18.12.2020 Aufrufe

POPSCENE Januar 01/21

Das total umsonste Popkulturmagazin

Das total umsonste Popkulturmagazin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Unfallursache entlarvte schließlich unumgänglich<br />

seine Alkoholprobleme und Andreas hatte<br />

größte Angst, dass auch seine Homosexualität<br />

in der Alkohol-Therapie aufgedeckt wird. Es gelang<br />

ihm schließlich weiterhin dies zu verbergen.<br />

Gleichzeitig lernte er durch die Therapie,<br />

die Gesundung seines Wohlbefindens in den<br />

Mittelpunkt seiner Handlungen zu stellen. Also<br />

auch Gewissensbisse und Selbstzweifel nicht<br />

mehr mit Selbstaufgabe durch Erfüllung der<br />

Erwartungshaltung anderer zu kompensieren.<br />

Die aus dieser Erkenntnis gereifte Verhaltensänderung<br />

führte letztendlich zur Trennung,<br />

„weil meine Frau diese neue Person nicht mehr<br />

wollte“, so Andreas. So zog seine Ehefrau 2<strong>01</strong>5<br />

mit den beiden jüngeren Kindern aus, der mittlerweile<br />

14-jährige älteste Sohn blieb bei ihm.<br />

Auch wenn Andreas zu dem Zeitpunkt sehr<br />

traurig war über den Verlust dreier der für ihn<br />

damals wichtigsten Menschen, fühlte er sich<br />

gleichzeitig sehr befreit, sich selbst von da an<br />

uneingeschränkt ausleben zu können. So lernte<br />

er 2<strong>01</strong>6 in einer Dating-App Jens, seinen heutigen<br />

Ehemann kennen. Mit ihm fühlte sich von<br />

Beginn an alles richtig an und Jens wollte auch<br />

dann seine Kinder kennenlernen.<br />

Jens & Andreas<br />

Das war für Andreas der Beginn seines konsequenten<br />

Outing-Prozesses. Zuerst offenbarte er<br />

sich seinem damaligen Therapie-Kollegen und<br />

übte diesen Moment der Wahrheit vorher vorm<br />

Spiegel. „Ich bin schwul!“ gestand sich Andreas<br />

selbst vorher mehrfach ein und blickte sich dabei<br />

selbst tief in die Augen. Danach folgte seine<br />

3 Jahre ältere Schwester und dann sein ältester<br />

Sohn. Beim PlayStation-Spielen erzählte er ihm<br />

von Jens, was ihm sehr schwer fiel. Sein Sohn<br />

reagierte für Andreas verblüffend unerwartet<br />

mit den Worten „Papa, wir leben im <strong>21</strong>. Jahrhundert!“.<br />

Mit dem Rückenwind dieser Selbstverständlichkeit,<br />

konnte er es endlich auch seiner<br />

damals noch Ehefrau beim Abholen der kleineren<br />

Kinder eingestehen. Auch sie reagierte überraschend<br />

positiv und Andreas fasste schließlich<br />

auch den Mut es seinem noch lebenden Vater zu<br />

sagen. Sehr konservativ und katholisch geprägt,<br />

war er sichtlich geschockt und reagierte nur mit<br />

den Worten: „Dazu sage ich jetzt nichts.“<br />

17<br />

QUEER

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!