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Zur Dokumentation (1,88 MB) - (BAG) Spiel & TheateR

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Wenn einer eine Reise tut …<br />

Erinnerungen an das . Deutsche Kinder-<br />

Theater-Fest vom <strong>Spiel</strong>leiter Tobias Metz<br />

Das Kinder-Theater-Fest war in unseren Köpfen schon in weite Ferne gerutscht, als zu meiner<br />

großen Freude die Einladung nach Magdeburg auf meinen Schreibtisch geflattert kam. Dann<br />

schossen mir plötzlich einige Gedanken durch den Kopf: wie gut, dass unser Stück zu diesem<br />

Zeitpunkt längst abgespielt war, da „Freischwimmer“ schon Anfang März Premiere hatte; wie<br />

gut, dass ich kurz zuvor erfahren habe, dass eines der Kinder während der Sommerferien nach<br />

Wien ziehen würde; wie gut, dass eine Mutter mir mitteilte, dass ihr Kind nicht mitfahren könne.<br />

Alles in allem die besten Voraussetzungen, um an einem Theaterfestival teilzunehmen. Die<br />

<strong>Spiel</strong>club-Kinder waren natürlich aus dem Häuschen, wobei einige signalisierten, noch nie so<br />

lange und so weit von zu Hause weg gewesen zu sein. In unserem Stück „Freischwimmer“ haben<br />

wir uns mit den ureigensten Ängsten der Kinder beschäftigt – Trennungsängste bzw. Heimweh<br />

haben wir im Stück selbst nicht thematisiert – in Magdeburg sollte das noch eine Rolle spielen.<br />

Acht Tage später konnten wir aber verbindlich in Magdeburg zusagen: alle Kinder hatten Zeit, die<br />

Wiederaufnahmeproben waren terminiert und unser Neu-Wiener sagte auch zu, extra nach<br />

Stuttgart bzw. Magdeburg zu kommen. Die Deutsche Bahn meinte es gut mit uns und brachte<br />

alle Freischwimmer pünktlich, naja, fast pünktlich, nach Magdeburg. Am Bahnhof wurden wir in<br />

Empfang genommen und zur Jugendherberge begleitet – dieser erste Eindruck sollte sich bestätigen:<br />

die herzliche Begrüßung und Begleitung über die Gruppenpatenschaft hin bis zur Betreuung<br />

während unseres Auftritts waren sehr gut organisiert und der Wohlfühlfaktor entsprechend hoch.<br />

Sieben Kindertheaterproduktionen, von Theater-AGs, freien Theatern und <strong>Spiel</strong>clubs, wurden<br />

während des Festivals gezeigt. Vielfältige spielerische und ästhetische Formen verschiedenster<br />

Couleur sind den Teilnehmern und dem Publikum präsentiert worden. Dabei schauten sich die<br />

Gruppen gegenseitig zu, spielten und sprachen in den „Rückspielen“ über das Gesehene und<br />

das Erlebte. Gleichzeitig wurden viele Möglichkeiten geschaffen, um sich kennen zu lernen und<br />

ins Gespräch zu kommen: bei der Eröffnungsaktion, bei den gemeinsamen Mahlzeiten, in den<br />

Workshops oder über die Möglichkeit, anderen Gruppen kleine Nachrichten zukommen zu<br />

lassen. Als weiteres Plus für das Kindertheaterfestival stellten sich die kurzen Wege zwischen<br />

Unterkunft, Theater und den Workshopräumen heraus.<br />

Für uns alle, Kinder wie <strong>Spiel</strong>leiter, war die Reise zum 3. Deutschen Kinder-Theater-Fest in<br />

Magdeburg ein großes Erlebnis und eine große Bereicherung: Für die Kinder, da sie erlebt haben,<br />

wie andere Kinder ihre eigenen Themen und Geschichten erzählen und erlebbar machen. Auch<br />

dafür, dass die Kinder ausreichend Platz und Zeit hatten, zu sprechen und Kontakt aufzunehmen.<br />

Hier entwickelte das Festival geradezu eine katalysatorische Kraft, indem es über die Aufführungen<br />

hinaus verbindet und somit die Teilnehmer aus der Gruppe und letztlich der großen Menge<br />

zusammenbringt. Für uns <strong>Spiel</strong>leiter bot die Teilnahme am Theaterfestival Gelegenheit, die eigene,<br />

theatrale Position zu hinterfragen und im Austausch mit anderen über Bedingungen und Inhalte<br />

zu diskutieren. Hierbei waren die abendlichen <strong>Spiel</strong>leitertreffen sehr angenehm und hilfreich.<br />

Als wir wieder in Stuttgart ankamen, hatten sich zwei Kinder von der Trennungsangst von den<br />

Eltern erstmals freigeschwommen und waren stolz darauf, auch diese Hürde überwunden zu haben.<br />

Tobias Metz<br />

<strong>Spiel</strong>leiter des Kinderspielclubs am Jungen Ensemble Stuttgart (JES)<br />

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