Feuerwehrreport Nordstemmen Ausgabe 1/2021
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Ausgabe 1 / 2021 │ Winter │ 3. Jahrgang
TOP-Thema
Die Corona-Pandemie
Der Lockdown und seine Auswirkungen auf die Feuerwehr
Üben in der alten OS
Feuerwehr kann ehemaliges Schulgebäude nutzen
Großbrand in Heyersum
Feuer zerstört Wohnhaus im Ortskern
Der große Jahresrückblick
2020
Das Jahr 2020
in Zahlen
605
Mitglieder in der Freiwilligen
Feuerwehr Nordstemmen
333 Mitglieder der Einsatzabteilungen
110 Mitglieder in den Altersabteilungen
33 Mitglieder in den Musikzügen
55 Mitglieder in den Kinderfeuerwehren
74 Mitglieder in den Jugendfeuerwehren
100
Abgeleistete Einsätze
in 2020
62 Hilfeleistungen
18 Brandeinsätze
12 Fehlarlame
8 First-Responder Einsätze
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
das Jahr 2020 war eine ganz besondere Herausford erung.
Das Corona-Virus hat viel durcheinandergewirbelt.
Unser gewohntes Leben musste massiv umgestellt werden.
Normalität? Mittlerweile fast ein Fremdwort – auch
bei der Feuerwehr. Dennoch haben die einzelnen Abteilungen
sich nicht unterkriegen lassen. Zwar war kurzzeitig
ein Präsenzdienst nicht mehr möglich, aber online
ging es dann doch irgendwie …
Trotz der Corona-Krise haben die neun Ortsfeuerwehren
ein hohes Einsatzaufkommen abgearbeitet und ihr
Können mehr als einmal unter Beweis gestellt. Aber
auch unsere Verwaltung hat eng mit uns zusammengearbeitet,
um schnellstmöglich Desinfektionsmittel und
Schutzausrüstung für die Einsatzkräfte zu beschaffen.
Keine leichte Aufgabe, denn Materialknappheit herrschte
überall. Neben all diesen „schlechten Nachrichten“
gab es aber auch tolle Momente im Jahr 2020. So befinden
sich aktuell zwei neue Fahrzeuge in der Beschaffung
(für Mahlerten und Rössing) und das dritte Fahrzeug
(Heyersum) ist ebenfalls in der Planung. Außerdem hat
eine Alarm-App Einzug in den Alltag der aktiven Kameradinnen
und Kameraden gefunden, die alte OS in Nordstemmen
kann als Übungsobjekt genutzt werden und in
Banteln hat man eine alternative Übungsstrecke für die
Atemschutzgeräteträger genutzt. Das Jahr 2020 hatte
also nicht nur Schattenseiten. Wir sind zwar noch nicht
am Ende der Pandemie angelangt, aber die Freiwillige
Feuerwehr Nordstemmen hält den Kopf hoch!
Bleibt alle gesund!
Euer Daniel Freitag
Fachberater Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr Nordstemmen
Impressum
Herausgeber:
Gemeinde Nordstemmen
Die Bürgermeisterin
Rathausstr. 3 , 31171 Nordstemmen
Kontaktdaten:
gemeinde@nordstemmen.de
Telefon: 05069 800-0
Fax: 05069 800-91
Redaktion:
Freiwillige Feuerwehr Nordstemmen
Daniel Freitag (Fachberater Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
presse@ff-nordstemmen.de
Mitwirkende
André Thiemann (Ortsfeuerwehr Adensen-Hallerburg)
Gestaltung und Layout:
Daniel Freitag
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Warenzeichen werden nicht in jedem Falle besonders kenntlich
gemacht. Ebenso wird keine Haftung übernommen, ob Patente
oder Gebrauchsmuster vorliegen. Für den Inhalt ist der jeweilige
Autor verantwortlich. Die Redaktion übernimmt keine Haftung im
Falle von Falschaussagen, Rechtschreibfehlern und eingesandtem
Fotomaterial. Getroffene Aussagen von Fremdautoren spiegeln
nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.
Es gelten die Urheberrechte nach deutschem Recht (UrhG)
§31 Nutzungsrechte und § 106 Unerlaubte Vervielfältigung
3
INHALT
20 Fatale
TOP-Thema
Die Corona Pandemie
Folgen für den Ausbildungs- und Übungsdienst
4
10
Großeinsatz
Wohnhausbrand im
Ortskern von Heyersum
30
Alte OS Nordstemmen
Vorübergehendes Übungsdomizil
der Gemeindefeuerwehr
28
Retten künftig in rot
Neu beschaffte Einsatzkleidung für
Atemschutzgeräteträger
26
Wie geht Erste Hilfe?
JF Rössing übt den Ernstfall
34
16
Unschlagbare Location
Tauglichkeitsprüfung für Atemschutzgeräteträger
in Banteln
Besondere Ehrung
Axel Mädel erhält Ehrennadel in Silber
vom Landesfeuerwehrverband
5
Sturmtief „Sabine“ sorgte
für kleinere Einsätze
Im Februar fegte das Orkantief „Sabine“ über das Gemeindegebiet
und führte zu einzelnen Einsätzen. Doch
entgegen allen Befürchtungen hatte sich „Sabine“ gnädig
gezeigt.
Mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 118 km/h
(Windstärke 9-10) fegte das Orkantief „Sabine“ in der
Nacht zum 9. Februar über Nordstemmen und die umliegenden
Ortschaften. Schon am Sonntag mussten die
Ortsfeuerwehren Nordstemmen, Heyersum und Mahlerten
zu umgestürzten Bäumen oder herabgefallenen Ästen
ausrücken. Gegen 00:30 Uhr erreichte das Sturmtief
in der Region dann seinen Höhepunkt. Nur eine Stunde
später alarmierte die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle
in Hildesheim die Ortsfeuerwehr Adensen-Hallerburg.
Diese musste auf die Kreisstraße 505 ausrücken, um
unterhalb des Marienbergs zwei herabgestürzte große
Äste zu beseitigen. Die Äste blockierten dabei eine komplette
Fahrspur. Gegen kurz vor sechs Uhr rückte dann
noch einmal die Ortsfeuerwehr Heyersum zu einem umgestürzten
Baum in der Gronauer Landstraße aus. Doch
größere Schäden blieben glücklicherweise aus.
6
Besondere Einsätze 2020
Schwerer Verkehrsunfall
am Sportplatz Rössing
Anfang März ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall
auf der Straße „An der Zuckerfabrik“ in Höhe des
Rössinger Sportplatzes. An dem Unfall waren insgesamt
zwei Fahrzeuge beteiligt. Der Unfall passierte höchstwahrscheinlich
beim Abbiegevorgang. Die 79-jährige
Fahrerin, die aus Richtung Rössing kommend auf die
Straße „An der Zuckerfabrik“ abbiegen wollte, übersah
dabei offensichtlich den herannahenden PKW eines
29-jährigen. Beide Fahrzeuge kollidierten dabei so
schwer miteinander, dass der Luxuskombi des 29-jährigen
in den Graben geschleudert wurde. Dabei zog sich
der Fahrer leichte Verletzungen am Kopf zu. Die Unfallverursacherin
erlitt bei dem Aufprall hingegen schwere
Verletzungen. Sie wurde bei dem Unfall jedoch nicht in
ihrem Fahrzeug eingeklemmt und konnte dieses eigenständig
verlassen. Beide Unfallbeteiligten wurden durch
zwei Rettungswagenbesatzungen und eine Notärztin
aus Hildesheim versorgt und kurze Zeit später in zwei
Krankenhäuser nach Hildesheim transportiert. Die angerückten
Einsatzkräfte der Feuerwehr unterstützten bei
der Absicherung der Unfallstelle und beim Beseitigen
der Trümmer. Insgesamt waren die Ortsfeuerwehren
aus Rössing, Groß Escherde und Nordstemmen mit 30
Einsatzkräften und fünf Fahrzeugen angerückt.
Die beiden Fahrzeuge wurden schwer beschädigt.
Dieser Luxuskombi wurde sogar in den gegenüberliegenden
Graben geschleudert.
7
Feuermeldung am Bauhof
in Nordstemmen
Mit dem Stichwort „Rauch aus Wald“ rückten die Einsatzkräfte
im Juni in Nordstemmen aus. Anrufer
hatten aufgeregt bei der Feuerwehrleitstelle Hildesheim
angerufen und eine starke Rauchentwicklung in
der Nähe des Bauhofs gemeldet. Die Ortsfeuerwehren
aus Adensen-Hallerburg, Burgstemmen und Nordstemmen
rückten daraufhin mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften
aus, um den gemeldeten Vegetationsbrand
schnell zu löschen. Am Einsatzort angekommen konnte
dann jedoch schnell Entwarnung gegeben werden – lediglich
zwei Feuerschalen auf einem Privatgrundstück
hatten zu der kurzzeitigen, starken Rauchentwicklung
geführt. Da zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr von dem
ordnungsgemäß betriebenen Kleinfeuer ausging, war
auch kein weiteres Handeln der Feuerwehr notwendig.
Die Einsatzkräfte konnten daher nach wenigen Minuten
den Einsatz wieder abbrechen und einrücken.
8
Besondere Einsätze 2020
Kind stürzt beim Spielen in
2 Meter tiefen Schacht
Zu einem spektakulären Einsatz kam es im Juli. Unter
dem Einsatzstichwort „Person verschüttet“ machten
sich die Ortsfeuerwehren aus Burgstemmen, Nordstemmen
und Rössing auf den Weg zur Einsatzstelle, die sich
in ein Wohngebiet in Burgstemmen befand.
Die ersteintreffende Ortsfeuerwehr Burgstemmen wurde
bereits von mehreren Personen in Empfang genommen.
Wie sich vor Ort herausstellte, war ein Eineinhalbjähriger
in einen Drainageschacht gefallen. Ersten Erkenntnissen
zufolge war der Junge beim Spielen auf den gesicherten
Schachtdeckel getreten, der dann jedoch unter seinem
Gewicht nachgab. Die Schachtdeckelumrandung zerbrach
und der Junge stürzte in den knapp zwei Meter
tiefen und circa 50 cm breiten Schacht.
Den Eltern und einer befreundeten Familie gelang es
nicht, das Kind eigenständig aus der misslichen Lage
zu befreien. Daraufhin alarmierten die Betroffenen umgehend
die Feuerwehr und den Rettungsdienst. Unter
der Zuhilfenahme einer sogenannten Bandschlinge und
einer Feuerwehrleine konnte der Junge dann mehrere
Zentimeter zum Schachtausgang gehoben werden, bis
ihn ein Feuerwehrmann greifen und schließlich befreien
konnte. Der Junge wurde umgehend dem Rettungsdienst
übergeben. Außer ein paar Schürfwunden stellte
dieser bei dem Eineinhalbjährigen jedoch keine ernsthaften
Verletzungen fest.
In dieses ca. 2 Meter tiefe und 50 cm breite Drainagerohr stürzte der Eineinhalbjährige. Bis auf ein paar
Schürfwunden blieb der kleine Junge glücklicherweise unverletzt.
9
Feuer zerstört Wohnhaus im
Ortskern von Heyersum
Am 17.07.2020 kommt es zu einem verheerenden
Wohnhausbrand in Heyersum. Gegen 1:00 Uhr melden
aufgeregte Anwohner, dass der Dachstuhl eines
Mehrfamilienhauses in Brand geraten sei. Kurz darauf
alarmiert die Feuerwehrleitstelle in Hildesheim den 2.
Zug der Gemeindefeuerwehr. Schon auf der Anfahrt
zum Feuerwehrhaus ist der beißende Brandrauch im Ort
wahrnehmbar und orangener Feuerschein zeichnet sich
am Nachthimmel ab. Sofort macht sich das Löschfahrzeug
der Ortsfeuerwehr auf den Weg zur Einsatzstelle.
Als Einsatzleiter Thomas Reitz kurz nach der Ankunft die
hohen Flammen am Dachstuhl bemerkt, lässt er unmittelbar
die Alarmstufe erhöhen. Und nur wenige Minuten
nach der Erkundung, wird die Alarmstufe ein zweites
Mal hochgesetzt. Nun alarmiert die Leitstelle alle verfügbaren
Ortsfeuerwehren der Gemeinde. Neben der
Drehleiter aus Gronau, kommt auch die Berufsfeuerwehr
Hildesheim mit einer Drehleiter hinzu. Auch mehrere
Rettungswagen kommen zur Einsatzstelle, da sich in
dem verwinkelten Gebäudekomplex mehrere Anwohner
aufgehalten hatten. Sie werden mit Verdacht auf
eine Rauchgasvergiftung vom Rettungsdienst versorgt.
Bereits im Nachthimmel ist der orangene Feuerschein zu
erkennen. Beißender Brandgeruch liegt in der Luft.
10
Besondere Einsätze 2020
Wohnhaus ist nicht mehr zu retten
Mittlerweile steht die gesamte obere Etage des Wohnhauses
in Brand. Mit zahlreichen Rohren kämpfen die
Einsatzkräfte bis in die frühen Morgenstunden gegen
die Flammen, die sich dennoch im gesamten Wohnhaus
ausbreiten können. Da der Dachstuhl einsturzgefährdet
ist, kann die Brandbekämpfung nur von außen
und über die Drehleiter erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt
hat der Schutz der umliegenden Gebäude oberste Priorität.
Durch den massiven Löscheinsatz kann ein Übergreifen
der Flammen auf die benachbarten Wohnhäuser
aber verhindert werden. Erst am frühen Morgen können
die ersten Kräfte aus dem Einsatz entlassen werden. Zu
diesem Zeitpunkt ist das Feuer größtenteils gelöscht
und die Nachlöscharbeiten beginnen. Einsatzkräfte im
Drehleiterkorb kontrollieren die Brandruine mit einer
Wärmebildkamera. Danach können auch die Drehleitern
vorerst wieder abrücken. Doch am frühen Vormittag
muss die Drehleiter aus Gronau noch einmal anrücken,
da erneut aufgeflammte Glutnester im abgebrannten
Dachstuhl zu löschen sind. Auch diese Nachlöscharbeiten
ziehen sich noch einmal über mehrere Stunden hin.
Danach kann die Einsatzstelle den Spezialermittlern der
Polizei vollständig übergeben werden.
Brandermittlungen dauern an
Erst nach mehreren Wochen können die Brandermittler
einen technischen Defekt als Brandursache ausmachen.
Das Feuer war demnach im Außenbereich des Wohnhauses
auf einer überdachten Terrasse ausgebrochen.
Schnell hatten die Flammen die aus Kunststoff bestehende
Überdachung in Brand gesetzt. Von dort waren die
Flammen auf das Wohnhaus und schließlich den Dachstuhl
übergesprungen. An dem Wohnhaus entstand ein
hoher finanzieller Schaden. Es muss abgerissen werden.
Große Hilfsbereitschaft
Das Wohnhaus, welches eine Großfamilie bewohnte,
wurde in der Brandnacht vollkommen zerstört. Bereits
am nächsten Tag wurden Spenden- und Hilfsaktionen
über die Sozialen Medien gestreut. Und die Anteilnahme
war riesig. Zeitnah wurde eine Unterkunft, Kleidung und
Mobiliar gespendet. Trotz dieser Hilfsbereitschaft, wird
In den Morgenstunden wird das gesamte Ausmaß
er kennbar. Das Wohnhaus ist vollkommen zerstört und
unbewohnbar - es ist sogar einsturzgefährdet.
Immer wieder müssen aufflammende Glutnester aus dem Korb der Drehleiter Gronau abgelöscht
werden. (Fotos: Björn Lübbecke)
11
Feuer bei Nordzucker – und
die BMA löste nicht aus
12
Besondere Einsätze 2020
Im August musste die Feuerwehr zur Zuckerfabrik in
Nordstemmen ausrücken. Grund war ein Feuer in einem
Gebäudeteil auf dem Gelände. Als die ersten Kräfte
am Einsatzort eintrafen, drang bereits dichter Qualm
aus einem Rauchabzug auf dem Dach. Sofort alarmierte
Einsatzleiter Björn Lübbecke weitere Einsatzkräfte zur
Einsatzstelle - darunter auch die Drehleiter aus Gronau.
Brandmeldeanlage löste nicht aus
Am 14.08.2020, gegen 1:50 Uhr, hatten Mitarbeiter des
Werks eine Störung in einem Schaltraum des Flüssigzuckerwerks
festgestellt. Als die Mitarbeiter in dem betroffenen
Bereich im zweiten Obergeschoss eintrafen, nahmen
sie beißenden Brandgeruch wahr. Verwunderlich:
Die Brandmeldeanlage hatte zu diesem Zeitpunkt noch
nicht ausgelöst. Daher alarmierten die Mitarbeiter unmittelbar
die Feuerwehr und verließen das Gebäude, da
eigene Löschmaßnahmen aufgrund der starken Rauchentwicklung
schon nicht mehr möglich waren. Weiter
stellten die Betriebsangehörigen den Strom in dem betroffenen
Gebäudeteil ab, damit von dem brennenden
Schaltraum keine elektrische Gefahr mehr ausgehen
konnte.
Auch die Drehleiter aus Gronau war mit angerückt, um
den Dachbereich zu kontrollieren.
Brandstufenerhöhung kurz nach Ankunft
In dem Schaltraum entstand ein Totalschaden (Foto: Björn
Lübbecke)
Gegen 1:54 Uhr alarmierte die Feuerwehrleitstelle Hildesheim
den 3. Zug der Gemeindefeuerwehr Nordstemmen.
Bereits kurz nach der Ankunft konnte man
eine große, dunkle Rauchwolke über dem Gebäudeteil
wahrnehmen. Dieser drang aus den Dachfenstern des
sogenannten Rauchabzugs, den die Mitarbeiter zuvor
aktiviert hatten. Aufgrund der Lage entschied sich Einsatzleiter
Björn Lübbecke zur Nachalarmierung eines
weiteren Löschzugs, um auf das Schlimmste vorbereitet
zu sein. Gegen 02:10 Uhr erhöhte die Leitstelle Hildesheim
daher die Alarmstufe auf Feuer B2. Zusätzlich
wurde die Drehleiter aus Gronau angefordert, damit sich
die Einsatzführung einen Überblick von der Dachseite
verschaffen konnte. Hier wurde jedoch keine Brandausbreitung
oder ein weiterer Schaden am Gebäude festgestellt.
Im Inneren des Schaltraums löschten Trupps unter
Atemschutz schließlich die brennenden Schaltschränke
ab. Kurze Zeit später war das Feuer unter Kontrolle und
gegen 03:30 Uhr schließlich komplett gelöscht. Die Belüftung
des betroffenen Gebäudes und kleinere Nachlöscharbeiten
dauerten noch bis circa 5 Uhr an.
Im Einsatz waren insgesamt 70 Angehörige von Feuerwehr,
Polizei und Rettungsdienst. Wie es zu dem
Brandausbruch kommen konnte und warum die dort befindliche
Brandmeldeanlage nicht ausgelöst hat, konnte
bis zum Einsatzende nicht abschließend geklärt werden.
Kurz nach der Ankunft: Dichter Qualm dringt aus dem
Rauchabzug -es brennt in einem Schaltraum.
13
Fahrer verliert die Kontrolle
im Kreisverkehr
Vermutlich durch fehlende Ortskenntnis kam ein
26-jähriger Berliner im August mit seinem Kleinwagen
von der Fahrbahn ab und geriet dabei in eine Böschung.
Hierdurch wurden der Fahrer und seine 50-jährige
Beifahrerin leicht verletzt.
Der Unfall ereignete sich im Kreisel „An der Zuckerfabrik“
in Nordstemmen. Laut Aussage der Polizei befuhr
der Mann den Kreisverkehr aus Richtung Adensen kommend
und touchierte hierbei vermutlich den befestigten
Innenteil der Kreiselmitte. Hierdurch verlor der Fahrer
die Kontrolle über sein Fahrzeug, wodurch dieses in
den rechten Randbereich der Kreiselausfahrt geriet. Der
Kleinwagen kippte zur Seite und kam schließlich im rechten
Böschungsbereich der Fahrbahn zum Liegen. Unfallzeugen
meldeten der Feuerwehrleitstelle in Hildesheim
daraufhin, dass die beiden Unfallbeteiligten in ihrem
Fahrzeug eingeklemmt seien. Dies bestätigte sich bei
Ankunft der ersten Einsatzkräfte glücklicherweise nicht.
Die beiden Insassen konnten sich, auch dank der Hilfe
mehrerer engagierten Ersthelfer, selbst aus dem Unfallfahrzeug
befreien. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes
kümmerten sich Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehren
aus Nordstemmen und Rössing um die beiden Leichtverletzten.
Im Einsatz befanden sich knapp 30 Einsatzkräfte der beiden
eingesetzten Ortsfeuerwehren, die mit insgesamt
fünf Fahrzeugen angerückt waren. Zusätzlich befanden
sich zwei Rettungswagenbesatzungen und eine Notärztin
im Einsatz. Die beiden Leichtverletzen wurden in ein
Krankenhaus nach Gronau gebracht.
14
Besondere Einsätze 2020
Gartenlaube gerät in Brand
An einem Samstagmorgen heulten die Sirenen im
Gemeindegebiet. Dieses Mal musste die Feuerwehr
zu einem brennenden Holzschuppen im Ortskern von
Nordstemmen ausrücken. Gegen 07:20 Uhr gingen die
ersten Notrufe bei der Feuerwehrleitstelle in Hildesheim
ein. Aufgeregte Anwohner eines Mehrfamilienhauses
aus der Bunzlauer Straße meldeten, dass ein Holzschuppen
im hinteren Gartenbereich des Grundstücks brenne.
Sofort alarmierte die Leitstelle die Ortsfeuerwehren
aus Nordstemmen, Adensen-Hallerburg, Barnten und
Rössing. Ortsbrandmeister Patrick Eisfelder, der auf der
Anfahrt zum Feuerwehrhaus an der Einsatzstelle vorbeikam,
konnte der Leitstelle bereits den Vollbrand des
Holzbaus bestätigen. Über Nordstemmen war zudem
eine dunkle Rauchsäule weithin sichtbar.
Gegen 07:32 Uhr trafen die ersten Fahrzeuge der Ortsfeuerwehr
Nordstemmen ein. Ein Trupp unter Atemschutz
begann daraufhin sofort mit den Löscharbeiten,
während sich die weiteren Kameradinnen und Kameraden
um den Aufbau einer Löschwasserversorgung kümmerten.
Gegen 07:45 Uhr meldete Einsatzleiter Patrick
Eisfelder der Leitstelle, dass das Feuer abgelöscht sei.
Durch den schnellen Einsatz konnte zudem ein Übergreifen
der Flammen auf die unmittelbar angrenzenden
Sträucher und Bäume verhindert werden. In der Hütte
selbst befanden sich Gartengeräte, Werkzeuge und einzelne
Fahrräder von Anwohnern. Warum der Holzbau in
Brand geraten war, konnte zum Zeitpunkt des Einsatzes
noch nicht festgestellt werden.
15
Gleich zwei Brandeinsätze
innerhalb einer Stunde
In Nordstemmen brannte es am 1. September innerhalb
einer Stunde gleich an zwei Orten. Gegen 20:30 Uhr wurden
die Ortsfeuerwehren aus Nordstemmen, Adensen-
Hallerburg, Barnten und Rössing zu einem Kellerbrand in
die Calenberger Straße alarmiert. Im Kellerbereich eines
Mehrfamilienhauses hatte sich ein Kleinbrand entwickelt.
Zum Zeitpunkt des Brandausbruchs befanden sich
noch neun Bewohner im dem mehrstöckigen Gebäude.
Diese flüchteten durch das Treppenhaus ins Freie. Glücklicherweise
kam hierbei niemand zu Schaden.
Kurz nach der Ankunft der ersten Einsatzkräfte ging ein
Trupp unter Atemschutz in den verqualmten Keller vor.
Hier konnte jedoch kein Feuer mehr ausgemacht werden.
Ein Mieter hatte den Entstehungsbrand bereits mit
einem Feuerlöscher abgelöscht. Die Feuerwehr setzte
einen Lüfter ein, um das Treppenhaus vom Rauch zu befreien.
Anschließend kontrollierten die Einsatzkräfte alle
Wohnungen auf Brandrauchschäden. Es konnte jedoch
Entwarnung gegeben werden, sodass die Bewohner
nach dem Einsatz wieder in Ihre Wohnungen zurückkehren
konnten
Noch während des Kellerbrandeinsatzes meldete die
Feuerwehrleitstelle Hildesheim der Einsatzleitung einen
weiteren Brand im Nordstemmer Neubaugebiet.
Anwohner der Straße „Am Vogelherd“ hatten den Notruf
gewählt und einen Fahrzeugbrand gemeldet. Sofort
verließen einige Löschfahrzeuge die erste Einsatzstelle
und eilten zum zweiten Brandort. Hier hatte es im Frontbereich
eines unter einem Holzcarport abgestellten
Fahrzeugs zu Brennen begonnen. Noch vor der Ankunft
der Feuerwehr hatte der Fahrzeugbesitzer den Entstehungsbrand
mit einem Gartenschlauch unter Kontrolle
gebracht. Die Einsatzkräfte führten mit einem C-Rohr
Nachlöscharbeiten durch und klemmten vorsorglich die
Fahrzeugbatterie ab. Kurze Zeit später konnte auch dieser
Einsatz für beendet erklärt werden.
Während die Einsatzkräfte noch mit dem Kellerbrand be–
schäftigt sind, läuft der nächste Notruf ein. Nun brennt ein
PKW unter einem Carport.
16
Besondere Einsätze 2020
Rauchwarnmelder löst
Großeinsatz aus
In Barnten löste ein Rauchwarnmelder aus und sorgte so
für ein Großaufgebot der Feuerwehr. Nachbarn waren
auf den schrillen Piepton des Rauchmelders aufmerksam
geworden und hatten daraufhin die Feuerwehr gerufen.
Die Feuerwehrleitstelle in Hildesheim alarmierte
den 1. Zug der Gemeindefeuerwehr Nordstemmen, der
kurz darauf mit den Ortsfeuerwehren Barnten, Klein und
Groß Escherde, Nordstemmen und Rössing zum Einsatzort
im Ortskern von Barnten ausrückte.
Wenige Minuten später traf das erste Löschfahrzeug
der Ortsfeuerwehr Barnten an dem betroffenen Objekt
in der Landesstraße ein. Am Einsatzort war der schrille
Warnton deutlich zu hören, doch Rauch drang glücklicherweise
nicht aus dem unbewohnten Mehrfamilienhaus.
Einsatzleiter Tobias Trapp ließ deshalb die
Eingangstür durch die Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehr
Klein Escherde öffnen, die seit diesem Jahr über ein
spezielles Türöffnungswerkzeug verfügen. Die Einsatzkräfte
erkundeten anschließend alle Räume mit Hilfe
einer Wärmebildkamera, konnten jedoch kein Feuer
oder Brandrauch feststellen. Der betroffene Rauchmelder
befand sich im obersten Stockwerk des Treppenflurs
- er wurde durch die Feuerwehr demontiert und abgeschaltet.
Der Rauchwarnmelder hatte vermutlich durch
eine technische Störung ausgelöst. Vorsorglich wurden
die Sicherungen in dem leerstehenden Gebäude abgeschaltet
und die Einsatzstelle anschließend an die Polizei
Sarstedt übergeben.
17
Frontalzusammenstoß
unterhalb des Marienbergs
Im Oktober ereignete sich auf der K 209 unterhalb des
Marienbergs ein schwerer Verkehrsunfall. Dabei kam es
zu einem Frontalzusammenstoß zweier PKW. Der Aufprall
war so heftig, dass die Fahrerin eines Kleinwagens dabei
in ihrem Fahrzeug eingeklemmt und schwer verletzt
wurde. Ersthelfer kümmerten sich um die Kleinwagenfahrerin
und den ebenfalls leichtverletzen Kombifahrer.
Mit dem Stichwort „Verkehrsunfall, zwei eingeklemmte
Personen“ rückten die Ortsfeuerwehren Nordstemmen,
Groß Escherde, Rössing und Adensen-Hallerburg zur Einsatzstelle
aus.
Relativ schnell konnten die Einsatzkräfte den Fahrer des
Kombis aus seiner misslichen Lage befreien. Er wurde
umgehend von einer Rettungswagenbesatzung versorgt.
Die Kleinwagenfahrerin musste hingegen mit
technischem Gerät aus dem Unfallfahrzeug befreit werden.
Beide Unfallbeteiligten wurden in nahegelegene
Krankenhäuser gebracht. Während der gesamten Rettungsmaßnahmen
musste die K 209 und die K 505 voll
gesperrt werden. Es bildeten sich daraufhin kilometerlange
Staus in beide Richtungen.
18
Besondere Einsätze 2020
Unfall mit gasbetriebenem
SUV bei Adensen
Kurz vor Weihnachten ereignete sich an der Ortseinmündung
Adensen noch ein schwerer Unfall. Der Unfall
ereignete sich auf der K 505 in Höhe der Ortseinfahrt
nach Adensen, bei dem zwei sich zwei Personen leicht
verletzten. Eine aus Adensen kommende 61-jährige Fahrerin
eines BMW wollte links auf die K 505 in Richtung
Nordstemmen abbiegen. Hierbei übersah sie höchstwahrscheinlich
den herannahenden SUV eines 32-Jährigen
aus der Region Hannover. Beide Fahrzeuge kollidierten
schwer und blieben im Einmündungsbereich stehen.
Mit dem Stichwort „Ölspur nach Verkehrsunfall“ rückte
die Ortsfeuerwehr Adensen-Hallerburg zur Einsatzstelle
aus
Gasgeruch am SUV bemerkt
Kurz nach der Ankunft bemerkte Einsatzleiter Stefan
Thiel starken Gasgeruch an einem der beteiligten Unfallfahrzeuge.
Wie sich herausstellte, verfügte der weiße
SUV über eine eingebaute Gasanlage. Die Kräfte der Feuerwehr
sperrten daher die Unfallstelle weiträumig ab,
bauten einen Löschangriff auf und alarmierten die Ortsfeuerwehr
Nordstemmen nach. Diese rückte kurze Zeit
später mit dem Hilfeleistungslöschfahrzeug und einem
speziellen Gasmessgerät an. Ein Atemschutztrupp der
Nordstemmer Ortsfeuerwehr untersuchte daraufhin das
verunfallte Fahrzeug. Dieser konnte nach der Messung
jedoch Entwarnung geben, da keine explosionsfähigen
Gaskonzentrationen festgestellt werden konnten. Bis
zum Eintreffen des Abschleppdienstes stellte die Feuerwehr
jedoch kontinuierlich den Brandschutz sicher und
sperrte weiterhin die Straße ab. Die beiden Unfallbeteiligten
wurden in umliegende Krankenhäuser transportiert.
An dem Einsatz waren insgesamt 25 Einsatzkräfte
der Feuerwehr, die Polizei Sarstedt und zwei Rettungswagenbesatzungen
aus Gronau beteiligt. Während des
gesamten Einsatzes musste die K 505 in beide Richtungen
vollständig gesperrt werden, was kurzzeitig zu langen
Staus auf der Umgehungsstraße führte.
Heftiger Frontalzusammenstoß am Ortseingang von Adensen. Kurz nach Ankunft der Feuerwehr wird Gasgeruch
bemerkt. Die beiden Unfallbeteiligten wurden mit Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser transportiert.
19
Corona und die Folgen
für die Feuerwehr
Auch bei der Feuerwehr kam es zu massiven Einschränkungen durch
die Corona-Pandemie. Doch die Ortsfeuerwehren entwickelten Konzepte,
um den Dienstbetrieb einigermaßen aufrecht zu erhalten. Die
Lösung hieß vielerorts „Onlinedienst“.
20
TOP-Thema
Noch im Januar hatte man sich mit dem Wort „Corona“
kaum befasst. Das in der chinesischen Stadt Wuhan
ausgebrochene Virus schien weit genug weg. Nur wenige
Monate später sollte nicht nur in Deutschland eine
förmliche Katastrophe ausbrechen. Steigende Infektionszahlen
machten das Virus zum hochansteckenden,
unsichtbaren Feind. Binnen kürzester Zeit waren Hygieneartikel,
Mund- und Nasenmasken, Desinfektionsmittel
und Schutzanzüge ausverkauft. Ende März musste die
Bundesregierung eine der härtesten Entscheidungen
treffen: der Lockdown. Das gewohnte Leben mit seiner
Kultur, der Freiheit und Selbstbestimmtheit, welches
wir alle schätzen und lieben, wurde an nur einem Tag
vollständig heruntergefahren. Bars, Restaurants, Freizeiteinrichtungen,
Sportstätten und Geschäfte wurden
geschlossen. Die Wochen vergingen. Auch das Vereinsleben
kam vollständig zum Erliegen. Genau so hart traf
der Lockdown auch die Aktivitäten in der Feuerwehr. Der
Dienstbetrieb wurde vollständig eingestellt. Aus- und
Weiterbildungen konnten vorerst nicht mehr durchgeführt
werden. Auch liebgewonnen Traditionen, wie z.B.
die Osterfeuer, wurden vollständig abgesagt. Trotz aller
Einschränkungen konnte aber die Einsatzbereitschaft
sichergestellt werden. Die harten Maßnahmen zeigten
Wirkung, denn kein Feuerwehrangehöriger infizierte
sich in den eigenen Reihen mit dem COVID-19 Virus.
Hygienekonzepte entwickelt
Während der harten Lockdown-Phase entwickelte der
neu gebildete Arbeitskreis „Hygiene“ ein umfangreiches
Hygienekonzept, das gleich mehrere Komponenten zur
Infektionsprävention beinhaltete. Gespräche mit Lieferanten
wurden geführt, um auch die Verwaltung zu
entlasten. Denn bereits zu Beginn der Pandemie war der
Nachschub mit Hygiene- und Schutzartikeln kaum noch
Ab Ende März blieben die Tore bei den Ortsfeuerwehren in der Gemeinde geschlossen. Nur im Einsatzfall durften die
Gerätehäuser noch betreten werden.
21
möglich. Letztlich fand man mehrere Lieferanten, die die
dringend benötigten Schutzartikel liefern konnten. Somit
konnten im Sommer alle neun Ortsfeuerwehren mit
Material ausgestattet werden, um bei einem möglichen
Einsatz mit COVID-19 optimal gerüstet zu sein.
Dienste überwiegend online
Noch im Sommer beobachtete Gemeindebrandmeister
Jan Riechelmann die Infektionslage im Landkreis und im
Gemeindegebiet. Bis in den Juni zeigte sich jedoch, dass
die anhaltenden hohen Infektionszahlen ein Zurückkommen
zum Regelbetrieb nicht möglich machten. Viele
Ortsfeuerwehren waren bis dato auf „Onlinedienste“
umgestiegen. Per Videotelefonie oder anderer Kommunikationssoftware
versuchten einige Ortsfeuerwehren
etwas „Feuerwehr“ ins heimische Wohnzimmer zu bringen.
Doch viele Kameradinnen und Kameraden wünschten
sich den richtigen Dienst zurück. Zum Ende der
Sommerferien schien dies wieder möglich zu werden.
Ab August begann der Großteil aller Ortsfeuerwehren
wieder mit einem halbwegs geregelten Ausbildungsbetrieb.
Unter strengen Hygieneauflagen konnte so wieder
praktischer Dienst absolviert werden.
Erneut die Hände gebunden
Ende Oktober stiegen die Fallzahlen bundesweit wieder
an. Wieder wurden Einschränkungen seitens der Regierung
beschlossen. Und so traf der „Lockdown-Light“
auch erneut die Feuerwehr. Wieder musste Jan Riechelmann
ein Schloss vor den Ausbildungsdienst hängen.
„Aufgrund der stark steigenden Infektionszahlen im
Landkreis Hildesheim, sei diese Maßnahme unumgänglich“,
berichtete Riechelmann Anfang November. Der
Gemeindebrandmeister blickte mit großer Sorge auf
Mit strengen Hygienekonzepten konnte im Spätsommer wieder ein halbwegs geregelter Dienstbetrieb sichergestellt
werden. Hierunter zählten auch Desinfektionsmaßnahmen nach jedem Ausbildungs- und Übungsdienst.
22
TOP-Thema
Die Ortsfeuerwehren ließen sich eine Menge einfallen, um die Onlinedienste attraktiv zu gestalten. So wurde mancherorts
das Gerätehaus kurzerhand zum Filmstudio (natürlich unter strenger Einhaltung der Hygienevorgaben)
den Pandemieverlauf, der erneut eine erschreckend
hohe Schwelle erreicht hatte. Hierdurch steige auch das
Risiko, dass das Virus womöglich doch die Einsatzbereitschaft
einzelner Ortsfeuerwehren gefährde, erklärte der
Gemeindebrandmeister damals. Daher galt, die Personalressourcen
zu schonen und den Blick auf die Einsatzbereitschaft
zu lenken. Der Übungsdienst, so war allen
Beteiligten bewusst, stellte die größte Gefahr einer Infektionsausbreitung
dar. Wichtiger war es deshalb, den
Ausbildungs- und Übungsdienst vorübergehend einzustellen,
damit im Einsatzfall genügend Einsatzkräfte zur
Verfügung stünden.
Und auch mit dem vorhandenen Infektionsschutzmaterial
wollte man nun sorgsamer umgehen und dieses
nicht im Ausbildungs- und Übungsdienst unnötig verbrauchen.
Mundschutz, Einmalschutzhandschuhe und
Desinfektionsmittel sollten vorrangig für den Einsatzfall
genutzt werden. Zwar hatte die Gemeinde Nordstemmen
ihre Reserven in den vorherigen Monaten gut
aufgefüllt, wie Verwaltungsmitarbeiterin Linda Noack
mitteilte, doch das Material musste vorerst ausreichen.
Zu oft hatte Linda Noack schon miterlebt, dass die Zulieferer
von Hygiene- und Infektionsschutzmaterial
plötzlich doch nicht geliefert oder ihre Liefertermine auf
unbestimmte Zeit verschoben hätten. „Es fehle den Herstellern,
aufgrund der hohen Nachfrage, selbst an Rohstoffen“,
erklärte die Verwaltungsmitarbeiterin im November.
Hierdurch entstünden immer wieder Engpässe
bei dringend benötigtem Schutzmaterial.
Der Lockdown und seine Folgen sind enorm – dies spürt
man auch bei den Ortsfeuerwehren. Viel zu sehr fehlt das
gewohnte Miteinander auf den Dienstabenden, denn
die Feuerwehr lebt besonders von der Kameradschaft
untereinander. Die virtuellen Treffen sind da nur ein kleines
Trostpflaster. Die Ortsfeuerwehren haben dennoch
bewiesen, dass sie auch unter diesen extremen Bedingungen
nicht den Mut verlieren und alles unternehmen,
um die Aus- und Weiterbildung – und letztlich auch sich
selbst – nicht aus den Augen zu verlieren.
23
Spiele für den Teamgeist
und die Fitness
Kurz vor dem Lockdown richtete die Gemeindejugendfeuerwehr noch
das traditionelle „Spiel ohne Grenzen aus“. 71 Kinder und Jugendliche
aus allen Kinder- und Jugendfeuerwehren der Gemeinde nahmen teil
und belebten dadurch die Sporthalle in Nordstemmen.
24
Jugendfeuerwehr
Kurz vor dem Lockdown fand das alljährliche Spiel
ohne Grenzen der Kinder- und Jugendfeuerwehren
statt. 71 Kinder und Jugendliche aus allen Kinder- und
Jugendfeuerwehren hatten sich in der Sporthalle an der
Jahnstraße in Nordstemmen hierzu eingefunden. Sehr
zur Freude von Gemeindejugendfeuerwehrwart Stephan
Mainka, der mit seinem Betreuerteam wieder tolle
Spiele im Programm hatte, um die Bewegung und den
Teamgeist der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer
zu fördern. Natürlich kam auch der Spaß bei den 14 Stationen
nicht zu kurz. So mussten die Kinder und Jugendlichen
immer wieder ihr Geschick oder auch ihre körperliche
Fitness unter Beweis stellen. Die Aufgaben wurden
erneut so ausgearbeitet, dass diese auch von den Kleinsten
der Kinderfeuerwehren gelöst werden konnten.
„Gut, dass wir auch in diesem Jahr wieder das „Spiel ohne
Grenzen“ gemeinsam mit den Kinder- und Jugendfeuerwehren
durchgeführt haben“, erklärte Stephan Mainka.
Hierdurch bekäme die Veranstaltung mehr Leben, so
der Gemeindejugendwart. Nur die älteren Jugendlichen
seien etwas „schwerer“ zu begeistern. Auch Gemeindebrandmeister
Jan Riechelmann und der Abschnittsjugendfeuerwehrwart
für den Brandabschnitt West, Michél
David, besuchten die Veranstaltung in die Turnhalle
an der Jahnstraße. Beide freuten sich über die große Beteiligung.
„Ohne die Kinder der fünf Kinderfeuerwehren
würde die Turnhalle doch etwas leer aussehen“, erklärte
Riechelmann. Ihn freue es deshalb sehr, dass das „Spiel
ohne Grenzen“ nun wieder richtig auflebt.
Am Ende erhielten alle 14 Mannschaften eine Urkunde
und ein kleines Präsent. Die ersten drei Platzierten konnten
sich zudem noch über einen kleinen Geldumschlag
freuen. Ob das traditionsreiche „Spiel ohne Grenzen“
auch in 2021 wieder stattfinden kann, wird die allgemeine
Entwicklung mit der Corona-Pandemie zeigen.
Stephan Mainka hofft, dass es bis dahin wieder möglich
sei. Und vielleicht wird dann ja dann die Teilnehmerzahl
von „100“ geknackt, ergänzt der Gemeindejugendfeuerwehrwart
mit einem Augenzwinkern.
Zahlreiche Spiele forderten das Geschick und den Teamgeist der 71 Kinder und Jugendlichen. Aber auch sportliche
Diziplinen mussten an einigen Stationen absolviert werden.
25
Wie geht Erste Hilfe?
Jugendfeuerwehr Rössing übt die Versorgung von Verletzungen
oder die richtigen Maßnahmen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand.
26
Jugendfeuerwehr
Was macht man bei starken Blutungen? Wie helfe ich
einem Menschen, der einen Herz-Kreislauf-Stillstand
hat? Mit diesen Themen haben sich die Mitglieder
der Jugendfeuerwehr Rössing auf zwei Dienstabenden
im März beschäftigt. Bei dem kleinen Erste-Hilfe-Training,
das unter der Leitung von Ingo Dietrich stattfand,
ging es am ersten Übungsabend unter anderem um das
Anlegen eines Druckverbands und den Erstmaßnahmen
bei einer allergischen Reaktion. Gespannt lauschten die
Jugendfeuerwehrmitglieder den Erklärungen des erfahrenen
Notfallsanitäters.
„Wir wollten noch vor den Wettbewerben und den eigentlichen
Übungsdiensten mit der Ersten Hilfe in das
neue Ausbildungsjahr starten“, erklärte Martin Eichhorn.
Der stellvertretende Jugendfeuerwehrwart hatte
die Idee zu dem Erste-Hilfe-Training und Ingo Dietrich
daraufhin angesprochen. Dieser signalisierte sofort seine
Bereitschaft und kam mit allerhand Material in das
Feuerwehrgerätehaus nach Rössing. Es war zudem kein
Zufall, dass sich die Jugendfeuerwehr für den Barntener
entschieden hatte, denn Dietrich ist regelmäßig in
der Grundschule Barnten zu Gast und bringt auch dort
den Schülerinnen und Schülern das richtige Verhalten in
puncto Erste Hilfe bei.
Mit einer speziellen Puppe konnte die Herz-Lungen-Wiederbelebung
geübt werden. Die Kinder und Jugendlichen
entwickelten hierbei einen enormen Erhgeiz.
Üben an spezieller Trainingspuppe
Am zweiten Dienstabend unterstützte Rettungsassistent
Daniel Freitag das Erste-Hilfe-Training und zeigte den Jugendlichen
das richtige Verhalten beim Auffinden einer
bewusstlosen Person sowie die korrekte Herzdruckmassage
bei einem Menschen mit Herzstillstand. Hierfür
hatte Freitag eine besondere Trainingspuppe mitgebracht,
die über eine spezielle LED-Technik verfügt. Ein
Aufleuchten der LEDs simulierte dabei den Blutstrom
vom Herzen zum Kopf. Die spezielle Übungspuppe sorgte
für einen Aha-Effekt, da die Jugendlichen den Erfolg
ihrer Wiederbelebungsmaßnahme sofort überprüfen
konnten. Dies motivierte die Jugendfeuerwehrler und
weckte bei so manchem den Ehrgeiz.
Ausbilder Ingo Dietrich erklärte den Mitgliedern der
Jugendfeuerwehr Rössing die Grundlagen der Erste Hilfe.
Besonders Martin Eichhorn war die Freude anzusehen,
denn alle neun Jugendfeuerwehrmitglieder waren zu
den Dienstabenden erschienen und voll bei der Sache.
Dies sei keine Selbstverständlichkeit mehr, weiß der
stellvertretende Jugendfeuerwehrwart, denn immer öfters
fehle der Zuwachs und das Interesse an der Jugendfeuerwehr.
Es sei heutzutage sehr schwer, überhaupt
noch Kinder und Jugendliche für dieses Hobby zu motivieren.
Umso mehr freue es den Rössinger, dass endlich
wieder neun Mitglieder regelmäßig am Dienstbetrieb
teilnehmen.
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Retten künftig in rot
Gemeinde beschafft 20 neue Einsatzanzüge der neusten
Genearation. 2021 sollen 100 weitere Schutzanzüge bestellt
werden.
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Neuigkeiten
Muss es immer Schwarz sein? Die neue Einsatzbekleidung kommt in leuchtendem Rot daher und verstärkt somit die
Sicherheit bei Einsätzen in der Nacht und auf der Straße.
Die Leistungsanforderungen an funktionale und sichere
Feuerwehrschutzkleidung werden immer
höher. Die Kleidung muss ihren Träger vor möglichen
Gefahren zuverlässig schützen und dennoch die Bewegungsfreiheit
der Einsatzkraft nicht einschränken. Besonders
Atemschutzgeräteträger müssen sich auf ihre
Einsatzkleidung blind verlassen können. Nur so ist gewährleistet,
dass die Einsatzkräfte einen Löschangriff im
Innern eines brennenden Gebäudes unbeschadet überstehen.
Nach einem Einsatz sollte die Kleidung auch
weiterhin einsatzfähig bleiben. Hierfür muss die Schutzbekleidung
auf mögliche Schäden überprüft und in einer
speziellen Wäscherei gereinigt werden. Nur wenn
außen und innen keine Mängel festgestellt werden, darf
die Bekleidung im nächsten Einsatz wieder verwendet
werden. Und genau hier liegt auch ein wesentliches und
nicht unerhebliches Problem, denn die aktuelle Generation
der Feuerwehrschutzkleidung lässt sich nur bedingt
überprüfen, wie der Gemeindeatemschutzbeauftragte
Stefan Thiel mitteilt. Eine Beurteilung, ob die Jacke noch
ihre Schutzfunktion zuverlässig auswirkt, kann somit
nicht immer festgestellt werden. Neuste Modelle sind
hier „wartungsfreundlicher“, weshalb im letzten Jahr
mehrere Modelle von namhaften Herstellern getestet
wurden.
Muss es immer Schwarz sein?
Der damals gebildete Arbeitskreis hatte eine umfangreiche
Testphase auf die Beine gestellt, um die künftige
Feuerwehrschutzkleidung der Gemeindefeuerwehr zu
ermitteln. Testsieger wurde ein Modell der Firma S-Gard.
Die Jacken und Hosen überzeugten die Tester durch den
hohen Tragekomfort und die immense Beweglichkeit im
Atemschutzeinsatz. In puncto Sicherheit kann die Feuerwehrschutzkleidung
zudem umfangreich überprüft
werden. Auch hinter die verschiedenen Innengewebe
und Membranen kann ein Blick geworfen werden, wodurch
kleinste Mängel rechtzeitig erkannt werden. Hierdurch
verspricht man sich eine lange Lebensdauer der
Einsatzanzüge. „Wir sind mit diesen Anzügen zukunftssicher
aufgestellt“, so Gemeindebrandmeister Jan Riechelmann.
Gemeinsam mit der Verwaltung hatte er den Gemeinderat
auf einer Ratssitzung von der Notwendigkeit
und sinnvollen Investition der neuen Schutzkleidung
überzeugen können. Bereits in diesem Jahr wurden 20
neue Schutzjacken und –hosen bestellt und mittlerweile
an die Ortsfeuerwehren Burgstemmen, Nordstemmen
und Rössing ausgegeben. Nur an die Farbe der Einsatzkleidung
müssen sich die Einsatzkräfte noch gewöhnen,
denn das herkömmliche Schwarz ist einem intensiven
Rot gewichen. Stefan Thiel und sein Team vom Arbeitskreis
hatten sich im letzten Jahr nämlich auch hierzu ihre
Gedanken gemacht. Dabei kam die Frage auf: Muss es
eigentlich immer schwarz sein? Das Team des Arbeitskreises
hatte sich schließlich für die Farbe Rot entschieden,
denn diese wird im Allgemeinen mit der Feuerwehr
in Verbindung gebracht. Weiterer Vorteil: Die Farbe wird
im Dunkeln noch besser wahrgenommen und schützt
die Brandschützer somit auch auf der Straße vor möglichen
Gefahren an der Einsatzstelle. „Außerdem sind
unsere Fahrzeuge ja auch nicht schwarz“, fügt Thiel mit
einem Augenzwinkern hinzu. Über 100 weitere Anzüge
sollen noch in diesem Jahr ausgeschrieben und zeitnah
beschafft werden. Der Haushalt hierfür sei bereits beschlossen.
Dabei kostet eine komplette Montur knapp
1000 Euro, schätzt Gemeindebrandmeister Riechelmann.
Dennoch sei die Anschaffung dieser neusten Generation
von Einsatzkleidung jeden Cent wert. Schließlich
ist die Gesundheit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte
unbezahlbar.
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Üben in der alten Schule
Das Gebäude der ehemaligen Orientierungsstufe in der Jahnstraße
steht seit Jahren leer. Nun gehört es der Gemeinde
und dient vorläufig als Übungsobjekt für die Feuerwehr.
30
Reportage
Mehr als 25 Einsatzkräfte nahmen im Spätsommer an
einer Übung auf dem ehemaligen Gelände der OS
Nordstemmen teil. Das leerstehende Gebäude an der
Jahnstraße steht den Brandschützern seit Mai 2020 vorläufig
als Übungsobjekt zur Verfügung. Der zweite Zug
der Gemeindefeuerwehr nahm das Angebot dankend
an und führte eine Einsatzübung an dem Objekt durch.
Initiator der Übung war Zugführer Peter Schiersching
aus Heyersum, der den Schwerpunkt auf das taktische
Vorgehen im Innern des Gebäudes gelegt hatte.
Altes Schulgebäude für neue Zwecke
Das ehemalige Schulgebäude an der Jahnstraße liegt seit
vielen Jahren brach und vermittelt heute einen ehr trostlosen
Eindruck. Wo sich einst Schülerinnen und Schüler
in den Fluren und Klassenräumen aufhielten, herrscht
heute eine unheimliche Stille. Nachdem die einstige Orientierungsstufe
- eine ehemalige Schulform der Klassen
5 und 6 – mit der Schulreform abgeschafft wurde, war
der Gebäudekomplex für den Schulbetrieb unbrauchbar
geworden. Er diente eine Zeitlang als Außenstelle der
Marienbergschule, später als Flüchtlingsunterkunft und
bis vor kurzem noch als Trainingsstätte der Polizei. Heute
gehört das ehemalige Landkreisgebäude der Gemeinde
Nordstemmen. Was mit der alten Schule passieren soll,
wird gerade geplant. Vermutlich wird das Gebäude aber
abgerissen, um Platz für neue Bauvorhaben zu schaffen.
Bis es soweit ist, darf die Feuerwehr das Gebäude zur
Ausbildung und für Einsatzübungen nutzen. Im Sommer
erhielten die Führungskräfte aller neun Ortsfeuerwehren
hierzu eine umfangreiche Einweisung durch Patrick
Eisfelder. Der stellvertretende Gemeindebrandmeister
und Ausbildungsleiter freut sich über den „Gebäudezuwachs“
und der damit verbundenen Möglichkeit, unter
„Realbedingungen“ zu üben.
Üben ja - jedoch mit Grenzen
Doch auch den Ehrenamtlichen sind Grenzen gesetzt.
Einfach mal eine Eingangstür mit technischem Werkzeug
aufbrechen, das ist auch für die Feuerwehr tabu.
Ebenfalls ist der Einsatz von Wasser im Innern des Gebäudes
zurzeit noch nicht möglich. Doch daran stört
sich hier niemand, denn das Objekt bietet auch so zahlreiche
Übungsmöglichkeiten. Der verwinkelte Komplex
eignet sich hierfür hervorragen. So kann unter anderem
die Suche von vermissten Personen geübt werden, denn
das Gebäude darf hierfür mit künstlichem Rauch vernebelt
werden. Dieser erschwert die Orientierung in den
langen Fluren mit seinen vielen aneinandergereihten
Klassenzimmern.
An zahlreichen Stationen mussten die Einsatzkräfte aktiv werden. Hier retten gerade einige Mitglieder der Ortsfeuerwehr
Mahlerten einen “Lehrer” aus dem 1. Obergeschoss.
31
Besonders das Vorgehen unter Atemschutz war ein wichtiger Bestandteil der Übung, welche sich Zugführer Peter
Schiersching ausgedacht hatte. Hier betritt gerade ein Trupp unter Atemschutz die Empfangshalle der alten OS.
Genau solch ein Szenario hatte der zweite Zug der Gemeindefeuerwehr
im Spätsommer trainiert. Angenommen
wurde ein Brand im Keller des Schulgebäudes - ausgelöst
durch Wartungsarbeiten an der Heizungsanlage.
Zusätzlich wurden zwei Handwerker – dargestellt durch
schwere Übungspuppen – und ein „Lehrer“ vermisst. Der
Lehrer, ebenfalls durch eine Rettungspuppe simuliert,
kauerte bei der Ankunft der ersten Fahrzeuge an einem
Fenster im Obergeschoss. Hier konnte die Menschenrettung
mit einer mehrteiligen Steckleiter geübt werden.
Im Gebäude selbst gingen mehrere Trupps unter Atemschutz
vor, um den vermeintlichen Brand zu löschen
und die beiden vermissten „Personen“ zu suchen. Hier
konnte besonders das Vorgehen mit einem befüllten
Feuerwehrschlauch geübt werden. Keine leichte Aufgabe,
wie der vorgehende Trupp feststellen musste, denn
ein gefüllter Schlauch lässt sich nur sehr schwer in Treppenhäusern
händeln. Diese Übungsmöglichkeit blieb
den Feuerwehrangehörigen bislang verwehrt. Solch ein
Training wäre in einem noch genutzten Schulgebäude
32
Reportage
Eine der größten Herausforderungen war das Vorgehen mit den befüllten Schläuchen, die unter Wasserdruck alles
andere als leicht zu händeln sind. Eine gute Vorbereitung ist daher das Wichtigste. Damit der Trupp auch genügend
Wasser zur Verfügung hatte, wurde außerhalb eine Wasserversorgung aufgebaut (Bild unten links).
undenkbar. Viel zu groß wäre das Risiko, dass sich eine
Kupplung löst oder ein Schlauch platzt und somit einen
hohen Wasserschaden verursacht.
Am Ende zeigte sich Peter Schiersching äußerst zufrieden
mit der Leistung der Kameradinnen und Kameraden
des 2. Zuges. Der Einsatzauftrag wurde bewältigt und
die Übung war als Einstieg nach der langen Corona-Pause
eine willkommene Abwechslung.
33
Unschlagbare „Location“
Seit der Corona-Pandemie ist die Atemschutzübungsstrecke der Feuerwehrtechnischen
Zentrale (FTZ) in Groß Düngen nur bedingt nutzbar.
Doch zahlreiche Atemschutzgeräteträger benötigten ihre Tauglichkeitsüberprüfung.
Doch wo gab es Alternativen? Auf dem alten Mühlengelände
in Banteln fand man schließlich die rettende Lösung.
34
Reportage
Im Juli 2017 führte das verheerende Hochwasser im
Landkreis Hildesheim zu massiven Einschränkungen
bei der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Groß
Düngen. Zeitweise stand der Betrieb komplett still. Auch
die Ausbildung in der Atemschutzübungsstrecke war
hiervon betroffen. Zahlreiche Atemschutzgeräteträger
konnten ihre dringend benötigte Belastungsübung und
Überprüfung der Tauglichkeit nicht wahrnehmen. Nur
drei Jahre nach diesem einschneidenden Ereignis ist der
Betrieb an der Feuerwehrtechnischen Zentrale erneut
nur eingeschränkt möglich.
Einsatzbereitschaft gefährdet
Die Coronapandemie hat dazu geführt, dass auch die
FTZ mit strikten Hygienemaßnahmen reagieren musste.
Darunter leiden erneut die Tauglichkeitsprüfungen in
der Atemschutzübungsstrecke. Um das Infektionsrisiko
so gering wie nur möglich zu halten, sind die einzelnen
Durchgänge personell stark begrenzt. Über 120 Atemschutzgeräteträger,
allein aus der Gemeinde Nordstemmen,
benötigten ihre Tauglichkeitsüberprüfung, da ansonsten
ihre Einsatzfähigkeit auf dem Spiel stand. Dies
wäre zum Beispiel bei einem Brandeinsatz, bei dem oftmals
zahlreiche Atemschutzgeräteträger benötigt werden,
ein ernstzunehmendes Problem.
„Ohne Tauglichkeitsbescheinigung darf keine Einsatzkraft
mit Atemschutz in den Einsatz geschickt werden“,
erklärt der Gemeindeatemschutzbeauftragte Stefan
Thiel. „Uns wurden seitens der FTZ gerade einmal 40
Plätze in der Trainingsanlage zur Verfügung gestellt“.
Viel zu wenige, denn bis zum Jahresende könne der
Rückstand somit nicht mehr aufgeholt werden, erläutert
Thiel. Doch er hat auch Verständnis für die Corona-Auflagen
und die damit verbundene Teilnehmerbegrenzung
zum Schutz der Einsatzkräfte. Eine Alternative musste
gefunden werden, die auch die strengen Vorgaben der
Feuerwehrvorschriften erfüllt. Steht zeitweise keine geeignete
Atemschutzübungsanlage zur Verfügung, können
nämlich gleichwertige Belastungsübungen durchgeführt
werden. Hierfür kommen zum Beispiel Auf- und
Abstiege in Treppenhäusern und Fußmärsche mit leichten
Steigungen infrage.
Nicht nur in Nordstemmen ein Problem
Aber nicht nur in Nordstemmen war das Thema brandaktuell.
Auch in der Samtgemeinde Leinebergland beschäftigten
sich die Verantwortlichen mit der Frage, wo
eine passende Alternative gefunden werden könne.
Arne Bender fand schließlich die rettende Lösung. Der
Atemschutzverantwortliche der Samtgemeinde Leinebergland
wendete sich an die Ortsfeuerwehr Banteln,
denn diese konnte das ideale Grundstück für die Ausweichmöglichkeit
aufbieten. Auf dem ehemaligen Gelände
der Leine-Mühle unterhält die Ortsfeuerwehr seit
Jahren schon eine eigene Brandübungsanlage zur Ausbildung
ihrer Atemschutzgeräteträger.
So sieht die Tauglichkeitsprüfung in der FTZ normalerweise
aus. Am “Hammerschlag” wird die Kraft und Ausdauer
gemessen.
35
Eigene Brandübungsanlage in Banteln
Die auf dem alten Mühlengelände befindliche Anlage -
mehrere aneinandergereihte Überseecontainer – wurde
in Eigenleistung durch die Ehrenamtlichen der Ortsfeuerwehr
errichtet. Sie wird mit sogenannten Festbrennstoffen
befeuert und kann die Atemschutzgeräteträger
an ein echtes Feuer gewöhnen. Auch ein sogenannter
„Flash-Over“, also eine heiße Durchzündung, kann trainiert
werden. Momentan müssen die Brandschützer
allerdings auf Disconebel aus einer Nebelmaschine zurückgreifen,
denn noch darf die Anlage nicht mit einem
realen Feuer betrieben werden. Zwar sind die behördlichen
Verfahren zur Baugenehmigung mittlerweile abgeschlossen,
doch noch fehle eine offizielle Zulassung
durch die Feuerwehrunfallkasse und des Niedersächsischen
Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz
(NLBK) erklärt Oliver Serdjukow. Der Ortsbrandmeister
kämpft seit Jahren mit seinen Kameradinnen und Kameraden
um die offizielle Zulassung für diese „Heißausbildungsanlage“.
„Hier geht es um den Versicherungsschutz
und die Zulassung als anerkannte Ausbildungsstätte für
die sogenannte Heißausbildung“, so Serdjukow. „Wir befinden
uns aber auf der Zielgeraden“. Besonders erfreut
sei man zudem über den Standort auf dem ehemaligen
Mühlengelände. Die Idee hierzu kam von dem jetzigen
Eigentümer Friedrich-Georg Block-Grupe. Dieser unterstützte
das Vorhaben von Anfang an. Er stellt nicht nur
die Fläche im hinteren Bereich seiner Mühle zur Verfügung,
sondern stiftete auch gleich die Überseecontainer
für den späteren Ausbau. Und auch für das „neue Projekt“
ließ sich der Eigentümer schnell begeistern. „Wir prüften
Genau wie in Groß Düngen an der Feuerwehrtechnischen Zentrale: Dokumentation der Tauglichkeitsprüfung,
damit die Kameradinnen und Kameraden anschließend wieder einsatzbereit sind.
36
Reportage
Statt Laufband und Endlosleiter: Die Atemschutzgeräteträger erwartete ein buntes Programm aus kurzen “Wanderungen
durch die Natur” und endlosen Treppenauf- und Treppenabstiegen in den zahlreichen Gebäuden der alten Mühle
in Banteln.
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Seit einigen Jahren unterhält die Ortsfeuerwehr Banteln eine eigene Brandübungsanlage. Noch darf sie nicht mit
einem realen Feuer genutzt werden. Disconebel tat es aber auch. Eine weitere Disziplin war deshalb der Durchgang
durch die Anlage unter Nullsicht.
daher zusammen mit Arne Bender, ob das Gelände auch
als Ausweichmöglichkeit für die Belastungsübung infrage
käme“, erläutert Oliver Serdjukow. Gemeinsam beschlossen
sie schließlich, dass die Örtlichkeit optimal geeignet
wäre. Ein entscheidender Vorteil: Neben einigen
Auf- und Abstiegen in den zahlreichen Treppenhäusern
der vielen Gebäudekomplexe, kann auch die vorhandene
Brandübungsanlage in die Übungen integriert werden.
Auf dieser Grundlage erarbeitete Bender schließlich
ein umfangreiches Konzept, das großen Zuspruch in
der Samtgemeinde Leinebergland fand. Und nicht nur
dort, denn schnell fiel der Entschluss, Tür und Tor der alten
Mühle auch für die Ortsfeuerwehren des gesamten
Brandabschnitt West zu öffnen.
Nicht nur gemeindeintern nutzbar
„Es gibt nicht mein Feuer, dein Feuer“, berichtet Oliver
Serdjukow und bezieht sich hierbei auf die Gemeindegrenzen.
Es müsse schließlich nicht jede Gemeinde oder
Stadt eine eigene alternative Übungsanlage vorhalten,
so der Ortsbandmeister, denn hier habe man ja alles
was benötigt wird. Dies führte schließlich dazu, dass
auch die Feuerwehr Nordstemmen das Training auf dem
ehemaligen Mühlengelände aufnahm. „Nur so können
38
Reportage
wir die Tauglichkeit aller Atemschutzgeräteträger noch
in diesem Jahr gewährleisten“, berichtet Stefan Thiel. Er
organisierte bereits mehrere Durchgänge auf dem Geländekomplex.
Die Atemschutzgeräteträger aus den
einzelnen Ortsfeuerwehren waren überrascht, wie umfangreich
der Durchgang letztendlich war. Dennoch waren
alle von der alternativen Übungsstrecke begeistert.
Die „Location“ sei unschlagbar, berichtete ein sichtlich
zufriedener Kamerad aus Klein Escherde.
Üben auch in Nordstemmen nun möglich
Mittlerweile wird auch in Nordstemmen eine Ausweichmöglichkeit
zur Atemschutzübungsstrecke angeboten,
denn auch hier hatte man sich zuvor umfangreiche Gedanken
gemacht. Ein passendes Konzept kam schließlich
aus den Reihen der Ortsfeuerwehr Nordstemmen.
Als Übungsobjekt rückte das Gebäude der ehemaligen
OS an der Jahnstraße in den Fokus. Kurzzeitig konnte
das Gebäude jedoch nicht durch die Ehrenamtlichen
genutzt werden, weshalb man die Alternative in Banteln
dankbar annahm. Seit einigen Wochen kann die ehemalige
OS nun aber wieder von der Feuerwehr genutzt werden.
Und so fanden auch hier einige Durchgänge statt,
um den immensen Bedarf an Tauglichkeitsprüfungen
zeitnah aufzuholen. Die rundum gelungene Zusammenarbeit
mit der Ortsfeuerwehr Banteln wolle man aber
weiterhin aufrechterhalten und zukünftig sogar vertiefen.
Denn sollte die Brandübungsanlage für die Ausbildung
freigegeben werden, wird auch die Freiwillige Feuerwehr
Nordstemmen öfters zu Gast in Banteln sein.
Sollte die Anlage in Banteln zur Nutzung freigegeben werden, wird auch die Gemeindefeuerwehr Nordstemmen
regelmäßig zu Gast sein. Dann wird jedoch echter Rauch aus den Türen dringen.
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Besondere Ehrung
Er ist Mitbegründer der Brandschutzerziehung und mit Herzblut bei
der Sache: Axel Mädel. Für seinen selbstlosen Einsatz erhielt der Hauptlöschmeister
und Leiter der Brandschutzerziehung nun die Ehrennadel
in Silber des Landesfeuerwehrverbands.
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Neuigkeiten
Besondere Ehrung für sein Engagement. Axel Mädel erhielt die Ehrennadel in Silber vom Landesfeuerwehrverband.
Hier bei der Übergabe im Büro von Bürgermeisterin Nicole Dombrowski.
Unter einem Vorwand hatte Gemeindebrandmeister
Jan Riechelmann den 53-jährigen Hauptlöschmeister
in das Rathaus eingeladen. „Eigentlich sollte die Ehrung
auf der Sitzung der Feuerwehrführung im Dezember
stattfinden. Diese musste Corona-bedingt jedoch
ausfallen, daher blieb nur der kleine Kreis übrig“, berichtet
Riechelmann. Als Axel Mädel zu dem Termin im Büro
von Bürgermeisterin Nicole Dombrowski erschien, ahnte
dieser noch nichts von der bevorstehenden Ehrung.
„Es sollte eine Überraschung werden“, so der Gemeindebrandmeister.
Deshalb plauderten die Anwesenden
zuallererst über die Arbeit der Brandschutzerziehung,
die in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie leider
fast vollständig zum Erliegen kam. Seit 2012 existiert die
Brandschutzerziehung in der Gemeinde Nordstemmen
-eine Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr – unter der
Leitung von Axel Mädel. Der 53-Jährige war maßgeblich
an dem Aufbau der Brandschutzerziehung beteiligt und
steckte bereits viel Herzblut in das Projekt.
Seit der Gründung im Jahr 2012 leistete Mädel über 750
Stunden im Namen der Brandschutzerziehung. Er entwarf
Schulungskonzepte, beschaffte mit seinem Team
Material für die kindgerechte Erziehung und besuchte
in den vergangen acht Jahren zahlreiche Schulklassen
und Kindertageseinrichtungen im gesamten Gemeindegebiet.
Sein Engagement und Fachwissen wurde mit
den Jahren über die Grenzen der Gemeinde bekannt, sodass
er zeitweise sogar Schulungen in Sorsum und Alfeld
übernahm. Darüber hinaus bildete der 53-Jährige immer
wieder künftige Brandschutzerzieher aus und vertrat
sogar stellvertretend alle Brandschutzerzieher des
Landkreises auf dem Tag des Ehrenamtes der Stadt Hildesheim.
Sein Team baute Mädel in den letzten Jahren
immer weiter auf, sodass er mittlerweile auf die Unterstützung
von sieben ehrenamtlichen Brandschutzerziehern
zurückgreifen kann. Mit besonderem Stolz blicken
die Ehrenamtlichen auf ihre neuste Errungenschaft: ein
eigener Anhänger nur für die Brandschutzerziehung.
Der aus Spenden finanzierte Anhänger soll künftig das
gesamte Material beherbergen und dieses sicher zu den
Schulungen transportieren. Er wird aktuell noch beklebt
und wahrscheinlich im Frühjahr offiziell in Dienst gestellt.
Axel Mädel hat bereits viel erreicht und er blickt positiv
in die Zukunft, denn ans Aufhören denkt er noch lange
nicht. Dieser unermüdliche Einsatz führte schließlich
dazu, dass die Verwaltung und der Gemeindebrandmeister
einen Antrag beim Landesfeuerwehrverband
einreichten, um dem Hauptlöschmeister eine besondere
Ehrung zukommen zu lassen. Beantragt wurde die
Ehrennadel in Silber. Diese kann an Personen verliehen
werden, die sich in besonderem Maße für die Feuerwehr
verdient gemacht haben. Und so überreichte Gemeindebrandmeister
Riechelmann die Ehrung mit besonderer
Dankbarkeit an den 53-Jährigen. Dieser wurde
vollkommen von der unerwarteten Ehrung überrascht
und so kamen nur zögerliche Worte über die Lippen
des sonst so wortgewandten Hauptlöschmeisters. Sichtlich
gerührt nahm er die Ehrung dankend an. Er werde
sich auch künftig mit Hingabe für die Brandschutzerziehung
einsetzen, erklärte Mädel anschließend. Und eines
steht schon jetzt fest: Axel Mädel wird sein Versprechen
halten und sich auch weiterhin unermüdlich für die
Brandschutzerziehung in der Gemeinde Nordstemmen
einsetzen. Schon jetzt planen er und sein Team weitere
sinnvolle Anschaffungen, um den Großen und Kleinen
auch zukünftig das richtige Verhalten bei einem Feuer
beizubringen.
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