Cimbernland Jubiläumsausgabe 1969-2019
Cimbernland Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Gründungsjubiläum des Bayerischen Cimbern-Kuratoriums
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LITERATUR + KUNST
Münder, Brüste, Liebesschöße. „Und Schnee, und Schnee, und Schnee mit irren Flügeln
von weißen Schmetterlingen!“. Sterben unter diesen Bedingungen, inmitten extremer
Qualen an Körper und Seele, „vielleicht bedeutet es, mit offenen Augen in die Ewigkeit
schauen“. Die toten Tannen des Lèmerle Berges mit ihren Astfetzen gen das Blaue
des Himmels gestreckt, werden somit wie die Arme der Kreuze, werden zum Anflehen
der Ewigkeit. Es ist nicht möglich zu leben, unsere Tage in einem solchen Entsetzen zu
beenden, ohne „mit offenen Augen in die Ewigkeit zu schauen“. Und ihr Tannen, seid
denen die zurückkehren werden, die ihr Leben retteten und Gut und Stolz... ein Zeugnis
der Marter!“.
Berg Lèmerle. Worte und Schweigen. Worte, die in den Pausen atmen, im langsamen
Ausweichen, im Entsprechen von Bildern und Bedeutungen die sich ausdehnen, einander
nachjagen. Schweigen voller Widerhall, Echos, die von weit weg kommen und weit
gehen, um das Geheimnis von Leben und Tod auszudrücken. Der Satzbau, die normale
Sprache mit ihren üblichen Regeln, schwinden, lösen sich fast auf, auf der Suche nach
neueren Wegen, die Realität zum Ausdruck zu bringen, nach den neuen Möglichkeiten
der modernen europäischen Poesie. Die toten Tannen des Lèmerle Berges, nach dem
Zeugnis des Leutnants der Infanterie Collino Pansa, werden Worte. In der tragischen Verwüstung
des Krieges, in der Zerstörung so vieler Werte, scheint die einzige Rettung nur
in manchem Wort zu liegen, in ein paar im Schmerz begrabenen Silben, die Hoffnungsschimmer
und Frieden werden können.
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