Feuerwehr-Report Nordstemmen - Ausgabe 2021
Der große Jahresrückblick 2021 Einsätze, Fahrzeugtechnik, Reportagen
Der große Jahresrückblick 2021
Einsätze, Fahrzeugtechnik, Reportagen
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Ausgabe 1 / 2022 │ 4. Jahrgang
Der große Jahresrückblick 2021
TOP-Thema
„Es wird auch langsam kritisch“
Nach Corona-Zwangspause endlich wieder Handgriffe üben
Ein „Exot“ in der Gemeinde
Mahlerten erhält neues MLF auf Basis eines Mitsubishi
Großeinsatz bei Nordzucker
Feuer im 5. Obergeschoss
“
Die Technik von gestern ist nicht
mehr für die Gefahren von morgen
ausgelegt.
Zitat von Ortsbrandmeister Patrick Möhle während der feierlichen Übergabe des
neuen HLF 20 der Ortsfeuerwehr Rössing
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
das Jahr 2021 war erneut eine Herausforderung für alle
Abteilungen in der Freiwilligen Feuerwehr Nordstemmen.
Auch uns hat der Lockdown im Frühjahr erneut
die Hände gebunden. Erst in den Sommermonaten
war ein regulärer Betrieb (mit Einschränkungen) wieder
möglich. Dank einer Impfkampagne unserer Gemeinde
konnte der Großteil aller aktiven Kameradinnen und
Kameraden eine Erst- und Auffrischimpfung erhalten.
Somit waren wir einen großen Schritt weiter und unser
Dank gilt der tollen Organisation seitens der Gemeinde,
die diese Aktion ins Leben gerufen hatte.
Zwei neue Fahrzeuge wurden angeschafft, in einigen
Ortsfeuerwehren fanden Führungswechsel statt, zahlreiche
Einsätze wurden abgeleistet und auch Übungen
konnten endlich wieder stattfinden. Auch neue Kameradinnen
und Kameraden haben den Weg zur Feuerwehr
gefunden und im Herbst an der Truppmann Teil 1 Ausbildung
teilgenommen. Das Jahr 2021 war also – trotz
Corona – spannend und erneut eine Herausforderung.
Euer Daniel Freitag
Fachberater Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr Nordstemmen
Impressum
Herausgeber:
Gemeinde Nordstemmen
Die Bürgermeisterin
Rathausstr. 3 , 31171 Nordstemmen
Kontaktdaten:
gemeinde@nordstemmen.de
Telefon: 05069 800-0
Fax: 05069 800-91
Redaktion:
Freiwillige Feuerwehr Nordstemmen
Daniel Freitag (Fachberater Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
presse@ff-nordstemmen.de
Mitwirkende
André Thiemann (Ortsfeuerwehr Adensen-Hallerburg)
Gestaltung und Layout:
Daniel Freitag
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
Warenzeichen werden nicht in jedem Falle besonders kenntlich
gemacht. Ebenso wird keine Haftung übernommen, ob Patente
oder Gebrauchsmuster vorliegen. Für den Inhalt ist der jeweilige
Autor verantwortlich. Die Redaktion übernimmt keine Haftung im
Falle von Falschaussagen, Rechtschreibfehlern und eingesandtem
Fotomaterial. Getroffene Aussagen von Fremdautoren spiegeln
nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder.
Es gelten die Urheberrechte nach deutschem Recht (UrhG)
§31 Nutzungsrechte und § 106 Unerlaubte Vervielfältigung
3
INHALT
24 Feuerwehren
TOP-Thema
Nach Corona-Zwangspause
nehmen Übungsbetrieb wieder auf
4
12
Großeinsatz
Klimakompressoren brennen im 5. OG bei Nordzucker
38
Ein „Exot“ für Mahlerten
Neues MLF feierlich überreicht
28
Sicher an der Säge
Kettensägenausbildung Modul B in
Theorie und Praxis absolviert
34
50
54
Lang ersehnter Pieks
Gemeinde organisiert Impfaktion für
die Aktiven der Ortsfeuerwehren
Onlinedienste der JF
Langweiliger Dienst vor dem Bildschirm?
Von wegen!
Mal keine Schläuche rollen
Besondere TH-Übung in Nordstemmen
mit zahlreichen „Verletzten”
5
Das Jahr 2021
in Zahlen
622
Mitglieder in der Freiwilligen
Feuerwehr Nordstemmen
337 Mitglieder der Einsatzabteilungen
117 Mitglieder in den Altersabteilungen
33 Mitglieder in den Musikzügen
62 Mitglieder in den Kinderfeuerwehren
73 Mitglieder in den Jugendfeuerwehren
6
Allgemeines
117
Abgeleistete Einsätze in 2021
Darunter u.a.:
32 Ölspuren
2 Hochwassereinsätze
3 Sturmeinsätze
7 Verkehrsunfälle
22 Brandeinsätze
10 Fehlalarme
7
Vermeintlicher Feuerschein
über Werkstatt
Nordstemmen – „Das hatten wir so auch noch nicht“,
sagte Einsatzleiter Patrick Eisfelder während eines
skurrilen Einsatzes in der Nacht vom 04. Auf den 05. Februar.
Er war mit dem 3. Einsatzzug der Gemeindefeuerwehr
in die Burgstemmer Straße alarmiert worden. Hier
hatte eine aufgeregte Anwohnerin einen hellorangenen
Feuerschein über dem Gelände der Firma Mensing
ausgemacht. Aufgrund dieser Schilderung eilten die
eingesetzten Ortsfeuerwehren aus Nordstemmen und
Adensen-Hallerburg in Richtung Einsatzort, da sich auf
dem benannten Gelände ebenfalls die Tankstelle befindet
und man so vom Schlimmsten ausgehen musste. Vor
Ort konnte jedoch vorerst kein Feuerschein und auch
kein Brandrauch ausgemacht werden. Patrick Eisfelder
schickte daraufhin ein Fahrzeug der Nordstemmer Ortsfeuerwehr
zum rückwärtigen Teil des Firmengeländes.
Aber auch hier konnte Entwarnung gegeben werden.
Er selbst ließ noch einmal über die Einsatzleitstelle Hildesheim
die Anruferin ausmachen. Diese meldete sich
kurze Zeit später bei Einsatzleiter Eisfelder und schilderte
erneut ihre Entdeckung. Dabei habe sie aus ihrer
Wohnung in Richtung Firmengelände geblickt und einen
hellorangenen Schein über den Dächern der Werkstatt
wahrgenommen. Dieser war am Vortag so nicht zu
erkennen gewesen, weshalb die Anwohnerin sich sorgte
und schließlich den Notruf wählte. Die Einsatzkräfte
konnten von der Wohnungsposition in der Mahlerter
Straße ebenfalls einen orangenen Schein über den Dächern
ausmachen. Noch einmal ließ Patrick Eisfelder das
Objekt erkunden. Erst dann ging allen Einsatzkräften im
wahrsten Sinne des Wortes „ein Licht auf“. Der vermeintliche
Feuerschein war harmloser als gedacht: Es handelte
sich um die orangefarbene Abstrahlung der tankstelleneigenen
Preistafel. Durch einsetzenden Nebel hatte
sich oberhalb der Anzeigetafel ein orangener Lichtkegel
gebildet. „Aus dem Blickwinkel der Anwohnerin sah es
aber tatsächlich wie hellroter Feuerschein aus“, berichtete
Patrick Eisfelder mit Blick auf die ungewöhnliche
Erscheinung. Die Anwohnerin habe deshalb alles richtig
gemacht, so der Einsatzleiter. Auch Gemeindebrandmeister
Jan Riechelmann bekräftigte dies: „Wir rücken lieber
einmal mehr aus“. Neben den Ortsfeuerwehren war auch
eine Rettungswagenbesatzung aus Gronau mit angerückt.
Nach nur 15 Minuten konnten alle Beteiligten wieder
einrücken und den Einsatz beenden.
Nebel und das Licht der Preistafel sorgten im Februar für
Irritation und einen Fehlalarm der Feuerwehr.
8
Besondere Einsätze 2021
Diesel läuft in den
Riembach
Nordstemmen – Ausgelaufener Dieselkraftstoff hat
am 03. Februar für gleich mehrere Einsätze der Feuerwehr
gesorgt. In einigen Ortsteilen der Gemeinde
Nordstemmen wurden hierbei große Diesellachen festgestellt.
Mehrere Ortsfeuerwehren mussten daraufhin
ausrücken, um einen Eintrag in die Kanalisation zu verhindern.
Die Ölspur wurde erstmalig in Klein Escherde
festgestellt, wo die dortige Ortsfeuerwehr schnell eine
Ausbreitung verhindern konnte. Auch in Groß Escherde
und Nordstemmen kamen dann aber die Ortsfeuerwehren
zum Einsatz, da auch hier großflächige Spuren des
ausgelaufenen Kraftstoffes festgestellt wurden.
Besonders schwierig stellte sich die Situation allerdings
in Nordstemmen dar. Hier konnte die Feuerwehr nicht
vollständig verhindern, dass der einsetzende Regen
Teile des Dieselkraftstoffs in die Kanalisation spülte. Mit
dem Abfluss des Oberflächenwassers gelangte der Kraftstoff
daraufhin auch in den angrenzenden Riembach,
wie die ebenfalls hinzualarmierte untere Wasserbehörde
im Verlauf des Einsatzes feststellte. Daraufhin musste die
Ortsfeuerwehr Nordstemmen erneut anrücken, um die
weitere Ausbreitung auf dem Gewässer zu verhindern.
Die Einsatzkräfte installieren provisorische Sperren auf
dem Riembach und dem angrenzenden Salzbach, bis
ein Team der hinzualarmierten Feuerwehrtechnischen
Zentrale aus Groß Düngen mit speziellen Ölsperren und
einem geeigneten Ölbindemittel eintraf. Auch mehrere
Mitarbeiter des Bauhofs und der Nordstemmer Kläranlage
waren an dem Einsatz beteiligt. Durch das schnelle
und effektive Eingreifen aller Beteiligten konnte die Ausbreitung
des Dieselkraftstoffs in die angrenzenden Gewässer
verhindert werden.
9
Waldarbeiter wird von
Baum getroffen
Nordstemmen – Am 17. März ereignete sich ein
schwerer Arbeitsunfall im Marienberg, bei dem ein
Waldarbeiter schwer verletzt wurde. Der Arbeiter führte
Baumfällarbeiten in einem abschüssigen Teilbereich des
Marienberg zwischen dem Kieswerk und der Leinebrücke
durch, als er von einem umstürzenden Baum getroffen
wurde. Aufgrund der Schilderungen durch die Kollegen
des Verunglückten, ließ die Rettungsleitstelle Hildesheim
auch die Ortsfeuerwehr Nordstemmen alarmieren.
Diese rückte nur wenige Minuten später zum Einsatzort
aus. An Unfallstelle verschaffte sich Einsatzleiter Patrick
Eisfelder einen detaillierten Lageüberblick und ließ anschließend
umgehen die Ortsfeuerwehr Barnten nachalarmieren.
Diese besitzt eine spezielle Schleifkorbtrage,
mit deren Hilfe verunfallte Personen aus unwegsamen
Bereichen sicher gerettet werden können. In der Zwischenzeit
sicherten die Einsatzkräfte aus Nordstemmen
den Aufstieg in dem Hangabschnitt mit Feuerwehrleinen
ab, sodass der Rettungsdienst und Notarzt zu dem
Verunglückten gelangen konnten. Nach der medizinischen
Erstversorgung wurde der Verunfallte mit Hilfe
der Schleifkorbtrage aus dem Hangbereich gerettet und
zum Rettungswagen transportiert. Die Rettungswagenbesatzung
brachte den schwerverletzen Waldarbeiter
anschließend in ein Krankenhaus nach Hildesheim.
Bei Baumfällarbeiten wird ein Arbeiter im Marienberg von einem umstürzenden Baum getroffen und schwer
verletzt. Die Feuerwehr rettet den Verunglückten mit der Schleifkorbtrage.
10
Besondere Einsätze 2021
Küchenbrand geht
glimpflich aus
Nordstemmen - Am späten Dienstagmittag des 19.
Mai wurde die Feuerwehr zu einem gemeldeten
Feuer in die Nordstemmer Hauptstraße gerufen. Gemäß
einer Anruferin sollte Rauch aus einem Gebäude dringen.
Die zuständige Feuerwehrleitstelle in Hildesheim
alarmierte hierauf die Ortsfeuerwehren aus Adensen-
Hallerburg, Burgstemmen und Nordstemmen zum Einsatzort.
Vor Ort konnte Einsatzleiter Björn Lübbecke
keinen Rauch mehr feststellen. Ein Trupp unter Atemschutz
wurde zur Erkundung in das betroffene Objekt
geschickt - ein Mehrfamilienhaus in dem unter anderem
Flüchtlinge untergekommen sind. Hier konnte jedoch
keinen Brand ausgemacht werden. In der Küche
einer Wohnpartei entdeckte der Trupp jedoch die Ursache
für die kurzzeitige Rauchentwicklung: Auf einem
Herd hatte es zuvor gebrannt. Das Feuer wurde durch
die Anwohner zuvor bereits gelöscht, bevor sich diese
außerhalb des Hauses in Sicherheit brachten. Verletzt
wurde hierbei glücklicherweise niemand. Eine darüber
befindliche Dunstabzugshaube und ein Hängeschrank
wurden bei dem Brand ebenfalls beschädigt, sodass ein
zweiter Trupp unter Atemschutz mit einer Wärmebildkamera
hinzugezogen wurde. Der Trupp konnte jedoch
keine Glutnester oder Schwelbrände an dem Küchenmobiliar
ausmachen. Nach einer kurzen Wartezeit wurden
die Oberflächen der Brandstelle noch einmal mit
der Wärmebildkamera kontrolliert. Auch hier konnte
Entwarnung gegeben werden, sodass der Einsatz nach
30 Minuten beendet wurde. Die Einsatzstelle wurde der
Polizei übergeben, die unmittelbar die Brandursache
ermittelte. Vermutlich löste vergessenes Essen auf dem
Herd den Brand aus. Im Einsatz befanden sich an diesem
Dienstagmittag insgesamt 25 Einsatzkräfte mit sechs
Fahrzeugen.
11
Klimakompressoren
brennen bei Nordzucker
12
Besondere Einsätze 2021
Paralell bauen die Ortsfeuerwehren eine Wasserversorgung auf dem Betriebsgelände auf. Sie muss
jedoch glücklicherweise nicht genutzt werden.
Nordstemmen – Am 28. Mai wurde die Feuerwehr gegen
22:20 Uhr auf das Gelände der Nordzucker AG
alarmiert. Laut der Alarmierung drang Rauch aus einem
Werksgebäude. Umgehend machten sich insgesamt 40
Einsatzkräfte mit 7 Fahrzeugen auf dem Weg zur Zuckerfabrik.
Am Einsatzort stellte Einsatzleiter Patrick Eisfelder
fest, dass drei Klimakompressoren im fünften Obergeschoss
eines Versorgungsgebäudes brannten. Durch
die starke Rauchentwicklung war die Lageerkundung
jedoch nur begrenzt möglich. Umgehend ließ Eisfelder
zwei Trupps unter Atemschutz in das Gebäude vorrücken.
Ausgerüstet mit mehreren CO2-Feuerlöschern und
einer Wärmebildkamera nahmen die Trupps die weitere
Erkundung vor. Zum Zeitpunkt des Eintreffens hatten
alle Mitarbeiter den Gebäudekomplex bereits verlassen.
Eigene Löschmaßnahmen waren zuvor gescheitert, da
die immense Rauchentwicklung ein Herankommen unmöglich
machte. Vorbildlich brachten sich die Mitarbeitenden
daher in Sicherheit.
Die Atemschutztrupps lokalisierten schließlich den
Brand in einem Teil der Klimaanlagen und begannen
den Löschvorgang mittels CO2-Feuerlöscher, um den
Schaden an den empfindlichen technischen Anlagen so
gering wie möglich zu halten. Insgesamt waren 16 Einsatzkräfte
unter Atemschutz im Einsatz, um sich in regelmäßigen
Abständen im Gebäude abzuwechseln. Parallel
wurde eine Wasserversorgung aus einem nahen Hydranten
aufgebaut. Nach rund einer halben Stunde war das
Feuer gelöscht. Abschließend wurden umfangreiche
Be- und Entlüftungsmaßnahmen mit drei Hochdrucklüftern
vorgenommen, um den beißenden und giftigen
Mehrere Trupps unter Atemschutz gehen zur Brandekämpf–
ung vor. Anschließend findet eine umfangreiche Be- und
Entlüftung des Gebäudekomplexes statt.
Brandrauch aus dem Gebäudekomplex zu bekommen.
Im Einsatz befand sich, neben den Ortsfeuerwehren aus
Burgstemmen, Nordstemmen und Rössing, auch eine
Rettungswagenbesatzung aus Gronau. Sie musste jedoch
nicht tätig werden, da glücklicherweise niemand
zu Schaden kam.
13
Heftiger Starkregen überspült
Straßenzüge
Gemeinde – Ein plötzliches Starkregenereignis bescherte
am 06. Juni den Ortsfeuerwehren der Gemeinde
Nordstemmen gleich mehrere Einsätze. Gegen
12:00 Uhr zog die Unwetterfront mit zum Teil heftigen
Regengüssen über das Gemeindegebiet hinweg. Gegen
13:00 Uhr meldeten die ersten Anwohner in Burgstemmen
und Nordstemmen überschwemmte Straßenzüge
und vollgelaufene Kellerräume. Zahlreiche Ortsfeuerwehren
rückten daraufhin zu den Einsatzstellen aus. Da
noch mehr Alarmierungen erwartet wurden, richtete
man gegen 13:30 Uhr am Feuerwehrhaus Nordstemmen
eine örtliche Einsatzleitung ein. Hierauf wurde für die Gemeinde
Vollalarm ausgelöst und auch die verbliebenen
Ortsfeuerwehren machten sich auf den Weg nach Nordstemmen,
um sich dort am Feuerwehrhaus in Bereitstellung
zu begeben. Hier koordinierte man schließlich die
einzelnen Einsatzaufträge und führte Lagebesprechungen
durch. Hauptaugenmerkt der Einsatzleitung galt
14
Besondere Einsätze 2021
Am Feuerwehrhaus in Nordstemmen gehen die Ortsfeuerwehren in Bereitstellung. Von hier
werden die einzelnen Einsätze nach dem Starkregenereignis koordiniert.
Zeitgleich befüllten zahlreiche Einsatzkräfte am Bauhof
Sandsäcke und stapelten diese auf Paletten, um für
weitere mögliche Einsätze optimal vorbereitet zu sein.
Glücklicherweise kamen die Sandsäcke an diesem Nachmittag
nicht mehr zum Einsatz. Im späteren Verlauf wurde
der provisorische Erdwall mit Hilfe eines Radladers
vom Bauhof wieder zurückgebaut und die Fahrbahn
durch die Feuerwehr vom Schlamm befreit. Gegen 16:30
Uhr waren die Einsätze abgearbeitet und die Ortsfeuerwehren
konnten wieder in ihre Standorte einrücken.
Insgesamt waren 120 Einsatzkräfte mit 14 Fahrzeugen
beteiligt.
Auf dem Gelände des Bauhofs werden vorsorglich
Sandsäcke befüllt und bereitgestellt. Sie kommen glücklicherweise
nicht mehr zum Einsatz. (Foto: S. Thiel)
hierbei dem Bereich zwischen Nordstemmen und Burgstemmen.
Auf zahlreichen Äckern spülten die starken
Regenmassen dort Schlamm und Wasser auf die Burgstemmer
Straße und schließlich auch in Richtung des
angrenzenden Wohngebiets. In der Straße „Am Riembach“
kam es daraufhin zu kurzzeitigen Überflutungen
der Fahrbahn. Auch mehrere Keller liefen voll Wasser. Die
Feuerwehr richtete daraufhin eine provisorische Sperre
mit Erde auf der Burgstemmer Straße ein, um die Wassermassen
in einen angrenzenden Graben abzuleiten.
Hierfür musste die Straße für den Verkehr vollständig
gesperrt werden.
Der provisorische Damm wird wieder entfernt und die
Straße durch die Einsatzkräfte gereinigt.
15
Gemeldete Gasexplosion
mitten in Rössing
Rössing – Zu einer vermeintlichen Gasexplosion rückten
gleich mehrere Ortsfeuerwehren am Vormittag
des 08. Juli nach Rössing aus. Gegen 09:50 Uhr ging der
Notruf bei der Feuerwehrleitstelle in Hildesheim ein. Die
aufgeregten Anwohner eines Einfamilienhauses in der
Kirchstraße schilderten dem Disponenten, dass es einen
lauten Knall in ihrem Haus gegeben habe. Aus Angst vor
einer möglichen weiteren Explosion, hatten die Bewohner
daraufhin vorbildlich das Gebäude verlassen und auf
die Ankunft der Feuerwehr gewartet.
Als die ersten Kräfte der Ortsfeuerwehr Rössing am Einsatzort
eintrafen, konnte jedoch schnell Entwarnung
gegeben werden. Eine Gasexplosion war nicht die Ursache
für den lauten Knall. Auch konnte kein Feuer oder
Gasgeruch ausgemacht werden. Die Einsatzkräfte stellten
stattdessen einen technischen Schaden an dem
Haussicherungskasten der Stromverteilung fest. Ersten
Erkenntnissen zufolge war aus einem Aquarium im darüber
liegenden Geschoss Wasser ausgetreten und über
einen Kabelkanal zu dem Stromkasten gelangt. Dort
hatte das Wasser einen massiven Kurzschluss verursacht,
bei dem auch das Knallgeräusch entstanden war. Die
insgesamt 35 Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehren Barnten,
Groß Escherde, Klein Escherde, Heyersum, Nordstemmen
und Rössing musste daher nicht weiter tätig
werden. Der hinzugerufene Stromversorger übernahm
schließlich die weiteren Maßnahmen, sodass die Feuerwehren
kurze Zeit später wieder einrücken konnten.
16
Besondere Einsätze 2021
Nachbar verhindert Dachstuhlbrand
Nordstemmen – Am 22. Juli rückte die Feuerwehr
zu einem gemeldeten Wohnhausbrand nach Nordstemmen
aus. Aufgeregte Nachbarn meldeten per Notruf
eine starke Rauchentwicklung im Dachbereich eines
Einfamilienhauses. Daraufhin alarmierte die Feuerwehrleitstelle
Hildesheim gleich mehrere Ortsfeuerwehren
zur Einsatzstelle. Vor Ort stellte sich heraus, dass ein
mehrere Meter hoher Lebensbaum im Garten des Einfamilienhauses
in Flammen stand. Der in unmittelbarer
Nähe zur Hausfassade befindliche Nadelbaum war vermutlich
beim Abflammen von Unkraut mit einem Gasbrenner
in Brand geraten. Die in den Blättern befindlichen
ätherischen Öle hatten das Gewächs daraufhin in
Sekundenschnelle aufbrennen lassen und so die starke
Rauchentwicklung erzeugt. Ein Nachbar, der den Vorfall
beobachtet hatte, eilte dem sichtlich geschockten
Hausbesitzer zur Hilfe. Da der Löscherfolg mit einem
herbeigeholten Gartenschlauch jedoch ausblieb, hielt
der Nachbar stattdessen mit dem Wasserstrahl auf den
Dachbereich und die Hausfassade, wodurch diese heruntergekühlt
und somit vermutlich Schlimmeres verhindert
wurde. Ein Trupp der Ortsfeuerwehr Mahlerten,
die als erste Ortsfeuerwehr an der Einsatzstelle eintraf,
löschte schließlich den brennenden Lebensbaum ab.
Anschließend kontrollierte ein weiterer Trupp unter
Atemschutz den oberen Dachbereich im Innern des Einfamilienhauses.
Hier konnte jedoch schnell Entwarnung
gegeben werden. Da der Brandrauch jedoch den Dachbodenbereich
verraucht hatte, wurde abschließend ein
Hochdrucklüfter eingesetzt. Im Einsatz befanden sich
insgesamt 40 Einsatzkräfte aus den Ortsfeuerwehren
Burgstemmen, Mahlerten und Nordstemmen. Auch die
Drehleiter aus Gronau befand sich auf der Anfahrt, konnte
diese jedoch kurze Zeit später wieder abbrechen.
17
Teile einer Scheune geraten
in Brand
18
Besondere Einsätze 2021
Heyersum – Am Morgen des 29. September werden
die Ortsfeuerwehren Heyersum, Klein Escherde,
Groß Escherde und Nordstemmen zu einem Scheunenbrand
nach Heyersum alarmiert. Auf einer Hofstelle in
der dortigen Gronauer Straße hatte es im hinteren Teil
einer Scheune zu brennen angefangen. Die Anwohner
hatten daraufhin die Feuerwehr gerufen und erste eigene
Löschversuche unternommen. Aufgrund der zunehmenden
Rauchentwicklung mussten diese jedoch
eingestellt werden und die Anwohner brachten sich
in Sicherheit. Als die ersten Kräfte der Ortsfeuerwehr
Heyersum an der Einsatzstelle eintrafen, konnte Ortsbrandmeister
Peter Schiersching bereits Feuerschein
im rückwärtigen Teil der Scheune erkennen. Sofort ließ
er erste Löschmaßnahmen von außen einleiten, bis
schließlich Trupps unter Atemschutz bereitstanden und
in den Scheunenbereich vorgehen konnten. Auch auf
der Rückseite des Gebäudes wurden zeitgleich weitere
Schlauchleitungen verlegt und mehrere Trupps in Stellung
gebracht. Vorsorglich wurde zudem dem die Drehleiter
aus Gronau nachgefordert.
Brandwache bis in die Mittagsstunden.
Im Einsatz befanden sich an diesem Morgen 46 Einsatzkräfte
der Feuerwehr, zwei Streifenwagenbesatzungen
der Polizei Sarstedt, eine Rettungswagenbesatzung und
die Tatortgruppe aus Hildesheim. Da die Brandursache
bislang unklar war, wurde der betroffen Scheunenbereich
durch die Tatortgruppe der Polizei beschlagnahmt.
Mehrere Einsatzabschnitte werden gebildet. Auch auf der
Rückseite wird eine Wasserversorgung aufgebaut und
Trupps bringen sich in Bereitschaft .
Großaufgebot in Heyersum bei einem Scheunenbrand.
Glücklicherweise kann eine Ausbreitung auf den gesamten
Gebäudekomplex verhindert werden.
In dem betroffen Scheunenabschnitt lagerten zum Zeitpunkt
des Brandausbruchs ein Miststreuer und eine
hölzerne Hochzeitskutsche. Während der Anhänger von
den Einsatzkräften noch rechtzeitig aus dem Brandbereich
geborgen werden konnte, kam für die Kutsche
jede Hilfe zu spät. Sie brannte vollständig ab und wurde
anschließend durch einen Atemschutztrupp ins Freie
gezogen. Auch auf dem Scheunenboden mussten zeitgleich
Löschmaßnahmen durch einen Trupp durchgeführt
werden, da sich die Flammen bereits durch den
hölzernen Boden nach oben ausgebreitet hatten. Durch
den schnellen Einsatz der Feuerwehr konnte hier jedoch
eine weitere Ausbreitung auf den gesamten Boden- und
Dachbereich verhindert werden. Nach etwa einer Stunde
wurde der Feuerwehrleitstelle in Hildesheim „Feuer
aus“ gemeldet. Vorsorglich wurde der Dachbereich mit
Hilfe der Drehleiter noch einmal kontrolliert. Aber auch
hier wurden keine weiteren Gefahren oder Glutnester
mehr festgestellt, sodass der Einsatz nach ca. zweieinhalb
Stunden vollständig beendet werden konnte. Die
Ortsfeuerwehr Heyersum stellte anschließend noch eine
Für eine in dem Gebäudeteil gelagerte alte, hölzerne
Hochzeitskutsche kommt jede Hilfe zu spät. Sie wird ein
Opfer der Flammen. Im Hintergrund führen Trupps die
Nachlöscharbeiten durch.
Mit Hilfe der Drehleiter aus Gronau wird der Dachbereich
noch einmal kontrolliert. Hier kann jedoch Entwarnung
gegeben werden.
19
Geruchsintensiver Einsatz in
Adensen
Adensen – Zu einem geruchsintensiven Einsatz wurde
die Feuerwehr am frühen Donnerstagmorgen des
02. Dezember nach Adensen alarmiert. Auf dem Gelände
der ortsnahen Biogasanlage war ein Misthaufen in Brand
geraten. Gegen 7 Uhr hatte ein Angestellter der Biogasanlage
orangenen Feuerschein in der Nähe der Anlage
bemerkt. Wie sich daraufhin herausstellte, brannte es im
Innern eines auf dem Gelände befindlichen Misthaufens.
Der aus Strohresten bestehende Haufen war vermutlich
durch Selbstentzündung in Brand geraten. Umgehend
verständigte der Angestellte die Feuerwehr und informierte
den Betriebsleiter der Biogasanlage. Nur wenige
Minuten später erreichte die Ortsfeuerwehr Adensen-
Hallerburg mit ihrem Tanklöschfahrzeug die Einsatzstelle
und startete die ersten Löschmaßnahmen. Kurz darauf
trafen weitere Kräfte der Ortsfeuerwehren Burgstemmen,
Nordstemmen und Rössing auf dem Gelände der
Biogasanlage ein. Die nachrückenden Kräfte unterstützten
mit ihren wasserführenden Fahrzeugen und halfen
beim Aufbau einer Wasserversorgung. Hierfür musste
jedoch eine mehrere hundert Meter lange Schlauchleitung
in Richtung Ortseingang verlegt werden. Erst danach
stand den Einsatzkräften ausreichend Wasser zur
Verfügung, um mit gleich mehreren C-Rohren einen
Löschangriff vorzunehmen. Unter Zuhilfenahme eines
Radladers wurde der mehrere Meter hohe Misthaufen
schließlich abgetragen und auseinandergezogen, sodass
auch versteckte Glutnester zügig ablöscht werden
konnten. Mittels einer Wärmebildkamera wurde der
Misthaufen abschließend noch einmal kontrolliert, wobei
hier jedoch keine hohen Temperaturen mehr festgestellt
wurden. Damit endete der Einsatz gegen 09:15 Uhr
schließlich für die knapp 35 Feuerwehreinsatzkräfte. Im
Einsatz befand sich auch die Feuerwehrtechnische Zentrale
Groß Düngen mit einem Schlauchwechselwagen,
eine Rettungswagenbesatzung des ASB Gronau und die
Polizei aus Sarstedt.
20
Besondere Einsätze 2021
Schwerer Verkehrsunfall
mitten in Nordstemmen
Nordstemmen – Zu einem schweren Verkehrsunfall
rückten die Ortsfeuerwehren Groß Escherde, Nordstemmen
und Rössing am 08. Dezember aus. Auf der
Hauptstraße in Nordstemmen war es zu einem folgenschweren
Zusammenstoß zweier PKW gekommen, bei
dem drei Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Der
Unfall, bei dem ein Kleinwagen mit einem Geländewagen
kollidierte, ereignete sich gegen 20 Uhr auf Höhe des
Bahnhofes. Die 56-jährige Fahrzeugführerin des Geländewagens
wurde dabei in ihrem Fahrzeug eingeklemmt
und erlitt schwerste Verletzungen. Der 18-jährige Fahrer
des Kleinwagens blieb unverletzt, während sein gleichaltriger
Beifahrer ebenfalls schwer verletzt wurde. Beide
konnten das Unfallfahrzeug aber eigenständig verlassen.
Ersthelfer kamen den Unfallopfern zur Hilfe und
alarmierten die Rettungskräfte. Diese trafen nur wenige
Minuten später an der Unfallstelle ein. Mit technischem
Gerät wurde die 56-jährige Fahrerin schließlich aus ihrer
misslichen Lage befreit und anschließend vom Rettungsdienst
behandelt. Sie wurde, wie auch der Beifahrer des
Kleinwagens, in ein Hildesheimer Krankenhaus transportiert.
Wie es zu dem folgenschweren Unfall kommen
konnte, ist bislang unbekannt. Im Einsatz befanden sich
insgesamt 34 Einsatzkräfte der Feuerwehr, zwei Streifenwagenbesatzungen
der Polizei Sarstedt, drei Rettungswagenbesatzungen
und ein Notarzteinsatzfahrzeug der
Berufsfeuerwehr Hildesheim.
Der Kleinwagen wird nach dem Aufprall in ein parkendes
Fahrzeug geschleudert. Beide Insassen können sich aber
selbst befreien, während die 56-jährige Fahrerin des
Geländewagens in ihrem Fahrzeug eingeklemmt wird.
21
Tödlicher Unfall auf der
K 505 bei Adensen
22
Besondere Einsätze 2021
Adensen – Am Samstagabend des 11. Dezember
kam es auf der K 505 in Höhe Adensen zu einem
tödlichen Verkehrsunfall. Auf dem Teilstück zwischen
Adensen und Hallerburg kam ein VW-Transporter aus
bislang unbekannter Ursache von der Fahrbahn ab und
prallte gegen einen Baum. Das Fahrzeug überschlug sich
und blieb seitlich im Graben liegen. Die beiden Insassen
wurden hierbei aus dem Unfallfahrzeug in den anliegenden
Graben geschleudert. Der 22-jährige Fahrer wurde
dabei unter dem Transporter eingeklemmt. Sein 23-jähriger
Beifahrer blieb schwer verletzt neben dem Fahrzeug
liegen. Er war ansprechbar und berichtete herbeigeeilten
Ersthelfern, dass sich insgesamt drei Insassen in
dem Fahrzeug befunden haben sollen.
Gegen 20:25 Uhr alarmierte die Rettungsleitstelle Hildesheim
die Ortsfeuerwehren Adensen-Hallerburg,
Nordstemmen und Rössing mit dem Stichwort „mehrere
eingeklemmte Personen“ zur Unfallstelle. Dem ersteintreffenden
Einsatzleiter, Stefan Thiel, bot sich ein
Bild der Zerstörung und eine anfangs unübersichtliche
Lage. Ihm wurde ebenfalls mitgeteilt, dass sich insgesamt
drei Insassen in dem VW-Transporter befunden
haben sollen. Thiel ließ daraufhin die nähere Umgebung
und das angrenzende Feld mittels einer Wärmebildkamera
absuchen. Auch Ersthelfer beteiligten sich an der
Suche. Glücklicherweise wurde jedoch keine weitere
verletzte Person aufgefunden. Parallel kümmerten sich
die Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehren Nordstemmen
und Rössing um die Sicherung des Unfallfahrzeugs, sodass
die Rettungskräfte zu dem leblosen Fahrer gelangen
konnten. Der Notarzt konnte jedoch nur noch den
Tod des 22-Jährigen feststellen. Der 23-jährige Beifahrer
wurde währenddessen mit einem Rettungswagen in ein
Krankenhaus nach Hildesheim gebracht. Während der
Bergungsmaßnahmen und zur späteren Unfallaufnahme
musste die K505 bis circa 1 Uhr voll gesperrt werden.
Im Einsatz befanden sich insgesamt 40 Einsatzkräfte der
Feuerwehr, drei Rettungswagenbesatzungen, zwei Notärzte,
die Polizei Sarstedt, der Unfallaufnahmedienst der
Polizei Hannover und eine Notfallseelsorgerin.
Bei einem schweren Verkehrsunfall in Höhe Adensen wurden beide Insassen aus dem VW-Transporter geschleudert. Der
22-jährige Fahrer wurde dabei von dem Unfallwrack begraben. Er starb noch an der Unfallstelle.
23
„Es wird auch langsam
kritisch“
Monate der Zwangspause lagen hinter den Ortsfeuerwehren der
Gemeinde Nordstemmen. Ab Juni hielten sich die Inzidenzwerte im
Landkreis endlich auf einem stabilen Niveau. So konnten auch wieder
Übungen gefahren werden. Dies war auch dringend notwendig, wie
es Nordstemmens Ortsbrandmeister, Patrick Eisfelder, auf den Punkt
brachte.
24
Top-Thema
Nach einer mehrmonatigen Zwangspause, in der weder
Präsenzdienste noch Übungen gestattet waren,
konnte im Sommer 2021 wieder ein kleiner Normalbetrieb
aufgenommen werden. Die Feuerwehrführung
gestattete wieder einen Übungsbetrieb auf ortsinterner
Basis. „Es werde auch langsam kritisch“, sagt Patrick
Eisfelder mit Blick auf die lange Ausbildungspause, die
alle Ortsfeuerwehren durch die Corona-Einschränkungen
hinnehmen mussten. Dies führe letztendlich dazu,
dass besonders neue und unerfahrene Einsatzkräfte
eine große Unsicherheit verspüren, erklärt der stellvertretende
Gemeindebrandmeister und Ortsbrandmeister
von Nordstemmen. Umso wichtiger sei es, so Eisfelder,
dass die notwendigen Handgriffe jetzt wieder einstudiert
werden können. Im Sommer machte es die Lage
im Landkreis dann auch endlich wieder möglich und so
nutzte die Ortsfeuerwehr Nordstemmen sogleich die
Gelegenheit für eine Alarmübung. Die Nordstemmer
durften zudem an einem besonderen Objekt üben: Dem
Deutschen Haus. Ulrich Leßmann hatte bereitwillig die
Türen seines Hotel- und Gastronomiebetriebs für die
Feuerwehr geöffnet. Hauptaugenmerk galt bei dieser
Übung jedoch den Atemschutzgeräteträgern, die ihre
Fähigkeiten und Kenntnisse in dem verqualmten Gebäudekomplex
auffrischen konnten.
Mit Alarm zum Deutschen Haus
Am 03.06. heulten gegen 18:30 Uhr sodann die Sirenen
in Nordstemmen. Nur wenige Minuten später konnte
man die Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn
in Richtung Hauptstraße fahren sehen. Am Deutschen
Haus hatte sich Übungsleiter Björn Gerecke zwei
Schwerpunkte in dem Gebäudekomplex ausgedacht.
So musste beispielsweise ein Trupp unter Atemschutz
In dem Hotelbereich muss eine vermisste Person gefunden und gerettet werden (Bild links). Währenddessen kümmern
sich die restlichen Einsatzkräfte um den Aufbau der Wasserversorgung.
25
im Hotelbereich eine Personenrettung aus einem der
Zimmer vornehmen. Hier galt es, den Hoteltrakt effektiv
nach vermissten Personen zu erkunden und danach eine
mögliche Evakuierung von „Hotelgästen“ vorzunehmen.
Der zu rettende Hotelgast war in diesem Fall jedoch eine
80 kg schwere Übungspuppe. Die restlichen Trupps gingen
unterdessen im Hauptsaal des Hotel- und Gastronomiebetriebs
vor. Auch hier musste die Personensuche
geübt werden. Gerecke hatte hierfür den gesamten Saal
mit einer Nebelmaschine so stark verqualmt, dass in dem
Raum völlige Nullsicht herrschte. Insgesamt waren sechs
Atemschutzgeräteträger an diesem Abend eingesetzt.
Die restliche Mannschaft kümmerte sich zeitgleich um
den Aufbau einer Wasserversorgung und das Aufstellen
einer Leiter im Hinterhof des Hotels.
Eigentlich eine Übung mit mehreren
Ortsfeuerwehren
„Bei diesem Objekt wären wir in Wirklichkeit natürlich
nicht allein angerückt“, erklärt Patrick Eisfelder mit Blick
auf die Alarmierung. Doch noch durften nicht mehrere
Ortsfeuerwehren zusammen üben. Man wolle am
Deutschen Haus aber noch einmal eine Übung planen,
so Eisfelder, und so auch den anderen Ortsfeuerwehren
damit die Gelegenheit zum Üben verschaffen. Bis dahin
musste man halt noch ortsintern üben und die Handgriffe
untereinander trainieren. „Dann lieber jetzt so“, meint
auch Nicole Dombrowski. Die Gemeindebürgermeisterin
war an dem Abend ebenfalls vor Ort und verschaffte
Im Außenbereich des Hotels wird das Anleitern und die
Personenrettung aus dem Obergeschoss geübt (Bild
links). Zeitgleich befinden sich mehrere Trupps unter Atemschutz
im großen Saal. Dieser ist so stark vernebelt,
dass sogar der Einsatz mit dem Rauchvorhang geübt
werden kann (Bild oben).
26
Top-Thema
Auch Verwaltungschefin Nicole Dombrowski nutzt die Gelegenheit und stattet dem Team des Einsatzleitwagens einen
Besuch ab. Hier lässt sie sich gerade von Marc Büchler in die fiktive Lage einweisen.
Erschöpft kehrt ein Atemschutztrupp aus dem stark vernebelten Saal von der Personensuche zurück.
Dennoch waren alle Beteiligten für die Übungsmöglichkeit dankbar.
sich einen Einblick in den Ablauf und das mögliche Vorgehen
im Einsatzfall. Dabei ließ sie sich umfangreich von
Marc Büchler und Patrick Eisfelder am Einsatzleitwagen
instruieren. „Es ist gut, dass an diesem Objekt geübt werden
dürfe und die Feuerwehr hier immer willkommen
ist“, so die Verwaltungschefin.
Viele Handgriffe müssen wieder trainiert
werden
Kritikpunkte aufgefallen. Jedoch waren diese meist nur
Banalitäten, die im „Normalbetrieb“ durch regelmäßige
Wiederholung kaum vorkommen. Den Übungsleitern
und allen Beteiligten war dies aber an diesem Abend bewusst.
Positiv sei bei dieser Übung jedoch aufgefallen,
dass trotz der langen Übungspause keine gravierenden
Fehler aufgetreten seien. Und so endete an diesem ersten
Abend eine erfolgreiche und kurzweilige Alarmübung.
Übungen sind dazu da, um auch einmal Fehler zu machen.
Und nach der langen Zwangspause waren kleinere
27
Sicher an der Kettensäge
Im Oktober wurde das zweite Modul einer umfangreichen Ausbildung
an der Kettensäge fortgesetzt. Dabei lag der Fokus besonders
auf der Beseitigung von liegenden Bäumen. Fünf Kameraden aus
Nordstemmen, Rössing und Adensen-Hallerburg nahmen dieses Mal
teil und wurden durch Ausbilder André Kirchner umfangreich unterwiesen.
28
Ausbildung
Der Umgang mit der Kettensäge erfordert ein hohes
Maß an Verantwortung und ein Verständnis für
Technik und Physik. Weil die Kettensäge auf vielen Fahrzeugen
zur Grundausstattung gehört, muss speziell geschultes
Personal vorgehalten werden. Mehrere Kameradinnen
und Kameraden in der Gemeinde haben daher
bereits an einem hierfür vorgesehenen Lehrgang teilgenommen.
Dieses wird seit wenigen Jahren erst in der Gemeinde
angeboten und durch André Kirchner betreut.
Dieser ist zugelassener und geprüfter Ausbilder und
darf neue Kameradinnen und Kameraden an der Kettensäge
unterweisen. Das erste Modul (A) fand bereits im
vergangenen Jahr statt. Nun konnte das Modul B belegt
werden, bei dem auch spezielle Techniken vermittelt
wurden. Die Teilnehmer beschäftigten sich diese Mal intensiv
mit der Beseitigung von liegenden Bäumen – ein
Szenario, mit dem die Feuerwehr oftmals bei Sturmeinsätzen
konfrontiert ist, wenn die umgestürzten Bäume
beispielsweise in den öffentlichen Verkehrsraum ragen
und somit eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen.
Die Feuerwehr muss in diesen Fällen die Gefahr
beseitigen und hierfür die Kettensäge zum Einsatz bringen.
Besonders liegende Bäume stellen dabei eine nicht
Ausbilder André Kirchner erklärt die Besonderheiten
beim Fällen von Bäumen mit einem Stammdurchmesser
von mehr als 20 cm.
Von der Theorie zur Praxis: Im Praxismodul hieß es
dann “Baum fällt”. Anschließend Manöverkritik mit
allen Teilnehmenden (Bild unten).
zu unterschätzende Gefahr dar, weiß Ausbilder André
Kirchner. Diese stünden oftmals unter extremen Spannungen
und könnten somit beim Zersägen unkontrolliert
ausbrechen, so Kirchner. Die Sicherheitsvorschriften
erlauben den Einsatz an der Kettensäge daher nur durch
speziell ausgebildete Einsatzkräfte. Das durchgeführte
Modul beinhaltete wichtiges Fachwissen, das für die Beseitigung
umgestürzter Bäume dringend benötigt wird.
Auch das Fällen von Bäumen mit einem Stammdurchmesser
von mehr als 20 cm war Teil des Moduls, welches
insgesamt 24 Unterrichtsstunden umfasste. An zwei aufeinanderfolgenden
Dienstabenden wurden zuvor acht
Stunden theoretische Grundlagen durch André Kirchner
vermittelt. Anschließend konnten die Teilnehmer an einem
Wochenende dann abwechselnd in Burgstemmen
und Adensen das theoretische Fachwissen in die Praxis
umsetzen. Mit den neu hinzugewonnen Kenntnissen,
sind die Einsatzkräfte nun optimal auf ihre künftige Aufgabe
an der Kettensäge vorbereitet.
29
Ausbildung der „Neuen“
30 Männer und Frauen haben sich zur Freiwilligen Feuerwehr bekannt
und im Oktober am umfangreichen „Truppmann – Teil 1“- Lehrgang in
Nordstemmen teilgenommen. Nach wochenlangem Pauken haben alle
Anwärterinnen und Anwärter ihre Abschlussprüfung in Theorie und
Praxis abgelegt und diese erfolgreich bestanden. Doch der diesjährige
Lehrgang war für alle Beteiligten eine besondere Erfahrung.
30
Ausbildung
Corona hat viele Dinge in unserem Alltag verändert.
Auch die Ausbildung in der Feuerwehr blieb hiervon
nicht verschont. Alles auf unbestimmte Zeit einstellen,
sei aber auch keine Lösung, sagt Ausbildungsleiter Patrick
Eisfelder. Daher entschied man sich in Nordstemmen,
den wichtigen Truppmann-Lehrgang für angehende
Feuerwehrfrauen und -männer stattfinden zu
lassen. Schließlich, und da waren sich alle Beteiligten
einig, müssen neue Kameradinnen und Kameraden die
wichtige erste Grundausbildung zeitnah erhalten. Nur
so ist eine spätere Teilnahme an den Einsätzen gemäß
den Feuerwehrvorschriften möglich. Wie sollte man also
vorgehen? Ausbildungsleiter Patrick Eisfelder schlug
daraufhin vor, den Lehrgang als Hybridveranstaltung
zu realisieren. Hierbei werden die theoretischen Inhalte
als Onlinedienste vermittelt, während sich die Teilnehmenden
entweder zuhause vor dem Bildschirm oder in
Kleingruppen in ihren jeweiligen Feuerwehrhäusern befinden.
Doch war das Distanzlernen in einem Format wie
dem Grundlehrgang überhaupt möglich? „Das klappte
eigentlich ganz gut“, meint Eisfelder, der jedoch auch
immer wieder Probleme mit der Internetverbindung
feststellte. Dies führte hin und wieder zu kurzen Unterbrechungen,
so der Ausbildungsleiter. Auch die Technik
spielte anfangs nicht gleich zu 100% mit. Hier konnte
jedoch schnell Abhilfe geschaffen werden. „Die Verwaltung
hat uns hier unkompliziert unterstützt und umgehend
in neue Technik investiert“, meint Patrick Eisfelder
dankbar. Nachdem diese anfänglichen Probleme beseitigt
waren, konnten alle Teilnehmenden den Onlinediensten
wieder gut folgen.
beruflichen Verpflichtungen unter der Woche nicht anwesend
sein konnten. Durch die Onlinedienste wurde
aber auch diesen Kameradinnen und Kameraden die
Teilnahme ermöglicht“, erklärt Patrick Eisfelder. Dies fiel
auch den Teilnehmenden positiv auf, die somit ihre geforderten
Stunden ableisten konnten.
Praxis wie gewohnt in Präsenz
Die Praxis erfolgte dann wie gewohnt an den Wochenenden
in Präsenz, sodass hier alle notwendigen Handgriffe
und Fertigkeiten umfangreich geübt werden konnten.
Sehr zur Freude von Heiko Bartels, der, gemeinsam mit
Gemeindebrandmeister Jan Riechelmann, auch bei diesem
Lehrgang wieder die Prüfung abnahm. Besonders
positiv fiel Bartels die Disziplin und die Ruhe in den einzelnen
Gruppen auf. Dies sei auch ein besonderer Verdienst
der zahlreichen ehrenamtlichen Ausbilder, so
der Leiter des Brandschutzabschnitts West. Auch Patrick
Eisfelder zeigte sich dankbar für die Unterstützung seines
siebzehnköpfigen Ausbilderteams, das wieder eine
„klasse Leistung“ vollbracht habe. Und was ist nun das
Fazit dieses besonderen Lehrgangs? Man wolle auch
bei zukünftigen Lehrgängen über das Format „Hybrid“
nachdenken. Feuerwehr könne so schließlich allen Interessierten
zugänglich gemacht werden, meint Patrick
Eisfelder auch mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung in
der Freiwilligen Feuerwehr.
Trotz Entfernung war eine Teilnahme
möglich
Ausbildungsleiter Eisfelder freute besonders, dass die
Hybriddienste gut angenommen wurden und sogar von
Teilnehmenden besucht werden konnten, die unter normalen
Umständen so nicht hätten teilnehmen können.
„Wir haben Anwärterinnen und Anwärter, die durch ihre
Diszipliniert und ruhig traten die einzelnen Gruppen
zu ihrer praktischen Prüfung an.
Der sechswöchige Lehrgang unter Corona forderte den
Ehrenamtlichen viel ab - auf beiden Seiten. Ausbildungsleiter
Patrick Eisfelder war dennoch positiv gestimmt.
Die schriftliche Prüfung fand gruppenweise mit Abstand
im Feuerwehrhaus Nordstemmen statt.
31
Unter Atemschutz aufs
Klettergerüst
Auch in der ersten Jahreshälfte konnten die Atemschutzgeräteträger der
Gemeindefeuerwehr erneut nicht zur Feuerwehrtechnischen Zentrale
(FTZ) nach Groß Düngen, um dort die dringend benötigte Tauglichkeitsüberprüfung
durchzuführen. Was also dieses Mal tun? Ideenreichtum und
ein Spielplatz stellten schließlich die Lösung dar.
32
Ausbildung
Auch 2021 war der Betrieb an der FTZ teilweise durch
Corona eingestellt. Erneut war hierbei die Atemschutzübungsstrecke
betroffen. Wieder einmal standen
die Verantwortlichen daher vor der Frage, wie und wo
die notwendige Belastungsübung stattfinden kann.
Die Überprüfung der körperlichen und physischen Belastung
ist nämlich unumgänglich, meint Stefan Thiel.
Nur so könne man in regelmäßigen Abständen kontrollieren,
ob eine Einsatzkraft noch für den Atemschutzeinsatz
tauglich ist. Fehlt der Nachweis, darf niemand
unter Atemschutz in den Einsatz geschickt werden, so
der Gemeindeatemschutzbeauftragte. „Wir dürfen jetzt
selbst zusehen, wie wir die Nachweise mit vergleichbaren
Belastungsübungen realisieren“, meint Thiel im April.
Im Mai sollten zwar wieder Plätze in der Feuerwehrtechnischen
Zentrale zur Verfügung stehen, doch dann nur
in begrenzter Anzahl. Stefan Thiel erwartete damals
jedenfalls eine hohe Auslastung der Atemschutzstrecke,
sodass für die Gemeinde wieder nur wenige Plätze
abfallen würden. Schließlich müssten dann wieder hunderte
Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis überprüft
werden. „Diesen Bedarf könne man nur schwer
aufholen, obwohl hier alle Hebel in Bewegung gesetzt
werden“, sagte Thiel mit Blick auf die Problematik, zeigte
damit aber auch Verständnis für die Situation an der
Feuerwehrtechnischen Zentrale. Schon im Jahr zuvor
stand man vor derselben Problematik, fand in Banteln
jedoch eine vorübergehende Lösung. Parallel hatte sich
der Arbeitskreis Atemschutz über eine gemeindeinterne
Lösung ausgetauscht. Als Übergangslösung sollte
das ehemalige Schulgebäude der alten OS dienen. Ein
Konzept wurde schließlich entwickelt und einstimmig
beschlossen.
Ein Spielplatz als Übungsparcours
Nach mehrmonatiger Nutzung durch die Landespolizei,
stand die ehemalige OS an der Jahnstraße dann auch
wieder der Feuerwehr zur Verfügung und konnte für die
dringenden Überprüfungen genutzt werden. Die Belastungsübungen
fanden an gleich mehreren Abenden
statt, um möglichst viele Atemschutzgeräteträger zu
Auf dem Spielplatz dient das neue Klettergerüst als
Übungsparcours. Eine kräftezehrende Disziplin.
Sogar ein Ergometer-Fahrrad hatte Stefan Thiel zuvor organisiert.
Hier wurde noch einmal Leistung von den Atemschutzgeräteträgern
abgefordert.
überprüfen. Hierfür mussten die Teilnehmer einen Rundkurs
absolvieren, der auch auf den nahen Spielplatz an
der „Lange Maße“ führte. Auf dem dort neu errichteten
Kletterturm begann die erste Übung für die Kameraden
unter Atemschutz. „Diese Idee kam von André Kirchner
aus der Ortsfeuerwehr Nordstemmen“, berichtet Stefan
Thiel mit Blick auf den dortigen Kletterturm. Der Parcours
über das Spielgerüst beinhaltet sogar eine Röhre,
durch die sich die Beteiligten mit ihrem Atemschutzgerät
zwängen müssen, so Thiel weiter. „Wie in der FTZ in
Groß Düngen. Mit so etwas hat bestimmt niemand gerechnet“.
Mehrere Aufgaben im Schulgebäude
Gleich im Anschluss ging es zurück zum Schulgebäude,
wo auf die Atemschutzgeräteträger ein kräftezehrender
Rundweg durch die einzelnen Etagen folgte. Dabei ging
es durch das Treppenhaus in das Obergeschoss und über
die Außentreppe zurück in den vernebelten Keller. Für
die vollständige Verausgabung hatte Stefan Thiel zudem
ein Ergometer-Fahrrad über eine Auktionsplattform erstanden.
„Laut Vorschrift müssen die Einsatzkräfte unter
Atemschutz eine Belastung von 80 Kilojoule erreichen“,
erklärt der Gemeindeatemschutzbeauftragte. Daher
mussten Übungen gefunden und ausgearbeitet werden,
die diese Belastungsgrenze erreichen. Die geforderte
Leistung könne man anhand der benötigten Luftmenge
errechnen, die unter Belastung aus den Atemluftflaschen
„weggeatmet“ wird, so Thiel. Liegt ein Teilnehmer
dann über dem Grenzwert – hat er also mehr Luft benötigt,
wie es die Vorgaben zulassen – ist die Tauglichkeitsprüfung
nicht bestanden.
Dass es einmal nicht zur FTZ ging, fanden die Atemschutzgeräteträger
nicht dramatisch. Der Rundkurs
stellte eine großartige Abwechslung zur klassischen
Übungsstrecke dar. Ändern könne man die Situation
sowieso nicht, meint der Gemeindeatemschutzbeauftragte,
nur halt das Beste daraus machen. Seitens der
Feuerwehr war man jedenfalls froh, dass die alternative
Übungsstrecke zur Verfügung stand.
33
Lang ersehnter Pieks
Im Mai begann die erste Impfaktion für Angehörige der Feuerwehr,
organisiert und durchgeführt von der Verwaltung. Eine Angebot, welches
die Einsatzkräfte dankend annahmen.
34
Allgemeines
Im Mai hatte die Landesregierung die Impf-Priorisierung
für ehrenamtliche Feuerwehreinsatzkräfte angehoben.
Ein wichtiges Signal für die zahlreichen ehrenamtlichen
Einsatzkräfte, die sich zuvor während der Einsätze bereits
einem erhöhten Risiko ausgesetzt sahen. Zudem ruhte
seit dem Beginn der Pandemie der Ausbildungsdienst,
was die Situation noch verschärfte. Wichtige Handgriffe
gingen hierdurch verloren – Handgriffe, die für den
Einsatz aber von großer Bedeutung sind. „Die Feuerwehr
muss weiter funktionieren und kann ihren Betrieb
nicht wie ein Heimat- oder Sportverein einstellen“, sagte
Daniel Freitag. „Die Freiwilligen Feuerwehren sind ein
wichtiges Stützrad im deutschen Rettungswesen“, so
der Fachberater für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der
Freiwilligen Feuerwehr Nordstemmen.
Endlich ein Impfangebot
Auch Jan Riechelmann zeigte sich im Mai erleichtert darüber,
dass es in puncto Impfen nun endlich voran ging.
Der Gemeindebrandmeister hatte in den Wochen zuvor
immer wieder auf den Ratssitzungen für eine schnellere
Lösung gekämpft und sogar mehrere Brandbriefe an
die Landesregierung geschrieben. Doch nicht nur Riechelmann
hatte sich für eine schnellere Priorisierung der
Einsatzkräfte stark gemacht. Auch aus zahlreichen Kommunen
und Städten waren die Feuerwehrführungen an
die Landesregierung getreten und hatten den Druck auf
die Politik erhöht. Die Hartnäckigkeit führte schließlich
dazu, dass die Landesregierung endlich grünes Licht
gab. So durften sich im Mai auch die Kameradinnen und
Kameraden impfen lassen, was nicht nur Vorteile für den
Einsatz mit sich brachte. Auch in puncto Ausbildungsdienst
konnte nun wieder ein minimaler „Normalbetrieb“
geplant werden. Bis dato mussten noch Schnelltest vor
dem Dienst durchgeführt werden und ein Stufenmodell
regelte die Durchführbarkeit der Ausbildungs- und
Übungsdienste. Dass die Ausbildungsdienste hierdurch
wieder mit weniger Hürden stattfinden können, freute
zum damaligen Zeitpunkt auch Verwaltungschefin Nicole
Dombrowski. Sie war an dem Impf-Tag mit zahlreichen
Mitarbeitern der Verwaltung vor Ort und kümmerte sich
unter anderem um die Organisation und den reibungslosen
Ablauf des Impftermins im Feuerwehrhaus der
Ortsfeuerwehr Heyersum. „Alle die wollten haben einen
Impftermin erhalten“, meinte Nicole Dombrowski im Mai
mit Freude. Frühzeitig hatte sich die Verwaltung um den
begehrten Impfstoff gekümmert, sodass der Termin -
zusammen mit dem mobilen Impfteam des DRK Alfeld
– auch realisiert werden konnte. Zwar mussten hierfür
einige Hürden bewältigt werden, wie die Gemeindebürgermeisterin
erklärte, doch letztlich stand dem Termin
nichts mehr im Wege. Und so nahmen an dem gesamten
Impf-Tag knapp 140 Einsatzkräfte das Angebot dankend
an. Unter ihnen war auch Joachim Bauch. Der Barntener
Ortsbrandmeister konnte den Termin problemlos realisieren,
da er sich zu dem Zeitpunkt in Kurzarbeit befand.
Auch andere Kameradinnen und Kameraden hatten keine
Probleme mit der Terminvergabe, da auch sie entweder
im Homeoffice arbeiteten oder sich mit Überstundenfrei
behelfen konnten. Übermäßig viel Zeit mussten
die Ehrenamtlich auch gar nicht mitbringen, denn der
Rundweg der einzelnen Stationen war durchstrukturiert
und zeitlich gut getaktet. Von der Anmeldung bis zum
Pieks vergingen teilweise nur 10 Minuten. Danach folgte
noch eine 15-minütige Wartezeit im Gruppenraum des
Feuerwehrhauses, die durch Mitglieder mehrere First-
Responder-Einheiten betreut wurde. Sechs Wochen später
fand dann auch umgehend der Nachimpftermin in
Heyersum statt, an dem die notwendige zweite Impfung
an alle Einsatzkräfte verabreicht wurde.
Joachim Bauch, Ortsbrandmeister in Barnten, lässt sich von einem Mitarbeiter des DRK Alfeld im Feuerwehrhaus
Heyersum impfen. Er war dankbar für das Angebot und konnte den Termin gut einplanen.
35
Neue Heuler
Sie heulen künftig weiter: Heyersum und Barnten haben im August
neue Feuerwehrsirenen bekommen. Und somit wird auch künftig ein
neuer Ton über die Orte hinwegheulen, denn die neue Sirenengeneration
alarmiert über einen elektronischen Lautsprecher.
36
Allgemeines
Seit vielen Jahrzehnten prägt die Feuerwehrsirene das
Dorfbild in so mancher Ortschaft. Die klassische Sirene
mit der markanten Haube ist meist auf Schulen oder
Feuerwehrhäusern montiert. Besonders im Alarmfall
der Feuerwehr und beim monatlichen Probealarm ist
das typische Geheule mit dem auf- und absteigenden
Ton weithin hörbar. Dabei sei die Sirene ursprünglich
gar nicht für die Alarmierung der Feuerwehr gedacht
gewesen, wie Verwaltungsmitarbeiterin Linda Noack
mitteilt. Seit dem Weltkrieg dienen die alten Tellersirenen
zur Warnung der Bevölkerung im Kriegs- oder Katastrophenfall.
Doch bereits nach dem Krieg zeigte sich,
dass die Sirenen auch als Alarmierung für die ehrenamtlichen
Feuerwehrkräfte dienen können. Besonders im
ländlichen Raum bleibt die „laute Alarmierung“ daher
bis heute ein fester Bestandteil des Feuerschutzes. Doch
gerade in den Nachtstunden stößt der laute Heulton
nicht immer auf Verständnis in der Bevölkerung. Nur auf
die „stille Alarmierung“ mittels eines Funkmeldeempfängers
zu setzten, sei aber auch nicht die Lösung, wie
Feuerwehrpressesprecher Daniel Freitag mitteilt. „Nicht
jede Einsatzkraft verfügt über einen „Pieper“, sodass im
Einsatzfall ggf. nicht genügend Feuerwehrkräfte Kenntnis
über die Alarmierung erlangen. Hierdurch würden
die Fahrzeuge unter Umständen unterbesetzt ausrücken,
was zu massiven Personalproblemen am Einsatzort
führen könnte“, erklärt Freitag. Die Sirenenalarmierung
sorge hingegen für ausreichend Aufmerksamkeit bei
den ehrenamtlichen Brandschützern, sodass sich diese
in ausreichender Anzahl auf den Weg zum Feuerwehrhaus
machen können, so der Feuerwehrpressesprecher.
Außerdem, meint Daniel Freitag, könne die Bevölkerung
im Katastrophenfall immer noch gewarnt werden, wenn
beispielsweise Internet, Radio und Fernsehen nicht mehr
zuverlässig funktionieren.
Keine Ersatzteile für alte Sirenentechnik
Die alte Tellersirene vom Typ E57 hat ausgeheult. Sie
wird in den Ortschaften der Gemeinde durch eine neue
elektronische Sirene ersetzt. (Foto: pixabay.de)
In manchen Orten zeigt sich, dass nicht alle Bereiche der
Ortschaften optimal beschallt werden können. Steht der
Wind zudem schlecht, hört man die ortseigene Sirene in
so manchen Bereichen schon nicht mehr. Fällt die Sirene
dann noch aufgrund eines technischen Defektes aus,
bleibt es still im Ort. So auch in Heyersum, wo die Sirene
in der Dorfmitte schon seit geraumer Zeit keinen Ton
mehr von sich gab. Doch einfach reparieren war nicht
möglich. „Da diese Anlagen seit 1986 nicht mehr produziert
werden, gibt es auch keine Ersatzteile mehr und es
gibt keine Firma, die die alten Sirenen vom Typ E57 noch
reparieren könnte“, meint Linda Noack. Dies führe dazu,
dass defekte Sirenen einfach abgeschaltet werden müssen.
Die Sirenenalarmierung soll jedoch in der Gemeinde
Nordstemmen ein zentraler Bestandteil des Feuerschutzes
und der Warnung im Katastrophenfall bleiben,
weshalb nun auf eine neue Sirenen-Generation gesetzt
wird. Seit Anfang 2020 befasst sich die Verwaltung intensiv
mit dieser Thematik. Eigene Schallgutachten wurden
in Auftrag gegeben, um die optimale Abstrahlung des
Sirenentons in den Ortschaften zu gewährleisten. Die
elektronische Sirene vom Typ SONUS, die über mehrere
trichterförmige Lautsprecher verfügt, könne das Sirenensignal
noch stärker und weiter abgeben, meint Noack.
So könne künftig auch in Heyersum die Saline hinter
der Bundesstraße 1 erreicht werden und in Barnten der
Bereich rundum den Bahnhof, der Grundschule und des
gerade erschlossenen Neubaugebiets. Ein weiterer Pluspunkt
der neusten Sirenengeneration ist, dass künftig
nur noch eine Sirene in Heyersum und Barnten erforderlich
ist. Darüber hinaus verfügen die Sirenen über einen
großen Akku. Fällt die Stromversorgung einmal aus, ist
die Sirenenalarmierung somit weiterhin gesichert. Dass
es nun aber künftig lauter in den Orten wird, wenn die
Sirenen losheulen, sei nicht der Fall. Die Trichter sind so
ausgerichtet, dass der Ton in gleicher Lautstärke wie zuvor
abgegeben wird. Woran sich die Bürgerinnen und
Bürger jedoch gewöhnen müssen, sei die andere Optik
der Sirenen und der etwas andere „blecherne“ Ton, meint
Linda Noack. In Heyersum und Barnten wurden die ersten
„Lautsprecher-Sirenen“ bereits im August 2021
montiert und erfolgreich getestet. Anschließend folgten
die Ortschaften Rössing und Adensen. Als nächstes
sollen die Sirenen in Groß Escherde, Klein Escherde und
Mahlerten an die Reihe kommen.
37
Ein „Exot“ für die Gemeinde
Die Ortsfeuerwehr Mahlerten erhielt im April ihr neues Mittleres Löschfahrzeug.
Zuvor hatte man sich umfangreiche Gedanken gemacht und
schließlich das Wunschfahrzeug konzipiert. Doch dann kam Corona und
die Auslieferung des kleinen „Exoten“ verzögerte sich.
38
Allgemeines
Es sei optisch keine „Schönheit“, meinte Björn Launer
während seiner Ansprache auf der feierlichen Übergabe
des neuen Löschfahrzeugs der Ortsfeuerwehr
Mahlerten im August. Doch die Optik lösche nun einmal
kein Feuer, so der Ortsbrandmeister. Zugegeben, das
neue Mittlere Löschfahrzeug (MLF) der Ortsfeuerwehr
wirkt schon etwas „exotisch“, denn das Fahrgestell – ein
Mitsubishi Fuso Canter - sieht man nicht sehr häufig in
der Fahrzeugflotte der Feuerwehr. Dennoch entspräche
das neue MLF zu 100% den Wünschen der Ortsfeuerwehr.
„Schließlich zählen die inneren Werte“, so Launer
weiter. Und diese „inneren Werte“ stellen eine große Verbesserung
zu dem vorherigen Tragkraftspritzenfahrzeug
von 1990 dar. Das MLF verfügt über einen geräumigen
und übersichtlichen Aufbau, der von der Firma Lentner
entwickelt und gebaut wurde. Sechs Einsatzkräfte finden
auf dem Löschfahrzeug Platz, eine leistungsstarke
Pumpe ermöglicht die schnelle Wasserabgabe und das
Gesamtgewicht von 7,49 Tonnen bringt den Vorteil mit
sich, dass kein großer LKW-Führerschein benötigt wird.
Besonders freue man sich über die neu hinzugewonnene
Ausstattung und den 1000 Liter fassenden Wassertank,
der nun auch schnellere Löschangriffe ermögliche.
„Wir sind für künftige Aufgaben gut gewappnet“, so
Björn Launer.
Kein neues „Spielzeug“ der Feuerwehr
Das neue MLF sei zudem kein neues „Spielzeug“ der
Feuerwehr, wie böse Zungen bereits im Vorfeld behaupteten.
Ein Satz, den Björn Launer verärgerte, zumal
Bis zu sechs Einsatzkräfte finden auf dem neuen MLF einen Sitzplatz. Selbst der Innenraum der Mannschaftskabine
wurde bis ins kleinste Detail durchdacht. So können sich nun auch die Atemschutzgeräteträger während der Fahrt
ausrüsten.
Alles an seinem Platz: Das neue MLF bietet ausreichend Staumöglichkeit und gut aufgeteilte Gerätefächer.
39
Das neue MLF verfügt nun auch über 1000 Liter Wasser an Bord. Ein vorgepackter Schnellangriffsschlauch ermöglicht
dann die schnelle Wasserentnahme und den sofortigen Löscheinsatz.
Besonders stolz ist man auf das neue Stromaggregat,
welches auf dem TSF von 1990 nicht zur Verfügung
stand (Bild links). Eine Heckwarneinrichtung sorgt
zudem für einen weiteren Schutz, z.B. bei Einsätzen
auf der Bundesstraße 1 (Bild oben).
40
Allgemeines
Das neue MLF sei ein Quantensprung, sagt Marcus Tischbier während der offiziellen Schlüsselübergabe. Auch wenn
Corona die Geduld aller Beteiligten auf eine harte Probe gestellt habe, ging es zum Ende hin doch sehr zügig.
der Mehrwert des Fahrzeugs den Anschaffungspreis
rechtfertige. Die Gemeinde habe hier in die zuverlässige
Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger investiert,
meinte der Ortsbrandmeister während seiner Ansprache
weiter. Dies bekräftigte auch Ratsfrau Cornelia Nagel in
ihrer kurzen Rede. „Durch euer ehrenamtliches Engagement
können über 12.000 Bürgerinnen und Bürger in
der Gemeinde ruhig schlafen“, meinte Nagel und verdeutlichte
somit noch einmal die Notwendigkeit einer
funktionierenden und modernen Ausstattung der Feuerwehr.
„Ihr habt viel Geduld bewiesen, doch nun ist es
endlich da“. Geduld war auch ein vielgesprochenes Wort
in den Reden und Grußworten der geladenen Gäste,
denn die Planung und Beschaffung hatte einige Jahre
in Anspruch genommen. Bereits 2017 hatte sich die Verwaltung
mit den ersten Planungen befasst und schon
damals die Ortsfeuerwehr intensiv in diesen Prozess mit
eingebunden. So konnte das MLF individuell an die Bedürfnisse
der Mahlerter Einsatzkräfte angepasst werden.
Corona verzögerte die Auslieferung
Als die Corona-Pandemie ausbrach, wurde die Geduld
aller Beteiligten noch einmal auf eine harte Probe gestellt.
Doch auch der Verwaltung waren hier die Hände
gebunden, wie Marcus Tischbier berichtete, als er den
symbolischen Schlüssel im Namen der Verwaltung überreichte.
Doch das Warten habe sich gelohnt, so der Erste
Gemeinderat und Fachbereichsleiter, denn das neue
MLF sei ein „Quantensprung“ zum vorherigen Fahrzeug.
Auch wenn sich der Auslieferungstermin immer wieder
verschoben habe, ging es danach doch sehr zügig, berichtete
Tischbier weiter. Abschließend gab auch Pastor
Ullrich Rüter seinen Segen für das neue MLF: „Möge es
euch mit Gottes Hilfe künftig immer wieder sicher und
unversehrt nach Hause bringen“. Seine „Feuertaufe“ hatte
das neue Löschfahrzeug auch schon mit Bravur bestanden,
denn der „Exot“ war bereits seit April in Dienst
gestellt und schon zu einigen Einsätzen ausgerückt.
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Für die Zukunft gerüstet
Nach einer umfangreichen Planungsphase, einer Investition von knapp
350.000 Euro und einer nur wenige Monate andauernden Bauzeit,
konnte die Ortsfeuerwehr Rössing ihr neues Hilfeleistungslöschfahrzeug
in Empfang nehmen. Doch was kann der 16-Tonner?
42
Allgemeines
Im Mai ist es soweit: Eine kleine Delegation reist nach Ulm, um das neue HLF 20 im Empfang zu nehmen. Noch
vor Ort erfolgt eine umfangreiche Einweisung in die gesamte Fahrzeugtechnik durch den Hersteller Magirus.
Mit einem übergroßen Zündschlüssel überreichte Gemeindebürgermeisterin
Nicole Dombrowski im Juli symbolisch
das neue Rössinger Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug
(HLF 20) an Ortsbrandmeister Patrick Möhle.
Die Ortsfeuerwehr hatte hierfür kurzfristig eine offizielle
Übergabe mit geladenen Gästen organisiert. Die Freude
über diese Feierlichkeit war bei allen Beteiligten groß.
Und so hatten sich zahlreiche Gäste von Feuerwehr, Rat
und Verwaltung vor dem Dorfgemeinschaftshaus in
Rössing eingefunden, um bei schönstem Sommerwetter
das neue Fahrzeug zu bestaunen.
„Eine moderne Ausstattung ist unabdingbare
Voraussetzung“
„Unsere Feuerwehren leisten einen höchst ehrbaren Job
für die Sicherheit der Allgemeinheit. Eine moderne und
umfangreiche Ausstattung ist daher eine unabdingbare
Voraussetzung. Ich übergebe daher dieses neue Löschfahrzeug
und hoffe, dass ihr immer sicher und unversehrt
wieder damit zurückkehrt“, sagte die Verwaltungschefin
in ihrer Rede. Auch Dr. Cornelia Ott würdigte in ihrem
Grußwort die Arbeit der Ehrenamtlichen und bedankte
sich für die großartige Zusammenarbeit zwischen Rat,
Verwaltung und dem Planungsteam der Ortsfeuerwehr
Rössing. „Wir unterstützen unsere Feuerwehr, wo wir nur
können“, so die Gemeinderätin.
Abholung in Ulm
Bereits im Mai reiste eine kleine Delegation der Ortsfeuerwehr,
Gemeindebrandmeister Jan Riechelmann und
Verwaltungsmitarbeiter Tobias Cieplik nach Ulm, um
das neue HLF 20 in Empfang zu nehmen. Das Fahrzeug
der neusten Generation, auf Basis eines MAN TGM 16
Tonnen-Fahrgestells, wurde von der in Ulm ansässigen
43
Ein umfangreiches Lichtkonzept sorgt rundherum für eine gute Ausleuchtung. Auch die Geräteräume sind perfekt beleuchtet
, wodurch eine sichere Entnahme der Materialien gewährleistet ist.
Die leistungsstarke Heckpumpe fördert bis zu 2000 Liter
Wasser pro Minute.
Alles im Blick: In der Fahrerkabine ist eine Bedieneinheit
verbaut. Hierüber lässt sich der Fahrzeugstatuts darstellen,
die Sondersignalanlage bedienen und die Rückfahrkamera
zuschalten.
44
Allgemeines
Firma Magirus ausgebaut. Es ersetzt in der Ortsfeuerwehr
das bisherige Löschgruppenfahrzeug (LF 8/6) von
1994. Das neue Fahrzeug verfügt unter anderem über
einen 2000 Liter Wassertank, 200 Liter Schaummittel,
ein Stromaggregat, einen Rettungssatz mit Schere und
Spreizer, eine Schiebleiter und einen Sprungretter. Darüber
hinaus besitzt das HLF 20 eine leistungsstarke Pumpe,
die bis zu 2000 Liter Wasser pro Minute befördert.
Stolz ist man zudem über eine am Heck befindliche Ein-
Personen-Schlauchhaspel, die mit 120 Meter B-Schlauch
ausgestattet ist und somit das schnelle Verlegen einer
Schlauchleitung vom Hydranten zum Fahrzeug ermöglicht.
Der Innenraum in der Mannschaftskabine verfügt
über ausreichend Platz und kleinere Raffinessen erleichtern
den Feuerwehralltag. So kann auch mit einem minimalen
Personalaufwand das Maximale erreicht werden.
Umfangreiche Planung mit eigenem
Arbeitskreis
Zwei Jahre zuvor hatte sich ein eigens gebildeter Arbeitskreis
der Ortsfeuerwehr mit der Planung des neuen
Löschfahrzeugs beschäftigt. Die hieraus gewonnen
Ergebnisse wurden in einem umfangreichen Konzept
festgehalten und schließlich der Verwaltung und dem
Gemeinderat präsentiert. Nach dessen Zustimmung
konnte im Mai 2020 mit der Ausschreibung begonnen
werden. Die in Ulm ansässige Firma Magirus erhielt
schließlich den Zuschlag und begann Anfang 2021 mit
dem Bau des HLF 20. Nur wenige Monate später das bereits
fertiggestellte Fahrzeug in Empfang genommen
werden. Es folgte eine umfangreiche Einweisung in die
Technik und am 18. Mai schließlich die Überführung
nach Rössing. Gemeindebrandmeister Jan Riechelmann
zeigte sich hocherfreut über die zügige Beschaffung, die
„wie geschnitten Brot“ verlief. Er bedankte sich mit kurzen
Worten bei dem Planungsteam und bei der Firma
Magirus, die das Fahrzeug trotz der Corona-Pandemie so
zügig gebaut hatte.
Doch auch das ehemalige Löschgruppenfahrzeug der
Ortsfeuerwehr hatte den Rössingern immer gute Dienste
geleistet. „Wir sind immer heile nach Hause gekommen“,
sagt Ortsbrandmeister Patrick Möhle. Die Technik
von gestern sei jedoch nicht mehr für die Gefahren von
morgen ausgelegt, so Möhle weiter. Er freue sich daher
über dieses hochmoderne Löschfahrzeug, mit dem die
Ortsfeuerwehr optimal für die Zukunft gerüstet sei.
Die Mannschaftskabine bietet ausreichend Platz für sieben
Einsatzkräfte - ohne beengte Platzverhältnisse, wie sie
einst im Vorgängerfahrzeug herrschten.
Die Gerätefächer sind übersichtlich strukturiert und mit
großen, gelben Beschriftungen versehen. Dies erleichtert
das Zurechtfinden auch bei schlechten Lichtverhältnissen.
Neu ist auch das Hygienebord (Bild rechts), welches das
Händewaschen und Desinfizieren ermöglicht.
45
Standortwechsel für ELW
Nach fast 10 Jahren wechselt der ELW der Kreisfeuerwehrbereitschaft 2
seinen Standort, denn im Feuerwehrhaus Heyersum, dem ehemaligen
Unterstand, wird es künftig durch eine Fahrzeugneubeschaffung zu eng.
Doch der ELW bleibt im Brandschutzabschnitt West - nämlich in Mehle.
46
Allgemeines
2012 wurde der damals neue Einsatzleitwagen, kurz
ELW genannt, der Kreisfeuerwehrbereitschaft 2 in
Dienst gestellt und bei der Ortsfeuerwehr Heyersum
stationiert. Das landkreiseigene Führungsfahrzeug der
Kreisfeuerwehrbereitschaft wird durch eine gemeindeübergreifende
Führungsgruppe bei Übungen und Einsätzen
besetzt. So war das ELW-Team unter anderem im
Jahr 2013 beim Elbehochwasser im Einsatz, aber auch
als es 2017 im hiesigen Landkreis „Land unter“ hieß. Die
Ortsfeuerwehr Heyersum kümmerte sich viele Jahre um
das Fahrzeug und stellte unter anderem die Fahrzeugführer.
Doch demnächst soll ein neues Löschgruppenfahrzeug
für die Ortsfeuerwehr beschafft werden. Damit
ändern sich auch die Platzverhältnisse im Feuerwehrhaus,
denn bislang standen die beiden Fahrzeuge noch
hintereinander in der Fahrzeughalle. Dies wird sich spätestens
mit der Neubeschaffung ändern, denn das neue,
größere Löschfahrzeug wird einiges mehr an Platz benötigen.
Für den landkreiseigene Einsatzleitwagen bedeutete
dies, dass zeitnah ein neuer Standort gefunden werden
musste. „Der ELW hat uns treue Dienste geleistet“,
berichtet Peter Schiersching. Dem Heyersumer Ortsbrandmeister
fiel der Entschluss, das Fahrzeug in andere
Hände zu geben, daher auch nicht leicht. „Wir geben den
ELW mit einem lachenden und einem weinenden Auge
ab“. Doch man solle nicht zurück, sondern nach vorne
blicken, so der Ortsbrandmeister. Schließlich freue man
sich auch auf das neue Löschgruppenfahrzeug, welches
platztechnisch nun einmal mehr Raum in der Fahrzeughalle
einnehmen werden. So begann man frühzeitig mit
der Planung zur neuen Standortsuche, denn allen Beteiligten
war ein Kriterium wichtig: Das Führungsfahrzeug
solle weiterhin im Brandschutzabschnitt West stationiert
bleiben.
Neuer Standort schnell gefunden
Der ELW biete enorme einsatztaktische Vorteile, weiß
auch Elzes stellvertretender Stadtbrandmeister, Ingo
Seifert, zu berichten. So sei das Führungsfahrzeug auch
im normalen Einsatzgeschehen eine wertvolle Ergänzung
und damit auch für die Stadt Elze interessant. Seifert
beriet sich daraufhin mit Stadtbrandmeister Heiko
Buschmann und der Feuerwehrführung. Schnell wurde
ein positiver Entschluss gefasst und die Saalestadt bewarb
sich erfolgreich für die Übernahme des Fahrzeugs.
„Wir haben nicht damit gerechnet, dass das Fahrzeug
so schnell einen neuen Standort findet“, weiß auch Jan
Riechelmann zu berichten. Der Nordstemmer Gemeindebrandmeister
freute sich jedoch sehr über die Zusage
aus Elze und so konnte bereits im Januar die Übergabe
geplant werden. Diese fand dann im kleinen Kreis am
Standort in Mehle statt. „Wir haben uns bewusst für die
Ortsfeuerwehr Mehle als neuen Standort für den Einsatzleitwagen
entschieden“, berichtet Ingo Seifert bei
der offiziellen Übergabe. Der Neubau des Mehler Feuerwehrhauses
verfüge noch über Platzressourcen für ein
weiteres Fahrzeug. Darüber hinaus biete der Standort in
Mehle einsatztaktische Vorteile, so der stellvertretende
Stadtbrandmeister. Neben der offiziellen Übergabe fand
zugleich eine umfangreiche Einführung in die Technik
In Kleingruppen werden die Kameradinnen und Kameraden
aus Mehle in die Fahrzeugtechnik eingewiesen. Sie besetzen
künftig den ELW der Kreisfeuerwehrbereitschaft 2, der
bei der OF Mehle einen neuen Standort gefunden hat.
und Ausstattung des ELW statt. Hierzu hatten sich einige
Kameradinnen und Kameraden der Ortsfeuerwehr Mehle
im Feuerwehrhaus eingefunden. Sie werden künftig
für das Fahrzeug mitverantwortlich sein. Damit auch alle
Handgriffe im Einsatzfall sitzen, wurden die Einsatzkräfte
in kleinen Gruppen intensiv geschult. Dies übernahmen
noch einmal die Heyersumer Kameraden Peter Schiersching
und Timo Wegner. „Wir sind sehr erfreut, dass wir
eine so umfangreiche Einweisung durch die Kameraden
der Ortsfeuerwehr Heyersum erhalten durften“, berichtet
Ingo Seifert. Er freue sich zudem über den tadellosen
und einwandfreien Zustand des Fahrzeugs. Hier zeige
sich, dass sich die Ortsfeuerwehr Heyersum sehr intensiv
und vorbildlich um den Einsatzleitwagen gekümmert
hat, so der stellvertretende Stadtbrandmeister. Aber
auch Gemeindebrandmeister Jan Riechelmann weiß,
dass das Fahrzeug in Mehle gut aufgehoben ist. Und so
gibt auch er den ELW mit einem guten Gefühl in die Hände
der Stadtfeuerwehr Elze ab.
47
Einmalig im Landkreis
Nach zwei Jahren intensiver Planung hat auch die Brandschutzerziehung
ein neues „Gefährt“ erhalten. Der aus Spenden finanzierte
Anhänger transportiert künftig das Ausbildungsmaterial zu den
Kitas und Schulen.
48
Reportage
Axel Mädel (2. v.l.) und sein Team freuen sich über den neuen Anhänger, der nun das gesamte Material der Brandschutzerziehung
sicher zu den Terminen befördert.
Das Team der ehrenamtlichen Brandschutzerzieherinnen
und Brandschutzerzieher freut sich über einen
neuen Anhänger. Der aus Spenden finanzierte Anhänger,
der mit einem abschließbaren Kofferaufbau versehen
ist, beherbergt nun das gesamte Schulungs- und
Anschauungsmaterial der Brandschutzerziehung. Dank
der finanziellen Unterstützung der Firma MTB aus Nordstemmen,
der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine und
dem Überlandwerk Leinetal konnte das 12.000 Euro
umfassende Projekt realisiert werden. Anlässlich einer
kleinen Feierstunde dankte Axel Mädel im August allen
Verantwortlichen und Sponsoren, die an dem Projekt
beteiligt waren und somit die Anschaffung realisiert hatten.
Axel Mädel, der als Leiter der Brandschutzerziehung fungiert,
hatte sich zwei Jahre zuvor mit seinem Team über
die Möglichkeiten eines Anhängers Gedanken gemacht
und den Stein damit ins Rollen gebracht. Nur wenige
Monate später hatte sich das Team auf die Suche nach
Sponsoren begeben und diese auch schnell gefunden,
sodass der Anhänger zeitnah beschafft werden konnte.
Durch Corona verzögerte sich jedoch der Innenausbau,
wodurch die Fertigstellung erst kurz vor der offiziellen
Übergabe vollständig abgeschlossen werden konnte.
Doch das Warten hat sich gelohnt, wie auch Gemeindebürgermeisterin
Nicole Dombrowski betont. Der Anhänger
und dessen Konzept seien zudem einmalig im
Landkreis Hildesheim, berichtet Mädel stolz. Ein durchdachtes
Regalsystems, welches durch die Firma Freytag
aus Elze eingebaut wurde, ermöglicht nun das sichere
Verstauen aller Materialien und das auffällige Design
weckt die Neugier und lässt künftig die Kinderaugen in
den Kitas und Schulen der Gemeinde strahlen.
Im Innern des abschließbaren Kofferaufbaus haben alle
Schulungsmaterialien einen festen Platz. Das Regalsystem
wurde von der Firma Freytag aus Elze eingebaut.
49
Onlinedienste müssen nicht
langweilig sein
Auch die Jugendfeuerwehr befand sich 2021 erneut für mehrere Monaten
in einem regelrechten Dornröschenschlaf. An Präsenzdienste war lange
nicht zu denken. Hier ruhte der Ausbildungsdienst zum Teil seit einem
Jahr. Doch die Corona-Lethargie war schlagartig passé.
50
Jugendfeuerwehr
Man habe es sich einfacher vorgestellt, doch Onlinedienste
machen richtig viel Arbeit, beschreibt
Stephan Mainka das neue Angebot der Jugendfeuerwehr.
Der Gemeindejugendfeuerwehrwart hatte schon
im Februar nach Möglichkeiten gesucht, um den über
70 Kinder und Jugendlichen der Jugendfeuerwehren
wieder etwas Ausbildungsdienst zu ermöglichen. Da
Präsenzdienste zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage kamen,
einigte man sich schließlich auf ein Onlineangebot.
Doch nicht jede Ortsjugendfeuerwehr sollte hierbei
„ihr eigenes Ding“ machen, wie Mainka die Vorgehensweise
der Planung beschreibt. Vielmehr wollte man ein
Gemeinschaftsprojekt, bei dem ein gemeinsamer Ausbildungsdienst
für alle Jugendfeuerwehrmitglieder angeboten
wird. Doch so einfach ein Onlineangebot auch
klingen mag, die Organisation war laut Stephan Mainka
doch sehr aufwändig. „Wir mussten erst einmal die ganze
Technik wie LED-Scheinwerfer, ein Stativ, Mikrofone
und eine Lizenz für die Konferenzsoftware beschaffen“,
erzählt der Gemeindejugendfeuerwehrwart. Doch hier
bekamen Mainka und sein Team eine finanzielle Unterstützung
durch die Gemeindeverwaltung, sodass das
benötigte Equipment schnell beschafft werden konnte.
Nun stand noch eine weitere Frage im Raum: Wo sollte
das „Aufnahmestudio“ eingerichtet werden? Die Wahl
fiel schließlich auf das Feuerwehrhaus in Rössing, wo
ausreichende Platzverhältnisse vorherrschen. „Wir mussten
allerdings ein eigenes Hygienekonzept erstellen,
um auch den Infektionsschutz während der Live-Übertragung
zu gewährleisten“, so Stephan Mainka.
Erfolgreicher Testlauf
Bei einem ersten Probelauf, an dem gleich mehr als 80
Jugendfeuerwehrmitglieder und weitere geladene Gäste
teilnahmen, konnte das neue Angebot ausführlich
getestet werden. „Wir waren von der großen Teilnehmeranzahl
überwältigt“, berichtet Martin Eichhorn. Der stellvertretende
Jugendfeuerwehrwart aus Rössing hätte
nicht mit einer so großen Beteiligung gerechnet.
Schnell zeigten sich jedoch auch die ersten „Kinderkrankheiten“.
So konnten sich einige Jugendfeuerwehrmitglieder
nicht einloggen, hatten keine Audioverbindung
oder konnten an den eingespielten Umfragen
nicht teilnehmen. Auch die Internetverbindung im Rössinger
Feuerwehrhaus machte den Protagonisten oftmals
einen Strich durch die Rechnung. Immer wieder
stockte die Internetverbindung oder die eingespielten
Videos konnten nicht flüssig abgespielt werden. „Wir waren
wohl mit zu vielen Geräten gleichzeitig im W-Lan des
Feuerwehrhauses eingeloggt“, begründet Martin Eichhorn
die anfänglichen technischen Probleme.
Vorsorge getroffen
Auf humoristische Weise moderieren Stephan Mainka und
Martin Eichhorn durch den 45-minütigen Dienst. Zwischendurch
werden Videos eingeblendet, die die Jugendfeuerwehrwarte/innen
zuvor aufgenomme haben (Bild unten).
Für den zweiten Onlinedienst hatten die Beteiligten jedoch
Vorkehrungsmaßnahmen getroffen, um die Internetverbindung
nicht erneut zu überlasten. „Wir mussten
bei dem zweiten Dienst abliefern“, sagt Stephan Mainka.
Doch dieses Mal funktionierte alles reibungslos und ohne
technische Zwischenfälle. Über 56 Kinder und Jugendliche
nahmen an dem erneuten Angebot der Gemeindejugendfeuerwehr
teil und verfolgten mit Spannung den
45-minütigen Dienst. Dieser ist übrigens eine Mischung
aus Erklärvideos und interaktiven Umfragespielen, die
zwischen den kurzen „Liveschalten“ der beiden Moderatoren
eingespielt werden. „Die Erklärvideos werden
von den Jugendfeuerwehrwartinnen und Jugendfeuerwehrwarten
der einzelnen Ortsfeuerwehren erstellt.
Somit sind alle Jugendfeuerwehren gleichermaßen an
diesem Projekt beteiligt“, berichtet Mainka stolz. Das
der Gemeindejugendfeuerwehrwart auch beim zweiten
Onlinedienst wieder sichtlich Spaß an dem Projekt hatte,
spiegelte sich auch in dessen Anmoderationen wider,
die er, gemeinsam mit Martin Eichhorn, auf humoristische
Weise präsentierte. Und so konnte man unter den
beiden Moderatoren auch immer wieder kleinere Neckereien
aller Günter Netzer und Gerhard Delling beobachten,
die dem Onlinedienst hierdurch aber einen ganz
besonderen Charme verliehen.
Die Gemeindejugendfeuerwehr hat bewiesen, dass ihr
Konzept aufgeht und ein Onlinedienst keine langweilige
Angelegenheit sein muss. Und auch wenn viel Arbeit
in den selbstgedrehten Erklärvideos steckt, die Technik
nicht immer zu 100% mitspielt und man nicht jedes Jugendfeuerwehrmitglied
auf Anhieb mit diesem Angebot
zur Teilnahme motivieren kann, wollen alle Beteiligten
dennoch an dem Konzept festhalten.
51
Autarkes Arbeiten geübt
Im Einsatzfall muss es Hand in Hand gehen. Da kann auch schon einmal
autarkes Arbeiten an gleich zwei Unfallfahrzeugen gefragt sein. Wie dies
reibungslos funktionieren kann, haben die Ortsfeuerwehren Nordstemmen
und Rössing im Sommer auf dem Rübenhof trainiert.
52
Reportage
Am 13.07.2021 hieß es für die Ortsfeuerwehren
Nordstemmen und Rössing: „Verkehrsunfall – eingeklemmte
Person“. Knapp 30 Einsatzkräfte rückten
daraufhin zum Rübenhof an der Zuckerfabrik aus. Dort
sollte der schwere Verkehrsunfall stattgefunden haben.
Doch bei diesem Ereignis handelte es sich glücklicherweise
nur um eine Übung.
Auf dem Rübenhof hatte ein Organisationsteam der
Ortsfeuerwehr Nordstemmen zuvor einen realistischen
Verkehrsunfall nachgestellt. Die zwei Unfallwagen, die
durch ein Abschleppunternehmen aus dem Kreis Celle
bereitgestellt wurden, waren einem Feuerwehrkamerad
der Ortsfeuerwehr Nordstemmen zu verdanken. Durch
seine berufliche Tätigkeit hatte dieser den Kontakt zu
dem Abschlepp- und Entsorgungsunternehmen hergestellt
und so die schrottreifen Fahrzeuge organisiert.
Dabei sei es heutzutage gar nicht mehr so leicht an Altfahrzeuge
heranzukommen, weiß Übungsleiter André
Kirchner zu berichten. Hohe gesetzliche Auflagen bei
der Entsorgung von schrottreifen Pkws seien da nur ein
Grund, so Kirchner weiter. An diesem Abend war man
jedoch froh, dass die beiden Fahrzeuge zur Verfügung
standen. „Wir wollen hier die technische Rettung von
Eingeklemmten trainieren“, meint Patrick Eisfelder. Dabei
ginge es insbesondere um die Einsatzmöglichkeiten
und Grenzen der vorhandenen technischen Ausstattung.
Dies müsse aber an echten Fahrzeugen trainiert
werden, so der stellvertretende Gemeindebrandmeister
und Ausbildungsleiter weiter. „Wir haben zudem
viele neue Kameradinnen und Kameraden in der Ortsfeuerwehr,
die aufgrund der Corona-Pause bisher noch
nicht oder nur wenig mit den technischen Geräten üben
konnten.“ Alle seien daher froh, dass sich diese Möglichkeit
ergeben habe.
Besonders für die „Neuen” war der Übungsabend lehrreich.
Sie konnten sich mit der Rettungstechnik vertraut machen
und wichtige Handgriffe einstudieren.
Parallel und autark geübt
Parallel üben die Ortsfeuerwehren aus Nordstemmen und
Rössing an zwei schrottreifen Unfallfahrzeugen, die ein Abschleppunternehmen
aus Celle bereitstellte. Auch das DRK
unterstützte die Feuerwehreinsatzkräfte, um noch realitätsnaher
üben zu können.
An dem Abend standen gleich zwei der begehrten
Schrottfahrzeuge zur Verfügung, um auch das autarke
Arbeiten mit einer weiteren Ortsfeuerwehr zu üben. „Im
Realeinsatz wäre dies ein denkbares Szenario“, meint
Patrick Eisfelder mit Blick auf die erdachte Unfallstelle.
„Dann müssen beide Ortsfeuerwehren unabhängig voneinander
funktionieren.“ Dass dies tatsächlich sehr gut
funktioniert, hatte der Übungsabend bewiesen. Die Rössinger
Kameradinnen und Kameraden waren dankbar
für die unerwartete Gelegenheit - konnten auch sie so
noch einmal die Abläufe an der Einsatzstelle trainieren
und zeitgleich den Umgang mit der technischen Ausstattung
des neuen HLF 20 erproben. Am Ende konnte
ein positives Fazit gezogen werden, denn beide „Unfallopfer“
konnten schnell und schonend aus ihrer Notlage
befreit werden. Sie wurden, wie auch im echten
Einsatzgeschehen, an den Rettungsdienst übergeben.
Denn auch hieran hatte André Kirchner gedacht und
zuvor beim DRK Gronau um Mithilfe gebeten. Hier ließ
man sich nicht lange bitten und organisiert prompt drei
ehrenamtliche Kräfte der DRK-Bereitschaft, die an dem
Abend ebenfalls die Gelegenheit zum Üben nutzten.
53
Mal keine Schläuche rollen
Regelmäßig üben die Feuerwehren das taktische Handeln bei Bränden,
Verkehrsunfällen oder kleinen technischen Rettungen. Arbeitsunfälle
in Betrieben stehen hingegen seltener auf dem Dienstplan. Im Oktober
fand deshalb eine spezielle Übung bei der Nordstemmer Firma „Scharnberger
und Hasenbein Elektro GmbH“ statt, bei der ein umfangreicher
Betriebsunfall nachgestellt wurde.
54
Reportage
Regelmäßig üben die Feuerwehren das taktische Handeln
bei Bränden, Verkehrsunfällen oder kleinen technischen
Rettungen. Arbeitsunfälle in Betrieben stehen
hingegen seltener auf dem Dienstplan. Im Oktober fand
deshalb eine spezielle Übung bei der Nordstemmer Firma
„Scharnberger und Hasenbein Elektro GmbH“ statt,
bei der ein umfangreicher Betriebsunfall nachgestellt
wurde.
Arbeitsunfälle, die das Handeln von Feuerwehr und
Rettungsdienst erfordern, sind glücklicherweise selten.
Umso wichtiger ist es, dass auch diese Szenarien geübt
werden. Dies dachte sich auch Marc Büchler von der
Ortsfeuerwehr Nordstemmen, der eine ganz besondere
Übung für Feuerwehr und Rettungsdienst erarbeitet
hatte. Dabei sollte die technische Rettung von mehreren
Verletzten im Fokus stehen. Ein weiteres Übungsziel war
die Koordination der verschiedenen Rettungsmittel vor
Ort und der Ablauf der Alarmierungskette. Die Übung, an
der knapp 80 Personen beteiligt waren, fand schließlich
in den Hallen der Firma Scharnberger und Hasenbein
Elektro GmbH statt. Geschäftsführer Lars Hasenbein hatte
bereitwillig seine Türen und Tore am Firmensitz in der
Calenberger Straße geöffnet, um den Einsatzkräften die
umfangreiche Übung zu ermöglichen. Hasenbein unterhält
seit Jahren einen engen Kontakt zur Ortsfeuerwehr
Nordstemmen, und als schließlich die Anfrage kam, da
ließ sich der Firmenchef nicht lange bitten.
gekommen sein? Laut dem „Übungs-Drehbuch“ durch
eine ganze Kette von Ereignissen. Erdacht war der Kollaps
eines Gabelstaplerfahrers, der daraufhin mit seinem
Fahrzeug die Stütze eines Hochregales rammte, welches
schließlich einstürzte und gleich mehrere Personen unter
sich begrub. Ein Elektriker, der sich zu diesem Zeitpunkt
in der Halle mit Elektroarbeiten beschäftigte, erschreckte
sich durch den lauten Knall und löste einen
Kurzschluss aus. Hierdurch wurde es stockduster in dem
gesamten Betrieb und die Maschinen fielen aus. Dies
führte dazu, dass ein Arbeiter mit seiner Hand in einer
Verpackungsmaschine eingeklemmt und diese schließlich
abgetrennt wurde. Ein solches Szenario mag sehr
„übertrieben“ wirken, doch dank des Übungsaufbaus
konnten gleich mehrere Arbeitsunfallszenarien gleichzeitig
geübt werden. Und die Einsatzkräfte hatten mit
dieser umfangreichen Übung auch nicht gerechnet. Wie
Übungsleiter Marc Büchler erklärt, sollte sich der Einsatz
vorerst auch nur auf den Verletzten an der Verpackungsmaschine
fokussieren. Erst im Laufe der Übung sollte die
Feuerwehr auf die zweite Einsatzstelle aufmerksam gemacht
werden. Und dies funktionierte wie im zuvor erarbeiteten
Ablaufplan. Ein aufgebrachter Verletztendarsteller
führte die Einsatzkräfte schließlich in die dunkle
Lagerhalle, in der das gesamte Ausmaß der Übung klar
wurde. Denn hier stöhnten und schrien die Verletztendarsteller
um Hilfe.
Offene Brüche, durchspießte Bäuche und
abgetrennte Hände
Bei der Übung wurde ein Arbeitsunfall mit gleich mehreren
Verletzen geprobt. Die insgesamt neun Verletztendarsteller
wurden hierfür zuvor von der Realistischen-
Unfall-Darstellung des ASB Hildesheim mit viel Liebe
zum Detail geschminkt. So trafen die Rettungskräfte
später unter anderem auf offene Brüche, einen durchspießten
Bauch und sogar auf eine abgetrennte Hand.
Doch wie sollte es zu diesen schweren Verletzungen
Völlige Dunkelheit herrscht anfänglich in den Betriebshallen
der Firma Scharnberger & Hasenbein Elektro
GmbH. Daher müssen sich die Einsatzkräfte primär um
die Ausleuchtung kümmern.
Auch unter einem eingestürzten Hochregal wurde zuvor
ein Verletztendarsteller positioniert. Ihm ragt eine Eisenstange
aus dem Bauchraum. Dies wird an dem Abend die
umfangreichste Rettungsaktion darstellen.
55
Gemeinsam kümmern sich Feuerwehr und erweiteter Rettungsdienst
um die Verletzten. Dies wird später auch ausdrücklich
gelobt.
Immer wieder muss technisches Gerät eingesetzt werden,
um die Eingeklemmten aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
Hier kommt gerade ein Hebekissen zum Einsatz.
Alarmstufe erhöht und Kräfte
nachgefordert
Sogar auf einem der Hochregale befindet sich ein Verletzter.
Daher muss eine Steckleiter eingesetzt werden. Darum
kümmern sich einige Einsatzkräfte der OF Rössing.
Umgehend ließ man eine Alarmstufenerhöhung durchführen.
„Wir haben die Übung auch dazu genutzt, um zu
schauen was passiert“, erklärt Patrick Eisfelder, der an
diesem Abend seine Posten am ELW bezogen hat. Der
stellvertretende Gemeindebrandmeister wollte mit der
Übung gleichzeitig das neue Konzept der sogenannten
„georeferenzierten Alarmierung“ testen, welches die Gemeindefeuerwehr
seit über einem halben Jahr erprobt.
Im Gegensatz zum alten Alarmmodell werden die Einheiten
nun georeferenziert, also raumbezogen, alarmiert.
Im Rechner der Feuerwehrleitstelle wurden hierfür zuvor
alle Ortsfeuerwehren mit ihren spezifischen Qualifikationen
wie Personalstärke, Fahrzeugtechnik und
Ausrüstung hinterlegt. Je nach Meldebild des Einsatzes
56
Reportage
Der Verletztendarsteller mit dem durchspießten Bauch wird gerettet. Die Rettung ist eine Herausforderung, denn die
Eisenstange darf sich so gut wie nicht bewegen. Schließlich gelingt die Befreiung, bei der alle Ortsfeuerwehren Hand
in Hand zusammenarbeiten.
können die Einheiten dadurch gezielt und der Qualifikation
entsprechend alarmiert werden. Dies funktioniere
sehr gut, meint Eisfelder zufrieden. So rückten an diesem
Abend auch nacheinander die Ortsfeuerwehren Rössing
und Groß Escherde zum Einsatzort aus, da auf ihren Fahrzeugen
ebenfalls umfangreiche technische Ausstattung
verlastet ist. Also genau das, was aufgrund der gemeldeten
Lage und der Alarmstufenerhöhung gefordert war.
Auch das ASB mit einbezogen
Auch der erweiterte Rettungsdienst des ASB wurde aufgrund
der zahlreichen Verletzten ordnungsgemäß nachalarmiert.
Hierdurch konnte auch die Zusammenarbeit
zwischen dem Rettungsdienst und der Feuerwehr nach
einer langen Coronapause endlich einmal wieder geübt
werden. Die Rettungskräfte kümmerten sich gemeinsam
um die zahlreichen „Verletzten“, die sich entweder
eingeklemmt unter Kisten, kauernd und „geschockt“
auf einem Hochregal oder „aufgespießt“ unter Metalltrümmern
befanden. Mit technischem Gerät und einer
professionellen Vorgehensweise konnten aber alle Darsteller
an diesem Abend gerettet werden. „Die Ortsfeuerwehren
haben sich gegenseitig geholfen und zusammen
perfekt funktioniert“, beschreibt es Übungsleiter
Marc Büchler abschließend. Und auch die Zusammenarbeit
mit dem Rettungsdienst funktionierte nach anfänglichen
„Problemchen“ reibungslos. Dabei zeigte sich
wieder einmal, wie wichtig auch Übung mit technischer
Rettung sind. Auf der gemeinsamen Abschlussrunde, für
die sich noch einmal alle Darsteller, Einsatzkräfte und Beteiligten
versammelt hatten, brachte es Patrick Eisfelder
daher auf den Punkt: „Wir wollten mal keine Schläuche
rollen und uns auf die technische Rettung von mehreren
Verletzten konzentrieren. Dieses Ziel haben wir heute
alle gemeinsam erreicht“. In seiner kurzen Ansprache
dankte der stellvertretende Gemeindebrandmeister abschließend
noch einmal Firmenchef Lars Hasenbein für
die unkomplizierte Unterstützung und Bereitstellung
seiner Betriebshallen. Zusätzlich richtete Eisfelder seinen
Dank an Marc Büchler, der die Übung bis ins kleinste
Detail ausgearbeitet und alles organisiert hatte. Auch für
Lars Hasenbein war die Übung in seinem Betrieb eine
besondere Erfahrung. Dennoch hofft der Firmenchef,
dass sich ein solches Szenario niemals in der Wirklichkeit
ereignet. Die Übung habe ihm jedoch gezeigt, dass er
sich im Ernstfall auf alle Retter verlassen könne.
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Brandeinsatz geübt
In Rössing haben mehrere Ortsfeuerwehren an einer kurzweiligen aber
eindrucksvollen Übung teilgenommen. Mehrere Vermisste mussten in
einer verrauchten Scheune gefunden und gerettet werden. Zudem war
eine Wasserversorgung über eine lange Wegstrecke notwendig.
Hat trotz der Coronazwangspause alles geklappt?
58
Reportage
Knapp 30 Einsatzkräfte aus den Ortsfeuerwehren Barnten,
Groß Escherde, Klein Escherde und Rössing
haben am 23.09.2021 an einer gemeinsamen Übung in
Rössing teilgenommen. Übungsobjekt war eine Hofstelle
in der Kirchstraße. Angenommen wurde eine starke
Verrauchung in einem angrenzenden Scheunenbereich
mit mehreren vermissten Personen. Besondere Herausforderung:
In der Scheune lagern unzählige brennbare
Baustoffe der Tischlerei Alpers. Die Vermissten mussten
daher schnellstmöglich gefunden und die angrenzenden
Gebäude geschützt werden.
Gegen 19 Uhr startet die Übung auf der Hofstelle in der
Kirchstraße in Rössing. Übungsleiter Patrick Möhle hat
zuvor sieben Mitglieder der Jugendfeuerwehr in einer
Scheune auf dem Hofareal versteckt und den Bereich mit
einer leistungsstarken Nebelmaschine verqualmt. Als die
ersten Kräfte der Ortsfeuerwehr Rössing am Übungsort
eintreffen, ist der Auftrag für Gruppenführer Detlef Breiding
daher klar: Ausrüsten mit Atemschutz und schnellstmöglich
zur Menschenrettung vor. Nur wenige Minuten
später treffen auch die restlichen Ortsfeuerwehren mit
Ihren Fahrzeugen in der Kirchstraße ein. Während sich
mehrere Atemschutztrupps aus Rössing, Barnten und
Groß Escherde auf den Weg in die verqualmte Scheune
begeben, kümmern sich die Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehr
Klein Escherde um den Aufbau einer weiteren Wasserversorgung.
Wasserversorgung über viele Meter
Zum Aufbau der Wasserversorgung müssen die Kameradinnen
und Kameraden ihre Pumpe am nahe gelegenen
Rössingbach in Stellung bringen und mehrere
Meter Schlauchleitungen zum Übungsobjekt verlegen.
Auch eine Brandbekämpfung im hinteren Teil des Gebäudekomplexes
wird eingerichtet und hierfür sogar ein
Wasserwerfer positioniert. Dies übernehmen an diesem
Abend die Kräfte der Ortsfeuerwehr Groß Escherde, die
Nach und nach treffen die einzelnen Ortsfeuerwehren aus Rössing, Klein Escherde, Groß Escherde und Barnten an der
Hofstelle in der Kirchstraße in Rössing ein.
59
Aus dem Innern der Scheune dringt Rauch. Übungsleiter Patrick Möhle hat den Anbau zuvor mit mehreren Nebelmaschinen
verqualmt. Ein Angriffstrupp unter Atemschutz macht sich für seinen Einsatz bereit.
In dem Scheunenkomplex sind mehere Angehörige der
Jugendfeuerwehr platziert. Die Atemschutztrupps müssen
diese in der stark verqualtmeten Scheune finden und
ins Freie bringen. Parallel kümmern sich Kräfte der Ortsfeuerwehr
Klein Escherde um den Aufbau einer mehere
Meter langen Wasserversorgung (Bild rechts).
60
Reportage
Von der Hofrückseite setzen die Kameraden aus Groß
Escherde einen Wasserwerfer ein. Zeitgleich retten
Trupps einige JFler mittels einer Steckleiter (Bild unten
und rechts).
hierfür ebenfalls mehrere Meter B-Schlauch über eine
Pferdekoppel verlegen müssen. Die aufgeregten Tiere
wurden zuvor jedoch von Angehörigen in „Sicherheit“
gebracht und während der Löschmaßnahmen vorbildlich
betreut. Im vorderen Teil geht derweil die Menschenrettung
weiter, für die sogar eine Steckleiter in Stellung
gebracht werden muss, da sich einige Mitglieder der
Jugendfeuerwehr auf dem Scheunenboden „versteckt“
halten. Am Ende werden aber alle vermissten Personen
durch die Atemschutztrupps zügig gefunden und aus
der verqualmten Scheune gerettet – sehr zur Freude von
Übungsleiter Patrick Möhle, der den Fokus der Übung
auf die Menschenrettung gelegt hatte. Parallel lag der
Schutz angrenzender Wirtschaftsgebäude und eines
Wohnhauses im Vordergrund des erdachten Einsatzszenarios.
Dies sei ein nicht unerheblicher Punkt, wie Helge
Alpers berichtet, denn das angenommenen Brandobjekt
diene unter anderem als Lager für seine Tischlerei. „In
diesem Teil lagern zahlreiche brennbare Baustoffe aus
Holz und es ist nicht ungewöhnlich, dass sich hier tagsüber
auch Mitarbeiter aufhalten“, so der Tischlermeister.
Eine Personensuche könne daher ein realistisches Szenario
sein, weiß Alpers, der ebenfalls aktives Mitglied in
der Ortsfeuerwehr ist.
Übung lief „fast“ reibungslos
Das Übungsziel wurde an dem Abend erreicht, da alle
vermissten Personen aufgespürt und gerettet wurden.
Doch nicht alles verlief von Anfang an reibungslos. Hier
und da dauerten einzelnen Maßnahmen etwas lange.
Über eineinhalb Jahre hatten die vier Ortsfeuerwehren
aber auch nicht mehr zusammen üben können. Hierdurch
waren gewohnte Abläufe etwas „eingerostet“. „Wir
merken die lange Coronapause“, so Möhle. „Da bleibt die
Routine etwas auf der Strecke“. Man wollte die Übung
anschließend aber zum Anlass nehmen, um die Abläufe
in den einzelnen Ortsfeuerwehren wieder verstärkt auszubilden.
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Rettung vom Flachdach
An der ehemaligen OS in Nordstemmen haben knapp 102
Einsatzkräfte an einer Übung der Kreisfeuerwehrbereitschaft
2 teilgenommen. Mitunter musste eine verletzte Person vom
Flachdach gerettet werden. Doch dies war nicht die einzige Herausforderung
an diesem verregneten Abend im November.
62
Reportage
Dunkelheit und Regen erwartete am Freitag
(05.11.2021) die knapp 102 Einsatzkräfte der Kreisfeuerwehrbereitschaft
2, die an einer umfangreichen
Übung in Nordstemmen teilnahmen. Vier Fachzüge mit
24 Fahrzeugen waren hierfür zur alten Außenstelle der
Marienbergschule (OS) in die Jahnstraße nach Nordstemmen
ausgerückt. Erdacht war eine starke Verrauchung
in dem Gebäude mit mehreren Vermissten. Die
Übungsverantwortlichen Holger Drüke, Thomas Reitz
und Sascha Mehner hatten das alte Schulgebäude zuvor
mit mehreren Nebelmaschinen verqualmt und 13
Verletztendarsteller in dem Komplex versteckt. Diese
wurden vor Übungsbeginn von der Realistischen-Unfall-Darstellung
der Johanniter-Unfall-Hilfe Hildesheim
vorbereitet, sodass die Einsatzkräfte auf durchaus realistisch
anmutende Verletzungen und Wunden trafen. Im
Vordergrund der Übung stand daher nicht nur die Suche
der Vermissten unter Atemschutz, sondern auch die spätere
Erstversorgung der Verletztendarsteller.
Abrissarbeiten lösten Großeinsatz aus
Bei dem Szenario sollten Abrissarbeiten in dem Gebäude
zu dem späteren Einsatz geführt haben. Durch einen
technischen Defekt an einer Maschine sei es hierdurch
Regen, Kälte und Dunkelheit erwartete die Kreisfeuerwehrbreitschaft 2 im November auf einer Übung an der alten OS
in Nordstemmen. Dennoch musste der erdachte Einsatz abgearbeitet werden.
Die Führungskräfte verschaffen sich bei einer ersten
Lagebesprechnung einen Überblick (Bild links). 13
Verletztendarsteller wollen gerettet werden. Hierfür
rüsten sich erste Trupps parallel mit Atemschutz aus
(Bild oben).
63
64
Nach und nach retten die Atemschutztrupps die “Verletzten”
aus der stark verqualmten OS (Bild links).
Anschließend werden die Verletztendarsteller von
Feuerwehrkräften betreut und die erdachten Verletzungen
versorgt (Bild oben und unten).
Reportage
zu einer starken Verrauchung gekommen, so Übungsleiter
Mehner. Die Verletztendarsteller des vermeintlichen
Bautrupps – gespielt durch Mitglieder der JUH Hildesheim
und der Ortsfeuerwehr Klein Escherde – hatten die
Verantwortlichen zuvor im Erd- und Obergeschoss des
alten Schulgebäudes platziert. Kurz nach der Ankunft
der ersten Fahrzeuge machten diese sich durch Hilferufe
deutlich bemerkbar. „Dies erhöht den Stressfaktor“,
berichtet Holger Drüke, der an diesem Abend auch die
Gesamteinsatzleitung innehatte. Und noch eine Besonderheit
hatte man sich zuvor ausgedacht: Laut den Verantwortlichen
reichte der Druck des örtlichen Hydrantennetzes
nicht aus, um eine stabile Wasserversorgung
zu halten. Die Lösung: Mehrere Fahrzeuge führten einen
Pendelverkehr zur nahen Leine durch und leerten ihren
Inhalt später in einem aufgestellten Faltbehälter, wodurch
die Wasserversorgung wieder durchgehend gesichert
war.
Rettung vom Flachdach
Auch vom Flachdach der ehemaligen Schule müssen
Verletztendarsteller gerettet werden. Hierzu bauen
Einsatzkräfte eine spezielle Konstruktion aus Leiterteilen
auf, worüber die Verletzten per Schleifkorbtrage
hinuntergelassen werden.
Eine weitere Herausforderung stellte die Rettung eines
„Verletzten“ vom Flachdach der Eingangshalle dar. Hierzu
kam eine spezielle Konstruktion aus bereitgestellten
Leiterteilen zum Einsatz, über die eine Schleifkorbtrage
geführt wurde. So gelang es den eingesetzten Trupps,
den Verletztendarsteller sicher vom Dachbereich zu
retten. Nach knapp zwei Stunden konnte die Übung
schließlich beendet werden. Der Großteil der zuvor definierten
Ziele wurde erreicht und zur Zufriedenheit der
Übungsleiter umgesetzt. Dies sei zudem erst die zweite
Übung in neuer Konstellation, wie Holger Drüke weiter
mitteilte. Denn im letzten Jahr hat sich die Aufstellung
der Kreisfeuerwehrbereitschaft 2 untereinander geändert.
Es gibt nun eine neue Zusammensetzungen in vier
getrennte Fachzüge, die jeweils ein spezielles Aufgabenspektrum
abdecken. Vieles müsse sich daher erst noch
einspielen, so Drüke. Doch genau dafür seien solche
Großübungen ja gedacht.
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