Informationen & Kontext - Medizinische Psychologie Uni Freiburg
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Sind die Rahmenbedingungen hergestellt, kann das Gespräch beginnen. Bewährt hat sich eine Gesprächseröffnung,<br />
die dem Patienten möglichst viel Raum lässt, seine eigene Sicht der Dinge darzustellen,<br />
etwa durch die in Folie 10 mit einem Pfeil gekennzeichneten Verhaltensweisen.<br />
Für den weiteren Verlauf des Gesprächs ist neben situativen, krankheitsspezifischen und persönlichkeitsbezogenen<br />
Faktoren des Patienten die Fragetechnik des Arztes von entscheidender Bedeutung. Folie<br />
11 zeigt, was eine gute Frage ausmacht.<br />
Folie 11<br />
Was ist eine gute Frage?<br />
• Gute Fragen sind unmißverständlich formuliert.<br />
„War der Stuhlgang mal schwarz?“ statt „Hatten Sie Teerstuhl?“<br />
„Hatten Sie Sehstörungen?“ statt „Irgendwelche Sehstörungen<br />
haben Sie nicht gehabt?“<br />
• Gute Fragen fördern die Bereitschaft des Patienten zu antworten.<br />
„Wie kamen Sie mit der Diät zurecht?“ statt „Haben Sie die<br />
vereinbarte Diät denn nun eingehalten?“<br />
• Gute Fragen erbringen neue <strong>Informationen</strong>.<br />
„Was haben Sie...“, „Wie haben Sie...“ statt „Sie haben doch<br />
sicher...“<br />
Formal können offene und geschlossene Fragen unterschieden werden (Folie 12). Wie schon anhand<br />
dieser Übersicht deutlich wird, ist eine einfache Bewertung (etwa: „offene Fragen sind besser als geschlossene<br />
Fragen“) nicht sinnvoll, vielmehr kommt es darauf an, sich die Vorteile beider Fragetypen an<br />
entsprechenden Stellen im Gespräch zunutze zu machen. Das kann z.B. mittels des in Folie 13 bildhaft<br />
dargestellten sogenannten „Trichterprinzips“ geschehen: zu Beginn des Gespräch kommen vor allem<br />
offene Fragen, sowie patientengeleitetes Nachfragen zum Einsatz, gegen Ende wird man ohne geschlossene<br />
Fragen und wissensgeleitete Exploration vermutlich nicht auskommen.<br />
Folie 12<br />
offene Fragen:<br />
Def.: Antwort frei<br />
Bsp.: „Was führt Sie zu mir?“<br />
Vorteile:<br />
• Pat. kann selbständig schildern<br />
• aktivieren den Pat.<br />
• Pat. kann persönliches Erleben<br />
schildern<br />
• können in kurzer Zeit viele Daten<br />
liefern<br />
• bekunden dem Pat. die persönliche<br />
Zuwendung des Arztes<br />
• erleichtern es dem Arzt, den Pat. zu<br />
verstehen<br />
Nachteile:<br />
• Pat. kommt evtl. vom Hundertsten<br />
ins Tausendste.<br />
geschlossene Fragen:<br />
Def.: Antwort Ja/Nein, ein Wort<br />
Bsp.: „Haben Sie Kopfschmerzen?“,<br />
„Soll ich Ihnen Tabletten<br />
verschreiben oder Tropfen?“<br />
Vorteile:<br />
• liefern rasch Information<br />
• hindern den Pat. auszuschweifen<br />
• führen Pat. zum Thema zurück<br />
Nachteile:<br />
• schränken Antwortmöglichkeiten<br />
stark ein<br />
• Pat. kann passiv werden<br />
• können erwünschte oder<br />
pseudopräzise Antworten liefern<br />
• Pat. kann sich ausgefragt fühlen<br />
• Arzt muß immer neue Fragen<br />
stellen.<br />
© Dr. Götz Fabry, Abteilung für <strong>Medizinische</strong> <strong>Psychologie</strong>, <strong>Freiburg</strong>. www.medizinische-psychologie.de 6 / 10