugung ökologische<br />

Landwirtschaft – und ihr Hof kann sich sehen lassen.<br />

Krähender Hahn auf dem Misthaufen neben tiefen<br />

matschigen Pfützen? So oder so ähnlich sieht – auch<br />

dank veralteter Bebilderung von Kinderbüchern – das Bild<br />

ökologischer Landwirtschaft in den Köpfen vieler Menschen<br />

aus. Muss Bio so aussehen? Nein! Ein Gegenbeweis dafür<br />

ist der Biolandhof Kinkelbur in Minden-Haddenhausen. Eine<br />

große Herde schwarzbunter Milchkühe im Boxenlaufstall<br />

und 350 Hühner im Hühnermobil leben dort auf einem<br />

über Jahre gewachsenen aufgeräumten und ordentlichen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb. Schön ist es dort, sehr sogar!<br />

Idyllisch gelegen unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals<br />

an der Porta Westfalica, direkt neben dem Schloss Haddenhausen,<br />

lockt der Biohof Kinkelbur sieben Tage die Woche<br />

zahlreiche Kunden in den hofeigenen Laden.<br />

Ein reges Treiben herrscht auf dem Hof bei unserem Besuch:<br />

Mitarbeiter, Kartoffeleinkäufer, Hofladenkunden mit<br />

Gesprächsbedarf, Tierarzt und Futterlieferant geben sich<br />

die Klinke in die Hand – und immer mittendrin Friedrich Kinkelbur<br />

am „Machen, Tun und Organisieren“. Der 51-Jährige<br />

ist Biolandwirt durch und durch und von dieser Bewirtschaftungsweise<br />

überzeugt. Sein Vater stellte den Betrieb bereits<br />

1981 auf ökologische Landwirtschaft um – viele seiner<br />

Flächen werden also bereits seit knapp 40 Jahren ökologisch<br />

bewirtschaftet, haben seitdem weder Pflanzenschutzmittel<br />

noch mineralischen N-Dünger gesehen. Der Hof ist stetig<br />

gewachsen. Es kamen Flächen hinzu, immer wieder wurde<br />

um- und angebaut, ein Betrieb im Nachbardorf zugepachtet,<br />

auf dem nun das Jungvieh gehalten wird. „Wenn ein Betrieb<br />

wächst, braucht man Mitarbeiter, die mitdenken und<br />

eigenverantwortlich mit vollem Einsatz arbeiten und immer<br />

wieder Impulse in den Betrieb einbringen. Und die haben<br />

wir“, betont der Biolandwirt.<br />

HOFEIGENES EIS<br />

Seit dem Frühjahr 2<strong>02</strong>0 gehört ein Hofladen zum Betrieb.<br />

Dort gibt es selbst erzeugte Kartoffeln, Eier, Milch und<br />

Rindfleisch. Der Biohof versucht, so regional wie möglich<br />

zu wirtschaften, erzählt Friedrich Kinkelbur: „Unsere Rinder<br />

lassen wir bei einem regionalen familiengeführten<br />

Unternehmen schlachten.“ Dort wird das Tier handwerklich<br />

zerlegt. Der Grad der Verwertung ist hoch: Jede Kundenkiste<br />

enthält alles, was das Tier zu bieten hat: Filet und Roastbeef,<br />

Bratenstücke, fertig geschnittene Rouladen, Suppenfleisch,<br />

Beinscheiben und Knochen, Gulasch und Hackfleisch.<br />

Seit dem Sommer hat der Hofladen der Kinkelburs auch<br />

ein eigenes Bio-Eis aus der hofeigenen Milch in den verschiedensten<br />

Sorten zu bieten. Dies wird vom Mindener<br />

Eiscafé Venezia hergestellt, das schon seit langem die Milch<br />

ausschließlich vom Biohof bezieht. Friedrich Kinkelbur sagt<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Eying, darüber, welche Maßnahmen zum<br />

Schutz vor dem Corona-Virus im Frühjahr bei Krone getroffen<br />

wurden, haben wir bereits in der <strong>Ausgabe</strong> 1-2<strong>02</strong>0<br />

des <strong>XtraBlatt</strong> berichtet. Wie fällt das Fazit nach nunmehr<br />

fast neun Monaten im Pandemie-Modus aus?<br />

Martin Eying: Was den von Ihnen angesprochenen Schutz<br />

im internen Betrieb angeht, ist das Fazit sehr positiv. Sicher<br />

bedeutete dies für alle Mitarbeitenden eine teils enorme<br />

Umstellung, und auch die Neuorganisation aller Prozesse war<br />

eine gewaltige Aufgabe, die jedoch alle mit großer Verantwortung<br />

und Energie umgesetzt haben. Ein Beispiel dafür ist, dass<br />

es unserer IT-Abteilung gelungen ist, in allen angebrachten<br />

Fällen durch entsprechende technische Ausstattung die Arbeit<br />

kurzfristig ins Homeoffice verlegen zu können. Viele andere<br />

MASCHINENFABRIK BERNARD KRONE<br />

GUT AM WIND<br />

2<strong>02</strong>0 ist die Krone-Landtechniksparte<br />

erfreulich störungsfrei und erfolgreich<br />

durch die Corona-Sturmböen gesegelt.<br />

Was sind die „learnings“ aus dieser<br />

Zeit und was die längerfristigen<br />

Folgen? Darüber sprach <strong>XtraBlatt</strong><br />

mit Martin Eying, Geschäftsführer<br />

Vertrieb/Marketing, und Marke -<br />

tingleiter Henrik Feldmann.<br />

24<br />

INTERVIEW<br />

Bereiche haben ähnliche Herausforderungen gemeistert.<br />

Heute können wir feststellen, dass die sicher nicht immer<br />

einfachen Einschränkungen und Auflagen zur Normalität<br />

geworden sind. Jede bzw. jeder Einzelne in unserem gesamten<br />

Team ist mit viel Eigenverantwortung und Engagement in<br />

dieser Zeit über sich hinausgewachsen – was ein ganz dickes<br />

Lob verdient!<br />

Henrik Feldmann: Unsere interne Pandemie-Arbeitsgruppe<br />

hat nicht nur die anfänglichen Schutzkonzepte entwickelt<br />

und für Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen gesorgt,<br />

sondern auch kontinuierlich optimiert und nachgeschärft,<br />

zum Beispiel am Ende der Urlaubssaison im Sommer. Ergebnis<br />

dessen war, dass wir seit März ohne Quarantänen und ohne<br />

nennenswerte Ausfälle durchgehend produzieren, ausliefern<br />

und die Bestellungen unserer Kunden vollständig erfüllen<br />

konnten. Darüber sind wir sehr froh!<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Demzufolge waren auch die Lieferketten der<br />

Zulieferer nicht unterbrochen?<br />

Eying: Natürlich gab es anfangs kurzzeitige Störungen,<br />

aber keine echten Unterbrechungen. Da auch einige unserer<br />

europäischen Zulieferer im Frühjahr rasch als systemrelevant<br />

eingestuft wurden, lief überall die Produktion so ausreichend,<br />

dass wir keine nennenswerten Engpässe hatten.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Also eine gute Grundlage für den mit 732 Mio. €<br />

und einem Wachstum von 4,8 % doch insgesamt sehr erfreulichen<br />

Gesamtumsatz in der Sparte Landtechnik …<br />

Feldmann: Vergessen Sie dabei bitte nicht, dass unser Geschäftsjahr<br />

jeweils am 1. August beginnt und am 31. Juli<br />

endet. In das Ergebnis 2019/2<strong>02</strong>0 sind also immerhin sieben<br />

Monate ohne Corona eingeflossen. Nach Beginn der Pandemie<br />

hätten wir im Frühjahr allerdings nicht zu hoffen gewagt,<br />

dass wir im Juli auf diesem respektablen Level enden. Aber<br />

wie gesagt: Alle Bestellungen konnten ausgeliefert werden.<br />

Eying: Natürlich hat sich die Nachfrage in den einzelnen<br />

Märkten sehr unterschiedlich entwickelt. Aber in der Summe<br />

aller Länder passte es. Und zwar nicht nur bei den absoluten<br />

Umsatzzahlen, sondern mehr noch bei den Marktanteilen.<br />

So haben wir nach unserer Einschätzung zum Beispiel über<br />

alle unsere Maschinenkategorien hinweg weltweit rund 1 %<br />

Marktanteil zugelegt. Dies war auch in der Vergangenheit<br />

so: Besonders in sogenannten Krisenjahren konnte Krone im<br />

Wettbewerbsvergleich stets überdurchschnittlich profitieren.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Worauf führen Sie das zurück?<br />

Eying: Zu den Kernwerten der Familie und des Unternehmens<br />

Krone gehören seit Generationen die absolute Kunden- und<br />

Serviceorientierung, Flexibilität sowie ein persönlicher, intensiver<br />

Kontakt zur Praxis und in die Märkte. Das hat in einem<br />

stetig wachsenden Unternehmen heute natürlich andere<br />

Ausprägungen als vor 20 oder 40 Jahren, doch das Grundprinzip<br />

bleibt. Kunden bewerten diese Werte offensichtlich<br />

in den schwierigen Jahren noch stärker als sonst.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Dieser persönliche „Draht“ zu den Kunden ist<br />

unter Corona-Bedingungen jedoch schwerer denn je …<br />

Feldmann: Das stimmt, aber es ist möglich. Zu den Erkenntnissen<br />

der Pandemie gehört sicher, dass große Präsenzmessen<br />

in der näheren Zukunft nicht oder nur unter extremem<br />

Aufwand durchführbar sein werden. Der Austausch mit<br />

den Kunden dort fällt also weitgehend weg, ebenso wie die<br />

Emotionalität, Technik leibhaftig sehen und anfassen zu<br />

können. Die Kommunikation mit den Kunden wird sich also<br />

deutlich verändern müssen, wobei die Digitalisierung klar an<br />

Bedeutung gewinnt.<br />

25<br />

34<br />

PRAXIS<br />

FAMILIE KNEER, BAD DITZENBACH<br />

MIT LEIDENSCHAFT<br />

35<br />

FAMILIE KNEER, BAD DITZENBACH<br />

MIT LEIDENSCHAFT<br />

Es gibt Begriffe, die oft falsch verwendet<br />

werden. Das Wort „Amateur“ gehört dazu.<br />

Korrekt bedeutet es, dass jemand eine Tätigkeit<br />

aus Liebhaberei ausübt. Im besten<br />

Sinne trifft das auf Moritz und Florian Kneer<br />

zu. Zwar ist der Fensterbau ihre Haupttätigkeit,<br />

die Familie betreibt aber auch Landwirtschaft.<br />

Der Oberberghof ist ein gepflegter<br />

Pferdebetrieb am Rande von Bad<br />

Ditzenbach auf der Schwäbischen Alb.<br />

Kenner des landwirtschaftlichen Bauwesens<br />

merken sofort, dass das Stallgebäude<br />

ursprünglich für andere Zwecke erbaut<br />

wurde. Dies bestätigt Florian Kneer, der<br />

den Hof gemeinsam mit seinem Bruder<br />

Moritz führt: „Wir stammen mütterlicherseits<br />

aus einer Familie, die, wie früher oft<br />

üblich, neben der Land- auch eine Gastwirtschaft<br />

mit Metzgerei betrieben hat.<br />

Den Oberberghof hat unser Großvater im<br />

Jahr 1962 gebaut, ursprünglich mit dem<br />

Schwerpunkt Bullenmast. Später kamen<br />

Pferde hinzu und nach seiner Prüfung zum<br />

Pferdewirtschaftsmeister in Marbach spezialisierte<br />

er sich dann komplett auf diesen<br />

Bereich.“ Florian und Moritz Kneer haben<br />

den Betrieb im Jahr 2004 übernommen,<br />

wobei ersterer sich als Geschäftsführer<br />

allerdings eher um das Familien-Unternehmen<br />

kümmert, letzterer hauptsächlich<br />

auf dem Hof anzutreffen ist.<br />

„Wir bewirtschaften an diesem Standort<br />

75 ha Fläche. Das meiste ist Grünland, überwiegend<br />

in hängigen Lagen“, erklärt Moritz<br />

Kneer. „Acker haben wir nur etwa 1 ha, dazu<br />

noch etwas Wald. Auf dem Betrieb gibt es<br />

insgesamt 25 Pferdeboxen, 16 davon sind<br />

an Einsteller vermietet. Für unsere Kunden<br />

ist der Reitsport, wie für uns selbst, in erster<br />

Linie Hobby. Wir sind für alle Rassen offen.<br />

Auf der Anlage stehen hauptsächlich Warmblüter,<br />

aber auch ein Altwürttemberger,<br />

Florian (li.) und Moritz Kneer leiten gemeinsam den Oberberghof in Bad Ditzenbach.<br />

HEU-HEINRICH<br />

LANDWIRTSCHAFT – NATUR-<br />

SCHUTZ – WERTSCHÖPFUNG<br />

Es ist allgemein bekannt, dass der<br />

Inhalt von Kleinpackungen im<br />

Verhältnis zu großen Gebinden oft erheblich<br />

teurer ist. Das gilt auch für Heu.<br />

Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />

dieser <strong>XtraBlatt</strong>-<strong>Ausgabe</strong> lag der Preis für<br />

den ersten Schnitt in Quaderballen bei<br />

durchschnittlich knapp 160 €/t. „Heu-<br />

Heinrich“ verkauft auf seiner Website<br />

das Bio-Bergwiesenheu für 1,50 bis 3 €.<br />

Pro Kilo! Eine ordentliche Spanne, könnte<br />

man meinen. Aber so einfach ist die Sache<br />

nicht. Bis das Heu verkaufsfertig im Laden<br />

liegt, ist jede Menge Aufwand nötig. Und<br />

es steckt einiges an Know-how dahinter.<br />

WIRTSCHAFTLICHES<br />

KONZEPT<br />

Heinrich Meusel kommt nicht aus der<br />

Landwirtschaft. Sein Großvater war<br />

Botanik-Professor, sein Vater ist zwar<br />

Agrar-Ingenieur, beschäftigt sich aber<br />

schon seit Langem eher mit Themen rund<br />

um die Landschaftspflege. Hauptamtlich<br />

ist er Geschäftsführer für den Naturpark<br />

Thüringer Wald e.V., ehrenamtlich ist er<br />

unter anderem Vorstandsmitglied beim<br />

Deutschen Verband für Landschaftspflege<br />

und der Stiftung Deutsche Landschaften.<br />

Eine familiäre Prägung ist also durchaus<br />

vorhanden. „Ich habe schon immer gerne<br />

im Heu gearbeitet“, berichtet Heinrich<br />

Meusel. „Schon als Kind habe ich mir<br />

mein Taschengeld dadurch aufgebessert,<br />

indem ich Bergwiesen mit dem Einachser<br />

gemäht und Heu produziert habe. Mein<br />

Berufswunsch war daher Landwirt. Die<br />

entsprechende Lehre habe ich in Österreich<br />

im Berggebiet gemacht. Dabei hat<br />

sich für mich immer mehr herauskristallisiert,<br />

dass meine Interessen nicht<br />

nur im Naturschutz, sondern auch stark<br />

im technischen Bereich liegen. Und das<br />

wollte ich mit einem tragfähigen wirtschaftlichen<br />

Konzept umsetzen. Denn<br />

nur auf Ausgleichszahlungen wollte ich<br />

mich nicht verlassen. So kam ich auf die<br />

Produktion von Kleintierheu.“<br />

Im Alter von 17 Jahren meldete Heinrich<br />

Meusel sein erstes Unternehmen an. Die<br />

Anfänge waren bescheiden. Die Mechanisierung<br />

bestand zunächst aus einem<br />

Einachsmäher, später kam ein kleiner<br />

Traktor dazu, dann einer aus sowjetischer<br />

Produktion, bis schließlich der erste<br />

„richtige“ Schlepper angeschafft werden<br />

konnte. Die erste Spezialmaschine war<br />

ein Metrac, gebraucht in der Schweiz gekauft.<br />

„Gestartet habe ich ohne Fläche und<br />

ohne Eigenkapital“, erinnert sich Heinrich<br />

Meusel. „Es war nicht einfach, an Kredite<br />

zu kommen. Und dass die jeweilige Vorgängermaschine<br />

immer verkauft werden<br />

musste, um den Nachfolger anteilig mit zu<br />

finanzieren, war auch normal.“ In der Zwischenzeit<br />

ist der Maschinenpark deutlich<br />

angewachsen und besteht größtenteils<br />

aus Premiummarken und Spezialtechnik.<br />

„Das brauchen wir auch“, sagt Heinrich<br />

Meusel, „denn unter unseren Produktions-<br />

46<br />

PRAXIS<br />

HEU-HEINRICH<br />

LANDWIRTSCHAFT – NATUR-<br />

SCHUTZ – WERTSCHÖPFUNG<br />

Mit Heu hatte Heinrich Meusel schon als<br />

Kind und als Jugendlicher zu tun. Auf der<br />

Suche nach einem tragfähigen landwirtschaftlichen<br />

Geschäftsmodell kam er auf<br />

dieses Thema zurück. Seine Erzeugnisse<br />

verkauft er über große Lebensmittelketten<br />

als Nahrung für Kleintiere.<br />

47<br />

GRÜNFLÄCHENAMT DORTMUND<br />

NATURNAHES<br />

STADTGRÜN<br />

56<br />

PRAXIS<br />

1<br />

Rundballenpressen finden sich üblicherweise<br />

in landwirtschaftlichen Betrieben<br />

oder bei Lohnunternehmen. Im öffentlichen<br />

Dienst sind solche Landmaschinen selten.<br />

Das Grünflächenamt Dortmund ist eine<br />

Ausnahme.<br />

D ortmund, Westfalenpark. Während sich<br />

auf der nahegelegenen B 54 der morgendliche<br />

Berufsverkehr staut, macht sich<br />

ein Team des Grünflächenamtes Dortmund<br />

an die Arbeit. Eine größere Grünfläche im<br />

Bereich einer Abfahrt muss gemäht werden.<br />

Allerdings nicht, wie in früheren Jahren,<br />

kostengünstig und maximal effizient mit<br />

einem Mulcher, sondern mit einem Balkenmäher.<br />

Das ist zwar aufwendiger, sorgt aber<br />

dafür, dass deutlich weniger Insekten dem<br />

Mähvorgang zum Opfer fallen. „Wir haben<br />

unsere Grünflächenpflege vor einigen Jahren<br />

systematisch auf extensive Methoden<br />

umgestellt“, sagt Jürgen Hundorf, Planer<br />

im Grünflächenamt Dortmund. Das Amt<br />

ist für insgesamt 400 ha Grünflächen im<br />

Stadtgebiet zuständig. Rund die Hälfte<br />

davon wird inzwischen extensiv gepflegt.<br />

„Diese Flächen werden von uns zweimal<br />

jährlich mit dem Balkenmäher gemäht“,<br />

sagt Soenke Janssen, Agrarbetriebswirt und<br />

beim Grünflächenamt zuständig für die<br />

Technischen Dienste West.<br />

Die Umstellung von Mulchern auf Balkenmäher<br />

ist aber nicht die einzige Veränderung<br />

bei der eingesetzten Technik.<br />

Während das gemulchte Material auf den<br />

Flächen verblieben ist, muss das gemähte<br />

Langgras nach einigen Tagen abgeräumt<br />

werden. Zunächst wird es mit Hilfe eines von<br />

einem Kleintraktor gezogenen Bandrechen<br />

zu einem Schwad zusammengelegt, anschließend<br />

zu Rundballen gepresst. Eigens<br />

hierfür hat das Grünflächenamt Anfang<br />

2<strong>02</strong>0 eine Rundballenpresse Krone Bellima<br />

F130 gekauft. „Die Investitionen in die für<br />

ein ökologisches Grünflächenmanagement<br />

erforderliche Technik sind nicht unerheblich,<br />

aber notwendig“, betont Soenke Janssen.<br />

Um die benötigten Investitionsmittel gibt<br />

es keine Diskussionen.<br />

WUNSCHMASCHINE<br />

Mit der Bellima F130 konnte sich die<br />

Wunschmaschine von Soenke Janssen<br />

in der Ausschreibung durchsetzen. „Die<br />

Rundballenpresse ist vergleichsweise leicht,<br />

sehr kompakt, und sie passt sehr gut zu<br />

unseren Kommunalschleppern, die deutlich<br />

1 Im Zuge der ökologischen Grünflächenpflege hat das Grünflächenamt<br />

Dortmund unter anderem in eine Rundballenpresse<br />

von Krone investiert.<br />

2 Setzt auf ein extensives Grünflächenmanagement: Jürgen<br />

Hundorf, Planer im Grünflächenamt Dortmund.<br />

3 Gemäht wird natur- und insektenschonend mit einem<br />

Balkenmähwerk.<br />

57<br />

2<br />

3<br />

6<br />

TITELTHEMA<br />

Konrad Ammon jun. ist selbständiger<br />

Metzgermeister und Geschäftsführer<br />

der Metzgerschlachthof Betriebs GmbH<br />

in Fürth.<br />

7<br />

METZGERSCHLACHTHOF FÜRTH<br />

REGIONAL AUS<br />

ÜBER ZEUGUNG<br />

Fleisch der kurzen Wege ist beim Metzgerschlachthof in<br />

Fürth kein schnelllebiger Trend, sondern geschieht aus tiefster<br />

Überzeugung. Wir haben uns mit Konrad Ammon jun., Metzgermeister<br />

und Geschäftsführer des Betriebes, getroffen und über<br />

sein spannendes Konzept gesprochen.<br />

Die Fleischbranche steht – wie so oft – wieder einmal<br />

in der Kritik. Nur geht es dieses Mal weder um Tierschutz-<br />

noch um Hygienemängel, sondern um eine massiv<br />

erhöhte Covid-19-Ansteckungsrate unter den Mitarbeitenden<br />

einiger Großschlachtbetriebe. Hauptursachen sind die<br />

schlechten Arbeitsbedingungen und die Unterbringung des<br />

Personals in Massenunterkünften. Beides ist bedingt durch<br />

die Struktur, die in dieser Industrie vorherrscht: Es wird<br />

überwiegend mit Subunternehmern gearbeitet.<br />

Grund für den Wandel in der Fleischwarenbranche zu Großbetrieben<br />

war eigentlich ein löblicher Gedanke: Die Hygiene<br />

in den Schlacht-, Zerlege- und Verarbeitungsbetrieben sollte<br />

verbessert werden. Allerdings führte die EU-Zertifizierung<br />

dazu, dass viele lokale Metzger Probleme hatten, diese<br />

Vorgaben zu erfüllen. Oft war es baulich nicht möglich,<br />

manchmal schlichtweg unwirtschaftlich. Infolgedessen<br />

hörte die breite Masse der Metzger auf, selbst zu schlachten<br />

und bezog ihr Fleisch als Hälften oder in Teilstücken<br />

aus Großschlachtbetrieben. Und auch die kommunalen<br />

Schlachthöfe, die früher fast in jeder Stadt zur regionalen<br />

Grundversorgung gehörten, wurden aus denselben Gründen<br />

nach und nach geschlossen.<br />

IMPFSTOFF-PRODUKTION<br />

Dieses Schicksal drohte auch dem Schlachthof in Fürth.<br />

Dabei war seine Einweihung im Jahr 1881 ein wichtiger<br />

Meilenstein in der Stadtgeschichte. Er brachte der Bevölkerung<br />

eine erhebliche Erleichterung. Denn von den<br />

unzähligen Schlachtstätten in der Stadt ging eine ganze<br />

Reihe von Beeinträchtigungen aus: Lärm, Gestank usw., von<br />

der Hygiene ganz zu schweigen. Die Metzger waren anfangs<br />

skeptisch, denn künftig bestand für sie „Schlachthofzwang“.<br />

Sie blieben damals sogar der feierlichen Eröffnung fern. Die<br />

Innung veranstaltete stattdessen am gleichen Tag provokant<br />

eine Vergnügungsfahrt nach Würzburg. Nach und nach<br />

begannen sie jedoch die Vorteile zu erkennen, der Fürther<br />

Schlachthof begann zu florieren. Als er an die Grenzen seiner<br />

Kapazitäten stieß, wurde kurz über eine Fusion und einen<br />

Neubau mit Nürnberg nachgedacht, was aber nichts wurde.<br />

1918 – mitten im 1. Weltkrieg – wurde der Schlachthof um<br />

neue Räume erweitert. Im 2. Weltkrieg wurden Teile der<br />

Gebäude zerstört, der Schlachtbetrieb konnte nur noch behelfsmäßig<br />

abgewickelt werden. Nach der Währungsreform<br />

fehlte der Stadt Fürth dann das Geld für einen Neubau.<br />

Man war jedoch findig und fand mit den Behring-Werken<br />

einen Partner zur Finanzierung. Auf einer isolierten Station<br />

wurden damals aus den Mundblasen extra zu diesem Zweck<br />

mit Maul- und Klauenseuche infizierter Tiere der Grundstoff<br />

für das Serum eines MKS-Impfstoffes gewonnen. Parallel<br />

dazu lief der normale Schlachtbetrieb. Diese Zusammenarbeit<br />

war sehr rentabel. Außerdem konnten dadurch noch<br />

Fördertöpfe angezapft werden, die für Investitionen genutzt<br />

wurden. In den Sechzigerjahren war der Schlachthof Fürth<br />

einer der modernsten Deutschlands.<br />

20<br />

WEIDESCHWEINE<br />

SCHWEINE IM<br />

GLÜCK<br />

Wenn Johannes Erchinger mit<br />

dem Futtereimer kommt, ist<br />

alles andere Nebensache. Selbst auf<br />

der Weide, auf der Eber und Sauen auf<br />

natürlichem Weg für Nachwuchs sorgen<br />

sollen, interessieren sich alle nur für<br />

den Landwirt mit dem Futtereimer. Nur<br />

Sekunden, nachdem er die Weide betreten<br />

hat, ist er von Schweinen umringt.<br />

Johannes Erchinger achtet darauf, dass<br />

alle etwas von den Pellets abbekommen,<br />

die er mitgebracht hat. Streit gibt es<br />

nicht. Selbst die bis zu 350 kg schweren<br />

Eber drängen die anderen nicht zur Seite,<br />

sondern machen einen entspannten<br />

Eindruck.<br />

„Schweine, die im Freien gehalten werden,<br />

sind einfach ausgeglichener“, sagt<br />

der Landwirt aus Logabirum in der Nähe<br />

des ostfriesischen Leer. Eine klassische<br />

Milchviehregion, in der sich nur wenige<br />

Berufskollegen mit der Schweinezucht<br />

beschäftigen. Auch Johannes Erchinger<br />

bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb<br />

mit 80 Kühen. Und das bereits in der<br />

fünften Generation. Da sich der Hof<br />

mitten im Dorf befindet, gibt es keine<br />

Expansionsmöglichkeiten. Und einfach<br />

außerhalb neu zu bauen, kam für ihn und<br />

seine Familie nie in Frage. „In der zweiten<br />

Hälfte der 90er Jahre habe ich mir sehr<br />

viele Gedanken um ein zweites Standbein<br />

neben den Milchkühen gemacht<br />

und bin schließlich irgendwann auf<br />

die Freilandhaltung von Schweinen<br />

gestoßen“, erinnert sich der Landwirt.<br />

Die Idee hat ihn damals regelrecht<br />

elektrisiert. Er besuchte auf Einladung<br />

des PIC-Zuchtverbandes einen Betrieb<br />

in der Nähe von Schleswig, der sich<br />

auf die Freilandhaltung von Schweinen<br />

spezialisiert hatte. Nur wenige<br />

Wochen später absolvierte er dort ein<br />

Praktikum, um sich möglichst intensiv<br />

mit den Tieren zu beschäftigen.<br />

Schon während dieses Praktikums<br />

erstellte Johannes Erchinger eine<br />

erste Kalkulation, die auch seine Fa-<br />

PRAXIS<br />

21<br />

Glückliche Schweine: Die Ferkel<br />

werden tierwohlgerecht in größeren<br />

Gruppen gehalten und bekommen<br />

täglich frisches Stroh.<br />

Schweine auf der Weide halten? Eine Idee, die Landwirt<br />

Johannes Erchinger aus dem ostfriesischen Logabirum<br />

interessant fand. Er war vor fast 25 Jahren auf der Suche<br />

nach einem zweiten Standbein. Das hat er mit seinen<br />

Berkshire-Schweinen gefunden.<br />

milie überzeugte, sich auf das Abenteuer<br />

„Weideschwein“ einzulassen.<br />

ANFÄNGLICHE<br />

WIDERSTÄNDE<br />

In Logabirum gab es zunächst Widerstände,<br />

als er seine Planungen bekannt<br />

machte. „Schweine werden mit Geruchsbelästigungen<br />

in Verbindung gebracht,<br />

was aber nur für die Stallhaltung gilt“,<br />

sagt Johannes Erchinger. Schweine, die<br />

im Freien gehalten werden, riechen<br />

nicht. Das liege zum einen an der natürlichen<br />

Belüftung, vor allem aber daran,<br />

dass sie unter anderem Gras und Stroh<br />

fressen, was zu einem deutlich weniger<br />

geruchsintensiven Stoffwechsel führe,<br />

weil die Fasern Gerüche binden. Die<br />

anfängliche Aufregung hat sich also<br />

schnell wieder gelegt, inzwischen sind<br />

die Schweineweiden sogar eine kleine<br />

Attraktion in der Region. Sie werden häufig<br />

auch von Grundschulklassen besucht,<br />

denen Johannes Erchinger das Thema<br />

Landwirtschaft erfolgreich näherbringt.<br />

Der Anfang war investitionsintensiv, auch<br />

wenn es die Kostenposition Stallbau gar<br />

nicht gab. Zunächst musste die erforder-<br />

32<br />

WISSEN<br />

BEHIND THE<br />

SCENES<br />

Damit eine Online-Pressekonferenz<br />

reibungslos funktioniert und<br />

professionell wirkt, sind im Vorfeld<br />

viele Vorbereitungen und Übungsrunden<br />

nötig. Hier einige Impressionen<br />

„behind the scenes“.<br />

33<br />

In mehr als zweijähriger Arbeit wurde das Krone-Museum völlig<br />

neu gestaltet. Für Walter Krone als Leiter der Arbeitsgruppe war<br />

das Projekt eine Herzensangelegenheit – und die Fertigstellung der<br />

krönende Abschluss seines Wirkens für das Unternehmen.<br />

KRONE-MUSEUM<br />

„JETZT IST ES<br />

WIRKLICH GUT.“<br />

43


IMPRESSUM<br />

3 Editorial<br />

6 Metzgerschlachthof Fürth: Regional aus Überzeugung<br />

10 Biohof Kinkelbur: Eis und Eier kommen an<br />

14 Serie Qualitätsfutterernte: Wenden und Schwaden<br />

20 Weideschweine: Schweine im Glück<br />

24 Maschinenfabrik Bernard Krone: Gut am Wind<br />

28 Lohnunternehmer Will Murphy (GB): Der Pressenprofi<br />

32 Behind the Scenes<br />

34 Familie Kneer: Mit Leidenschaft<br />

38 News-Ticker<br />

40 Agrimec/Abemec (NL): Die Spezialisten<br />

43 Krone-Museum: „Jetzt ist es wirklich gut.“<br />

46 Heu-Heinrich: Landwirtschaft – Naturschutz – Wertschöpfung<br />

50 LandBauTechnik-Bundesverband: Leistungsträger<br />

54 Greennight-Tour: Wiesenkino<br />

56 Grünflächenamt Dortmund: Naturnahes Stadtgrün<br />

59 EU-Bildungsminister: Blick in die Praxis<br />

60 Future Lab: Auf Herz und Nieren<br />

Herausgeber:<br />

Maschinenfabrik<br />

Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />

Heinrich-Krone-Straße 10<br />

48480 Spelle<br />

Tel.: +49(0)5977/935-0<br />

info.ldm@krone.de<br />

www.krone.de<br />

Verantwortlich i.S.d.P.:<br />

Henrik Feldmann<br />

Redaktion:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Petzold-Ring 9<br />

31275 Lehrte<br />

www.beckmann-verlag.de<br />

Layout:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co. KG<br />

Rudolf-Petzold-Ring 9<br />

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Druck:<br />

Bonifatius Druckerei<br />

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33100 Paderborn<br />

Foto- und Grafikmaterial:<br />

Falls nicht anders angegeben:<br />

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Bernard Krone GmbH & Co. KG<br />

bzw. Redaktion<br />

S. 6–9: Metzgerei Ammon<br />

S. 24–25: arturdidyk/Depositphotos.com<br />

S. 28–31: Feuerborn/agrarheute<br />

S. 34–37: Kneer (3)<br />

S. 46–49: Meusel (4)<br />

S. 51: Grafik: LandBauTechnik-Bundesverband<br />

S. 60: Grafik: vska/Depositphotos.com<br />

Auflage:<br />

38.000 Exemplare<br />

<strong>XtraBlatt</strong> erscheint halbjährlich für Kunden<br />

in Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz. Nachdruck nur mit Genehmigung<br />

des Herausgebers. Dies gilt auch für die<br />

Aufnahme in elektronische Datenbanken<br />

und Vervielfältigung auf CD-ROM.<br />

Wir versenden das Krone-<strong>XtraBlatt</strong> zweimal<br />

im Jahr. Sollten Sie keine Post mehr<br />

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und ausschließlich dafür verwendet, Ihre<br />

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zu können. Wir geben keine Daten an Dritte<br />

weiter.<br />

5


TITELTHEMA<br />

Konrad Ammon jun. ist selbstständiger<br />

Metzgermeister und Geschäftsführer<br />

der Metzgerschlachthof Betriebs GmbH<br />

in Fürth.<br />

6


METZGERSCHLACHTHOF FÜRTH<br />

REGIONAL AUS<br />

ÜBER ZEUGUNG<br />

Fleisch der kurzen Wege ist beim Metzgerschlachthof in<br />

Fürth kein schnelllebiger Trend, sondern geschieht aus tiefster<br />

Überzeugung. Wir haben uns mit Konrad Ammon jun., Metzgermeister<br />

und Geschäftsführer des Betriebes, getroffen und über<br />

sein spannendes Konzept gesprochen.<br />

Die Fleischbranche steht – wie so oft – wieder einmal<br />

in der Kritik. Nur geht es dieses Mal weder um Tierschutz-<br />

noch um Hygienemängel, sondern um eine massiv<br />

erhöhte Covid-19-Ansteckungsrate unter den Mitarbeitenden<br />

einiger Großschlachtbetriebe. Hauptursachen sind die<br />

schlechten Arbeitsbedingungen und die Unterbringung des<br />

Personals in Massenunterkünften. Beides ist bedingt durch<br />

die Struktur, die in dieser Industrie vorherrscht: Es wird<br />

überwiegend mit Subunternehmern gearbeitet.<br />

Grund für den Wandel in der Fleischwarenbranche zu Großbetrieben<br />

war eigentlich ein löblicher Gedanke: Die Hygiene<br />

in den Schlacht-, Zerlege- und Verarbeitungsbetrieben sollte<br />

verbessert werden. Allerdings führte die EU-Zertifizierung<br />

dazu, dass viele lokale Metzger Probleme hatten, diese<br />

Vorgaben zu erfüllen. Oft war es baulich nicht möglich,<br />

manchmal schlichtweg unwirtschaftlich. Infolgedessen<br />

hörte die breite Masse der Metzger auf, selbst zu schlachten<br />

und bezog ihr Fleisch als Hälften oder in Teilstücken<br />

aus Großschlachtbetrieben. Und auch die kommunalen<br />

Schlachthöfe, die früher fast in jeder Stadt zur regionalen<br />

Grundversorgung gehörten, wurden aus denselben Gründen<br />

nach und nach geschlossen.<br />

IMPFSTOFF-PRODUKTION<br />

Dieses Schicksal drohte auch dem Schlachthof in Fürth.<br />

Dabei war seine Einweihung im Jahr 1881 ein wichtiger<br />

Meilenstein in der Stadtgeschichte. Er brachte der Bevölkerung<br />

eine erhebliche Erleichterung. Denn von den<br />

unzähligen Schlachtstätten in der Stadt ging eine ganze<br />

Reihe von Beeinträchtigungen aus: Lärm, Gestank usw., von<br />

der Hygiene ganz zu schweigen. Die Metzger waren anfangs<br />

skeptisch, denn künftig bestand für sie „Schlachthofzwang“.<br />

Sie blieben damals sogar der feierlichen Eröffnung fern. Die<br />

Innung veranstaltete stattdessen am gleichen Tag provokant<br />

eine Vergnügungsfahrt nach Würzburg. Nach und nach<br />

begannen sie jedoch die Vorteile zu erkennen, der Fürther<br />

Schlachthof begann zu florieren. Als er an die Grenzen seiner<br />

Kapazitäten stieß, wurde kurz über eine Fusion und einen<br />

Neubau mit Nürnberg nachgedacht, was aber nichts wurde.<br />

1918 – mitten im 1. Weltkrieg – wurde der Schlachthof um<br />

neue Räume erweitert. Im 2. Weltkrieg wurden Teile der<br />

Gebäude zerstört, der Schlachtbetrieb konnte nur noch behelfsmäßig<br />

abgewickelt werden. Nach der Währungsreform<br />

fehlte der Stadt Fürth dann das Geld für einen Neubau.<br />

Man war jedoch findig und fand mit den Behring-Werken<br />

einen Partner zur Finanzierung. Auf einer isolierten Station<br />

wurden damals aus den Mundblasen extra zu diesem Zweck<br />

mit Maul- und Klauenseuche infizierter Tiere der Grundstoff<br />

für das Serum eines MKS-Impfstoffes gewonnen. Parallel<br />

dazu lief der normale Schlachtbetrieb. Diese Zusammenarbeit<br />

war sehr rentabel. Außerdem konnten dadurch noch<br />

Fördertöpfe angezapft werden, die für Investitionen genutzt<br />

wurden. In den Sechzigerjahren war der Schlachthof Fürth<br />

einer der modernsten Deutschlands.<br />

7


TITELTHEMA<br />

VERKAUF AN METZGER<br />

Allerdings endete die Vaccine-Produktion, als Mitte der<br />

Siebzigerjahre der Impfstoff synthetisch hergestellt werden<br />

konnte. Die Kapazitäten waren vorhanden, daher wurden sie<br />

auch genutzt. Aber weniger von den regionalen Metzgern,<br />

sondern fast ausschließlich von einem Großunternehmen.<br />

Die Schlachtzahlen stiegen weiter. Im Jahr 1981, dem<br />

100-jährigen Bestehen, wurden um die 28.000 Rinder, 36.500<br />

Schweine und 2.000 Kälber geschlachtet. Und es wurde stetig<br />

investiert. Trotzdem stand der Schlachthof auf der Kippe. Der<br />

Großbetrieb profitierte, die Stadt sollte bezahlen.<br />

„Zum Showdown kam es im Jahr 1984“, erklärt Konrad<br />

Ammon jun., selbstständiger Metzgermeister und Geschäftsführer<br />

der Metzger Schlachthof Betriebs GmbH.<br />

„Obwohl die Stadt Fürth großes finanzielles Entgegenkommen<br />

zeigte, stellte der Großkunde damals den Betrieb<br />

ein. Unserem Schlachthof drohte dasselbe Schicksal wie<br />

fast allen früheren Schlachthof-Standorten in der Region:<br />

Schwabach, Weißenburg, Gunzenhausen, Ansbach, Lauf und<br />

Nürnberg. Die letzte verbliebene städtische Einrichtung in<br />

Erlangen wurde kürzlich an ein Privatunternehmen<br />

verkauft. Aber bereits<br />

davor waren wir regionalen Metzger<br />

nur das fünfte Rad am Wagen. Dennoch<br />

war es uns enorm wichtig, die Nahversorgung,<br />

aber auch die Arbeits- und<br />

Ausbildungsplätze zu erhalten. Auf<br />

Initiative meines Vaters schlossen sich<br />

„ALS SELBSTSTÄNDIGER<br />

METZGERMEISTER IST<br />

DIESER REGIONALE<br />

SCHLACHTHOF FÜR MICH<br />

ENORM WICHTIG.“<br />

KONRAD AMMON JUN.<br />

55 Berufskollegen zusammen und übernahmen mit einer<br />

Einlage von je 2.000 DM die Einrichtung der Stadt.“<br />

NEUBAU<br />

Erfreulicherweise lief es gut mit dem Metzgerschlachthof.<br />

Aber die zunehmenden Hygienevorgaben ließen schnell<br />

den Gedanken nach einem Neubau aufkommen. Die Stadt<br />

unterstützte das Bestreben durch ein Grundstück auf Erbpachtbasis<br />

und durch finanzielle Hilfe. Im Januar 1989 beschlossen<br />

60 Gesellschafter (50 Metzger, zehn Viehhändler,<br />

Landwirte und Kuttler) im Stadtteil Burgfarrnbach einen fast<br />

5 Mio. DM teuren Neubau zu errichten. Förderungen durch<br />

EU, Bund oder Land gab es nicht. Schon im November 1991<br />

konnte die erste Probeschlachtung stattfinden.<br />

„Gebaut haben wir eine kompakte Anlage mit einer Gebäudefläche<br />

von 7.500 qm mit moderner Ausstattung“,<br />

sagt Konrad Ammon. 2019 haben wir fast 61.000 Schweine,<br />

3.800 Großtiere und 1.600 Schafe geschlachtet. Was die<br />

Zahlen angeht, haben wir seit Jahren immer eine leicht<br />

positive Entwicklung. Das bestärkt uns darin, damals den<br />

richtigen Schritt gemacht zu haben.<br />

Organisatorisch sind wir in zwei Gesellschaften<br />

geteilt: wir, die Betriebs GmbH,<br />

sorgen für die gesamte Infrastruktur.<br />

Mit dem Schlachten selbst beauftragen<br />

wir die Fürther Lohnschlächter GmbH.<br />

In ihr haben sich 15 Facharbeiter aus<br />

der Region, alles Metzger mit Gesellen-<br />

Das Bild aus dem modern<br />

ausgestatteten Schlachtund<br />

Zerlegebetrieb entstand<br />

in Vor-Corona-Zeiten. Heute<br />

tragen die Mitarbeitenden<br />

selbstverständlich<br />

Mundschutz.<br />

8


REGIONALE QUALITÄT<br />

Alle drei mit Meisterbrief (v.l.n.r.): Sohn Maximilian, Schwiegertochter<br />

Geli und Konrad Ammon jun. Sie führen gemeinsam die familieneigene<br />

Metzgerei in Fürth-Burgfarrnbach.<br />

oder Meisterbrief, zusammengeschlossen. Aktuell sind<br />

wir 105 Gesellschafter. In unserer Kundenkartei haben<br />

wir 330 Adressen: Metzger, Viehhändler, Landwirte mit<br />

Direktvermarktung, Gastronomen oder auch Vereine, die für<br />

ihr Fest nur ein Spanferkel im Jahr schlachten lassen. Selbstverständlich<br />

sind wir EU-zertifiziert, erfüllen die QS-Bestimmungen<br />

und können auch Bio-Tiere schlachten. Um das<br />

Wohl der Tiere kümmern sich vier Tierschutzbeauftragte.“<br />

Um die hohen Qualitätsansprüche auch weiterhin zu erfüllen,<br />

wird zurzeit viel investiert. Vor allem im Hinblick<br />

auf Tierwohl, Hygiene, Umwelt sowie Ressourcen- und<br />

Energieeffizienz. Konrad Ammon dazu weiter: „Für das<br />

laufende Jahr haben wir 5,5 Mio. € budgetiert. Wir vergrößern<br />

beispielsweise die Aufstallungsflächen für Schweine<br />

und verbessern den Zutrieb für Rinder und Schweine.<br />

Außerdem wird die Kühlung erweitert, die Förderung der<br />

Schlachtkörper automatisiert, damit der Abkühlungsprozess<br />

beschleunigt wird. Insgesamt bringen wir die gesamte<br />

Kühlanlage technisch und energetisch auf den neuesten<br />

Stand. Zudem bauen wir eine eigenständige Kuttelei für<br />

die Bearbeitung der Innereien und Därme auf. Und letztlich<br />

strukturieren wir den Warenein- und -ausgang um.“<br />

„Als selbstständiger Metzgermeister ist dieser regionale<br />

Schlachthof für mich enorm wichtig“, so die Überzeugung<br />

von Konrad Ammon. Er führte seinen Betrieb in Burgfarrnbach<br />

in 4. Generation. Die Nachfolge ist gesichert. Beide<br />

Söhne sind Metzgermeister, die Schwiegertochter Fleischereifachverkäuferin<br />

und ebenso Metzgermeisterin. Sie<br />

haben jetzt die Verantwortung und Führung der Metzgerei<br />

in 5. Generation übernommen. Das Sortiment ist vielfältig.<br />

Neben Ladengeschäft, Party- und Versandservice sorgt ein<br />

angestellter Koch für täglich wechselnde Mittagessen. „Wir<br />

schlachten pro Woche etwa acht bis zwölf Schweine und ein<br />

Rind“, sagt Konrad Ammon. Diese beziehen wir seit Jahren<br />

von festen Landwirten aus der Region. Mit ihnen besteht<br />

ein partnerschaftliches Verhältnis. Ich kann auf Haltung<br />

und Fütterung Einfluss nehmen und bekomme so genau<br />

die Qualität, die ich für meine Kunden will. Beispielsweise<br />

habe ich meine Schweine gerne etwas schwerer, mit einem<br />

Schlachtgewicht von 105 bis 110 kg. Bei den Rindern lege<br />

ich Wert auf Fleischrassen. Jungbullen werden für uns überhaupt<br />

nicht geschlachtet. Die Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen<br />

Großbetrieben würden bei der doch recht<br />

geringen Anzahl an Tieren, die wir pro Woche brauchen,<br />

organisatorisch gar nicht passen. Hier wird meist nach dem<br />

Rein-Raus-Verfahren gearbeitet. Für den Transport sorge ich<br />

selbst. Im Schlachthof haben wir einen Wartebereich mit<br />

Einstreu, Futter und Tränkemöglichkeit, sodass Stress nach<br />

Möglichkeit vermieden wird. Nach der Schlachtung werden<br />

die Viertel- beziehungsweise Hälften zu uns transportiert<br />

und dort weiterverarbeitet.“<br />

„Die Ansprüche der Verbraucherinnen und Verbraucher<br />

haben sich geändert“, so Konrad Ammon weiter. „Wurst<br />

wird heute nicht mehr in 100-g-Portionen verkauft, sondern<br />

sortenweise in einzelnen Scheiben. Das ist für uns zwar aufwändig,<br />

aber bei diesen Kunden weiß ich auch, dass sie sehr<br />

bewusst einkaufen. Andere dagegen schauen ausschließlich<br />

nach dem Preis. Das ist nicht unbedingt unsere Klientel. Aber<br />

selbst diese müssen irgendwie bedient werden. Deshalb haben<br />

auch Großschlachter und Discounter eine Berechtigung.<br />

Wir gehen aber einen anderen Weg, der glücklicherweise<br />

von unseren Kunden honoriert wird. Die eigene Schlachtung<br />

von regionalen Tieren ist dabei ein ganz wichtiger Bestandteil<br />

des vollumfänglichen Qualitätsversprechens, das ich<br />

unseren Kundinnen und Kunden gebe.“ «<br />

9


TITELTHEMA<br />

BIOHOF KINKELBUR<br />

EIS UND EIER<br />

KOMMEN AN<br />

Milch, Eis, Eier, Kartoffeln sowie Rindfleisch: Das sind<br />

die Hauptprodukte im Hofladen der Kinkelburs. Sie betreiben<br />

seit fast 40 Jahren aus Überzeugung ökologische<br />

Landwirtschaft – und ihr Hof kann sich sehen lassen.<br />

Mit einem Hühnermobil ist der Biohof<br />

Kinkelbur im Frühjahr 2<strong>02</strong>0 erfolgreich in<br />

die Direktvermarktung eingestiegen.<br />

10


Krähender Hahn auf dem Misthaufen neben tiefen<br />

matschigen Pfützen? So oder so ähnlich sieht – auch<br />

dank veralteter Bebilderung von Kinderbüchern – das Bild<br />

ökologischer Landwirtschaft in den Köpfen vieler Menschen<br />

aus. Muss Bio so aussehen? Nein! Ein Gegenbeweis dafür<br />

ist der Biolandhof Kinkelbur in Minden-Haddenhausen. Eine<br />

große Herde schwarzbunter Milchkühe im Boxenlaufstall<br />

und 350 Hühner im Hühnermobil leben dort auf einem<br />

über Jahre gewachsenen aufgeräumten und ordentlichen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb. Schön ist es dort, sehr sogar!<br />

Idyllisch gelegen unterhalb des Kaiser-Wilhelm-Denkmals<br />

an der Porta Westfalica, direkt neben dem Schloss Haddenhausen,<br />

lockt der Biohof Kinkelbur sieben Tage die Woche<br />

zahlreiche Kunden in den hofeigenen Laden.<br />

Ein reges Treiben herrscht auf dem Hof bei unserem Besuch:<br />

Mitarbeiter, Kartoffeleinkäufer, Hofladenkunden mit<br />

Gesprächsbedarf, Tierarzt und Futterlieferant geben sich<br />

die Klinke in die Hand – und immer mittendrin Friedrich Kinkelbur<br />

am „Machen, Tun und Organisieren“. Der 51-Jährige<br />

ist Biolandwirt durch und durch und von dieser Bewirtschaftungsweise<br />

überzeugt. Sein Vater stellte den Betrieb bereits<br />

1981 auf ökologische Landwirtschaft um – viele seiner<br />

Flächen werden also bereits seit knapp 40 Jahren ökologisch<br />

bewirtschaftet, haben seitdem weder Pflanzenschutzmittel<br />

noch mineralischen N-Dünger gesehen. Der Hof ist stetig<br />

gewachsen. Es kamen Flächen hinzu, immer wieder wurde<br />

um- und angebaut, ein Betrieb im Nachbardorf zugepachtet,<br />

auf dem nun das Jungvieh gehalten wird. „Wenn ein Betrieb<br />

wächst, braucht man Mitarbeiter, die mitdenken und<br />

eigenverantwortlich mit vollem Einsatz arbeiten und immer<br />

wieder Impulse in den Betrieb einbringen. Und die haben<br />

wir“, betont der Biolandwirt.<br />

HOFEIGENES EIS<br />

Seit dem Frühjahr 2<strong>02</strong>0 gehört ein Hofladen zum Betrieb.<br />

Dort gibt es selbst erzeugte Kartoffeln, Eier, Milch und<br />

Rindfleisch. Der Biohof versucht, so regional wie möglich<br />

zu wirtschaften, erzählt Friedrich Kinkelbur: „Unsere Rinder<br />

lassen wir bei einem regionalen familiengeführten<br />

Unternehmen schlachten.“ Dort wird das Tier handwerklich<br />

zerlegt. Der Grad der Verwertung ist hoch: Jede Kundenkiste<br />

enthält alles, was das Tier zu bieten hat: Filet und Roastbeef,<br />

Bratenstücke, fertig geschnittene Rouladen, Suppenfleisch,<br />

Beinscheiben und Knochen, Gulasch und Hackfleisch.<br />

Seit dem Sommer hat der Hofladen der Kinkelburs auch<br />

ein eigenes Bio-Eis aus der hofeigenen Milch in den verschiedensten<br />

Sorten zu bieten. Dies wird vom Mindener<br />

Eiscafé Venezia hergestellt, das schon seit langem die Milch<br />

ausschließlich vom Biohof bezieht. Friedrich Kinkelbur sagt


TITELTHEMA<br />

1 2<br />

nicht ohne Stolz: „Man schmeckt die gute Qualität unserer<br />

Milch im Eis.“<br />

Das Hofladen-Eis wird von den Kunden oft gleich direkt auf<br />

der bestuhlten Terrasse vor dem Hofladen verspeist. Der Laden<br />

selbst funktioniert nach dem Selbstbedienungskonzept.<br />

Kundenkontakt gibt es trotzdem reichlich. Irgendjemand<br />

ist immer für die Kunden greifbar, wenn mal eine Frage<br />

aufpoppt. Inhaber wie auch Mitarbeiter stillen gerne den<br />

Wissensdurst zum Thema Landwirtschaft. Die in letzter Zeit<br />

so oft angemahnte Aufklärungsarbeit für die Bevölkerung<br />

scheint auf dem Biohof Kinkelbur zum Alltag zu gehören,<br />

so selbstverständlich kommt sie rüber.<br />

Die Milch komplett regional zu vermarkten, klappt allerdings<br />

nicht. Der Großteil der Milch der 110 Milchkühe geht zur<br />

Molkerei Söbbeke in das westfälische Gronau. Die Milchleistung<br />

des Betriebs liegt im Schnitt bei ca. 9.300 kg Milch<br />

pro Laktation bei 4,1 % Fett und 3,1 % Eiweiß.<br />

85 HA FÜR GRUNDFUTTER<br />

Gefüttert werden die Kinkelburschen Milchkühe mit einer<br />

gemischten Futtervorlage aus Gras- und Maissilage, ergänzt<br />

durch Heu, eine Kraftfuttereigenmischung und Mineralfutter.<br />

Wann immer es die Bodenverhältnisse zulassen, können<br />

die Milchkühe auf den an den Boxenlaufstall angrenzenden<br />

Weiden laufen.<br />

Rund 60 ha Grünland plus ca. 25 ha Kleegras bewirtschaftet<br />

Friedrich Kinkelbur für die Grundfuttergewinnung.<br />

Die anmoorigen Standorte stellen hierbei durchaus eine<br />

Herausforderung dar. „Wir haben einen eigenen Nachsaatstriegel,<br />

denn oberstes Ziel ist es, immer eine gesunde<br />

3<br />

geschlossene Grasnarbe zu erhalten, um Unkräutern von<br />

Beginn an gar keine Chance zu geben. Fast alle guten Gräser<br />

und auch der Weißklee mögen jedoch keine stauende<br />

Nässe. Hier müssen wir immer nach moorgeeigneten<br />

Gräsersorten schauen“, sagt er und meint weiter: „Unser<br />

Hauptunkraut ist der Ampfer, den wir als Bio-Betrieb nicht<br />

spritzen dürfen. Beweidung in einem frühen Stadium hilft,<br />

aber das geht natürlich nicht auf allen Flächen. Da nehmen<br />

wir uns auch schon mal ein 8 ha Stück vor und ziehen den<br />

Ampfer händisch heraus.“<br />

Bei der Grassilage-Ernte erledigt der Bio-Landwirt das<br />

Mähen, Wenden und Schwaden selbst. Gemäht wird mit<br />

einem Butterfly-Mähwerk Easycut 970 ohne Aufbereiter.<br />

Den Verzicht auf diesen begründet er folgendermaßen: „Ein<br />

Aufbereiter würde mir das Kleegras zu sehr zerschlagen. Auf<br />

den anmoorigen Grünlandflächen kommt die Gefahr der<br />

Futterverschmutzung hinzu.“ Gehäckselt oder gepresst wird<br />

durch einen Lohnunternehmer aus der Region.<br />

Wie viele andere Milchviehbetriebe hatte auch der Biohof<br />

Kinkelbur 2018 und 2019 mit Futterknappheit zu kämpfen.<br />

Durch die Trockenheit konnten die üblicherweise vier Schnit-<br />

12


4<br />

1 Weidegang ist für die 110 Milchkühe obligatorisch.<br />

5<br />

2 Im Hofladen gibt es selbstproduzierte Milch, Eier, Eis<br />

+<br />

3 und Fleisch.<br />

4 Friedrich Kinkelbur ist Bio-Landwirt aus Überzeugung<br />

5 Der Weg zum Hofladen führt über den gepflegten Hof am<br />

Boxenlaufstall vorbei.<br />

te auf Grünland und fünf Schnitte auf Acker-Kleegras nicht<br />

realisiert werden. „Im Gegensatz zu meinen konventionell<br />

wirtschaftenden Berufskollegen konnte ich aber mit meiner<br />

Bio-Zertifizierung nicht einfach zu meinem Nachbarn gehen<br />

und diesem ein paar Hektar Mais abkaufen“, sagt Friedrich<br />

Kinkelbur. Seine Lehre aus den trockenen Jahren: „Es ist<br />

keine Schande, Futtervorräte zu haben und etwas über dem<br />

eigenen Bedarf zu produzieren.“<br />

GLÜCKLICHE HÜHNER<br />

Ein ganz neues Standbein der Kinkelburs ist die Eierproduktion,<br />

obwohl sie das laut Friedrich Kinkelbur eigentlich nie im<br />

Sinn hatten: „Die Eierproduktion wurde uns geradezu von<br />

unseren Kunden aufgedrängt. Immer wieder haben sie uns<br />

gefragt, wo man denn guten Gewissens noch Eier kaufen<br />

könnte, und wir hatten keine Antwort darauf.“ Seit März<br />

2<strong>02</strong>0 betreibt die Landwirtsfamilie deshalb ein Hühnermobil<br />

mit 350 Plätzen. Dieses begrüßt nun marketingwirksam<br />

alle Autofahrer an der Dorfeingangsstraße und macht so<br />

gleichzeitig Werbung für den Hofladen, der schlussendlich<br />

auch wegen der Ei-Nachfrage entstand. Einmal pro Woche<br />

wird der Mobilstall mitsamt seiner Bewohner auf ein neues<br />

Stück Wiese umgesetzt. So sollen kahle Stellen in der Fläche<br />

vermieden werden.<br />

Die Investitionshöhe war nicht unerheblich. Ein Bio-Ei der<br />

Kinkelburs kostet deshalb stolze 50 Cent. „Das Bio-Futter<br />

ist aber auch doppelt so teuer wie konventionelles“, gibt<br />

der Landwirt zu bedenken. Das Geschäft mit den Eiern geht<br />

für die Familie auf. Vermarket werden sie über den nächstgelegenen<br />

Edeka-Markt sowie den eigenen Hofladen. Doch<br />

dort sind die Eier meist schon am Donnerstag ausverkauft.<br />

Und deshalb ist bereits das zweite Hühnermobil bestellt.<br />

Um Hofladen und Hühnermobil kümmert sich größtenteils<br />

Ulrike Kinkelbur, die bis vor kurzem noch hauptberuflich<br />

als Förderschullehrerin beschäftigt war, durch die neuen<br />

Betriebszweige aber mehr denn je auf dem Betrieb gebraucht<br />

wird. Daneben tragen zurzeit drei festangestellte<br />

Mitarbeiter sowie weitere treue Helfer dazu bei, dass auf<br />

dem Hof alles rund läuft und auch für jeden Auszeiten<br />

möglich sind. Friedrich Kinkelbur: „Zusammen geht es eben<br />

besser als jeder für sich alleine. Uns eint die Leidenschaft für<br />

Bio-Landwirtschaft, der Wunsch, im Einklang mit der Natur<br />

gesunde Lebensmittel zu erzeugen.“ «<br />

13


WISSEN<br />

SERIE QUALITÄTSFUTTERERNTE – TEIL 2:<br />

WENDEN UND SCHWADEN<br />

LIEBER<br />

LANGSAM<br />

FAHREN<br />

14


In unserer Serie Qualitätsfutterernte berichten wir in<br />

mehreren Teilen darüber, auf welche Punkte der Praktiker<br />

bei der Ernte sowie den Maschineneinstellungen achten<br />

kann, um „einen guten Schnitt zu machen“. In diesem<br />

zweiten Teil der Serie beschäftigen wir uns mit dem Wenden<br />

und dem Schwaden. Unterstützt wurden wir dabei von<br />

Alexander Esselmann, der als Produktspezialist für Wender<br />

und Schwader im Hause Krone einer der Experten ist, wenn<br />

es um die Ernte von Qualitätsfutter geht.<br />

WENDEN<br />

Wer Heu ernten will, kommt um den Einsatz des Wenders<br />

nicht herum. Aber auch bei der Silageernte kann er zur<br />

genauen Steuerung des angestrebten Trockenmassegehaltes<br />

genutzt werden. Deshalb wollen viele Kunden<br />

nicht auf dieses Gerät verzichten bzw. holen den Wender<br />

wieder zurück in die Silage-Erntekette. „Das Wenden wird<br />

bei der Grünfutterernte häufig immer noch stiefmütterlich<br />

behandelt. Das ist meiner Meinung nach komplett falsch.<br />

Es gibt einige Punkte beim Wenden, die über die Qualität<br />

des Futters maßgeblich mitentscheiden“, weiß Alexander<br />

Esselmann zu berichten.<br />

Erste Einstellgröße für eine gute Futterqualität beim Wender<br />

ist die Rechhöhe. Diese wird beim Dreipunktanbau über den<br />

Oberlenker justiert und sollte ca. 1–2 cm tiefer eingestellt<br />

sein als die Schnitthöhe des Mähers, also z. B. bei einer<br />

Schnitthöhe von 9 cm sollte der Wender auf 7 cm eingestellt<br />

werden. Somit wird das gesamte Futter von den Zinken<br />

erfasst, ohne dass diese den Boden berühren. „Immer, wenn<br />

man Steine rasseln hört, oder wenn es beim Wenden staubt,<br />

sollten die Alarmglocken schrillen, denn dann ist der Wender<br />

zu tief eingestellt.“<br />

Wer gute Ergebnisse beim Wenden und Schwaden<br />

erreichen will, sollte tendenziell langsamer fahren<br />

und breitere Maschinen einsetzen, wenn die Schlagkraft<br />

erhöht werden soll.<br />

15


WISSEN<br />

Wird gerne übersehen: Die Einstellung des korrekten Luftdrucks sollte<br />

regelmäßig kontrolliert werden, um eine perfekte Bodenanpassung der<br />

Geräte gewährleisten zu können.<br />

Die Zinken des Schwaders<br />

sollten auf keinen Fall<br />

den Boden berühren.<br />

Einstellwert ist ca. 1–2 cm<br />

unter der Schnitthöhe des<br />

Mähwerkes.<br />

Es macht zudem Sinn, bei jeder Fläche zu kontrollieren,<br />

ob die Einstellung passend ist. Die Bodenverhältnisse<br />

verändern sich, das Gelände ebenfalls. Entsprechend<br />

sollte der Wender auf die sich ändernden Bedingungen<br />

angepasst werden. „Wer auf der sicheren Seite sein will,<br />

entscheidet sich für ein vorderes Tastrad. Dieses ist höhenverstellbar<br />

und sorgt dafür, dass die Arbeitstiefe des<br />

Wenders immer gleich bleibt und führt den Zinken exakt<br />

und optimal entlang der Bodenkontur. Der Wender wird<br />

über das vordere Tastrad geführt. Ein Oberlenker wird<br />

auch bei dem vorderem Tastrad benötigt, dieser wird<br />

allerdings dann im Langloch gefahren, damit der Wender<br />

sich frei über das Tastrad dem Boden anpassen kann. Hier<br />

sollte der Oberlenker, bei passender Arbeitshöhe, mittig<br />

im Langloch stehen, damit er in beide Richtungen genug<br />

Bewegungsfreiheit hat. Gerade bei Betrieben, die häufiger<br />

den Traktor oder auch die Fahrer wechseln, ist dies eine<br />

Hilfe“, erklärt Alexander Esselmann.<br />

DREHZAHL ANPASSEN<br />

Die Drehzahl sollte ebenfalls angepasst werden. Beim Wenden<br />

von schwerer Silage, beispielsweise Ackergras, sollte sie<br />

hoch sein, um das Futter weit und breit zu verteilen, damit<br />

die Feuchtigkeit zwischen den Pflanzen schneller verdunstet.<br />

Im leichteren Heu hingegen sind tendenziell niedrige<br />

Drehzahlen zu wählen, um Bröckelverluste zu vermeiden.<br />

Bei der ersten Durchfahrt wird als Beispiel mit 500 U/min<br />

gefahren, dann sollte die Drehzahl bei der zweiten und<br />

dritten Durchfahrt jeweils um etwa 50 U/min reduziert<br />

werden. Kommt es beim Wenden mittig hinter zwei zusammendrehenden<br />

Kreiseln zu Schwadbildung, dann muss<br />

die Kreiseldrehzahl erhöht werden. Wenn es hingegen beim<br />

Wenden mittig hinter zwei auseinanderdrehenden Kreiseln<br />

zu Schwadbildung kommt, sollte die Drehzahl entsprechend<br />

verringert werden.<br />

„Das gleiche gilt für die Neigungsverstellung der Kreisel.<br />

Auch diese hat direkten Einfluss auf die Futterqualität,<br />

wird aber kaum von jemandem beachtet. Dadurch werden<br />

die Wurfweite und somit auch indirekt die Bröckelverluste<br />

beeinflusst. Zumindest beim Wechsel zwischen Heu- und<br />

Silageeinsatz ist es wichtig, die Streuwinkelverstellung<br />

anzupassen. Je steiler der Streuwinkel, desto besser ist<br />

die Aufbereitung des Erntegutes. Die Wachsschicht wird<br />

abgerieben, das Wasser kann aus den Pflanzen austreten<br />

und somit wird ein schnellerer Trocknungsverlauf erreicht“,<br />

erklärt der Erntetechnik-Spezialist. Bei Krone-Wendern sind<br />

die Zinkenschenkel übrigens unterschiedlich lang. Dadurch<br />

wird die Neigung des Kreisels nach vorne ausgeglichen und<br />

somit der parallele Eingriff der Zinken im Arbeitsbereich<br />

erreicht.<br />

LANGSAM FAHREN<br />

Die Fahrgeschwindigkeit hat direkten Einfluss auf die<br />

Arbeitsqualität. Wird zu schnell gefahren, kommt es zu<br />

Haufenbildung. Darüber hinaus wird zu viel Material pro<br />

Zinken gefördert, sodass ein maximaler und gleichmäßiger<br />

Aufbereitungseffekt der Halme und Blätter nicht mehr<br />

16


Die Neigung des Wenders sowie die Kreiseldrehzahl<br />

sind zwei wichtige Einstellgrößen, welche den<br />

Anwelkerfolg des Futters stark beeinflussen.<br />

erzielt werden kann. Wer mehr Schlagkraft beim Wenden<br />

mit gleicher Arbeitsqualität erreichen will, kommt also<br />

nicht darum herum, sich ein breiteres Gerät anzuschaffen.<br />

Der Wender sollte je nach Bodenbeschaffenheit und Fahrgeschwindigkeit<br />

– auf flachen Böden kann man schneller<br />

fahren als in kupiertem Gelände – 1,5- bis 2-mal so breit sein<br />

wie das Mähwerk. Beim Mähwerk sind Fahrgeschwindigkeiten<br />

zwischen 10–25 km/h möglich. Beim Wenden hingegen<br />

sollte zwischen 5–10 km/h gefahren werden.<br />

Der Kreiseldurchmesser hat einen Einfluss auf die Bodenanpassung<br />

des Wenders. Je kleiner der Durchmesser, desto<br />

genauer kann sich der Wender an die Bodenkontur anpassen.<br />

„Tendenziell wird bei Wendern mit zu hoher Drehzahl<br />

gefahren, was das Arbeitsbild negativ beeinflusst. Wir haben<br />

deshalb an unseren Geräten Aufkleber angebracht, mit dem<br />

Hinweis, mit 350–450 U/min zu arbeiten“, so Alexander<br />

Esselmann.<br />

GRENZSTREUEINRICHTUNG<br />

Die Grenzstreueinrichtung lässt sich bei den kleinen<br />

Wendern mechanisch auf Wunsch hydraulisch und bei<br />

den größeren Geräten serienmäßig hydraulisch verstellen.<br />

Mit der Verstellung werden alle Kreiseltasträder parallel<br />

um ca. 20 ° nach links bzw. rechts verschwenkt und sorgen<br />

somit dafür, dass die gesamte Maschine hinter dem<br />

Schlepper geschwenkt wird. So wird das Material auch in<br />

der Grenzstreuposition auf der gesamten Arbeitsbreite<br />

verteilt.<br />

„Zum einen sollte diese Einstellung am Feldrand verwendet<br />

werden, um Verluste zu vermeiden. Zum anderen kommt sie<br />

bei Betrieben, die in Hanglagen arbeiten, zum Einsatz. Diese<br />

arbeiten mit der Grenzstreueinrichtung immer hangaufwärts,<br />

um das Futter gleichmäßig über die gesamte Fläche zu<br />

verteilen und es nicht immer weiter hangabwärts zu transportieren.“<br />

Viele Kunden in Süddeutschland und Österreich<br />

bestellen ihre Wender mit einem Nachtschwadgetriebe.<br />

Durch Umstecken der Gelenkwelle wird die Geschwindigkeit<br />

der Kreisel verändert. Wenn abends gewendet wird, wird die<br />

Drehzahl um ca. 2⁄3 verringert. Dadurch bilden sich hinter<br />

dem Wender kleine Schwade. Diese sorgen dafür, dass das<br />

innerhalb der Schwade liegende Heu nachts trocken bleibt.<br />

Am nächsten Morgen wird die Gelenkwelle umgesteckt und<br />

der Wender arbeitet wieder mit der Standard-Drehzahl und<br />

verteilt die kleinen Schwade wieder gleichmäßig auf der<br />

gesamten Arbeitsbreite des Wenders.<br />

SCHWADEN<br />

Auch das Schwaden hat einen erheblichen Einfluss auf die<br />

Futterqualität. Es gilt, möglichst das gesamte Futter zu<br />

erfassen, aber niemals in den Boden einzustechen, um die<br />

Aschegehalte so gering wie möglich zu halten. Im Zweifel<br />

ist es besser, etwas Futter auf der Fläche liegenzulassen.<br />

Die Schwadform sollte möglichst kantig sein, damit die Pickups<br />

und Rotoren bzw. Häckselaggregate der nachfolgenden<br />

Erntemaschinen bestmöglich über die gesamte Breite<br />

befüllt werden können. Das ist die Voraussetzung für ein<br />

17


WISSEN<br />

So sieht ein ideal geformtes Schwad aus.<br />

gutes Schnittergebnis. Weder Haufen noch Verzopfungen<br />

sind im Schwad erwünscht, da diese die Ernte erschweren<br />

bzw. verlangsamen. Ebenfalls muss vor dem Schwaden<br />

klar sein, welche Maschine im Anschluss erntet. Auf die<br />

Breite der Pick-up dieser Maschine sollte die Schwadbreite<br />

angepasst sein.<br />

RECHHÖHE<br />

Der Schwader sollte ca. 1–2 cm unter der Schnitthöhe des<br />

Mähwerkes eingestellt werden. Das Gerät darf auf keinen<br />

Fall mit den Zinken den Boden berühren. „Man darf den<br />

Schwader durchaus auch während des Einsatzes verstellen,<br />

wenn man feststellt, dass das Rechergebnis nicht optimal<br />

ist“, so Alexander Esselmann mit einem Augenzwinkern<br />

und weiter: „Bei den einfachen Schwadern muss man<br />

dafür vom Schlepper absteigen und über eine Kurbel die<br />

Rechhöhe verstellen. Bei den Highend-Geräten geschieht<br />

dies komfortabler über eine elektrische Kreiselhöhenverstellung<br />

aus der Kabine heraus.“ Seine Empfehlung ist, den<br />

Schwader einmal auf einer geraden Fläche vor dem ersten<br />

Einsatz voreinzustellen: „Dann kann man zentimetergenau<br />

alle Kreisel auf die optimale Höhe einstellen. Im Feld erfolgt<br />

dann die Feinjustierung.“<br />

Die Drehzahl sollte ebenfalls wie beim Wender tendenziell<br />

niedriger gefahren werden. 350–420 U/min sind in<br />

98 % der Bedingungen vollkommen ausreichend, meint<br />

der Experte. Was die Fahrgeschwindigkeit betrifft, sollte<br />

zwischen 8 km/h und 12 km/h gefahren werden. „Die<br />

Fahrgeschwindigkeit hängt immer von den Flächenverhältnissen<br />

ab. Auf einer flachen und ebenen Fläche können<br />

höhere Fahrgeschwindigkeiten gefahren werden als auf<br />

einer kupierten bzw. unebenen Fläche. Lieber 1–2 km/h<br />

langsamer fahren und dadurch Schmutz vermeiden sowie<br />

alles an Erntegut erfassen, als schnell zu fahren und dafür<br />

viel Schmutz ins Futter schwaden. Hinzu kommt, dass bei<br />

jedem Bodenkontakt des Zinkens die Grasnarbe aufgerissen<br />

wird und sich dort Unkräuter ausbreiten können. Somit<br />

sinkt die Futterqualität nicht nur durch den Schmutzeintrag<br />

im aktuellen Schnitt, sondern auch nachträglich bei den<br />

Folgeschnitten durch qualitativ schlechtere Aufwüchse“,<br />

ergänzt Alexander Esselmann.<br />

QUERNEIGUNG<br />

Maßgeblichen Einfluss auf Rechleistung, Schwadform und<br />

damit auf die Leistung der nachfolgenden Erntemaschinen<br />

hat die richtige Querneigung der Kreisel. Die Neigung des<br />

Kreisels – bei Mehrkreiselschwadern auch die vorderen<br />

Kreisel – sollte immer in Richtung Schwad abfallend sein. Die<br />

Zinken nehmen auf dem Weg Richtung Schwad immer mehr<br />

Futter mit und biegen sich dabei, technisch bedingt durch<br />

das Material, leicht nach hinten. Dadurch verändert sich die<br />

Höhe der Zinken zum Boden. Mit Hilfe der Querneigung wird<br />

diesem Effekt entgegengewirkt. Ebenso sorgt eine mustergültig<br />

eingestellte Querneigung für saubere Schwadkanten.<br />

18


Eine präzise eingestellte Querneigung der Kreisel<br />

sorgt für saubere Schwadkanten.<br />

zu „hüpfen“ beginnen. Das macht sich im Arbeitseinsatz<br />

negativ bemerkbar, da die Reifen nicht einfedern. Die Kreisel<br />

neigen schneller zum Springen und die Bodenanpassung<br />

leidet. Die Tendenz geht auch beim Schwader zu größeren<br />

Bereifungen. Für die Fahrwerke sind heute 710er-Räder<br />

bestellbar, für die Kreisel sind bis zu 18-Zoll-Räder erhältlich“,<br />

ergänzt er und führt weiter aus: „Größere und breitere<br />

Räder haben eine höhere Aufstandsfläche auf dem Boden<br />

und schonen somit die Grasnarbe auch mehr. Je breiter der<br />

Reifen, umso geringer der Druck auf den Boden. Und das<br />

kann gerade bei feuchten Bodenbedingungen einen großen<br />

Unterschied machen, vor allem was Futterverschmutzung<br />

und Grasnarbenschonung für Nachfolgeschnitte betrifft.<br />

Auch die Anzahl der Räder pro Kreisel hat einen Einfluss auf<br />

die Bodenanpassung. Zwischen vier bis acht Rädern sind bei<br />

uns möglich. Je mehr Räder unter dem Kreisel montiert sind,<br />

desto exakter ist die Bodenabtastung.“<br />

Eine schlechte Einstellung der Querneigung erkennt man<br />

meistens auf den ersten Blick an der Schwadform. Liegt<br />

links und rechts an der Schwadkante noch Material, dann<br />

ist meistens die Querneigung nicht passend eingestellt. Die<br />

Verstellung der Querneigung erfolgt einfach und schnell<br />

direkt an den hinteren Kreiseltasträdern des jeweils zu<br />

verstellenden Kreisels.<br />

Alle Krone Swadro sind mit der „Jet-Effekt“-Technik ausgestattet.<br />

Das heißt, sie sind über eine gezogene Kardanik<br />

aufgehängt. Beim Absenken der Kreisel in die Arbeitsposition<br />

berühren immer erst die hinteren Räder des Kreisels den<br />

Boden und dann wird der Kreisel vorne abgesenkt. Somit<br />

wird verhindert, dass die Zinken in den Boden eintauchen.<br />

Beim Ausheben funktioniert dies bei den Krone-Schwadern<br />

auch umgekehrt, sodass die Zinken nicht den Boden<br />

berühren.<br />

LUFTDRUCK PRÜFEN<br />

Die Einstellung der Kreiselentlastung ist abhängig von der<br />

Fläche und den Bodenbedingungen. Eine zu geringe Entlastung<br />

kann zu Bodenverdichtungen oder einem Einsinken<br />

der Kreiseltasträder bei feuchtem Untergrund führen. Hier<br />

muss der Kreisel tendenziell mehr entlastet werden. Ist der<br />

Boden sehr hart oder stark kupiert, sollte die Entlastung<br />

geringer eingestellt werden, damit der Kreisel nicht zu<br />

„schweben“ oder zu springen beginnt, um um kein Futter<br />

liegen zu lassen.<br />

In der nächsten <strong>XtraBlatt</strong>-<strong>Ausgabe</strong> widmen wir uns der<br />

Futterbergung. «<br />

Alexander Esselmann ist<br />

Produktspezialist für Wender und<br />

Schwader im Hause Krone.<br />

Ganz wichtig ist die Prüfung des Luftdrucks sämtlicher<br />

Reifen. Ist dieser nicht aufeinander abgestimmt, ist es nicht<br />

möglich, den Schwader perfekt einzustellen. Alexander<br />

Esselmann: „Gerade, wenn Schwader ausgeliefert werden,<br />

sind die Reifen häufig mit einem sehr hohen Luftdruck befüllt,<br />

damit diese zum Beispiel auf den Transport-Lkw nicht<br />

19


PRAXIS<br />

WEIDESCHWEINE<br />

SCHWEINE IM<br />

GLÜCK<br />

Wenn Johannes Erchinger mit<br />

dem Futtereimer kommt, ist<br />

alles andere Nebensache. Selbst auf<br />

der Weide, auf der Eber und Sauen auf<br />

natürlichem Weg für Nachwuchs sorgen<br />

sollen, interessieren sich alle nur für<br />

den Landwirt mit dem Futtereimer. Nur<br />

Sekunden, nachdem er die Weide betreten<br />

hat, ist er von Schweinen umringt.<br />

Johannes Erchinger achtet darauf, dass<br />

alle etwas von den Pellets abbekommen,<br />

die er mitgebracht hat. Streit gibt es<br />

nicht. Selbst die bis zu 350 kg schweren<br />

Eber drängen die anderen nicht zur Seite,<br />

sondern machen einen entspannten<br />

Eindruck.<br />

„Schweine, die im Freien gehalten werden,<br />

sind einfach ausgeglichener“, sagt<br />

der Landwirt aus Logabirum in der Nähe<br />

des ostfriesischen Leer. Eine klassische<br />

Milchviehregion, in der sich nur wenige<br />

Berufskollegen mit der Schweinezucht<br />

beschäftigen. Auch Johannes Erchinger<br />

bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb<br />

mit 80 Kühen. Und das bereits in der<br />

fünften Generation. Da sich der Hof<br />

mitten im Dorf befindet, gibt es keine<br />

Expansionsmöglichkeiten. Und einfach<br />

außerhalb neu zu bauen, kam für ihn und<br />

seine Familie nie in Frage. „In der zweiten<br />

Hälfte der 90er Jahre habe ich mir sehr<br />

viele Gedanken um ein zweites Standbein<br />

neben den Milchkühen gemacht<br />

und bin schließlich irgendwann auf<br />

die Freilandhaltung von Schweinen<br />

gestoßen“, erinnert sich der Landwirt.<br />

Die Idee hat ihn damals regelrecht<br />

elektrisiert. Er besuchte auf Einladung<br />

des PIC-Zuchtverbandes einen Betrieb<br />

in der Nähe von Schleswig, der sich<br />

auf die Freilandhaltung von Schweinen<br />

spezialisiert hatte. Nur wenige<br />

Wochen später absolvierte er dort ein<br />

Praktikum, um sich möglichst intensiv<br />

mit den Tieren zu beschäftigen.<br />

Schon während dieses Praktikums<br />

erstellte Johannes Erchinger eine<br />

erste Kalkulation, die auch seine Fa-<br />

20


Schweine auf der Weide halten? Eine Idee, die Landwirt<br />

Johannes Erchinger aus dem ostfriesischen Logabirum<br />

interessant fand. Er war vor fast 25 Jahren auf der Suche<br />

nach einem zweiten Standbein. Das hat er mit seinen<br />

Berkshire-Schweinen gefunden.<br />

Glückliche Schweine: Die Ferkel<br />

werden tierwohlgerecht in größeren<br />

Gruppen gehalten und bekommen<br />

täglich frisches Stroh.<br />

milie überzeugte, sich auf das Abenteuer<br />

„Weideschwein“ einzulassen.<br />

ANFÄNGLICHE<br />

WIDERSTÄNDE<br />

In Logabirum gab es zunächst Widerstände,<br />

als er seine Planungen bekannt<br />

machte. „Schweine werden mit Geruchsbelästigungen<br />

in Verbindung gebracht,<br />

was aber nur für die Stallhaltung gilt“,<br />

sagt Johannes Erchinger. Schweine, die<br />

im Freien gehalten werden, riechen<br />

nicht. Das liege zum einen an der natürlichen<br />

Belüftung, vor allem aber daran,<br />

dass sie unter anderem Gras und Stroh<br />

fressen, was zu einem deutlich weniger<br />

geruchsintensiven Stoffwechsel führe,<br />

weil die Fasern Gerüche binden. Die<br />

anfängliche Aufregung hat sich also<br />

schnell wieder gelegt, inzwischen sind<br />

die Schweineweiden sogar eine kleine<br />

Attraktion in der Region. Sie werden häufig<br />

auch von Grundschulklassen besucht,<br />

denen Johannes Erchinger das Thema<br />

Landwirtschaft erfolgreich näherbringt.<br />

Der Anfang war investitionsintensiv, auch<br />

wenn es die Kostenposition Stallbau gar<br />

nicht gab. Zunächst musste die erforder-<br />

21


PRAXIS<br />

Züchtet neben Milchkühen auch Schweine: Landwirt<br />

Johannes Erchinger aus Logabirum in Ostfriesland.<br />

liche Technik, wie zum Beispiel Tränken,<br />

Wartehütten, eine Futterschleuder sowie ein<br />

Schweinetaxi, beschafft und die Weiden für<br />

die Schweinezucht vorbereitet werden. Im<br />

Dezember 1996 startete Johannes Erchinger<br />

dann mit 105 Zuchtsauen und vier Ebern.<br />

„Im ersten Jahr wurde nur Geld und sehr viel<br />

Arbeit investiert“, erklärt er rückblickend. Die<br />

Tiere kamen im Winter, die Sauen wurden<br />

im Frühjahr erstmals gedeckt. Die ersten<br />

Ferkel wurden dann 115 Tage später im<br />

Sommer geboren. Seitdem hat sich ein<br />

3-Wochen-Rhythmus eingespielt. Jeweils<br />

30 Sauen ferkeln alle drei Wochen. Nachdem<br />

die Ferkel von den Muttertieren getrennt<br />

wurden, kommen sie wieder zu den Ebern<br />

und der Zyklus beginnt erneut.<br />

Die rund 200 Sauen und ihr Nachwuchs<br />

fühlen sich offenkundig auf den ostfriesischen<br />

Weiden ausgesprochen wohl. Eine<br />

der Sauen in einem Abferkelgehege ohne<br />

Ferkel ist damit beschäftigt, auf der Weide<br />

Gras abzubeißen und in die Abferkelhütte<br />

zu bringen. Ein natürliches Verhalten von<br />

Schweinen. „Einige Stunden, bevor die<br />

Sauen ferkeln, beginnen sie ein Nest aus frischem<br />

Gras zu bauen“, erklärt der Landwirt.<br />

In einer benachbarten Hütte befinden sich<br />

einige erst wenige Stunden zuvor geborene<br />

Ferkel, die sich noch nicht aus der Hütte<br />

heraustrauen. Spätestens am nächsten Tag<br />

werden aber auch sie herauskommen und<br />

die Weide als Spielwiese für sich entdecken.<br />

Die Ferkel bleiben zunächst vier bis fünf<br />

Wochen bei der Mutter, anschließend noch<br />

bis zu sieben Wochen auf dem Erchinger-<br />

Hof, bevor es für weitere 16 Wochen zum<br />

Mäster geht. „Auch dort wird sehr auf eine<br />

tierwohlgerechte Haltung der Tiere geachtet“,<br />

so der Schweinezüchter. Insgesamt<br />

haben die Berkshire-Schweine sechs bis<br />

acht Wochen mehr Zeit als ihre Artgenossen<br />

aus herkömmlicher Haltung, bevor sie geschlachtet<br />

werden.<br />

AUSGEGLICHENE<br />

TIERE<br />

Auffällig bei den Schweinen ist nicht nur<br />

ihre Ausgeglichenheit, sondern auch die<br />

bei nahezu allen Tieren unversehrten<br />

Ringelschwänze. „Sie sind ein zentraler<br />

Gradmesser für die Haltung“, sagt<br />

Johannes Erchinger nicht ohne Stolz. In<br />

vielen herkömmlichen Betrieben werden<br />

sie häufig kupiert, damit sich die Tiere nicht<br />

gegenseitig in die Schwänze beißen, was<br />

teilweise erhebliche Konsequenzen für den<br />

Gesundheitszustand der Tiere hat. Gebissen<br />

wird oft aus Langeweile. „Wir legen sehr<br />

viel Wert darauf, dass die Tiere beschäftigt<br />

sind. Werden sie in der zweiten Phase der<br />

Aufzucht zu Gruppen zusammengelegt,<br />

gibt es täglich reichlich frisches Stroh. Darin<br />

können die Ferkel toben und auch ihre Beißreflexe<br />

ausleben, ohne ihre Artgenossen zu<br />

verletzen.<br />

AUSSERGEWÖHN-<br />

LICHE QUALITÄT<br />

Vermarktet wird das Fleisch der Tiere<br />

über die Handelskette „Handelshof“<br />

unter dem Namen „Duke of Berkshire“.<br />

Der Name weist auf die Rasse der Eber<br />

hin. Das Berkshire-Schwein ist die älteste<br />

englische Edelschweinrasse. Die Qualität<br />

des Fleisches vom Berkshire-Schwein ist seit<br />

Jahrhunderten gefragt. „Grund dafür ist das<br />

– ähnlich wie bei den Kobe-Rindern – stark<br />

marmorierte Fleisch“, erläutert Johannes<br />

Erchinger. Das Erbgut der Berkshire-Eber ist<br />

so dominant, dass sich seine Eigenschaften<br />

mit Blick auf die Fleischqualität an die Ferkel<br />

weitervererben, obwohl die Sauen zur Rasse<br />

Deutsches Edelschwein gehören. Als Versuch<br />

werden auch einige Duroc-Sauen von<br />

Berkshire-Ebern belegt, um zu testen, ob<br />

die so entstehende Kreuzung noch besser<br />

als das ebenfalls für seine Fleischqualität<br />

bekannte Duroc-Schwein ist.<br />

Was genau macht die Fleischqualität eines<br />

Berkshire-Schweines aus? „Das intramuskuläre<br />

Fett“, erläutert Johannes Erchinger.<br />

Fett sei nicht nur der zentrale Geschmacksträger<br />

bei Fleisch, die Fetteinlagerungen<br />

im Muskelfleisch trügen auch zur festeren<br />

Konsistenz des Fleisches bei. Und das Fleisch<br />

der Berkshire-Schweine erhält deutlich<br />

mehr Zeit zum Wachsen, was sich nicht<br />

zuletzt in den guten Zubereitungseigenschaften<br />

widerspiegelt. „Das Fleisch von<br />

Berkshire-Schweinen schrumpft nicht in<br />

der Pfanne oder im Bräter“, so der Züchter.<br />

Die Berkshire-Eber setzt er erst seit einigen<br />

Jahren für die Zucht ein. 2015 trat die<br />

Handelshof-Kette an ihn heran, nachdem<br />

sie auf seine Freilandhaltung aufmerksam<br />

geworden war. Dort bot man dem Landwirt<br />

an, die komplette Nachzucht weiterzuvermarkten.<br />

Einziger Wunsch des Vermarkters<br />

war der Wechsel der Rasse bei den Ebern.<br />

Johannes Erchinger nahm das Angebot<br />

an. Allerdings gehen nicht alle Berkshire-<br />

Schweine an den Großabnehmer. Um einen<br />

Teil der Tiere auch regional zu vermarkten,<br />

verkauft der Landwirt etwa 2 % der Tiere<br />

an einen Schlachter aus dem benachbarten<br />

Weener. Auch dort erfreut sich das Fleisch<br />

der Grünlandschweine großer Beliebtheit.<br />

Bereut hat Johannes Erchinger seine Entscheidung,<br />

in die Weidehaltung von Schweinen<br />

einzusteigen, nie. Aus wirtschaftlicher<br />

Sicht sind sie ein verlässliches zweites<br />

Standbein geworden. Aber die Arbeit mit<br />

den Tieren macht dem ostfriesischen Landwirt<br />

auch sehr viel Freude. Das spürt man,<br />

wenn er mit dem Futtereimer bei seinen<br />

Schweinen im Grünland ist. «<br />

22


1<br />

1 Reichlich Platz für die Weideschweine:<br />

Aus der Vogelperspektive wird deutlich,<br />

wie viel Raum den Schweinen zur<br />

Verfügung steht.<br />

2 Gern gesehener Besuch: Wenn Johannes<br />

Erchinger mit dem Futtereimer kommt, ist<br />

er sofort von seinen Schweinen umringt.<br />

3 Grünlandbetrieb in Ostfriesland:<br />

Johannes Erchinger bewirtschaftet in der<br />

5. Generation einen Milchviehbetrieb.<br />

4 Aktive Geburtsvorbereitung: Die<br />

Weideschweine sammeln vor der Geburt<br />

der Ferkel Gras, aus dem ein Nest gebaut<br />

wird.<br />

2<br />

3 4<br />

23


INTERVIEW<br />

MASCHINENFABRIK BERNARD KRONE<br />

GUT AM WIND<br />

2<strong>02</strong>0 ist die Krone-Landtechniksparte<br />

erfreulich störungsfrei und erfolgreich<br />

durch die Corona-Sturmböen gesegelt.<br />

Was sind die „learnings“ aus dieser<br />

Zeit und was die längerfristigen<br />

Folgen? Darüber sprach <strong>XtraBlatt</strong><br />

mit Martin Eying, Geschäftsführer<br />

Vertrieb/Marketing, und Marke ­<br />

tingleiter Henrik Feldmann.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Eying, darüber, welche Maßnahmen zum<br />

Schutz vor dem Corona-Virus im Frühjahr bei Krone getroffen<br />

wurden, haben wir bereits in der <strong>Ausgabe</strong> 1-2<strong>02</strong>0<br />

des <strong>XtraBlatt</strong> berichtet. Wie fällt das Fazit nach nunmehr<br />

fast neun Monaten im Pandemie-Modus aus?<br />

Martin Eying: Was den von Ihnen angesprochenen Schutz<br />

im internen Betrieb angeht, ist das Fazit sehr positiv. Sicher<br />

bedeutete dies für alle Mitarbeitenden eine teils enorme<br />

Umstellung, und auch die Neuorganisation aller Prozesse war<br />

eine gewaltige Aufgabe, die jedoch alle mit großer Verantwortung<br />

und Energie umgesetzt haben. Ein Beispiel dafür ist, dass<br />

es unserer IT-Abteilung gelungen ist, in allen angebrachten<br />

Fällen durch entsprechende technische Ausstattung die Arbeit<br />

kurzfristig ins Homeoffice verlegen zu können. Viele andere<br />

24


Bereiche haben ähnliche Herausforderungen gemeistert.<br />

Heute können wir feststellen, dass die sicher nicht immer<br />

einfachen Einschränkungen und Auflagen zur Normalität<br />

geworden sind. Jede bzw. jeder Einzelne in unserem gesamten<br />

Team ist mit viel Eigenverantwortung und Engagement in<br />

dieser Zeit über sich hinausgewachsen – was ein ganz dickes<br />

Lob verdient!<br />

Feldmann: Vergessen Sie dabei bitte nicht, dass unser Geschäftsjahr<br />

jeweils am 1. August beginnt und am 31. Juli<br />

endet. In das Ergebnis 2019/2<strong>02</strong>0 sind also immerhin sieben<br />

Monate ohne Corona eingeflossen. Nach Beginn der Pandemie<br />

hätten wir im Frühjahr allerdings nicht zu hoffen gewagt,<br />

dass wir im Juli auf diesem respektablen Level enden. Aber<br />

wie gesagt: Alle Bestellungen konnten ausgeliefert werden.<br />

Henrik Feldmann: Unsere interne Pandemie-Arbeitsgruppe<br />

hat nicht nur die anfänglichen Schutzkonzepte entwickelt<br />

und für Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen gesorgt,<br />

sondern auch kontinuierlich optimiert und nachgeschärft,<br />

zum Beispiel am Ende der Urlaubssaison im Sommer. Ergebnis<br />

dessen war, dass wir seit März ohne Quarantänen und ohne<br />

nennenswerte Ausfälle durchgehend produzieren, ausliefern<br />

und die Bestellungen unserer Kunden vollständig erfüllen<br />

konnten. Darüber sind wir sehr froh!<br />

Eying: Natürlich hat sich die Nachfrage in den einzelnen<br />

Märkten sehr unterschiedlich entwickelt. Aber in der Summe<br />

aller Länder passte es. Und zwar nicht nur bei den absoluten<br />

Umsatzzahlen, sondern mehr noch bei den Marktanteilen.<br />

So haben wir nach unserer Einschätzung zum Beispiel über<br />

alle unsere Maschinenkategorien hinweg weltweit rund 1 %<br />

Marktanteil zugelegt. Dies war auch in der Vergangenheit<br />

so: Besonders in sogenannten Krisenjahren konnte Krone im<br />

Wettbewerbsvergleich stets überdurchschnittlich profitieren.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Demzufolge waren auch die Lieferketten der<br />

Zulieferer nicht unterbrochen?<br />

Eying: Natürlich gab es anfangs kurzzeitige Störungen,<br />

aber keine echten Unterbrechungen. Da auch einige unserer<br />

europäischen Zulieferer im Frühjahr rasch als systemrelevant<br />

eingestuft wurden, lief überall die Produktion so ausreichend,<br />

dass wir keine nennenswerten Engpässe hatten.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Also eine gute Grundlage für den mit 732 Mio. €<br />

und einem Wachstum von 4,8 % doch insgesamt sehr erfreulichen<br />

Gesamtumsatz in der Sparte Landtechnik …<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Worauf führen Sie das zurück?<br />

Eying: Zu den Kernwerten der Familie und des Unternehmens<br />

Krone gehören seit Generationen die absolute Kunden- und<br />

Serviceorientierung, Flexibilität sowie ein persönlicher, intensiver<br />

Kontakt zur Praxis und in die Märkte. Das hat in einem<br />

stetig wachsenden Unternehmen heute natürlich andere<br />

Ausprägungen als vor 20 oder 40 Jahren, doch das Grundprinzip<br />

bleibt. Kunden bewerten diese Werte offensichtlich<br />

in den schwierigen Jahren noch stärker als sonst.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Dieser persönliche „Draht“ zu den Kunden ist<br />

unter Corona-Bedingungen jedoch schwerer denn je …<br />

Feldmann: Das stimmt, aber es ist möglich. Zu den Erkenntnissen<br />

der Pandemie gehört sicher, dass große Präsenzmessen<br />

in der näheren Zukunft nicht oder nur unter extremem<br />

Aufwand durchführbar sein werden. Der Austausch mit<br />

den Kunden dort fällt also weitgehend weg, ebenso wie die<br />

Emotionalität, Technik leibhaftig sehen und anfassen zu<br />

können. Die Kommunikation mit den Kunden wird sich also<br />

deutlich verändern müssen, wobei die Digitalisierung klar an<br />

Bedeutung gewinnt.<br />

25


INTERVIEW<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: … und den direkten Kontakt ersetzt?<br />

Eying: Nein, der direkte Kontakt und das persönliche Gespräch<br />

sind durch nichts zu ersetzen! Aber es werden sich neue,<br />

ergänzende Konzepte der Kommunikation entwickeln. Wenn<br />

ich dies mal auf unsere internen Prozesse beziehe, schafft die<br />

Digitalisierung in Teilbereichen zeitliche Freiräume, die dann<br />

verstärkt für direkte Kundenkontakte genutzt werden können.<br />

Zum Beispiel Veranstaltungen mit Live-Kontakt werden sich<br />

mehr in die Regionen verlagern, etwa in den direkten Austausch<br />

zwischen Händler bzw. unseres eigenen Außendienstes<br />

und den Kunden. Aber die Akzeptanz der Digitalisierung<br />

nimmt deutlich zu. Zum Beispiel in Skandinavien ist sie gesellschaftlich<br />

in sehr vielen Lebensbereichen gang und gäbe,<br />

und zwar in einem erheblich größeren Ausmaß als zum<br />

Beispiel bisher in Deutschland. Doch ich bin überzeugt, dass<br />

sich dies früher oder später bei uns und in anderen Ländern<br />

ähnlich entwickelt.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Ein genereller gesellschaftlicher Trend ist, Produkte<br />

verstärkt im Internet zu bestellen, was den Einzelhandel<br />

in große Bedrängnis bringt. Ist das auch bei Landmaschinen<br />

vorstellbar?<br />

Feldmann: Nicht in der gleichen Form und Umfang, als wenn<br />

„DIE KOMMUNIKATION MIT DEN<br />

KUNDEN WIRD SICH DEUTLICH<br />

VERÄNDERN.“<br />

HENRIK FELDMANN,<br />

MARKETINGLEITER MASCHINENFABRIK KRONE<br />

Menschen zum Beispiel Kleidung im Internet kaufen. Aber<br />

schon heute werden Ersatzteile<br />

selbst von Endkunden<br />

vermehrt online identifiziert<br />

und bestellt. Zu den online<br />

kaufbaren Produkten in der<br />

Landtechnik gehört zum Beispiel<br />

auch XtraPower, also unser Angebot, für entsprechend<br />

vorkonfigurierte Häcksler online Zusatz-Motorleistung für<br />

einen begrenzten Zeitraum freizuschalten. Selbst Gebrauchtmaschinen-Auktionen<br />

erleben<br />

online einen Boom. Ob allerdings<br />

technisch etwas einfachere Neumaschinen,<br />

wie etwa Wender oder<br />

Schwader, mittelfristig auch online<br />

vermarktet werden, lässt sich noch<br />

nicht absehen. Unser Ziel ist es nicht,<br />

und bei komplexer Technik ist das<br />

nach meinem Empfinden ohnehin nicht vorstellbar.<br />

Eying: Spannender als im Vertrieb finde ich den Gedanken<br />

der Digitalisierung im Kundendienst und Service. Mehr denn<br />

je erfordern die technisch immer komplexeren Maschinen bei<br />

eventuell erforderlichen Reparaturen vor Ort schnelle Hilfe,<br />

um Stillstandzeiten und Ausfallkosten zu vermeiden. Indem<br />

sich ein Servicetechniker online schon von der Werkstatt aus<br />

in die Maschine einloggen und die Störungsursache identifizieren<br />

kann, muss er für eine Fehlerdiagnose nicht zwingend<br />

jedes Mal erst aufs Feld oder zum Kunden fahren. Stattdessen<br />

kann er in vielen Fällen dem Fahrer gleich telefonisch helfen<br />

oder möglicherweise online Störungen beheben, sofern sie<br />

mit der Software oder Elektronik zu tun haben. Und wenn er<br />

26


Bleibt durch die Bestrebungen der großen Long-Liner, ihre<br />

Händlernetze auf Exklusivität zu trimmen, in der Fachhandels-Landschaft<br />

inzwischen noch genügend Raum für<br />

Spezialisten wie Krone? Oder muss der Hersteller zunehmend<br />

Handels-Aufgaben selbst übernehmen?<br />

doch losfahren muss, hat er im Idealfall gleich die richtigen<br />

Ersatzteile dabei.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Ist denn jeder Krone-<br />

Händler zu diesen technisch<br />

komplexen Diagnosen qualifiziert,<br />

gerade bei Software und<br />

Elektronik?<br />

Martin Eying (l., Geschäftsführer<br />

Vertrieb/Marketing) und Henrik<br />

Feldmann diskutieren über die<br />

Folgen der Corona-Krise, wie<br />

z. B. die Beschleunigung der<br />

Digitalisierung.<br />

Eying: Im Prinzip ja. Dazu absolvieren<br />

alle unsere Partner<br />

regelmäßig die entsprechenden Schulungen. Wobei es sicher<br />

in Einzelfällen durchaus Unterschiede gibt, speziell mit Blick<br />

auf unsere BiG-Line, also zum Beispiel BiG X, BiG M und die<br />

Quaderballenpressen. Nicht jeder Handelspartner hat in<br />

seinem Verantwortungsbereich von allen Maschinentypen<br />

größere Stückzahlen, um aufgrund seiner Erfahrung wirklich<br />

für jedes Problem immer selbst sofort eine Antwort finden<br />

zu können. Hier greift die enge Zusammenarbeit zwischen<br />

den Fachhändlern und der Maschinenfabrik. Auch hier sind<br />

die digitalen Tools ein Schlüssel zur Lösung. Außerdem sind<br />

unsere Kundendienstspezialisten für die Servicepartner immer<br />

telefonisch direkt erreichbar – auch darin unterscheiden wir<br />

uns von anderen Marken deutlich, wie mir die Händler immer<br />

wieder bestätigen.<br />

„ZU DEN KERNWERTEN DES<br />

UNTERNEHMENS KRONE<br />

GEHÖRT SEIT GENERATIONEN<br />

DIE ABSOLUTE KUNDEN- UND<br />

SERVICEORIENTIERUNG.“<br />

MARTIN EYING, GESCHÄFTSFÜHRER VERTRIEB/MARKETING<br />

MASCHINENFABRIK KRONE<br />

Eying: An der Haltung aller Verantwortlichen bei Krone<br />

zu dieser Frage hat sich nichts geändert: Es wäre weder<br />

personell leistbar noch finanziell tragbar, als Hersteller<br />

den Vertrieb und Kundendienst in der Fläche selbst sicherstellen<br />

zu wollen. Ziel ist es deshalb, unsere Partner nach<br />

Kräften in allen Belangen zu unterstützen, wo sie dieses<br />

benötigen und/oder erwarten. Wenn dazu gehört, in einer<br />

einzelnen Region durch einen eigenen Stützpunkt diese<br />

zusätzliche Unterstützung sicherzustellen, werden wir dies<br />

tun. Aber auch Handelspartner mit einer stärkeren Stützpunktfunktion<br />

sind in dem Zusammenhang vorstellbar.<br />

Auf Struktur- und Marktveränderungen werden wir flexibel<br />

und undogmatisch reagieren. Zwei Maximen sind jedoch<br />

gesetzt: Erstens muss die Einsatzsicherheit der Technik auf<br />

jeden Fall bestmöglich gewährleistet sein, egal wie. Und<br />

zweitens bleiben unsere kompetenten und engagierten<br />

Fachhandelspartner vor Ort in Vertrieb und Service die erste<br />

Wahl. «<br />

27


INTERNATIONAL<br />

LOHNUNTERNEHMER WILL MURPHY, GROSSBRITANNIEN<br />

DER PRESSEN-<br />

PROFI<br />

Will Murphy betreibt ein klassisches Start-up in der Grafschaft<br />

Suffolk in Großbritannien. Sein Geschäft ist Strohpressen.<br />

Gut 30.000 Ballen pressen seine beiden Krone-HDP-Pressen.<br />

Grund genug für Bernd Feuerborn, Redakteur der Fachzeitschrift<br />

agrarheute, den Betrieb zu besuchen.<br />

Der Betrieb ist unscheinbar und irgendwo in der<br />

„Pampa“ in Großbritannien. Schmale Straßen führen<br />

zum Hof – Felder, soweit das Auge reicht. Auf dem Hof<br />

steht eine landwirtschaftliche Halle mit Blech verkleidet,<br />

davor ein Bürocontainer. Neben der Halle warten zwei<br />

Krone-Quaderballenpressen auf ihren Einsatz. Die eine ist<br />

eine BiG Pack 1290 HDP High Speed und die andere eine<br />

BiG Pack 1290 HDP II. Die HDP High Speed war eine Saison<br />

alt, die HDP II fast neu, als wir den Betrieb WRM Agri Ltd im<br />

Sommer besucht haben.<br />

gearbeitet, die Stroh für ein Elektrizitätswerk beschafft.<br />

Im E-Werk mischen sie das Stroh mit Holzhackschnitzeln,<br />

verbrennen es und erzeugen rund 44 MW Strom – genug<br />

für 82.000 Haushalte. 240.000 t Stroh braucht es dafür im<br />

Jahr. Das Biomasseheizwerk ist seit vier Jahren in voller<br />

Produktion. Hier hat Will seine Chance gesehen, als selbstständiger<br />

Strohlieferant mitzumischen. Insgesamt gibt es<br />

vier ähnliche Werke in der Region mit einem Strohbedarf<br />

von insgesamt 1 Mio. t.<br />

Will Murphy hat den Lohnbetrieb 2016 gegründet. Der<br />

damals 27-Jährige wollte sich selbstständig machen. Zuvor<br />

hatte er schon einige Jahre im Strohhandel für eine Firma<br />

28


Angefangen hat Will Murphy recht klein. Beim Betriebsleiter<br />

einer rund 2.400 ha großen Farm fragte er nach, ob<br />

er 80 ha Stroh pressen dürfte. Da der Betriebsleiter mit<br />

seinem damaligen Lohnunternehmer unzufrieden war,<br />

durfte er, und zwar gleich 400 ha Stroh. Will Murphy nutzte<br />

die Chance und überzeugte mit promptem Service und<br />

sauberer Arbeit. Heute presst er das Stroh des kompletten<br />

Betriebes und konnte noch weitere 1.600 ha in der Region<br />

unter Vertrag nehmen.<br />

Das Geschäft mit dem Stroh läuft in der Region recht<br />

einfach. Die Farmer verkaufen das Stroh ab Feld an den<br />

Lohnunternehmer. Dabei werden Gerste, Weizen und<br />

erstaunlicherweise auch Rapsstroh gepresst. Sobald die<br />

Feldfrucht gedroschen ist, rückt Will Murphy mit seiner<br />

Truppe an und räumt die Felder so schnell wie möglich. Deshalb<br />

kommt es ihm sehr auf Schlagkraft an. Das komplette<br />

Risiko liegt somit beim Lohnunternehmer. Abgerechnet wird<br />

nach Gewicht. Alle Ballen werden registriert und lassen sich<br />

den Feldern zuordnen. Die Abrechnung erfolgt nach dem<br />

Wareneingang in der Strohhalle des E-Werks. Jeder Ballen<br />

kommt hier auf die Waage.<br />

ZWEI HDP-PRESSEN<br />

Drei Jahre nach dem Start beschäftigt Will Murphy sechs Personen<br />

in der Saison, die von Juli bis September dauert - rund<br />

zehn Wochen. Die Hauptarbeit ist jedoch wetter- und erntebedingt<br />

in sechs Wochen erledigt. Für das Saisongeschäft<br />

hat Will eine klare Vorstellung. Die wichtigste Maschine<br />

ist die Presse. Deshalb sind die Quaderballenpressen neu<br />

beziehungsweise fast neu.<br />

Als Ballengröße kam für ihn nur die Größe 120 cm x 90 cm<br />

infrage und die Presse sollte eine möglichst hohe Pressdichte<br />

haben, um die Transportkosten so niedrig wie möglich zu<br />

halten. Deshalb läuft schon seit 2018 eine 1290 HDP High<br />

Speed von Krone auf dem Betrieb. Bei ihr geht der Unternehmer<br />

auf Nummer sicher und lässt die Presse vom lokalen<br />

Händler warten. Zudem hat er die erweiterte Garantie<br />

hinzugekauft. „Die enorme Pressdichte, aber auch der gute<br />

Service des Krone-Händlers waren ausschlaggebend für den<br />

Kauf“, sagt Will Murphy. Vor der Presse läuft ein Massey<br />

Ferguson (MF) 8670 Baujahr 2012 mit 3.300 h. „Bei den<br />

Traktoren suche ich immer gute, ältere Gebrauchte mit<br />

wenig Stunden“, so Murphy. Mit den 320 PS Motorleistung<br />

ist er für den Einsatz vor der HDP-Presse gut motorisiert.<br />

Anders sah es anfangs mit dem schon zwölf Jahre alten<br />

Xerion 3800 aus, der vor der HDP II läuft. Er kam mit 2.500 h<br />

auf den Betrieb. Allerdings braucht die HDP II mehr als<br />

380 PS Motorleistung, um sie an der Leistungsgrenze fahren<br />

zu können, ist sich Murphy sicher. Deshalb hat er dem<br />

Großtraktor noch mal 40 PS Mehrleistung per Chiptuning<br />

spendiert. Probleme mit dem TÜV oder der Versicherung<br />

gibt es auf der Insel wohl keine.<br />

Beide Traktoren haben eine Schwadrolle von Agriweld in der<br />

Fronthydraulik. In der Region wird mit 6 bis 12 m breiten<br />

Schneidwerken gedroschen, und durch das vorherige Niederdrücken<br />

soll die Presse bis zu 4 km/h schneller pressen<br />

können. Das hätten wir uns gerne angeschaut. Aber auch<br />

Murphy konnte die Aussagen seiner Berufskollegen bei<br />

unserem Besuch noch nicht bestätigen.<br />

Die beiden Krone-Pressen des<br />

Lohnunternehmers schaffen<br />

bis zu 30.000 Ballen pro<br />

Saison.<br />

29


INTERNATIONAL<br />

Das Aufnehmen der Ballen<br />

erfolgt in voller Fahrt.<br />

MIT FEUCHTE-MESSER<br />

Das E-Werk nimmt Stroh bis 25 % Feuchte an, aber der Lohnunternehmer<br />

hört bei 18 % Strohfeuchte auf, zu pressen.<br />

So hat er noch Sicherheit, dass das Stroh auf jeden Fall<br />

angenommen wird. Denn die Lagerung erfolgt im Freien.<br />

Die HDP High Speed am MF hat in der Saison 2018 fast<br />

15.000 Ballen gepresst. Das Durchschnittsgewicht beim<br />

Weizenstroh lag – mit 10 % Materialfeuchte – bei 490 kg.<br />

Das entspricht einer Pressdichteeinstellung im Terminal<br />

von 95 %. Auf 530 kg bringt es die HDP II bei Einstellung von<br />

nur 70 % im Terminal. „Die HDP II sollte rund 20.000 Ballen<br />

schaffen im Jahr“, ist Will Murphy überzeugt. Insgesamt<br />

presst der Jungunternehmer in den eingangs genannten<br />

sechs Wochen über 30.000 Ballen auf rund 4.000 ha.<br />

Wenn Stroh zum Pressen draußen liegt, verlassen die Fahrer<br />

schon um 8:30 Uhr den Hof. Das ist oft noch etwas früh, aber<br />

sie können über die Messtechnik genau feststellen, ab wann<br />

sich das Pressen lohnt. Will Murphy sagt zur Einsatztaktik:<br />

„Mir ist es lieber, die Fahrer sind schon vor Ort und trinken<br />

noch eine Tasse Tee, als wenn sie erst um 10 Uhr losfahren,<br />

sie aber schon seit einer Stunde pressen könnten.“<br />

Das kommt auch den Landwirten gelegen. Es ist in<br />

ihrem Interesse, dass die Flächen so schnell<br />

wie möglich vom Stroh geräumt sind.<br />

Meist fahren beide Pressen zum<br />

selben Feld. Die HDP I presst in<br />

der Regel das Vorgewende<br />

und die Ausläufer. Dann<br />

kann die HDP II mit maximaler Leistung die längeren Schwaden<br />

pressen.<br />

Die Flächen bekommt der Lohnunternehmer von den<br />

Landwirten per Shape-Datei, aber auch per Ausdruck. Die<br />

Daten lassen sich in Harvestyield, einer App für das Handy,<br />

einlesen. Dann müssen die Fahrer nur noch Arbeitsbeginn<br />

und -ende sowie die Anzahl Ballen eintragen. Diese Daten<br />

sind die Basis für die spätere Abrechnung.<br />

SCHNELLE BALLENSAMMLER<br />

Für das Ballensammeln und -stapeln hat Murphy zwei<br />

Landwirte angeheuert. Beide ziehen mit ihrem Traktor<br />

einen Ballensammelwagen vom Typ Heath Super Chaser QM<br />

Extra. Die Wagen sind extra für das Ballenmaß<br />

120 cm x 90 cm konzipiert. Mit hohem<br />

Tempo fahren die Landwirte über den<br />

Acker. Mit dem Frontgewicht stoßen sie<br />

den Quaderballen an und stellen ihn quer.<br />

Eine weiterer kleiner Schwung, und nun<br />

kann der zur Seite ausgeschwenkte Ballenwagen<br />

den Strohballen aufspießen<br />

und aufladen. Danach stoßen sie den<br />

nächsten Ballen an und stellen ihn<br />

Will Murphy hat sich mit<br />

seinem Lohnunternehmen<br />

auf das Strohpressen<br />

spezialisiert.<br />

30


Mit dem Sammeln und Aufstapeln der Ballen<br />

hat Will Murphy zwei Landwirte beauftragt,<br />

die auch die Technik stellen.<br />

Bis zu acht Ballen hoch und die Stapel sehr<br />

dicht aneinander gedrückt: So entstehen<br />

aus Stroh wahre Pyramiden.<br />

quer. Mit der Gabel wird auch dieser Ballen aufgenommen<br />

und vor den vorherigen Ballen gelegt. Nun werden beide<br />

Ballen senkrecht auf die Ladefläche gestellt, und das Spiel<br />

beginnt von vorne.<br />

Die Ballen rücken auf der Ladefläche immer weiter nach<br />

hinten und werden gegen eine überdimensionierte Ballengabel<br />

gedrückt. Bis zu 16 Quaderballen lassen sich so zu<br />

einem Paket laden. Nun bringt der Fahrer die Ladung zum<br />

Sammelplatz. Dort fährt er rückwärts gegen den Stapel,<br />

fährt die Ladefläche senkrecht hoch und drückt das Stroh<br />

fest gegen den Stapel, damit eventueller Regen den Ballen<br />

möglichst wenig anhaben kann.<br />

PYRAMIDEN AUS STROH<br />

Die Stapel sehen aus wie kleine Pyramiden aus Stroh. Die<br />

maximale Höhe liegt bei acht Ballen. Wichtig ist, dass sie<br />

möglichst dicht lagern, da sie nicht abgedeckt werden. Die<br />

Landwirte fahren das Stroh im Auftrag von Will Murphy<br />

zusammen und bringen ihre eigene Technik mit. Die Ballenlader<br />

haben sie sich extra für die Saison geliehen. Der<br />

spätere Abtransport zum Kunden erfolgt dann per Lkw.<br />

54 Ballen mit dem 120-×-90er-Ballenmaß passen auf einen<br />

Zug, da die Lkw in Großbritannien bis 5,06 m hoch sein<br />

dürfen. Für den Transport zum E-Werk hat der Betrieb Zeit<br />

bis Weihnachten. Somit entzerrt sich die Verladung ein<br />

wenig. Für das Beladen hat der Lohnunternehmer noch zwei<br />

Teleskoplader mit 3 t Liftkapazität und 9,50 m Reichweite<br />

im Maschinenpark.<br />

Bei unserem Besuch hatte es in der Nacht zuvor heftig<br />

geregnet. Deshalb war ans Pressen von Gerstenstroh noch<br />

nicht zu denken, aber das Rapsstroh war schon trocken<br />

genug. Hier wundert man sich, wie viele Ballen dann trotzdem<br />

zusammenkommen. Da das gesamte Stroh gepresst<br />

wird, verbleibt nicht viel Organik auf dem Feld.<br />

Es ist auf jeden Fall für alle ein gutes Geschäftsmodell,<br />

so unser Eindruck von außen. Der Drescher muss nichts<br />

häckseln und kann günstiger dreschen. Trotzdem sind die<br />

Flächen schnell geräumt. Durchschnittlich 15 bis 20 Pfund<br />

(rund 17 bis 22 €) muss Will Murphy pro Tonne Stroh ab<br />

Feld den Landwirten zahlen. Seine Kosten über alles frei<br />

Strohhalle des E-Werks beziffert der Lohnunternehmer auf<br />

rund 36 bis 42 Pfund/t (39 bis 46 €). Darin sind die Kosten für<br />

das Pressen, das Garn, das Sammeln und den Transport abgedeckt.<br />

Das wären für das Pressen extrem niedrige Kosten.<br />

Was der Lohnunternehmer für das Stroh bekommt, wollte er<br />

nicht in der Zeitung lesen. Angesichts der hohen Schlagkraft<br />

und der geringen Kosten dürfte es ein lohnendes Geschäft<br />

sein. Das Prinzip, in die optimale Presstechnik zu investieren<br />

und hier kein Risiko einzugehen, scheint aufzugehen. Die<br />

Wartung übernimmt der örtliche Händler und die um drei<br />

Jahre erweiterte Garantie von Krone scheint sich für den<br />

Lohnunternehmer ebenfalls zu rechnen. Größere Probleme<br />

hat es mit den Pressen nicht gegeben. «<br />

31


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WISSEN<br />

BEHIND THE<br />

SCENES<br />

Damit eine Online-Pressekonferenz<br />

reibungslos funktioniert und<br />

professionell wirkt, sind im Vorfeld<br />

viele Vorbereitungen und Übungsrunden<br />

nötig. Hier einige Impressionen<br />

„behind the scenes“.<br />

32


33


PRAXIS<br />

FAMILIE KNEER, BAD DITZENBACH<br />

MIT LEIDENSCH<br />

34


AFT<br />

Florian (li.) und Moritz Kneer leiten gemeinsam den Oberberghof in Bad Ditzenbach.<br />

Es gibt Begriffe, die oft falsch verwendet<br />

werden. Das Wort „Amateur“ gehört dazu.<br />

Korrekt bedeutet es, dass jemand eine Tätigkeit<br />

aus Liebhaberei ausübt. Im besten<br />

Sinne trifft das auf Moritz und Florian Kneer<br />

zu. Zwar ist der Fensterbau ihre Haupttätigkeit,<br />

die Familie betreibt aber auch Landwirtschaft.<br />

Der Oberberghof ist ein gepflegter<br />

Pferdebetrieb am Rande von Bad<br />

Ditzenbach auf der Schwäbischen Alb.<br />

Kenner des landwirtschaftlichen Bauwesens<br />

merken sofort, dass das Stallgebäude<br />

ursprünglich für andere Zwecke erbaut<br />

wurde. Dies bestätigt Florian Kneer, der<br />

den Hof gemeinsam mit seinem Bruder<br />

Moritz führt: „Wir stammen mütterlicherseits<br />

aus einer Familie, die, wie früher oft<br />

üblich, neben der Land- auch eine Gastwirtschaft<br />

mit Metzgerei betrieben hat.<br />

Den Oberberghof hat unser Großvater im<br />

Jahr 1962 gebaut, ursprünglich mit dem<br />

Schwerpunkt Bullenmast. Später kamen<br />

Pferde hinzu und nach seiner Prüfung zum<br />

Pferdewirtschaftsmeister in Marbach spezialisierte<br />

er sich dann komplett auf diesen<br />

Bereich.“ Florian und Moritz Kneer haben<br />

den Betrieb im Jahr 2004 übernommen,<br />

wobei ersterer sich als Geschäftsführer<br />

allerdings eher um das Familien-Unternehmen<br />

kümmert, letzterer hauptsächlich<br />

auf dem Hof anzutreffen ist.<br />

„Wir bewirtschaften an diesem Standort<br />

75 ha Fläche. Das meiste ist Grünland, überwiegend<br />

in hängigen Lagen“, erklärt Moritz<br />

Kneer. „Acker haben wir nur etwa 1 ha, dazu<br />

noch etwas Wald. Auf dem Betrieb gibt es<br />

insgesamt 25 Pferdeboxen, 16 davon sind<br />

an Einsteller vermietet. Für unsere Kunden<br />

ist der Reitsport, wie für uns selbst, in erster<br />

Linie Hobby. Wir sind für alle Rassen offen.<br />

Auf der Anlage stehen hauptsächlich Warmblüter,<br />

aber auch ein Altwürttemberger,<br />

35


PRAXIS<br />

Da qualitativ hochwertiges Pferdeheu nur in<br />

einem relativ kurzen Zeitfenster produziert<br />

werden kann, setzten die Brüder auf eine<br />

schlagkräftige Mechanisierung.<br />

Der Oberberghof ist ein Pensionspferdebetrieb.<br />

zwei American Miniature Ponys und zwei<br />

Deutsche Reitponys.“<br />

EIGENES FUTTER<br />

Neben einer Halle und einem Allwetter-<br />

Außenplatz, beide mit einem speziellen<br />

Reitboden, bestehend aus einem Textilflies-<br />

Gemisch, bietet die Anlage ein Solarium,<br />

eine Führanlage und Schlechtwetter-Paddocks<br />

mit Sandboden. „Unser Opa hat noch<br />

einen Schulbetrieb angeboten“, erzählt<br />

Florian Kneer. „Inzwischen sind wir aber ein<br />

reiner Pensionsstall. Allerdings arbeitet auf<br />

dem Oberberghof eine angestellte Pferdewirtin,<br />

die den Einstellern Unterricht gibt<br />

und auch Pferde bereitet. Einen zweiten<br />

Mitarbeiter haben wir zum Füttern, Misten<br />

und für allgemeine Hofarbeiten.“<br />

Während viele Pferdebetriebe ihr Grundfutter<br />

zukaufen, machen das Florian und<br />

Moritz Kneer komplett selbst. „Heu, Heulage<br />

und Silage kommen von den eigenen<br />

Flächen“, so Florian Kneer. „Die Silage wird<br />

allerdings weiterverkauft. Unser Stroh<br />

kaufen wir ab Acker bei anderen Landwirten<br />

und pressen es selbst - ebenso wie unser<br />

eigenes Heu ausschließlich in Quaderballen.<br />

Für die Heulage und Silage kommt eine<br />

Rundballenpresse mit Mantelfolienbindung<br />

zum Einsatz. Mit diesem Verfahren haben<br />

wir hier gute Erfahrungen gemacht.“<br />

Eine der zwei Quaderballenpressen ist eine<br />

Krone BiG Pack 1270 VC mit Vielmesserschneidwerk.<br />

Nun könnte man meinen,<br />

dass eine solche Technologie eher auf einem<br />

Milchviehbetrieb, weniger bei Pferden einen<br />

Sinn macht. Hier widerspricht Moritz Kneer:<br />

„Bei über 90 % unseres Pferdestrohs bleiben<br />

alle 51 Messer drin. Das hat für die Einstreu<br />

den großen Vorteil, dass sie saugfähiger ist<br />

und beim Abmisten der Boxen per Gabel<br />

besser sortiert werden kann. Außerdem<br />

lässt sich der Mist besser verwerten, da er<br />

schneller verrottet. Erst haben wir Zweifel<br />

gehabt, weil die Einstreu weniger voluminös<br />

ist und die Kunden hier auf die Optik Wert<br />

legen, aber da gab es keinerlei negative<br />

Rückmeldungen.“<br />

SCHLAGKRAFT<br />

GEWÜNSCHT<br />

Auch die Mähtechnik stammt überwiegend<br />

aus dem Emsland. Für kleinere Parzellen<br />

wird eine Front-/Heck-Kombination ohne<br />

Aufbereiter verwendet, für größere steht<br />

ein Heckschmetterling bereit, das aber von<br />

einem anderen Hersteller kommt. „Den<br />

Ausschlag für das Krone-Frontmähwerk<br />

F 400 CV gab hier die Arbeitsbreite von 4 m,<br />

die wir wegen der Überlappung vor allem<br />

auf unseren Hangflächen brauchen“, sagt<br />

Moritz Kneer.<br />

Gewendet wird das Heu mit einem gezogenen<br />

KW-T 1300, mit dem die Brüder sehr<br />

zufrieden sind. Sie beeindruckt vor allem<br />

die Wendigkeit, selbst auf kleineren Flächen<br />

in Kombination mit der hohen Schlagkraft.<br />

Das ist besonders wichtig, da ja hauptsächlich<br />

Heu produziert wird. So muss gerade<br />

beim ersten Schnitt alles gewendet werden.<br />

Und zwar in einem kleinen Zeitfenster.<br />

Aus diesem Grund haben Florian und Moritz<br />

Kneer auch in einen entsprechend dimensionierten<br />

Vierkreiselschwader investiert,<br />

einen Swadro 1400 Plus. „Zuerst hatten<br />

wir einen Seitenschwader, dann einen<br />

Mittelschwader und eine Zeitlang sogar<br />

beides“, erklärt Moritz Kneer. „Jetzt macht<br />

die ganze Arbeit einer. Er wirkt zwar optisch<br />

sehr groß, ist aber genauso wendig wie ein<br />

Zweikreisel-Seitenschwader, und er eignet<br />

sich wirklich gut dafür, um das Gras schön<br />

aus den Ecken herauszuholen.“<br />

Die Krone-Produkte kommen übrigens von<br />

der Firma Steinbrenner in Wörnitz, die auch<br />

den Service und die Wartung übernimmt.<br />

Und das, obwohl deren Standort rund zwei<br />

Stunden vom Oberberghof entfernt liegt.<br />

Dies erklärt Florian Kneer folgendermaßen:<br />

„Wir haben den Händler kennengelernt,<br />

weil wir auch noch auf einigen Flächen in<br />

Mittelfranken unterwegs sind. Vor allem<br />

bei technisch etwas anspruchsvolleren<br />

36


FLEXIBEL BLEIBEN<br />

Bei Pferdebetrieben gehört durch die Einstreu<br />

immer auch die Ausbringung von<br />

Festmist dazu. Dies geschieht mit einem<br />

Annaburger-Streuer mit einem Fassungsvermögen<br />

von 22 m³ und einem Gesamtgewicht<br />

von 24 t. Für überbetriebliche<br />

Silage-, Mais- und Hackschnitzeltransporte<br />

wurde ein Krampe-Hakenlift angeschafft.<br />

Auf die geringere effektive Nutzlast eines<br />

Hakenlifts angesprochen, antwortet Moritz<br />

Kneer: „Wir sind dadurch sehr viel flexibler,<br />

weil wir sowohl Mulde als auch eine Plattform<br />

einsetzen können.“<br />

Maschinen, wie den Quaderballenpressen,<br />

hat uns das Team um Willy Waldmann und<br />

Werkstattmeister Stefan Sarke so überzeugt,<br />

dass wir seitdem zusammenarbeiten.<br />

Die Arbeiten werden entweder an deren<br />

Standort erledigt, mitunter kommen aber<br />

auch die Mitarbeiter nach Bad Ditzenbach<br />

und reparieren in unserer Werkstatt.“<br />

DREI SCHNITTE<br />

Heu und Stroh werden auf insgesamt rund<br />

450 ha geborgen, die Quaderballenpressen<br />

haben rund 6.000 Output pro Saison, die<br />

Rundballenpresse zwischen 3.000 und<br />

3.500 Ballen. Die meisten Maschinen und<br />

Geräte des Oberberghofs werden nämlich<br />

auch überbetrieblich eingesetzt. „Wir halten<br />

mit unseren eigenen Maschinen eine gewisse<br />

Schlagkraft vor“, meint Florian Kneer.<br />

„Denn zur Fütterung der Pferde können<br />

wir nur allerbeste Qualität verwenden.<br />

Das Gleiche gilt für die Stroh-Einstreu. Um<br />

schnell und flexibel arbeiten zu können,<br />

haben wir uns im Jahr 2005 als erste große<br />

Maschine eine Quaderballenpresse gekauft,<br />

dann haben uns immer mehr Nachbarn<br />

gefragt, ob wir nicht für sie im Lohn arbeiten<br />

können. Das hat sich dann Stück für Stück<br />

weiterentwickelt.“<br />

Im Grünland werden in der Regel drei<br />

Schnitte gemacht. Der erste ist komplett<br />

zur Heuproduktion vorgesehen. Der<br />

zweite, je nach Wetter und Aufwuchs,<br />

kombiniert Öhmd (schwäbischer Begriff,<br />

gleichbedeutend mit dem norddeutschen<br />

Grummet) und/oder Silage, der dritte wird<br />

ausschließlich zu Silage. Der letzte Schnitt<br />

findet meist Mitte Oktober statt. Die Brüder<br />

achten dabei darauf, dass das Gras nicht zu<br />

lang in den Winter geht, um Probleme mit<br />

Mäusen zu verhindern. Die Saison für Heu<br />

beginnt meist Mitte Juni. Arbeitsspitzen<br />

werden etwas entzerrt, da bei den Milchviehbetrieben<br />

in der Kundschaft teilweise<br />

zu einem anderen Zeitpunkt gemäht wird.<br />

In Summe haben die Brüder Kneer in diesem<br />

Jahr aber volle zwei Wochen ausschließlich<br />

Heu gepresst.<br />

Auf ihren eigenen Flächen achten Florian<br />

und Moritz Kneer auf eine hochwertige<br />

Zusammensetzung von Gräsern und<br />

Kräutern. Bewusst verzichten sie dabei auf<br />

Förderprogramme, die den Schnittzeitpunkt<br />

beschränken. Diesen wesentlichen Faktor<br />

wollen sie selbst in der Hand behalten. Sie<br />

haben die Erfahrung gemacht, dass sich in<br />

den letzten trockenen Jahren einige Unkräuter<br />

massiv vermehrt haben. Walzen,<br />

Striegeln und Nachsäen sind deshalb fest<br />

in die Betriebsabläufe integriert. Beispielsweise<br />

hat sich bei ihnen die Verwendung<br />

einer Prismenwalze zur Bekämpfung der<br />

giftigen Herbstzeitlose bewährt.<br />

Letztere dient zum Transport von Bau- und<br />

Landschaftspflegemaschinen, die ein<br />

weiteres Standbein bei den Lohnarbeiten<br />

darstellen. Hier gehören ein Mobilbagger<br />

inklusive Fällgreifer, eine Mähraupe und<br />

ein Hangschlepper zum Maschinenpark.<br />

„Ein weiterer großer Vorteil ist, dass wir mit<br />

ihm 60 km/h fahren können“, fügt Florian<br />

Kneer hinzu. „Als Zugfahrzeug dient dann<br />

meist ein Agrar-Unimog neueren Baujahrs<br />

oder ein Fendt 926. Unimog fahren wir<br />

schon sehr lange. Er ist zwar nicht überall<br />

optimal einsetzbar, gefällt uns aber besonders<br />

wegen des geringen Verschleißes<br />

und Kraftstoffverbrauchs sowie der<br />

hohen Fahrgeschwindigkeit.“ Der Rest der<br />

Traktorenflotte setzt sich vorwiegend aus<br />

Fendt-Traktoren zusammen, teilweise schon<br />

etwas älter, aber alle top in Schuss.<br />

Auf dem Oberberghof wird zweifellos professionell<br />

Landwirtschaft betrieben – wenn<br />

auch nicht im Haupterwerb. Und wer die<br />

beiden Brüder hört, wie sie über ihre Überlegungen<br />

vor der Kaufentscheidung, über<br />

ihre Erfahrungen bei der Arbeit mit den Maschinen<br />

und über viele technische Details<br />

berichten, merkt: beide sind Praktiker aus<br />

Leidenschaft. Und im Wort „professionell“<br />

steckt auch „Profession“ drin. Das bedeutet:<br />

„aus Berufung“. «<br />

<br />

37


TELEGRAMM<br />

NEWS-TICKER<br />

BESTNOTEN<br />

Wie zufrieden sind die Fachbetriebe mit<br />

ihren Fabrikaten? Diese Frage richtete der<br />

LandBauTechnik Bundesverband e. V. (LBT)<br />

im Frühjahr 2<strong>02</strong>0 an alle Landtechnikhändler,<br />

die im LBT organisiert sind. Mit<br />

insgesamt 16,7 Punkten belegt Krone dabei<br />

Platz 1. Die Händler konnten auf einer Skala<br />

von Null (ganz schlecht) bis maximal 20<br />

(Bestnote) Punkte vergeben.<br />

ERNEUT SPITZE<br />

Bei der großen Leserwahl mehrerer<br />

deutscher Fachzeitschriften belegt Krone<br />

– wie auch schon im Vorjahr – den<br />

Spitzenplatz in der Kategorie „Trailer<br />

Plane/Curtainsider“. Fast 50 % der insgesamt<br />

8.125 Teilnehmer wählten Krone<br />

auf Platz 1.<br />

13 BIG PACK …<br />

… auf einen Streich verkaufte der<br />

australische Krone Partner Echuca CIH,<br />

darunter elf HDP-Maschinen. Gute<br />

Witterungsverhältnisse und kontinuierliche<br />

Regenfälle in der Region Victoria<br />

führten in diesem Jahr zu einer überdurchschnittlichen<br />

Ernte.<br />

FELDSCHULUNGEN<br />

IN NL<br />

Unter strengen Corona-Auflagen hat das<br />

Team von Krone Nederland & België vier<br />

exklusive Feldschulungen für Verkäufer<br />

und Mechaniker aller Krone-Händler in<br />

den beiden Ländern durchgeführt. Dabei<br />

wurden jeweils die Neuheiten zur Saison<br />

2<strong>02</strong>0/2<strong>02</strong>1 vorgestellt.<br />

STARKER UMSATZ<br />

TROTZ CORONA<br />

Der Umsatz der Krone-Gruppe lag im<br />

Ende Juli abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

2019/2<strong>02</strong>0 bei rd. 1,9 Mrd. €. Während<br />

der Nutzfahrzeugbereich deutlich von<br />

Corona-Auswirkungen betroffen war,<br />

konnte Krone im Bereich Landtechnik<br />

den Umsatz sogar steigern.<br />

38


PREIS FÜR<br />

AGRIROUTER<br />

Der Digitalisierungspreis Agrar und<br />

Ernährung Niedersachsen ging an<br />

den agrirouter. Diese Datenplattform,<br />

entwickelt durch die DKE Data GmbH<br />

& Co. KG, ermöglicht Landwirten und<br />

Lohnunternehmern den Austausch<br />

von Daten zwischen Maschinen- und<br />

Agrarsoftware-Anwendungen unterschiedlicher<br />

Hersteller. Krone ist eines<br />

der agrirouter-Gründungsmitglieder.<br />

NEU IM KRONE-TEAM<br />

Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres im August wurden 41 Auszubildende und dual<br />

Studierende offiziell begrüßt und versammelten sich zu Corona-gerechtem Gruppenbild<br />

mit ungewöhnlicher Perspektive.<br />

DAS SOMMERFOTO 2<strong>02</strong>0 …<br />

MIT TX AUF ACHSE<br />

Die Firma Agrolohn Müritz holte im Sommer<br />

zwei TX 560 D per Achse in Spelle ab. Für den<br />

Rückweg nach Mecklenburg-Vorpommern<br />

brauchten die Gespanne rund 9 h.<br />

… kommt aus Australien, wo die Pelletpresse Premos bis zum traumhaft<br />

schönen Sonnenuntergang im Bundesstaat Victoria im Einsatz war.<br />

IM RUHESTAND<br />

Aloys Schnelte (65), kaufmännischer<br />

Geschäftsführer der Krone Nutzfahrzeug-<br />

Gruppe, wurde in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Der studierte Diplom-Kaufmann<br />

war seit 1991 für das Unternehmen tätig;<br />

zunächst als Leiter des Bereichs Controlling<br />

in der Landmaschinenfabrik, ab 1999 auch<br />

für den Nutzfahrzeugbereich.<br />

TOUR DE FRANCE<br />

Mit zwölf VariPack Plus war Krone France<br />

in zwölf französischen Regionen auf Demo-Tour.<br />

Egal, ob Heu, Stroh, Netz, Garn,<br />

kleine Schwaden, große Schwaden – die<br />

VariPack hat alle Aufgaben erfolgreich<br />

gemeistert und zahlreiche Kunden und<br />

Interessenten mit ihrer Leistung, ihrer<br />

hohen Dichte und ihrem Bedienkomfort<br />

beeindruckt.<br />

AZUBISUCHE<br />

ONLINE<br />

Das Krone-Ausbildungsteam stellte sich<br />

in regelmäßigen Online-Terminen den<br />

Fragen von interessierten Schülerinnen<br />

und Schülern – oder auch deren Eltern.<br />

Da den Schülerinnen und Schülern<br />

Videokonferenzen aus dem Home-<br />

Schooling bestens bekannt sind, waren<br />

die verschiedenen Talkrunden rund um<br />

Ausbildung gut besucht.<br />

39


LITÄT<br />

LANDE<br />

PARTNER<br />

40


Während für die einzelnen Hauptmarken<br />

separate Vertriebsstrukturen bestehen,<br />

wird der Service in den 21 Standorten der<br />

Abemec für alle Fabrikate gleichermaßen<br />

durchgeführt.<br />

AGRIMEC/ABEMEC<br />

DIE<br />

SPEZIALISTEN<br />

Führende Marken im Programm zu haben<br />

und Benchmark im Service zu sein – mit<br />

diesem Konzept hat sich die Abemec-<br />

Gruppe in der südlichen Hälfte der<br />

Niederlande eine starke Position<br />

erarbeitet. Spannend dabei: Vertrieb<br />

und Service agieren inzwischen in<br />

eigenständigen Tochtergesellschaften.<br />

Der Anspruch ist eindeutig: „Keiner<br />

unserer Kunden soll im Optimalfall<br />

weiter als 30 km fahren müssen, bis er einen<br />

unserer Vertriebs- oder Servicestandorte erreicht.“<br />

Das betont Hans Quint, Geschäftsführer<br />

der Abemec b.v., die ihren Hauptsitz<br />

in Veghel hat, etwa 25 km nördlich von<br />

Eindhoven gelegen und damit im Herzen<br />

Noord-Brabants, einer der drei südlichen<br />

Provinzen der Niederlande. Das Einzugsgebiet<br />

dieses auf Landtechnikvertrieb und<br />

-service spezialisierten Unternehmens<br />

reicht allerdings deutlich über diese<br />

Provinz hinaus. 14 der inzwischen 21 Niederlassungen<br />

liegen in Noord-Brabant<br />

und Zeeland als dem „Stammgebiet“ des<br />

vor rund 70 Jahren gegründeten Betriebs.<br />

Im Zuge einer zielgerichtet umgesetzten<br />

Wachstumsstrategie sind weitere sieben<br />

Standorte in der Mitte und im Norden des<br />

Landes hinzugekommen.<br />

NEUE STRUKTUR<br />

Doch warum eröffnete die Abemec im<br />

Februar 2<strong>02</strong>0 im 10.000-Einwohner-Ort<br />

Beek en Donk, nur rund 12 km von Veghel<br />

entfernt einen weiteren, ganz neu gebauten<br />

Standort? Schließlich ist eine zu dichte<br />

Standort-Taktung für Fachbetriebe rein betriebswirtschaftlich<br />

doch normalerweise<br />

wenig sinnvoll. Allerdings hat es in diesem<br />

Fall einen schlüssigen Grund, wie Hans<br />

Quint weiter erläutert. Zwischen 2014 und<br />

2019 übernahm die deutsche BayWa AG mit<br />

Sitz in München schrittweise die Abemec.<br />

Dadurch stellte sich jedoch die Herausforderung,<br />

auch in Veghel die Exklusivstrategie<br />

für die Marke Fendt umzusetzen<br />

und nicht mehr, wie in den 55 Jahren zuvor,<br />

ausschließlich die Traktoren dieser Marke<br />

zu vermarkten. „Zu unserem bis dahin<br />

erfolgreich praktizierten Konzept gehörte<br />

es in der Wahrnehmung unserer Kunden,<br />

dass wir in den einzelnen Produktbereichen<br />

starke Marken spezialisierter Hersteller<br />

gelistet hatten. Mit den meisten davon<br />

arbeiten wir seit Jahrzehnten zusammen,<br />

wie zum Beispiel mit Krone seit 1995. Das<br />

aufzugeben, hätte uns im Markt enorm<br />

zurückgeworfen. Deshalb war es unser Ziel,<br />

unsere bisherige Strategie und die unseres<br />

neuen Eigentümers mit bestmöglichem<br />

Synergieeffekt zu vereinen.“<br />

Ergebnis dessen ist seit 2019 ein Trio eigenständiger<br />

Gesellschaften unter dem Dach<br />

einer Holding, der Agrimec. Eine der „Töchter“,<br />

die Agromec, fokussiert sich ausschließlich<br />

auf Beratung und Vertrieb für das gesamte<br />

Fendt-Produktprogramm. Der Abemec<br />

Machines dagegen obliegt der Vertrieb für<br />

die anderen Kernmarken – außer Traktoren.<br />

Und Teil drei des Trios ist ausschließlich für<br />

den technischen Kundendienst zuständig<br />

– was durch den Namen Abemec Service<br />

zum Ausdruck kommt. Der Clou dabei: Die<br />

Servicesparte betreut alle Produkte der<br />

beiden Vertriebsgesellschaften. Und so löst<br />

41


PARTNER<br />

sich auch das Fragezeichen bezüglich der<br />

Standortnähe von Veghel und Beek en Donk<br />

auf: „In Veghel konzentrieren wir uns, was<br />

Vertrieb und Neumaschinenausstellung<br />

betrifft, auf Fendt, und in Beek en Donk<br />

als Hauptstandort der Abemec Machines<br />

auf Krone, Dewulf und Agrifac und andere<br />

Spezialisten“, so der Geschäftsführer.<br />

Abemec-Geschäftsführer<br />

Hans Quint (r.)<br />

und Jeroen Manders,<br />

Betriebsleiter der<br />

neuen Niederlassung<br />

in Beek en Donk,<br />

freuen sich über den<br />

Neubau und dessen<br />

Schubwirkung für<br />

Vertrieb und Service.<br />

Wichtig ist dem Geschäftsführer dabei<br />

jedoch die Kontinuität in Leistung und<br />

Qualität: „Natürlich spielen gute Marken<br />

eine wichtige Rolle. Aber letztlich wünschen<br />

sich die Landwirte und Lohnunternehmer<br />

von uns als Fachbetrieb die für sie optimale<br />

Lösung ihrer Aufgaben und Probleme. Das<br />

betrifft die Technik genauso wie den Service,<br />

die Beratung, Finanzierungen und andere<br />

Aspekte. Deshalb sehe ich zum Beispiel<br />

unsere Vertriebsmitarbeiter nicht als klassische<br />

Verkäufer, sondern als Berater auf<br />

Augenhöhe – oder, um es etwas überspitzt<br />

zu formulieren: als Einkäufer der Kunden.<br />

Nur, wenn die wirklich passgenaue Lösung<br />

gefunden wird, sind Kunden nachhaltig<br />

zufrieden. Das ist unser größtes Kapital.<br />

Dabei ist es zweitrangig, unter welcher Firmierung<br />

dies erbracht wird – Hauptsache,<br />

sie kommen zu uns.“<br />

BIG-SERVICE<br />

Welchen großen Stellenwert der Service in<br />

diesem Gesamtkonzept hat, zeigt dessen<br />

personeller Anteil: Von den derzeit rund<br />

280 Mitarbeitenden der Holding sind<br />

gut 150 in den Werkstätten und weitere<br />

25 speziell im Ersatzteilwesen tätig, zusammen<br />

also 175. Doch natürlich vollzieht<br />

sich die zunehmende Spezialisierung auch<br />

in diesem Bereich immer stärker, so sein<br />

Hinweis: „Besonders die hochkomplexen<br />

Erntemaschinen, wie zum Beispiel die BiG-<br />

Line von Krone, erfordern entsprechend<br />

großes Know-how der Mechatroniker. Nur<br />

so ist es möglich, technische Probleme in<br />

kürzester Zeit lösen zu können.“<br />

Aus diesem Grund sind jährlich deutlich<br />

sechsstellige Summen allein in Aus- und<br />

Weiterbildung seines Teams für Hans Quint<br />

ein Muss: „Als Fachbetrieb sind wir in einer<br />

zentralen Schlüsselfunktion zwischen Hersteller<br />

und Kunden. Das funktioniert nur<br />

mit einer weitreichenden Spezialisierung<br />

der Mitarbeitenden.“ In Bezug auf Krone<br />

bedeutet dies, dass insgesamt neun Mechatroniker<br />

weitestgehend auf diese Produkte<br />

geschult sind, sozusagen die Krone-Master<br />

in der Abemec-Servicemannschaft.<br />

Dies bedeutet nicht, dass ihre anderen<br />

140 Kollegen bei Wartung und Reparaturen<br />

nicht für die Maschinen aus Spelle tätig werden<br />

können. Aber die Abemec hat nach Hans<br />

Quints Aussage zurzeit 250 Maschinen der<br />

BiG-Line in der Servicebetreuung, darunter<br />

60 Häcksler, 20 selbstfahrende Mähwerke<br />

und 130 Quaderballenpressen. „Wenn<br />

diese Technik in der Saison ausfällt, brennt<br />

die Hütte – da braucht es schnellstens<br />

kompetente Hilfe. Die können wir leisten,<br />

bei ganz schwierigen Fällen auch in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Werksservice.<br />

Denn darin liegt eine weitere Stärke: Krone<br />

unterstützt uns in vorbildlicher Weise, auch<br />

und gerade im Service.“<br />

MASSGESCHNEIDERT<br />

Im Optimalfall kommt es jedoch in der<br />

Saison gar nicht erst zu Maschinenausfällen.<br />

Dazu zieht das Service-Team schon<br />

seit langem alle Register in Sachen „vorbeugender<br />

Instandhaltung“ – und hat<br />

dabei immer wieder auch Standards aus<br />

anderen Technikbranchen, wie etwa der<br />

Nutzfahrzeugbranche, erfolgreich für die<br />

Landtechnik adaptiert, nicht selten deutlich<br />

früher als andere Händler, wie Hans Quint<br />

unterstreicht. Dazu gehören zum Beispiel<br />

Wartungs- und Servicevereinbarungen mit<br />

den Kunden. „Entscheidend ist dabei, dass<br />

wir keine starren Wartungspakete eines einzelnen<br />

Herstellers zu verkaufen versuchen,<br />

sondern eigene Konzepte umsetzen und<br />

dabei die Wünsche bzw. Möglichkeiten der<br />

Kunden so weit wie irgend möglich berücksichtigen“,<br />

erläutert der Geschäftsführer.<br />

Mit dieser Strategie maßgeschneiderter<br />

Angebote sieht er das Unternehmen für<br />

den raschen Strukturwandel gut gerüstet.<br />

Bis 2<strong>02</strong>5 werden im Süden der Niederlande<br />

nach Hans Quints Schätzung rund ein<br />

Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe<br />

aufhören, die verbleibenden aber deutlich<br />

wachsen. Darüber hinaus werden Elektronik<br />

und Digitalisierung immer dominierender.<br />

„Dies stellt völlig neue Herausforderungen<br />

bei Beratung und Service an uns. Aber mit<br />

einer noch deutlicheren Spezialisierung<br />

wollen wir dem gerecht werden – eben nach<br />

Maß.“ «<br />

42


KRONE-MUSEUM<br />

„JETZT IST ES<br />

WIRKLICH GUT.“<br />

In mehr als zweijähriger Arbeit wurde das Krone-Museum völlig<br />

neu gestaltet. Für Walter Krone als Leiter der Arbeitsgruppe war<br />

das Projekt eine Herzensangelegenheit – und die Fertigstellung der<br />

krönende Abschluss seines Wirkens für das Unternehmen.<br />

43


WISSEN<br />

Museum – das klingt für viele<br />

Menschen erst einmal trocken<br />

und langweilig. Doch weit gefehlt! Mit<br />

spannenden Exponaten, ansprechender<br />

Präsentation und verständlicher Erklärung<br />

mittels multimedialer Technik kann die<br />

Geschichte sogar sehr spannend sein, auch<br />

und gerade für jüngere Menschen. „Tradition<br />

und Geschichte sind schließlich nicht das<br />

Anbeten der Asche, sondern das Weitertragen<br />

des Feuers. Oder anders ausgedrückt:<br />

Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die<br />

Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft<br />

nicht gestalten. Dieses Zitat des Altbundeskanzlers<br />

Helmut Kohl gilt nicht nur für die<br />

Politik, sondern in allen Bereichen – wie<br />

für die Krone-Gruppe und ihre 114-jährige<br />

Geschichte. Deshalb ist es an uns Älteren,<br />

unser Wissen weiterzugeben und mit Hilfe<br />

der Jüngeren so aufzubereiten, dass es für<br />

generationenübergreifendes Verständnis<br />

sorgt“, erklärt Walter Krone, Cousin von Dr.<br />

Bernard Krone und somit Teil der dritten<br />

Familiengeneration seit Firmengründung im<br />

Jahr 1906. Walter Krone war rund 40 Jahre<br />

im Unternehmen tätig, anfangs in der Maschinenfabrik,<br />

und von 1977 bis 2001 als<br />

Geschäftsführer der Krone-Handelssparte<br />

„Landmaschinen Vertrieb Dienstleistungen<br />

Bernard Krone“, kurz LVD.<br />

Somit zögerte Walter Krone nicht, als<br />

sein Vetter Bernard ihn bat, das „Projekt<br />

Museum“ und die entsprechende Arbeitsgruppe<br />

zu koordinieren. 2015 zog der LVD<br />

in einen Neubau im Speller Süden. Unmittelbar<br />

danach wurde der traditionsreiche<br />

Stammsitz im Ortskern, welcher in Teilen<br />

auf die Anfänge der Fabrik zurückreicht,<br />

zum Museum umgewidmet und mit zahlreichen<br />

Exponaten bestückt. „Allein der<br />

Anblick der vielen Maschinen und Geräte<br />

unter einem Dach, das war schon gewaltig<br />

und ein sehr großer Schritt“, erinnert sich<br />

Walter Krone. „Aber schnell wurde uns<br />

klar: Das kann noch nicht alles sein, für<br />

die richtige Wirkung brauchte es ein ganz<br />

anderes Konzept. Daran haben wir dann ab<br />

2017 intensiv gearbeitet.“<br />

„Wir“ war in diesem Zusammenhang gleichbedeutend<br />

mit einer Arbeitsgruppe aus<br />

rund 20 Personen. Neben der Familie Krone<br />

gehörten dazu externe Dienstleister sowie<br />

mehrere Mitarbeitende der Maschinenfabrik,<br />

heutige wie ehemalige. „Diese Mischung<br />

sehr unterschiedlicher Erfahrungen<br />

und Kompetenzen war sehr bereichernd, für<br />

das Projekt genauso wie für mich persönlich“,<br />

blickt er zurück. Im Februar 2<strong>02</strong>0 war<br />

alles geschafft, das „neue“ Museum fertig<br />

für die Eröffnung – und dann kam Corona.<br />

„Das war schon enttäuschend, denn wir<br />

alle hatten uns auf eine schöne Eröffnung<br />

gefreut und auf die Reaktionen möglichst<br />

vieler Besucher“, so Walter Krone.<br />

BEGEISTERND<br />

Davon ließen er und speziell seine ehrenamtlichen<br />

Helfer aus dem Kreis der ehemaligen<br />

Mitarbeiter, wie zum Beispiel Franz Feismann,<br />

Georg Holterhues und Josef Börger, aber<br />

nicht entmutigen. Nach Voranmeldung, in<br />

kleinen Gruppen und unter Einhaltung aller<br />

Schutzmaßnahmen lernten regelmäßig Besucher<br />

aller Altersstufen ab April im Zuge<br />

von Führungen die Ausstellung kennen – und<br />

waren, wie erhofft, begeistert. „Gerade mit<br />

den etwas älteren Besuchern, die häufig<br />

Exponate noch aus eigener Erfahrung kennen,<br />

entwickeln sich intensive Gespräche, sodass<br />

Das weltweit einzige<br />

funktionsfähige Exemplar<br />

des Lanz Landbaumotor mit<br />

Anbaufräse steht in Spelle.<br />

eine eigentlich auf zwei Stunden angesetzte<br />

Führung schnell auch mal drei Stunden und<br />

mehr dauert“, freut sich Walter Krone. „Aber<br />

auch die jüngeren Besucher zeigen großes<br />

Interesse, wenn man ihnen die Zusammenhänge<br />

anschaulich erklärt.“<br />

Apropos erklären: Hier sei es manchmal<br />

erstaunlich, welche vermeintlich selbstverständlichen<br />

Dinge in einem solchen<br />

Konzept Begeisterung auslösen. Als Beispiel<br />

nennt er die kurzen Filme, die jeweils zu<br />

Beginn einer Führung gezeigt werden. In<br />

den Videos werden u.a. die gegenwärtig<br />

zum Sortiment gehörenden Maschinen und<br />

ihrer Funktionsweisen erläutert. „Besonders<br />

Menschen, die keine oder zumindest<br />

keine enge Verbindung zur Landwirtschaft<br />

haben, kennen oft die Grundfunktionen<br />

und Zusammenhänge der Futterernte nicht.<br />

Am Ende des Films hören wir oft begeisterte<br />

Reaktionen, nach dem Motto: Jetzt habe ich<br />

endlich mal verstanden, was die Maschinen<br />

wirklich machen. Häufiger gibt es schon an<br />

dieser Stelle Applaus – das ist dann sehr<br />

schön“, freut sich Walter Krone. Ähnlich<br />

verhält es sich mit Schulklassen, die beim<br />

Rundgang die Arbeitsweise der alten Geräte<br />

zum ersten Mal in ihrem Leben sehen.<br />

Wichtig bei der Konzeption war nach<br />

seiner Aussage die spannende Mischung<br />

44


Zu den Highlights des<br />

Museums gehören die<br />

zahlreichen historischen<br />

Traktoren.<br />

unterschiedlicher Erlebnisdimensionen –<br />

Moderne und Vergangenheit, allgemeine<br />

Zeit- und persönliche Familiengeschichte,<br />

reale Ausstellungsobjekte und virtuelle Darstellungen.<br />

So ist das im Originalzustand<br />

eingerichtete Büro des zweiten Bernard<br />

Krone ebenso Teil der Ausstellung wie<br />

Haushaltsgegenstände der fünfziger und<br />

sechziger Jahre. „Denn zum Unternehmen<br />

gehörten nicht nur Maschinenfabrik und<br />

Handelsgeschäft, sondern genauso das<br />

Hotel – und eben ein Laden mit Haushaltsgegenständen,<br />

den Dr. Krones Mutter<br />

Gertrud betrieb. So kamen zum Beispiel<br />

viele, die in der Region damals heiraten und<br />

Aussteuer-Geschirr kaufen wollten, zu ihr<br />

nach Spelle und ließ sich beraten“, erzählt er.<br />

UNIKATE<br />

Zugpferd der Ausstellung ist – wie könnte<br />

es anders sein – die Technik. Dazu gehören<br />

u.a. alle Maschinen, die bei Krone jemals<br />

gebaut wurde, inklusive Prototypen, die nie<br />

in Serie gingen. Zu den Highlights zählen<br />

ebenso die zahllosen Oldtimer, teils extrem<br />

seltene Raritäten, die sonst so nirgendwo zu<br />

sehen sind. Als ein Beispiel von vielen nennt<br />

Walter Krone den Lanz Landbaumotor mit<br />

angebauter Bodenfräse aus dem Baujahr<br />

1917 – seines Zeichens das einzige noch<br />

funktionierende Exemplar weltweit. Eine<br />

andere Rarität ist z. B. einer der ersten John<br />

Deere Mähdrescher aus dem Jahr 1940. Der<br />

im Krone Museum ausgestellte, aufwändig<br />

restaurierte Mähdrescher ist das einzige<br />

Exemplar seiner Art in Europa.<br />

Diese beiden Maschinen zählen zu Walter<br />

Krones persönlichen Lieblings-Exponaten,<br />

wie er auf Nachfrage erläutert. „Insgesamt<br />

sind es sieben Highlights, sozusagen meine<br />

BiG 7 – denn mit BiG haben wir es bei Krone<br />

ja bekanntlich.“ Die anderen fünf sind ein<br />

sechsschariger Motorpflug und ein sehr alter<br />

Mähbalken, letzterer als Synonym für die<br />

gewaltige Bedeutung der Mechanisierung<br />

für die Landwirtschaft. Das Schnittmodell<br />

Vor 100 Jahren ein bekannter Spott über den<br />

landläufig als „Kommissbrot“ bezeichneten<br />

kleinsten Pkw Hanomag 2/10: Zwei Kilo Blech,<br />

ein bisschen Lack – fertig ist der Hanomag.<br />

einer Dreschmaschine von Ködel & Böhm<br />

steht in seinem Ranking ebenfalls weit<br />

oben, genauso wie eine Handschwinge aus<br />

dem 19. Jahrhundert mit handgeschnitzten<br />

Zahnrädern sowie – last but not least – einer<br />

der ersten Hanomag-Serientraktoren, von<br />

denen der LVD seinerzeit hunderte verkaufte.<br />

„Aber eigentlich ist für mich das<br />

Beeindruckendste die Sammlung als Ganze,<br />

und dass wir es gemeinsam geschafft haben,<br />

sie im Krone-Museum so wunderbar zu<br />

präsentieren. Jetzt ist es wirklich gut.“ «<br />

45


PRAXIS<br />

HEU-HEINRICH<br />

LANDWIRTSCH<br />

SCHUTZ – WERT<br />

Es ist allgemein bekannt, dass der<br />

Inhalt von Kleinpackungen im<br />

Verhältnis zu großen Gebinden oft erheblich<br />

teurer ist. Das gilt auch für Heu.<br />

Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />

dieser <strong>XtraBlatt</strong>-<strong>Ausgabe</strong> lag der Preis für<br />

den ersten Schnitt in Quaderballen bei<br />

durchschnittlich knapp 160 €/t. „Heu-<br />

Heinrich“ verkauft auf seiner Website<br />

das Bio-Bergwiesenheu für 1,50 bis 3 €.<br />

Pro Kilo! Eine ordentliche Spanne, könnte<br />

man meinen. Aber so einfach ist die Sache<br />

nicht. Bis das Heu verkaufsfertig im Laden<br />

liegt, ist jede Menge Aufwand nötig. Und<br />

es steckt einiges an Know-how dahinter.<br />

WIRTSCHAFTLICHES<br />

KONZEPT<br />

Heinrich Meusel kommt nicht aus der<br />

Landwirtschaft. Sein Großvater war<br />

Botanik-Professor, sein Vater ist zwar<br />

Agrar-Ingenieur, beschäftigt sich aber<br />

schon seit Langem eher mit Themen rund<br />

um die Landschaftspflege. Hauptamtlich<br />

ist er Geschäftsführer für den Naturpark<br />

Thüringer Wald e.V., ehrenamtlich ist er<br />

unter anderem Vorstandsmitglied beim<br />

Deutschen Verband für Landschaftspflege<br />

und der Stiftung Deutsche Landschaften.<br />

Eine familiäre Prägung ist also durchaus<br />

vorhanden. „Ich habe schon immer gerne<br />

im Heu gearbeitet“, berichtet Heinrich<br />

Meusel. „Schon als Kind habe ich mir<br />

mein Taschengeld dadurch aufgebessert,<br />

indem ich Bergwiesen mit dem Einachser<br />

gemäht und Heu produziert habe. Mein<br />

Berufswunsch war daher Landwirt. Die<br />

entsprechende Lehre habe ich in Österreich<br />

im Berggebiet gemacht. Dabei hat<br />

sich für mich immer mehr herauskristallisiert,<br />

dass meine Interessen nicht<br />

nur im Naturschutz, sondern auch stark<br />

im technischen Bereich liegen. Und das<br />

wollte ich mit einem tragfähigen wirtschaftlichen<br />

Konzept umsetzen. Denn<br />

nur auf Ausgleichszahlungen wollte ich<br />

mich nicht verlassen. So kam ich auf die<br />

Produktion von Kleintierheu.“<br />

Im Alter von 17 Jahren meldete Heinrich<br />

Meusel sein erstes Unternehmen an. Die<br />

Anfänge waren bescheiden. Die Mechanisierung<br />

bestand zunächst aus einem<br />

Einachsmäher, später kam ein kleiner<br />

Traktor dazu, dann einer aus sowjetischer<br />

Produktion, bis schließlich der erste<br />

„richtige“ Schlepper angeschafft werden<br />

konnte. Die erste Spezialmaschine war<br />

ein Metrac, gebraucht in der Schweiz gekauft.<br />

„Gestartet habe ich ohne Fläche und<br />

ohne Eigenkapital“, erinnert sich Heinrich<br />

Meusel. „Es war nicht einfach, an Kredite<br />

zu kommen. Und dass die jeweilige Vorgängermaschine<br />

immer verkauft werden<br />

musste, um den Nachfolger anteilig mit zu<br />

finanzieren, war auch normal.“ In der Zwischenzeit<br />

ist der Maschinenpark deutlich<br />

angewachsen und besteht größtenteils<br />

aus Premiummarken und Spezialtechnik.<br />

„Das brauchen wir auch“, sagt Heinrich<br />

Meusel, „denn unter unseren Produktions-<br />

46


AFT – NATUR-<br />

SCHÖPFUNG<br />

Mit Heu hatte Heinrich Meusel schon als<br />

Kind und als Jugendlicher zu tun. Auf der<br />

Suche nach einem tragfähigen landwirtschaftlichen<br />

Geschäftsmodell kam er auf<br />

dieses Thema zurück. Seine Erzeugnisse<br />

verkauft er über große Lebensmittelketten<br />

als Nahrung für Kleintiere.<br />

47


PRAXIS<br />

1<br />

und Arbeitsbedingungen ist die Belastung<br />

für das Material sehr hoch.“<br />

SAFECUT HILFT<br />

Heinrich Meusel erzeugt auf mittlerweile<br />

120 ha Heu für die Kleintierhaltung.<br />

Gemäht wird mit mehreren Mähwerken<br />

von Krone. „Den Ausschlag gab dabei das<br />

SafeCut-System“, berichtet er weiter. „Viele<br />

meiner Flächen lagen zuvor brach. Da erlebt<br />

man beim Mähen oft unangenehme Überraschungen.<br />

SafeCut hilft dabei, dass keine<br />

Schäden entstehen. Und wenn dann einmal<br />

ein Hohlspannstift abgeschert ist, lässt er<br />

sich in wenigen Minuten auf der Wiese austauschen.“<br />

Auch mit Doppelmesserbalken<br />

hat Heinrich Meusel schon experimentiert,<br />

aber damit keine guten Erfahrungen gemacht.<br />

Sein Gelände ist oft kurzkupiert, da<br />

funktioniere rotierende Mähtechnik besser.<br />

Nach dem Mähen wird in der Regel sofort<br />

gezettet, um den Trocknungsvorgang zu<br />

verbessern, ebenso am zweiten Tag. Teilweise<br />

muss das Heu am dritten Tag nochmals<br />

gewendet werden, bevor geschwadet<br />

wird – alles mit Technik aus Spelle. Gepresst<br />

wird bevorzugt in kleine Quaderballen im<br />

80er Maß mit einer Länge von 1,9 bis 2 m,<br />

bei einer Restfeuchte von unter 16 %. Um<br />

die Arbeitsspitzen zu entzerren, werden<br />

bei kleineren Parzellen oftmals schon am<br />

zweiten Tag Rundballen gepresst, die dann<br />

in die Entfeuchter-Trocknung kommen, so<br />

2<br />

der Unternehmer. Gleiches gilt für Heu,<br />

das bei schlechterer Witterung eingefahren<br />

werden muss.<br />

RÜCKVERFOLGBAR<br />

Der Landwirt arbeitet mit schlagkräftiger<br />

Transporttechnik. „Vor kurzem habe ich<br />

einen Ballenwagen mit hydraulischer<br />

Ladungssicherung angeschafft“, erklärt<br />

er. „Das ist wirklich ein Segen. Wir müssen<br />

nun nicht mehr mit Spanngurten hantieren.<br />

Das spart Zeit und ist viel sicherer, gerade<br />

abends bei den letzten Fuhren, wenn<br />

es schon dunkel wird. Verladen wird per<br />

Frontlader, auf dem Betriebshof haben wir<br />

einen kompakten Teleskoplader zum Entladen.<br />

Wir führen penibel Buch, von welchen<br />

Flächen das Heu auf welche Lagerposition<br />

kommt, denn das ist die Grundlage für<br />

die Rückverfolgbarkeit. Ich arbeite da mit<br />

einem speziellen IT-System auf Lebensmittelstandard.<br />

Ein entsprechender Code<br />

ist auf jeder Einzelverpackung Kleintierheu<br />

aufgedruckt.“<br />

Die Verpackungsanlage befindet sich auf<br />

dem Betriebshof. Zuerst kommen die Ballen<br />

in einen Auflöser mit Siebeinrichtung, dann<br />

über ein Förderband in die eigentliche<br />

Maschine. Die Menge mit dem passenden<br />

Gewicht wird zunächst in Form gepresst<br />

und dann in die Kunststoffverpackung<br />

gedrückt. Als Umverpackung dient ein<br />

Karton. Dann wird die Ware palettiert und<br />

ist versandfertig. „Bis die Anlage so richtig<br />

48


4<br />

3<br />

1 Ein zweites Standbein von Heu-<br />

Heinrich sind Dienstleistungen im<br />

Bereich Landschaftspflege, Forst und<br />

Beratung.<br />

2 Heinrich Meusel, der „Heu-Heinrich“.<br />

3 Auf den teilweise sehr steilen Flächen<br />

kommt auch Spezialtechnik zum<br />

Einsatz.<br />

4 Das Heu wird konventionell geerntet.<br />

Allerdings ist Heinrich Meusel ein<br />

hoher Anteil an wertvollen Kräutern<br />

wichtig.<br />

lief, hat es eine ganze Weile gedauert“, erinnert<br />

sich Heinrich Meusel. „Sie hat eine<br />

hochkomplexe Steuerungselektronik, und es<br />

waren viele Anpassungen nötig. Und auch<br />

noch heute nehmen meine Mitarbeiter und<br />

ich ständig Verbesserungen vor. Die Anlage<br />

läuft im Zwei-Schicht-Betrieb das ganze Jahr<br />

kontinuierlich durch.“<br />

BIOZERTIFIZIERT<br />

Die Flächen befinden sich meist in Hanglagen.<br />

Generell erfolgt nur ein Schnitt pro<br />

Jahr. Um die Gräser- und Kräuterzusammensetzung<br />

zu erhalten, wird im Frühjahr<br />

gestriegelt. „Unser Alleinstellungsmerkmal<br />

ist, dass alle unsere Flächen biozertifiziert<br />

sind und wir wirkliches Bergheu produzieren,<br />

inklusive wertvoller Kräuter, wie<br />

Bärwurz, Schafgarbe und Arnika“, sagt<br />

Heinrich Meusel. „Der Wettbewerb verkauft<br />

meist nur getrocknetes Gras. Bis wir<br />

allerdings so weit waren, musste ich viel<br />

Überzeugungsarbeit beim Handel leisten,<br />

viel informieren und Kundengespräche<br />

führen. Es war und ist sehr viel Aufwand<br />

für Marketing, Werbung und Vertrieb nötig.<br />

Über den Preis wollte ich nie verkaufen,<br />

sondern mit Qualität punkten. Aber heute<br />

sind wir zum Beispiel bei großen Ketten,<br />

wie zum Beispiel ReWe, Kaufland oder<br />

Tegut gelistet. Freilich läuft da noch einiges<br />

im Hintergrund ab, etwa, was Lieferfähigkeit<br />

und Logistik angeht. Der Handel gibt<br />

die Regeln vor, nach denen wir uns richten<br />

müssen. Dafür sind die Lieferbeziehungen<br />

dann recht stabil.“<br />

Weil der Bedarf inzwischen die eigene<br />

Produktion überschreitet, hat der Landwirt<br />

die Heubörse Thüringen ins Leben gerufen.<br />

Projektpartner ist der Landschaftspflegeverband,<br />

der die Heumengen von weiteren<br />

Berufskollegen bündelt. Die Qualität wird<br />

anhand eines strengen Punktekatalogs<br />

beurteilt und entsprechend bezahlt. Beliefert<br />

wird aber nicht nur Heu-Heinrich,<br />

sondern auch andere Kunden, zum Beispiel<br />

Reitbetriebe. „Was mich besonders freut,<br />

ist, dass innerhalb der Lieferanten ein<br />

gutes Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden<br />

ist und wir auch darüber hinaus<br />

zusammenarbeiten.“<br />

VIELE IDEEN<br />

„Die Heuernte dauert insgesamt rund eineinhalb<br />

Monate. Um meine Spezialmaschinen<br />

besser auszulasten, habe ich noch einen<br />

weiteren Betriebszweig für Landschaftspflege,<br />

Forstdienstleistungen sowie Beratung“,<br />

berichtet Heinrich Meusel. „Unser Spektrum<br />

ist dabei sehr vielseitig und reicht bei den<br />

Forstarbeiten vom Pflanzen über den Zaunbau<br />

bis zur Holzernte. In der Landschaftspflege<br />

sind es viel klassische Mäharbeiten<br />

an schwer zugänglichen Stellen, aber auch<br />

Renaturierungsmaßnahmen und die Hangsicherung.<br />

Für die Hangsicherung habe ich<br />

ein spezielles Verfahren entwickelt, bei dem<br />

mit Heusträngen gearbeitet wird. Gerade in<br />

den Dienstleistungsbereich habe ich in der<br />

letzten Zeit viel investiert. Seit Anfang des<br />

Jahres setzen wir einen eigenen Schreitbagger<br />

ein, der zusätzlich einen Mulchkopf<br />

und eine hydraulische Baumschere hat. Ein<br />

Forsttraktor mit Kran und Rückeanhänger<br />

wird demnächst ausgeliefert.<br />

An weiteren Ideen mangelt es Heinrich<br />

Meusel nicht. Die wertvolle Heublume aus<br />

seiner Produktion lässt er zu Kosmetika veredeln.<br />

Ein Hofladen dafür ist kurz vor der<br />

Fertigstellung. Und weil der Umwelt- und<br />

Landschaftsschutz für ihn nicht nur Geschäftsgrundlage,<br />

sondern Mission ist, wird<br />

es auch in diesem Bereich wohl demnächst<br />

interessante neue Projekte geben. «<br />

49


INTERVIEW<br />

Der Landmaschinen-Fachhandel<br />

ist die zentrale Schnittstelle zwischen<br />

Hersteller und Endkunden.<br />

Doch warum es diese Beziehung<br />

nicht immer spannungsfrei ist<br />

und wie Lösungen aussehen<br />

können, erläutert Ulf Kopplin,<br />

Präsident des LandBauTechnik-<br />

Bundesverbandes, im <strong>XtraBlatt</strong>-<br />

Interview.<br />

50


LANDBAUTECHNIK-BUNDESVERBAND<br />

LEISTUNGS-<br />

TRÄGER<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Herr Kopplin, die seit Jahren immer komplexer<br />

werdende Technik sorgt dafür, dass die Bedeutung des<br />

servicegebenden Fachhandels steigt. Das ist doch eigentlich<br />

eine sehr erfreuliche Entwicklung – oder?<br />

Ulf Kopplin: Sie haben Recht in der Einschätzung, dass es<br />

mehr denn je hochqualifiziertes Personal in den Fachwerkstätten<br />

braucht, um leistungsfähigen Service auf neuestem<br />

Stand der Technik sicherzustellen. Das wiederum beschert<br />

unseren Mitgliedsbetrieben eine zentrale und wachsende<br />

Bedeutung in der Beziehung zwischen Herstellern und<br />

Endkunden. Grund zu hemmungslosem Jubel gibt das aber<br />

keinesfalls. Denn der Aufwand, dieses Leistungsniveau zu<br />

halten und entsprechend der technischen Entwicklung auszubauen,<br />

ist gigantisch. Allein der Kostenblock Aus- und<br />

Weiterbildung geht in jedem einzelnen Fachbetrieb jedes<br />

Jahr in die Zehntausende Euro, allein schon, wenn man<br />

Schulungskosten und Ausfallzeiten durch entsprechende<br />

Abwesenheit kalkuliert. Die erforderliche Werkstatttechnik<br />

kommt dann noch hinzu, genauso wie gravierende weitere<br />

Kostenblöcke, etwa im Bereich der Garantiekosten. Das<br />

ist durch die derzeit gängigen Verrechnungssätze kaum<br />

mehr machbar. Die Fachbetriebe sind Leistungsträger dieser<br />

Branche, das sollte honoriert werden!<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Ist das nicht ein wenig Jammern auf hohem<br />

Niveau? Verrechnungssätze von 90 €/h für Meister oder<br />

65 € für Gesellen sind aus Sicht der Kunden kein Pappenstiel.<br />

Und nicht jeder Fachbetrieb liegt bei Qualität und Leistung<br />

auf Spitzenniveau …<br />

Kopplin: Was die Stundensätze angeht, liegt der Landtechnik-<br />

Fachhandel nach wie vor immer noch deutlich unter anderen<br />

Technikbranchen, wie zum Beispiel Pkw oder IT. Gleichzeitig ist<br />

der Kenntnis- und Qualifizierungstand eines guten Land- und<br />

Baumaschinenmechatronikers im Vergleich zu den genannten<br />

Bereichen – bei aller Bescheidenheit – erheblich größer, davon<br />

bin ich felsenfest überzeugt. Hier mag es in der Praxis Unterschiede<br />

geben, aber die Zukunftsbetriebe sind top aufgestellt.<br />

Bedauerlich finde ich dagegen eine Tendenz zumindest in<br />

Teilen der Kundschaft, dass wir als Dienstleister auf notwendige<br />

Erlöse verzichten sollen, wenn die wirtschaftliche<br />

Situation in Landwirtschaft und Lohnunternehmen ungünstig<br />

ist. Wird diese Forderung auch an den eigenen Zahnarzt oder<br />

Steuerberater gestellt? Wohl nicht. Daher möchte ich an dieser<br />

Stelle gern um mehr Verständnis für unsere Situation werben.<br />

Zumal die Anforderungen nicht nur an das Know-how unserer<br />

Teams, sondern an die Einsatzsicherheit der Technik und die<br />

Besonders die<br />

sogenannten internen<br />

Werkstattstunden sind<br />

für viele Fachbetriebe<br />

große Kostentreiber.<br />

51


INTERVIEW<br />

Leistung unserer Mitarbeiter seitens Kunden und Industrie<br />

gleichermaßen rasant wachsen.<br />

Die externen Verrechnungssätze sind jedoch nur eine Seite<br />

der Medaille. Was unsere Mitgliedsbetriebe fast noch mehr<br />

belastet, sind die Vergütungssätze für Garantie- und Gewährleistungsarbeiten.<br />

Immerhin ein Drittel der bezahlten<br />

Werkstattstunden sind sogenannte interne Stunden. Hiervon<br />

entfällt wiederum knapp ein Viertel auf Garantie- und Gewährleistungsarbeiten.<br />

Und dort tun sich in der Realität bei<br />

nicht wenigen Herstellern nach wie vor Abgründe auf. Wer<br />

gerade einmal 35 oder 40 € pro Mechatronikerstunde zahlt<br />

und von den erbrachten Stunden dann auch nur einen Teil<br />

anerkennt, von An- und Abfahrtkosten ganz zu schweigen, der<br />

hat – mit Verlaub – in heutiger Zeit den Schuss nicht mehr gehört!<br />

Die Ursache für Garantie- und Gewährleistungsmängel<br />

liegen in der Regel beim Hersteller. Es kann nicht das Problem<br />

der Servicepartner sein, wenn neue Produkte immer schneller<br />

in den Markt gebracht und im Vorfeld immer<br />

weniger getestet werden. Wer die Probleme<br />

verursacht, sollte auch dafür geradestehen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Besteht das Problem nach Ihrer<br />

Erfahrung denn über alle Fabrikate hinweg?<br />

Kopplin: Nein, hier gibt es durchaus klare<br />

Unterschiede. Die Traktoren- und Erntemaschinenhersteller<br />

haben bezüglich der Garantiekosten schon<br />

viele Hausaufgaben gemacht. Da ist hier und da durchaus<br />

noch Luft nach oben, aber nach einem längeren Prozess<br />

des miteinander Diskutierens haben wir viel erreicht, nicht<br />

zuletzt durch unsere regelmäßigen Mitgliederbefragungen<br />

beschleunigt. Dabei fragen wir nicht allein nach dem Thema<br />

„WER DIE PROBLEME<br />

VERURSACHT,<br />

SOLLTE AUCH DAFÜR<br />

GERADESTEHEN.“<br />

ULF KOPPLIN<br />

Garantie, sondern nach einer ganzen Reihe unterschiedlicher<br />

Aspekte auf verschiedenen Ebenen. Übrigens gibt es diese<br />

Umfragen zur Händlerzufriedenheit mit ihren Herstellern<br />

nicht nur auf Bundes-, sondern auf Europaebene. Auf Basis<br />

dessen konnten wir Schritt für Schritt eine Verbesserung der<br />

Zusammenarbeit erreichen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Sie erwähnten explizit Traktoren<br />

und Erntemaschinen – was ist mit der<br />

Fraktion der Gerätehersteller?<br />

Kopplin: In diesem Segment liegt der<br />

größte Nachholbedarf dessen, was ich<br />

vorher beschrieben habe. Darum haben<br />

wir im Frühjahr 2<strong>02</strong>0 eine entsprechende<br />

Befragung durchgeführt, an der allein aus Deutschland<br />

rund 180 Händler teilgenommen haben. Die Unterschiede<br />

der Ergebnisse zu den einzelnen Fabrikaten waren teils<br />

erheblich, wobei einige Marken wie Krone und Horsch mit<br />

deutlich überdurchschnittlichen Ergebnissen abgeschnitten<br />

haben und im Gesamtranking ganz vorn standen. Wo das<br />

nicht der Fall war, gibt es akuten Gesprächsbedarf.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Kann ein Händler im Bereich Landtechnik allein<br />

von Gerätefabrikaten leben, also ohne Traktor und<br />

Mähdrescher?<br />

Kopplin: Das halte ich für schwierig. Ich kann mir aber sehr<br />

wohl vorstellen, dass Traktoren in vielen Betrieben nur eine<br />

untergeordnetere Rolle spielen. Die ganz großen Player im<br />

Handel müssen die von den Longlinern geforderte Exklusivität<br />

in voller Sortimentsbreite um jeden Preis akzeptieren. Die<br />

mittlere Größenkategorie, wie auch unser Unternehmen, ist<br />

mit Traktoren- und Gerätefabrikaten gut aufgestellt, wenn<br />

es sich um zugkräftige Marken handelt, die ihren Handelspartnern<br />

auch gute Unterstützung geben, wie zum Beispiel<br />

Krone. Bei kleineren Betrieben stellt sich irgendwann die<br />

Frage, ob sie den Gesamtaufwand in Vertrieb und Service<br />

52


generell noch aus eigener Kraft werden leisten können, egal<br />

ob für Traktoren oder Geräte. Hier kommt es stets auf die<br />

Einzelsituation und -voraussetzungen an. Aber reine Gerätehändler<br />

sehe ich auch in Zukunft nicht, denn die Werkstatt<br />

muss den notwendigen Ertrag bringen, und dazu braucht<br />

es eine Maschinenpopulation und eine gute Grundauslastung.<br />

Das geht ohne motorgetriebene Maschinen meistens<br />

nicht. Ich sehe in Handel und Service auch in Zukunft ein<br />

Gesamtpaket. Wir müssen trotz des Margendrucks durch<br />

den Strukturwandel als Fachbetriebe auch im Handel Geld<br />

verdienen dürfen.<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Hält die handwerkliche Ausbildung in der<br />

Landtechnik ausreichend Schritt mit der technischen<br />

Entwicklung?<br />

<strong>XtraBlatt</strong>: Was verbirgt sich hinter dem Projekt?<br />

Kopplin: In aller Kürze formuliert: Die Kernidee unseres<br />

Projektes ist es, die Aus- und Weiterbildung von Fach- und<br />

Führungskräften für das Land- und Baumaschinen-Handwerk<br />

weiterzuentwickeln. Dies soll vor allem vor dem Hintergrund<br />

des digitalen Wandels und der zunehmenden Automatisierung<br />

geschehen. Und wir hoffen, damit die Attraktivität der<br />

beruflichen Bildung für die bestehenden und die zukünftigen<br />

Generationen von Fachkräften im Handwerk zu steigern.<br />

Denn auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die<br />

Fachbetriebe, und dort vor allem die vielen engagierten<br />

Mitarbeitenden, sind die Leistungsträger unserer Branche<br />

und in der Beziehung zwischen Industrie und Kunden. Das<br />

soll gern auch so bleiben! «<br />

Kopplin: Das ist sicher eine der größten Herausforderungen<br />

unserer Zeit und eine der Kernaufgaben unseres Verbandes.<br />

Tatsache ist: Die Ausbildungsstrukturen halten nicht überall<br />

im notwendigen Maß Schritt. Es betrifft nicht nur die Meister<br />

in den Betrieben, sondern ebenso die Prüfungsausschüsse,<br />

die Ausbildungsverordnung, die Handwerkskammern und<br />

die Berufsschulen. Aufgrund des absehbaren und teils jetzt<br />

schon akuten Lehrermangels liegt meine größte Sorge derzeit<br />

gerade bei den Schulen.<br />

Aber auch wir haben Handlungsbedarf, um zum Beispiel<br />

Elektronik und Digitalisierung noch stärker in die Berufsausbildung<br />

zu integrieren. Deshalb freut es mich besonders, dass<br />

der LBT im vergangenen Jahr beim Innovationswettbewerb<br />

„InnoVET“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) unter 176 Antragsstellern aus vielen Branchen<br />

zu den wenigen Akteuren gehörte, die einen Zuschlag zur<br />

Förderung bekommen haben. Hier hat unser Berufsbild das<br />

Rennen gemacht, wie man so schön sagt. Und das finde ich<br />

ein gutes Signal.<br />

Ulf Kopplin schätzt den Kenntnis- und Qualifizierungstand der Land- und Baumaschinenmechatronikers<br />

im Vergleich zu anderen Technik-Branchen sehr hoch ein.<br />

DER LANDBAUTECHNIK-BUNDESVERBAND …<br />

… ist ein Arbeitgeberverband im Handwerk<br />

und für den Fachhandel und spricht<br />

für bundesweit ca. 4.500 Unternehmen,<br />

Fachhändler und Serviceunternehmen<br />

an ca. 5.700 Standorten mit knapp<br />

44.000 Mitarbeitern, die einen Jahresumsatz<br />

von hochgerechnet 9 Mrd. Euro<br />

erzielen. Die Verbandsorganisation ist<br />

föderal aufgebaut, bestehend aus dem<br />

zugehörigen Bundesinnungsverband,<br />

den 40 Innungen LandBauTechnik sowie<br />

den zehn Landesverbänden.<br />

Auf Bundesebene koordiniert der Bundesverband<br />

übergeordnet fachliche Themen,<br />

veranstaltet Kongresse, Messeauftritte<br />

und über seine Akademie ein umfangreiches<br />

Schulungs- und Seminarwesen,<br />

erstellt Arbeitshilfen sowie Infodienste<br />

und berät Betriebe und seine regionalen<br />

Verbandseinheiten. Mit sechs Fabrikatsvereinigungen<br />

und der Bundesfachgruppe<br />

Motorgeräte vertritt der Verband die<br />

Interessen des Fachhandels gegenüber<br />

der Industrie. Er ist zudem international<br />

eingebunden im europäischen Branchen-<br />

Dachverband CLIMMAR.<br />

53


WISSEN<br />

GREENNIGHT-TOUR<br />

WIESEN-KINO<br />

Die beliebten Grünlandabende waren in<br />

diesem Jahr Corona-bedingt nicht möglich.<br />

Blieb die Frage: Wie lassen sich Infos zu<br />

neuester Technik, Abstandsregeln und Geselligkeit<br />

trotzdem kombinieren? Die Antwort<br />

des Krone-Marketingteams: Trecker-<br />

Kino an 14 Standorten in ganz Deutschland.<br />

Weiße Nächte, blaue Stunden – der<br />

Sommer bietet viele magische<br />

Momente. In diesem Jahr kam ein weiterer<br />

hinzu: Grüne Nächte. Genauer gesagt:<br />

Die GreenNight-Tour von Krone. Dahinter<br />

verbarg sich eine über knapp drei Wochen<br />

und ganz Deutschland verteilte Veranstaltungsreihe<br />

mit Traktor-Kino auf der grünen<br />

Wiese. „Die Idee dazu kam uns, als im Zuge<br />

der Corona-Pandemie in vielen Orten die<br />

traditionellen Auto-Kinos eine Renaissance<br />

erlebten. Kino-Erlebnis unter Einhaltung der<br />

Abstands- und Hygieneregeln – das könnte<br />

doch auch mit Traktoren funktionieren, war<br />

unser Gedanke“, erzählt Ingo Schoppe, bei<br />

Krone im Marketingteam tätig.<br />

MOBILES KINO<br />

Gedacht, gemacht: Insgesamt 14 derartige<br />

Termine standen zwischen dem 18. Juni und<br />

dem 12. Juli auf der Agenda, quer durch die<br />

Republik verteilt zwischen Wurster Nordseeküste<br />

bei Cuxhaven und Dentingen,<br />

südwestlich von Ulm. Tatkräftige Unterstützung<br />

gab es jeweils von den regionalen<br />

Krone-Handelspartnern. „Das war uns<br />

eine große Hilfe, denn insgesamt steckte<br />

in diesem Projekt schon ein dickes Stück<br />

Arbeit. Schließlich galt es nicht nur, vor Ort<br />

die Kunden einzuladen und die jeweilige<br />

54


Freifläche für den Kinoabend zu suchen,<br />

auf dem eine große Anzahl Traktoren Platz<br />

haben würde. Zu den größten Herausforderungen<br />

gehörten die Sicherheits- und<br />

Hygienekonzepte sowie die Abstimmungen<br />

mit den lokalen Behörden. Doch alle Beteiligten<br />

haben super mitgewirkt“, berichtet<br />

er zufrieden.<br />

Vor Ort war der Ablauf stets der gleiche:<br />

Vormittags reiste das GreenNight-Team mit<br />

Sack und Pack an, um dann tagsüber aufzubauen.<br />

Stellflächen ausmessen und mittels<br />

Rasenmäher die Parkflächen der Fahrzeuge<br />

kennzeichnen, Absperrbänder und Stand<br />

für die Einlasskontrolle aufbauen, die<br />

18 × 9 m große „Leinwand“ aufpusten, die<br />

Film- und Tontechnik aufbauen – es waren<br />

viele Handgriffe nötig, bis alles einsatzbereit<br />

war. Und obwohl diese Abläufe nach<br />

den ersten Veranstaltungen so etwas wie<br />

Routine bekamen, blieb doch jeder Termin<br />

vor Ort spannend.<br />

Abends gegen 20.30 Uhr rollten die ersten<br />

Gäste mit ihren Traktoren an. Meist dauerte<br />

es rund 1 h, bis alle angekommen waren und<br />

die Maschinen exakt aufgereiht standen.<br />

Für das Verhalten während der Veranstaltung<br />

gab es klare Vorgaben. „Ganz wichtig<br />

war uns natürlich auch die Einhaltung der<br />

Hygiene- und Abstandsregeln, die direkt bei<br />

der Anmeldung jedem Teilnehmer ausgehändigt<br />

wurden, da konnten wir natürlich<br />

keine Kompromisse eingehen“, betont Ingo<br />

Schoppe.<br />

VIEL APPLAUS<br />

Beeindruckend war für ihn die Resonanz der<br />

Kunden. Im Schnitt zwischen 120 und 150<br />

Fahrzeuge fanden sich auf der jeweiligen<br />

Wiese ein, zu 95 % Traktoren, außerdem<br />

einige Pkw, die natürlich auch Einlass fanden<br />

und dem Programm erwartungsvoll<br />

entgegensahen. Zum Vorprogramm gehörte<br />

u. a. das vom Marketingteam entwickelte<br />

Spiel „Durchsatz-Bingo“, bei dem in schneller<br />

Folge Zahlen gezogen und diese dann<br />

entsprechend im vorgegebenen Tempo auf<br />

den am Eingang verteilten Bingo-Karten<br />

abgehakt werden mussten.<br />

Dass dann mit einsetzender Dämmerung einige<br />

„Action-Filme“ neuester Krone-Technik<br />

im Einsatz liefen, versteht sich von selbst.<br />

Hauptattraktion waren jedoch zweifelsfrei<br />

die Filmaufnahmen zu „Landtechnik<br />

weltweit“, die in Kooperation mit „profi“<br />

und „landtechnikvideos“ entstanden sind.<br />

Am Ende gab es viel Applaus, zufriedene<br />

Gesichter bei allen und bei der Ausfahrt<br />

der Besucher eine geradezu sensationelle<br />

Light-Show mit allem, was die Fahrzeuge<br />

an Scheinwerfern und Rundumleuchten<br />

hergaben. „Insgesamt war schon sehr deutlich<br />

zu spüren, dass unsere Kunden sehr<br />

froh waren, nach Wochen und Monaten der<br />

Corona-Einschränkungen wieder mal ein<br />

Freiluft-Event erleben zu können“, so Ingo<br />

Schoppes Fazit. «<br />

Ingo Schoppe<br />

freut sich über den<br />

großen Erfolg der<br />

GreenNight-Tour<br />

2<strong>02</strong>0.<br />

55


PRAXIS<br />

1<br />

GRÜNFLÄCHENAMT DORTMUND<br />

NATURNAHES<br />

STADTGRÜN<br />

56


3<br />

2<br />

1 Im Zuge der ökologischen Grünflächenpflege hat das Grünflächenamt<br />

Dortmund unter anderem in eine Rundballenpresse<br />

von Krone investiert.<br />

2 Setzt auf ein extensives Grünflächenmanagement: Jürgen<br />

Hundorf, Planer im Grünflächenamt Dortmund.<br />

3 Gemäht wird natur- und insektenschonend mit einem<br />

Balkenmähwerk.<br />

Rundballenpressen finden sich üblicherweise<br />

in landwirtschaftlichen Betrieben<br />

oder bei Lohnunternehmen. Im öffentlichen<br />

Dienst sind solche Landmaschinen selten.<br />

Das Grünflächenamt Dortmund ist eine<br />

Ausnahme.<br />

Dortmund, Westfalenpark. Während sich<br />

auf der nahegelegenen B 54 der morgendliche<br />

Berufsverkehr staut, macht sich<br />

ein Team des Grünflächenamtes Dortmund<br />

an die Arbeit. Eine größere Grünfläche im<br />

Bereich einer Abfahrt muss gemäht werden.<br />

Allerdings nicht, wie in früheren Jahren,<br />

kostengünstig und maximal effizient mit<br />

einem Mulcher, sondern mit einem Balkenmäher.<br />

Das ist zwar aufwendiger, sorgt aber<br />

dafür, dass deutlich weniger Insekten dem<br />

Mähvorgang zum Opfer fallen. „Wir haben<br />

unsere Grünflächenpflege vor einigen Jahren<br />

systematisch auf extensive Methoden<br />

umgestellt“, sagt Jürgen Hundorf, Planer<br />

im Grünflächenamt Dortmund. Das Amt<br />

ist für insgesamt 400 ha Grünflächen im<br />

Stadtgebiet zuständig. Rund die Hälfte<br />

davon wird inzwischen extensiv gepflegt.<br />

„Diese Flächen werden von uns zweimal<br />

jährlich mit dem Balkenmäher gemäht“,<br />

sagt Soenke Janssen, Agrarbetriebswirt und<br />

beim Grünflächenamt zuständig für die<br />

Technischen Dienste West.<br />

Die Umstellung von Mulchern auf Balkenmäher<br />

ist aber nicht die einzige Veränderung<br />

bei der eingesetzten Technik.<br />

Während das gemulchte Material auf den<br />

Flächen verblieben ist, muss das gemähte<br />

Langgras nach einigen Tagen abgeräumt<br />

werden. Zunächst wird es mit Hilfe eines von<br />

einem Kleintraktor gezogenen Bandrechen<br />

zu einem Schwad zusammengelegt, anschließend<br />

zu Rundballen gepresst. Eigens<br />

hierfür hat das Grünflächenamt Anfang<br />

2<strong>02</strong>0 eine Rundballenpresse Krone Bellima<br />

F130 gekauft. „Die Investitionen in die für<br />

ein ökologisches Grünflächenmanagement<br />

erforderliche Technik sind nicht unerheblich,<br />

aber notwendig“, betont Soenke Janssen.<br />

Um die benötigten Investitionsmittel gibt<br />

es keine Diskussionen.<br />

WUNSCHMASCHINE<br />

Mit der Bellima F130 konnte sich die<br />

Wunschmaschine von Soenke Janssen<br />

in der Ausschreibung durchsetzen. „Die<br />

Rundballenpresse ist vergleichsweise leicht,<br />

sehr kompakt, und sie passt sehr gut zu<br />

unseren Kommunalschleppern, die deutlich<br />

57


PRAXIS<br />

1<br />

2<br />

1 Nachdem das Mähgut einige<br />

Tage gelegen hat, wird es mit<br />

dem Bandrechen zum Schwad<br />

zusammengelegt.<br />

2 Sven Ribbrock, Mitarbeiter des<br />

Grünflächenamtes Dortmund, ist<br />

für das Mähen zuständig.<br />

kleiner sind als Schlepper, die auf landwirtschaftlichen<br />

Betrieben eingesetzt werden“,<br />

erläutert Soenke Janssen.<br />

Die neue Dortmunder Artenvielfalt zeigt<br />

sich besonders eindrucksvoll auf einer Wiese<br />

in einem Wohngebiet im Dortmunder<br />

Südwesten. Die in den verschiedensten<br />

Farben blühende Wiese wird in diesem<br />

Jahr das erste Mal gemäht. Dafür wird<br />

ein Holder-Geräteträger mit vorgebautem<br />

Balkenmäher eingesetzt. Bedient wird die<br />

Maschine von Sven Ribbrock. „Natürlich ist<br />

die Mähleistung eines solchen Balkenmähers<br />

nicht mit dem Tempo eines Mulchers<br />

vergleichbar“, sagt der Mitarbeiter des<br />

Grünflächenamtes Dortmund. Dafür sei der<br />

Mähvorgang deutlich insektenfreundlicher.<br />

Das Mähgut wird beim Schneiden mit den<br />

scharfen Klingen der beiden Messerbalken<br />

glatt und präzise geschnitten. Vor allem<br />

aber werden bei der Mahd weit weniger<br />

Wiesenbewohner getötet. Studien zeigten,<br />

dass Kleintiere und Insekten vor dem Messerbalken<br />

noch flüchten konnten. Und auch<br />

nach der Mahd haben Insekten reichlich<br />

Zeit, das Areal zu verlassen, bevor es zum<br />

Schwad gelegt und anschließend zu Rundballen<br />

gepresst wird.<br />

ÖFFENTLICHKEITS-<br />

ARBEIT<br />

Die Stadt Dortmund gehört auch zu den<br />

zertifizierten Kommunen der Kampagne<br />

„Stadtgrün naturnah“. Das Projekt wird im<br />

Rahmen des Bundesprogramms Biologische<br />

Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz<br />

und das Bundesumweltministerium<br />

gefördert. Da das Grünflächenamt bereits<br />

einige Maßnahmen für ein ökologisches<br />

Grünflächenmanagement umgesetzt hat,<br />

wurde der Kommune das Stadtgrün naturnah-Label<br />

in Silber verliehen.<br />

Dazu gehört nicht nur die konkrete Umsetzung<br />

extensiver Methoden auf den<br />

Flächen, sondern auch die begleitende<br />

Öffentlichkeitsarbeit. „Gerade in der Anfangsphase<br />

der Umstellung auf eine extensive<br />

Grünflächenpflege war es wichtig, die<br />

Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen“,<br />

betont Jürgen Hundorf. Natürlich habe es<br />

den einen oder anderen Anruf gegeben, in<br />

dem eine „Verwilderung“ der Flächen kritisiert<br />

wurde. Aber durch eine konsequente<br />

Öffentlichkeitsarbeit sei es gelungen, die<br />

Menschen von dem neuen Konzept zu<br />

überzeugen. «<br />

58


EU-BILDUNGSMINISTER<br />

BLICK IN<br />

DIE PRAXIS<br />

Krone präsentierte im Herbst seine Mechatronikerausbildung mit<br />

einer „Live-Schaltung“ in eine Sitzung der EU-Bildungsminister.<br />

Das deutsche Ausbildungssystem genießt<br />

weltweit einen sehr positiven<br />

Ruf. Vor allem die duale Berufsausbildung<br />

hat daran einen besonderen Anteil. Für<br />

Industrie und Handwerk ist es allerdings<br />

elementar, dass junge Menschen in den allgemeinbildenden<br />

Schulen das notwendige<br />

Rüstzeug für eine erfolgreiche Ausbildung<br />

bekommen. Deshalb war es für Krone<br />

geradezu eine Steilvorlage, den Bildungsverantwortlichen<br />

der EU die moderne<br />

Mechatroniker-Ausbildung des Speller<br />

Unternehmens präsentieren zu können.<br />

Enge Terminpläne und die unerlässlichen<br />

Corona-Vorsichtsmaßnahmen ließen jedoch<br />

keinen Besuch im Emsland zu. Dank moderner<br />

Übertragungstechnik gelang es trotzdem,<br />

direkte Einblicke und praxisorientierte<br />

Erläuterungen in die hochkarätige Runde zu<br />

„transportieren“. Im Rahmen eines Treffens<br />

der EU-Bildungsminister in der Osnabrücker<br />

Stadthalle im September schalteten sich 38<br />

Minister und einige Delegierte per Videokonferenz<br />

für rund 45 min live in eine Mechatroniker-Ausbildungssituation<br />

bei Krone.<br />

So erhielten sie einen informativen Einblick<br />

in aktuelle Ausbildungsthemen wie<br />

Digitalisierung, duale Ausbildung oder auch<br />

Ausbildung unter Corona-Bedingungen.<br />

Peter Kottmann, Leiter der Krone-Mechatronikerausbildung,<br />

beantwortete dabei<br />

Die Live-Schaltung in die Krone-Ausbildung ermöglichte den Ministern und Beamten<br />

praxisorientierte Einblicke.<br />

live diverse Fragen der deutschen Bildungsministerin<br />

Anja Karliczek, während im<br />

Bildhintergrund eine Ausbildungssituation<br />

nachgestellt wurde. Hier erläuterte Ausbilder<br />

Stefan Rammes einigen Azubis an<br />

einem mechatronischen System des BiG X<br />

einen Stromlaufplan.<br />

Dabei wurde u.a. deutlich, wie komplex die<br />

technische Qualifikation ist und welchen<br />

Spagat die Ausbilder teilweise vollziehen<br />

müssen, um die neuesten, schnelllebigen<br />

Technologien der Produkte mit den<br />

Themen der Prüfungsvorbereitungen der<br />

bundeseinheitlichen Prüfung im Ausbildungsalltag<br />

zu verbinden. Denn immer<br />

mehr und neue Themengebiete sollen<br />

in der gleichen Zeit vermittelt werden,<br />

wie zum Beispiel additive Fertigungsverfahren,<br />

Netzwerktechnik, Datensicherheit<br />

oder auch Softwareprogrammierung. Eine<br />

gute Lösung dessen biete die projektorientierte<br />

und prozessbezogene Ausbildung,<br />

so das Statement von Peter Kottmann. «<br />

59


WISSEN<br />

FUTURE LAB<br />

AUF HERZ<br />

UND NIEREN<br />

Je besser Material und Maschinen auf ihre Qualität geprüft<br />

werden, desto besser sind die Voraussetzungen für den späteren<br />

störungsfreien Kunden-Einsatz. Krone hat dazu mit dem „Future<br />

Lab“ ein neues Kapitel in der Qualitätssicherung aufgeschlagen.<br />

60


Kennen Sie die Fernsehserie „Nicht nachmachen!“ mit<br />

Wigald Boning und Bernhard Hoëcker? Dann wissen<br />

Sie, dass dieser Klamauk neben der spektakulären Unterhaltung<br />

vor allem das Ziel hat, eindrücklich auf die Folgen<br />

von Fehlbedienung technischer Geräte und der Ignoranz<br />

der Anwender hinzuweisen. Mit einer analytischen und<br />

systematischen Material- und Produktprüfung zur Qualitätssicherung<br />

und -verbesserung hat das natürlich nichts<br />

zu tun. Genau darum geht es jedoch bei einem Technik-<br />

Hersteller. Speziell in der Fahrzeugtechnik ist der Aufwand<br />

dafür gewaltig – wie zum Beispiel bei Krone.<br />

„Schließlich handelt es sich bei unseren Produkten um<br />

Investitionsgüter mit erheblichem Wert, die in der Praxis<br />

enormen Anforderungen und Belastungen unterliegen. Je<br />

intensiver und besser dies vom ersten Entwicklungsschritt<br />

am Computer bis zur Endabnahme einer fertig montierten<br />

Maschine gelingt, desto größer sind Einsatzqualität bzw.<br />

-sicherheit des Produkts – also letztlich die Werthaltigkeit<br />

für die Kunden“, erläutert Jürgen Graumann. Er leitet das<br />

2019 von Krone neu errichtete „Future Lab“, was auf Deutsch<br />

am treffendsten mit „Zukunftslabor“ zu übersetzen wäre<br />

und in der offiziellen Krone-Formulierung als Validierungszentrum<br />

bezeichnet wird.<br />

KNOW-HOW BÜNDELN<br />

Der Begriff Validierung weist auf den Schwerpunkt dessen<br />

hin, was am neuen Standort im emsländischen Lingen passiert:<br />

„Unsere Aufgabe ist es vor allem, anhand komplexer<br />

und hochmoderner Mess- und Testtechnik sowie entsprechender<br />

Analyseverfahren die Funktionsfähigkeit<br />

und Belastbarkeit von Bauteilen, Baugruppen<br />

und kompletten Fahrzeugen sowie<br />

Maschinen zu prüfen. Die auf diese Weise<br />

gewonnen Daten und Erkenntnisse fließen<br />

letztlich als Grunddaten in die Produktentwicklung<br />

sowie in die Produktionsprozesse<br />

ein“, erläutert Jürgen Graumann. „Es hat allerdings<br />

wenig mit der Qualitätskontrolle zu tun,<br />

wie sie unsere Kollegen u. a. im Wareneingang<br />

der Fabriken oder bei der Endabnahme am<br />

Ende des Montagebandes vornehmen. Die<br />

Erkenntnisse unserer Arbeit setzen viel früher an, sie sichern<br />

sozusagen den konstruktiven Erfolg zukünftiger Produkte –<br />

da passt der Name Future Lab.“<br />

Faszinierend findet der Werkstoff-Ingenieur dabei nicht nur<br />

das Tagesgeschäft – welches für sich schon sehr spannend<br />

sei, so seine Einschätzung. Aber die Chance, eine solche<br />

„KRONE-PRODUKTE<br />

MÜSSEN UNTER<br />

ALLEN KLIMATI-<br />

SCHEN BEDINGUN-<br />

GEN ZUVERLÄSSIG<br />

UND DAUERHAFT<br />

FUNKTIONIEREN.“<br />

JÜRGEN GRAUMANN, LEITER FUTURE LAB<br />

Testinstitution im Wert von über 20 Mio. € von Grund auf<br />

neu planen und mit einem Team aufzubauen sowie mit<br />

Testtechnik nach neuestem Stand starten zu können, sei<br />

eine einmalige Chance im eigenen Berufsleben. „Außerdem<br />

führt die Krone-Gruppe hier ihr gesamtes Know-how in<br />

der Validierung aus den beiden Sparten Nutzfahrzeuge<br />

und Landmaschinen zusammen. Daraus ergeben sich sehr<br />

umfangreiche Synergieeffekte, die unsere Arbeit enorm beflügeln.<br />

Das ist in der Herstellerlandschaft so sonst nirgends<br />

zu finden“, stellt er mit hörbarer Begeisterung fest.<br />

BELASTUNG SIMULIEREN<br />

Und wie bzw. was wird im Einzelnen getestet? Die enorme<br />

Bandbreite dessen sei in Kurzform kaum darstellbar, so Jürgen<br />

Graumann weiter, aber anhand einiger Beispiele hoffentlich<br />

nachvollziehbar. Teils sehr große Prüfstände gehören ebenso<br />

zum Konzept wie eine Teststrecke und ein Testfreigelände.<br />

Hauptansatz sind Funktions- und Langzeitbelastungstests<br />

mit dem Ziel, buchstäblich die Grenzen des Machbaren auszuloten.<br />

Dies geschieht mit sehr verschiedenen Szenarien:<br />

„Krone-Produkte müssen unter allen klimatischen Bedingungen<br />

und Wetterzonen rund um den Globus zuverlässig und<br />

dauerhaft funktionieren. So testen wir u.a. Elektronikbauteile<br />

in einer Klimakammer, um sicherzustellen, dass Einflüsse wie<br />

Temperaturen oder Feuchtigkeit die Funktionsfähigkeit nicht<br />

beeinträchtigen“, erläutert er.<br />

Als ein weiteres Highlight nennt er den Straßensimulator,<br />

im Fachjargon X-Poster genannt, mit dessen Hilfe u.a. der<br />

Lebenszyklus der Fahrwerke und Aufbauten von Lkw-Trailern<br />

nachvollzogen wird. Dabei kommt es darauf<br />

an, die Folgen von 1 Mio. Laufkilometern auf<br />

sehr unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten<br />

binnen drei Wochen so realistisch<br />

wie möglich abzubilden. „Anhand der<br />

dadurch gewonnen Daten ist es dann zudem<br />

möglich, am Computer Modelle mit<br />

realistischen Daten zu hinterlegen und die<br />

Belastungen zu simulieren. Die Entwicklungsschritte<br />

bis zum Prototypen und die<br />

späteren Testphasen der Maschinen können<br />

damit deutlich effektiver ausfallen. Denn<br />

der Prototypenbau und die weiteren Schritte bis hin zur<br />

Serienreife sind sehr kostenintensiv. Je besser wir im Future<br />

Lab also arbeiten, desto weniger Kinderkrankheiten der<br />

Technik müssen später wieder beseitigt werden. Oder um<br />

bei dem Gesundheits-Sprachbild zu bleiben: Vorbeugen ist<br />

besser als Heilen. Was wir auf Herz und Nieren getestet<br />

haben, ist fit für die Zukunft.“ «<br />

61


Wir verbinden<br />

TRADITION<br />

& VISION<br />

Seit 1906 ist KRONE untrennbar mit der Landwirtschaft verbunden.<br />

Mit Menschen, die im Rhythmus der Natur ihre Felder bestellen.<br />

Wir mähen, schwaden, häckseln und pressen. Wir verbinden Tradition und Vision.<br />

Und gemeinsam holen wir das Beste aus Ihrer Ernte raus.<br />

#KRONECTED

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