Mamoru Kawaguchi - db deutsche bauzeitung
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Stahlgussknoten, eingedeckt mit transparenten Luftkissen. Danach<br />
beschäftigte er sich weiter rege mit pneumatischen Konstruktionen,<br />
besonders erwähnenswert der Pavillon der Fuji-Gruppe ebenfalls für<br />
die Expo 1970 (Bild 3). Dieser bestand aus 16 bogenförmigen Luftschläuchen<br />
mit 4 m Durchmesser und 78 m Länge über einem<br />
Grundriss von 50 m Durchmesser. Der Innendruck der Schläuche<br />
entsprach normal 800 mm Wassersäule und wurde bei Sturm auf<br />
2 500 mm erhöht. Weil die Festigkeit der textilen Membranen den<br />
Abmessungen reiner Pneus enge Grenzen setzte, entwickelte <strong>Kawaguchi</strong><br />
seilnetzverstärkte Tragluftkuppeln, bei denen das Seilnetz<br />
im Wesentlichen die Zugkräfte übernimmt, während eine leichte<br />
Membran für die Dichtigkeit sorgt. Schöne Beispiele dafür sind die<br />
netzverstärkten Tragluftkuppeln auf der Portopia 1981 und die Pavillons<br />
für die World Orchid Conference 1987 in Tokio (Bild 4). Im<br />
Zusammenhang mit diesen Pneus sei noch erwähnt, dass <strong>Mamoru</strong><br />
<strong>Kawaguchi</strong> sich sehr intensiv auf die Suche nach der »shallowest<br />
possible pneumatic form«, der am flachsten möglichen, pneumatischen<br />
Form, machte, weil beispielsweise bei einer Halbkugelkuppel<br />
das innere Volumen unnötig groß ist. Bei der flachsten Kuppel hingegen<br />
ist das Verhältnis von Höhe zu Spannweite ein Minimum all<br />
derjenigen Kuppeln, die am unteren Rand eine vertikale Tangente<br />
haben und deren Oberflächen sich faltenfrei aufblasen lassen. [1]<br />
Wegen seines Interesses an der guten Gestalt seiner Bauten und an<br />
der Architektur im Ganzen fand er die Zusammenarbeit mit berühmten<br />
Architekten, nach Kenzo Tange auch mit Yukata Murata<br />
und insbesondere mit Arata Isozaki. Mit diesem entstand das an<br />
Schrägseilen aufgehängte Dach der West-Japan-Ausstellungshalle<br />
in Kokura und der Sant Jordi Sportpalast für die Olympischen Spiele<br />
in Barcelona 1992 (Bilder 5, 6).<br />
Nachdem er seine Idee des »Pantadomes« zur schnellen und sicheren<br />
Montage eines kuppelartigen Daches bereits bei der World Memorial<br />
Halle in Kobe erfolgreich erprobt hatte – diese hat sogar das<br />
Kobe-Er<strong>db</strong>eben schadlos überstanden – kam sie in Barcelona noch<br />
spektakulärer zum Einsatz: Eine Stabkuppel oder ein konisches<br />
Raumfachwerk wird für einen bestimmten Montagezeitraum kinematisch<br />
instabil gemacht, um sich entfalten zu lassen. Dafür werden<br />
die entlang einem geeigneten Breitenkreis der Kuppel liegenden<br />
Stäbe vorübergehend ausgebaut, damit sich ein Mechanismus einstellt,<br />
vergleichbar mit einer 3D-Version eines Pantographen bzw.<br />
dem uns bekannten »Storchenschnabel«, mit dem Zeichnungen<br />
veränderten Maßstabs übertragen werden. Weil der Pantadome<br />
sich während dieser Montage mit nur einem »Freiheitsgrad« bewegt,<br />
benötigt man keine Hilfsabspannungen. Eine solche Kuppel<br />
wird im zusammengefalteten Ausgangszustand nahe dem Boden<br />
montiert. So werden Gerüstkosten gespart und die Sicherheitsmaßnahmen<br />
vereinfacht. Selbst die Installationen, Eindeckungen und<br />
Verkleidungen können noch am Boden montiert werden. Zum Heben<br />
der Kuppel können entweder aufblasbare Luftkissen eingesetzt<br />
werden oder hydraulische Pressen am Umfang der oberen Kalotte.<br />
Wenn die Kuppel ihre endgültige Lage erreicht hat, werden die am<br />
5 Baustelle Barcelona, kurz vor den Olympischen Spielen 1992: <strong>Kawaguchi</strong>s<br />
Pantadome-Prinzip ermöglicht eine schnelle und sichere Montage und spart<br />
Gerüstkosten. Der Sant Jordi Sportpalast entstand gemeinsam mit dem Architekten<br />
Arata Isozaki<br />
6 Innenaufnahme von Sant Jordi<br />
<strong>db</strong> 4/06<br />
5<br />
6<br />
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