2021-02_Pfarrblatt
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Aus dem Pfarreileben
Unser neuer Slogan: „Aus Freude am Glauben”
Überlegungen aus dem Seelsorgerat und darüber hinaus
Damit „aus Freude am Glauben”
keine leere Worthülse bleibt, stellen
wir uns der Herausforderung
dieser Frage: Was hat mein Glaube
mit Freude zu tun?
Viele verbinden den Glauben eher
mit Dogmatismus und religiöser
Machtausübung, mit dumpfer
Pflicht und Moral, mit einer Kirche,
die von finster dreinschauenden
alten Männern dirigiert wird. Als
Insiderinnen und Insider, als mitgestaltende,
sehen wir das natürlich
anders. Wir sind also dieser Frage
nach der Freude am Glauben im
Seelsorgerat nachgegangen und
haben viele verschiedene Antworten
gefunden, die ich im Folgenden
zusammenfasse:
Glaubensfreude durch aktive
Gemeinschaft
Mit anderen gemeinsam in Glaubensfragen
unterwegs sein, gemeinsam
beten, die Bibel lesen, Gedanken
teilen, etwas aktiv anpacken, auf
andere zugehen, Gottesdienst feiern
– all das und vieles mehr tun wir
aus Freude am Glauben. Nicht aus
Pflicht am Glauben tun wir etwas,
sondern die Freude soll unser Antrieb
sein. Jemand sagt: „Komm, wir
machen das und wir sind nicht als
Griesgrame unterwegs.” Der Glaube
ist eine Lebensenergie, die hilft,
Berge zu versetzen, weil man weiss,
es kommt gut, es ist jemand da, der
mit uns geht. Oder der Glaube ist
eine Energie, die mich stützt und mir
hilft, den Alltag zu bewältigen.
Glaubensfreude als Lebenshaltung
Persönlicher Glaube kann insofern
auch Freude sein, weil er eine lebendige
Haltung ist, die das ganze
Leben trägt, eine Kraft, die von
„oben” kommt. Wir glauben an Gott
Vater, Sohn und Hl. Geist und an das
Reich Gottes und das Verbindende
von allem, was wir glauben, ist die
Freude. Freude am Glauben ist ferner
nicht mit einer Drohung verbunden,
es ist nicht eine Aufforderung:
Wenn du glaubst, kommst du in den
Himmel. Glaubensfreude ist nicht
etwas, was man leisten muss, sondern
etwas, was man im besten Fall
erleben darf und das man anderen
wünschen, für das man beten kann.
Und es ist eine Selbstdeklaration:
Ich habe Freude am Glauben! Freude
an Glauben kann man nicht predigen,
sondern man spürt sie durch
das Zeugnis eines Menschen oder
einer Gemeinschaft. Man muss es
merken, wenn man zu einem Gottesdienst
oder zu einer Veranstaltung
kommt: Hier ist eine lebendige
Gemeinschaft.
Glauben in der Bibel ist eine lebendige
Haltung, nicht ein Katechismus
und auch in erster Linie keine Gebote.
Paulus ist im Gefängnis und in
Lebensgefahr und dennoch voller
Freude (Philipperbrief), weil fest verankert
im Glauben. Freude ist fast
wie Frieden – auch wenn es nicht so
gut geht. Glaube bringt uns Freude
und Frieden, wir sind ruhig. Wir können
unsere Freude teilen mit Menschen,
die diese Freude nicht (mehr)
haben.
Freude am Glauben kann man nicht
machen, sie ist ein Geschenk und
eine Gnade. Lässt sich diese Freude
nicht auch füttern wie ein Haustier?
Was würde denn deine Freude am
Glauben stärken?
Soweit der Gedankenschatz aus unserem
Seelsorgerat.
Glaubensfreude in Bibel und
Liturgie
In der Bibel finden wir zahlreiche
Stellen, die mit Freude an Gott zu tun
haben. Im Buch Nehemia können wir
lesen: „Nun geht, haltet ein festliches
Mahl und trinkt süßen Wein! Schickt
auch denen etwas, die selbst nichts
haben; denn heute ist ein heiliger
Tag zur Ehre unseres Herrn. Macht
euch keine Sorgen; denn die Freude
am HERRN ist eure Stärke” (Neh
8,10). In der Liturgie wird manchmal
gesungen: „Die Freude am Herrn,
Halleluja, ist unsere Kraft, Halleluja.”
Dieser Vers begleitet mich manchmal
im Alltag. Und natürlich kennen
wir die weihnachtliche Freude über
Gottes Ankunft in unserer Welt und
die Osterfreude der Auferstehung,
die auch uns versprochen ist. Und
wir kennen die Freude darüber, dass
nicht einmal das eigene schuldhafte
Versagen uns von Gottes Liebe trennen
kann, weil die Liebe und Barmherzigkeit
Gottes immer grösser ist
als unsere Bosheit. In der Osternacht
hören wir von der „felix culpa”, von
der glücklichen Schuld, die ihren Erlöser
gefunden hat. Die christliche
Freude gründet in der Erkenntnis,
dass ich von Gott geliebt bin. Und
dadurch, dass diese Freude nach
aussen sichtbar wird, dadurch, dass
sie mit anderen in Form von Güte
geteilt wird, vermehrt sie sich immer
weiter. „Freut euch im Herrn zu jeder
Zeit!” schreibt Paulus, „Noch einmal
sage ich: Freut euch! Eure Güte werde
allen Menschen bekannt. Der
Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts,
sondern bringt in jeder Lage betend
12 Kath. Pfarreiseelsorge Freiburg – Stadt und Umgebung | Februar2021