orange 7 Daun März/April 2021
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Auch im 2. Lockdown mussten Einzelhändler, Bau- und Gartenmärkte schließen.
Gleichzeitig boomte bei Aldi, Lidl & Co der Verkauf von Non-Food-Artikel.
Vom Staubsauger über Kleidung bis hin zu Gartenartikeln war alles zu haben.
Der örtliche Handel ist zu Recht sauer. Mehr dazu ab Seite 4.
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Editorial
Liebe Leserinnen,
Liebe Leser,
Corona – und scheinbar kein Ende: Manche sehen eine
„dritte Welle“ auf uns zurollen. Das ist angesichts der
Zahlen kein Wunder, denn sie steigen bundesweit langsam
an. Trotzdem haben die Ministerpräsidenten und die
Kanzlerin zuletzt einen Plan für den Weg aus dem Lockdown
vorgelegt. Dieser war wohl eher politisch motiviert
– weil die Menschen im Land nicht mehr stillhalten wollen.
Und: weil Wahlen anstehen. Impf- und Teststrategie
sollen die Öffnung flankieren. Leider funktioniert beides
zum Redaktionsschluss dieser o7 – vorsichtig ausgedrückt
– suboptimal. Gesundheitsminister Spahn trägt nicht
ganz zu Unrecht den Titel „Ankündigungsminister“. Und
manche sprechen das große Wort vom „Staatsversagen“
laut aus, weil Maßnahmen zu spät und zu unkoordiniert
umgesetzt würden.
Immerhin: Der Einzelhandel in Rheinland-Pfalz konnte
öffnen. Sollte die 7-Tage-Inzidenz wieder auf über 100
steigen, müssen alle Geschäfte wieder schließen. Und
dann sind Aldi und Co wieder im Vorteil. Sie konnten
während der gesamten Krise die Sahne abschöpfen und
das werden sie auch wieder tun. Nicht genug damit, dass
sie immer offen bleiben dürfen, weil sie zum Lebensmittel-Einzelhandel
zählen: Während die Konkurrenz
ausgeschaltet war, haben sie Woche für Woche Non-
Food-Artikel beworben. Waschmaschinen, Trockner,
Lydia Schumacher
Computer, Jeans und vieles mehr gehören nicht zum
alltäglichen Bedarf. Deshalb haben wir die Fachhändler,
die genau diese Produkte nicht verkaufen durften, gefragt,
wo ihr Aufschrei bleibt. Und wir wollten wissen, warum
die Politik Aldi und Co einfach gewähren lässt. Mehr dazu
in der Titelstory.
Zudem haben wir im Interview von dem Leiter der
Kreisordnungsbehörde erfahren, dass mit der Dauer der
Pandemie die Denunziation in der Region zunimmt.
Und es gibt Tipps für Verbraucher: Lesen Sie, worauf es
ankommt, damit die Berufsunfähigkeitsversicherung am
Ende auch zahlt. Und welche Lösungen es gibt, wenn der
Kaminofen in die Jahre gekommen ist.
Wir wünschen allen Geschäftsleuten in der Region viel
Erfolg mit der Öffnung. Und wir werden die Maßnahmen
in der o7 gerne weiterhin beobachten. Also: Passen Sie
gut auf, denn wir alle sollten helfen, eine dritte Welle zu
verhindern!
Herausgeber
konzept92, Gerolstein
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Redaktion
Lydia Schumacher
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Layout:
Annika Dahm,
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WO BLEIBT
DER AUFSCHREI?
Inhaber von Einzelhandelsgeschäften haben schlaflose Nächte, weil sie seit Monaten um ihre Existenz
fürchten. Indes haben Discounter wie Aldi und Co während der beiden Lockdowns fröhlich Produkte
aus deren Sortiment angeboten. o7 hat angesichts dieser Ungerechtigkeit den Puls der betroffenen
Unternehmer gefühlt und gefragt, warum hier niemand auf die Barrikaden geht.
Heute, zum Redaktionsschluss dieser o7,
sind die Geschäfte unter Einhaltung
der Hygienebedingungen, wie sie vor dem
Lockdown galten, wieder offen. Das kann sich
schnell wieder ändern. Und das war noch
anders, als Aldi-Süd den Prospekt mit Angeboten
für die Woche vom 22. Februar verteilt hat. Wer
diesen aufschlug, konnte glatt Schnappatmung
bekommen: Auf mehr als 20 Seiten reihte sich
mal wieder Angebot an Angebot. Auf Seite sechs
ging es schon los – mit Dampfbesen und Staubsauger.
Dann folgten Handtücher, Kosmetik,
Küchenmaschine, Milchschäumer, Toaster, Bettwäsche
und Möbel, Dampfbügeleisen, Waschmaschine
nebst Wäschetrockner, Kleidung,
Uhren, Pflanzen und vieles mehr. Sogar Ferngläser
gab es nebst einer digitalen Wetterstation.
Ein vierseitiger Extra-Prospekt lag überdies auch
noch bei. Unter der Überschrift „Homeoffice
und E-Learning“ wurden Computer, Fernseher,
Drucker und vieles mehr angeboten.
Wohlgemerkt: Als Discounter im deutschen
Lebensmittelhandel hatten Aldi, Lidl und Co
sowieso schon den Vorteil, dass sie während der
gesamten Pandemie ihre Geschäfte offen lassen
durften. Waren des täglichen Bedarfs sollten sie
anbieten, dafür wurden sie als systemrelevant
bezeichnet. Aber seit wann sind Staubsauger,
4 | 5
Jeans, Bohrmaschine und Möbel Waren des alltäglichen
Bedarfs? Ganz klar haben sie alle die
Jacken-Angebot bei Aldi während des Lockdowns.
„Politiker haben keine Ahnung von unserem Geschäft“,
sagt Helga Witter, Inhaberin des Jeans-Center in Daun.
„Non-Food“-Bereich bei den Discountern währende des
Lockdowns. Die einen dürfen – die anderen dürfen nicht.
Tatsache ausgenutzt, dass die Fachhändler vor
Ort mit dem Ziel der Eindämmung der Pandemie
geschlossen bleiben mussten. Besser konnte es
für sie gar nicht laufen.
Normalerweise, also zu normalen Zeiten, wäre
da zumindest Konkurrenz. Aber die war aus
besagten Gründen gerade ausgehebelt.
Helga Witter, die ihr Jeans-Center nicht öffnen,
sondern bestenfalls via Click und Collect vorher
bestellte Waren rausreichen durfte, packt angesichts
solcher Prospekte die Wut: „Ich bin wirklich
entsetzt. Die dürfen alles anbieten und alles
verkaufen, was wir nicht verkaufen dürfen. Sie
haben immer auch Textilien, Schuhe, Kinderbekleidung,
Elektrowerkzeuge und vieles mehr angeboten.
Aber jetzt, in dieser Situation würde ich
mir mehr Zurückhaltung wünschen.“ Vor allem
fragt sie sich, was dort eigentlich mit der Beachtung
von Hygieneregeln passiert. Sie habe selbst
gesehen, wie zur Hochzeit der Pandemie Kunden
dicht gedrängt um die Wühlkörbe standen,
um das passende Kleidungsstück zu finden. Im
Eifer des Gefechtes werde allzu oft kein Mindestabstand
eingehalten. Die kleinen Einzelhändler
wie sie hätten hingegen alle Möglichkeiten
genutzt, den Andrang zu entzerren: „Ich habe
seit Mai 2020 nur noch fünf Kunden gleichzeitig
reingelassen, obwohl ich ein Geschäft mit 160
Quadratmetern habe. Alle
anderen Kunden mussten
dann eben warten. Ich wollte
jedem von ihnen ein gutes
und sicheres Gefühl geben“,
so Witter. Sogar an den letzten
Tagen im Dezember, also
bevor sie wegen des zweiten
Lockdowns schließen musste,
habe sie das so gehandhabt,
obwohl der Andrang gerade
vor Weihnachten extrem groß
gewesen sei.
Warum sie mit den andern
Fachhändlern in Daun nicht
auf die Straße gegangen ist?
„Das frage ich mich auch.
Aber wenn wir jetzt in Daun
so eine Minidemo machen,
Werner Lehnen, Inhaber von Intersport
Leder Lehnen in Daun,
hätte sich eine Lösung wie in der
Schweiz gewünscht.
ist auch die Frage, wer uns
überhaupt hört oder sieht.“
Zumindest habe sie erlebt,
dass ihr die Stammkunden
treu geblieben seien, weil
sie den Einzelhandel vor Ort
nicht verlieren wollen. Es
gehe um die Arbeitsplätze vor
Ort und bei den Herstellern,
deren Geschäft ebenfalls auf
wackeligen Füßen stehe. „Ich
fürchte, dass sich die Politik
darüber keine Gedanken
macht. Die wissen gar nicht,
wie unser Geschäft funktioniert
und was da alles
dranhängt.“
Werner Lehnen, Inhaber von
Intersport Leder Lehnen in
Daun, wirft die Blättchen von
Aldi und Co immer gleich in
den Müll. Damit er sich nicht
noch mehr aufregen müsse,
sagt er. In den beiden ersten
Monaten des Jahres hat er
ein Umsatzminus von je 85
Prozent verzeichnet. „Das
ist eine Riesensauerei, was
da läuft. Auch der Globus in
Zell an der Mosel verkauft
auf zwei Etagen einfach alles,
inklusive Sportkleidung.
Verstehe das, wer will.“
Das größte Problem sei
jedoch, dass man in diesen
Geschäften völlig vergesse,
dass wir in einer Pandemie
leben: „Stammkunden haben
mir gesagt, dass man dort
totgetreten wird, wenn man
nicht aufpasst. Abstand spielt
wohl gar keine Rolle“, so
Lehnen. Fachhändler wie er
dürften das ausbaden, wenn
die Infektionszahlen wieder
steigen.
Dabei hätte die Politik das
aus seiner Sicht ganz anders
regeln können – so wie in
der Schweiz. Freunde aus
Basel hatten ihm berichtet,
dass dort in den Lebensmittel-
Discountern und Supermärkten
während des Lockdowns
alle Waren abgedeckt und
gesperrt seien, die nicht zum
alltäglichen Bedarf gehören.
Warum die Einzelhändler vor
Ort nicht längst auf die Straße
gehen? „Das kann ich Ihnen
nicht beantworten. Da fehlt
wohl die Geschlossenheit
und jemand, der das initiiert
und koordiniert.“ Ob er das
vom Gewerbeverein erwarten
würde? Seiner Meinung nach
hätte „das Feuer von ganz
oben“, vom Hauptverband
des deutschen Einzelhandels
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der Krise überhaupt. Und selbstverständlich
gehören die Discounter ebenfalls dazu, die während
eines Lockdowns fast konkurrenzfrei agieren
können. Der Verband kann sich schwerlich
gegen einen solch mächtigen Teil der eigenen
Klientel stellen. Stefan Minninger aus Daun ist
Mitglied im Präsidium des Einzelhandelsverbandes
in der Region Trier. Mit seinen Geschäften,
der J. Minninger KG und dem Baumarkt
Werkers Welt, ist er selbst auch betroffen von
der Discounter-Konkurrenz. Schließlich wurde
im besagten Prospekt neben Gartenwerkzeugen
und Pflanzen auch eine Außensauna angeboten.
Waren also, die er auch im Sortiment hat. Minninger
sagt, er schaue sich diese Prospekte gar
nicht erst an: „Das machen die ja nicht erst seit
gestern, das ist also nicht neu. Das Neue daran
war nur, dass wir schließen mussten.“ Es lasse
ihn zwar nicht kalt, aber mit „Aldi-Bashing“
komme man nicht weiter. Im Saarland sei man
das Thema mit einem Werbeverbot angegangen.
„Das finde ich schwierig. Ich bin zu liberal, als
dass ich das in Ordnung fände, Geschäftsleuten
in ihr Geschäft zu regieren.“ Und was den Einzelhandelsverband
angeht, der, wie gesagt, auch
Aldi und Co vertritt, verwende er die Energie
lieber darauf, der Landesregierung zu sagen,
dass sie die Geschäfte öffnen solle. Bei diesem
Gespräch mit o7 in der letzten Februarwoche
war er noch nicht ganz sicher, ob sie in seinem
Sinn entscheiden würde: „Ich habe da positive
Signale gehört. Das warte ich mal ab und
schaue, ob ich mich aufrege und ob ich mich
dieses Mal so richtig aufrege.“ Dazu hat er jetzt
wohl keinen Grund mehr.
Frank Borsch, von Borsch Elektrotechnik, ist
Mitinhaber des Elektrofachgeschäftes nebst
Installationsbetrieb. Immerhin konnte sich das
Unternehmen mit dem Handwerksbetrieb über
Wasser halten. Ob ihm der Kamm schwillt,
wenn Aldi und Co gerade jetzt Waschmaschinen
und Staubsauger anbieten? „Wir sehen das auch
immer, dass da die billige Bügelstation oder die
billige Waschmaschine angeboten wird. Aber
es nützt nichts. Der gesunde Menschenverstand
setzt manchmal aus, wenn es um Billig-Preise
geht. Der Kunde ist nicht so erzogen, zuerst ins
Fachgeschäft zu gehen. Er unterstellt aber immer,
dass der Fachhandel teuer ist. Ob jetzt Pandemie
ist oder nicht, das spielt keine Rolle“, sagt
Borsch. Er sei aber überzeugt davon, dass Men-
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schen nur einmal diesen Fehler machen. Wenn
das Billiggerät vom Discounter erst im Müll
gelandet sei, kämen sie doch zum Fachhändler.
„Wir halten die Stimmung mit Durchhalteparolen
aufrecht: Wenn es diese Generation nicht
lernt, dann wird es die nächste lernen. Kann
aber sein, dass dann unser Fachbetrieb gar nicht
mehr da ist.“ Wenn er keine Umsätze mache,
dann müsse er das Geschäft schließen. Dann
könne seine Familie eben nur noch die Installation
anbieten. Aber auf die Straße zu gehen, das
käme für ihn nicht in Betracht.
Am besten stecken das jene Einzelhändler weg,
die zusätzlichen Service bieten – so auch der
„Die Landesregierung hat den Discountern einen großen
Gefallen getan“, sagt Stefanie Mayer-Augarde, Vorsitzende
des Gewerbe- und Verkehrsvereins in Daun.
„Bei Billig-Preisen setzt oft der Verstand aus“, sagt Frank
Borsch, Mitinhaber von Borsch-Elektrotechnik in Daun.
HKW Fachmarkt in Pützborn. Dort werden Fensterdekorationen
wie Vorhänge oder Plissees nach
Maß angefertigt und ausgeliefert. Dabei fühlt
sich Inhaber Detlef Kuhn durch das Geschäftsgebaren
der Discounter nicht gestört. Anders sieht
es beim Verkauf von Farben aus: „Aldi und Lidl
haben zwei Mal Farbprospekte verteilt. Ich finde
das nicht so besonders gut, dass die Discounter
auch Farben verkaufen dürfen. Wir sind aber
nicht so unmittelbar davon betroffen, wie die
Textilgeschäfte. In dem Bereich gibt es ja dauernd
Angebote.“ Ob er weiß, wo der Aufschrei
der betroffenen Einzelhändler bleibt? „Ich wage
es zu bezweifeln, dass wir die Kunden davon
abhalten, bei Aldi und Co einzukaufen, wenn
wir mit Plakaten durch Daun laufen“, sagt Kuhn.
Stefanie Mayer-Augarde konnte in ihrem
Geschäft „Uhren Mayer“ in Daun während des
Lockdowns immerhin einen Reparatur-Service
anbieten. Auch bei ihr war der Aldi-Prospekt im
Briefkasten gelandet. Ob sie das wütend macht?
„Ich finde es eher schade, wenn die Leute solche
Billigdinger kaufen. Die landen beim ersten
Defekt im Müll und belasten die Umwelt.“
Zudem sei Aldi nicht die einzige Konkurrenz:
Neuerdings hätten Supermärkte ein eigenes
Sortiment mit Modeschmuck. Und sie habe
gehört, dass ein Großmarkt an der Mosel neben
der Lebensmittel-Abteilung auch alle anderen
Abteilungen habe öffnen dürfen: „Dort stellen
die Leute die Einkaufswagen ab und kaufen das,
was ich auch anbiete: Schmuck und Uhren. In
der Schmuck-Abteilung bieten die wohl sogar
Trauring-Beratungen an. Die Politiker sollten
mal sehen, welchen Schaden sie anrichten“, so
Mayer-Augarde.
Als Vorsitzende des Gewerbe- und Verkehrsvereins
Daun hat sie jede neue Corona-Bekämpfungsverordnung
genau gelesen. Daher weiß
sie, dass die Landesregierung in Rheinland-Pfalz
diesem Geschäftsgebaren Tür und Tor geöffnet
hat. In den drei Verordnungen seit dem letzten
Lockdown – also von Mitte Dezember bis Ende
Februar – stand zwar unter § 5, Absatz 3, Satz
1 wörtlich, dass nur „Einzelhandelsbetriebe für
Lebensmittel, Direktvermarkter von Lebensmitteln,
Getränkemärkte, Drogerien, Babyfachmärkte“
von der Schließung ausgenommen seien.
Gleichzeitig hat man Aldi und Co einen großen
Gefallen getan. Dort steht nämlich auch: „Bietet
eine Einrichtung neben den in Satz 1 genannten
Waren oder Dienstleistungen weitere Waren
oder Dienstleistungen an, ist dies zulässig,
soweit das weitere Waren- oder Dienstleistungsangebot
nicht den Schwerpunkt des Verkaufssortiments
oder Angebots bildet.“ Deshalb konnten
diese Unternehmen fleißig weiter den Rahm
abschöpfen. Ob dort die Hygieneregeln beachtet
wurden? „Das kann ich nicht beurteilen. Wenn
ich bei einem Discounter einkaufen wollte, dann
waren die Desinfektionsmittelspender grundsätzlich
leer. Außerdem ist an den Wühltischen
dichtes Gedränge“, sagt Mayer-Augarde.
Sie zählt auf die Menschen und hofft, dass sie
vor dem Kauf einer Jeans oder anderer Produkte
beim Discounter innehalten und sich fragen,
ob sie das nicht auch bei den Einzelhändlern in
den Fachgeschäften bekommen. „Vielleicht
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unsere Geschäfte diese Krise überleben.“
Zwar konnte sich auch Jürgen Kaufmann, der Inhaber
von JK-Computer in Daun, mit Reparatur-
Service über die Zeit retten. Dennoch findet
er es grundsätzlich „eine Unverschämtheit“,
dass bei Aldi und Co solche Produkte verkauft
werden können. Ganz zu schweigen davon,
dass sie das während des Lockdowns auch noch
konkurrenzlos tun konnten: „Wir durften keine
Kunden reinlassen und keine Beratung machen,
aber die dürfen einfach alles.“ Vor allen Dingen
muss er als Fachhändler feststellen, dass er kaum
noch an Produkte rankommt. Wenn ein Kunde
etwa Interesse an einem Laptop habe, müsse er
sich sofort entscheiden, denn das Angebot von
heute gelte morgen nicht mehr. Zudem seien
die Preise in dem Bereich durch Homeoffice
und Homeschooling um mindestens 20 Prozent
gestiegen. Das gelte auch für Drucker: „Ein
Gerät, das ich mal für 119 Euro verkauft habe,
liegt jetzt bei 240 Euro. So sieht es auch bei
Kameras und Headsets aus. Ich habe welche
für 24,95 Euro verkauft, jetzt bekomme ich die
als Händler für 119 Euro.“ Auch deshalb bringt
ihn der Prospekt von Aldi in Rage. Denn dort
gibt es all das zu extrem günstigen Preisen. „Die
Discounter können mit ihrer Marktmacht ganz
andere Preise anbieten.“
Aldi und Co machen sich auch im Blumengeschäft
breit. Hubert Bohr betreibt sein Gartencenter
nebst Blumenhandel, das schon seit mehr
als 100 Jahren besteht, mit sechs Mitarbeitern. Er
fürchtet, dass die Kunden nach dem Lockdown
nicht wieder zu ihm finden könnten, sondern
beim Discounter bleiben. Und diese bieten
Pflanzen nicht nur stationär an, sondern auch
online. Lidl bietet dort auf sieben Seiten das
komplette Pflanzensortiment. Bohr hat, wie
immer zu dieser Jahreszeit, auf mehr als 800
Quadratmetern Fläche Primeln, Bellis, Stiefmütterchen
und vieles mehr kultiviert und gezogen.
Dabei hatte er, seit Corona in unser Leben kam,
„ein ganz miserables Geschäft“: „Seit Corona
haben wir deutlich weniger Umsatz gemacht.
Das resultiert auch daher, dass in der Trauerbinderei
die Nachfrage so gering ist.“ Seit Mitte
Februar sei es zwar möglich, die Corona-Hilfe
3 zu beantragen. Das müsse aber wieder über
8
die Steuerberater passieren: „Die erstellen eine
Zwischenbilanz und das kostet richtig Geld.
Und das, was man bekommt, das muss hinterher
auch noch versteuert werden. Da bleibt nicht
viel hängen.“ Ihn ärgere besonders, dass die
Politik nicht auf die Idee gekommen sei, das
Prozedere kostengünstiger und einfacher zu
gestalten.
Von Anfang an haben die Geschäftsleute in
der Region sich an die jeweiligen Bedingungen
gehalten und die geforderten Hygienemaßnahmen
umgesetzt. Das war für sie alle erstens
selbstverständlich und lag zweitens im eigenen
Interesse. Schließlich wollte niemand einen
zweiten Lockdown in Kauf nehmen müssen.
Inzwischen hat selbst das Robert-Koch-Institut
(RKI) auf seiner Liste vermerkt, dass das Risiko
der Ansteckung mit dem Coronavirus dort
Jürgen Kaufmann, Inhaber von JK-Computer in Daun,
findet es „eine Unverschämtheit“, dass Discounter während
des Lockdowns Computer verkaufen durften.
„Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hätte das Angebot
der Discounter beschränken können“, sagt Patrick
Schnieder, Mitglied der CDU-Fraktion im Deutschen
Bundestag.
„niedrig“ sei – vergleichbar mit „Zusammenkünften
im Freien“. Alle Inhaber der kleinen
Einzelhandelsgeschäfte in Daun waren froh, als
daraus Konsequenzen gezogen wurden. Immerhin
konnten sie in Rheinland-Pfalz ab dem 1.
März wieder pro 40 Quadratmeter Fläche einen
Kunden oder auch zwei aus einem Haushalt
empfangen. Nach dem Motto „Click and Meet“
– also mit Termin. Beim Bund-Länder-Treffen
am 3. März wurde beschlossen, dass bei einer
Inzidenz von unter 50 diese Geschäfte wieder
zu dem Modell von vor dem zweiten Lockdown
zurückkehren können. Das ist seit dem 8. März
hier vor Ort möglich. Denn in Rheinland-Pfalz
liegt die Inzidenz gerade bei 47.
Die Einzelhändler in der Region freuen sich darüber,
dass die Politik gerade diese Rolle vorwärts
macht. Aber das tut sie mit angekündigter Rolle
ganz weit rückwärts: Steigt die Inzidenz auf
über 50, was angesichts der sich verbreitenden
ansteckenderen Mutanten ganz schnell passieren
kann, gilt wieder „Click and Meet“, also Einkauf
mit Termin. Sollte jedoch die 7-Tage-Inzidenz
gleich an mehreren Tagen in Folge auf über
100 steigen, müssen die Einzelhändler wieder
ihre Geschäfte schließen. Natürlich: Bis auf die
Lebensmittel-Einzelhändler.
Ob unsere Volksvertreter in Berlin das in
Ordnung finden, wenn dann wieder Prospekte
von Aldi und Co auf mehr als 20 Seiten an die
Wühltische locken? Patrick Schnieder (CDU),
Mitglied im Deutschen Bundestag, sagt, er sehe
das kritisch. Und er erinnert sich daran, dass in
jener Bund-Länder-Konferenz am 13. Dezember,
auf der auch der zweite Lockdown beschlossen
worden war, den Ländern die Möglichkeit
geboten wurde, das Angebot der Discounter
zu beschränken. Im Beschluss stand nämlich
Folgendes: „Der Verkauf von Non-Food-Produkten
im Lebensmittel-Einzelhandel, die nicht
dem täglichen Bedarf zuzuordnen sind, kann
ebenfalls eingeschränkt werden und darf auf
keinen Fall ausgeweitet werden.“ Die Landesregierung
in Rheinland-Pfalz hätte das also auch
einschränken können. „Aber das hat sie leider
nicht getan“, sagt Schnieder. In Sachsen habe
man zumindest versucht, das anders zu regeln
und den Handel mit Artikeln, die nicht zum
alltäglichen Bedarf gehören, zu untersagen. Das
habe dort jedoch zu „großen Protesten“ geführt.
Offenbar mit Erfolg: „Deshalb musste man die
Regelung in Sachsen bereits nach wenigen Tagen
wieder rückgängig machen“, so Schnieder
Der Protest der Riesen wirkt also, während der
Aufschrei der Kleinen ausbleibt. So dürfen wir
gespannt sein, was sich Aldi, Lidl und Co beim
nächsten Lockdown einfallen lassen und mittels
der Prospekte an alle Haushalte verteilen werden,
um noch einmal den Rahm abzuschöpfen.
Denn gewiss werden sie auch dann dafür sorgen,
dass sie mehr als nur Lebensmittel anbieten
dürfen. Man könnte sich glatt fragen, wer im
Land eigentlich das Sagen hat.
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Stand: 1. Januar 2021.
© Meike Welling, Kreisverwaltung Vulkaneifel
DAS DENUNZIANTENTUM NIMMT ZU
Zum Interview traf o7 Günter Willems (54), den Leiter der Abteilung Kommunales, Recht, Sicherheit,
Ordnung und Verkehr bei der Kreisverwaltung Vulkaneifel. Von ihm wollten wir wissen, ob sich die
Menschen in der Region an die Corona-Auflagen halten.
Herr Willems, die Pandemie hat auch Ihre
Ordnungsbehörde mit weiteren Aufgaben
versehen. Hatten Sie vorher zu wenig zu
tun?
Das ist nicht ganz richtig, denn für das Infektionsschutzgesetz
war die Kreis-Ordnungsbehörde
schon immer zuständig.
Wie lautet denn die Aufgabe in diesem Fall?
Wir haben die Aufgabe, dass wir die Quarantäne-Verfügung
aussprechen müssen in Absprache
mit dem Gesundheitsamt. Und nach der
jeweiligen Corona-Bekämpfungsverordnung,
davon gibt es bereits 17, sind wir zuständig für
Auslegungsfragen, für die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen,
für die Überwachung
der Vorschriften und für die Durchführung der
Bußgeldverfahren.
Hatten Sie denn ausreichend Personal?
Nein, wir hatten anfangs gar keine Außendienstmitarbeiter.
Drei haben wir im Lauf der
Pandemie eingestellt. Außerdem haben wir die
örtlichen Ordnungsämter und die Polizei um
Amtshilfe gebeten.
Halten sich die Menschen in der Region an die
Regeln?
10 | 11
Man muss sagen, dass die Leute größtenteils
sehr behutsam und achtsam mit der Situation
umgehen. Sie halten sich in den allermeisten
Fällen an die geltenden Regeln. Allerdings
haben wir festgestellt, dass die Disziplin jetzt
nach der langen Zeit ein wenig nachlässt.
Welche Strafen drohen denn überhaupt denen,
die sich nicht daran halten?
Das ist in Paragraf 73 Absatz 2 den Infektionsschutzgesetzes
geregelt. Ein Bußgeld von bis zu
25.000 Euro kann von uns verhängt werden.
Das Höchstmaß erreicht jemand zum Beispiel
dann, wenn er infiziert ist und sich vorsätzlich
nicht an die Quarantäne-Verfügung hält. Wer
zum Beispiel gegen die Maskenpflicht verstößt,
der soll ein Bußgeld von 50 Euro zahlen. Dabei
geht man von fahrlässigem Handeln aus. Bei
Vorsatz können wir den Betrag verdoppeln.
Wenn im Lockdown ein Hotel oder die Gaststätte
öffnen würde, was würde das kosten?
Solch ein Regelverstoß würde dann schon bei
5.000 Euro liegen. So gravierende Verstöße haben
wir in dem Bereich aber nicht festgestellt.
Diese Betriebe sind seit November geschlossen,
auch daran halten sie sich.
Welche Verstöße haben Sie festgestellt bei
Geschäften, die offen sind?
Auch die Geschäfte halten sich an die Regeln,
daran haben sie ja ein ureigenes Interesse. Sie
setzen die Hygienekonzepte um mit Kassenspuckschutz,
Markierungen auf dem Fußboden
und vielem mehr.
Hat das gleich von Anfang an reibungslos
funktioniert?
Man muss ja sehen, dass sich die Maßnahmen
bei jeder Verordnung verändert haben. Es
kamen immer weitere Bestimmungen hinzu.
Wenn das nicht gleich von Anfang an perfekt
umgesetzt wurde, sind wir behutsam vorgegangen
und haben unsere Aufgabe darin gesehen,
aufzuklären. Bestenfalls haben wir die Leute
ermahnt, das hat meist geholfen. Es war ja nie
unser Ziel, mit Bußgeldern zu drohen. Nur
bei Wiederholungstätern wurde schon mal ein
Bußgeld verhängt.
Und wie sah es im privaten Bereich aus – etwa
an Silvester?
Das verlief sehr diszipliniert und ruhig. Ich
war zu Mitternacht draußen auf der Straße und
habe festgestellt, dass die Leute meist in ihren
privaten Wohnungen geblieben
sind. Teilweise war es
wirklich tot draußen in den
Orten. Auch meine drei Außendienstmitarbeiter
haben
keine Verstöße festgestellt.
Wie sah es während des
Wintereinbruchs aus, als die
Touristen kamen?
Unsere Skipiste am Mäuseberg
hatten wir gesperrt, dort
hätten die Abstände nicht
eingehalten werden können.
Das Ski-Langlaufgebiet am
Ernstberg hatte von uns eine
Ausnahmegenehmigung,
weil das Gelände sehr weitläufig
ist.
In wie vielen Fällen haben Sie
Bußgelder ausgesprochen?
Wir hatten im ganzen Jahr
der Pandemie 200 Verstöße,
die mit Bußgeld geahndet
wurden. In den meisten
Fällen waren das Beträge
von 50 Euro, einmal hatte
jemand gegen die Quarantäne-Auflagen
verstoßen. Wir
haben ihn auswärts angetroffen
nach einem Hinweis aus
der Bevölkerung. Dabei hat
es sich um eine Kontaktperson
gehandelt, die nicht
infiziert war.
Haben Sie viele Hinweise
aus der Bevölkerung erhalten?
Also das Denunziantentum
nimmt mit Dauer der
Pandemie zu. Der Klassiker
ist, dass sich mehr Leute als
zulässig treffen würden. Es
gab Hinweise darauf, dass
tätowiert oder dass Nagelpflege
angeboten wird. Auch
dass irgendwo jemand aus
dem Nachbarland in einer
Ferienwohnung übernachten
würde, wurde uns mitgeteilt.
Aber Hotelzimmer und
Ferienwohnungen dürfen
ja zu beruflichen Zwecken
vermietet werden.
Woraus resultiert es Ihrer
Meinung nach, dass so viele
denunzieren?
Zum Teil daraus, dass die
Pandemie schon so lange
dauert. Zum Teil resultiert
es aus Unwissenheit. Das
liegt auch daran, dass jedes
Bundesland sein eigenes
Süppchen kocht. Übernachtungen
waren zeitweise hier
erlaubt und dort verboten.
Fahrschulen waren in Mainz
geschlossen, aber in Wiesbaden
offen.
Was hätte aus Ihrer Sicht
besser laufen müssen?
Ich hätte mir mehr Einheitlichkeit
bei den Regeln
gewünscht. Die Leute haben
hier angerufen, wenn sie
in ein anderes Bundesland
wollten und haben uns
gefragt, was sie am Ziel
beachten müssen. Ich konnte
aber nur erklären, was sie tun
müssen, wenn sie wieder zurückkehren.
Manche mussten
ja dann in Quarantäne, weil
es zeitweise sogar innerdeutsche
Risiko-Gebiete gab.
Haben Sie bei den vielen
Verordnungen mal den
Überblick verloren?
(lacht) Das wäre schlecht,
wenn wir den Überblick
verlieren würden. Spannend
war es, wenn freitags eine
neue Verordnung beschlossen
wurde. Dann haben wir
uns am Wochenende damit
beschäftigen müssen, weil
wir wussten, dass am Montag
das Telefon nicht mehr stillstehen
würde. Das alles habe
ich gemeinsam mit einem
Sachbearbeiter bewältigt.
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TIERISCH
WAS LOS
Wer allein lebt und im Homeoffice arbeitet, wünscht sich vierbeinige Gesellschaft.
Aber was passiert mit dem Tier, wenn das Virus verschwunden sein wird?
Warum nicht den vierbeinigen Begleiter anschaffen,
mag sich so mancher gefragt haben. Der kann
den Spaziergang mitmachen oder für Abwechslung im
tristen Krisenalltag sorgen. Streicheleinheiten nebst Kuschelrunden
gibt es obendrein. Das gilt auch für Katzen
– mit Ausnahme der Spaziergänge. Flächendeckend lässt
sich die Steigerung nicht einschätzen. Aber Stichproben
dokumentieren den Trend deutlich: Allein
in der Stadt Bochum wurden in der
Zeit von April bis August im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum dreimal so viele
Hunde angemeldet. Bei der Tierschutzorganisation
Tasso, die ein Haustierregister
anbietet, haben sich allein
Adel Bordbar, Inhaber von Zoo-4-You in
Daun, hat den Trend zum Tier in der Corona-Krise
am steigenden Umsatz erkannt.
Swetlana Gabricevic (links), 2. Vorsitzende
des Fördervereins Eifeltierheim, und
ihre Mitarbeiterin Line Villarsen sorgen
sich um die Tiere, die nur wegen der Krise
angeschafft wurden.
im Monat Juli 25 Prozent mehr neue
Hundebesitzer gemeldet als im Vorjahresmonat.
Nach Angaben des Verbands
für das deutsche Hundewesen (VDH)
sind im Jahr 2020 rund 20 Prozent
mehr Hunde gekauft worden als in den
Jahren davor. Dass der Bedarf an Futter
oder Spielzeug entsprechend gestiegen
ist, hatte das Unternehmen Fressnapf
für seine bundesweiten Filialen bereits
im Oktober des vergangenen Jahres
verkündet: Der Umsatz war zu diesem
Zeitpunkt bereits um 30 Prozent gestiegen.
Ob das auch hier auf dem Land der Fall ist, lässt sich
kaum feststellen. Zwar teilte die Verbandsgemeindeverwaltung
DAUN auf Anfrage von o7 mit, dass im vergangenen
Jahr die Zahl der gemeldeten Hunde abgenommen
habe – um 0,7 Prozent. Allerdings hat Adel Bordbar, der
in seinem Geschäft Zoo-4-You in Daun Tierbedarf anbietet,
den Trend zum Tier ebenfalls feststellen können: „Ich
habe die Zahlen für das vergangene Jahr noch nicht ausgewertet,
aber der Umsatz hat sich auf jeden Fall erhöht.“
Das gelte auch für den Handel mit Fischen, Reptilien, Vögeln
und kleinen Nagern wie Hamstern oder Kaninchen.
Und auch bei den Züchtern in der Region stand das
Telefon selten still. „Es ist wirklich extrem, bei uns geht
zehn Mal am Tag das Telefon. Wir haben Anrufe aus allen
Teilen Deutschlands und sogar aus den Nachbarländern“,
erzählt einer der Züchter, der nicht namentlich genannt
werden möchte. Er habe den Anrufern gesagt, dass es
bei ihm keine Corona-Hunde gebe,
weil seriöse Züchter da gewiss nicht
mitspielen würden. Das Problem seien
die „Vermehrer“ und Produzenten, die
um des Geldes Willen ihre Hündinnen
gerne mehrfach im Jahr belegen lassen.
Seit der Corona-Krise ist das wohl
lukrativ, sogar für Mischlings-Hundewelpen
würden nicht selten 2.000 Euro
bezahlt.
Auch bei Swetlana Gabricevic aus
Neunkirchen, 2. Vorsitzende des
Fördervereins Eifeltierheim Altrich,
hat zuweilen das Telefon geklingelt.
Anrufer waren auf der Suche nach
Hundewelpen oder Katzenjungen.
Dabei vermittelt sie gar keine Hunde.
Sie fängt verwilderte Katzen ein
und bringt sie zur Kastration. Immer
wieder zähmt sie eines der Tiere und gibt es weiter. „Wir
vermitteln am liebsten zwei Katzen zusammen, damit sie
Gesellschaft haben, während der Dosenöffner arbeitet.“
Tierschützer wie sie fürchten schon heute die Probleme
nach der Krise und Tierheime machen sich bereits auf
einen höheren Ansturm gefasst: „Was bringt denn eine
Vermittlung, wenn die Tiere nach Corona alle zurückkommen?“,
fragt sich auch Gabricevic. Aber vielleicht
sind die Arbeitgeber in der Region gefordert und müssen
solche Anfragen beantworten: „Kann ich meinen Hund
ins Büro mitbringen?“
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WIE LAUFEN DIE GESCHÄFTE,
ANDRÉ UND CHRISTIAN MAAS?
Wenn Erfolg auf handwerklicher Präzision basiert und in die Zukunft getragen wird,
dann zahlt sich der Einsatz jeder Generation gleich mehrfach aus. So wie bei der
Estrich-Fliesen Maas GmbH & Co. KG, dem Familienunternehmen in Ueß.
André (24) und Christian Maas (27) haben von Kindesbeinen
an ihren Vater auf die Baustellen begleitet. Zukunft denkt, werden gerade drei junge Nachwuchskräfte
beth Maas im Büro beschäftigt. Und weil man auch an die
Beide haben während der Schulzeit Praktika in anderen
handwerklichen Bereichen absolviert. Aber dann haben sie
sich doch für den Familienbetrieb entschieden. Nach ihrer
Ausbildung zum Fliesenleger haben sie bereits im Alter
von 20 Jahren die Meisterprüfung im Fliesen-, Platten- und
Mosaiklegerhandwerk vor der HWK Koblenz abgelegt.
Inzwischen führen André und Christian Maas gemeinsam mit
ihrem Vater Achim die Geschäfte des Familienunternehmens
Estrich-Fliesen Maas.
Großvater Josef Maas hatte das Unternehmen
1965 in der Hauptstraße
gegründet und mit nur einem Mitarbeiter
ausschließlich Estricharbeiten angeboten.
Mit der Zeit hatte er sein Angebot
ausgebildet. Aus dem ursprünglichen Zwei-Mann-Betrieb ist
ein Unternehmen mit 22 Mitarbeitern geworden.
Die Umsätze haben sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich
nach oben entwickelt. Privat- und Geschäftskunden
im Umkreis von gut 50 Kilometern bestellen hier sowohl Estrich-
als auch Fliesenarbeiten. „Hin und wieder bekommen
wir auch Aufträge von Architekten, für die wir bis nach Köln
fahren“, sagt André Maas. Aus Sicht der jungen Geschäftsführer
macht gerade die Kombination
von Estrich und Fliesen den Erfolg des
Unternehmens aus: „Damit bieten wir
das gesamte Paket für den Fußbodenaufbau.
Für Kunden ist das ein großer
Vorteil, weil wir für beide Bereiche die
erweitert und auch Fliesen verlegt. Später Elisabeth und Achim Maas sind froh, dass Gewährleistung geben“, so Christian
wurde die Garage des Wohnhauses
beide Söhne das Unternehmen in die Zukunft
führen werden.
umfunktioniert zum Ausstellungsraum für
Maas. Die Fliesen-Ausstellung rundet das
Geschäftsmodell ab. Denn hier werden
Fliesen. Sein Sohn Achim trat Anfang der 90er Jahre in die
Fußstapfen. Er erweiterte die Ausstellungsfläche um einen
Wintergarten. Mit dem Kundenkreis wuchs die Mitarbeiterzahl.
Inzwischen ist bereits die dritte Generation am Start.
Das wurde zum Anlass genommen, das neue Firmengebäude
im Gewerbegebiet Ueß zu bauen. Allein die Ausstellungsfläche
hat sich damit verdreifacht. Im Bereich Estrich arbeiten
mittlerweile sechs ausgebildete Handwerker unter der
Leitung von Achim Maas. Im Bereich Fliesen sind es fünf, die
von den Juniorchefs angeleitet werden. Zwei Vollzeit- und
zwei Teilzeitkräfte sind unter der Leitung von Mutter Elisa-
Kunden nach ihrem individuellen Bedarf sowohl in ästhetischer
als auch in technischer Hinsicht beraten: „Der reine
Fliesenverkäufer hat oftmals eine kaufmännische Ausbildung.
Dann fehlt das handwerkliche Know-how, das wir mitbringen“,
sagt Seniorchef Achim Maas. Er freut sich, dass seine
beiden Söhne auch in Zukunft dafür sorgen werden, dass
Theorie und Praxis Hand in Hand gehen. Digitale Techniken
fügen André und Christian Maas gerne hinzu. So können sie
ihren Kunden zeigen, wie das neue Badezimmer mit den
gewünschten Fliesen später aussehen wird – bevor sie eine
Entscheidung treffen.
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ein Facelift bekommen. Jetzt ist der
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länger geworden und misst ganze 4,55
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je zuvor. Dazu tragen das in der Seitenansicht
leicht abfallende Dach und die
markanten Linien und Kanten bei, die sich
über die Türen bis hin zum hinteren Kotflügel
ziehen. Das Interieur ist in Schwarz
gehalten und wirkt in Kombination mit
den silberfarbenen Akzenten und den optionalen
hellgrauen Ledersitzen einladend.
Das Modell hat bereits in früheren Ausstattungen
weltweit für Aufsehen gesorgt
und Designpreise gewonnen. Etwa im Jahr
2018 den Good Design-Award sowie im
Jahr darauf den RJC Car of the Year.
Neben der neuen Optik hat das neue
Coupé-SUV in der Einführungsausstattung
„Intro Edition“ richtig viel zu bieten.
Zum Beispiel: Adaptive Tempoautomatik,
Totwinkel- und Ausparkassistent, die
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auch hinten und ein beheizbares Lenkrad.
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Pferdestärken wird ergänzt von zwei Elektromotoren.
Vorne mit 82 PS und hinten
mit 95 PS – das ermöglicht das Allrad-
System „Super All Wheel Control“ in allen
Ausführungen. Insgesamt hat der Eclipse
Cross eine Systemleistung von 188 PS.
Im Alltag können jeweils 61 Kilometer
rein elektrisch gefahren werden – mehr als
der deutsche Autofahrer im Durchschnitt
täglich zurücklegt. An der Haushaltssteckdose
lädt der Akku in vier bis sechs
Stunden. An der Schnellladestation lädt
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Plug-in-Erfahrung hier voll ausspielt,
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aber noch mehr als seine Artgenossen: Er
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klasse herstellergarantie C. Space Star Kraftstoffverbrauch (l/
CO Jahre 2
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CO den 2
-Emission entsprechend außerorts Herstellergarantie
(g/km) neuem 4,0; bis 100.000
kombiniert WLTP-Testzyklus kombiniert km, Details unter
108–102. Effiz 4,5. w
er
herstellergarantie
den Messverfahren entsprechend NEFZ VO neuem (EG) umgerechnet.
715/2007, WLTP-Testzyklus VO (EU) 2017/
Messverfahren kombiniert VO (EG) 102. 715/2007, Effizienz-klasse VO (EU) 2017/ C. er
Messverfahren
1.0 Benziner 52 kW NEFZ VO (71
(EG) umgerechnet.
PS)
715/2007, 5-Gang Kraftstoffverb
VO (EU) 2017/
1 I Unverbindliche Preisempfehlung 1.0 Benziner 1.0
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4,0;
52 kombiniert (l/100 MMD (71 PS) Automobile km) 5-Gang
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CO GmbH, ab Impo
2
-Emission 4,7–
Kraftstoffverb
(g/
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2
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4,5. CO
in der
gegen 2
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(l/
vorbehaltlich gesetzlicher klasse Änderungen. C. Space 2 Star I Hauspreis, Kraftstoffverbrauch solange Vorrat reicht (l/ 2 |
klasse
CO 2 -Emission
C. Space (g/km)
Star kombiniert
Kraftstoffverbrauch 108–102. Effiz
CO (l/
Test-Ausstattung ist ein CO
den 2
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RICHTIG SO?
In diesem Jahr fallen vier der neun
gesetzlichen Feiertage in Deutschland
auf einen Wochenendtag. Schon werden
Forderungen laut, dass es dafür einen
freien Tag als Ausgleich in der Folgewoche
geben soll. Richtig so, oder zu viel
verlangt? Wir haben nachgefragt.
Dieses Jahr ist tatsächlich sehr „arbeitnehmerfeindlich“:
Am Tag der Arbeit (1.Mai) geht es los, der Feiertag fällt
ausgerechnet auf einen Samstag. Der Tag der Deutschen
Einheit am 3. Oktober ist an einem Sonntag. Und die Weihnachtstage
liegen gleich beide an einem Wochenende. Bereits
vor drei Jahren hatte die Linkspartei die Diskussion zum
Thema gestartet, dass es für Arbeitnehmer in jedem dieser
Fälle am darauffolgenden Montag einen freien Arbeitstag
geben soll. In diesem Jahr signalisierten auch die Grünen und
die SPD ihr Interesse am Ausgleich dieser ungünstig
fallenden Feiertage. In Rheinland-Pfalz
gibt es zwar elf gesetzliche Feiertage, während
es in manch anderem Bundesland nur neun
sind. Damit habe Deutschland jedoch deutlich
weniger Feiertage als viele andere europäische
Länder. Deshalb sollten zumindest diese
arbeitnehmerfreundlich gehandhabt werden.
Jörg Mertes, Betriebsleiter der Löhr Automobile
GmbH in Daun, hat 40 Mitarbeiter in
Werkstatt und Verkauf. Wie kommt die Idee
bei ihm an? „Es ist eine Farce, überhaupt darüber
zu diskutieren. Das ist für mich einfach ein
Politikum, weil in diesem Jahr Landtags- und
Bundestagswahlen anstehen. Die Links-Partei
und die SPD fahren das Thema hoch, weil sie
bei den Arbeitnehmern punkten wollen. Aber
es hat weder Hand noch Fuß.“ Würde es ihm
tatsächlich so schwerfallen, seinen Leuten an einem anderen
Tag freizugeben? Er habe 254 Arbeitstage in diesem Jahr und
sei froh über jeden Tag, an dem überhaupt gearbeitet werden
könne: „Der Einzelhandel ist gestraft genug durch die Pandemie
und ich vermute, dass die Arbeitnehmer auch froh sind,
wenn sie den Arbeitgeber unterstützen können, nachdem sie
so lange in Kurzarbeit mussten“, so Mertes.
„Jetzt sind andere Themen wichtiger
als das Verschieben von Feiertagen“,
sagt Julia Holz, Service-
Assistentin bei Löhr Automobile.
Jörg Mertes, Betriebsleiter von
Löhr Automobile in Daun, vermutet
hinter der Forderung nichts
weiter als Wahlkampfgetöse.
Julia Holz aus Daun arbeitet als Service-Assistentin bei Löhr
Automobile. Sie müsste doch die Idee gut finden, dass es für
Feiertage, die auf das Wochenende fallen, zusätzlich einen
Ersatz gibt – oder? „Natürlich wäre es schön, diese Tage zusätzlich
frei zu haben. Das könnte man zu normalen Zeiten so
sagen. Aber wir haben keine normalen Zeiten.“
Jetzt in der Pandemie komme es auf jeden Tag an, an dem
das Unternehmen Umsätze machen könne. „Außerdem bin
ich auch der Meinung, dass man die Feiertage nicht einfach
beliebig verschieben kann. Es ist nun mal
so, dass sie mal günstiger für Arbeitnehmer
und mal günstiger für Arbeitgeber fallen.“
Sie selbst war tageweise in Kurzarbeit und
kennt viele Menschen, die dauerhaft zuhause
bleiben mussten, während der Einzelhandel
geschlossen war: „Das ist keine einfache Situation
und das macht uns allen klar, dass jetzt
ganz andere Themen wichtig sind, als das
Verschieben von Feiertagen“, so Holz.
Fazit: Die Pandemie hat sicher nicht nur in
diesem Unternehmen Arbeitnehmer und
Arbeitgeber zusammengeschweißt. Vielleicht
haben die Politiker dieses Thema zur Unzeit
aufs Tableau gebracht. Obwohl sie doch sogar
damit argumentiert haben, dass die Arbeitnehmer
gerade jetzt, wegen der Pandemie,
mehr Ausgleich bräuchten und deshalb mehr
Zeit mit ihren Familien verbringen sollten. Weit hergeholt
ist die Idee aber mitnichten. Andere Länder gewähren ihren
Arbeitnehmern längst den Ersatz für Feiertage, die auf einen
Wochenendtag fallen – so wie Luxemburg. Dort dürfen sie
sogar selbst entscheiden, an welchem Tag sie ersatzweise bei
voller Bezahlung zuhause bleiben möchten.
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musste sie sich wegen gesundheitlicher
Probleme neu orientieren. Auf der Suche
nach einem Beruf, der sie körperlich
weniger fordert, ergriff sie die Chance,
sich eine Woche lang mit dem Optiker-
Beruf im Ausbildungszentrum zu
beschäftigen. Danach wusste sie, dass
sie ihren Traumberuf gefunden hatte. Sie
wollte Optikerin werden und bewarb
sich bei Vulkan OPTIK & AKUSTIK in
Kelberg um die freie Ausbildungsstelle:
„Der Beruf hat mich überzeugt, weil er
sehr vielseitig ist“, sagt Körfgen. Dazu
gehören die handwerklichen Arbeiten
in der Werkstatt, wie das Schleifen der
Gläser oder das Löten einer defekten Fassung.
„Wir richten die Fassungen immer
aus, bevor wir dem Kunden die neue
Brille mitgeben. Und manchmal gehört
es dazu, dass die Bügel gekürzt werden.“
Aber am besten gefällt der Auszubildenden
die Beratung der Kunden im
Verkaufsraum.
Optiker-Meister Achim Dimanski, Inhaber
von Vulkan OPTIK & AKUSTIK, legt
bei der Auswahl seiner Bewerber besonderen
Wert auf ein freundliches Wesen:
„Man sollte wirklich dazu bereit sein,
Dienst zu leisten. Dazu gehört viel Empathie,
denn die Menschen kommen ja
immer mit einem ganz individuellen Hilfebedarf
zu uns.“ Deshalb sei es wichtig,
jedem genau zuzuhören und höflich
zu sein. Ein gepflegtes Äußeres gehöre
ebenfalls dazu, weil auch Ästhetik und
Modebewusstsein in der Beratung der
Kunden eine wichtige Rolle spielen. Bewerber
sollten feinmotorisches Geschick
mitbringen, denn der Optiker sei immer
noch ein Handwerksberuf. „Bei uns kann
man gerne mit dem Hauptschulabschluss
starten. Allerdings sollte man Lernbereitschaft
mitbringen, denn die Ausbildung
grenzt an einen medizinischen Bereich
und ist schon deshalb sehr anspruchsvoll“,
sagt Dimanski.
Stefanie Körfgen fühlt sich rundum wohl
in ihrem Ausbildungsbetrieb: „Hier wurde
ich mit offenen Armen empfangen.
Ich kann jederzeit Fragen stellen und
meine Arbeit wird immer wertgeschätzt.“
Weil sie wegen der Umschulung diese
zweite Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen
konnte, wird sie bereits im Mai ihre
Gesellenprüfung ablegen. Was sie in Zukunft
plant? „Ich möchte auf jeden Fall
lange in diesem Beruf bleiben und freue
mich bereits, wenn ich nach der Prüfung
die Kunden rundum bedienen darf.“
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zu werden, schließt Körfgen nicht aus.
Dauer: Drei Jahre
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Bewerber mit Persönlichkeit“, sagt Achim
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AUS?
Viele Kaminöfen dürfen laut Gesetz demnächst nicht mehr betrieben werden.
Was tun: Wir haben die Fachleute gefragt.
Der nächste Besuch des Schornsteinfegers könnte rer verbrennen. Sie bieten einen höheren Wirkungsgrad
manchen Hausbesitzer teuer zu stehen kommen: und verbrauchen weniger Brennstoff. Sie holen also das
Zum Schutz der Umwelt müssen jetzt laut Bundes-Imissionsschutzverordnung
alle Kaminöfen aus den Baujahren von
1985 bis 1994 außer Betrieb genommen werden. Das
betrifft bundesweit mehr als eine Million Öfen.
Thomas Fölsing ist Schornsteinfegermeister im Bezirk
Daun VIII. Dazu gehört zum Beispiel Kirchweiler mit gut
100 Kaminöfen, von denen drei Viertel regelmäßig in Betrieb
sind. Er weiß, dass die in die Jahre gekommenen Öfen
Probleme machen: „Feinstaub- und
Kohlenmonoxid-Ausstoß sollen minimiert
werden. Deshalb sind wir gehalten
zu überprüfen, welche der Feuerstätten
zu welchem Zeitpunkt außer Betrieb
genommen werden müssen.“ Dabei bezieht
er sich auf die Herstellerangaben.
Maximum an Heizenergie aus jedem Stück Holz.“ Damit
der Neue Kaminofen eine lange Lebensdauer hat, sollten
Kunden etwa 1.000 Euro einplanen, zuzüglich der Kosten
für Anlieferung und Montage. Wer auf Pellets umsteigen
möchte und mehr Luxus wünscht, der muss etwas tiefer
ins Portemonnaie greifen: „Für etwa 2.000 Euro gibt es
elektronisch gesteuerte Pelletöfen, die auch dann die eingestellte
Temperatur halten, wenn man nicht zu Hause ist.
Damit kann man den Raum auch nicht
überheizen“ so Falkenberg. Wer es noch
exklusiver mag, der könne mit einem
Wassergeführten Ofen gleich auch das
Brauchwasser erwärmen. Allerdings
müsse die Installation von einem Heizungsfachmann
durchgeführt werden.
Thomas Fölsing, Schornsteinfegermeister
Fölsing bringt aber nicht nur schlechte
im Bezirk Daun VIII, weiß, welche Öfen
Nachrichten mit: „Ist der Ofen in einem hier in Kirchweiler ausgetauscht werden
sollten.
guten Zustand, kann man eine Messung
durchführen lassen.“ Wenn er die
Grenzwerte einhalte, dürfe er bleiben.
Dafür gibt es aber keine Garantie und
solche Messungen sind nicht ganz billig:
„Kollegen, die sich darauf spezialisiert
haben, können das oft schon im Vorfeld
Wenn Schornsteinfegermeister Thomas
Fölsing die Kaminöfen seiner Kunden
überprüft, weist er sie nur darauf hin,
ob der Ofen raus muss oder nicht: „Wir
sind dazu verpflichtet, die Daten der
Kaminöfen an die Verbandsgemeinden
weiterzugeben. Die Betreiber müssen
aber erst handeln, wenn diese ihnen
eine Frist setzt.“ Wie auch immer die
einschätzen. Die Kosten belaufen sich „Neue Öfen holen das Maximum an Energie
Kamin-ofenbetreiber entscheiden, sie
aus jedem Stück Holz“, sagt Dirk Fal-
auf rund 500 Euro.“ Man könne auch kenberg, der Fachmann für Öfen bei Eisen sollten sich bereits auf die nächste
nachträglich einen Feinstofffilter nachrüsten:
Thielen in Daun.
Runde der Überprüfung vorbereiten:
„Das ist optisch nicht besonders schön und kostet
ebenfalls mehrere hundert Euro.“ Zudem müsse dieser
regelmäßig gereinigt werden.
Es macht also Sinn, gleich auf einen neuen Ofen zu setzen.
Das jedenfalls empfiehlt Dirk Falkenberg, der Fachmann
für Holz- und Pelletöfen bei Eisen Thielen in Daun. „Neue
Bis zum Jahr 2024 sollen alle Öfen bis zum Baujahr 2010
außer Betrieb genommen werden, die nicht die Grenzwerte
einhalten. Aber Ausnahmen gibt es ja immer: Stellt etwa
der Holzofen die einzige Heizmöglichkeit im Haus dar,
darf er auch künftig für knisternde Gemütlichkeit sorgen –
ganz unabhängig von seinem Alter.
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ENDLICH WIEDER HAARE SCHÖN!
Seit dem 1. März haben die Friseurläden wieder geöffnet.
Wir wollten wissen, ob und wie sie den Lockdown überstanden haben.
Wie bei allen Friseuren in der Region
stand auch im Salon Rapunzel Hair
& Beauty in Ulmen das Telefon nicht mehr
still. Obwohl Linda und Sarah Adams gleich
beschlossen hatten, in den ersten zwei Wochen
bis abends um 20 Uhr zu öffnen, waren
die Termine für den März bis auf wenige Ausnahmen
bereits nach zwei Wochen vergeben
– für sie und die vier angestellten Friseure.
„Wir sind wirklich froh, dass wir endlich
wieder loslegen dürfen. Auch wenn das am
Anfang ziemlich hart wird für uns alle. Wir
müssen uns ja auch daran gewöhnen so
lange zu arbeiten und dabei stets eine Maske
zu tragen“, sagt Inhaberin Linda Adams.
Sie hatte im vergangenen Jahr sehr viel
Geld investiert in den größeren Friseursalon
mit Kosmetikstudio. Während des
ersten Lockdowns ab März 2020 fanden die
Renovierungsarbeiten statt. „Besser hätte es
vom Timing her gar nicht passen können.
Auch deshalb, weil wir im kleinen Laden das
Hygienekonzept gar nicht wirklich hätten
umsetzen können“, sagt Linda Adams im
Rückblick. Pech nur, dass das neue Konzept
mit den kosmetischen Behandlungen lange
26 | 27
Zeit gar nicht umgesetzt werden konnte.
„Wir haben den Kosmetikbereich mit Nageldesign
schon seit November nicht mehr
geöffnet. Die beiden Mitarbeiterinnen sind
seither in Kurzarbeit“, sagt Sarah Adams. Seit
dem 8. März dürfen sie auch den Beauty-Bereich
öffnen. Allerdings müssen Kunden für
alle Leistungen, bei denen sie keine Maske
Linda Adam (rechts), Inhaberin von „Rapunzel Hair &
Beauty“ in Ulmen, und ihre Schwester Sarah sind froh, dass
sie in den größeren Räumen die Regeln besser befolgen
können.
tragen können, einen negativen Schnelltest
nachweisen.
Ansonsten sind die Hygieneregeln weitgehend
geblieben wie vor dem Lockdown:
Kunden müssen eine medizinische Maske
tragen, die Hände desinfizieren, ihren
Namen und ihre Adresse hinterlassen, und
ausfüllen, ob sie Symptome haben oder
hatten. Nur jeder zweite Platz darf besetzt
werden und muss samt Werkzeug nach jedem
Kunden desinfiziert werden. Alle Handtücher
und Umhänge landen sofort nach
Gebrauch in der 60-Grad-Wäsche. Während
der gesamten Zeit müssen Adams und ihre
Mitarbeiterinnen eine medizinische Maske
tragen. Neu ist, dass sie diese jetzt auch im
Pausenraum aufsetzen müssen. Dabei haben
Linda und Sarah Adams bereits im vergangenen
Jahr die Erfahrung gemacht, dass die
Arbeit mit OP-Maske Migräne auslöst. Und
künftig wollen sie auf FFP-2-Masken umsteigen,
die noch mehr Atemwiderstand haben.
Ob sie Angst haben, sich anzustecken? „Wir
sind sehr vorsichtig und können nur hoffen,
dass alle Kunden die Bögen wahrheitsgemäß
ausfüllen“, sagt Linda Adams. Ihr ist die
Sicherheit von Team und Kunden so wichtig,
dass sie dafür auch zusätzlich Geld in die
Hand nimmt. So musste eine Mitarbeiterin
im letzten Sommer nach einem Italien-
Urlaub in Quarantäne und durfte erst wieder
arbeiten, als sie einen negativen PCR-Test
vorlegen konnte. „Das habe ich alles gerne
bezahlt, damit nichts schiefgeht.“
Für die Unternehmerinnen waren die
vergangenen Monate nicht leicht. Denn die
Überbrückungshilfe 3, die einen Teil der Fixkosten
seit Dezember ersetzen soll, können
sie erst seit Mitte Februar beantragen. „Wann
wir davon etwas bekommen, steht aber noch
in den Sternen“, so Linda Adams.
Friseurmeister Roland Steffes, Inhaber des
Salons Meyer & Marks in Daun, ist seit 1988
selbstständig und hätte niemals damit gerechnet,
dass eine Pandemie ihn zur Untätigkeit
zwingen würde: „Das ist schon ein hilfloses
Gefühl, dass man wirklich gar nichts machen
kann. Man ist ausgeliefert, weil man selbst
durch Engagement nichts ändern kann. Aber
ich habe meinen Optimismus nicht verloren“,
so Steffes. Er glaubt fest daran, dass der
Erfolg mit allen ist, die mit Liebe und Leidenschaft
das Handwerk ausüben. Er sieht seinen
Beruf als Berufung und war schon deshalb
froh, dass es endlich wieder losging. Auch
bei ihm stand das Telefon seit der Bekanntgabe
des Öffnungstermins nicht mehr still.
Das war seit November ganz anders. Bereits
der Lockdown light habe sich auf sein Geschäft
ausgewirkt, weil die Kundenfrequenz
in der Stadt rapide abgenommen habe.
Seitdem hat auch er noch keine staatliche
Unterstützung bekommen. Er hofft, dass die
von Bundesfinanzminister Olaf Scholz angekündigte
Bazooka nur vorübergehende Ladehemmungen
hat und die Gelder bald fließen
werden. Wie Steffes seine Fixkosten und das
„Man fühlt sich völlig ausgeliefert, wenn man gar nichts
machen kann“, sagt Roland Steffes, Inhaber von Meyer &
Marks in Daun.
Leben seiner siebenköpfigen Familie finanziert
hat? „Wir haben vom Eingemachten
gelebt und konnten dank der Kreissparkasse
den Kredit-Rahmen erweitern. Das müssen
wir aber alles irgendwann zurückzahlen.“
Ob er mit dem Gedanken gespielt hat,
schwarz zu arbeiten? „Nein, das wäre mir
als Unternehmer viel zu riskant. Dass einige
das anders gemacht haben, das sieht auch
der Laie an den frisierten Menschen auf der
Straße.“ Er fürchtet aber, dass der Lockdown
harte Nebenwirkungen haben wird, dass es
einige aus seiner Branche vielleicht nicht
schaffen werden. „Schwer ist es auch für
Ina Simonis, Salonleiterin bei Hairkiller in Daun, musste
wie viele ihrer angestellten Kolleginnen mit Kurzarbeitergeld
überleben.
unsere Mitarbeiter. Die bekommen zwar
Kurzarbeitergeld, aber das reicht hinten und
vorne nicht“, so Steffes.
Davon kann Ina Simonis, Salonleiterin bei
Hairkiller in Daun, ein Liedchen singen.
„Wenn ich nicht meinen Lebenspartner mit
seinem stabilen Gehalt hätte, mit dem ich
mir Miete und Autokosten teile, dann wäre
es wirklich eng geworden“, sagt Simonis.
Das liege daran, dass das Kurzarbeitergeld
für Menschen mit Kindern nur 67 Prozent
und für diejenigen ohne Kinder sogar nur
60 Prozent des Nettolohnes betrage. Für
das Trinkgeld, das zufriedene Kunden für
guten Service zahlen, gab es keinen Ersatz.
Deshalb fehlen Simonis und ihren kinderlosen
Kolleginnen außer den 40 Prozent zum
vollen Nettolohn auch noch die 250 bis 350
Euro Trinkgeld pro Monat. Umso mehr freut
sie sich über jeden Anruf, der ihr zeigt, dass
es weitergeht – fast wie zu normalen Zeiten.
Hätte Melanie Schleuning mit der Pandemie
gerechnet, hätte sie zu Beginn des
vergangenen Jahres vielleicht eine andere
Entscheidung getroffen. Die Inhaberin des
Haarstudios Beate in Darscheid hat zu
diesem Zeitpunkt das Geschäft der Mutter
und das Haus übernommen. „Entsprechend
habe ich eine große Finanzierung laufen,
bei der ich einen Puffer für Renovierungen
eingebaut habe. Das war mein Glück, denn
davon habe ich gelebt. Jetzt kann es aber
„Wir kommen nicht weiter bei der Pandemie-Bekämpfung,
wenn alle irgendwelche Schlupflöcher nutzen“, sagt Melanie
Schleuning, Inhaberin des Haarstudios Beate in Darscheid.
sein, dass ich die Renovierungs-Pläne auf die
lange Bank schieben muss“, sagt Schleuning.
Hätte sie das Haarstudio gemietet, würde
die Belastung zu den Betriebsausgaben
zählen und staatlich gefördert. Beim Erwerb
von Eigentum werden hingegen nur die
Zinsen für das Darlehen als Betriebskosten
anerkannt, wodurch sie weniger staatliche
Unterstützung bekommen wird. „Es ist schon
frustrierend, dass den Großen alles gegeben
wird, während die Kleinen das Nachsehen
haben“, so Schleuning.
Nicht gefallen hat ihr auch die Tatsache,
dass manche ihrer Berufskollegen trotz des
Verbotes zu Kunden nachhause gefahren
sind: „Wir kommen nicht weiter bei der
Pandemie-Bekämpfung, wenn alle irgendwelche
Schlupflöcher nutzen. Da sollte jeder
einen Schritt weiterdenken, und nicht nur die
eigenen Probleme sehen.“ Es sei schließlich
immer mit einem Risiko für die eigene Gesundheit
verbunden, wenn man zu Menschen
nachhause fährt. Melanie Schleuning
ist eine, die den Kopf nicht so leicht in den
Sand steckt. Deshalb freut sie sich, dass sie
zusammen mit ihren acht Mitarbeiterinnen
endlich wieder ihrer Leidenschaft nachgehen
und Menschen frisieren kann. Auch im
Haarstudio Beate waren die ersten Wochen
flugs ausgebucht: „Am Anfang werden wir
richtig viel zu tun haben. Danach flacht es
dann wieder ab. Aber das ist doch eine schöne
Sache!“ Und selbst wenn den Friseuren
im Land so wie in Österreich zur Aufgabe
gemacht werden sollte, dass die Kunden vor
dem Schnitt einen Selbsttest machen müssen,
wäre das aus ihrer Sicht in Ordnung: „Wenn
es die Sicherheit erhöht und den Salon offenhält,
dann würde ich das umsetzen.“
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Die allermeisten Menschen in Deutschland kennen Büchel. Aber häufig nur im Zusammenhang
mit den hier deponierten US-Atomwaffen. Die Einwohner selbst schauen ganz anders
auf ihren Ort: Zusammenhalt und starke Infrastruktur sorgen dafür, dass er Zukunft hat.
Gottfried Fuchs (68) war noch ein
Dreikäsehoch, als der Flugplatz in den
50er Jahren gebaut wurde: „Damals waren
die meisten Menschen hier Bauern. Durch
den Flugplatz hatten sie die Möglichkeit,
mehr zu verdienen.“ So wie sein Vater, der
dort anheuerte. Die Landwirtschaft wurde
im Nebenerwerb von der Mutter und dem
älteren Bruder weitergeführt. Fuchs ist immer
gerne in „Beschel“ geblieben. Das zeigt
schon die Tatsache, dass er sich als Rentner
der „Alten Schmiede“ im Ort annimmt. Zuerst
hat er das Werkzeug geordnet, das der
Schmied dereinst für seine Arbeit brauchte.
Und die Produkte, die er damit schuf,
ebenfalls. Dann hat er aus dem Häuschen
den passenden Treffpunkt für Senioren
geschaffen, indem er einen großen Tisch und
viele Stühle hineinstellte. Wenn nicht gerade
Pandemie ist, stocht er die Esse, dort wo der
Schmied einst sein Feuer zündete. Draußen
zeigt ein roter Eimer, dass die Tür jedem offensteht.
Wo früher die Kühe und Pferde beschlagen wurden,
parken kurz darauf die ersten Rollatoren. Bei Wasser, Bier
und Kaffee sitzt man zusammen, schaut sich auf dem riesigen
Flat-Screen die alten Schwarz-Weiß-Bilder aus der Jugend an
und singt die Lieder, die jeder auswendig kennt.
Das Dorf erfreut sich großer Beliebtheit – auch unter den
jungen Menschen. Carolin Schmitz (30) ist hier aufgewachsen.
Nach der Ausbildung zur Industriekauffrau ist sie
nach Simmern gezogen. Als sie anschließend in Trier BWL
studierte, hat sie dort gewohnt. „In der ganzen Zeit war ich
an jedem Wochenende hier in Büchel. Weil ich bei unseren
Manchmal wird es ganz sentimental,
wenn Gottfried Fuchs mit den
Senioren zusammen in der Alten
Schmiede Bilder anschaut und Lieder
singt.
Carolin Schmitz ist zurückgekommen
und wird ihrem Heimatort bald einen
weiteren Einwohner schenken.
„Wir wollen den Ort attraktiv halten
für junge Familien“, sagt Tino Pfitzner,
Ortsbürgermeister in Büchel.
Funken getanzt und im Verein Fußball
gespielt habe“, sagt sie. Immerhin habe
Büchel sogar eine Damenmannschaft. Vor
zwei Jahren kam Schmitz dann endgültig
zurück. Sie arbeitet bei der Kreisverwaltung
in Cochem und gründet gerade ihre eigene
Familie. Dazu hat sie im Ortskern ein Haus
gekauft: „Wir haben hier ein aktives Dorfleben,
deshalb kommen viele junge Leute
wieder zurück.“
Ein Haus hier zu erwerben, sei gar nicht
so einfach, weiß Ortsbürgermeister Tino
Pfitzner (32): „Bevor das bei einem Makler
landet, ist es meist schon verkauft. Das
liegt daran, dass wir noch ein Neubaugebiet
haben. Aber das werden wir in den
nächsten Jahren ändern.“ Gerade entstehen
die Pläne für den Neubau der Grundschule
und des Kindergartens, die beide in die
Jahre gekommen seien: „Wir wollen ja für
junge Familien attraktiv bleiben, damit sie
alles finden, was sie brauchen“, so Pfitzner.
Und damit auch niemand auf die Idee kommt, hier sei man
„weit vom Schuss“, zählt er kurz auf, was es vor Ort alles
gibt: Hausarzt, Tankstelle, Metzgerei, Bäckerei, Friseur, Restaurants,
Imbiss, und vieles mehr. „Die Busse fahren hier im
Stundentakt Richtung Ulmen oder Cochem.“
Gottfried Fuchs macht indes auch seine „Alte Schmiede“
zukunftssicher: Seit Anfang des Jahres ist er immer wieder mit
seiner Kamera im Ort unterwegs und fotografiert alles, was
ihm vor die Linse gerät. Die nächsten Generationen sollen
sich ebenfalls hier treffen können – und viel Spaß haben,
wenn sie seine Bilder aus ihrer Jugend sehen.
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WAS FÜR DIE OHREN
Wolfgang Poss hat sich während der Pandemie einen langgehegten Traum erfüllt.
Jetzt schickt er mit dem eigenen Sender „Radio Disco Times“ Black Music aus den
70er und 90er Jahren in die Eifel – und in die Welt.
Sein Vorbild waren die kleinen Sender in den USA: Wolfgang Poss hat die Krise genutzt und sich einen großen Traum erfüllt.
Die Krise macht kreativ. Das war auch bei Wolfgang
Poss (58) aus Schalkenmehren der Fall. Der Unternehmer,
der zu normalen Zeiten Ferienimmobilien vermietet,
hatte während des ersten Lockdowns viel Zeit. Bei der Gelegenheit
beschäftigte er sich mit dem, was ihm schon immer
die meiste Freude bereitet hat: Musik. Nicht irgendwelches
Gedudel, sondern die Musik, die er in den Diskotheken
der amerikanischen Streitkräfte in Spangdahlem, Binsfeld,
Frankfurt oder Wiesbaden hörte. Als ehemaliger Polizist hatte
er Zutritt zu vielen Live-Konzerten
der legendären Bands in den
NCO-Clubs der Amerikaner: „Das
war eine tolle Zeit. Ich habe Barry
White, Earth, Wind & Fire, Kool &
the Gang, die Commodores, die
Temtations, Lional Richie und viele
mehr erlebt.“ Dabei wurde er zum Liebhaber der Musik und
legte damals selbst als DJ in der Eifel auf – in den Discos
Backstuw, Baccara und Beach in Daun, im Golden Gate in
Gerolstein und im Castel in Bitburg.
Zuhause hörte er meist AFN, den Sender der amerikanischen
Streitkräfte in Deutschland, weil dort die meiste Soul-
Music zu hören war. Poss war damals aber auch häufig in
den USA und bei der Gelegenheit hat er sich in die kleinen
regionalen Radiosender verliebt, die über Mittelwelle oder
UKW seine Lieblingsmusik ins Land sendeten: „So einen
Radiosender wollte ich immer gründen. Einen, in dem
immer nur meine Mucke läuft“, schwärmt er.
Und genau das hat er in der Lockdown-Zeit getan: Wolfgang
Poss gründete „Radio Disco-Times – The Soul Radio“.
Poss hat sie noch im Original: Die Langspielplatten aus den
70er und 80er Jahren.
An sieben Tagen pro Woche schickt er rund um die Uhr
vom Internet-Sender aus Soul, R&B, Oldschool, Funk und
die Discomusik der 70er bis 90er an jeden, der das hören
will. „In der Eifel gibt es viele Soul-Fans. Das merke ich
am begeisterten Feedback auf die Sendungen.“ Andere
mögen es lieber funcky mit Michael Jackson und Prince.
Manche schmelzen dahin, wenn sie mal wieder Sade oder
Barry White hören. Dabei passt er den Stil immer an die
Tageszeit an. Wochentags läuft ein Mix aus Dance Tracks
und Lovesongs. Abends nach 22
Uhr gibt es die „Night Breeze“,
in der Slow-Moves dominieren.
Nachrichten sendet Poss alle drei
bis vier Stunden – außer Freitagund
Samstag-Nacht. Dann läuft
von 20 Uhr abends bis vier Uhr
früh „The Weekend Groove“: “In diesen Nächten kann uns
jeder kostenlos als DJ nutzen für die eigene Oldschool-Party
zuhause. Und damit auch niemandem langweilig wird, gibt
es bei uns immer Raritäten, wie zum Beispiel besondere
Mix- und Clubversionen“, sagt Poss. Am „Smooth Sunday“
sendet er nur relaxte Soul- und R&B-Titel.
Mittlerweile hat er sogar schon eine eigene Fangemeinde in
den USA. Aber sein größter Fan wohnt im gleichen Haus:
Sohn Fabian (7) kann jetzt schon viele der Songs mitsingen,
obwohl er die Sprache noch nicht versteht. Und manchmal
darf er sogar mit dem Papa zusammen moderieren.
„Radio Disco Times“ findet man in der Suchmaschine
und auf www.radio.de.
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URLAUBSPLANUNG
UND CORONA
Die Sehnsucht nach Normalität ist groß – das gilt auch für die Urlaubsplanung. Aber:
Macht es überhaupt Sinn, jetzt zu buchen? Und was passiert, wenn sich die Bedingungen
vor Reiseantritt ändern?
Zu Jahresbeginn wurden wegen der Mutationen des Coronavirus
wieder die Rückreisebedingungen verschärft: keinen richtigen Ansprechpartner hat, der könnte schnell
allerdings davon ab, in dieser Krise online zu buchen: „Wer
Wer aus einem Risikogebiet kommt, muss den PCR-Test den Überblick verlieren.“ Sie behält immer die aktuellen
machen. Außerdem muss jeder bereits am Urlaubsort seine Bedingungen für jene Kunden im Blick, die ihre Reisen im
Einreise anmelden, bevor er die Rückreise antritt. Zudem vergangenen Jahr ins Frühjahr dieses Jahres umgebucht
soll man sich in eine Quarantäne begeben. Diese kann hatten.
man abkürzen durch einen weiteren negativen PCR-Test am Ulrike Zöllner-Knieper vom Reisebüro Bell in Daun, sieht
fünften Tag. Günter Altmeier aus Üdersdorf hat immer gerne ebenfalls Zurückhaltung bei vielen ihrer Kunden. „Die
Wanderurlaube in Europa gemacht. „Wir
Menschen haben zwar große Sehnsucht
waren schon überall auf den Kanaren
nach Reisen, aber sie sind auch
mit den Landfrauen oder dem Bildungswerk
unsicher. Manche buchen aber bereits
Sport.“ Auch in diesem Jahr würde
jetzt und nehmen die Flex-Angebote
er sich zusammen mit seiner Frau gerne
an. Das sind vor allem Familien mit
auf den Weg machen, aber erst nach der
Kindern.“ Griechenland sei sehr gefragt
Impfung. „Ich gehe davon aus, dass ich
„Wir planen einen Extra-Service nach der
Öffnung“, sagen Stephanie Bill-Sünnen gewesen, bevor Anfang März dort die
und Michael Bill, Inhaber des gleichnamigen
Reisebüros in Daun.
Ende des zweiten Quartals an der Reihe
Infektionszahlen stiegen und das Land
sein werde“, so Altmeier. Gebucht hat
zum Risikogebiet erklärt wurde. Spanien
er aber noch nicht, weil sich Impfstoff-
stehe derzeit nicht ganz so hoch im Kurs
Lieferungen verzögern könnten. „Wir
wie Deutschland selbst. Viele wollten
planen vorsichtshalber keinen Flug,
an die See oder in die Berge reisen.
sondern nur eine Wanderwoche im
„Manche Kunden buchen auch deshalb
Fichtelgebirge.“
bereits ihren Sommerurlaub, damit sie
Ob man tatsächlich noch keine Reise
zumindest die Vorfreude genießen könnten“,
Ulrike Zöllner-Knieper vom Reisebüro Bell
ins Ausland planen sollte? Stephanie in Daun weiß, dass ihre Kunden sich nach
sagt Zöllner-Knieper. Ob in diesem
Bill-Sünnen und ihr Bruder Michael Bill unbeschwerten Ferien sehnen.
Zusammenhang der digitale EU-Impfpass
sind da anderer Meinung: „Ich empfehle unseren Kunden, Sinn macht? „Jede Aussage dazu wäre Spekulation. Es ist ja
gerade jetzt zu buchen, weil die Anbieter tolle Aktionen noch nicht geklärt, was mit den Menschen passiert, die sich
haben. So ist es zurzeit noch möglich, ein Flex-Paket zu mangels Impfstoffs noch nicht impfen lassen konnten, die
buchen“, sagt Bill-Sünnen. Dann habe man bis zwei Wochen
aber auch reisen wollen.“
vor Reiseantritt noch die Möglichkeit, ohne Angabe In beiden Reisebüros freuen sich die Berater, dass sie ihre
von Gründen zu stornieren. „Das gibt es jetzt bei vielen Kunden endlich wieder persönlich treffen können. Michael
großen Reiseanbietern und es entstehen keine oder nur sehr Bill und Stephanie Bill-Sünnen bieten sogar einen Extrageringe
Gebühren“, fügt Michael Bill hinzu. Wer hingegen Service an: „Wenn wir merken, dass die Kunden mehr
erst im Sommer buchen wolle, könnte mangels passender Bedarf haben, sind wir von acht Uhr früh bis 20 Uhr abends
Angebote dann leer ausgehen. Stephanie Bill-Sünnen rät durchgehend hier vor Ort anzutreffen.“
33
RISIKO
ABSICHERN
Jeder Vierte wird im Lauf seines Arbeitslebens berufsunfähig. Corona könnte diese
Zahl und damit die Beiträge nach oben treiben. Deshalb ist es wichtig, sich früh
gegen dieses Risiko abzusichern. Allerdings gilt es, Fallstricke zu vermeiden.
Andreas Häb, Geschäftsstellenleiter der Provinzial-
Geschäftsstelle in Daun, weiß, was es bedeutet, wenn
Kunden die Fragen nach dem Gesundheitszustand nicht
gründlich genug beantworten: „Das kann dazu führen, dass
die Versicherung nicht zahlt, wenn es ernst wird. Deshalb sind
die korrekten und wahrheitsgemäßen Antworten vor Vertragsabschluss
entscheidend.“ Er empfiehlt, bei der Krankenkasse
die sogenannte Patientenquittung anzufordern,
auf der jeder Befund ersichtlich sei. „Die
Leute erinnern sich im Detail oft nicht mehr
an Diagnosen“, so Häb. Außerdem solle man
beim Abschluss nicht nur auf die Beitragshöhe
schauen, sondern die Prozessquote und die
Anerkennungsquote des jeweiligen Versicherers
genauer unter die Lupe nehmen. Letztere
habe 2019 bei der Provinzial-Versicherung mit
86 Prozent vergleichsweise hoch gelegen. Häb:
„Die fehlenden 14 Prozent sind nicht etwa leer
ausgegangen, sondern konnten oft mit unseren
Assistenzleistungen im Beruf bleiben.“
Arno Hadam, seit 21 Jahren freier Versicherungsmakler
in Daun, achtet sowohl im
Interesse seiner Kunden als auch in seinem
eigenen auf die wahrheitsgemäße Beantwortung.
Für die Beratung und die Empfehlung
einer Versicherung müssen Makler wie er
nämlich gegenüber den Kunden haften. „Das
ist der wesentliche Unterschied zu Vertretern,
die ausschließlich für ein Unternehmen arbeiten“,
sagt Hadam. Nicht selten liegen auch seine Kunden mit
der vermuteten Diagnose falsch. So sprechen sie von einem
„Hexenschuss“, während der Arzt ein „Lendenwirbelsäulensyndrom“
in der Akte notiert. „Der Bewegungsapparat spielt
für die Versicherer eine ähnlich große Rolle wie die Psyche,
34
„Versicherungsnehmer sollten vor
Vertragsschluss auf die Anerkennungsquote
achten“, rät Andreas
Häb, Leiter der Geschäftsstelle der
Provinzial in Daun.
Arno Hadam, freier Versicherungsmakler
in Daun, achtet auch
im eigenen Interesse auf eine präzise
Beantwortung der Gesundheitsfragen.
die bereits 40 Prozent aller Leistungsfälle auslöst.“ Je nachdem,
welche Vorerkrankung in der Patientenakte des Arztes steht,
können Versicherer Leistungen oder den Versicherungsschutz
ablehnen. Ob davon auszugehen ist, dass auch eine Covid-
19-Erkrankung zum Ausschlusskriterium wird? „Momentan
spielt das noch eine untergeordnete Rolle. Das könnte sich
aber ändern“, sagt Hadam. Allerdings müsse auch diese
Erkrankung bereits vor Vertragsabschluss
genannt werden. In der Risikoprüfung komme
es dann auf den konkreten Verlauf an. „Eine
künstliche Beatmung könnte hier zum Ausschluss
führen.“
Provinzial-Geschäftsstellenleiter Andreas Häb
ist davon überzeugt, dass durch die Pandemie
einiges auf die BU-Versicherer zukommen
wird: „Da sind einerseits die Erkrankten, wo
wir die Spätfolgen noch gar nicht einschätzen
können. Nicht zu unterschätzen sind auch
die Begleiterscheinungen. Dazu gehört der
hohe psychische Druck durch die Lockdown-
Phasen.“ Das alles könnte sich auf den Preis
auswirken. Deshalb rät er besonders Eltern,
für ihre Kinder frühzeitig die BU-Versicherung
abzuschließen. „Dann profitieren diese
lebenslang von einem niedrigen Beitrag“, so
Häb.
Wer die Gesundheitsfragen korrekt beantwortet
und darauf achtet, dass der Vertrag auf die
„abstrakte Verweisung“ in einen anderen Beruf
verzichtet, ist auf der sicheren Seite. Laut Hadam verbessert
vor allem ein verkürzter Prognosezeitraum die Bedingungen
deutlich. So erhält der Betroffene beim richtigen Versicherer
die volle BU-Rente, wenn er ein halbes Jahr lang seinen zuletzt
ausgeübten Beruf nicht mehr zu 50 Prozent ausführen kann.
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